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1
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. med. Kai Bernsmann
Dienstort: Giradet-Klinik Essen
Abteilung für Orthopädie
_______________________________________________
Die klinischen Langzeitfolgen der intraoperativen
Duraverletzung in der Wirbelsäulenchirurgie.
Inaugural Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Asik Kurt
aus Antakya / Türkei
2006
2
Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent: Prof. Dr. med. K. Bernsmann
Koreferent: Priv.-Doz.-Dr. med. Willburger
Tag der mündlichen Prüfung: 28. 11. 2006
3
Inhaltsverzeichnis:
I. Einleitung 4
II. Grundlagen 6
II.1 Epidemiologie 6
II.2 Anatomie, Physiologie und Biomechanik der
Wirbelsäule 9
II.3 Klinik und Diagnostik von Bandscheiben-
Erkrankungen 13
II.4 Therapie 22
II.4.1 Konservativ 22
II.4.2 Operativ 23
II.4.3 Entwicklung der lumbalen Bandscheiben-
chirurgie im historischen Überblick 33
II.5 Komplikationen der operativen Behandlung 37
III. Eigene Untersuchung 44
III.1 Material und Methode 44
III.2 Ergebnisse 58
III.3 Diskussion 76
III.4 Zusammenfassung 82
IV. Literaturverzeichnis 84
V. Anhang 96
V.1 Fragebogen 96
VI. Lebenslauf 98
4
I. Einleitung
Duraläsionen zählen zu den bekannten Phänomenen bei
wirbelsäulenchirurgischen Eingriffen und variieren in Abhängigkeit der
untersuchten Serien und Art der Eingriffe.
Ihre Häufigkeit wird in der Literatur unterschiedlich angegeben und reicht von 1
– 17 % (Barrios et al 1990, Camissa et al., 2000, Katz et al., 1999). Ebeling et
al., (1984) beziffert für die konventionelle Discektomie in einer Literaturübersicht
die Häufigkeit von Duraverletzungen mit 3,7 %.
Spangfort (1972) fand 1,6 % und Mayfield (1976) 0,7 % für die konventionelle
Operationstechnik.
Von McCulloch (1989) wurden bezüglich seiner Mikrodiskotomieserie 2,5 % an
Duraverletzungen angegeben.
In der hier vorgestellten Studie fand sich eine Häufigkeit von 3,2 %. Geht man
von einer Discektomiezahl von 50 – 100 pro 100 000 Einwohnern aus, so spielt
die Duraverletzung eine nicht unerhebliche Rolle und ist für den Operateur von
großem Interesse genauso wie deren Vermeidung.
Schmidt et al., 1984 berichteten über häufiger schlechte Ergebnisse nach
Operationen mit Duraverletzungen, wobei jedoch nicht differenziert wird in
Verletzungen des Duralsackes und der Durascheide der Nervenwurzelabgänge.
Bisher wurden kurz- und mittelfristige Nachuntersuchungsergebnisse
veröffentlicht. In vier vergleichbaren Serien zu der vorliegenden Studie wurden
189 Duraläsionen mit einer follow-up-Periode von bis zu 4,3 Jahren untersucht.
Langzeitfolgen wurden nicht gefunden, wenn das entstandene Duraleck noch
während des Eingriffes erfolgreich hat verschlossen werden können (Camissa
et al., 1989, Shaikh et al., 2003).
Barrios et al. berichteten in einer Metaanalyse über einen Trend zu einer
positiven Prognose bei Fehlen intraoperativer Komplikationen, insbesondere
5
der Duraverletzung, dem Etagenfehler und einem Nervenwurzelschaden. In
diesen Artikeln waren die chirurgischen Eingriffe einer hohen Variabilität
unterworfen, dies im Kontrast zu der hier vorgelegten Studie, in der das
Patientenkollektiv ausschließlich auf einer homogenen Gruppe von operierten
Bandscheibenvorfall-Patienten beruht. Patienten mit spinaler Dekompression
bei Spinalkanalstenose wurden ebenso wie Revisionseingriffe ausgeschlossen.
Persistierende Duralecagen können zu meningealen Pseudozysten, zu
Nervenwurzeleinklemmungen und daraus resultierenden neurologischen
Schädigungen, zu Meningitis und zu Arachnoiditis führen (Black 2002, Camissa
et al., 2000, McCormack et al., 1999) und mit intraoperativen Blutungen
Beschwerden verursachen und damit in den Postdiskotomie-
Symptomenkomplex übergehen.
Duraverletzungen haben ein hohes Potential an juristischen Konsequenzen und
damit zusammenhängenden finanziellen Kosten. In einer Nachuntersuchung
über Kunstfehlerprozesse in der Wirbelsäulenchirurgie fanden Goodkin und
Laska, dass Duraverletzungen das zweithäufigste Problem darstellen, nämlich
23 von 146 Klagen ausmachten (16 %).
Das Ziel der vorliegenden Studie war es herauszufinden, ob die iatrogene
Duraverletzung bei lumbalen Discotomien zu einem Anstieg der Häufigkeit der
klinisch relevanten Langzeitfolgen führt. Erstmals werden Langzeitergebnisse
eines homogenen Patientenguts nach Duraverletzung bei lumbalen Nucleus
Pulposus – Prolaps – Operationen vorgestellt, die einen
Nachuntersuchungszeitraum von mehr als 10 Jahren überblicken.
6
II. Grundlagen
II.1 Epidemiologie:
In zahlreichen industrialisierten Ländern wird der aufrechte Gang des
Menschen teuer bezahlt (Nachemson, 1989 und Waddell, 1992).
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten und den Menschen am meisten
behindernden Erkrankungen. In Deutschland beträgt die Lebenszeit–Prävalenz
von Rückenschmerzen 80 %, die Punktprävalenz also Rückenschmerzen heute
etwa 35 % (Raspe und Kohlmann, 1993). Rückenschmerzen stellen ein
beträchtliches Krankheitspotential von großer sozialmedizinischer Bedeutung
dar. Auf Rückenschmerzen, fallen mehr als 10 % aller Arbeitsunfähigkeitsfälle
und mehr als 1/3 aller medizinischen Rehabilitationen. Nach McCulloch ist der
Rückenschmerz nach der einfachen Erkältung der häufigste Grund für eine
zeitweilige Arbeitsunfähigkeit. Auch bei den vorzeitigen Berentungen wegen
verminderter Erwerbsfähigkeit, nehmen die Rückenschmerzen den ersten Platz
ein.
7
Tabelle 1: Dorsopathien (ICD 9: 720 – 724) als Ursache von Arbeitsunfähigkeit
(AU), Krankenhausbehandlung (KH), medizinischer Rehabilitation (HV) und
vorzeitiger Berentung wegen verminderter Erwerbsfähigkeit (RENTE).
Quellen: Krankheitsartenstatistik 1995 der Allgemeinen Ortskrankenkassen
(Pflichtmitglieder ohne Rentner), VDR-Statistiken 1995:
Rehabilitation/Rentenzugang/Versicherte (Basis: versicherungspflichtig
Beschäftigte).
Indikator Jahr Häufigkeit /
10 000 Mitglieder
Anteil an allen
Fällen
m 2062 m 14 % AU-Fälle (West) 1995
f 1505 f 11 %
m 1198 m 10 % AU-Fälle (Ost) 1995
f 1101 f 9 %
m 64 m 3 % KH-Fälle (West) 1995
f 56 f 2 %
m 46 m 2 % KH-Fälle (Ost) 1995
f 49 f 2 %
m 117 m 37 % HV (West) 1995
f 111 f 33 %
m 38 m 26 % HV (Ost) 1995
f 71 f 30 %
m 20 m 18 % RENTE (West + Ost) 1995
f 15 f 18 %
Die direkten und indirekten Kosten von Rückenschmerzen betragen in
Deutschland jährlich etwa 18 Mrd. Euro.
Jeder zweite Patient, der einen niedergelassenen Orthopäden aufsucht, kommt
wegen Rückenschmerzen, bei den Allgemeinmedizinern jeder vierte (Pförringer,
1992). In Europa werden 10 % - 15 % der beruflichen Fehlzeiten durch
Lumbalgien verursacht. Die Ein-Jahres-Prävalenz beträgt 25 % - 45 %.
8
3 % - 7 % der erwachsenen Bevölkerung hat chronische Lumbalgien
(Andersson, 1991).
Die jährliche Prävalenz in den USA wird mit 15 % angegeben. Lumbalgien sind
der häufigste Grund einer eingeschränkten Aktivität bei Patienten unter 45
Jahren, der zweithäufigste Grund für einen Arztbesuch, der fünfthäufigste
Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Ca. 1 % der US-Bevölkerung ist
chronisch behindert durch Lumbalgien (Andersson, 1991).
Zur Lebensinzidenz für Lumboischialgien herrscht in der Literatur keine
Einigkeit. Die Angaben schwanken zwischen 1,5 % und 40 % (Bergquist-
Ullmann und Larsson, 1984; Damkot et al., 1984). Die Häufigkeit des Auftretens
ist altersabhängig, wobei die Inzidenz bis um das 42. Lebensjahr ansteigt, um
danach wieder abzufallen (Spangfort, 1972). Nach Frymoyer und Mitarbeitern
(1983) beträgt die Lebensinzidenz für lumbale Bandscheiben-Operationen 1 % -
2 %.
Die Zahl der Discotomie in den alten Bundesländern liegt nach Bauer zwischen
35 000 und 40 000 pro Jahr. Die Zahl der Re-Nucleotomie beträgt 1 500 pro
Jahr.
II.2 Anatomie, Physiologie und Biomechanik der Wirbelsäule
9
Die LWS des Menschen besteht aus 5 Wirbelkörpern im Wechsel mit 4
Bandscheiben. Je eine weitere Bandscheibe stellt die Verbindung zur BWS und
zum Kreuzbein dar. Die Verbindung zum Beckenring stellen 5 weitere Wirbel
her, die mit etwa 20 – 30 Jahren zum Os sacrum verschmelzen. Es schließen
sich meist 4 rudimentäre Steißbeinwirbel an, die das Os coccygis bilden
(Arnold, 1983, Rössler, 1997, Werth, 1989).
Junghans definiert als funktionelle Einheit das Bewegungssegment, welches
sich aus der Bandscheibe, jeweils den Hälften benachbarter Wirbel, dem
vorderen- und hinteren Längsband, dem gelben Band (Ligamentum flavum),
den paarigen Wirbelgelenken und allen dem Segment entsprechenden im
Spinalkanal und in den Foramina intervertebralia befindlichen Weichteile, sowie
den paravertebralen Weichgewebe zusammensetzt.
Die Bandscheibe (Discus intervertebralis) weist einen zentral gelegenen
Gallertkern (Nucleus pulposus) auf, der von einem äußeren Faserring (Anulus
fibrosus) umschlossen wird.
Lumbale Bandscheiben stellen das größte zusammenhängende, nicht
vaskularisierte Gebilde im Organismus dar. Das bradytrophe Gewebe unterhält
den Stoffaustausch mit seiner Umgebung per diffusionem.
Bereits im 2. Lebensjahr bilden sich durch Druckatrophie, infolge des
aufrechten Ganges, die bandscheibenernährenden Blutgefäße zurück und sind
bei 4-jährigen Kindern nicht mehr vorhanden (Töndury, 1955).
Der Nährstofftransport wird erleichtert durch einen Wechsel der
Höhenausdehnung der Bandscheibe, der in einem Spannungsfeld zwischen
Belastungsdruck und onkotischem Druck um einen hydrostatischen Mitteldruck
von 800 N, bezogen auf die 3. Lendenbandscheibe, variiert.
Der intradiscale Druck und damit die Bandscheibenhöhe hängen von der
eingenommen Körperhaltung ab (Nachemson, 1981).
Bei intradiscalen Druckwerten unter 800 N kommt es zum Flüssigkeitseinstrom
wie bei entspanntem Sitzen mit Rückenlehne, in Rücken- oder Stufenlagerung.
Flüssigkeitsabgabe dagegen erfolgt bei intradiscalen Druckwerten oberhalb 800
N, wie beim unangelehnten Sitzen, Rumpfvorneigen und beim Stehen. So
fördert Bewegung den Flüssigkeitseinstrom und Haltungskonstanz mindert ihn:
Die Zwischenwirbelscheibe lebt von der Bewegung (Junghans, 1979).
10
Histologisch gesehen besteht die Bandscheibe aus Fasern und Grundsubstanz.
Der Nucleus pulposus beinhaltet in gallertige Substanz eingebettete
Glykoproteine und hochmolekulare Polysaccharide, wohingegen der Anulus
fibrosus, vorwiegend aus schraubenförmig miteinander verflochtenen
Kollagenfasern gebildet wird, die von Wirbelkörper zu Wirbelkörper ziehen und
in der Randzone über sogenannte Sharpey`sche Fasern, die in die knöchernen
Randleisten einstrahlen, fest verankert sind (Krämer, 1996).
Da der Nucleus dorsalexzentrisch zum Wirbelkörper liegt, ist der Anulus in
diesem Bereich schmaler (Megele, 1986).
Diese anatomische Gegebenheit ist zusammen mit der Tatsache, dass nur das
hintere Längsband an den Bandscheiben ansetzt und das vordere, welches
ebenso stark sensibel innerviert ist wie das hintere, die Bandscheibe
überspringt und dafür an den Wirbelkörpern aufsitzt, als ein Element der Loci
minoris resistentiae wichtig für die Richtung eines möglichen
Bandscheibenvorfalls und dessen initialer Schmerzentwicklung (Jung, 1987).
90 % der Bandscheibenvorfälle finden sich dementsprechend auch im dorso-
lateralen Bereich (Krämer, 1996).
Allein durch den Zug von Muskeln und Bändern wirken bei entspannter
Rückenlage 15 kp auf den 5. Lendenwirbelkörper, in Seitenlage steigt er schon
auf 30 kp, im aufrechten Stand beträgt er ca. 100 kp, bei Belastung und
Vorbeugung steigt er um ein vielfaches, bis über 1 000 kp (Nachemson, 1966).
Dabei ist der intradiscale Druck nicht wie allgemein angenommen, im Nucleus
am größten, sondern vor allem im dorsalen Anteil des inneren und mittleren
Anulus (Keller, Hansson, Abram et al., 1989) und genau dieser Anteil des
Anulus ist schmaler und daher weniger fähig zum Ausgleich vertikaler
Deformationen (Adams, McNally, Dolan, 1996).
11
Nur bei zentrischer Belastung überträgt sich der Druck vom Nucleus pulposus
gleichmäßig auf den umgebenden Anulus fibrosus.
Bei jeder einseitigen Belastung weicht der Nucleus pulposus zur weniger stark
belasteten Seite der Bandscheibe aus. Die mögliche Konsequenz einer
herabgesetzten Widerstandsfähigkeit des Anulus fibrosus gegenüber dem
Druck des Nucleus pulposus ist ein Bandscheibenvorfall.
In der Altersgruppe der 30- bis 60-jährigen findet sich die höchste Inzidenz, an
einem Bandscheibenvorfall zu erkranken,.
Dies wird darauf zurückgeführt, dass einerseits der Elastizitätsverlust bereits zu
einer Zermürbung des Anulus fibrosus geführt hat, und andererseits die
Mobilität und Quellfähigkeit des Nucleus pulposus noch erhalten ist (Urban und
McMullin, 1988).
Hat sich dieses Ungleichgewicht zwischen den beiden Bandscheibenstrukturen
ergeben, dann resultiert daraus unter Belastung zunächst eine relative
Überdehnung des Anulus fibrosus (Dahmen, 1963).
Unter akuter Überbelastung oder bei unphysiologischer Dauerbelastung kann
es zu totalen- oder subtotalen Rissbildungen vornehmlich im postero-lateralen
Faserring (niedrigster Kollagengehalt) kommen (Blumenkrantz et al., 1977).
Eine Folge dieser Degenerationserscheinungen ist im allgemeinen die
Verlagerung des Bandscheibengewebes in Richtung Spinalkanal, die in
unterschiedlichster Stärke und Ausprägung vorkommen kann.
Abb. 1 (TÖNDURY und TILLMANN 1987): Kräfteparalleologramm bei zentrischer u. exzentrischer Belastung
12
Als zusammenfassenden, wenn auch unpräzisen Oberbegriff für die
verschiedenen Phänomene dieser Art, verwendet man den Begriff
Bandscheibenvorfall.
13
II.3 Klinik und Diagnostik von Bandscheibenerkrankungen
1. Das Lumbalsyndrom
70 % aller Wirbelsäulenbeschwerden und mehr als 80 % aller
bandscheibenbedingten Erkrankungen betreffen die LWS.
Krankheitserscheinungen, welche auf degenerative Veränderungen an den
Wirbelkörpern selbst, der Bandscheibe, der Weichteilgewebe und der
Wirbelgelenke zurückzuführen sind werden unter dem Begriff Lumbalsyndrom
zusammengefasst.
Im Einzelnen unterscheidet man zwischen akuter Lumbalgie (Lumbago,
„Hexenschuss“) und chronischer Lumbalgie.
Der ausstrahlende Beinschmerz wird als Ischialgie bezeichnet (Nervus
ischiadikus, Versorgungsgebiet L2 – S2).
Die Lumboischialgie beschreibt das gleichzeitige Auftreten von
Kreuzschmerzen und radikulär bedingten Schmerzempfindungen in den
Beinen.
1.1 Lumbalgie
Bei diesem Beschwerdebild findet sich ein positionsabhängiger Kreuzschmerz
mit Verspannung der lumbalen Rückenstreckmuskulatur und
Bewegungseinschränkung der LWS ohne radikuläre Ausstrahlung in
die unteren Extremitäten .
Ausgangspunkt der Beschwerden sind im wesentlichen degenerative
Veränderungen der lumbalen Bewegungssegmente mit mechanischer Irritation
des Ligamentum longitudinale posterius, der Wirbelgelenkkapseln und des
Wirbelperiosts (Morris, 1988).
Die Schmerzauslösung geschieht über die sensiblen Fasern des Ramus
meningeus und des Ramus dorsalis der Spinalnerven. Eine genaue segmentale
Schmerzzuordnung der Schmerzareale, wie bei der Reizung des Ramus
ventralis bei Vorliegen einer Ischialgie, ist bei den dorsalen Nervenästen wegen
der zahlreichen Rami communicantes zwischen den segmentalen Rami
meningeii nicht möglich. Die Schmerzen sind im allgemeinen
belastungsabhängig, treten im Laufe des Tages auf und verstärken sich durch
14
längeres Sitzen, Stehen, Gehen, Heben und das Tragen von Lasten (Krämer,
1996).
1.1.1 Akute Formen
Die Symptome des lokalen lumbalen Syndroms treten akzentuiert und plötzlich
auf. Neben der häufig rein muskulär bedingten Form kommt auch die
intradiskale Massenverschiebung als Ursache in Betracht . In radiär- und
zirkulär angeordneten Fissuren in zentral gelegenen Anteilen des Anulus
fibrosus können bei asymmetrischer Belastung Teile des Gallertkerns
eindringen und den äußeren Faserring sowie das hintere Längsband unter
Zugspannung setzen. Dadurch werden die Rami meningeii der Spinalnerven
gereizt.
Die Lumbago betrifft in der Regel jüngere Patienten, da bei ihnen die
Voraussetzungen für ein intradiskales Derangement eher gegeben sind
(Krämer, 1996).
Akute und subakute Schmerzzustände können aber auch von den
Wirbelgelenken ausgehen, wenn diese komprimiert oder gezerrt werden.
Somit können auch deren Kapsel und deren sensible Innervation eine Reizung
erfahren. Äußerst diffizil ist die Abgrenzung der pseudoradikulären- gegen die
radikulären Syndrome. Als pseudoradikuläre Ausstrahlung bezeichnet man die
in Rumpf-, sowie proximale Extremitätenmuskulatur ausstrahlenden Schmerzen
ohne das Vorliegen einer direkten Wurzelreizung (Mummenthaler und Schliack,
1982). Pathophysiologisch liegt dieser Reizung eine Störung zwischen den
Gelenken und den sie bewegenden Muskeln zugrunde. Eine schmerzhafte
Bewegungshemmung von Muskeln findet man vor allem bei akut
belastungsbedingten oder arthrotisch gereizten Gelenkkapseln der unteren
lumbalen Wirbelgelenke. Diese rufen reflektorische Muskelschmerzen der
lumbalen Rückenstreckmuskulatur, sowie der Gesäß- und dorsalen
Beinmuskulatur hervor. Aus der Schmerzhaftigkeit des Muskels vom Ursprung
bis zum Ansatz resultiert der ischialgieartige Schmerz. Der pseudoradikuläre
Schmerz kann vom radikulären Schmerz nur durch das Fehlen streng
segmental bezogener Schmerzen, segmentaler Parästhesien sowie
neurologischer Ausfallerscheinungen differenziert werden. Das Lasègue`sche
Zeichen ist negativ (Brügger, 1980).
15
1.1.2 Chronische Formen
Immer wieder auftretende und lang anhaltende Kreuzschmerzen stellen die
chronische Form des Lumbalsyndroms dar.
Von dieser Form der Beschwerden sind insbesondere Patienten des mittleren
und höheren Lebensalters betroffen.
Jenseits des 50. Lebensjahres finden sich bei jedem Menschen radiologisch
nachweisbare degenerative Veränderungen der Lendenwirbelsäule (Junghans
und Schmorl, 1968).
Als Ursache hierfür kommen in erster Linie Elastizitäts- und Volumenänderung
der lumbalen Bandscheibe mit sekundären Rückwirkungen auf die
Wirbelgelenke und die Muskeln in Betracht.
Ghormley wies 1933 bei Kreuzschmerzpatienten überaus häufige degenerative
Veränderungen im Bereich der Wirbelgelenke nach. Er prägte dafür den Begriff
des Facettensyndroms (Niethard und Pfeil, 1989).
Ein gleichzeitiges Auftreten von Facettenschmerz und discogenen Schmerzen
ist die Ausnahme (Schwarzer et al., 1994). Zur präoperativen Differenzierung
eignet sich neben der radiologischen Diagnostik die Facetteninfiltration mit
einem Lokalanästhetikum.
1.2 Ischialgie
Bei einem lumbalen Wurzelsyndrom stehen Beeinträchtigungen, die auf die
mechanischen Irritationen der zentralen spinalen Nervenäste zurückzuführen
sind, im Vordergrund.
Ursächlich hierfür ist meist eine Massenverschiebung der Bandscheibe mit
einer Kompression der entsprechenden Nervenwurzeln.
Bei einer Beteiligung der Wurzel L1 bis L3 spricht man von einem oberen
radikulären Lumbalsyndrom oder einer Femoralisneuralgie.
Als Ischialgie (Ischias, Lumboischialgie, unteres radikuläres Lumbalsyndrom)
bezeichnet man eine Beteiligung der Wurzel L4 bis S1 (Niethard und Pfeil,
1989).
Bei der Ischialgie finden sich, neben den Leitsymptomen des lokalen
Lumbalsyndroms, in erster Linie die typischen Ischiaszeichen mit positivem
16
Lasègue, segmental ausstrahlenden Schmerzen, dermatom-bezogenen
Sensibilitätsstörungen, Reflexdifferenzen und Störungen im Bereich der
zugeordneten Myotome.
Führendes, sowie namengebendes Symptom für die Ischialgie ist der in das
Versorgungsgebiet des Nervus ischiadikus ausstrahlende Schmerz. Die
Patienten klagen häufig über ein Taubheitsgefühl oder sensible
Reizerscheinungen wie Kribbeln, Formiculia oder das „Gefühl des
eingeschlafenen Haut-Areals“.
Für die Ausprägung des klinischen Bildes sind neben der Größe und der
Lokalisation der Bandscheibenvorwölbung auch die Größe des Reserveraumes
im Spinalkanal und somit die Ausweichmöglichkeiten von Dura und der
Nervenwurzeln entscheidend.
Sind diese Ausweichmöglichkeiten durch eine Enge des knöchernen
Spinalkanales im Sinne einer Spinalkanalstenose eingeschränkt, führen schon
entsprechend kleinere Bandscheibenverlagerungen zu einem ausgeprägten
klinischen Beschwerdebild (Williams et al.,1982). Die Nervenwurzeln können
auf die Kompression und konsekutive Überdehnung mit einer Verlagerung oder
einer aseptischen Entzündung reagieren.
Liegt ein Sequester vor, so kann dieser „wandern“ und die kontralaterale oder
die eine Etage höher bzw. tiefer liegende Wurzel bedrängen.
Nur die Hälfte aller lumbalen Wurzelsyndrome lässt sich klar einem Segment
zuordnen. In den übrigen Fällen ist die klinische Symptomatik entweder nicht
eindeutig, oder es sind mehrere Wurzeln gleichzeitig betroffen (Krämer, 1996).
Ist nur eine Wurzel betroffen, finden sich die jeweiligen monoradikulären
Syndrome (Mummenthaler und Schliack, 1982).
Werden durch einen Bandscheibenvorfall mehrere Wurzeln gleichzeitig in
Mitleidenschaft gezogen, spricht man von einem polyradikulären lumbalen
Wurzelsyndrom. Ein solch klinisches Bild wird entweder durch Vorfälle in
mehreren Segmenten erklärt, oder dadurch, dass ein großer
Bandscheibenvorfall oder ein Sequester allein die polyradikuläre Symptomatik
unterhält. Ein in der „Achselhöhle“ zweier Wurzeln sitzender Prolaps (siehe
Abbildung, L4/5 rechts) kann gleichzeitig die Nervenwurzeln zweier Etagen
komprimieren (Niethard und Pfeil, 1989).
17
2. Diagnostik
Der Weg zur Diagnose geht von einer ausführlichen Anamnese über eine sehr
genau durchzuführende klinische Untersuchung zu einer abschließenden, das
Ergebnis festigenden und den Bandscheibenvorfall genauer lokalisierenden
bildgebenden Diagnostik (Cotta und Puhl, 1993).
2.1 Anamnese
Die ausführliche Befragung des Patienten nach Art, Lokalisation, Dauer,
Intensität und Auftreten der Beschwerden liefern wichtige Hinweise dafür, ob
die Beschwerden zum Beispiel vertebragener oder radikulärer Natur sind.
Alleine die Anamnese kann schon die Weichen zur konservativen oder
operativen Behandlung stellen (Schmidt, 1978). Treten die Schmerzen
beispielsweise beim Husten, Niesen oder Pressen auf, so ist eine Kompression
neuraler Strukturen mit Sicherheit als Ursache zu sehen, wobei der intradiskale
Druck dabei um ca.
50 kp ansteigt (Münzenberg, 1988).
Treten die Beschwerden nur beim Heben schwerer Lasten oder beim Bücken
auf, so sind vordere Wirbelsäulenabschnitte erkrankt, beim Schmerz nach
langem Stehen oder Sitzen hingegen hintere Wirbelsäulenabschnitte
(Wirbelbogen, Quer- und Dornfortsatz, Ligamentum flavum). Der typische
Anlaufschmerz tritt bei einer Arthrose der Wirbelgelenke auf.
Abb. 2 Masuhr (1989): Topographische Varianten radikulärer Syndrome
(modifiziert nach Langlotz, 1981). Laterale Bandscheibenvorfälle mit
Wurzelkontakt L4, L5 und S1. Eine Diskushernie kann zwei Wurzeln
gleichzeitig komprimieren, z.B. L4 und L5.
18
2.2 Klinische Untersuchung
Die sorgfältige klinische Untersuchung beinhaltet neben der Inspektion, der
Palpation und der Funktionsprüfung auch eine orientierende neurologische
Untersuchung. Die Inspektion zeigt schmerzbedingtes Entlastungshinken,
skoliotische Fehlhaltung, abgeflachte Lendenlordose, Steifheiten der
Lendenregion und ggf. Rumpfüberhang nach einer Seite. Die Palpation ergibt
Klopf- und Druckschmerzen über den Dornfortsätzen des erkrankten
Bewegungssegmentes und Druckschmerzen paravertebral-lumbal und über
den Ischiasdruckpunkten nach Valleix. Ferner ist häufig die Vorwölbung der
angespannten Rückenstreckmuskulatur, der sogenannte Lumbalspasmus oder
Muskelhartspann, zu sehen.
Die Funktionsprüfung deckt mit der Beweglichkeitsprüfung nach Schober recht
genau Bewegungseinschränkungen der Lendenwirbelsäule auf.
Die klinisch-neurologische Untersuchung beginnt mit der Prüfung des
Lasègue`schen Zeichens, bei welchem durch Messung des Winkelgrades des
gestreckt angehobenen Beines zur Untersuchungsliege der Schweregrad des
Leidens abschätzbar ist.
Das Lasègue`sche Zeichen ist nur dann positiv, wenn sich ein
Dehnungsschmerz des Nervus ischiadikus, also eine Schmerzausstrahlung
provozieren lässt.
Höhere Spezifitäten weist der Lasègue in seiner gekreuzten Form auf. Bei
Wurzelkompression im oberen Abschnitt der Lendenwirbelsäule lässt sich der
Femoralisdehnungsschmerz als umgekehrter Lasègue auslösen. Liegt eine S1-
Symptomatik vor, so ist die sogenannte Bragard`sche Verstärkung zu erhalten.
Mit unterschiedlicher Treffsicherheit gelingt durch Bestimmung von motorischen
Ausfällen, Sensibilitätsstörungen und Reflexabschwächungen eine
Höhenlokalisation der erkrankten Bandscheibe. Verschiedene
Dermatomschemata ermöglichen zusammen mit der Prüfung monoradikulär
innervierter Kennmuskeln und der segmentabhängigen Muskeleigenreflexe der
unteren Extremität eine Etagenzuordnung.
19
Tabelle 2: Syndrombezeichnung
Syndrom Kennmuskeln Reflex Sensibilität
L3 M. quadriceps femoris, auch M.
iliopsoas
PSR Vom Trochanter major über den
Oberschenkel nach medial zum
Knie
L4 Mm. quadriceps und tibialis anterior PSR Über die Hüfte und den lateralen
Oberschenkel auf den medialen
Knöchel zu
L5 Mm. extensor hallucis longus und
extensor digitorum brevis
TPR Vom Oberschenkel zum Kniegelenk
lateral, entlang der Schienbeinkante
über die Dorsalseite des Fußes bis
zur Großzehe und folgenden Zehe
S1 Mm. peronaei triceps surae
gluteaus maximus
ASR Hinterseite von Ober- und
Unterschenkel zum äußeren
Knöchel und Fußrand,
Kleinzehenbereich und Fußsohle
lateral
2.3 Bildgebende Diagnostik
Die bildgebende Diagnostik spielt bei Bandscheibenerkrankungen nicht nur bei
Versagen der konservativen Therapie eine Rolle, sondern hilft auch die
Ursachen von postoperativen Rezidivbeschwerden abzuklären. Bei akut
aufgetretenem Bandscheibenleiden ist diese Art der Diagnostik vor allem
notwendig, wenn die klinischen Symptome nicht eindeutig sind, wenn der
Ausfall einer motorischen Innervation nachweisbar ist und so die OP geplant
werden muss und wenn die konservative Therapie von mehr als zwei Monaten
keine Besserung bringt (Judmaier, 1994).
Röntgen-Nativaufnahmen dienen vornehmlich dem differential-diagnostischen
Ausschluss anderer Erkrankungen, wie Tumoren, entzündlichen
Einschmelzungen, der Spondylolisthese und Spondylarthrose. Zur besseren
Darstellung von Wirbelgelenken und Interarticularportionen sind im Einzelfall
Schrägaufnahmen zu den Standardaufnahmen anzufertigen.
Röntgenologische Begleitphänomene einer Bandscheibenerkrankung können
ohne Beweiskraft skoliotische Fehlhaltung, das Güntz`sche Zeichen, das
dorsale Klaffen des Intervertebralraumes und Kriterien einer Segmentinstabilität
wie eine Retrolisthesis sein.
Die Röntgen-Aufnahmetechnik ist nicht invasiv und kann fast überall
durchgeführt werden. Der Patient befindet sich in aufrechter Haltung (Willert,
20
1986), wobei aber auch im Liegen eine scharfe und orthograde Abbildung aller
Lendenwirbel gewährleistet ist (Bernau, 1992).
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass die zugrunde liegenden
anatomischen Veränderungen und deren Ausmaß nicht mit dem
Beschwerdebild und dem klinischen Befund übereinstimmen müssen (Rössler
und Rüther, 1997).
Bei der nicht invasiven computertomographischen Untersuchung befindet sich
der Patient in Rückenlage, so dass die Röntgenstrahlen von rotierenden
Röhren senkrecht zur Körperlängsachse einfallen.
Mit Hilfe von gegenüberliegenden Detektoren wird ein Bild in der
Transversalebene erstellt und die Wirbelsäule wird so schichtweise mit einer
Schichtdicke von in der Regel ca. 4 mm sichtbar gemacht. Sie dient durch die
Möglichkeit des direkten Sichtbarmachens auch atypisch gelegener
Bandscheibenvorfälle oder Bandscheibenprotrusionen der genauen Höhen- und
Seitenlokalisation, dem Erkennen einer Spinalstenose, einer verdickten
Nervenwurzel oder eines veränderten Ligamentum flavum, so wie der
Beurteilung von Epiduralraum und lateralem Rezessus (Thurn, 1983; Witt et al.,
1990). Die Trefferquote bei der Diagnose eines Bandscheibenvorfalls liegt bei
bis zu 98,9 % (Waldecker und Hackenbroich, 1983).
Die Nachteile der Computertomographie liegen in den ungünstigen
Abbildungsbedingungen bei postoperativen Narben und bei engem Spinalkanal
(Thurn, 1983), da dann nämlich die Röntgenapsorptionsunterschiede zwischen
Bandscheiben, Bindegewebe und Duralsack nicht ausreichen, um eine gute
Darstellung zu ermöglichen.
Dadurch wird die Treffsicherheit unter anderem bei voroperierten
Bandscheibenvorfällen auf nur mehr 40 % gesenkt.
Ein weiterer Nachteil ist die relativ hohe Strahlenbelastung.
Das in seiner Darstellung genauste bildgebende Verfahren ohne Belastung
durch ionisierende Strahlung ist derzeit die Kernspintomographie, die der
Computertomographie der Früherkennung der Bandscheibendegenerationen
überlegen ist. Die Kernspintomographie, auch Magnetresonanztomographie
(MRT) ist besonders in der Differentialdiagnose zwischen Re-Prolaps und
Narbengewebe dem CT überlegen, da sie durch unterschiedliche
Signalintensitäten, wasserreiches Bandscheibengewebe, deutlich vom
21
signalarmen, wenig vaskularisierten Narbengewebe, unterscheiden kann
(Reuther, 1990). Die Sensitivität liegt bei mehr als 90 % (Frank und Trappe,
1993).
Ein wesentlicher Nachteil der Methode ist das Auftreten von Artefakten und die
Überbewertung von Befunden, das heißt, häufig werden falsch positive Befunde
gestellt.
2.4 Neurophysiologische Diagnostik
Bei Diskrepanzen zwischen klinischen Untersuchungsbefunden und
bildgebender Diagnostik ist in seltenen Fällen zusätzlich ein
diagnosesicherndes Elektromyogramm zur meßtechnischen Erfassung von
Potentialschwankungen im Muskel notwendig, womit die präzise Lokalisation
der Läsion möglich ist.
Zu dieser invasiven und oft vom Patienten als schmerzhaft empfundenen
Untersuchungstechnik, ist eine vorherige genaue neurologische Untersuchung
notwendig (Muhlau, 1990). Sie bietet die Möglichkeit der Unterscheidung
zwischen radikulären Nervenläsionen und Myopathien, sowie zwischen
peripheren Nervenläsionen und Polyneuropathien (Mummenthaler, 1990).
22
II.4 Therapie
Bei der Therapie des lumbalen Bandscheibenvorfalls können drei verschiedene
Arten unterschieden werden:
Die konservative Therapie, die minimal-invasive operative Therapie, sowie die
offene chirurgische Therapie in makro- und mikrochirurgischer Technik.
II.4.1 Konservative Therapie
Die durch einen Bandscheibenvorfall hervorgerufenen radikulären
Lumbalsyndrom sollten, solange es die Symptomatik zulässt, immer konservativ
behandelt werden (Bischoff, 1991; Scale, 1994).
Hauptziel der konservativen Therapie ist es, Schmerzfreiheit zu erreichen und
dadurch den Circulus vitiosus Schmerz – Angst – Muskelverspannung – fixierte
Fehlhaltung – Schmerz zu unterbrechen. Grundsätzlich wird zwischen einer
Therapie im akuten, subakuten und chronischen Stadium unterschieden.
Im akuten Stadium sollte die Bandscheibe durch Lagerung im Stufenbett
erfolgen, da hier die geringste Belastung der Bandscheibe vorhanden ist. Des
weiteren werden Analgetika, Antiphlogistika und Muskelrelaxantien zur
Intensivtherapie oral oder als Injektion gegeben.
Hierdurch wird an unterschiedlichen Stellen des Schmerzregelkreises eine
Unterbrechung des Circulus vitiosus versucht.
Diese synergistische Wirkung unterschiedlicher Substanzgruppen führt zur
Verwendung von Kombinationen mit dem Vorteil niedriger Dosierung und
unterschiedlichem Therapieansatz: Sedativa, wie Diazepam, unterstützen die
muskelrelaxierende Wirkung, von Myotonolytika und wirken gleichzeitig
angstlösend.
Antirheumatika lassen durch ihre abschwellende Wirkung auch in der
Umgebung des irritierten Nervenwurzelabganges in Folge Druckentlastung.
Lokalanästhetika auch in Kombination mit Corticosteroiden können in das
Foramen intervertebrale oder den Epiduralraum infiltriert werden.
An die Akutphase der Behandlung schließt sich eine Wiederaufbauphase an, in
der entspannende und stabilisierende Maßnahme die alltägliche Belastbarkeit
des Patienten wiederherstellen sollen.
Insbesondere der Krankengymnastik kommt im Bereich der Rehabilitation und
Prophylaxe des Rezidivs große Bedeutung zu (Becker et al., 1987).
23
Ziel der Krankengymnastik ist die Muskelkräftigung und die Wiederherstellung
der ursprünglichen Beweglichkeit im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt. Konkret
werden Muskelkräftigungsübungen für die Rückenstreckmuskulatur, für die
Bauch- und proximale Extremitätenmuskulatur angewendet. Dadurch soll für
den lumbalen Wirbelsäulenabschnitt ein suffizientes Muskelkorsett, das den
Rumpf beim Heben und beim Tragen von Lasten in einen festen Zylinder
verwandelt, geschaffen werden.
Nach Krämer (1996) ist es wichtig, dass diese Übungen aus einer
Entlastungshaltung heraus durchgeführt werden und isometrisch erfolgen, um
erneute Irritationen der Nervenwurzel zu vermeiden.
II.4.2 Operative Therapie
Tritt unter der konsequenten intensiven konservativen Behandlung des
lumbalen Bandscheibenvorfalls über eine Zeitdauer von 6 Wochen keine
Beschwerdebesserung ein, kann die operative Therapie angeboten werden.
Letztlich ist dies bei fehlenden neurologischen Defiziten vom subjektiven
Leidensdruck und der Operationsbereitschaft des Patienten abhängig.
Meist liegt eine Nervenwurzelirritation mit radikulärer Schmerzausstrahlung vor.
Im Gegensatz dazu, treten bei einem lumbalen
Nervenwurzelkompressionssyndrom neurologische Defizite sensibler und evtl.
motorischer Art auf.
Eine absolute Operationsindikation bedeutet der sogenannte Massenprolaps,
der ein Cauda-Querschnittsyndrom verursacht hat. Es handelt sich um eine
Notfallsituation, die eine schnellstmögliche Dekompression erforderlich macht.
Die Chancen auf eine Restitution der sehr schwerwiegenden Ausfälle
verschlechtern sich mit jeder Stunde des Zuwartens. Nach einer Verzögerung
von 3 Tagen kann nur noch ausnahmsweise mit einer dann in jedem Fall
unvollständigen Rückbildung der neurologischen Defizite gerechnet werden. Bei
belangvollen neurologischen, insbesondere motorischen Ausfällen, ist die
zeitliche Dynamik ihres Auftretens für den Operationszeitpunkt entscheidend.
So müssen zum Beispiel akut auftretende Paresen schnellstmöglich durch eine
Dekompression der Wurzel versorgt werden.
Bei über Tage anhaltenden, sich nicht verschlechternden Störungen kann die
Operation eher elektiv erfolgen.
24
Im weiteren werden die einzelnen operativen Verfahren vorgestellt.
Von den intradiscalen Verfahren sind die offenen chirurgisch /
mikrochirurgischen Operationsverfahren abzugrenzen.
4.2.1 Intradiscale Verfahren
Zu den semiinvasiven intradiscalen Verfahren zählen die Chemonucleolyse, die
Laserdiskus-Dekompression und als neueres Verfahren die Nucleoplastie.
4.2.1.1 Chemonucleolyse
Das älteste und bewährteste minimal-invasive Verfahren zur Behandlung des
lumbalen Bandscheibenvorfalls ist die Chemonucleolyse (Steffen et al., 2003).
Der Begriff der Chemonucleolyse wurde 1963 von Smith für die chemische
Auflösung des Nucleus pulposus beschrieben. Chymopapain wird aus der
Milch der karibischen Papayapflanze gewonnen. Chymopapain ist eine
Zysteinproteinase, welche die Peptidbindungen von Mukopolysacchariden
spaltet und so das Proteoglykanmakromolekül zerstört.
Unter sterilen Kautelen und Röntgenkontrolle erfolgt die Injektion des Enzyms in
die Bandscheibe.
Die ausschließlich lokale Wirkung der Enzymmoleküle bewirken einen
sofortigen Abfall des intradiskalen Druckes.
Die enzymatische Wirkung des Chymopapain tritt spezifisch an Proteoglykanen
auf, so dass kollagene Fasern nicht betroffen sind. Aus der Bandscheibe
austretendes Enzym wird durch die Bindung an Alpha 2 Makromolekülen
blockiert und über Katepsin abgebaut, so dass eine extradiskale
Chymopapainwirkung weitgehend ausgeschlossen ist Potter (1961).
Indiziert ist die Chemonucleolyse bei Patienten, die maximal 65 Jahre alt,
psychisch keine Auffälligkeiten zeigen (Stula, 1990) und die Kriterien nach
McCulloch erfüllen:
- Segmentale Schmerzaausstrahlung
- Positive neurologische Symptomatik
- Zeichen nach Lasègue positiv unter 60°
- Chronischer Krankheitsverlauf länger als zwei Monate mit erfolgloser
konservativer Therapie
25
- Bilddiagnostisch nachgewiesener Bandscheibenvorfall, der sich mit der
klinischen Diagnose deckt.
Obwohl die Wirksamkeit in prospektiv randomisierten Studien eindrucksvoll
dargestellt und auch im 10-Jahres Verlauf die Behandlungsergebnisse dem
Vergleich zur offenen, konventionellen Bandscheibenoperation standhalten
konnten, wurde das Verfahren der Chemonucleolyse durch die Einführung
konkurrierender minimal-invasiver Behandlungsverfahren, wie die
automatisierte perkutane lumbale Discektomie (APLD) und Laser-
Discusdekompression soweit zurückgedrängt, dass der Hersteller den Vertrieb
des Chymodiaktin eingestellt hat (Steffen et al., 2003).
Lediglich kann heute das Chymopapain über eine Firma in Südkorea bezogen
werden (Wittenberg, 2003; Neuss, Update Wirbelsäulenkongress).
4.2.1. 2 Laser-Discusdekompression und -Nucleotomie
1986 wurde von Coy et al. die nonendoskopische perkutane Laser-
Discusdekompression und –Nucleotomie mit dem Neodym-YAG-Laser 164 nm
eingeführt.
Die Wirkung des Nd-YAG-Lasers auf die Bandscheibe beruht auf der
Interaktion des Laserlichtstrahles mit dem Discusgewebe. Dabei kommt es zu
einem Vaporisationsdefekt mit konsekutivem intradiskalen Druckabfall. Neben
der Vaporisation führt ein thermischer Effekt an der Spitze der Laserfieber zu
einer Schrumpfung der Kollagenfibrillen (Hilbert et al., 1995). Nach Hellinger
(1992) kommt es dabei zu einem Shrinking-Effekt.
Neben der mechanischen Entlastung der intraspinalen Strukturen ist im
Rahmen der Behandlung des vertebragenen-discogenen Schmerzsyndroms
durch die intradiscale Nd-YAG-Laseranwendung durch Zerstörung der
Nozizeptoren im hinteren Faserring sowie durch die Zerstörung der im Rahmen
von Neovaskularisation des Bandscheibengewebes eingesprossten
Nervenfasern in schmerztherapeutischer Hinsicht zu sehen. Nicht zu
unterschätzen sei dabei nach Hellinger die Denaturation von
schmerzaktivierenden Chininen aus dem zerrissenen Bandscheibengewebe.
Während Siebert 1993 die Indikation auf die monoradikulären Symptome
beschränkt sieht, ist nach Hellinger die Indikation bei discogenen
26
Schmerzsyndromen im Bereich der HWS, BWS oder LWS mit bildgebend
gesicherten Bulgings, Protrusionen und Extrusionen gegeben. Primäre
Kontraindikationen stellen intraspinale Sequester dar.
Der Eingriff wird in örtlicher Betäubung mit Sedierung des Patienten ausgeführt
und kann in Bauch- und Seitenlage durchgeführt werden.
An der HWS wird der Eingriff in Rückenlage des Patienten von vorne
durchgeführt.
Die Nadelplazierung erfolgt im dorso-lateralen Drittel der Bandscheibe.
4.2.1.3 Nucleoplastie
Bei der Nucleopolastie wird durch Anwendung der Koblationstechnik mittels
Radiofrequenzenergie das weiche Kerngewebe sowohl dissoziiert (Ablation) als
auch durch Koagulation thermisch verändert, so dass eine Druckentlastung
resultiert (Simons, 2003).
Die Indikation zur Nucleoplastie ist die gleiche wie bei den herkömmlichen
perkutanen Verfahren. Nach erfolgloser konservativer Therapie über 6 – 8
Wochen bei anhaltender Lumbago oder Lumboischialgie kann der Patient mit
der Nucleoplastie behandelt werden.
Der Prolaps darf nicht mehr als 25 % des Spinalkanals beanspruchen und die
Bandscheibe nicht mehr als 50 % im Vergleich zu den benachbarten gesunden
Etagen in der Höhe abgenommen haben.
Ein Sequester, signifikante neurologische Ausfälle sowie eine Fraktur oder ein
Tumor der Wirbelsäule sind Ausschlusskriterien.
Der Eingriff wird in Analgosedierung in Bauchlage mit Endlordosierung
durchgeführt. Nach dorso-lateraler Punktion des Zwischenwirbelraumes wird
die Nadel bis in den Nucleus pulposus geführt. Nach Lagekontrolle erfolgt eine
Discographie. Bei Nichtaustreten von Kontrastmittel ist die Nucleoplastie
möglich.
Nach Ansicht von Wittenberg (Update-Wirbelsäulenkongress, Neuss, 2003)
habe dieses Verfahren keine therapeutische Wirkung, aber wenigstens richte
dieses Verfahren keinen Schaden an.
27
4.2.2 Chirurgische / mikrochirurgische Operationsverfahren
Die chirurgischen Verfahren lassen sich unterteilen in die Diskektomie,
Mikrodiskektomie und die perkutane Nucleotomie.
4.2.2.1 Automatisierte perkutane lumbale Diskektomie (APLD)
Gary Onik stellte 1985 erstmals die sogenannte automated percutaneous
lumbal discectomy vor. Sie basiert auf dem Prinzip, dass eine partielle
Auflösung bzw. mechanische Entfernung des Nucleus pulposus zur
Dekompression des Bandscheibenfaches und damit zur Entlastung des
hinteren Längsbandes, der Cauda equina oder auch der Wurzeltaschen führt.
Bei dem Nucleotomie-Set von Gary Onik handelt es sich um ein flexibles
Instrumentarium, das routinemäßig in allen lumbalen Segmenten, insbesondere
auch im lumbo-sacralen-Übergang, eingesetzt werden kann (Wigand, 2000).
Beim Nucleotom handelt es sich um eine am Ende stumpf gerundete Hohlnadel
von 2 – 2,5 mm Durchmesser, die über ein gebogenes Führungsbesteck, in
Lokalanästhesie und unter Durchleuchtung perkutan und translumbal in das
entsprechende Bandscheibenfach eingeführt wird.
Hinter der stumpfen Spitze befindet sich ein kleines Seitenfenster, über das
unter Vakuum das zu entfernende, absaugfähige Gewebe aspiriert wird.
Das angesaugte Material wird von einem guillotineähnliche Ringmesser in
kleinste Partikel gehäckselt und mit Hilfe des Vakuums (kontinuierlich 600
ml/Hg) über ein Schlauchsystem in einen Vakuumbehälter eingeleitet.
Die Indikation für die APLD sind alle symptomatischen konservativ
ausbehandelten Patienten mit Protrusionen und Bandscheibenvorfällen, die
nicht sequestriert sind. Überlappt der Prolaps die Hinterkante subligamentär
nach cranial oder caudal, so kann dies bis zu 5 mm hingenommen werden.
Ungeeignet sind zirkuläre Protrusionen im Rahmen einer Anulus fibrosus-
Insuffizienz, instabile Segmente, ausgeprägte Skoliosen und ganz besonders
Spondylolisthesen, grundsätzlich auch der enge Spinalkanal.
Kontraindikationen sind alle Sequester, sowie dislozierte freie Fragmente.
28
4.2.2.2 Offene konventionelle und mikrochirurgische Diskotomie
Der Unterschied zwischen dem makro- und mikrochirurgischen Vorgehen
besteht in der Größe des Zugangs und der Verwendung von
Vergrößerungshilfen wie Lupenbrille oder Mikroskop. Ein breiterer Zugang zum
Epiduralraum dient lediglich der besseren intraoperativen Orientierung und
Ausleuchtung mit der OP-Lampe.
Es liegen Studien vor, die bessere Ergebnisse nach mikrochirurgischem
Vorgehen herausstellen (Silvers 1988, Wilson 1981), als auch Studien, die
keine Unterschiede in den Ergebnissen zwischen mikro- und
makrochirurgischem Vorgehen sehen (Fager 1987, Kahanovitz, Viola,
McCulloch 1989, McCulloch, Young 1998), McCulloch, der keinen Unterschied
zwischen mikro- und makrochirurgischem Vorgehen sieht, kommt zu dem
Entschluss, dass es den Patienten nach kleinerem Zugang unmittelbar
postoperativ besser geht als den Patienten nach einem größerem Zugang.
Heute findet die mikrochirurgische Operationstechnik zunehmend Anwendung,
so dass das mikrochirurgische Verfahren das makrochirurgische Verfahren als
Standardmethode abgelöst hat. Die Operation erfolgt in Mekka-Lagerung, um
eine maximale Kyphosierung der LWS zu erreichen. Die zu operierende
Bandscheibentage wird mit Hilfe eines Bildwandlers und einer Nadel markiert.
In der folgenden Abbildung ist eine solche Lagerung dargestellt.
Abb.: 3: Mekka-Lagerung: Genupectorale Lagerung bei Bandscheibeoperationen
29
Zur Schnittführung genügt bei Verwendung eines speziellen Instrumentariums
ein 3 cm langer, medianer Hautschnitt über dem betroffenen Segment. Die
Fascie ist paramedian stichförmig zu eröffnen. Es erfolgt die Erweiterung der
Fascienlücke nach cranial und caudal mit halbgeöffneter Schere. Die medialen
Fascienblätter werden mit einer Kocher-Klemme angeklemmt und anschließend
wird die Rückenmuskulatur vom entsprechenden Wirbelbogen und Dornfortsatz
mit einem Raspatorium abgeschoben. Das Ligamentum flavum wird nun
sichtbar. Es erfolgt die Ausmessung der Trichterlänge und das Einführen des
geschlossenen Trichters bis zum Ligamentum flavum.
Der Trichter wird geöffnet, bis er cranial und caudal in der Muskulatur fest
verankert ist. Das Ligamentum flavum und die Bogenränder werden mittels
Rangeur von Muskel- und Bindegewebsresten befreit.
Es erfolgt nun der Einsatz des Operationsmikroskops oder der Lupenbrille als
optische Vergrößerungshilfe.
Das Ligamentum flavum wird jetzt angehoben und mit einem scharfen Dissektor
oder Messer eingeschnitten. Danach wird das ventrale Blatt mit einem stumpfen
Dissektor in Längsrichtung aufgestoßen. Es erscheinen epidurales Fett, laterale
Teile der Dura und die kreuzende Nervenwurzel. Hierbei besteht die Gefahr,
dass Nervenwurzeln, die bei großen Sequestern nach dorsal verlagert werden,
verletzt werden können. Um die Nervenwurzel freizulegen ist es nicht
erforderlich, das Ligamentum flavum im medialen interlaminären Bereich zu
entfernen. Der laterale Teil des Ligamentum flavum wird entfernt und der
mediale bleibt bestehen.
Zur besseren Darstellung der betroffenen Nervenwurzel und des Prolapses ist
es in einigen Fällen erforderlich, Teile des Wirbelbogens (Laminotomie) oder
sogar den gesamten Wirbelbogen (Hemilaminektomie) zu entfernen. Solange
die Wirbelgelenke intakt bleiben, ist mit keiner wesentlichen Beeinträchtigung
der Belastbarkeit der Wirbelsäule zu rechnen.
Nun erfolgt die Durchtrennung der epiduralen Fettschicht an ihrer lateralen
Anheftung und anschließend wird diese zusammen mit den Nervenwurzeln
nach medial abgeschoben. Die Venenkette über dem Ligamentum longitudinale
posterior wird an seinen horizontalen Verbindungen bipolar koaguliert.
Die orientierende Darstellung der Hernie erfolgt mit einem feinen Dissektor oder
Häkchen. Die Nervenwurzel wird nun medialisiert und während der
30
Prolapsausräumung mit dem größtmöglichen Nervenwurzelhaken beiseite
gehalten.
Ein freies Fragment oder ein Sequester wird mobilisiert und mit einer
Fasszange entfernt. Falls nötig, werden mobile und rezidivträchtige
Bandscheibenanteile mit einer graduierten Fasszange ausgeräumt. Mit Hilfe der
graduierten Fasszange, die mit einer Anschlagsperre versehen ist, kann die
ventrale Perforation vermieden werden.
Die Notwendigkeit der kompletten Ausräumung des Zwischenwirbelraumes ist
letztlich noch nicht geklärt. Einige Autoren bevorzugen die vollkommene
Entfernung der Bandscheibe, um die Rezidivrate zu senken, wohingegen
andere nicht zuletzt wegen der Gefahr der ventralen Perforation von einer
Ausräumung absehen. Die Häufigkeit dieser Komplikation wird von Reulen mit
1:1000 bis 1:6000 angegeben.
Abschließend erfolgt das Abtasten der unmittelbaren Umgebung, besonders
auch des Foramen intervertebrale, um versprengte Sequester aufzuspüren.
Es erfolgt nun die Wundspülung, das Anlegen einer subfascialen
Redondrainage, Fasciennaht, Subcutannaht und die Hautnaht
(Operationstechnik nach Krämer 1990).
Indikation
Die Indikation zur lumbalen Nucleotomie richtet sich allein nach dem klinisch-
neurologischen Befund. Die bildgebenden Verfahren, wie CT und MRT, stehen
an zweiter Stelle und sollten nie allein Anlaß zur operativen Intervention geben.
Eine Korrelation zwischen den Ergebnissen dieser bildgebenden Verfahren und
den klinischen Symptomen konnte nicht gefunden werden (Wittenberg et al.,
1998).
Bei der für die Indikation zu fordernden radikulären Symptomatik ist zwischen
Nervenwurzelirritation und Nervenwurzelkompression zu unterscheiden.
Bei einer Nervenwurzelirritation liegen lediglich radikuläre Schmerzen oder
allenfalls diskret sensible radikuläre Ausfälle vor.
Demgegenüber bestehen bei einem lumbalen
Nervenwurzelkompressionssyndrom eindeutige sensible und möglicherweise
31
auch motorische Ausfälle. Ein Nervenwurzelirritationssyndrom ist primär eine
Indikation für die konservative Therapie und / oder perkutane minimal-invasive
Operationsverfahren. Liegt eine Nervenwurzelkompression vor, ist zwischen
absoluter und relativer Operationsindikation zu unterscheiden.
Eine absolute Operationsindikation besteht bei
- Caudasyndrom mit Blasen- / Mastdarmstörungen
- Schwerwiegenden neurologischen Ausfällen, insbesondere motorischen
Störungen
Bei Blasen- / Mastdarmlähmung besteht die notfallmäßige Operationsindikation.
Eine Großzehenheberschwäche oder mäßige Fußsenker- bzw.
Quadrizepsschwäche ist bei mäßigen Schmerzen noch kein Anlaß zur
sofortigen Operation.
Eine relative Operationsindikation besteht dann, wenn die intensive
konservative Therapie erfolglos ist und eindeutige radiologische Befunde
vorliegen.
Hier spielt auch die persönliche Einstellung des Patienten nach ausführlicher
Aufklärung über den Spontanverlauf und die Möglichkeiten der operativen
Therapie eine entscheidende Rolle. Bei Vorliegen motorischer Störungen muss
der Befund regelmäßig und engmaschig überwacht und dem Patienten die
Möglichkeit einer operativen Dekompression vorgeschlagen werden.
Wenn keine neurologischen Ausfälle vorliegen, stehen die Beeinflußbarkeit des
radikulären Schmerzes und das subjektive Schmerzerleben des Patienten im
Mittelpunkt der ärztlichen Beratung.
Abgesehen vom Leidensdruck stellt der hohe Medikamentenverbrauch mit der
erzwungenen Immobilisation und Thrombosegefahr auch ein erhebliches Risiko
dar.
Schematisch dargestellt und zusammengefasst ist in den nächsten Abbildungen
die therapeutische Vorgehensweise beim lumbalen Wurzelreizsyndrom:
32
Abb. 4: Therapielogharhythmus beim lumbalen Wurzelreizsyndrom
33
II.4.3 Entwicklung der lumbalen Bandscheiben-chirurgie im historischen
Rückblick:
Valleix beschrieb 1852 die nach ihm später benannten Druckpunkte im
Ischiasverlauf. Von Lasègue wurde 1864 ein als idiopathischer Ischias
beschriebener Krankheitsprozess dargestellt. Die Veröffentlichung über das
noch heute gebräuchliche Lasègue`sche Zeichen stammt von seinem Schüler
J. J. Forst aus dem Jahre 1881.
Die erste Beschreibung eines Bandscheibenprolapses stammt von Rudolf
Virchow, der im Jahre 1857 erstmalig einen Bandscheibenprolaps beschrieb.
Hänle und Luschka beschrieben 1858 zwei Fälle von Auswüchsen des Nucleus
pulposus, die sie damals zunächst für Chondrome hielten. Von Kocher stammt
ein Sektionsbericht eines Bandscheibenprolaps aus dem Jahre 1896. 1909
entfernten Krause und Oppenheim erstmalig erfolgreich operativ einen
Bandscheibenprolaps, hielten das Gewebe jedoch ebenfalls für ein Chondrom.
1962 erfolgte erstmals eine Chemonucleolyse beim Menschen unter zu
Hilfenahme von Chymopapain. Die Protease des Chymopapain war zuvor im
Kaninchenversuch erprobt worden. Lange bevor die ersten intradiscalen
Therapieformen zur Anwendung kamen, entwickelten Lindblom (1948) und
Erlacher (1949) die Diskographie. Einen postero-medianen-Zugang durch den
Duralsack entwickelte Fischer 1949. Zaaijer 1951 arbeitete ebenfalls mit dem
lateralen Zugang und Erlacher entwickelte 1952 den noch heute vorwiegend
benutzten postero-lateralen Zugang.
Von Hijikata aus dem Jahre 1975 stammt der erste Bericht über eine perkutane
lumbale Nucleotomie. In 1989 gab Hijikata für sein Verfahren eine Erfolgsrate
von 72 % an. Als wegweisend in der Geschichte der Bandscheibenchirurgie
gelten die Berichte und Erfahrungen von Mixter und Barr (1934). Die Beiden
veröffentlichten erstmals Arbeiten, aus denen der eindeutige Zusammenhang
zwischen der Nucleus pulposus Hernie und den ischialgieformen Beschwerden
hervorging.
Anfänglich wurde bei den Bandscheibenoperationen stets eine Laminektomie
oder zumindest eine Hemilaminektomie durchgeführt. Erst ab 1939 wurde durch
Love der interlaminäre Zugang eingeführt, welcher eine deutliche Verbesserung
der Operationstechnik darstellte.
34
Die operative Nutzung des Lasers wurde erstmals von Choy et al. 1987
berichtet. Im gleichen Jahr erfolgte durch Ascher die erste Anwendung eines
Lasers zur operativen Behandlung der Bandscheibe. Ebenfalls zu einer
Verbesserung der offenen Bandscheibenchirurgie kam es durch die Einführung
des Operationsmikroskop 1977 durch Yasargil, Caspar und Williams.
35
Tabelle 3:
Quelle: Breitenfelder J. † in Neuroorthopädie 7
Kügelgen, Böhm, Schröter; Zuckerschmerdt-Verlag München, Bern, Wien, New York 1998
Zeittafel zur Geschichte der bandscheibenbedingten Erkrankungen in
Anlehnung an Krämer
Hippokrates 460 – 377 v. Chr. Beschreibung der Ischialgie, benutzt dafür den
Begriff Hüftweh
Caelius Aurelianus 5. Jhd. v.
Chr.
Beschreibung der Symptome und Ursachen
der Ischialgie
Galenus v. Pergamon 129 –
199 n. Chr.
Lebensweise des Menschen als Ursache der
Ischias
Therapie: Aderlaß n der Kniekehle,
Brechmittel
Andreas Vesalius 1543 eingehende Beschreibung der Bandscheiben
Sydenham 1624 – 1689 prägt den Begriff Lumbago
Contugno 1736 – 1822 genaue Beschreibung der
Ischiassymptomatologie
Bretschneider 1847 beschreibt die sog. Ischiasdruckpunkte
Valleix 1852 Beschreibung der von Bretschneider
entdeckten sog. Valleixschen Druckpunkte
Virchow 1857 Beschreibung von
Bandscheibenvorwölbungen
Lasègue 1864 Beschreibung der Ischias in seinem Buch
„Considèrations sur la sciatique“
Forst 1881 Beschreibung des sog. Lasègue-Zeichens
Krause u. Oppenheim 1909 Cauda-equina-Kompression durch
Bandscheibengewebe, erste Op.
Goldthwait et al 1911 Läsion des Discus intervertebralis als Ursache
der Ischias und der Cauda-equina-
Kompression erkannt
Dandy 1919 Beschreibung der Pneumenzephalographie
36
Sicard u. Forestier 1922 subarachnoidale Einspritzung von Lipiodol im
Bereich des Lumbosakralkanals zur
Lokalisation von Spinaltumoren
Schmorl 1928 Beschreibung intraspongiöser
Bandscheibenhernien als Schmorlsche
Knorpelknötchen
Mauric 1933 erste zusammenfassende Darstellung
Mixter u. Barr 1934 Beschreibung des Bandscheibenvorfalls als
Ursache der Ischialgie
Therapie durch Entfernung des prolabierten
Materials mit Hemilaminektomie
Schachtschneider 1936 Grundlagen ursächlichen Forschens
Love 1939 interlaminäre Fensterung
1947 36. Kongress der D.G.O.; Thema:
Bandscheibenvorfall
Junghans 1951 schuf den Begriff Bewegungssegment als
Grundlage für die moderne
Bandscheibenbiochemie und –biomechanik
L. Smith 1964 Injektion von Chymopapain intradiskal zur
Behandlung der Bandscheibenprotrusion
Oldendorf/Hounsfield/Amborse
1972
Computertomographie zur Diagnostik auch
der Wirbelsäulenerkrankungen
Hijikata 1975 perkutane Diskektomie
Yasargil/Caspar 1977 mikrochirurgische Op.-Technik
Choy et al 1987 perkutane Laser-Diskektomie
Bundesrepublik Deutschland
1.1.93
bandscheibenbedingte Erkrankungen in
Berufskrankheitenliste aufgenommen
Mathews 1995 perkutane transforaminale Diskektomie
37
4.2.2.3 Komplikationen der mikrochirurgischen Bandscheiben-operationen
Schon bei der Indikationsstellung zur mikrochirurgischen
Bandscheibenoperation sollte man die Grenzen dieser Operationstechnik
beachten. Auf mögliche Komplikationen muss rechtzeitig reagiert werden, um
selbige zu beherrschen (McCulloch 1989).
Die relevanten Komplikationen der mikrochirurgischen
Bandscheibenoperationen werden aufgeführt:
1. Dura- und Nervenwurzelverletzung,
2. Spondylitis / Discitis,
3. Fehlbestimmung des Bandscheibenfaches,
4. ventrale Perforation mit Gefäßverletzung,
5. Postdiscotomiesyndrom.
Mittel- und langfristig können die Ergebnisse der Operation unter anderem
durch das Wiederauftreten der Symptomatik und durch das
Postdiscotomiesyndrom beeinflußt werden.
Insbesondere beim Erlernen der mikrochirurgischen Technik, liegt die Rate der
Dura- und Nervenwurzelverletzung mit durchschnittlich 2,7 relativ hoch
(McCulloch, 1989).
Bei Vorliegen eines dünnen Lig. flavum tritt diese Komplikation gehäuft auf, da
es dann bei einer Spaltung desselben leicht zu einer Mitverletzung der direkt
darunter liegenden Dura kommen kann. Der gleiche Mechanismus tritt auf,
wenn eine Hernierung nervaler Elemente vorliegt, die sich dann nach dorsal
gegen das Lig. flavum drängen. Auch die perineurale Fibrose, wie sie bei
voroperierten Patienten auftritt, erhöht das Risiko der Duraverletzung deutlich.
Ferner tritt eine Häufung bei forscher Operationstechnik sowie bei
unzureichender Instrumentation auf.
Folge solcher Duraverletzungen können postoperative low-pressure-
Kopfschmerzen sein. Des weiteren kann sich bei postoperativem Liquorverlust
eine zur Wunde führende Fistel entwickeln, die unbehandelt bei entsprechender
Größe zu einer Pseudomeningozele in der Nähe der Nervenwurzel führen kann.
Durch die Pseudomenigozele kann es zu einer Kompression der Nervenwurzel
kommen mit dem entsprechenden Beschwerdebild.
38
Intraoperativ gilt das Vorhandensein klarer Flüssigkeit im Operationssitus als
ein Hinweis für eine Duraverletzung. Die Versorgung der Duraläsion richtet sich
nach der Größe. Duraeinrisse mit einer Länge von bis zu 2,5 mm werden bei
Beendigung der Operation mit einer Fettlappenplastik abgedeckt. Größere
Einrisse werden mit nicht resorbierbarem Nahtmaterial der Stärke
5-0 genäht. Bei kleinsten Verletzungen der Dura kann auf einen Verschluss
verzichtet werden. Der Nachweis von durchtrennten Fasern gilt als Beweis für
die Wurzelläsion. Folge einer Wurzelverletzung können fibrotische
Veränderungen, die in letzter Konsequenz zur Wurzelscheidenfibrose führen
und langfristig schmerzhafte Wurzeladhäsionen sein.
Mit einer Inzidenz von ca. 1 % gehört die Spondylitis / Discitis noch zu den
häufigeren Komplikationen. Die Rate der genannten Entzündungen ist bei der
mikrochirurgischen Technik doppelt so hoch wie bei den makroskopischen
Techniken. In der Literatur wird spekuliert, dass dies möglicherweise durch
unsterile Okulare verursacht wird.
Unterschieden wird eine septische von einer nicht septischen
Entzündungsform. Entscheidend ist diese Einteilung für die Therapie, da die
septische Form antibiotisch langfristig behandelt werden muss. Bei den
avaskulären, chemischen- oder auch mechanischen Spondylitiden ist hingegen
eine Ruhigstellung und gezielte Physiotherapie das Mittel der Wahl.
Die irrtümliche Exploration des falschen Bewegungssegmentes kann auf eine
fehlerhafte Höhenbestimmung oder auch auf eine falsche Diagnostik
zurückgehen. In der Literatur wird hier eine Quote von 2,7 % angegeben
(McCulloch, 1989). Bei kongenitalen lumbo-sacralen Anomalien wird die
Segmentbestimmung ebenfalls erschwert. Das Mittel der Wahl, zur
Verhinderung dieser Komplikationen ist eine sorgfältige Segmentbestimmung
mittels Bildwandler.
Im ventralen Bereich können operativ die Gefäße, die visceralen Strukturen und
der Ureter verletzt werden. Ursache einer solchen Verletzung ist die Penetration
eines operativen Instrumentes durch den anterioren Anulus fibrosus und das
vordere Längsband. Die Gefahr einer solchen Verletzung ist erhöht, wenn der
Operateur eine totale Ausräumung des Bandscheibenfaches anstrebt. Die
ventrale Perforation stellt nach Meyer et al. (1993) eine wichtige, jedoch seltene
Komplikation dar. Für ein Überleben des Patienten bei einer Gefäßverletzung
39
ist das rechtzeitige Erkennen dieser Komplikation von zentraler Bedeutung.
Begünstigend für die Verletzung der genannten Strukturen ist ein Anhaften
derselben im retroperitonealen Raum an die ventrale Bandscheibe. Die
häufigste Verletzung bei der ventralen Perforation ist die der großen Gefäße (59
% laut Mayer et al., 1993). Eine Verletzung der großen Gefäße geht einher mit
einer Letalität von mehr als 45 %.
Entgegen der Vermutung, dass eine solche Blutung regelmäßig erkannt wird,
steht die Untersuchung von Neubauer (1990), der über ein häufiges,
ventilartiges temporäres Verschließen der Gefäßverletzung berichtet. Laut
Langmayr et al., 1993 ist bei nur
59 % der Fälle eine sofort sichtbare Blutung in den Bandscheibenraum zu
beobachten.
Bei den Eingriffen im Spinalkanal beträgt die wiederkehrende Symptomatik im
Sinne eines Postdiscectomiesyndroms nach unterschiedlichen
Literaturangaben zwischen 5 % und 10 %. Ein postoperatives Verkleben der
Wurzel und / oder der Dura in Kombination mit einer Instabilität wird für die
wiederkehrende Symptomatik verantwortlich gemacht (McCulloch, 1989). Durch
die Schonung der stabilisierenden Strukturen ist der Mikrochirurgie eine
deutliche Senkung dieser Rate gelungen.
Durchgesetzt hat sich die Meinung, dass nur die minimal-invasive Technik zu
einer Eindämmung der postoperativen Narbenbildung und der epiduralen
Fibrose führen kann. Die Einlage von Fettlappen und Gelatine zur Verhütung
der Vernarbungen, hat sich nicht durchgesetzt, da diese eher eine
begünstigende Matrix für die epidurale Fibrosierung bilden, wie Williams (1993)
nachweisen konnte. Nur in seltenen Fällen kommt es nach der
Bandscheibenoperation zu einer völligen Beschwerdefreiheit (Krämer 1996).
Häufig finden sich noch Restsymptome des Wurzelsyndroms.
Häufig wird der postischialgische Symptomkomplex beschrieben, der allerdings
sowohl nach operativer-, als auch nach konservativer Behandlung von
Ischialgien zu beobachten ist.
Insbesondere vegetative Erscheinungen sind Teil dieses Symptomkomplexes,
der eine Abkühlung des betroffenen Beines, eine Blutumlaufstörung sowie nach
S1-Syndrom auch eine vorübergehende Neigung zu Wadenkrämpfen
beinhaltet. Eine unzureichende Nervenwurzeldekompression, Rezidivprolaps im
40
selben Segment und Verwachungsbeschwerden, werden dafür verantwortlich
gemacht. Auch wird ein Zusammenhang zwischen der praeoperativen Dauer
der Beschwerden und dem Ergebnis der Operation angegeben (Krämer, 1996).
Je kürzer die präoperative Anamnese ist, umso günstiger scheint die Prognose
auch nach der Operation zu sein. Patienten mit einer Schmerzgeschichte von
weniger als 6 Monaten wurden verglichen mit Patienten, die eine längere
Krankheitsdauer aufwiesen und zeigen hierbei nach Nygaard et al. (1994) ein
deutlich besseres Abschneiden. Von Krämer wird berichtet, dass bei Patienten
mit massivem Bandscheibenprolaps oder auch freiem Sequester bessere
Resultate erzielt werden, als bei Patienten mit Bandscheibenvorwölbungen bei
unklarem klinischen- und neurologischen Bild, bzw. unklarer CT- bzw. MRT-
Diagnostik.
Da bei Patienten, die ausschließlich wegen einer Protrusion operiert wurden,
deutlich schlechtere Ergebnisse verzeichnet werden konnten, stellen Kotilainen
et al. (1993) die These auf, dass bei Protrusionen die Nucleotomie nicht als
Methode der Wahl anzusehen ist. Bei berenteten Patienten oder bei Patienten,
die aus der ärztlichen Berufsgruppe stammten, konnten ausnahmslos gute
Ergebnisse berichtet werden. Genau umgekehrt war es bei Patienten, die einen
Rentenantrag erst eingereicht hatten (Krämer, 1996). Nach Junge et al. (1996)
konnten eine lange Beschwerdedauer, multiple Beschwerden und eine lange
Berufstätigkeit mit einer schlechten Prognose in Verbindung gebracht werden.
Der das Operationsergebnis am stärksten beeinflussende Faktor, war jedoch
stets die Dauer der präoperativen Arbeitsunfähigkeit.
Nach Junge et al. gehen schlechte Operationsergebnisse häufig mit einer
längeren präoperativen Arbeitsunfähigkeit einher. Nach Van Goethem et al.
(1997) und Kim et al. (1992) weisen Frauen grundsätzlich schlechtere
Operationsergebnisse auf, das Gleiche gilt für Patienten mit psychologischen
Problemen. Graver et al. (1995) fordern bei der Indikationsstellung zur
Operation stets auch psychische Einflussfaktoren zu berücksichtigen.
Insbesondere für schlechte Ergebnisse können diese als geeignete
Voraussagekriterien angesehen werden.
Alle nach einer lumbalen Bandscheibenoperation anhaltenden Beschwerden,
wie die Segmentinstabilität und Verwachsungen im Wirbelkanal können unter
dem Begriff Postdiscectomiesyndrom (PDS) zusammengefasst werden.
41
Nach Angaben von Krämer (1996) führen intraoperative Komplikationen
regelmäßig zu einer signifikant höheren Inzidenz des PDS. Spondylitis,
Spondylodiszitis und tiefe Wundinfektionen sind Faktoren, die eine höhere
PDS-Rate nach sich ziehen. Das beschriebene PDS tritt bei ca. 3 % – 14 %
aller an der Bandscheibe operierten Patienten auf. Die Pathogenese des PSR
wird im Wesentlichen von folgenden drei Faktoren bestimmt:
Wichtiger Faktor sind die postoperative Instabilität des Bewegungssegmentes
und die Bildung von Verwachsungen im Operationsbereich. Andererseits muss
aber auch eine gewisse Disposition als erheblicher Faktor gewertet werden.
Mindestens zwei Faktoren müssen zusammenkommen, damit das PDS auftritt.
Bei der postoperativen Instabilität ist die beschwerdeauslösende Komponente
die Verengung des Foramen intervertebrale und der damit verbundene
Wurzelkompressionsschmerz. Diese sind Folge der Höhenminderung des
Zwischenwirbelabschnittes, wodurch die Wirbelgelenke häufig teleskopartig
zusammengeschoben werden. Bei der normalen Altersdegeneration verhält es
sich in gleicher Weise, wobei sich jedoch hierbei die Gelenkkapsel und nervale
Strukturen an die Veränderung anpassen können.
Nach Ekkehard et al., (1994) führt bei der primären Discectomie die
Laminektomie zu einer höheren Rate an Instabilitäten. Insbesondere vom
Umfang des Eingriffes ist die sich in der postoperativen Zeit abspielende
Narbenbildung.
Durch die genannten Vernarbungen können einerseits Nervenwurzeln
eingeengt oder stranguliert werden, andererseits kann aber auch ein Druck auf
das epidurale Venengeflecht die Folge sein. Stets ist eine Läsion des
Längsbandes zu vermeiden.
Nach Laus et al. (1993) ist eine übermäßige Fibrosierung ebenfalls häufig Folge
einer schlechten intraoperativen Blutstillung. Die Blutstillungen können nämlich
in der Folgezeit zu Einsprossungen von Kapillaren mit konsekutiver
Fibroblastenneubildung und Kollagenablagerungen einhergehen. Weitere Folge
dieser Fibrosierung kann nach Krämer (1996) die Verklebung der Bandscheibe
mit der Nervenwurzel sein. In der Folge können dann schon geringe
Massenverschiebungen sich direkt auf die Nervenwurzel schmerzhaft
übertragen und die entsprechenden Symptome hervorrufen. Es gilt also stets
eine Schonung der Fettgewebsgleitschicht um die Wurzel anzustreben. Bei 88
42
% der Patienten ist nach Jönsson et al. (1996) schon drei Monate postoperativ
mit einer duralen oder epiduralen Narbenbildung zu rechnen. In Anbetracht der
sehr viel geringeren Anzahl von Patienten mit Restbeschwerden wird klar, dass
das PDS auf mehr als eine auslösende Komponente zurückgeht.
Insbesondere starke Blutungen und Dura- oder Nervenverletzungen können als
Folge einer Komplikation häufig zu Beschwerden führen, die dann postoperativ
direkt in ein PDS- Beschwerdekomplexbild übergehen. Typisch ist jedoch das
freie Intervall mit einem Auftreten der Beschwerden erst nach mehreren
Monaten. Je häufiger eine Bandscheibenoperation im gleichen Segment
ausgeführt wird, umso stärker sind generell die Folgen und Vernarbungen
(Ekkehard et al. 1994). Schwere neurologische Störungen sind in der Folge
selten. Im Allgemeinen besteht eine bilateral, gelegentlich auch eine gemischte
pseudoradikuläre oder radikuläre Symptomatik. Bei einem ausgeprägten PDS
ist weder Sitzen, Stehen noch langes Liegen schmerzfrei möglich. Selbst durch
das MRT nachgewiesene Vernarbungen können symptomlos bleiben, wenn die
zweite auslösende pathogenetische Komponente fehlt.
Die Narbenbildung wird nach Young-Hing (1994) als Genese der genannten
Beschwerden vielfach überbewertet.
Das PDS wird wie folgt klassifiziert, die Einteilung erfolgt hier nach Krämer
(1987):
Das erstgradige PDS gekennzeichnet durch leichte Verwachsungen und
Stabilitätsschmerzen. Es treten beim Patienten regelmäßige
Belastungsschmerzen auf und schwere körperliche Arbeiten können nicht mehr
ausgeführt werden.
Beim PDS Grad II ist das Lasègue`sche Zeichen stets positiv. Die häufig
ausgewählten Verwachsungen führen zu Beschwerden, die bei Belastung
stärker werden. Tätigkeiten mit einer Belastung der Bandscheibe können nicht
ausgeführt werden.
Beim Grad III des PDS finden sich häufig mehrfach operierte Patienten. Ein
Lasègue`sches Zeichen unter 30° ist ebenso wie star ke Dauerschmerzen ein
herausragendes Kennzeichen. Eine berufliche Tätigkeit ist im Allgemeinen nicht
mehr möglich. Bei der Therapie des PDS sind physikalische Maßnahmen und
Krankengymnastik eher mit Zurückhaltung anzuwenden, da dadurch bereits
gereizte neuronale Strukturen noch stärker irritiert werden können. Eine
43
Analgetikaapplikation und regelmäßige lokale Injektionen sollen ebenso wie
epidural- und intradecale Cortisonapplikationen regelmäßig angewandt werden.
Mit Flexions-Orthesen können Instabilitäten behandelt werden, gleichzeitig
sollen Kräftigungsübungen für die Rückenmuskulatur durchgeführt werden, um
eine Abhängigkeit vom Korsett zu vermeiden.
Als letztes Mittel für die Behandlung der Instabilität steht die spinale
Fusionsoperation zur Verfügung. Eine absolute Beschwerdefreiheit wird
dadurch nur selten erreicht.
Nur ein Re-Prolaps oder eine Instabilität können nach Marchetti et al. (1994)
sinnvolle Indikationen für eine erneute Operation sein. Dies gilt um so mehr als
nach seinen Angaben eine erneute Operation kein Garant für eine Besserung
ist. Häufig kommt es durch eine zweite Operation sogar zu einer
Verschlechterung.
Eine Studie von Kim et al. (1992) fand, dass bei 86 % der Patienten eine
operative Revision eine Verbesserung des Gesamtzustandes brachte, dies war
nach ihren Angaben immer von der richtigen Indikationsstellung abhängig.
Nach Fiume et al. (1995) sollte nach einer Bandscheibenoperation auch der
Zeitfaktor beobachtet werden. Nach ihren Angaben zeigt sich mit zunehmender
zeitlicher Distanz zum operativen Eingriff im Allgemeinen eine Abschwächung
der Beschwerden.
Unbedingt zu beachten ist bei jeder Bandscheibenoperation die
Traumatisierung so klein wie möglich zu halten, was am besten mit
mikrochirurgischen Maßnahmen zu gewährleisten ist. Die anatomischen
Strukturen müssen soweit als möglich geschont werden.
Laut Krämer (1996) ist die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung des PDS nur
bei korrekter Indikationsstellung den Primäreingriff vorzunehmen („keine
Discectomie, kein Postdiscectomie-Syndrom“).
44
III.1 Material und Methode
III.1.1 Stichprobenauswahl und Forschungsmethodik
Von Januar 1981 bis Dezember 1996 wurden 1.280 Patienten einer laufenden
Serie in diese Studie eingeschlossen. Alle Patienten unterzogen sich einer
Operation bei lumbalem Bandscheibenvorfall, der während der Operation
bestätigt wurde. In der vorliegenden Studie fanden sich 41 Fälle einer
Duraverletzung, die dann mit einer gleichgroßen Kontrollgruppe (n= 41) mit
jeweils passendem Alter, Geschlecht, Bandscheibenhöhe und der Länge der
Nachuntersuchungszeit verglichen wurden (matched pairs).
Die behandelten Bandscheibenhöhen waren somit für beide Gruppen gleich
verteilt: L3/L4 (2 Fälle), L4/L5 (22 Fälle) und L5/S1 (17 Fälle); die exakte
Prozentverteilung zeigt Tabelle (4).
Tab. 4: Häufigkeit einzelner Etagen in den beiden Studiengruppen
(Totalstichprobe: N = 82) Bandscheiben-
Höhe
n = 41
Gruppe A
n = 41
Gruppe B
L 3/4 2 (4,9%) 2 (4,9%)
L 4/5 22 (53,7%) 22 (53,7%)
L 5/S1 17 (41,4%) 17 (41,4%)
Alle Eingriffe waren Primäreingriffe. Die Nervenwurzelkompression wurde durch
CT- und/oder durch Myelographie oder durch MRT-Untersuchung dargestellt.
Die Indikationen zur Operation waren konservativ nicht zu beherrschender
Wurzelschmerz, motorische oder sensible Nervenwur-
zeldefizite oder eine Caudasymptomatik.
Eine Standard-Nucleotomie wurde bei allen Patienten durchgeführt und bei
Bedarf mit mikroskopischer Unterstützung; nur wurden, falls erforderlich,
kleinere knöcherne Dekompressionen durchgeführt. Subfasciale oder
subarachnoidale Drainagen wurden nicht benutzt. Es wurden insgesamt
intraoperativ 24 Duraverletzungen behandelt durch unmittelbare Naht des
45
Defektes mit 5-0 Prolenenähten; 11 wurden behandelt durch eine Fettlappen-
plastik aus Subcutangewebe, kombiniert mit Spongel; In 6 Fällen von kleinsten
Verletzungen der Dura wurde auf einen Verschluss der Dura verzichtet. Die
Patienten, bei denen eine Naht der Dura erfolgte, waren postoperativ nicht
angehalten, das Bett länger zu hüten, als die Patienten nach Nucleotomie ohne
Duraverletzung. Die klinische Beurteilung wurde durch einen unabhängigen
Untersucher durchgeführt, der über das Vorliegen oder Nichtvorliegen der
Duraverletzung nicht informiert war. Ein spezifischer Fragebogen erfasste die
postoperativen Beschwerden zur Nachuntersuchungszeit. Die Patienten wurden
nach Kopfschmerzen, tiefsit-zenden Rückenschmerzen und Beinschmerzen
befragt.
Bezüglich des tiefsitzenden Rückenschmerzes und der Beinschmerzen wurden
die Patienten mit Punktwerten auf einer Skala von 1 – 10 Punkten beurteilt, 1
bedeutete Schmerzfreiheit und 10 höchstgradiger Schmerz mit nur möglichem
minimalem Aktivitätslevel.
Um den Aktivitätslevel der Patienten zu beurteilen, wurde ein spezifischer
Fragebogen verwendet, der die Behinderung bezüglich täglicher Aktivitäten
erfasst, weiterhin wurde der Tegner- und der Hannoveraner Funktionsfähigkeit-
Fragebogen zur Messung des Rückenschmerzes – zugehörige
Funktionseinschränkung (FFbH-R) benutzt. Der Tegner-Score ist ein
verbreiteter genereller Aktivitätsscore. Der FFbH-R enthält 12 Fragen, die das
Aktivitätsniveau des täglichen Lebens betreffen. Dieser Fragebogen kann selbst
ausgefüllt werden und ist dadurch auch für postalisch zuge-schickte Interviews,
als auch für telefonische Fragebogenaktionen zu verwenden.
Die Höchstpunktzahl beträgt hier 35, während der erfragte Referenzwert eine
Punktzahl von 20,4 für eine Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 74 Jahren
erreichte. Die Häufigkeit der Revisionseingriffe sowie die Einnahme von
Analgetika wurden ebenfalls erfragt. Die soziale Situation der Patienten wurde
beurteilt anhand der Nachfrage über den Zeitraum der
Arbeitsunfähigkeit, den Wechsel des Berufs und die evtl. Berentung (s.u.
Tabellen 6 – 10).
46
III.1.2 Statistische Methodik
Vorab wurden sämtliche kontinuierlich graduierten Parameter (abhängigen
Variablen) der Studie – z.B. Alter, Rückenschmerz, Beinschmerz, Behinderung,
FFbH-R-Test-Score, Arbeitsunfähigkeitszeit, OP-Zeit und Medikationsdauer –
mittels Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest (K-S-Test) sowie Kolmogorov-
Smirnov-Test mit Lilliefors-Korrektur auf Übereinstimmung mit der
Normalverteilung nach Gauß getestet, wobei sich in 62,5% (K-S-Test) bzw.
87,5% (K-S-Test mit Korrektur) der Prüfungen signifikante oder hoch
signifikante Abweichungen von dieser „idealen“ symmetrischen Verteilungsform
ergaben. Als Konsequenz aus dieser Situation wurde bei allen anstehenden
statistischen Analysen eine non-parametrische bzw. „verteilungsfreie“ Methodik
mittels sehr teststarker Verfahren realisiert.
Der Wilcoxon-Matched-Pairs-Signed-Ranks-Test (Wilcoxon-Test) und der
McNemar-Test auf Veränderung (McNemar-Test) sind geeignet, um
Differenzen zwischen zwei Messungen an den gleichen Personen oder
zwischen zwei verbundenen bzw. „gematchten“ Gruppen auf Signifikanz zu
testen, wobei der Wilcoxon-Test mindestens Daten auf dem Niveau einer
Ordinalskala voraussetzt und der McNemar-Test auf der Ebene von bi-
kategoriellen Nominaldaten (sehr oft: 0/1-Daten) zur Anwendung kommt. Diese
beiden Verfahren wurden benutzt, um die Unterschiede zwischen den Gruppen
der unbeabsichtigten Duraeröffnung (Gruppe A) und der Kontrollgruppe
(Gruppe B) hinsichtlich der diversen Outcome- bzw. Kriteriumsvariablen zu
analysieren.
Sämtliche prüfstatistischen Tests wurden bei zweiseitiger Testung und bei
Zugrundelegung des folgenden – weithin üblichen – Signi-fikanzstufensystems
durchgeführt: „signifikant“: Signifikanzniveau = 5% bzw. α = 0.05 (p≤.05) (*) „sehr signifikant“: Signifikanzniveau = 1% bzw. α = 0.01 (p≤.01) (**) „hoch/höchst signifikant“: Signifikanzniveau = 1‰ bzw. α = 0.001 (p≤.001) (***) .
47
Als deskriptiv-statistische Kennwerte wurden (a) bei Häufigkeitsverteilungen
absolute und relative Häufigkeiten (Prozente und ggf. kumulative Prozente) und
(b) bei graduierten oder kontinuierlichen Parametern arithmetische Mittelwerte
nebst Standardabweichungen, Mediane nebst Quartilabständen (Abstand
zwischen den Werten des 25. und 75. Perzentils) sowie die jeweilige Anzahl
gültiger Fälle (jeweilige Stichprobengröße) tabellarisch angegeben. Um das
gruppenspezifisch unterschiedliche Risiko des Auftretens bestimmter
Beschwerden, Schmerzen etc. zu beziffern, wurden ggf. Odd´s Ratios als
Risikokoeffizienten berechnet.
Als Typen der grafischen Analyse boten sich Kreisdiagramme, einfache
Balkendiagramme und Balkendiagramme mit Streuungslinien an, um die
Verteilungen und Effekte bei den diversen Parametern angemessen zu
visualisieren.
Alle statistischen Analysen wurden unter Zugriff auf das Statistik-Programm-
System SPSS (Superior Performing Software System) for Windows, Version
13.5 deutsch, auf einem Server-gestützten Arbeitsplatz-PC mit Pentium-
Prozessor der neuesten Generation unter dem Betriebssystem Windows XP
ausgeführt und validiert.
Anmerkung zur Indexbildung
Aufgrund kleiner Gruppengrößen und/oder im Sinne einer klaren und
eindeutigen statistischen Aussagemöglichkeit fassten wir die folgenden
Variablen/Parameter bei bestimmten Analysen/Berechnungen (insbesondere
bei der Schätzung von Odd´s Ratios) in jeweils zwei Ergebnisstufen zusammen:
Fragen nach Beschwerden, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen,
Behinderungen in den täglichen Aktivitäten, Tegner-Score, FFbH-R,
Revisionsoperationen und Arbeitsunfähigkeit.
48
III.2. Ergebnisse
III.2.1 Stichprobenbeschreibung
Jede der beiden Gruppen setzte sich aus 16 Frauen (39,0%) und 25 Männern
(61,0%) zusammen.
Zum Zeitpunkt des Eingriffes betrug der Altersmittelwert der Patienten mit
Duraverletzung (Gruppe A) 43,1 Jahre bei einer Standardabweichung von 10,2
Jahren (Range: 24 - 66 Jahre). In der Kontrollgruppe (Gruppe B) betrug das
Durchschnittsalter 42,0 Jahre mit einer Standardabweichung von 9,5 Jahren
(Range: 24 - 64 Jahre). Tabelle 5 sowie Abbildungen 5 und 6 (s.f.S.) zeigen im
einzelnen die Alterstatistiken zum Operations- und Nachuntersu-
chungszeitpunkt.
Den Mittelwerten und Standardabweichungen zufolge – wie auch bei
Berücksichtigung der Mediane und Quartilabstände – resultierte das
Probanden-Matching somit in relativ gleichen, lediglich geringfügig bzw. zufällig
voneinander abweichenden Lokations- und Streuungsparametern des Alters.
Entsprechend weist ein Wilcoxon-Test auf Altersunterschied zwischen Gruppe
A und B sowohl zum OP-Zeitpunkt als auch zum NU-Zeitpunkt ein
insignifikantes Resultat aus (OP: p=0.386; NU: p=0.402).
Tab. 5: Statistiken des Alters (in Jahren)
43,14 10,21 43,00 16,00 41 24 66
53,39 11,38 57,00 17,00 41 27 79
42,02 9,49 42,00 14,00 41 24 64
52,54 10,35 53,00 15,50 41 32 74
bei OP
bei NUA
bei OP
bei NUB
Gruppe / Alter... M s Med QA N Min. Max.
M = Arithmetischer Mittelwert, s = StandardabweichungMed = Median, QA = QuartilabstandMin. = Minimum, Max. = Maximum
49
Abb. 5: Durchschnittsalter der Patienten bei Operation
Abb.6: Alter der Patienten bei der Nachuntersuchung
50
Gemäß Tabelle 6 betrug die Durchschnittsnachuntersuchungszeit (Mittelwert)
für Gruppe A 10,3 Jahre bei einer Streuung bzw. Standardabweichung von 4,1
Jahren (Range: 4 bis 18 Jahre) und für Gruppe B ebenfalls 10,3 Jahre mit einer
Standardabweichung von 4,2 Jahren (Range: 4 bis 18 Jahre). Ein
Signifikanztest auf Gruppengleichheit bezüglich der Nachuntersuchungszeit
erübrigt sich somit.
Tab. 6: Statistiken des Nachuntersuchungszeitraums(in Jahren)
10,26 4,12 10,00 7,00 41 4 18
10,32 4,22 10,00 7,00 41 4 18
A
B
Gruppe M s Med QA N Min. Max.
M = Arithmetischer Mittelwert, s = StandardabweichungMed = Median, QA = QuartilabstandMin. = Minimum, Max. = Maximum
III.2.1 Erfolg der stationären Behandlung
Das Auftreten von Duraverletzungen bei 1.280 Patienten, die sich primär einer
lumbalen Bandscheibenoperation unterzogen, betrug 3,2 % (n = 41).
Die Zahl der Revisionsoperationen war nicht abhängig von ursprünglich
aufgetretenen Duraverletzungen; weiterhin war das Auftreten von
persistierenden Duralecagen und Pseudomeningo-celen nicht nachweisbar.
Bezüglich der Nachuntersuchung der Patienten kann gesagt werden, dass 75,6
% der Patienten mit Duraverletzungen (Gruppe A) als dauerhaft
beschwerdefrei oder beschwerdeverbessert kategorisiert werden können (s.u.
Kategorien 1 bis 3 in Tabelle 7; zusammenfassende Tabelle 9).
51
Tab. 7: Erfolg der stationären Behandlungbei Duraverletzung (Gruppe A)
3 7,3 7,3
26 63,4 70,7
2 4,9 75,6
3 7,3 82,9
1 2,4 85,4
3 7,3 92,7
1 2,4 95,1
2 4,9 100,0
41 100,0
1) dauerhaft beschwerdefrei
2) zunächst beschwerdefrei, dannbesser als vor Behandlung
3) andauernde Beschwerde-besserung
4) zunächst beschwerdefrei, dannwie vor Behandlung
5) Beschwerdebesserung, dannwie vorher
6) kein Behandlungseffekt /Beschwerden wie vorher
7) zunächst beschwerdefrei, dannschlechter als vor Behandlung
8) Beschwerdebesserung, dannschlechter als vorher
Gesamt
KategorieHäufig-
keit ProzentKumulierteProzente
Tab. 8: Erfolg der stationären Behandlungin der Kontrollgruppe (Gruppe B)
6 14,6 14,6
28 68,3 82,9
3 7,3 90,2
2 4,9 95,1
1 2,4 97,6
1 2,4 100,0
41 100,0
1) dauerhaft beschwerdefrei
2) zunächst beschwerdefrei,dann besser als vor Behandlung
3) andauernde Beschwerde-besserung
4) zunächst beschwerdefrei,dann wie vor Behandlung
5) Beschwerdebesserung, dannwie vorher
6) kein Behandlungseffekt /Beschwerden wie vorher
Gesamt
KategorieHäufig-
keit ProzentKumulierteProzente
Die Kategorien 7 und 8 (s. Tab. 7) treten in der Kontrollgruppe mit Nullhäufigkeitauf.
Im Vergleich dazu gaben beachtliche 90,2% der Patienten der Kontrollgruppe
(Gruppe B) Beschwerdefreiheit oder –besserung an (s. Kategorien 1 bis 3 in
Tabelle 8; s.u. zusammenfassende Tabelle 9).
52
Tab. 9: Kreuztabelle:Gruppe * Persistierende Beschwerden
31 37 68
75,6% 90,2% 82,9%
10 4 14
24,4% 9,8% 17,1%
41 41 82
100% 100% 100,0%
Anzahl
Prozent
Anzahl
Prozent
Anzahl
Prozent
nein
ja
Gesamt
PersistierendeBeschwerden A B
Gruppe
Gesamt
24,4% der Patienten mit Duraverletzungen berichteten bei der
Nachuntersuchung über keinerlei Besserung oder über Verschlechterung ihrer
Beschwerden (s.o. Kategorien 4 bis 8 in Tabelle 7; zusammenfassende Tabelle
9); dagegen berichteten nur 9,8% der Kontrollgruppe über keinerlei Besserung
(s.o. Kategorien 4 bis 6 in Tabelle 8; zusammenfassende Tabelle 9). Das Odd`s
Ratio für das (erhöhte) Risiko persistierender Beschwerden bei akzidenteller
Duraverletzung betrug OR=2,98 (CI95%: 0,85 – 10,46).
7,3 % der Patienten aus Gruppe A berichteten über eine erhöhte
Beschwerderate nach der Operation; unter den Patienten der Gruppe B gab es
keinen, der über eine Zunahme der Beschwerden geklagt hätte (s.o. Kategorien
7 + 8 in Tabelle 7 u. 8). Abbildung 7 (s.f.S.) visualisiert die Gesamtverteilung
des Erfolgs der stationären Behandlung.
Werden abschließend die beiden Studiengruppen per Wilcoxon-Test anhand
der Rangskala der 8 Beschwerdekategorien (s. Tabelle 7/8) auf signifikanten
Unterschied hinsichtlich des Erfolgs der stationären Behandlung verglichen, so
ergibt sich eine Signifi-
53
Tab. 10: Wilcoxon-Test:Vergleich zwischen Gruppe
A und B beim Erfolg derstationären Behandlung
-2,009
,044 *
Z
Signifikanz
Statistik Erfolg
* signifikant (p<=0.05)
kanz auf dem 5%-Niveau (p=0.044, s. Tabelle 10).
Zusammenfassend bleibt somit zu konstatieren, dass Patienten ohne
Duraverletzung bessere Ergebnisse bezüglich ihrer Beschwerden aufweisen.
Dieser Sachverhalt sollte als Forschungshypothese beibehalten und in
Abb. 7: Erfolg der stationären Behandlung
54
zukünftigen Studien weiter verfolgt bzw. auf der Grundlage anderer und
größerer Stichproben repliziert werden.
Wenn die Patienten nach Einzelmerkmalen wie Geschlecht untersucht werden
– wenn also im Rahmen von Subgruppenanalysen separate Wilcoxon-Tests für
Frauen und Männer durchgeführt werden – zeigt sich, dass männliche
Patienten (n=25) ohne Duraverletzung (Gruppe B) sehr signifikant bessere
Ergebnisse erzielen als Männer mit Duraverletzung (Gruppe A) (p = 0.003; s.
Tabelle 11). Das Odd´s Ratio für das (erhöhte) Beschwerderisiko bei
Duraverletzung betrug innerhalb des männlichen Geschlechts OR=13,5 (CI95%:
1,56 – 117,14). Dieser Faktor ist ca. 4 ½-fach über dem entsprechenden Odd´s
Ratio der Gesamtstichprobe lokalisiert und somit sehr beachtenswert.
Abbildung 8 (s.f.S.) zeigt die Gesamtverteilung des Behandlungserfolges für die
männliche Kohorte.
Demgegenüber existiert speziell bei den Frauen (n=16) keine signifikante
Differenz zwischen den Gruppen A und B (p=0.161), was auf die hohe
konstituive Bedeutung der Signifikanz innerhalb der männlichen Teilstichprobe
für den signifikanten Gruppenunterschied innerhalb der Totalstichprobe
hinweist.
Tab. 11: Wilcoxon-Test:Vergleich zwischen Gruppe
A und B beim Erfolg derstationären Behandlungfür männliche Patienten
-2,939
,003 **
Z
Signifikanz
Statistik Erfolg
** sehr signifikant (p<=0.01)
55
III.2.3 Schmerzbeschwerden
Bei der Nachuntersuchung klagten 31,7% der Patienten aus Gruppe A über
Kopfschmerzen nach dem Eingriff, im Vergleich zu 9,8% der Patienten aus
(Kontroll-)Gruppe B (s.u. Abbildung 9). Wendet man den McNemar-Test auf die
Differenz dieser Prozentwerte an, so resultiert ein signifikanter Befund (p =
0.035).
Das Odd´s Ratio für Kopfschmerzen betrug OR=4,30 (CI95%: 1,26 – 14,60), so
dass dieser spezifischen Beschwerde eine recht markante
Auftretenswahrscheinlichkeit bei akzidenteller Duraverletzung zuerkannt
werden muss.
Abb. 8: Erfolg der stationären Behandlung bei Männern
56
Die zwei häufigsten Symptome, die nach dem Eingriff der Band-
scheibenoperation zur Unzufriedenheit führen, sind tiefsitzender
Rückenschmerz und Beinschmerz. 60,9% der Patienten mit Du-raverletzungen
zeigten auf der Rückenschmerzskala Werte zwischen 6 und 10; 51,2% der
Kontrollgruppe befanden sich im selben Bereich. Das diesbezügliche Odd´s
Ratio betrug OR=1,49 (CI95%: 0,62 – 3,56). Abbildung 10 (s.f.S.) gibt einen
Überblick über die Gesamtverteilung des Rückenschmerzes bei den beiden
Studiengruppen.
In dem Sektor zwischen den Skalenpunkten 6 und 10 zeigten beide Gruppen
vergleichbare Werte für den Beinschmerz: 46,4% der Patienten aus Gruppe A
und 46,3% aus Gruppe B waren in diesem Spektrum lokalisiert. Abbildung 11
(s.f.S.) visualisiert die Verteilung der Beinschmerz-Werte für Patienten mit und
ohne akzidentelle Duraverletzung.
Abb. 9: Anteil der Patienten mit Kopfschmerzen
57
Abb. 10: Rückenschmerzen 1 = uneingeschränkt 10 = minimale Aktivität möglich
Abb. 11: Beinschmerzen 1 = uneingeschränkt 10 = nur minimale Aktivität möglich
58
In der folgenden Tabelle (12) sind die deskriptiv-statistischen Kennwerte der
beiden Schmerzskalen zusammengestellt.
Tab. 12: Statistiken für Rücken- und Beinschmerz beiPatienten mit und ohne Duraverletzung (Gruppe A bzw. B)
Skala: 1 bis 10
4,93 4,39 4,34 4,12
2,13 2,40 2,83 2,67
5,00 5,00 4,00 3,00
2,00 4,00 4,50 4,50
41 41 41 41
Mittelwert
Standardabweichung
Median
Quartilabstand
Gültige N
Statistik
RückenGruppe
A
RückenGruppe
B
BeinGruppe
A
BeinGruppe
B
Mittels Wilcoxon-Test wurden Gruppe A und B auf signifikanten Unterschied
bezüglich Ihrer Lokation auf den beiden Skalen (Skalenspektrum: 1 … 10)
geprüft; dabei zeigten beide Tests ein insignifikantes Ergebnis (s. Tabelle 13).
Hiernach wird also weder der Rücken- noch der Beinschmerz durch eine
Duraverletzung substantiell determiniert.
Tab. 13: Wilcoxon-Test auf Gruppen-unterschied (A vs. B) bezüglich
Rücken- und Beinschmerz
-1,238 -,325
,216 ,745
Z
Signifikanz
StatistikRücken-schmerz
Bein-schmerz
59
III.2.4 Behinderungen im Alltag und Leistungsfähigkeit
Bezüglich der Frage nach Behinderungen im Bereich der täglichen Aktivitäten
wurde – was den Wilcoxon-Test-Kontrast Gruppe A versus B angeht – eine
klassische Signifikanz auf dem 5%-Ni-veau knapp verfehlt (p=0.062). Somit
konnten für die Gruppe der operierten Patienten mit Duraverletzung lediglich
tendenziell schlechtere Ergebnisse aufgezeigt werden. Eine tendenzielle
Signifikanz liegt vor, wenn lediglich ein Signifikanzniveau von α = 0.10 bzw.
10% erreicht wird, d.h. wenn 0.10 ≥ p > 0.05 Das Verfehlen der klassischen
Signifikanzschwelle (α = 0.05) kann möglicherweise mit der relativ kleinen
Stichproben- bzw. Gruppengröße, mit Befragungsfehlern (Item-Formulierung,
Skalierung etc.) oder mit anderen Zufallsfehlern zusammenhängen.
Tabelle 14 auf der folgenden Seite zeigt die deskriptiven Statistiken des
Behinderungsitems für die beiden Studiengruppen. Folgt man den
arithmetischen Mittelwerten oder den Medianen, so sind sowohl die Patienten
mit als auch ohne Duraverletzung etwa in der Skalenmitte (Endpunkte: 1 … 10)
lokalisiert, wobei aber Gruppe A einen sichtlich höheren, d.h. „schlechteren“
Behinderungsscore aufweist. Das Odd´s Ratio für die (erhöhte)
Behinderungschance bei akzidenteller Duraverletzung betrug OR=2,78 (CI95%:
1,06 – 7,29).
In Abbildung 12 (s.f.S.) ist die Gesamtverteilung der Behinderungsskala
dargestellt. Der Skalenpunkt „1“ bedeutet, dass keine Behinderung verblieben
ist und „10“ beinhaltet, dass nur eine minimale Aktivität möglich ist.
Tab. 14: Statistiken der Skala derBehinderungen im Alltag für die beiden
Studiengruppen (A u. B)Skala: 1 bis 10
5,39 4,54
2,76 2,47
5,50 5,00
4,00 2,50
41 41
Mittelwert
Standardabweichung
Median
Quartilabstand
Gültige N
Statistik
Behind.Gruppe
A
Behind.Gruppe
B
60
Wurde separat nach den Geschlechtern untersucht, so wurden – innerhalb der
weiblichen Teilkohorte – für Patienten mit Duraverletzung (Gruppe A) signifikant
schlechtere Ergebnisse nachgewiesen als für Patienten ohne Verletzung
(Gruppe B) (p = 0,027; s.u. Tabelle 15, 16). In Relation zur Gesamtstichprobe
(vgl. Tabelle
Tab. 15: Wilcoxon-Test auf Gruppen-unterschied (A vs. B) bezüglich Behin-
derungen im AlltagSubgruppenanalyse für die Geschlechter
-,823 -2,216
,410 ,027 *
Z
Signifikanz
Statistik Männer Frauen
* signifikant (p<=0.05)
Abb. 12: Verbliebene Behinderung 1= uneingeschränkt 10 = nur minimale Aktivität möglich
Verbliebene Behinderung
61
Tab. 16: Statistiken der Skala "Behinderun-gen im Alltag" für weibliche Patienten mit
und ohne Duraverletzung
5,38 4,13
2,47 2,31
5,00 4,00
3,50 3,75
16 16
Mittelwert
Standardabweichung
Median
Quartilabstand
Gültige N
StatistikGruppe
AGruppe
B
14) wiesen die Mittelwerte bzw. Mediane der beiden Gruppen eine höhere
Differenz auf. Das Odd´s Ratio betrug 1,80 (CI95%: 0,39 – 8,22).
Innerhalb der Männerkohorte existierte kein signifikanter Unterschied im
Ausmaß der alltäglichen Behinderungen zwischen den beiden Studiengruppen.
Abbildung 13 (s.f.S.) visualisiert die gruppenspezifische Verteilung der
Behinderungsscores bei den weiblichen Patienten. Hierbei fällt besonders ins
Auge, dass der Maximalwert der 10-Punkte-Skala ausschließlich durch
Patientinnen mit akzidenteller Duraverletzung besetzt. Hier sind immerhin
12,5% der gesamten betroffenen Frauenkohorte versammelt.
62
Die Kategorien des Tegner-Scores erreichten gemäß Wilcoxon-Test signifikant
höhere Werte in der Kontrollgruppe (p = 0.033; Mittelwerte u. Mediane s.u.
Tabelle 17). 63,4% der Gruppe A waren nicht in der Lage, eine normale Arbeit
oder normale sportliche Aktivitäten wiederaufzunehmen, im Gegensatz zu nur
46,3% der Gruppe B (s.u. Kategorien 1+2+3, Abbildung 14). Obwohl Gruppe A
im Durchschnitt substantiell schlechtere Tegner-Scores aufweist, fielen die
Aktivitätseinschätzungen beider Kollektive mit Mittelwerten und Medianen
zwischen 2 und 3 insgesamt recht niedrig aus (s.u. Tabelle 17). In Abbildung 14
(s.f.S.) wird die Leistungsfähigkeit der einzelnen Studiengruppen umfassend
dargestellt.
Beim Score des FFbH-R-Tests bestand lt. Wilcoxon-Test kein signifikanter
Unterschied zwischen den Patienten mit und ohne Duraverletzung (p = 0.175).
Die arithmetischen Mittelwerte der
Abb. 13: Verbliebene Behinderung bei Frauen 1 = uneingeschränkt 10 = nur minimale Aktivität möglich
63
Tab. 17: Statistiken des Tegner-Activity-Scores für Patienten mit und ohne
Duraverletzung
2,15 2,68
1,09 1,31
2,00 3,00
1,00 1,00
41 41
Mittelwert
Standardabweichung
Median
Quartilabstand
Gültige N
StatistikGruppe
AGruppe
B
Gruppen A und B waren mit 20,0 (s=6,1) und 18,2 (s=5,8) recht nah
beieinander lokalisiert, ebenso die Mediane mit 19,0 (QA=9) und 5,8 (QA=10). s
= Standardabweichung; QA = Quartilabstand (Abstand zwischen dem ersten
und dritten Quartil der Verteilung)
Abbildung 15 (s.f.S.) zeigt die gruppenspezifische Gesamtverteilung der FFbH-
R-Scores.
Abb. 14: Tegner Activity Anteil Patienten [%] Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit
64
III.2.5 Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung und Berufswechsel
Die Zeiten der Arbeitsunfähigkeit differierten zwischen den Gruppen A und B
nicht signifikant (p=0.182; Wilcoxon-Test). Abbildung 16 (s.f.S.) gibt einen
Überblick über die Verteilung.
Die Anzahl der Patienten, die eine Frühberentung in Anspruch nahmen, war
postoperativ in beiden Gruppen identisch (9,8%, n=4) (s.u. Abbildung 17),
während die Anzahl der Berufswechsler zwischen den Gruppen fast identisch
bzw. sehr ähnlich war (s.S.66 Abbildung 18): 14,6% (n=6) mit intraoperativer
Duraverletzung gegenüber 17,1% (n=7) in der Kontrollgruppe (p = 1.000;
McNe-mar-Test).
Abb. 15: Score, Anteil der Patienten [%]
65
Abb. 16: Arbeitsunfähigkeit, Anteil der Patienten [%]
Abb. 17: Frühberentung, Anteil der Patienten [%]
66
III.2.6 Retrospektive Einstellung zur OP und Nachbehandlungen
Die Frage, ob die Patienten sich noch einmal der gleichen Band-
scheibenoperation unterziehen würden, wurde von 95,1% (n=39) der Gruppe B
positiv, hingegen nur von 85,4% (n=35) der Gruppe A positiv beantwortet.
Umgekehrt betrachtet würden sich 14,6% (n=6) der Patienten der Gruppe A der
gleichen Therapie nicht noch einmal unterziehen, d.h. fast dreimal so viel wie in
Gruppe B mit 4,9% (n=2). Abbildung 19 (s.f.S.) visualisiert die
gruppenspezifischen Unterschiede.
Obwohl also deskriptiv-statistisch ein deutliche besseres Urteil der Patienten
ohne akzidentelle Duraverletzung hinsichtlich der retrospektiven Einstellung zur
OP bzw. zum OP-Erfolg zu bestehen scheint, fiel er entsprechende McNemar-
Test insignifikant aus (p=0.125).
Abb. 18: Berufswechsel, Anteil der Patienten [%]
67
Die Frequenz der Nachoperationen in beiden Gruppen war unter-schiedlich:
19,5% (n=8) der Gruppe A gegenüber 12,2 % (n=5) der Gruppe B hatten eine
Nachoperation im gleichen Bandscheibensegment. Diese Prozentsätze
unterschieden sich laut McNemar-Test nicht signifikant (p=0.581).
Weiterhin fällt bei der Betrachtung der Nachbehandlungsarten auf (s.u.
Abbildung 20 für einen Gesamtüberblick), dass in Gruppe A bei 12,2% (n=5)
der Patienten gegenüber 24,4% (n=10) in Gruppe B, eine weitere oder erneute
Therapie nicht nötig war, so dass wiederum – deskriptiv betrachtet – die Gruppe
ohne Duraverletzung tendenziell ein besseres Ergebnis aufweist. Allerdings
verfehlt auch in diesem Fall der entsprechende McNemar-Test eindeutig die
Signifikanzgrenze (p=0.302).
Abb. 19: „Würden sie noch einmal eine solche Therapie machen?“ Anteil der Patienten [%]
68
Exakt identische Verhältnisse zwischen den Kohorten mit und ohne
Duraverletzung lagen in den Kategorien der regelmäßigen und unregelmäßigen
konservativen ambulanten Behandlung vor (jeweils 19,5% bzw. n=8 und 41,5%
bzw. n=17 für beide Gruppen; vgl. Abbildung 20).
III.2.7 Kurzfristige Ergebnisse
Bezüglich der Operationszeit konnte ein sehr signifikanter Unterschied
zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden (p = 0.002, Wilcoxon-Test).
Die OP-Zeit für die Patientengruppe mit Duraverletzung betrug durchschnittlich
(Mittelwert) 121,6 min. bei einer Streuung von 52,5 min.
(Standardabweichung) gegenüber
Abb. 20: Nachbehandlungsart, Anteil der Patienten [%]
69
Tab. 18: Statistiken der OP-Zeit fürPatienten mit und ohne Duraverletzung
(Gruppe A u. B)
121,59 94,02
52,49 37,77
110,00 90,00
62,50 62,50
41 41
Mittelwert
Standardabweichung
Median
Quartilabstand
Gültige N
StatistikGruppe
AGruppe
B
der Gruppe ohne Duraverletzung mit durchschnittlich 94,0 min. bei einer
Streuung von 37,8 min (s. Tabelle 18 u. Abbildung 21).
Es existierten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen A
und B in Bezug auf die Analgetikaeinnahme während der post-operativen
Phase (p = 0.873, Wilcoxon-Test) (s.u. auch Abbildung 22). Die Mediane
betrugen jeweils für beide
Kohorten 1,0 bei einer Streuung (Quartilabstand) von 1,0 (A) bzw. 0,5 (B).
Abb. 21: Operationszeit
70
Die postoperative Gabe von Schmerzmitteln erfolgte im übrigen nach dem
WHO-Stufenschema: 0: Keine Medikation, 1: Antiphlogistika, wie z.B. Diclofenac oder Ibuprofen. 2: Analgetika, wie z.B. Novalgin oder Paracetamol. 3: Schwachwirksame Opioide . 4: Stark wirksame Opioide.
Die Dauer der Medikation war zwischen den Studiengruppen fast identisch
ausgeprägt (p = 0,922, Wilcoxon-Test) (s.u. auch Abbil-dung 23), bei
arithmetischen Mitteln von 5,1 Tagen (s=5,6) für Gruppe A und 5,2 Tagen
(s=6,2) für Gruppe B.
Die subjektiven Beschwerden bei Entlassung waren ähnlich (s.u. Abbildung 24);
der Wilcoxon-Test zeigte entsprechend einen
Abb. 22: Medikation, Anteil der Patienten [%]
71
insignifikanten Befund (p=0.567).
Abb. 23:Dauer der Medikation
Abb. 24: Beschwerden bei Entlassung, Anteil der Patienten [%]
72
III.2.8 Ausführliche Tabellen zu den signifikanten Effekten
Tabelle 19: Nachuntersuchung der postoperativen Beschwerden (n = 41 in den
gegenübergestellten Gruppen, p = 0,044, Wilcoxon-Test)
Alle Patienten
Geschlechtsspezifisch
e Untersuchung
(männliche Patienten)
p = 0,003, Wilcoxon-
Test
n = 41 n = 41 n = 25 n = 25
mit Dura-
verletzung
(%)
ohne Dura-
verletzung
(%)
mit Dura-
verletzung
(%)
ohne
Dura-
verletz
ung
(%)
Permanent
beschwerdefrei
7,3 14,6 8 20
Anfänglich
beschwerdefrei, später
deutliche Verbesserung
63,4 68,3 56 76
Dauerhafte
Verbesserung
4,9 7,3 0 0
Anfänglich
Verbesserung, dann
Wiederauftreten der
Beschwerden
2,4 2,4 4 0
Unveränderte
Beschwerden
7,3 4,9 8 4
Anfänglich
Verbesserung, dann
Verschlechterung
7,3 0,0 12 0
Keinerlei Effekt 7,3 2,4 12 0
p (Wilcoxon Test) 0,151 0,005
73
Tab. 20: Patienten mit dem Beschwerdebild von Kopfschmerzen nach der
Operation zum Zeitpunkt der Untersuchung (n = 82 in den beiden verglichenen
Gruppen, p = 0,035, McNemar-Test)
n %
Ja 13 31,7 mit Duraverletzung
Nein 28 68,3
Ja 4 9,8 ohne Dura-
verletzung Nein 37 90,2
p (McNemar-Test) 0,035
74
Tab. 21: Behinderung in den Aktivitäten des täglichen Lebens: Bewertung der
Patienten mit 1 – 10 Punkten (1 entspricht jede Aktivität ist möglich, 10 ist die
geringstmögliche Aktivität)
Alle Patienten (n = 41, beide
Vergleichsgruppen, p = 0,062,
Wilcoxon-Test)
Aufteilung nach Geschlecht,
weibliche Patienten (n = 16,
beide verglichenen Gruppen, p =
0,027, Wilcoxon-Test)
n = 41 n = 41 n = 16 n = 16
mit Dura-
verletzung (%)
ohne Dura-
verletzung (%)
mit Dura-
verletzung (%)
ohne Dura-
verletzung
(%)
1 12,2 17,1 6,3 12,5
2 2,4 7,3 0,0 18,7
3 14,6 4,9 18,7 12,5
4 4,9 14,6 6,3 12,5
5 22,0 34,1 31,3 18,7
6 7,3 2,4 12,4 6,3
7 14,6 2,4 6,3 6,3
8 7,3 12,2 6,3 12,5
9 2,4 0,0 0,0 0,0
10 12,2 4,9 12,4 0,0
p (Wilcoxon Test) 0,062 0,027
1 = uneingeschränkte Aktivität;
10 = nur minimale Aktivität möglich
75
Tab. 22: Tegner-Score (18): Genereller Aktivitätenscore um die maximal
mögliche Leistung im täglichen Leben zu beurteilen (n = 82, beide verglichene
Gruppen, p = 0,033, Wilcoxon-Test)
mit Dura-
verletzung (%)
ohne Dura-
verletzung
(%)
Keine regelmäßige Tätigkeit möglich 7,3 4,9
Sitzende Tätigkeit möglich 14,6 2,4
Nur leichte Tätigkeit möglich 41,5 39,0
Normale Arbeit 34,1 43,9
Schwere Arbeit 0,0 2,4
Schwerste Arbeiten 0,0 0,0
Freizeitsport 2,4 4,9
Freizeitsport und Wettkampf 0,0 2,4
Wettkampfsport 0,0 0,0
Hochleistungssport 0,0 0,0
p (Wilcoxon Test) 0,033
76
III.3 Diskussion
In der vorgelegten Studie werden erstmals Langzeituntersuchungen mit 10-
Jahres-Ergebnissen vorgestellt. Untersucht wurden die Langzeitergebnisse
nach lumbaler Bandscheibenoperation mit Duraverletzung. Die Studie basiert
auf einem umfassenden, inhaltlich breit gefächerten Fragebogen und zwei
anerkannten Nachuntersuchungsschemata im Sinne von Score-Systemen.
Patienten mit Duraverletzungen wiesen in einer Reihe wichtiger Out-come- bzw.
Erfolgskriterien die schlechteren Nachuntersuchungsergebnisse nach
Bandscheibenoperationen gegenüber der Kontrollgruppe auf.
Die Empfehlung für die Behandlung einer Duraverletzung schliessen den
primären Verschluss mit folgenden Methoden ein: Naht, geschlossene
subarachnoidale Drainage, lasergestützte Gewebeverschmelzung,
Transplantatverschluss mit Muskel, Fett, Fascienlappen, Fibrinkleber oder
Zyanoacrylpolymerkleber, Fibrinschwämmchen, Bettruhe und die Vermeidung
von Wunddrainagen (Cain et al., 1991, Eismont et al., 1981). Subarachnoidale
Drainagen sind effektiv bei anhaltenden Duralecagen, die operativ nicht
verschlossen werden können (Black, 2002). Trotzdem ist in der Routine die
Anwendung von Drainagen nicht empfohlen, da die meisten Duraverletzungen
nicht zu dauerhaften Lecagen führen (Tegner und Lysholm, 1985). Die
Wirksamkeit der unterschiedlichen Behandlungsmethoden ist bis heute in
randomisierten Studien nicht untersucht worden ( Saxler et. al, 2005 ).
Barrios et al., 1990 konnten zeigen, dass beim Auftreten intraoperativer
Komplikationen, insbesondere von Duraverletzungen, der Eröffnung des
falschen Segmentes oder bei Nervenwurzelschädigungen diese Komplikationen
als mögliche Indikatoren für eine schlechte Prognose gelten (Bosacco et al.,
2001).
Das Auftreten von Duraverletzungen wird besonders begünstigt bei
Vorhandensein von Narbengewebe durch vorausgegangene Operationen oder
Bestrahlung (Shaikh et al., 2003, Foyt et al., 1996), und das gehäufte Auftreten
von Duraverletzungen wird weiterhin begünstigt durch komplexe
77
Wirbelsäuleneingriffe und bei Revisionseingriffen (Kitchel et al., 1989,
Kohlmann und Raspe, 1996).
In vier vergleichbaren Serien, die zur vorliegenden Studie beigetragen haben,
wurden 189 akzidentelle Duraverletzungen nachuntersucht, mit einer follow-up
Periode von Wochen bis hin zu weniger als 5 Jahren. Es wurden keine
Langzeitfolgen entdeckt, wenn die Patienten erfolgreich wegen der
aufgetretenen Duraverletzung behandelt wurden (Kitchel et al., 1989, Black,
2002). In diesen Artikeln und Serien fanden sich nur 3 Patienten, bei denen
eine Standard-Bandscheibenoperation durchgeführt wurde, in allen anderen
Fällen wurden die Patienten durch Eingriffe höherer Komplexität an der
Wirbelsäule behandelt.
Im Gegensatz dazu sind die Patienten der vorliegenden Studie eine sehr
homogene Gruppe mit lumbalen Bandscheibenvorfällen und bedurften deshalb
keinerlei Behandlung wegen einer spinalen Stenose, ausgelöst durch die
Facettengelenke, ebenso fand sich kein Narbengewebe durch
vorausgegangene Operationen oder Bestrahlung. Operationen höheren
Schwierigkeitsgrades wurden ebenfalls bei diesen Patienten nicht durchgeführt.
Der klinische Verlauf vom Patienten mit Rückenmarksdekompressionen oder
Revisionseingriffen, zum Beispiel mit intervertebraler Fusion, ist nicht
vergleichbar mit dem Patientenkollektiv mit einer Standard-Nucleotomie ( Saxler
et al., 2005 ). Des weiteren weisen Patienten mit spinaler Stenose häufig ein
höheres Lebensalter und eine höhere Rate an Neben-erkrankungen auf
(Goodkin et al., 1995, Cammisa et al., 2000).
Jones et al. benutzten einen detaillierten follow-up-Fragebogen und eine
entsprechende Nachuntersuchung. Diese Autoren waren der Meinung, dass die
Erkrankung und das klinische Ergebnis nicht negativ beeinflusst werden, wenn
eine Duraverletzung intraoperativ identifiziert und erfolgreich im Rahmen des
Primäreingriffes behandelt wird; jedoch gab es in dieser Studie lediglich nur 17
Fälle mit Duraverletzungen.
78
In der Literatur über Duraverletzungen finden sich maximale
Nachuntersuchungszeiten von 4,3 Jahren (Eismont et al., 1981, Cammisa et al.,
2000). In unserer Studie hingegen haben wir eine Nachuntersuchungszeit von
über 10 Jahren für beide Gruppen erreicht. Bei der Literaturstudie fällt auf, dass
bei Arbeiten mit kurzer Nachuntersuchungszeit die klinischen
Untersuchungsergebnisse eher optimistisch beurteilt werden (Hanley et al.,
1989).
Im Gegensatz dazu finden sich in Studien mit Langzeitnachuntersuchungen bei
bis zu 60 % der Patienten unbefriedigende Resultate (Salenius et al., 1977,
Loupasis et al., 1999).
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass sich zwischen den in der
Literatur gefundenen Nachuntersuchungsstudien und unserer Studie nur eine
begrenzte Vergleichbarkeit möglich ist. Die Forderung nach mindestens 4-
jährigen Nachuntersuchungszeiten nach Bandscheibenoperationen geht auf
Davis (1994) zurück. Seiner Meinung nach können nur so aus den
Nachuntersuchungen sinnvolle Resultate gewonnen werden.
Bezüglich der hier vorliegenden Forschungsergebnisse muss zunächst auf die
große Relevanz des Konstruktbereichs „Erfolg der stationären Behandlung“ –
operational erfasst über eine 8-stufige generelle Beschwerdeskala zwischen
den Polen/Skalenendpunkten „dauerhaft beschwerdefrei“ und „zunächst
beschwerdefrei, dann schlechter als vorher“ – für die Fragestellung dieser
Studie hingewiesen werden. Die inhaltliche Bedeutung der generellen
Beschwerdeskala ergibt sich aus dem Sachverhalt, dass die Patienten bei
deren Beantwortung das Ausmaß ihrer insgesamten, umfassenden
Beschwerden angeben sollten. Die Patienten haben hier also sehr
wahrscheinlich ein Urteil über die Gesamtsituation ihrer
Beschwerdeentwicklung nach dem Eingriff abgegeben.
Die 41 Patienten mit intraoperativer akzidenteller Duraverletzung zeigten
signifikant mehr Beschwerden und wiesen eindeutig schlechtere Ergebnisse
auf: Nur 10% der Kontrollpatienten aber 24% (also mehr als doppelt so viele!)
79
Patienten mit Duraverletzung berichteten über eine Verschlechterung oder
fehlende Besserung ihrer Beschwerden; entsprechend wurde
Beschwerdefreiheit oder Beschwerdebesserung von über 90% der
Kontrollgruppe attestiert, jedoch nur von 76% der Kohorte mit Duraverletzung.
Immerhin liegt bei den betroffenen Patienten gegenüber der Kontrollgruppe –
eine fast dreifach erhöhte Chance für persistierende Beschwerden vor
(OR=2,89).
Dem Ergebnis der Subgruppenanalyse innerhalb der Duraverletzten, dass bei
Männern gegenüber Frauen ein signifikant erhöhtes Beschwerderisiko existiert,
sollte in Folgestudien – möglicherweise auf der Grundlage anderer und
größerer Stichproben – des weiteren nachgegangen werden. Eine plausible
Erklärung für diesen Befund könnte in einem durchschnittlich höheren
körperlichen Belastungsniveau von Männern im alltäglichen Leben gesehen
werden.
Ergänzt wird das Bild eines ungünstigeren klinischen Ergebnisses bzw. einer
ungünstigeren Beschwerdeprognose für Patienten mit Duraverletzung auch
durch die signifikant größeren Kopfschmerzen dieser Gruppe.
Die Operationalisierung der Kriterien bzw. der Outcome-Variablen der
vorliegenden Studie umfasste neben den generellen und spezifischen
Beschwerden der Patienten als weiteren Schwerpunkt auch einen Bereich der
Handlungsausführung und Performanz im Alltag. Ziel bei der Konstruktion
dieses Erfassungsbereiches war es, eingriffsbedingte Verbesserungen bzw.
Verschlechterungen bei konkreten, im alltäglichen Leben wichtigen und
zentralen Aktivitäten, Tätigkeiten, Arbeiten und Leistungen für eine Bewertung
der möglichen Folgen einer unbeabsichtigten intraoperativen Duraverletzung
heranzuziehen.
Hinsichtlich des diesbezüglich relevanten, als Messinstrument bzw. Index gut
fundierten Tegner-Activity-Scores existiert eine Signifikanz zu Lasten der
Kohorte mit Duraverletzung: Während bei den Kontrollpatienten weniger als die
80
Hälfte (46%) angab, zu einer normalen Arbeit oder sportlichen Aktivität nicht in
der Lage zu sein, betrug dieser Anteil bei den Duraverletzten beachtliche 63%.
Diese Aussage über die erhebliche Einschränkung der eigenen
Leistungsfähigkeit bzw. der Fähigkeit zur Ausführung wichtiger all-
täglicher Aktivitäten bei Duraverletzung wird unterstützt durch die tendenzielle
Signifikanz des Aktivitätsindikators „verbliebene Behinderung“, die in die gleiche
Richtung zeigt: Während Kontrollpatienten einen Mittelwert aufweisen, der
unterhalb des Skalenmittelpunktes lokalisiert ist (< 5), liegt der Durchschnitt von
Personen mit Duraverletzung oberhalb des Zentrums der Skala (>5).1 Die
Pole/Endpunkte der Behinderungsskala betragen „1“ für uneingeschränkte
Aktivität und „10“ für nur minimal mögliche Arbeit. Bei einer möglichen
Replikation der Studie mit einem (etwas) größeren Stichprobenumfang würde
voraussichtlich eine eindeutige Signifikanz des Gruppenfaktors bezüglich des
Ausmaßes der verbliebenen Behinderung zu erwarten sein.
Die letztgenannte Vermutung wird u.a. auch durch den Fakt einer „echten“
Signifikanz des Vergleichs der beiden Kohorten innerhalb der Subgruppe der
weiblichen Patienten unterstützt. Auf dem Punktwert „10“ der
Behinderungsskala sind ausschließlich Frauen mit akzidenteller Duraverletzung
lokalisiert. Zu der subgruppen-spezifischen Signifikanz kann auch die bei
Frauen möglicherweise höher zu veranschlagende Fähigkeit bzw. Bereitschaft
beigetragen haben, offen über eigene Aktivitätsrestriktionen und Behinderungen
zu berichten sowie diese in Fragebögen realistisch anzugeben und zu beziffern.
Innerhalb der Outcome-Bereiche der arbeits- und berufsbezogenen Kriterien
(Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung und Berufswechsel), der retrospektiven
Einstellung zur OP („Würden Sie sich noch einmal der gleichen Behandlung
unterziehen?“) und der Frequenz der Nachbehandlungsarten sind keine
signifikanten Ergebnisse zu konstatieren, was z.T. wiederum mit einer zu
kleinen Kohortengröße oder – speziell bei beruflichen Indikatoren – mit
Spezifika der Patientenauswahl zusammenhängen kann.
81
Unter den kurzfristigen Ergebnissen konnte die Operationszeit bei Patienten mit
Duraverletzung (ca. 120 Min.) erwartungsgemäß als signifikant höher als bei
Kontrollpatienten (ca. 95 Min.) nachgewiesen werden.
Resümierend ließen sich in jedem Fall eindeutige und klinisch wichtige
Unterschiede in den Langzeitfolgen nachweisen, wobei in besonderem Maße
etwa die Gruppendifferenzen bezüglich der theoretisch und praktisch sehr
relevanten Gesamtbeschwerdenskala hervorzuheben sind. Keine klinisch
substantiellen Unterschiede wurden dagegen bei den Rücken- und
Beinschmerzen, dem FFbH-R-Score, den berufsbezogenen Indikatoren sowie
bei der Einnahme von Analgetika gefunden.
Der Verschluss der Duraverletzung bei unseren Patienten wurde durchgeführt
mit fortlaufenden Nähten, Fettplastiken, kombiniert mit Spongel und in 6 Fällen
wurde bei besonders kleinen Duraverletzungen auf einen Verschluss der Dura
verzichtet. Anhand unserer Daten lässt sich eine bevorzugte Methode für den
Verschluss von Duraverletzungen nicht empfehlen, da die Zahl der behandelten
Patienten für diese Art der Analyse zu klein ist.
In unserer Arbeit konnten wir Langzeitauswirkungen einer Duraverletzung
nachweisen, welche in den wenigen, bisher publizierten Studien zu diesem
Themenbereich nicht entsprechend herausgearbeitet werden konnten. Die
Anzahl der nachuntersuchten Patienten in der vorliegenden Studie erscheint
nicht groß genug, um definitive Schlüsse über den Grund der unterschiedlichen
Langzeitfolgen ziehen zu können. Interessante, bisher unveröffentlichte
Ergebnisse ergab eine von uns auf der Grundlage von Tierversuchen
durchgeführte Studie.
Wir konnten hier nach durchgeführter Laminektomie und einer Duraverletzung
nachweisen, dass die Zahl von duralen Verklebungen und die Zahl der
nozizeptiven Afferenzen, welche die Dura mater innervieren, deutlich anstieg.
Es erscheint unseres Erachtens möglich, dass die genannten Ver-änderungen
unter anderem dazu beitragen, dass es zu den nach-gewiesenen
unterschiedlichen Langzeitergebnissen in den beiden Gruppen kommt.
82
III.4 Zusammenfassung
Die klinischen Langzeitfolgen der intraoperativen Duraverletzungen in der
Wirbelsäulenchirurgie
In der Literatur über Duraverletzung finden sich maximale Nach-
untersuchungszeiten von bis zu 4,3 Jahren (Cammisa et al., 2000).
Zur Untersuchung der Langzeitfolgen der intraoperativen Duraverletzung in der
Wirbelsäulenchirurgie wurden im Zeitraum 1981 – Dezember 1996 1280
Patienten in der orthopädischen Universitätsklinik im St.-Josefs-Hospital
Bochum in einer retrospektiven Studie nachuntersucht. Alle Patienten
unterzogen sich einer lumbalen Bandscheibenoperation. In der vorliegenden
Studie fanden sich 41 Fälle einer Duraverletzung, die dann mit einer
Kontrollgruppe mit jeweils passendem Alter, Geschlecht, Bandscheibenhöhe
und der Länge der Nachuntersuchungszeit verglichen wurde. Analysiert wurden
Parameter, wie der Erfolg der stationären Behandlung, Kopfschmerzen,
Rückenschmerzen, Beinschmerzen, die verbliebene Behinderung, der Tegner
Activity-Score, Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung, Berufswechsel, die
Nachbehandlungsart sowie der Rückenschmerz der bedingten funktionellen
Behinderungen (FFbH-R).
Es zeigten sich signifikant schlechtere Ergebnisse bei der Patientengruppe mit
Duraverletzung (Gruppe A). Bei der Einschätzung der eigenen
Leistungsfähigkeit (Tegner Activity) (p = 0,033, Wilcoxon-Test, Tabelle 7) und
bezüglich der Kopfschmerzen.
Hier klagten 31,7 % der Patienten mit Duraverletzung über Kopfschmerzen
nach dem Eingriff, im Vergleich zu 9,8 % der Kontrollgruppe (p = 0,035,
McNemar Test). Weiterhin konnten signifikante Unterschiede bezüglich der
geschlechtsspezifischen Analyse (Tabelle 5 u. 6) nachgewiesen werden.
Männliche Patienten ohne Duraverletzung zeigten insgesamt signifikant
bessere Ergebnisse bezüglich des Erfolges der stationären Behandlung (p =
0,05, Tabelle 5).
83
Weibliche Patienten mit Duraverletzung (Gruppe A) wiesen bezüglich der
verbliebenen Behinderung signifikant schlechtere Ergebnisse (p = 0,027,
Wilcoxon-Test, Tabelle 6).
Sowohl die Zahl der Revisionseingriffe als auch die Dauer der
Arbeitsunfähigkeit nach der Operation war erhöht (p = 0,182, Wilcoxon-Test,
Tabelle 8). Ebenfalls zeigten sie rückenschmerzbedingt stärkere funktionelle
Behinderungen. So war beim FFbH-R Test der Durchschnittswert der Gruppe A
20,2 % und der Gruppe 18,2 %, so dass die Kontrollgruppe eine Tendenz zu
besseren Resultaten hatte (p = 0,175, Wilcoxon-Test).
In der vorliegenden Studie wurden zum Teil unterschiedliche Ergebnisse
zwischen den untersuchten Fällen und der Kontrollgruppe herausgefunden, so
dass wir zu der Auffassung kommen, dass eine Duraverletzung klinisch
relevante Folgen hervorrufen kann.
Weitere Untersuchungen sind notwendig, um herauszufinden, ob
neurophysiologische Veränderungen durch eine durale Narbe auslöst werden
und dies wiederum Auswirkungen auf die klinischen Ergebnisse nach sich zieht.
Das sofortige postoperative Verhalten und die Therapie kann ebenfalls
relevante Folgen für das langfristige Ergebnis nach einer
Bandscheibenoperation haben.
84
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V. Anhang V.1 Fragebogen Name: Vorname:
Geburtsdatum: Nachuntersuchungsdatum
Einschätzung der Leistungsfähigkeit Tegner Activity: A 0 keine regelmäßige Tätigkeit
möglich
B 1 sitzende Tätigkeit
C 2 leichte Tätigkeit
D 3 normale Arbeit
E 4 Schwerarbeit
F 5 Schwerstarbeit
G 6 Freizeitsport
H 7 Freizeitsport / Wettkampf
I 8 Wettkampfsport
J 9 Hochleistungssport
Einschätzung der verbliebenen
Behinderung durch LWS:
A 1 uneingeschränkt
B 2
C 3
D 4
E 5
F 6
G 7
H 8
I 9
J 10 minimale Aktivität möglich
Zusätzliche Maßnahmen:
(Mehrfachauswahl)
0 keine
B konservativ ambulant regelmäßig
C konservativ ambulant unregelmäßig
D stationär konservativ
E Diskotomie
F Intradiskale Therapie
G Fusion
H andere
Beinschmerz 1 – 10 (max.) A 1 uneingeschränkt
B 2
C 3
D 4
E 5
F 6
G 7
H 8
I 9
J 10 minimale Aktivität möglich
Rückenschmerz 1 – 10 (max.) A 1 uneingeschränkt
B 2
C 3
D 4
E 5
F 6
G 7
H 8
I 9
J 10 minimale Aktivität möglich
Erfolg der stationären Behandlung:
A dauerhafte Beschwerdefreiheit
B zunächst beschwerdefrei, dann
besser als vor der Behandlung
C zunächst beschwerdefrei, dann wie
vor der Behandlung
D zunächst beschwerdefrei, dann
schlechter als vor der Behandlung
E andauernde Beschwerdebesserung
F Beschwerdebesserung, dann wie
vorher
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G Beschwerdebesserung, dann
schlechter als vorher
H keine wesentlicher
Behandlungserfolg
Würden Sie noch einmal eine solche
Therapie machen?
A ja
B nein
Krankheitsbedingt Rente?
A ja
B nein
Arbeitsunfähigkeit nach stationärer Behandlung? A keine
B Tage
C Wochen
D Monate
E Jahre
Können Sie sich strecken, zu einem hohen Schrank? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie einen 10 kg schweren Gegenstand hochheben und 10 m tragen? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie sich von Kopf bis Fuß waschen und abtrocknen? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie sich bücken und einen leichten Gegenstand aufheben? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie sich über einem Waschbecken die Haare waschen? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie eine Stunde auf einem ungepolsterten Stuhl sitzen? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie 30 min. ohne Unterbrechung stehen? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie sich im Bett aus der Rückenlage aufsetzen? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie Strümpfe an- und ausziehen? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie im Sitzen einen kleinen Gegenstand neben dem Stuhl aufheben? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie einen schweren Gegenstand vom Boden auf den Tisch heben? A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
Können Sie 100 m schnell laufen?
A ja
B mit Mühe
C nein, nur mit fremder Hilfe
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Asik Kurt Martin-Hülsemann-Str. 8 59558 Lippstadt Tel.: 01 72 – 5 32 67 65 Tel.: 0 29 41 – 1 50 68 21 geboren am 08.06.1969 in Antakya / TR Staatsangehörigkeit deutsch Familienstand verheiratet seit dem 10.09.1989
eine Tochter, geb. am 25.07.1992 ein Sohn, geb. am 31.01.1994
Grundschule 1976 – 1980
Emsdetten, Kardinal von Galen
Gymnasium 1980 – 1989
Bad Bentheim, Burg-Gymnasium
Juni 1989
allgemeine Hochschulreife
Studium der Chemie Sept. 1989 – Sept. 1992
Ruhr-Universität Bochum
Studium der Humanmedizin
Okt. 1992 – Sept. 1994
J.W. von Goethe-Universität Frankfurt am Main
Sept. 1994 Ärztliche Vorprüfung und Wechsel an die Universität-GH Essen
Aug. 1995 Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung und Wechsel an die Ruhr-Universität Bochum
März 1998 Zweiter Abschnitt der ärztlichen Prüfung
April 1999 Dritter Abschnitt der ärztlichen Prüfung
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VI. Berufliche Laufbahn
01.08.199 – 01.02.2001
Arzt im Praktikum, Orthopädische Abteilung des Dreifaltigkeits-Hospitals Lippstadt, Prof. Dr. med. Zsernaviczky
01.03.2001 – 31.07.2004
Assistenzarzt, Orthopädische Abteilung des Dreifaltigkeits-Hospitals Lippstadt, Prof. Dr. med. Zsernaviczky, seit dem 01.04.2002 unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Th. Hess
01.08.2004 – 31.02.2005
Assistenzarzt, Chirurgische- und Unfallchirurgische Klinik, Dr. med. Kämper, St.-Josefs-Krankenhaus, Salzkotten
01.03.2005 – 31.12.2005
Assistenzarzt, Unfallchirurgische Klinik, Dr. Suwelack, Marien-Hospital Borken
01.01.2006- Facharzt für Orthopädie, St.Elisabeth-Hospital Gütersloh, Orthopädische Abteilung, Prof. Dr.med.Küster
Promotion: Institut Orthopädische Universitätsklinik
Bochum im St. Josef-Hospital (Direktor: Prof. Dr. med. J. Krämer)
Doktorvater Prof. Dr. med. Kai Bernsmann Thema Die klinischen Langzeitfolgen der
intraoperativen Duraverletzung in der Wirbelsäulenchirurgie
Famulaturen 17.02.1996 –
10.03.1996 Famulatur in der chirurgischen Abteilung der Augusta-Kranken-Anstalt Bochum
11.03.1996 – 25.03.1996
Famulatur in der Klinik für Innere Medizin der Universitätsklinik Marien-Hospital Herne
15.07.1996 – 15.09.1996
Famulatur in der Klinik für Innere Medizin des Can-Hospitals, Alanya / TR
07.07.1997 – 10.08.1997
Famulatur in der Praxis für Allgemeinmedizin Dr. med. Kazimie, Hannover
sonstige Kenntnisse EDV: Gute Kenntnisse im Umgang mit
Personal-Computern und Datenverarbeitung
Sprachen: Gute Sprachkenntnisse in Englisch, Türkisch und Arabisch
Lippstadt, den 19.10.2006