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17 NTM N.S. 13 (2005) To see or not to see Jean Paul Marats öffentliche Experimente und ihre Analyse mit der Replikationsmethode Peter Heering In den Salons palaverte man nur noch über Kometenbahnen und Expeditionen, über Hebel- kräfte und Newton, über Kanalbau, Blutkreislauf und den Durchmesser der Erde. Und selbst der König ließ sich irgendeinen neumodischen Unsinn vorführen, eine Art künstliches Gewit- ter namens Elektrizität: Im Angesicht des ganzen Hofes rieb ein Mensch an einer Flasche, und es funkte, und Seine Majestät, so hört man, zeigte sich tief beeindruckt. … das war der Geist der neuen Zeit, und böse würde alles enden! P. Süskind, Das Parfum This text discusses the possibilities as well as the difficulties that result from the use of the repli- cation method in order to analyse the experimental practice of Jean Paul Marat. The central aim of this paper is to show what this method can contribute to the discussion of the work of a researcher whose findings have been rejected. The necessity for such an approach results from the demand to give a more symmetrical description of the experimental practice of late eighteenth century. Moreover, this case study offers also another aspect that seems to be relevant for the discussion with respect to the analysis of the experimental practice: Marat had been one of the researchers who performed their experiments in public. In the second part of this paper I am going to discuss briefly the relation between the written accounts published by Marat and the experiences made when redoing his experiments. I will demonstrate that the written presentation can be misleading and that the practice acquired in the laboratory can be helpful in order to develop a different read- ing of the publications. Im Rahmen dieses Beitrags werden die experimentelle Praxis eines Forschers sowie deren wissenschaftshistorische Analyse diskutiert werden, der sich nicht erfolgreich als Mitglied der Wissenschaftlergemeinschaft etablieren konnte. Derartige Studien erscheinen erforderlich, um anhand einer symmetrischen Darstellung deutlich zu machen, warum bestimmte Ansätze abgelehnt wurden, aber auch, warum andere in der gleichen Zeit erfolgreich sein konnten. Im Rahmen der hier vorgestellten Fall- studie wird einerseits demonstriert werden, welchen Nutzen die Verwendung der Replikationsmethode für eine derartige Analyse haben kann. 1 Daneben wird hin- terfragt, was sich aus schriftlichen Darstellungen über die experimentelle Praxis ent- nehmen lässt. Dies bietet sich in dieser Fallstudie in besonderem Maße an, da der Protagonist zu den Forschern zählt, die sich (auch) als öffentliche Demonstratoren etablieren wollten. Die Rolle derartiger wissenschaftlicher Praktiker ist in den letz- ten Jahren zunehmend in der wissenschaftshistorischen Literatur diskutiert worden. Allerdings lag der Fokus der entsprechenden Studien in erster Linie auf den sozia- N.T. M. 13 (2005) 17–32 0036-6978/05/010017–16 DOI 10.1007/s00048-005-0205-7 © 2005 Birkhäuser Verlag, Basel 02 Heering 4.2.2005 17:24 Uhr Seite 17

Jean Paul Marats öffentliche Experimente und ihre Analyse mit der Replikationsmethode

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To see or not to see Jean Paul Marats öffentliche Experimente und ihre Analyse mit der Replikationsmethode

Peter Heering

In den Salons palaverte man nur noch über Kometenbahnen und Expeditionen, über Hebel-kräfte und Newton, über Kanalbau, Blutkreislauf und den Durchmesser der Erde. Und selbstder König ließ sich irgendeinen neumodischen Unsinn vorführen, eine Art künstliches Gewit-ter namens Elektrizität: Im Angesicht des ganzen Hofes rieb ein Mensch an einer Flasche, undes funkte, und Seine Majestät, so hört man, zeigte sich tief beeindruckt. … das war der Geistder neuen Zeit, und böse würde alles enden!

P. Süskind, Das Parfum

This text discusses the possibilities as well as the difficulties that result from the use of the repli-cation method in order to analyse the experimental practice of Jean Paul Marat. The central aimof this paper is to show what this method can contribute to the discussion of the work of a researcherwhose findings have been rejected. The necessity for such an approach results from the demandto give a more symmetrical description of the experimental practice of late eighteenth century.Moreover, this case study offers also another aspect that seems to be relevant for the discussionwith respect to the analysis of the experimental practice: Marat had been one of the researcherswho performed their experiments in public. In the second part of this paper I am going to discussbriefly the relation between the written accounts published by Marat and the experiences madewhen redoing his experiments. I will demonstrate that the written presentation can be misleadingand that the practice acquired in the laboratory can be helpful in order to develop a different read-ing of the publications.

Im Rahmen dieses Beitrags werden die experimentelle Praxis eines Forschers sowiederen wissenschaftshistorische Analyse diskutiert werden,der sich nicht erfolgreichals Mitglied der Wissenschaftlergemeinschaft etablieren konnte. Derartige Studienerscheinen erforderlich, um anhand einer symmetrischen Darstellung deutlich zumachen, warum bestimmte Ansätze abgelehnt wurden, aber auch, warum andere inder gleichen Zeit erfolgreich sein konnten. Im Rahmen der hier vorgestellten Fall-studie wird einerseits demonstriert werden, welchen Nutzen die Verwendung derReplikationsmethode für eine derartige Analyse haben kann.1 Daneben wird hin-terfragt,was sich aus schriftlichen Darstellungen über die experimentelle Praxis ent-nehmen lässt. Dies bietet sich in dieser Fallstudie in besonderem Maße an, da derProtagonist zu den Forschern zählt, die sich (auch) als öffentliche Demonstratorenetablieren wollten. Die Rolle derartiger wissenschaftlicher Praktiker ist in den letz-ten Jahren zunehmend in der wissenschaftshistorischen Literatur diskutiert worden.Allerdings lag der Fokus der entsprechenden Studien in erster Linie auf den sozia-

N. T. M. 13 (2005) 17–320036-6978/05/010017–16DOI 10.1007/s00048-005-0205-7© 2005 Birkhäuser Verlag, Basel

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len und ökonomischen Rahmenbedingungen, insbesondere spielte die experimen-telle Praxis eine untergeordnete Rolle.2 Insofern erscheint gerade hier die Diskus-sion der Möglichkeiten einer historiografischen Analyse wesentlich.

Jean Paul Marat und seine wissenschaftlichen Arbeiten

Die zentrale Person dieser Fallstudie ist insofern außergewöhnlich, als ihr wissen-schaftliches Scheitern durch die Reaktionen auf seine politischen Aktivitäten über-deckt, teilweise aber auch instrumentalisiert wurde:Jean Paul Marat (1743–1793) ver-öffentlichte vom Beginn der Revolution 1789 bis zu seiner Ermordung im Jahre 1793durch Charlotte Corday (1768–1793) eine Vielzahl politischer Pamphlete und Arti-kel, durch die er zu einer der prägenden Personen dieses Ereignisses wurde. Hier-aus resultiert auch, dass Marat trotz seines Scheiterns als Wissenschaftler auch heutevergleichsweise bekannt ist und es eine Reihe von Biografien sowie erschlossenesQuellenmaterial gibt.Letzteres stammt allerdings überwiegend aus der Zeit der Fran-zösischen Revolution; zu diesem Zeitpunkt betätigte Marat sich nicht mehr natur-wissenschaftlich.3 Zehn Jahre zuvor hatte Marat versucht, sich als Naturforscher zuetablieren, seine Arbeiten wurden aber überwiegend ignoriert oder abgelehnt.

Marat war 1779, als er seine erste Abhandlung im Bereich der Naturwissen-schaften veröffentlichte,ein (ökonomisch) durchaus erfolgreicher sechsunddreißig-jähriger Mediziner. Es ist unklar, wo er seine Ausbildung erhalten hat, allerdingsveröffentlichte er 1775 bzw.1776 zwei kurze medizinische Abhandlungen.Beide wur-den 1891 nachgedruckt, der Herausgeber James Blake Bailey gab in seiner Einlei-tung an, dass Marat einen „MD degree from the University of St. Andrews“ (Bai-ley 1891, S. viii) besaß.Allerdings sei „evidence in both pamphlets that Marat prac-tised medicine in Paris before coming to London“ (Bailey 1891, S. ix).4 Marat war1766 nach England ausgewandert, lebte zwischenzeitlich auch in Edinburgh und Dub-lin und kehrte 1777 nach Paris zurück, wo er durch die erfolgreiche Therapie derMarquise de l’Aubespine sich schnell einen Ruf als erfolgreicher Mediziner aufbaute.Zwischen 1779 und 1789 publizierte Marat insgesamt zehn Abhandlungen. Insbe-sondere die zweite bis vierte sind sehr umfangreich und enthalten die Beschreibungmehrerer hundert Experimente. Neben diesen Monografien veröffentlicht Maratseine Experimente auch in Vorführungen, seine medizinische Praxis scheint weit-gehend zum Erliegen zu kommen,zumindest gibt er seine Position am Hof des Comted’Artois (1757–1836), eines Bruders des französischen Königs, auf und behauptetauch in einer späteren Veröffentlichung, er habe täglich etliche Stunden in seinemLabor gestanden.

Trotz seiner Anstrengungen gelang es Marat aber nicht, als Naturforscher Aner-kennung zu erreichen. Zentral hierfür wäre die Akzeptanz seiner Arbeiten durchdie Pariser Akademie der Wissenschaften gewesen. Daher stellt deren Ablehnungvon Marats zweiter Arbeit – nicht nur formal – einen wesentlichen Aspekt diesesScheiterns dar. Dieser zumindest für Frankreich maßgeblichen Institution hatteMarat bereits seine erste Abhandlung, die Découvertes … sur le Feu, l’Électricité etla Lumière …, über den Comte de Maillebois zur Begutachtung übergeben.Am 17.April 1779 wurde das Gutachten zu dieser Arbeit veröffentlicht. Es ist insgesamtdurchaus positiv, so heißt es beispielsweise:

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„Il renferme plus de cent vingt Expériences, qui toutes, ou au moins la plus grande partie, ontété faites par un moyen nouveau, ingénieux,& qui ouvre un grand champ à de nouvelles recher-ches dans la Physique; ce moyen, c’est le Microscope solaire“.

Die Experimente werden dabei charakterisiert als „… une suite d’Expériences nou-velles,exactes,& faites par un moyen également ingénieux & propre …“5 Allerdingsbetonte die Kommission, dass sie auf Wunsch von Marat6 keine Bewertung seinerInterpretation der Experimente vorgenommen habe. Im Juni 1779, also unmittel-bar nach der Veröffentlichung dieses durchaus positiven Gutachtens legte Maratüber de Maillebois der Akademie seine Découvertes sur la Lumière; constatées parune suite d’expériences nouvelles vor.7 Diesmal verzögerte sich die Veröffentlichungdes Gutachtens.Zunächst drängte Marat in mehreren Briefen Jean Baptiste Le Roy(1720–1800), das mit der Abfassung des Berichts beauftragte Mitglied der Kom-mission,diesen fertig zu stellen.Nachdem dieses nicht den gewünschten Erfolg hatte,forderte Marat den Sekretär der Akademie, Marie-Jean-Antoine-Nicolas Caritat,Marquis de Condorcet (1743–1794), auf, für die Veröffentlichung des Gutachtenszu sorgen. Schließlich wurde es am 10. Mai 1780 in der Akademie verlesen; MaratsArbeit wurde darin allerdings kategorisch abgelehnt.

Das Verhältnis zwischen Marat und den Mitgliedern der Akademie war damitnachhaltig gestört, seine nächsten Arbeiten reichte er dann auch nicht mehr zurBegutachtung ein.8 Erst 1787 sollte die Akademie wieder eine Arbeit Marats begut-achten, diesmal eine Übersetzung von Newtons Optik.Allerdings hatte Marat dieseArbeit anonym über den Verleger eingereicht, und das Gutachten fiel positiv aus.Zwei Aspekte ergeben sich aus der Interpretation dieses Vorfalls. Marat ist wissen-schaftlich so kompetent,dass er eine angemessene Übersetzung der zentralen Arbeitin dem Gebiet anfertigen kann, in dem er mit seiner eigenen Forschung gescheitertist. Insofern erscheinen Darstellungen, in denen Marat als wissenschaftlich ignorantdargestellt wird, unangemessen. Daneben wird aber auch deutlich, dass er offen-sichtlich Befürchtungen hegte, die Akademie würde seine Arbeiten nicht vorur-teilsfrei bewerten. Diese Vermutung (und auch die Annahme, dass hierin die Ursa-che für die Ablehnung seiner optischen Arbeit lag) suggerierte er in einem Brief anPhilippe Rose Roume de Saint-Laurent (1724–1804).9

Vorurteile gegen Marats wissenschaftliche Arbeiten – seien sie nun der Akade-mie zu Recht vorgeworfen oder nicht – lassen sich in jedem Fall im Anschluss andie Revolution konstatieren; hierauf verweist insbesondere Conner:

„The traditional depiction of Marat’s science as charlatanism or pseudoscience, however, haslong served as a weapon wielded against the revolutionary phantom.If Marat’s scientific thoughtwas simple fraudulent,why should anything better be expected of his political ideology?“[Con-ner 1997, S.10].

In diesem Zusammenhang weist Conner darauf hin, dass in der Wissenschaftsge-schichtsschreibung eine vorurteilsfreiere Diskussion von Marats Arbeiten insbe-sondere durch Gillispie in Gang gesetzt worden sei. Dieser kam hierbei u.a. zu derAussage, dass Marats Experimente

„are impossible to distinguish in principle from others by means of which persons then andnow recognized to be scientists have explored the world.“ [Gillispie 1980, S. 312, vgl. auch Con-ner S. 60].

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Grundsätzlich ist diesen Darstellungen zwar zuzustimmen,es bleiben aber zwei Fra-gen offen: Sind Marats Experimente tatsächlich ununterscheidbar von denen sei-ner Zeitgenossen und – vielleicht noch wesentlicher – warum konnte Marats Arbeitdann abgelehnt und in der skizzierten Weise diskreditiert werden?10

Marats Experimente

Zentral bei den von Marat in seinen ersten Abhandlungen beschriebenen Experi-menten11 war ein Instrument, das er als Helioskop bezeichnete und bei dem es sichum ein modifiziertes Sonnenmikroskop handelte. Derartige Instrumente waren inder zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weit verbreitet und wurden zur Demon-stration mikroskopischer Proben in einem verdunkelten Raum verwendet.12 Prin-zipiell sind Sonnenmikroskope so aufgebaut, dass sich außerhalb des Raumes einSpiegel befindet,durch den Sonnenlicht in eine Sammellinse reflektiert wird.Durchzwei Schrauben auf der Innenseite des Geräts ist es möglich,den Spiegel zum Zweckeder Nachführung zu verstellen.Hinter der Sammellinse befindet sich ein sogenanntesWilsonsches Taschenmikroskop, in das das Präparat eingesetzt wird (Abb. 1). Maratreduzierte das Gerät prinzipiell auf einen (verstellbaren) Spiegel und eine Sam-mellinse, transformierte es dabei aber von einem Gerät zur Darstellung von Präpa-raten in eines zur Durch- und Vorführung von Experimenten.13 Hierbei erzeugte erin einem verdunkelten Raum einen Lichtkegel, der auf einen Schirm fiel. In diesenLichtkegel brachte er zunächst verschiedene heiße Gegenstände, in der Schatten-projektion war dann – zumindest nach seiner Interpretation – der aus diesem Objek-ten entweichende Wärmestoff zu erkennen (Abb. 2). Diese Experimente wurdenvon der Akademie der Wissenschaften auch akzeptiert. Bei den optischen Experi-menten werden ebenfalls Gegenstände in den Lichtkegel des Helioskops gebracht,diesmal ist aber ihre Position relativ zum Brennpunkt entscheidend. Nach Maratsollten sich an den Rändern der Schatten farbige Streifen zeigen, die Farbe solltedabei von der Position abhängen. Marat interpretierte diese Experimente dahin-gehend, dass sich weißes Licht in drei Grundfarben zerlegt, wenn es sehr nah anfesten Gegenständen vorbeigeht. Insofern hat – nach Marats Ansicht – Newton seinberühmtes Experiment fehlinterpretiert:Das weiße Licht wird nicht etwa im Prismazerlegt, sondern die Farbzerlegung erfolgt bereits beim Eintritt des Lichtes durchdie kleine Öffnung in der Verdunkelung; das Prisma würde diesen Effekt nur ver-größern. Daneben gibt es in Newtons optischer Theorie sieben Grundfarben, dieswurde allerdings am Ende des 18. Jahrhunderts auch von anderen Naturforschernin Frage gestellt.14

Wenn berücksichtigt wird,dass Newtons Arbeiten sicherlich als „paradigmatisch“für das wissenschaftliche Selbstverständnis der Akademiemitglieder angesehen wer-den können, ist es nicht verwunderlich,dass Marats Arbeit keine Zustimmung erfuhr.Bemerkenswert erscheinen allerdings zwei Aspekte: Es hat sehr lange gedauert, bisüberhaupt ein Gutachten veröffentlicht worden ist.Außerdem ist das Gutachten zwareindeutig ablehnend, allerdings bleiben die Gründe eher unklar:

„Da alle diese Versuche aber, wie gesagt, eine sehr große Zahl ausmachen, und wir sie daher(aller angewandten Aufmerksamkeit ungeachtet) nicht alle mit der erforderlichen Genauig-keit haben prüfen können, sie uns überdem nicht das zu beweisen scheinen, was sie nach Mei-

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nung des Verfassers darthun sollen, sie auch überhaupt dem, was in der Optik als allgemeinbekannt gilt,entgegenstehen,so glauben wir,es würde ohne Nutzen seyn,wenn wir uns umständ-lich darauf einlassen wollten, sie kennen zu lehren, indem wir sie, aus den angeführten Grün-den, nicht von der Beschaffenheit zu seyn erachten, daß die Akademie ihr die Bekräftigungertheilen, oder ihren Beyfall geben könne“ [nach Marat1783, S. viii f.].15

Daneben findet sich in der Sekundärliteratur noch die Darstellung des Besuchs derAkademiekommission, die sich Marats Experimente vorführen lassen wollte:

Marat „pointed out that they [die Experimente, PH] could be carried out only when the sunwas shining. But the sky was covered and the sun never appeared.The visitors finally left“ [Poi-rier 1996, S. 111].

Auch wenn es naheliegend zu sein scheint, dass Sonne für die Benutzung des Helio-skops erforderlich ist, scheint dies für die Kommission nach dieser Darstellung nichteinsichtig gewesen zu sein. Hier kann es hilfreich sein, die im Rahmen des Nach-vollzugs ausgewählter Experimente gemachten Erfahrungen hinzuzuziehen.

Der Nachvollzug von Marats Experimenten

Marats Beschreibung des Helioskops ist nicht sehr detailliert; er gab an, dass derInstrumentenhändler Sikes sämtliche von ihm verwendeten Geräte vorrätig habe[vgl. Marat 1782, S. 242].16 Allerdings werden Sonnenmikroskope aus der entspre-chenden Periode in vielen Museen aufbewahrt. Insofern war es möglich, ein Gerätzu finden, dass zu Marats Angaben passt und für ihn erhältlich war. Als Basis fürden Nachbau diente ein Gerät, das von Benjamin Martin (1704–1782) angefertigtworden ist und im Universitätsmuseum Utrecht aufbewahrt wird.Der Nachbau ent-

Abb. 1. Funktionsprinzip des Sonnenmikroskops. Aus: Adams, George: Lectures on natural andexperimental philosophy, considered in it's present state of improvement. Hindmarsh: London 1794.

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spricht im wesentlichen dem Originalgerät, lediglich einige Maße differieren in derGrößenordnung von 1%. Auch die verwendete Linse entspricht in ihren optischenEigenschaften denen der im Originalgerät enthaltenen. Neben dem Nachbau desHelioskops wurde eine Marats Beschreibung entsprechende Leinwand angefertigt,auf die projiziert werden kann.

Nach dem Einsetzen des Helioskop in die Verdunkelung des Laborfensters wurdezunächst der außen befindliche Spiegel justiert. Dabei diente das auf der Leinwandentstehende Bild als Kontrolle; es wurde so eingestellt, dass der erzeugte Lichtfleckkreisförmig war. Durch die scheinbare Bewegung der Sonne veränderte sich dieserinnerhalb einiger Minuten und wurde oval,es war aber bei allen Experimenten unpro-blematisch, diesen Effekt zu kompensieren.

Bei den ersten Versuchen wurde eine Kerze bzw.eine erhitzte Silberkugel in denStrahlengang gebracht.Dabei zeigte sich,dass die ideale Position im Lichtkegel leichtdurch das Beobachten des Schattens bestimmt werden konnte. Bei einer korrektenPositionierung war es auch kein Problem, das zu beobachten, was Marat als das ausdiesen Körpern ausströmende „fluide igné“ interpretierte (vgl. Abb. 2). Insgesamtwaren diese Versuche sehr unproblematisch nachzuvollziehen.Auch waren die atmos-

Abb. 2. Schattenprojektionen heißer Gegenstände (von links glühende Kohle, brennende Kerzeund heiße Metallkugel). Aus: Marat, Jean Paul: Recherches physiques sur le feu. C.A. Jombert, filsainé 1780.

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phärischen Rahmenbedingungen nicht sonderlich entscheidend: selbst bei einigerBewölkung ließ sich der Versuch noch durchführen.

Völlig anders stellte sich die Situation bei den Experimenten dar, die in der (vonder Akademie abgelehnten) Abhandlung zur Optik enthalten sind.Zunächst gelanges nicht, die von Marat beschriebenen Effekte zu beobachten. Im Laufe der Expe-rimente hat sich gezeigt, dass dies auf ungünstige Witterungsbedingungen zurück-zuführen ist.Nur bei einem klaren blauen Himmel sind die Farberscheinungen sicht-bar,die Marats Beschreibungen weitgehend entsprechen.Neben Wolken haben sichinsbesondere auch Hochnebelfelder als Störfaktor herausgestellt. Diese sind teil-weise mit bloßem Auge nur schwer wahrnehmbar, verändern aber die zu beobach-tenden Effekte in den Experimenten signifikant.

Ursächlich für die Farberscheinungen ist die im Helioskop verwendete Linse,die nicht achromatisch ist.Damit die farbigen Streifen am Rand des Schattens wahr-genommen werden können, ist es entscheidend, dass ausschließlich paralleles Lichtauf die Linse fällt; sobald Streulicht hinzukommt, werden die Effekte überdeckt.Unter optimalen atmosphärischen Bedingungen lassen sich Marats optische Expe-rimente aber ohne großen Zeitaufwand nachvollziehen; bei den meisten ist es mög-lich, in recht kurzer Zeit ein Ergebnis zu erhalten,das mit der Beschreibung (zumin-dest nahezu) übereinstimmt.17

Allerdings sind nicht alle der von Marat beschriebenen Effekte derartig unpro-blematisch nachzuvollziehen gewesen: So konnten die Farberscheinungen bei eini-gen Experimenten erst in unmittelbarer Verbindung mit dem Text vollständig wahr-genommen werden. Dies gilt beispielsweise für den Versuch 95, bei dem eine Loch-blende durch ein sich dieser näherndes Prisma beobachtet wurde. Marat beschriebseine Beobachtungen wie folgt:

„Nähert man sich nun dem Loche, so wird das Farbenbild nach und nach kürzer; darnach wirdder grüne Streif schwächer und schmäler, während daß der gelbe abgerundet und breiter wird;in der Folge verschwindet der grüne Streif ganz und gar. Schon grenzt der blaue dicht an dengelben,bald machen auch der rothe und der gelbe nur einen Kreis aus zween an einander gelehn-ten und durch einen kleinen pomeranzenfarbenen Strich getrennten halben Monden.Der gelbeStrich wird, wenn die Reihe an ihn kommt, ebenfalls helle, sticht vor dem rothen und blauenhervor; darnach wird der blaue lebendiger und der gelbe noch schwächer; kurz nachher sindsie durch einen kleinen ungefärbten Raum getrennt; dieser dehnt sich aus, wird breiter undabgerundet; der gelbe und rothe halbe Mond nehmen ab, die blaue Farbe wird schwächer, dieviolette verschwindet; endlich ist der ungefärbte Platz beinahe kreisrund. Alsdann sieht mandeutlich den obern Rand des Loches von einem dicht an einem gelben liegenden, rothen undden untern Rand von einem, dicht an einem blauen liegenden, indigfarbenen halben Mondeumgeben“ [Marat 1783, S. 63–64].

Diese Farbbeobachtungen konnten alle im Nachvollzug bestätigt werden,allerdingsmit einer Einschränkung:18 Es war bei einfachem Befolgen der Experimentieran-leitung nicht möglich,eigenständig alle Beobachtungen wahrzunehmen,sondern nureinen Teil, teilweise auch leicht modifiziert.Erst wenn gleichzeitig der Text von MaratsBeschreibung gehört wurde, konnten alle beschriebenen Farbbeobachtungenbestätigt werden. Die Komplexität der Farberscheinungen ist durch die schriftlicheDarstellung nur bedingt zu erfassen,wenn überhaupt. In Verbindung mit dem Nach-vollzug und den dabei gemachten Beobachtungen wird eine derartige schriftlicheBeschreibung aber sehr schlüssig.

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Die Bedeutung der Replikationsmethode für die Analyse von Marats Experimenten

Die im Rahmen des Nachvollzuges der Experimente gemachten Erfahrungen sindin verschiedenster Weise für die weitere Analyse der Arbeiten Marats sinnvoll ein-zusetzen und ermöglichen eine differenziertere, z.T. auch veränderte Darstellung:So erscheint die Darstellung des Besuchs der Akademiekommission bei Marat nunerklärlich zu sein. Um die Experimente vorführen zu können, ist nicht nur das zumnormalen Betrieb des Helioskops ausreichende Licht erforderlich, sondern es müs-sen deutlich bessere atmosphärische Bedingungen herrschen. Marat war sich die-ser Einschränkung der Demonstrierbarkeit seiner Experimente vermutlich bewusst.Dagegen dürfte sein Zögern bei der Vorführung für die Akademiemitglieder die-sen unverständlich erschienen sein, insbesondere, wenn sie im Umgang mit Son-nenmikroskopen vertraut waren. Hier sind – ebenso wie bei Marats Experimentenzur Wärme – deutlich geringere Anforderungen an die Qualität des Lichtes zu stel-len. Insofern erfordern die optischen Experimente atmosphärische Bedingungen,die den Kommissionsmitgliedern nicht nachvollziehbar erscheinen können.19

Bemerkenswert ist auch, dass weder durch die Kommission noch aus der mirbekannten Sekundärliteratur Marats Ergebnisse mit dem Phänomen der chroma-tischen Aberration in Verbindung gebracht worden sind. Insofern hat hier die Aus-einandersetzung mittels der Replikationsmethode auch in dieser Hinsicht weitereInterpretationsmöglichkeiten für Marats Arbeit eröffnet.

Ein weiterer Aspekt, der mir wesentlicher zu sein scheint als die bisher ange-sprochenen, resultiert aus den Beobachtungen des aus den warmen Körpern aus-strömenden „fluide igné“:Wie bereits oben erwähnt, ist es ohne größere Problememöglich gewesen, die von Marat beschriebenen Effekte zu produzieren. Es könnenauch Fotos angefertigt werden, die dem wiedergegebenen Kupferstich sehr ähnlichsind. Gerade dieses Bild hat aber einen sehr irreführenden Aspekt (und dies giltauch für weitere Abbildungen): In den in seiner Abhandlung enthaltenen Abbil-dungen wirkt dieses Bild zwar realistisch. Im Nachvollzug wurde aber deutlich, dassdie graphische Repräsentation lediglich eine „eingefrorene“ Momentaufnahme dar-stellt. Das ausströmende Fluidum ist in permanenter Bewegung, das Bild auf derLeinwand verändert sich ständig.Der dominierende Eindruck des Ausströmens,alsoder Bewegung, kommt erst in dem Versuch selbst zur Geltung, in der grafischenRepräsentation fehlt er dagegen weitgehend.Insofern ist der bestimmende Eindruckgerade durch das vermeintlich realistische Bild verloren gegangen.

Gleichzeitig ist gerade in diesem Zusammenhang festzuhalten,dass Marat zu derGruppe von Naturforschern zu zählen ist, die ihre Experimente öffentlich vorführ-ten. Insofern ist hier zu fragen, welche Funktion die Monografie im Verhältnis zurVeröffentlichung seiner Ergebnisse in Demonstrationen einnimmt.Es ist nicht klar,ob die schriftliche Publikation für sich ein vollständiges Bild der Ergebnisse liefernsoll oder ob sie in Zusammenhang mit den vorgeführten Experimenten zu sehensein soll.Aber auch für die Demonstrationen ergeben sich aus den im Nachvollzuggemachten Erfahrungen Fragen: So hat sich beim oben angesprochenen 95. opti-schen Experiment gezeigt, dass es uns nicht möglich war, alle Farberscheinungen zusehen, es sei denn, dass die zu sehenden Erscheinungen benannt wurden. Hierausergibt sich die Frage, wie dies bei den öffentlichen Demonstrationen sichergestellt

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wurde: Naheliegend wäre es zu vermuten, dass bei den Vorführungen die einzelnenExperimente entsprechend kommentiert wurden, hier scheint aber insgesamt nochForschungsbedarf zu bestehen.

Dieser Aspekt betrifft eher die Frage nach einer Veränderung der Bewertungund Einordnung der gesamten Publikation als Quelle für die Wissenschaftsge-schichtsschreibung. Daneben lassen sich auch Veränderungen im Verständnis ein-zelner Passagen als Ergebnis der Analyse mit der Replikationsmethode konstatie-ren. Dies sei an einem der zentralen Experimente aus der bislang noch nicht dis-kutierten Elektrizitätsabhandlung illustriert,die Marat 1782 publizierte.Das hierbeiverwendete Gerät wurde von Marat entwickelt und als „Perméomètre“ bezeichnet;es wird zu Beginn der Abhandlung abgebildet (Abb. 3) und wie folgt beschrieben:

„Das dritte Werkzeug, welches ich den Durchgänglichkeitsmesser (Permeometre) nenne, istbestimmt, die Körper kennen zu lehren, welche der elektrischen Flüssigkeit einen Durchgangverstatten, oder versagen, und ihre Stufe der Durchgänglichkeit zu bestimmen. Es besteht auseiner Phiole von weißem Glase,vier Zolle im Durchmesser,bei einer Glasdicke von zwei Linien,mit einem langen Halse und flachem, mit Stanniol belegtem, Boden. Durch einen Korkstöp-sel, welcher bis drei Zolle vom Bauche in den Hals hineingeschoben ist, und durch die Rei-bung gehalten wird, geht ein Eisendraht, welcher sich in Spitzen endigt. Von diesen Spitzensteht die inwendige gegen dem Mittelpunkte des Bodens über, sechs Linien von demselben

Abb. 3. Kupferstich des Perméomètre.Aus: Marat, Jean Paul: Recherches physiques sur l’électri-cité. Clousier: Paris 1782.

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entfernt,und die äußere,welche einige Queerfinger außerhalb des Halses hervorragt, ist daselbstmit Kitt (mastic) verklebet. Endlich geht der Hals der Phiole beinahe waagerecht durch einmetallenes Gefäß, voll mit Kochsalz gesättigten Wassers, und ist daselbst mit äußerster Sorg-falt eingekittet…“ [Marat 1784, S. 31].

In den Experimenten wird der Boden der Phiole langsam einem geladenen Kon-duktor einer Elektrisiermaschine angenähert. Marat beschrieb, dass er bei seinenVersuchen an den Spitzen des Eisendrahtes Leuchterscheinungen beobachtet habe(Abb. 4). Seine Zielsetzung bei den Experimenten mit dem Perméomètre war esfestzustellen, ob das Material, das sich zwischen dem Konduktor und der innerenSpitze des Eisendrahtes befand, „zulassend“ sei oder nicht.20 Seine Argumentationsieht dabei folgendermaßen aus: Es ist nicht möglich, daß die „elektrische Flüssig-keit“ über die Oberfläche des Glases an die Spitze gelangt, da sie über das Wasserund den Metallkörper in die Erde abgeleitet werden würde. Daher

„können der leuchtende Punkt und der Büschel,welche an seinen [des Eisendrahtes,P.H.] Endenerscheinen, nur durch die Flüssigkeit hervorgebracht werden, welche er, durch das dazwischenbefindliche Glas hindurch,vom Leiter anzieht;das Glas ist also nicht undurchgänglich“ [(Marat1784, S. 153].

So weit mag dies noch verständlich klingen (obwohl ich zugeben muss, dass es mirnicht möglich war, dieses Experiment nach dem Lesen von Marats Beschreibungim Rahmen der heutigen Physik darzustellen). Daneben gibt es weitere Erläute-rungen dieses Experiments, die nicht unbedingt zur Klarheit beitragen:

„Dieser Boden [der Phiole,P.H.] ist mit Blattzinn belegt,damit die Art einer strahlenden Sonne,welche durch den,bei einer kleinen Entfernung vom Leiter,dahin gehenden elektrischen Strohmgebildet wird, die Unterscheidung der Erscheinungen nicht verhindern möge, welche die, inder Phiole eingeschlossene Spitze sehen läßt.

Das Gefäß, durch welches der Hals hindurchgeht, ist mit Wasser angefüllt, damit die Flüs-sigkeit des Leiters, welche sich über den vordern Theil der Phiole verbreitet, eingesogen, unddem Fußboden wiedergegeben werde, ehe sie sich über den hintern Theil verbreiten kann“[Marat 1784, S. 151].

Im Nachvollzug mit einem Nachbau des von Marat beschriebenen Geräts konntendiese Unklarheiten aber zumindest so weit aufgeklärt werden,dass es mir jetzt mög-lich ist, eine sinnvolle Lesart der den Versuch enthaltenden Textstellen anzugeben.Zunächst einmal war zu beobachten, dass vom Konduktor Funken auf die Zinnfo-lie übersprangen. Es konnten dann Oberflächenentladungen beobachtet werden,die von der Zinnfolie über das Glas zu dem Messingkörper liefen. Etwa zu diesemZeitpunkt konnten auch Entladungen von der inneren Spitze des Drahtes auf denBoden der Phiole beobachtet werden.Eine Leuchterscheinung an der äußeren Spitzewar zwar nicht zu sehen,allerdings konnte nach Abschluss des Experiments von die-ser Spitze ein deutlich sichtbarer Funken gezogen werden.

Es ist also im Rahmen des experimentellen Nachvollzuges gelungen,eine schlüs-sige und plausible Lesart des Textes zu entwickeln. Dies beschränkt sich nicht nurauf den aktuellen physikalischen Kontext, in dem das Experiment jetzt beschriebenund diskutiert werden kann. Gleichzeitig hat das Beobachten der sich bewegendenOberflächenentladungen dazu beigetragen,dass mir das offenbar zugrunde liegendeKonzept eines sich bewegenden elektrischen Fluidums sehr viel einleuchtender und

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vorstellbar geworden ist. Insofern hat der Nachvollzug dieses Experiments auch Kon-sequenzen für meine Lesart von Textstellen in Marats Abhandlung, die nicht unmit-telbar mit diesem Experiment zusammenhängen.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen hat es sich gezeigt, dass die Replikationsme-thode auch für die Analyse der experimentellen Praxis eines nicht erfolgreichen Wis-senschaftlers sinnvoll verwendet werden kann. Daneben ist es aber gerade durchdie im Nachvollzug gemachten Erfahrungen möglich, Marats experimentelle Pra-xis näher zu analysieren.

Marats Experimentierstil

Bereits an den Experimenten zur Optik und zur Wärmelehre sind einige Aspektevon Marats Experimentierstil21 deutlich geworden:So ist ein ganz wesentliches Kenn-zeichen, dass die Experimente auf die Sichtbarmachung der imponderablen Fluida

Abb. 4. Verwendung des Perméomètres im verdunkelten Raum.Aus: Marat, Jean Paul: Recher-ches physiques sur l’électricité. Clousier: Paris 1782.

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und der Effekte ausgelegt sind. Dies mag zunächst noch als Konsequenz des zen-tralen Geräts, des Helioskops gesehen werden. Allerdings zeigt sich dieses Cha-rakteristikum auch in Marats elektrischen Untersuchungen, in denen das Helioskopseine dominierende Rolle verloren hat. Das Ziel der Visualisierung der Imponder-abilien ist eng mit einem weiteren Charakteristikum verbunden: Die Experimentesind auf ihre (öffentliche) Vorführbarkeit hin konzipiert, wobei für das Publikumkeine spezielle Vorbildung erforderlich sein soll.Hiermit wiederum ist eng verbunden,dass das Ergebnis der Experimente direkt erkennbar sein soll, also ohne weiteretheoretische Interpretationen. Dieser Anspruch wird von Marat in seiner Abhand-lung „Physische Untersuchungen über die Elektricität“ auch explizit formuliert:

„…keine einzige willkührliche Voraussetzung,kein einziger gewagter Vernunftschluß;stets gehtdie Lehre (Theorie) mit der Erfahrung in einem Gliede, und alles wird daselbst strenge auszuverlässigen Thatsachen hergeleitet, aus welchen ich mir nur unmittelbare Schlußfolgerun-gen zu ziehen erlaube.

Nicht genug, daß jede Behauptung aus zuverlässigen Thatsachen hergeleitet wird: damit sierichtig sey, müssen die Thatsachen auch einfach seyn;…“ [Marat 1784, S. 38].

Die hier von Marat formulierte streng empirische Ausrichtung seiner Arbeit hälteiner genaueren Prüfung allerdings nicht stand. Seine Arbeiten sind trotz ihrer star-ken experimentellen Ausrichtung auch durch die von ihm vertretenen theoretischenKonzepte geprägt. Daneben gibt es aber weitere Kennzeichen in Marats Arbeiten,die sich nicht nur als Resultat seiner theoretischen Überzeugungen auffassen las-sen:So ist ein zentraler Aspekt,dass bei der Visualisierung der Imponderabilien diesein Bewegung sind und kontrolliert manipuliert werden können. Dies wird beson-ders deutlich in der elektrischen Abhandlung; bei den beschriebenen Experimen-ten handelt es sich fast ausschließlich um Entladungsexperimente. Vergleichbareslässt sich aber auch für die Untersuchungen zur Wärme sagen, in der der dominie-rende Eindruck gerade der einer dynamischen Situation war.Gemeinsam ist schließ-lich allen Untersuchungen die Zielsetzung: Letztlich versucht Marat, das „wahreWesen“ der Imponderabilien zu demonstrieren und beschränkt sich nicht auf denAnspruch, eine Beschreibung ihres Verhaltens zu liefern.

Diese Kennzeichen von Marats Experimentierstil sind auch gerade deshalbbemerkenswert, weil sie sich mit seinen politischen Positionen während der Fran-zösischen Revolution verknüpfen lassen.Suggestiv ist hierbei der Vergleich zwischenseinen durch ihre Dynamik gekennzeichneten Experimenten und seiner Befür-wortung drastischer Veränderungen im politischen Bereich. Möglicherweise vongrößerer Bedeutung ist aber Marats Konzeption seiner Experimente bezüglich ihrerVorführbarkeit: Danach ist es – zumindest der Konzeption nach – nicht die Auto-rität des Wissenschaftlers,die Fakten schafft, sondern das Publikum kann selbst durcheigenes in Augenschein nehmen überzeugen.Auch wenn – wie bereits angesprochen– Marat bei derartigen Vorführungen möglicherweise Anleitungen zum „Sehen“ gab,stellt dies keinen Gegensatz zu seinem politischen Agieren während der Französi-schen Revolution dar.22

Der hier skizzierte Experimentierstil Marats widerspricht eindeutig dem in derAkademie vor der Französischen Revolution neu entwickelten und etablierten.23

Damit wird ein weiterer Aspekt erkennbar, der zur Ablehnung von Marats Arbei-ten beigetragen haben kann: Es muss nicht der – von Marat später behauptete –

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Glaube der Akademiemitglieder an Newtons Autorität und an seine Theorien gewe-sen sein,der für die Ablehnung der Arbeit verantwortlich war.Auch die Unterschiedeim Experimentierstil gegenüber den eher an Präzisionsmessungen interessierten Aka-demiemitgliedern können dazu beigetragen haben, dass Marats Arbeit der Kom-mission als nicht akzeptabel erschien. Dies würde allerdings noch nicht erklären,warum Marats zweite Arbeit abgelehnt, die erste aber positiv begutachtet wordenist. Hier sind verschiedene Deutungen denkbar: So kann Marats undiplomatischesVerhalten durchaus eine Rolle bei der Ablehnung gespielt haben. Denkbar ist aberauch, dass der sich neu entwickelnde Experimentierstil und seine Vertreter inner-halb der Akademie in der Zeit zwischen den Gutachten so viel Einfluss gewonnenhatten, dass der Experimentierstil eine stärkere Rolle bei der Ablehnung spielte.Eine weitere mögliche Deutung wäre, dass die im Nachvollzug der optischen Expe-rimente festgestellten Witterungsabhängigkeiten den Nachvollzug so sehr erschwer-ten, dass die Experimente schließlich als nicht aussagekräftig bewertet wurden unddamit letztlich abgelehnt worden sind. Um im Hinblick auf die definitiven Gründefür die Ablehnung von Marats Arbeit zu einer klaren Aussage zu kommen, bestehtweiterer Forschungsbedarf.Allerdings bezweifele ich,dass sich Marats Scheitern letzt-lich monokausal wird erklären lassen.

Danksagung

Ich bin Jan Deiman (Universitätsmuseum Utrecht) zu Dank verpflichtet, der mirgemeinsam mit Hans Holtorf,Anke Wachtmeester und Sonja Woltzen das Vermes-sen des Sonnenmikroskops ermöglicht hat und mir zudem die optischen Eigen-schaften der Linse mitgeteilt hat. Das Helioskop wurde nach technischen Zeich-nungen von Hans Holtorf im Wesentlichen durch Andreas Ewert und Jessica Hespe-Meyer nachgebaut.Die technischen Zeichnungen für das Perméomètre wurden vonHeinz Böttcher und Jens Köppen angefertigt, die Metallteile wurden von RenkeLogemann und Olaf Seifert angefertigt, die Glasphiole wurde von Silvia Goldmannhergestellt.

Teile dieses Artikels wurden u.a. in der Sektion „Erfolglose Experimente – undihre historiographische Erschließung“ im Rahmen der 84. Jahrestagung der Deut-schen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik inHamburg 2001 sowie auf der Tagung „From the itinerant lecturers of the 18th cen-tury to popularizing physics in the 21st century – exploring the relationship betweenlearning and entertainment“ (Pognana 2003) vorgestellt. Den TeilnehmerInnen binich für wertvolle Diskussionsbeiträge zu Dank verpflichtet. Daneben bin ich dreianonymen Gutachtern für ihre Verbesserungsvorschläge sehr dankbar, die ich imRahmen der Möglichkeiten dieses Artikels umgesetzt habe. Sämtliche Abbildun-gen werden mit freundlicher Genehmigung des Bakken Library and Museum of Elec-tricity in Life, Minneapolis wiedergegeben.

Anmerkungen

1 In diesem Beitrag soll die Replikationsmethode nicht explizit thematisiert werden, für einemethodische Diskussion siehe insbesondere Heering [1995] sowie Sichau [2000]. In diesemArbeiten werden auch weitere Wissenschaftler angeführt, die sich in vergleichbarer Weise –

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wenn auch teilweise mit einer stärkeren fachdidaktischen Intention – mit historischer Expe-rimentierpraxis auseinandergesetzt haben.

2 Die beiden wesentlichen Arbeiten in dieser Richtung wurden als Fallstudien für Deutschland[Hochadel 2003] sowie für Frankreich [Lynn 1997] durchgeführt.Zumindest Hochadel verbindetseine Studie ebenfalls mit dem Anspruch, zu einer symmetrischen Darstellung beitragen zuwollen.

3 Allerdings veröffentlichte Marat während der Revolution im September 1791 noch das Pam-phlet „Les charlatans modernes“, in dem er die Akademie der Wissenschaften sowie einigeihrer Mitglieder sehr explizit angriff und das in Vellay [1911] abgedruckt ist.

4 In der ersten Abhandlung wird eine Behandlung von Gonorrhöe beschrieben, in der zweiteneine Therapie einer Augenerkrankung. In beiden Abhandlungen stellte Marat Fälle aus seinerPraxis vor, ein im 18. Jahrhundert durchaus übliches Verfahren. Allerdings ist Marats Art desPraktizierens sehr modern, er „was on the leading edge of – and perhaps in advance of – themedical revolution described by Michel Foucault in his Birth of the Clinic“ [Conner 1997, S.36, vgl. auch Lemaire 1993].

5 Dieses Gutachten ist der Abhandlung auf unpaginierten Seiten vorangestellt, siehe Marat [1779].6 Diese Darstellung erscheint durchaus glaubwürdig,da Marat das Gutachten vollständig in seine

Veröffentlichung übernahm und diese Version auch in einer Fußnote stützt. Das wiedergege-bene Gutachten entspricht – von marginalen Unterschieden abgesehen – dem in den Procès-Verbaux enthaltenen [vgl. Procès-Verbaux 1779, S. 97r–100r].

7 Diese Arbeit sowie die Monografien zur Wärme und zur Elektrizität wurden kurz nach ihremErscheinen ins Deutsche übersetzt, in diesem Beitrag verwende ich die Übersetzungen.

8 Marat reichte aber nach 1780 einige Arbeiten zu Preisaufgaben bei Provinzakademien ein undgewann 1784 mit einer Arbeit zur medizinischen Anwendung der Elektrizität [Marat 1784] denPreis der Akademie Rouen; diese Arbeit wird in Heering [2001] diskutiert. Allerdings hatteMarat zu Mitgliedern dieser Akademien persönliche Kontakte und konnte sich so entsprechendeChancen bei der Vergabe der Preise ausrechnen [vgl. Conner 1997, S. 50].

9 Dieser Brief ist in Vellay [1908, S. 23–44] wiedergegeben; hier finden sich auch Le Roys Mit-teilungen an Marat bezüglich der Verzögerung der Gutachten [S.58–61] und Marats Briefwechselmit Condorcet [S. 62–64].

10 Retrospektiv lässt sich die Ablehnung Marats optischer Arbeit durch die Kommission durch-aus inhaltlich begründen:Marat versucht dort,Newtons optische Theorie zu modifizieren.Diesewar allerdings in der französischen Akademie der Wissenschaften völlig akzeptiert, insofernerscheint die Zurückweisung der Arbeit erklärbar.Unklar bleibt allerdings,warum in dem Gut-achten nicht erneut die Experimente gewürdigt, aber die physikalische Interpretation zurück-gewiesen wurden, wie im Falle der Arbeit zur Wärme geschehen. Erst die vollständige Ableh-nung bildet einen zentralen Aspekt in Marats Scheitern, dass sich in der Folge der Französi-schen Revolution politisch instrumentalisieren ließ.

11 Dieses Gerät verlor seine dominierende Stellung in den späteren Abhandlungen, so wurdenbereits in der 1782 veröffentlichen Arbeit zur Elektrizität [Marat 1782] eine Vielzahl weitererGeräte verwendet, zur Diskussion dieser Arbeiten siehe Heering [2001 und 2002].

12 Zur Entwicklungsgeschichte und Verwendung des Sonnenmikroskops in der zweiten Hälftedes 18. Jahrhunderts siehe [Schmitz 1989, S. 343–351; 1982, S. 371–375]. Die Verbreitung der-artiger Geräte lässt sich auch an der großen Zahl von Lehrbücher des 18. Jahrhunderts able-sen, in denen zumindest das Funktionsprinzip beschrieben wurde. Daneben wird an Katalo-gen deutlich,dass viele Instrumentenmacher verschiedene Sonnenmikroskope in ihrem Reper-toire hatten, dies lässt sich auch an der großen Zahl noch in entsprechenden Museenaufzufindenden Instrumenten ablesen.

13 Dieser Aspekt wird bereits in Hankins und Silvermann [1995] angeführt.Wenn die von Hack-mann [1989] vorgeschlagene Unterscheidung in „aktive“ und „passive“ Instrumente angewendetwird,so findet in dieser Hinsicht durch Marats Veränderung eine Verschiebung aus dem Bereichder passiven in den der aktiven Instrumente statt. Für eine Kritik dieses Kategorisierungs-versuchs siehe Bennett [1989].

14 Derartige Positionen werden in Frankreich etwa von Linguet [1784] oder Palmer [1786] ver-treten; die – zumindest teilweise – ihren Ursprung wohl in der Malerei hatten.

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15 Das im französischen Original abgedruckte Gutachten entspricht dem Manuskript, das imArchiv der Académie Royale des Sciences in Paris aufbewahrt wird. Allerdings sind an demManuskript einige Korrekturen vorgenommen worden,die die Ablehnung noch schärfer erschei-nen lassen als in der ursprünglichen Version. Es erscheint bemerkenswert, dass die Kommis-sion lediglich darauf verweist, dass Marats Ergebnisse der gültigen Lehrmeinung (d.h. derNewtonschen Optik) widersprechen und die Experimente nicht Marats Folgerungen belegen.Es wird aber nicht angegeben, ob diese Experimente reproduzierbar waren oder wie sie imRahmen der akzeptierten Theorie erklärt werden können.

16 Turner hat darauf hingewiesen, „that ,Sikes‘ (= Sykes), …, was a retailer who specialized in theimport of English instruments into France“ [Turner 2002, S. 34].

17 Ein Teil der optischen Experimente Marats wurde von Sonja Woltzen im Rahmen ihrer Haus-arbeit nachvollzogen und analysiert [Woltzen 2000]. Marat hat in seiner Arbeit neben Experi-menten mit dem Helioskop auch weitere mit Prismen, Linsen oder Lochblenden durchgeführt.

18 Hierbei ist anzumerken, dass es bei der Benennung von Farberscheinungen sicherlich einensubjektiven Spielraum gibt, d.h. was für einen Beobachter noch orange erscheint, ist für eineandere Beobachterin bereits rot.

19 Mitglieder der zweiten Kommission waren neben Le Roy noch Jacques-Antoine-Joseph Cou-sin (1739–1800),Yves-Marie Desmarets Marquis de Mailllebois (1715–1791), Étienne Mignotde Montigny (1714–1782) und Baltazar-Georges Sage (1740–1824). Mit Ausnahme von Cou-sin entspricht dies der Zusammensetzung der Kommission, die Marats erste Arbeit begutach-tete und insofern mit seinem Helioskop vertraut war.Allerdings waren wohl insbesondere LeRoy und Cousin für die Begutachtung zuständig [vgl. Conner 1997, S. 94f.].

20 Marat lehnte die Verwendung der Begriffe leitend und nichtleitend ab, da sie die Rolle desMaterials nicht adäquat widerspiegeln würden. Statt dessen verwendete er die Begriffe „zulas-send“ (deferens) und „nicht-zulassend“ (indeferens) [vgl. Marat 1784, S. 25].

21 Das Konzept des Experimentierstils bildet eine Erweiterung der von Ludwik Fleck entwor-fenen Konzeption und wurde in Heering [1995] vorgestellt.

22 Die Rolle Marats als ‚Sprecher der Revolution’, in der er dem Volk die Augen über die Ver-schwörungen und Gefahren öffnen will, wird sehr klar durch Ozouf [1996] herausgestellt.

23 Dieser neue Experimentierstil wurde insbesondere an den Arbeiten Coulombs diskutiert [vgl.Heering 1995, Heering 2000], lässt sich aber beispielsweise auch an den Arbeiten von Akade-miemitgliedern wie Lavoisier und Laplace festmachen. Er entwickelt und etabliert sich ins-besondere in den 1780er Jahren und wird zu Beginn des 19. Jahrhunderts – insbesondere inFrankreich – dominierend.

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Nachvollzug ausgewählter Experimente und physikalische Diskussion.Unveröffentlichte Haus-arbeit, Oldenburg 2000.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Peter HeeringArbeitsgruppe Didaktik und Geschichte der PhysikInstitut für PhysikCarl-von-Ossietzky Universität OldenburgD-26111 [email protected]

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