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FAKTENCHECK– Insektensterben
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“
3
Krefelder Studie
Quelle: Hallmann et al. (2017) aus Fangdaten des Entomologischen Vereins Krefeld
ᐤ �Abnahme�der�Biomasse�fliegender�Insekten� um ca. 75% innerhalb von 27 Jahren
ᐤ weitere Quellen und globale Metastudien: z.B. Sanchez-Bayo & Wyckhuys (2019), Seibold et al. (2019)
ᐤ Ursachen: Komplex aus verschiedenen Faktoren
1990 2000 2010
10.0
5.0
2.0
1.0
0.5
0.2
0.1
20.0
Bio
mas
se (g
/d)
4Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
Insekten– aktuelle Situation in MV
Artenzahl der Insekten in MV: ca. 20.000
ᐤ für 11% der Insekten-Arten liegen Rote Listen (RL) vor
ᐤ etwa 50% der Arten aus den bearbeiteten Gruppen sind gefährdet
3
1
R
G
U
V
2
D
RL Insekten n= 2.305 ( von ~ 20000)
5
Gefährdungsursachen
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
Ursache Wirkung�Pflanzenschutzmittel�etc.�(PSM)�dezimieren�direkt�Wildkrautflora�&�Insekten sekundäre Wirkung auf Insekten, Vögel, Amphibien etc.
Homogenisierung durch intensive Landnutzung Verlust�von�Rückzugsflächen�in�der�Kulturlandschaft
Nutzungsaufgabe von Grenzertragsstandorten Verwaldung von „Sonderstandorten“ mit ihren angepassten Arten
flächenhafte�Eutrophierung Verlust nährstoffarmer Standorte à artenarme Fettwiesen
Entwässerung Verlust der Speicher- und Pufferfunktion Nährstofffreisetzung, Moordegradation
Übernutzung durch Tourismus: Küste Verlust der Strände als Lebensraum
Gewässer: Unterhaltung, Eutrophierung, Eintrag von PSM
Wälder: Alt- und Totholz als integraler Bestandteil; Zulassung historischer Nutzungsformen; Wiedervernässung, Gebüsch- und Vorwaldrodung
6
Kornblumen-Rüssler– Lebensraum
Nur an kümmerlichen Kornblumen dürrer Standorte, Ackerzahl 8-12, durch Klimawandel begünstigt, aber durch Aufforstung und Intensivnutzung stark gefährdet!
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
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Saldo der landwirtschaftl. Stickstoff-Gesamtbilanz in Bezug auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche*
Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2019, Statistischer Monatsbericht Kap. A Nährstoffbilanzen und Düngemittel,Nährstoffbilanz insgesamt von 1990 bis 2017 (MBT-0111260-0000)
3jährlicher Überschuss bezogen auf das mittlere Jahr des 5-Jahres-Zeitraums2 Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung, bezogen auf das 5-Jahres-Mittel, d.h. auf den Zeitraum 2028 - 203211990:�Daten�zum�Teil�unsicher,�nur�eingeschränkt�vergleichbar�mit�Folgejahren,�2017:�vorläufige�Daten
140
160
120
100
80
60
40
20
019902 1995 2000 2005 2010 2017² 2030³
Kilogramm pro Hektar
141 111
94
93
70
Jahreswerte
Gleitendes 5-Jahres-Mittel1
Ziel
8
Lösungsansätze
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
ᐤ Änderungen der Flächennutzung („Agrarwende“) nötig: erhebliche Reduktion
von PSM und Düngemengen, Fruchtfolgen/Schlaggrößen limitieren --> im gesamten Land!
ᐤ Verpflichtung�zur�Einrichtung�von�extensiv�bewirtschafteten Ackerrändern
ᐤ Verpflichtung�zur�Belassung�Schonflächen�bei�jeder�Mahd
ᐤ Optimierung der Agrarumweltmaßnahmen
ᐤ �(Eigen-)Verpflichtung�der�Städte�und�Gemeinden�gegen�„Überpflegung“�durch�Mulchmahd�von�Grünflächen
ᐤ Wiederherstellung von Binneneinzugsgebieten bringt Puffervermögen & Dynamik zur Sicherung von Mooren,
Söllen, Grundwasser und Lebensraum für Arten der Agrarlandschaft
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Wichtige Agrarumweltmaßnahmen in MV mit der Zielrichtung einer vielfältigen Ackernutzung
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
Fördermaßnahme durchschn. Förderhöhe/ha
Förderfläche�2018�in ha
ges. Fördersumme in 2018
Vielfältige Kulturen im Ackerbau 71 €/ha für alle einbezogenen Ackerkulturen 14.1000 10.000.000
Gewässer- und Erosionsschutzstreifen auf dem Acker 527 €/ha Schutzstreifen 220 116.000
Blühflächen 513�€/ha�Blühfläche 7.800 4.000.000
Ökologischer Landbau 200 €/ha Acker- und Dauergrünland 147.000 29.000.000
Zahlreiche Förderprojekte, z.B.
ᐤ Landwirtschaft für Artenvielfalt
ᐤ F.R.A.N.Z.
ᐤ LIFE Lemicodra
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NutzungsänderungStarke Verringerung der Weidetiere
Quelle: Poschlod (2016) nach Bittermann u.a.
ᐤ 80% Silofutter vs. Gras / Heu
ᐤ 1 GVE bei 180 Weidetagen produziert 5,4 t Kot:
ᐤ Nahrung für ca. 1 t Wirbellose (LfNL-SH 1984)
ᐤ fehlt Vogelarten wie Storch, Steinkauz, Wiedehopf etc.
ᐤ Offenhaltung fehlt der Landschaft
ᐤ Weide-Vieh = Insektenhotel
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
01800 1850 1900
Jahr
Anz
ahl S
chaf
e (in
100
0)
1950 2000
2500
2000
1500
1000
500
01930 1950 1970
Jahr
Zugt
iere
/Tra
ktor
en (i
n 10
00)
1990 2010
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FAKTENCHECK– Vögel in der Agrarlandschaft
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“
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Entwicklung der Vogelbestände in der EU von 1990-2014
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
120 %Zielerreichungsgrad
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
0 %
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
Feldvogelindex MV
Alle VögelVögel der AgrarlandschaftVögel des Waldes
60 %
1990 1995 2000 2005 2010 2015
65 %
70 %
75 %
80 %
Inde
x (1
990
= 10
0%)
68,5 %
87,4 %
87,9 %
85 %
90 %
95 %
100 %
105 %
Entwicklung der Vogel-Bestände in der EU von 1990-2014
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Weißstorch (Ciconia ciconia)
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
Bes
tand
(Bru
tpaa
re)Zielwert 2030: 1000 BP
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
Bestandsentwicklung in MVWeißstorch (Ciconia ciconia)
Bestandsentwicklung in M-V Zielwert 2030: 1.000 BP
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Feldlerche (Alauda arvensis)
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
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Feldlerche (Alauda arvensis)
900.000
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
0
Tren
dind
ex in
%
Bes
tand
(Rev
iere
)
400
350
300
250
200
150
100
50
0
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FAKTENCHECK– Entwässerung
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“
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Entwässerung
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
ᐤ Drainierung der Landschaft
ᐤ Anschluss der Binnenentwässerungsgebiete
ᐤ Polderung von Mooren
ᐤ großräumige Grundwasserabsenkung
ᐤ Folgen: Dynamikverlust, Pufferverlust
ᐤ Abführung von Nährstoffen und PSM in Fließgewässer und Seen
ᐤ Gefährdung�spezifischer�Arten�der�Moore
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Melioration - Wasserverlust - Pufferverlust
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
ᐤ sofortige Abführung von Wasserüberschüssen aus der Landschaft
ᐤ Großräumige Grundwasserabsenkungen wirken auf Moore und Torf
ᐤ Artenarmut, Emission klimarelevanter Gase
ᐤ Feuchtwiesen fehlen als Reserve in trockenen Jahren
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Drainage
Regionalkonferenz „Artenvielfalt schützen“ Neubrandenburg 06.03.2020
Ehemals�oberflächigen�Gräben�(ca. 1830) heute als Drainage im Boden: dauernde Wirkung
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ᐤ Vielfalt von Strukturen, kleinräumiger Wechsel --> Trittstein-Verbund
ᐤ Mindestdichte an Quellstrukturen (Refugien, Minimalareal) zur Wiederbesiedlung (Flugvermögen? Entfernung?)
ᐤ räumlich-zeitliches Kontinuum erforderlich
ᐤ Ziel: Erhalt der Arten auf lokaler/regionaler Ebene
ᐤ Zeit für Regeneration: Acker 5-10 Jahre (Störung notwendig!) --> !! <-- Wiese 10-20 Jahre --> !! <-- Wald: 150-200 Jahre (störungsfrei)
dafür sind erforderlich:
ᐤ deutliche Reduzierung von Düngereinsatz und PSM etc.
ᐤ � Keine�Aufforstung/Sukzession�von�Grenzertragsflächen,�sondern�Pflegenutzungen�über�Agrarwende�etablieren
ᐤ � Substanzieller�Anteil�von�Brachen�und�Extensivflächen
ᐤ Primat des Naturschutzes in Naturschutzgebieten
ᐤ Schutz geschützter Biotope realisieren
Anforderungen