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LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK 1 | 2015 Licht und Sanierung Büro- und Gewerbebauten Licht und Denkmal Historische Gaslaternen Licht und Förderung Europaschule in Schwerin

LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK 1 | 2015 · Wurmbauer (Architektur + Licht), der Lichtkünstler Gerry Hofstetter (Hofstetter Marketing) und die Lichtplanerin Noemi Barbero (AXCT / Idom)

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LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK 1 | 2015

Licht und SanierungBüro- und Gewerbebauten

Licht und DenkmalHistorische Gaslaternen

Licht und FörderungEuropaschule in Schwerin

Liebe Leserinnen und Leser,

Titelseite: Der markante Tour Esplanade prägt das Pariser Quartier La Défense, das als Europas größte Bürostadt gilt.

Foto: Guillaume Guerin

Bauen im Bestand macht mehr als die Hälfte aller von Architektur- und Planungsbüros

erbrachten Leistungen aus. Im Fokus steht die Anpassung der Gebäude an die geänderten,

individuellen Bedürfnisse der Nutzer. Das Potenzial liegt im Um- und Anbau, in der

Instandsetzung und der energetischen Sanierung. Vor allem im Hinblick auf steigende

Energiepreise machen die Betriebskosten heute einen entscheidenden Anteil aus. In der

aktuellen Ausgabe der 3lux:letters legen wir den Schwerpunkt auf Gebäude mit lichttech-

nischen, energieeffizienten Sanierungen.

Tief in die Geschichte der Lichtkultur steigen wir mit dem Artikel von Bertold Kujath über die

Gas-Straßenbeleuchtung ein (Seite 10). In unserem Interview verraten der Architekt Pierre

Wurmbauer (Architektur + Licht), der Lichtkünstler Gerry Hofstetter (Hofstetter Marketing)

und die Lichtplanerin Noemi Barbero (AXCT / Idom) ihre Gedanken zur Illumination von

existierenden Gebäuden (Seite 18).

Als gelungene Beispiele für energetische Beleuchtungssanierung präsentieren wir Ihnen die

Gebäude des Logistikdienstleisters Taskin in Sprockhövel (Seite 22), den Tour Esplanade im

europaweit größten Büroviertel La Défense in Paris (Seite 28) sowie das Briefsortierzentrum

der PostNL im niederländischen Nieuwegein (Seite 32).

Wie Unternehmen zukünftig Licht finanzieren, leasen oder mieten können, erklären wir

in unserer Planerfrage (Seite 38). Außerdem vertiefen wir das Thema der vom Bundes-

ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB, ehemals BMU)

geförderten Projekte anhand der Europaschule John-Brinckman in Schwerin (Seite 40).

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen der aktuellen Ausgabe der 3lux:letters!

Ihr Thomas Kretzer, Geschäftsführer TRILUX Vertrieb GmbH

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02 | 03 3lux:letters 1 | 2015EDITORIAL

BLICKE

GESCHICHTE

STATEMENT

LESEN

PUNKT

IMPRESSION

REFLEXION

ARCHITEKTUR

SERVICE

TRILUX

KUNST

KURIOSUM

QUELLE

LICHT UND SANIERUNGTanzende Ampel, Lissabon/PT; Leuchte „Jar“ Mejd Studio; Konzert-

haus Blaibach; Leuchte „Big Bubbles“, Alex de Witte; Van-Gogh-

Fahrradpfad, Eindhoven/NL; Installation „Constellaction“ Łódź/PL;

Illumination Yokohama/JP 2014; Internationales Jahr des Lichts 2015

Energie sparen mit einer einfachen Sanierung

Fordern und fördern

Von Uwe Graf

Drei Buchempfehlungen der Redaktion

Gaslicht als Weltkulturerbe?

Von Bertold Kujath

Vergangen oder Vergänglich

Pierre Wurmbauer (Architektur + Licht), Gerry Hofstetter (Hofstetter

Marketing), Noemi Barbero Zumalacárregui (ACXT / Idom)

Logistikdienstleister Taskin in Sprockhövel/DE, Bürogebäude Tour

Esplanade in Paris/FR, Briefsortierzentrum PostNL Nieuwegein/NL

Planer fragen, Hersteller antworten: Wie lässt sich Licht finanzieren?

Staatlich geförderte Modernisierung

New Sculpture, Keith Sonnier; Preiswürdig, International Light

Art Award; Lichtraum, Micha Jönke; Lichtwerkstatt, Valopaja

Mood Sweater – mit Gefühl

Heuer-Ampel

Impressum

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GESCHICHTE

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Eine pfiffige Idee mit großer Wirkung, die den Aufenthalt in unseren Städten amüsanter und sicherer machen könnte. Wer wartet schon gerne an einer Fußgängerampel, dem statistisch gesehen gefährlichsten Ort einer Stadt? Das „Tanzende Ampelmännchen“ macht das Warten bei Rotphasen unterhalt-sam. Sobald die Ampel von Grün auf Rot schaltet, fängt das rote Männchen zu Musik zu tanzen an – und die Menschen bleiben stehen und schauen zu. Ein Experiment im Zentrum von Lissabon, bei dem die Bewegungen der wartenden Tänzer in Echtzeit auf die Ampel übertragen wurden, hatte großen Erfolg: 81 Prozent mehr Menschen warteten an der roten Ampel. Die Idee dazu hat die Werbeagentur BBDO im Auftrag von smart entwickelt und mit den Produktionshäusern Bigfish und Minivegas umgesetzt.

Tanzende AmpelInstallation in Lissabon, PTWerbeagentur BBDOwww.bbdo.de

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Energie sparen mit einer einfachen Sanierung

Herkömmliche Downlights, bestückt mit Kompaktleuchtstofflampen, hatten meist einen Durchmesser um die 200 Millimeter, so auch die Inperla C2 HR-CAT2 2TCT26/32 E 01 von TRILUX: Das Einbau-Downlight in Bauform C2 mit einem hochglänzen-den Reflektor (HR) aus Aluminium benötigte einen Deckenausschnitt von 210 Millimetern. Da die bild-schirm gerechte Leuchte (CAT2) die Blendfreiheit mit einem UGR-Wert ≤19 erfüllte, fand sie häufig Verwendung in Bürobereichen oder Konferenzräumen. Heute tendie ren sowohl Planer wie auch Bauherren zu kleineren Downlights, und wünschen unter dem energetischen Aspekt eine Ausstattung mit LEDs statt den bisher verwendeten Kompaktleuchtstofflampen. Die ideale Lösung, um die Beleuchtung sowohl optisch als auch technisch auf

Deutlich kleinerer Durchmesser: Die Inperla C2 HR-CAT 2 mit Kom-

paktleuchtstofflampe (oben) im direkten Vergleich mit dem aktuel-

len Modell Inperla Ligra Plus LED mit Sanierungsplatte (unten).

den neuesten Stand zu bringen, bietet aus der Inperla-Baureihe das Modell Ligra Plus LED mit Sanierungsplatte. Schnell und unkompliziert können Elektriker die Leuchten mit speziellen Kaschierungsblenden binnen Minuten in vorhandene, zu große Deckenausschnitte montieren. Da die Aussparungen nicht mit Gipskartonplatten geschlossen, verspachtelt und geschliffen werden müssen, entsteht weder Staub- noch Lärmbelästigung und somit keine Störung im Büroalltag. Doch nicht nur die kurze Umrüstzeit spart Geld: Im Vergleich zu konventionellen Downlights mit einer Lichtausbeute von circa 40 lm/W (das entspricht 2 300 lm bei 58 W Anschlussleistung) bietet die Ligra Plus LED fast das Dreifache: 112 lm/W (1 800 lm bei 16 W Anschlussleistung). Dadurch ergeben sich sehr kurze Amortisationszeiten.

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Das Konzerthaus, wegen seiner äußeren Gestalt oft auch als Meteorit bezeichnet, ist das Herzstück des Ortskerns von Blaibach. Tief gräbt sich der monolithische, gekippte Baukörper in den Dorfplatz ein. Besucher steigen über eine breit angelegte Treppenanlage hinunter in die sich auf-splittenden Räume: vom Foyer und den Garderoben über den Barbereich in den Konzertsaal – und landen in einer anderen Welt. Die Wände bestehen aus unterschiedlich gekippten Wandscheiben und ergeben durch die so entstehenden Schlitze eine ganz natürliche Lichtführung. Die transparenten Stühle scheinen über dem Boden der ansteigenden Ebene zu schweben. Als Ruhepunkt dient die Bühne, eine homogene, unaufgeregte Fläche, auf die sich im Laufe des Konzerts die Konzentration der Zuhörer richten wird.

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Katarína Beličková und Štefan Nosko, die Gründer des jungen Designstudios Mejd in Bratislava, haben es sich zur Aufgabe gemacht, für Produkte neue Lösungen jenseits der Erfüllung rein funktionaler und ästhetischer Gesichtspunkte zu fin-den. Sie stellen einen zusätzlichen Wert, im Sinne neuer Ideen, Geschichten und Verknüpfungen zu anderen Feldern des sozialen Lebens, her. So ist „Jar“ eine Pendelleuchte in Gestalt der klassischen Keramikamphore. Durch Abtrennung des unteren Teils des „Gefäßes“, entsteht im oberen Teil ein Innenraum für das Leuchtmittel, der untere Teil kann als Schale auf den Tisch unter die Leuchte gestellt werden. Somit entsteht ein getrenntes Ganzes. Die auf den ersten Blick vertraute Form wird zur einzigartigen Leuchte, die durch das Strahlen der in unterschiedlichen Farben glasierten Innenflächen bezaubert.

Konzerthaus Blaibachpeter haimerl . architekturwww.peterhaimerl.com

JarMejd Studio, Bratislava, SKwww.mejdstudio.com

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06 | 07 3lux:letters 1 | 2015BLICKE

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Van-Gogh-FahrradpfadEindhoven, NL

Daan Roosegaardewww.studioroosegaarde.net

Big BubblesAlex de Witte, ‘s-Hertogenbosch, NLwww.alexdewitte.nl

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Aus dem Seifenblasenspiel mit seinem kleinen Sohn, verrät Alex de Witte, entstand die Idee. Diese wunderbaren, zerbrechlichen, mimosenhaft fragilen Luftgebilde in Glas zu gießen oder blasen, war dann die Herausforderung. Groß, übergroß und irgendwann auch bunt sollten sie sein, leuchten sollten sie in vielen Farben, schimmern, flimmern, durchsichtige Schatten werfen, anfassbar und doch entrückt sein. Alex de Witte ist ein Industriedesigner aus Goes, Niederlande, der an der Artemis Academy in Amsterdam studierte. Er kreiert Lichtobjekte, die zum einen groß, im wahrsten Sinne fast unfassbar, und zum anderen im Detail sehr komplex, raffiniert und gut durchdacht sind. Ausgestattet mit dimmbaren LEDs, verzaubern die Big Bubbles, spenden ein-fach nur Licht oder wecken Kindheitserinnerungen.

Eindhoven in der Provinz Nordbrabant im Süden der Niederlande gilt als Technologiezentrum. Hier werden Innovation und Design großgeschrieben. Als Vorbote zum 125. Todesgedenkjahr des weltbekannten Post-Impressionisten Vincent van Gogh im Jahr 2015 wurde der nach ihm benannte Fahrradpfad Mitte November 2014 eingeweiht. Er ist Teil der Van-Gogh-Fahrradroute in Brabant. Gemeinsam mit dem Designer Daan Roosegaarde, der sich vom Gemälde „Die Sternennacht“ inspirieren ließ, entwickelte das niederländische Tiefbauunternehmen Heijmans eine besondere Technologie, die den 600 Meter langen Pfad mit Tausenden funkelnder Steine zum Leuchten bringt. Bei Dunkelheit wird so der Weg, der das ehemalige Wohnhaus des Malers passiert, durch das Lichterspiel des Bodenbelags zur erlebbaren Poesie.

STATEMENT

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ConstellactionInstallation Łódź Design Festival, PLDesignerkollektiv panGeneratorwww.pangenerator.com

Die Installation des Designerkol-lektivs panGenerator aus Polen besteht aus Hunderten leuchtender Tetraeder, die wellenförmig unend-liche Lichtschleifen beschreiben. Inspiriert von Naturphänomenen, wie Fisch- oder Vogelschwärmen, aber auch von der Rasanz der Aktienmärkte, entstand die Idee die-ser strahlenden Loopings. In jedem Plexiglaskörper stecken ein elektro-nisches, von einem winzigen Micro Controller angetriebenes System, drei Fotowiderstände, drei LEDs und zwei Batterien. Durch das unter-schiedliche Anordnen der Tetraeder entstehen verblüffende Lichteffekte und über einen kleinen Summer auch akustische Signale. So ist es für jeden ein ganz besonderer Reiz, mit der Installation in Interaktion zu treten, zu spielen, auszuprobieren, zu entde-cken, sich überraschen zu lassen.

Uwe Graf, RechtsanwaltTRILUX, Arnsberg

Erfolgreich energetisch saniert: die Realschule der Stadt Rees.

Fordern und fördern Foto

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Für die gesamte Lichtbranche wird in den kommenden Jahren die Sa-nierung veralteter Beleuchtungsan-lagen immer wichtiger. Das liegt ei-nerseits an den Einsparpotenzialen, die im Bereich der Beleuchtung von Gebäuden und Freiflächen liegen, andererseits gewinnt dieses Markt-segment zunehmend an Bedeutung, um die Klimaschutzziele zu errei-chen, die die Bundesregierung aus-gerufen hat. Nach Erhebungen des Zentralverbands der Elektroindustrie (ZVEI) sind drei Viertel der Beleuch-tungsanlagen in deutschen Immobi-lien älter als 25 Jahre und nicht sel-ten mangelhaft geplant. Unter Be-rücksichtigung der Tatsache, dass laut ZVEI beispielsweise in einem Bü-rogebäude bis zu 50 Prozent der ver-brauchten elektrischen Energie in die Beleuchtung fließt, wird deutlich, welch enorme Einsparmöglichkeit

und damit CO2-Reduzierung in der Nachrüstung bestehender Anlagen liegt. TRILUX begegnet dieser He-rausforderung durch die „TRILUX Licht Services“. Das neue Service- und Finanzierungsangebot bietet den Kunden ein Rundum-sorglos-Paket: von der Bestandsaufnahme über die Effizienzvergleiche alter gegenüber neuer Beleuchtung bis zu Finanzie-rungsangeboten und der Einbindung von Fördermitteln. TRILUX Licht Ser-vices koordiniert Lichtsanierungs-projekte und bietet den Kunden eine umfangreiche Entlastung vom The-ma Licht. So können sich die Kun-den bei geringem Aufwand in kür-zester Zeit über Einsparungen durch die neue Beleuchtung freuen. Be-sonders die Unterstützung unserer Auftraggeber der öffentlichen Hand bei der Akquisition von Fördermitteln (BMUB-geförderte Sanierung von

Beleuchtungsanlagen) ist ein gutes Beispiel für das umfassende Ser-vice-Paket, durch das TRILUX sei-nen Kunden die Arbeit erleichtert. Von der Bestandserfassung über die Erarbeitung der Anträge bis zur Be-gleitung im Bewilligungsverfahren unterstützt TRILUX umfassend bei der Einbindung von Fördermitteln in die Beleuchtungssanierung. Mitt-lerweile wurden in ganz Deutsch-land viele Hundert Antragsteller von TRILUX begleitet. Einige der bereits umgesetzten Projekte sind als Refe-renzen auf der TRILUX-Website hin-terlegt. Auch im gewerblichen Sek-tor bietet TRILUX den Unternehmen bei der Akquisition von Fördermit-teln Unterstützung an.

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Um die Bedeutung des Lichts als eine elementare Lebensbedingung für Mensch und Natur wieder ins Bewusstsein zu rücken, beschlos-sen die Vereinten Nationen, 2015 zum Jahr des Lichts zu erklären. Themen wie Lichtverschmutzung, die Weiterentwicklung energieeffizienter Lichtquellen oder Einsparpotenziale werden weltweit mit Ausstellungen, Vorträgen und Workshops beglei-tet. Die feierliche Eröffnung fand Ende Januar in Paris statt. Die Bun-desrepublik Deutschland würdigte den Auftakt des „Lichtjahres“ mit der Auslobung eines internationalen Lichtkunstpreises, der am 22. Januar in Berlin im Haus der Berliner Festspiele verliehen wurde. Den ersten Preis gewannen die Kölner Martin Hesselmeier und Andreas Muxel (siehe auch Seite 43).

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Internationales Jahr des Lichtswww.light2015.orgwww.licht2015.org

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Colors of the Wind Way Yokohama, JP

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GwaGwa, eine von Masamichi und Kozue Shimada gegründete Gruppe, entwickelte für die Kunstinstallation „SMART ILLUMINATION YOKO-HAMA 2014“ im Hafengebiet der japanischen Großstadt eine ganz besondere Windleuchte. Sie über-setzt mittels eines Generators und eines Sensors den Weg des Windes in dynamisches Licht und Farbe. 50 dieser Windlichter wurden ent-lang des Hafendamms aufgestellt. Tagsüber produzieren die Flügel der Instal lationen Strom, der in eine Batterie eingespeist wurde. Die auf die Objekte übertragene Energie erzeugte über den micro-controller, den Sensor und die Farb-LEDs, das Licht. Je nach Windstärke strahlten die Leuchten in fünf unterschiedli-chen Farben und ergaben ein faszi-nierendes, nicht von Menschenhand gesteuertes Licht- und Farbenspiel.

Dieses Grundlagenbuch behandelt Vor gänge, die mit der Wahrnehmung von Farbe in Zusammenhang ste-hen. Zuerst werden die physikali-schen Eigenschaften von Licht und Lichtquellen, transparenten und opaken Materialien erläutert, dann die physiologischen und psycholo-gischen Aspekte der Wahrnehmung aufgezeigt. Das Spektrum reicht von der Anatomie des Auges über das Farbensehen des Menschen bis zur Reproduktion von Farben in der Fotografie, im Druck und den digitalen Medien. Anhand von über 700 Fotos, Diagrammen und Schemata werden Erscheinungen aus unterschiedlichen Wissens-gebieten in einen überschaubaren Gesamtzusammenhang gestellt. Dieses Werk bietet Lesern diszipli-nenübergreifend einen kompakten Einblick in die Materie.

Bis heute werden Wohngebiete der 1930er- bis 1960er-Jahre durch die typischen Siedlungshäuser ge-prägt. Die ersten sind für bedürftige, kinderreiche Familien, andere für Fabrikarbeiter entstanden, wieder andere für „Umsiedler“ und nach dem Krieg für Ausgebombte oder Flüchtlinge. Es handelte sich meist um eineinhalbgeschossige, frei ste-hende Einfamilienhäuser auf einer Parzelle, die in gewissem Maße die Selbstversorgung gewährleistensoll te. In die Jahre gekommen, müs-sen viele dieser Häuser saniert oder den heutigen Vorstellungen von zeit-gemäßem Wohnen angepasst wer-den. Die hier beschriebenen Beispiele sollen praxisnahe Anregung und Inspirationsquelle für Renovierung, Umbau und Modernisierung von Siedlungshäusern sein.

Frankfurt in neuem Licht –Luminale 2014Michael ForstErschienen 2014im Societätsverlag160 Seiten, Bildband24,4 x 16,8 cm, broschiertDeutsch€ 12,80 ISBN 978-3-95542-099-4 www.societaets-verlag.de

LESEN

Vom 30. März bis zum 4. April 2014 erstrahlte ganz Frankfurt in neu-em Licht: Die Luminale, das Rah-menprogramm der Weltleitmesse Light+Building, versammelte bil-dende Künstler sowie internationa-le Lichtdesigner, um die Außen- und Innenräume der Mainmetropole in Szene zu setzen. Die Fotos dieses Bildbandes ziehen die Leser in ih-ren Bann. Ihnen wohnt die Kraft inne, Magie zu erzeugen. Außer den Arbeiten der drei Gewinner des Luminale-Fotowettbewerbs sind Bilder der Frankfurter Skyline, des Mains, der Brücken, der Menschen und Plätze zu sehen. Hier kann der Leser Gesehenes wiederentdecken, Illuminationen bestaunen, die ihm entgangen sind, oder sich schon auf die nächste Luminale freuen.

Siedlungshäuser der 1930er bis 1960er Jahre modernisierenJohannes KottjéErschienen 2014bei der Deutschen Verlags-Anstalt144 Seiten, 182 Abbildungen und 45 Grundrisse17 x 24 cm, gebunden Deutsch€ 29,99 ISBN 978-3-421-03908-8www.dva.de

Licht und FarbeMoritz ZwimpferErschienen 2012im Niggli Verlag160 Seiten, 400 Abbildungen 30,5 x 25,5 cm, HalbgewebebandDeutsch€ 70,00ISBN 978-3-7212-0804-7www.niggli.ch

10 | 11 3lux:letters 1 | 2015PUNKT

Mehr als die Hälfte aller weltweit existierenden Gaslaternen säumen Berlins Straßen. Schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts prägen die stummen Zeitzeugen das Bild der heutigen Bundeshauptstadt. Als wichtiges Industriedenkmal könnten die inoffiziellen Wahrzeichen der Stadt zum Weltkulturerbe erklärt werden.Bertold Kujath

GASLICHT ALS WELTKULTURERBE?

Wer sich mit dem Thema Gaslicht befasst, wird manchmal mit der Frage konfrontiert: „Gaslicht, gibt es denn das noch?“ Das Gaslicht auf Berlins Straßen ist ein stiller Wert, der zudem oft erst dann auffällt, wenn er bereits verschwunden ist. Noch heute wohnen Hunderttausende Menschen in gasbeleuchteten Straßen. Bezirke wie Charlottenburg oder Zehlendorf werden noch bis zu 80 Prozent von intakten Gaslaternen illuminiert. Es scheint, als sei das Gaslicht in einer Stadt wie Berlin, die bis vor Kurzem noch über 44 000 Gaslaternen hatte, so selbstverständlich geworden, dass man es kaum noch bewusst wahrnimmt. Und doch: Seit einiger Zeit steigt das Interesse am Gaslicht, wohl nicht zufällig zeitgleich mit den aufkommenden Bestrebungen des Senats, dieses Licht endgültig abzuschaffen. Die in Berlin angebotenen geführten Gaslichttouren erfreuen sich bei in- und ausländischen Gästen, aber auch bei den Einwohnern selbst wachsender Beliebtheit. Sie alle wollen das Berliner Gaslicht sehen. Der oft dagegen vorgebrachte Einwand – Lumen pro Watt – spielt dabei kaum eine Rolle. Es ist viel-mehr die Faszination für eine seit nunmehr knapp 200 Jahren bestehende Lichtkultur, die heute noch die nächtliche deutsche Hauptstadt maßgeblich prägt: diese typische Lichtkultur, ein sich ergänzendes Miteinander aus Gaslicht und Elektrolicht, das im Übrigen nicht viel jünger als das Gaslicht und deshalb auch nicht weniger historisch bedeutsam ist. Das Thema Gaslicht aber macht derzeit im besonderen Maße deutlich, dass

viele Dinge, die als selbstverständlich und alltäglich gelten, nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten, sondern auch in kultureller und ästhetischer Hinsicht zu bewerten sind. Berlin war erst die dritte Stadt überhaupt, in der das damals neue Licht Einzug hielt. Die Technik der serienmäßigen Straßenbeleuchtung mit Gas stammt aus England. 1807 stellte William Murdoch die ersten Gaslaternen in London auf. Es folg-ten Hannover und 1826 erst Berlin, als in der Straße Unter den Linden die ersten sogenannten Camberwell-Leuchten installiert wurden. In ihnen loderte noch eine offene Flamme, zunächst flackernd und nicht wirklich hell. Das änderte sich erst ab 1885, als Carl Auer von Welsbach den Glühstrumpf erfand, ein mit verschiedenen Substanzen getränktes Gazegewebe, das, durch die Gasflamme zum Leuchten gebracht, nun eine gleichmä-ßige und viel höhere Lichtausbeute garantierte. Die in London ansässige Imperial Continental Gas Association (ICGA) belieferte Städte in ganz Europa mit Gas. Berlin bezog fast hundert Jahre lang, bis 1918, sowohl das Gas als auch die Laternenmaste aus England. Noch heute stehen auf Berlins Straßen etwa 2 500 Gaslaternenmasten mit der Inschrift ICGA. Sie sind teil-weise bis zu 150 Jahre alt, ein eindrucksvolles Zeugnis der Langlebigkeit der Gasbeleuchtungstechnik. Längst war Berlin zu einem europäischen Zentrum der Gasversorgungsindustrie avanciert. Die Gasbeleuchtung heute ist ein leuchtendes Zeugnis dieser Epoche. Im 19. Jahrhundert brachte die Gasbeleuchtung

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12 | 13 3lux:letters 1 | 2015PUNKT

Gaslichter in Berlin: Kandelaber aus dem Jahr 1903 mit Schinkelleuchten in der Schloßstraße (vorherige Seite), Reihen-, Aufsatz- und Hängeleuchte

(von links nach rechts).

Anwohnerprotest gegen den Abbau der Gaslaternen (rechte Seite, unten).

große gesellschaftliche Veränderungen mit sich: Sie ermöglich-te längere Öffnungszeiten in den Geschäften und Straßencafés. Die Großstädter konnten nun ihre außerhäuslichen Aktivitäten bis spät in die Nacht ausdehnen. Mit der Verbreitung des Gaslichts entwickelte sich auch die moderne Großstadt mit ihrem Nachtleben, mit Theatern und Restaurants, aber auch mit Betrieben, in denen nun bis spätabends oder nachts gearbeitet werden konnte. Das Gaslicht war einer der Motoren der industriellen Revolution.Auch die verschiedenen Gaslaternenmodelle durchliefen eine lange Geschichte, jede Neuentwicklung bekam eigene verkehrs-technische Aufgaben. 1892 kam mit der Schinkelleuchte das erste der vier Modelle auf, die auch noch heute in Berlin zu finden sind. Das Design der Schinkelleuchte mit ihrem charakteristi-schen gläsernen Aufsatz geht tatsächlich auf frühere Entwürfe von Carl Friedrich Schinkel zurück. Rund 1 200 Exemplare exis-tieren gegenwärtig noch auf Bündelpfeilermasten, als Wandarm oder auch als fünfarmiger Gaskandelaber, wie etwa das Original aus dem Jahre 1903 nahe dem Schloss Charlottenburg. Um 1906 kam mit der Hängeleuchte ein zweites Modell hinzu, das wegen seines höheren Lichtpunktes über der Fahrbahn auch verkehrsreichere Straße beleuchten konnte. Die Hängeleuchte entwickelte sich schnell zu einem wahren Exportschlager, sie wurde sogar bis nach Buenos Aires verkauft. Es folgte in den 1920er-Jahren die wegen ihrer charakteristischen

abgesetzten Silberhaube im Volksmund „Bischofsmütze“ genannte Aufsatzleuchte U7. Sie wurde hauptsächlich für Wohnstraßen konzipiert und ist heute mit 32 000 Exemplaren noch flächendeckend über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Die letzte große Neuentwicklung der Gas-Straßenbeleuchtung war dann die Gas-Reihenleuchte aus den 1950er-Jahren. Diese Entwicklung sicherte der Gasbeleuchtung damals das Überleben im Konkurrenzkampf mit der Elektrobeleuchtung. Auch für Hauptstraßen konzipiert, wurde sie mit bis zu neun in einer Reihe stehenden Glühkörpern ausgestattet. Untypisch für eine Gaslaterne, ist hier der Leuchtkopf an einem Peitschenmast befestigt, weswegen sie eher wie eine Elektrolaterne anmutet. Neben diesen Grundmodellen existieren noch etliche Einzelstücke und Sonderformen. Unabhängig vom Modell werden heute alle Gaslaternen in Berlin von Dämmerungsschaltern gesteuert, viele dieser Schalter laufen sogar mit Solarenergie. Die Zeiten des Gaslaternenanzünders, der häufig noch mit den Laternen in Verbindung gebracht wird, sind lange vorbei.In den letzten zwei Jahren wurden bereits Tausende Gaslaternen durch Elektrolaternen ersetzt, der Abriss läuft auf Hochtouren. Im Jahr 2012 schrieb der Dachverband aller nichtstaatlichen Kulturorganisationen, Europa Nostra, an den damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit einen Appell zum Erhalt der Berliner Gasbeleuchtung. Die Tatsache allein, so Europa Nostra, dass in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg

Bertold Kujath geboren 1959, Dipl.-Ing. (FH) und Dipl.-Inform. (Uni), studierte an der FHTW Berlin sowie der Universität Potsdam und ist heute beruflich im medizinischen Strahlenschutz tätig, 1985 gründete er die Gaslichtinitiative Berlin und ist seit 2010 Erster Vorsitzender des Fördervereins Gaslicht-Kultur e.V. Für sein Engagement für das historische Berlin wurde er 2014 mit der großen Berolina Medaille ausgezeichnet. www.gaslicht-kultur.de

noch Gas-Straßenlaternen in Gebrauch waren, hat für sich betrachtet schon eine herausragende historische Bedeutung. Im Herbst 2013 ging ein Foto einer Berliner Gasleuchte um die Welt, als der World Monuments Fund (WMF) in New York die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung als einzige deutsche Stätte auf die Rote Liste der weltweit am meisten gefährdeten Kulturgüter setzte. Mit dabei waren 66 weitere Kulturstätten, darunter auch die Altstadt von Venedig. Entscheidungsgrund des WMF für die Berliner Gas-Beleuchtung war neben dem his-torischen Wert auch das große öffentliche Interesse. So kommt es immer wieder in Bereichen, in denen Gaslaternen abgerissen werden, zu Protesten der Anwohner. Und auch der britische Welterbeexperte Dr. Peter Burman stellt in seinem Gutachten den außergewöhnlichen Wert und das grundsätzliche Potenzial der Berliner Gas-Straßenbeleuchtung zum Weltkulturerbe fest. Durch ihren nachhaltigen Einfluss auf die gesellschaft-liche Entwicklung Mitte des 19. Jahrhunderts und durch ihre Eigenschaft, als heute noch funktionierendes System ein Beispiel eines herausragenden historischen Technikensembles darzu-stellen, erfüllt die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung gleich zwei der UNESCO-Welterbekriterien. Damit hat sie eine gute Chance, Berlins nächstes Weltkulturerbe zu werden. Entscheidend dafür wird aber sein, ob der Berliner Senat an seinem Abrissvorhaben festhält oder ob er ein Bewusstsein für das erhebliche Potenzial dieses kulturellen Erbes entwickelt.

14 | 15 IMPRESSION 3lux:letters 1 | 2015

Stonehenge, das weltberühmte Kulturerbe in England, gibt den Menschen immer noch Rätsel auf. Was ist geschehen an diesem Ort? Forscher aus aller Welt versuchen seit Jahrhunderten, hier dem Vergangenen nachzuspüren. Was vermögen Analogien und was archäologische Nachweise ans Licht zu bringen? War es ein vorzeitliches Observatorium, eine Art Steinzeitcomputer, um die Mondfinsternis vorauszusagen, fan-den hier Opferrituale statt oder war es der Zauberer Merlin, der diesen Ort als Kultstätte schuf? Was wirklich war, wird vorläufig noch ein Geheimnis bleiben.

VERGANGEN

Foto: ©iStockphoto.com/Chris Hepburn

„Die Tat ist vergangen, die Denkmäler bleiben.“Ovid (43 v.Chr. – 17 n.Chr.), eigentlich Publius Ovidius Naso, römischer Epiker

16 | 17 IMPRESSION 3lux:letters 1 | 2015

VERGÄNGLICHJedes Jahr im Oktober beginnt der Bau des Eishotels im schwedischen Jukkasjärvi, 200 Kilometer nördlich des Polarkreises, aufs Neue. Vor fast 25 Jahren sollten hier erstmals Eisskulpturen japanischer Künstler die Touristen anziehen, heute locken Eisbar und Eistheater robuste Naturen an. Bei -5° C versuchen sich die Reisenden in Schlafsäcken auf Rentierfellen zu wärmen. Ab April folgt das Bauwerk dem Lauf der Jahreszeiten und schmilzt bei steigenden Temperaturen vollständig ab – eine Architektur, die in ihrem Rhythmus der Vergänglichkeit einmalig ist.

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ Hermann Hesse (1877–1962), deutscher Schriftsteller, Dichter, Maler

Foto: Christopher Hauser / Icehotel Jukkasjärvi

18 | 19 3lux:letters 1 | 2015

Was ist Ihnen im Umgang mit Licht am wichtigsten?

NACHGEFRAGT3lux:letters stellt drei renommierten

Licht experten drei Fragen zum Thema

„Licht und Bestand“.

REFLEXION

Pierre WurmbauerArchitekt und LichtplanerArchitektur + Licht, München, DE

Pierre Wurmbauer: ... gutes Licht zu planen. Dabei heißt gutes

Licht weit mehr, als nur ausreichend Lux und Lumen zur

Verfügung zu stellen. Es bedeutet für mich, den vorhandenen

Raumeindruck zu unterstützen und zu steigern, um so Arbeiten,

Wohnen und Loungen möglichst angenehm zu gestalten. Der

Unterschied zwischen Tageslicht- und Kunstlichtplanung liegt

darin, dass die eine Lichtquelle nur in einem bestimmten Rhyth-

mus und in unterschiedlichen Qualitäten vorhanden ist, die ande-

re immer, wenn es gewünscht wird oder erforderlich ist und in

gleichbleibender Qualität. Bei meinen Projekten, die überwie-

gend in der Kunstlichtplanung angesiedelt sind, versuche ich

immer auch eine Verbindung zum Tageslicht herzustellen. Sei es

durch Lichtquellen nahe an Tageslichtöffnungen oder durch

Kunstlicht quellen, die den Eintritt von Tageslicht suggerieren.Fo

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Lichtinstallation in einer ehemaligen Acetylenfabrik bei München

Noemi Barbero ZumalacárreguiLichtplanerin und IngenieurinACXT / Idom, Madrid, ES

Noemi Barbero Zumalacárregui: Ich betrachte Licht als Kunst.

Es kann die visuelle und räumliche Wahrnehmung verändern

und Emotionen erzeugen. Die Fähigkeit, Kunst und Technologie

zu verbinden, ist wesentlich für ein gutes Lichtdesign. Licht ist

Schöpfung, es beginnt als Kunst und wächst als Technologie.

Das bedeutet, dass künstlerische Lichtkonzepte nicht ohne gute

technologische Lösungen möglich sind und umgekehrt. Die

Technologie steht immer im Dienste der Kunst. Sie liefert die

Lösungen für das Lichtprojekt (die künstlerische Ausgestaltung)

und ermöglicht seine Umsetzung. Die Technologie muss im

kreativen Prozess immer berücksichtigt werden, um realisti-

sche Entschei dungen treffen und eine optimale, unaufdringliche

und effiziente Lichtinstallation entwickeln zu können.Fo

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Grab von Ramses IV. im Tal der Könige, nahe Luxor, Ägypten

Gerry HofstetterLichtkünstlerHofstetter Marketing, Zumikon, CH

Gerry Hofstetter: Im Umgang mit Licht ist mir wichtig, dass es

ruhig wirken und eine Botschaft vermitteln soll. Es wird in mei-

ner Arbeit punktuell und temporär eingesetzt. Schließlich soll

das Resultat Freude bereiten oder zum Nach denken anregen.

Greenwich Royal Observatory in London, England

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Worin liegt die größte Herausforderung in der Entwicklung eines Lichtkonzepts für ein Bestands-gebäude?

REFLEXION

Pierre Wurmbauer: Bestandsgebäude bekommen, wenn sie

umgebaut werden, zwei Charaktere, die idealerweise durch die

Arbeit des Planers miteinander verbunden werden. Meine

Aufgabe in der Lichtplanung sehe ich im Suchen und Finden

dieser beiden Charaktere und deren Betonung mittels Licht. Es

geht mir dabei nicht nur um ausreichende Beleuchtung, son-

dern um die Inszenierung dieser beiden Charaktere, also um

Erzeugung von Stimmung, Betonung und Verstärkung des

architektonischen Ausdrucks. Das ist für mich nur durch eine

intensive Auseinandersetzung mit dem Vorher-Nachher des

Gebäudes sowie durch eine enge Zusammenarbeit mit den

zukünftigen Nutzern möglich.

(Un-)sichtbare Zwischenräume zur Berchinale 2010 in Berching

Pierre Wurmbauer,

geboren 1962 in Toronto, befasste sich bereits während seiner

Schreinerlehre mit dem Thema Licht. Nach dem Architekturstudium

an der TU München und der Mitarbeit in verschiedenen Büros wid-

mete er sich verstärkt der Lichtplanung und begann mit dem

Design, der Herstellung und dem Vertrieb eigener Leuchten. Seit

2003 ist er Inhaber eines eigenen Architektur- sowie Lichtplanungs-

büros in München. www.architekturundlicht.de

Pierre Wurmbauer: Reizvoll wäre es, die Eglise Saint Pierre de

Plougasnou im Departement Finistère in Frankreich zu beleuch-

ten. Die Kirche in dem nur 3 000 Einwohner zählenden Ort

stammt aus dem 16. Jahrhundert und liegt als wirkliches

Zentrum am Dorfplatz, eingerahmt von kleinen, maximal zwei-

geschossigen Häusern. Wo einst eine imposante Zeder stand, ist

heute eine freie Fläche, die der Kirche Wirkungsraum gibt. Da

das Dorfzentrum auf einer leichten Anhöhe liegt, wären Teile

der Kirche von Weitem sichtbar. Durch moderne Lichttechnik in

Verbindung mit kleinen Lichtquellen könnte der Charme der

kleinen Kirche auch bei Dunkelheit herausgearbeitet werden,

anstatt die Fassaden nur anzustrahlen. Das Ortszentrum würde

dadurch aufgewertet werden.

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Wenn Sie ein bestehendes Bauwerk neu illuminieren dürften, welches würden Sie wählen und warum?

Luxor-Tempel in Ägypten

Noemi Barbero Zumalacárregui,

die 1977 geborene Ingenieurwissenschaftlerin, ist verantwortlich für

das Lichtdesign bei ACXT/Idom, einem der größten Architektur- und

Ingenieurbüros in Spanien. Außerdem lehrt sie Lichtdesign an der

Polytechnic School of Architecture in Madrid. Zu ihren Arbeiten zählen

Lichtkonzepte für nationale Kulturstätten in Spanien und für die

bedeutendsten archäologischen Stätten Ägyptens, wie die drei Pyra-

miden von Gizeh oder die Pharaonentempel in Luxor. www. acxt.es

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Noemi Barbero Zumalacárregui: Bereits existierende Gebäude

geben dem Designer hinsichtlich der technologischen Lösungen

eine gewisse Richtung vor, wenn die Installation gut in die beste-

hende architektonische Umgebung integriert werden soll.

Andere Möglich keiten, die diese Integration nicht erlauben, wer-

den daher verworfen. Die Situation vor Ort, die Probleme und

der Zustand der Installationen müssen einer gründlichen

Überprüfung unterzogen werden, bevor bestimmte technologi-

sche Lösungen erwogen werden können. Am Anfang steht, wie

bei jedem Lichtprojekt, die kreative Phase. Dabei vergessen wir

jedoch nicht die tatsächlich umsetzbaren, technologischen

Optionen (Lichtsysteme sowie elektrische Installation), die die

Umsetzung unseres Konzepts und dessen Integration in die

existierende Architektur ermöglichen.

Noemi Barbero Zumalacárregui: Es war eine einzigartige

Erfahrung und Ehre für mich, das Beleuchtungskonzept für eini-

ge der bedeutendsten archäologischen Stätten in Ägypten zu

entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel die Tempel der Phara-

onen und die Grabmale im antiken Theben (Luxor) sowie die drei

Pyramiden in Gizeh (Kairo). Für die meisten dieser Tempel gab

es zuvor praktisch kein auf die Architektur abgestimmtes

Lichtkonzept. Gerne würde ich auch für eine andere Stätte des

UNESCO-Weltkulturerbes ein Lichtkonzept entwickeln, wie bei-

spielsweise für „Petra” in Jordanien. Für diesen einmaligen Ort,

der mich außerordentlich beeindruckt hat, würde ich eine ganz

besondere Ausleuchtung für die Nacht entwickeln.

Gerry Hofstetter: Die Herausforderung liegt darin, dass ich

mich mit den Hintergründen und der Umgebung des Gebäudes

sowie des Ortes auseinandersetze und so versuche, die

Beleuchtung angepasst an die Botschaft des Auftraggebers

umzusetzen. Meine Arbeiten währen nur einen Moment und in

dieser begrenzten Zeitspanne gelten andere Faktoren als für

dauerhafte Beleuchtungen.

Kolosseum in Rom, illuminiert zur 150-Jahr-Feier Italiens

Gerry Hofstetter,

geboren 1962 in Aesch bei Birmensdorf, Schweiz, verwandelt

seit 1999 Gebäude, Monumente, Landschaften und Berge mit Licht-

projektionen in temporäre Kunstobjekte. Seit 1995 führt der ehe-

malige Banker eine eigene und international tätige Marketing-,

Event- und Designagentur. Als Inhaber einer eigenen Filmfirma

produziert er seit 2009 außerdem Dokumentationen sowie Kino-,

Image- und Werbefilme. www.hofstetter-marketing.com

Gerry Hofstetter: Glasgebäude würde ich nicht auswählen. Bei

allen anderen Bauwerken wäre ich dabei, weil gerade die Unter-

schiede der Beschaffenheit und des Standorts mein Interesse

wecken. Gebäude wie Schlösser und Kathedralen gefallen mir

sehr. Aber auch Monumente in der Natur an unwirklichen Orten

fordern mich heraus. Und je spannendere Umwelt verhältnisse

wie Wetter, Eisberge, Meer, Kälte oder Hitze dazukommen, desto

mehr blühe ich auf.

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Fotos:Christoph Meinschäfer, Arnsberg, DE

ARCHITEKTUR

Standort:Sprockhövel, DE

Bauherr:Gebr. Taskin Logistics GmbH,

Sprockhövel, DE

Lichtplaner:TRILUX

Leuchten:E-Line LED,

Lichtmanage mentsystem Lightgateplus

Die bestehenden Lichtbänder und Rasterleuchten, bestückt mit T5- und T8-Lampen, wurden demontiert und

durch E-Line LED ersetzt.

In Industrieanlagen oder Gewerbebauten steckt das größte energetische Einspar-potenzial in der technischen Ausstattung. Auch beim Logistikdienstleister Taskin in Sprockhövel, NRW, stellte sich heraus, dass neben Heizungs- und Belüftungsanlage vor allem die Erneuerung der Beleuchtung ein Schlüssel zu Effizienz und Betriebs-kosteneinsparung sein würde.Ulrich Büttner

ENERGIEEFFIZIENT SANIERT

24 | 25 3lux:letters 1 | 2015ARCHITEKTUR

Unkomplizierte Montage: Die Umrüst zeit für sämtliche Hallen des Logistikers betrug nur zwei Wochen.

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Die Investition in eine fortschrittliche Beleuchtung rentiert sich immer, allerdings ist es wichtig, dass von Anfang an eine gute Zusammenarbeit zwischen Energie effizienzberater und Licht-spezialist angestrebt wird, denn individuelle Lichtlösungen sind idealerweise in ein energetisches Gesamtkonzept integriert. Die für das energetische Konzept der Gebr. Taskin Logistics GmbH verantwortliche Firma, die AVU Serviceplus GmbH, kontaktierte für die anstehende Lichtsanierung von letzten Endes rund 4 800 Quadratmetern, verteilt auf vier Lagerhallen, eine Anlie-ferung und ein Büro, den Leuchtenhersteller TRILUX. Dieser hat verschiedene für die Sanierung hervorragend geeignete Systeme im Programm. Wie für dieses Projekt gemacht schien die E-Line LED, denn im Detail genial und sehr praxisorientiert können mit dem Lichtband bestehende T5/T8-Beleuchtungsanlagen unkom-pliziert und vor allem sehr schnell auf hocheffiziente LED-Technik umgerüstet werden. Einschließlich der Demontage der alten Beleuchtungsanlage dauerte es nur zwei Wochen, und die Lagerhallen erstrahlten in neuem Licht. Um die gegebene

Wirtschaftlichkeit weiter zu erhöhen, entschied man sich für die Implementierung des Lichtsteuerungssystems Lightgateplus; eine Präsenzerfassung stellt nun sicher, dass lediglich die benutzten Teilbereiche der Hallen beleuchtet werden. Ein spa -rung und Effizienz lassen sich am überzeugendsten in Zahlen darstellen. Und die sind bei Taskin schon beeindruckend: Dank der LED-Technik reduziert sich der Stromverbrauch von gut 242 000 Kilowattstunden pro Jahr auf nicht einmal 97 000. Die Amortisationszeit beträgt damit kaum zweieinhalb Jahre, wobei die rechnerischen Vorzüge den Zugewinn als Lichtqualität gar nicht berücksichtigen. Bei diesem Projekt kam außerdem ein Service- und Finanzierungsmodell von TRILUX zum Tragen. Die finanzielle Belastung des Kunden wurde dadurch minimiert, und der Übernahme der Gesamtkoordination des Auftrages konnte das TRILUX quasi ein „Rundum-Sorglos -Paket“ anbieten. Im Ergebnis liegen die monatlichen Kosten aus Finanzierung, Energie und Service damit deutlich unter denen der Altanlage, inklusive der qualitativ perfekten Beleuchtung.

ARCHITEKTUR

Mit dem Lichtmanagementsystem Lightgateplus können die Gänge im Hochregallager einzeln angesteuert und beleuchtet werden: Nur dort, wo auch Verkehr ist, leuchtet das Licht.

TECHNIK

Prädestiniert für Sanierungen: Der Austausch einer einzelnen

E-Line-LED-Leuchte ist in weni-ger als einer Minute möglich.

Das Lichtbandsystem E-Line LED bietet bis zu 148 lm/W und empfiehlt sich damit für den Einsatz bei in Gewerbebauten üblichen Abstrahlhöhen. Bei niedrigen Anschaffungs- und Betriebskosten amortisiert sich eine E-Line-LED-Anlage sehr schnell. Ein weiterer Pluspunkt liegt im geringen Montageaufwand insbesondere bei sanierenden Maßnahmen bestehender T5/T8-Beleuchtungs-anlagen: Hier dauert der Austausch einer einzelnen Leuchte nur 45 Sekunden. Die robuste Anbau- oder Pendelleuchte bleibt aufgrund ihrer glatten Oberfläche selbst in stark verschmutzender Umgebung leistungs fähig. Sie ermöglicht kon-trastarmes Licht und ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Außerdem kann der Kunde zwischen Lichtströmen von 4 000 bis 20 000 Lumen wählen. Der Leuchteneinsatz ist ausgelegt für Temperaturen zwischen -15 und +35 °C.

E-Line LED

Lichtstärkeverteilung

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Fotos:Guillaume Guerin, Paris, FR

ARCHITEKTUR

Standort:La Défense, Paris, FR

Bauherr:Tishman Speyer France,

Paris, FR

Architekten:SRA, Pierre-Yves De Bernardi,

Châtillon, FR

Lichtplaner:EGIS, Saint-Quentin-en-Yvelines, FR

Leuchten:Athenik LED

Inviso LED

Der segelförmige Tour Esplanade an dem zentralen Place de la Défense

steht dem 1958 erbauten Centre des nouvelles industries et technologies

direkt gegenüber.

25 Jahre nach seiner Errichtung entsprach die Infrastruktur des Tour Esplanade nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Innerhalb eines Jahres wurde dieses für das Pariser Dienstleistungs- und Bankenviertel La Défense in seiner Formensprache beispielhafte Hochhaus ertüchtigt. Mit seinem besonderen Augenmerk auf flexible Innenraum konzepte und nachhaltigen Ressourcenverbrauch konnte sogar das franzö-sische Ministerium für Ökologie als Mieter gewonnen werden. Stefan Staehle

(LICHT-)PIONIER IN LA DÉFENSE

30 | 31 3lux:letters 1 | 2015ARCHITEKTUR

Teil der Sanierung war die Umrüs-tung der Lichtinstallationen in

allen Fluren und Büros auf zeitge-mäße LED-Technik.

Vom Louvre und den Gärten der Tuilerien aus gesehen, zeichnen sich weit hinter dem Arc de Triomphe die Silhouetten der Hochhäuser von La Défense ab – sichtbares Zeichen dafür, dass sich das wirtschaftliche Herz Frankreichs aus dem Zentrum seiner Hauptstadt an dessen Peripherie verlagert hat. In direkter Nachbarschaft des von Jean Prouvé mitgestalteten Centre des nouvelles industries et technologies (CNIT), des Grande Arche und dem Place de la Défense, in zentraler Lage des Finanz- und Dienstleistungsviertels erhebt sich der von den französischen Architekten Andrault & Parat entworfene Tour Esplanade. Der 36 Etagen hohe Büroturm entstand im Jahre 1990 und damit etwa zur selben Zeit wie die Grande Arche - das abstrakte Äquivalent zum Pariser Triumphbogen. Die zeichenhafte Architektur des Turmes steht stellvertretend für den Übergang von der dritten zur vierten Generation von Bürohochhäusern in La Défense. Seine Bauweise war Vorbild für eine ganze Reihe weiterer Bauten in seiner Umgebung, auch wenn er heute mit einer Höhe von „nur“ 105 Metern von vielen seiner Nachfolger überragt wird. Die nach

Südosten ausgerichtete geschwungene Fassade sorgt im Innern des Gebäudes für natürliche Belichtung und lässt die Blicke der Nutzer in das zehn Kilometer entfernte Zentrum von Paris schweifen. Auf den 53 600 Quadratmeter Geschossfläche des Tour Esplanade finden sich neben Büros und deren Versor-gungseinrichtungen ebenfalls ein Sportzentrum, ein Restaurant, mehrere Konferenzsäle und ein daran angeschlos senes Audito-rium. Ausschlaggebend für die Sanierung waren die Ansprüche an eine zeitgenössische Büroinfrastruktur und das Aufbrechen der starren gebäudeinternen Raum anordnung zugunsten flexi-blerer Bürokonzepte. Neben der Erneuerung der Heizungs- und Klimatechnik legten die Architekten besonderen Wert auf die Umrüstung der gesamten Beleuchtungstechnik auf zeitgemäße LEDs. Der Tour Esplanade ist somit das erste komplett mit LEDs bestückte Gebäude im Quartier: Annähernd 9000 Leuchten der TRILUX-Baureihen Athenik und Inviso arrangierten die Licht planer des Büros EGIS unter der Prämisse, eine möglichst angenehme, ermüdungs freie Arbeits atmosphäre für die Nutzer zu schaffen.

TECHNIK

Klares, reduziertes Design, kombiniert mit weichem Licht:

Die Athenik Ligra Plus LED erleichtert das Arbeiten im

Büro durch ihre angenehme, blendfreie Lichtwirkung.

Die klar und reduziert gestaltete Leuchtenserie Athenik Ligra Plus LED eignet sich besonders für innenarchitektonisch anspruchsvolle Räume. Vor allem dort, wo sich integrierte Lichtsystemlösungen nur schwer oder nur in Teilen umsetzen lassen, spielt sie durch eine flexible und modulare Architektur ihre Stärken aus: Die Aus wahl an Farben und Designs ermöglicht es den Planern, auf bestehende Gestaltungs konzepte zu reagieren und durch die optische und haptische Anmu-tung des Lichtsystems zu unterstreichen oder kontrastreich hervorzuheben. Dabei erfüllen alle Varianten höchste Ansprüche an den Sehkomfort der Nutzer und die Energieeffizienz. Auch unterschiedliche Räume lassen sich mit der Athenik Ligra Plus LED durch individuell anpassbare Ausstrahl charakteristika und drei unterschiedliche Lichtstrompakete optimal und blendfrei beleuchten.

Athenik Ligra Plus LED

Lichtstärkeverteilung

32 | 33 3lux:letters 1 | 2015ARCHITEKTUR

Standort:Nieuwegein, NL

Bauherr:PostNL, Nieuwegein, NL

Lichtplaner:TRILUX

Leuchten:X-Line LED

Deutlich zu erkennen: auf der rech ten Hallenseite ist die

Beleuchtung bereits auf LED umgestellt (rechts).

Detail einer Briefsortier maschine (unten).

Die niederländische Post machte es sich 2014 zur Aufgabe, ihre sechs über das Land verteilten Distributionszentren einer energetischen Überprüfung zu unterzie-hen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Für die in die Jahre gekommene Brief-sortieranlage in Nieuwegein erfolgte daraufhin eine komplette Umstellung der Beleuchtung auf LEDs. Das wesentlich hellere Licht war gleichzeitig Voraussetzung für den Einbau eines neuen Maschinenparks.Cornelia Krause

FIX – UND FERTIG

Fotos:Christoph Meinschäfer, Arnsberg, DE

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Der hochtechnische Maschinen park kann den Menschen nicht komplett

ersetzen (oben).

Aus der erhöhten Warte eines von der Dach konstruktion abgehängten Stegs lässt sich die Halle gut über-

blicken (rechts).

ARCHITEKTUR

36 | 37 3lux:letters 1 | 2015

Ähnlich wie in der Bundesrepublik Deutschland landet auch in den Niederlanden zunächst jeder Brief, jede Postkarte in gleichmäßig über das Land verteilten Sortierzentren, um von dort dann die Reise an den endgültigen Bestimmungsort anzutreten. Die Niederlande verfügen über sechs PostNL-Zentren un-terschiedlicher Größe. Eines davon steht im groß angeleg ten Gewerbegebiet von Nieuwegein in der Provinz Utrecht. Der wichtigste Wirtschaftsfaktor der gut 60 000 Ein wohner zäh len -den Stadt ist denn auch der Dienstleistungs sektor. Die Ende der 1990er-Jahre fertig gestellte Anlage, in unmittel barer Nähe zum Lekkanal gelegen, ist ein pragmatischer Industriebau mit einer klassischen Wellblechverkleidung. Im vorgelagerten Stahlbetonbau werden die bürokratischen Abläufe geregelt. Auf Tageslicht wird in den weitläufigen Abfer tigungs hallen bewusst verzichtet, um eine gleichmäßige Ausleuchtung zu erreichen. Noch bis vor wenigen Monaten sorgten die kon ventionellen T8-Leuchtstoff-röhren von TRILUX rund um die Uhr für eine Beleuch tungsstärke von 300 Lux. Weil neue Maschinen, die helleres Licht erforderten,

angeschafft wurden, stellten die Verantwort lichen den Energieverbrauch auf den Prüfstand, zumal seit der Inbe-triebnahme vor 18 Jahren keine Veränderungen vorgenom men worden waren. Der anfängliche Gedanke, nur die Deckenbereiche über den neuen Maschinen zu sanieren, wurde schnell zugunsten einer neuen Gesamt lichtplanung verworfen. TRILUX hat sich mit dem Geräteträger der X-Line schon früh auf den energetischen Wandel in großen Industrie betrieben eingestellt. Mit ein paar Handgriffen lassen sich die neuen LED-Module problemlos in den vorhandenen Träger integrieren. Für den Bauherrn PostNL liegt der Vorteil auf der Hand: Auf eine komplett neue Elektroinstallation konnte verzichtet werden. Die Umrüstung konnte werkzeuglos bei laufendem Betrieb vorgenommen werden – mit einem überzeugenden Ergebnis. Allein die Beleuchtung für das Distributionszentrum nahm bislang 17 Prozent des Gesamt-energieverbrauchs in Anspruch. Heute spart das Unternehmen 22 Prozent Energie, und das bei einer wesentlich größeren Lichtausbeute von 500 Lux.

ARCHITEKTUR

Parallel verlaufende Industrielicht-bänder sorgen für eine gleichmäßi-ge Ausleuchtung der hohen Halle.

TECHNIK

Anlieferungs- und Bürogebäude des Briefsortierzentrums in Nieuwegein, Niederlande.

Mit dem speziell für Sanierungen neu entwickelten X-Line LED-Einsatz kön-nen bestehende X-Line-T8 werkzeug-

los aufgerüstet werden.

Auch vor der Industrie macht der Sanierungsbedarf nicht halt. Es sind weniger die baulichen Hüllen, die oft noch robust genug sind, als vielmehr der Einzug neuer Technologien, die erhöhte Ansprüche an die Infrastruktur stellen. Schon seit 1993 kann TRILUX mit dem Modell X-Line (heute E-Line) den Bedürfnissen einer hochwertigen Industrieleuchte gerecht werden. Mit der Einführung und schnellen Verbreitung von LEDs hat das Unternehmen rasch auf die Ver-änderung reagiert. Für die bewährten Lichtbänder wurde ein LED-Einsatz entwickelt, der sich mühelos und in kürzester Zeit in den vorhandenen Träger integrieren lässt. Die Umrüstung erfolgt werkzeuglos und kann bei laufendem Betrieb vorge nommen werden. So können Kunden auch Anlagen, die zwischen 1993 und 2000 installiert wurden, von T8-Leuchtmitteln auf LED umstellen.

X-Line LED

Lichtstärkeverteilung

38 | 39 SERVICE 3lux:letters 1 | 2015

PLANER FRAGEN, HERSTELLER ANTWORTENIm Arbeitsalltag eines Planers stellt sich so manche Frage, die oftmals in keinem Handbuch zu finden ist. Antwort geben an dieser Stelle die Experten von TRILUX, die gerne auch noch den einen oder anderen Trick verraten.

Thomas KretzerGeschäftsführerTRILUX Vertrieb GmbH

Wie lässt sich Licht finanzieren?

Die Finanzierung von mobilen Investitionsgütern durch Leasing gehört heutzutage zum Alltag. Weitgehend unbekannt ist dage-gen in vielen Unternehmen, dass auch Licht leasingfähig ist. Doch das Interesse, Beleuch tungsanlagen zu mieten, nimmt stetig zu. Was in den vergangenen Jahren im Bereich der kommunalen Straßen beleuchtung bereits vielfach angewendet wurde, gegebe-nenfalls sogar mit Auslagerung des Betriebs der Anlage an ex-terne Partner, ist zunehmend auch Bestand teil von Licht lösungen in Innenräumen. Gerade hier erreichen energieeffiziente, moder-ne LED-Anlagen erhebliche Einsparungen bei den Stromkosten, die weit über 50 Prozent liegen können. Dadurch werden, je nach Alter des Bestandslichts, Amortisationszeit räume zwischen zwei und vier Jahren erreicht. Es ist sogar möglich, aus den erzielten Einspa rungen die geringen Verbrauchs kosten der LED-Beleuch-tungs anlage sowie die Finanzierung zu bedienen. Die wesentlichen Finanzierungsinstrumente sind Contracting, Leasing und Mietkauf.

ContractingBeim Contracting wird in der Regel der gesamte Betrieb der Anlage an ein externes Unternehmen, den Contractor, überge-ben. Der Kunde kauft nur noch das Licht ein, die Beleuch-tungsanlage selbst bleibt – zunächst – Eigentum des Contrac tors. Dieser trägt auch die kompletten Investitionskosten und über-nimmt im Bereich der Außenbeleuchtung gegebenenfalls auch die Stromversorgung. Eine so weitreichende Leistung kann für die Innenbeleuchtung nur dann funktionieren, wenn das Contracting-Unternehmen auch weitere energetisch relevante Anlagen betreibt, wie beispielsweise Heizung oder Solaranlage. In derartigen Fällen arbeitet TRILUX mit renommierten Partnern zusammen und übernimmt die Verant wortung für den gesamten Leistungsbereich Licht. Soweit ausschließlich die Beleuchtung betroffen ist, bietet TRILUX Contracting-Lösungen auch selbst an. Nach Ablauf der vertraglichen Bindungen geht das Eigentum an der Beleuch tungsanlage in der Regel an den Auftraggeber über.

Nach dem Austausch veralteteter Beleuchtungsanlagen durch moder-ne LED-Technik amortisieren sich die Kosten bereits in vier bis fünf Jahren.

LeasingDie Leasingangebote von TRILUX bieten zusammen mit einem umfangreichen Servicepaket dagegen eher eine Finanzie-rungslösung für Kunden, die ihre Liquidität schonen oder an-derweitig verwenden wollen. Auch hier kommt die erhebliche Energie einsparung der LED-Technik zum Tragen, von der der Kunde bereits ab dem ersten Tag profitiert – und damit lange bevor die Beleuchtungs anlage in sein Eigentum übergeht. Höchste Wirtschaftlichkeit bei gleichzeitiger Entlastung des Kunden ist unsere Kompetenz: Die Kunden können sich so ganz auf ihr Kern geschäft konzentrieren und TRILUX die Betreuung der Beleuch tung überlassen. Die Vertragslauf-zeiten bewegen sich normalerweise zwischen fünf und sieben Jahren und sind somit gut überschaubar. Auch hier geht das Eigentum an der Anlage in der Regel nach Vertragsende auf den Kunden über. Ein weiterer Vorteil ist die bilanzneutrale Gestaltung der gesamten Finanzierung.

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MietkaufBeim Mietkauf ist von vornherein der Eigentumsübergang der Beleuchtungsanlage auf den Kunden geregelt. Der Kunde ent-richtet monatliche Raten und erhält dafür eine moderne Beleuch tung, die automatisch in sein Eigentum übergeht. Da die daraus resultierenden steuerlichen und bilanztechnischen Folgen nicht von allen Kunden gewünscht werden, wird diese Form der Finanzierung selten angewandt.

TRILUX bietet für alle Angebote eine individuelle Beratung an, um ein auf jeden Kunden zugeschnittenes Beleuchtungs- und Finanzierungskonzept liefern zu können.

3lux:letters 1 | 201540 | 41 TRILUX

und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderte Sanierung führte zu erheblichen Energieeinsparungen, reduzierte den CO2-Ausstoß und sorgte für eine ausgewogen-gleichmäßige Beleuchtung der Halle. Der Umbau reduzierte die Zahl der verwendeten Leuchten, darüber hinaus verfügen die neuen LEDs über eine höhere Systemleistung als die bisher verwendeten Leuchtstofflampen. Durch das Lichtmanagementsystem, das auch eine Tageslicht- und Präsenzsteuerung ermöglicht, konn-te die effektive Betriebszeit der Beleuchtung mehr als halbiert werden. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass mit der Inbetriebnahme der neuen Anlage zukünftig 54 Prozent weniger Strom verbraucht werden. Seit der Wiedereröffnung der Turnhalle freuen sich die Kinder über eine modernisierte Sporthalle, die von morgens bis abends optimal beleuchtet ist. Die Schulleitung zieht ein durchweg positives Resümee, da die neue Sporthalle die Grundschule immens aufwertet und durch die Umbaumaßnahme auch die Betriebskosten spürbar gesenkt werden konnten.

Im Westen Schwerins, inmitten der berühmten Seenland schaft, liegt die John-Brinckman-Grundschule. Mehr als 200 Schüler werden hier, in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vor-pommerns, von elf Lehrkräften unterrichtet. Im vergangenen Jahr feierten sie gemeinsam den 200-jährigen Geburtstag des namengebenden niederdeutschen Dichters. Seit 2003 steht an der Europaschule die Völkerverständigung im Fokus der Lehre. Alle Kinder, die hier unterrichtet werden, sollen europäische Kulturen kennenlernen und die Vielfältigkeit der Sitten und Bräuche der verschiedenen Nationen vermittelt bekommen. Neben den Lernwerkstätten, die einen zusätzlichen Raum für gezielte Fördermaßnahmen bieten, gehört eine Sporthalle zum Schulareal. Diese wurde 2014 umfassend saniert. Teil der Umbaumaßnahmen war hier auch die Installation einer neuen Beleuchtungsanlage. Die Verantwortlichen entschie-den sich mit dem Lichtmanagementsystem Lightgateplus sowie der LED-Leuchte Actison für Lösungen von TRILUX. Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau

Durch eine staatlich unterstützte Modernisierungsmaßnahme konnte die Turnhalle der John-Brinckman-Grundschule in Schwerin umfänglich saniert werden. In die-sem Rahmen installierte TRILUX eine neue Beleuchtungstechnik. Gesteuert von einem Lichtmanagementsystem sorgen nun LED-Leuchten für eine ausgewogene Beleuchtung und reduzieren erheblich die Energiekosten.

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Die Kinder der John-Brinckman-Schule freuen sich über ihre modernisierte Sporthalle. In Verbindung mit einem Lichtmanagementsystem garantieren die LED-Leuchten von TRILUX eine erhebliche Energieeinsparung.

42 | 43 3lux:letters 1 | 2015KUNST

Der Lichtkünstler Keith Sonnier ist einer der bedeutendsten Vertreter der Post Mini-mal Art der 1960er-Jahre. Häusler Con -tempo rary im österreichischen Lustenau zeigt seine Werke noch bis zum Herbst.Heidemarie Roth

Mit dem Einbeziehen damals kunstfremder Materialien, wie Neon, Glas, Blei, Fett, Latex, Draht und Aluminium, entstand Ende der 1960er-Jahre ein neuer Skulpturbegriff. Die Auseinandersetzung mit dem sinnlichen und emotionalen Gehalt von Werkstoffen war für Keith Sonnier, Richard Tuttle, Richard Serra oder Eva Hesse von besonderer Bedeutung. Jedoch setzte sich Keith Sonnier von der radikalen Formensprache der Minimalisten ab. Ihm war es wichtig, dass das Kunstwerk nicht nur mit dem gesamten Raum, sondern auch mit dem Betrachter interagiert. So wie im Tempel in Madras, in dem die verblüffend menschlich dargestellten Götter angefasst werden können, soll in seinem Sinne „Kunst benutzt werden“. Wenn er Telefone an seinen Arbeiten anbrachte, wollte er den Besucher in eine aktive Rolle zwingen. Weniger direkt und doch unwiderstehlich sind ganze Lichtraumfolgen, die einen zu verschlingen drohen. Farbige Fassadeninstallationen, wie die am Kunsthaus Bregenz 1999, Lichtgestaltungen öffentlicher Passagen und Plätze oder des 1 000 Meter langen Fußgängerbereichs am Münchner Flughafen sind weitere faszinierende, sinnlich emotio-nale Raumerlebnisse. www.sonnierstudio.com

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Sowohl für sein Werk „Ballroom Chandelier“ (links) als auch für „Ba-O-

Ba Circle Diptych“ (unten) verwendet Keith Sonnier Neon- und Argonröhren.

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PREISWÜRDIGDas 2001 gegründete Museum in den Kühl- und Lagerräumen einer ehemaligen Brauerei konzentriert sich ausschließlich auf Lichtkunst. Noch bis zum 28. Juni 2015 präsentiert die Ausstellung „The Future of Light Art“ die Arbeiten der Gewinnner des ILAA. Der erste Preis ging an das Kölner Künstlerduo Martin Hesselmeier und Andreas Muxel: Mit der Installation „The Weight of Light“ beantworten sie für sich die Frage, wie es aussehen könnte, wenn Licht den Gesetzen der Schwerkraft unterläge. Durch das Dunkel schraubt sich eine meterlange Lichtskulptur, auf deren LED-Bahnen Lichtpunkte schnell bergab rasen. Bergauf werden sie langsamer, kommen sogar zum Stillstand und „rollen“ zurück. Unter dem Titel „Traffic“ kreierte der Zweitplatzierte, der gebür-tige Chilene Ivan Navarro, ein Mobile aus leuchtenden Ampeln. Ihrer gewohnten Funktion beraubt, tauchen sie nun den Raum abwechselnd in rotes, gelbes oder grünes Licht, pendeln frei im Raum und lassen sich durch Berührung in Bewegung setzen. In „Erleuchtung“ von Dirk Vollenbroich werden die Besucher Teil der Ausstellung: Ein Headset misst ihre Hirnströme und setzt die neuronalen Impulse in Licht um. www.lichtkunst-unna.de

Erstmalig verlieh das Zentrum für Interna-tionale Lichtkunst Unna an drei Künstler den International Light Art Award (ILAA).Den Anstoß dazu gab das von der UNESCO ausgerufene Jahr des Lichts 2015.Nathalie Martin

Die preisgekrönten Lichtkunst-Arbeiten „The Weight of Light“ (rechts) und „Traffic“ (oben) können die Besucher zusätzlich zur Daueraus stellung besichtigen.

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Leuchtstoff röhren stehen im Zentrum der Arbeiten von Micha

Jönke, wie in Gargonza (links) oder im gemeinsamen Projekt mit

Pawel Matweew (rechts).

LICHTRAUMDas Werk des noch jungen Künstlers ist immer eigenwillig, re-duziert, der Wahrnehmung von Raum verpflichtet, egal ob es um Architektur oder Kunst geht. Kunstlicht, nicht nur im gebauten Umfeld, hat Micha Jönke schon immer fasziniert. In seinen Licht-installationen in Düsseldorf, Amares in Portugal oder in Gar-gonza, Italien, geht es um eine persönliche Auseinanderset zung mit räumlichen Phänomenen. Die fast 3 Meter hohe, in ei nem Kreis mit einem Durchmesser von über 10 Metern aufgebaute Lichtskulptur entstand während des dreimonatigen Aufenthalts im Castello di Gargonza. Mit dem Gargonza Arts Award wollte der Ideengeber, der Kölner Soloflötist Michael Faust, ein Projekt für junge KünstlerInnen schaffen, das Architektur, Bildende Kunst, Komposition und Literatur einbezieht. In einem toskanischen Burgdorf auf einer Bergspitze, wo das Licht – auch wenn es nicht das berühmte aus Arles ist – einen großen Teil des Reizes dieser Landschaft ausmacht, soll der Frage nachgegangen werden, wie Kunst und Licht im Kopf entstehen. Micha Jönke fand hierauf eine sehr persönliche, auf den Ort bezogene und nicht nur nachts leuchtende, konkrete Antwort. www.michajoenke.de

Micha Ernst Sören Jönke hat eine große Affinität zu interdisziplinären Formen-sprachen. Der Architektur student nimmt den Menschen und sein Verhältnis zum Raum als Ausgangspunkt seiner Werke. Heidemarie Roth

Lichtkunst nicht nur einer Elite zu überlas-sen, sondern allen zugänglich zu machen, ist das Leitmotiv von Jukka Laine, Mitbe-gründer des Valopaja Light Art Collective, einer Lichtkunst-Gruppe aus Helsinki. Nathalie Martin

LICHTWERKSTATT„Lichtkunst zu schaffen ist ein Menschen recht – für jeden. Der kreative Umgang mit Licht kann Kinder in ihrem Entwicklungs-prozess fördern und könnte Menschen therapeutisch begleiten“, so Jukka Laine. Mit ihren Arbeiten und Publikationen erreichen Janne Parvi ainen und Hannu Huhtamo bereits ein größeres Publikum. Markus Lohikoski ist (noch) unbekannter; selbst geis-tig behindert, hat er das Lichtmalen erlernt und lehrt jetzt im Vekkari-Projekt. Jukka Laine arbeitete zunächst in einem Büro für Lichtdesign und kümmerte sich in seiner Freizeit um einen geistig behinderten Mann, was ihm den Blick in die Welt der Sozialarbeit öffnete. Bald organisierte er Licht-Workshops für Autisten, Kinder mit ADHS, visuell beeinträchtigten Menschen oder Senioren mit Gedächtnisschwäche. Diese Erfahrung bringt er bei Valopaja ein, dessen Schwerpunkt heute auf Echtzeit-Lichtmalerei und Lichtkunst-Workshops liegt, mit dem besonderen Fokus auf Randgruppen. Sehr unkonventionell geht es auch beim Myrsky-Projekt zu: Mit Guerrilla Lighting in einem Indoor-Skatepark holen sie Jugendliche dort ab, wo sie gerade sind, und öffnen ihnen den Blick für das Wunder „Licht“. www.valopaja.com

Jugendliche beim Guerrilla Lighting (links oben), Lichtmalerei im

Kindergarten (links unten) oder mit dem Rollstuhl (unten).

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Wahrgenommen wird der GER Mood Sweater als ein leichter,

lässig fallender, verkabelter Pullover mit einem bunt leuchten-

den Kragen. Das Besondere daran ist, dass das Leuchten den

Erregungszustand des Trägers wiedergibt. Es ist eine skurri-

le, wunderliche, verschmitzte Annäherung an neue Kommuni-

kationsformen über die Hülle des menschlichen Körpers

mit der Außenwelt. Als neue Erfindung gilt ein elastischer

Fühler, der GER: Galvanic Extimacy Responder (der galvanische

Empfindungsbeantworter), der Gefühle nach außen trägt. An den

Händen angebrachte Sensoren messen das Erregungsniveau

und übersetzen die Daten in eine bunte Palette von leuchtenden

Farben. Im muldenartig geformten Hochkragen sind LEDs ange-

bracht, die, als Biofeedback, das Innenleben des Trägers in den

Tag oder in die Nacht strahlen. Diese neue Form einer visualisier-

ten Sprache über die Kleidung fasziniert. www.sensoree.com

MIT GEFÜHL Von Heidemarie Roth

KURIOSUM

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Herausgeber:TRILUX GmbH + Co. KGHeidestraßeD–59759 Arnsbergwww.trilux.eu

Redaktion:Vivian Hollmann (TRILUX)Anika Wagner (TRILUX)Thomas Kretzer (TRILUX)Nathalie Martin (GKT)Cornelia Krause (GKT, Leitung)

Verlag:Gesellschaft für Knowhow-Transfer in Architektur und Bauwesen mbHFasanenweg 18D-70771 Leinfelden-EchterdingenVerlagsleitung: Kristina Bachtwww.gkt-publishing.de

Die Zeitschrift und alle in ihr ent hal tenen Beiträge und Ab -bil dun gen sind ur heber recht-lich ge schützt. Für un ver langt ein gesand te Bil der und Ma -nus kripte über nehmen Ver lag und Redak tion kei nerlei Ge -währ. Farb- und Dimen sions -abwei chun gen entsprechen den üblichen Tole ran zen. Farb- und Modell ände run gen vorbehalten. Für die Adress-datenverarbeitung verant-wortliche Stelle: der Verlag.

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QUELLE

IMPRESSUM

HEUER-AMPEL

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Bis 1955 hing diese Heuer-Ampel an der Kreuzung Römerstraße/Kö-nigsbergerstraße in Moers-Asberg.

Ihren Namen verdankt die Ampel ihrem Erfinder Josef Heuer. Das zuge hörige Familienunternehmen Heuer-Hammer war 1893 in Iser-lohn ursprünglich als Huf- und Wa-genschmiede gegründet worden. In der zweiten Firmengeneration, die sich auf feinmechanische Erfindun-gen konzentrierte, entwickelte Jo-sef Heuer 1928/29 dann diese Ver-kehrssteuerungsanlage. Einer der Beweggründe, die Ampel zu entwer-fen, war, seinen beiden farbenblin-den Söhnen eine sichere Teilnahme am Verkehrsgeschehen zu ermög-lichen: Die Wahrnehmung des Zei-gers war ausschlaggebend, die Far-ben nur unterstützend. Dementspre-chend wurde die Signalanlage in der Straßenverkehrsordnung von 1937 als „Zeigerampel“ von der „Lichtam-pel“ abgegrenzt. Auf den vier Seiten-flächen der würfelartigen, von innen beleuchteten Konstruktion mit einer Kantenlänge von bis zu 1,20 Metern waren jeweils zwei rote und grüne gegenüberliegende Kreissegmente abgebildet. Darüber drehte sich ein sogenannter „Durchmesser-Zeiger“ im Uhrzeigersinn. Analog zur Silhou-ette des verkehrsregelnden Schutz-manns bedeutete der vertikale Zei-ger die Freigabe der Fahrtrichtung, stand er horizontal, entsprach das den seitlich ausgestreckten Armen,

also der Sperrung der Fahrtrichtung. In ihrer Blütezeit regelte die Heuer-Ampel auch den Verkehr in den Nie-derlanden, Belgien, Frankreich und Österreich. Doch das wachsende Ver-kehrsaufkommen und die komplexe-ren Straßenknoten stellten Planer und Erfinder vor neue Herausforde-rungen. Anfang der 1950er-Jahre wurde eine neue Generation der Heuer-Ampel entwickelt: der „Po-lyp“, der bis zu sechs Zeiger und da-mit bis zu sechs Knotenpunktzufahr-ten steuern konnte. Aber auch diese Veränderung konnte nicht verhin-dern, dass sich ab Ende der 1950er- Jahre die dreifarbige Lichtsignalam-pel durchsetzte, zu gewichtig waren die Nachteile: die Unwirtschaftlich-keit aufgrund umständlicher War-tung und hoher Herstellungskosten, vor allem aber die Unflexibilität. So konnte die Heuer-Ampel keine ein-zelnen Verkehrsströme regeln, son-dern nur eine gesamte Kreuzungs-zufahrt, auch die Berücksichtigung von Fußgängern und Radfahrern er-schien wegen der Verwechslungsge-fahr mit dem Kfz-Signal zu riskant. Das Jahr 1972 war das offizielle Ende aller Heuer-Ampeln in Deutschland. Die letzte ihrer Art regelte den Ver-kehr an der Kreuzung Lange Straße/Woldemarstraße im nordrhein-west-fälischen Detmold.

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