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Ideenentwicklung und Prozess gestaltung für Genossen- schaften und andere Akteure der Quartierentwicklung Leitfaden Smarte Quartiere

Leitfaden€¦ · Nordic Cities Beyond Digital Disruption. A novel way to develop cities 1.2 Smart City – was bedeutet das für das Quartier? Im Quartier entstehen Beziehungen

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Ideenentwicklung und Prozess gestaltung für Genossen- schaften und andere Akteure der Quartierentwicklung

Leitfaden

Smarte

Quartiere

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Energie sparen

Erneuerbare Energien einsetzen

Ressourcen schonen

Biodiversität erhöhen und lokalen Naturschutz betreiben

Attraktive Umgebung gestalten

Mehrwert für MieterInnen schaffen

Soziale Nachbarschaft ermöglichen

Gesundheit fördern

Bewohner sensibilisieren

Wirtschaftlichen Nutzen für ArealbetreiberInnen schaffen

Leitfaden Smarte QuartiereIdeenentwicklung und Prozess gestaltung für

Genossenschaften und andere Akteure der Quartierentwicklung

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Inhalt

Einführung 9

1 Hintergrund: Das Quartier als Teil einer Smart City 13 1.1 Das Smart City-Konzept 13 1.2 Smart City – was bedeutet das für das Quartier? 13 1.3 Wohnbaugenossenschaften als Umsetzungsakteure 15

2 Massnahmenkatalog: Smarte Massnahmen fürs Quartier 19

3 Prozess: Identifikation und Planung der geeigneten Massnahmen für das Quartier 37 3.1 Quartieranalyse 37 3.2 Partizipativer Prozess mit den BewohnerInnen 39 3.3 Zusammenarbeit der Akteure 44

Ausblick 47

Literatur und Projekte 49

Anhang: Quartieranalyse 50

Impressum

ZHAW School of Engineering Institut für Nachhaltige Entwicklung (INE)Evelyn Lobsiger Vivian Frick Jörg Musiolik Corinne MoserVicente Carabias

ZHAW Life Sciences und Facility Management (IFM)Heinz BerneggerIsabella Aurich

Stadt Winterthur Umwelt- und Gesundheitsschutz (UGS)Katrin Bernath Carmen Günther

Wir danken dem BFE für die grosszügige Unterstützung sowohl für das Projekt wie auch für die Publikation des Leitfadens.

Wir danken den Bauträgern für die gute Zusammenarbeit im Projekt:· Wohnbaugenossenschaft Talgut · HGW Heimstätten-Genossenschaft

Winterthur· GWG Gemeinnützige Wohnbau-

genossenschaft Winterthur · gaiwo Wohnbaugenossenschaft für

Alters- und Invalidenwohnungen· Aktiengesellschaft für Erstellung billiger

Wohnhäuser in Winterthur

Die PDF-Version des Leitfadens und die Internet-Links zu den Publikationen, Projekten und Beispielen sind abrufbar unter sq.smartcitywinterthur.ch

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

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Smart City Winterthur wurde 2013 von der Stadt Winterthur, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und dem Wirtschafts-verband «energie bewegt winterthur» als gemeinsame Initiative lanciert, um einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zu den 2000-Watt-Zielen der Stadt Winterthur zu leisten. Im Sinne einer ganzheitlichen Sichtweise gehen die Ziele von Smart City Winterthur über den Energiebereich hinaus. Intelligente und innovative Lösungen für eine Smart City Winterthur ver - knüpfen sowohl technische als auch soziale, ökologische und wirtschaft liche Entwicklungen. Unsere Wunschvorstellung einer Stadt sieht folgendermassen aus: Sie ist durchzogen von kleinen und grossen begrünten Flächen und die Quartiere sind lebendige Orte. Die Vernetzung unter den Menschen, die in unmittel - barer Nähe zueinander leben, funktioniert gut und ist eine Bereicherung in vielen Lebens bereichen. Der Verkehr ist intelligent geregelt und die Waren ströme sind effizient organisiert. Energie und natürliche Ressourcen werden schonend und verantwortungsvoll genutzt. Informations- und Kommunikations techno - logien sollen in verschiedenen Handlungsbereichen zur Erhöhung der Lebens-qualität und zu einer effizienten Organisation beitragen. Innerhalb der Initiative Smart City Winterthur wurde das Projekt «Sanierungsvorhaben smart gestalten» initiiert, welches zusammen mit den im Winterthurer Talgutquartier ansässigen Genossenschaften durchge - führt wurde. Im Projekt wurden smarte Massnahmen für die Quartiersebene entwickelt und deren Nutzen und Realisierbarkeit anhand einer realen Aus - gangslage diskutiert. Daraus ist dieser Leitfaden entstanden. Er soll anderen Genossenschaften, Akteuren der Quartiersentwicklung und Städten Inspi - rationen und Impulse liefern, was ein smartes Quartier ausmacht und wie ein solcher Prozess gestartet werden kann.

Vicente CarabiasStv. Leiter Institut für Nachhaltige Entwicklung, ZHAW

Katrin Bernath Leiterin Umwelt- und Gesundheitsschutz,Stadt Winterthur

Vorwort

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Unsere Städte und Quartiere gemeinsam lebenswert, energie- und ressourcen-schonend zu gestalten, ist das Ziel von smarten Quartieren, wie wir sie verstehen. Eine bessere Vernetzung der Menschen im Quartier – sei dies mittels moderner Kommunikationsmittel oder eines Quartierfestes – hilft Synergien zu schaffen und lokale Ressourcen zu nutzen. Etwa wenn es darum geht, Einkäufe nach Hause oder Abfall zum Recyclinghof zu bringen, eine E-Bike-Flotte gemeinsam zu nutzen, Kinder oder ältere Personen für kurze Zeit zu betreuen oder einen Gemein-schaftsgarten zu bewirtschaften.

Einführung

An wen richtet sich dieser Leitfaden

Dieser Leitfaden richtet sich an Genossenschaften und andere Akteure der Quartierentwicklung, die sich für lebenswerte Quartiere mit effizienter Ressourcen-nutzung einsetzen. Quartiere verändern sich, müssen saniert, erneuert und dabei an neue Anforderungen angepasst werden. Der Leitfaden liefert für diese Quartierentwicklungsprozesse Ideen für smarte Mass-nahmen im Quartier.

Wieso braucht es diesen Leitfaden gerade jetzt?

Bei der Quartierplanung wird zunehmend Wert auf öko logische, nachhaltige und auch «smarte» Eigen-schaften gelegt. Diese Quartiere ziehen auch ent-sprechend motivierte und interessierte Bewohnerinnen und Bewohner an. Gleichzeitig gibt es die bereits bestehenden Quartiere, die eine Tradition haben. Hier leben Men-schen schon lange und das Quartierleben hat sich über eine längere Zeit entwickelt. Solche Quartiere sind im «gebauten» Mitteleuropa klar in der Mehrheit. Teilweise haben diese Quartiere Erneuerungsbedarf, was immer eine Chance für Veränderungen ist: eine Chance, in Etappen smarte Innovationen einzuführen und mit den bestehenden Quartierstrukturen zu verknüpfen.

Verknüpfung von Theorie und Praxis im Leitfaden

Der Leitfaden nähert sich dem Thema «smarte Quartiere» aus zwei verschiedenen Perspektiven: Die Mass -nahmen für smarte Quartiere wurden einerseits aus einem Smart City-Konzept (siehe Kapitel 1.1) abge - leitet. Gleichzeitig wurden am Beispiel eines genossen-schaftlichen Quartiers in Winterthur Massnahmen von einem Forschungsteam der ZHAW gemeinsam mit den Genossenschaften erarbeitet. Dadurch zeigt der Leitfaden eine breite Palette möglicher Massnahmen auf und basiert gleichzeitig auf den Erfahrungen eines Quartiers in Winterthur.

Aufbau des Leitfadens

Interessieren Sie sich für Smart City als Konzept und dessen Bedeutung für ein Quartier?

→ Lesen Sie den Hintergrund: Beschreibung des Smart City-Konzeptes, dessen Bedeutung für das Quartier und die Rolle der Genossenschaften

Interessieren Sie sich für die Umsetzungsideen im Quartier?

→ Stöbern Sie im Massnahmenkatalog: Ideensamm-lung verschiedener Massnahmen für Quartiere

Interessieren Sie sich dafür, wie Sie einen Prozess zur Umsetzung in Ihrem Quartier initiieren können?

→ Erfahren Sie mehr zum Prozess: Vorgehen zur Identifi-kation der Ziele und Voraussetzungen im Quartier

In den einzelnen Kapiteln werden in den Sprechblasen die Situation und der Prozess im Beispielquartier Talgut beschrieben.

Was ist smart?

· vorhandene Ressourcen im Quartier – sei dies Wissen und Zeit der Bewohnerinnen und Bewohner oder der Werkzeugkasten – miteinander zu teilen und so Ressourcen (weltweit) zu schonen

· die Menschen im Quartier zusammenzubringen und so eine leben-dige Quartierkultur zu schaffen, in die sich alle einbringen können

· Informations- und Kommunikationstechnologien für eine gute Organi sation, Koordination und Kommunikation einsetzen – sei dies ein E-Bike-Verleih-System oder ein analoges oder digitales «Schwarzes Brett»

· Möglichkeiten zu schaffen, dass Bewohnerinnen und Bewohner ihre Anliegen einbringen können und einen Beitrag zur Quartierge-staltung leisten können

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Hintergrund Das Quartier als Teil

einer Smart City

Kapitel 1

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1.1 Das Smart City-

KonzeptWeltweit bestehen unter dem Begriff «Smart City» verschiedene Definitionen und Konzepte. Jede Stadt setzt diejenigen Ziele und Schwerpunkte, die im jeweiligen Kontext sinnvoll sind. In der Schweiz wird das Smart City-Konzept vom Bundesprogramm «EnergieSchweiz für Gemeinden» vertreten und vor- an getrieben. Wir lehnen uns an dessen Definition an und beschreiben das Konzept folgendermassen:

Eine Smart City ist eine fortschrittliche, vernetzte Stadt, die sich durch eine hohe Lebensqualität und einen effizienten Ressourceneinsatz auszeichnet.

Sie bietet ihren Bewohnerinnen und Bewohnern • eine hohe Lebensqualität • bei minimalem Ressourcenverbrauch · dank einer intelligenten Verknüpfung von

Anspruchsgruppen und Infrastruktursystemen (Transport, Energie, Informations- und Kommunikationstechnologien etc.).

Wichtig für die Steigerung der Lebensqualität und die Minimierung des Ressourcenverbrauchs ist ein ge samt-heitlicher Ansatz, der ein themen- und organisations-übergreifendes Vorgehen erfordert. Intelligente und innovative Lösungen für eine Smart City umfassen sowohl technische als auch soziale, ökologische und wirtschaftliche Entwicklungen. In diesem Sinn geht es beim Schweizer Smart City- Konzept um die Umsetzung von Nachhaltigkeits- und Energieeffizienz-Zielen auf der Ebene Stadt, Quartiere, Gebäude und Gesellschaft. Es ergänzt bestehende Konzepte wie Energiestadt, nachhaltige Quartierent-wicklung, 2000-Watt-Areale, SIA-Effizienzpfad Energie und 2000-Watt-Gesellschaft.

Die Informations- und Kommunikationstechnologien, welche im Kontext von Smart City oft als zentral genannt werden, können wichtige Funktionen der Ver - netzung und Informationsverbreitung übernehmen – im Quartier allerdings bietet sich auch die Chance des direkten, persönlichen Kontakts.

Weiterführende Literatur: · Smart Retro (2015). Nordic Cities Beyond Digital

Disruption. A novel way to develop cities

1.2 Smart City – was bedeutet

das für das Quartier? Im Quartier entstehen Beziehungen. Man trifft sich beim Einkaufen, auf dem Spielplatz oder in der Schule. Das Quartier ist ein Begegnungsort, in dem sich die Lebensqualität einer Stadt manifestiert. Die Nähe im Quartier ermöglicht sozialen Aus-tausch und gemeinsame Organisation verschiedener Verrichtungen, die im heutigen Alltag oft über die digitale Kommunikation erfolgen. Es gilt, technologische Entwicklung zu nutzen und nach sinnvollen Lösungen für ein gutes Zusammenleben im Quartier zu suchen. Dabei sollen die Bedürfnisse und die Integra tion sämtlicher Bewohnerinnen und Bewohner im Zentrum stehen, seien dies ältere Personen mit Pflegebedarf, Familien oder Alleinstehende.

Im Folgenden sind mögliche Handlungsfelder für smarte Massnahmen im Quartier aufgeführt: · Alltagsgegenstände wie Fahrzeuge, Veloanhänger,

Werkzeuge, Garten- oder Küchengeräte können geteilt und getauscht werden, was hilft, die benö-tigten materiellen Ressourcen und Infrastruk - turen zu reduzieren.

· Soziale Netzwerke der Bewohnerinnen und Be- wohner eines Quartiers oder einer Siedlung vereinfachen gemeinsame Projekte wie Gemein-schaftsgärten, nachbarschaftliche Energie-beratung, Tauschkreise oder Reparaturwerkstätten.

· Gemeinsame Energieerzeugungsanlagen und die Visualisierung des Energieverbrauchs auf Quartiersebene stiften Identität und machen das Thema Energie für die Bewohnerinnen und Bewohner erlebbar.

· Betreuungs- und Versorgungsaufgaben können gemeinschaftlich organisiert werden – das ist energieeffizient und bringt einen Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Diese Handlungsfelder verdeutlichen, dass es eine Verlagerung des Fokus vom einzelnen Gebäude auf den Quartiermassstab braucht. Sie basieren auf der Ko-operation und Vernetzung zwischen verschiedenen Einzelpersonen, Organisationen und Unternehmen im Quartier.

Hintergrund Das Quartier als Teil

einer Smart City

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Weiterführende Literatur: · Bundesamt für Energie, Bundesamt für Raum-

entwicklung (2011). Nachhaltige Quartiere. Herausforderungen und Chancen für die urbane Entwicklung.

· Bundesamt für Energie, Bundesamt für Raument-wicklung (2014). Nachhaltige Quartiere in Kürze.

· Soziale Dienste Stadt Zürich (2013). Mehrwert durch Nachbarschaft. Ein Leitfaden.

· Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (2014). Energetischer Umbau im Quartier.

· Fussverkehr Schweiz, VCS Verkehrs-Club der Schweiz. MIWO – Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen, Handbuch zur Optimierung der wohnungsbezogenen Mobilität.

1.3 Wohnbaugenossenschaften

als Umsetzungs-Akteure «Smarte» Massnahmen sind grundsätzlich für alle Akteure in Quartieren anwendbar. Wohnbaugenossen-schaften sind aber aufgrund ihrer Organisations-struktur, ihrer Werte sowie der Art ihrer Liegen-schaften prädestiniert für eine lokale Umsetzung von smarten Massnahmen in Quartieren: · Sie sind meist im Besitz von zusammenhängenden

Wohnblöcken oder Arealen. · Sie sind Werten wie Nachhaltigkeit, Selbst- und

Nachbarschaftshilfe oder gesellschaftlicher Solidarität und Verantwortung verpflichtet.

· Sie haben oft gemeinschaftliche Infrastrukturen (z. B. Gemeinschaftszimmer) oder Organisations-strukturen (Siedlungskommissionen).

Zwischen verschiedenen Wohnbaugenossenschaften gibt es jedoch grosse Unterschiede in Bezug auf die Ziele und die Funktion, die Bewohnerstruktur, das Alter der Gebäude und die zur Verfügung stehenden Infra-strukturen und Ressourcen. Diese Rahmenbedingungen müssen beachtet werden, da bestimmte Massnah men zum Beispiel eine gewisse Grösse oder entsprechende Kooperationen voraussetzen.

Entscheidend für den Erfolg von Smart City-Massnah-men auf Quartierebene sind daher leicht verständ - liche Ideen, die sowohl auf die Bedürfnisse der Genossen-schafter bzw. Mieterinnen und Mieter im Quartier abgestimmt sind als auch den Möglichkeiten und Interessen der beteiligten Partner entsprechen.

Das Talgutquartier in Winterthur ist ein Quartier mit viel Grünraum zwischen den Ge bäuden und kann demnach als typisches Gartenstadt-Quartier bezeichnet werden. Aktuell bestehen im Quartier 260 Wohnungen, die sich im Besitz der folgenden vier Eigentümerschaften befinden: · Wohnbaugenossenschaft Talgut · HGW Heimstätten-Genossenschaft

Winterthur · GWG Gemeinnützige Wohnbaugenossen-

schaft Winterthur · Aktiengesellschaft für Erstellung billiger

Wohnhäuser in Winterthur

Die Bauten wurden grösstenteils um 1948 /1949 erstellt und weisen, wo unsaniert, noch einen relativ hohen Energieverbrauch auf. Das Grundstück des ehemaligen Busdepots «Deutweg», welches sich im nördlichen Teil des Talgutquartiers befindet und in Zukunft eine Zentrumsfunktion für das Quartier einnehmen soll, wird auch in den betrachteten Projektperimeter miteinbezogen. Für die meisten Gebäude im Talgutquartier besteht in den nächsten Jahren ein grösserer Sanierungs- oder Erneuerungsbedarf und das Busdepot wird ganz neu entwickelt und gebaut. Trotz des unterschiedlichen Zeithorizonts der anstehenden Sanierungen (inkl. Ersatzneubauten) besteht zwischen den gemeinnützigen Wohn-bauträgerinnen seit längerer Zeit Einigkeit, die künftige Entwicklung zu koordinieren. Für die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen wurde gemeinsam ein privater Gestaltungsplan entwickelt. Die gemeinnützigen Bauträger im Talgutquartier haben alle ein ähnliches übergeordnetes Ziel, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass: die Erstellung günstiger und ökologischer Wohnhäuser. Zusätzliche Ziele wie z.B. alters gerechte Wohnungen oder wenig Mobilität ergänzen diese Hauptziele. Daraus ergeben sich auch unterschiedliche Mieterstrukturen mit entsprechend anderen Bedürfnissen.

Und wie liefʼs im Talgut?

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Massnahmenkatalog Smarte Massnahmen fürs

Quartier

Kapitel 2

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Wie im vorhergehenden Kapitel erläutert, lassen sich die Zielsetzungen und Vor gehensweisen von Smart City-Konzepten sehr gut auf die Quartierebene übertragen. Solche kleinmassstäblichen Projekte, nachfolgend als «Mass-nahmen» bezeichnet, werden damit im Smart City-Kontext zu wichtigen Bau-steinen einer zukünftigen integrativen Stadtentwicklung. Nachfolgender Katalog von smarten Massnahmen zeigt eine Auswahl von Umsetzungsoptionen. Welche Optionen davon für ein spezifisches Quartier sinnvoll, mehrheitsfähig und nachhaltig sind, sollte am besten mittels einer Quartiersanalyse und über einen partizipativen Entscheidungsprozess, also im Dialog mit den Betroffenen eruiert werden (siehe Kapitel 3).

Was ist eine smarte Massnahme?

Als smart bezeichnen wir eine Massnahme, wenn sie: · eine nachhaltige Nutzung von Infrastrukturen und

Gütern im Quartier ermöglicht; · partizipativ und integrativ wirkt – sei dies mittels

Informations- und Kommunikationstechnologien oder über andere Netzwerke;

· Ressourcen der Bewohnerinnen und Bewohner sowie anderer lokalen Akteure im Quartier akti-viert und vernetzt.

Bei der Auswahl der Massnahmen wurde auf folgende Kriterien geachtet: · Umsetzbarkeit für Genossenschaften · Nutzung von Synergien · Abdeckung mehrerer Ziele

Massnahmenkatalog Smarte Massnahmen fürs

Quartier

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Für ein Quartier können die Massnahmen verschiedene Ziele abdecken. Diese werden im Katalog mit den nebenstehenden Icons dargestellt und zusätzlich für jede Mass nahme spezifisch beschrieben.

Für jede Massnahme gibt es eine Checkliste, in welcher die Rahmenbedingungen und die Aufwände für Planung und Umsetzung umschrieben werden. Es werden sinnvolle Kom-binationen der verschiedenen Massnahmen angegeben und Beispiele für die Umsetzung aufgeführt.

Energie sparen Diese Massnahmen führen zu weniger Energieverbrauch der Haushalte: beispielsweise durch den Einsatz effizienter Geräte und Technologien oder durch eine Verhaltensänderung der Bewohnerinnen und Bewohner.

Erneuerbare Energien einsetzen Diese Massnahmen ermöglichen die Substitution von fossilen Energieträgern durch die vermehrte Nutzung von erneuerbaren Energien oder die Schaffung von Infrastruktur, welche mit erneuerbaren Energien kompatibel ist.

Ressourcen schonen Aufgrund der Endlichkeit von Ressourcen (z. B. Erdöl, Trink-wasser) und der Abfallproblematik soll der Ressourcenverbrauch gesenkt werden: z. B. durch Recycling, Reparatur und Wiederverwertung, aber auch mittels sparsamen Konsumverhaltens.

Biodiversität erhöhen und lokalen Naturschutz betreiben Biodiversität und einintaktes Ökosystem sind für die Umwelt zentral. Auch wir Menschen schätzeneine natürliche Umgebung. Durch Aussenraumgestaltung und die Unterstützunglokaler Landwirtschafts- und Forstprojekte können diese Werte erhalten werden.

Attraktive Umgebung gestalten Diese Massnahmen werten das Quartier auf. Die Gestaltung von Aussenraum, von Wohn- und Gewerberaum kann durch nutzer-freundliche Infrastruktur, ästhetische Grünräume oder flexible Raumnutzung aufgewertet werden.

Mehrwert für Mieterinnen und Mieter schaffen Diese Massnahmen bringen den Bewohnerinnen und Bewohnern im Quartier einen direkten Mehrwert. Sei es, indem sie Zeit und Aufwand sparen, ein nachhaltiger und hochwertiger Lebensstil ermöglicht wird oder sie finanzielle Vorteile haben.

Soziale Nachbarschaft ermöglichen Sozialer Austausch und Vernetzung in der Nachbarschaft ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Quartieren. Zentral ist die Integration von Generationen, vielfältigen Kulturen, Bevölkerungsschichten und Menschen mit Behinderung.

Gesundheit fördern Diese Massnahmen begünstigen einen gesundheitsfördernden Lebensstil der Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers, zum Beispiel durch eine gesunde Ernährung, ausreichend körperliche Bewegung, Erholungsräume im Grünen und saubere Luft.

Bewohner sensibilisieren Eine nachhaltige Gesellschaft setzt sich aus Menschen zusammen, die einen verantwortungsvollen Lebensstil wählen. Diese Massnahmen sensibilisieren durch Wissensvermittlung oder motivieren zum Ressourcen- und Energiesparen zum Naturschutz und zu einem sozialen Miteinander.

Wirtschaftlicher Nutzen für Arealbetreiber schaffen Eine Investition in diese Massnahmen bringt den Eigentümern, Genossenschaften und Liegenschaftsver-waltern ökonomische Vorteile. Dies kann durch eine lohnenswerte Investition, günstige Anschaffungsmethoden und pflegeleichte Infrastruktur erreicht werden.

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Quartier mit allen smarten Massnahmendes nachfolgenden Katalogs im Überblick

1 Energie-Display 2 Energiespar-Wettbewerb 3 Nachbarschaftliche Energieberatung 4 Energie-Genossenschaften 5 Flexible Raumkonzepte 6 Um- und Zwischennutzung von Gebäuden oder Flächen 7 Flexible Arbeitsplätze und Coworking Spaces 8 Informationsplattform im Quartier 9 Teilen von Mobilität10 Akkuladestationen für Elektromobilität

11 Gemeinschaftsgarten12 Essbares Quartier13 Bienenzucht14 Offene Werkstätte und Repaircafé15 Teilen von Wissen, Zeit und Gütern16 E-Partizipation17 Runder Tisch18 Zukunftswerkstatt19 Kinderbetreuung durch RentnerInnen20 Quartier-Anlässe

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Katalog der smarten Massnahmen

1 Energie-Display

Energie-Displays informieren in Echtzeit über den aktuellen Energieverbrauch im Haushalt. Der Einsatz der Smart Metering-Technologie muss in Zusammenarbeit mit dem lokalen Energieversorger durchgeführt werden.

Und was ist daran smart? Durch den Einsatz von Energie-Displays als smarte Informationstechnologie wird der individuelle Energieverbrauch visualisiert.

Ziele Durch die Sichtbarkeit des Energieverbrauchs im Haushalt wird zum Energiesparen angeregt. Die Nutzerinnen und Nutzer können durch das Feedback lernen, ihren Verbrauch sinnvoll zu steuern und wo möglich zu senken.

Beispiele Stadtwerk Winterthur Enrgiesparportal Luca, ewz Smart Metering, ewb Vebrauchsmonitoring

Kombination Nachbarschaftliche Energieberatung, Service-Management

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Keine

Infrastruktur / Investition Smart Meter-Anschaffung und -Installation

(evtl. durch Energie versorger finanziert)

Arbeitsaufwand Installation, evtl. Einführung für

BewohnerInnen

Laufende Kosten Bei längerer Dauer: Wartung der Geräte

3 Nachbarschaftliche Energieberatung

In der nachbarschaftlichen Energieberatung werden einige Bewohner zu Energie-Coaches geschult, die dann ihr Wissen in persönlichen Beratungen an interes-sierte Nachbarn im Quartier weitergeben.

Und was ist daran smart? Mittels nachbarschaftlicher Energieberatung können auch eher uninteressierte Zielgruppen für Energiethemen sensibilisiert werden: Multiplikator-Effekt, Wissen weitergeben, vernetzen, hohe Akzeptanz.

Ziele Mittels persönlicher Beratung sollen Effizienz- und Einsparpotenziale in den einzelnen Haushalten er - mittelt und eine Verhaltensänderung bei den Bewohner-innen und Bewohnern angestossen werden. Darüber hinaus werden die Vernetzung und der Gemeinschafts-gedanke im Quartier gestärkt.

Beispiele Stromsparwettbewerb Energienachbarschaften Basel, SELF «Sustainable Energy Consulting for Low-Income and Migrant Families», ECO21 von SIG, Energiespar lotsen in Friesenberg Zürich, Energie-sparchecks der Wohn baugenossenschaft GEWOBA Bremen

Kombination Energie-Display, Informationsplattform im Quartier, Zeit und Güter teilen

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Interessierte Quartierbewohner als Energie-

Coaches, Projektgruppe für die Koordination; grössere Anzahl von potenziellen Nutzern nötig, für grössere Siedlungen oder ganze Quartiere sinnvoll

Infrastruktur / Investition Ausbildungsprogramm für Coaches,

Materialien (z. B. Flyer) für Beratungsbesuche, ggf. Entschädigung der Coaches

Arbeitsaufwand Projektleiter oder -gruppe (Organisation

der Coach-Ausbildung und Beratungen, Kommunikation)

Laufende Kosten Instandhaltung Beratungsunterlagen,

ggf. Spesen der Coaches

4 Energie-Genossenschaften

In Form einer Finanzierungs-, Einkaufs- oder Nutzer-gemeinschaft werden erneuerbare Energieprojekte gemeinsam umgesetzt (z. B. Windkraftanlage, Photovoltaik oder Wärmeverbünde). In der Schweiz existieren über 200 Energiegenossenschaften, zusätzlich werden auch viele Wohnbaugenossenschaften im Energieproduktions-bereich tätig.

Und was ist daran smart? Die Energie wird lokal er - zeugt und verwertet, dabei kommt oftmals die Nutzung smarter Technologien (Smart Metering, Automatic Load Shifting etc.) zum Einsatz. Energiegenossenschaften verteilen mögliche Risiken von erneuerbaren Energien auf eine grössere Gruppe und der gemeinsame Besitz von Energieanlagen fördert die Auseinandersetzung mit dem Thema.

Ziel Durch gemeinsame Energieproduktion kann der lokale Elektrizitätsbedarf mit erneuerbarer Energie gedeckt und mögliche Überproduktion verkauft werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner befassen sich mit dem Thema Energie.

Beispiele Energiegenossenschaft Schweiz, IG Suhr Solar

Kombination Akkuladestation für Elektromobilität

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Geeigneter Standort für Anlage,

Genossenschafts-Mitglieder

Infrastruktur / Investition Anlage für erneuerbare Energien

(z. B. Photovoltaik), Installation

Arbeitsaufwand Freiwillige Betriebsgruppe /

Vereinsgründung mit Ehrenamt

Laufende Kosten Wartung der Anlage, Betreuung und

Buchhaltung der Genossenschaft

2 Energiespar-Wettbewerb

Bei einem Energiespar-Wettbewerb geht es darum, welcher Haushalt während einer bestimmten Zeitspanne am meisten Energie einspart im Vergleich zu den Nachbarn im Quartier. Ausserdem können die Energie-verbräuche der Haushalte mit einem entsprechenden Durchschnittshaushalt verglichen werden oder die gesamten Einsparungen des Quartiers kommuniziert werden.

Und was ist daran smart? Smarte Technologien und Innovationen ermöglichen den Vergleich des individuellen Energieverbrauchs mit dem Energieverbrauch in der Nachbarschaft.

Ziele Mit einem Wettbewerb soll zu Energiespar be mü - hungen im Haushalt angeregt werden und Energie zum Gesprächsthema in der Quartierbevölkerung ge macht werden.

Beispiele Stadtwerk Winterthur Energiesparportal Luca, Opower, Stadtwerke Jena, Stromsparwettbewerb Energienachbarschaften Basel, Social Power-Projekt

Kombination Nachbarschaftliche Energieberatung, Energie-Display, Quartieranlässe

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Grössere Anzahl von potenziellen Nutzern nötig,

Projektgruppe für die Koordination

Infrastruktur / Investition IT-Infrastruktur, welche die Verbräuche der

Quartierbewohner darstellt und auswertbar macht, Kommunikationsmaterial

Arbeitsaufwand Projektleitung oder -gruppe (Auswertung des

Energieverbrauchs, Kommunikation mit BewohnerInnen und evtl. Prämierung der Sieger auf lokalem Event)

Laufende Kosten Keine

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5 Flexible Raumkonzepte

Quartiere verändern sich durch gesellschaftliche Ent - wicklungen. Flexibel einsetzbare, allen zugängliche Innen- und Aussenräume können wechselnde Bedürf-nisse decken. Bewohnerinnen und Bewohner nutzen diese für eigene Projekte (Cafés, Märkte, Spielabende, Gästezimmer etc.) und werden selbst bei der Quartiergestaltung aktiv.

Und was ist daran smart? Raumkonzepte sind smart, indem sie durch moderne Infrastruktur eine flexible Nutzung gemäss wechselnder Bedürfnisse ermöglichen und Eigeninitiative, sozialen Austausch sowie nach-haltiges Verhalten begünstigen. Ein digitales Buchungs-system vereinfacht Prozesse.

Ziele Lokales Sozial- und Kulturleben wird gefördert und bestehende Räumlichkeiten werden ressourcen-schonend und optimiert genutzt. Auch die Freizeitmobilität kann durch lokale Raumschaffung sinken.

Beispiele Pantoffelbar Kraftwerk, Genossenschaft Kalkbreite Flex 1–7

Kombination Alle vorgestellten Massnahmen, v. a. Zukunftswerkstatt, runder Tisch oder E-Partizipation zur Festlegung des Raumkonzeptes

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Engagierte Personen / Betriebsgruppe mit

eigenen Projektideen; öffentlich zugängliche Innen- und Aussenräumlichkeiten

Infrastruktur / Investition Nutzungskoordination z. B. über Online-

Raumbuchung oder App; einfache Einrichtung für flexible Nutzung

Arbeitsaufwand Administration Raumbuchung,

Programm gestaltung durch Betriebsgruppe / BewohnerInnen

Laufende Kosten Wartung von Räumen, Infrastruktur und

ggf. digitaler Buchung

7 Flexible Arbeitsplätze und Coworking Spaces

Immer mehr Menschen nutzen Home Office und Coworking-Angebote, arbeiten also von zuhause aus oder unabhängig von einem festen Arbeitsort. Ein Arbeitsplatz ausserhalb der eigenen vier Wände in Wohnortsnähe ist für diese Menschen sehr attraktiv.

Und was ist daran smart? Coworking Spaces oder flexible Arbeitsplätze erlauben kurze Arbeitswege, lokale Vernetzung von Dienstleistenden, effiziente Raumnutzung durch flexible Arbeitszeiten und beleben das Quartier.

Ziel Kürzere Arbeitswege bringen mehr Lebensqualität und vermindern Kosten und Emissionen der Mobilität. Durch die Zugänglichkeit von Coworking Spaces profitieren Nutzerinnen und Nutzer darüber hinaus vom lokalen, sozialen Austausch und vom Netzwerken.

Beispiele Gleis 70 Altstetten Coworking Spaces, Kraftwerk1 Coworking Spaces

Kombination Informationsplattform im Quartier, flexible Raumkonzepte, Mobilitäts-Sharing

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Berufstätige im Bereich Dienstleistung,

Büroarbeit, ab 50 Haushalten oder ab ca. fünf regelmässigen NutzerInnen

Infrastruktur / Investition Büroräume und Grundeinrichtung, (ggf.

digitales) Buchungssystem

Arbeitsaufwand Betreuung der Arbeitsplätze-Vergabe

(ggf. auch digital), Instandhaltung der Infrastruktur, Reinigungskräfte

Laufende Kosten Wartung der Infrastruktur, Internetzugang

8 Informationsplattform fürs Quartier

Eine analoge oder digitale Informationsplattform kommuniziert nachhaltige Siedlungsmerkmale durch Online-Tools, Informationstafeln vor Ort oder indi - viduell gestaltete Karten. Nachhaltige und soziale An - gebote, Geschäfte, Infrastrukturen und Services im Quartier werden sichtbar gemacht.

Und was ist daran smart? Lokale Services, Produzen-ten und Angebote werden vernetzt und koordiniert. Die Sichtbarmachung nachhaltiger Aspekte stärkt ein soziales und nachhaltiges Selbstverständnis. Digitale Werkzeuge und Apps können den Austausch vereinfachen.

Ziel Quartiermassnahmen und das Angebot an ver - schiedenen lokalen Dienstleistungen werden sichtbar. Dadurch nutzen Bewohnerinnen und Bewohner das vorhandene Angebot im Quartier vermehrt, ein aktives Quartiersleben und die Identifikation mit dem Quartier sind die Folge.

Beispiele Erkundungs- und Partizipations-App «erlenapp», Stadtplan Zukunft Konstanz, Quartier-zeitung «Quartier-Echo» Zürich, mySihlbogen-App

Kombination Empfohlene Begleitaktion für alle vor-gestellten Massnahmen

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Es wurden bereits smarte Massnahmen

im Quartier realisiert, weitere lokale Anbieter von Dienstleistungen sind vorhanden

Infrastruktur / Investition Aufbau einer passenden Plattform

(App, Webseite, Online-Quartierzeitung /Quartier karte, Ausschilderung vor Ort, Schwarzes Brett)

Arbeitsaufwand Koordination, Betreuung der Informations-

plattform, aktive Vernetzung

Laufende Kosten Wartungskosten je nach Art der Plattform:

Wartung von Webseite / App / Schwarzes Brett, Ausschilderungen vor Ort

6 Um- und Zwischennutzung von Gebäuden oder Flächen

Umnutzung von Gebäuden oder auch «Gebäude- Recycling» stellt eine Alternative zum Abriss oder Neubau dar. Auch Gelände kann kreativ umgenutzt werden, siehe z. B. Gemeinschaftsgärten. So wird die Lagerhalle zur KITA oder das leerstehende Haus zum Leihladen oder zur gemeinsamen Werkstatt.

Und was ist daran smart? Umnutzung wird smart durch eine nachhaltige und innovative Zweckbindung der Flächennutzung, also indem ein sozialer und ökologischer Mehrwert geschaffen wird (im Gegensatz zum reinen «Renditeobjekt»).

Ziel Bestehende Bauten und Flächen werden ressourcen-schonend weiterentwickelt und gemäss aktuellen Bedürfnissen eingesetzt. Dies wertet das Quartier mit zusätzlicher Infrastruktur und (v. a. sozialen und kulturellen) Angeboten auf.

Beispiele Sulzer Areal Winterthur, Alte Spinnerei Murg, Projekt «Smart Freiraum im Wohnbau» in Wien

Kombination Alle vorgestellten Massnahmen, z. B. Gemeinschaftsgärten, Werkstätten, Mobilität teilen, Ladestation für E-Mobilität

Literatur Leitfaden Zwischennutzung

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Evtl. Freiwillige zum Unterhalt von

Gemeinschaftsprojekten (Hobbyräume / Leih-Läden etc.)

Infrastruktur / Investition Abhängig von neuer Nutzung:

Umbau, entsprechende Einrichtung

Arbeitsaufwand Abhängig von neuer Nutzung:

ggf. Personal zur Betreuung der Anlage

Laufende Kosten Abhängig von neuer Nutzung

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9 Teilen von Mobilität (z. B. Carsharing)

Beim Mobilitäts-Sharing werden Fahrzeuge gemeinsam genutzt. Das Angebot kann von Fahrrädern, E-Bikes über (E-)Autos bis zu Lastenfahrrädern und Veloanhängern reichen.

Und was ist daran smart? Gemeinsamer Besitz ermöglicht den effizienten, häufigeren Gebrauch von insgesamt weniger Fahrzeugen. Die Verteilung der Fahrzeuge wird durch digitale Dienstleistungen (Leih-system über Webseite, App) optimal unterstützt.

Ziel Bewohnerinnen und Bewohner teilen ihre Fahrzeuge, was Produktions- und Unterhaltskosten und Park - plätze spart. Durch das Angebot werden Mobilitäts- und Nutzungskonzepte neu überdacht.

Beispiele WoGeNo München eG, Mobilitätsstationen der Wohnbaugenossenschaft «Mehr als Wohnen», WeilerMobil

Kombination Ladestation Elektromobilität, Energie- Genossenschaft (z. B. PV auf dem Dach des Park-platzes), flexible Arbeitsplätze und Coworking Spaces

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Vorzugsweise im urbanen Raum oder

in Quartieren mit gutem ÖV-Anschluss, ab ca. zehn Haushalten

Infrastruktur / Investition Fahrzeuge, Ausleihstation / Parkplatz,

ggf. digitales Leihsystem zur Verwaltung, ggf. Ladestation für E-Mobilität

Arbeitsaufwand Errichtung und Betreuung der Plattform

oder alternativ: Zusammenarbeit mit bestehenden Sharing-Plattform-Anbietern

Laufende Kosten Wartung der Fahrzeuge, Betreuung

der Leihplattform

11 Gemeinschaftsgarten

Gemeinschaftsgärten sind gemeinschaftlich und durch freiwilliges Engagement geschaffene und betriebene Gärten, Grünanlagen oder Parks in unterschiedlichsten Organisationsformen. Ihre Formen reichen von einigen selbstgemachten Hochbeeten im urbanen Raum bis hin zu Gemüseanbau auf grösseren Landwirtschaftsflächen.

Und was ist daran smart? Gärten ermöglichen niederschwellige Teilhabe an Nachbarschaftsgestaltung, sich lokal zu vernetzen, Wissen auszutauschen und Nahrungsmittel lokal zu produzieren. Die Gartenarbeit kann über ein Online-Tool zugeteilt werden.

Ziel Menschen können ihre Nachbarschaft aktiv mit - gestalten, lernen Nachbarn kennen und identifizieren sich so mit ihrem Quartier. Zudem können sie eigene Nahrungsmittel anbauen, per Kompostierung Stoffkreis-läufe schliessen und von sozialem Austausch, ge- sunder Ernährung und sozialer Integration profitieren.

Beispiele ortoloco Zürich, Stadionbrache Zürich, Kronenwiese Zürich

Kombination Bienenzucht, Kinderbetreuung durch RentnerInnen, Um- und Zwischennutzung von Gebäuden oder Flächen

Literatur Gemeinschaftsgärten im Quartier. Handlungs-leitfaden für Kommunen.

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Interessierte und engagierte BewohnerInnen.

Brache im Aussenraum. Bei versiegelten Flächen (z. B. Dach) eignen sich Hochbeete

Investition ggf. Urbarmachung, Wasseranschluss und

Aufbewahrungsort für Gartengeräte

Arbeitsaufwand Errichtung und Betreuung der Anlage

oder Gründung und Betreuung einer Betriebsgruppe

Laufende Kosten Wartung der Anlage, Kompost und

Gartengeräte, Entsorgung Grünabfuhr

12 Essbares Quartier

Anstelle der üblichen Begrünung werden von der Stadt auf öffentlichen Flächen Streuobstwiesen, Beeren-, Gemüse- und Kräutergärten angelegt. Als bisher einziger Top-down-Prozess zu Landwirtschaft in Städten besticht das Projekt durch das Nahrungsmittel-Angebot für Bewohnerinnen und Bewohner.

Und was ist daran smart? Bestehende Grünflächen, die durch kommunale Akteure unterhalten werden, werden ohne zusätzlichen Aufwand nachhaltig umge-staltet. Gleichzeitig können Bewohnerinnen und Be wohner frisches Obst und Gemüse ernten und durch Anbau alter Sorten kann Biodiversität bewahrt werden.

Ziel Essbare Bepflanzung sensibilisiert für lokale Nahrungsmittelproduktion, stellt eine attraktive Aussen-raumgestaltung dar und fördert die Biodiversität.

Beispiele Genuss- und Lehrgarten Europaallee Zürich, Essbare Stadt Andernach, Essbare Stadt Kassel

Kombination Bienenzucht, Güter und Wissen teilen, Quartieranlässe, Informationsplattform im Quartier

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Keine spezifischen Voraussetzungen

Infrastruktur / Investition Grünflächen, gute Kommunikation

über das Angebot, Saatgut / Setzlinge und ggf. Gartenwerkzeuge

Arbeitsaufwand GärtnerIn für Unterhalt

(Aufwand je nach Sorten)

Laufende Kosten Pflege und Erneuerung der

Gartenanlagen

10 Akkuladestationen für Elektromobilität

Ladestationen für Elektromobilität (E-Car, E-Bike, E-Scooter) im Quartier ermöglichen eine bequeme Nutzung und Zeitersparnis für das Aufladen dieser Verkehrsmittel. Eine solarbetriebene E-Bike-Ladestation bietet Unterstell- und Lademöglichkeit für private wie auch für Sharing-Bikes. Die Abstellplätze sind gut zugänglich und witterungsgeschützt.

Und was ist daran smart? Fortbewegungsmittel der E-Mobilität sind umweltfreundlicher als herkömmliche Mobilität und können auch mit erneuerbaren Ener - gien betrieben werden. Unterhaltskosten werden über ein Abrechnungssystem eingenommen.

Ziel Durch die vorhandene Infrastruktur wird die Nutzung von E-Mobilitätsangeboten attraktiver, dadurch steigen mehr Bewohnerinnen und Bewohner auf energiesparende Elektromobilität um.

Beispiele E-Bike-Solartankstelle Seegräben Jucker Farmart, Genossenschaftssiedlung Oberfeld

Kombination Teilen von Mobilität, Energie-Genossen-schaft (Photovoltaik-Anlage), Um- und Zwischennutzung von Gebäuden und Flächen

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Mindestens zehn Elektromobile vorhanden

oder in Kombination mit Erwerbsangebot /Leihsystem von Elektromobilität

Infrastruktur / Investition Akkuladestationen, Abrechnungssystem,

Reduktion der Anlagekosten durch mögliche Förderbeiträge klären

Arbeitsaufwand Betreuung der Buchungen und

Kostencontrolling

Laufende Kosten Wartung der Stationen

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3130

13 Bienenzucht

Imkerei kann bereits in kleinem Massstab betrieben werden – dabei werden Bienenvölker gehalten, unter anderem Honig und Bienenwachs gewonnen sowie der lokale Naturschutz gestärkt.

Und was ist daran smart? Die Arbeit mit den Bienen sowie die Kombination der Bienenzucht mit Gärten sensibilisiert für Umwelt- und Diversitätsthemen, generiert Wissen und kann den Austausch im Quartier fördern.

Ziel Bienen leisten einen wichtigen Beitrag zur lokalen Biodiversität. Bewohnerinnen und Bewohner profitieren durch eigenen Quartierhonig.

Beispiele Bienenwiese Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz eG Misburg, Stadtbienen Genossen-schaft Kalkbreite Zürich

Kombination Gemeinschaftsgarten, Teilen von Wissen und Gütern

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Gruppe von BewohnerInnen, z. T. mit Interesse

an Imkerausbildung. Unabhängig von Grösse der Anlage: ab 200 m2 Aussenraum oder Dachfläche. In Umgebung nicht nur landwirt-schaftliche Monokulturen, urbanes Umfeld eignet sich.

Infrastruktur / Investition Anfangs bis 2000.– für Bienenvölker,

Unterstand und Schutzkleidung

Arbeitsaufwand Finden und Betreuen von ImkerIn

oder einer Betriebsgruppe (abhängig von Rahmenbedingungen)

Laufende Kosten Unterhalt und Kontrollen,

ggf. Lohnkosten ImkerIn

15 Teilen von Wissen, Zeit und Gütern

Das Teilen von Gegenständen, die nicht täglich ge-braucht werden (z. B. Werkzeuge, spezielle Freizeitaus-rüstung), erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Auch mit Fähigkeiten, Wissen und Zeit kann in Zeittauschbörsen gehandelt werden. Auf Quartierebene ist der Tausch durch die physische Nähe einfach umsetzbar.

Und was ist daran smart? Durch die vielen Möglich-keiten der Digitalisierung lässt sich Tauschen und Teilen geschickt und unkompliziert organisieren, z. B. via App oder Online-Plattform.

Ziel Ressourcen-Nutzung wird optimiert, Nutzungs-konzepte werden überdacht und Nachbarn tauschen sich vermehrt aus.

Beispiele erlenapp, mySihlbogen-App, Vazyt Verein Zeittauschbörse, «Leila» Leihladen Berlin, Leihladen Wien, pumpipumpe.ch, Bring und Nimm Gundeli Basel

Kombination Mobilität teilen, Um- und Zwischen-nutzung von Gebäuden oder Flächen

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Tauschwillige QuartierbewohnerInnen,

je nach Tauschsystem unterschiedliche Quartiergrösse nötig

Infrastruktur / Investition Aufbau Online / Offline Sharing-System

(digitales Leihsystem wie App oder Webseite), bei Bedarf Räumlichkeiten für Aufbewahrung

Arbeitsaufwand Betreuung und kommunikative Verbreitung

des Sharing-Systems

Laufende Kosten Wartung der Plattform, bei Leihladen

Lagerung der Tauschgegenstände

16 E-Partizipation

E-Partizipation ermöglicht es, Bewohnerinnen und Bewohner direkt in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Online-Diskussionen und Abstimmungen zu Themen im Quartier ermöglichen die Teilhabe aller Bewohnerinnen und Bewohner, welche so Ideen und Wünsche bei Entscheidungen im Quartier einbringen können.

Und was ist daran smart? E-Partizipation ist weder zeit- noch ortsgebunden und für viele Bewohnerinnen und Bewohner einfach zugänglich. Die digitale Platt -form bietet auch für passive Beteiligte eine unverbindliche und rasche Informationsmöglichkeit.

Ziel Der Entscheidungsprozess ist für alle Beteiligten transparent und die gemeinsame Entscheidung erhöht die Akzeptanz. Zudem können Ressourcen für andere Informationskanäle (Briefe, Besprechungen) teilweise gespart werden.

Beispiele Partizipationsplattform Zürich nextzuerich.ch, Partizipationsplattform Zukunft Elba

Kombination Umsetzung zusammen mit «Offline-Massnahme», z. B. Zukunftswerkstatt

Literatur ePartizipation in der Stadtentwicklung. Begriff – Möglichkeiten – Empfehlungen.

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier QuartierbewohnerInnen mit Internet -

zugang und -affinität; eher grosse Anlagen, wenn persönlicher Austausch schwierig

Infrastruktur / Investition Internetplattform, Webhosting

Arbeitsaufwand Einrichtung der Plattform, Lancierung,

Administrator und Moderator für Plattform, Datenauswertung bei Abstimmungen (evtl. automatisiert)

Laufende Kosten Unterhalt der Plattform

(Webdesigner/Webhosting)

14 Offene Werkstätte und Repaircafé

Gebrauchsgegenstände selbst zu machen und Defektes zu reparieren sind nachhaltige Verhaltensweisen, welche in offenen Werkstätten, auch Fab Labs genannt, Repair- oder Nähcafés sowie «Hobbyräumen» gelehrt und gelernt werden. Die Massnahme ist ideal auf Quar - tierebene. Auch Upcycling kann hier stattfinden: «Abfall» wird wieder zu neuen Gebrauchsgegenständen umfunktioniert.

Und was ist daran smart? Menschen wird durch lokale Infrastruktur und ggf. digitale Vernetzung und Organisation die Möglichkeit gegeben, Dinge selber herzustellen oder zu reparieren, so Geld und Ressourcen zu sparen und handwerkliche Fähigkeiten zu erlangen und / oder weiterzugeben.

Ziel Der Lebenszyklus von Gebrauchsgegenständen wird verlängert und Abfall reduziert. Die Werkstätten fördern den nachhaltigen Umgang mit Produkten und nachbarschaftliche Kontakte durch die gemeinsame Tätigkeit.

Beispiele Repaircafés, Kulturhaus Dynamo Zürich, Mach - werk Winterthur, Workshop Art Recycling auf der Schwand

Kombination Güter und Wissen teilen, Kinderbetreuung durch RentnerInnen

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Handwerklich ausgebildete Menschen für

Anleitung, Organisation und Betreuung. Kann auch nicht im Quartier wohnhafte Menschen anziehen.

Infrastruktur / Investition Werkraum, ggf. Werkzeuge

(können mitgebracht werden), ggf. digitale Vernetzung über App

Arbeitsaufwand Person zur Betreuung, je nach Öffnungszeit,

ggf. Freiwilligenarbeit

Laufende Kosten Instandhaltung und Pflege der Werkzeuge

und Räumlichkeiten

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17 Runder Tisch

Offenes Diskussionsforum in regelmässigen Abständen für Bewohnerinnen und Bewohner. Am runden Tisch werden informell und unkompliziert Anliegen, aktuelle Projekte im Quartier, Fragen und Probleme diskutiert.

Und was ist daran smart? Der runde Tisch als Format lebt von der persönlichen Teilnahme und der starken Vernetzung. Daraus können sich in kurzer Zeit eine Viel - zahl von Ideen und Synergien entwickeln und mögliche Konflikte frühzeitig angesprochen werden.

Ziel Bestehende oder potenzielle Konflikte und Anliegen in der Nachbarschaft können frühzeitig diskutiert werden. Der runde Tisch bietet ein niederschwelliges Angebot zur Dialogsuche, schafft Vertrauen und fördert eine soziale Nachbarschaft.

Beispiele Echoräume im Hunziker-Areal der Genossen schaft «Mehr als wohnen», städt ische Quartierentwicklungen sind Ansprechpartner für Moderation

Kombination Informationsplattform im Quartier, Zukunftswerkstatt, Kulturaustausch

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Interessierte QuartierbewohnerInnen,

Zugezogene und weitere Akteure; ist v. a. in Kombination mit anderen Mass-nahmen sinnvoll

Infrastruktur / Investition Gemeinschaftsraum, runder Tisch,

Informationsplattform/-brett

Arbeitsaufwand Vorbereitung der Anlässe durch Mediator /

Moderator und Ankündigung im Quartier

Laufende Kosten Aufwand für Anlässe

(ggf. Verpflegung, Raummiete)

19 Kinderbetreuung durch RentnerInnen

Die Generationendurchmischung im Quartier ermöglicht eine unkomplizierte Betreuungsmöglichkeit für Kinder durch Personen im Ruhestand. Familien können ihre Kinder ausserhalb von Krippen-Öffnungszeiten betreuen oder sie zur Schule begleiten lassen. Eine Vermittlungsstelle koordiniert Interessenten und sorgt für das gegenseitige Kennenlernen.

Und was ist daran smart? Durch kurze Wege werden Zeit und Transporte eingespart, durch digitale Hilfs-mittel können unkompliziert hilfreiche Kontakte aufgebaut werden.

Ziel Es werden lokale Betreuungsmöglichkeiten geschaffen, dadurch verstärkt sich der soziale Aus-tausch im Quartier.

Beispiele Pedibus, Alltagshelfer Plattform betreut.ch, rentarentner.ch

Kombination Informationsplattform im Quartier, flexible Raumnutzung

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Sozial gemischtes Quartier: Mütter und Väter,

RentnerInnen; ab ca. 30 Haushalten mit Kindern; Beachtung rechtlicher Grundlagen (link beobachter.ch)

Infrastruktur / Investition Digitales Unterstützungstool: App oder Web-

seite zur Vernetzung; Rechtliche Abklärungen, evtl. ergänzend geeignete Aufenthaltsräume.

Arbeitsaufwand Organisation und Betreuung des

Vermittlungsdienstes

Laufende Kosten Wartung der Plattform, Kommunikation

im Quartier

20 Quartieranlässe

Die Bewohnerschaft von Quartieren wird zunehmend heterogener. Durch Verdichtung, Zuzug und Urbanität kann zudem der soziale Austausch und die gegen - seitige Bekanntheit im Quartier sinken. Quartieranlässe fördern die Interaktion: so zum Beispiel Quartierfeste, gemeinsame Abendessen mit Speisen aus verschiedenen Kulturen oder andere kulturelle Anlässe.

Und was ist daran smart? Regelmässige Gruppen- Aktivitäten im Quartier können Interesse an und Verständnis zwischen Nachbarn fördern und so zu einer gut vernetzen Nachbarschaft beitragen.

Ziel Die Anlässe sollen zwischen Nachbarn, Generationen und Kulturen vernetzen. Smarte Massnahmen im Quartier werden dabei durch informellen Austausch sichtbar.

Beispiele Solinetz Zürich, Lädeliplatz im BaBeL Quartier Luzern, Frühlings- und Herbstfest Quartiers-bauernhof Wynegg Zürich

Kombination Zukunftswerkstatt, runder Tisch, Gemein-schaftsgarten, Kinderbetreuung durch RentnerInnen

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Interessierte QuartierbewohnerInnen, deren

Angehörige und Gäste; v. a. Neuzuzüger

Infrastruktur / Investition Gemeinschaftsräume/-zentren /-plätze,

wenn möglich mit Küche, evtl. Investitionen in gemeinsame Kochinfrastrukturen, Unterhaltungsmedien

Arbeitsaufwand evtl. kleines Organisationsteam

(freiwillige Betriebsgruppe)

Laufende Kosten Ausgaben für Anlässe, z. B. Filme,

Verpflegung, Zelte, Bänke etc.

18 Zukunftswerkstatt

Bewohnerinnen und Bewohner bilden zusammen mit weiteren Beteiligten (z. B. Eigentümern, Experten, politischen Personen) eine Interessensgruppe und treffen sich vor Ort für die Mitwirkung und Entwicklung von lokalen Projekten. Dabei können nachhaltige und smarte Quartierstrukturen und Massnahmen diskutiert werden.

Und was ist daran smart? Nachhaltige Projekte werden durch die Vernetzung der Interessen und die Nutzung von Synergiepotenzialen entwickelt. Lokale Nachhaltig-keitspotenziale und die Umsetzung auf Quartierebene werden diskutiert.

Ziel Die Zukunftswerkstatt soll allen Bewohnerinnen und Bewohnern die Teilnahme ermöglichen sowie das Zugehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit dem Quartier stärken. Gemeinsam entwickelte Projekte basieren auf einem breit abgestützten Konsens und stärken deren Akzeptanz.

Beispiele Echoräume im Hunziker-Areal, Baugenossen-schaft Oberstrass Zürich

Kombination E-Partizipation, runder Tisch, alle Mass nahmen, wenn sie im Rahmen der Zukunftswerk - statt auf Interesse stossen

Literatur Mitreden – Mitgestalten – Mitentscheiden: ein Reiseführer für partizipative Stadt-, Gemeinde- und Quartierentwicklung

Checkliste

Rahmenbedingungen im Quartier Diskussionsfreudige, engagierte

Quartier bewohnerInnen, ggf. themen- spezifisch eingeladene Experten

Infrastruktur / Investition Räumlichkeiten und Einrichtung

für Workshops

Arbeitsaufwand Vorbereitungsarbeiten, Werbung,

Moderation, Auswertung

Laufende Kosten Materialkosten für Workshops,

Räumlichkeiten

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Prozess Identifikation und Planung

der geeigneten Mass - nahmen für das Quartier

Kapitel 3

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37

3.1 Quartieranalyse

Ziel der Quartieranalyse ist es, einen Überblick über Voraussetzungen und Rahmenbedingungen des Quar- tiers zu erhalten, um erste Ansatzpunkte für «smarte» Massnahmen zu erhalten, welche im Quartier bereits in Diskussion sind oder sich über konkrete Wünsche und Bedürfnisse der Quartierbewohner manifestieren. Methodisch können unterschiedliche Zugänge ge - wählt werden, die auch miteinander kombiniert werden können. Ein systematisch aufgebautes Analyseraster (siehe Beispiel im Anhang Quartieranalyse) kann helfen, bei der Begehung, der Analyse von vorhandenen Daten und bei Ge sprächen auf verschiedene Aspekte zu achten und diese systematisch festzuhalten. Die Analysen können so wohl von den Initianten im Quartier wie auch von einer externen Person durch geführt werden.

· Quartierbegehung: Eine Begehung des Quar - tiers gibt einen ersten Eindruck von vorhandener Infrastruktur, von den Freiräumen und vom Charakter des Quartiers. Sie gibt Hinweise zu

· Grösse der Anlage · vorhandenen Grün- und

Freiflächen und deren Nutzung · baulichen Besonderheiten · Verkehrssituation · vorhandener Infrastruktur

(zumindest teilweise)

· Analyse von vorhandenen Daten: Verschiedene Datenquellen liefern konkrete Informationen zur Bevölkerungsstruktur, Verkehrssituation und vorhandenen Infrastruktur für einen jeweiligen Betrachtungsperimeter und das lokale Umfeld. Dies gibt Hinweise zu

· potenziellen Zielgruppen · Verkehrssituation · vorhandener Infrastruktur

(zumindest teilweise)

· Gespräche mit VertreterInnen der Genossen-schaften (z. B. aus Vorstand, Geschäftsstelle, Quartiergruppen etc.): Dies gibt Hinweise zu

· wichtigen Entwicklungszielen der Siedlung, · potenziellen Zielgruppen, deren Bedürfnissen

und deren Bereitschaft, sich zu engagieren · vorhandenen Aktivitäten und Kommunikations-

kanälen im Quartier · Investitionsbereitschaft der Genossenschaft

(z. B. Infrastruktur, Personal)

Die Quartieranalyse liefert somit wichtige Rahmen-bedingungen, auf denen eine erste Auswahl von Massnahmen getroffen werden kann. Massnahmen, die gemäss der Checkliste und der Ziele (siehe Icons im Massnahmenkatalog) im Quartier erwünscht und umsetzbar sind, kommen in die engere Auswahl. Im partizipativen Prozess (siehe nächstes Kapitel) kann die Auswahl und Ausgestaltung der Massnahmen auf Grund der Bedürfnisse im Quartier erfolgen.

Weiterführende Literatur: · Bundesamt für Raumentwicklung. Nachhaltige

Quartiere: Tool zur detaillierten Analyse der Nachhaltigkeit von Quartieren: www.nachhaltige-quartiere.ch/de/werkzeug/

· Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr, Nordrhein-Westfalen (2012). Integrierte Handlungskonzepte in der Stadter-neuerung. Leitfaden für Planerinnen und Planer.

Prozess Identifikation und Planung

der geeigneten Mass - nahmen für das Quartier

3

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3938

Quartierbegehung: Eine systematische Begehung des Quartiers zeigte auf, wie die vorhandenen Freiflächen genutzt werden (z. B. einzelne Gemein - schaftsgärten, viel Grünfläche, verschiedene Spielplätze), welche Infrastruktur vor Ort vorhanden ist (z. B. Schule und Kindergarten, Recycling-stellen), zeigte Naherholungsräume in der unmittel - baren Umgebung auf und gab erste Hinweise für mögliche Herausforderungen (z. B. Parkplatz-management).

Analyse vorhandener Daten Karten (z. B. GIS- Browser des Kantons Zürich) zeigen die nächsten Bushaltestellen und einen nahegelegenen Mobility-Standort auf, wie stark die Lärmbelastung vor Ort ist (z. B. Strassenlärm) und wie das Quartier mit Energie versorgt wird. Daten der Stadt Winterthur geben ausserdem Aufschluss über die Bevölkerungsstruktur.

Interviews Während des Projekts wurden Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Geschäftsstelle oder aus dem Vorstand aller beteiligten Wohnbauträger geführt. Ziel der Gespräche war, mehr über wichtige Werte und Themen der Bauträger zu erfahren, Erfahrungen in den Bereichen «Förderung von Gemeinschaft / Lebensqualität» und «Ressourcenschonung» zu dokumentieren und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner zu identifizieren. Wichtige Erkenntnisse aus den Gesprächen waren: Allen Bauträgern ist es ein zentrales Anliegen, i) ihren Bewohnerinnen und Bewohnern auch in Zukunft günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ii) den Ressourcen-verbrauch in den Quartieren zu verringern, durch verstärkte Sensibilisierung der Bewohnerinnen und Bewohner und entsprechende Motivation von Verhaltensänder-ungen (z. B. beim Energieverbrauch) und iii) die gelebte Nachbarschaft, d. h. den sozialen Aspekt der Genossenschaft zu stärken (z.B. nachbarschaftliche Kontakte und Engagement im Quartier fördern).Die Gespräche zeigten, dass bei allen Bauträgern konkrete Erfahrungen in den Bereichen «Energie» und «Nachbarschaft» vorhanden sind, an die angeknüpft werden kann. Im Bereich «Energie» beziehen sich die Erfahrungen stark auf den Gebäudebe-reich (z. B. Grösse der Wohnungen, Sanierung, effizienter Betrieb der Gebäude) und auf die Energieversorgung (z. B. Photovoltaik-Panels, Holzschnitzel-Heizungen). Es gibt erste Ideen bezüglich innovativer Mobilitätskonzepte (z. B. Personen verzichten auf ein Auto und erhalten dafür ein Abonnement für den öffentlichen Verkehr). Im Bereich «Nachbarschaft» gibt es eine breite Palette von angebotenen Aktivitäten und Dienstleis-tungen (z. B. Genossenschaftsfeste, Kennenlern-Veranstaltungen für Zugezogene, Quartierturnen, Anlaufstellen bei Anfragen und Problemen).

Und wie liefʼs im Talgut?

3.2 Partizipativer Prozess mit

den BewohnerInnenDie Auswahl der Massnahmen im Quartier sollte unter Einbezug möglichst vieler betroffener Personen und Institutionen geschehen. Sie sollen den Bedürfnissen im Quartier entsprechen; dafür eignet sich ein breit angelegter partizipativer Prozess1.

Der partizipative Prozess gliedert sich in verschiedene Phasen:

1 Vorbereitung: Was ist das Ziel der Mitwirkung? Wer sind die Beteiligten? Welche Art von Mit wirkung soll stattfinden? Wie ist die Projekt-organisation?

2 Durchführung Partizipationsprozess: Rollen der Beteiligten klären, Handlungsspielraum klären, Kommunikation mit den Beteiligten planen und umsetzen, Veranstaltung(en) durchführen

3 Optional: Institutionalisierung der Mitwirkung, z. B. durch Gründung einer Arbeitsgruppe, welche die Bedürfnisse und Ideen der Bewohner eruiert und in die Entscheidungsmechanismen der Genossen-schaft einbringt

Im Partizipationsprozess sollten sich die Bedürfnisse und Ziele für das Quartier herauskristallisieren. Dazu kann die Gliederung nach den verschiedenen Zielen im Massnahmen-Katalog verwendet werden. Da sich die Bedürfnisse und Möglichkeiten in einem Quartier stetig verändern, ist es sinnvoll, die Mit-wirkung der Bewohnerinnen und Bewohner langfristig zu organisieren. So ist der Austausch untereinander sichergestellt und sie haben weiterhin die Möglichkeit, in einem gemeinsamen Rahmen Ideen zu kreieren und Umsetzungen zu planen.

1 Die Umsetzung eines solchen Prozesses ist bereits in vielen Publikationen (siehe weiter-führende Literatur) beschrieben, weshalb wir hier auf eine ausführliche Beschreibung verzichten.

Weiterführende Literatur: · Hongler, H. (2008). Mitreden-Mitgestalten-Mitent-

scheiden: ein Reiseführer für partizipative Stadt-, Gemeinde-und Quartierentwicklung. Interact-Verlag.

· Stadtentwicklung Zürich Mitwirkung in der Stadt Zürich, Leitfaden für die tägliche Arbeit

· Fels, D. (2015) Leitfaden Partizipation Winterthur, Stadt Winterthur, Fachhochschule St. Gallen

· Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (2015). Wohnumfeldverbesserung. Leitfaden für die Quartier-Partizipation.

· Buchecker, M.; Schultz, B. (2000). Lebendiges Dorf, lebendiges Quartier. Wie Bewohnerinnen und Bewohner die Entwicklung mitgestalten. Ein Leit - faden. Birmensdorf, Eidgenössische Forschungs-anstalt WSL.

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Im Talgutquartier wurde das Projekt von der ZHAW und der Stadtentwicklung Winterthur angestossen. Über den Verband Wohnbaugenossenschaften Winterthur konnte Kontakt zu den im Talgut ansässigen Genossenschaften und AGs aufge -nommen werden. In einer ersten Sitzung wurde das Projekt vorgestellt und die Wünsche der Bauträger zum Vorgehen und zu den Themen wurden aufgenommen. In der ersten Phase wirkten Vertreterinnen und Vertreter der Bauträger mit. Die Partizipation von Bewohnerinnen und Bewohnern wurde im Projekt nicht vollzogen, da die Ent-wicklung und Vorevaluation möglicher Massnahmen, aber noch nicht deren konkrete Umsetzung im Vordergrund stand. Nach der Quartieranalyse wurden mit den Ver -tretern der Bauträger mögliche Massnahmen für das Quartier erarbeitet und priorisiert. Drei Massnahmen wurden weiterverfolgt und für die Umsetzung konkretisiert. Dazu wurden an einem Workshop Vertreter der Stadt Winterthur und anderer Institutionen mit Erfahrung in den entsprechenden Themen eingeladen, um mit ihnen zusammen die Ideen weiterzuentwickeln.

Die Ideenentwicklung der drei Fallbeispiele wird im Folgenden beschrieben.

Und wie liefʼs im Talgut?

Fallbeispiel 1: Freiräume im Quartier gemeinsam gestalten

Der Entwicklungs- prozess

Im Talgutquartier sind Aussenräume und deren Nutzung zentral im gemeinsamen Gestaltungsplan. Die grosszügigen Grünflächen im Quartier laden zu innovativer Nutzung ein. Ausserdem plante eine der Genossenschaften zur Zeit des Projektes, einen Gemeinschaftsgarten aufzubauen. Andere Genossenschaften schlugen da-raufhin vor, die Aussenräume aufeinander abzustimmen und zu vernetzen. So kann z. B. vermieden werden, dass jeder Bauträger funktional ähnliche Spielplätze baut, stattdessen entsteht ein breiteres Angebot an unterschiedlichen Aussenraum-Elementen. Während eine Partei sich um den Spielplatz kümmert, kann anderswo ein allen zugänglicher Garten, ein Grill- und Treffplatz bewirtschaftet werden. Für die Bau- träger war eine Bedingung für diese Aufteilung, dass alle Parteien einen bestimmten Anteil ihrer Arealfläche öffentlich nutzbar machen.

Ziel Die Gestaltung des Aussenraumes beeinflusst die Lebensqualität im Quartier durch attraktive Grünräume und öffentliche Plätze. Dies fördert den sozialen Austausch und die Gesundheit.

Was ist daran smart?

Wer Aussenräume smart gestaltet, kann sich flexibel an den Bedürfnissen der Nutzer - innen und Nutzer orientieren und durch eine geschickte Vernetzung der Akteure im Quartier sowie ganzheitlicher und zeitlich langfristiger Betrachtung der Aussen-räume aufeinander abgestimmte Lösungen wählen. Aus Sicht der einzelnen Akteure heisst das, das eigene Angebot mit dem Angebot im Umfeld abzustimmen. Zusätzlich sind multifunktionale Gestaltung und benutzungsoffene Bereiche zentral und er - höhen die Flexibilität bei der Anpassung an aktuelle Ansprüche.

Planung der Umsetzung

1. Koordinationstreffen der beteiligten Areal-Besitzer im Quartier2. Abklären der Bedürfnisse von Bewohner/innen 3. Ausarbeitung eines Zeit- und Arealplanes4. Regelmässige Treffen zwischen beteiligten Areal-Besitzern 5. Planung, Finanzierung und Umsetzung der einzelnen Massnahmen6. Falls notwendig Begleitgruppe aus Bewohner- und Verwaltungs-Vertreter/innen aufbauen

Zugehörige Massnahmen

Gemeinschaftsgärten, Bienenzucht, Coworking Spaces, Um- und Zwischen - nutzung von Gebäuden und Flächen, flexible Raumkonzepte, offene Werkstätte und Repaircafé, Akkuladestationen für Elektromobilität

Beitrag zu Energieersparnis und Ressourcen- / Umweltschutz Attraktive Aussenraumgestaltung (Sport-, Spielplätze, Grillstellen, Gärten) vermindert zusätzliche Fahrtwege in der Freizeit. Die Art der Aussenraumge-staltung kann zusätzlich Ressourcen sparen, z. B. durch Nahrungsmittelanbau (Streuobst, Imkerei, Kräutergarten, Gemüse) oder Recycling-Stellen.

Beitrag zu Sensibilisierung und GemeinschaftAussenräume zu teilen und z. B. einen Grillplatz oder Garten gemeinsam zu nutzen, stärkt den Austausch und Zusammenhalt. Dies vereinfacht es Menschen unterschiedlicher Herkunft oder Generationen, miteinander in Kontakt zu treten, und trägt so zur Integration bei.

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Fallbeispiel 3: Information Energieverbrauch und nachbarschaftliche Energieberatung

Der Entwicklungs- prozess

Einige Bauträger im Talgut interessierten sich für die Möglichkeiten von Energie-verbrauchsanzeigen, welche über die Visualisierung eine Verhaltensänderung anstossen sollen. In Workshops mit einem Experten der lokalen Stadtwerke stellte sich jedoch heraus, dass die Kosten für eine Smart Meter-Lösung mit Energiedis-plays bei einer geringen erwarteten Verbrauchsreduktion zu hoch wären. Daraufhin wurde im Workshop die Kombination von verschiedenen Massnahmen diskutiert, wie z. B. nachbarschaftliche Energieberatung als niederschwelliger Ansatz, um Wissen und Bereitschaft bei den Bewohnerinnen und Bewohnern zu erhöhen. Wer Interesse für das Thema hat, wird als Energieberaterin oder -berater ausgebildet. Sie besuchen die Nachbarschaft und geben Hinweise zum Energiesparen, welche vom Haushalt direkt umgesetzt werden können. In der Diskussion zeigte sich, dass das Energiedisplay gut mit der Beratung kombiniert werden kann. Das Energiespar-Portal Luca von Stadtwerk Winterthur kann dazu genutzt werden, den wöchentlichen Energieverbrauch innerhalb des Quartiers darzustellen. Anhand von Vergleichen und Wettbewerben zwischen Siedlungen / Haushalten ist es dann möglich, besonders erfolgreiche Energiesparer zu identifizieren und auszuzeichnen.

Ziel Die Quartiersbewohnerinnen und -bewohner sollen durch die Einführung von Energieverbrauchsdisplays nicht nur über ihre Verbräuche informiert werden, sondern durch die Kombination mit weiteren Massnahmen (wie Beratung, Wett-bewerb) auch ihr Verhalten im Energiekonsum verändern.

Was ist daran smart?

Durch die Kombination mit sozialen Massnahmen kann man nicht nur zu einer Sensibilisierung des Energiethemas und einer langfristigen Verhaltensänderung beitragen, sondern auch den Gemeinschaftsgedanken im Quartier stärken.

Planung der Umsetzung

1. Koordinationstreffen der beteiligten Bauträger und Initiativen im Quartier / in der Stadt: Abklären der Synergien

2. Identifizierung möglicher Partner (Stadtwerke, Stadt, Energieberatungsstelle, Vereine) und vorhandene Infrastruktur

3. Abklären der Mitarbeit und Bedürfnisse von BewohnerInnen 4. Klären der Finanzierungsmöglichkeiten

(Bauträger, Energieversorgungsunternehmen (EVU) oder andere, z. B. EnergieSchweiz)

5. Ausarbeitung eines Konzeptes, Aufbau einer Projektgruppe

Zugehörige Massnahmen

Energie-Display, nachbarschaftliche Energieberatung, Energiespar-Wettbewerb

Fallbeispiel 2: Mobilitätsservice-Zentrum

Der Entwicklungs- prozess

Einzelne Massnahmen im Mobilitätsbereich wie die Planung einer E-Bike-Tankstelle, die Verringerung der Autoabstellplätze pro Wohnung und die mietrechtliche Ver-pflichtung auf einen Autoverzicht werden von den einzelnen Bauträgern unabhängig in Angriff genommen. Die Idee einer zentralen Anlaufstelle für umweltfreundliche Mobilität kam bei allen Bauträgern gut an. Die Palette an Services, welche das Zentrum bieten könnte, ist breit: Infrastruktur und Service für Velo-Reparaturen, Verleih von E-Bikes, (E-)Autos und Lastenvelos, Lieferservice für grosse oder tägliche Ein - käufe. Die Aussicht, dass im Quartier mittelfristig tatsächlich ein Gebäude mit Zentrumsfunktion entstehen wird, welches von den Genossenschaften betrieben wird, gab der Idee Aufwind. Das Mobilitätszentrum könnte auch Teil eines vielfältigen Genossenschaftszentrums mit Café, Veranstaltungsraum, Anlaufstelle für Bewohner -anliegen etc. werden. Ausserdem kam die Idee auf, ein soziales Unternehmen oder eine Stiftung für den Betrieb des Zentrums zu gewinnen oder auch einen lokalen Velohändler in die Umsetzung einzubeziehen.

Ziel Ziel ist, das Mobilitätsservice-Angebot im Quartier so zu verbessern, dass die Quartierbewohner vermehrt mit umweltschonenden Verkehrsmitteln oder an sich weniger unterwegs sind. Das Mobilitätsangebot in unmittelbarer Nähe hat einen grossen Einfluss darauf, welche Verkehrsmittel gewählt werden.

Was ist daran smart?

Durch die gemeinsame Nutzung der Verkehrsmittel stehen den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern die jeweils passenden Gefährte für die verschiedenen Mobilitäts-zwecke zur Verfügung. Nicht nur für die Umwelt, auch für das Leben im Quartier und für die Luftqualität spielt es eine Rolle, ob die Bewohnerinnen und Bewohner im Auto durchs Quartier fahren oder sie z. B. mit dem Lasten-Velo unterwegs sind.

Planung der Umsetzung

1. Koordinationstreffen der beteiligten Siedlungen, Bauträger und Initiativen im Quartier (Café, Veranstaltungsraum, Velohändler, Quartier - verein, Interessengruppe Mobilität)

2. Abklären der Bedürfnisse von BewohnerInnen3. Ausarbeitung eines Betriebskonzepts und Klärung der Finanzierung4. Stellplätze und weitere Räumlichkeiten frühzeitig planen

(allenfalls bei der Baueingabe, falls saniert oder neu gebaut wird)

Zugehörige Massnahmen

Akkuladestationen für Elektromobilität, Teilen von Mobilität

Beitrag zu Energieersparnis und Ressourcen- / Umweltschutz Veränderungen im Energie-Verbrauchs-verhalten (z. B. Heizen, Stromverbrauch, Warmwasser) können so angestossen werden, diese brauchen keine grösseren Investitionen oder technisches Know-how.

Beitrag zu Energieersparnis und Ressourcen- / Umweltschutz Die Verkehrsmittelwahl – also ob wir z. B. zu Fuss, mit dem Auto oder mit dem Bus unterwegs sind – ist der entscheidende Faktor, wie sehr wir dabei die Umwelt und die Ressourcen belasten. Ohne Auto unterwegs zu sein, spart Erdöl und vermeidet CO2-Emissionen, kein eigenes Auto zu besitzen vermeidet zusätzlich den Ressourcenverbrauch für die Auto-Herstellung.

Beitrag zu Sensibilisierung und GemeinschaftDie nachbarschaftliche Energiebe - ratung wird von Personen durchgeführt, die das Quartier und die Häuser kennen, dies bewirkt eine hohe Glaub-würdigkeit. Mittels Informationen und Wettbewerben wird Energie im Quartier thematisiert.

Beitrag zu Sensibilisierung und GemeinschaftEin Mobilitätsservice-Zentrum kann als Identifikations- und Treffpunkt für die Quartierbewohner dienen. Ein sicht - bares Zentrum für umweltfreundliche Mobilität hat eine Ausstrahlung im Quartier und sensibilisiert die Quartier-bewohner für Mobilitätsthemen.

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Die Situation im Talgutquartier stellt insofern eine spezielle Ausgangslage dar, als hier einerseits bereits seit Längerem gewisse Zusammenarbeitsformen bestehen. Anderer-seits befinden sich die beteiligten Genossenschaften und Bauträger in der Planung ihrer Erneuerungen in sehr unterschiedlichen Phasen. Dies wurde aber auch als Chance wahrgenommen, da so in unterschiedlichen Zeiträumen Massnahmen getroffen werden können und diese aufeinander aufbauen können. Die Bauträger wollen in Zukunft die Gestaltung des Aussenraumes intensiver koordinieren mit dem Ziel, sich sinnvoll zu ergänzen und so ein breites Angebot zu schaffen.

Und wie liefʼs im Talgut?

3.3 Zusammenarbeit

der AkteureFür die Umsetzung von vielen Massnahmen ist die langfristige Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren wie Genossenschaften, Immobilienunter-nehmen, Quartiervereinen, lokalen Organisationen und Vereinen und/oder der Stadt wichtig.

Es lassen sich verschiedene Kooperationsmöglich-keiten unterscheiden: · Synergien durch die gemeinschaftliche Ent-

wicklung einer Quartiersvision, eines Entwick-lungskonzeptes oder von Gestaltungsplänen

· Verminderung von Risiken und Kosten durch Kooperation in der Beschaffung (z. B. bei der gemeinschaftlichen Anschaffung von Photo-voltaikmodulen)

· Entwicklung und Umsetzung von systemischen Projektideen bzw. der Kombination von techno-logischen, sozialen und organisatorischen Mass nahmen zu integralen Gesamtkonzepten (z. B. Infrastruktur für E-Cars und E-Bikes mit Sharing-System)

Bei der Kooperation zwischen Genossenschaften und weiteren Akteuren können je nach Projekt unter-schiedliche Herausforderungen entstehen: · Unterschiede bei Motivation, Engagement und

den jeweiligen Kompetenzen der Genossen-schaften sowie der weiteren beteiligten Akteure (Stadt, Vereine etc.)

· Unterschiedliche Ziele und Zeithorizonte bei der zukünftigen Entwicklung

· Unterschiedliche finanzielle und materielle Mittel und Rahmenbedingungen

· Hoher Koordinationsaufwand und das Finden einer gemeinsamen Zielsetzung

· Ungleiche Verteilung von Nutzen und Vorteilen zwischen den Partnern

Folgende Empfehlungen können die Zusammenarbeit unter den beteiligten Akteuren erleichtern: · Präzise Kommunikation und Koordination

im Vorfeld · Externe Moderation von Besprechungen · Klärung der verschiedenen Denkweisen

und Begrifflichkeiten unter den Beteiligten · Zusammenarbeitsverträge

Weiterführende Literatur: · ZHAW (2015). Energyactors.ch; Übersicht über

Umsetzungsakteure für kommunale Energiepolitik. · Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumfor-

schung (2015). Leitfaden Kooperation im Quartier. Empfehlungen für eine quartiersbezogene Zu-sammenarbeit von Kommunen und Eigentümer-vereinen.

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Quartiere sind ein wichtiger Ort, wo «Smart City» gelebt und erlebt werden kann. In diesem Leitfaden wurde deutlich, dass auch «normale» Bestandsquartiere grosses Potenzial haben, durch smarte und passende Projektideen einen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit zu bewirken. Die optimale Nutzung der lokalen Ressourcen ist hierbei zentral. Das Talgutquartier in Winterthur steht hier für eine Vielzahl ähnlich strukturierter Quartiere in der Schweiz. Ihnen gemein ist, dass es oftmals an kreativen Ideen mangelt, um verschiedene Akteure wie die Bewohnerinnen und Bewohner, die Genossenschaften, Vereine oder kom mu nale Vertreter und Verantwortliche effektiv zusammenzubringen. Gerade die Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren in einem Quartier ist jedoch entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der jeweiligen Projekte. Wir hoffen, dass dieser Leitfaden mit seinem Ideenkatalog dazu beiträgt, Entwicklungsprozesse in Schweizer Bestandsquartieren anzustossen. Ein nie-driger Ressourcenverbrauch bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität lässt sich nur durch gemeinsame Ziele und konkrete, verständliche und kommunizier-bare Projekte in Quartieren erreichen. Wir danken den beteiligten gemeinnützigen Bauträgern ganz herzlich für die Offenheit bei der Projektmitarbeit und wünschen für die Weiterentwicklung des Talgutquartiers viele smarte Projekte, viel Elan und Freude.

Ausblick

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Literatur und Projekte

Die Links zu den Publikationen, Projekten und Beispielen sind abrufbar unter sq.smartcitywinterthur.ch

Weiterführende Literatur zum Thema Quartierentwicklung: · Buchecker, M.; Schultz, B.(2000). Lebendiges

Dorf, lebendiges Quartier. Wie Bewohnerinnen und Bewohner die Entwicklung mitgestalten. Ein Leitfaden. Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL.

· Bundesamt für Energie, Bundesamt für Raument-wicklung (2014) Nachhaltige Quartiere in Kürze.

· Bundesamt für Energie, Bundesamt für Raument-wicklung (2011). Nachhaltige Quartiere. Heraus-forderungen und Chancen für die urbane Entwick-lung. www.nachhaltige-quartiere.ch/de/werkzeug/

· Bundesamt für Raumentwicklung. Nachhaltige Quartiere: Tool zur detaillierten Analyse der Nachhaltigkeit von Quartieren: www.nachhaltige- quartiere.ch/de/werkzeug/

· Bundesamt für Umwelt (2010). Leitfaden Zwischennutzung. www.zwischennutzung.ch

· Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumfor-schung (2015). Leitfaden Kooperation im Quartier. Empfehlungen für eine quartiersbezogene Zu sammenarbeit von Kommunen und Eigen - tümer vereinen.

· Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2015). Gemeinschafts-gärten im Quartier. Handlungsleitfaden für Kommunen.

· Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (2015). Wohnumfeldverbesserung. Leitfaden für die Quartier-Partizipation.

· Fels, D. (2015). Leitfaden Partizipation Winterthur. Stadt Winterthur, Fachhochschule St.Gallen

· Fussverkehr Schweiz, VCS Verkehrs-Club der Schweiz. MIWO – Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen, Handbuch zur Optimierung der wohnungsbezogenen Mobilität

· Hongler, H. (2008). Mitreden – Mitgestalten – Mitentscheiden: ein Reiseführer für partizipative Stadt-, Gemeinde- und Quartierentwicklung. Interact-Verlag.

· Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (2014). Energetischer Umbau im Quartier.

· Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr, Nordrhein-Westfalen (2012). Integrierte Handlungskonzepte in der Stadter-neuerung. Leitfaden für Planerinnen und Planer.

· Smart Retro (2015). Nordic Cities Beyond Digital Disruption. A novel way to develop cities.

· Soziale Dienste Stadt Zürich (2013). Mehrwert durch Nachbarschaft. Ein Leitfaden.

· Stadtentwicklung Zürich (2013). ePartizipation in der Stadtentwicklung, Begriff – Möglichkeiten – Empfehlungen.

· Stadtentwicklung Zürich, Mitwirkung in der Stadt Zürich, Leitfaden für die tägliche Arbeit.

· ZHAW (2015). Energyactors.ch; Übersicht über Umsetzungsakteure für kommunale Energie-politik

Interessante Projekte zum Thema Quartierentwicklung · aspern – Die Seestadt Wiens:

www.aspern-seestadt.at/investieren-mitgestalten/smart-city

· Giesserei – Das Mehrgenerationenhaus: www.giesserei-gesewo.ch

· Gundeldinger Feld, Basel: www.gundeldingerfeld.ch

· Projekt Quartierzukunft in Karlsruhe: www.quartierzukunft.de

· Projekt smart Freiraum in Wien: www.smartfreiraum.wordpress.com

· Quartier Vauban www.vauban.de

· Smart City vom Bundes-Programm «EnergieSchweiz für Gemeinden»: www.smartcity-schweiz.ch/de/

· Stadtentwicklung im Grazer Westen: www.smartcitygraz.at/projects_ebene02/

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Quartieranalyse: Begehung und Datenanalyse vorhandener DatenB

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Ort

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5352

Welche Zielgruppen im Quartier sollen angesprochen werden und welche Bedürfnisse haben diese?

Gibt es engagierte Gruppen (Arbeitsgruppen, Vereine etc.) im Quartier?

Welche Infrastruktur für Gruppen-Anlässe gibt es im Quartier?

Wie hoch ist die Investitionsbereitschaft für Entwicklungsmassnahmen der Institutionen (personell und finanziell)?

Welche Personen / Institutionen müssten in den Prozess einbezogen werden, damit tragfähige Ansätze entwickelt werden können?

Welche Informationskanäle gibt es im Quartier?

Wie sehen Sie das Quartier in 20 Jahren?

Gespräche mit VertreterInnen der eigenen Organisation /potenziellen

Kooperationspartnern

Quartieranalyse:

Was sind Ihre Entwicklungsziele im Quartier?

Massnahmen mit folgendem Symbol sind für Ihre Ziele geeignet

Wir wollen Energie sparen in den Haushalten und Gebäuden.

Wir wollen die Umgebung im Quartier attraktiv gestalten.

Wir wollen Betriebskosten und Investitions - kosten senken.

Wir wollen erneuerbare Energien nutzen und /oder produzieren in unserem Quartier.

Wir wollen den Komfort und Service für unsere MieterInnen erhöhen.

Wir wollen die Nachbarschaft und die soziale Durchmischung pflegen.

Wir wollen den Bewohnern ein gesundes Leben in unserem Quartier ermöglichen.

Wir wollen lokalen Naturschutz betreiben und die Biodiversität erhöhen.

Wir wollen Ressourcen und damit auch das Klima schonen.

Wir wollen die Quartierbewohner sensibili - sieren für die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt-/ Klimaschutz und Zusammenleben.

Weitere Ziele

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Page 29: Leitfaden€¦ · Nordic Cities Beyond Digital Disruption. A novel way to develop cities 1.2 Smart City – was bedeutet das für das Quartier? Im Quartier entstehen Beziehungen

Ein smartes Quartier vernetzt auf intelligente Weise die Bewohner und Bewohner-innen sowie Gewerbe, Logistik und Warenströme, um auf nachhaltige Weise eine hohe Lebensqualität zu schaffen. Die soziale Vernetzung unter den Quartier-bewohnerinnen und Quartierbewohnern ermöglicht eine Sharing-Kultur und ist eine Bereicherung im alltäglichen Leben. Der Verkehr ist intelligent und die Waren-ströme sind effizient organisiert, Energie und natürliche Ressourcen werden dabei nachhaltig produziert und verantwortungsvoll genutzt. Informations- und Kommunikationstechnologien werden dort eingesetzt, wo sie zur Lebensqualität und zu einer effizienten Organisation beitragen. Um dieser Idee näherzukommen, braucht es einen koordinierten Prozess und gute Ideen für smarte Quartierprojekte. Dieser Leitfaden richtet sich an Genossenschaften und andere Akteure der Quartierentwicklung und soll Ideen für smarte Massnahmen im Quartier sowie Anstösse für die Prozessgestaltung und Umsetzung bereitstellen.