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Aus der Medizinisehen Universit~tsklinik zu Leipzig. (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. yon Strfimpell). Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. Von Walther Weigeldt, Assistenten der Klinik. (Abgeschlossen im Juli 1920). (Mi't 13 Kurven.) I. Theorie. II. Methodik. III. Klinik. Anhan g: 1. Leiehenliquor. 2. Ersatz des Goldsols dutch Kongo- rubin (des Kongorubinsol). Die Zahl tier Untersuchungsmethoden des Liquor eerebrospinalis ha~ sich in den letzten Jahren trotz regen Forschens kaum vermehr& Die Grtinde hieffiir Iiegen einmal in ~ul]eren Faktoren, zum anderen daran, da~ ein Bedfirfnis naeh neuen Liquorreaktionen nut vorlieg~, soweit sie spezifisch sind and fiber die Frage der Jxtiologie rfiekhalt- los Aufschlul] geben, insbesondere fiber die Kardinalfrage: Ist eiae Erkrankung des Zentralnervensystems luetiseh oder nichtluetisch. Aul~erdem w~re freilich eine mSglichs~ einfaehe Luesreaktion er- wiinseht, "die mit wenig Aufwand yore praktischen Arz~e selbst aus- geffihrt werden kSnnte. Wie es bisher scheint, so nehmen aber mit der Vereinfachung die unspezifischen Resul~ate zu. Da es bisher weder im Blutserum noch im Liquor hoehempfind]iehe, rein spezifisehe Reaktionen gibt, haben die Au~oren mit Reeh~ vorwiegend Verfeine- rungen der schon bekannten m~i{~ig empfindlichen Reak~ionen aus- gebau& Aueh die Auswertungsmethode der Wa.R. im Li~tuor naeh Haup ~- mann ist noeh als mal~ig empfindlieh zu bezeichnen, da sie ers~ bei ausgesprochen sehweren Erkrankungen positive Resulta~e gibe. Grot]es Aufsehen erregte deshalb 1912 Lunges erste Mitteilung

Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis

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Page 1: Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis

Aus der Medizinisehen Universit~tsklinik zu Leipzig. (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. yon S t r f impe l l ) .

Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. Von

Walther Weigeldt, Assistenten der Klinik.

(Abgeschlossen im Juli 1920). (Mi't 13 Kurven.)

I. Theor ie . II. Methodik .

III. Klinik.

A n h a n g: 1. Leiehenliquor. 2. Ersatz des Goldsols dutch Kongo-

rubin (des Kongorubinsol).

Die Zahl tier Untersuchungsmethoden des Liquor eerebrospinalis ha~ sich in den letzten Jahren trotz regen Forschens kaum vermehr& Die Grtinde hieffiir Iiegen einmal in ~ul]eren Faktoren, zum anderen daran, da~ ein Bedfirfnis naeh neuen Liquorreaktionen nut vorlieg~, soweit sie spezifisch sind and fiber die Frage der Jxtiologie rfiekhalt- los Aufschlul] geben, insbesondere fiber die Kardinalfrage: Ist eiae Erkrankung des Zentralnervensystems luetiseh oder nichtluetisch. Aul~erdem w~re freilich eine mSglichs~ einfaehe Luesreaktion er- wiinseht, "die mit wenig Aufwand yore praktischen Arz~e selbst aus- geffihrt werden kSnnte. Wie es bisher scheint, so nehmen aber mit der Vereinfachung die unspezifischen Resul~ate zu. Da es bisher weder im Blutserum noch im Liquor hoehempfind]iehe, rein spezifisehe Reaktionen gibt, haben die Au~oren mit Reeh~ vorwiegend Verfeine- rungen der schon bekannten m~i{~ig empfindlichen Reak~ionen aus- gebau&

Aueh die Auswertungsmethode der Wa.R. im Li~tuor naeh Haup ~- mann ist noeh als mal~ig empfindlieh zu bezeichnen, da sie ers~ bei ausgesprochen sehweren Erkrankungen positive Resulta~e gibe.

Grot]es Aufsehen erregte deshalb 1912 Lunges erste Mitteilung

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fiber die Goldsolreaktionl). Nich~ nur die Entscheidung yon lueli- schen und nichtluetischen Erkrankungen des Zen~ralnervensyslems schien diese Reak~ion zu ermSglichen, sondern auch noch die weRere Differenzierung innerhalb der beiden Krankheitsgruppen, besonders innerhalb der Lues. Doch sehr bald kam die En~uschung. Wie so oft folg~e auf iiberschwi~ngliche Hoffnungen ein j~her Riicksehlag und ers~ allm~hlieh kris~al]isier~e sich der wirkliche Wer~ der Gold- solreaktion heraus. Wer heu~e ohne ~riftige Griinde auf ihre Hflfe verzieh~e~, geh~ eines grol~en Vor~eils verlustig. Um mR ihr arbeRen za kSnnen, mu~ man allerdings fiber ihre Leis~ungsf~higkei~ un~er- richte~ sein und keine Anspriiehe an sie s~el]en, die sie niehl erfiillen kann. Einen vollwer~igen Ersatz der G.R. kennen wit bisher nichk Am n~chsten komml ihr noch die Mastixreak~ion ( E m a n u e l [1915]), besonders ihre Modifikation yon Kafka und J a k o b s t h a l [1918]), welche zwar einen weilgehenden Parallelismus zeigr abet ihr doch ohne Zweifel unterlegen isk

S~m~liche Au~oren sind sich wohl darin einig, da~ sich in bezug auf EmpfindlichkeR keine andere Reaktion mi~ der Goldsolreaktion messen kann. Spezifisch ffir Lues is~ sic in der Hand eines gefib~en Un~ersuehers unter Beriieksich~igung des ,,Reaktionsspektrums" (Es- kuchen) in s demselben Ma~e wie die Wa.R. Sic ist eine sehr willkommene Erg~nzung der Wa.R. im Blulserum and Liquor und der neueren Pri~zipitm~ionsreaktionen (Sachs, Georgi , Meinicke). Eskuchen bezeichnet sic deshalb als Erg~nzung zu den 4 Reaktio- hen Nonnes mR vollem Rech~ als ,fiinf~e Reaktion'. Wenn sich Irotzdem die G.R. bis heu~e selbs~ an Kliniken vielfach keiner Be- liebtheR erfreu~, so lieg~ der Grand allein darin, dal~ die Hers~ellung des Goldsols auf erhebliehe Schwierigkeiten stSl~. Wie diese zu be- heben sind, sol] sp~er eingehend erSr~ert werden.

I. Theo re~ i s che r Tell. Suchen wir zun~chs~ zu erforsehen, auf welchen ~heore~ischen

Grundlagen sich die G.R. au~bau~. Die grol~en Errangenschaften, welche die junge WissensehaR der

Kol]oidchemie in den le~zten Jahrzehn~en auf allen Gebie~en zu ver- zeichnen ha~le, wurde auch ffir die Liquorun~ersuchung bedeu~ungs- roll. Es isl das Ve~diens~ yon Z s i g m o n d y , darauf hingewiesen zu haben, dal~ das Goldsol, welches dutch Elek~roly~e gefgll~ wird, durch andere Kolloide gegen diese Wirkung beschii~z~ wird. Es stelRe sich heraus, daI~ dieser Goldschutz flit die einzelnen EiweilikSrper quan~i- laxly gemessen verschieden is~, derar~, dal~ er eine Differenzierung

1) Abgekfirzt G.R. 19"

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292 W ~ . ~

yon EiweigkLrpern ermLglich~. Z s i g m o n d y nannte diese Eigen- sehuf~ der Kolloide Goldschu tz und nannte diejenige Anzahl yon Milligrammeu Kolloid, welehe eben nicht mehr ausreicht, um l0 cem einer gut bereReten, hochroten'GoldlLsung vor dem nach Zusatz yon 1 ecru I00/0iger Chlornatr~umlLsung eintretenden Farbumschlag nach Viole~ oder dessen Nuancen zu bewuhren, Goldzahl. Jeder Eiweil~- kLrper hu~ demnach eine bestimm~e, flit ihn eharakteris~ische Gold- zahl. Z s i g m o n d y zeig~e weRerhin, dug die abgebauten EiweigkLrper yore Typ der Albumosen trotz ihres noch uusgesproehenen kolloidelen Charakters clas Goldsol zum Umsehlag naeh Blau bringen kLnnen, unstat~ es zu sehfitzen. Die Verh~Rnisse in der Beur~eilung eines Kolloidgemisches wurden dadurch erheblich komplizierter.

C. Lunge ffihr~e das kolloidale Gold in die Serologie ein. Aus: gehend yon dem ~edanken, den Goldsehutz; den luetisehe und nor- mule Sera geben, zu differenzieren, mugte er zun~ehsg feststellen, dug sowohl die Blutsera SyphilRiseher als uueh Normuler das Gold unter- sehiedslos uusfloekten. Erhebliehe Un~ersehiede fund er jedoeh bei der Untersuehung des Liquor cerebrospinalis. �9 W~hrend normaler Liquor sowohl unverdiinnt, uls aueh in fortsehreRender Verdfinnung das Goldsol unvergnder~ lggt, f~lR pa~hologiseher Liquor dus Gold in pr0gressiven Verdfinnungen spezifiseh aus. MRtels 0,4~ NaC1- LLsung und Liquor werden in i2 RLhrchen Liquorverdtinnungen der- ar~ hergestellt, dug jedes RLhrehen die I-]~lfte des vorangehenden enth~iR, also bei I2 RLhrchen 1:10, I:20, I:40 bis 1:20,000. Zu jeder dieser Liquorverdiinnungen setzt man 5 ccm hochroten Goldsols. Putho- iogischer Liquor (besonders Paralysis progressiva, Tubes, Hirnlues, abet aueh Lues latens, multiple Sklerose, Meningitiden)verursacht eine Farbenver~inderung des Goldsols yon Purputro~ fiber Ro~violett, Blauviolegt, Bluu, Blauweig his zur vLlligen Entft~rbung. Auffgllig is~ der Umstund, dug das Ausfloekungsoptimum nicht bei der st~rk- sten Liquorkonzentra~ion des Liquors liegt, sondern bei einer bes~imm- ken Verdfiunung, welehe bei den versehiedenen in Betraeh~ kommen- den KrankheRen versehieden und fiir sie bis zu einem gewissen Grade eharakteristiseh ist (Lues 1/4 o his l/s 0, nieh~luetisehe Meningitis 1/~o his t/640 ). Lunge hglg die G.R. im Gegensatz zur Wa.R. fiir n i c h t spezifiseh, obgleich bei posRiver Wa.R. die s~grksten Goldsolreuk~io- nen auftreten. Er sug~, die G.R. geht im allgemeinen der Phase I Nonnes parallel. Lunge gluubg, dug die G.R. im wesentliehen qual i - t a t ive Differenzen der Eiwei~kLrper aufdeeke. ~hnlich ~uger~ sieh Eieke , der Lunges Untersuchungen mi~ einem empfindlicheren mo- difizier~en Goldsol an grogem Material fortsetz~e. Er ist der Meinung, dug die G.R. im Liquor uuf der gegenseRigen Ausfloekung kolloidaler

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Eiweil~kSrper beruh~. Globuline, Nukleoproteide und die hSheren Eiweil~spal~produkte der Albumosen sind seiner Ansicht naeh, ebenso wie bei tier Wa:R., yon besonderer Bedeutung auch fiir die G.R.

Die zuni~ehs~ unvers~iindliche und merkwiirdige Ta~sache, dal~ die G.R. nieh~ wie die chemischen Reaktionen bei tier sti~rks~en Konzen- ~ration, sondern bei einem Optimum auf~ri~, braehte Spg t auf den Gedanken, da~ fiir den Ausfall tier G.R. der Antagonismu s zwischen Eiweiii-Sehutzk011oid einerseRs und Elek~rol~wirkung andererseRs nieh~ ma/~gebend sein kSnne, dal] vielmehr in den Liquores besondere S~offe mi~ ausflockender Eigenscbaf~ wirksam sein miiI~ten. Auf Grund seiner serologisehen Un~ersuchungen kommt Sp~t zu dem Schlul], dal] die G.R. eine Reaktion des luetischen Ant~ikSrpers is~. Er be- zeiehnet die G.R. als eine Immunit~sreaktion oder wenigstens als ein Modell einer solchen.

Za loz ieck i , der die G.R~ an dem grol~en Material unserer Klinik naehgeprfif~ hat, h~R sie, wie Sp~t , ffir eine ImmunR~sreak~ion. Er is~ der Ansicht, dal~ die Ursachen der G.R. wohl yore Eiweil~- und Elek~rolytgehal~ des Liquors abh~ngig ist, daI~ aber bei den lae~ischen Fiillen eine Kolloidflockung analog der Porges -Meie r schen ReaktGion (Modifikation yon t f e r m a n n und Peru~z)vorlieg~. El ias , N e u - baue r , P o r g e s und S a l o m o n fanden n~mlieh, da~ diese Reak~ion nich~ auf Vermehrung eines besonderen Eiweil]kSrpers beruh~, sondern auf einer Verminderung der S~abflit~ der be~reffenden Eiweil~kSrper~ um eine Kolloidreak~ion zwisehen gewisseu hydrophilen Kolloiden und den Globulinen zuzureehnenden EiweilikSrpern des Blu~serums.

N e u f e l d ha~ sich sp~t~er eingehend mi~ Unt~ersuchungen fiber das Wesen der G.R. besch~f~ig~ und st~immt S p ~ t~eilweise zu. Seine Versuche fiber die Wirkung der Minerals~uren, die er irrtiimlicher- weise flit die s~rksten Elektrolyte h~ilb, auf das Goldsol zeigen, da~ die im pa~hologisehen Liquo r vorkommende ,,Subs~anz" bei wei~em s~rker wir]~ als Minerals~uren. Er folger~ hieraus, dal] diese S~offe der Gruppe der Enzyme und Fermen~e angehSren. N e u f e l d nimm~ nun auf Grund des Parallelismus.der Leukocy~envermehrung im Liquor mR der G.R. an, da~ die auf~re~enden Fermenl~e aus den Leukocy~en s~ammen. Gleieh tier yon K l i n g e r und H i r s c h f e l d gefundenen Ge- rinnungsreak~ion bei Lues sei die G.R. eine Thrombin-An~i~hrombin- reaktion. ~ e u f e l d begrfindet seine Annahme yon Fermen~en oder Enzymen im pat~hologisehen Liquor dami~, dal~ die st~rksten Elek~ro- lyre (Minerals~uren, Kochsalz, Kupfersulfa~, Ammonsulfa~) ungleich schw~eher auf das Goldsol einwirken als die im pathologisehen Liquor vorkommende Subs~anz. Diese Ansieh~ beruht~ anf fa]sehen Voraus- setzungen. Die oben angeffihr~en Elek~roly~e (Minerals~iuren usw.)

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294 W~m~bD~:

sind niimlich nicht die s~{irksten. Die Stgrke der Wirksumkeit der Elek~roly~e h~ingt vielmehr nach den neuesten Un~ersuchungen yon Wo. Os twald yon tier Wer~igkei~ tier A~ome und besonders vom Kation ab. N e u f e l d bezeichnet in einer sp~iteren Arbeit die G.R. als einziges Analogon tier Wa.R., eine spezifisehe Immunit~i~sreak~ion. Er vermute~, dab yon den zwei verschiedenen KSrpern~ die Komplemen~- ablenkung verursachen, der elne dem Syphiliserreger direk~ en~stammt, der andere durch Eiweif~zerfall ents~eh~.

B e c h h o l d nimm~ als Ursaehe der G.R. im luetisehen Liquor eine bestimm~e Substanz (Globuline) an.

�9 Des Wesen der neuen Reak~ionen auf Syphilis (Saehs-Georg i , Mein icke , Bruck) h{ingt abet, wie wir im Folgenden sehen werden, mi~ tier G.R. sicherlieh aufs engs~e zusammen. DaB sic auf einer Bindung yon Extrakflipoiden mi~ Serumstoffen beruhen, is~ keines- wegs bewiesen. Die {il~eren Arbei~en yon Sachs und Georgi , und ebenso neuere yon Jo~l und B e r e z e l l e r wollen die erw~hn~en Re- ak~ionen auf einen sich zwisehen Serumkolloiden und Lipoidgemischen (Ex~rak~lipoiden) abspielenden Vorgang zuriickfiihren.

H e r z f e l d und K l i n g e r dagegen und naeh' ihnen Mein icke haben in jiings~er Zei~ mi~ Rech~ die le~zten Ursachen der Aus- fioekungsreaktionen auf kolloidehemisehen Gebie~ gesueht und glauben, dal~ sich die Reak~ionen zwisehen Elek~roly~en und mehr oder weniger labilen EiweiBkSrpern abspielen. Mein icke speziell ist der Ansich~, dab der wesenfliehe Vorgang eine physikahsche Ver~inderung der Globuline is~ und wahrseheinlich in einer Abgabe yon locker gebun- denem NaC1 besteh&

Hiibsehma, nn be~on~ in seinen neues~en Ausfiihrungen, daI~ des Wesen aller dieser Ausfloekungsreak~ionen in einer Floekung der Globuline, also in kolloidaler LSsung befindlieher Teile des Serums bes~eh& Da jede _&nderung an irgendeiner Stelle des kolloidalen Systems auf die Ausfloekbarkei~ tier empfindlichen Globuline einwirk~, branch~ sich die Reak~ion selbs~ gar nieh~ an den 81obulinen abzu- spielen. Le~z~eres haben vor kurzem Gloor und K l i n g e r zu be- weisen versueh~, indem sic zeig~en, dal~ im tue~isehen Serum nieh~ bloB eine die Globuline, sondern auch die anderen Eiweil]kSrper be- ~reffende Ver{inderung (grSBere Menge oder Labilitii~)bes~eh~, sondern dug es each ohne seine Globuline posi~iv reagier&

Zwischen den A u s f l o e k u n g s r e a k t i o n e n unct der Wa~R. bes~eh~ ein wei~gehencler P a r a l l e l i s m u s . Die Un~ersuehungen yon K l i n g e r and Hirschfelc l , Sachs , Na than , ~ Ioo r u n d K l i n g e r u. a. haben geniigend Beweise fiir die kolloidehemische Auffassung yore Wesen der Wa.R. erbraeh&

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Viele Eigen~iimlichkeRen, die bei der Anstellung der Wa.R. g~- funden wurden, lassen sich physikalisch-ehemisch zwanglos erkl~ren. So z.B. die Beobachtungen yon t t i i b s c h m a n n und Bercze l l e r , welche fiir Serum and Antigen nach l~ngerer Au~ewahrung unspe- zifische Hemmung zustande kommen sahen. Es handelt sich hierbei offenbar nur um die Best~itigung des allgemeinen Gese~zes der Kol- loidehemie, dal~ kolloidale LSsungen mi~ dem Altern an S~abilR~t ein- biil~en, labiler werden, grSbere Teilchen bilden, eine niedrigere Dis- pe r s i~ zeigen, t t i r s c h f e l d u~nd K l i n g e r deuteten diese Ver~nde- rungen schon vor l~ngerer Zei~ als physikalische Zus~ands~nderung tier Eiwei~kolloide, und zwar nahmen sie an, da~ nur die Olobuline labiler werden. Neuerdings erkl~rte auch Kot~mann die Wa.R. ffir eine kolloidale Reaktion. Er ersieh~ den Grund ftir den positiven Ausfall derselben bei Lues in einer DispersionsvergrSberung der Blu~- kolloide. Natiirlich fehR es auch nieh~ an gegenteiligen Ansich~en (Breinl u. a.).

Dal~ ftir das Verst~ndnis der Wa.R. auch die Vorg~nge bei der tt~molyse yon grSl~ter Bedeu~ung sind, kann ich bier nur s~reifen. Ieh verweise auf die prinzipiell neuen Forsehungen fiber den Ladungs- zustand der Zellkolloide der Erythrocy~en und deren Einflul~ auf die Hgmolyse (ttSber, H a f f n e r und J o d l b a u e r , Neuschlol~ u.a.).

Wir sehen also, dal~ tier Wa.R. und der sogenannten Ausflockungs- reak~ion mi~ grsfi~er WahrscheinlichkeR die gleiehe Vergnderung der Serum- bzw. Liquorqua]Rg~ zu..grunde liegen. Dieselbe Labilisie- rung der Eiwefl~kolloide, dieselbe Anderung im DispersRi~tsgrade des Serums oder Liquors diirf~e den positiven Ausfall der Reaktionen be- dingen. Ich mSch~e n~un noch w e l t e r gehen und mi~ den so- genann~en A u s f l o e k u n g s r e a k ~ i o n e n auge r tier Wa.R. auch die G.R. im L i q u o r c e r e b r o s p i n a l i s als e i n e Re~k t ion an- sehen, d i e auf ganz d e n s e l b e n k o l l o i d e h e m i s c h e n Stabi l i - ~ s v e r ~ n d e r u n g e n b~ruh~. Das wirksame Agens is~ im Prinzip bei allen Reak~ionen, Wa.R., S a c h s - G e o r g i , Mein icke , G.R. nahe verwand~, wenn nicht dasselbe. Gemeinsam ist ihnen allen ebenso die Ursache des PosRivwerdens, n~imlich der sieh im Gewebe abspielende meist luetisehe Krankhei~sprozelk HSchs~wahrseheinlich infolge der Spiroeb~i~ensch~idigung fiihren die Abbauprodukte des Gewebes zu einer kolloidalen Zustands~nderung im Reizserum, Blutserum oder Liquor, je naeh dem Sitz des lue~isehen Prozesses. L0kales Entstehen der Wa.R. is~ auf Grund dieser Anschauung plausibel und besonders dutch die Untersuehungen yon B e r c z e l l e r fiber selbst~ndiges und zeRlich friiheres Auftre~en positiver Wa.R. im Reizserum des Primgr- affektes bewiesen worden. Verschieden in ihrer Ar~ und besonders

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in ihrer Empfindlichkeit sind nut die Indikatoren tt~molyse, Aus- flockung, Triibung, Ver~grbtmg (G.R.). Dait die G.R. mit jedem Blur- serum unterschiedslos stark positive Reaktion ergibt, is~ offenbar in dem hohen GehaR an Albuminen and Globalinen begriindet, yon denen einzelne infolge ihres labileren Charakters fi~llend auf das sehr empfind- liche Goldsol wirken.

Es empfiehl~ sich, an dieser S~elle zum Verst~indnis des Folgen- den auf die physikalisch-chemischen Vorg~nge, speziell bei der G.R. etwas genaner einzugehen.

Die hochrote kolloidale GoldlSsung schl~ig~ mR NaC1-LSsung und Liquor bei der G.R. mehr oder minder plS~zlich in Violett oder Blau urn: Dieser Farbumschlag is~ das makroskopische Kennzeiehen flit die Koagulation und bedeutend eine DispersR~tsgradsverringerung im Be- reich tier kolloidalen Dimensionem Die einzelnen Goldteilchen ~reten zu grS~eren Komplexen zusammen und sinken dann naeh l~ngerer oder kiirzerer ZeR unter fast vSlliger Entfiirbung der Fliissigkei~ zu Boden. Darer die Koagula~ion eintritt, mul~ eine gewisse Elek~rolyl- konzentra~ion, die ,Schwellenzone" erreicht werden, unler welcher keine Koagulation eintrRt. Innerhalb der Schwellenzone ver~nder~ sich die Koagula~ionsgesehwindigkeR mi~ der Elek~rolylkonzen~ration mehr oder weniger stark. Diese Zone geht kon~ inu ie r l i ch in die angrenzenden Konzen~ra~ionsgebiete fiber, einersei~s in das Gebiet, wo keine Koagulation s~attfinde~, andererseRs in das Gebie~, wo die Koa- gulationSgeschwindigkei~ maximal ist. DiesseRs und jenseits dieser Zone befinden sich Hemmungszonen. Da{~ die Teilchen der kolloidalen GoldlSsung vor dem Elek~rolytzusaiz nich~ koagulieren, wird physika- ]isch-chemisch dutch Abstol~ungskr~Re erkl~rt, welche eine elek~risch geladene Doppelschicht um die einzelnen Teilchen bilden (Per r in und Constan~in). Unter dem Einflul~ der E[ektrolyte verringer~ sich das Doppelschichtpotential immer mehr und mehr, bis bei einem gewiiien GehaRe die S~abilit~sgrenze iiberschritten wird. ~ach einem be- s~immten Grade yon Entladung trR~ nun ansta~ der Absto~ung eine Anziehung (At~rak~ion) der Teilchen ein un4 es komm~ zur Koagula~ion (Zsigmondy). Diese eb~n vorge~ragenen Ansich~en sind z. T. frei- lich noeh nicht allgemein anerkannt. Die Frage nach den Bedingungen der Stabilii~ kolloidaler LSsungen und der dami~ eng verkniipf~e Koagula~ionsvorgang bilden vielmehr noch heu~e das Hanp~problem der KoUoidchemie.

In weRes~em Mal~e ausschlaggebend is~ die Dispersit~ der kol- loidalen LSsung. MR ihr bezeichne~ man die TeilchcngrSite, welche mR dem Alter der LSsung zunimm~, dadurch, da~ die einzelnen Kol- loidteilchen wasserreicher, grSl~er und hiermR gleichzeitig weniger

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stabil werdem Derselbe Vorgang 1 ~ sich an Gela~inelSsung, Gold- sol, Serum und auch am Liquor selbs~ beobachten, denn letzterer wird post mortem nach und nach immer labiler und f~illt Goldsol schlieltlieh stark aus (siehe Abschnit~ Leiehenliquor).

Aus diesen physikalisch-ehemischenErw~gungen geht hervor, dalt die G.I~. das Resultat eines aul~erordentlieh komplizier~en Vorg~ngs ist. Elektrolyt, stabile und labile Kolloide mit ihren versehiedenen elektrischen Ladungszus~nden wirken aufeinander ein. Die G.R. be- ruht ~uf der gegensei~igen Einwirkung tier Eiwei~kolloide des Liquors, des kolloidalen Goldes (Goldsol) und eines Elektrolyten (NaC1). Gold- sol und ~aC1 sind die Kons~anten, die Eiweil~kolloide die Variablen. Die Effahrung hat gelehrt, da{~ die Eiweilikolloide des normalen Liquors eine derar~ig gese~zm~l~ige S~abilit~t besitzen, daI~ sie das Goldsol nich~ ver~ndel~.

Die Uberlegungen, die t t f i b sehmann fiber Abgrenzung versehie- dener Infektionskrankhei~en dutch versehieden abgestimmte kolloid- chemische Reaktionen anslellt, sind, soweit ieh sehe, reeht aussich~s- reich. Ob sich die Beobach~ungen ~ihnlicher Ausflockungsreaktionen besonders bei Tuberkulose besi~igen, wird die Zukunft lehren (Stil- l ing, Baumg~r~el). Dal~ kolloidehemische Zustands~nderungen im Serum ode~ Liquor nut bei der Syphilis au~treten soll~en, w~ire doch sehr eigen~iimlich. Mit anders zusammengese~z~en Kolloidge- mischen wird man vielleieh~ in Zukunfl lernen, wei~ere ~hnliche .Re- aktionen yon denen der Lues zu ~rennen.

Die G.R. zeig~ nun, dal~ diese Erw~gungen t t i i b schm anns nich~ nur in weiter Zukunf~ ]iegende Theorien zu sein scheinen. Mit ihr geling~ es n~mlieh, allein_~.~L~,h die Ar~ der Ausfloekungszone in dem zum Versuch hergestell~en Kollo~gemiseh ziemlieh seharf, wenn aueh nieh~ streng spezifisch, zu un~erseheiden die Eiweil~stoffe, die bei Lues im Liquor au~treten, und solche, die bei anderen En~zfind~ngen ge- bildeb werden. Freilich bewegen wir uns much bier noch in den An- fangss~adien, vermSgen eben die Fehlerquellen auszuschalten und die Resulla~e mi~ Miihe zu deuten.

II. Techn i sche Tell. Wenn man die Litera~ur fiber die G.R. iiberblickt, so ~iill~ so-

fort auf, dal~ fast alle Autoren die Sehwierigkeit und Launenhaftig- kei~ bei der Herstellung eines brauehbaren Goldsols bedauern, dann, da~ fast jeder Autor eine kleine Modifikation der Goldsolzubereitung an~bt, weil es ihm auf die bisher fibliche Ar~ fiberhaupt nich~ oder nich~ regelm~l~ig gliiek~e, ein klares purpurfarbenes GoldsoI darzu- siellen. Jeder der Nachuntersueher hat nach neuen Fehlerquellen ge-

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sucht, und muncher suh oft 10 Gl~ser Goldsol hintereinander ~er- derben. Trotz reinster Chemikalien, fiber~riebener Sauberkeit and un- ermtidlichen Flei~es gelung es bisher nicht, ohne einen gewissen Prozentsatz yon FehIresuRuten zu urbeiten. Viele Autoren brachen wegen der Versager, der Umst~ndlichkeit und Unberechenburkeit bei der Hersteliung des Goldsols ihre Versuehe ub. lhr ubsprechendes Urteil fiber die ganze G.R. is~ d~raus verst~ndlich. F le sch fordert, um diesem Ubels~ande ahzuhelfen, Herstellung des kolloidulen Goldes in einer Fabrik, was auch, ullerdings zunEchst nur a]s Reugenz bei der Priifung der Dialysierhfilsen bei der Abderhaldensehen Reuktion, ge -~ schehenist(Mutzkiewitsch). G luse r , J~ge r , Goids te in , P r e ~ k e l - YIeid en and W er@h e r eruchten huup~s~chlich wegen der technisehen SchwierigkeRen die G.R. als unzuverl~ssig und nicht geeignet fiir den klinischen Gebruuch. L jub i t seh u. u. roll'lung die Eickesche Gold- solzubereRung fiberhuup~. Wie sehwierig und luunisch die Herstellung eines hochroten brauchbaren Goldsols is~, wird am besten dadurch ch~rak~erisiert, dalt E icke selbst in neuester Zei~ luut briefllcher Mi~- ~eilung n~ch seiner Modifikution kein gules Goldsol mehr hers~ellen konn~e. Er wandte sich deshalb wieder der Lungeschen Me'bode zu, freflich uuch nicht ohne Versuger. S chae f fe r , yon dem die :letzte Modifiku~ion der Goldsolzubereitung stammt, reehnef jetzt mi~ 2 bis 4 ~ FehlresuRuten, hat uber geJegen~lich viel hShere Versagerwer~e gehub~. S te rn und Poensgen haben zwur neuerdings die Uber- legenheR der G.R. fiber die anderen Kolloidreaktionen, besonders fiber die Mustixreuktion im Liquor hervorgehoben, beduuern uber die ent- stehenden Schwierigkeiten bei der Goldsolzubereitung und beziehen sl"e~ccf ein geringwertiges Goldehlorid. :

D~e ungefiihrten Effahrungen der Autoren mSgen genfigen, um yon den S chwierigkeiten der Goldsolzubereitung ein Bfid zu ent- werfen. Es ist demnuch kein Wunder, dul~ viele Kliniker sich uus diesem Grunde abhuRen lassen, die G.R. fiberhuupt anzus~ellen. Es erschein~ infolgedessen bei dem unerkannten hohen diagnostischen Wert der G.R. besonders gereehtferti~, fin folgenden auf die Technik der Goldsolherstellung etwa s genauer einzugehen. Meine Ausfiihrungen grfinden sich uuf die Erfuhrungen, die ich bei der Ans~ellung yon 600 Goldsolreak~ionen gewonnen hube.

Ich begann meine Versuche mil~ tier Originulmethode C. Lunges. Die BereRung eines einwundffeien Goldsols gelung mir nach etwu ein- monutiger Lehrzeif sowohl nach] Lunge als nach E icke und Schueffe~, allerdings nur mi~tels eigener Modifiku~ionen, yon denen sp~er die Rede s~in wird.

Auf die spezielle Methodik der Goldsolzubereitung nuch Lunge

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mSehte ich ebensowenig eingehen, wie auf die yon Eick~e angegebene Methode. Eine eingehende Schilderung der Eickeschen Vorschriften (mi~ kle~nen Ab~nderungen) befinden sich in der yon E s k u c h e u be- arbei~eten Monographie fiber Lumbalpunktion. Die yon S c h a e f f e r gegebenen Anweisungen fiber die Goldsolzuberei~ung stellen ebenfaUs eine Modifikation der Eickeschen Methode dar. Sie sind znm grSl~ten Tell in meinen wei~eren Ausfiihrungen enthalten und noch durch einen Briefwechsel mib S c h a f f e r ergi~nzt.

Einen besonderen Standpunkt nimm~ K a f k a ein, indem er auch bei der G.R. zur Aufilndung der geeigne~en Elektrolytkonzen~ration eiaen Kochsalzvorversuch mit 0,2--0,6 ~ NaC1-LSsung fiir nStig erachtet and die letzte noch nicht entf~rbende ~aC1-Konzentration ffir die geeignete h~ilt. Da~ faint jedes Goldsol versehieden salzempfind- lich ist, kann auch ich best~tigen. Ich babe ebenfalls Kochsalzver- suche angestellt und ersehen, dal~ sie durchaus nieht zwecklos sind. Die Empfindlichkei~ eines neu hergestell~en zu prfifenden Goldsols ergib~ sieh meis~ ebenso deutlich bei dem ersten Versuch mit einem Liquor, dessen Reaktion bekannt ist,. nnter Verwendung yon 0,4 ~ ~aC1-LSsung. Obgleieh sieh, soweit ieh auf Grand der Li~eratur sehe, dieser Kochsalzvorversueh bisher nieht eingefiihrt hat, mSehte ieh doch auf seinen Weft hinweisen und das Verdienst Kafkas yon neuem hervorheben, d a e s in Vergessenhei~ gera~en zu sein scheint. Ieh werde in dem Kapitel fiber die KoehsalzlSsung darauf zuriick- zukommen hubert.

Der Vollst~ndigkeit halber sei gleich bier erw~hnt, da~ ich auf Anregung yon Wo. 0 s t w a l d 1) bin noch eine andere Zubereitungs- ar~ des Goldsols gebraueh~e. Zur Uberfiihrung in den Solzus~and wurden hash vSlliger Neutralisation tier LSsung bei 100 0 C. zu 300 ecru GoldlSsung, 20--40 ecru Alkohol absolutns rasch zugegossen. :Nach 5--20 Minuten langem Weiterkochen trat mi~ grol~er Regel- mal~igkeit tier Farbumsehlag fiber Rosa nach'Purpurrot ein. Dieses GoldsoI ist im auffallenden Lieht gelblieh-rot leicht triib, ist haltbar nnd zeigt ebenfalls bei derselben Versuchsanordnnng die bekannten Farb- umschlage. Vergleichende Untersuchungen ergaben regelm~l~ig eine e~was geringere Empfindlichkeit im Farbumschlag.

Nach einer l~ngeren Versuchszei~, in tier gleichzeilig s~imtliehe drei Arden yon Goldsol verwendet warden, entsehlol~ ich mich aus zwei mir wichtig erscheinenden Griinden gruadsatzlich zu der Eicke- schen Traubenzuckerme~hode der Goldsolzubereitung: 1. weil sich zeigte, da{~ das Formalin- und Alkohol-Goldsol stets e~was weniger

1) Herrn Prof. Dr. Wo. Ostwald m5ch~te ich anch an dieser Steile meinen ergebensten Dank ffir das meiner Arbeit en~gegengebraehte Interesse aussprechen.

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empfindlich ~s~ als das mR Traubenzucker hergeste]]~e, 2. weft die Au~oren, welehe bisher das gr5~te Ma~e~al bearbeRe~ haben ( E i c k e , E s k u c h en, K y r l e, B r a n d t und Mras) Traubenzuckergoldsol verwand~ haben. Um die Resultate der verschiedenen Un~ersucher abet un~er- einander vergleichbar zu machen, is~ es unbeding~ erforderlieh, mSglichs~ genau nach der gleichen Methodik zu arbeiten, ganz besonders aber die Reaktion mit mSglichs~ gleichempfindlichem Goldsol anzus~ellen. Aus diesen Grfinden mSch~e ieh in den folgenden Bemerkungen aus- schliel~lich fiber die G.R. mit~els Traubenzuckergoldsol sprechen. Ebenso beziehen sich alle Angaben fiber Resulta~e und deren Deutung nur auf Kurven, die mR diesem Goldsol gewonnen wurden.

ICh will nun zun~chst auf die zu fordernden Eigensehaf~en des no~wendigen Ins~rumentariums, insbesondere tier Glasges und ChemikaHen naher eingehen. Der Ausfall der G.R. isl nun einmal yon der Beachtung zablreicher KleinigkeRen abh~ngig.

Glas. Von fast allen Autoren wird alkalifreies Jenner Glas far alle GefaBe

gefordert. Zahlreiche Y'ersuche zeigten mir, dat~ dies n u r zum Tell n0tig ist, bei den jetzigen Glaspreisen ein sehr erfrenlieher Umstand. Aus Jenaer Glas miissen unbedingt sein: Wasserdestillierkolben, Koch- und Aufbe- wahrungsgefi~l~e far das Goldsol, AufnahmegefaBe fiir das destillierte Wasser. Aus l~ormalglas oder gewShnlichem Glas k0nnen sein: Liquorglaser (starke Zentrifugenglaser), Wasserkiihler am Destillierapparat, Thermometer, Meft- zylinder, Gefi~l~e fiir Goldl0sung, Pottasche, Traubenzucker und Kochsalz, Pipetten und Reagenzgli~ser. Unbedingt ist zu fordern, daf~ sfimtliche Gefi~i~e ausschliel~lich fiir die G.R. verwendet werden und nach gri~nd- lichster Reinigung versehlossen aufbewahrt werden. Vor der erstmaligen Verweudung sind alle Gefa2e mit K(inigswasser (konzentrierte Salpeter- snare uad Salzs~ture ~), darauf wiederholt mit Leitungswasser~ Aqua dest. zu spiilen, mit Aqua dest. auszukochen and schlieBlich trocken zu sterili- sieren. Bei weiterer Verwendung der gleiehen Gefa2e ist diese gesamte Reinigungsprozedur erneut nur far die Liquorglaser, Pipetten und Reagenz- glaser notwendig, whhre~d die Kolben far das Aqua dest. und die Chemi- kalien nnr mit einwandfreiem Aqua dest. gespalt oder ausgekocht zu werden brauchen. Einer besonders griindlichen Reinigung bediirfen aUe Gef~it~e, die mit Goldsol in Bez~flhrung gekommen sind. Sowohl in den Koch- als aueh in den Aufbewahrungs- und Reagenzglasern setzt sich stets ein mehr oder weniger starker Wandbelag yon kolloidalem gold lest, der sich nur in KSnigswasser 10st. Selbst Spuren yon Gold an den Glaswanden leiten stets eine vorzeitige lokale Reduktion ein, wodurch das entstehende Goldsol leieht blaulich oder mil~farben wird. Besonders m0chte ich noch darauf hinweisen, dab auch das Thermometer, falls ein solches benutzt wird, mit K0nigswasser yon dem oft kaum sichtbaren Goldbelag befreit werden mulk

L iquor . Alle bei der Lumbalpunktion benutzten Instrumente dttffen nicht mit

Soda~ aueh nicht in physiologischer Koehsalzl0sung, sondern in Aqua dest.

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ausgekocht werden. Die Liquorglaser kSnnen aus gewShnlichem Glas sein. Ich benutze trocken sterilisierte Zentrifugengliiser deshalb, well bei Blut- beimengungen alsdann sofort abzentrifugiert werden kann. Die Lumbal- punktionsnadeln werden, damit das Rosten vermieden wird, in dickea Reagenzglasern trocken sterilisiert. Bei der Liquorentnahme gehe ich in der Regel folgendermal]en vor: l~aehdem die INadel eingefiihrt ist und richtig liegt~ wird die Mandrin gezogen, mit dem Steigrohr der Drnck ge- messen und der Queckenstedtsehe Versuch angeschlossen. Die im Steig- rohrsystem befindliche Liquormenge wird in das erste Zentrifugenglas gebraeht und zur Wa.R. benutzt. ~Nachdem das Steigrohr abgenommen ist, wird der abtropfende Liquor in einem zweiten sterilen Zentrifugenglas aufgefangen. Zuletzt wird mittels der mit FarblOsung besehiekten Pipette tier Liquor w/~hrend des AbflieBens aus der Hohlnadel abgesaugt, gemiseht nnd in die Fuchs-Rosenthalsehe Kammer gebraeht. Die fQr die anderen Liquoruntersuchungen (l~onne, Pandy usw.) notwendige Liquormenge wird entweder in einem dritten Glase oder direkt in den dazu vorbe- reiteteu SpezialgefaBen aufgefangen. Das zwei~e Zentrifugenglas wird mit einem sterileu W attepfropf versehlossen auf Eis aufbewahrt und erst ge- 5ffaet, wenn die G.R. angestellt wird. Der zuerst abflieBende Liquor ist far die G. R. nicht brauchbar, da er die aus der 51adel stammenden Ver- unreinigungen, Wasserreste, oft aueh Blutspuren enthalteu kann.

Es ware weiterhin zu erwagen, ob vielleieht das A l t e r des L iq u o r s flir den Ausfall der G.R.. yon] Bedeutung ist. Die verschiedenen Autoren fallen recht widersprechende Urteile. F l e seh behauptet, dab der Liquor, im Eissehrank aufbewahrt, bis zu 8 Tagen zur Verwendung kommen kann, hat allerdings nur einen Fall veranderter Reaktion beobaehtet. Die iibrigen Untersucher berichten, dab sie niemals (Oetiker) oder selten (Eskuchen) Abweichungen der Reaktion buchen muBten. W/~hrend F le seh nach 8 Tagen starke Ausflockung fund, ergab sich bei E s k u e h e n oft 'sch0n bach einigen Tagen eine Absehwagung und Verwischung des anfiinglichen Types. Aueh Kyr l e , B r a n d t uud Mras fanden veranderte Reaktionen, wenn positiv reagierender Liquor 1/~ngere Zeit im Eiskasten aufbewahrt worden war. Oe t ike r berichtet hingegen sogar yon einem Fall yon progressiver Paralyse, dessert Liquor Qber 1 Jahr im Eisschrank gestanden und noeh die gleiche Ausflockungskurve wie unmittelbar nach der Lumbalpunktion ergeben hatte. Die in der Literatur mehrfaeh an- gegebene Abschwachung der Reaktion schon nach einigen Tagen mSehte ieh uieht auf das Alter des Liquors, vielmehr in erster Linie auf die ver- sehiedene Empfindliehkeit des Goldsols bezieben. Ich werde auf diesen Puukt sparer eingehen milssen.

In reeht zahlreichen Versuchen habe ich Er6rterungen darfiber ange- stellt, ob verschieden alter Liquor etwa verschiedene Reaktionen ergibt. Der gleiche Liquor wurde mit den gleichen Goldsolen angesetzt a) Frisch, lebenswarm, unmittelbar naeh der Lumbalpunktion, b) nach 1, 2, 12 und 24 Stunden, 1, 3 und 7 Tagen, 2, 3, 4 und 6 Wochen und langerer Auf- bewahrung im Eisschrank. In 28 F/~llen wurde der Liquor unmittelbar ( 2 ~ 3 Minuten) nach der Lumbalpunktion zur Reaktion angesetzt und weiterhin fortlau'fend uatersucht. 76 weitere Falle wurden 4--6 Woehen lung yon Woehe zu Woehe erneut zur G.R. verwendet. Wenn ich alle gewonnenen Kurven vergleichend liberblicke, ergibt sich folgendes Resultat. Sofern tier Liquor steril blieb und keiae Fautnisprozesse auftraten, was

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makroskopiseh sofort an leiehter Tr~bung des vorher klaren Liquors sicht- bar wird, ist es praktisch vSllig gleiehgiiltig~ ob der auf Eis aufbewahrte Liquor eine Stunde oder eiuige Wochen alt ist. In keinem Falle konnte ich einen fiir die Beurteilung ausschlaggebenden Unterschied der Kurven verzeiehnen, wenn obige Bedingungen berilcksichtigt werden. Bei den haufigen Liquorentnahmen aus dem Zentrifugenglas kam es gelegentlich zur Verunreinigung mit Luftkeimen, oft wuehsen im Liquor Sehimmelpilze. Soleher Liquor gibt in der Regel atypische, meist nach rechts verschobene Kurven, in einzelnen F~llen jedoch merkwQrdigerweise auch geringe kb- schwachungen. In 9 Fallen ist es mir gelungen, trotz w0chentlicher Ent- nahme den Liquor steril bis zu 31/2 Monat aufzuheben. Es handelte sieh um 4 paralytisehe nnd 5 normale Liquores. Im grofien und ganzen gaben sie Woche fiir Woche die gleiche Kurve, der paralytische fallte stark aus, der normale nieht oder minimal. Gegen Ende der Versuehszeit warden you dem paralytischen Liquor noeh immer die ersten 6- -8 Glaser b, is zur vSlligen Entfi~rbung ausgeflockt, es zeigte sieh aber regelmal3ig eine Ein- engung der Fallungszone um 1--2 Glas~r nach rechts. Widersinnige Kurven erhielt ich niemals, es sei denn, dab der Liquor triib oder ver - unreinigt war. Im Gegensatz zu Kyrle~ B r a n d t and Mras m(~chte ieh besonders betonen, dab ich unter den oben angefiihrten Fallen niemals einen vorher stark positiv reagierenden Liquor spater negativ reagieren sah oder umgekehrt.. DaB der Liquor auch bei langerer Aufbewahrung die Eigenart seines Zustandes behalt, war eigentlich a priori zu erwarten. Wenn dureh niedrige Temperaturgrade autolytische Prozesse oder Faulnis verhindert werden und keine Elektrolytzusatze hinzutretea, kann jedoch der Liquor seinen kolloidalen Zustand nicht mehr und nicht weniger ver- i~ndern als jade kolloidale L~)sung.

In 10 Fallen habe ich den Liquor anstatt auf Eis bei Z i m m e r - t e m p e r a t u r aufbewahrt. DaB unter diesen Umstanden der Liquor dureh autoiytisehe Prozesse raseher veri~ndert wird, war eigentlich selbstver- standlich. In der Tat kam es meist sehon naeh 3~---4 Tagen zu einer Triibung des vorher klaren Liquors and za einem veranderten tleaktions- ausfall , derart, dab insbesondere normaler Liquor positive G.R. ergab. Regelmagigkeiten im Ansfall konnte ieh nicht konstatieren.

Yon gr0gerem Interesse ist die Reaktionsweise des 1.ebenswarmen~ frischen Liquors. In 28 Fallen zeigte sich mit grS~ter Ubereinstimmung, dai~ eben entnommener Liquor yon K6rpertemperatur etwas sehwi~chere Reaktionen gibt als erkalteter. Die kbsehwiiehung des Ausfalls zeigt sieh nieht so sehr in der Starke der Fallung, als vielmehr in der Reaktions- breite. Regelmal3ig ist die Kurve des frischen Liquors yon reehts um 1--2 Glasern eingeengt. Die Ursaehe fiir ,diese Gesetzmagigkeit seheint, wie spiiter noch erCirtert werden wir~l, einzig and allein in der Tempe- ratur zu liegen, welche offenbar den kolloidalen Zustand beeinfluBt.

Schlieglich wiirde noch die Frage zu klaren versueht, ob etwa der Z e l l g e h a l t die Reaktioskurven wesentlich beeinflussen k6nne. Za lo - z i eck i glaubt an eine Abhangigkeit der G.R. yon dem Zellgehalt des Liquors, was schon F le seh ablehnte. Ich habe in 14 Fallen, in denen die 'Zellzahl in cram 200~2800 betrng, die Zellen unmittelbar nach der Punktion abzentrifugiert and nun den zellfreien and den zellhaltigen d.h. nicht zentrifugierten Liquor mit dem g!eiehen Goldsol angesetzt. Nerkliche Differenzen ergaben sich nieht. Wean ich jedoch den fiber-

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stehenden zellfreien Liquor abgo~, und in der kloiuen Restportion eiue Anreieherung yon Zellen schuf, fiel die G.R. mit dem stark tri]ben Liquor stets erheblich sthrker aus. Ich mOchte auf diese Reaktion jedoch keinen Weft legen, da sie vOllig unnatarliche VerhMtnisse wiedergibt. Es steht lest, dab die Stlh'ke der G.R. keineswegs mit der Zellzahl des Liquors parallel geht, was am besten dadurch bewiesen wird, dab der Liquor yon einer Lues cerebrospinalis mit einigen 100 Zellen ira cram eine etwas schwi~chere Reaktion zeigen kann als ein paralytischer Liquor mit einigen Dutzend Zellen im cmm.

Auf Grund meiner Untersuchung kann ich somit den Satz aufstellen: das Alter des Liquors hat unter den erw~hnten Kautelen keinen wesent- lichen Einflu~ auf den Ausfall der G.R. Ich m6ehte aber die groBe Er- fahrung der anderen Autoren, insonderheit Eskuehens , nicht tibergehen and trotzdem empfehlen, den Liquor im Eissehrank aufzubewahren und m0glichst bald, sicher aber innerhalb yon 2 Wochen zu untersuchen.

Weiterhin wurde dem EinfluB der T e m p e r a t u r des L i q u o r s nach- gegangen. Im Gegensatz zu Kyr l e , B r a n d t und Mras habe ich vOlligen Umschlag der Reaktion niemals beobachten k(innen, sondern, wie schon erwahnt, stets nur solche Kurvenveranderungen gesehen, die fiir die Be- urteilung selbst bedeutungslos oder im Bereieh des subjektiven Ablesungs- fehlers gelegen sind. Parallelversuche zeigten, dab die Reaktionen genau iibereinstimmten, wenn der Liquor direkt vom Eis genommen wurde oder einige Stunden bei Zimmertemperatur gestanden hatte.

Erwarmt man den Liquor auf 37 0 C and benutzt ihn sofort zum Versuch, so entsteht mit dem gleichen Goldsol regelmaBig dieselbe Kurve wie bei kaltem Liquor, eher zeigt sich eine geringe Abschwi~ehung der Knrve. Li~Bt man jedoch den Liquor 1--2 Tage im Brutsehrank bei 37 o, so ergibt sich meist eine viillig veranderte Reaktion des pathologischen Liquors. Ieh sah in der Regel eine sehr starke Entf~rbung auftreten, die welt nach rechts reichte, ohne dab ein erheblieher UntersShied zwischen luetischem and meningitischem Liquor festzustellen war. Der normale Liquor zeigte sehr hi~ufig positive Kurv~n, in tier Regel Verfi~rbung der stiirksten Verdtlnnungsgrade wie bei eitrigen Meningitiden.

Dieser Temperatureinfluig auf die Reaktion ist besonders you theore- tisehem Interesse, welt Baumgi i r t e l , S t i l l i ng u. a. bei der Sachs-Georgi- sehen Reaktion ebenfalls eineu veranderten Reaktionsausfall beobaehteten. l'Tbereinstimmungen konnte ich freilich mittels der G.R. nicht finden. Ich habe wiederholt Versuchsreihen angesetzt a) mit Liquor, der dauernd auf Eis gestanden hatte, b) mit solchem, der 30 Minuten bei 52--53 o C im Wasserbad ,,inaktiviert" worden war. Die Resultate waren ziemlieh kon- stunt. Gegeniiber dem Originalversuch zeigt normaler Liquor naeh der Erhitzung in der Regel etwas geringere Verfarbungen als verher, wahrend luetiszher Liquor stets bine etwas starkere, im 1 Glas naeh rechts und links erweiterte Verf~rbungszone angibt. Ich m6chte aus diesen Ergeb- nissen aber keine Thermostabilitat des luetischen Liquors herauslesen. Meningitiseher and bluthaltige r Liquor reagierten naeh Erhitzung auf 52 o wi~hrend einer h~lben Stu~de stets etwas geringer als nieht erhitzter.

Es e r g i b t sich somit , dab es p r a k t i s c h g l e i c h g a ] t i g ist , ob der L iquo r in E i s s e h r a n k - ode r Z i m m e r ~ e m p e r a t u r zum Ver - such b e n u t z t wird. S t a r k e r e und ] a n g e r d a u e r n d e E r w a r m u n g des L i q u o r s f a h r t zu F e h l r e s n l t a t e n .

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304 WmaEI,DT

Wasser .

Wie die meisten Autoren, so habe auch ich anfangs die Ursache filr das Mi$1ingen der Goldsolbereitung einzig und allein in der Qualitat des Aqu a redest, gesucht. De Cr in i s und F r a n k geben sogar an, da$ das frisch~'redestinierte Wasser sehon nach 3- -4 Stunden unbrauchbar zur Solbe- reitung ist. Auch hiertiber konnten nur unter genau denselben Bedingungen angestellte vergleichende Versuche entscheiden. Ich stente in je einem auf gleiche Weise gereinigten Kolben mit genau den gleichen Mengen Gold-, Pottasehe- und Traubenzuckerl6sung bei derselben Temperatur und Metho- dik Goldsol her, einmal mit eben gewonnenem redestillierten Wasser, ferner mit ebensolchem (Aufbewahrung in sterilisierten Kolben aus Jenaer Glas mit eingeschliffenen Glasstopfen), Wasser nach 4, 8 und 24 Stunden, 2 and 8 Tagen, 2 and 4 Wochen, ja nach 2 - -4 Yfonaten. Der Erfolg war ein iiberraschender. Auf das Alter des Aqua redest, kam es aberhaupt nieht an. Ja, noch mehr; es zeigte sich, da$ auch das einmal destillierte Wasser meines Destillierapparates einwandfreies Goldsol ergab, wenn nut die anderen, weiterhin zu er6rternden Bedingungen erfilllt waren. Die Ursache hierfar kann nur in anorganischen oder organischen Bestand- teilen liegen, die dieses Wasser noch enthalt. Somit war die alte, bei der jetzigen Gassperre besonders lastige Lehre yon der frischen Redestillation des Wassers gefallen. Schon a priori war mir nicht verstandlieh gewesen, inwiefern sich das Aqua dest. in Jenaer Glas verandern solle. Nachtraglich fand ich in einer amerikanisehen Arbeit yon B l a c k und R o s e n b e r g , da$ auch sie das redestillierte Wasser aufheben und ohne StSrung zur Gold- solherstellung nach Lange verwenden.

Das Goldsol, welches mit Leitfahigkeitswasser (Kahlbaum) , mit frischem und altem Aqua redest, und mit Aqua dest. (unter besonderen Kautelen aus Jenaer Glas destilliert) hergestellt wurde, gelang mit so groSer Regel- m~$igkeit, da$ ich die Prozente tier Fehlresultate nicht angeben kann. Wenn ich trotzdem auch nach dieser Erkenntnis Aqua redest, verwendet habe, so ist dies darauf zuriickzufiihren, dag sieh das aus tier hiesige'n Apotheke gelieferte Aqua dest. als unbrauchbar erwiesen hat, well es in einer alten, mehrfach ausgebesserten Destillationsanlage aus' Kupfer ge- wonnen wird and das Aqua dest. infolge allerlei Fehler einen keineswegs konstanten Elektrolytgehalt garantierte. Da mir somit die Aufgabe er- wuchs, das Wasser aus Jenner Glas selbst zu destillieren, so verwandte ich v0rteilhaft nicht Leitungswasser, sondern das schon einmal destillierte Apothekenwasser.

Uber den D e s t i l l i e r a p p a r a t

m5chte ieh nur einige Worte sagen. DaB der Destillierkolben aus Jenner Glas sein mu$, ist selbstverstandlich. Die zur Dichtung verwendeten Korke waren ungebraucht, sind aber offenbar ebensowenig yon EinfluB wie eventuell n6tige Sehlauchteile. Naeh Zusammenstellung des Systems and nach jeder Zerlegung desselben habe ich es jedesmal 10 Minuten desfillieren lassen, ohne den Kilhler anzustellen. Der durchstrSmende Dampf sterilisiert and reinigt das R6hrensystem. Die ersten llberdestillierenden 200 ccm Wasser werden nicht benutzt. Die Destillafion ~ist als beendet aazusehen, wenn etwa 4/5 des Inhalts iiberdestilliert sind. F l e s c h , B lack

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und R o s e n b e r g fordern besonders langsame Destillation, ein Faktor der nach meinen Kontrollen belanglos ist.

Die P o t t a s c h e l 6 s u n g

wird aus Kalium carbonieam purissimum pulveratum (Merck) in 5 prozen- tiger L0sung hergestellt. Zwischen den verschiedenen Merckschen Sorten yon Kal. carbon, puriss, wurde kein Unterschied gefunden. Zur Liisung der Pottasche kann ebenso altes bidestilliertes Wasser, wie frisches be- nutzt werden. Die L6sung kann unter Verschlu] bei sterilem Arbeiten Wochenlang aufbewahrt werden. Sobald Trilbung eintritt~ ist natiirlich tIersteltung einer frischen L0sung erforderlich.

Dieselben Grunds~tze~ wie flit die Pottaschel6sung~ geiten auch ftlr die

T r a u b e n z u c k e r l 6 s u n g .

Auch hier wurde das Mercksche Pr~iparat, und zwar Trsube~ucker purissimum wasserfrei verwendet. Die 5prozentige Traubenzuckerl6sung mu~ hhafiger frisch hergestellt werden als die Pottaschel6sung. Deshalb empfiehlt es sich, stets nur 0,5 Traubenzucker in 10,0 Aqua redest. (oder 1~0 in 20,0) zu 15sen. Offenbar infolge Verunreinignng mit Luftkeimen tritt trotz sterilen Arbeitens gelegentlich Triibung der L6sung auf. E i e k e (briefiiche Mitteilung) bezieht seine jetzigen Mi~erfolge mit der von ihm selbst angegebe~en Tr~ubenzuckergoldsolzubereitung ~uf zu alten zer- setzten Traubenzucker. Alter seit 1914 aufbewahrter Traubenzueker er- gab bei mir einwandfreies Sol.

Die A u f b e w a h r u n g des Traubenzuckers, der. Pottasche und des Kochsalzes mu~ in einer Bleehdose, auf deren Boden sich eine dicke Schicht Calcium chloratum granulatum siccum neutrale befindet, erfolgen. Lagert man diese Chemikalien in 1 g Packungen ohne Kautelen, so werden sie, besonders die Pottasche, inf0lge ihrer hygroskopischen Eigenschaften in kurzer Zeit feueht, zersetzen sich und zeigen sodann veranderten Elek- trolytgehalt~ wodurch die LSsungen ungleichwertig werden.

Die G o l d c h l o r i d l 6 s u n g

wird als 10 prozentige LSsung aus Aurnm chloratum crystallisatum flavum (Merck) und demselben Aqua redest, hergestellt, wie die tibrigen L(isungen. Auch hierbei ist es belanglos, ob altes oder frisches Aqna redest. Verwendung finder. Man ritzt das eine Ende tier Glasampulle, welches 1 g Gold- chlorid enthi~lt an, bricht es ab und 16st das Goldchlorid in 10 ccm Aqua redest. Oft sitzt ein Teil des Goldchlorids an der Glaswand lest. Er darf nicht mit Instrumenten berfihrt werden, sondern ist mit der abge- messenen Wassermenge auszuspiilen. Die L6sung erfolgt sehr rasch und mul~ v6llig klar und dunkelgelb sein. Die Aufbewahrung findet in 10 prozentiger L0sung unter gutem u in einem kleinen sterilisierten K61bchen aus Jenner Glas statt. Ob eine 10 prozentige oder 1 prozentige L6sung vorr~tig gehatten wird, ist gleichgiiltig. Da 6fters kleine Gins- splitter and andere Verunreinigungen in die Liisung gelangen~ filtriere ich sie stets einmal dureh ein mit Aqua redest, benetztes Filter. S c h a f f e r warnt vor Filtration der Goldehloridl6snng, um Abscheidung yon kolloi- dalem Gold zu vermeiden, teilte mir abet spater brieflich mit~ dab er in letzter Zeit stets filtrieren mutate, da sich metallisches' Gold bereits bei

Deutsche Zeitschrift f. Nervenhei lkunde. Bd. 67. 2 0

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306 W~m~LI)T

der Aufl6sung abschied, wodurch das Goldsol bei der Reduktion stets blau wurde. Die aufbewahrte 10 prozentige Goldehloridliisung zeigte trotzdem Oft wieder einen ganz feinen Bodensatz, der aus Goldhydroxydteilchen be- steht. Ieh erhielt jedoch aueh hiermit niemals blaues Sol. Die Parallel- versuche mit kurz vorher filtrierter and einige Wochen alter Goldchlorid- li)sung ergaben keinen sichtbaren Einflu$ auf die Beschaffenheit des Sols. Auch ergab sich kein Unterschied, ob ganz feine, harte oder mittlere Filter (Sehleieher und Schfill /~r. 589 u. 602 eh) benutzt wurden.

Zur H e r s t e l l u n g des Go ldso l s

bediene ich reich jetzt in der Regel einer Methode, die sich an die yon El eke and Scha f f e r angegebenen eng anschlieSt. Sie hat sich mir als die brauchbarste erwiesen und gibt Goldsol yon einer GleichmaBigkeit und Empfindlichkeit, wie man es sich nicht besser wanschen kann. Da ich wahren'd dieser Zeit oft neue Lieferungen yon Goldchlorid, Traubenzucker, Pottasche usw. erhielt, kann ich diesen Vorteil nur auf die Methode, nicht aaf die Reinheit der Chemikalien beziehen. Ich gli~ube, dab schon infolge

�9 der Zubereitang (besonders verschiedenes Aqua redest., verschiedenes Gold- chlorid) jeder Untersueher einen verschiedenen tt.ionengehalt in der Gold- chloridl5sung haben wird und m6chte deshalb empfehlen, zuni~chst Goldsol in ~Iengen yon 100 cem herzustellen.

Man nimmt einen ,,Erlenmeyer" aus Jenaer Glas, der wie schon er- wi~hat~ einige Minuten mit K0nigswasser, darauf grfindlich mit Wasser, Aqua dest. and schlie$1ich mit Aqua redest, gespiilt worden ist, miBt mit einem ebenso gereini~ten Glaszylinder 100 ccm Aqua redest, ab und erhitzt ihn, getrennt durch ein geniigend gro~es Drahtnetz, mittels Buusenbrenners. Sogleich naeh Anziinden des Brenners setzt man mittels graduierter Pipette 0~25 ccm 10prozentiger GoldchloridlSsung und 0,60 ecm 5prozentige Pott- aschelSsung zu, sehwenkt mehrmals gut ffm and erhitzt~ bis die ersten gr0Beren Blasen aufsteigen, was etwa einer Temperatur von 95 0 entspricht. Jetzt wird die Flamme entfernt, kri~ftig umgeschwenkt und wiihreaddessen 0,3 ccm 5prozentiger TraubenzuckerlSsung zupipettiert. Nun wird der Kolben ununterbrochen geschwenkt, his die Reduktion fiber Rosa, Violett- rot, Gelbrot nach Purpurrot erfolgt ist. Hierbei sind folgende wichtige Punkte zu beaehten: 1. Stets mul~ an allen Stellen des Erlenmeyer m0g- lichst die gleiche Temperatur herrschen. Deshalb das ununterbrochene starke Schwenken (Tueh um den heit~en Flasehenhals). Wird das Draht- netz etwa dutch 2 Bausenbrenner zu stark erhitzt oder der Kolbea ruhig stehen gelassen, so schl~gt sieh an dem Glasboden sehr raseh ein metalli- seher Goldfiberzug nieder, die Reduktion kommt vorzeitig und unvoll- kommen in Gang. Die Flamme darf aiemals tiber d~s Drahtnetz an die Seitenwiinde des Glases kommen, sonst erfolgt an dieaen iiberhitzten Stellen vorzeitige Reduktion. 2. Stets mug in der L0sung an allen Stellen m0g- lichst die gleiche tt.ionenkonzentration (Alkaleszenz) herrsehelr~ deshalb Zusatz unter starkem Schiltteln. 3. Die zugesetztea LOsungen d~rfen nieht die Glaswand berfihren, die vielleicht doeh etwas heii~er ist, sondern miissen direkt in die in starker Bewegung befindliche Fliissigkeit fallen. Alsdaan ist die Sehnelligkeit des Zusatzes belanglos. Sollte wider Er- warren der Farbumschlag (die Reduktion) innerhalb 3 - -5 Minuten in Form einer zarten Rosafi~rbung noch nicht begonnen haben, so ffigt man,

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w~hrend der Kolben noch immer stark geschwenkt wird, noch 1 oder 2 Tropfen der Pottaschel6sung zu und schattelt weiter. Die Rosa- und Purpurf~trbung wird nun rasch eintreten. Es ist auch m6glicb, dab dieser weitere Zusatz yon 1--2 Tropfen Pottaschel6sung nochmals n6tig sein warde, um den Farbumschlag zu erzwingen. Die Ursache kann in diesem Falle nur darin liegen, dab die Goldchloridl6sung etwas zu reichlieh be- messen war, oder da~ die H.ionenkonzentration der Goldehloridl6sung eine hShere war als bei den frfiheren Zubereitungen. Das einer neuen Ampulle entnommene Goldchlorid kaan eine andere Beschaffenheit gehabt haben oder zur L6sung desselben wurde eine za geringe Menge Aqua dest. verwendet. Aber auch der umgekehrte Fall kann eintreten, der Farbumschlag kann mit denselben Mengen Goldchlorid, Pottasche und Traubenzucker au~er- ordentlich rasch stattfinden. Alsdann war der H.ionengehalt ein niedri- gere~ und es wurde die Alkaleszenz durch den gleichen Pottaschezusatz eine zu hohe. Das Quantum der Pottaschel6sung ist also zu v erringern. icb beobaehtete das letztere u 6fters, wenn die Goldchlorid- 16sung lange gestanden und einen zarten Bodensatz gebildet hatte. Die sich absetzenden Goldhydroxydteilchen wirken offenbar wie Kristalle in Salzl6sun.gen, ffihren Ausseheidungen metallisehen Goldes herbei, das dann far die Uberf~hrung in kolloidale L6sung verloren geht. Verdorben ist mir aber trotz dieses ~belstandes kein Goldsol, denn ein UberschuB an Alkali sehadet selten. Trat die Reduktion zu rasch ein, so verminderte ich in den n~chsten Gl~sern gradatim den Pottaschezusatz. Enthielt die L6sung zu hohen H.ionengehalt, so l~ommt es, falls sie nicht rechtzeitig neutralisiert wurde, nach langem SchQtteln meist zu blauliehen oder blau- violetten Farben, was einer gr6beren Dispersitat des Sols entspricht. Gelegenflieh entsteht aueh noeh ein purpurfarbiges Sol, welches abet stets sp~ter beim Erkalten unter miBfarbiger Trfibung in Blaaviolett um- schlagt. In beiden Fallen scheidet sich auf der Oberflache dieses un- brauchbaren Sols ein feines ttautchen metallisehen Goldes ab. Sollte" wahrend des Sch~lttelns and naehtragliehen Pottaschezusatzes zu viel Zeit verstriehen seine so kann dadurch, daB die L6sung yon netlem erhitzt wird, der Farbumschlag bef6rdert werden, auch ohne dab weitere Pottasche- 16sung zupipettiert wird. Es betrifft dies jedoch nut die Falle, in denen die Temperatur unter 85 o C gesunken war. Es ist also nieht mSglich, far alle Falle eine genau bestimmte Menge Pottasehe festzusetzen. Je naeh dem Goldpraparat und nach dem tLionengehalt des benutzten Wassers wird mehr oder weniger Alkalizusatz erforderlieh sein. Ich kann infolge- dessen den Angaben aber bestimmte Werte yon Pottasehezusatz n'ur inso- fern beipfliehten, als sie ungefahre Werte darstellen. Meist sind die Angaben in der Literatur zu niedrige, was auch damit abereinstimmt, dab bis zum Farbumschlag oft eine halbe Stunde.~gewartet werden muBte. Letztere Angabe stammt yon S c h a f f e r , der mir freundlicherweise unter anderen mitteilt% dab mehr als 2,2 cem Pottaschel6sung keinesfalls er- forderlieh w~ren, dab abet bis zum Farbumschlag oft langeres Stehen der L6sung n6tig sei.

Die Farbe der Flassigkeit ist zuerst durch das Goldchlorid hellgelb- gran und wird dureh den Pottasehezusatz fast farblos. Naehdem der Traubenzucker beigefilgt ist, wird der Farbenton naeh karzerer oder langerer Zeit - - j e nach dem Alkaleszenzgrad- zuerst ganz langsam schwach Rosa, darauf mehr Violettrosa and sehlie~lich sehr raseh.Gelbrot

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308 WEIO~L,T

and unmittelbar darauf tief Purpur. Wiihrend der Parpurfi~rbung erfolgt stets eine leichte Trilbung der L6sung, die nur ira auffallenden Lichte siehtbar ist, wahrend ira durchfallenden Lieht nach wie vor ein praeht- volles, klares Purpur bestehen bleibt. Dieser im auffallenden Lieht orange- rote Schimmer scheint fair st~trker and mehr gelborange zu werden, je m'ehr AlkaliiiberschuB in der L0sung vorhanden war. Die Purpurfarbe des Goldsols bleibt auch beim Erkalten unveri~ndert bestehen. Bei li~ngerem Stehen~ besonders konzentrierten Goldsols, bildet sich racist nach einigen Tagen ein feiner rotbrauner Bodensatz and die oberste Schicht ira Fiaschen- hals erscheint etwas entfi~rbt, schwi~cher rot. Durch leiehtes Schtitteln ist das Sol wieder gleichmhi3ig beschaffen and durchaus brauchbar. Die in mehreren Arbeiten (Black and R o s e n b e r g u. a.) vertretene Ansicht, dab Goldsol mit dem geringsten Bodensatz unbrauchbar sei, trifft naeh meinen Untersuchungen nicht zu.

Die neuesten Angaben S c h a f f e r s , dab die Bildung eines gut brauch- baren Sole bei einem Temperaturoptimnra yon 85--95 o C vor sich gehe und dab man es durch Wahl der Temperatur im Momente der Reduktion Jn der Hand habe, die Fi~rbung des Sols yon Rot his u zu variieren, kann ieh nicht besti~tigen. Ich habe in sehr zahlreichen Parallelversuchen mit genauesten Temperaturmessungen keine Abhhngigkeit des Farbtones yon der Temperatur konstatieren k0nnen. Stets trat derselbe Purpurton auf, einerlei ob die Reduktion bei 85 o, 90 o oder 100 o C erzwungen wurde. Violette Tiine vermochte ich nait meiner Methode tiberhaupt nur darzu- stellen bei absichtlich ungenfigender Neutralisation und anechlieBendera sehr langera Kochen. Die Starke des Tyndalleffekts ist, so welt ieh sehe, hau'ptsaehlich abhangig yon 2 Faktoren, dem Grade der Neutralisation und dera zu derselben Wasserraenge zugesetzten Goldchloridquantum, also der Konzentration. Als dritter, weniger bedeutungsvoller Faktor kommt noch die Menge des Traubenzuckers in Betracht. Die Temperatur hat einen gewissen Einfluft auf die Schnelligkeit, mit der die Reduktion erfolgt, in- sofern als weiteree Erhitzen b i s gegen 100 o C ohne ~_nderung der AI- kaleszenz den Farbumschlag entschieden beschleunigt. Sinkt die Tern-. peratur unter 85 o C, so tri'tt entweder keine oder unvollstandige Reduk- tion ein.

Die Menge des zugesetzten Traubenzuckers hat keinen wesentlichen EinfluB auf die Qua!iti~t des entstehenden Goldsols. Parallelversuche er- gaben nur ein gewisses Minimum yon Traubenzucker, welches 0,25 Gold- chloridl0sung auf 100 Aqua redest, etwa 0,2 ccra einer 5 proz. Trauben- zuckerl0sung betragt. Eine obere Grenze wurde nicht ermittelt, selbst die zehnfache Menge Traubenzueker bringt keine raerkliche Andernng rait sich. Auch auf die Sehnelligkeit der Reduktion hatte ein Plus an Traubenzucker keinen EinfluB. Wichtig ist es, den Traubenzucker erst dann zuzusetzen~ wenn in der L0sung die geeigneten Bedingungen fiir die Reduktion ge- schaffen sind: ~eutralisation und Temperatur yon fiber 85~ C. Diese Er- fahrungen stimmen rait den kolloidcheraischen Lehren tiberein: Die MengE des die Reduktion herbeiftihrenden Stoffes ist ohne EinfluB, wenn sie nm ein gewieses Minimum fiberschreitet. Andere die Reduktion einleitend( Stoffe wie Tannin, Alkohol. verhalten sich betreffs dee Minimums ebenso

Ira (kegensa tz zum T r a u b e n z u c k e r i s t die Menge des Go ld ch lo r ids and der Po t t a~che , and zwar ih r q u a n t i t a t i v e s Ver hi~ltnis z u e i n a n d e r , f i i r die D a r s t e l l u n g eines e i n w a n d f r e i e l

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Goldsols von a u s s c h l a g g e b e n d e r Bedeu tung . Wie schon mehrfach angedeutet, liegt meiner ~nsicht nach die Ursache fiir das, was die ver- schiedenen Autoren Laanenhaftigkeit, Unberechenbarkeit~ Fehlresultate nennen, viel weniger an Sauberkeit der Gefst3e and Beschaffenheit des Wassers, auch nicht an den Temperaturgraden oder der Reinheit der Cbemikalien, als vie]mehr an dem Grade der Alkaleszenz, der Neutralisa- tion der saueren Goldchloridl6sung ira Momente der Redaktion. Unbrauch- bares, miBfarbiges~ bliiuliches und v.iolettes Goldsol entsteht dann, wenn darch eine zu hohe H.ionenkonzentration eine unvollstandige Reduktion einge]eitet wird. Die Wiehtigkeit dieses Faktors wurde bisher yon keinem Aator erkannt. Das gel6ste Goldehlorid stellt eine stark saure L6sang dar, die darch eine bestimmte Menge Kaliam carbonicam bis za einem be- stimmten Grade neutralisiert werden maB, ehe das Goldsol entstehen kann. Zu einer bestimmten Menge Goldchlorid gehSrt somit eine bestimmte Menge Pottasche. Hierbei ist zu beachten, da~ jedes Goldehloridpraparat je nach der Reinheit, der Haufigkeit des Umkristallisierens in L()sung einen verschiedenen Siiuregrad ergeben wird. Ich konnte bei dem Mierck- schen Prhparat nur bei d e r letzten Lieferung einen etwas geringeren Saure- wert des Goldchlorids 1) feststellen, bin aber ilberzeugt, dab andere Pri~- parate erhebliche Abweiehungen geben werden. Es kann somit o b i g e Zahlenangabe fiir andere Untersucher nur den Wert eines Paradigmas beansprachen.

Die Wichtigkeit des Grades der Neutralisation ergibt sich aus der Kolloidchemie. Es ist ein allgemeines kolloidchemisehes Gesetz, dai~ die MOglichkeit der Herstellung einer kolloidalen Liisung in erster Linie yon der H.ionenkonzentration der L6sung abhfingt. Dieses Optimum filr das Zustandekommen kolloidaler L6sungen liegt im allgemeinen um den 57eutra- lisationspankt 5erum, ist aber natiirlich ftir jede Substanz verscbieden. Jenseit and diesseit dieser 5Teatralitiitszone kommt es eher oder spater zur FMlung der Sabstanz~ ohne dab sich eine kolloidale L(isung bildet. Im allgemeinen liegt das Optimum mehr nach der al'kalisehen Seite zu, ~as aueh fiir Gold gilt. Ein geringer Si~ureiiberschat~ ftlhrt viel leichter zur metallisehen Ausscheidnng als ein erheblieher AlkaliiiberschuB. Ein geringer AlkaliilberschuB sehadet niehts. Die kolloidehemischen Lehren st immen somit mit meinen speziell bei der Gotdsoldarstellung zu beachten- den Grundstttzen ttberein.

Ist somit empiriseh an Hand einer Versuchsl(isung yon 100 cem der Grad der Neatralisation bekannt, der zam Zustandekommen einer voll- sti~ndigen Redaktion n(itig ist~ so kann man jederzeit beIiebige Mengen~ und was nieht minder wichtig ist~ auch beliebig konzentriertes Goldsol darstellen. Hat man gefunden, dal3 0,25 ecru 10 prozentiger Goldcblorid- 16sung und 0,6 ccm 5prozentiger Pottaschel(isang eine geeignete Alkalesz- enz ergeben, so kann man mit 0,50 ccm GoldehloridlOsang and 1~2 ccm Pottaschel6sung das gleiche Goldsol herstellen. Die Menge des Aqaa redest. und des Traabenzuckers ist gleichgfiltig. Mal3gebend ist allein das quan- titative Verhiiltnis yon Goldchlorid zu Pottasche. Die Herstellung einer grSi~eren Fliissigkeitsmenge in einem Gefaf~ hat sich nieht als zweckmi~l~ig erwiesen. Das Schiitteln ist erschwert, die Erhitzung nngleichmi~ig and das Gold sehr teaer. Es empfiehlt sieh deshalb, nieht mehr als 300 bis

1) Auch die Ampullen derselben Packung zeigten geringe Differenzen.

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400 ecru auf einmal herzustellen. Das fertige, abgektihlte Goldsol kann man ohne kbweichung der Resultate mit Aqua redest, verdiinnen. Ebenso gllnstige Resultate ergeben sich, wenn man anstatt 5,0 cem Goldsol nur 1 oder 2 ecm konzentrierten Goldsols pro Glas zusetzt. Die Ersparnisse an Zeit und Geld sind nieht unerheblich.

Um yon empirischen Neutralisationswerten der Goldehloridl6sung un- abh~ngig zu sein, habe ieh reich naeh einem I n d i k a t o r umgesehcn, der mit Sieherheit die optimale It.ionenkonzentration far die Goldsolentstehung anzeigt. B lack und R o s e n b e r g bezeiehnen, allerdings far die Langesche Zubereitung mittels Formaldehyd, diejeuige GoldchloridpottaschelSsung fiir geniigend neutralisiert, die fiir Alizarin (1 prozentige LOsung in 50prozen- tigem ~_thylalkohol) eben alkalisch ist. Ieh fund Alizarin wenig brauch- bai ~, d a e s mit der Goldchloridpottaschel6sung nicht sehr scharfe Farbum- schl~ge gibt und beim Farbumschlag briiunlichgelb his (10 -6 ) bla~lila (10 - 7 ) schon etwas reichlichen Alkaligehalt anzeigt. Am geeignetsten schien mir noch Azolithmin (Lackmus) zu sein, welches zwisehen dem Farbumschlag yon Rosa zu Violett eine rote Farbe mit einem Stich ins Violett bildet. Diese H.ionenkonzentration entspricht nach Thie l einem Werte yon 10 -6 . Sicherer jedoeh und durchaus nieht zeitraubender als dicse Indikatoren- methode erweist sich immer die Zubereitung eines kleinen Quantums Gold- sol und empirische Festsetzung der nStigen klkaleszenz.

Die B e u r t e i l u n g der G o l d s o l q u a l i t h t

ist nicht schwierig. Brauchbares Goldsol ist im dnrchfallenden Lichte, in dicker Schicht gegen eine starke Lichtquelle gehalten, eben noch durch- sichtig, klar, tief purpurrot. Im auffallendem Lichte erscheint sie leicht trilb, schokoladenbraun, dunkelrotbraun bis hellbraun-orangerot gefi~rbt. Die Oberfli~che darf nicht rauchig sein, auf ihr darf kein metallisches Gold- htiutchen schwiramen. Violettes oder blaues Sol ist unbrauchbar. Oft bildet aach einwandfreies Goldsol bei l~ngerem Stehen einen feinen, dunke!- rotbraunen Bodensatz, wobei es immer zu einer geringen Entf~trbung der obersten Schichten kommt. Zur Beurteilung der Reaktionsffihigkeit ist jedes neu hergestellte Goldsol nach dem Erkalten mindestens mit dem Liquor eines Normalen und dem eines Patienten mit Paralysis progressiva, Tubes dorsalis oder Lues cerebrospinalis zu priifen. Jedes Goldsol hat seine spezifische Empfindlichkeit. Die Schwankungen sind jedoeh meist so geringe, da~ sie fi~r die Deutung des Resultates praktisch belanglos sind. Ich kann Kafka , K y r l e , B r a n d t und Mras nur beistimmen, wenn sie geradezu yon einer Individualititt der einzelnen Liisungen sprechen. Ich habe alle Liquores mit mindestens zwei verschiedenen Goldsolen angesetzt, abet stets spezifische Resultate erhalten, die sich voneinander im wesent- lichen nur in der Tiefe: nicht aber in der Form der Kurven unterschieden. Einander mSgliehst gleichartiges Goldsol stellt eine der ttauptbedingungen fllr aussichtsreiches Arbeiten mehrerer Untersueher dar. Eine M6glichkeit, die verschiedene Empfiudlichkeit der Goldsole gegenseitig auszugleichen, bietet sich bis zu einem gewisseu Grade im Kochsalzvorversuch K a f k a s .

Die Haltbarkeit des Goldsols ist meiner Ansicht nach nicht so grot3, wie meist angegeben wird. Ich fund, dab mit grol~er Regelmiit3igkeit schon zwei Wochen altes Sol empfindlieher war, d.h. etwas starkere AusfMlungen ergab, als eben erkaltetes. Ich mOchte deshalb raten, das Goldsol auch in

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gut verschlossenen Flaschen aus 3enaer Glas nicht langer als 3--4 Wochen stehen zu lassen, kuf das Altern des Goldsols werde ich spater noch zuriickkommen.

D ie K o c h s a l z l 6 s u n g

wird am besten frisch hergestellt, well kufbewahrung infolge Wasserver- dunstung zu h6heren Konzentrationen fiihren kann. Natrium chloratum purissimum cryst. (Merk) wird in 1,0 g Packungen vorri~tig gehalten. 2,0g NaC1 ergeben mit 500,0 des vorratig gehaltenen oder auch frisch destillierten Wassers bei Verwendung yon je 2 Goldsolen die ftir einen Versuch yon 15 Liquores n6tige Menge yon 0,4 ~ NaC1-LOsung.

Obwohl ich fast stets mit 0,4 ~ NaC1-Liisung gearbeitet habe, miichte ich doch auf die schon eingangs erwi~hnte knsicht K a f k a s zurilckkommen, der analog der Mastix-Reaktion ( J a k o b s t h a l und Kafka ) jeder G.R. einen Kochsalzvorversuch vorausgehen li~13t. K a f k a titriert das Goldsol in einem Vorversuch auf seine Empfindlichkeit und wahlt zum Ver such diejenige Elektrolytkonzentration, welche einerseits gerade noch keine Ver- farbung verursacht, anderseits eben kusflockung bewirkt. Die Individualitat jedes Goldsols last sich auch durch die Konzentration der NaC1-L0sung ausdrficken, mit der es eben noch typische Reaktionen gibt. Es ist inter- essant tu sehen, wie ein zu empfindliches alteres Goldsol mit 0,4 ~ NaC1- LOsung und normalem Liquor schwach positive Resultate zeigt. Stellt man jedoch die Liquorverdtinnungen mit 0 , 3 3 - - 0 , 3 - - 0 , 2 5 - - 0 , 2 ~ ~aCl- L0sung her, so findet man bald eine Konzentration der NaC1-Liisung, die mit alterem scheinbar unbrauchbaren Goldsol mit grSi~ter Gesetzmiii~igkeit genau die gleichen Verfarbungskurven ergibt wie frisch hergestelltes Gold- sol mit 0,4 ~ NaCI-LSsung. Ebenso konnte ich feststellen, das Goldsol mit violettem Stich, dab mir yon anderer Seite zur Priifung zugesehickt worden war, mit 0,3--0,2 ~ NaC1-Liisung angesetzt, oft noch regelrechte Kurven anzeigte.

Ich komme damit zu dem Resultat, dai~ gealtertes, zu hoch empfind- liches und leieht violettrotes Goldsol meist noch brauehbar ist, wenn der Versucb mit einer bTaC1-L0sung yon niedrigerem Prozentgehalt angesetzt wird. Der geeignete Prozentgehalt ist empirisch zu ermitteln.

Mittels Versuchsanstellung mit sehwiicherer NaC1-LSsung gelingt es sehr gut, das Maximum einer Kurve zu ermitteln. Erhielt ich z. B. mit 0,4 ~ :NaC1-LOsung eine starke Reaktion bis wei8 bei 1/2o--1/64o und setzte denselben Liquor mit 0,3 ~ oder 0,38 ~ bTaC1-L~isung an, so zeigt sich 1/4o--1/so allein weii~ oder blauweiS, wi~hrend die Nachbarr6hrehen nur blau gefiirbt sind.

Die k u s f i l h r u n g der G o l d s o l r e a k t i o n

geschieht derar, t, dal~ man sieh in dem ersteu yon 12 in einem Stander nebeneinander aufgestellten~ sorgfaltig gereinigten, sterilen Reagenzglasern eine ~Iisehung von 012 ecru Liquor und 1,8 cem 014 ~ NaC1-L(isung her- stellt. In die 11 iibrigen Glaser gibt man je 1 ccm der 014 prozentigen NaC1-Liisung. bTaehdem die 2 ccm im 1. Glase mittels 1 ecru Pipette gut durchmischt sind, pipettiert man 1 ccm der ~Iischung in das 2. Glas, miseht dort wieder gut durch und t~bertragt 1 ccm in das 3. Glas usw. durch alle Glaser, his zum zw01ften, aus dem der iiberfllissige 1 ccm wegpipettiert wird. Man erhalt so ein Liquorverdiinnungsreihe yon 1 : 101 1 : 201 1 : 40,

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312 W~m~v~

1:80 bis 1:20000. In jedes RShrchen, das l ccm Liquorgemisch ellt- halt, ~vird nun je 5 ccm (oder weniger) des Goldsols gegeben and, worauf ich besonders Gewicht legen mSchte, kr~tftig geschfttelt. Das Schftteln hat im Stander zu erfolgen. Die Glaser dfrfen n i ch t mit dem Daumen verschlossen umgekehrt werden, sondern das gesamte Gestell ist mit den Glasern kr~ftig zu schatteln, bis der Inhalt vSllig gleichgef~rbt erscheint. Wean man die 5 ccm Goldsol in kr~ftigem Strahle in die Reagenzglaser bl~st, ist schon eine weitgehende, aber keineswegs geaagende lVIischung vorhanden. Die Gl~ser massen mSglichst gleichlumig und weitkalibrig sein, um das Schiitteln zu erleichtern. Im allgemeinen genagen 12 Gl~ser, bei l~Ieningitiden sind jedoch 15 ratsam. In der Regel ging ich so vor, dab ich in einem hSlzernen Reagenzglasst~nder for 24 RShrchen denselben Liquor mit 2 verschiedensn Goldsolen nebeneinander ansetzte. Die Indi- vidualit~t des Goldsols, aber auch etwa vorhandene technische Fehler kommen so recht abersichtlich zur Darstellung. Kontrollen ohne Liquor- zusatz wurden in der Regel nicht angesetzt. Mit der tt~tlfte der ange- gebenen Flassigkeitsmengen zu arbeiten, also mit 0~1 Liquor~ 0,5 ~aC1 und 2,5 Goldsol mSchte ich im Gegensatz zu Ky r l e , B r a n d t und Mras desMlb nicht empfehlen, weil die in den Gl~sern enthaltenen hIengen zu klein werden. Durch Wahl eagerer Gl~tser l ~ t sich dieser l]belstand aicht beseitigen, weil dana wieder gutes Umschfitteln unmSglich wird. Viel- mehr m~chte ich auf Grand meiner Erfahrung raten~ yon konzentriertem Goldsol zum Originalversuch nur 2 - -3 ccm zuzusetzen. Die Farbumschl~ge sind durchaus die gleichen.

Die RShrchen bleiben bei Zimm~rtemperatur stehen und werden, nach- dem sie anfangs sehr gr~ndlich gesch~ttelt worden sind, 24 Stunden ruhig stehen gelassem Ich h~be mehrfach Versuche fiber den E i n f l u g der T e m p e r a t u r auf den R e a k t i o n s v e r l a u f angestellt. Das Temperatnr- optimum der G.R. ist zwischen 20 und 30~ C gelegea. Sowohl unterMlb wie oberhalb dieser Temperatur werden die Reaktionen geringer (m~ter 10 0 C) oder atypisch (fiber 40 0 C). Bei sehr niedriger Temperatur (0"--10 ~ C) ergab sich meistens eine deutliche Abnahme der Verfarbung, ohne das aber die Maxima der Karven and ihre Eigeaart verandert worden w~re. Diese Tatsache steht wiederum v511ig im Einklang mit den Be- obachtungen nach S a c h s - G e o r g i und Me in i cke (Neukirch) . Bei Er- warmung auf 40 o C and mehr zeigte sich eiae geringe Einengung der Reaktionsbreite yon rechts. Verfolgt man zeitlich den Ablauf der Reaktion, so zeigt sich regelmaBig, dal~ die Farbumschl~ge bei hSheren Temperaturen um 40 o C deutlich langsamer erfolgen. Das Resultat war dasselbe, wenn ich den gesamten Versuch bei 40 o C im Wasserbad anstellte oder wenn Liquor, NaCI-L6sung and Goldsol vorher'eiazela erw~rmt worden waren: langsamerer Verlauf, geringe Einengung yon rechts, abund zu etwas ge- ringere Reaktionstiefe. 0berhalb 40~ besonders gegea 50 o entstehen gaaz erheblich verandert% v011ig atypische, meist sehr viel st~rkero Farbum- schl~ge, und zwar auch bei normalem Liquor. "~Wenn die Temperatur w~hrend der Reaktion 38 o C nicht iiberschreitet,~ist also keine StSrung des Reaktionsausfalles zu beffirchten.

Die B e u r t e i l u n g des V e r s u c h s e r g e b n i s s e s , der praktisch wichtigste Punkt, bedarf einer eingehendea Besprechung. Bedingungen for eine Verwertung des Untersuchungsergebnisses ist, dab

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sicher normaler Liquor und sicher paralytisctler Liquor in entsprechender Ausdehnung and Abstufung Farbumschlage ergeben h~ben. Ist der Ver- such nieht einwandfrei ausgefallen, so sind hSchstens die negativen Resul- tare verwertbar. Im tibrigen ist die Fehlerquelle zu erforschen, ff~r weitere Versuehe abzustellen und der Versueh zu wiederholen t).

Weitaus am siehersten und genauesten nimmt das Auge die Fein- heiten der Farbnuancen gegen diffuses Tageslicht wahr. Bei ktinstlichem Licht und im Sonnenschein sind die Farbunterschiede im durehfallenden Licht sehr schleeht wahrnehmbar, und zwar verschwinden sie um so mehr~ je starker die Lichtquelle ist. Sollte man gezwungen sein, bei kiinst- liehem Licht abzulesen~ so halte man hinter die Glaser einen Slreifen wei/~es Papier and betrachte nun im auffallenden Licht. Auf diese Weise treten die Farbuntersehiede noch ziemlich gut hervor. Die Farbumschlage treten sofort nach Zusatz des Goldsols ein, nehmen~nach and naeh an Intensitat zu, in den ersten Minuten schnell, nach einer halben Stunde nur sear langsam. 5Iaeh 24 Stunden tritt so gut wie keine _~nderung mehr ein. Aus diesem Grunde ist es nStig, sofort nnd naeh einer halben Stunde abzulesen, die gefundenen Werte zu notieren und sehliel~lich nach 24 Stunden zu kontrollieren. Dieses Verfahren empfiehlt aueh Eskuchen . Der Umstand, dab die Ablesung des Resultates der G.R. sofort nach deren An- stellung m(iglich ist. verdient als besonderer Vorzug der G.R. hervor- gehoben zu werden. Die sofortige Ablesung ergibt schon mit gro~er Deutlichkeit den Typus der Kurve, wenn aueh in sehwi~cheren Farbum- sehlfigen. Die Ablesung naeh einer halberl Stunde hat ebenso wie das sofortige Ablesen aber noeh einen anderen Zweck. Man sieht in dieser Anfangszeit genau die Zone~ welche am starksten ausfallt~ wahrend in der Kurve nach 24 Stunden gerade in den starkeu Reaktionen die Untersehiede versehwinden. Auch betreffs der Beurteilung der Starke der Reaktion ist die ZeiL in der die vSllige EntfSrbung der RShrchen anftritt, nicht ganz unwichtig, denn die St~trke der G.R. laBt sich, wie alle Kolloidreaktionen nicht nur quantitativ, sondern auch zeitlich messen.

Die Ab le sung der Fa r b e n u n t e r s e h i e d e selbst ist sehr leicht. Die FarbtSne sind for das normal farbenempfindliehe Auge so eklatant und fast ohne jede Uberlegung anzugeben, dat~ die persSnliche Gleichung, die bei den meisten Ablesungen eine mehr oder weniger grol~e Rolle spielt, bei der G.R. kaum in Frage kommt. Gegent~ber der Ablesung der Aus- floekungsverhaltnisse bei der Mastixreaktion ist die Farbendeutung bei der G.G. entschieden verlal~lieher und objektiver. Bei der Ablesung selbst ist zu berileksichtigen, dal~ etwa weiterkalibrige RShrchen infolge der diekeren Schicht einen tieferen Farbtou ergeben.

Die versehiedenen Verfarbungen des ursprilnglieh purpurroten Gold- sols bezeiehnen die Starkegrade der Reaktion. Die F a r b s k a l a wird yon

1) Als Beispiel sei bier eine Fehlerquelle angeffihrt, die mir einmal einen Tell des Versuches verdorben hat. Si~mtliehe Serien zeigten zunehmende starke Farbumschl~ige vom 5. Glas an nach rechts. Es stellte sich heraus, dal~ das Beeherglas, in dem ich die 51aC1-LSsung zubereitet butte, am Boden einen kleinen Riit hatte. Dureh ihn waren von der Gl~spla~te, auf der das Glas stand, Elektrolyte diffundiert. Neu hergestellte NaC1-LSsung ergab sofort ein- wandfreie l~esultate.

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den verschiedenen kutoren nicht vSllig gleich angegeben. Natiirlieh sind die lJbergimge oft sehr allm~hliche. Ieh habe folgende Farbskala ange- wandt: rot, rotviolett, blauviolett, blau, blauweiB, weiB (sehwarzblaue Fi~llung als Bodensatz). Diese seehs Farben gleichen denen yon K y r l e , . B r a n d t und Mras gebrauehten bis auf den einen Unterschied, da6 sie zwisehen Rotviolett und Blauviolett noch eine Farbe Violett annehmen. Ich vermochte, ebenso wie zahlreiche zugezogene Beobachter, trotz aller Be- mfihungen diese Farbe Violett nieht mit irgendwelcher Bestimmtheit zu trennen. In praxi unterseheidet sich meine Farbskala aueh yon der E s k u c h e n s nieht, nur nenne ich die Farbe Blaurot Rotviolett und Violett Blauviolett, weft sie mein Auge so empfindet. E s k u c h e n will ja sicher nur ausdriieken, da6 die eine Farbe mehr rot, die andere mehr blau ist.

Wie ieh im klinischen Teil an Hand meines Materials auseinander- setzen werde, bezeiehne ieh als n e g a t i v e G.R. nicht nur diejenigen Reaktionen, bei denen alle Verdfinnungsgrade unverimdert rot bleiben, sondern auch die, welehe bei 1/2o--1/s o eine rotviolette bis'schwaeh blau- violette Verfarbung zeigen. Solche Reaktionen, deren Farbumschliige fiber Blaulich-violett hinaus einen blauen Ton ergeben, sind also als pos i t i v zu bezeiehnen. Man kann unter den positiven Reaktionen weiterhin schwaehe, mittelstarke und starke unterscheiden. In der graduellen Abstufung der Reaktionssti~rke erscheint mir die yon K y r l e , B r a n d t und Mras ge- brauchte Einteilung am zweekmaBigsten: schwach ( + ) 1--3 ROhrchen bis blau, mittelstark ( + + ) 1 ROhrehen bis weiB oder 2 - -3 ROhrehen bis blauweiB, stark ( + + + ) mehrere R6hrchen bis weiB. Ieh m6chte jedoch hervorheben, dab es bei dieser Einteilungsweise recht viele zweifelhafte Ubergangsfalle gibt. Die Frage schwach oder mittelstark, mittelstark oder stark~ ist aueh durchaus nicht so wesenflich ffir den diagnostisehen Wert der G.R. wie die meisten kutoren annehmen. Hauptsiiehlich gilt es zu unterseheiden, ist eine Reaktion positiv oder negativ und in welcher Zone der Kurve ist das Fiillungsmaximum gelegen. Ich werde spater zeigen, dab die Lehre yon der Spezifitat der Kurvenform fiir einzelne Krankheits- bilder auf sehr schwachen FtiBen steht, insbesondere, dab man nieht be- rechtigt ist, yon einer ,,Paralyse"-Kurve ,,Tabes"-Kurve oder ,Lues-latens"- Kurve usw. zu spreehen. Zu fihnlicher Ansieht sind auch Kyr l e , B r a n d t und Mras an Hand des groBeu Wiener Materials yon 720 Luesfallen g e - kommen, obgleieh sie sieh ganz anders zusammensetzen als die meinigen.

Das abgelesene Resultat wird in ein Liniensystem derart eingetragen, dab man auf der AbsziBe die versehiedenen Verdfinnungen des Liquors, auf der Ordinate die verschiedenen Grade der erfolgten Ausflockung notiert. Auf der AbsziBe sind also 12 Rubri]~en entsprechend der Verdtinnungen yon 1/t o bis J/2oooo, auf der Ordinate 6 entsprechend den Farben Rot bis WeiB. Verbindet man die markierten Punkte durch Linien, so entstehen Kurven, die den Reaktionsausfall am fibersiehtliehsten darstellen. Will man den Krankenbli~ttern nieht Kopien der Kurven beiheften, so kann man das Resultat auch kurz so zu Papier bringen, dab man versehiedene Sti~rke- grade der Verfiirbung zeichenmal~ig eintr~gt: r o t - - , rotviolett + , blau- violett + + , blau + + + , blauweiB + + + + und weiB +-{- + + + . Der Eintrag 1/2o--1/6ao + + + + + bedeutet also eine vOllige Entfarbung der RShrchen 2--7.

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Eine dritte Darstellungsmethode ist die zahlenmhBige. 1 ~---rot, 2 ~--- rotviolett~ 8 ~ blauviolett, 4 ~ blau, 5 ~ blauweiB, 6 ~ weift. Die Zahlen werden wie die RShrchen aneinander gereiht, so dab z. B. 566666632111 eine starke Reaktion vom luetisehen Typus, 11111255411 einer Reaktion bei Blutgehalt entsprechen wflrde. Ieh habe diese recht zweckmal~ige Dar- stellungsweise bisher nur bei Kap lan und L a f o r a gefunden.

Bei der Ablesung zeigt sich deutlich der individuelle Charakter des Goldsols, worauf schon Kafka und Kyr l e , B r a n d t und Mras hinwiesen. Fortlaufende, einheitUche Befunde k~innen nur gewonnen werden, wenn die Empfindlichkeit jedes Sols bekannt ist. Gegentlber E s k u c h e n und anderen Untersuchern ist mir ~ebenso wie Kyr le , B rand t und ~ r a s aufgefallen, dab mein Goldsol sich mit gr(it~ter Konstanz als deutlich empfindlieher er- wies. Die Eigensehaften meines Goldsols zeigen weitgehendste ~berein- stimmung mit den Resultaten der Wiener Kliniken, welehe durchweg mit dem von S e ha f f e r hergestellten Goldsol arbeiteten. Die Ursache liegt ohne Zweifel an der Qualit~t des Goldsols. Das naeh Lan g e mittels Formaldehyd reduzierte Goldsol ist deutlieh geringer empfindlieh als das nach E i c ke hergestellte. Bei meiner Herstellungsart zeigte leieht durch- siehtiges, klares Goldsol mit sehwachem Tyndalleffekt stets geringere Emp- findlichkeit als solehes yon tiefpurpurroter Farbe. Soweit ieh sehe, steigt die Empfindlichkeit des Goldsols parallel mit dem Alkaleszenzgrade.

Meine Beobachtung, daB das Goldsol beim lhngeren Stehen stets starker alkalisch wird, stimmt hiermit vSllig iiberein. Es zeigt sieh nam- lich bei den Versuchen, da~ das Goldsol mit dem Altern an' Empfindlieh- keit zunimmt, bis es sehlieglich unspezifisehe starke Ausflockungen ergibt, die diagnostische Irr~t~mer herbeifilhren k0nnen, wenn sie dem Untersueher nicht bekannt sind.

Der Einflul~ des A l t e r n s

am Goldsol steht im Einklang mit den an anderen Kolloiden beobachteten Erscheinungen und auch mit entspreehenden theoretisehen Erwi~gungen. RegelmiiBig zeigte sieh, dab die hoehdispersen, friseh bereiteten Goldsole eine gr0Bere Schutzwirkung entfalteten als gealterte, weniger disperses deren Teilehen durch Quellungsvorgange labiler geworden sind. Ein kurzes Erwi~rmen der gealterten Liisung auf 80 o das im Sinne einer Dispersithts- gradserhShung wirkt, hatte auch beim Goldsol den Erfolg, daB die Sehutz- wirkung anstieg. Der geringere Ausf~llungsgrad bei hSherer Temperatur, den ieh regelmht~ig beobachten konnte, entbehrt also nicht des theoreti- schen Hintergrundes.

III. K l i n i s c h e r Te l l .

Auf die eigenar~ige S~elhng der G.R. gegeniiber den serologi- schen Reak~ionen, besonders gegeniiber der Wa .R . bin ich schon an- fangs kurz eingegangen. Fiir die diagnos~isohen Schliisse is~ prin- zipiell wich~ig, dalt sich bei bestimmten Krankheitsgruppen ganz ver- schiedene Typen yon Goldsolkurven finden. Einmal kSnnen sieh die s~irksten Ver~nderungen bei den schw~chsten, in anderen F~llen wie- der bei den st~irksten Verdiinnungen vorfinden, wobei sich wei~erhin

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316 W~m~D~

Un~erschiede ergeben hinsichtlich der Verdiinnung, bei welcher der Farbumschlag anf~ngt und bei welcher er aufhSr~. Endlich zeigen sich erhebliche Abs~ufungen in tier S~rke des Farbumschlags bis zur fast vSlligen Entf~rbung. Man erwartete auf diese Art yon der G.R. nich~ nut e~ne Antwor~ auf die Frage, ob bei einer l~ervenkrankhei~ Lues vorlieg~ oder nicht, sondern auch noch eine Trennung einzelner Gruppen yon lue~ischen Krankhei~en. Diese iiberschw~nglichen Hoff- nungen haben sich nur his zu einem gewissen Grade erfiillt. Die G. R. is~ weder spezifisch, noch konstant. Sie ~eil~ dieses Schicksal mit den meis~en Untersuchungsmethoden~ welche fast hie diese beiden Forde- rungen erfiillen, aber trotzdem mit Recht als wertvolle Hilfsmittel tier Diagnostik betrach~et werden.

Es sei gleich vorweggenommen, da~ die Resultate der einzelnen Un~ersucher hinsichtlich Reaktionstyp, Spezifit~ und Konstanz etwas verschieden sind. Ich m5ch~e d~ese Tatsache in erster Linie auf die verschiedene Methodik zuriickfiihren, "besonders auf das verschieden empfindlichc Goldsol, welches zur Verwendung kam. Viel weniger komm~ die Verschiedenheit tier Beurteilung des Versuchsergebnisses in Betrach~. Endlich ist in einem geringen Prozentsatz der F~lle zweifellos eine falsche klinische Diagnose die Ursache der Uns~immig- keiten.

Den folgenden Erw~igungen Iiegen aul~er der Goldsolli~eratur eigene Un~ersuchungen an 414 Liquores (205 normale und 209 patho- logische) zugrunde. Aul~er der G.R. wurden regelm~ig folgende Untersuchungen ausgefiihr~: Zellz~h]ung, Pandy, l~onne-Apelt Phase l, Wa.R. (Blu~ und Liquor). Mit Auswahl wurden angestell~: Mi~tel- stiicksreaktion (Braun-Hus le r ) , Sublimatreaktion ( W e i c h b r o d t ) , quantitative Eiweil~bestimmung (Brandbe rg -Za loz i eck i ) , Mastix- reak~ion (Kafka-Jakobs~hal ) . Eine erfolgreiche Liquordiagnostik kann nur geiib~ werden, wenn das gesamte ,,Reak~[onsspektrum ~' (Eskuchen ) abw~gend beurteil~ wird.

Die als normal bezeichne~en Liquores, die in s~m~lichen Reaktio- nen negativ reagierten, keine Zellvermehrung (Grenzwer~ 10) zeigten und auch normale Goldsolkurve ergaben, werden im folgenden einfach negativ genann~. Ebenso sind die pathologischen Liquores mit posi- ~iver G.R. in tier folgenden Tabelle, einerlei welcher Ar~ die erhalte- nen Kurven waren, ohne Un~erschied als posi~iv aufgefiihrt. Die Charak~eris~ika der einzelnen Kurven sollen in den sp~eren Spezial- kapiteln auf ihren diagnos~ischen Weft gepriif~ werden. Wie sich mein gesamtes Material auf die einzelnen Krankheitsbilder ver~eil~, zeigb die folgende 0bersichtstabelle.

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Klinische Diagnose Goldsolreaktion negativ

1. L n e t i s c h e L iquores : Lues I (Blut Wa.R, negativ) Lues I (Blur Wa.R. positiv) Lues I I (mit meningitischer Reizu~g) Lues latens (friiher Blur Wa.l~. positiv, jetzt

12 negativ, 3 positiv) Lues I I (Herxheimersche Reaktic~_) Lues congenit~ Lues eerebri Lues eerebrospinalis (vorwiegend Myelitis) Lues cerebrospinalis (vorwiegend Meningitis) Encephalitis nach Salvarsan T~bes dorsalis Paralysis progressiva Tabop~r~lyse ttaemorrhagia cerebri (Lues positiv, Liquor

blutig, Endarteriitis oblit.) Luetisehe Spinalparalyse (Erb)

2. N i e h t l u e t i s e h e L i q u o r e s : Meningitis tubereulosa Meningitis purulenta (Streptokokken u. Sta-

phylokokken) Pneumokokkenmeningitis und Sepsis Leptomeningitis chronica Yieningitis seresa Encephalitis epidemica (lethargica,) Grippeencephalitis Sclerosis multiplex Haemorrhagia cerebri (Lues negativ, Liquor

blutig ) Haemorrhagia eerebri (Lues negativ, Liquor

klar) Encephalomalacie (durch Embolie) Tumor cerebri Tumor vertebrae (Metastasen) und Tumor me-

dullae spin~lis KompressionsmyelitJs (Caries) Epilepsie (Lues negativ) Myelitis ascendens acuta Syringomyelie Gliosis spin~lis und Syringomyelie Amyotrophisehe Lateralsklerose Progressive Muskel~trophle Polyneuritis acuta (postinfeetiosa) Ischias Neuralgien Commotio eerebri Traumatische Neurosen Neurasthenie ~ysterie Melaneholie Idiotie, Imbezillit~it und Dementia

Zahl der Fglle positiv

146 122 10 5 15 11

6

1

42 42 1~ 14

7

111 1~

87 268 8 8

l l 8 1 1

14 11

24 24

1 -7

3 - - 3 - -

13 - - 11 - - - -

9

24 5 4

15

- - 4

181 -

3 3

3

19

2

11

2

1 3

4 3 3

13 l l 10 4 9

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318 W~O~:~T

Klinisehe Diagnose

Paralysis agitans Pseudobulbarparalyse Paehymeningitis haemorrhagica Migr~ne Meni~rescher Symptomkomplex Chorea hereditaria Tetanie Uriimie Nephritis Cystopyelitis Blasentuberkulose Lebercirrhose Akute Alkoholvergiftung Arteriosklerose PolyeytNimie Sekund~re Aniimien Kombinierte Strangerkrankung beiperniziSser

An~mie (Lichtheim) Enteritis (S~uglinge) P~datrophie Malaria Gesamtzahl der untersuehten Liquores ~)

Zahl der Fglle

1

2 1

2

5

12 2

414

positiv Goldsolreaktion

negativ

- - 2

- - 2

1

- - 2

1

- - 1

- - 2

- - 3

5 1

- - 4

- - 2

- - 1 8

2 - - 5

- - 2

8 - - 12 - - 2

209 205

Aul~erdem wurden noch 44 bluthaltige Liquores untersuchk Kam es bei pa~hologischen Fi~llen zu einer ar~ifiziellen Blutung, so wurde nach mehrwSchiger War~ezeit e~neu~e Lumbalpunktion vorgenommen. Da es zur doppelten Aufziihlung einzelner F~lle gekommen w~re, habe ich diese 44 F~lle nich~ mi~ in die Tabelle aufgenommen.

Von den 414 Pa~ien~en, deren Liquor bis zum Abschh~ dieser Arbei~ un~ersucht war, wurden 152 mehrfach, zweimal, dreimal, in einzelnen Fi~llen noch 5Rer, sogar his elfmal lumbalpunktier~, so da~ fiber 600 G.R. anges~ell~ wurden. Die wiederhoite Lumbalpunktion erfolgte meis~ens bei Lues in der Absich~, den Einflul~ der Therapie auf die Liquorver~inderungen zu studieren. Sel~ener war die Indika~ion der erneu~en Punktion eine DruckerhShung im Subduralraum (En- cephali~is, Meningitis, Tumor).

Norma le Liquores .

Als normale Liquores m~chte ich solehe bezeiehnen, bei denen nieht nur s~m~liche andere Uniersuch'ungsme~hoden negativ warei/,

1) Die. in der Zwischenzeit regelm~gig fortgesetzten Goldsolunter- suchungen haben die Zahl der Liquores erheblich erhSht, die hier nieder- gelegten Erfahrungen weiterhin best~tigt, aber keine wesentlichen ~eueo rungen zutage geffirdert.

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sondern Liquores yon Pu~ien~en, die auf Grund klinischer Untersuehung mi~ grSl~er Wahrscheinlichkeit an keinen organischen Veriinderungen des Zentralnervensystems lit~en.

E s k u c h e n be~ont, dal] der normuIe Liquor des Goldsol yells s~ndig und dauernd unver~nder~ 1~$~, gib~ aber an underer Stelle zu, dul~ geringgradige Ausfloekungen (1/~0--1/s0) ,,ganz selden bei sieher niehfluetisehen Personen vorkommen" und diagnos~iseh infolgedessen nieht verwer~bur sin& Andere Untersueher (J~ger und Golds~ein, G]aser , Spg~, Oe t ike r , F l e sch , Cohen, Grules und Moody , Keller~ und Lowrey) funden bei normalen Liquores einen zum Teil reehl erheblieh hohen Prozentsatz -con schwach oder mit~elstark posi- tivem Reaktionsausfali, z. B. F les eh in 50 ~ seiner F~lle (ullerdings nur 18 F~lle untersucht!), O e t i k e r in tiber 80 o[0. Auf diese An- gaben darf nieht zu viel Gewich~ geleg~ werden, denn jeder Autor urbeite~e nueh seiner eigenen Methode, aul~erdem teils nueh Lunge, ~eils naeh Eicke. Die yon Kyr l e , B r a n d t und Mras an einem Material yon 720 Luesf~llen t) ausgefiihr~en Un~ersuchungen ergaben h~ufig bei normalem Liquor in den Verdiinnungen ~]4o und ~/s0 einen Furbumsehlag his Rotvioletk Sie hal~en diesen Ausfull fiir noch nich~ pu~hologiseh~ mSch~en uuch einer Einsenkung der Kurve his zum Violet~ noch keine Bedeutung zumessen und vermuten rnit Reeh~, dal~ dus yon ihnen verwand~e GoldsoI wei~ empfindlieher is~ als dus mehre- rer anderer Untersueher. Um exakte Vergleiehswer~e z u sehaffen, is~ as, wie schon erw~hn~, unbeding~ no~wendig, dal~ eine kolloidale GoldlSsung yon gleicher Dispersi~it und Empfindlichkei~ zu den Ver- suchen benu~z~ wird. Fiir den versier~en Untersueher is~ es durch- aus nich~ sehwierig, zu un~erscheiden zwischen normalem und patho- logisehem Reak~ionsausfalI, ganz besonders, wenn ihm zur Beur~eilung grSl~ere Untersuohungsreihen der verschiedend~en Arden yon Liquor zur Verfiigung s~ehen,

Wenn ioh meine eigenen Erfuhrangen an normalen Liquors an- fiihren duff, So ergib~ sich folgendes Ubersichtsbild:

Zahl der nor I jeglicher malen Liquores Fehlen Verf~rbung

205 44 m 2 1 , 5 ~

IL Minimale Verf~r- bung lh0--1/s0 b~s

rotviole~t

139 67,8 ~

III. Minimale Yerf~rbg. 1/2o--I/~ o his schwach

hlauviolett

22 10,7 ~

1) Ich rdSehteodea ttinweis nicht unterlassen, daft es nJeht ang~ngig idt, an einem Material einer Geschlechtskrankenabteilung auf des normale Ver-

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320 W ~ m ~

Aus diesen Zahlen geht hervor, dait ich under nega~iver G.R. nich~ nur die F/ille vers~ehe., bei welchen die Fliissigkei~ in siimtlichen Gl~sern unveriinder~ hoehroi bleib~, sondern auch die Reaktionen mi~ ro~viole~er, ja schwach blauviole~er Verfiirbung in den Verdiinnungen

Iqormalkurve I und II.

rot

rotviolett "~- --~"

blauviolettblau 1

blauweitt I i "

weiB

i 2

i

Kurve 1.

~/20--~/s0. Da die 204 F~lle nach griindlichs~er Untersuchung mit An- wendung des gesamten klinischen Riislzeugs fiir NormalliquorfKlle erkl~r~ werden mnl~ten, diirf~e sich unter ihnen nut ein sehr geringer Prozeatsatz yon FehTdiagnosen befinden. Ich glaubte reich infolge-

rot

rotviolett

blauviolett

blau

blauweig t

wei$

Normalkurve HI.

1

Kurve 2.

t

halten des Liquors bindende Schltisse zu ziehen. In diesem Material wird sich zweifellos stets eine Anreicherung yon unerkannten latenten Luesftillen finden. Will man Studien fiber den normalen Liquor a nstellen, so darf man sie nich~ an Geschlechtskranken anstellen (SchSnfeld). Den Be4nerkungen Kafkas kann ich nut beistiiamen.

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 321

dessen berech~ig~, die gefundenen geringen Verf~rbungen als negative Reak~ionen anzusehen. Meine Resulflabe ergaben, dal3 nut in 21,5 ~ der F~ille s~im~liche Verdiinnungsgrade unveriinder~ hochrot blieben, w~ihrend die iibrigen 78,5 ~ in den schwgchs~en Liquorverdiinnungen Verfgrbungen aufwiesen. Die in 87,8 ~ eintre~enden Farbumschl~ge be~ragen regelmg/lig die Verdiinnungsgrade lho und 1Is o. Die etwas s~irkeren Veffiirbungen yon 10,7 ~ der F~ille waren derar~ angeord- net, da/t nur das 3. Glas (114o) einen schwach blauviole~ten Farb|;on annahm, wiihrend die beiden l~achbargl~ser rotviole~ blieben, ttier- bei zeig~e sich gelegentlich eine zar~e Ro~viole~f~irbung fin 2. (~las. Die s~irkste Liquorkonzen~ration (1/10) behie]~ s~ets ihre Farbe unver- {inder~ bei.

Die in den Gruppen II und III angef'fihrten Verf~rbungen traten in der Regel erst in sp~i~erer Zei~ auf und waren noch nich~ zu er- kennen, wenn sofor~ abgelesen wurde, wohl aber nach einer halben S~unde. Nach 24 S~unden tra~ keine weitere Vers~iirkung der Kur- Yen ein.

Z u s a m m e n f a s s u n g : Der normale Liquor zeigt in mehr als a/4 der Fiille eine leichte Verf~irbung der Gl~iser 1]4 o und 1]so, sel~ener 1[~ o bis ~]so bis Ro~viole~ (schwach Blauviole~). Diagnos~ische Schliisse diirfen aus diesen Befundon nich~ gezogen werden.

B l u ~ b e i m e n g u n g zum Liquor . Da jedes Blutserum, einerlei ob yon einem Luetiker oder yon

einem Gesunden s~ammend, das Goldsol stark ausflock~, ist es a priori einleuch~end, dal~ eine pathologische Kurve ents~ehen mu~, wenn dot Liquor bluthal~ig is~. Auch die ar~ifizielle Blut~beimengung, die ers~ be ide r Punk~ion auf~ri~t, veriinder~ den Liquor derar~, dal~ eine Gold- solkurve en~s~eh~, die yon einer nich~ar~ifiziellen Blu~ung nur selten zu unterscheiden is~. Diese Frage ist ja dutch die anderen Un~er- suchungsme~hoden , oft schon dutch genaue Beobachtung des abfliel~en- den Liquors, leicht zu en~scheiden. Sofortiges Abzen~rifugieren der Ery~hrocy~en l~i/~ na~iirlich noch geniigende Serummengen ini Liquor, die offenbar infolge des hSheren Eiwei~gehal~es (Dispersit~svergrSbe- rung) zum Farbumschlag fiihren.

Mi~ ziemlichor Exakthei~ lieg~ die dutch Blu~beimengung ver- ursaoh~e Ausflockungszone in den s~irkeren Liquorverdiinnungen, bo- ginnend bei '/a20 und aufhSrend bei ~/~soo--~/,o0o0, ganz nach der Menge des beigemisch~en Blu~es. Nur in zwei F~llen sah ich die Verfgrbung schon bei l/s0, das andere Malbei 1]~so beginnend und bis ~/~so nach rech~s reichen. In zwei F{illen (~--" 2 ~ aller F~ille) yon {il~erer Hirnblutung mit zi~ronengelbem Liquor lag die Verf~irbungs-

Deutsche Zeitsckrift f. Nervenheilkunde. Bd.67. 21

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322 W~m~)~

zone yon ~/auo nach rechts bis zu i/~0000. Ich sah selten eine absolute Enlfiirbung bis Weir, meist in zwei RShrchen (I/~0--~/~so) bis Blau- weiii, dis l~achbarrShrchen waren blau. Zum S~udium der GoldsoI- kurve bei Blu~gehaR empfiehR es sich, ebenso wie bei nich~lue~ischen MeningRiden, 14 oder 15 Verdiinnungsgrade anzuse~zen.

rotviolett

blauviolet~

blau ~ .

blauwei~ . .~

weit~

Fall M. K., Bluthaltiger Liquor.

i /

!

Kurve 3.

Ich mu~ also fes~steUen, dal~ die Ausliockungszone 4es bluthaltigen Liquors nich~ ganz ohne Ausnahme jensei~s der Verdiinnungsgrade 11320 gelegen is~. Die S~rke der Ausflockung s~eig~ bis zu e inem gewissen Grade mR dem Blu~gehal~ un4 s~eig~ ferner, wenn die Blu~- kSrperchen nich~ sofor~ abzentrifugiert und durch Abgiel~en des iiber- s~ehenden klaren Liquors en~feru~ wurden. Das Al te r de r Blu%ung l ~ sich mit~els der G.R. nich~ ermit~eln. Zur Bean~wortung dieser Frage miissen vielmehr, auger anamnes~ischenDa~en, die anderen Unter- suchungsme~hoden des Liquors (Farbe und Zellver~inderungen)heran- gezogen werden. Mi~ tier G.R. I~B~ sich genau verfolgen, wie lang- sam die Kurve immer geringer und schlie~liah alas ResuI~a~ nega~iv wird. Alsdann sind alle Blutbestandteile resorbier~ und auch die reak~iven, phagocy~ren Prozesse der Meningen abgelaufen. Die zei~- lichen Verh~l~nisse sind schwanlrend, offenbar je naeh tier GrSl]e der Blu~ung. Schliisse sind nur beding~ zu ziehen, da Nachblu~ungen s~a~tfinden kSnnen. Ich babe den zei~lichen Ab]auf tier G.R. bei I-Iirn- b lu~u n g mehrfach fortlaufend verfolg~ und fund im allgemeinen einen Parallelismus zwischen Eiweil~- Und Globulinproben und G.R. Die l&zte Reak~ion aber, die noch posi~iven Ausschlag gab, war auch bier, entsprechend ihrer hohen Empfindlichkei~ die G.R. Mi~ dem Alter der Blutung bri~ fast immer eine Verschiebung des Ausflockungs- maximums um 2--3 Gl~ser nach links, also nach ~/~o--~/~o, auf.

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Die Goldsolreaktion ira Liquor cerebrospinalis. 323

Da die Farbumschlagszone des blu~haRigen Liquors wei~ rechts liegt, ist sie bei den sehwaehen oder mRtelstarken Reaktionen, deren Ausfloekungsmaximum weR links gelegen is~, gleiehgiiltig. Es ergibt Sich in diesem Falle sogar, wie ieh ach~mal gesehen babe, das in- teressan~e Phiinomen, dal~ zwei Ausf//11ungsmaxima zustande kommen, das eine links, das Charakteristikum der Lues, der andere reehts dutch den Blntgehalt verursaeh~ (siehe Kurve 4). AndererseRs ergib~ sieh, wie sehon theoretiseh zu fordern ist, aus dem Zusammentreffen yon bluthaRigem Liquor mR Tubes, Paralyse oder Lues cerebrospinalis eine sehr breite Ausf/~11ungszone, die bei den sti~rksten Konzen~rationen beginnt und bis zum 10. oder 11. Glas nach reehts reieht. Auch diese Erseheinung babe ieh mehrfaeh beobaeh~et.

Fall P. S., Lues cerebrospinalis, Liquor bluShaltig. ist erst naeh zweimonatiger Therapie entstanden!)

rot l

rotviolett ~ X

blauviolett ~ \

,,,,<u \ / - k /

weil~ i I

f

/

(Die schwache Reaktion

Kurve 4.

Welt stSrender ist der Blutgeh~R bei den nich~luetischen Meningi- tiden. Beide verursachen in ziemlich der gleichen Zone Farbum- sehli~ge, und die Kurven miissen sich deeken, bzw. vers~rken. Aller- dings kommt es bei den ei~rigen Meningitiden in der Mehrzahl der Fi~lle zu einer volls~i~n4igen En~fi~rbung des Goldsols bis Weil~, w~h- rend die Bh~beimengang in der Regel schw~chere Reaktionen ergibt.

Die ar~ifizielle Blutbeimengung ist infolgedessen mSglichst zu ver- meiden, was auch bis zu einem gewissen Grade geling~, wenn nach grSl~erer Ubung auf den ersten Einstich die nicht zu starke, seharfe :Nadel richtig sRz~. Der BlutgehaR des Liquors macht nieht nut Zell- z~hlung und Eiweil~proben fast unmSglich, sondern stSr~ auch dutch die Serumbestand~eile die G.R.

Die in der LReratur niedergeleg~en Angaben fiber die Goldsoi- kurve des bluthaltigen Liquors stimmen mR diesen meinen Befunden

21"

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324 WrmrrD~

ziemlich iibersin. Gegeniiber E s k u c h e n land ich stets sincn sti~rke- ren Farbumschlag und auch sine breRere Zone, was wohl wiederum in meinem hiiher empfindlichen Goldsol begriindet sein wird. Allein steht Ke l l e r t mR seiner Ansich~ da, geringe l~h~beimengung erzeuge oR sine lue~ische Kurve und die charak~eristische Lage der Aus- flockungszone in den st~rkeren Verdiinnungsgraden trete nut ver- sinzeR hervor. Bis ~/so nach links reichende Verf~rbungen beobaehlete auch oe~iker gelegentlich bei blu~haRigem, sons~ normalem Liquor. Nach Szabo soU geringe Blulbsimengung die G.R. nich~ stSren.

Lue t i sche Liquores .

Die Bedeu~ung der G.I~. fiir d ie k l in i sche D i a g n o s t i k lieg~ in ers~er Linie auf dem Gebie~e der Neurolu~s . Die Rich~igkeR dieses Dogmas geh~ iiberzeugend aus der oben gegebenen Tabelle meines Materials erneut hervor. Ein Bliek auf die Zahlen zeig~, daf~ yon 146 sicheren Luesfifllen i22 posRive G.R. ergeben haben. Uberleg~ man ferner, dal~ die res~lichen 24 negativen F/~lle sich aus 9 Prim~raffek~en und 15 F~llen der hiesigen Derma~ologi- schen Klinik zusammense~z~en, die klinisch keinerlei Symp~ome bo~en, und yon denen nut yon friiheren Untersuchungen bekann~ war, daft sie vor ihrer Behandlung Prim~raffek~ und positive Wa.R. im Blur gezsig~ hat~en, so ergib~ sich eine positive GR. in 100 ~ der F~lle yon Neurohes. Die 9 Prim~r~ffekte zeig~eu s~m~lich vSllig nor- malen Liquor, 4 yon ihnen sei~ einigeu Tagen positive Wa.R. im Blur, 5 waren noch seronegativ. Unter den 15 F/fllen, die friiher Prim~raffek~ und positive Wa.R. im Blur gezeig~ hat~en, sind viel- leich~ solche, die bisher als Abor~ivfiil[e imponieren. Ich mSch~e es dahinges~elR ssin lassen, ob ich berech~ig~ war, sie in der Tabelle als Lues lumens zu bezeichneu. Prak~isch ergib~ sich jedenfalls das rech~ bemerkenswer~e Resu!~a~, dal~ die G.R. bei Neurolues in 100 ~ der F/file posi~iv war. Die Bedeu~ung des Sa~zes erleide~ ksine wesentliche Einbul~e, wenn ich gleich an dicser S~elle hinzufiige, dal~ bsi obiger S~a~is~ik nur die ResuRa~e der G.R. beriicksich~ig~ worden sind, die sich vor der spezifischen Therapie ergeben haben. Wie ich sp~iter zeigen werde, is~ es n~mhch in einigen F~llen gelungen, durch die Therapie nich~ nur alle klinischen Symptome, sondern auch alle Liquorver~nderungen einschliel~lich der G.R. zur Normalen zuriick- zufiihren. Um lunge Auseinandersetzuagen zu sparen, mSch~e ich die Befunde meines Un~ersuchungsma~erials in einer Tabelle veranschau- lichen (Kurve 5 auf SeRe 325).

Die Tabelle stimmt mi~ den yon E s k u e h e n auf Grund ssiner reichen Erfahrungen aufges~elRen Tabellen weRgehend iiberein. ~atiir-

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 325

lich mSchte ieh mir nich~ anmal]en, ihr die gleiche Bedeutung bei- zumessen, zumal des yon mir verwer~ete Material z. T. (Paralyse) un- zureichend is~. Die Wa.R. wurde yon Privatdozen~ Dr. Oel ler an der hiesigen t;linik angestell& Die iibrigen Reaktionen fiihr~e iah s~mtlieh selbs~ aus und verwende~e zur Zellz/ihlung die Fuchs-Rosen- ~halsche Kammerme~hode derar~, dal~ zwei Kammern mi~ zwei ver- sehiedenen Pipetten beschiekt wurden. Wo die ZelIz~ihlung am An- f ang und am Ende der Lumbalpunktion erfolgte, wurde der Mit~el- weft eingesetz& Das Pandysche Reagens wurde nach Za loz ieek i hergestell~, die Phase I l~onne-Apelt wurde in einem mit schwarzem Papier % lOO t~. ausgeklebten Sehaukasten abgelesen, 90 wodurch sicherlich eine genauere Ab- 80 lesung mi~ hSherem Prozentsa~z posi- 70 \ river Resulta~e erfolg& 60

Lues I. 50 ~ \ / '

Des yon mir untersuehte Material 40 \ " / (25 F~lle 1)is~ viel zu gering, um ein 30 \ ]

|

entg@ltiges Urteil abgeben zu kSnnen. 20 Ich fend in 640/0 der F~lle eine schwaeh positive Reak~ion in Form einer bis ~0 Blau reiehenden Verf~rbung der % 0 RShrchen ~/40--t/60, wobei des Maxi- mum ste~s bei ~/so gelegen war. In den 16 Fi~llen prim~rer Lues mi~ posi . . . . . . . . . . . Lues cerebrospinalis; ~iver G.R. bot dot Liquor in 11 F ~ i l l e n Tabes-}-Taboparalyse; noch anderwei~ige pathologisehe Ver- Paralyse. ~nderungen, Pleocy~ose 7, Pandy- Kurve 5. reaktion 10, l~onne-Apel~ Phase I 3.

Kyr le , B r a n d t und Mras fanden bei 50 untersueh~en Prim~r- f~llen (davon 10 seronega~iv, 40 seroposiliv) nut 10 ~ sieher positive Reaktionen, und 28 ,,Spuren" yon Reaktionen, wor sic eine Farben- versehiebung bis Violett oder Blauviolet~ bei 1140--1/s0 verstehen. Da a]le positiven Reaktionen seropositive Prim~irf~]le betreffen, kSnnte es seheinen, a]s ob ein Parallelismus zwischen Wa.R. und G.R. bestiinde. 5 meiner seronegativen Prim~rfiille zeigten jedoch positive G.R. Die

I i Inzwischen ist das Untersuehungsmaterial auf 36 Fiille angestiegen. Eine bemerkenswerte Anderung trat insofern ein, als unter diesen 11 neuen FSllen nur einer positiv (stark) reagierte. Herin Geh. Rat Rille und Priv.-Doz. Dr. Friihwald danke ich aueh an dieser Stelle ffir I~berlassung des Materials.

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326 W ~ D ~

sp~teren Resultate und Erw~gungen werden noch andere Beweise fiir die weitgehende Selbst~ndigkeit der G.R. erbringen.

Lues II. Fiir die 6 untersuchten Fi~lle gilt in noch hSherem Mal~e das im

Abschnitt iiber prim~re Lues Gesagte. Die Zahl tier untersuchten F~lle ist viel zu gering. Da~ alle 6 F~lle, die ieh punktieren konnte, positive G.R. (1/4o--1/s o blau--blauwei~) ergaben, diirf~e wohl darin begriinde~ sein, daI~ auf tier Medizinischen Abteilung naturgemiil~ nur F~lle mit schwereren Allgemeinerscheinungen eingeliefert wurden.

rot

rotviolett

blauviolett

blau

blauweiB

wei~

Lues II, Frfihmeningitis (oder multiple Sklerose.)

�9 , ! Q-- -4

Ku~e 6.

Alle 6 F~lle zeigten auch anderwei~ige Symptome yon Friih- meningitis im Liquor, s~mtlich geringgradige Pleocytose und positive Pandy-Reak~ion, I positive Phase I. Wa.R. im Blur war in alle Fiilien stark posi~iv, im Liquor negativ.

Ob Lues secundaria auch ohne meningeale Reizung regelm~ig eine geringe his zum Violett reichende Ausflockung bei den Verdiin- nungen 114o--~/s o zeig~ (Eicke), erscheiut zweifelha~t. Ich mSchte vielmehr annehmen, da~ eine positive G.R. nur bei den 60--85~ der Lue~iker auftritt, die eine Friihmeningitis aufweisen.

Lues lumens. Schon eingangs gab ich meinem Zweifel Ausdruck, ob ich be-

rechtig~ war, alle oben angefiihr~en 15 Fiille als Lues latens in die Ubersichtstabelle einzusetzen. Keiner der Fiille bot irgendein klini- sches Merkmal. Nur aus den Krankengeschichten war ersich~lich, dait sie Prim~raffekt gehabt hasten und die Wa.R. im Blur posi~iv gewesen war. Auf ein oder mehrmalige energische Salvarsan- und

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 327

Quecksilberkuren war nichts zuriickgeblieben and meist auch [die Wa.R. negativ geworden. Wa.R. war jetzt noch in 3 F~llen stark positiv. Der Liquor war in alien Reaktionen negativ bei 14 F~llen, ein Fall zeig~e 12 Zellen im cram (,,Lymphocy~ose r~siduaire") and schwach positiven Pandy, worauf ich jedoch nicht so viel Weft legen mSchte, da man diesen Befund auch nicht selten bei •ichtluetischen erheben kann.

E s k u c h e n gibt an, daI~ ziemlizh oft bei Personen mit stark positiver Wa.R. im Blur, aber ohne klinische Zeichen yon Seiten des Nervensystems, eine schwach positive G.R. (lh0--1/s o blauviolett) auf- Iritt und deutet 4iese leichte Ausflockung als Ausdruck der allge- meinen luetischen Infektion oder - -ana log der ,,Lymphocythose rgsi- claire" - - a l s letzter Uberrest einer im Sekund~rstadium durchge- machten akuten Meningitis (,,meningitische Reizung"). Als Beweis einer Lues des Zentralnervensystems bei positiver Wa.R. im Bh t ver- lang~ E s k u c h e n eine mindestens mit~els~arke G.R.

Spiit und ebenso Kyr le , B r a n d t und Mras sind geneigt, solche Kurven als ,,verkiimmer~e" luetische Goldsolkurven aufzufassen.

Wie schon erw~hn~, mul~ ich auf Grund meiner Resultate diese schwachen Verf~rbungen im Anfangsteil der Kurve n0ch fiir normal erkl~ren und den negativen Reaktionen zurechnen, da ich sie mehr- fach auch bei Normalf~llen fand. Auf Grund meiner Ergebnisse mu~ ich somit sagen~ es gibt keine ftir Lues latens lypische Goldsol- kurve.

Anfiihren mSchte ich noch einen Fall yon Jarisch-Herxheimer- sober Reaktion (Exanthem) nach Salvarsan. Der Fall zeigte bei Zell- und Globulinvermehrung (24 Lymphocy~en im cram und Pandy) eine mittelstarke G.R. J/40--t/16o blau, davon 1/8o sohwach blauweiI~).

Die untersuchten F~lle yon

Lnes c e r e b r o s p i n a l i s , Tabes und P a r a l y s e mSchte ich in Kiirze gemeinsam besprechen, da ich unler 84 F~llen flit die einzelnen Krankheitsbilder keinen gese~zm~il]igen markanten Unterschied aus den erhaltenen Goldsolkurven herauslesen konnte, wie einige andere Autoren (Lange, Kaplan , Eicke, E s k u c h e n u.a.). Gewiit babe ich einige graduelle Unterschiede in der Gold- solkurve erhalten, abet im allgemeinen durchaus die gleichen star- ken Reaktionen beobachtet. In iiberwiegender Mehrzahl handelt es sich um vSllige Entf~rbung der RShrchen 1]~ 0 - 1/640, w~hrend l/t o oft etwas schw~cher verf~rbt blau oder blauweil~ war.

Wenn ich alle Kurven iiberblicke, so zeigen 2 Krankheitsbilder zweifellos eine gewil~e Tendenz, etwas schwi~chere Reaktionen zu ver-

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328 W~m~.~..~

ursachen, ngmlich die Lues cerebri und die Tabes. 2 der un~ersuchten Luescerebri-F~lle fiihr~en ziemlich iibereins~immend zu folgenden Re- ak~ionen: ~[~o ro~viole~, ~/~o blauviolet~, ~ho blau, ~/so--~/~o we~, ~]~20 blauviole~, ~/~4o ro~viole~. Die Tabes ergab ebenfalls eine unverkennbare Neigung zu schw~cheren Reaktionen. W~hrend das G-ros der Tabesf~lle genau die gleichen s~arken En~f~rbungen in den Verdiinnungen t]~o--I/~4o zeig~, wie Lues cerebrospinalis und Para- lyse, land ich under meinen 42 Tabeskurven doch 8, die nach rech~s um 2 Gl~ser verkiirz~ waren, also nur 4 Gl~ser t/2o--~/~o bis Weil~ entf~rb~ ha~en. Weitere 4 ~abische Liquores ergaben folgende

rot: i rotviolett

blauviole~

blaui

blauweig i

weil~

Q

L

Lues cerebrospinalis, Tabes, Paralyse.

/ /

] v

Kurve 7.

Verkiirzung und Abschw~ichung der Kurve: t/l o rot, J/2o ro~viole~, ~]4o--1/16o blauwei•, 5/32o to,violent-rot.. Das Ergebnis der iibrigen Liquorreak~ionen (s. Kurve 5, S. 325).

Die Lues cerebrospinalis, die Paralyse und die Taboparalyse fiihr~en fast un~erschiedslos zu den s~rks~en G.R. in den Verdfinnungsgraden 114o--t/64o. Die En~rbungen ware++ schon nach einer halben S~unde volls~ndig weil~ oder miudestens blauwei~. Wenn ich alle 38 Kurven vergleiche, so kann ich ~ro~z aUer Bemiihungen keinen charak~eris~i- schen Kurvenun~erschiecl fiir das eine oder das andere Krankhei~sbild herauslesen. Auch die allers~rks~en Reaktionen, 5 F~lle yon ~o~aler En~f~rbung der ers~en 8 RShrchen, also ~/lo--t/t2so weir, ver~eilen sich regeUos, n~mlich je 2 auf Paralyse und Lues cerebrospinalis und 1 auf Tabes. Rich~ig is~ en~schieden der yon den meis~en Autoren erhobene Befund, dab bei Paralyse die s~rkste Liquorkonzen~ration (t/lo) sehr selden weniger schwach en~f~irb~ is~ als die folgenden Ver- diinnungen. Abet ein prak~isch brauchbarer Un~erschied l~il~t sich auch aus dieser Ta~sache nich~ herauskons~ruieren. Ich land under

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 329

den F~illen der lo~zten Gruppe fiinfmal 1/10 blau, je einmal bei Para- lyse und Lues cerebrospinalis und dreimal bei Taboparalyse. Ieh hal~e es nach d iesen Resul~a~en nieh~ fiir g e r e e h i f e r t i g t , yon e iner ,,paraly~ischen" oder , , t ab isehen" Kurve zu spre- chert wie Eskuehen .

Bes~i~igen kann ieh die Tatsache, welehe E s k u e h e n besonders fur die Lues eerebrospinalis hervorhebt, n~mlieh dag sich grSl]ere Untersehiede zwischen den versehiedenen Krankheitsbildern ergeben, wenn man sofor~ abliesk Ieh habe diesen Umsland sehon an anderer Stelle erwiihnk Lies~ man unmit~elbar naeh dem Goldsolzusatz ab, so zeigen Paralyse, Taboparalyse und Lues eerebrospinalis bei wei~em die sehnells~en Farbumsehl~ge, sofor~ Blauf~irbung, raseher [Tber- gang in Blauweiit und WeiB. Das Maximum tier F~llungszone 9 wird bei sofortiger Ablesung deu~lieh sichtbar, es lieg~ stets bei lho--t/s0, +vie aueh E s k u e h e n , allerdings nut fiir die Lues eerebro- spinalis, angibL Ieh verfolg~e den Ablauf in einigen Fi~11en zei~lieh mit der Stoppuhr in tier Hand, konnte aber nur fes~s~ellen, dal] die Paralyse das Ooldsol am sehnells~en entfi~rb~, die Lues eerebrospinalis aber in so geringem Abstand folg~, da$ er prak~iseh werflos sein diirf~e. Noeh etwas langsamer, mit deufliehem Maximum bei xh0--1/s o is~ der Verlauf tier Reaktion bei der Tabes. Von grSl i tem In- ~eresse is~ tier zei~lieh v e r s e h i e d e n e g e r l a u f fiir die lheo- r e t i s ehe Auf fa s sung . Ieh g laube nieh~ f eh l zugehen , wenn ieh die U r s a e h e fiir den ze i i l i eh sehnel ls~en V e r l a u f im p a r a l y l i s e h e n Liquor da r in e rb l i cke , dal~ se ine Eiweil~- ko l lo ide den g rSbs t en Dispers i~ i~sgrad zeigen.

Aus i~ulleren Oriinden verbietel es sieh, auf alle Einzelhei~en der in der Literatur besehriebenen Kurvenbilder einzugehen. Vergleiehs- wer~ komm~ sehon wegen versehiedener Methodik nut einigen Li~era- turangaben zu.

Die werkvolls~en Angaben iiber die Resul~a~e der G.R. verdanken wir Eskuehen . Im grolten und ganzen s~immen seine Befunde aueh beim lue~isehen Liquor mi~ meinen iiberein. Die yon E s k u e h e n angegebene. eharaklerislisehe Lage des Ausfloekungsmaximums der luetischen Er- lrrankungen des Zen~ralnervensystem bei der Verdiinnung +ho--t/so kann ieh bes~atigen, aber nut fiir die sofortige Beobaeh~ung tier Reaklion. Naeh E s k u e h e n zeig~ die Paralyse das Extrem einer maximalen Ausfloekung (~/~o--1/s~o weil~), wiihrend Lues eerebrospinalis in tier Regel nur I/~o--~/~s0 blauweil] und Tabes noeh sehwiieher t/~o--~/so

1) Eine weitere Methode, die Lage des Maximums bei gleiehm~it~iger v511iger En~fdrbung yon mehreren RShrchen sichtbar zu maehen, ist die Verringerung' der Konzentration der lqaCI-LSsung (siehe Kochsalzvorversueh S. 311).

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330 W ~ G ~

blauweil~ verfgrb~. Diese Differenzen erkl~ren sich zwanglos aus dem verschiedenen empfindlichem Goldsol, was dutch die Ausfiihrungen yon Kyr le , B r a n d t und Mras noch plausibler wird. Sie wenden sich mR Recht gegen die Ansicht, dal~ nur bei Paralyse solch tief- greifende Ver~inderungen des Liquors vorkommen und haben in der frfiheren Sekund~rperiode F~lle genug gefunden, bei welehen vSllig gleiche Liquorverh~ltnisse bes~anden.

Eine charkteris~ische Tubes- und Paralysekurve lehnen au~erdem ab: ~ e u f e l d , F l e sch , K i r c h b e r g , Cohen , Moore und S t e rn und P o e n s g e n .

Kurz berichten mSchte ich noch fiber den Ausfall der G.R. bei , , S a l v a r s a n - E n c e p h a l i t i s " . Es bander sich offenbar in beiden F~llen um eine bisher latent verlaufene Lues cerebri, die nach Sal- varsan zu den schwersten EncephalRis-Symptomen (auch Stauungs- papflle) fiihrten. Liquordruck enorm gesteiger~, Pleocytose yon 800-- 2000 im cram, s~arke Globulin- und Albuminvermehrung. WaR. im Blur und Liquor - t - ~ - 4 . Die Goldsolkurve ergab in beiden F~llen 1/10--t]~40 weil~, beide F~lle kamen durch energische Salvarsanbehand- lung und t~gliche Lumbalpunktionen, bei welchen Mengen bis 70 cem auf einmal abgelassen wurden, raseh zur Heilung.

Die l u e t i s c h e S p i n a l p a r a l y s e (Erb) ergab folgende Goldsol- kurve: 1/10 viole~, 1/20 blauviole~t, ~/8o~1/16o ro~viole~.

Der beobaehtete Fall vonLues eongeni~a betraf einen 12j~hrigen Knaben, der des Bild einer beginnenden juvenilen Paralyse hot. Wa.R.: Blu~ W-~, Liquor:Wa.R. -- , Pandy-~ 4 , :Nonne ~ , Zellen 60 im cmm. Goldsolreaktion: 1/1o--J[64o. Ieh kann sorer die Angabe yon E s k u c h e n bes~igen.

Die B e e i n f l u s s u n g der G.R. d u r c h die a n t i l u e t i s c h e T h e r a p i e . W~hrend sich die meis~en Autoren darfiber einig sind, dal~ die Goldsolkurve im Gegensatz zu Pleoey~ose, Pandy, Nonne-Apel~ dutch die spezifische Behandlung noeh schwerer a]s die Wa.R. im Liquor beeinflu~ wird, verfiige ieh fiber 2 F~lle yon Lues cerebro- spinalis, die nach Salvarsanbehandlung auch gegenfiber Goldsol vSllig normalen Liquor zeig~en. Schwinden der G.R. dutch autiluetische Therapie haben aul~erdem Kyr l e , B r a n d t und Mras und neuerdings La'fora und P r a d o s beschrieben. Letz~ere prfi~en vergleichend die therapeutische BeeinfluI~ung der Mastrixreaktion und G.R und kamen an Hand yon 36 F~llen zu dem Resulted, dal~ die G.R. auf Behand- lung eher schwindet als die Mas~ix-R. Von meinen F~llen war der eine leichter und zeig~e klinisch nut zunehmende Kopfschmerzen (1 Jahr post infec~ionem). Anfangs bo~ er folgenden Liquorbefund (bei negativerWa.R, im Blut)Wa.R.-Liquor ~ - + - 4 , Druck 180 ram,

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 331

Pandy -~-~ 4 , Nonne-Apelt ~ , Zellen 29 im cram, G.R. ~/10 blauviolett, i/: 0 blau, 1130--1/16o weir, 1/32o blauviolett--rot. Nach 6,2 g Neosalvarsan innerhalb yon 54 Tagen sind im Liquor siimtliche Reak- tionen~negativ, einschliel~lich Wa.R. und~G.R. Der andere Fall war eine schwere Lues cerebrospinalis, 1/2 Jahr post infectionem. Pat. war vSllig bewul~tlos und lag 6 Tage im Status epilepticus. Liquor- befund (Wa.R. im Blur + -~ ) . Liquor-Wa.R. -~, Druck 280 ram, Pandy -]--~--~, Nonne-Apelt -]-~-, ZeUen 141 im cram, GR. ~/i0-- t/l:s0 weii~, l~ach 6,4 g Neosalvarsan innerhalb yon 36 Tagen Liquor- befund Pandy 4 , sonst vSllig normal, G.R. lho--L/s 0 Spur ro~--violett. Die Patienten blieben bisher 11 weitere Monate ohne Symptome and sind roll arbeitsfahig. Aui~er diesen angefiihr~en zwei F~llen babe ich hie wieder eine derartig eklatante ~herapeutische Beeinflu~ung der G.R. gesehen. Geringgradige Abschw~chung der G.I~. sah ich bei Lues cerebri und Lues cerebrospinalis weitere 6 real, bei Tabes and Paralyse jedoch niemals. Im Gegenteil, bei Lues cerebrospinalis sah ich einmal, obgleioh alle klinischen Erscheinungen geschwunden waren, die Zellen yon 480 auf i4 herabgegangen waren, Nonne negativ und Pandy schwach positiv geworden war, nach 6,45 Neosalvarsan etwas st~rkere G.R. als vorher. In der Mehrzahl der F~lle blieb die G.R. unver~ndert bestehen, selbst dann, wenn alle anderen Liquorreaktio- nen infolge der Therapie negativ geworden waren. Diese Selbst~indig- keit der G.R. ist auch yon grol~em theoretischen Interesse. Wichtig erscheint mir, dal] beide oben angefiihAen F~lle, die infolge anti- luetischer Therapie auoh negative G.R. gezeig~ hatten, ausgesprochene Friihf~lle yon Neurolues darstellen. Die Ansioht, daI~ solche relativ kurze Zeit nach der Infektion auftretende F~lle meist sehr rasch and wie es scheint dauernd dnrch spezifische Therapie zu heilen sind, wird dadurch aufs neue best~tigt. Ahnliche Beobachtungen machten unter anderm auch Kyr le , B r a n d t und Mras. Ob man freilich berechtigt ist, stets eine schlechte Prognose zu stellen, wenn selbs~ nach ener- gischer antilue~ischer Theraloie die G.R. unver~ndert positiv bleibt, wie Kyr le , B r a n d t und Mras es tun, mSchte ich bezweifeln, denn die Lues s~irbt ja nicht, sondern sie schl~ft nur, wie F o u r n i e r so treffend gesag~ hat.

Aus der Gruppe der nichtluetischen Liquores mSchte ich zun~ichs~

die mu l t ip l e Sk le rose

herausgreifen~ weft sie nach den Literaturangaben die einzige Krank- heir des Zentralnervensystems ist, welche sehr oft im ,,luetischen" Typus ausflockt. Von Interesse ist die Tatsache, dal~ bei multipler Sklerose auch die Mastixreaktion 5frets positive Resultate ergibt

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332 W~.m~L,r

(Stern und Poensgen) . Von den 14 F~llen, die ich bisher un~er- suchen konnte, ergaben 1~ eine positive, 3 negative G.R. Die 11 posi- Liven zerfallen in 9 mittels~arke und 2 s~arke Reaktionen. Aufier G.R. land ich Pandy stets Q- oder ~--}-, l~onne-Apel~ -- , und in

9 F~llen Pleocy~ose bis 32 Zellen im emm. Die mi~telstarken Reak- tionen glichen mi~ sehr wenigAbweichungen derKurve6, die starken Reaktionen den Kurven bei Lues eerebrospinalis, Tabes oder Paralyse. Eine ebenso s~arke Reak~ion zeigte ein Fall yon Gliosis sp ina l i s und S y r i n g o m y e l i e . Des Ausflockungsma~ximum war regelm~ig bei I/4o--l[s o gelegen, also genau wie bei den lue~ischen Liquores. Diese Resultate stimmen mit denen der meisten Untersucher vSllig iiberein. Ich mSchte nach meinen Untersuchungen annehmen, dal] die Angabe E s k u c h e n s yon 500/0 negativer G.R. bei multipler Skle- rose zu niedrig gew~hlt ist. Mein Material ergab in 79 0/0 positive Resultate. Moore hat neuerdings so viel ieh aus dem mir zug~ng- lichen Referat ersehen konnte, in 750/0 aller F~lle positive G.R. be- obaehtet (L'angesehe Modifikation), Von 28 untersuch~en F~llen fend er 18 ,,paraly~ische", 3 ,,luetische" Kurven und 7 negative Resultate. Er geht soweit, zu behaupten, dab die positive G.R. eine wesentliche Stiitze der Diagnose Sclerosis multiplex sei. Wegen der h~ufigen luetischen Goldsolkurven bei mul~ipler Sklerose die luetische Atio- logie derselben erneut zu diskutieren, halle ich ffir unberechtrig~. Der Schlufi, dell die multiple Sklerose einen chronisch-entziindlichen Krankheitsprozel~ darstell~, erseheint mir, besonders, in Verbindung mit den klinischen uncl pathologisch-anatomisehen Beobachtungen, naheliegender.

Wir sehen also, die anf~nglichen Hoffnungen, dal~ die Lues die einzige Krankheit mit dem Flockungsmaximum bei lh0--1/s 0 sei, wird zu Schanden gemacht dutch die multiple Sklerose. Abet nicht nut das. Es h~ufen sich nach und naeh die Angaben, da~, wenn auch nicht regelm~l~ig, so doch gelegentlich andere Erkrankungen des Zentralnervensystems ~ihnliche Goldsolkurven ergeben lrSnnen. Ob- wohl ich fiberzeug~ bin, dal~ bei genauen :Naehforsehungen fiber ~iie Resultate (wohl auch ~echnisehe Fehler!), bei jahrelanger Wei~erbe- obachtung des lrlinisehen Verlaufs slcherlich einige der in der Life: ratur aufgeffihr~en ,,Fehlresul~ate" der Kritik nicht standhalten werden, kann ich doeh nieh~ umhin, einige ei.~ene Beobachtungen anzuffihren. Vorher abet mSchte ich eine kurze Ubersicht der Beobachtungen aus der Litera~ur geben. Positive G.R. (Verf~rbungen im Anfangsteil der Kurve) haben verSffentlieht: Sp~it 2 F~lle yon Ur~mie, spastische Spinalparalyse und Hysterie, F l e seh bei Epilepsie (yon 7 F~llen 4 posi~iv), Spondylitis, Ischias (yon 4 F~illen 2 positiv), postdiphthe-

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 333

rische L~ihmung, Oe t i ke r Pyelitis and Eklampsie, Landrysche Para- lyse, Pacbymeningi~is haemorrhagica, Tumor cerebri (3 F~lle), Moore Bleivergiftung, Tumor cerebri, W a r w i c k und M~xon Hirnabszel~, Hirn- und Riickenmarks~umoren, Myelitis, Kel ler~ Poliomyelitis, La fo ra t, Encephalitis epidemica. Ich m5chte meine Erfahrungen iiber sogenannte Fehlresul~a~e besonders deshalb kurz mi~teilen, weil einige Krankheilsbilder doch h~iufiger positive G.R. zu zeigen scheinen. Es sei hervorgehoben, dal~ in allen diesen F~llen eingehend nach Lues ge- forsch~ wurde, abet weder serologisch noch klinisch noch anamestiseh ergaben sich irgendwelche Anzeichen fiir iiberstandene oder be- stehende Lues.

T u m o r cerebr i : Von 9 F~llen 7 positiv, je 2 F~lle Jho--l/so blaa, 1/so--1/18o blau-wei~, 1/16o--1/32o blauweil~, 1 Solit~r~uberkel 1/16o--1/64o weil~.

Auch hier sei auf die Ta~sache hingewiesen, dal~ auch die Wa.R. bei Tumor cerebri gelegen{lich positiv gefunden worden ist (Sonn- tag). Ebenso haben, wie auf der le~zlen Tagung der Gesel]schaft Deu~scher Nerveniirz~e zu Leipzig zur Sprache kam, O p p e n h e i m , N o n n e und F o e r s l e r bei Tumor cerebri oder medullae spinalis je einen Fall mit positiver Wa.R. im Liquor beobach~e~.

T u m o r e n a n d Car i e s rail K o m p r e s s i o n des R i i eken- marks : Alle 8 F~lle positiv, Kompressionssyndrom Fro in , 2 real positiv, Nonne-Syndrom 7real posiliv, Q u e c k e n s t e d t in allen 8 F~llen posi~iv. G.R. lho--1/s o blaa, je ein Fall yon Caries, Kar- cinom- und Sarkommetas~asen, 1/16o--1/640 weil~ 2 F~ille yon Caries and 1 Fall yon Endotheli0ma medullae spinalis, 1/lo--lho 51unwell, 2 F~lle yon Caries.

Ep i l eps i e : Von 15 Fiillen 4 posiliv. Keiner hatte irgendwelche hnhal~spunk~e fiir Laes. ~/ao blau, 1/s o blauweil~, 1/~6o blau, 2 F~lle, 1/~6o--1/a2o blauweil~ and 1/160--1/6ao blauweil~ je 1 Fall. ~

I seh ias : Von 5 F~llen 1 :positiv, und zwar 1/~ o blauviolet~, l/s o blau, ~/16o blauviolelt.

Myel i t i s a s cendens aeu ta (Landry): Beide F~lle positiv, und zwar der eine 1/s o blau, 1/16o--~/a2o blauwei~, der andere in den gleichen Verdiinnungen blau.

Die E n c e p h a l i l i s e p i d e m i c a (le~hargica) erforder~ eine e~was eingehendere Besprechung, da angesichts des allgemeinen In- ~eresses iiir dieses neue Krankhei~sbild schon mehrere Un~ersuehungen vorliegen. Da in der Mehrzahl der Fi~lle auch andere Liquorver- i~nderungen vorkommen, DruckerhShung, Zellvermehrung, EiweiI~ und Globulinvermehrung, erhShte Zuckerwerle, war sin Ausschlag der G.R. a priori nich~ unwahrscheinlieh. Anch S~ern versprich~ sich

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334 W~G~.LDT

durch die kolioidchemischen Me~hoden Erfolge in der Abgrenzung der EncephulRis lethurgicu yon anderen ,,Encephalosen". SowohI praktisch uls besonders theoretisch is~ die Tatsache yon Interesse, dalt bei der EncephalRis epidemicu gelegenflich aueh die Wa.R.p.ositive Resultute ergib~, ein weiterer Beweis ffir die WesensgleichheR der beiden Reaktionen (siehe theoretischer Teil)l). v. E c o n o m o , Ra- mond, Crespin , und besonders einige spunische Autoren S icurdy Kude lsk i , D u m o l l u r d y Aubry und Sa in ton (zit. nach Mestrezat) haben positive Wu.R. in einzelnen F~llen beobuehtet. Auch ieh kunn einen Fall yon Encephalitis lethurgicu hinzuffigen, dessen Liquor bei zweimuhger Versuchsunstelhng, einmal mit 2 einwandfreien Extrukten, und einmul mR 1 Extrukt ]?osRiv reagierte, sparer u b e r - genau wie E c o n o m o s Fal l - - ohne'Therapie negativ wurde. Der Spanier Lafora , der nach der Lungeschen Methode urbeite~e, fund unter 10 F~llen yon Encephulitis epidemica, yon welchen aber nut 5 quoud GR. unter- sucht worden sind, eine negative~ 3 mittelsturke und i sturke Reuk- tion im Anfangsteil der Verdfinnungen t/i0--t/i60 oder i/i0--t/s 0. Sp~t beobach~ete unter 9 F~llen yon EncephulRis epidemiea in 3 F~llen s~ark positive Reuktionen ,,schwuch paralytische Kurven" (t/io--t/t6o violett), w~hreud die iibrigen 6 F~lle gar nicht oder nur sehr schwach in den ersten 3 RShrehen reagierten. Meine eigenen Untersuchungen stiitzen sich auf l i siehere F~lle yon EncephalRis epidemiea. 3 rea~ gier~en negutiv, 8 positiv. Die positiven Resultate bestanden stets in einer Ausfloekungszone im Anfangsteil der Kurve, und zwur zeig~e n 5 F~lle l/20 violett, 1/40--I/s 0 blau oder bluuweiI~, t/j60 bluuvioletk Die restlichen 3 F~lle fiockten starker aus, 2 yon ihnen 1/t60 wei~ uls Maximum und 1 Fall ~/lo weil~, 1/2 o bluuweilt, 1/a o blau, z/s 0 blauvio- left. Ein Purallelimus zwischen Goldsolkurve und einer der underen Liquorreaktionen konnte uuch bier nicht fes~gestellt werden, insbe- sondere zeigten die 3 F~lle yon Encephalitis epidemicu mi~ fiber 40 Zellen im cram nicht die st~rksten Goldsolkuren.

Der Fall yon Gr ippeencepha l i t i s unterseheide~ sich in der Goldsolkurve nicht im geringsten yon den eben beschriebenen 5 po- si~iven F~llen der Encephulitis el)idemiea.

Unter meinen Beobuchtungen befinden sich uul~erdem noeh einige F~lle posRiver G.R. bei NervenkrunkheRen, die, sower ieh die LRe- rutur fibersehe, bisher entweder fiberhuupt nieht oder wenigstens immer nur mR regativem Resultut untersucht worden sind. Es sind dies zun~chs~ 3 Fi~lle yon E n c e p h a l o m a l a c i e infolge Embolie einer

1) Sowohl bei Encephalitis epidemica als bei Himtumoren fanden Stern und P o e n s g e n auch positive lY[astixreaktion.

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Hirnarterie. lqur einer der F/~lle zeig~e Blutfarbstoff im Liquor und bo~ infolgedessen die Reaktionen des Blu~serums (in unserem FaUe J/040--I/2o00o blauweil~). Die anderen 2 F~lle, wie die Sektion best~i~igte, fast to,ale Erweichungen der einen Hirnhemisph~re, boten folgenden Liquorbefun4: Druck 180--240 mm (beide ausgesprochene pulsa~orische Druckschwankungen), Liquor ganz schwach triib, nach Zentrifugieren wasserklar, steril, Zellgehal~ 500--700 Zellen (meist polynukle~/re Leu- koey~en, aber auch Lymphocyten and Makrophagen, keine Erythro- cyten) Pandy -4- -~ 4 , Nonne-Apel~ 44- 4 , Wa.R. -- . Goldsolkurve: t]2 o blauviolett, lho--t/1oo blauweil~, 1/a2o blauviolett.

Die 2 F~11e yon P o l y n e u r i t i s aeu ta hatten folgenden Liquor- befund: Druck, Wa.R. normal, Zellen 6 im cmm (nur Lymphocyten), Pandy 4 4 4 , ~onne-Apel~ + 4 , G.R. 1/lO--t[4 o rotviole~t, t/s o blau- viole~, 1/ioo--~/a2 o blauweiit, 1/o4o--1/12s o ro~viole~t.

Weniger Interesse bot~ der eine intra vitam nich~ diagnostizierte Fall yon Lep~omening i~ i s c h r o n i c a , dessen _~tiologie auch dutch die Seklion nichl gekl~rt werden konn~e. Er zeigte aul~er Globulin- vermehrung G.R. 1/s0--1/~20 blau.

Uberblick~ man s~mtliche Krankheitsbilder, in denen positive G.R. beobachte~ wurde, so sin4 es vorwiegen4 entziindliehe oder der Ent- ziindung nahestehende Prozesse im Zen~ralnervensystem. Auch in der Umgebung yon Hirntumoren, besonders Gliomen, finden sich ja oft entziindliehe Erscheinungen. Aul~erdem geben positive G.R. offenbar regelm~l~ig die Krankhei~en, bei denen die Liquorzusammense~zung duroh Abschlufl yon den Plexus chorioidei erheblich ver~ndert ist (Kompressionssyndrom). Der oberhalb der Kompressionsstelle befind- fiche Liquor reagiert natiirlich normal, wie ich reich in 2 F~illen, die ich oberhalb lumbalpunktier~ habe, iiberzeugen konnte. Eine Ans- nahmestellung nehmen nut die F~lle yon Epilepsie und Ischias ein. I ch k a n n j e d e n f a l l s bei k r i~ i sche r Be~r .achtung der Li~e- r a t u r und au f G r u n d m e i n e r e i g e n e n E r f a h r u n g e n die An- s ich t , dal~ die G.R. s i che r i n s o w e i t spez i f i s ch w~re, als die fiir Lues c h a r a k t e r i s ~ i s c h e n F ~ l l u n g s m a x i m a des Goldso l s aul~er bei m u l t i p l e r S k l e r o s e n i ch t zu l i n d e n w~ren , im Gegensa tz zu E s k u c h e n , Kyr le , B r a n d t u n d M r a s l e i d e r nu t b e d i n g t b e s ~ t i g e n . Immerhin leidet der Wert der G.R. infolge der grol~en Sel~enhei~ dieser atypischen Befunde nur minimal.

Die i n f e k t i S s e n M e n i n g i t i d e n versohiedenen Ursprungs zeigen im allgemeinen die gleichen Kurven wie die Bhtbeimengung zum Liquor. Regelm~itig ergibt bluthal~iger Liquor jedoch sohw~chere Verf/~rbungen und kiirzere Veri/~rbungs-

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zonen (siehe Abschnit~ fiber bluthal~igen Lfiquor). Das Ausfloekungs- maximum lieg~ meis~ bei ~/sto--~/~so, reich~ bis Blauwei~ oder Weil~ und klingt nach rechts langsamer ab als naeh links. Da die le~zten ~oldsolver~nderungen sich oft bei den Verdfinnungen ~/2oooo--~hoooo abspielen, is~ es ratsam, 14 oder 15 Ol~ser zu verdiinnen, wenn Me- ningitis in Frage kommK Dieser Befund is~ ein ziemlich kons~anter, so dal~ der Name ,,Meningi~iskurve" durehaus bereeh~ig~ erschiene, wenn nicht die Blu~be]mengungen zum Liquor ziemlich die gleiehen -Ver~nderungen hervorriefe. Fast alle Autoren heben diese ~ese~z: m~l~igkei~ der Kurven horror. Der Ums~and, da]] einer meiner Me- ningitisf~lle e~was naeh links verschobene Kurve zeigte, schon bei ~]~o stark fiillte, wurde bereits mehrfach yon B r a n d t und Mras beobaeh~e~ und auf den Reaktionscharak~er ihrer LSsunge n bezogen.

Meine 14 Meningi~isf~lle zeigen mit grSl~er Exak~hei~ s~m~lich die ~ypischenKurven. Die Reak~ionen waren in 8 F~llen ~/~o~/~oooo, in 3 F/~llen ~/6~o--~/~ooo, in je einem FaUe ~/6~o--~/~oooo, ~/~o--~/sooo und 1/i60--1/640.

Fall M. F., Meningitis purulenta (Streptokokken).

u

rot t~- ~ - -~- - ~ - - ~

rotviolett

blauvioleti

blau

blauwei~

weil~

f \ , /

W--4

Kurve 8.

Die Verfgrbungsgrade reichten stets bis Blauweis oder Weil~ und zeig~en bei sofor~iger Ablesung deu~lich die Zone der maximalen Ausf~llung, n~mlieh bei J/64o--l[~2so .

Es ergibt sich genaues~e Ubereins~immung besonders mi~ E s k u - ehem Die Angabe yon E icke , dal~ tuberkulSse nich~ so starke Veff~rbungen verursach~en~ wie die anderen Meningi~iden, l~ann ieh nich~ bes~igen, zumal meine s~rks~e Reak~ion (I/~4o--1/2o0oo weil~) yon einer tuberkul5sen Meningitis stammk Der Grad der loatholo - gisch-physikalischen Liquorver~nderung dtirfie die St~rke des Reak- ~ionsausfalls bes~immen.

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Ieh mSchte nieht unerw~hn~ lassen, dal~ ieh Gelegenheit hatte, zweimal Ventr ikelf l i iss ig] ;e i~ aueh mittels G.R. zu un~ersuchen. Naeh Ansicht einiger Au~oren, besonders auf Grund der neueren Be- obach~ungen yon S e h m o rl, is~ ja die Zusammensetzung der Ventrikel- flfissigkei~ elne andere a]s die des Liquors, der bei der Lumbalpunk- ~ion gewonnen wird. Ich mSchte bier nut fiber die Resultate der G.R. berich~en und die anderwei~igen Befunde sparer an anderer S~elle erSrtern: Die-Ventrikelfiiissig]~eit ergab in beiden F~llen eine Aus- i~llung in der Zone 1/320--~/~2s 0 his blauwei~, w~hrend tier denselben Patien~en um gleichen Tage dutch Lumbalpunk~ion entnommene Liquor in dem einem Falle (Hydrocephalus) eine negative G.R., im anderen (S~eCkschul~, sehon zweimal operier~, Hirnprolaps), eine sehwach positive G.R. (~/a~0--~/~40 blau) zeigte. In beiden F~llen war der Liquor vSllig blutfrei dutch Balkenstieh gewonnen. Im posi~iven Falle (StecksehuS) bestanden leiehte entziindliehe Erscheinungen, die sich aueh in vermehrter Zellzahl kundtaten. Er ist .deshalb nieht fiir die Frage der normal bestehende Differenz zwischen Ventrilrel- fliissigkei~ und Liquor cerebrospinalis zu verwer~en.

Es bleib~ schliel~lich noch die Aufgabe, zu er5r~ern, welche Siel- lung die O.R. under den i ibr igen K o l l o i d r e a k t i o n e n einnimmt. Meine Effahrungen fiber diesen Gegens~and sind gering. Ieh babe nur vergleichende Versuchsans~ellungen yon G.R. und Mas~ix-R. (Modiilkation nach J a k o b s t h a l und KaZka) un~ernommen. Die Resul~ate waren im allgemeinen die gleichen, wie sie EskUchen eingehend erSr~er~ hat. Da ich mit Neuerungen nicht aufwar~en kann, mSehte ich auf seine erschSpfenden Arbeiten verweisen. Aueh Ureeh ia und J o r g u l e s c u halten die O.R. ffir welt sicherer als die Mas~ix-R.~ da le~z~ere in 20~ der zweifellos luetisehen F~lle nega - t ive Resultate liefer~e. Die Konkurrenzf~higkei~ der G.R. mit der Mas~ix-R. h~ben neuerdings Stern and P o e n s g e n ausfiihrlich dar- gelegt. Die G.R. zeigt sich prinziioiell fiberlegen, sowohl quoad Reaktions~ypus als auch quoad Empfindliehkeit und Pr~zision der Ablesung. Die B e r l i n e r b l a u r e a k ~ i o n (Kirchberg) bie~et zwar eine erhebliche technisehe Vereinfachung, ist aber in ihrer Leistungs- f~higkei~ sehr besehr~nk~. Uber die K o l l a r g o l r e a k t i o n (Stern und Poensgen) zu ur~eilen, wiirde ich fiir voreilig baleen.

Ein ausgesproehener P a r a l l e l i s m u s der O.R. mit a n d e r e n L iquo r r eak~ ionen besteht nur mit der Mastix-R. Weiterhin ist gelegenflich ein gewisser p~ralleler Verlaut~ der G.R. mit der yon P a n d y angegebenen Reaktion auf Eiweil~globuline feststellb~r (An- s~ellung naeh Zaloziecki). Die Empfindlichkeit der G.R. ist gewi~

Deuk~che Zeitschrift f. Nervenheilkunde. Bd. 6~. 22

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eine viel hShere, aber die beiden Reaktionen ~hneln sich in ihrer Reak~ionsar~ insofern, als bei beiden sehr geringe Reak~ionen noch als negabiv bezeiehnet werden miissen. Die Deutung des Resul~a~es der Pandy-R., welehe E s k u e h e n und Za loz ieek i angegeben haben, kann ich vollauf bes~igen. Unter den iibrigen Liquorreaktionen ist keine einzige, die in ihrem Verlauf irgendwelche Zusammenh~nge mit der G.R. erkennen liege, insbesondere sicher nieht die Pleocy~ose (Kirchberg) und die Wa.R. Le~ztere ist entschieden eine erheblich grSbere Reaktion, die stets ohne eine einzige Ausnahme sparer, d.h. bei welter for~gesehri~enem Krankhei~sprozel~, auf~ri~ als die G.R. E ieke sagt daher mi~ Recht, da~ es sich voraussagen l ~ t , da~ die Wa.R. ers~ yon einer gewissen St~rke an positiv wird. Niemals ist G.R. nega~iv bei positiver Wa.R., was natiirlieh fiir einen gewissen Zusammenhang der beiden Reak~ionen spricht. Die Annahme einer Ioka len En~s~ehung der G.R. is~ offenbar ebenso bereohtig~, wie die der Wa.R.

Die G.R. behauptet (mi~ der Mas~ix-R.) also eine gewisse Selb- s t ~ n d i g k e i t gegenfiber allen anderen Liquorreak~ionen, auf dieser Tatsache beruh~ ihr unsch~tzbarer WerL Ferner zeiehne~ sieh die G.R. dureh ihre hohe Empf ind l i chke i~ aus und iiber~riff~ alle anderen Reaktionen a n FeinheiL Der beste Beweis hierfiir ist die Tatsaehe, 4al~ sie yon allen Reaktionen als letzte nur sehr langsam, wenn iiberhaupt, zuriickgeht oder sehwinde~. Es gilt ohne Einsehr~n- kung der Sa~z: Wenn iiberhaupt eine positive Reaktion vorhanden ist, so feh]~ die G.R. niemalst) (Esku.chen, Szabo). Ja, sie is~ ge- legen~lich die einzige positive Reaktion. Aus diesem Grunde wird sie besonders wer~voll in den F~llen, we die Wa.R. versagk

Als Vor~eile de.r G.R. sind zu nennen, dal~ nur eine minimale Liquormenge nStig ist, das Resul~a~ sofor~ abgelesen werden kann und dal~ ihre Eml?findlichkei~ die hSchs~e unter allen Liquorreaktionen is~. Eskuohen sag~ deshalb ~reffend, dab die W~.R. und die G.I~ sich dahin erg~nzen, dal~ bei der Wa.R. in ers~er Linie positive, bei der G.R. vet allem negative Resul~ate beweisend sind.

Die hohe Empfindhchkeit der G.R. kann gegebenenfalls zu den Naeh te i l en tier G.R. z~hlen. Ferner'sind als nach~eilig aufzufiihren: die Schwierigkeit der Goldsolberei~ung, die etwas variable Empfind- lichkei~ der verschiedenen GoMsole und die nicht unerheblichen Kos~en.

Obgleich selbstvers~ndhch, mSch~e ieh noch die folgenden For- derungen aUSSl~rechen: E b e n s o w e n i g wie eine der a n d e r e n

1) Der gleiche Satz gilt betreffs der Eiweiltglobuliareaktionen ffir die Pandysche Reaktion (Zaloziecki).

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Reak~ionen kann die G.R. a l le in zur D iagnosens t e l lung 'fiihren. I mme r is~ v i e lmehr das Zusammensp ie l der ver- s ch iedenen L i q u o r r e a k t i o n e n , das , R e a k t i o n s s p e k t r u m " (Eskuchen) aussch laggebend . Im Mi~te lpunkt der d i f feren- ~ ia ld iagnos t i schen Erw~gungen mug das k l in i sche Krank- he i t sb i ld stehen.

Aus alledem isb ersichtlich: die G.R. . is~ nich~ das Ideal einer Reaktion. Ihre Spezifit~ is~ nut eine beding~e, und die Resulta~e sind nich~ v5llig konstant. Solange wir jedoch keine andere, leistungs- i~higere Reaktion besitzen, ist die Ans~ellung der G.R. wegen ihres grol]en diagnostischen Wertes bei jeder Liquorun~ersQchung als ,,5. Reaktion" (Eskuchen) neben den ,4 Reaktionen" (Nonne) un- beding~ zu fordern. Die Schwierigkeiten der Versuchsanstellung and die Zweifel der Resultatverwer~ung zu vermindern, sei der gweck dieser Arbei~.

Zusammenfassung .

I. Theor ie : Das Wesen der G.R. l~l~ sich folgendermallen charak~erisieren:

Die G.R. zeig~ mi~ gr51~er Empf ind l i chke i~ n ich t neu- ar~ige chemische e~wa spezif ische S~offe im Liquor cerebro- spinat is an, sonde rn eine pa~hologische~ ko l lo ida le Zus~ands- ~inderung der Eiweil;kSrper~ welche in einer grSgeren Labi- l i ~ , g rSberen Dispers i tg~ begriinde~ ist.

Es is~ aul~erordent l ich wahrsche in l i ch , dab diese]ben ko l lo ida len Z u s t ~ n d s g n d e r u n g e n den posi~iven Ausfa l l der Reak~ionen nach Sachs, Georgi , Meinicke und auch der Wasse rmannschen Reak~ion herbei f i ihren .

II. Technik : Das m i ~ e l s T r a u b e n z u c k e r reduz ie r t e Gold- sol ist am geeigne~s~en. DasGe] ingen de rGoldso lbe re i~ung is~ yon dam Grade der N'eutralisa~ion, der ve t dem Zusa~z der Pot~asche lSsung s ta rk s~ueren G o l d c h l o r i d l S s u n g in wei~gehends~em MaBe ~bh~ngig. Zu ger inge Alkaleszenz ist die t Iaup~ursache fiir F e h l r e s u l ~ t e . Sauberkei~, reine Chemikal ien , Tempera~ur und T r a u b e n z u c k e r m e n g e sind yon un~ergeordne~erBedeu~ung . F r i s c h e R e d e s ~ i l l a ~ i o n d e s Wassers is~ en~behrl ich, so fe rn das bides~ill ier~e Wasser s~eril au fbewahr t wird. Jedes Goldsol ha~ eine ihm spezi- f isehe R e a k ~ i o n s e m p f i n d l i c h k e i ~ die mit dem Al~ern steigt . Der Kochsa l zvo rve r such i ~ im a l l g e m e i n e n entbehr l ich .

III. Klinik: G e r i n g g r a d i g e r F a r b u m s e h l a g i n den ers~en 3--4 l~Shrchen is~ als nega t ive G.R. zu bewer~en. Die posi-

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~ive G.R. besteh~ in einer Verf~rbung des purpur ro~en Gold- sols nach Blau, Blauweii t{und Weilk Im a l Igemeinen sind 2 Reak~ions~ypen zn un~erseheiden

a) A u s f l o c k u n g s m a x i m u m bei den Verdi innungen 1/4o--l/s0 ( luetisehe E r k r a l i k u n g e n des Zen t ra lnervensys te ras und mul t ip le Sklerose) ,

b) Maximum bei ~/64o--1/12so (n ichf iuef i sche Meningi~ide~ und Blut beimengung) .

Wei te re k r ankhe i t s spez i f i s che Goldso lkurven lassen sieh n ich t au f s t e l l en , i n s o n d e r h e i t kann durch die G.R. ~llein die Different i !a ldiagnose zwlschen Tabes, Para lyse und Lues ce rebrosp ina l i s n ieh t en t sch ieden werden. In sel tenen Fal len ergeben auch andere org'anische Krankhei~en des Zen t r a lne rvensys t ems pos i t ive G.R., besonders en~ziindliche E r k r a n k u n g e n und Tumoren.

Die posi t ive G.R. beweis~ einen sich im Zen~ralnerven- system absp ie lenden p a t h o l o g i s c h - a n a t o m i s c h e n Prozelk Die Sti~rke der, G.R. l iegt nieh~ auf dem Gebiete tier Lues- diagnose i iberhaupt , sondern anf dem tier lqeurolues, far welche besondere Verhifitnisse bestehen. Pos i t ive G.R. in d e n A n f a n g s v e r d i i n n u n g e n b e i b e s t e h e n d e r Lues zeigt, viel fr i iher als die Wa.R. und in p r a k t i s e h 100~ tier Fiflle mit S icherhe i t einen lue t i sehen Prozeit im Zent ra lnervensys~em an. Das Auf t r e t en t ier pos i t iven G.R. ist yore B lu t s e rum nn- abh~ngig.

Anhang.

I. Le ichen l iquor . Die postmor~ale Liquoruntersuchung kann in vielen F~llen zur

Kl~rung der bei Lebzeiten nich~ zu slellenden Diagnose bei~ragen, wenn auf die Sektion verzichtet werden mu~ und die Lumbalpunk- ti0n intra vitam nich~ vorgenommen werden konnte. Auch forensisch kann gegebenenfalls alas Resultat yon Wiehtigkeit sein. Allerdings ist die Beurteilung des der Leiche entnommenen Liquors nich~ ein- faeh. Riicksehliisse sind nur mi~ Vorsicht zu ziehen. Aus der Lite- ra~ur is~ ersiehtlich, dab in einzelnen Fgllen ~ehon sehr bald naeh dem Tode erhebliche Liquorver/~nderungen ein~re~en kSnnen. Dutch zahlreiehe eigene Untersuchungen kann ieh diese Angaben aufs neue bes~atigen. Es ist riehtig, dab in der Regel der Liquor post mor~em erst rela~iv sp~i Ver~nderungen zeig~, d. h. mittels der EiweiI~- und G[obulinreak~onen und quoad Zellzahl keine pathologischen Resultaie ergibt, wenn das Zentralnervensystem nicht erkrankt war. Wenn die

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Leiehe kfihl aufbewshrt wurde, ist der Liquor nach 16--20 Stunden post mortem quoacl Zellzahl und Globulingehalt unver~ndert. Jedoch schwsnkt die ZshI der Stunden nicht unerheblich bei den verschie- denen Todesarten. Diese Tstsschen sind schon dutch die Unter- suchungen yon Reye, E s k u e h e n und B r a n d t und Mras bekannt. )xuch sie fanden recht wechselnde Zustande. Bei akuten Eiterungen und Infek~ionskrankheiten s~iegen besonders die Zellzshlen sehr both. Allgemein beksnnt ist ja der schon eine halbe Stunde post mor~em auf~retende Zellreiehtum bei tuberkulSser Meningitis. Wahrend intra vi~sm nut einzelne Zellen vorhanden waren, finde~ man in solchen Fallen schon so kurze Zeit naeh dem Tode auffallend gro~e Zellen mi~ phagoeytierten Tnberkelbazillen in grol~er Menge (Ms nd elb sum), wobei ieh die Frage often lessen mSch~e, ob diese sogen. Gi~terzellen aus dem Ependym, der Glia oder dem Blur (grol~e Mononukleare) stammen (Brfiekner). E s ergeben sich somi~ ffir den Liquor ganz ahnliche Verhgltnisse wie fiir das Blur, w o e s js ebenfalls yon der zugrandeliegenden Krankheit abh~ngt, ob eine Leukooy~ose (,,sgonale Leukoeyt;ose") zustande kommen oder nicht (Arneth).

Mit den empfindlichs~en Untersuchungsme~hoden, den Kolloid- reak~ionen, lassen sick, wie zu erwar~en war, pos~mor~ale Vergnde- rungen des Liquors noch viel eher naehweisen als mit Zellz~hlnng und Globulinreaktionen. Uber die t].R. im Leiehenliquor liegen sehon einige Untersuehungen vor. Bereits 1914 Mat Sp~t die G.R. mit Leichenliquor sngestellt und fast immer positive Reaktionen beob- achtet, such bei normalem Liquor. E s k u c h e n erhiel~ mi~ normslem LeichenHquor meist normale Goldsolkurven, fend aber gelegentlich such positive Resul~ate. Bei pa~hologisehem Liquor wurden die Kur- yen post mor~em uncharskteristisch. Weitere Untersuchungen fiber die G.R. des Leiehenliquors liegen yon Cohen und So lomon und Wel les vor. Cohen konn~e keine gese~zm~l~igen Resultate finden, erhiel~ abet meis~ positive Reakbionen, besonders bei Tuberkulose~ Negative G.R. im Leichenliquor konnte er nut sehr selten verzeich- nen. Solomon und Wel les untersueh~en in 28 Fallen den Liquor aus Ventrikeln, Cysternen und Rfickenmsrksteilen mit~els der G.R. nnd fanden groge Schwankungen des Reaktionsausfalles. Sie ziehen aus diesen Befunden Schlfisse auf die verschiedene Zusammensetzung des Liquors an den versehiedenen S~ellen des Gehirns odor Rfieken- mar]sls.

Die einzige grS~ere Arbeit fiber das Verhal~en der G.R. im Leiehen- liquor s~amm~ yon Br~nd~ und Mras. Sie untersuch~en 28 Liquores yon Leiehen ohne Krankheiten des Zentralnervensystems nnd stell~en lest, dal~ Leichenliquores yon Nichfluetischen mit einer gewissen Ge~

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setzm~igkeit positive G.R. ergeben , ,,und zwar mit einer fiir positive Liquores yon Syphilitikern chara]~eristischen Kurve". Sie kniipfen hieran mit Reeht die Warnung ~ aus positiven G.R. im pos~mortat entnommenen Liquor diagnostische Schliisse irgendwelcher Ar~ zu ziehen. Weiterhin gehen sie der Frage nach, ob e s ang~ngig ist, yon einer kausalen Iclen~it~ der Reaktionsergebnisse bei Lues- und Leiehenliquores zu sprechen und ob es vielleich~ mSglich ist, Ein- blicke in des Wesen der G.R. bei der Lues zu gewinnen. B r a n d t und Mras sind tier Ansicht, dal~ diese 0bereinstimmung der G.R. im luetischen und im Leiehenliquor sicher nich~ auf demselben Mecha- nismus beruh~, sondern dal~ nur r Endeffek~ derselbe is~. Meines Erach~ens ist die Ursache der positiven G.R. mi~ Sicherheit die Ver- ~nderung des kolloidalen Zustandes der Eiweil]kolloide. In dam einen Falle tritt sie durch den lue~ischen Krankheitsproze[~, ira. anderen dutch posfmortale, wohl autolytische Prozesse auf. ErhShte Labilit~t, grSbere Dispersit~t t'iihrt ~n beiden F~llen, vielleicht infolge Umbau des Eiweil~molekiils, zur posi~iven G.R. Fiir die theoretische Auf- fassung erschein~ mir die positive GiR. im Leichenliquor sehr wich~ig. Bekanntlieh ist auch die Wa.R. im Leichenserum gelegentlich positiv ohne naehweiSbare Lues und stets nur mit grSl]ter Vorsieht zu ver- werten. Da~ die G.R. am Leichenliquor regelm~t]ig positiv ausf~llt, entspricht ihrer weir hSheren Empfindlichkeit, jedenfalls spricht diese Tatsache yon neuem fiir die kausale Identit~t der W~.R. und G.R. and somit aller kolloidal~r Reaktionen. Auch B r a n d t und Mras diskutieren die Frage einer Verwandtschaft zwisehen G.R. und Wa.R., oder wenigstens zwisehen den wirksamen Prinzipien der beiden Reaktionen.

Ich babe mitfels der G.E. insgesamt 42 Leiehenliquores un~ersucht. S~mtliche Patienten hatte:ich ~intra vi~am einmal oder mehrfaeh lumbal- punk~iert~ kannfe also ihren Liquor auch quoad G.R. ante mortem. Die Zeit d er Liquorentnahme ers~reckte sich his 38 S~unden post mor~em. In einigen F~llen wurde schon einmal 1 ~ 2 Stunden ante mor~em lumbalpunk~ier~, w~hrend der Patient in der Agone lag. In der Regel wurde Liquor innerhalb der ers~en 12 Stunden einmal oder mehrfach entnommen. Die Zahl der Liquorentnahmen richte~e sieh emmal naeh den ~u~eren Verh~ltnissen, zum anderen darnaeh, ob der L~quor blu~frei war oder nicht. An der Leiehe komm~ es bekannt- lieh sehr oft zu Verle~zungen der Plexus venosi ver~ebrales iu~erni, da sie infolge der Hypostase s~ark mit Biu~ ge~iill~ sind. Da nut vSllig blutfreier Liquor zur G.R. Verwendung finden konnte, wurden m5glichst feine Nadeln gew~hl~. Trofz aller Vorsieh~ gelang es aber nut in i5 F~llen, for~laufend in versehiedenen Zei~intervallen ein und

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denselben Liquor 5fter als zweimal blutffei zu gewinnen. Die Zahl der Pun]~ionen schwank~e zwischen 3 und 5. Bei richtiger Lage der lqadel tropfte meist Liquor langsam ab, wenn der Kopf der Leiche nach vorn oder seitw~rts gebeugt wurde (Reye). Fiihrte dieses Ver- fahren nich~ zum Ziele, so wurde vorsichtig mi~ einer in Aqua dest. ausgekochten Rekordspritze aspiriert. Die aufgefangenen Liquor- mengen schwankten sehr. Bei S~uglingen erhielt ich manchmal wider Erwarten reichlich Liquor.

Von grol~em Interesse war in erster Linie alas ze i t l i che En t - s~ehen tier p o s i t i v e n G.R. im Leichenliquor. B r a n d t und Mras fanden stets die schw~chs~en Resultate bei den jiingsten Leichen- liquores, machen aber fiber die Zei~ keine Angaben. Ich kann diese Befunde ohne Ausnahme best~tigen. Ich leg~e mir nun die Frage vor, wieviel Stunden post mor~em kSnnen wit im Liquor kolloidale Zustands~nderungen nachwe]sen, d .h. wie lange dauert es, bis die G.R. positiv wird. Es zeigte sich, dal~ die kolloidale Dispersi~iits- vergrSberung bei den nicht an in~'ekgSsen, fieberhaften Krankheiten Verstorbenen durehschnittlich zwischen 5 und 6 Stunden post mo~tem auftritt. Die erhaltenen Resultate sind vollst~ndig iibereinstimmend. Bis zur 5. S~unde nach dem Tode zeigt der Liqu6r in diesen F~llen noch normale G.R., naeh dieser Zeit allm~hlieh zunehmend starke positive 8.R. Nach 16 Stunden sah ieh die St~irke tier G.R. nur sehr selten noch zunehmen oder sich wesenflich ver~indern.

Bei den f i ebe rha f~en Krankhei~en jedoch, z . B. Pneumonie, Nephritis, Dysenterie, Paratyphus, Enteritis usw., die ich untersuchte, land ic]a eine mehr oder weniger starke B e s e h l e u n i g n n g des Ein- ~ritts posi~iver G.R. Bei einem Fall yon Pneumonie war schon 1 Stunde post morlem eine starke positive G.R. vorhanden, w~hrend 3 Stunden ante mor~em die G.R. noeh negativ gewesen war. Da der Liquor vor dem Tode steril gewesen war, 1 Stunde posl mortem aber Pneumokokken enthiel~, mul~ in diesen 4 Stunden (Temperalur 40 bis 410 C!) eine Aussaat yon Pneumokokken stattgefunden haben. Wie die Sek~ion zeigte, Waren die Meningen n i eh t entziimtek Die fibrigen F~lle zeigten bald nach 2, bald nach 3 oder 4 Stunden versehieden starke G.R. Es seheint also in diesem Falle ganz yon dem Kampf zwisehen Makro- nnd Mikroorganismus, vielleich~ aueh yore Fieber und den dadurch beschleunigten autolytischen Prozessen, der L~nge der Agone abzuh~ngen, warm die Kolloidveriinderungen im Liquor im einzelnen Fall auf~reten. Wahrscheinlich wird hShere Temperalur regelm~l]ig den Eintritl der positiven G.R. b escMeunigen, wenigstens spreehen 3 diesbeziigliche Beobachtungen fiir diese Auffassung. Hohes Fieber und postmor~ale Temperatursteigerung werden in gleichem

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Sinne wirken wie erhShte Aul~en~empera~ur und sich gegebenenfalls summieren.

Zur Veranschaulichung des zeRlichen Auf~re~ens der G.R. gebe ich die Kurvenbilder yon 2 be~nders eklatanten F~llen.

Der erste ist der sehon erwiihnte Fall yon sehwerer Pneumonie, der dauernd Temperaturen zwischen 40 un4 410 C haste und viele Stunden in der Agone lag, und bei dem 1 S~unde pos~ mor~em ira Liquor und im Blu~ reichllch Pneumok0kken wuehsen, w~hrend 3 S~unden ante mor~em alle Kulturen steril geblieben waren.

K. S., Pneumonie, Pneumokokkensepsis. 3 Std. ante mortem.

rot

rotviolett

blauviolett

blau

blauweil~

weii~

~ ~ w

Kurve 9..

o

v ~ v

n n i

K~ S., Pneumonie, Pneumokokkensepsis.

rot 1 i rotviolett

blauviolett - ~ "

blau ~ . ~ ]

blauweig

1 Std. post mortem.

/

J Kurve 10.

Der zweRe Fall ist ein Pa~ien~ mR einem Tumor cerebri, der infolge Atemli~hmung ganz plS~zlich ad exi~um kam, nie Fieber hatte und, wie die Sektion zeig~e, aufier seinem G]iom keinen pa~hologisch- anatomisehen Befund bo~.

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Die Goldsqlreaktion im Liquor cerebrospinalis. 345

G. S., Tumor cerebri (Gliom).

rot

rotviolett

blauviolett

blau

blauwei~

weil~

o

2 ~age, 1 Std. ~n~e u. i Std. post mortem.

Kurve 11.

rot

rotvio]et~

blauviole~

blau

blauweil~

weiB

G. S., Tumor cerebri (Gliom), 6 Std. post mortem.

. / f , , : , - : - % / -

i Kurve 12.

rot

rotviolett

blauviolett

blau

blauwei~

wei~

G. S., Tumor cerebri (Gliom), 10~/2 Std. pos~ mortem.

t f i \ i

/ i Kurve 13.

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346 W~m~I)~

Die Art tier Go ldso lku rve zeigte in den sogenannten Normal- f/fllen eine gewisse Gesetzm~l~igkeit nur insofern, als yon den 42 unter- suchten F/~llen 29 ~---69 ~ die maximale Ausffillung in tier Zone 1/~o--i/32o (iibereinstimmend mit Brund~ and Mras), die iibrigen 13 F~lle ~--- 3l ~ abet weiter naeh rechts gelegene n Maxima, meist 1/640--1/500o, zeig~en. Die Angaben yon B r a n d t and Mras: da$ 5f~ers die Ausf/~llungszone schon bei sehr schwachen Liquorverdiinnun- gen ( l : l , i :2, 1:4, 1:6 usw.) beglnnt, konnte ich in 5 F~llen[mit wei~ nach links reichender F~llungszone best~bigen. Die Ursache der ver- schiedenen Ausf~llungszone war aus der Art der Krankheiten, die zum Tode gefiihrt hat~en, nicht ersich~lich. Alle Liquores warden zentri- fngiert und auf Blutbeimengung gepriif~. Au[ler 6 F/~llen kamen alle zur Sektion.

Die p a t h o l o g i s e h e n F~l le mit Erkrankungen des Zenlral- nervensystems', die schon infra vitam positive G.R. ergeben batten, zeigten am Leichenliquor in der l~egel dasselbe I~esulta~, nut in ver- s~rk~er Form. Meis~ warden 1--3 Gl~ser mehr entf~rbt uls vorher. Niema]s flockge ein Liquor nach dem Tode kontr~r aus, insofern als er intra vitam in den Anfangsverdiinnungen, post mor~em uber nut in den Endverdiinnnngen en~f/~rble oder nmgekehrt. Die Reaktions- kurve blieb erha]~en, wurde nur sti~rker quoad Grad and Zone des Farbumschlags.

Als Ursache de r posi~iven G.R. im L e i c h e n l i q u o r mSch~e ieh sowohl die postmortal ein~reteaden Zustands~nderungen aUer kolloidalen EiweiI~kSrper des Organismus ansehen, als besonders die Diffusion yon Blutserum, die infolge des AufhSrens ul]er Zellfunktionen vor sieh gehen kann.

Z u s a m m e n f a s s e n d mSch~e ieh also sagen: Sowohl normaler als pathologiseher Leiehenliquor ergibt regelm~$ig positive G.R. Wahrend bei normalem Liquor das Ausfloekungsmaximum meist in den Anfangs- verdiinnungen liege, tritt bei pathologisehem eine Verbrei~erung und Verst~rkung tier ehemaligen pathologischen Kurve auf. Die Zeit des Eintritts der positiven G.R. h~ng~ yon der Grundkrankheit ab, die den Exi~us herbeifiihrt. Bei fieberhaflen Krankheiten und bei lunge dauernder Agone tritt sie schon kurz naeh dem Tode, bei anderen Todesursachen in der Regel 5--6 Stunden post mortem auf. Die G.R. am Leichenliquor sag~ fiber intra vitam bestehende Erkrankungen des Zentralnerv,ensystems niehts aus.

2. Das Kongorub inso l .

So unbes~reitbar der hohe Wer~ der Kolloidreaktionen, insbeson- dere der G.R. und Mastixreaktion ist, so bedauerlich ist die Tatsache

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 347

dal~ ihnen durch ~ul~ere Fak~oren, wie die Goldsolhers~ellung und die hohe Empfindlichkeib, eine gewisse Unsicherhei~ anhaf~e~.

Die Hersbellungsbedingungen so zu verbessern, dal~ ein in seinen Eigenschaften jederzei~ reproduzierbares Goldsol erziel~ wird, habe ich in dem ~echnischen Teil dieser Arbei~ versueh~. Ver~nderlichkei~, Labil i~ lieg~ jedoch im Wesen des kolloidalen Zus~andes. Ich er- inhere nur an spon~ane innere Zus~ands~nderungen kolloidaler Sys~eme, die wit unter der Erscheinung des Al~erns kennen. Infolge dieser wohl s~e~s bleibenden Schwierigkei~en auf diesem Gebie~e kann man auch den anderen Weg gehen und, ans~at~ die al~bew~hr~en Me~hoden wei~er auszubauen, nach anderen geeigne~eren, vielleich~ kons~an~eren kolloiden Sys~emen sachem

Vet einem Jahre lenk~e We. Os~wald mein Interesse auf den Farbs~off Kongorub in . D e s Kongorubin gehSrt zur Gruppe der Benzidinfarbs~offe, .is~ in Wasser je nach seiner Dars~ellungsweise in lenehtend ro~er his bli~ulichro~er Farbe 15slich und schliigt i~hnlich wie Kongoro~ bei sauerer Reaktion naeh blau urn. Merkwiirdiger- weise aber vermSgen aul~er S~uren auch die Neu~ralsalze und sogar Alkalien denselben Umschlag nach b]au herbeizuffihren. We. Os~- weld hat in einer grSBeren Monographie das Verhalten des Kongo- rubins gegeniiber Elek~roly~en niedergeleg~ und l~am zu dem Schlutt, dal~ der Farbumschlag derselben ein typisches kolloidchemisches Ph~nomen dars~ellL Wie beim G01dsol finde~ eine Dispersitii~sver- grSberung sta~, die sich durch einen Umsehlag nach Blau siehtbar machO, und schliel~lich erfolg~ die Koagula~ion in Form yon dunkel- blau sich absetzenden Flocken. Die meis~en Emulsionskolloide ver- mSgen den under dem Einflul~ yon Elek~roly~en erfolgenden Umschlag yon Rot nach Blaa in ~ihnlieher Weise wie beim Goldsol zu verhin- dern oder zu verziigern. Ein Un~ersehied bes~eht gegeniiber dem Goldsol insofern, als zur gleichen Schutzwirl~ung beim Kongorubin e~wa zehnma] sovie] an Sehuizkolloid nStig is~ wie beim Goldsol. Eine weitere Differenz zwisehen Goldsol und Kongorubin bilde~ der Ums~and, dal~ das Kongorubinsol gegeniiber den Eiweii~produkten seheinbar iiberhaup~ nieh~ empfindlich isL Diese Abbauproduk~e veto Typ d~er A]bumosen, die des Goldsol in hohem Marie f~llen anstatt schii~zen, wirken auf des Kongorubinsol nur sehii~zend.

Die Aussich~en, ein weniger empfindliches, jederzei~ leich~ hers~eil- bares, konstan~es Sol fiir die Liquordiagnos~ik gefunden zu haben, schienen naeh diesen lheore~isehen Erw~gungen giinstig. Nach den Angaben yon We. Osfiwald, der mir in liebenswiirdiger Weise seine Erfahrungen und gepriif~es Kongorubin zur Verfiigung s~ell~e, be- relieve ieh eine 0,01~ Kongorubinl5sung auf folgende Weise:

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348 W~m~D~

0,I00 g Kongorubin (Agfa), werden mit 0,5 ccm s~iurefreiem 96O/oigem Alkohol griindlich in einer Reibsehale verrieben und mit C02-freiem Aqua desL au~ 1000 ecru gebracht, so dal~ eine 0,01 ~ Kongorubinkonzen~ration ents~eht. Dutch die geschilder~e Operation erreicht man~immer eine gleich hohe Dispersion und eine leueh~end rote Farbe beim Verdiinnen.

Als Elektrolyt nahm ich wiederum NaC1, aber der welt geringeren Empfindliehkeit entsprechend in viel st~rkerer'Konzen~ration als beim Goldsol. Die Resultate waren in Kurvenform, d. h. in absteigenden Verdiinnungen nich~ zu verwerten, soviel ieh auch die versehiedenen Bestandteile des Systems ab~nderte, i,0 n. l~aC1-LSshng (d. h. 58,46 g t~aC] im Liter) bildeten den Ausgangspunkt der Versuche. I~ie er- gab sich ein nennenswef~er Untersehied zwischen normalem und patho- logischem Liquor, in allen Verdiinnungsgraden bildete sich vielmehr eine Verf~rbung des Rot tiber Violent nach Blauviolett, wobei es zur F~llung yon sehwarzblauen Flocken kam, ohne dal] abet die iiber- stehende LSsung vSllig ent~i~rbt wurde. Sehr verschieden war die Zeit~ in welcher sieh die einzelnen RShrchen ver~rbten. Abet auch mittels zeitlieher Messungen konn~e ich zwischen pathologischem und normalem Liquor bisher nur den Unterschied finden, dal~ pathologi- scher Liquor im allgemeinen den Farbumschlag l~nger verhindert (Schutzkolloid) als normaler.

Inzwisehen ist nun, ebenfalls auf Anregung yon Wo. Ostwald , eine Arbeit fiber ,die KoUoidprobe im Liquor cerebrospinalis im all- gemeinen und die Verwendbarkei~ des Kongorubins fiir diesen Zweek im besonderen" ersehienen. Liiers setzt zu einer 0,1~ Kongo- rubinlSsung Wasser, Liquor nnd einen Elektrolyten, schiit~elt kr~ftig um mad se~z~ gleichzeitig eine S~oppuhr in Gang. Er liest nun die Zeit ab, die verstreicht, bis die leuchlend rote LSsung tiber rotviolett den Violettton einer Vergleichsl5sung erreicht. Die VergleichsI5sung s~ell~ er derar~ her, da~ er 1 ccm 0,i~ KongorubinlSsung auf 7,65 cem Aqua desk. verdiinnt und zu 0,35 ccm ges~ttig~er Kaliumchlorid- 15sung seize. Ist ein zwischen Rot un4 Blau liegender Farbton er- reicht, so gie~t er rasch 2 ccm einer 1 ~ Gelatinel5sung zu. Gegen diese StandardlSsung ermittelt er einmal die Umschlagszei~ der schutz- kolloidfreien KongorubinlSsung und in gleicher Weise die Umsehlags- zeit de r schutzkolloidhal~igen. Aus der Verliingerung der Umschlags- zeit lassen sich ohne weiteres vergleichende Schliisse auf die Gr51~e der Schutzwirkung zlehen.

: Liiers versuchte nun speziell die Gr5~e der ausgeiibten Schutz- wirkUng des Liquors cerebrospinalis zu ermit~eln, weil ja die Abbau- produkte yore Typus der Albamosen im Gegensatz zum Goldso] auf

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Die Goldsolreaktion im Liquor cerebrospinalis. 349

das Kongorubin nicht f~llend, sondern sehiitzend wirken. Er ging bei der Versuchsanstellung folgendermal~en vor: Zu 1 ccm 0,1~ Kongorubinl5sung wird 7,65 ccm Aqua dest., 1,0 ccm Liquor und schliel~- lich 0,35 ccm einer ges~ttigten KCI-LSsung gesetz~, raseh umgeschiit- teR und gleichzeRig die S~opphhr in Gang gesetzk Er lies~ nan die Zeit ab, die verstreicht, bis die Farbe tier StandardlSsung erreicht is~. Gegeniiber blinden Versuchen fund Liters eine Verl~ngerung der Umsehlagzei~, die bei normalem Liquor i t , bei Tubes 34, bei Lues cerebrospinalis 77 Sekunden he,rug.

Da Liiers nut diese 3 Liquores zur Veffiigung gehabt butte, babe ich seine Resulta~e einer eingehenderen Nachpriifung un~erzogen und bin auf Grand yon 22 Liquores zu folgendem Ergebnis gekommen: Im allgemeinen ergib~ normaler Liqu0r lgngere UmsehlagszeRen als pathologiseher. Die grS~te Sehutzwirknng entfal~eten 2 Falle yon Lnes cerebrospina!is. Uberblick~ man jedoeh alle Resultate, so li~itt sieh kaum eine Gese~zma~igkeR finden. Meine Umschlagszei~en sind folgende: Blinder Versueh ziemlieh konstan~ 5--8~Sekunden. Nor- mulet Liquor: 32, 47, 55, 60, 63, 68 Sekun~ien. Bh~hal~iger Liquor: 27, 45, 51, 62. Meningitis purulenta: 13~ :[7. Lues cerebrospinalis: 115, 180. Tubes: 48, 75. Paralyse: 15, 38. Multiple Sklerose: 35. Encephalomalacie: 50. Encephalitis epidemica 38 und Epilepsie 52 Sekunden. Die Methode Liiers is~ einfaeh, hat aber 2 empfindliehe Nachteile: Die nahezu O,O1~ KongorubinlSsung ~st in ihrer Farbe wohl au~erorden~lieh konstan~, aber an Farbe zu s~ark, zu undurch- sichtig. MR 0,005 ~ LSsung is~ die Ablesung viel leich~er. Wie mir Liiers inzwisehen mit~eil~e, machte er bei seinem neaesten Kongo- rubinpr~para~ dieselben Erfahrungen. Der zweite nicht leicht zu be- seitigende :NachteiI ohiger Methode ist die S~andardlSsung und der Vergleich mit ihr. Ich fund, dug der Farbumsehlag ~rotz des Zu-

�9 satzes yon Gela~inelSsung noch ein gut Stiick for~schrei~et. Au~erdem scheint mir der individuelle Ablesungsfehler nieht unerheblieh zu sein.

Die gauze Versuchsme~hode is~ ja noch mannigfacher Variationen f~hig. Ich babe nailer Ver~nderungen im Liquorqaantum besonders die KC1-Konzentration variiert, die mir zu S~al-k erschein~. Die er- zielten Vorteile warden jedoeh meis~ dnrch auf~r.e~ende :Nachteile wieder aufgehoben. Ob das Kongorubinso] als Goldsolersatz nieht doch in irgendeiner Form brauchbar is~, mu~ weiteren Studien.iiber- lassen werden.

Das bisherige Ergebnis, welches ich Liiers and Os twald schon tibermit~el~e, ist also ein negatives. Der E in f l u~ des L iquo r s au die U m s c h l a g s z e i t des K o n g o r u b i n s o l s ges ta~ te t ke ine d i a g n o s t i s c h e n Schli isse.

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350 WEIGELDT

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