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in cooperation with: LBIHPR: A-1020 Vienna, Untere Donaustraße 47, Austria | [email protected] | www.lbihpr.lbg.ac.at | +43 1 2121493 -10 | FAX - 50 an institute of the Co-funded by: Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die (Integrierte) Kranken-Versorgung Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan Key Researcher, LBIHPR, Wien Direktor, WHO-CC für Gesundheitsförderung im Krankenhaus und in Gesundheitseinrichtungen am LBIHPR, Wien Kongress Integrierte Versorgung „Neu Denken – Innovativ Handeln“ Linz, 6. Mai 2014

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in cooperation with:

LBIHPR: A-1020 Vienna, Untere Donaustraße 47, Austria | [email protected] | www.lbihpr.lbg.ac.at | +43 1 2121493 -10 | FAX - 50

an institute of the

Co-funded by:

Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die (Integrierte) Kranken-Versorgung

Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan Key Researcher, LBIHPR, Wien Direktor, WHO-CC für Gesundheitsförderung im Krankenhaus und in Gesundheitseinrichtungen am LBIHPR, Wien Kongress Integrierte Versorgung „Neu Denken – Innovativ Handeln“

Linz, 6. Mai 2014

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2 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

Überblick 1. Was versteht man unter Gesundheitskompetenz

(Health Literacy)? 2. Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig? 3. Die Situation in Österreich 4. Welche Bedeutung hat Gesundheitskompetenz in der

Krankenbehandlung? 5. Welche Voraussetzungen an Gesundheitskompetenz

bringen die Österreicher mit? 6. Was kann im Krankenbehandlungssystem getan

werden um die Gesundheitskompetenz zu stärken bzw. zu berücksichtigen?

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3 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

1. WAS VERSTEHT MAN UNTER GESUNDHEITSKOMPETENZ (HEALTH LITERACY)?

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4 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

1.1 Was versteht man unter Gesundheitskompetenz (Health Literacy)? Vier Elemente einer umfassenden Definition (HLS-EU)

1. Wofür braucht man welche Art von Gesundheitskompetenz? 4. Auf welchen allgemeineren Kompetenzen und Fähigkeiten (Literacies) basiert Gesundheitskompetenz?

2. Welche besonderen Fähigkeiten sind für das Informationsmanagement von relevantem Gesundheitswissen notwendig?

3. Für welche gesundheitsrelevanten Entscheidungen & Handlungen braucht man Gesundheitskompetenz?

Teil der Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al. 2012)

Finden: in Datenangeboten bzw. erfragen von Laien /Experten Verstehen: Texte lesen/ gesprochenes Wort / Abbildungen Beurteilen: Qualität der Daten / der Daten-Quelle Anwenden: auf eigenen Kontext / Situation umsetzen

Ressource für gesundheitsrelevante Entscheidungen

Teil der Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al. 2012)

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5 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

1.2 Gesundheitskompetenz als umfassendes Konzept – Integriertes Modell & Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al 2012)

„Gesundheitskompetenz basiert auf allgemeiner Literacy und umfasst das Wissen, die Motivation und die Kompetenzen von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Domänen der Krankheitsbewältigung, der Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die ihre Lebensqualität während des gesamten Lebenslaufs erhalten oder verbessern.” (Sorensen et al.2012)

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6 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

1.3 Gesundheitskompetenz ist ein relationales, Kontext- oder Situationsabhängiges Konzept

Quelle: Parker, 2009

Kompetenzen/Fähigkeiten X Anforderungen/Komplexität = Gesundheitskompetenz

Health Literacy Equation: Source: Brach 2013

Gesundheitskompetenz= f (persönliche Kompetenzen/Fähigkeiten, situationsbedingte Anforderungen/Komplexität)

Quelle: Pelikan 2013 (in Tradition von Kurt Lewin)

Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität Gesundheits-kompetenz

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7 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

2. WARUM IST GESUNDHEITSKOMPETENZ WICHTIG?

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8 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

2.1 Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig? Im Alltag, für die Gesellschaft, für die Gesundheitspolitik?

1. In der Multioptions-Gesellschaft (Peter Gross) müssen wir in unseren unterschiedlichen Rollen, als Arbeitende, Konsumenten, Bürger und Patienten täglich und ständig viele Entscheidungen fällen.

2. In der Gesundheitsgesellschaft (Ilona Kickbusch) ist jede Entscheidung - in allen diesen Rollen - auch eine Gesundheitsentscheidung, d.h. kann gesundheitliche Auswirkungen haben.

3. Gesundheitskompetenz ist daher eine Ressource für gesundheitsbewusste Entscheidungen & Handlungen zur Erhaltung & Verbesserung der Gesundheit & der Lebensqualität.

4. Damit ist Gesundheitskompetenz eine soziale Determinante der Gesundheit, die aber leichter beeinflusst und berücksichtigt werden kann als andere soziale Determinanten!

5. Wie Gesundheit ist Gesundheitskompetenz empirisch sozial ungleich verteilt. Der Health Gap kann daher auch durch Stärkung der Gesundheitskompetenz bekämpft werden.

6. Es gibt empirische Evidenz dafür, dass Gesundheitskompetenz mit Gesundheits- bzw. Krankheitsverhalten, mit Indikatoren des Gesundheitszustands, mit Inanspruchnahme des Krankenbehandlungssystems, und damit auch mit Krankenbehandlungskosten zusammenhängt .

7. Es gibt erprobte gesundheitsförderliche Interventionen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung

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9 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

2.2 Gesundheitskompetenz (GK) ist wichtig in unterschiedlichen Rollen

Individuelle GK

Systemanforderungen

Individuum

Familien-mitglied

LernendeR

KonsumentIn

ArbeitendeR

BürgerIn

PatientIn

Verkehrs-teilnehmerIn

TeilnehmerIn an Medien

KlientIn

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10 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

2.3 Gesundheitskompetenz ist ein Kernkonzept der Gesundheitsförderung

Ottawa Charter (WHO 1986) Definition: „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an

Selbstbestimmung über ihrer Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“

„Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben“.

„Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglicht.“

GF Prinzipien: Befähigen und Ermöglichen (Chancengleichheit), Vermitteln und Vernetzen, Strategie 4: „Persönliche Kompetenzen entwickeln“ („Entscheidungen im Lebensalltag treffen, die

ihrer Gesundheit zugute kommen“) Strategie 1: Healthy Public Policy >Health in all Policies (Health literacy in all policies) Strategie 2: Gesundheitsförderliche Lebenswelten schaffen(Health Literate Settings) Strategie 5: Gesundheitsdienste neuorientieren (Health literate health care organizations) Health Promotion Glossary: „Gesundheitskompetenz ist entscheidend für Empowerment“ (WHO, 1998) Gesundheitskompetenz ist ein Outcome der Gesundheitsförderung (Nutbeam, 1998) Nairobi Call to Action (Eigener Teil zu Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten) (WHO 2009) The Helsinki Statement on Health in All Policies (“building health literacy in the population”) (WHO 2013)

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11 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

2.4 Gesundheitskompetenz wird berücksichtigt in wichtigen europäischen gesundheitspolitischen Dokumenten

HEALTH 2020: (WHO Regional Office for Europe, 2013)

“Health literacy is a key dimension of Health 2020, the European health policy framework.” (Jakab Z. WHO Regional Director for Europe)

HEALTH LITERACY. THE SOLID FACTS (2013) (WHO Regional Office for Europe 2013)

European Review of Social Determinants of Health. (WHO Regional Office for Europe, 2012)

Together for Health : A Strategic Approach for the EU 2008-2013 “Promotion of health literacy programs for different age groups” (Commission of the European Communities, 2007)

EU Health Programme 2008-2013: “ It seeks to […] generate and disseminate health information and knowledge..” (Europäisches Parliament and Rat, 2007)

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3. DIE SITUATION IN ÖSTERREICH

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13 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

3.1 Eingeschränkte Gesundheitskompetenz betrifft eine Mehrheit in Österreich & ist schlechter als im Durchschnitt der anderen untersuchten Mitgliedsländer!

AT[N=979] BG[N=925] DE (NRW)[N=1045] EL[N=998] ES[N=974] IE[N=959] NL[N=993] PL[N=921] Eu [N=7795]

1,8%

10,3%

10,2%

13,9%

11,0%

12,4%

18,2%

7,5%

26,9%

26,9%

29,7%

34,4%

30,9%

35,3%

35,2%

38,2%

50,8%

35,2%

46,3%

38,7%

35,9%

39,6%

34,1%

36,0%

33,7%

32,6%

26,6%

25,1%

21,3%

19,5%

15,6%

19,6%

16,5%

9,9%

9,1%

11,3%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Niederlande

Irland

Polen

Griechenland

Deutschland

Gesamt

ÖSTERREICH

Spanien

Bulgarien

inadäquate GK-Ges0-25 Pkt.

problematische GK-Ges>25-33 Pkt.

ausreichende GK-Ges>33-42 Pkt.

exzellente GK-Ges>42-50 Pkt.

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3.2 Gesundheitskompetenz ist sozial ungleich verteilt Gesundheitskompetenz (SF-36 Item) nach fünf sozialen Determinanten (Beta Weights and Adjusted R-Square für die Österreichstichprobe / N=1800)

FIN. DEPRIVATION

GESCHLECHT

ALTER

BILDUNG

SOZIALER STATUS

-,234

,111

-,081

,078

,067

Adj. R2= ,099

Es gibt auch in Österreich einen, wenn auch kleineren, sozialen Gradienten für Gesundheitskompetenz!

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15 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

3.3 Soziale Determinanten der selbst-eingeschätzten Gesundheit Selbst-eingeschätzte Gesundheit (SF-36 Item) nach sieben sozialen Determinanten (Beta Weights and Adjusted R-Square für die Österreichstichprobe/ N=1800)

ALTER

GK-GES

FIN. DEPRIVATION

SOZIALER STATUS

GESCHLECHT

BILDUNG

NVS

.442

-.238

.172

.038a

.003a

.001a

a….nicht signifikant

Adj. R2= .341

-.064

Gesundheitskompetenz ist die zweitstärkste soziale Determinante von selbsteingeschätzter Gesundheit!

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3.4 Wahrscheinlichkeit für problematische Gesundheit (zusammengefasste Kategorien „mittelmäßig“, „schlecht“ oder „sehr schlecht“) nach Levels des GK-Index für Krankheitsbewältigung und Altersgruppen (Österreich, N= 1800)

Logistische Regression kontrolliert nach: chronischer Erkrankung (*), Alter(*), finanzieller Deprivation(*), Geschlecht (Frauen↑)(*), Bewegungshäufigkeit(*), Body-Mass-Index(*),sozialem Status(ns), Bundesland(ns), Ortsgröße(ns),, KB-GK(ns) – zusammengefasst nach Altersgruppen und Gesundheitskompetenz-Levels

Je älter man ist, desto stärker wirkt sich Gesundheitskompetenz auf die Gesundheit aus!

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17 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

3.5 Verankerung von Gesundheitskompetenz in Dokumenten der österreichischen Gesundheitspolitik Masterplan Gesundheit (HVSV, 2010): Gesundheitskompetenz als Instrument um Versicherte zu empowern und ihre Eigenverantwortlichkeit zu stärken. 10 Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich (BMG, 2012): No. 3 Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken. Wiener Gesundheitsziele: No. 5 Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken. Nationaler Aktionsplan für Integration (BMI, 2012): Maßnahmenkatalog: Stärkung von Gesundheitskompetenz von MigrantInnen. Bundes-Zielsteuerungsvertrag (2013), Art. 7.2.3 e-Health Projekte: M3 Rahmen für ein telefon- und webbasierten Erstkontakt- und Beratungsservice, M4 Analyse der Potentiale von Telegesundheitsdiensten Art 8.3.2 Teilziele von R-GZ 3 umsetzen: M2 Ausbau des Gesundheitsportals, M3 Health Literacy Kriterien bei ELGA, M4 Teilnahme an allfälligen EU Health Literacy Surveys Rahmen Gesundheitsziele Maßnahmenkatalog zum GZ 3 (2014) 2.3.5 Gesundheitskompetente Krankenhäuser, Ordinationen, Apotheken und andere Gesundheitseinrichtungen

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18 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

4. WELCHE BEDEUTUNG HAT GESUNDHEITSKOMPETENZ IN DER KRANKENBEHANDLUNG?

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19 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

4.1 Gesundheitskompetenz ist eine Grundlage für effektive Koproduktion in der Krankenbehandlung

Mitentscheiden

Koproduktion (≠ Compliance)

Mitarbeiten

GK Gesundheits-berufe

PatientInnen GK

Dieser Paradigmenwechsel ist nicht nur notwendig • aus normativen Gründen (Patientenrechte & Erwartungen der PatientInnen etc.), • sondern auch, weil Ko-Produktion Evidenz-basiert der Qualität der Krankenversorgung (Effektivität, Effizienz & Nachhaltigkeit) dient.

• Adäquaterer Einstieg ins professionelle Behandlungs-Systems • Bessere Mitarbeit der PatientInnen bei Diagnose & Therapie • Bessere Diagnoseerstellung • Bessere „Compliance“ bei der Therapie • Weniger Fehler bei der Behandlung

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20 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

4.2 Gesundheitskompetenz ist wichtig in den verschiedenen Stadien der PatientenInnenkarriere

Ja

Nein

Wo im prof. System? Erfolgreiche

Co-produktion?

Gesunder Lebensstil?

Symptom-Wahrnehmung?

Art der Behandlung? Ja

Nein

Ja

Erfolgreich?

Erfolgreich?

Ja

Nein

Nein

Nein

Ja

Akute Episoden? Ja

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21 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

4.3 Beziehungen der Gesundheitskompetenz zur Krankenbehandlung, zum Qualitätsmanagement und zur Gesundheitsförderung

Gesundheits-kompetenz

fokussiert auf persönliche &

organisationale Information,

Kommunikation, Entscheidungen

KRANKENBEHANDLUNG GK = mess- & entwickelbare Ressource für Koproduktion in & Teilergebnis der Behandlung > Shared Decision Making, Self-care,

QUALITÄTS-MANAGEMENT GK = mess- & entwickelbare Struktur -, Prozess-, Ergebnis-qualität von Personen und Systemen > Effektivität & Effizienz

GESUNDHEITS-FÖRDERUNG

GK= Kernkonzept der GF, verbunden mit Empowerment , (Enablement), Partizipation & Settings > User-Involvement

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5. WELCHE VORAUSSETZUNGEN AN GESUNDHEITSKOMPETENZ FÜR KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG BRINGEN DIE ÖSTERREICHER MIT?

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5.1 Die 16 Aufgaben zur Krankheitsbewältigung gereiht nach Schwierigkeit in Österreich (N=1813)

sehr schwierig ziemlich schwierig ziemlich einfach sehr einfach

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5.2 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG in Österreich und den anderen beteiligten Mitgliedsstaaten der EU (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben für die Österreichstichprobe(N=1015)).

AT (N= 1015) BG (N= 1002) DE (N= 1057) EL (N= 1000) ES (N= 1000) IE (N= 1005) NL (N= 1023) PL (N= 1000) TOTAL (N= 8102)

Österreich ist bei allen Aufgaben tendenziell schlechter als der Durchschnitt!

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5.3 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach selbsteingeschätztem GESUNDHEITSZUSTAND (4 Kategorien) (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808)

Sehr gut (N= 600) Gut (N= 705) Mittelmäßig (N= 414) Schlecht bis sehr schlecht (N= 89) Gesamt (N= 1808)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen?

16...den Anweisungen Ihres Arztes oderApothekers zu folgen?

8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Ein-nahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen?

14...den Anweisungen für die Einnahmevon Medikamenten zu folgen?

4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfeerhalten, wenn Sie krank sind?

5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt?

9...zu beurteilen, inwieweit InformationenIhres Arztes auf Sie zutreffen?

1...Informationen über Krankheitssymptome,die Sie betreffen, zu finden?

3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist?

7...zu verstehen, was in einemmedizinischen Notfall zu tun ist?

2...Informationen über Therapien für Krank-heiten, die Sie betreffen, zu finden?

13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt,Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen?

6...die Beipackzettel Ihrer Medikamentezu verstehen?

11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung voneinem anderen Arzt einholen sollten?

10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungs-möglichkeiten zu beurteilen?

12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheitin den Medien vertrauenswürdig sind?

AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIGWIE SCHWIERIG IST ES:

Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig"

Je schlechter der Gesundheitszustand, desto schwieriger sind die Aufgaben!

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26 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

5.4 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach Vorliegen von CHRONISCHEN ERKRANKUNGEN (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808)

Ja, mehr als eine (N= 209) Ja, eine (N= 409) Keine (N= 1175) Gesamt (N= 1793)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen?

16...den Anweisungen Ihres Arztes oderApothekers zu folgen?

8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Ein-nahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen?

14...den Anweisungen für die Einnahmevon Medikamenten zu folgen?

4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfeerhalten, wenn Sie krank sind?

5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt?

9...zu beurteilen, inwieweit InformationenIhres Arztes auf Sie zutreffen?

1...Informationen über Krankheitssymptome,die Sie betreffen, zu finden?

3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist?

7...zu verstehen, was in einemmedizinischen Notfall zu tun ist?

2...Informationen über Therapien für Krank-heiten, die Sie betreffen, zu finden?

13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt,Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen?

6...die Beipackzettel Ihrer Medikamentezu verstehen?

11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung voneinem anderen Arzt einholen sollten?

10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungs-möglichkeiten zu beurteilen?

12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheitin den Medien vertrauenswürdig sind?

AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIGWIE SCHWIERIG IST ES:

Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig"

Je mehr chronische Krankheiten man hat, desto schwieriger sind die Aufgaben!

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27 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

5.5 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach KRANKENHAUSAUFENTHALTEN in den letzten 12 Monaten (3 Kategorien). (gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808)

0 Mal (N=1300) 1-2 Mal (N=424) 3 Mal oder öfters (N=76) Gesamt (N=1800)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen?

16...den Anweisungen Ihres Arztes oderApothekers zu folgen?

8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Ein-nahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen?

14...den Anweisungen für die Einnahmevon Medikamenten zu folgen?

4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfeerhalten, wenn Sie krank sind?

5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt?

9...zu beurteilen, inwieweit InformationenIhres Arztes auf Sie zutreffen?

1...Informationen über Krankheitssymptome,die Sie betreffen, zu finden?

3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist?

7...zu verstehen, was in einemmedizinischen Notfall zu tun ist?

2...Informationen über Therapien für Krank-heiten, die Sie betreffen, zu finden?

13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt,Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen?

6...die Beipackzettel Ihrer Medikamentezu verstehen?

11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung voneinem anderen Arzt einholen sollten?

10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungs-möglichkeiten zu beurteilen?

12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheitin den Medien vertrauenswürdig sind?

AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIGWIE SCHWIERIG IST ES:

Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig"

Je mehr Krankenhaus- Aufenthalte man hat, desto schwieriger sind die Aufgaben!

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28 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

5.6 Schwierigkeit der 16 Aufgaben für KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG nach ARZTBESUCHEN in den letzten 12 Monaten (4 Kategorien) (Fragen gereiht nach Schwierigkeit der Aufgaben), für Österreich (N=1808)

0 Mal (N=224) 1-2 Mal (N=677) 3-5 Mal (N=498) 6 Mal oder öfters (N=411) Gesamt (N=1810)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

15...im Notfall einen Krankenwagen zu rufen?

16...den Anweisungen Ihres Arztes oderApothekers zu folgen?

8...die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers zur Ein-nahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen?

14...den Anweisungen für die Einnahmevon Medikamenten zu folgen?

4...herauszufinden, wo Sie professionelle Hilfeerhalten, wenn Sie krank sind?

5...zu verstehen, was Ihr Arzt Ihnen sagt?

9...zu beurteilen, inwieweit InformationenIhres Arztes auf Sie zutreffen?

1...Informationen über Krankheitssymptome,die Sie betreffen, zu finden?

3...herauszufinden, was im Fall eines medizinischen Notfalls zu tun ist?

7...zu verstehen, was in einemmedizinischen Notfall zu tun ist?

2...Informationen über Therapien für Krank-heiten, die Sie betreffen, zu finden?

13...mit Hilfe der Informationen, die Ihnen der Arzt gibt,Entscheidungen bezüglich Ihrer Krankheit zu treffen?

6...die Beipackzettel Ihrer Medikamentezu verstehen?

11...zu beurteilen, wann Sie eine zweite Meinung voneinem anderen Arzt einholen sollten?

10...Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungs-möglichkeiten zu beurteilen?

12...zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheitin den Medien vertrauenswürdig sind?

AUF EINER SKALA VON EINFACH BIS SEHR SCHWIERIGWIE SCHWIERIG IST ES:

Summierte Prozentsätzte "ziemlich schwierig" und "sehr schwierig"

Je mehr Arztbesuche man hat, desto schwieriger sind die Aufgaben!

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6. WAS KANN IM KRANKENBEHANDLUNGSSYSTEM GETAN WERDEN UM DIE GESUNDHEITSKOMPETENZ ZU VERBESSERN BZW. ZU STÄRKEN?

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Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität

6.1 Gesundheitskompetenz verbessern: 3 Strategien

Quelle: Parker, 2009

Gesundheits-kompetenz

1. Verbesserung der allgemeinen / speziellen persönlichen Gesundheitskompetenz durch Lernangebote

2. Allgemeine Verringerung von situativen Anforderungen bzw. Verbesserung von situativen Ressourcen durch Organisationsentwicklung

3. Kompensation niedriger Gesundheitskompetenz durch Sondermaßnahmen für vulnerable Gruppen bzw. PatientInnen mit geringer GK

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6.2 Wo können Interventionen / Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz ansetzen?

1. Verbesserung der persönlichen Gesundheitskompetenz 1. Allgemein: Bildungssystem: (Kindergarten, Schule, Erwachsenenbildung) &

Massenmedien 2. Gesundheitsberufe: Ausbildung, Fort- & Weiterbildung 3. PatientInnen im Krankenbehandlungssystem

1. Angebote von Information, Beratung, Coaching, Training, Schulung (Evivo-Kurse Graz, Patientenuniversität (z.B. Hannover), Mini-Med Schools

2. Reduzierung der Anforderungen von Systemen/Dienstleistungen/Materialien 1. Bildung, Arbeitswelt, Konsum & Freizeit 2. Krankenbehandlungssystem

1. Einbezug von Nutzer-Vertretern in Planung & Management (Ex Niederlande) 2. Niederschwellige Telefon & Internet Einstiegsangebote (z.B. NHS-direct, Medgate) 3. > Bundes-Zielsteuerungsvertrag Art. 7.2.3 e-Health Projekte, Maßnahmen 3, 4

3. Ausgleich geringer persönlicher Gesundheitskompetenz bei vulnerablen (Risiko-) Gruppen (Diversity-Management) 1. Krankenbehandlungssystem

1. Telefon- / Video Übersetzungsdienste 2. Angebote von Diensten & Materialien in Fremdsprachen 3. MiMi – interkulturelle Gesundheitslotsinnen Wien

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6.3 Gesamtansatz „Gesundheitskompetente Krankenbehandlungs-Organisation“ (IoM = Brach, et al. 2012)

“Eine gesundheitskompetente Organisation erleichtert es den Menschen Informationen und Dienste zu navigieren, zu verstehen und zu benutzen um auf ihre Gesundheit zu achten.” (Brach et al. 2012)

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6.4 Merkmale einer gesundheitskompetenten Organisation (Brach et al. 2012) (Change-Management, Gesundheitskompetenz, Gesundheitsförderung)

Die Organisation … 1. Hat eine Führung, die Gesundheitskompetenz unterstützt 2. Integriert Gesundheitskompetenz in die strategische Planung, Evaluation und

Qualitätssicherung 3. Schult die MitarbeiterInnen 4. Bezieht die Zielgruppen in die Entwicklung von Materialien mit ein 5. Geht auf die Bedürfnisse aller (auch vulnerabler Gruppen) ein 6. Verwendet effektive Kommunikations-Strategien einschließlich Rückbestätigung 7. Garantiert einfachen Zugang zu Informationen und Angeboten und unterstützt die

Navigation durch die Organisation / das System 8. Entwickelt leicht anwendbare schriftliche und audiovisuelle Materialien in

Ergänzung zur gesprochenen Kommunikation 9. Unterstützt Gesundheitskompetenz in Hochrisiko-Situationen wie z.B. Patienten-

Transfers 10. Kommuniziert klar über Kosten und Selbstbehalte

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Merkmal 2: Integriert Gesundheitskompetenz in die Strategische Planung, Evaluation und Qualitätssicherung Beispiele : Gesundheitskompetenz Assessment Tools für Evaluation

First Impression & Walking Interview (Rudd, R. 2010) Die Erfahrungen der Patienten messen: CAHPS® Health Literacy

(http://www.hcea-info.org/docs/CAHPS-HlthLiteracy.pdf)

Beispiel: Reducing health literacy barriers: How do doctors speak to their patients? Patientensurvey und Assessement von Patienteninformation, in 9 Spitälern des HPH Catalonia Netzwerks (Gröne,O.et al.)

Outcomes: Spitäler verbesserten ihre Beschilderungen, Entwicklung eines Tool zur Erarbeitung verständlicher Dokumenten

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Merkmal 4: Bezieht die Zielgruppe in die Entwicklung von Materialien mit ein

Mögliche Strategien: Angehörige von Zielgruppen in Entscheidungsgremien integrieren. Personen mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz,

ErwachsenenbildnerInnen und ExpertInnen für Gesundheitskompetenz in Beratungsgremien mit einbeziehen.

ZielgruppenvertreterInnen in Evaluationsteams zur Bewertung von Gesundheitskompetenzprogrammen mit berücksichtigen.

Beispiel: Pictograph Research Project aus den USA Zielgruppe wurde in den Entwicklungsprozess mit eingebunden um sicher zu gehen, dass die Symbole richtig verstanden werden

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Merkmal 5: Geht auf die Bedürfnisse aller (auch vulnerabler Gruppen) ein Mögliche Strategien:

Die Umgebung so gestalten, dass keine hohen Anforderungen an die Gesundheitskompetenz stellt (z.B. keine großen Mengen von schriftlichen Informationen an Wänden oder Anschlagtafeln)

Schriftliche Informationen zur Verstärkung der mündlichen Kommunikation einsetzen und auch alternative Materialien (z.B. audiovisuelles Material) anbieten.

Beispiele:

Health Literacy Universal Precaution Toolkit („You can‘t tell by looking – everyone benefits from clear communication“)

Plain Language> Ask me 3, teach-back als Routine bei allen Patienten

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Merkmal 6: Verwendet effektive Kommunikations-Strategien einschließlich Rückbestätigung Mögliche Strategien:

Eine Kultur fördern, in der bei jeder Kommunikation Wert auf die Überprüfung des korrekten Verständnisses gelegt wird.

Sprachliche Hilfestellungen für Personen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, gewährleisten.

Kampagnen einsetzen, die zum Stellen von Fragen ermutigen. Kommunikationsfehler als eine Frage der Patientensicherheit behandeln.

Beispiel:

Teach-back – PatientInnen bestätigen das korrekte Verständnis, indem sie die Anweisungen in eigenen Worten widergeben.

Ask-Me 3 – PatientInnen werden aufgefordert 3 grundlegende Fragen zu stellen. (Was ist das Hauptproblem? Was kann ich (gegen das Problem) tun? Warum ist das wichtig für mich?)

20 Thesen zu Gesundheit, Partizipation und Empowerment im Gespräch zwischen Arzt und Patient (Nowak 2011)

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Merkmal 7: Garantiert einfachen Zugang zu Informationen und Angeboten und unterstützt die Navigation durch die Organisation / das System Mögliche Strategien:

Krankenversorgungseinrichtungen so gestalten, dass Personen sich darin leicht zurechtfinden können.

Leichtverständliche Symbole und Alltagsprache bei Beschilderungen verwendet.

Elektronische Patienten-Portale, Beratung und Trainings anbieten. Unterstützung bei Terminvereinbarungen mit anderen

Krankenversorgungsorganisationen (z.B. primäre Gesundheitsversorgung, FachärztInnen, Laboratorien, therapeutische Einrichtungen, Heimhilfe) anbieten.

Bespiel: Leitsysteme und Beschilderungen leichter verständlich und navigierbar machen: z.B. 28 Universal Health Care Symbols (www.hablamosjuntos.org )

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Merkmal 8: Entwickelt leicht anwendbare schriftliche und audiovisuelle Materialien in Ergänzung zur gesprochenen Kommunikation Mögliche Strategien:

Vielfältige Zielgruppen, inklusive den Personen mit limitierter Gesundheitskompetenz, in die Entwicklung und das User-Testing miteinbeziehen.

Qualifizierte Übersetzungen in andere Sprachen gewährleisten. Eine Vielzahl qualitativ hochwertiger Schulungsmaterialien (z.B. 3-D Modelle,

audiovisuelles Material) anbieten, einschließlich solcher, die sich für Personen mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz eignen (z.B. Foto-Romane, Comics, Multimedia-Anleitungen, Podcasts) und unterschiedliche Kanäle zu deren Verbreitung (z.B. DVDs, Patienten-Portale) verwenden.

Beispiele zu leichter verständlichen Patienteninformationen: Einfache klare Sprache (Plain Language), kurze Sätze, kurze Absätze,

kein medizinischer Jargon, Überschriften und Aufzählungspunkte, Schlüsselinformationen herausheben oder unterstreichen, möglichst viel weiße Fläche frei lassen

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Merkmal 9: Unterstützt Gesundheitskompetenz in Hochrisiko-Situationen wie z.B. Patienten-Transfers Mögliche Strategien:

Hochrisiko-Situationen und Themen identifizieren (z.B. Einverständniserklärungen bei Operationen und anderen invasiven Eingriffen oder bei Bedingungen, die eine besonders umfangreiche Selbstversorgung erfordern). Spezielle Aufmerksamkeit und zusätzliche Ressourcen sowie Pläne zur Sicherstellung einer sicheren Kommunikation entwickeln und implementieren.

Hilfsmittel einsetzen (z.B. Medikamentenschachteln, pill cards, pill charts, Dosierhilfen), die Personen dabei unterstützen, ihre Medikamente korrekt einzunehmen.

Beispiele: Krankenhaus-Entlassungsmanagement Projekt RED (Re-Engineered Discharge) in den USA:

„After Hospital Care Plan“ (Medikamentenplan, Kontaktinformationen,Terminplan), nach Entlassung Anruf von Apotheker,

Patienten mit geringer HL größeres Risiko nach Krankenhausentlassung wieder stationär aufgenommen zu werden (Mitchel, et al. (2012))

Re-hospitalisierung innerhalb 30Tagen konnte um 30% gesenkt werden. (Balaban, et al. 2008)

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Gesundheitskompetenz Tools und andere Ressourcen

Rudd, R.E.., Anderson, J.A. (2006): The Health Literacy Environment of Hospitals and Health Centers. http://www.hsph.harvard.edu/healthliteracy/files/2012/09/healthliteracyenvironment.pdf

Rudd, R.E. (2010): The Health Literacy Environment Activity Packet. First Impression & Walking Interview http://www.hsph.harvard.edu/healthliteracy/files/2012/09/activitypacket.pdf

Universal Symbols in Health Care http://www.hablamosjuntos.org/

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42 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

Gesundheitskompetenz Tools und andere Ressourcen

DeWalt, DA., Callahan, LF., Hawk, VH., Broucksou, KA., Hink, A. (2010): Health Literacy Universal Precaution Toolkit. Edited by the Agency for Healthcare Research and Quality. http://www.nchealthliteracy.org/toolkit/Toolkit_w_%20appendix.pdf

Re-Engineered Discharge (RED) Toolkit. March 2013. Agency for Healthcare Research and Quality, Rockville, MD. http://www.ahrq.gov/professionals/systems/hospital/red/toolkit/index.html

The Joint Commission (2007) What Did the Doctor Say?: Improving Health Literacy to Protect Patient Safety. http://www.jointcommission.org/assets/1/18/improving_health_literacy.pdf

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43 Pelikan, J.M., 2014, Health Literacy als bedeutsamer Faktor für die Integrierte Versorgung, Linz, 6.5.2014

Quellen für Interventionen & Maßnahmen (allgemein)

Pelikan, et al. (2013): Gesundheitskompetenz verbessern. Handlungsoptionen für die Sozialversicherung.

www.ooegkk.at/wissenschaft

WHO Regional Office for Europe (2013): Health Literacy. The Solid Facts. http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0008/190655/e96854.pdf

World Health Communication Association. (2011): Health Literacy „The Basics“ Revisited Edition. http://www.whcaonline.org/uploads/publications/WHCAhealthLiteracy-The%20Basics.pdf

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