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Die Wirkung des Alkohols in Losungen von verschiedener Starke auf mechanische Prazisionsarbeit und del' Alkoholgehalt des Elutes nach dem GenuB del' Losungen von verschiedener Starke. 1 Yon P. 1. Tuovinen. (Aus dem Physiologischen Institut del' Universitilt Helsingfors.) ()\it 4 Figureu im 'l'ext.) I. Die Wirkung des Alkohols hangt auch von dem Umstand ab, in wie starker Konzentration er genossen wird. Wenn es sich um ganz schwache Konzentrationen handelt, kann man diese Wirkung kaum wahrnehmen. E. Vartia, E. Loveson und A. Kor h on en'' haben den Grenzwert fill' die auf die Leistungsiahigkeit wirkende Konzentration bestimmt, indem sie die gesamte Menge del' Konzentration unverandert beibehielten, abel' ihren Alkoholgehalt wechselten. Das Volumen del' von ihnen benutzten Alkoholkonzentration, eines Malzgetrankes (Bier), war 2 Liter. Der Alkoholgehalt war 1· 73, 1· 90, 2·08 und 2·74 Vol.-Proz. In den drei ersteren Fallen iibten die Konzentrationen keine nennens- werte Wirkung auf die Arbeitsiahigkeit aus. Die letzte, 2· 74proz. Alkoholkonzentration rief ein anmerkungswertes Sinken del' Leistungs- fahigkeit hervor, so daB die erwahnte Prozentzahl zeigte, daB del' Grenzwert uberschritten war. Die auf das Arbeitsvermogen wirkende Alkoholkonzentration schien also zwischen 2·08 und 2·74 Proz. zu sein. Bei diesen Versuchen wechselte somit das Alkoholprozent der Konzen- tration. Bei Starke von 2·74Proz. und Volumen von 2 Liter enthalt die Konzentration 54· 8 ccm Alkohol, die schwacheren naturlich weniger. 1 Del' Redaktion am 2. Februar 1927 zugegangen. 2 Carl Tigerstedt unter Mitwirkung ven E. Vartia, E. Loveson und A. Korkonen, Beitrag zur Kenntnis del' ·Wirkung des Alkohols in schwacher Konzentration. PH tigers Archiv f. d. qes, Physiol. 1924. Bd. CCV. Skandinav, Archiv. LJ. 19

Die Wirkung des Alkohols in Lösungen von verschiedener Stärke auf mechanische Präzisionsarbeit und der Alkoholgehalt des Blutes nach dem Genuß der Lösungen von verschiedener Stärke

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Die Wirkung des Alkohols in Losungen vonverschiedener Starke auf mechanische Prazisionsarbeitund del' Alkoholgehalt des Elutes nach dem GenuB

del' Losungen von verschiedener Starke. 1

Yon

P. 1. Tuovinen.

(Aus dem Physiologischen Institut del' Universitilt Helsingfors.)

()\it 4 Figureu im 'l'ext.)

I.

Die Wirkung des Alkohols hangt auch von dem Umstand ab, inwie starker Konzentration er genossen wird. Wenn es sich um ganzschwache Konzentrationen handelt, kann man diese Wirkung kaumwahrnehmen. E. Vartia, E. Loveson und A. Kor h on en'' haben denGrenzwert fill' die auf die Leistungsiahigkeit wirkende Konzentrationbestimmt, indem sie die gesamte Menge del' Konzentration unverandertbeibehielten, abel' ihren Alkoholgehalt wechselten. Das Volumen del'von ihnen benutzten Alkoholkonzentration, eines Malzgetrankes (Bier),war 2 Liter. Der Alkoholgehalt war 1· 73, 1· 90, 2·08 und 2·74 Vol.-Proz.In den drei ersteren Fallen iibten die Konzentrationen keine nennens­werte Wirkung auf die Arbeitsiahigkeit aus. Die letzte, 2· 74proz.Alkoholkonzentration rief ein anmerkungswertes Sinken del' Leistungs­fahigkeit hervor, so daB die erwahnte Prozentzahl zeigte, daB del'Grenzwert uberschritten war. Die auf das Arbeitsvermogen wirkendeAlkoholkonzentration schien also zwischen 2·08 und 2·74 Proz. zu sein.Bei diesen Versuchen wechselte somit das Alkoholprozent der Konzen­tration. Bei Starke von 2·74Proz. und Volumen von 2 Liter enthaltdie Konzentration 54· 8 ccm Alkohol, die schwacheren naturlich weniger.

1 Del' Redaktion am 2. Februar 1927 zugegangen.2 Carl Tigerstedt unter Mitwirkung ven E. Vartia, E. Loveson und

A. Korkonen, Beitrag zur Kenntnis del' ·Wirkung des Alkohols in schwacherKonzentration. PHtigers Archiv f. d. qes, Physiol. 1924. Bd. CCV.

Skandinav, Archiv. LJ. 19

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288 P. 1. TCOVL\'EI\':

Wenn anderseits die Quantitat des Alkohols unvcrandert bleibt,wahrend die ganze Menge del' Konzentration weohselt, hat diesel' Um­stand auch gewisse Bedeutung fur die Leistungsfahigkeit. In demPhysiologischen Institut del' Universitat Helsingfors ist im Zusammen­hang mit dern praktischen Kursus! festgeste1lt worden, daB beimchronischen Gebrauch des Alkohols dieselbe Alkoholmenge auf einemechanischo Prazisionsarbeit in ciner starken Konzentration (25 Proz.)starker wirkt als in einer schwachen (3,3 Proz.).

Aus Kal li o i n en s'' Versuchen, bei denen die Wirkung des Alkoholsauch chronisch erschien, geht hervor, daf der Alkohol absohwachendauf grobe Muskelarbeit wirkt und daf diese Wirkung sich vermindert,wenn die Konzentration verdiinnt wird. Er genof den Alkohol 9 StundenVOl' dem Versuche, nachdem er 3 Stunden vor dem GenuB ein leichtesAbendessen zu sich genommen hatte.

Man kann schon voraus annehmen, daB auch beim akuten Alkohol­gebrauch die Wirkung von del' Konzentration der Losung abhangt.Wi dm ark" behauptet zwar, daB die Konzentration des genossenenAlkohols keine wahrnehmbare Wirkung auf den Alkoholgehalt desElutes ausiibt.

Um das zu erfahren, welche Bedeutung die Konzentration fur dieWirkung einer konstanten Alkoholmenge hat, habe ich die im Folgen­den dargestellten Versuche ausgeflihrt.

Die Arbeit war Einfadeln von Nahnadeln, Die Nadeln waren Nr. 5Viktoria Sharps und die Nummer des Fadens war 60 (J. & P. Coats), weill.

Die Versuche leitete ich mit einer Ubungszeit von 11 Tagen ein.Jeden Morgen, bevor ich etwas gegessen oder getrunken hatte, sollteich moglichst viele Nahnadeln einfadeln. Wahrend der UbungszeitIuhrte ich taglich nul' eine S eri e (20 Min.) aus, weil es in erster Liniegalt, die notige Fertigkeit in der Arbeit zu erreichen. Die eigentlichenVersuche dagegen bestanden aus zwei tiiglichen Serien. Nach der erstenArbeit von 20 Minuten trat eine Pause von 12 bis 15 Minuten ein,wahrend deren ich die Faden wieder abzog, die Nadeln in das Nadel­kissen einstach und mit Schere die Enden der Fadenstiicke schnitt.Das Nadelkissen lag links auf dem Tische, der Faden in Stucken von

1 Ph.usioloqisches Praktikum. 1919.2 Carl Tigerstedt U. L. Kallioinen, Beitrag zur Kenntnis der Wirkung

der "Alkoholkonzentration auf die Leistungsfahigkeit der Muskeln. Dies. Archiv.1923. Bd. XLIII.

3 E. Widmark, Uber die Konzentration des genossenen Alkohols in Blutund Ham unter verschiedenen Umstanden.Dies. Archiv. 1916. Bd. XXXUI.

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DIE WIHKUNG DES ALKOHOLS E\ LCismWEN usw. 289

etwa 20 em geradc VOl' mil' auf dem Tische, so daE die Enden sieh libel'die mil' am nachsten liegende Tischkante erstreekten. tiber den Fadenwar ein eisernes Lineal gelegt, das sie in Ordnung hielt, wahrend ieh sieeinzeln aus del' Menge zog. Jeden zweiten Tag nahm ieh neue Fadenstatt del' alten. Nach del' Pause wurde del' zweite Versueh von20 Minuten aufgcnommen, nach dem ieh die Nadeln und Faden fill'den nachsten Tag ordnete. Jede Serie bestand aus 4 Perioden. Nachjeder fiinften Minute nahm ieh namlich einen neuen Bogen Papier, aufden ieh die eingeiadelten Nadeln fallen licE.

Die Versuehsperson war ich selbst. Alter 22 Jahre, Gcwicht 69 kg.Fruher habe ieh nie Alkohol gebraueht.

Ieh genof 40 eem Alkohol auf einmal, in 4, 10, 20, 40 und 60proz.Wasserlosungen, An den Alkoholtagen genof ieh das Getrank, was1 bis 3 Minuten dauerte, 10 Minuten VOl' dem Anfang del' erst en Versuchs­serie. Wahrend del' Versuehstage, sowohl mit als ohne Alkohol, aE undtrank ieh anderes als Alkohol erst nach meinen Versuehen. Val' t i a,Loveson und Korhonen begannen ihre Versuche auch 10 Minutennach dem Genuf des Alkohols - ihre Arbeit ebenso das Einiadeln vonNahnadeln. Sie aEen im Zusammenhang mit dem Alkohol weilses Brotmit Margarine und Hering.

Ich begann die Versuehe den 27. Januar im Jahre 1925 und setztesie unabgebrochen fort bis zu dem 2. April in demselben Jahre. DieZeit 27. I. bis 6. II. war die Ubungszeit,

Die Tabellen 1 und 2 und die Fig. 1 zeigen die Resultate. Ich

Tabelle 1.

-,

5 40 ,1. 64 60 58158 I 240 59 I 59 I 55151 i 224:i

464"

6 401

53 54 53 53 I 213 64 49151 53: 217 [I 4307 40 ' 52 48 51 I 47 I 198

II ~~51 46 I 48 i 193 [I 391

8 40 54 55 55 I 50 214 49 I 47 I 47 1 195II

4099 40 53 53 I 52 I 48 _ 206 1154 49 53 I 48 I 204 410

10 [ 54 56 59,

61 230 il 62 68 I 63 ; 58 I 251I

481-

I11

I--- 59 51 62

I ~~225 I' 62 65 I 62 1 59 I 248 473

12I

--- 58 52 56 227 ;1 59 58160 I 59 I 236 46313 - 57 56 62 62 237 1164 60 57 60, 241 I 278

I, II Serie I Serie II

T Getrank [---P-er-io-d-e--- i A~-za-h-l]1--- Periode Anzahli:o~ ~ag I" . -. .' '

I°.'0 '11 I I I deri--,--, ,i der HJ5, • 2 _3__!_~L1__ L2__i~!~[~adel:;;n===

-21-I,---- 5557

50 54 52 I 211 6-S-165-1-5-i--lsi-r-240 II 45152 59 531 221 57 54 i 57 64 I 232 I 453

3 ' 54 59 57 57 227 64 55' 57 I 56 I 232'1 4594 I 56 60 51 53 220 62 I 62 I 58 53 I 235 I 455

1n'

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290 P. 1. TUOVINEN:

Tabellc 1 (Fortsetzung).

- . .1.1

Serie I , Serie II

Tag Getriink '. Pericde IAnzahl:' Feriode \Anzahl

I % 1'1 1 I 2 I 3 I -4IK~~~ln!I'1 1 I 2 I 3 I 4 IN~lJ~ln1415161718

4 I' 51 I 53 II 58-1 48 210 I, 64 ' 52 I 61 I 531 2304 . 56 I 58 ,55 56 225 ! 58 60 I 55 59 232

~ ,.1.,1 g~ I g~ II g~ g~ I ~i~ II ~~ g~ g~ g~ I ~~~4 ,52 52 56 52 212 52 57 I 53 54 I 216

440457448444428

19202122

54 55: 58 ' 55 I 222 II 65 65 I 56 57 I; 243

II ~~ ~~ I g~ I g~ I ~~~ ]'1 ~~ g~ ~i ~~ 'I' ~~~• 59 50, 53 ! 65 227 I 67 69, 62 62 ,! 260

465469490487

463

II 561 51 151 151 I 209 1159 158 1 51 I 54 I 222 II 431

20 II 63 I 61 56 i 59 239 II 56 i 54 i 60 I 54 I 224

10

2324 20 II 60 I 51 55 I 50 219 58 44 ! 55 51 I 208 42725 20 52 I 53 53: 54 212 I 65 49 i 56 62 232 44426

I20 II 64 I 60 I 53 i 51 228

II ~~54 53 51 ' 221 449

27 20 I 60 i 53 47 I 55 I 215 56 I 52 51 I 221 436

28 -I! 53 551 56 59 223 58 63 I 63 59 I 243 466

29 - 58 57 57 63 235 66 61 62 56 I 243 48030 - ' 59 62 158 61 240 66 60 , 63 52 I 248 48831 - I 58 59 59 55 231 68 61 I 64 62 i 255 486

32

I10

II59

1

561

551

56 226 II 56158 54 I 51 219 44533 10 . 59 56 55 54 226 II 59 62

64154

239

I

46334 10 I 65 59 54 52 230 58 58 60 61 237 46735 10 I 61 56 59 59 235 63 I 59 ,53 53 228 463

ill WM""j! 51 1 59 I--"-

37 54 54 56 215 59 57 56 231 44638 " ]57 56 61 57 231 I 65 61 56 59 241

I472

39 " 62 59 57 60 238 I 62 59 58 56 235 47340 , " I 63 56 58 59 236 : 66 59 63 57 245 i 481

, 59 53 54 58 224 65 62 I 63 I 67 I 257 48155 55 53 55 218 65 65162 I 66 I 258 476

, 63 59 55 58 235 64~~ ~g ! g~ I

248 48358 55 61 58 232 59 , , 247 479

4142434445

46474849

6060606060

I

I 61 I 60 I 63165 I

I

, 64 I 60 ,56 55

61 60 162 61 I!, 56 I 62 59 I 57I; 56 ,61 58 63

!

249235244234238

II 64162160 154 [63 64 64 57

II 60 I 59

1

' 62 I 58153 59 57· 58

64 56 59 60

240248239227239

489483483461477

g~ ~ II g~ I g~ I ~~ I g~ I ~~~ IIII ~~, 'II ~i I ~~ I g~ I ~~g 1,1 ~~~52 4 158165 I 61 621 246 65 62159 671 253 ! 49953 4 II' 62 59/65161 247! 65

166 64[64 259 II 50654 4 62 61 60 58 241 ! 63 59 65 57 244 I 465

erwahne zuerst, daB die Leistungsfahigkeit wahrend der Uhungszeit,die sich in den Tabellen nicht befindet, folgendermaBen zunahm, in den

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DIE WmKUNG DES ALKOHOLS IN LdSUNGEN usw. 291

Anzahlen del' Kadeln gereelmet: 119, 137, 144, 167, 164, 187, 193, 197,215, 215, 206. Jedcr von diesen Versuchen enthielt nul' eine Serio(20 Min.), die aus 4 Perioden hestand.

C<oI Tag

C<...

......oI

......ce

'"IT

500

480

460

440

420

400

380

360

340

320

300

280

260

240

220

200

180

160

140

120

100

80

60

40

20OL.- ---' OIIIIL _

Anzahl del' Xadcln520 r-T'""'---,r-....-r--r--....---r-....---,;---,--,--,

Fig. 1.---- ResuItat des ganzen Tages.- - - - " del" I. Serle...................... " "II."

Mit Schwarz gefiillte Stellen bedeuten die Alkoholzeiten.

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292 P. 1. TUOVINEl\:

Die eigentliehen Versuche leitete ich mit einer alkoholireien Arbeits­periodc von 4 Tagen ein (Tabelle 1). 'Vie man sieht, sind die Resultats­zahlen diesel' Zeit ziemlich gleich einander (431 bis 459). Dann folgt eineAlkoholperiode von 5 Tagen, wo ich 100 cern 40 pr oz, Alkohol genof(die genossene absolute Alkoholmenge 40 cern). In del' Serie I des erstenTages bemerkt man eine Steigerung del' Leistungsfiihigkeit (240), wahrenddie Serie II Senkung zeigt (224). Die Summe (464) ist die groBte vonden bisher erreichten. Die anderen 4 Tage zeigen deutlich Sinken del'Arbeitsfahigkeit, Es ist zu bemerken, daf die Zahlen del' Serie I miteiner Ausnahme groBer sind als die del' Serie II. Wiihrend der Normal­tage dagegen verhalt es sich umgekehrt. An den Normaltagen - iehverstehe unter diesel' Bezeichnung die alkoholfreien Tage - bedurfteman namlich etwas Ubung, bevor die Leistungsiahigkeit ihre volle Krafterreiehte. Die Zahlen del' Serie I in del' Alkoholperiode sind jedochniederer als die entspreehenden Zahlen del' Normaltage, was aus denDurchsehnittswerten (Tabelle 2) hervorgeht. Im Vergleich mit denArbeitsprastationen del' alkoholfreien Zeit VOl' und nach del' Alkohol­periode (Tage 1 bis 4 und 10 bis 13), ist das durchschnittliche taglieheResultat del' zuerst erwahnten Zeit um 43·3 Nadeln kleiner als das del'letzterwahnten - in Prozenten gereehnet ist die Senkung 9· 33 Proz.

Die folgende alkoholfreie Periode von 4 Tagen (Tage 10 bis 13)zeigt Steigerung del' Arbeitsfahigkeit. Die Gewandtheit in del' Arbeitist welter gewaehsen. Del' Durchschnittswert betragt 47.3· 7 Nadeln.Die Zahlen del' zweiten Serie sind regelmaliig groBer als die Werte del'ersten Serie. Die Arbeit wird fortgesetzt in einer Alkoholperiode von5 Tagen (Tage 14 bis 18), wo ich 1000 ccm 4 proz. Alkohol genof ..Schon von dem ersten Tage an sinkt die Leistungslahigkeit, und del'Durchsehnittswert del' ganzen Periode betragt 443·4 Nadeln. Die Senkungim Vergleich mit den alkoholfreien Perioden VOl' und nach ihr betragtalso 32· 3 Nadeln oder 6·80 Proz. Die Zahlen del' ersten Serie sindhinsichtlieh des Durchschnittswertes kleiner als die del' zweiten undkleiner als die Zahlen del' entsprechenden alkoholfreien Perioden. DieErscheinung, daB die Leistungeiahigkeit infolge del' Ubung taglich vondel' erst en Periode an steigert, kann meines Erachtens Iur unabhangigvon dem Gebrauch und Niehtgebraueh des Alkohols betrachtet werden.

Die Tage 19 bis 22 ohne Alkohol zeigen, daB die Arbeitsiahigkeitetwas holier ist als die del' vorhergehenden Normalperiode, Del' Durch­schnittswert betragt 477·7 Nadeln. Die Zahlen sinken wieder wahrenddel' folgenden Alkoholperiode (Tage 23 bis 27), wo del' Alkoholgehalt

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DIE ,VIRKUXG DES ALKOHOLS IN L6SUXGEX usw. 293

del' Konzentration 20 Proz. ist. Das Sinken betragt 35·1 Nadeln oder7·03 Proz. im Vergleich mit den Resultaten del' alkoholfreien PeriodcnVOl' und nach ihr. Hinsichtlich des Durchschnittswertes sind die Zahlen del'erst en Serie etwas groBer als die del' zweiten, was zeigt, daB die Wirkungdes Alkohols wahrend del' letzteren Serie starker zum Vorschein kommt.

Die Arbeitsprastation del' alkoholfreien Tage 28 his 31 betragt480· 0 Nadeln, wahrend sie im Laufe del' folgenden Alkoholperiode,unter Wirkung von 10 pr oz, Alkohol, auf 453·8 Nadeln sinkt. DieDifferenz betriigt 26· 2 Nadeln oder 6· 46 Proz.

Weil es wahrscheinlich war, daf del' GenuB von groBeren Flussig­keitsmengen an sich auf das Resultat wirken konnte, Iuhrte ich wahrenddel' vier folgenden Tage (37 bis 40) die Arbeit aus, nachdem ich 1 Literreines Wasser getrunken hatte. Die Fliissigkeitsmenge del' 4proz. Kon­zentration betragt [a 1000 ccm und das Trinken einer solchen Quantitiitschnell in einem Zuge ist ziemlich unangenehm. Wie aus den Resultatenhervorgeht (Tabelle 1), ist die Wirkung des Trinkens von reinem Wassel'wahrend des ersten Tages nachteilig (446), und dieses kann auf del' grofienQuantitat del' Fliissigkeit oder auf einer Nachwirkung von dem Alkoholdes vorhergehenden Tages oder auf zufalligen Umstanden beruhen. DieFliissigkeitsmenge diirfte jedoch keine groBere Bedeutung haben, dennwahrend del' drei letzten Tage steigt das Arbeitsresultat ziemlich hochund halt sich gleichmahig, Del' Durchschnittswert 468·0 ist niedererals die del' Periode des 60proz. Alkohols (478· 6), und ihre Maximalwertegehoren zu del' letzterwahnten Zeit.

Tabelle 2.Durchschnittswerte.

ISerie I Iii Serie II , <1)

Tag Getrank Periode j::<:l.B . Periode 1::<:l.BIi '3 §I % I 1 I 2' I 3 i 4 Il~ ~ II 1 I 2 I 3 I 4 il~ ~ II ~ ~

1- 41 Ii 55 .5155.

21 55' 2!.53'7! 219· 7[62' 0'59· 0 '57 '0:.56. 71234' 7 [454· 55- 9 40 55.2154'053'8[51'21214'2 55'451'4150'4,49'4206'61420'8

10-13 57'053'759'7159'2 229·7 61'762'7160'559'0 244·0 473·714-18 4 53· 8'54·455'454·2 217 '81158'855'8156'0.:.55'01225' 61443'419-22 58·556·057 '2159'2 231·0 64'5,62'0160.2,60'01246' 7 477·723-27 20 59·856·252'853·8 222·6!' 60·851·4,55·2 53·8· 221·2 443·828-31 57'058'257'5'159'5 232'2!64'5161'2163,0159'0 247·7 480·032-36 10 60'055'654'854'4224'8159'059'0156'4154'6229'0 453·837-40 II Wasser I. 58·2 56·2 57'5,58,0 230·0 !,'163.O 59·5 58'5

157'0.238'0468·0

41-45 60 59'660'659'660'21240'0 60.8/60.0160.457'4 238·5 478· 646-49 - 158'755.555'7157.2 227·2! 63.264.062.562'71252.5 479·750-54 4. i59·4 60·0 61.0 ,59.6 240·0 Ii 64'0!62'4!62'0~60'8, 249·2 489·2

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294 1'. 1. TUOYL\EN:

Die Rcsultate del' Iolgendcn, schon crwahnten, Periode des 60 pro z.Alkohols weichen von dem ab, was man auf Grund des Vorhergehcndenerwarten konnte. Del' Durchschnittswert ist namlich zicmlich hoch,478·6 Nadeln und die Differenz (im Vergleich mit den alkoholireicnTagen 46 bis 49) nur 1·1 Nadel oder 0·24Proz. lnfolgedessen konnenwir denken, daB ich mich bisher so an die fragliche Alkoholmenge gc­wohnt hatte, daf ihre Wirkung zu gering war, urn moine Leistungs­Iahigkeit herabzusetzen. Diese Ansicht wird dadurch unterstutzt, daBdie Arbeitsiahigkeit sieh wahrcnd del' folgenden Alkoholperiode (Tage50 bis 54) unter del' Wirkung von 4proz. Konzentration, also einergleieh starken wie die wahrend del' Tage 14 bis 18 benutzte, im Vergleiehmit den Tagen 46 bis 49 mit 9· 7 Nadeln stcigert oder mit 1· ~16 Proz.statt del' friiheren Senkung von 6·80 Proz.

Dazu kommt noch ein anderer Umstand. Beim Vergleieh del'Arbeitsprastationen bei verschiedenen Alkoholkonzentrationen nimmtman wahl', daf die Leistungslahigkeit bei den sohwachsten Konzen­trationen sogleieh vom Beginn del' Serie I sinkt. lnfolge del' Wirkungvon 10proz. Konzentration sinkt das Arbeitsvermogen von del' zweitenPeriode del' Serie I an. Bei den starkeren Konzentrationen, von 20,40, 60 Proz., beginnen die Zahlen spater zu sinken, bei del' ersten fruherals bei den anderen. Bei del' 60proz. Konzentration bemerkt man dieSenkung kaum anderswo als in del' letzten Periode del' Serie II (Durch­schnittswert in del' Tabelle 2). Die verschiedene Schnelligkeit del'Senkung von Leistungsiahigkeit beim Genuf von verschiedenen Alkohol­konzentrationen Iuhrt den Gedanken auf eine Moglichkeit, daf dieschwachen Konzentrationen schnell resorptiert sind, schneller alsdie s t ark en.

Del' Durohschnittswert del' Arbeit in del' ganzen alkoholfreien Zeitbetragt 472·3 Nadeln und in del' Alkoholzeit 454·9 Nadeln,

Um das zu erreichen, daB die Abhangigkeit del' Senkung del' Leistungs­Iahigkeit von dem Alkoholprozent del' genossenen Konzentration wo­moglich deutlicher erschiene, setzte ich meine Versuche von dem 17. Aprilan fort. Damit ich erfuhre, ob meine Leistungsfahigkeit sich trotz del'Pause dazwischen gleich hoch erhalten hatte wie friiher, Iuhrte ichwahrend drei Tage vorbereitende Versuche aus. Die Resultate zeigendie Zahlen 511 (254 + 257), 509 (250 + 259) und 501 (257 + 244).Die Zahlen sind ziemlich hoch und gleich einander, so daB die erwahntoZeit schien geniigend zu sein, um die Fertigkeit wieder zu erreichen.lch gebrauehte nul' zwei Konzentrationen von 60 Proz. und 10 Proz.,

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Dn: ,Yml-uxt; nr s :\U\OllOI.S LX LiiSU;\GE:\ US\\". 2-D;)

damit die Wirkung deutlicher zum Vorschein kame. Weil 40 cern lVIengevon absolutem Alkohol hei den Iruheren Versuchen sich zu gering zeigte,urn meine Lcistungsfahigkeit hcrabsetzen zu konnen, erhohtc ich dieQuantitat auf GO ccm, Aus den Iruheren Versuchen ging auch hervor,daB die gcnosscne Wassermenge auch Wirkung ausubcn kann, Darumtrank ich wahrcnd dcr alkoholfreien Tage gleieh viel Wasser wie dieFlussigkeitsmenge des vorigen Tages war. Tabelle 3 und Fig. 2 zeigendie Resultate. Wie man sieht, ist die erschlaffende Wirkung der 10proz.Konzentration viel groBer, 8 ·18 Proz., als die der GOproz., 2· 5H Proz.Die Wassermenge von 100 cern, dem Volumen der 60proz. Konzentrationentsprechend, hat keinen Anteil am Sinken des Resultats, wahrend dieWassermenge von 600 cern der 10 proz. Konzentration eine schwacheherabsetzende Wirkung hat.

Mit den belden Alkoholkonzentrationen habe ieh einen Extraversuchausgefiihrt. Sie sind auch in der Tabella 3 gezeichnet. Der Extra-

Tabelle 3.

Tag Getrank

12

345678

- I'! 72162161 162'60% 1164162160'561

Extraversuch, ausgefiihrt ',: I I I I"

nach 1 Stde. 6 Min. vom 'Anfang der Serie I :: 5915457,49

100 cern Wasser 'I'68163'57i6210% 166165'5654[

600 cern Wasser 1'16563'61:57160°/ 16265'6454'

100 cern Wasser 1,63!61159:601110% ',58'556352

Extraversuch, ausgefiihrt '"I I I I "nach 1 Stde. 8 Min. voml 1 '

Anfang der Serie 1158,51 5454,', I I I

257242

219250241246245243228

217

:1168158',581,60168'61 155

'58

I i I56;50 159;5767

165160162

63,581514865656257

68163 158

'5868164166'63

63160'54154

J641J56

! 1 1

244242

222254220249247261231

245

501484

441504461495492504459

462

versuch im Zusammenhang mit der 60proz. Konzentration wurde aus­gefiihrt naeh 1 Stunde 6 Minuten vom Anfang der Serie I oder etwanach 15 Minuten von dem Ende der Serie II gereehnet. Das Resultatist sehr bezeiehnend. Die ersten Zahlen in der Serie I des Extra­versuehes sind beinahe gleieh grof wie die der vorhergehenden Serie,aber schon die vierte Periode ist kleiner (49) und die Summe (219) istbedeutend niederer als friiher (242). Die Summe der zweiten Serio (222)

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296 P. I. TUOYINEK:

zeigt, daB die Arbeitsiahigkeit beinahe auf dieser Stufe geblieben ist.Das Resultat des Extraversuches (441) ist Ulll 11· 98 Proz. niederer alsnormal, also die grobte bisherige Senkung. Die Serie I des Extra­versuches mit 10proz. Konzcntration zeigt betrachtliches Sinken derLeistungsiahigkeit (217), wahrend die Wirkung im Verlaufe der Serie IIbeinahe verschwindet (245). Die Summe (462) zeigt, daf die Arbeits­fahigkeit um 7·78 Proz. kleiner ist als normal, also etwas weniger alsbei dem Anfangsversuch mit der 10proz. Konzentration. Auf Grunddes Obenerwahnten konnen wir die Schlul3folgerung ziehen, daf dieheiden gebrauchten Alkoholkonzentrationen, 60 Proz. und 10 Proz. cinehemmende Wirkung auf cine Prazisionsarbeit ausuben und daB dioseWirkung bei schwacher Konzentration schneller zutage tritt als beistarker und wahrscheinlich bei jener auch friiher endet als bei dieser,und diesem entsprechend, daB die Wirkung einer starken Konzentrationspater erscheint als die einer schwachen und da groBer erscheint als dievon einer schwacheren Konzentration hervorgerufene Senkung derArbcit.

Ich setzte meine Versuehe im folgenden August fort. Ich fiihrtezuerst zwei Versuchsserien wegen der Ubung aus, und aus dem Re­sultat 526 (266+ 260) Nadeln 109 ich den Schluls, daf ich immer nochcine geniigende Fertigkeit in der Arbeit besall. Am folgenden Tag(5. VIII) genof ich 600 ccm 10 p r oz, Alkohol, dieselbe Quantitatalso wie bei den fruheren Versuchen. Die Arbeit begann 812 vormittags,und die zwei ersten Serien Iuhrte ich aus in derselben Zeit wie fruher,Die folgende Serie begann ich 1023 vormittags oder nach 2 Stunden11 Minuten von Anfang der Serie I gerechnet. Die vierte Serie fing1240 nachmittags an oder nach 4 Stunden 28 Minuten vom Beginn derSerie I gerechnet. Der folgende Tag (G. VIII.) war alkoholfrei, und diePausen waren beinahe dieselben wie wahrend des vorigen Tages. Amdritten Tage war die Reihe an der 60 proz. Konzentration. Der Zeit­raum zwischen den Anfangen der ersten und dritten Serie war 2 Stunden9 Minuten und zwischen denen der ersten und vierten 4 Stunden29 Minuten, Der vierte Tag war wieder alkoholfrei.

Aus der Tabelle 4 sehen wir, daB das Resultat des ersten Arbeits­tages (936) um 10·89 Proz. niederer ist als das der alkoholfreien Tage(Durchschnittswert 1050· 5). Schon die Serie I zeigt, daf die Leistungs­fahigkeit gesunken ist (11· 06 Proz.) im Vergleich mit den Durchschnitts­wert en der entsprechenden Serien an alkoholfreien Tagen. Die zweiteund dritte Serie sind beinahe einander gleich (Senkung 9· 98 Proz. und

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DIE WIRKUKG DES ALKOHOLS IN LbSUKGEN usw, 297

Anzalilder Nadeln

1080-----

1040

1000

960

920

880

840

800

760

720

680

640

600

560

520

480

440

400

360

320

280

240200

160

120

80

40

01..-__---'

1 2 3 4 Tag10% 60%

~r\V'~

.'.", J>.;"~"" -r": ::~-~'...,.,..

0

300

280260240220

200

180

160

140

120

100

80

60

40

2

o1 2 :3 4. 5 6 7 8 Tag60% 10% 60% 10%

520

500

480

460

440

420

400

380

360

340

320

Anzahlder Nadeln

"

Fig. 2.

--.- Resultat des ganzen Tages." del' I. Serie," " II. Serio,

Schmiilera senkrechte Lihienbedcuten die Alkoholgl'enze.

Fig. 3.

Resultat desdel'

" "" "" "

ganzen Tages.I. Serie,

II. "Ill. "IV. "

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2D8 P. 1. TUOVI:'\EN:

D·39 Proz.), clie vierto clagegen zeigt cine Senkung mit 12·56 Proz.Dieses Sinken kommt mit Berucksichtigung del' anderen Zahlen seltsamVOL Wahrend del' alkoholfreien Tage waehst clie LcistungsiahigkeitregelmaJ3ig von der ersten Serie bis zu der vierten.

Tabelle 4.

TagIii

Getriink IIi

10%

2 4

60%

Dtu'ell- I '.

schnitts- i DJffercnzwerte der l •alkohol'jlll den Prozenten

i freien 10% 60%I Versuche

249250

711 43'vorm.

68646058

255

811 06'vorm.

73G6GO56

248

711 43'vorrn.

6562G358

220

811 12'vorm,

63585445

Summe '

Serie I ,I

II.:[.il·1'1

!-1l·06 + 2·41-------"-----c------'-----c-------:-------:--'

Periode 1234

Serie IIPeriode 1 62

2 603 554 53

70G76159

65GO6153

69646061

Summe II 230

Serie III ill011 23'I vorrn,

Periode 1 '11 662 '1 613 614 58

Summe II 246

257

70726761

270

238

1011 15'vorm.

6G625750

235

254

71706765

273 271·5 1- 9·39 -13·44

Serio IV II 1211 40' 1211 35'Ii h h

.

'11 nac60

m . nac m.Periode 1 72 60 72

2 ., ei 68 62 70

: . II ~~ ~~ ~~ ~~Summe il 240 I 272 I 242 1 277 i 274·5

Totalsu~~__;r936- -1104'7-1'970-11054---,'1050'5

1-12'56 -1l'84

!-1O.89 - 7·66

Nach dem Genuf 60proz. Alkohols steigt die Leistungslahigkeitein wenig in del' ersten Serie (2,41 Proz), wahrend sic in del' zweitenbedeutend sinkt (6,85 Proz.). In del' dritten Serie hat das Sinken seinMaximum 13·44 Proz. erreieht, und weiter in del' vierten Serie ist die,

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Dm VYIRKUKl! DES ALKOHOLS IN LbSUKGEN usw. 299

Senkung groB, 11· 84 Proz. Die Arbeitsprastation des ganzen Tagesist urn 7·66 Proz. niederer als normal. Wenn wir die belden Alkoholtagediesel' Serie miteinander vergleichen, scheint es, als ob die 10proz. Kon­zentration eine starker erschlaffende Wirkung hatte als die 60proz.Die Wirkung del' zuerst erwahnten offenbart sich sogleich von del'ersten Serie an und erscheint schon da beinahe am starksten, wahrenddie Wirkung del' letzteren erst in del' zweiten Serie zum Vorseheinkommt und ihr Maximum im Verlaufe del' dritten Serie erreicht. DieWirkung del' starkeren Konzentration scheint auch dauerhafter zu seinals die del' schwachen. Diese Versuche bekraftigen also die durch diefruheren Versuche erhaltenen Beobachtungen.

Subjektiv kam mil' oft VOl', daf ich wahrend del' Alkoholtage einbesseres Resultat erreiehte als wahrend del' alkoholfreien. Die Zeitverlief wahrend del' Alkoholtage schneller, und es gelang mil' kaum je,mein Resultat voraus richtig zu erraten.

Auf Grund des Obenstehenden konnen wir die SchluBfolgerungenziehen, .daf

1. del' Alkohol in den bei den erwahnten Versuchen gebrauchtenQuantitaten (40 und 60 cern) einen deutlichen hemmenden Einfluf aufeine mechanische Prazisionsarbeit ausiibt,

2. die Wirkung einer starken Konzentration auf einen an denAlkohol ungewohn ten Organismus starker ist als die einer schwachenund die Wirkung sich infolge del' Gewohnheit vermindert,

3. in gewissen Konzentrationen (10 und 60 Proz.) die Wirkungeiner schwachen Losung schneller und zugleich s t ark er zutage trittals die einer starken.

II.

Auf Grund des Obenerwahnten kann man also annehmen, daB dieResorption des Alkohols in verschiedenen Konzentrationen mit ver­schiedener Schnelligkeit VOl' sich geht. Fiir die Untersuchung iiber diesenUmstand muf del' Alkoholgehalt des Elutes nach dem Genuf ver­schiedener Konzentrationen bestimmt werden. Die Wirkung des Alkoholsauf die Leistungsfahigkeit hiingt namlich von dem Alkoholgehalt desElutes ab (Nicloux).

Klaus Hansen! stellt umstandlich eine Untersuchungsmethode

1 Klaus Hansen, Untersuchungen iiber den Einflu(3 des Alkohols auf dieSinnestiitigkeit bei besiimmten Alkoholkonzentrationen im Orqanismus. Heidelberg1924.

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300 P. I. TUOVINE?\:

fill' die Bestimmung von Alkoholgehalt des Elutes dar, und sic ist indel' Kurze folgend:

Wenn Monocarbonsauren mit Kaliumbichromat in einer Schwefel­saurelosung behandelt werden, oxydieren sic sich wenigstens teilweise zuKohlensaure und Wasser. So verhalt sich z. B. die Ameisensaure. DieEssigsaure bildet eine Ausnahme ; sic zersetzt sich durch diese Stoffe nichteinmal beim Erhitzen. Wenn Xthylalkohol in einer sauren Losung mitKaliumbichromat behandelt wird, oxydiert er sich zuerst zu Acetaldehydund dann zu Essigsaure ; weiter setzt del' ProzeB sieh nicht fort.

3CH3·CH2·OH + K 2Cr207 = 3CH3·CHO + Cr203+ K20 + 3H20Athylalkohol Acetaldehyd

3CH3·CHO + K2Cr207 = CH3·COOH + Cr203+ K20Acetaldehyd Essigsaure

Es braucht also zwei Molckule Bichromat drei Molckule Alkohol zuoxydieren. Einem Molekiil Alkohol entspricht also 2/3 Molekiil Bichromat.Die Alkoholmenge kann man dadurch erfahren, daB man die QuantitafKaliumbichromat miBt, die zur Oxydierung des Alkohols zu Essigsaureverbraucht wurde.

Nach diesem Prinzip baute Nicloux seine Methode fiir die Bestim­mung des Alkohols, und sie ist noch die Mustermethode fur die quanti­tative Bestimmung kleiner Alkoholmengen. Hansen griindet sein Ver­fahren auch darauf, indem er eine auch praktisch genaue Methode aufstellt.

Del' Alkohol wird mit Bichromat oxydiert, von dem man mehr alsdie notige Menge (bekannte Quantitat) hat, worauf Kaliumjodid auchiiberfliissig hinzugelegt wird. Das iibrige Bichromat befreit das Jod vonKaliumjodid in quantitativen Mengen folgenderweise:

K2Cr207 + 6KJ = 6J + 4K20 + Cr203 •

Das freie Jod wird mit Natriumthiosulfat'titriert, wobei die Starkeals Indikator wirkt :

6 Na2S203+ 6J = 3Na2S407 + 6NaJ .

Ein Molekul Bichromat entspricht also sechs Molekiilen Thiosulfat.Die EiweiBstoffe des Bluts werden mit Pikrinsaure ausgefallt und del'

Alkohol wird durch Destillation unter Druck von 360 mm Hg aus demBlute getrennt.

Die Alkoholkonzentration des Bluts erhalt man aus dem Schema

11-..i.? .

1) =~, wo 1) die Alkoholmenge in Gewichtsprozenten, t das ge-

brauchte Thiosulfat in ccm und b das Gewicht des zu analysierenden Blutsin Gramm bedeutet.

Die Tre)1nung del' Farben beim Titrieren ist sehr deutlich. Schonem Tropfen 'I'hiosulfatlosung ist imstan<\e, sie hervorzurufen.

Hinsichtlich del' naheren praktischen Ausftihrung del' Arbeit deuteich auf die Seiten 36-38 in Hans ens Buch hin.

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DIE WIRKUNG DES ALKOHOLS IN LOSUNGEN usw. 301

Urn die notige Fertigkeit in del' AusfUhrung des Versuehes zu er­reiehen, bestimmte ieh den Alkoholgehalt in einigen Wasserlosungen,in die ieh eine gewisse Menge Alkohol eingemiseht hatte. Solehe Arbeitenfiihrte ieh etwa wahrend eines Monats gegen 10 Stucke, wo ieh bemerkte,daf die Resultate del' von mil' gereehneten Quantitat entspraehen.

Fur meine Blutproben gebrauehte ieh Alkohol in 4, 10, 40 und60proz. Wasserlosungen, 60 cern Alkohol in einem Zuge, also 4 Proz.bis 1500 cern, 10 Proz. bis 600 cern, 40 Proz. bis 150 cern und 60 Proz.bis 100 cern. Morgens, gewohnlich etwa urn 10 Uhr, bevor ieh etwasgegessen oder getrunken hatte, genoB ich den Alkohol, worauf die Blut­probe aus den Venen del' Ellbogenbeuge genommen wurde. Als des­infizierender Stoff wurde das Sublimat angewendet, weil die Hautnieht mit Alkohol und Ather als reduzierenden Stoffen gestriehen werdenkonnte. Die Zeiten del' Blutnahme wurden naeh den letzten (im AugustausgefUhrten) Leistungsiahigkeitsversuchen geordnet. Das Einfadeln del'Nadeln begann damals naeh Verlauf von 20 Minuten seit dem GenuBdes Alkohols und wurde 20 Minuten in del' ersten Serie fortgesetzt.Die Blutprobe wurde so genommen, daB sie del' Mitte del' Arbeitszeit(del' Serie) entspraeh, die erste also naeh 20 Minuten seit dem GenuBdes Alkohols, die zweite wieder entspraehhinsiehtlieh del' Zeit del' Mittedel' zweiten Serie, die dritte del' Mitte del' dritten Serie usw. viermaltaglich, vier Versuehsserien entsprechend, Wahrend del' Versuehe aBund trank ieh niehts.

Tabelle 5 und Fig. 4 zeigen die Resultate. Den 14. Oktober genolsieh 9· 5proz. Alkoholkonzentration - die Absieht war zwar eine 10proz.zu gebrauehen, abel' aus Versehen veranderte del' Prozentgehalt sieh. DasBlut enthielt Alkohol naeh 20 Minuten O· 77 Promille, naeh 55 MinutenO'70 Promille. Naeh 2 Stunden 45 Minuten sank er auf. O· 56 Promille.Die vierte Analyse miBlang wegen del' Zerbreehung des Kolbens. ImVergleieh mit den folgenden Proben sind die Zahlen dieses Tages groB,besonders die erste (0' 77 Promille). Ich bin darum geneigt, die Zahlenfur unwirkliehzu halten und zu glauben, daB bei ihrer Bestimmungein Irrtum gesehehen ist, obgleieh ieh mieh meines Eraehtens sorgfaltigdazu vorbereitet hatte. Diese Probe habe ieh in die graphisehe Dar­stellung nieht gezeiehnet.

Dieam 24. Oktober erreichten Resultate mit 10 pr oz, Konzentrationzeigen, daB del' Alkoholgehalt des Bluts naeh 20 Minuten O· 41 Prornillebetragt, von wo er steigt, urn naeh 55 Minuten O'64 Promille zu be­tragen. Naehmittags sinkt die Zahl, nach 2 Stunden 45 Minuten betragt

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302 P. 1. TUOVINEN:

Tabelle 5.

Alkohol.gehalt

I desBlutes

Zeit

4

40

60

40

2. XII.

4. XI.

IS. XI.

23. XII.

i~ 1-< II;: S II i

I~ ~ ~tl ~ cg Alkohol- P'3 Alkohol- II Zeit ! Alkohol-'" ~ ~ gehalt ,.. 2 gehalt " - ,gehalt

Dat.um I N ~ ,:g I'" 2> d '" '" d II I des§ .S ~ ';j) 0 es I ';j) 0 es vom vorn''- '" N BIutes' N Blutes Ii GenuE I BIutes GenuD

I"""' % Il1Vlin. Pro~ni~I_i~!Promille II I Promille . ' Promille

14. X. 251 9· 201(0.7-7)?- - 55'0·70 1!2S~.45lVI.IO'56 'II24. X. I 10 20 I 0·41 I 55 ,0·64 .'2 ., 45 .. '0·55 . 4St. 55lVLo'29

'0'37(~' iO·49l. "i' ··0·37l. 'i 'O·34l .20 ,0· 37 jO·31 55 ,°' 411° 40112 ., 45" 10'~510 4\4 " 55., 10.30 rO 32

I 0·42l0.44 10'~SlO'69Io'~9}0'771 10'~6}0'4820 ' 0,45) II 60 10'~Or 1'2 " 45" 10'16 ,,4 " 50" ,0'01

0·25(0.240' ~Olo'701 _0'6~lo'63 __0'37}0'4020 0·23( ',65 10' ,OJ 11

2 " 40" 10.62J 1,'.1 4 " DO" 0·430· 26 l I, I

25 1 0·27 J0· 26ii , II '

sie 0·55 Promille und nach 4 Stunden 55 Minuten 0·29 Promille. Del'folgende Versuch am 4. November mit 60proz. Alkohol zeigt solerneine Erneuerung, daB ich von nun an zwei Analysen aus jeder Blut­probe machte, so daB die Zuverlassigkeit del' Zahlen sicherer ist. Nach20 Minuten betragt das Resultat O'37 Promille - urn Raum zu sparen,erwahne ich den Durchschnittswert del' beiden Analysenresultate, ausdel' Tabelle gehen die beiden Zahlen hervor. Nach 55 Minuten hat dieZahl sich auf 0·45 Promille gesteigert. Nach 2 Stunden 45 Minutensinkt die Zahl auf 0·41 Promille, und nach 4 Stunden 55 Minuten betragtsie 0·32 Promille.

Den 18. November genoB ich 4 Proz. Alkohol, und nach 20 Minutenenthielt das Blut 0·44 Promille Alkohol, nach 60 Minuten 0·69 Promille,nach 2 Stunden 45 Minuten O'77 Promille und nach 4 Stunden 50 Min.O'48 Promille. Die erste Probe enthalt also bedeutend mehr Alkoholals die entsprechende Probe nach dem GenuB von 60proz. Alkohol.Del' Gehalt steigert sich ziemlich viel und schnell, urn sein Maximumnach 2 Stunden 45 Minuten zu erreichen, worauf er ziemlich schnellsinkt.

Am 2. Dezember war die Reihe an del' 40pro z. Konzentration.Nach 20 Minuten betragt del' Alkoholgehalt des Elutes 0·24 Promille,nach 65 Minuten O'70 Promille, nach 2 Stunden 45 Minuten O'63 Pro­mille, und nach 4 Stunden 55 Minuten O·40 Promille. Die erste Zahlist wunderlich klein, kleiner als die entsprechende Zahl bei 60 proz.Wegen del' groBeren Schwachheit del' Konzentration konnte man

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DIE WIRKUNG DES ALKOHOLS IN U:iSUNGEN usw. 303

erwarten, daf das Verhaltnis umgekehrt ware. Das folgende Alkohol­promiIle zeigt schnellen Wuchs. Wahrend der dritten Serie ist dieKonzentration wieder gesunken, und in der vierten Probe ist dieAlkoholmenge bemerkenswert niedrig. Urn davon uberzeugt zu werden,daB bei dem Versuch keine hemmenden Faktoren mitwirkten, genoB

Alkoholgehaltdes BluteR,

promille

0·8

0·7

0·6

0·5

0·4

0·3

0·2

o

o 1 2 3 4 5 Stunden

""

"

Fig. 4.

- . - . - 4proz. Alkohollosung.----10 "

··40 "- - - - 60 "

ich den 23. Dezember abermals 40 proz. AIkohol, und die nach25 Minuten genommene Blutprobe gab das Resultat 0·26 Promille.Die Richtigkeit des Resultates liiBt sich also kaum bezweifeln. InHinsicht zu den anderen Resultaten ist das [edoeh schwer zu 'erklaren.Vielleicht laBt es sich denken, daB es zwischen der 40 proz. und der60 proz. eine Alkoholkonzentration als Grenze gibt, deren Uberschreitung

Skandinav. Archiv, 1.1. 20

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304 P. 1. TUOVINEN: DIE WIRKUNG DES ALKOHOLS IN LOSUNGEN USW.

eine schnellere Resorption des Alkohols hervorruft, In den Konzentra­tionen, die etwas schwacher sind als sie, findet die Resorption langsamerund gleichmaliiger statt.

Auf Grund del' obenstehenden Versuche konnen wir die Schluls­folgerungen ziehen, daB

1. der Alkohol ziemlich schnell nach dem Genuf von verschiedenenKonzentrationen resorbiert wird,

2. die Resorption des Alkohols bald nach dem Genuf von schwachenKonzentrationen (4 Proz. und 10 Proz.) grolser ist als nach dem Genufvon starken. Ebenso . steigert sich del' Alkoholgehalt des Elutes nachdem GenuB von schwachen Konzentrationen ziemlich schnell, um wiederziemlich schnell zu sinken. Die 60proz. Konzentration scheint merk­wiirdigerweise ziemlich schnell resorbiert zu werden, aber spater lang­samer. Die Resorption der 40proz. Konzentration ist gering zu Anfang,aber steigert sich spater hoher als die del' 60proz. Bei diesen starkerenKonzentrationen scheint der Alkoholgehalt des Blutes langsamer zusinken als bei den schwachen.

Es ist moglich, daB die oben erwahnten Tatsachen individuell sind.Der Magen eines anderen Individuums kann anders reagieren als del'meine. Wenn die starke Konzentration in den Magen gerat, kann siesich wegen ihres kleinen Volumens nicht auf eine so breite Resorptions­Hache verbreiten wie die schwache mit groBem Volumen. Dieser Um­stand durfte jedoch von geringerer Bedeutung sein. Die Alkohol­resorption mag auch nicht konstant sein. Weil die Versuche ziemlichgroBe Blutmengen erforderten, konnte ich sie nicht sehr zahlreich aus­Iuhren.