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Schulfernsehen Die Stadt im späten Mittelalter 3. Handel, Handwerk, Marktgeschehen Ein Film von Kurt Schneider Beitrag: Christian Sepp, Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer Inhalt Handwerker sorgen für wirtschaftliche Stabilität Die selbstbewusste Einstellung des städtischen Handwerkers zu seiner Arbeit - er betrachtet sie als Tugend, nicht mehr als Mühsal und Plage - schafft eine Voraussetzung für das Aufblühen der mittelalterlichen Stadt. Die Arbeit sichert so- zialen Aufstieg, Wohlstand und Ansehen. Der Zusam- menschluss in Handwerksge- nossenschaf- ten wiederum sorgt für den Erhalt des ein- mal erworbe- nen Wohlstan- des. Die Zu- lassung zum Gewerbe, die Ausbildung, die Zahl der Lehrlinge, die Überwachung der Preise, der Menge und Qualität der Waren, all diese Dinge regelt die Zunft und unterbindet damit den freien Wettbe- werb. Der Markt - Handelszentrum und Nachrichtenbörse Die Märkte in den Städten werden zu wichtigen Umschlagplätzen für handwerkliche Produkte. Der umständliche Tausch von Ware gegen Ware wird angesichts des vielfältigen Angebots mehr und mehr durch die Bezahlung mit Geld ver- drängt. Die Märkte sind auch ein wichtiger Treff- punkt, um Nachrichten auszutauschen. Nicht sel- ten wird an Markttagen Recht gesprochen, man vollstreckt Urteile. Auch Bader und Schreiber bieten ihre Dienste an. Der Fernhandel blüht Das rasche Wachstum der Städte fördert den Fernhan- del. Die Bürger können nicht mehr allein von der Über- schussproduk- ten der nähe- ren Umgebung versorgt werden und stellen darüber hinaus hö- here Ansprüche an die Qualität der Waren. Fern- handelskaufleute schaffen mit Fuhrwerken oder auf Schiffen Waren aus ganz Europa und dem Orient heran. Reis, Zucker, und fremde Gewür- ze, Zinn und Kupfer, Waffen, Seide, Tuch und Pelze verkaufen sie mit Gewinn an reiche Bürger oder Zwischenhändler. Kaufleute gründen Genossenschaften Auch die Fernkaufleute schließen sich zu Genos- senschaften, in Norddeutschland zur so genann- ten Hanse zusammen - vor allem, um an den © Bayerischer Rundfunk 1

Die Stadt im späten Mittelalter 3. Handel, Handwerk ... · kem Maße Verkaufsbuden und -stände. Werk-statt und Wohnhaus gehörten vielfach dem Handwerker, waren allerdings oft belastet

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Die Stadt im späten Mittelalter3. Handel, Handwerk, Marktgeschehen

Ein Film von Kurt Schneider

Beitrag: Christian Sepp, Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer

Inhalt

Handwerker sorgen für wirtschaftliche Stabilität

Die selbstbewusste Einstellung des städtischen Handwerkers zu seiner Arbeit - er betrachtet sie als Tugend, nicht mehr als Mühsal und Plage - schafft eine Voraussetzung für das Aufblühen der mittelalterlichen Stadt. Die Arbeit sichert so-zialen Aufstieg, Wohlstand und Ansehen.

Der Zusam-menschluss in Handwerksge-nossenschaf -ten wiederum sorgt für den Erhalt des ein-mal erworbe-nen Wohlstan-des. Die Zu-lassung zum

Gewerbe, die Ausbildung, die Zahl der Lehrlinge, die Überwachung der Preise, der Menge und Qualität der Waren, all diese Dinge regelt die Zunft und unterbindet damit den freien Wettbe-werb.

Der Markt - Handelszentrum und Nachrichtenbörse

Die Märkte in den Städten werden zu wichtigen Umschlagplätzen für handwerkliche Produkte. Der umständliche Tausch von Ware gegen Ware

wird angesichts des vielfältigen Angebots mehr und mehr durch die Bezahlung mit Geld ver-drängt. Die Märkte sind auch ein wichtiger Treff-punkt, um Nachrichten auszutauschen. Nicht sel-ten wird an Markttagen Recht gesprochen, man vollstreckt Urteile. Auch Bader und Schreiber bieten ihre Dienste an.

Der Fernhandel blüht

Das rasche Wachstum der Städte fördert den Fernhan-del. Die Bürger können nicht mehr allein von der Über-schussproduk-ten der nähe-ren Umgebung versorgt werden und stellen darüber hinaus hö-here Ansprüche an die Qualität der Waren. Fern-handelskaufleute schaffen mit Fuhrwerken oder auf Schiffen Waren aus ganz Europa und dem Orient heran. Reis, Zucker, und fremde Gewür-ze, Zinn und Kupfer, Waffen, Seide, Tuch und Pelze verkaufen sie mit Gewinn an reiche Bürger oder Zwischenhändler.

Kaufleute gründen Genossenschaften

Auch die Fernkaufleute schließen sich zu Genos-senschaften, in Norddeutschland zur so genann-ten Hanse zusammen - vor allem, um an den

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Zielorten jeweils Schutz und Handelsrechte ge-nießen zu können. Führende Stadt innerhalb der Hanse ist Lübeck, deren Kaufleute den Ostsee-handel beherrschen. Zur Steigerung ihrer Wirt-schaftsmacht und zur Gewinnmaximierung bau-en die Fernkaufleute eine moderne Handelsorga-nisation auf. Die wichtigsten Kontore sind Brüg-ge, London, Bergen und Nowgorod.

Fakten

Handwerkliche Produktion und Berufsgruppen in der

spätmittelalterlichen Stadt

Handwerkliche Produktion finden wir im Mittelal-ter bereits in den frühstädtischen Siedlungen. Auch nachdem sich die Städte herausgebildet hatten, war man weiterhin auf den Burgen, den Pfalzen und im ländlich-dörflichen Bereich handwerklich tätig. In den Dörfern gab es ein mit landwirtschaftlicher Tätigkeit verbundenes, auf den eigenen Bedarf ausgerichtetes Hausgewer-be, sowie ein Dorfgewerbe, das aber zumeist auf Müller und Schmied beschränkt war. Der Verkauf von überschüssigen Produkten über den Handel bildete die Ausnahme. Kamen entsprechende Bodenschätze vor, so gab es aber auch auf dem Land Exportproduktion in der Form von Glashüt-ten, Töpfereien, Eisengewinnung und -verarbei-tung. Im Spätmittelalter organisierten die Städte die Produktion von Halbfertigwaren auf dem Lan-de. Die Produkte wurden in der Stadt veredelt und über den dortigen Markt abgesetzt.

Bestimmte Handwerke waren in jeder voll ausge-bildeten mittelalterlichen Stadt vertreten, auch in Kleinstädten. Dies betraf v. a. die Nahrungsge-werbe der Bäcker und Fleischer, mit Abständen folgten Weber, Schuhmacher und Schneider, die weitere Grundbedürfnisse des Städters befriedig-ten. Besonders in den mittleren und größeren Städten setzte auch bei diesen Grundgewerben eine Spezialisierung ein. Sie hing ab von Nach-frage und Absatzmöglichkeit und war durch fi-nanzielle und ökonomische Bedingungen von Stadt zu Stadt verschieden. Ein Beispiel ist die Unterscheidung zwischen Weiß- und Semmelbä-ckern und Roggenbäckern, so 1279 in Würzburg belegt. Neben den reichen Schuhmachern, die neue Schuhe herstellten, gab es aber auch die so genannten Altflicker, Schuster im heutigen Sinne. In den meisten mittleren und in den weni-gen größeren Städten existierte eine breite Pa-lette von 60 bis 100 verschiedenen handwerk-lichen Berufen.

Quellenlage

Die Quellen, die über die handwerklichen Berufe Auskunft geben, sind spärlich, denn die schriftli-chen Zeugnisse der hochmittelalterlichen Stadt sagen weit mehr über die Kaufleute aus als über die Handwerker. Dies ändert sich allmählich im Spätmittelalter. Hinzu kommt, dass in der Stadt-geschichtsforschung lange Zeit das Interesse am Handel und den Kaufleuten überwog. Erst in jüngster Zeit hat sich die Mittelalterarchäologie der gewerblichen städtischen Produktion zuge-wandt und archäologische Zeugnisse für hand-werkliche Tätigkeit in den Städten zusammenge-stellt. Gerade für die Anfangsphase der hand-werklichen Tätigkeit in der mittelalterlichen Stadt ergänzt das archäologische Material das geringe Quellenmaterial. Für etliche Städte und Regio-nen ist es unsere einzige Quelle für diesen städ-tischen Wirtschaftszweig.

Durch diese archäologischen Befunde konnten folgende Handwerkszweige in den Städten um 1200 nachgewiesen werden:• Keramik- und Ziegelherstellung• Verarbeitung von Leder, Häuten und Pelzen• Bein- und Holzverarbeitung• Glasherstellung und -verarbeitung• Bernsteinbearbeitung• Salzgewinnung• Chemie und Pharmazie• Nahrungs- und Genussmittel• Textilherstellung• Seilerei• Holzbearbeitung• Schiffbau• Flößerei• Buchbinderei• Metallverarbeitung (Eisen, Edelmetalle, Kup-

fer, Blei und Zink)• Glockengießerei• Bauhandwerk mit Steinmetzen, Dachde-

ckern, Glasern und Kalkverbrennern

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Stadtkernausgrabungen dokumentieren durch Fundgut, das besonders in ehemaligen Fäkalien-gruben und Abfallschächten ans Tageslicht kam, die zahlreichen aus Holz hergestellten Ge-brauchsgegenstände, ferner das Lederhandwerk, die Keramikherstellung, sowie vielfältige Produk-te aus Knochen und Mark. Als Beispiel sei hier die Ausgrabung einer hochmittelalterlichen Kno-chenschnitzerwerkstatt in Erfurt genannt, wo man im Laufe der Grabungen auf Funde von Spielwürfeln, Tausende von Knochensplittern, Würfelstäbe, Knochenrohlinge und gespaltene Röhrenknochen gestoßen ist.

Aber es gibt auch Handwerke, die aus schriftli-chen, bildlichen und anderen Quellen bekannt sind, da man sie archäologisch nicht nachweisen kann. Dazu gehören beispielsweise die Schnei-der, Färber, Pergamenthersteller, Brauer, Bader, Kerzenmacher, Korbmacher, Müller, Tuch- und Seidenmacher sowie die Spiegelmacher. Oder die Handwerker sind uns durch die hergestellten Produkte überliefert, wie die Waffenhersteller.

Schriftliche Aufzeichnungen über die Existenz städtischer Handwerker finden sich z.B. in den ältesten Stadtrechten von Straßburg und Trier aus dem 12. Jahrhundert.

Spezialisierung im Handwerk

Besonders in der Metallverarbeitung kann man im Mittelalter eine sehr hohe Spezialisierung be-obachten. Schmiede, Schlosser, Klempner, Na-delmacher, Drahtzieher, Harnischmacher, Gie-ßer und Kesselmacher stellten eine breite Pro-duktpalette her, die von Messingschalen, Mes-sern und Stecknadeln über Zangen und Ringe bis hin zu Glocken und vielem mehr reichte.

Hoch spezialisiert zeigte sich das Gewerbe in der größten deutschen Stadt, in Köln. Das hing mit der hohen Einwohnerzahl, der günstigen Lage in Bezug auf Rohstoffe im Umland und mit der Ver-kehrssituation zusammen, die über den Handel die Produktion förderte.

An der Spitze stand hier das Text i lgewerbe (das Bild zeigt eine Flachsmüh-le), gefolgt von dem Metallge-werbe und der Leder- und Pelz-v e r a r b e i t u n g .

Auf dem Textilsektor nahm die Wollweberei die führende Position ein, es folgten das Seidenge-werbe mit Weberei, Färberei und Stickerei, die Herstellung von Tirtey (einem Mischgewebe aus Leinen und minderwertiger Wolle), Barchent, Lei-nen und Garn, ferner die textilen Hilfsgewerbe Walkerei und Färberei, in Köln vor allem die Blaufärberei mit Waid und später Indigo.

Noch stärker differenziert war das Kölner Edel-, Eisen- und Buntmetallgewerbe. Allein 43 ver-schiedene Zweige im Schmiedebereich sind überliefert, so gab es extra Grob-, Huf-, Nagel-, Scheren-, Hauben-, Beil-, Messer-, Kessel- und Pfannenschmiede. In dieser Branche arbeiteten weiterhin die Glocken- und Kannengießer, die Kupferschläger, Nadel-, Sporen- und Speerma-cher, die Schwertfeger (für die Feinarbeit an roh geschmiedeten Schwertern) und die Harnisch-macher. Leder- und Pelzverarbeitung teilten sich in Loh- und Weißgerber, Schuhmacher und Schuhflicker, Riemenschneider, Sattler, Beutel- und Taschen-, Gürtel- und Handschuhmacher sowie Kürschner.

Eine Folge dieser Spezialisierung des Hand-werks war eine Erhöhung der Produktion. Der größere Warenausstoß wurde nun nicht mehr al-lein von den produzierenden Handwerkern selbst abgesetzt, sondern von Kaufleuten. Die Speziali-sierung und das durch die Nachfrage bewirkte In-teresse des Handels an so genanntem "Kauf-mannsgut", d.h. an Qualitätsware, garantierten die Güte der handwerklichen Erzeugnisse.

Diese Faktoren förderten und bedingten die An-wendung verbesserter und neuer Produktionsin-strumente. Beispiele sind:• Der horizontale Trittwebstuhl, der die Produk-

tion steigerte, da an ihm mit Händen und Fü-ßen gearbeitet werden konnte - er ist seit dem Ende des 12. Jahrhunderts belegt;

• Walk-, Zwirn-, Flachsbrechmühlen, die mit Wasser betrieben wurden und das

• Handspinnrad (1280 in Speyer belegt).

Schon damals stand man solchen neuen Techni-ken skeptisch gegenüber, wurde doch befürchtet, dass sie einzelne Handwerksgruppen überflüssig und brotlos machen könnten. Aus diesem Grund verbot z.B. der Kölner Stadtrat die Einführung der vielspindeligen Seidenzwirnmühle aus Luc-ca. Technische Fortschritte in der Metallbranche sind der Schraubstock, die Wippendrehbank, die Drahtziehmaschine und die Drahtzieh- und Schleifmühle, die mit Wasserkraft angetrieben wurde. Da die Anschaffung technischer Neuerun-

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gen meist die Finanzkraft des einzelnen Hand-werkers überstieg, waren Textil- und Metallpro-duktion diejenigen Bereiche im mittelalterlichen Handwerk, in die zuerst und bald massiv Kauf-leute mit ihrem Handelskapital als Verleger ein-stiegen.

Vorhandene Rohstoffe, traditionelle und geogra-phische Gründe sind dafür verantwortlich, dass einige Handwerke in manchen Gegenden und Städten besonders stark vertreten waren. So in Esslingen die Küfer und Fassbinder (Böttcher), was mit dem dortigen Weinanbau und -handel zu tun hat. In denen der Küste nahen Hansestädten trifft dies auf die Reepschläger (die Schiffsseile herstellten) und die Böttcher zu, welche die für den hanseatischen Heringshandel benötigten Tonnen zum Einsalzen anfertigten.

Produktionsbedingungen

Der städtische Handwerker arbeitete in seiner Werkstatt meist nur mit Familienangehörigen zu-sammen. Die Anzahl der bei einem Meister täti-gen Gesellen und Lehrlinge konnte erheblich schwanken.

Eine Haushaltsliste aus Basel vom Jahre 1446 überliefert uns die Haushaltsgröße von 107 Schmiedemeistern. An der Spitze stehen dabei Zweipersonenhaushalte, also Meister und Frau mit 35%, gefolgt von den Dreipersonenhaushal-ten mit 24% und den Vierpersonenhaushalten mit 21%. Dabei kann man die Bedeutung der Mitarbeit der Familienangehörigen daran able-sen, dass sich nur 5 Gesellen, 2 Lehrlinge und 3 Mägde auf die 26 Dreipersonenhaushalte verteil-ten.

Die Produktionsinstrumente waren Eigentum des Meisters, dies kann daraus erschlossen werden, dass sie per Testament weitervererbt werden konnten. Die Produktionsstätten waren hingegen

oft im Gemeinbesitz der Zünfte oder es handelte sich um das Privateigentum des Stadtrates, ein-zelner Ratsherren und Kaufleute, die sie an die Zünftler vermieteten. Das betraf Walkmühlen, Backhäuser, Schmieden und in besonders star-kem Maße Verkaufsbuden und -stände. Werk-statt und Wohnhaus gehörten vielfach dem Handwerker, waren allerdings oft belastet. In den Hamburger Stadtbüchern werden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts 324 Handwerker erwähnt, die 241 Häuser besaßen; von den 22 Böttchern besaßen 21 - also fast ein jeder - sein eigenes Haus, während von den acht Zimmerleuten nur drei ein Haus besaßen.

Andere Handwerker wohnten zur Miete, Mietver-hältnisse waren in den spätmittelalterlichen Städ-ten weit verbreitet, in Regensburg wohnten sie-ben bis acht Mietparteien in einem Haus. War die Stadt am Zuzug von weiteren Handwerkern interessiert, wurden oftmals Mietshäuser neu er-richtet, wie z.B. 1488 in Nürnberg für Barchent-weber aus Augsburg.

Aus den Testamenten der Handwerker ist aber auch noch mehr abzulesen: Die meisten Hand-werker betrieben neben ihrem Handwerk auch Ackerbau und Viehzucht in Gärten und auf Land-stücken in und vor der Stadt. Allerdings lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass die Handwerks-familien sich mit den Lebensmitteln aus diesem Anbau alleine versorgen konnten.

Mit dem Wohnhaus verbunden war meist die Werkstatt, wo der Handwerker auf Bestellung und für den freien Verkauf herstellte. Die Waren wurden entweder direkt von zu Hause aus ver-kauft oder auf dem Marktplatz. Rat und Zünfte der Stadt waren dabei daran interessiert, dass die Handwerkserzeugnisse an einzelnen Punkten in der Stadt konzentriert verkauft wurden, denn so erhoffte man sich eine bessere Kontrolle von Qualität und Quantität der Produkte, sowie der Preise.

Betrachtet man sich spätmittelalterliche Straßen-namen, hinter denen sich Berufsbezeichnungen verbergen (wie Gerbergasse, Webergasse), so lässt sich daraus schließen, dass die Handwerker straßenweise nach Berufen geschieden in der spätmittelalterlichen Stadt wohnten und arbeite-ten. Besondere Voraussetzungen bei der Produk-tion oder Begleiterscheinungen eines Handwerks konnten dazu führen, dass sich alle Meister in ei-ner Straße oder an einer Ecke der Stadt konzen-trierten. Dies betraf z.B. Färber und Gerber, die auf fließendes Wasser für ihre Produktion ange-wiesen waren und deshalb - von der Geruchsbe-

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lästigung einmal abgesehen - nicht verstreut über die ganze Stadt ansässig sein konnten.

Geruchs- und Lärmbelästigung sowie Brand-gefahr konnten Gründe für die Ansiedlung z.B. der Fassbinder (Böttcher), Fettmenger und Schmiede an einer Stelle der Stadt sein; solche Handwerker erhielten vom Rat auch Auflagen, so z.B. dafür zu sorgen, dass der Rauch die Anwoh-ner nicht störe. So durften etwa Kesselmacher und Töpfer in der Stadt wohnen, ihre Schmieden und Brennöfen aber nur in den Vorstädten betrei-ben. 1477 mussten sich die Kerzenmacher in Lü-beck wegen Brandgefahr und "dorch stankes wil-len" vor den Toren der Stadt niederlassen. Auch geringeres soziales Ansehen wie bei den Badern und den Leinenwebern konnte Ursache dafür sein, dass Handwerke in bestimmte Gegenden der Stadt abgedrängt wurden.

Das Zunftwesen in den spätmittelalterlichen Städten

Definition

Bei einer Zunft handelt es sich um den genos-senschaftlichen Zusammenschluss der kleineren städtischen Warenproduzenten (Handwerker und anderen Gewerbetreibenden, z.B. Kleinhändler) zur Regelung und Wahrnehmung von wirtschaft-lichen, sozialen, politischen, karitativen, religi-ösen, rechtlichen, militärischen, gesellschaftli-chen und kulturellen Interessen und Funktionen. Im Spätmittelalter war die Zunft die Organisati-onsform des städtischen Handwerks, fast in allen Städten existierten Zünfte.

Einer Zunft gehörten jeweils die Meister mit den Gesellen und Lehrlingen eines einzelnen Hand-werks oder einer Gruppe von verwandten Hand-werks- und Gewerbezweigen an. Diese nannte man die "zünftigen" Handwerke. Andere Begriffe,

die für die Vereinigung von Handwerkern in den Quellen auftauchen, sind Gilde, Amt, Innung, Ze-che, Bruderschaft, Gesellschaft u.ä.

Entstehung

Für den Begriff Zunft stammen die ältesten Bele-ge aus Basler Urkunden von 1226 für die Kürschner und von 1247 für die Bauleute, Fass-binder und Wagner. Hier ist die Rede von einer confraternitas (Bruderschaft), die in der Um-gangssprache zhunft hieß. Die Zunft als Instituti-on ist allerdings schon älter als ihr Name; schon die Fischhändler in Worms hatten sich zu einer Zunft zusammengeschlossen (1106). Frühe uns überlieferte Urkunden stammen von der Zunft der Schuhmacher in Würzburg (1128) und der Bettenziechen (Bettbezug-)Weber in Köln (1149), denen noch im 12. Jahrhundert Zünfte der Schuster (nach 1152) und Schilderer in Mag-deburg, der Tuchmacher (1175) in Mainz und der Drechsler (1179/82) in Köln folgten. Für Zunft wurden hierbei die Ausdrücke fraternitas oder consortium gebraucht; es finden sich schon eini-ge Elemente, die später für die Zünfte charakte-ristisch werden sollten, wie der Zunftzwang.

Zunftzwang

Der Zunftzwang ist ein wesentliches Element der städtischen Handwerkergenossenschaften. Ziel des Zunftzwanges war es, die kleineren Produ-zenten zu schützen und ihnen ausreichend Nah-rung zu sichern, indem nur Zunftmitglieder zum Handwerksbetrieb zugelassen wurden. Die Kon-kurrenz innerhalb und außerhalb der Stadt wurde so ausgeschaltet oder doch wenigstens einge-schränkt. Der Zunftzwang war v.a. gegen die Konkurrenz der Handwerker auf dem Lande und der nichtzünftigen Stadthandwerker, der soge-nannten "Bönhasen", Störer und Pfuscher, ge-richtet. Bönhasen arbeiteten, um die Vorschriften der Zünfte zu umgehen, auf dem Boden (bön) ei-nes Hauses; Störer arbeiteten im Haushalt der Kunden im Stücklohn. Die oben erwähnte Urkun-de für die Kölner Bettziechenweber belegt schon diesen Zunftzwang: Alle mit der Bettziechenwe-berei befassten Weber, die im Stadtgebiet leben, sollen sich anschließen oder - wenn sie dies nicht wollen - zum Beitritt gezwungen werden.

Organisation

Die Leitung der Zünfte hatten die Zunftmeister inne. In der Anfangszeit der Zünfte wurden diese oft von den Ratsherren der Stadt bestellt, später dann wählten die Mitglieder der Zünfte ihre Meis-

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ter selber. In der Regel war der Zunftmeister Mit-glied der von ihm geleiteten Zunft; manchmal standen aber auch Ratsherren und Kaufleute an der Spitze der Zünfte.

Unterschiede bei der Organisation der Zünfte von Stadt zu Stadt zeigen sich schon in den - oben bereits erwähnten - Urkunden von 1128 und 1149. Im Falle der Schuhmacher in Würz-burg genehmigte der bischöfliche Stadtherr die Zunft; auch in anderen Bischofsstädten des 12. Jahrhunderts waren die Handwerker eng an den Bischof gebunden. In Köln hingegen erscheinen einige Weber als Gründer ihrer Zunft; ihr Zusam-menschluss wurde durch die städtischen Organe anerkannt. Darin kommt eine mit der Zeit noch wachsende genossenschaftliche Eigenverantwor-tung der Handwerker zum Ausdruck, die sich in innerer Autonomie, selbständiger Gerichtsbar-keit, Wahl und Kompetenz ihrer Organe zeigte (so genannte Zunftautonomie). So war bei-spielsweise bei Streitigkeiten unter den Meistern oder bei Verstößen gegen die Satzungen der Zünfte eine Art innere Gerichtsbarkeit zuständig.

Im Allgemeinen bildeten sich selbst in Kleinstäd-ten Handwerkerzünfte. Waren nicht genügend Meister in einem Handwerk tätig, schlossen sich verwandte Zweige zu einer Großzunft zusam-men. Deshalb ist die Zahl der Zünfte selten mit der Zahl der in den Städten ausgeübten Hand-werksarten identisch. Aber nicht nur die Hand-werker waren in Zünften zusammengeschlossen, sondern auch mit Acker-, Garten- und Weinbau beschäftigte Städter konnten eine Zunft gründen. In vielen Städten bildeten Krämer und andere im Kleinhandel tätige Bürger Zünfte. Allerdings wa-ren die Gewerbe, die im Spätmittelalter neu auf-gekommen sind, nie zunftmäßig organisiert.

Zunftmitgliedschaft

Um Mitglied in einer Zunft werden zu können, mussten allerdings einige Bedingungen erfüllt werden:

An erster Stelle stand die Erwerbung des Bür-gerrechts. Bei diesem Vorgang musste der Handwerksmeister einen Eid schwören (Bürge-reid), mit dem er sich dem Regiment des Stadt-rates unterwarf.

Bei der Aufnahme in die Zunft musste ein be-stimmtes Vermögen nachgewiesen und Gebüh-ren entrichtet werden. Die Gebühren konnten in Geld, Wachs oder Wein gezahlt werden. Das Geld floss teils in die Zunftkasse, teils ging es an

den Stadtherren und/oder an den Stadtrat. Wachs brauchten die Zünfte für ihre Altäre, Pro-zessionen und Begräbnisse, denn die Handwer-kerzünfte verstanden sich als kirchliche Bruder-schaften. Der Wein wurde gemeinsam in der Zunftstube verzehrt.

Ein neu aufzunehmendes Zunftmitglied musste über einen guten Leumund verfügen. Dazu ge-hörte eine eheliche Geburt von ehrlichen Eltern. Wer in Köln z.B. Mitglied der Kistenmacherzunft werden wollte, musste von dort wo er gearbeitet hatte "einen Brief beibringen (...), dass er ein un-bescholtener Mann sei". Zu den unehrlichen Be-rufen der Eltern, die einen Bewerber von der Zunft ausschlossen, konnten Müller, Zöllner, Lei-nenweber, Bader, Schäfer, Schankwirte und Spielleute gehören. Allerdings schwankte die Auffassung, was ein unehrlicher Beruf sei oder nicht, von Stadt zu Stadt.

In den gemischten deutsch-slawischen Gebieten kam der sogenannte Wendenparagraph hinzu: der neue Zunftgenosse musste deutscher Ab-stammung sein, "rechter deutscher Art", wie es in den Quellen heißt.

Wichtigste berufliche Voraussetzung war die handwerkliche Qualifikation (das Bild zeigt die Arbeit eines Goldschmiedes), die als Geselle er-worben worden war. Ihr Ausweis war das Meis-terstück. Natürlich war dies von Handwerk zu Handwerk unterschiedlich: So mussten die Bäckergesellen "vor des Meisters Ofen backen, damit man sieht, ob er sein Handwerk kann". Gürtler (Riemenschneider) hatten je einen Frau-en- und Männergürtel aus festgelegtem Material mit besonderen Schnallen, Spangen und Verzie-rungen anzufertigen. Tischler und Kistler hatten einen Schreibtisch als Meisterstück anzufertigen usw. Die Meisterstücke variierten je nach Zunft-verordnung.

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Hinzu kamen andere Traditionen, wie beispiels-weise diese, dass ein neues Mitglied ein aufwen-diges Essen oder wenigstens ein Frühstück für die Runde der Meister auszurichten hatte. Auch musste sich der Handwerksmeister im Besitz ei-ner Waffe befinden; auf diese Weise sicherten sich die Städte eine bewaffnete Bürgerwehr für Notzeiten. Denn zum Schutz der Stadtmauern und für Nachtwachen konnten die Handwerker mit Hilfe der Zunftorganisation aufgebracht wer-den.

Zunftstatuten

In den Zunftstatuten wurde das wirtschaftliche Leben geregelt. Die Arbeitszeit, der Zugang zum Handwerk, die Zulassung zur Meisterprüfung, das Verhältnis der Meister, Gesellen und Lehrlin-ge untereinander, die Rechte und Pflichten der einzelnen Zunftangehörigen, schließlich die Sor-ge für einwandfreie Rohstoffe und für die Quali-tät der Verarbeitung, die Preisgestaltung und die Regelung des Wettbewerbs wurden in den Statu-ten genossenschaftlich festgelegt. Ziel der Statu-ten war es, allen Meistern einer Zunft gleiche Chancen für Produktion und Absatz ihrer Waren zu gewährleisten. Preis- und Lohnfestsetzungen sollten den Gewinn der Handwerker möglichst auf gleicher Höhe halten, aber vor allem den Kunden und Käufer vor finanzieller Ausplünde-rung schützen und die Versorgung der städti-schen Bevölkerung gewährleisten. "Gerechter Preis" für den Verbraucher und "rechte Nahrung" für den zünftigen Handwerker - das waren die Devisen mittelalterlicher städtischer Wirtschafts-politik. Sie schlossen vom Ansatz her Konkur-renz, Wettbewerb und Risiko aus.

Die Zunftstatuten konnten die vielfältigsten Vor-schriften enthalten. So mussten in Berlin die Flei-scher ihre Verkaufsstände vierteljährlich unter sich verlosen, um durch den Wechsel von güns-tigen und weniger günstig gelegenen Läden nicht ständig bevorteilt oder benachteiligt zu sein. In vielen Zünften setzte man die Zahl der pro Meis-ter zugelassenen Gesellen und Lehrlinge fest, in anderen auch die Anzahl der Produktionsinstru-mente, etwa der Webstühle pro Werkstatt.

Wie sah nun die Realität aus?

Trotz der vielen Vorschriften sind die Quellen voll von Beschwerden über Betrug am Kunden durch falsche Gewichte, überhöhte Preise oder mindere Qualität. Die Stadträte versuchten dem entgegenzuwirken und die Interessen der Käufer und Kaufleute an Qualitätsware zu wahren.

So setzte der Rat der Stadt Speyer "Warenbeschauer" ein, die aus dem Handwerk und dem Rat stamm-ten, und Gewicht, Länge, Breite und Rohstof f zusam -mensetzung der Tuche prüfen soll-te. Nur unbean-

standete Tuche wurden versiegelt und in den Mühlen zum Walken abgenommen. Verfälschtes Tuch hingegen wurde vernichtet. Auch in Berlin wurden beanstandete Tuche verbrannt, in Nürn-berg mussten Gürtel, die der Prüfung nicht standgehalten hatten, zerschnitten werden. Wenn die in Berlin von den obersten Zunftmeis-tern und Ratsherren jeden Mittwoch und Sonntag angesagte Brotschau zu Beanstandungen führte, wurde alles vorhandene Brot beschlagnahmt und in die Armenhäuser der Stadt gebracht. In Leip-zig wurde als zu klein oder teuer empfundenes Brot an die Insassen des Spitals verteilt.

Damit auch die des Lesens unkundigen Bürger der Stadt Freiburg die Einhaltung der Vorschrif-ten prüfen konnten, waren an dem Münster der Stadt die Umrisse verschiedener Brote und Sem-meln angebracht.

Um den Zusammenhalt innerhalb der Zünfte zu festigen, nahmen auch Geselligkeit und Fürsor-ge eine wichtige Stellung ein. In Zunftstuben und Zunftsälen - je nach Reichtum der Zünfte - fand ein umfangreiches geselliges Leben statt, dass oft minutiös reglementiert war. In Not geratenen Handwerkern wurde durch Kredite aus der Zunft-kasse geholfen, die sich aus den Aufnahmege-bühren und den Geldstrafen speiste. Auch kam die Zunft für die Begräbnisse verarmter Meister auf.

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Krise und Abstieg

Die gesamtwirtschaftliche Krise des Handwerks im 15. Jahrhundert konnte durch die Zunftorgani-sation nicht abgewendet werden. Versuche, Ge-genmaßnahmen zu ergreifen, sind die Bildung von überregionalen Zunftbünden und die Verein-heitlichung der Zunftstatuten in den Territorien.

Mehr als diese Versuche bewirkte die neue Wirt-schaftsform des Verlagssystems, welches die en-gen Grenzen der Zunftstatuten auflöste und eine Kooperation des produzierenden Gewerbes mit dem Kaufmannsstand herbeiführen sollte. Ver-bunden mit dieser Krise war ein wachsender Wettbewerb, der die Zünfte veranlasste, ihre Be-stimmungen über Zulassung zur Ausbildung zu verschärfen. Im Allgemeinen wurden nun nur mehr Meistersöhne zugelassen, so dass man im 15. Jahrhundert für die Handwerksbetriebe prak-tisch von einem Numerus clausus sprechen kann.

Bewertung

Zunft und Handwerk eröffneten einer breiten Schicht von Städtern mehr als nur Existenzbe-dingungen: ökonomische Sicherheit, kulturelle Identität, politische Aktivität, sozialen Schutz, re-ligiöse Gemeinschaft, Kommunikation, berufliche Bildung, handwerkliche Erfahrung und Tradition.

Die Entwicklung des Handels im Mittelalter

Der Handel war für die mittelalterliche Bevölke-rung stets von großer Bedeutung. Ein wichtiger Einschnitt in der Entwicklung des Handels ist im 12. Jahrhundert festzustellen, in der Zeit der großen Städtegründungen. Vor dem 12. Jahrhun-

dert haben wir es überwiegend mit Fernhandel zu tun - mit dem Austausch von Luxusgütern über große Entfernungen, ins Werk gesetzt von Kaufleuten, die mit ihren Waren in Karawanen durch die Länder zogen. Danach kam der Handel von Massengütern hinzu und der Kaufmann saß nun in einem städtischen Kontor, von dem aus er rechnend und schreibend seine Vertreter aus-sandte.

Der frühmittelalterliche Handel setzte unmittel-bar den Handel des Altertums fort. Es bleibt ins-besondere der Sklavenexport aus Nordeuropa in den Süden, wobei sich das Herkunftsgebiet allmählich nach Osten verschiebt, in die später christianisierten slawischen Länder, für die das von der Kirche durchgesetzte Verbot des Han-dels mit christlichen Sklaven einstweilen nicht galt. Infolgedessen wurde in der deutschen eben-so wie in den meisten europäischen Sprachen von der Volksbezeichnung Slawe das Wort Skla-ve abgeleitet.

Kontinuität gab es aber nicht nur bei den Waren, die gehandelt wurden, sondern auch bei den Händlern. In der Spätantike lag ebenso wie im frühen Mittelalter der Mitteleuropa durchziehende Handel zu einem wesentlichen Teil in den Hän-den von jüdischen und orientalischen Kauf-leuten. Außerdem beteiligten sich am Waren-austausch die Wikinger, Franken und Slawen. Besonders erwähnenswert sind auch noch die friesischen Kaufleute, deren Handel ("Friesen-handel") bis weit in das Binnenland hinein reich-te.

Diese Händler reisten, aber sie waren dennoch nicht ohne Wohnsitz ständig unterwegs. Sie wohnten vielmehr an besonderen, verkehrsgüns-tig gelegenen Orten wie Dorestad oder Haitabu bzw. an anderen Orten wo es stadtartige Sied-lungen gab, z.B. bei den Residenzen der Bischö-fe. Die jüdischen Kaufleute in Köln und Mainz

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hatten ein eigenes Viertel, ebenso wie die friesi-schen in Worms im 9. Jahrhundert.

In erster Linie wurden Luxusgüter ausgetauscht. Aus dem Norden kamen Bernstein, Wachs und Honig, in umgekehrter Richtung wurden Edelme-talle, Waffen, Seide und Brokat, Wein und Ge-würze gehandelt. Hinzu kam das Salz, das schon kein Luxusgut mehr war; es wurde im frühen Mit-telalter aus der Salzburger Gegend nach Norden gebracht. Einige dieser Güter kamen von weit-her, vor allem die Gewürze. Sie waren geradezu das klassische Handelsgut nicht nur des frühen Mittelalters, sondern des gesamten Mittelalters überhaupt (nur so ist auch der Spottname "Pfef-fersack" für den Kaufmann verständlich). Aber der Pfeffer war nur eines der gehandelten Ge-würze, auch Zimt und Mandeln und manche an-deren Zutaten unseres Weihnachtsgebäcks wä-ren zu nennen

Im hohen und späten Mittelalter kamen noch andere Handelswaren hinzu. Neben den luxuri-ösen Textilien wurden auch Textilien für den täg-lichen Gebrauch gehandelt: Wolltuche, Leinen-gewebe und Barchent. Insbesondere der hansi-sche Ostseehandel ist ein Handel mit Massen-gütern, darunter auch mit Getreide und nicht zu-letzt mit konservierten Fischen.

Die hansischen Kaufleute konnten mit diesen Massengütern handeln, weil sie ihre Ware auf Schiffen transportierten. Wer dagegen Waren von Venedig nach Regensburg bringen wollte, der hatte zu berücksichtigen, dass seine Ware von Maultieren über die Pässe getragen oder auf kleinen Karren gezogen werden mussten. Denn die Landwege im 15. Jahrhundert waren nicht weniger beschwerlich als im frühen Mittelalter.

Befestigte Straßen gab es auch jetzt nicht, so dass die Wagen stets in der Gefahr waren umzu-stürzen. Die hansischen Kaufleute hatten dem-gegenüber nicht nur ein Schiff, sondern sogar eine Art Frachter, die bauchige Kogge mit erheb-lich mehr Fassungskraft als die schmalen Wikin-gerschiffe gehabt hatten.

Die hansischen Kaufleute und ihre süddeutschen und südeuropäischen Berufsgenossen unter-schieden sich von ihren frühmittelalterlichen Vor-gängern auch dadurch, dass sie ihre Waren nicht mehr begleiteten, sondern den Handel vom hei-mischen Kontor aus dirigierten, durch die Aus-sendung von Vertretern - sie wurden meist Fak-toren genannt - durch geschriebenen Anweisun-gen an diese und durch die schriftliche Abrech-

nung mit ihnen nach Abschluss des Geschäftes. Die Kaufleute hielten einen wachsenden Teil ih-rer Transaktionen schriftlich fest, sie begannen Buch zu führen. Das war zunächst nicht mehr als ein Notieren von Schuld, Schuldner und Ver-handlungstermin, das aber schnell zu grundsätz-lichen Änderungen im Handel führte: zur Ver-rechnung der Schulden gegeneinander, d.h. zum bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Die Aufzeichnung aller wesentlichen Geschäfts-vorgänge, also die Führung eines Hauptbuches - es bildet heute noch den Kern jeder kaufmänni-schen Buchhaltung - und die Verzeichnung der einzelnen Vorgänge nicht hintereinander, son-dern nach Geschäftspartnern geordnet, d.h. auf Konten, war in Italien seit dem 15. Jahrhundert üblich. Damit konnte der Kaufmann jederzeit sei-ne zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwarten-de Liquidität abschätzen. Und er konnte das noch besser, wenn er nicht nur Zahlungen und Kreditaufnahme notierte, nicht nur Geld-, son-dern auch Warenkonten führte. Jeder Geschäfts-gang wurde also zweimal notiert - der Kauf eines Ballens Baumwolle wurde nicht nur als Geldaus-gabe verbucht, sondern auch als Vermehrung des Warenbestandes Baumwolle und beim Ver-kauf dann umgekehrt.

Der Effekt dieser - wie alle anderen modernen kaufmännischen Techniken in Italien entwickel-ten - doppelten Buchführung ist die Bilanz, also die Möglichkeit, sich jederzeit eine Übersicht über Geld- und Warenbestände zu verschaffen. Das früheste deutsche Zeugnis hierfür stammt aus dem Jahre 1484: die Bilanz des Nürnberger Kaufmanns Langhans Tucher. Außerdem wusste der Kaufmann des späten Mittelalters die Risiken des Handels durch Teilhaber-Geschäfte zu redu-zieren, verstand seine Gewinnchancen durch Kartell-Absprachen und im günstigsten Falle so-gar durch Monopolstellung zu steigern und schuf sich Sicherheit dadurch, dass er einen Teil seiner Gewinne in Grundbesitz anlegte.

Von der Lebenswelt eines reichen Kölner Bür-gers und von dem, was ein spätmittelalterlicher Händler täglich brauchte, gewinnt man einen Eindruck anhand der "Asservaten", die vom Köl-ner Rat nach der Hinrichtung des Finanzagenten und Bürgers Hermann von Goch (1398) aufgeho-ben wurden. Es handelt sich dabei um die Ge-genstände, die er an seinem Gürtel trug: neben mehreren Beuteln zur Aufbewahrung der ver-schiedenen Münzen findet sich auch ein Probier-stein, mit dessen Hilfe man versuchte, echte von falschen Münzen zu unterscheiden.

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Denn zur täglichen Wirklichkeit eines Kaufman-nes gehörte die Auseinandersetzung mit frem-den und falschen Münzen.

Einfachere Formen des Handels und der Buch-führung zeigt das Hauptbuch der Regensburger Handelsfamilie der Runtinger aus den Jahren 1383 bis 1407, des einzigen deutschen komplett erhaltenen Kaufmannsbuches aus dieser Zeit, das den Warenverkehr von Venedig nach Re-gensburg und von dort weiter nach Osteuropa und damit die für den Nordsüdhandel charakte-ristischen Verkehrsformen zeigt. Die Runtinger kauften in Venedig die Waren aus dem Orient und Italien dort ein, wo auch ihre Landsleute kau-fen bzw. gezwungen waren zu kaufen: im Fonda-co dei Tedeschi, einer Art Hotel, aber vor allem einer Einrichtung, die es der Republik Venedig erlaubte, den Handel zu kontrollieren und Ge-bühren von ihm abzuschöpfen.

Entsprechende Einrichtungen gab es überall: im hansischen Bereich etwa den Peterhof in Now-gorod oder die Deutsche Brücke in Bergen - Niederlassungen, die den Kaufleuten Schutz bie-ten, aber auch den einheimischen Händler vor Konkurrenz schützen. Denn der deutsche Kauf-

mann kommt nicht weiter als bis nach Venedig bzw. im Nordosten bis nach Nowgorod.

Vor allem aber erlauben Handelszentren wie der Fondaco oder der Peterhof es den jeweiligen po-litischen Gewalten, vom Handel zu profitieren. Ebenso wie Gewerbefreiheit ist auch der Frei-handel dem Mittelalter fremd. Der Handel ist streng reguliert und eine der wichtigsten Einnah-mequellen jener Machthaber, durch deren Herr-schaftsbereich seine Straßen führen. An den Straßen und Wasserwegen reiht sich Zollstelle an Zollstelle. Im Gegenzug waren die Machtha-ber für die Wegesicherheit verantwortlich, aber es kann kaum Zweifel daran bestehen, dass die Einnahmen aus den Zöllen höher lagen als die Ausgaben, die dem Zoll-Berechtigten aus dem Schutz des Handels erwuchsen.

Und in den Städten herrscht das Stapelrecht: ein Kaufmann ist bei Passierung solcher Orte ge-nötigt, seine Ware eine bestimmte Zeit zum Ver-kauf anzubieten. Wenn dazu - wie meistens - der sogenannte Gasthandel verboten ist, d.h. wenn der Kaufmann am Stapelort nur mit einem Kauf-mann aus dieser Stadt Handel treiben kann, dann hat das zur Folge, dass der fremde Kauf-mann über diesen Handelsplatz nicht hinaus-kommt und dass ein einheimischer Händler die Waren weitervertreibt. Köln ist nicht zuletzt durch seinen Stapel groß geworden.

Was die Vertreter der Runtinger auf ihren Han-delswegen nach Norden bringen, ist ihnen meis-tens vorgeschrieben. Ein halber Zentner Rosi-nen, ein Zuckerhut, sechs Pfund grüner Ingwer usw. - so steht es in ihren Instruktionen. Manch-mal heißt es auch, sie sollten kaufen, was am günstigsten sei - der Handel dieser Firma ist wie der Handel dieser Zeit auch sonst im allgemei-nen nicht auf bestimmte Warengattungen spe-zialisiert, sondern im Kern Gelegenheitshandel. Dem entspricht auch die Firmenverfassung. Bei den Runtingern sind Vater und Sohn durch Jahre hindurch fest verbunden, aber es begegnet auch die für die Zeit typische kurzfristige Verbindung mehrerer für das einzelne Geschäft. Im Falle der Runtinger sind es die Vertreter der Firma, die Faktoren, die sich an einzelnen Geschäften mit einer Kapitalanlage beteiligen, und auch das ist durchaus charakteristisch für das ausgehende Mittelalter. Das Handelskapital ist nicht in der Hand einiger weniger, sondern breit gestreut.

So kaufte im Jahre 1501 der berühmte Lübecker Bildschnitzer Bernd Notke eine Ladung Kupfer in Stockholm, um sie auf eigenes Risiko nach Lü-

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beck zu bringen und dort verkaufen zu lassen. Sein nicht weniger bekannter Nürnberger Kollege Veit Stoß macht es ebenso - mit Verlust übrigens -, und viele Unbekannte desgleichen. Wenn die Sozialstruktur in den Handelsstädten ausgegli-chener war als in den reinen Gewerbestädten, dann hing das sicherlich mit diesen Möglichkei-ten zusammen, sich auch mit wenig Geld am Handel zu beteiligen.

Die Hanse

Hanse ist wie Gilde die Bezeichnung für eine, oft durch die Leistung eines Eides zusammengehal-tene Genossenschaft von Kaufleuten, die sich auf weiträumigen Handelsreisen zu gegenseitiger Unterstützung zusammenschlossen.

Die älteste bekannte Hanse deutscher Kaufleu-te ist die der Kölner Englandfahrer, der auch Händler aus anderen niederrheinischen Städten angehörten. Um 1157 nimmt der englische König Heinrich II. ihr Haus in London, die "Gildehalle", in seinen Schutz, befreit die Händler von höhe-ren Abgaben und gewährt günstige Bedingungen für den Verkauf von Wein. 1194 gestattete Hein-richs Sohn Richard I. Löwenherz den freien Ver-kauf und Marktbesuch im ganzen Land.

Als Fernhändler aus den deutschen Ostsee-städten im 13. Jahrhundert in England erschie-nen und dort in Konkurrenz zu den Kölner Kauf-leuten traten, auch Zollfreiheit und Schutz durch den englischen König erhielten, und sich 1281 mit der niederrheinisch-kölnischen Hanse zur ge-meinsamen Deutschen Hanse in London zusam-menschlossen, hatten sie schon eine fast hun-dertjährige Erfahrung im Aufbau eines Handels-systems hinter sich.

Mit Rückhalt an den im Zuge der Ostexpansion an der Ostseeküste und in ihrem Hinterland ent-standenen Städten - die Neugründung Lübecks 1143 bzw. 1158/59 und die Gründung der Neu-stadt Hamburg zwischen 1186 und 1196 als rechtselbischer Seehafen markieren hier wichtige Punkte - drangen die deutschen Kaufleute auf ih-ren Handelsreisen zunächst auf die Ostseeinsel Gotland vor. Sie nannten sich "Genossenschaft der Gotland besuchenden Kaufleute des Römi-sches Reiches" und hatten ihr Zentrum in der Marienkirche in Visby auf Gotland. Von hier aus gingen die Handelsreisen weiter nach Schweden, Livland und nach Nowgorod, dem zentralen Markt für Waren aus dem russischen Hinterland, wo die Hansekaufleute im Peterhof eine eigene

Niederlassung fanden. In Nowgorod diente die Kaufmannskirche zu St. Peter zugleich als Got-teshaus und Warenlager. Ähnliche Niederlassun-gen finden sich im norwegischen Bergen ("Deut-sche Brücke") und im flandrischen Brügge. Auch mit Dänemark standen die deutschen Kaufleute in regem Handelsverkehr - hier war es v.a. der Hering, der mit Salz aus Lüneburger Salinen haltbargemacht, besonderen Profit versprach, denn mit dieser begehrten Fastenspeise verfüg-ten die hansischen Fernhändler über eines der bedeutendsten Handelsgüter im Mittelalter.

Mit dem Vordringen hansischer Kaufleute über Lübeck und Hamburg nach Brügge und anderen Städten Flanderns und nach England in der zwei-ten Hälfte des 13. Jahrhunderts schloss sich der Kreis des hansischen Handelssystems. Daraus entwickelte sich Mitte des 14. Jahrhunderts die Deutsche Hanse; sie war nicht mehr ein Bund von Kaufherren, sondern ein Städtebund, dem unter der Führung von Lübeck, Hamburg und Köln in ihrer Blütezeit im 14. und 15. Jahrhun-dert mehr als 100 Städte in lockerer Organisati-onsform angehörten. Hamburg als Nordseeha-fen, Lübeck als wichtigster Hafen an der Ostsee kooperierten in der Führung des Bundes und speziell in dessen wendischem Viertel, neben dem es noch ein preußisches Viertel (Danzig), ein sächsisches Viertel (Braunschweig), ein west-fälisch-niederrheinisches Viertel (Köln) und einen Zusammenschluss der Städte des Ordenslandes mit den hansischen Gründungsstädten Riga, Re-val und Dorpat an der Spitze gab. Im Norwegen-handel mit dem Kontor in Bergen hatten Bremen eine wichtige Stellung.

Das hansische Handelssystem beruhte auf dem Austausch von Waren zwischen Ost- und Westeuropa, die überwiegend auf dem Seeweg transportiert wurden. Neben Salz und Hering wa-ren hansische Handelsgüter Eisen und Kupfer

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aus Schweden, Fisch aus Norwegen, Getreide, Mehl, Malz und Bier aus Pommern, Mecklenburg und Brandenburg, flandrische Tuche, englische Wolle, Kupfer, Blei und Zinn aus dem Harz, Pel-ze, Wachs und Leder aus russischen Gebieten, Holz, Flachs, Bernstein und zunehmend auch Getreide aus Polen und Preußen, Wein vom Rhein, Metallerzeugnisse aus rheinischen und westfälischen Städten, später Meeressalz, das Baiensalz von der französischen Westküste (nach der Bai von Bourgneuf benannt) und aus Portugal.

Die hansischen Kaufleute vermittelten diese Handelsgüter zwischen Ost-, West- und Nordeu-ropa, ja es gelang ihnen, für Jahrhunderte ein Monopol auf diesen Zwischenhandel zu erlan-gen und die einheimischen Kaufleute aus ihm zu verdrängen oder fernzuhalten. Wodurch die han-sischen Kaufleute diese Monopolstellung errin-gen und so lange halten konnten, ist in der histo-rischen Forschung noch nicht eindeutig geklärt.

Lange Zeit sah man in der Überle-genheit der Kogge die wesentl iche U r s a c h e . Doch jüngst wurde Zwei-fel an der

schiffbautechnischen Überlegenheit der Kogge und damit der Hanse gegenüber dem nordeuro-päischen Schiffbau geäußert angemeldet, denn dieser Schiffstypus stehe in einer bis Jahrhun-derte vor der Zeitrechnung reichenden Tradition der Schiffsbautechnik; außerdem wird auf den Widerspruch verwiesen, dass der Niedergang der Hanse mit der Zeit ihres bedeutendsten Schiffsbaus zusammenfällt.

Auf jeden Fall profitierte die hansische Schiffahrt und der hansische Handelstransport auf dem Meer und den Flüssen von technischen Neuerun-gen und Erfindungen der Zeit. Dazu gehört seit dem 13. Jahrhundert der Kompass, dessen An-wendung als Steuerkompass aber kompliziert und unzuverlässig blieb, so dass er noch im 15. Jahrhundert im hansischen Bereich nicht allge-mein gebräuchlich war. Eher dienten dem Schif-fer der Stand von Sonne, Mond und Sternen, fer-ner Wind, Wolkenzug und Flutrichtung zur Navi-gation. In Seebüchern enthaltene Segelanwei-sungen mit Angaben über Entfernungen, Tiefen, Kurse und Peilmarken gaben seit dem 9. Jahr-hundert Erfahrungen der Nord- und Ostseeschif-

fer weiter. Flussmündungen wurden vertieft, Hä-fen ausgebaut und die Zufahrten zu ihnen ge-schützt, Kräne für die Bewegung der Waren auf-gestellt - in Brügge schon 1244, sonst vielfach erst im 15. Jahrhundert -, Seezeichen an den Küsten gesetzt und nachts mit Feuer bestückt. 1316 wird in Lübeck erstmals ein Leuchtturmwär-ter in dem 1226 errichteten Turm von Travemün-de erwähnt; dieser konnte nun auch nachts den Schiffen den Weg in den Lübecker Hafen wei-sen.

Neben materiell-technischen Fortschritten kam dem hansischen Kaufmann die günstige Lage der Hansestädte, besonders von Lübeck und Hamburg, am Handelsweg von Nowgorod und Reval nach Brügge und London zugute. Die Ost-West-Linie war die Hauptroute des hansischen Handels, der auf See oder Wasserwegen verlief und nur zwischen Lübeck und Hamburg den Landweg nahm, wodurch ein aufwendiges Umla-den der Waren von Schiffen auf Wagen notwen-dig wurde. Ende des 14. Jahrhunderts eröffnete jedoch der Bau des Stecknitzkanals den Wasser-weg zwischen Lübeck und Hamburg.

Die praktische Durchführung des Handelsver-kehrs und der Schifffahrt beruhte auf verschiede-nen Regelungen, die teils von den einzelnen Hansestädten, teils von der Gesamthanse getrof-fen wurden. Die Auslandsprivilegien betrafen v.a. folgende Punkte: Rechtsstellung der Kauf-leute im Ausland, Schutz der Waren, Fixierung des Zolls und anderer Abgaben, Befreiung vom Zweikampf als gerichtlichem Beweismittel, Ab-schaffung der Kollektivhaftung für Schulden ein-zelner Kaufleute, Regelung des Gästehandels sowie Befreiung vom Strandrecht. Letzteres be-nachteiligte Schiffbrüchige und deren Erben, in-dem es Anwohnern von Küsten und Flussufern erlaubte, gestrandete oder auf Grund gelaufenen Schiffe und ihre Ladung zu bergen und für sich in Anspruch zu nehmen sowie angeschwemmtes Gut sich anzueignen. Eine Milderung oder Auf-hebung des Strandrechts bedeutete es, wenn an-geschwemmtes Strandgut "über Jahr und Tag" aufzubewahren und dem Schiffbrüchigen oder seinen Erben zurückzugeben war. Diese muss-ten dann durch die auf Ballen, Tonnen, Fässern, Säcken und Kisten angebrachten Handelsmar-ken ihren rechtmäßigen Besitz nachweisen.

Während die Hanse und ihre Kontore genau dar-auf achteten, dass ihre Kaufleute in der Nutzung der Privilegien nicht eingeschränkt wurden, konnten sie selbst nur schwer dazu veranlasst werden, den englischen und holländischen Händ-

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lern ähnliche Rechte in den Hansestädten ein-zuräumen. Das Prinzip der Gegenseitigkeit hat-ten in der Handelspolitik der Hanse nur einen ge-ringen Stellenwert. Die Unterbrechung der Schiff -fahrt von November bis Februar diente ebenfalls der Reglementierung des Handelsverkehrs, konnte in den Nordseehäfen aber weniger konse-quent durchgesetzt werden, als in denen der Ost-see.

Von der Hanse gingen zahlreiche Städtegrün-dungen am südliche Ostseeufer und in dessen Hinterland aus. In der Blütezeit im 14. Jahrhun-dert organisierte der Bund Flottenfahrten (Kon-vois), erhob Abgaben, fasste bindende Beschlüs-se (Hanserezesse) und griff in die politische Ent-wicklung in den nordischen Königreichen ein. Deren zunehmend erstarkende politische Selb-ständigkeit einerseits und die fürstliche Territori-alherrschaft über viele, nicht zur Reichsstand-schaft aufgestiegene Hansestädte andererseits bewirkten seit dem 15. Jahrhundert den Rück-gang der politischen und wirtschaftlichen Bedeu-tung der Hanse als Städtebund, als dessen letzte Mitglieder die Hansestädte Lübeck, Hamburg und Bremen die mittelalterliche Tradition in der Stadtbezeichnung tragen.

Gutenberg und der Buchdruck

Vor der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Wissen der Menschheit fast ausschließlich durch Schreiber in Einzelexemplaren nur lückenhaft und ungenau überlie-fert. Seit dem 5. Jahrhundert druck-ten die Chinesen und seit etwa 1420 auch die Europäer Texte von ausge-

schnittenen Holztafeln. Diese Technik hat eben-so wenig auf Gutenbergs Erfindung eingewirkt wie das Abdrucken von Typen aus Ton bei den Chinesen um 1050 und von gegossenen Kupfer-typen bei den Koreanern (um 1300).

Durch die Erfindung des Buchdruckes durch Johannes Gutenberg trat eine völlige Verände-rung ein. Der Buchdruck ist ein Hochdruckver-fahren, mit dem Texte mechanisch vervielfältigt werden konnten. Die Größe der Erfindung Gu-tenbergs lag nicht in ihrem relativ einfachen Ver-

fahren, sondern in ihrer weltweiten Wirkung, denn nun konnten Bücher massenweise herge-stellt und in alle Welt verbreitet werden. So er-oberte die Erfindung des Mainzer Patriziersoh-nes Johannes Gutenberg den gesamten Globus und trug dazu bei, dass das bisherige und künfti-ge Wissen der Menschheit erhalten, unzerstörbar und unverlierbar gemacht wurde.

Johannes Gutenberg

Über die Persönlichkeit und das Leben Guten-bergs wissen wir nicht viel, denn es gibt nur we-nige stichhaltige Nachrichten. So ist schon sein genaues Geburtsdatum unbekannt. Hingegen wissen wir, dass er in Mainz geboren wurde und zwar als Sohn des aus einer vermögenden Patri-zierfamilie stammenden Friele Gensfleisch zur Laden genannt Gutenberg († 1419) und dessen Gemahlin Else Wirich zum steinernen Krame († 1433).

Johannes Gutenberg wird zum ersten Mal schrift-lich in einer Urkunde belegt, die einen Streit zwi-schen Patriziern und Zünften in Mainz abschloss (1430), in den sein Vater verwickelt gewesen war. Deshalb verließ Gutenberg seine Vaterstadt und ging nach Straßburg, wo er zwischen 1334 und 1344 als "Johannes Gensfleisch zu Guten-berg aus Mainz" nachweisbar ist. Hier ist er ver-zeichnet in Listen der Patrizier und in denen der Goldschmiedemeister, sowie in Gerichts- und Steuerakten. Er lebte in der Vorstadt St. Arbo-gast, wo er unterstützt von einem Fachgesellen und einem Diener, eine Goldschmiedewerkstatt betrieb. Bürger der Stadt Straßburg ist er jeden-falls nie geworden. Vielleicht wäre er es aber gerne gewesen, denn es scheint, dass er der Pa-triziertochter Ennelin zu der Iserin Türe die Ehe versprochen hatte. Auf jeden Fall verklagte sie ihn wegen eines gebrochenen Eheversprechens 1436.

1438 gründete Gutenberg mit drei Straßburger Bürgern eine Geheimgesellschaft zur Ausnut-zung einer Kunst, die Gutenberg erfunden hatte und die selbst den Erben der Teilhaber verbor-gen bleiben sollte. Die Teilhaber wurden gegen Bezahlung eingeweiht, den Gewinn wollte man untereinander aufteilen, wobei der größte Teil an Gutenberg selbst fallen sollte. Allerdings starb ei-ner der Teilhaber schon nach wenigen Monaten und dessen Brüder wollten in die Geheimgesell-schaft aufgenommen werden. Es kam schließlich zu einem Prozess, der vom Straßburger Rat ab-gewiesen wurde (12.12.1439). Aus dem Urteil und aus den Zeugenaussagen geht hervor, dass Gutenberg wiederholt Blei angekauft und "For-

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men" hergestellt hatte. Auch hatte er sich von ei-nem Drechsler eine Presse mit Geheimteilen bauen lassen, die in dem Haus eines der Teilha-ber stand, der sie auch bediente. Gutenberg selbst beschrieb seine ersten Experimente vor dem Gericht als "afentür [Abenteuer] und kunst". Es handelte sich anscheinend um wichtige Vor-stufen für den Buchdruck, die Gutenberg mit sei-ner Geheimgesellschaft in Straßburg ausprobier-te. Das Problem ist nur, dass bis zum heutigen Tage nicht das geringste Bruchstück eines typo-graphischen Druckes aufgefunden wurde, der in die Zeit des Straßburger Aufenthaltes zurück-reicht.

Zur Anwendungsreife brachte Gutenberg seine Kunst erst in Mainz, wohin er spätestens 1448 zurückgekehrt ist. Hier richtete er sich mit Hilfe eines Darlehens, das er von dem Mainzer Geld-makler Johann Fust (ca. 1400-1466) erhielt, eine Werkstatt ein, die dem Geldgeber verpfändet wurde (1450). Zwei Jahre später wurde Fust durch weitere Geldeinlagen zum Teilhaber an Gutenbergs "Werk der Bücher". Allerdings kam es 1455 zu einem Bruch zwischen den beiden, aus welchem Grund wissen wir nicht genau. Je-denfalls erhielt Fust schließlich durch Gerichts-beschluss die Hauptdruckerwerkstatt Guten-bergs, um aus dem Absatz der Druckproduktion sein vorgeschossenes Geld zurück zu bekom-men. Dort richtete er zusammen mit Peter Schöffer († 1502/03), einem Gesellen Guten-bergs, ein erfolgreiches Druckereiunternehmen ein. Gutenberg war seitdem ein geschlagener Mann und musste unter weniger günstigen Um-ständen weiterarbeiten, aus Geldmangel konnte er keine weiteren Experimente mehr unterneh-men. Ca. 70jährig verstarb er, vielleicht erblin-det, am 3. Februar 1468 in seiner Geburtsstadt.

Das älteste mit Hilfe des Ausgabedatums zu da-tierende Druckerzeugnis Gutenbergs waren Ab-lassbriefe von Ende 1454. Sein wichtigstes Werk war jedoch die sogenannte "42-zeilige Bibel", die in dem Zeitraum zwischen 1452 und 1455 ent-stand. Sie ist ein Meisterwerk der Buchdrucker-kunst aller Zeiten und demonstriert, dass Guten-berg nicht nur ein erfindungsreicher Techniker war, sondern auch ein begnadeter Künstler. 150 Bibeln wurden auf Papier gedruckt, 30 auf Per-gament, 47 Exemplare sind uns erhalten geblie-ben.

Gutenbergs Erfindung

Zunächst einmal stichelte Gutenberg die Buch-staben des Alphabets spiegelverkehrt in Stahl aus und schlug sie in Kupferblöcke ein; so ent-

stand die Matrize. Die Technik, in das Eisen oder Kupfer der Münz- oder Siegelstempel stäh-lerne Buchstaben einzuschlagen, war bei den Goldschmieden schon seit langem bekannt. Gu-tenberg nützte diese Technik aber für einen neu-en wichtigen Zweck.

Nun kam das "Gießinstrument", vielleicht das Kernstück der Erfindung Gutenbergs, zum Ein-satz. Dieses bestand aus zwei verstellbaren Me-tallwinkeln, die zusammen einen rechtwinkligen Hohlraum ergaben und zum Schutz vor Hitze mit Holz verkleidet war. Unten in das Gerät wurde die Matrize eingeschoben, die als Hohlform für die Buchstaben diente. Auf der anderen Seite war das Gerät offen, damit eine Legierung aus Blei, Zink und Antimon, eingegossen werden konnte. So entstanden nach dem schnellen Er-kalten der Blei-Legierung spiegelverkehrte Schriftzeichen, sogenannte Lettern oder Typen. Mit dem Gießinstrument konnte man in kürzester Zeit beliebig viele genau zueinander passende Lettern, also einen für den Satz eines ganzen Buches reichenden Typenvorrat herstellen. Trotz verschiedener Breite passten die Buchstaben alle zusammen.

Die Typen wurden nun in den Setzkasten sortiert, damit der Setzer sie blind herausgreifen konnte. Mit der Hilfe des Setzerschiffes, das der Setzer in der linken Hand hielt und auf dem eine Vor-richtung das Manuskript festhielt, wurden die Ty-pen nun zu Seiten bzw. zu Spalten zusammen-gefügt.

Nun kam die Buchdruckerpresse zum Einsatz, ebenfalls eine Weiterentwicklung Gutenbergs, die wohl nach dem Vorbild der Traubenpresse für diesen Zweck konstruiert worden war. Sie be-saß einen ausschiebbaren Wagen, der aufge-klappt werden konnte. Auf der einen Seite befan-den sich die zu einem Satz zusammengefügten Typen, die der Drucker mit sogenannten Ballen mit der Druckerschwärze (einer Mischung aus Leinöl und Ruß), einfärbte, auf der anderen Seite das zu bedruckende Material. Durch Herüber-klappen des Papierbogens auf den eingefärbten Satz und durch ein gleichmäßiges Andrücken des Papiers durch die mittels Schwengelbewe-gung niedergelassene Presse entstand das ferti-ge Produkt: bedrucktes Papier (bzw. Pergament).

Diese und weitere kleine Erfindungen ermöglich-ten einen schnellen, reibungslosen Druck mit harmonischem Ineinandergreifen verschiedener Arbeitsgänge. Das musste erst einmal in lang-wierigen Experimenten ausprobiert werden, war

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dann aber von jedem Drucker zu erlernen. Die benötigten kleineren und größeren Instrumente konnten überall hergestellt werden.

Als Bedruckstoffe benutzte man am Anfang häu-fig noch Pergament, das aber allmählich vom Papier verdrängt wurde. Dieses wurde als einmal (Folioformat), zweimal (Quartformat) oder drei-mal (Oktavformat) gefalteter Bogen bedruckt und jeweils zu Lagen zusammengefasst.

Wie ein zündender Funke griff die Druckkunst bald auf alle europäischen Länder über. Im Jahre 1500 gab es etwa 63 deutsche Druckorte, in Eu-ropa 200. Damals waren rund 27.000 Werke ge-druckt erschienen, die meisten noch in lateini-scher Sprache (77,5%). Aber immerhin ein knap-pes Viertel (22%) waren in den Landessprachen gehalten. Neben kirchlichen Druckwerken (Bi-beln, Missalien) gab es das illustrierte Buch für den gebildeten Laien und das illustrierte Volks-buch für größere Kreise. Ohne die Mobilisierung breiterer Leserschichten wäre die publizistische Wirkung der Reformationszeit nicht möglich ge-wesen.

Glossar

Bader

Als hauptberufliche, selbständig Gewerbetreiben-de hat es die Bader seit dem Hochmittelalter wohl in allen Städten und in den bekannten Heil-bädern gegeben. Bis in das 19. Jahrhundert ha-ben sich die Bader um die Körperpflege und die wundärztliche Versorgung der Bevölkerung gekümmert. Besonders im Spätmittelalter finden wir sehr viele Bader in den großen Städten vor, so verfügte Wien über 29, Paris über 26 Bade-stuben.

Das Badewesen dürfte wohl zur Zeit der Kreuz-züge entstanden sein, als die zurückkehrenden Kreuzfahrer nicht nur die Badekultur des Orients mitbrachten, sondern auch die arabische Lepra (Aussatz). Heilung versprach das Schwitzbad, das gegenüber den bisher gebräuchlichen Was-serbädern in Badewannen und Zubern an Attrak-tivität und Verbreitung gewann.

In ihren oft recht komfortabel mit Ruhebetten ausgestatteten Badestuben boten die Bader ne-ben Schwitz- und Wannenbädern auch andere Dienste an. Dazu gehörten das Kopfwaschen und Kämmen, das Haare schneiden und Rasie-ren. Außerdem übten sie die Wundarzneikunde

aus, d.h. es war ihnen erlaubt, ihre Badegäste mit Salben zu behandeln, Blutegel und Schröpfe anzusetzen, Zähne zu ziehen, zur Ader zu lassen und ähnliches mehr. Daneben bewirtete man die Badebesucher mit Speisen und Getränken und unterhielt sie mit Spiel und Gesang. Die Tätigkei-ten, die über das eigentliche Badewesen im en-geren Sinne hinausgingen, wurden den Badern von der Berufsgruppe der Barbiere streitig ge-macht, die den Badern v.a. die Ausübung der Wundarzneikunde untersagen wollten.

Viele Badestuben waren darüber hinaus auch Bordelle. Diese Nähe zu Kuppelei und Prostituti-on war der Hauptgrund dafür, dass die Bader und ihre Angestellten (Baderknechte, wie der Scher-knecht und Badermädge, wie die Reiberin und die Gewandhüterin) als "unehrlich" galten. Man-cherorts waren die Bader auch Leichenschauer und -wäscher.

Vermutlich wegen ihrer "Unehrlichkeit" waren die Bader vielfach nicht organisiert, jedoch gab es in manchen Städten Bruderschaften, in anderen (wie Lübeck und Hamburg) auch Ämter (Zünfte).

Barchent

Bei Barchent handelt es sich um ein Mischgewe-be aus Baumwolle und Leinen. Die deutsche Be-zeichnung Barchent stammt von arabischen Wort barakàn, was "grober Stoff" oder "mantelar-tiges Gewand" bedeutet.

Die Herstellung des Barchents, die schon im 2. Jahrhundert bekannt war, breitete sich nach ara-bischen Mustern im 12. und 13. Jahrhundert rasch in Europa aus; v.a. in Südost-Spanien, in Oberitalien und stellenweise in Süd- und Nord-frankreich und den Niederlanden, d.h. meist in Gebieten mit stark wachsender Bevölkerung, mit Leinenproduktion und mit guten Handelsverbin-dungen zum Mittelmeer bzw. zu den Hauptim-porthäfen von Baumwolle (Venedig, Pisa, Ge-nua, Marseille u.a.).

Als im 14. Jahrhundert die Baumwolle auf den mitteleuropäischen Märkten auftauchte, nahm zunächst das süddeutsche Leinengewerbe die Möglichkeit wahr, mit einem Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen anspruchsvollere Qualität anzubieten. Neben dem Vorteil, dass die Baum-wolle körperfreundlicher war, steigerte die zuneh-mende Bevorzugung farbenfroherer Kleidungs-stücke seit dem späten Mittelalter die Nachfrage nach Barchent, da Baumwolle leichter Farbe auf-nahm als Leinen. Schon bald stieg das Mischge-

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webe zum großen Konkurrenten der bisher ver-breiteten Stoffe aus Wolle und Leinen auf. Die Barchente des Mittelalters variierten dabei vom groben Kleiderstoff bis hin zum feinen Schleier und zum Schiffssegel.

Möglicherweise gibt es eine Parallele zwischen der Verbreitung des Spinnrades und der Ausbrei-tung der Barchentweberei. Einen großen Auf-schwung nahm die Barchentweberei in Schwa-ben, wo die Zentren Augsburg und Ulm waren, aber auch in Böhmen und Schlesien. Die Dynas-tie der Fugger (das Bild zeigt Jakob Fugger gen. "den Reichen”, unter dem die Dynastie um 1500 ihren Zenit erreichte) legte in Augsburg mit der Leinen- und Barchentweberei den Grundstein für ihren sagenhaften Reichtum.

Bernstein

Ein von obereozänen Koniferen stammendes fossiles Harz, das vornehmlich an Ost- und Nordsee, selten im Mittelmeerraum (Sizilien) in den Schichten der sogenannten blauen Erde ge-funden bzw. angespült wird.

Neben anderen organischen Substanzen (Koral-len, Perlen) wird der Bernstein zu den Edelstei-nen gerechnet und war seit dem Frühneolitikum als Schmuckstein und Amulett beliebt. Seit 1600 v. Chr. ist der Handel mit Bernstein mit dem Nor-den (Bernsteinstraßen) nachgewiesen.Die antike Kenntnis des Bernsteins als Baumharz (selbst die mythologische Überlieferung als Trä-nen der in Schwarzpappeln verwandelten Helia-den deutet darauf hin) verlor sich im Mittelalter, wo der Bernstein als Erdsaft oder als Luchs-harn gedeutet wurde (so z.B. bei Hildegard von Bingen).

Außer als Schmuck wurde Bernstein im Mittelal-ter als Räuchermittel gegen Asthma und als Heil-mittel (stillend bei Blutungen, Harnbeschwerden, Magenleiden, Rheumatismus, Hals- und Zahn-schmerzen) verwendet.

Über den Bernsteinhandel in vorhanseatischer Zeit ist aus dem nord- und mitteleuropäischem Bereich nicht viel mehr bekannt, als dass Haitha-bu für den im Ostseeraum vorkommenden Roh-stoff und für die daraus angefertigten Spielsteine und Amulette ein wichtiger Umschlagplatz gewe-sen ist. In hanseatischer Zeit war der einzige Rohstofflieferant der Deutsche Orden, der für das Sammeln des v.a. am West- und Nordstrand der Halbinsel Samaland vorkommenden Bern-

steins das Regal besaß und den Absatz des Roh-produktes monopolisierte. Die Bernsteinfischer mussten den gewonnen Bernstein an bestimm-ten Stellen einem sog. Bernsteinmeister ablie-fern, der diesen nach Königsberg weiterleitete. Dort wurde der Bernstein nach Größe und Quali-tät sortiert und für den Export in Säcke gefüllt, von denen wiederum jeweils zwei in genormte, von einem Königsberger Böttchermeister gefer-tigte Tonnen verpackt wurden. Absatzmärkte wa-ren in erster Linie Lübeck und Brügge, wo der Bernstein von sog. Liegern eingelagert und zum Verkauf übernommen wurde. Abnehmer waren die Bernsteindreher in Lübeck und Brügge, die aus dem Rohstoff Paternoster herstellten.

Böttcher(Bender, Fassbinder, Büttner, Küfer, Kübler)

Das Böttcherhandwerk gehört wohl zu den ältes-ten speziellen Gewerben des holzverarbeitenden Sektors. Es dürfte von den Kelten und Germa-nen zu den Römern gekommen sein und ist an-scheinend auch im Mittelalter nördlich der Alpen bedeutender geblieben als im Mittelmeerraum.

Böttcher stellten Großgefäße wie Weinkufen, Gär- und Maischbottiche für Bier, Badezuber und -wannen her. Zum Hilfsgewerbe des Handels wurden sie durch die Produktion von Tonnen, die als universelles Verpackungsmaterial im Mittelal-ter sehr gefragt waren. Daneben verfertigten die Böttcher Eimer, Schüsseln, Tröge und andere hölzerne Haushaltsartikel.

Die Böttcher untergliederten sich stellenweise noch in die Groß- und Kleinböttcher und die Rot- und Weißböttcher (nach dem für Gefäße und Tonnen verwendeten "roten" Eichenholz und dem für Kleingefäße und Trockenfässer verwen-deten "weißen" Pappel-, Tannen- und Fichten-holz).

Im Regelfall bezogen die Böttcher des Hoch- und Spätmittelalters als Rohstoff das sogenannte "Böttcherholz", wohl auf Standardgrößen vorge-sägte Bretter, die oft aus großen Entfernungen importiert wurden (die Hamburger Zunftordnung nennt z.B. Königsberger "Böttcherholz”). Daraus entstanden durch Schneiden, Wässern und/oder Feuern Dauben und Böden, aus denen die Ge-fäße zusammengesetzt wurden. Neben den schon erwähnten Holzarten Eiche, Pappel, Fich-te und Tanne wurden Föhren- und Buchenholz, in Südeuropa auch Kastanienholz zu Dauben und Böden verarbeitet. Für die Fassreifen ver-

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wendete man Weiden- und Haselruten, seltener eiserne Bänder, die dann wohl von Schmieden geliefert wurden.

Dorestad

Ehemaliger karolingischer Handelsplatz in den Niederlanden, südlich von Utrecht, an der Gabe-lung von Rhein und Lek. Als castrum duristate ist der Ort um 690 zum ersten Mal schriftlich belegt - vielleicht das Relikt einer römischen Befesti-gung am Limes.

Der Aufstieg von Dorestad wurde insbesondere begünstigt durch seine Verkehrslage an Rhein und Lek, d.h. an einem sehr wichtigen Kreu-zungspunkt von Wasserwegen. In der Karolin-gerzeit blühte die Stadt so als Handelsplatz auf, besonders in der Zeit zwischen ca. 750 und dem Ende des ersten Drittel des 9. Jahrhunderts. Ne-ben der günstigen Lage spielte der Schutz durch den König eine zentrale Rolle. Dorestads Bedeu-tung geht aus archäologischen und numismati-schen Funden hervor sowie aus der Tatsache, dass hier einer der wichtigsten Grenzzölle des Karolingerreiches erhoben wurde (779 belegt).

Nach wiederholten Verwüstungen durch die Nor-mannen (erstmals im Jahre 834, zuletzt 863) zer-fiel jedoch das Schutzverhältnis mit dem König, womit auch die Rolle von Dorestad als internatio-naler Handelsplatz ein Ende fand. Vielleicht sind aber auch die Veränderungen der Flussbetten von Rhein und Lek dafür ausschlaggebend, dass die Siedlung in der zweiten Hälfte des 9. Jahr-hunderts aufgegeben wurde.

Färber

Im 12. und 13. Jahrhundert brachte der Levante-handel die Verbreitung von neuer Farben und Techniken mit sich. Aus der Levante kamen u. a. Indigo, Farbhölzer (Rot- und Brasilholz), Safran, Saflor (gelber Farbstoff aus der Färberdistel) und Krapp (natürlicher roter Farbstoff). Als Beizmittel fand Alaun (Salz) Verbreitung, doch auch Aschenaufgüsse, Kalklaugen und Urin blieben als Beizen in Gebrauch. Die neuen Beizenfarb-stoffe und die neuen Färbetechniken bildeten die Grundlage einer blühenden handwerklichen Fär-berei.

Erste Färber werden in den Quellen um 1200 er-wähnt, aber erst seit dem 14. Jahrhundert kam es zu zünftigen Zusammenschlüssen der Färber;

vielfach blieb das Färben eng mit der Tuchma-cherei verbunden und löste sich nur langsam aus der Weberei heraus.

Mit der Färberei (Waschen, Beizen, Spülen, Fär-ben) war meist auch eine erhebliche Gewässer-verunreinigung verbunden. So wurden in Nürn-berg Klagen laut, dass der "Waidmost" das Was-ser der Pegnitz verschmutze. Ähnliches ist aus Zwickau überliefert, wo mehr als hundert kleine Färbereien die Gewässer des Stadtgebietes be-lasteten. Bezeichnung wie "Blauhandgasse" (Frankfurt) und "Blaubach" (Köln) deuten dieses Problem an.

Die Prägung des Stadtbildes und die Konzentra-tion der Färbereibetriebe an den Wasserläufen wird an der vielfach anzutreffenden Färbergasse, dem Färbergraben oder gar dem Färbertor er-kenntlich.

Fondaco dei Tedeschi(italienisch; "Haus der Deutschen")

Fondaco ist eine alte Bezeichnung für die Kauf-häuser in den Mittelmeerländern und dem Ori-ent, v.a. die Niederlassungen ausländischer Kaufleute. Bei dem Fondaco dei Tedeschi han-delt es sich um die Handelsniederlassung der deutschen Kaufleute in Venedig (um 1200 erstmals urkundlich erwähnt).

In Venedig übernahm der Staat schon früh die Beherbergung Fremder in eigens dazu bestimm-ten Häusern, auch mit dem Ziel einer Kontrolle fremder Kaufleute und ihrer Geschäfte. Der Fon-daco dei Tedeschi, am Canal Grande gelegen, wurde als Wohn-, Lager- und Kaufhaus den deut-schen Kaufleuten überlassen und stellte einen ei-genen Rechtsbezirk dar, in dem die Kaufleute bruderschaftlich organisiert lebten. Die Anlage ist nahezu quadratisch, mit fünfbogiger Loggia zum Canal Grande hin und einem von drei Oberge-schoßen gesäumten Innenhof. Stand er am An-fang allen Deutschen offen, so sicherten sich je-doch im Laufe die Oberdeutschen eine gewisse Vormachtstellung.

Der transalpine Handel, der den deutschen Kauf-leuten überlassen blieb, entwickelte sich sehr günstig; so wurde im Jahre 1472 der jährliche Umsatz mit 1 Million Dukaten angegeben.

Eine erste Feuersbrunst wütete 1338; 1505 brannte der Fondaco erneut ab, drei Jahre später konnte er wieder bezogen werden. Bis zum Jah-

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re 1805 sollte der Fondaco dei Tedeschi die Handelszentrale der deutschen Kaufleute in Ve-nedig bleiben.

Die Fugger

Schon im Jahre 1367 wird der Name des Web-meisters Hans Fugger in den Büchern der Stadt Augsburg verzeichnet. Die Familie arbeitete sich während der folgenden Generationen von We-bern zu Verlegern hoch. Ursprünglich kauften die Weber die Rohstoffe, also die Garne, selbst auf dem Markt und verarbeiteten sie zu Tuchen. Die Fertigwaren boten sie selbst auf dem Markt an, um von dem Erlös nach Abzug eines Gewinns wieder Rohstoffe einzukaufen. Die Fugger als neuer Unternehmertyp, als Verleger, schalteten sich zwischen die Weber und den Markt. Sie kauften die Rohstoffe und teilten sie den Webern zu. Deren produzierte Ware verkauften sie im großen Stil wieder auf dem Markt. Die Weber gerieten so in Abhängigkeit von den Unterneh-mern, die ihnen die Preise diktieren konnten.

Mit zunehmendem wirtschaftlichen Wohlstand dehnten die Fugger ihre Aktivitäten über Augs-burg und die Landesgrenzen hinaus aus. Jakob I. (gest. 1479), der Stammvater der Linie der "Fugger von der Lilie” mit ihrem Wappen in Gold und Blau, gründete das Fuggersche Handels-haus, beteiligte sich am Tiroler Bergbau in Schwaz und erweiterte das Vermögen der Fami-lie beträchtlich. Nun handelten die Fugger nicht nur mit Wolle, Seide, Barchent, Gewürzen und Luxuswaren aller Art, sondern wurden auch Großindustrielle. Ihre Vertreter saßen in allen wichtigen europäischen Handelszentren.

Chef des Hauses war seit 1510 Jakob II. Fugger, bald der Reiche genannt, der eigentlich für den

geistlichen Stand bestimmt gewesen war. Jakob Fugger wurde am 6. März 1459 in Augsburg ge-boren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in Venedig leitete er ab 1485 an der Spitze seiner Brüder das Familienunternehmen. Bereits 1505 beteiligte er sich unter Umgehung des veneziani-schen Zwischenhandels am Ostindienhandel. Er machte die Fugger zum größten Bankhaus Euro-pas. Großzügige Darlehen an deutsche Fürsten brachten ihn in den Besitz ertragreicher Kupfer-, Blei- und Silberbergwerke in Tirol, in Kärnten in Spanien und auf dem Balkan - zeitweise verfügte die Familie über ein fast vollständiges Kupfermo-nopol. Schon bald lieh er auch den Habsburgern sein Geld: 1507 erhielt er als Pfand für ein Darle-hen an Kaiser Maximilian I. mehrere Herrschaf-ten. Die Fugger sind ein Beispiel für die Anfänge des Kapitalismus, der wiederum einen Schlüssel zur Macht bedeutete. Die Macht der Kapitalher-ren beinhaltete gleichzeitig die politische Macht. 1504 geadelt, wurde Jakob Fugger 1514 in den Reichsgrafenstand erhoben.

Das große Kapital wurde gezielt für politische Zwecke genutzt. Fuggers größter Coup war die Finanzierung der Wahl von Kaiser Karl V. (1519). Als mit dem Tod Kaiser Maximilians I., dem Großvater Karls, die Frage nach der Nach-folge im Kaisertum anstand, trat der schwelende Konflikt der beiden Häuser Habsburg und Valois um die Hegemonie in Europa offen zutage. Der enorme Einsatz, mit dem sowohl Karl als auch Franz I. von Frankreich ihre Kandidatur um die Kaiserwürde betrieben, zeigt, dass beide Seiten vom Vorrang ihres eigenen Hauses überzeugt waren. Der Erfolg Karls bei der Wahl von 1519 bedeutete einen gewaltigen Prestigegewinn für die Habsburger. Die Wahl Karls war nur mit Hilfe des Reichtums von Jakob Fugger möglich ge-worden, der eine enorme Summe zur Beste-chung der Kurfürsten des Reiches aufbrachte. Die Summen, die die Kurfürsten als Beste-chungsgelder erhielten, sind nur noch ungefähr zu taxieren, aber es handelte sich nach unseren heutigen Begriffen um Millionenbeträge.

Jakob Fugger war außerdem am Ablasshandel beteiligt, er finanzierte Kriege und beteiligte sich mit seinem Geld an kolonialen Unternehmungen. In seiner Heimatstadt Augsburg baute er als Un-ternehmer für bedürftige Bürger eine Wohnsied-lung, die "Fuggerei”, die auch heute noch be-steht. Hier konnten in Not geratene Arbeiter für eine symbolische Jahresmiete leben.

Jakob Fugger starb am 30. Dezember 1525 und vererbte, da er kinderlos war, das Imperium sei-nen Neffen Anton (1492-1560) und Raymund

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(1489-1535). Wie Jakob unterstützten die Erben den Kaiser, mussten jedoch durch Zerrüttung der spanischen Finanzen schwere Verluste hinneh-men. Mit dem aktiven Vermögen verringerte sich auch der politische Einfluss. Anton gelang es aber, das Territorium der Fugger noch weiter auszubauen (Erwerb von Babenhausen und Glött 1537 und von Kirchheim 1551). Dann zog er sich schrittweise aus dem Finanzierungsgeschäft zu-rück.

Die Fugger und Luthers Thesenanschlag

Luthers Veröffentlichung seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel (31. Oktober 1517) wird heute als Beginn der Reformation betrachtet. Ob Lu-ther allerdings tatsächlich seine Thesen an der Wittenberger Schlosskirche, dem akademischen Brauch entsprechend, angeschlagen hat, ist um-stritten und vielleicht auf eine missverstandene Überlieferung zurückzuführen. In jedem Fall ver-sandte Luther seine Thesen gegen den Miss-brauch des Ablasses an Erzbischof Albrecht II. von Mainz (1490-1545) und andere hohen Wür-denträger. Der Erzbischof von Mainz hatte zahl-reiche kirchliche Ämter angehäuft und sich dies durch das Bankhaus Fugger finanzieren lassen. Die Rückzahlung dieses Kredites ermöglichte der Papst in Rom höchstpersönlich, in dem er dem Erzbischof den Verkauf von Ablässen in seinem Gebiet auf mehrere Jahre hin gestattete. Gegen diesen Misstand des Sündenfreikaufs richteten sich die Thesen Luthers, die dieser in einer aka-demischen Disputation diskutieren wollte. Doch es sollte ganz anders kommen.

Gerber (Lederer)

Die Gerber oder Lederer verarbeiteten tierische Häute und Felle mit Gerbstoffen zu Leder. Das Handwerk wurde zunächst auch von Kürschnern, Schuhmachern, Riemenschneidern, Sattlern und Säcklern, meist für den eigenen Bedarf, ausge-übt, und gelegentlich waren die einen oder ande-ren mit den Gerbern in einer Zunft vereint. Un-klare Abgrenzungen zwischen den einzelnen Handwerken und ökonomische Probleme führten an vielen Orten immer wieder zu heftigen Strei-tigkeiten, wie ein Vielzahl von Verordnungen be-legt.

Im Norden und in den Küstenstädten konnten sich die Gerber erst relativ spät das ausschließli-che Recht der Lederherstellung sichern. Hinsicht-lich der Produktionstechniken zerfällt das Ger-berhandwerk nach den in Mitteleuropa gebräuch-lichen Gerbverfahren in 3 Gruppen:

• Die Weißgerber stellten vor allem aus Kalbs-, Schafs- und Ziegenfellen durch Mine-ralgerbung mit Alaun und Kochsalz die edle-ren und dünneren Ledersorten (Bekleidungs-leder) her.

• Die Rot- oder Lohgerber stellten durch Ger-bung der großen und schweren Leder mit Loh (Eichen- und Fichtenrinde) Leder für Sat-tel und Zaumzeug, Sohl- und Schuhleder her (vegetabilische Gerbung) Rotgerber waren ferner spezialisiert auf die Herstellung von Luxusleder. Sie zählten - im Gegensatz zu den Weißgerbern - meist zu den wohlhaben-den und sozial angesehenen, oft im Rat einer Stadt vertretenen Handwerken.

• Daneben gab es noch die Sämischgerber, die den Weißgerbern eng verbunden waren. Als Gerbstoffe verwendeten sie tierische Fet-te, vor allem Trane (Robben-, Wal-, Seehun-d-, Leber- und Fischtrane), die in die Haut der Kalbs-, Ziegen-, Schafs- und Rotwildfelle gewalkt wurden. Das auf diese Art gegerbte Sämisch- oder Waschleder war angenehm weich und widerstandsfähig gegenüber Was-ser und Hitze und wurde vorzugsweise für Handschuhe, Reithosen, Wämser, Schürzen und Putzleder verwendet.

Zunächst waren die Rot- und Weißgerber meist mit den übrigen Ledergerbern in einer Zunft zu-sammengefasst. In größeren Städten wie Lübeck und Frankfurt traten Rotgerber bereits seit dem 14. Jahrhundert als eigenständige Kooperation auf, in Straßburg bestanden bereits seit 1390 drei gesonderte Gerberzünfte.

Da die frischen Häute einige Tage zur Reinigung und zum Aufquellen im Wasser liegen mussten und auch sonst Unmengen von Wasser ge-braucht wurde lagen die Häuser der Gerber übli-cherweise an Flüssen und Bächen, was zu ei-ner starken Verschmutzung der Gewässer führte. Der scheußliche Gestank, der von Gerbereien ausging, zwang sie häufig zur Ansiedlung am Stadtrand, oder es wurden ihnen bestimmte Quartiere bzw. Straßen zugewiesen. In Prag wur-den die Gerber im Spätmittelalter schlicht als "Stänker" verunglimpft.

Die Arbeit der Ledergesellen war strapaziös und bedrohte die Gesundheit. Am meisten gefährdet waren jene, die mit rohen Häuten zu tun hatten, weil davon häufig Milzbrandinfektionen ausgin-gen, die fast stets tödlich endeten. Außerdem litt die Haut durch die Ätzwirkung des Kalks, das lange Stehen im kalten Wasser und die Durch-nässung führten zu andauernden Erkältungen und rheumatischen Leiden.

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Haithabu

Ehemaliger Siedlungsplatz aus der Wikingerzeit; verkehrsgeographisch günstig gelegen am in-nersten Ende der Sohlei, einer ca. 40 km ins Landesinneren reichenden Ostseeförde im nörd-lichen Schleswig-Holstein. Bei Haithabu handelt es sich um einen bedeutenden Fernhandels-platz. Er war bevorzugtes Ziel christlicher Kauf-leute, z.B. aus Dorestad und aus dem sächsisch-norddeutschen Raum. Außerdem lässt sich in Haithabu - fasst man alle strukturellen und funk-tionalen Bedeutungskriterien zusammen - das erste Mal in Nordeuropa eine städtische Sied-lungsorganisation erkennen.

Aus den archäologischen Grabungen hat man folgendes Bild der Siedlung entwickelt:

• Die Besiedlungsdauer von Haithabu reichte vom mittleren 8. bis ins 11. Jahrhundert.

• Anhand der verschiedenen Bestattungssitten ist die Anwesenheit von Sachsen, Friesen, Slaven und Schweden neben der überwie-genden Mehrzahl von einheimischen Dänen in Haithabu verbürgt.

• Die Siedlung umfasste ca. 1.000 Einwohner.

Außerdem wird Haithabu als Bischofsstadt erst-mals 948 erwähnt; von ca. 835-860 und von ca. 900-985 war es Münzstätte. Die Bedeutung von Haithabu ging im 11. Jahrhundert wegen der Verlandung des Hafens zugunsten von Schles-wig zurück, wo größere Schiffe landen konnten. Der Niedergang der Siedlung wurde beschleunigt durch die Zerstörungen in der Mitte des 11. Jahr-hunderts (Norweger 1050 und/oder Slaven 1066).

Indigo

Bei Indigo handelt es sich um die, aus den rosa-roten bzw. purpurnen Blüten eines tropischen Schmetterlinsgblüters gewonnene Textilfarbe Blau, die auch in Waid enthalten ist. Im Mittelal-ter wurde Indigo aus den indisch-persischen An-baugebieten meist über Bagdad in das Mittel-meergebiet transportiert. Seit Mitte des 12. Jahr-hunderts wurde Indigo von oberitalienischen Kaufleuten nach Europa eingeführt; spätestens seit Anfang des 14. Jahrhunderts war er in Ober-deutschland bekannt. Nach 1500 waren die Por-tugiesen die wichtigsten Träger des Handels mit indischem Indigo nach Antwerpen. Erst nach 1500 konnte der Indigo den Waid verdrängen. Trotz obrigkeitlicher Verbote der "fressenden"

Farbe ("Teufelsfarbe") setzte er sich durch. In kristallisierter Form wurde er in die Werkstätten geliefert und dort zerkleinert bzw. gerieben. Mit dem Siegeszug des Indigo hörte der Anbau von Waid auf.

Kogge

Als Kogge bezeich-net man einen an der friesischen Wat-tenküste entwickel-ten Schiffstypus. Ar-chäologisch ist er seit dem 7./8. Jahr-hundert greifbar, schriftlich seit dem 9. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um ein Se-gelschiff mit hohen Bordwänden; es wurde zum typischen, auf allen Fahrtgebieten eingesetzten Schiff der Hanse, weshalb auch viele Hansestäd-te die Kogge im Wappen führten. Die Kogge war größer und mit geklinkerten Planken stabiler ge-baut als bisherige Typen, dadurch wurde sie tragfähiger und war mit einer größeren Ladeflä-che ausgestattet. Außerdem war die Kogge mit einem Heckruder ausgestattet, durch das die Ma-növrierfähigkeit wesentlich verbessert wurde. Verwendung fand die Kogge in dieser Funktion bis in das 15. Jahrhundert.

Die größte bisher bekannte Kogge, die ca. aus dem Jahre 1380 stammt, wurde 1962 im Bremer Hafen gehoben und ist 23,67 m lang, 7,62 m breit und mittschiffs 4,62 m hoch. Sie verfügte über eine Ladefähigkeit von 120 Tonnen und brauchte 15 bis 20 Mann Besatzung.

Im 15. Jahrhundert kamen als neue Schiffstypen der Holk (größeres Schiff mit 300 Ton-nen Zuladung und mehrstöckigen Auf-bauten auf dem Vor-der- und dem Ach-

terdeck) und das Krawel (Dreimaster mit 400 Tonnen Ladefähigkeit) hinzu.

Kontor

Ursprünglich die Bezeichnung für einen pultarti-gen Schreib- oder Laden-/Zahltisch, der ein Fach zur sicheren Aufbewahrung wertvoller Gegen-stände (Geschäftsbriefe, Rechnungsbücher, Geld) besaß.

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Kontor kennzeichnet darüber hinaus die Schreib- und Geschäftsstube eines Kaufmanns, die mit zunehmender Schriftlichkeit, entwickelteren For-men des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und der Buchführung sowie dem Sesshaftwerden der Kaufleute zum organisatorischen Mittelpunkt ei-nes manchmal weit verzweigten Geschäftsbetrie-bes wurde.

Im 16. Jahrhundert wurden im hanseatischen Raum auch die im 13. und 14. Jahrhundert ent-standenen Niederlassungen der norddeutschen Kaufleute im Ausland, speziell in Novgorod, Ber-gen, London und Brügge, Kontoren genannt. Sie waren die wichtigsten Stützpunkte des hanseati-schen Handels, galten selbst jedoch nicht als Mitglieder der Hanse. Das Zusammenleben und die Beziehungen zu den ausländischen Ge-schäftspartnern waren streng geregelt. An der Spitze der Kontoren standen gewählte Aldermän-ner, zu deren Hauptaufgaben die Vertretung der hanse-kaufmännischen Interessen gegenüber den örtlichen Obrigkeiten, die Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb der Kontore und - v.a. in London und Brügge - die Übernahme diplomati-scher Missionen in gesamthanseatischen Ange-legenheiten gehörten.

Kürschner

Der Kürschner, der im deutschen Sprachraum auch Pelzer, Buntfütterer, Wild- und Grauwerker genannt wird, beschränkt heute seine Tätigkeit auf das Schneidern von Pelzwerk und den Ver-kauf von Konfektionsware. In der Vergangenheit lag in seiner Hand aber auch der Handel mit ro-hen Fellen sowie deren Zubereitung zu Pelzen, zu Rauh- und Rauchwerk sowie die Einfärbung.Bereits im 9. Jahrhundert ist althochdeutsch und altsächsisch das Wort "kursinna" (Pelzrock) be-legt, vom dem sich die Handwerksbezeichnung (auch Kürsner, Kursener) ableitet.

Bereits früher als die meisten anderen Handwer-ke lässt sich für die Kürschner ein Zusam-menschluss zu Zünften nachweisen; die ältesten bekannten Satzungen sind 1160 im französi-schen Raum in Rouen bestätigt wurden. Im deut-schen Raum finden sich in folgenden Städten Kürschnerzünfte: Basel (1226), Breslau (1273), Braunschweig (1277) und Berlin (1280). Man-cherorts bildeten sie eine gemeinsame Zunft mit verwandten Handwerkern; in Braunschweig zeit-weise mit den Weißgerbern (Gerber) und den Handschuhmachern, in Basel mit den Schnei-dern.

Der Umgang mit den Fellen toter Tiere hatte zur Folge, dass die Kürschnerei zu den unreinen Handwerken gerechnet wurde. Die starke Ge-ruchsbelästigung und das laute Getöse, womit ihre Arbeit verbunden war, führte zu bestimmten Auflagen: mancherorts durften sich die Kürsch-ner nur am Stadtrand niederlassen. Trotz der "Unreinheit" ihrer Arbeit zählten die Kürschner zu den angesehensten und oft ratsfähigen Handwer-kern. Auch waren sie meist wohlhabend, da sie den Fernhandel selbst in der Hand hatten und auch die Fertigwaren direkt an die Verbraucher verkauften. Gemessen an der Zahl der Meister bildeten die Kürschner ein starkes Handwerk.

Neben den Fellen von in Mitteleuropa verbreite-ten Haus- und Wildtieren (Fuchs, Dachs, Hams-ter, Iltis, Otter, lange auch Bär, Wolf und Luchs) verwendete der Kürschner fremdländische Felle, die er in der Regel konserviert (durch Einsalzen) erwarb. Hauptlieferant war hier Russland, von wo aus neben dem kostbaren Zobel die Felle von Biber, Feh (Eichhörnchen) und Wolf importiert wurden.

Kleiderordnungen legten im Mittelalter übrigens fest, welche Pelzarten die einzelnen Stände tra-gen durften.

Papier (von lat. papyrum für ägpt. papyrus)

Erfunden wurde das Papier, ein Beschreibstoff aus natürlichem Faservlies, im 1. oder 2. Jahr-hundert v. Christus im Südwesten Chinas. Im 8. Jahrhundert trat es im westlichen Kulturkreis in Erscheinung, wobei die Übermittlung durch die Araber erfolgte, deren Herrschaft im 7. Jahrhun-dert bis an die Westgrenzen Chinas reichte. Im 10. Jahrhundert kann man die Herstellung von Papier in den Mittelmeerländern beobachten.

Wann genau das erste Mal in Europa Papier her-gestellt wurde, ist kaum nachzuweisen. Im arabi-schen Cordoba, in dem im 10. Jahrhundert große Bibliotheken entstanden, war der Ge-brauch von Papier weit verbreitet, so dass das Bestehen von Papiermühlen am Ende des 10. Jahrhunderts hier als gesichert gelten kann.

Die erste deutsche Papiermühle wurde von Ul-man Stromer 1390 in Nürnberg gegründet. In Ra-vensburg (1393), Lübeck (1420), Straßburg und Augsburg (1445), Ulm (vor 1476) und an weite-ren Orten entwickelten sich Papierwerke. Um

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1450 gab es in Deutschland ca. 10 und um 1500 rund 60 Orte mit Papiermühlen.

Die arabische Papierherstellung stellte eine wich-tige Stufe der technischen Fertigung dar. Im Ge-gensatz zu China, wo v.a. Bambusfasern als Rohstoff dienten, wurden bei den Arabern Textil-abfälle zum Hauptrohstoff (Gewebe, Stricke).

Der Beginn der Papierherstellung im Süden Eu-ropas traf mit großen technischen Innovationen zusammen. Neben den wissenschaftlichen Fort-schritt traten auch kulturelle Veränderungen: Ge-werbestädte und - landschaften, Handelsgesell-schaften mit Fernhandel, Geldverkehr und dop-pelte Buchführung sowie neue Produktionsgüter wie das Papier bedingten sich gegenseitig. So waren die Handelszentren auch Orte der Papier-herstellung.

Pergament

Das Pergament ist benannt nach der antiken Stadt Pergamon (heute Bergama) in Kleinasien, in hellenistischer und römischer Zeit eines der wichtigsten Kulturzentren, wo König Eumenes II. (197-159 v. Chr.) zur Herstellung von Schriftrol-len dünne, rasierte Schafshäute verwendet ha-ben soll.Pergament ist enthaarte und auf einem Spann-rahmen getrocknete, nicht gegerbte Haut von verschiedenen Tieren. Im Gegensatz zum Papy-rus ist Pergament glatt, reißfest und nicht brü-chig sowie auf beiden Seiten beschreibbar. Dar-über hinaus bietet es bessere Möglichkeiten für die Buchmalerei.

Als ältestes beschriebenes Pergamentblatt gilt ein Vertrag aus Dura-Europos von der Wende des 3. zum 2. Jahrhundert vor Christus. Gegen-über dem Papyrus setzte sich das Pergament im weströmischen Reich im 4. Jahrhundert nach Christus durch, parallel zum Sieg des Christen-tums. Durch die vergleichsweise geringe Schrift-lichkeit des Mittelalters konnte das Pergament bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts seine Mo-nopolstellung halten. Nach dem Siegeszug des Papiers wurde Pergament hauptsächlich noch für anspruchsvollere Handschriften und Bildträger verwendet.

Das Rohmaterial, aus dem Pergament im Mittel-alter hauptsächlich hergestellt wurde, waren Häute von Ziegen, Schafen und Kälbern. Im Spätmittelalter wurde dann ganz dünnes, feines Pergament ("Jungfernpergament") gebraucht

(v.a. für in Paris hergestellte Taschenbibeln), das wohl aus Häuten von totgeborenen Tieren oder sehr jungen Schafen und Ziegen gewonnen wur-de.

Pergament wurde zunächst im Umkreis von klös-terlichen Skriptorien zu eigenen Zwecken herge-stellt. Im Verlaufe des Mittelalters wurde das Per-gament schließlich zu einem bürgerlichen Ge-werbe, deren Betreiber man 'pergamentarii', 'par-cheminiers', buchfeller o.ä. nannte.

Riemenschneider

Riemenschneider verarbeiteten Rind-, Schweins- und Wildleder zu Gürteln, Zaumzeug und Zugge-schirr von Pferden, aber auch zu Modeprodukten wie Strumpfbändern. Die Riemenschneider stan-den dabei in Konkurrenz zu einer Reihe anderer Berufe, die mit der Verarbeitung von Leder be-schäftigt waren, besonders zu den Sattlern, den Gürtlern bzw. Riemenschlägern, aber auch zu den Beutlern und Nestlern; letztere durften Beu-tel nur aus Lederstreifen herstellen, außerdem waren sie als Lederfärber tätig. Beutler und Nest-ler hatten ihre Blütezeit im 14. und 15. Jahrhun-dert, als man zu den enganliegenden Kleidern Beutel trug. Häufig waren diese Berufe in einer Zunft vereint, so etwa 1375 in Hamburg die Rie-menschneider, Glaser, Maler, Sattler, Beutel- und Taschenmacher. Nur in größeren Städten wie Lübeck oder Köln waren Riemenschneider und Gürtler (Riemenschläger) in getrennten Zünften organisiert. Aber auch hier werden Rie-menschneiderzünfte erst am Ende des 14. Jahr-hundert und Anfang des 15. Jahrhundert er-wähnt. Sie gehörten nirgends zu den großen und reichen Zünften.

Mehr Informationen als über die Riemenschnei-der haben wir über die Gürtler, deren Arbeit in erster Linie im Anfertigen der metallenen Schlie-ßen und Beschläge und im Versilbern und Ver-golden lag; daraus ist zu schließen, dass die Ar-beit der Riemenschneider mehr das Schneidern, Verzieren und eventuell das Färben des Leders betraf. Die Riemenschneider erhielten - ebenso wie die Sattler - mitunter Großaufträge: Die Wiener Riemenschneider des 14. Jahrhunderts waren geradezu ein Exportgewerbe und lieferten nach Polen, Siebenbürgen und Ungarn.

Zunftordnungen der Riemenschneider und der Gürtler lassen erkennen, dass sie nicht nur unter-einander in Konkurrenz standen, sondern auch oft mit den Krämern ihrer Städte, die eingeführte Waren anboten.

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Sattler

Die Geschichte des Sattlerhandwerks ist geprägt von vielen Berufsspaltungen und wechselvollen Anpassungen an die jeweiligen Bedürfnisse. Ne-ben dem Handwerk der Sattler entwickelte sich im 14. Jahrhundert das der Riemenschneider zu einem ebenbürtigen Gewerbe. Da ihre Aufgaben-gebiete sich überschnitten, lagen die beiden Be-rufszweige ständig in Rivalität. Im Allgemeinen grenzten sich die Aufgabenbereiche zwischen Sattlern und Riemenschneidern so ab, dass der Sattler eben Sättel anfertigte, der Riemenschnei-der eben Zaumzeug, d.h. Gurte und Riemen.

Der Werkstoff der Sattler war das Leder in ver-schiedenen Zubereitungsarten. Die Zubereitung und Gerbung des Rohmaterials besorgten häufig die Sattler selbst, wobei sie Rücksicht auf die Gerber zu nehmen hatten. In der Praxis hatten die Sattler gegen die Riemenschneider den Vor-teil, dass sie neben der schwierigen Art des Sat-telmachens auch noch das Riemerhandwerk be-herrschten, umgekehrt scheiterten die Riemen-schneider am Sattel.

Das Sattlerhandwerk erfuhr stets starke Konkur-renz durch Landhandwerker und so genannte Pfuscher; die Sattler waren ein Störgewerbe, d.h. sie zogen mit ihren Werkzeugen von Kunde zu

Kunde übers Land und erledigten vor Ort die Ar-beit. Gegen Ende des Mittelalters und im Laufe der Frühen Neuzeit gingen die Riemenschneider im Sattlerhandwerk auf.

Das Verlagssystem

Bei dem Verlagssystem handelt es sich um eine Organisationsform der Gewerbeproduktion im Mittelalter. Seit der Zeit um 1400 wurde es nach französischen und italienischen Vorbildern zu-nächst in Oberdeutschland (vor allem bei der schwäbischen Tuchproduktion und im Nürnber-ger Metallgewerbe) üblich, dass ein meist dem Kaufmannsstand angehöriger Verleger dem pro-duzierenden Handwerker Herstellungsaufträge erteilte, das Rohmaterial vorstreckte ("verlegte"), die Produktion gegen Festpreis abnahm und auf der Grundlage entsprechender Marktkenntnisse den Absatz der Waren im größeren Stil organi-sierte.

Produzierende Handwerke, deren Meister sich dem Verlagssystem anschlossen, erlangten da-durch erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber den Handwerken, die in der Organisationsform der Zunft verharrten und dadurch, je länger umso mehr, in der wirtschaftlichen Entwicklung behin-dert waren. Die Verleger beschäftigen häufig Heimarbeiter, die keinerlei Zunft angehörten.

Didaktische Hinweise

Die Sendung kann im Geschichts- und GSE-Unterricht ab der 7. Jahrgangsstufe eingesetzt werden.

Lernziele

Die Schülerinnen und Schüler sollen

• das Handwerk als bedeutendsten Wirtschaftszweig der spätmittelalterlichen Stadt erkennen;• die vorgestellten Handwerksberufe und ihre Produkte nennen können;• Einblick in die Arbeitsbedingungen im Handwerk erhalten;• über die Zünfte und ihre Aufgaben Bescheid wissen;• einen Überblick über das Angebot auf einem mittelalterlichen Markt bekommen;• wichtige Vorschriften und Dienstleistungen der Stadt für ihren Markt kennen lernen;• Einblick in die mittelalterliche Geldwirtschaft erhalten;• über die Arbeit der Groß- und Einzelhandelskaufleute Bescheid wissen;• das neu aufkommende Handwerk der Papiermacher und seine Bedeutung kennen lernen;• den Einfluss der Buchdrucker und Verleger auf die Kommunikation und Wissensvermittlung im

ausgehenden Mittelalter kennen und beurteilen.

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Arbeitsaufträge

Beobachtungsaufträge

Welche Berufsgruppe lieferte den größten Beitrag zur Wirtschaftskraft der mittelalterlichen Städte?

Notiere die gezeigten Handwerksberufe und die zugehörigen Produkte!

Welche Mitarbeiter beschäftigte ein Handwerksmeister? Wie lange währte die tägliche Arbeitszeit?

In welchen Verbänden waren die Handwerker organisiert? Was waren die Aufgaben dieser Verbände?

Notiere die Waren, die auf dem mittelalterlichen Markt angeboten wurden!

Welche Einrichtungen bot der Rat der Stadt den Markthändlern?

Womit wurden die Waren auf dem Markt bezahlt? Wer war für die Herstellung dieser Währung zuständig?

Wer war für die Beschaffung von Importwaren zuständig?

Welche Handwerksberufe führten zu einer Verbesserung der überörtlichen Verbreitung von Nachrichten und Wissen?

Links

http://www.planet-schule.de/sf/php/02_sen01.php?sendung=4115

Möglichkeit zum Download der Sendung bei Planet Schule

http://www.planet-schule.de/wissenspool/die-stadt-im-spaeten-mittelalter/inhalt/sendungen/die-stadt-im-spaeten-mittelalter/handel-handwerk-marktgeschehen.html

Informationen zur Sendung bei Planet Schule; mit Lernsoftware

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