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es in einer privaten Praxis kostet, deshalb kommen viele ... · Dermatochirurgie im Iran stark beeinflusst. Die anderen Ärzte waren auch alle im Die anderen Ärzte waren auch alle

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es in einer privaten Praxis kostet, deshalb kommen viele Patienten. Man sah einige fortgeschrittene Krankheiten, zum Beispiel Borreliose nach 20 Tagen mit multiplen Erythemen am ganzen Körper. Des öfteren kommen auch Skabies Patienten. Ich hab das erste Mal echt Angst gehabt. Die Ärzte untersuchen die Patienten z.T. auch ohne Handschuhe. Desinfektionsmittel gibt es nur im OP Raum, dahin zu gehen, lohnt sich fast nie bei den vielen Patienten. Oft sieht man aber auch nur die allgemeinen Sachen wie Pickel, Flecken, Ekzem, Sonnenflecken etc. Viele Patienten bringen ein Versicherungsbuch mit für die Medikamente, einige haben aber keins und kaufen sich die dann privat. Bei einigen Patienten wird ein Patchtest durchgeführt, ansonsten Biopsien, Kürettagen und Laserbehandlungen im OP. Meist sieht man die Patienten dann öfters. Einige Männer kommen auch mit Geschlechtskrankheiten wie Warzen etc. Das Untersuchungszimmer ist ein Besprechungsraum. Füße werden ab und an auf den Tisch des Arztes gelegt. Ansonsten sitzt man auf dem Stuhl und zeigt die betroffenen Hautstellen. Als Medizinstudent gibt es eigentlich keine Probleme mit den islamischen Regeln. Ich habe aber deutlich gespürt, dass sich einige Frauen sehr unwohl gefühlt haben, wenn so ein junger Student da sitzt und sie untersuchen möchte. Bei den Haarproblemen wurde dann das Kopftuch abgenommen.

Ab und zu platzt auch ein Pharmavertreter herein. Am Tag sieht man mindestens einen.

Im OP gibt es noch die Wundsprechstunde. Da kommen viele diabetische Füße, fehlerhafte Wundheilungen und weitere Krankheiten, die im OP Saal behandelt werden müssen. Auch da schaute ich nur zu, ebenso wie bei allen anderen Sachen. Ich habe mich im vornerein aber auch um ein „observation term“ beworben. Dann gibt es die Leishmanioseklinik, die ein Immunologe leitet. Dort werden kostenlose Kryotherapien und Injektionen durchgeführt. Die Patienten haben sehr viele Stellen mit „Orientbeulen“ und sind sehr belastet. Es kamen meist Menschen auf dörflicheren Gegenden, die ein sehr einfaches Leben führen.

Das Immunologie Labor ist der Leishmanioseklinik angesiedelt. Dort werden verschiedene Forschungen gemacht, die der Immunologe leitet. Ich wurde nur einmal rumgeführt. Oben im Dachgeschoss ist ein Vogelraum, in dem z.B. an Papageien geforscht wird. Daneben ist ein Mauslabor.

Dann gibt es noch das Dermalab. Dort arbeiten 4-6 Studenten, meist aus der Medizin, an Forschungsarbeiten für Prof. Firooz, den Leiter für die Forschung. Man kann per Ultraschall die Hautdicke und Hautschichten darstellen, im Nebenraum ist ein Gerät zum bestimmen der Haarphasen im Trichogramm und ein Gerät, das die Gesichtshaut analysiert. Des Weiteren kann man die Hautdicke, die Melanindichte, und den Wassergehalt messen. Die Studenten dort sind sehr nett und helfen gerne. Da die meisten in die Staaten auswandern wollten, konnten sie gut Englisch sprechen.

Die Ärzte machen das Clinical Trial Center erst zu etwas sehr Besonderem. Der Chef, Prof. Dowlaty, hat in Amerika studiert und hat die Dermatologie und Dermatochirurgie im Iran stark beeinflusst. Die anderen Ärzte waren auch alle im Ausland, Forschungsprojekte in Harvard, Studium in Amerika, Master of Public Health in Schweden... Es hat richtig Spaß gemacht, mit so tollen Ärzten zusammenzuarbeiten. Sie haben mich gleich als Kollegen empfangen und mich mit sehr ernst genommen. Man wird als Student auch mit „Doktor“ angesprochen. Das ist übrigens im Iran auch üblich ab Eingang ins Medizinstudium. Einmal die Woche treffen sich die

Da die Ärzte in weiteren Kliniken und Krankenhäusern tätig sind, kommt man sehr viel rum in Teheran, wenn man überall reinschnuppern möchte.

Dr. Dowlaty hat eine 3-Stöckige Privatklinik, in der neben Biopsien auch viele kosmetische Eingriffe erfolgen. Ebenso Haartransplantationen, Laserbehandlungen und Botox und Gelinjektionen. Der Chef hat einen eigenen Fahrer, der mich am morgen dahin gefahren hat. Ansonten kommt man auch gut mit den BRT Bussen oder dem Taxi dahin.

Ein andere Arzt hat mich ins größte Hautkrankenhaus Tehrans gebracht. Es war unglaublich, wieviele Menschen dort waren. Pro Tag werden dort 400-700 Patiente behandelt. Vom ganzen Land reisen sie hierher. Es gab viele residents(Assistenzärzte) und ich wurde toll herumgeführt. Hier würde sich eine Famulatur auch lohnen. Leider sprechen die Patienten nur persisch, aber die Ärzte kommunizieren auf Englisch. Die Studenten im letzten Jahr machen ihre „interns“ (PJ) dort. Sie dürfen schon viel machen. Es wird aber schwer, wenn man als ausländischer Student nicht mit dem System vertraut ist und nur kurz bleibt. Im Nebengebäude durfte ich bei einer Vorlesung für Tehraner Medizinstudenten dabei sein. Es ging natürlich um Leishmaniose. Einer unserer Ärzte hat die Vorlesung gehalten.

Einen Tag durfte in die Leprasprechstunden am anderen Ende der Stadt. Es war eher eine dörfliche Sprechstunde, in der Patienten mit allen Problemen zum Hautarzt kamen. Die Leprapatienten waren keine Neuinfektionen, sondern wurden vor zig Jahren meist schon behandelt. Die Ärztin nahm mich dann auch ins Iman Khomeini Krankenhaus mit, in dem sie als Fachärztin arbeitete.

Ein Sprechstundenarzt nahm mich mit in eine private Hautklinik, in der ebenfalls wie in der Dowlaty Skin Clinic sehr viele Ärzte angestellt sind. Er arbeitet dort einen Tag die Woche und bringt alle operativen Patienten dort hin. Von Warzenbehandlung bis Haarentfernung per Laser war alles dabei. Gleichzeitig wurden natürlich Patienten für die nächte Lidstraffung oder Fettabsaugung akquiriert. Die Klinik war knallvoll. Trotz der harten wirtschaftlichen Lage scheint es Sachen zu geben, auf die die Frauen nicht gerne verzichten. Man sieht übrigens auf der Straße sehr sehr viele Menschen mit Pflastern auf der Nase. Plastische Operationen sind im Iran ziemlich, insbesondere an der Nase.

Es war schon eine tolle Erfahrung. Ich habe wirklich viele Einblicke in das Gesundheitssystem bekommen und auch die Dermatologie mit ihren vielen Gesichtern kennengelernt.

Am Ende meines Praktikums bin ich mit Prof. Firooz zum Auslandsbeauftragten der Uni Tehran gegangen und habe ein Zertifikat ausgehändigt bekommen. Dort wurde mir auch mitgeteilt, dass ausländischen Studenten aus Deutschland das Visum bezahlt wird, ein Platz im internationalen Wohnheim und eine Gesundheitsversicherung besorgt wird. Natürlich ebenfalls ein Platz in einem der zahlreichen Krankenhauser. Es gibt viele Spezialkliniken wie das Razi Krankenhaus für Dermatologie. Die Uni richtet ein kostenloses Bankkonto für Studierende ein, über das man auch bezahlen kann. Bald wird ein Auslandsbüro der Uni Teheran in Hamburg eröffnet, dann können sich ausländische Studierende bei Fragen an mich wenden.

In einem islamischen Land zu sein, bedeutet aber auch, bestimmt Regeln zu beachten. Obwohl das persische Volk die islamischen Regeln nicht sehr streng nimmt, ist das Tragen eines Kopftuches Pflicht. Man sollte Frauen vielleicht nicht

direkt intensiv in die Augen schauen und auch nicht die Hand geben. Schweinefleisch gibt es im Iran nicht.

Das Essen ist sehr lecker und auch sehr günstig. In einem edlen Restaurant kann man für 6€ Essen. Ansonsten kostet Essen 1-3€. Es gibt überall irgendwelche Läden. Von Konditoreien, die spezielle persische Köstlichkeiten herbeizaubern bis zu Läden mit Riesentöpfen, in denen Lammlöpfe schmoren, findet man fast alles. Eigentlich sprechen die jungen Iraner alle Englisch. Die Älteren vielleicht nicht. Es gibt viele verschiedene Brotarten, die alle einen eigenen Geschmack haben. Aufstriche gibt es nicht so viele. Meist ist es Schafskäse, vllt ein paar Datteln, Marmelade... Obst gibt es an fast jeder Ecke zu kaufen.

Es kostet einen Bruchteil von dem in Deutschland (Staude Bananen für 40cent). Das liegt aber auch an den derzeit sehr guten Wechselkurs von 1€ zu 4300 Toman. Geld wechseln kann man mit Euroscheinen direkt am Zentrum zum Geldwechseln an der Ferdowsi Straße.

Mit einer Metrokarte kann man den Bus, den Schnellbus (BRT genannt), und die Metro benutzen. Eine Fahrt kostet ca. 4cent. Wenn man zu faul ist, kann man sich ein Taxi rufen (Argance genannt) und kostet dann quer durch die Stadt ca. 3-4€ pro Fahrt. Vieles im Iran ist neben Persisch auch auf Englisch ausgeschildert.

Alles in allem eine super Erfahrung, die ich gerne weiterempfehle!

T.P., Hamburg, August 2013