Doktorarbeit Anahi

Embed Size (px)

DESCRIPTION

.

Citation preview

Doktorarbeit

Wechselwirkungen von Genen und Umwelt als Grundlage von Depression

ZusammenfassungDepression ist eine komplexe psychiatrische Erkrankung, die durch ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und widrigen Umwelteinflssen entsteht. Eine groe Bedeutung im Krankheitsbild der Depression kommt der Fehlregulation des Stresshormonsystems zu. Das FKBP5, ein Ko-Chaperon des Stresshormon-Rezeptors, ist dabei ein mgliches Schlsselgen, da Sequenzvernderungen in dem FKBP5-Gen das Depressionsrisiko beeinflussen. Die Untersuchungen am MPI fr Psychiatrie weisen den Weg zu neuen Medikamenten gegen Depression.Depression und Gen-Umwelt-InteraktionDas menschliche Gehirn ist eine der komplexesten Strukturen in unserem Universum. Schtzungen zufolge sind im Gehirn des Menschen etwa 100 Milliarden Nervenzellen miteinander vernetzt. Da jede dieser Nervenzellen im Schnitt etwa 10.000 Verbindungen zu weiteren Nervenzellen eingeht, ist das Gehirn im Ganzen unvorstellbar kompliziert. Bei einer solch hohen Komplexitt ist es nicht verwunderlich, dass es in diesem System auch zu Fehlfunktionen kommen kann, welche ab einem gewissen Grad als psychiatrische oder neurologische Erkrankung wahrgenommen werden. Von allen psychischen Strungen, zu denen unter anderem auch Demenz, Psychosen oder Sucht gehren, kommen sog. affektive Strungen am hufigsten vor, und hier vor allem Angsterkrankungen und Depression. Die affektiven Strungen zeichnen sich durch eine klinisch bedeutsame Vernderung der Stimmungslage aus.

Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass der Depression sehr komplizierte Mechanismen zu Grunde liegen, die sowohl genetische als auch umweltbedingte Ursachen haben. Es wurde nachgewiesen, dass Stress einen der Haupt-Risikofaktoren fr affektive Erkrankungen darstellt. Der Begriff Stress beschreibt einen Zustand, der durch interne oder externe Stimuli ausgelst wird, die das Gleichgewicht des Organismus (Homostase) aus der Balance bringen. Dies fhrt zur Aktivierung von physiologischen Systemen, die fr die geeignete Reaktion des Krpers in Bezug auf Stress verantwortlich sind und dafr sorgen, dass der Organismus fr die Anforderungen seiner Umgebung optimal gewappnet ist. Das Stresssystem ist daher in erster Linie adaptiv und hilfreich, kann aber durch beraktivierung auf Grund von lang andauernden Stressperioden auch Krankheiten wie die Depression frdern [1]. Chronischer oder traumatischer Stress fhrt aber nicht bei allen Personen unweigerlich zu einer Depression, da die genetische Veranlagung fr eine erhhte Stressanflligkeit hierbei eine groe Rolle spielt. FKBP5 ist eines der vielversprechendsten Kandidatengene, das sowohl die Funktion des Stresshormonsystems beeinflusst als auch in genetischen Studien als assoziiert mit Stress und affektiven Strungen gefunden wurde.

FKBP5 als Kandidatengen fr DepressionDas FKBP5-Gen kodiert fr ein Protein, an welches das aus Bakterien gewonnene, immunsuppressiv wirkende Molekl FK506 (Tracolimus) bindet. Es gehrt zur Familie der Immunophiline und fungiert unter anderem als Ko-Chaperon in Stresshormonrezeptor-Komplexen. In diesem Komplex bewirkt FKBP5 eine Verminderung der Affinitt des Steroidrezeptors fr das Stresshormon (Kortisol bei Menschen, Kortikosteron bei der Maus) und wirkt daher als funktioneller Antagonist, das heit es mindert die biologische Wirkung des durch Kortisol aktivierten Stresshormonrezeptors (Abb. 1). Dadurch wird letztlich die Kontrolle des Stresshormonsystems blockiert, was zu einer berschieenden Stressantwort fhrt. In vielen humangenetischen Studien konnte gezeigt werden, dass Polymorphismen des FKBP5-Gens nicht nur die Expression von FKBP5 beeinflussen, sondern auch das Risiko der Probanden, an einer Depression zu erkranken [2]. Besonders interessant ist dabei, dass frhkindliche Stresserlebnisse das Erkrankungsrisiko modulieren und vor allem in Kombination mit bestimmten DNA-Sequenzvarianten eine starke Erhhung des Erkrankungsrisikos verursachen. [3].

Abb. 1: Das Stresshormonsystem wird durch die Stimulation von Hirnregionen wie dem Hippokampus oder dem Hypothalamus ...

FKBP5 korreliert mit StressanflligkeitBasierend auf den beschriebenen klinischen Befunden haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun begonnen, die molekularen Grundlagen der Interaktion zwischen Stress, FKBP5 und Depression zu entschlsseln. Am Anfang stand die Frage, ob die Aktivitt des FKBP5-Gens im Gehirn von Musen durch akuten oder chronischen Stress beeinflusst werden kann. Es konnte gezeigt werden, dass akuter Stress zu einer Erhhung der FKBP5-Expression in einer Reihe von Hirnarealen fhrt, die bekanntermaen fr die Regulation des Stresssystems und fr psychiatrische Erkrankungen bedeutend sind [5]. Auch nach chronischem sozialen Stress, einem Tiermodell, das menschlichen Stresssituationen sehr nahe kommt, konnte eine vermehrte FKBP5-Expression beobachtet werden (Abb. 2A-C)[6]. Das Ausma der FKBP5-Regulation korreliert dabei in den gestressten Tieren mit deren verhaltensbiologischen und neuroendokrinen Parametern (Abb. 2D und 2E). Tiere mit besonders hohen FKBP5-Expressionswerten zeigten auch die hchsten Werte an passivem Verhalten in einer ausweglosen Stresssituation ein Verhaltensmuster, das hufig mit Depression assoziiert wird. Auch die Ausschttung der Stresshormone als Reaktion auf einen akuten Stress war direkt mit dem FKBP5-Expressionsniveau im Gehirn der Tiere verknpft.

Werden mnnliche Muse chronischem Stress ausgesetzt, erhht sich deren FKBP5-Expression in spezifischen Regionen des dorsalen Hippokampus (CA1, Dentate Gyrus (DG)). Eine zustzliche Behandlung der Tiere mit dem Antidepressivum Paroxetin hat darauf keinen Einfluss. (D-E) Die Strke der FKBP5-Aktivierung korreliert signifikant mit dem stressinduzierten Verhalten sowie der neuroendokrinen Regulation des Stresssystems. a.E: arbitrre Einheiten.