DOI: 10.1111/j.1610-0387.2011.07847.x Minireview 111

© The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2012/1002 JDDG | 2˙2012 (Band 10)

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Schlüsselwörter• Liposuktion• Dermatologie• Tumeszenz-Lokalanästhesie• Fettverteilungsstörung• ästhetisch

Keywords• liposuction• Dermatology• tumescent local anesthesia• fat disorder• aesthetic

ZusammenfassungDie Liposuktion ist ein fester Bestandteil des operativen Spektrums der Derma-tologie. Dermatologen haben die Liposuktion in Tumeszenz-Lokalanästhesie inKombination mit Mikrokanülen entwickelt, besonders Dermatologen ausDeutschland und Österreich waren an dieser Entwicklung beteiligt. Die Geschichte dieser Entwicklung, interdisziplinäre Aspekte, Stellenwert und Indikationen der Methode sowie die Liposuktion als fester Bestandteil in der-matologischer Ausbildung und Forschung werden dargelegt. Mit dem Ziel der Qualitätssicherung dokumentiert dieses gemeinsame Positionspapier derDeutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie (DGDC) und der ÖsterreichischenGesellschaft für Dermatochirurgie (ÖGDC) wesentliche fachliche Aspekte sowiedie historische Entwicklung der Liposuktion.

SummaryLiposuction is an integral part of the wide range of surgical procedures in der-matology. Dermatologists established tumescent local anesthesia in combina-tion with the use of micro-cannulas; especially dermatologists from Germanyand Austria actively designed and developed these new techniques. In thisposition paper, we discuss the history, various interdisciplinary aspects, the sig-nificance, and the treatment indications for this procedure as well as its rolewithin dermatologic training programs and research. For quality reasons, mem-bers of the Germany Society of Dermatologic Surgery and the Austrian Societyof Dermatologic Surgery discuss several fundamental professional aspects aswell as the historical development of liposuction.

Liposuktion – ein operatives Verfahren in der Dermatologie

Liposuction – a surgical procedure in dermatology

Stefan Rapprich1, Josef Koller2, Gerhard Sattler3, Birgit Wörle3, Boris Sommer4, Falk G. Bechara5, Wolfgang Koenen6, Christian Kunte7, Doris Grablowitz8, Klaus Hoffmann5, Alina Fratila9, Guido Bruning10,Maurizio Podda1, Sanja Schuller-Petrovic11, Syrus Karsai12, Wilfried Schmeller13, Ilka Meier-Vollrath13, Jörg Faulhaber6, Jens Brodersen14, Kornelia Boehler15, Christoph Löser16

(1) Hautklinik des Klinikums Darmstadt GmbH, Darmstadt(2) Universitätsklinik für Dermatologie Salzburg, Salzburg(3) Rosenparkklinik, Darmstadt(4) Praxis Dr. Boris Sommer, Frankfurt(5) Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Ruhr-Universität Bochum, Bochum(6) Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät

Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Mannheim(7) Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, München(8) Medizinisch Ästhetisches Zentrum Wien(9) Jungbrunnen-Klinik Dr. Fratila GmbH, Bonn(10) Krankenhaus Tabea GmbH & Co.KG, Hamburg(11) VENEX-Zentrum, Wien(12) Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald(13) Hanse-Klinik, Lübeck(14) Hautarztpraxis Dr. Jens Brodersen, Berta-Klinik, Hannover(15) Universitätsklinik für Dermatologie Wien, Wien(16) Hautklinik des Klinikums der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH, Hauttumorzentrum, Ludwigshafen

JDDG; 2012 • 10:111–114 Eingereicht: 16.8.2011 | Angenommen: 30.9.2011

EinleitungDie Liposuktion ist ein fester und ge-wachsener Bestandteil des operativenSpektrums der Dermatologie. Dermato-logen haben die Liposuktion in Tumes-zenz-Lokalanästhesie in Kombinationmit Mikrokanülen unter 4 mm ent-wickelt. Diese Technik ist heute die Me-thode der Wahl und zählt seit einigenJahren zu einem der weltweit häufigstenchirurgischen Eingriffe überhaupt. Be-sonders Dermatologen aus Deutschlandund Österreich waren an dieser Entwick-lung maßgeblich beteiligt. Dort wirdheute die Liposuktion an zahlreichenHautkliniken und hautfachärztlichenNiederlassungen angeboten und durch-geführt. Mit dem Ziel der Qualitätssiche-rung dokumentiert dieses gemeinsamePositionspapier der Deutschen Gesell-schaft für Dermatochirurgie (DGDC)und der Österreichischen Gesellschaft fürDermatochirurgie (ÖGDC) wesentlichefachliche Aspekte sowie die historischeEntwicklung der Liposuktion.

Geschichte der Liposuktion in derDermatologie [1–2]Mitte der 1970er Jahre begann durch dieArbeiten von Giorgio und Arpad Fischerdie moderne Geschichte der Liposuk-tion. Meilensteine in der Weiterentwick-lung setzte in der Folge Yves-GerardIllouz aus Paris. Seine Idee der „wet tech-nique“ gab den Anstoß zur Entwicklungder Liposuktion in Tumeszenz-Lokal -anästhesie durch den amerikanischenPharmakologen und Dermatologen Jef-frey Klein [3–5]. Die Einführung der Tumeszenztechnikermöglichte die ambulante Durch-führung auch von größeren Liposuktio-nen. Dermatologen, die als erste dieseneue Operations- und Betäubungstech-nik übernahmen, wurden in der Folge zueiner der treibenden Kräfte bei der Wei-terentwicklung der Liposuktion (Zitataus [2]) [6–9].Das außergewöhnlich niedrige Risiko-profil dieser Liposuktionsmethodekonnte durch eine 1994 von dem Der-matologen C. Willian Hanke durchge-führte Untersuchung bestätigt werden.Er konnte damals schon auf über 15336Patienten verweisen, die durch Dermato-logen mittels Liposuktion behandeltwurden [10]. Auch eine neuere Untersu-chung von Roland Boeni mit 4380 Patienten bestätigt die Sicherheit derMethode [11].

Dermatologen waren von Anfang an derEtablierung der Liposuktion beteiligt.Unter anderem wurde 1983 die Ameri-can Society of Liposuction Surgery gegründet. Zu den 50 Gründungsmit-gliedern gehörten neben plastischenChirurgen auch HNO-Ärzte und 10Dermatologen [12].Gerhard Sattler begann als einer der er-sten deutschen Dermatologen 1989 ander Hautklinik des Klinikums Darm-stadt mit Liposuktionen in Tumeszenz-technik [13–15]. Schon 1985 wurden ander Uniklinik für Dermatologie in Wiendie ersten Liposuktionen von SanjaSchuller-Petrovic sowohl im ästhetischenals auch im kurativen Bereich durchge-führt.Auch weiterhin arbeiten Dermatologenintensiv an der Weiterentwicklung undOptimierung der Methode, wie die kürz-lich publizierte Studie von Augustin et al. [16] zur Wirksamkeit von Lidocainund Prilocain in der Tumeszenz-Lokal -anästhesie belegt.Die Liposuktion wurde einem immergrößer werdenden Interessentenkreisdeutscher und österreichischer Kollegenverschiedenster Fachrichtungen im Rah-men von Kursen und zahlreichen Kon-gressbeiträgen der großen deutschspra-chigen Fachgesellschaften nahegebracht.Zu nennen sind die Jahrestagungen der DDG (Deutsche DermatologischeGesellschaft), ÖGD (Österreichische Gesellschaft für Dermatologie), DGDC,ÖGDC und insbesondere die seit 1992regelmäßig stattfindenden internationa-len Darmstädter OP-Live-Symposien.Durch den hier und im Rahmen zahlrei-cher anderer Veranstaltungen stattfinden-den internationalen Austausch, bestehtfür diese Methode mittlerweile ein hohes,international anerkanntes Niveau.

Interdisziplinäre AspekteDer Austausch wird dabei nicht nur in-nerhalb der Dermatologie, sondern auchbeispielsweise mit der plastischen Chir-urgie gepflegt. Vertreter solcher, ebenfallsam kutanen Fett operativ tätigen Diszi-plinen, sind regelmäßig als Referentenund Teilnehmer beispielsweise beimDarmstädter Live-Symposium vertreten.

IndikationenDie Liposuktion wird derzeit am häufig-sten als ästhetisches Verfahren eingesetzt.Zu den kosmetischen Indikationen zählt die Verbesserung der Körperkontur

(Reiterhose, Doppelkinn, Abdomen etc.)oder die Narbenkorrektur. Hier kann sieeine Einzelmaßnahme darstellen oder inKombination mit Liposhifting, Subzi-sion oder Augmentation eingesetzt wer-den [17].Methoden der Aufbereitung des aspi-rierten Fettgewebes mit unmittelbarerweiteren Verwendung zur Gewebsaug-mentation wurden von Dermatologenentwickelt und wissenschaftlich bearbei-tet [18–19].Dermatologen waren maßgeblich ander Ausweitung des Operationsspek-trums auf nichtkosmetische Indikatio-nen beteiligt. Medizinische Indikatio-nen sind unter anderem das Lipödem[20–22], die benigne symmetrische Lipomatose [23], große Lipome, die Lipodystrophie bei HIV-Patienten(HAART-behandelt) und der Madelung-Hals. Die Anwendung der Liposuktionbei diesen Krankheitsbildern wird vonDermatologen wissenschaftlich unter-sucht und evaluiert. Beispielsweisewurde die Wirksamkeit der Liposuktionbeim Lipödem belegt [21] und Lang-zeitergebnisse untersucht [24]. Bei derArbeit von W. Schmeller et al. [24] han-delt es sich um die bisher größteNachuntersuchung bei diesen Patien-ten. Kein anderes Fachgebiet verfügtüber vergleichbare Daten über derartigeZeiträume bei dieser Erkrankung.Darüber hinaus wurde die Leitlinie zumLipödem von Dermatologen verfasst[25].

Bestandteil der FacharztweiterbildungDermatologieDie Dermatochirurgie ist fester Bestand-teil des Weiterbildungskataloges für denFacharzt für Dermatologie in Deutsch-land und Österreich.Der Katalog umfasst unter anderem dasSpektrum der rekonstruktiven Verfahrenan Haut und kutanem Fettgewebe sowieVerfahren zur Konturverbesserung. Zuletzteren ist die Liposuktion zu zählenund damit im Weiterbildungskatalog abgebildet.Es ist ausdrücklich zu betonen, dass derEinsatz der Liposuktion, wie bei allenanderen dermatochirurgischen Techni-ken, nicht nur in der rein manuellenDurchführung besteht, sondern aus dem Wissen um Anatomie, Indikation,Differenzialdiagnosen, und in Kenntnismöglicher Alternativverfahren erfolgenmuss. Dafür sind Dermatologen nicht

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ausschließlich, aber in besonderemMaße qualifiziert und ausgebildet. Diesgilt auch für die Beherrschung möglicherKomplikationen (z. B. Erysipel, Phleg-mone) und deren korrekter Diagnose-stellung, die nur im dermatologischenFach gelehrt wird.Die Liposuktion ist fester Bestandteildermatologischer Kongresse in Form vonWorkshops, Kursen, Live-OPs und Vor-trägen. Und im Rahmen von Hospitatio-nen in ausgewiesenen Zentren (Klinikenoder Praxen) wird die Durchführung derLiposuktion detailliert vermittelt.Liposuktionen werden regelmäßig inden Hautkliniken (städtisch und univer-sitär) Deutschlands und Österreichsnicht nur in kosmetischer, sondern auchin medizinischer Indikation (siehe oben)durchgeführt.

Qualitätssicherung der Liposuktiondurch DermatologenViele dermatologische Kliniken und Nie-derlassungen in Deutschland und Öster-reich sind zertifiziert. Alle operativenEingriffe einschließlich der Liposuktionunterliegen damit einer Qualitätskon-trolle. Bestandteil der Qualitätskontrolleist die Dokumentation und die Erfassungvon Komplikationen. Eine Studie zurAuswertung und Publikation dieser Daten ist initiiert.

Liposuktion in dermatologischenLehrbüchern und LiteraturDas erste umfassende Lehrbuch zumThema Liposuktion in deutscher Spra-che wurde 2003 von den DermatologenG. Sattler, B. Sommer und C.W. Hankeherausgegeben [2]. Der Liposuktion istin drei Standard-Lehrbüchern für Der-matochirurgie ein Kapitel gewidmet[26–29]. Dermatologen haben ein Cur-riculum zu ästhetischen und plastischenOperationen in der Dermatologie er-stellt, welches in großem Umfang auchdie Liposuktion umfasst [30]. In interna-tionalen dermatochirurgischen Lehr-büchern sind umfangreiche Kapitel überdie Liposuktion enthalten [31, 32]. Diewissenschaftliche Literatur stammt zumGroßteil von Dermatologen. Basierend auf der aktuellen klinischenStudienlage impliziert die evidenzba-sierte Medizin den bewussten undwohlüberlegten Gebrauch der jeweils be-sten Information für Entscheidungen inder Behandlung eines individuellen Pati-enten. Vor diesem Hintergrund ist der

Hautfacharzt zur Indikationsstellungund kritischen Anwendung der Liposuk-tion im besonderen Maße prädestiniert.

ZusammenfassungDermatologen sind als Fachärzte fürHauterkrankungen auch Spezialisten fürdermatologische Prävention undAspekte zur Gesunderhaltung der Hautbei Alterungsprozessen. Dies schließtauch ästhetische Fragestellungen ein. DieDermatologie beansprucht kein Exklusiv -recht für die Durchführung der Lipo-suktion, sondern fördert aktiv den inter-disziplinären Austausch. Die heutigeTechnik der Liposuktion in Tumeszenz-Lokalanästhesie wurde wesentlich vonDermatologen entwickelt. Dermatolo-gen sind aufgrund Ihrer Ausbildung und dem spezifischen Angebot zur Fort- und Weiterbildung in besondererWeise zur Durchführung der Liposuk-tion qualifiziert.

Präsidium der Deutschen Gesellschaftfür Dermatochirurgie (DGDC), www.dgdc.de: Gerhard Sattler, Wolfgang Koenen, Christian Kunte, Falk G. Bechara, Christoph Löser

Präsidium der Österreichischen Gesell-schaft für Dermatochirurgie (DGDC),www.oegdc.at: Josef Koller, KorneliaBöhler, Sebastian Reischle, Werner Saxinger <<<

InteressenkonfliktKeiner.

KorrespondenzanschriftDr. med. Stefan RapprichHautklinikKlinikum DarmstadtHeidelberger Landstraße 379D-64297 DarmstadtTel.: +49-6151-107-4101; 06151-107-9554133 (direkte Durchwahl)Fax: +49-6151-107-4150E-Mail: stefan.rapprich@klinikum-darmstadt.de

Literatur1 Sattler G, Bergfeld D, Sommer B.

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2 Sattler G, Sommer B, Hanke CW (editors). Lehrbuch der Liposuktion.

Thieme-Verlag, Stuttgart, New York,2003.

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5 Klein JA. Tumescent technique for local anesthesia improves safety inlarge-volume liposuction. Plast ReconstrSurg 1993; 92(6): 1085-98; discussion99–100.

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19 Schuller-Petrovic S, Böhler K, SellnerW. Autologous microlipotransplanta-tion treatment of facial atrophy andaging changes. FACE 1993; 2: 13–7.

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22 Rapprich S, Loehnert M, Hagedorn M.Therapy of lipoedema syndrome by liposuction under tumescent local ana-esthesia. Ann Dermatol Venereol 2002;129: 1S711.

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27 Schuller-Petrovic S. Liposuction (Fettab-saugung) in der operativen Dermatolo-gie, Springer-Verlag, Heidelberg, 1988.

28 Kaufmann R, Podda M, Landes E (editors). Dermatologische Operatio-nen, 4. Auflage, Georg Thieme Verlag,Stuttgart, New York, 2011.

29 Sommer B, Bergfeld D. Laser-assistedLiposuction. Raulin C, Karsai S (editors), Springer Heidelberg Dord-recht London New York, 2011.

30 Hoffmann K, Altmeyer P (editors).Ästhetische und plastische Operationenin der Dermatologie, W3L-Verlag,Witten Herdecke, 2007.

31 Robinson JK, Hanke CW, Siegel DM,Fratila A (editors). Surgery of the Skin,2nd ed., Mosby, Oxford, 2010.

32 Rusciani L, Robins P (editors). Text-book of dermatologic Surgery, 1st ed.,Schattauer, Stuttgart, 2008.

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