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Aus dem Institut fur Tierphysiologie und Tierernahrung der Universitat Gottingen. Direktor: Prof. Dr. W. Lenkeit. Mastversuche an Schweinen mit getrocknetem Mol keneiweii3. Von W. Lenkeit und E. Lagneau. Durch die am I. Marz 1937 in Kraft getretene Verordnung der Hauptvereinigung der deutschen Milchwirtschaft ist jeder rnilchwirt- schaftliche Betrieb verpflichtet, fur die vollkommene Verwertung der Spiilmilch und der Molke Sorge zu tragen. In erster Linie kornmt natiir- lich die Zuriickgabe von Frischmolke zur Verfutterung in Frage. Kann die Verwertung der Molke in frischer Form nicht restlos durchgefuhrt werden, so muS sie eingedickt oder schlieSlich getrocknet werden. Durch die Trocknung wird die nicht in frischer oder eingedickter Form zum Verbrauch kommende Molke, die Restrnolke, einer plan- rnaSigen Verwertung zugefiihrt. Die Trocknung ermoglicht nicht allein die Transportmoglichkeit und Lagerfahigkeit, sondern in Form des ge- trockneten ,,MolkeneiweiSes" und der ,,Trockenmolke" (D o m d e y) auch die Schaffung einer Futterreserve, was mehr Beachtung finden sollte. Auch in der menschlichen Ernahrung kann die Trockenmolke ge- eignete Verwendung finden (C a p c h i c k). Die ,,Trockenmolke" enthalt die gesamten Bestandteile der Molke. Hauptbestandteil ist der Milchzucker (45-50 O/o), RoheiweiS ist rund 7,6 O/o enthalten (L e n k e i t und B e c k e r). Urn ein konzentriertes EiweiSfuttermittel zu erhalten, wird aus sauren Molken durch Zusatz von Kalk das Eiweifi ausgefallt, das ,,MolkeneiweiS" (S a u e r , U h 1). Dieses MolkeneiweiS muS frisch schnell verfuttert werden, da es sich sehr leicht verandert (rund 83 old Wasser). Infolgedessen geht man auch hier zu der Trocknung iiber (U h 1). Uber die Verfutterung und die Futterwirkung der frischen und auch eingedickten Molke sind wir heute weitgehend unterrichtet (B ii n g e r , M a j e r). Geringer sind unsere Kenntnisse iiber die Trockenprodukte der Molke. In den folgenden Mastversuchen an Schweinen wurde das von der Molkereigenossenschaft Fulda-Lauterbach hergestellte und g e - t r o c k n e t e M o 1 ken e i w e i I3 gepruft.

Mastversuche an Schweinen mit getrocknetem Molkeneiweiß

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Page 1: Mastversuche an Schweinen mit getrocknetem Molkeneiweiß

Aus dem Institut fur Tierphysiologie und Tierernahrung der Universitat Gottingen.

Direktor: Prof. Dr. W. Lenkeit.

Mastversuche an Schweinen mit getrocknetem Mol keneiweii3.

Von W. L e n k e i t und E. L a g n e a u .

Durch die am I. Marz 1937 in Kraft getretene Verordnung der Hauptvereinigung der deutschen Milchwirtschaft ist jeder rnilchwirt- schaftliche Betrieb verpflichtet, fur die vollkommene Verwertung der Spiilmilch und der Molke Sorge zu tragen. In erster Linie kornmt natiir- lich die Zuriickgabe von Frischmolke zur Verfutterung in Frage. Kann die Verwertung der Molke in frischer Form nicht restlos durchgefuhrt werden, so muS sie eingedickt oder schlieSlich getrocknet werden.

Durch die Trocknung wird die nicht in frischer oder eingedickter Form zum Verbrauch kommende Molke, die Restrnolke, einer plan- rnaSigen Verwertung zugefiihrt. Die Trocknung ermoglicht nicht allein die Transportmoglichkeit und Lagerfahigkeit, sondern in Form des ge- trockneten ,,MolkeneiweiSes" und der ,,Trockenmolke" (D o m d e y) auch die Schaffung einer Futterreserve, was mehr Beachtung finden sollte. Auch in der menschlichen Ernahrung kann die Trockenmolke ge- eignete Verwendung finden (C a p c h i c k).

Die ,,Trockenmolke" enthalt die gesamten Bestandteile der Molke. Hauptbestandteil ist der Milchzucker (45-50 O/o), RoheiweiS ist rund 7,6 O/o enthalten (L e n k e i t und B e c k e r). Urn ein konzentriertes EiweiSfuttermittel zu erhalten, wird aus sauren Molken durch Zusatz von Kalk das Eiweifi ausgefallt, das ,,MolkeneiweiS" (S a u e r , U h 1). Dieses MolkeneiweiS muS frisch schnell verfuttert werden, da es sich sehr leicht verandert (rund 83 old Wasser). Infolgedessen geht man auch hier zu der Trocknung iiber (U h 1).

Uber die Verfutterung und die Futterwirkung der frischen und auch eingedickten Molke sind wir heute weitgehend unterrichtet (B ii n g e r , M a j e r). Geringer sind unsere Kenntnisse iiber die Trockenprodukte der Molke. In den folgenden Mastversuchen an Schweinen wurde das von der Molkereigenossenschaft Fulda-Lauterbach hergestellte und g e - t r o c k n e t e M o 1 k e n e i w e i I3 gepruft.

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28 Lenkeit und Lagneau:

Nach den Stoffwechselversuchen an Schweinen (L e n k e i t , B e c k e r und L a g n e a u) wird das RoheiweiS des MolkeneiweiSes zu 91,10 O/o verdaut, bei Hiihnern (L e n k e i t und B e c k e r) zu 89 O/o.

Durch den zur Darstellung notwendigen Kalkzusatz wird der Asche- gehalt ( 3 1 , q O/o der Trockensubstanz) und der Ca-Gehalt (11,s O/o der Trockensubstanz) sehr hoch, so da0 es zu einem Ca : P-Verhaltnis von 37,3 : I kommt. Im F i s c h m e h l fanden wir demgegenuber das Ca :P-Verhaltnis rund 1,s : I , im p h o s p h o r s a u r e n F u t t e r - k a 1 k rund I : I , was ziemlich den physiologischen Bediirfnissen des Schweines entspricht, und in der W e i z e n k l e i e I : 15,7.

Versuchserg ebnisse. Die Versuche wurden in zwei Mastabteilungen von je 5 Laufer-

schweinen (veredeltes Landschwein) durchgefiihrt. Ahteilung I erhielt MolkeneiweiS, Abteilung I1 zum Vergleich Fischmehl. Die Mast dauerte in beiden Abteilungen 6 ma1 4 Wochen. Urspriinglich sollten, auch zwecks Regulierung des Ca : P-Verhaltnisses, Weizenkleie und Rartoffel- flocken zu gleichen Teilen mit einer geringen Menge Gerstenschrot ge- geben werden. Doch mu0te dies im Verlauf des Versuches eine teilweise Abanderung erfahren, da die Futtermittel nicht fortlaufend rechtzeitig zu beschaffen waren.

Der Gehalt der verwendeten Futtermittel an Roh- und verdaulichen Nahrstoffen ist aus den folgenden Tabellen zu ersehen.

T a b e l l e I .

Trockensubstanzen der Futtermit te l . (Im Mittel der Mastzeit.)

Kartoffelflocken . . . . . . . . . . . . . 8 6 ~ 9 o/o Gedampfte Kartoffeln . . . . . . . . . . . ~ 3 ~ 8 2 Weizenkleie . . . . . . . . . . . . . . 86,11

* 85756 n Gerstenschrot . . . . . . . . . . . . . Maisschrot . . . . . . . . . . . . . . . 86,oo Zuckerschnitzelschrot . . . . . . . . . . . 87,83 MolkeneiweiB. . . . . . . . . . . . . . 86,04 Fischmehl . . . . . . . . . . . . . . . 89,52

T a b e l l e z . Analysen der Futtermit te l . In IOO Teilen Trockensubstanz.

Kartoffeldocken . , Gedampfte Kartoffeln Weizenkleie . . . Gentenschrot . . . Maisschrot . . . . Zuckerschnitzelschrot . Molkeneiweil3 . . . Fischmehl . . . .

Roh- protein

Fett Asche

-- Rohfaser N - freie

htraktstoffe 3rganische Substanz

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Mastversuche an Schweinen mit getrocknetem

Kartoffelflocken . . Gedtimpfte Kartoffeln Weizenkleie . . . Gerstenschrot . . . Maisschrot . . . . Zuckerschnitzelschrot . MolkeneiweiP . . . Fischmehl . . . .

MolkeneiweiB. 29

4:50 1,45

IO,IO

6,20 8,37 -

35,83 65,98

Kartoffelflocken . . . Gedampfte Kartoffeln . Weizenkleie . . . . Gerstenschrot . . . Maisschrot . . . . Zuckerschnitzelschrot . Molkeneiwea , . . Fischmehl . . . .

Ge- Zucker-

schrot

Mais Molken- eiweiP

Gerste schnitzel- Kartoffel- Weizen- flocken Kartoffeln kleie

Vier- woche

kg kg kg kg kg kg kg

T a b e l l e 3. Ve r d a uu n g s k o e f f i z i e n t e n.

- ' 5910 . . 76,o -.

. . 76,o 7 2 ~ 0

. . 73197 39985

. . 84,o 7410

. . 91,IO I 0 0 , O

* * 96725 I o 0 , I O

Rohprotein Fett -

-- - . .

T a b e l l e 4. Ve r dau I ic h e N B hr s tof f e.

Fisch- mehl

kg

Aus der nachstehenden Tab. 5 ist der gesamte Futterverzehr je Tier und Vierwoche zu ersehen.

T a b e l l e 5.

I . . . . 19,10 2 . . . . 19~18 3. . . . 18~17 4. . . . 19,62

6. . . . 7,88 Summe I I03,25

5. . . . 19,30 2778 3733

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30 Lenkeit und Lagneau :

Vier- woche

- Ver-

stoffe Substanz zahl

zu- nahme

Rob- Stickstoff- Orga- Gesamt- Felt faser freie Extrakt- nische nghrstoR wertungs-

Roh- protein

k k k kg kg kg k kg

I . . . . 2 . . . . 3. . . . 4. . . . 5. . . . 6. . . .

0,225 0,037 0,015 0,783 1,060 1,108 356 O,3I1 0,249 0,040 0,016 0,830 1,135 1,187 370 0.321

0,274 0,042 0,016 0,842 1,175 1,229 422 0,291 0,255 0,034 0,029 0,920 1,339 1,282 333 0,385 0,298 0,046 0,040 1,120 1,505 ' 1,564 264 0,592

0,354 0.043 0,049 1.733 2,179 2,235 390 1 0.573

I . . . . 2. . . . 3. . . . 4. . . . 5. * * . 6. . . .

0,211 0,024

0,264 0,032 0,283 0,036 0,291 0,038 0,337 0,033 0,336 0,030

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Mastversuche an Schweinen mit getrocknetem MolkeneiweiB. 31

Der Verbrauch an verdaulichen Nahrstoffen ist in beiden Ab- teilungen nahezu gleich, dagegen zeigen Verwertungszahl und Zunahme erhebliche Abweichungen. Da bei der ,,Gottinger Schnellrnast" mit einer durchschnittlichen Verwertungszahl von 265 gerechnet wird, so kann die Verwertungszahl der Fischmehlgruppe noch durchaus fur giinstig an- gesehen werden, wohingegen diejenige der MolkeneinweiS-Abteilung als weniger giinstig bezeichnet werden mug. Obwohl das Rohprotein des Molkeneiweitles mit ~ I , I O O/o verdaut wurde, gegeniiber dem Fischrnehl mit 96,25 O/o, so scheint doch die Wertigkeit des EiweiSes im Molken- eiweiS, wahrscheinlich durch den TrocknungsprozeS, gelitten zu haben. Zu mindestens miiSten bei der Mast noch hohere MolkeneiweiSgaben wie in vorliegendern Versuch verabreicht werden, urn die Mastwirkung der ublichen EiweiSfuttermittel, wie z. B. Fischmehl, zu erreichen. Das un- giinstige Ca : P-Verhaltnis von 37,s : I kann durch die Zugabe der P- reichen Kleie (Weizenkleie Ca 0,1140/0, P 1,3830/0, Ca : P = I : rg,7) korrigiert werden. Auf IOO g MolkeneiweiS miissen 300. g Weizenkleie gegeben werden, urn das tragbare Verhaltnis Ca : P = 2 : I zu erhalten. Praktisch wird auch eine Beimischung von Fischmehl zum MolkeneiweiS zu empfehlen sein.

Zusammenfassung. Getrocknetes MolkeneiweiS hat als alleiniges EiweiSfutter eine ge-

ringere Futterwirkung als Fischmehl in entsprechenden Gaben. Das ungiinstige Ca : P-Verhaltnis kann durch Kleie korrigiert werden.

schrifttum. Biinger, Molkereizeitung Hildesheim 1938, Nr. 2.

Capstick, E., XI. Milchwirtschaftlicher KongreI3 1937, Bericht Band 11, S. 261. Domdey , W.. Molkereizeitung Hildesheim 1938, Nr. 32. Lenke i t , Becker , M., und Lagneau, E., Zeitschrift fiir Tieredrung und Futtermitlel-

Lenkei t , u. Becker , M., Archiv fiir Gefliigelkunde 12, 159, 1938. Majer, G., XI. Milchwirtschaftlicher KongreI3 1937, Berichte Band II, S. 274. Sauer, H., Ebenda S. 289. Uhl, K., Ebenda S. 297.

kunde 1: 250, 1938.