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MAGAZIN | RÄTSEL RÄTSEL Korn, Mehl und Müsli: was alles drinstecken kann milie. Diese umfasst über 50.000 Arten und ist leicht an der Gestalt ihres verlängerten Vorderkopfes zu erkennen. Rätseltier 1, dessen Kopf auf Abbildung a) im raster- elektronenmikroskopischen Bild dargestellt ist, befällt gelagertes Getreide, das bald muffig riecht und dann von Bakterien, Pilzen und Milben befallen wird. Es war früher ein weit verbreiteter Schädling in kleinen Betrieben und zeitweise global der Weizen- feind Nr. 1 in Lagerhäusern, Silos und Mühlen. Die Weibchen legen im Schnitt 100 Eier, jedes in eine kleine Grube am Weizenkorn, die mit einem gallertigen Sekret ver- schlossen wird. Aus dem Ei schlüpft eine beinlose Larve, die im Regelfall ein Korn für sich hat, und in diesem verpuppt sie sich auch. Die 2,5–5 mm lange Imago schlüpft später aus dem Korn he- raus. Sie kann im Gegensatz zu den meisten anderen Mitgliedern ihrer Familie nicht fliegen. Da die Entwicklung vom Ei bis zum Voll- kerf unter günstigen Bedingun- gen in einem Monat durchlaufen wird, kann ein Befall von Lager- getreide mit Rätseltier 1 zum Alb- traum werden. Qualitäts- und Masseverluste können enorm sein. In das gemäßigte Mitteleu- Getreide gehört weltweit zu fast je- der Mahlzeit: Weizen und Reis, Roggen und Mais, Hafer und Gerste sind aus Küche und Gaststätte nicht wegzu- denken. Im Fall der Gerste steht vielerorts die Umwand- lung in ein Ge- tränk im Vor- dergrund, wel- ches unter Verwendung von Wasser und Hopfen zu „flüssigem Brot“ gemacht wird. Oftmals ist vom Ort der Getreidepro- duktion zu dem der Nutzung ein langer Transport nötig. So kommt der Weizen zum Beispiel aus den USA oder Kanada, Argenti- nien oder Australien und wird über lange Strecken verschifft. Be- vor er verarbeitet und schließlich verzehrt wird, schließt sich oft noch eine lange Lagerung an. Je- des Jahr werden etwa zwei Milliar- den Tonnen Getreide geerntet. Diese unvorstellbar große Menge lockt natürlich auch Tiere an, die wir als „Schadorganismen“ oder „Schädlinge“ bezeichnen, weil sie unsere Nahrung zu sich nehmen, sie ungenießbar machen oder den Boden für Pilze und Bakterien schaffen. Wer hat sie oder ihre Pro- dukte nicht schon einmal gesehen, im Brotfach, in Müsli oder Mehl, im Trockenobst oder in der Scho- kolade! Wer sie noch nie gesehen hat, hat sie – oder Teile von ihnen – jedoch vermutlich schon gegessen. Rätseltier 1 gehört zur größ- ten Ordnung des Tierreichs und innerhalb dieser zur größten Fa- ropa ist es durch den Handel aus wärmeren Klimazonen gelangt. Rätseltier 2 kann fliegen, und wie! Das haben viele in Vorrats- raum oder Küche schon gesehen! Abbildung b) zeigt die Oberfläche eines Flügels mit dicht stehenden Schuppen, wie es für die Ordnung so typisch ist, zu der es gehört. Nicht der Fraß ist das entschei- dende Problem, sondern die Pro- duktion von Gespinsten, welche Getreideprodukte aller Art, beson- ders Weizenmehl, Grieß und Ha- ferflocken, aber auch Trockenobst, Erdnüsse und Schokolade in Müh- len, Lagerhäusern, Bäckereien und im Haushalt verderben. Die bein- tragenden Larven können mit ihrer anhaltenden Spinntätigkeit auch technische Störungen in Mühlen bewirken, so dass es zum Verstop- fen von Mahlgängen und Förderlei- tungen kommt. Auch bei Rätseltier 2 legt das Weibchen im Mittel 100 Eier, später kommt es zur Ver- puppung und aus der Puppe schlüpft die lichtscheue, 10–14 mm lange Imago, die vorwiegend mit Eintreten der Dunkelheit fliegt. Sie nimmt im Unterschied zur Imago von Rätseltier 1 keine Nahrung auf. Rätseltier 2 wurde im 19. Jahrhundert aus dem südlichen Nordamerika nach Europa einge- schleppt und ist hier heute ein ge- fürchteter Schädling. Wie heißen die gesuchten Rät- seltiere? Volker Storch, Universität Heidelberg 64 | Biol. Unserer Zeit | 1/2007 (37) www.biuz.de © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Schicken Sie bitte Ihre Lösung bis zum 21. März 2007 an die Redaktion “Biologie in unserer Zeit”, Föhrenweg 6, D-68305 Mannheim. Verlost wird dreimal... In Heft 6/2006 suchten wir: 1. Otto Brunfels 2. Solanaceae Gewonnen haben Dr. Ruth Noack, Steinen Hartmut Adolphs, Mettmann Prof. Dr. Günter Preuß, Annweiler Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ABB. a) Reprä- sentant der größten Familie innerhalb der größten Ord- nung im Tier- reich – und ge- fürchteter „Weizenfeind“. b) Ausschnitt aus dem Flügel des zweiten Rätsel- tieres.

Korn, Mehl und Müsli: was alles drinstecken kann

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M AG A Z I N | R Ä T S E L

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Korn, Mehl und Müsli: was alles drinstecken kann

milie. Diese umfasst über 50.000Arten und ist leicht an der Gestaltihres verlängerten Vorderkopfeszu erkennen. Rätseltier 1, dessenKopf auf Abbildung a) im raster-elektronenmikroskopischen Bilddargestellt ist, befällt gelagertesGetreide, das bald muffig riechtund dann von Bakterien, Pilzenund Milben befallen wird. Es warfrüher ein weit verbreiteterSchädling in kleinen Betriebenund zeitweise global der Weizen-feind Nr. 1 in Lagerhäusern, Silosund Mühlen. Die Weibchen legenim Schnitt 100 Eier, jedes in einekleine Grube am Weizenkorn, diemit einem gallertigen Sekret ver-schlossen wird. Aus dem Eischlüpft eine beinlose Larve, dieim Regelfall ein Korn für sich hat,und in diesem verpuppt sie sichauch. Die 2,5–5 mm lange Imagoschlüpft später aus dem Korn he-raus. Sie kann im Gegensatz zuden meisten anderen Mitgliedernihrer Familie nicht fliegen. Da dieEntwicklung vom Ei bis zum Voll-kerf unter günstigen Bedingun-gen in einem Monat durchlaufenwird, kann ein Befall von Lager-getreide mit Rätseltier 1 zum Alb-traum werden. Qualitäts- undMasseverluste können enormsein. In das gemäßigte Mitteleu-

Getreide gehört weltweit zu fast je-der Mahlzeit: Weizen und Reis,Roggen und Mais, Hafer und Gerstesind aus Küche und Gaststätte

nicht wegzu-denken. Im Fallder Gerstesteht vielerortsdie Umwand-lung in ein Ge-tränk im Vor-dergrund, wel-ches unterVerwendungvon Wasser undHopfen zu„flüssigem Brot“gemacht wird.

Oftmals istvom Ort derGetreidepro-duktion zu demder Nutzung

ein langer Transport nötig. Sokommt der Weizen zum Beispielaus den USA oder Kanada, Argenti-nien oder Australien und wirdüber lange Strecken verschifft. Be-vor er verarbeitet und schließlichverzehrt wird, schließt sich oftnoch eine lange Lagerung an. Je-des Jahr werden etwa zwei Milliar-den Tonnen Getreide geerntet.Diese unvorstellbar große Mengelockt natürlich auch Tiere an, diewir als „Schadorganismen“ oder„Schädlinge“ bezeichnen, weil sieunsere Nahrung zu sich nehmen,sie ungenießbar machen oder denBoden für Pilze und Bakterienschaffen. Wer hat sie oder ihre Pro-dukte nicht schon einmal gesehen,im Brotfach, in Müsli oder Mehl,im Trockenobst oder in der Scho-kolade! Wer sie noch nie gesehenhat, hat sie – oder Teile von ihnen –jedoch vermutlich schon gegessen.

Rätseltier 1 gehört zur größ-ten Ordnung des Tierreichs undinnerhalb dieser zur größten Fa-

ropa ist es durch den Handel auswärmeren Klimazonen gelangt.

Rätseltier 2 kann fliegen, undwie! Das haben viele in Vorrats-raum oder Küche schon gesehen!Abbildung b) zeigt die Oberflächeeines Flügels mit dicht stehendenSchuppen, wie es für die Ordnungso typisch ist, zu der es gehört.Nicht der Fraß ist das entschei-dende Problem, sondern die Pro-duktion von Gespinsten, welcheGetreideprodukte aller Art, beson-ders Weizenmehl, Grieß und Ha-ferflocken, aber auch Trockenobst,Erdnüsse und Schokolade in Müh-len, Lagerhäusern, Bäckereien undim Haushalt verderben. Die bein-tragenden Larven können mit ihreranhaltenden Spinntätigkeit auchtechnische Störungen in Mühlenbewirken, so dass es zum Verstop-fen von Mahlgängen und Förderlei-tungen kommt. Auch bei Rätseltier2 legt das Weibchen im Mittel100 Eier, später kommt es zur Ver-puppung und aus der Puppeschlüpft die lichtscheue, 10–14mm lange Imago, die vorwiegendmit Eintreten der Dunkelheitfliegt. Sie nimmt im Unterschiedzur Imago von Rätseltier 1 keineNahrung auf. Rätseltier 2 wurde im19. Jahrhundert aus dem südlichenNordamerika nach Europa einge-schleppt und ist hier heute ein ge-fürchteter Schädling.

Wie heißen die gesuchten Rät-seltiere?

Volker Storch, Universität Heidelberg

64 | Biol. Unserer Zeit | 1/2007 (37) www.biuz.de © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Schicken Sie bitte Ihre Lösung bis zum 21. März 2007an die Redaktion “Biologie in unserer Zeit”, Föhrenweg 6, D-68305 Mannheim. Verlost wirddreimal...

In Heft 6/2006 suchten wir:1. Otto Brunfels2. Solanaceae

Gewonnen haben● Dr. Ruth Noack, Steinen● Hartmut Adolphs, Mettmann● Prof. Dr. Günter Preuß, Annweiler

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

A B B . a) Reprä-sentant dergrößten Familieinnerhalb dergrößten Ord-nung im Tier-reich – und ge-fürchteter „Weizenfeind“. b) Ausschnitt ausdem Flügel deszweiten Rätsel-tieres.