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Nervenarzt 2006 [Suppl 2] · 77:S99–S110
DOI 10.1007/s00115-006-2193-9
Online publiziert: 31. Oktober 2006
© Springer Medizin Verlag 2006
S. Klingberg · R. Borbé · G. Buchkremer
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen
Evidenzbasierte Psychotherapie schizophrener Störungen
ZusammenfassungDie Behandlung schizophrener Störungen ist in der Vergangenheit meist mit einer Pharmakothe-
rapie gleichgesetzt worden. Für Psychotherapieverfahren fehlte der Wirksamkeitsnachweis. Das hat
sich in den letzten zwei Jahrzehnten geändert. In diesem Beitrag werden Behandlungsstrategien
skizziert und die Evidenzbasierung dieser Verfahren dargelegt. Vor allem die kognitive Verhaltenst-
herapie, Psychoedukation und das Training sozialer Fertigkeiten, aber auch Angehörigenarbeit und
Familienintervention erbrachten in multiplen Studien und auch Metaanalysen den Wirksamkeits-
nachweis im Sinne der evidenzbasierten Medizin. Voraussetzung für den Einsatz dieser Verfah-
ren ist eine individuelle Problemanalyse, zu der auch eine klinisch-neuropsychologische Diagnos-
tik beiträgt. So ist ein individueller, bedürfnisangepasster Therapieplan zu erstellen, durch den ei-
ne Überforderung des Patienten vermeidbar und eine optimierte Rehabilitation wahrscheinlicher
wird. Die Psychotherapie erfolgt dabei vor allem rückfallorientiert, kann aber auch zur Bearbei-
tung persistierender Symptome eingesetzt werden.
SchlüsselwörterSchizophrenie · Evidenzbasierte Psychotherapie · Kognitive Verhaltenstherapie · Angehörigen-
arbeit · Psychoedukation
Evidence-based psychotherapy of schizophrenic disorders
SummaryIn the past, treatment of schizophrenic disorders was limited to pharmacotherapy. Psychotherapy
was not regarded as evidence-based. A number of randomised clinical trials have led to a differ-
ent perspective during the last two decades. This paper highlights and discusses evidence-based
strategies. In particular, cognitive behavioural therapy and family intervention have recently been
recommended in evidence-based treatment guidelines. Additionally, psychoeducation and social
skills training showed treatment effects. Psychotherapeutic treatment requires an individual case
concept. Neuropsychological testing for cognitive deficits should be included in comprehensive as-
sessment in order to avoid overstimulation and optimise rehabilitation. Major treatment goals are
to reduce persistent symptoms and relapse rates.
KeywordsSchizophrenia · Evidence-based psychotherapy · Cognitive behavioural therapy · Family interven-
tion · Psychoeducation
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S99Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006 |
Schizophrene Störungen gehören aufgrund der hohen Rückfallrate und der psychosozi-
alen Folgen zu den kostenintensivsten Erkrankungen. Zu den Ursachen der hohen Rück-
fallraten und der eingeschränkten Rehabilitationsmöglichkeiten gehören Probleme in
der Behandlungskooperation, Residualsymptome auch unter medikamentöser Therapie,
funktionelle kognitive Defizite und ein gestörtes soziales Umfeld. In den letzten 20 Jahren
sind vielfältige, vor allem kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierte Psychotherapiean-
sätze zur Behandlung dieser Problembereiche entwickelt und überprüft worden. Die The-
rapieverfahren, die als evidenzbasiert gelten können, werden hier vorgestellt und anhand
von Fallbeispielen illustriert.
Interventionsstrategien
Für die Behandlung von Patienten mit schizophrenen Störungen wurde eine Vielzahl psychothera-
peutischer Ansätze entwickelt. Bis in die 1980’er Jahre hinein wurden vor allem psychodynamisch
begründete Therapiekonzeptionen favorisiert. Eine reichhaltige Literatur zum Verständnis psycho-
tischer Erkrankungen griff unterschiedliche Aspekte wie z.B. die Rolle von Charakter und Erlebnis-
verarbeitung für die Wahnentstehung (u.a. in E. Kretschmers Werk zum „sensitiven Beziehungs-
wahn“) oder die Bedeutung der Sexualentwicklung (S. Freud) auf. Auch neuere Konzeptionen wie
z.B. die „Affektlogik“ (L. Ciompi) wurden differenziert ausgearbeitet. In psychodynamisch orien-
tierten Therapiekonzeptionen steht die Bearbeitung einer basalen Beziehungsstörung im Mittel-
punkt, deren Überwindung mit Hilfe der therapeutischen Beziehung angestrebt wird. Aus der Per-
spektive der evidenzbasierten Medizin ist allerdings festzustellen, dass die Überprüfung der Wirk-
samkeit psychodynamisch orientierter Therapieverfahren bei schizophrenen Erkrankungen bislang
nicht erfolgreich gewesen ist. Der Nachweis der Verbesserung des Krankheitsverlaufs konnte bis-
lang nicht erbracht werden. Aus diesem Grund wird im Weiteren auf diese therapeutischen Ansät-
ze nicht näher eingegangen.
In dieser Arbeit sollen vor allem solche Verfahren behandelt werden, die in 7 evidenzbasier-
ten Leitlinien für die Routinebehandlung empfohlen werden. Trotz dieser Einschränkung kann die
Gruppierung der vorliegenden Ansätze nicht mehr widerspruchsfrei gelingen. Die nachfolgende
Aufzählung dient daher nur der Strukturierung in Bezug auf den nachfolgenden Text.
Psychoedukation
Krankheitsbewältigung und Rückfallverhütung sind zentrale, emotional sehr bedeutsame Themen,
die einen Schwerpunkt der Psychoedukation bilden. Diese vereinigt Bildungsarbeit und Psychothera-
pie. Den Patienten und ihren Angehörigen wird in geeigneter Weise Fachwissen vermittelt. Gleichzei-
tig wird in einem therapeutischen Rahmen die persönliche Auseinandersetzung damit angeregt und
unterstützt. Inhalte sind Ursachen, Therapiemöglichkeiten und Verlauf der Erkrankung. Die Kompe-
tenzen der Patienten und der Angehörigen zur Bewältigung der Erkrankung und die Problemlöse-
fähigkeiten werden verbessert [1]. Üblicherweise wird gruppentherapeutisch gearbeitet, Angehöri-
ge und Patienten getrennt. Man kann aber auch Einzeltherapie anbieten oder familientherapeutisch
vorgehen, gemischte Gruppen sind ebenfalls möglich.
Kognitive Verhaltenstherapie
Eine Reihe von Vorgehensweisen der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) werden auch in der Psy-
chotherapie schizophrener Störungen eingesetzt [10].
1. Mit dem Ziel der Rückfallverhütung werden Strategien und Fertigkeiten zur Erkennung von
und zum Umgang mit Frühsymptomen erarbeitet.
2. Vor dem Hintergrund des Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modells werden Belastungsfaktoren
identifiziert und mit geeigneten Strategien der Belastungsreduktion angegangen.
3. Zur Reduktion persistierender psychotischer Symptomatik wird das Grundprinzip kognitiver
Therapie auf diesen Problembereich angewandt. Wahnhafte Überzeugungen werden dabei als
Ergebnis einer fehlangepassten kognitiven Verarbeitung von sozialen Situationen verstanden.
Verzerrte und selektive Wahrnehmung sowie Beeinträchtigungen des schlussfolgernden Den-
kens tragen demnach zu einer Intensivierung des wahnhaften Charakters einer Überzeugung
7 Evidenzbasierte Leitlinien7 Evidenzbasierte Leitlinien
Krankheitsbewältigung und Rückfall-
verhütung sind Schwerpunkte der
Psychoedukation
Krankheitsbewältigung und Rückfall-
verhütung sind Schwerpunkte der
Psychoedukation
Eine Reihe von Vorgehensweisen der
kognitiven Verhaltenstherapie (KVT)
werden auch in der Psychotherapie
schizophrener Störungen eingesetzt
Eine Reihe von Vorgehensweisen der
kognitiven Verhaltenstherapie (KVT)
werden auch in der Psychotherapie
schizophrener Störungen eingesetzt
S100 | Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006
CME
bei. Wahn wird grundsätzlich als dimensionales Konstrukt verstanden, welches nicht qualitativ,
sondern „nur“ quantitativ von unbeeinträchtigter Informationsverarbeitung zu unterscheiden
ist. Die Therapiestrategie ist demzufolge darauf ausgerichtet, die Wahrnehmungs- und Informa-
tionsverarbeitungsprozesse zu überprüfen und im Sinne größerer Realitätsanpassung zu beein-
flussen.
Kognitive Remediation
Dieser Therapieansatz zielt auf die 7 kognitiven Dysfunktionen, wie sie mit neuropsychologischen
Testverfahren erfasst und beschrieben werden. Diese Dysfunktionen entwickeln sich meist lange vor
der produktiven psychotischen Symptomatik und bleiben im weiteren Verlauf relativ stabil. Dazu ge-
hören Störungen der Exekutivfunktionen, der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses, die psycho-
soziale Funktionsbereiche wie Kommunikation, Berufstätigkeit und alltägliche Lebensanforderungen
nachhaltig beeinträchtigen können.
Training sozialer Fertigkeiten
Dabei stehen Defizite in verschiedenen Bereichen der 7 sozialen Kompetenz im Fokus, die zu
Schwierigkeiten des Patienten in zwischenmenschlichen Situationen führen können. Wichtig ist da-
bei die nicht immer einfache Abgrenzung von Negativsymptomen. Neben der kognitiven Aufarbei-
tung einer spezifischen Situation wird diese auch vorbesprochen, im Rollenspiel geübt und sollte
schließlich auch in vivo trainiert werden. Beispiele für solche Trainingsinhalte sind der Aufbau sozi-
aler Kontakte, Kompetenzen in Alltagssituationen, aber auch der Umgang mit familiären Konflikten
oder belastenden Situationen wie Bewerbungsgespräche oder Konflikte am Arbeitsplatz.
Angehörigenarbeit und Familienbetreuung
Angehörige von Patienten mit schizophrenen Störungen sind durch die Erkrankung des Familien-
mitglieds in hohem Maße belastet. Daher stehen emotionale Entlastung und Information, Antistig-
maarbeit und Bearbeitung intrafamiliärer Konflikte im Vordergrund. Die Stabilisierung nicht nur des
familiären Umfeldes führt beim Patienten zu einer Stressreduktion, Verminderung der Rückfallrate,
verbesserten sozialer Integration. Daher sollte auch die nähere Umgebung des Patienten, z. B. enge
Freunde in diese Arbeit miteinbezogen werden
Grundsätzlich lassen sich therapeutische, von expertengeleitete Angehörigengruppen von Selbst-
hilfegruppen unterscheiden. Manche Autoren favorisieren, die Patienten ebenfalls in die Gruppen
einzubeziehen.
Davon ist nochmals die 7 Familientherapie im engeren Sinne abzugrenzen. Diese wendet sich an
den Patienten und die Mitglieder seiner Familie. Themen der familiären Kommunikation und Pro-
blemlösung können hier individuell aufgegriffen werden, um zu einer Reduktion der Krankheits-
symptome des Patienten zu kommen.
Evidenz für die Wirksamkeit
Alle international publizierten evidenzbasierten Leitlinien, so z. B. die Leitlinien der amerikanischen
und britischen Fachgesellschaften berücksichtigen inzwischen psychotherapeutische Interventionen
und sprechen positive Empfehlungen auf diesem Gebiet aus. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde DGPPN gibt uneingeschränkte Empfehlungen
nur für Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapie und Familieninterventionen. Das Training so-
zialer Fertigkeiten und kognitive Remediation können zur Bearbeitung definierter Defizite bzw. in-
nerhalb einer Rehabilitationsmaßnahme eingesetzt werden, eine generelle Empfehlung für die breite
klinische Praxis wird jedoch nicht ausgesprochen. Psychodynamische oder psychoanalytische Ver-
fahren können im Einzelfall Anwendung finden, werden aber für die Routinebehandlung genauso
wie die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie nicht empfohlen [4]. Vor diesem Hintergrund
werden diese beiden Verfahren hier nicht weiter vertieft. Es wäre wünschenswert, wenn die große
Erfahrung, die in diesen Schulen zur Behandlung der schizophrenen Störungen vorliegt, in rando-
misierten klinischen Studien Niederschlag fände.
7 Kognitive Dysfunktionen7 Kognitive Dysfunktionen
7 Soziale Kompetenz7 Soziale Kompetenz
Die Stabilisierung des familiären
Umfeldes führt zur Stressreduktion
Die Stabilisierung des familiären
Umfeldes führt zur Stressreduktion
7 Familientherapie7 Familientherapie
Die Leitlinie der DGPPN gibt uneinge-
schränkte Empfehlungen nur für
Psychoedukation, kognitive Verhalt-
enstherapie und Familieninterventi-
onen
Die Leitlinie der DGPPN gibt uneinge-
schränkte Empfehlungen nur für
Psychoedukation, kognitive Verhalt-
enstherapie und Familieninterventi-
onen
S101Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006 |
Für evidenzbasierte Leitlinien sind Metaanalysen und systematische Reviews von besonderer Be-
deutung. Einen Überblick über systematische Reviews der Cochrane Library über psychotherapeu-
tische Interventionen bei schizophrenen Störungen gibt . Tab. 1.
Die klinische Bedeutsamkeit dieser Interventionen erschließt sich durch zusammenfassende Be-
wertungen. So berichten Pilling et al. [15], dass Patienten, die an einer KVT teilnehmen eine um 22,1%
vergrößerte Chance auf Symptomreduktion haben. Pitschel-Walz et al. [16] schreiben, dass durch die
Einbeziehung der Angehörigen die Rückfallrate um 20% gesenkt werden kann.
Therapierelevante Diagnostik
Neben der Diagnosesicherung mit Hilfe strukturierter Interviews ist die differenzierte Erfassung der
Psychopathologie für die symptombezogene Psychotherapie bedeutsam. Die psychotherapeutischen
Strategien gewinnen in diesem Feld zunehmend an Symptomspezifität, so dass hier eine sorgfältige
und begrifflich differenzierte Diagnostik erforderlich ist. Daneben wächst die Bedeutung der funkti-
onellen Diagnostik kognitiver Leistungen. Defizite in den Bereichen Exekutivfunktionen, Gedächt-
nis und Aufmerksamkeit sind Prädiktoren für den Erfolg einer arbeitsrehabilitativen Maßnahme [17]
und die soziale Funktionsfähigkeit im Allgemeinen, während dies für die Rückfallwahrscheinlichkeit,
das Ausmaß produktiv-psychotischer Symptome und die Medikamentencompliance bisher nicht ge-
zeigt werden konnte [5]. Die Erfassung solcher Defizite erlaubt, das psychotherapeutische Vorgehen,
aber auch arbeitsrehabilitative Strategien besser an die individuelle Leistungsfähigkeit des Patienten
anzupassen. Eine Übersicht über etablierte häufig verwendete Testverfahren für die oben angeführ-
ten kognitiven Domänen gibt . Tab. 2.
Fallbeispiele
Beispiel 1. Herr F., 20 Jahre alt, veränderte sich während seiner Ausbildung zum KFZ-Mechaniker.
Er war zunehmend häufig gereizt. Sein Interesse an der Ausbildung nahm stetig ab. Er verspürte ei-
nen zunehmenden Leistungsdruck am Arbeitsplatz. Seine Partnerin trennte sich von ihm. Er trank
mehr Alkohol und rauchte viel Marihuana, was ihm subjektiv zunächst Erleichterung verschaffte.
Jetzt, zwei Jahre später hat er seine Ausbildung mit Mühe abgeschlossen, wurde aber nicht übernom-
men. Er hat sich fast vollständig sozial zurückgezogen, ist sehr misstrauisch auch gegenüber seinen
Eltern, die häufig mit Unverständnis auf das Verhalten des Sohnes reagieren. Er fühlt sich ständig
beobachtet, sieht Überwachungskameras. Schließlich hält er die Situation nicht mehr aus, wird wü-
tend, zertrümmert Möbel. Nach der Einlieferung in die Klinik berichtet er noch über Stimmenhö-
ren. Im weiteren Verlauf bilden sich der Verfolgungswahn und die akustischen Halluzinationen un-
ter der Psychopharmakotherapie zurück. Nun stehen Symptome wie Affektverflachung, Anhedonie
und sozialer Rückzug im Vordergrund. Weiterhin hat er starke Konzentrationsstörungen, der An-
trieb ist vermindert, so dass er die Therapieangebote nur unregelmäßig wahrnimmt. Er glaubt nicht,
dass die Medikamente ihm wirklich helfen können.
Für evidenzbasierte Leitlinien sind
Metaanalysen und systematische
Reviews von besonderer Bedeutung
Für evidenzbasierte Leitlinien sind
Metaanalysen und systematische
Reviews von besonderer Bedeutung
Die Bedeutung der funktionellen
Diagnostik kognitiver Leistungen
wächst
Die Bedeutung der funktionellen
Diagnostik kognitiver Leistungen
wächst
Tab. 1 Cochrane-Reviews: Beurteilung verschiedener psychotherapeutischer Strategien zur
Behandlung schizophrener Psychosen
Kognitive Verhaltenstherapie [7] „CBT helped mental state over the medium term“. 2 RCTs, n=123,
RR No meaningful improvement 0,7 CI 0,6 to 0,9, NNT 4 CI 3 to 9
Familienintervention [14] „Family intervention may decrease the frequency of relapse“. n=721, 14 RCTs,
RR 0,72 CI 0,6 to 0,9, NNT 7 CI5 to 16
Psychoedukation [13] „Any kind of psychoeducational intervention significantly decreased relapse
or readmission rates at nine to 18 months follow-up compared with standard
care“. RR 0,8 CI 0,7–0,9 NNT 9 CI 6–22
Hinweis: diese Metaanalyse beinhaltet Interventionen, die zumeist mehr als
8 Wochen dauern und zudem die Angehörigen einbeziehen
Kognitive Remediation [6] „Data are inconclusive and provide no evidence for or against cognitive
rehabilitation as a treatment for schizophrenia“
Psychodynamisch orientierte
Therapie [12]
„No trials of a psychoanalytic approach were identified. Data are sparse for all
comparisons involving a psychodynamic approach. There is no evidence of
any positive effect of psychodynamic therapy“
RCT randomised clinical trial, n Fallzahl, RR relative risk, CI confidence interval, NNT number needed to treat .
S102 | Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006
CME
Beispiel 2. Frau M., 33 Jahre alt, arbeitet als Sekretärin und lebt seit Jahren in einer festen Partner-
schaft. Die Familienplanung wird jäh unterbrochen, als sie erfährt, dass ihr Partner seit Jahren ein
Verhältnis zu einer anderen Frau hat. Es stellen sich zunehmende Schlafstörungen ein, die Konzent-
ration wird schlechter, sie wird affektiv labil. Trotz einer antidepressiven Medikation durch den Haus-
arzt liegt sie regelmäßig mehrere Stunden in der Nacht wach und grübelt. In Gedanken dialogisiert
sie mit der neuen Partnerin, streitet mit ihr und fühlt sich zunehmend verfolgt. Sie zieht zu ihrer
Freundin, hofft dort in Sicherheit zu sein. Gespräche über ihre Situation lässt sie nicht mehr zu. Die
Ängste nehmen schließlich so zu, dass sie sich vom Balkon stürzen will. Ihre Freundin bringt sie in
die Klinik. Durch die antipsychotische Medikation reduzieren sich die paranoiden Ängste rasch, sie
fühlt sich dann jedoch erschöpft, antriebsarm und initiativlos. Auch ist Frau M. weiterhin der festen
Überzeugung, dass die Trennung ihres Partners von langer Hand geplant war und die neue Partnerin
ihr auch in anderen Lebensbereichen Schaden zufügen möchte. Diese anhaltende Wahnsymptomatik
erschwert die Wiedereingliederungsmaßnahme, die Frau M. noch von der Klinik aus beginnt.
Die Fallbeispiele verdeutlichen, dass angesichts der Schwere der Störung regelhaft pharmakolo-
gische, psychotherapeutische und sozialtherapeutische Maßnahmen in eine Gesamtbehandlung zu
integrieren sind. Die unten beschriebenen psychotherapeutischen Interventionen verstehen sich als
ein solcher Beitrag im Rahmen einer umfassenden Behandlung und nicht als isolierte Behandlungs-
strategie.
Therapeutisches Vorgehen
Ziele
Die Auswahl geeigneter Therapieziele ist in erheblichem Maße von der aktuellen Krankheitsphase
abhängig [9] (s. Infobox).
Akutphase. In der Akutphase, in der der Aufbau einer therapeutischen Beziehung oft durch die
Symptomatik erschwert ist, ist die Etablierung der Behandlungskooperation von großer Bedeutung.
In Abhängigkeit von der Schwere der
Störung sind pharmakologische, psy-
chotherapeutische und sozialthera-
peutische Maßnahmen in eine Ge-
samtbehandlung zu integrieren
In Abhängigkeit von der Schwere der
Störung sind pharmakologische, psy-
chotherapeutische und sozialthera-
peutische Maßnahmen in eine Ge-
samtbehandlung zu integrieren
Die Etablierung der Behandlungs-
kooperation ist von großer
Bedeutung
Die Etablierung der Behandlungs-
kooperation ist von großer
Bedeutung
Tab. 2 Klinisch neuropsychologische
Testverfahren
Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis
Aufmerksamkeits- und Belastungstest d2 (Test d2)
Trail-Making-Test (TMT)
Zahlen-Symbol-Test (Subtest im HAWIE-R)
Zahlen-Spanne
Exekutivfunktionen
Wisconsin Card Sorting Test (WCST)
Tower of London/Turm von Hanoi (ToL)
Sekundäres Gedächtnis
Auditiv Verbal Learning Test (AVLT)
Rey-Osterrieth-Complex-Figure-Test (RCFT)
Detailliertere Informationen finden sich bei Lautenbacher und Gauggel [11].
Tab. 3 Phasenmodell für kognitive
Verhaltenstherapie [8]
Phase Zentrale Inhalte
1 Schaffung günstiger Ausgangsbe-
dingungen
2 Aufbau von Änderungsmotivation
und vorläufige Auswahl von
Änderungsbereichen
3 Verhaltensanalyse und funktionales
Bedingungsmodell
4 Vereinbarung therapeutischer Ziele
5 Planung und Durchführung
spezieller Methoden
6 Überprüfung des Erfolgs
7 Abschluss der Therapie
Infobox: Ziele psychotherapeutischer Intervention
Phasenunabhängig lassen sich folgende Ziele psychotherapeutischer Interventionen bei schizophrenen Stö-
rungen zusammenfassen:
F Etablierung der Behandlungskooperation/Complianceverbesserung,
F Erhöhung der Remissionsrate,
F Rückfallprophylaxe,
F Symptombewältigung/Reduktion persistierender Symptome,
F Verbesserung funktioneller Einschränkungen,
F Stärkung des sozialen Umfeldes.
S103Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006 |
Wann immer möglich sollten Gespräche angeboten werden, die zur Förderung des Krankheitsver-
ständnisses und zur Vereinbarung von kurzfristigen Therapiezielen führen sollten. Eine große Rolle,
gerade bei ersterkrankten Patienten, spielt die Information und Entlastung der Familie (s. unten).
Stabilisierungsphase. In der Stabilisierungsphase ist zu beachten, dass hier unter Überlastung
schnell Rückfälle drohen. Forcierte Rehabilitationsmaßnahmen, zu rasch gestellte Anforderungen,
aber auch die zu intensive Nachbearbeitung psychotischer Erlebnisse können zur erneuten Exazerba-
tion der Symptomatik führen. Die vorübergehende Reduktion von psychischen und sozialen Belas-
tungen ist daher oft wesentlich. Andererseits ist hier das Krankheitsgeschehen noch so aktuell, dass
Maßnahmen zur Förderung des Krankheitsverständnisses, die Identifikation von Frühsymptomen
sowie die Förderung einer langfristigen Behandlungskooperation hier zentral sind. In Bezug auf per-
sistierende Symptome kann hier noch mit einer langsamen Verbesserung gerechnet werden.
Stabile Phase. In der stabilen Phase ist mit einer spontanen Symptomreduktion nicht mehr zu rech-
nen. Dies betrifft sowohl persistierende Positiv- als auch Negativsymptome. 7 Rehabilitative Maß-
nahmen können jetzt konsequenter erfolgen, sollten jedoch die aktuelle Belastbarkeit des Patienten
weiter berücksichtigen und die Strategien zur Rückfallprävention aktiv mit einbeziehen.
Psychosenahe Prodromalphase. Aufgrund neuer Entwicklungen ist auch die initiale Prodromal-
phase der Erkrankung zu bedenken. Hier liegen bereits Studien vor, die dafür sprechen, dass psycho-
therapeutische Interventionen helfen, den Übergang in die manifeste Psychose zu reduzieren. Da je-
doch in Studien noch zu klären ist, inwieweit hier die Behandlungsstrategien für bereits erkrankte
Patienten zur Anwendung kommen sollten, bzw. spezifische Vorgehensweisen erforderlich sind, wird
auf diesen Bereich nicht näher eingegangen.
Rahmenbedingungen
Eine psychotherapeutische Intervention bei schizophrener Störung sollte patientenorientiert sein und
daher unabhängig von spezifischen Rahmenbedingungen bzw. im Idealfall settingübergreifend er-
folgen. Üblicherweise wird die Psychotherapie während eines stationären Aufenthaltes in der Klinik
oder durch einen niedergelassenen Psychiater/Psychotherapeuten eingeleitet.
Vor allem in Nordeuropa und dem angelsächsischen Sprachraum werden auch im Rahmen von
7 häuslicher Akuttherapie (‚need-adapted treatment“, „home treatment“, „assertive community
treatment“) psychotherapeutische Interventionen eingesetzt. Eine kurze Übersicht, gerade auch mit
Bezug auf die Evidenz dieser Behandlung im Lebensfeld des Patienten findet sich bei Weinmann und
Becker [18]. Da dies im deutschen Versorgungssystem allenfalls in Modellprojekten praktiziert wird
und auch nur wenig validiert ist, soll an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden.
Therapiepläne
Das von Kanfer et al. [8] vertretene 7 Phasenmodell psychotherapeutischer Interventionen ist auch
für die Behandlung schizophrener Störungen von großer Bedeutung (. Tab. 3). Es betont u. a. die
In der Stabilisierungsphase ist zu
beachten, dass unter Überlastung
schnell Rückfälle drohen
In der Stabilisierungsphase ist zu
beachten, dass unter Überlastung
schnell Rückfälle drohen
7 Rehabilitative Maßnahmen7 Rehabilitative Maßnahmen
Eine psychotherapeutische Interven-
tion sollte patientenorientiert sein
und unabhängig von spezifischen
Rahmenbedingungen
Eine psychotherapeutische Interven-
tion sollte patientenorientiert sein
und unabhängig von spezifischen
Rahmenbedingungen
7 Häusliche Akuttherapie7 Häusliche Akuttherapie
7 Phasenmodell7 Phasenmodell
Vulnerabilität
• Kognitive Defizite
• Dysfunktion derNeurotransmission
• HirnstrukturelleAlterationen
• Traumata?
• Stützendes sozialesUmfeld
• Kompetenzen bei
der Belastungs-bewältigung
• Medikation
Protektive Faktoren
• Arbeit/Ausbildung
•
•
Belastungen
•
• Familiäre Interaktion
• Kritische
Lebensereignisse
Kognitive und sozialeFunktionseinschränkung
Frühsymptome
Psychotische Symptome Abb. 1 9 Vulnerabilitäts-Stress-Modell
S104 | Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006
CME
motivationalen Aspekte der therapeutischen Zusammenarbeit, die hier nicht selten ungünstig ausge-
prägt sind. Diesem Umstand ist bei der Erarbeitung von Therapieplänen Rechnung zu tragen.
Ansatzpunkte für psychotherapeutische Intervention sind aufgrund heuristischer Modelle der
Symptomatik folgendermaßen zu beschreiben:
Das 7 Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell impliziert, das vulnerable Personen bei erhöhter Be-
lastung, bei zunehmender Vulnerabilität oder bei unzureichender Bewältigungskompetenz in Krisen
geraten, die dann in psychotische Episoden übergehen. Da die Vulnerabilität als überdauernde und
überwiegend biologisch verstandene Eigenschaft von Personen konzeptualisiert wird, ist eine dies-
bezügliche Veränderung nur schwer erreichbar. Demgegenüber ergibt sich jedoch aus diesem Mo-
dell das Postulat der Förderung der Bewältigungskompetenzen sowie der Belastungsreduktion. Zu-
dem ist mit Blick auf die Rückfallprävention die frühsymptomgeleitete Krisenintervention hier the-
oretisch verankert (. Abb. 1).
Für die Behandlung persistierender Positivsymptomatik wird ein kognitives Modell von Wahn
postuliert [2]. Diesem Modell zufolge wird die Wahnentstehung durch verzerrte Wahrnehmungs-
prozesse sowie durch beeinträchtige Prozesse des schlussfolgernden Denkens begünstigt oder gar
verursacht (. Abb. 2).
Ein allgemeiner Therapieplan für die Behandlung von Patienten mit schizophrenen Störungen
wurde von Klingberg et al. [10] vorgeschlagen (. Abb. 3). Dieser orientiert sich in der Phasenab-
folge an dem Modell von Kanfer und Mitarbeitern und beinhaltet unter den spezifischen Techniken
solche Ansätze, die als evidenzbasiert gelten können.
Die hier zunächst allgemein dargelegten Behandlungsprinzipien sollen nun durch zwei Beispiele
illustriert werden.
7 Vulnerabilitäts-Stress-Coping-
Modell
7 Vulnerabilitäts-Stress-Coping-
Modell
Für die Behandlung persistierender
Positivsymptomatik wird ein kogni-
tives Modell von Wahn postuliert
Für die Behandlung persistierender
Positivsymptomatik wird ein kogni-
tives Modell von Wahn postuliert
SozialerKontext
Wahrnehmungs-verzerrung
Selektive Encodierungvon bedrohlichenReizen
Verzerrung des Denkens bzgl.
- Schlussfolgerungen
- Ursachenattributionen
- Intentionen anderer Personen
Verfolgungs-wahn
Blackwood et al. 2001
Kognitive Verhaltenstherapie
Therapeutische Beziehung und FallkonzeptionWahrnehmungslenkung in komplexen sozialen Situationen
Überprüfung von SchlussfolgerungenAttribution auch auf Zufall und UmständeVerbesserung des sozialen Verständnisses
Reduktion von Vermeidung und SicherheitsverhaltenReduktion der Belastung
Abb. 2 8 Heuristisches Modell der Wahnentstehung und Intervention
AngehörigePatient
Bewältigung vonerkrankungs-bedingtenBelastungen
Bearbeitung familiärer Konflikte
Arbeit amKrankheits-konzept
Beziehungs-aufnahme
Diagnostik und Beziehungsaufnahme
Symptome
erkennen und
bewältigen
Belastungen
erkennen und
bewältigen
Krisen frühzeitig
erkennen und
bewältigen
Arbeit am Krankheitskonzept undProblemanalyse
Abb. 3 7 Behandlungsplan für die psychotherapeutische Intervention
bei schizophrenen Störungen [10]
S105Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006 |
Psychotherapeutische Behandlung im Fallbeispiel 1
Die Situation am Beginn der Stabilisierungsphase ist gekennzeichnet durch erhebliche Negativsymp-
tomatik, kognitive Defizite, soziale Isolation, Arbeitslosigkeit und Konflikte in der Familie. Der Pa-
tient ist nur mit Mühe im Behandlungskontakt zu halten und steht der antipsychotischen Medika-
tion skeptisch gegenüber. Angesichts der erheblichen sozialen Beeinträchtigungen des Patienten ist
die Durchführung einer Rehabilitationsmaßnahme indiziert. Der Patient kann diese aktuell jedoch
nicht als sinnvoll ansehen. Gemäß dem Phasenmodell von Kanfer steht diese Therapie in den ersten
beiden Phasen: Beziehungsaufbau und Motivationsförderung.
Die psychotherapeutische Behandlung kann vor diesem Hintergrund folgende Ziele verfolgen:
1. Bearbeitung des Krankheitskonzepts: In möglichst selbstwertschonender Weise soll die Sicht-
weise des Patienten über seinen Zustand thematisiert werden und Informationen über schizo-
phrene Psychosen in patientengerechter Weise vermittelt werden.
2. Bewertung der erfolgten pharmakologischen Behandlung: Erfolg in Bezug auf Positivsympto-
matik und Indikation für Rezidivprophylaxe. Misserfolg bzgl. Negativsymptomatik.
3. Bestandsaufnahme der sozialen Situation und Planung von Schritten in Richtung sozialer Re-
integration. Dazu gehört auch eine motivationale Analyse in Bezug auf Rehabilitationsmaß-
nahmen, die die Mitarbeit des Patienten erfordern.
4. Identifikation von Belastungsfaktoren: mögliche Überforderung bei der Ausübung beruflicher
Tätigkeiten, gerade auch angesichts bestehender kognitiver Beeinträchtigungen, Belastung
durch nahe soziale Beziehungen.
5. Strategien zur Förderung der Belastungsbewältigung können in der gegenwärtigen Therapie-
phase noch kaum sinnvoll in den Mittelpunkt gestellt werden. Wenn die ersten Therapiephasen
in konstruktiver Weise verlaufen sind, könnte es darum gehen, sinnvolle, bewältigbare Teilziele
identifizieren, um hier Erfolgserlebnisse zu finden, im Sinne kognitiver Therapie angemessen
positive Selbstinstruktionen einzuüben und notwendige soziale Kompetenzen aufzubauen.
In Bezug auf die Beziehungsgestaltung ist zu beachten, dass angesichts der desolaten Situation der
Patient kaum in der Lage ist, ein positives Selbstbild aufrecht zu erhalten. Dieses zu stützen und zu
fördern ist Voraussetzung für eine gelingende Kooperation. Darüber hinaus macht der Patient deut-
lich, dass er die Kontrolle über seine Situation gewinnen und bewahren möchte. Dies ist aktiv zu un-
terstützen.
Von großer Bedeutung in diesem Fall ist auch die Einbeziehung der Angehörigen. Die Förderung
des Krankheitsverständnisses, der Austausch über die aufgetretenen und antizipierten Belastungen,
die Erarbeitung von hilfreichen Entlastungs- und 7 Kommunikationsstrategien spielen hier eine
große Rolle.
Psychotherapeutische Behandlung im Fallbeispiel 2
Die Ausgangssituation dieser Behandlung ist durch persistierende Symptome bei guter Medikamen-
tencompliance und die vergleichsweise gute soziale Anpassung der Patienten geprägt. Sie ist dankbar
für therapeutische Unterstützung und findet folgende Formulierung als Therapieziel: „neuen Mut
fassen, aktiver werden und herausfinden, was wirklich geschehen ist“.
Da die wahnhaften Überzeugungen dem Aufbau sozialer Aktivitäten entgegenstehen, wird zu-
nächst dieser Aspekt in den Mittelpunkt der Therapie gerückt. Im Sinne empirischer Zusammenar-
beit werden verschiedene Erlebnisse der Patientin in Bezug auf mögliche Schlussfolgerungen über
die Intentionen anderer Personen überprüft. Bei der Beziehungsgestaltung spielt hierbei eine beson-
dere Rolle, dass die Patientin sich nicht zu bestimmten Schlussfolgerungen gedrängt fühlt, sondern
im Therapeuten einen Gesprächspartner findet, der aus ihrer Perspektive heraus und mit Empathie
Anregungen gibt, den 7 Realitätsgehalt von Vermutungen zu überprüfen und neue Sichtweisen zu
erschließen. Insbesondere wird nach Situationen gesucht, die als „sicher“ oder unbeeinträchtigt iden-
tifiziert werden können und als Ansatzpunkte für soziale Aktivitäten dienen können (u. a. Kontakte
mit der Freundin). Hierdurch sollte auch zunehmend ermöglicht werden, die Unterstützungsange-
bote im Rahmen der Arbeitsrehabilitation wahrzunehmen. Im späteren Verlauf der Therapie könnten
dann dysfunktionale 7 Selbstwertkognitionen zum Thema gemacht werden, die möglicherweise
sowohl zur Entstehung der depressiven als auch der psychotischen Symptome beitragen. Die Stra-
Angesichts der erheblichen sozialen
Beeinträchtigungen des Patienten ist
die Durchführung einer Rehabilitati-
onsmaßnahme indiziert
Angesichts der erheblichen sozialen
Beeinträchtigungen des Patienten ist
die Durchführung einer Rehabilitati-
onsmaßnahme indiziert
Angesichts der desolaten Situation
kann der Patient ein positives
Selbstbild kaum aufrecht erhalten
Angesichts der desolaten Situation
kann der Patient ein positives
Selbstbild kaum aufrecht erhalten
Von großer Bedeutung ist die
Einbeziehung der Angehörigen
Von großer Bedeutung ist die
Einbeziehung der Angehörigen
7 Kommunikationsstrategien7 Kommunikationsstrategien
7 Überprüfung des Realitätsge-
halt von Vermutungen
7 Überprüfung des Realitätsge-
halt von Vermutungen
7 Selbstwertkognition7 Selbstwertkognition
S106 | Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006
CME
tegien zur Identifikation und Bewältigung von Frühsymptomen sollten nach Erarbeitung eines ver-
tieften Verständnisses der psychotischen Inhalte ebenfalls besprochen werden.
Angehörigenarbeit und Familienbetreuung
Die Einbeziehung Angehöriger in den therapeutischen Prozess nahm ihren Anfang in den 1980er
Jahren in Form von ersten psychoedukativen Ansätzen. Generell ist bei der Einbeziehung von Ange-
hörigen zwischen Familientherapie und therapeutischer Angehörigenarbeit zu unterscheiden. Schon
früher wurde auch untersucht, inwieweit Familienstrukturen auf Krankheitsentstehung und Krank-
heitsverlauf einwirken. Dies hat u. a. zum Konzept der „expressed emotions“ geführt (s. Expressed-
emotion-Forschung).
Auch die Zielsetzungen bei der Einbeziehung der Angehörigen haben phasenabhängig unter-
schiedliche Schwerpunkte:
In der Akutphase gibt es zwei zentrale Ziele:
F emotionale Entlastung,
F Information.
Durch die Informationen über die Erkrankung können die Angehörigen ihre eigene Rolle besser ein-
schätzen. Dies führt zum Abbau von Schuldgefühlen und der Angst vor Stigmatisierung des erkrank-
ten Angehörigen. Der erste Schritt ist, mit Einverständnis des Patienten den Kontakt mit den Ange-
hörigen aufzubauen. Wenn der Patient hier Vorbehalte hat, sollte darauf hingearbeitet werden, diese
abzubauen. Für die Zusammenarbeit zwischen Patient, Angehörigen und Therapeuten können ver-
schiedenste Formate gewählt werden (Einzel-, Gruppen-/Familiengespräche mit und ohne Patient).
Auch im weiteren Verlauf der Erkrankung, in der Stabilisierungsphase und der stabilen Phase, soll-
ten die Angehörigen in die Psychotherapie, z. B. im Rahmen von Psychoedukation oder der Famili-
enbetreuung, miteinbezogen werden. Die Ziele entsprechen dabei (teils anders gewichtet) den Zie-
len der psychotherapeutischen Arbeit mit dem Patienten.
Psychoedukation nach dem o. g. Verständnis sollte auch den Angehörigen angeboten werden. Es
empfiehlt sich ein Vorgehen nach Manualen [1, 3]. In mindestens vier Doppelstunden werden dabei
Informationen über das Krankheitsbild, das Krankheitskonzept, das therapeutische Vorgehen und
Möglichkeiten der 7 Rückfallerkennung einschließlich Krisenpläne vermittelt. Dabei ist auch im-
mer der individuelle Alltagsbezug wichtig, da dieser Transfer den Angehörigen häufig schwerfällt.
Schließlich kann auch auf Selbsthilfegruppen verwiesen werden, wobei deren Wirksamkeit nicht evi-
denzbasiert ist.
Die Einbeziehung der Angehörigen ist gerade im Rahmen der Ersterkrankung von großer Bedeu-
tung da sich die Familie der Betroffenen in einem Anpassungsprozess an eine stark veränderte Le-
benssituation befindet. Dabei zutage tretende 7 interfamiliäre Konflikte können nun ebenfalls be-
arbeitet werden. Der adäquate Umgang mit interaktionellen Konflikten, der immer mit dem Betrof-
fenen zusammen erarbeitet werden sollte, hat einen präventiven Charakter.
Der entsprechende Behandlungsalgorithmus, wie er in der S3-Leitlinie zur Schizophrenie formu-
liert ist, findet sich in . Abb. 4.
Phasenspezifische Kombinationsbehandlung
Die vorangegangene Beschreibung von Therapiestrategien bezieht sich vorwiegend auf den Aspekt
der Psychotherapie. Zur Vermeidung von Missverständnissen sei darauf hingewiesen, dass eine evi-
denzbasierte Behandlung in der Regel eine Kombination von pharmakologischen, sozialpsychia-
trischen und psychotherapeutischen Interventionen beinhaltet. Nahezu alle aktuellen psychothera-
peutischen Ansätze verstehen sich nicht als Alternative sondern als Ergänzung zu den anderen evi-
denzbasierten Interventionen.
Dabei wird es künftig noch mehr als bisher um geeignete Kombinationsstrategien gehen müs-
sen. Dies wird beispielhaft am „Program for relapse prevention“ der Arbeitsgruppe um Herz (Herz
et al. 2000) deutlich. Zur Optimierung der Rückfallprävention wurde hier bei Patienten in der Sta-
bilisierungsphase eine geeignete Kombination pharmakologischer, psychotherapeutischer und so-
zialpsychiatrischer Maßnahmen kombiniert: individuelle Pharmakotherapie, psychotherapeutische
Strategien zur Erkennung von und des Umgangs mit Frühwarnzeichen sowie die Gestaltung der Be-
Generell ist zwischen Familien-
therapie und therapeutischer
Angehörigenarbeit zu unterscheiden
Generell ist zwischen Familien-
therapie und therapeutischer
Angehörigenarbeit zu unterscheiden
Durch die Informationen über die
Erkrankung können die Angehörigen
ihre eigene Rolle besser einschätzen
Durch die Informationen über die
Erkrankung können die Angehörigen
ihre eigene Rolle besser einschätzen
Auch im weiteren Verlauf der Erkran-
kung sollten die Angehörigen in die
Psychotherapie miteinbezogen
werden
Auch im weiteren Verlauf der Erkran-
kung sollten die Angehörigen in die
Psychotherapie miteinbezogen
werden
7 Rückfallerkennung7 Rückfallerkennung
7 Interfamiliäre Konflikte7 Interfamiliäre Konflikte
Nahezu alle aktuellen psychothera-
peutischen Ansätze verstehen sich als
Ergänzung zu den anderen evidenz-
basierten Interventionen
Nahezu alle aktuellen psychothera-
peutischen Ansätze verstehen sich als
Ergänzung zu den anderen evidenz-
basierten Interventionen
S107Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006 |
handlungsinstitution in der Weise, dass in jedem Einzelfall rasch und wie mit dem Patienten verein-
bart reagiert werden kann. Dadurch konnte die Rückfallrate signifikant gesenkt werden. Vergleich-
bare Kombinationsbehandlungen für andere Krankheitsphasen und andere Zielbereiche sollten in-
tensiver untersucht werden.
Expressed-emotion-Forschung: Schlussfolgerungen für die Psychotherapie
Die Expressed-emotion (EE)-Forschung hat untersucht, welchen Einfluss die familiäre Interaktion
auf die Rückfallwahrscheinlichkeit von Patienten hat.
Es kann als gesichert angesehen werden, dass kritisches und emotional überengagiertes Verhalten
(„high expressed emotion“, HEE) von Angehörigen mit einer erhöhten Rückfallwahrscheinlichkeit
von Patienten assoziiert ist. Dies gilt vor allem für mehrfach und chronisch erkrankte Patienten. Bei
der Ersterkrankung konnte dieser Befund nicht eindeutig belegt werden [3]. Die mehrfache Erfas-
sung von EE zeigt eine hohe Variabilität. EE ist daher nicht als Persönlichkeitseigenschaft von Ange-
hörigen, sondern Ausdruck eines interaktionellen Problems aufzufassen.
HEE-Interaktionen kommen nicht nur im Rahmen schizophrener Erkrankungen vor. Auch bei an-
deren psychischen Störungen wurde gefunden, dass eine ungünstige Familieninteraktion mit der
PsychoedukativeInterventionen, z.B. imRahmen vonAngehörigengruppen
Patient verfügt über Angehörige oder enge Bezugspersonen
nein
Familiengespräche im Rahmeneiner kognitiven Verhaltenstherapiemit Schwerpunkt auf Frühsymptom-Erkennung und Krisenbewältigung
nein
ja
Familiengespräche im Rahmeneiner kognitiven Verhaltenstherapie
ja
ja Teilnahme an einer kontinuierlichstattfindenden Angehörigengruppe
Haben die Angehörigen derPatienten ausreichende
Informationen zu bzw. einangemessenes Verständnis von der
Erkrankung?
ja
nein
nein
Können die Angehörigenindividuelle Frühwarnzeichen des
Patienten erkennen undangemessene Handlungsschritte zur
Abwendung von Rückfällendurchführen?
Kommt es zuinteraktionellen Konfliktenin der Familie aufgrund derErkrankung des Patienten?
Sind die Angehörigen durchdie Betreuung des Patienten
emotional sehr belastet?
Aufrechterhaltung einer regelmäßigen Kontaktmöglichkeit
Abb. 4 8 Behandlungsalgorithmus für die Einbeziehung der Angehörigen [4]
S108 | Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006
CME
Rückfallwahrscheinlichkeit korreliert. Darüber hinaus können auch therapeutische Interaktionen –
wenn die Beziehungsgestaltung ungünstig verläuft – HEE-Verhaltensweisen aufweisen.
HEE kann daher vor allem als Ausdruck eines misslungenen Anpassungsprozesses der Interaktions-
partner unter den schwierigen Bedingungen einer chronischen psychischen Erkrankung aufgefasst
werden.
Korrespondierender AutorPD Dr. S. KlingbergUniversitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,Osianderstraße 24, 72076 Tü[email protected]
Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit ei-
ner Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentati-
on des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte produktneutral.
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München
S109Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006 |
D Mitmachen, weiterbilden und CME-Punkte sichern durch die Beantwortung der Fragen im Internet unter CME.springer.de
Was trifft für Psychoedukati-
on als Behandlungsverfahren
bei schizophrenen Störungen
nicht zu?o Psychoedukation besteht in
der Vermittlung von Fachwis-
sen.o Psychoedukation kann auch
durch die Lektüre eines geeig-
neten Buchs erfolgen.o Auch bei guter Kooperation
zwischen Arzt und Patient ist
Psychoedukation sinnvoll.o Psychoedukation dient der
persönlichen Auseinander-
setzung von Betroffenen mit
krankheitsbezogenen Infor-
mationen in einem therapeu-
tischen Rahmen.o Zur Vermeidung von Überfor-
derung sollte Psychoedukati-
on erst mit mehrmonatigem
Abstand zur letzten Episode
durchgeführt werden.
Welche Aussage über Gemein-
samkeiten und Unterschiede
von kognitiver Verhaltensthe-
rapie (KVT) und kognitiver Re-
mediation (KR) trifft zu?o KVT ist insbesonders zur Ver-
besserung von Gedächtnis-
funktionen indiziert.o KR ist insbesonders zur Erken-
nung von Frühwarnzeichen in-
diziert.o KR ist ein autogenes Verfah-
ren.o KVT muss sich wie KR an der
Verbesserung kognitiver Leis-
tungen messen lassen.o KVT und KR sind für unter-
schiedliche Problemstellungen
entwickelt worden.
In Bezug auf Angehörigenar-
beit und Familieninterventi-
onen trifft nicht zu:o Selbsthilfegruppen sind in ih-
rer Wirksamkeit noch wenig
evaluiert.o Primäre Ziele in der Arbeit mit
Angehörigen sind Information
und emotionale Entlastung.o Für Familieninterventionen
sind vor allem psychodyna-
mische Ansätze zu empfehlen.o Psychoedukation von Angehö-
rigen wird meist als Gruppen-
verfahren praktiziert.o Angehörigenarbeit findet in
Deutschland zum großen Teil
in Institutionen, nicht beim Pa-
tienten zu Hause statt.
Für welches der folgenden Ver-
laufsmerkmale ist die prognos-
tische Bedeutung der kogni-
tiven Leistungsfähigkeit von
Patienten mit schizophrenen
Störungen belegt?o Für die Rückfall-
wahrscheinlichkeit.o Für das soziale
Funktionsniveau.o Für sexuelle
Funktionsstörungen.o Für das Ausmaß produktiv-
psychotischer Symptome.o Für die Medikamenten-
compliance.
Wie viele Patienten und ihre
Familien müssen im Rahmen
einer Familienintervention be-
handelt werden, damit ein
Rückfall verhindert wird, d. h.
wie hoch ist die ‘number nee-
ded to treat“ (NNT)?o 1o 5
o 7o 12o 35
Um wie viel Prozent erhöht
sich durch die Teilnahme an ei-
ner kognitiven Verhaltensthe-
rapie die Chance zur Reduktion
persistierender psychotischer
Symptome?o 0,9%.o 2%.o 22%.o 30%.o 80%.
Was ist nicht zutreffend in
Bezug auf „high expressed
emotion“ (HEE)?o HEE korreliert mit der Rückfall-
wahrscheinlichkeit.o HEE variiert über die Zeit.o HEE wird auf der Basis eines
Interviews eingeschätzt.o HEE kann auch in therapeu-
tischen Beziehungen auftre-
ten.o HEE bedeutet, dass Angehö-
rige für Rückfälle Verantwor-
tung tragen.
Was ist kein Therapieziel in der
Stabilisierungsphase?o Konfrontation mit angstaus-
lösenden Situationen zur För-
derung der Symptombewälti-
gung.o Erarbeitung eines angemes-
senen Krankheitskonzepts.o Identifikation von Frühsymp-
tomen.o Reduktion psychischer und
sozialer Belastungsfaktoren.o Förderung der langfristigen
Behandlungskooperation.
Welche Annahmen für die Psy-
chotherapie werden durch das
Vulnerabilitäts-Stress-Coping-
Modell nicht unterstützt?o Reduktion der Belastung soll-
te zur Reduktion der Rückfall-
wahrscheinlichkeit führen.o Förderung der Bewältigungs-
kompetenz sollte zur Redukti-
on der Rückfallwahrscheinlich-
keit führen.o Mit einem Training zur Identi-
fikation von Frühsymptomen
könnte der Übergang von Kri-
sen in psychotische Episoden
verhindert werden.o Aufgrund der Vulnerabilität
der Patienten ist kein Ansatz-
punkt für die Psychotherapie
gegeben.o Familieninteraktionen sollten
nicht nur unter dem Aspekt der
Belastung verstanden werden.
Welche Aussage über Therapie-
pläne in der kognitiven Verhal-
tenstherapie (KVT) trifft zu?o Therapiepläne bauen auf der
Analyse von Nebenwirkungen
der antipsychotischen Medika-
tion auf.o Therapiepläne sollten nur mit
Zustimmung der Angehörigen
erstellt werden.o Therapiepläne betonen nicht
die motivationalen Aspekte.o Therapiepläne sollten sich am
Phasenmodell nach Kanfer ori-
entieren und phasenspezi-
fische Schwerpunkte setzen.o Therapiepläne führen zur
Überforderung von Patienten.
Diese Fortbildungseinheit ist 12 Mo-
nate auf CME.springer.de verfügbar.
Die kostenlose Teilnahme ist bis zum
15.1.2007 möglich.
S110 | Der Nervenarzt Suppl 2 · 2006
Bitte beachten Sie:
Antwortmöglichkeit nur online unter: CME.springer.de
Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online
individuell zusammengestellt.
Es ist immer nur eine Antwort möglich. Fra gen zur Zertifizierung