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Aus dem Institut für Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil – Universitätsklinik Bochum Direktor Professor Dr. med. K.-M. Müller MESOTHELIOME BEI AKADEMIKERN Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum Vorgelegt von Anne Barbara Dernbach aus Koblenz 2001

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Aus dem Institut für Pathologie

an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken

Bergmannsheil – Universitätsklinik Bochum

Direktor Professor Dr. med. K.-M. Müller

MESOTHELIOME BEI AKADEMIKERN

Inaugural-Dissertation

zur

Erlangung des Doktorgrades

einer Hohen Medizinischen Fakultät

der Ruhr-Universität Bochum

Vorgelegt von

Anne Barbara Dernbach

aus Koblenz

2001

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Dekan: Prof. Dr. G. Muhr

Referent: Prof. Dr. K.-M. Müller

Koreferent: Prof. Dr. M. Wilhelm

Tag der mündlichen Prüfung: 29.Juli 2003

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Meinen Eltern gewidmet

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Inhaltsverzeichnis: Seite

I. Kapitel Einleitung 4

I.1 Maligne diffuse Mesotheliome 4

I.2 Anatomie der Pleura 6

I.2.1 Aufbau der beiden Pleurablätter 6

I.2.2 Gefäßversorgung, Nerven und Lymphbahnen 6

I.3 Makroskopische Befunde 8

I.4 TNM-Klassifikation der Mesotheliome 12

I.5 Histologische Befunde 14

I.6 Differentialdiagnose 16

I.7 Prognose 19

I.8 BK 4105 19

I.9 Asbest 20

II. Kapitel Material und Methoden 22

III. Kapitel Fragestellung 24

IV. Kapitel Ergebnisse 25

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IV.1 Standorte der Einsender 25

IV.2 Gesamtkollektiv 26

IV.2.1 Geschlechtsverteilung 26

IV.2.2 Primärlokalisation der Mesotheliome 26

IV.2.3 Altersverteilung zum Zeitpunkt der Erstdiagnose 26

IV.2.4 Altersverteilung zum Zeitpunkt des Todes 27

IV.2.5 Zeitraum zwischen Erstdiagnose und Tod 27

IV.2.6 Berufe 30

IV.2.7 Anamnestisch bekannte Expositionszeiten gegenüber Asbest 30

IV.2.8 Quelle der Asbestbelastung 32

IV.2.9 Latenzzeiten zwischen Asbestexposition und ersten klinischen

Symptomen 34

IV.3 Pathologisch-anatomische Ergebnisse 36

IV.3.1 Wachstumstyp 36

IV.3.2 Lungenstaubanalysen 36

IV.3.3 Plaques 37

IV.3.4 Ergebnisse der Lungenstaubanalysen bezogen auf das Vorhandensein

von Pleuraplaques 37

IV.3.5 Metastasen und Tumorinfiltration 40

IV.4 Ausgewählte kasuistische Daten beziehungsweise Berichte 41

V. Kapitel Diskussion 64

V.1 Problematik 64

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V.2 Gesamtkollektiv 64

V.2.1 Geschlechtsverteilung 64

V.2.2 Primärlokalisation der Mesotheliome 65

V.2.3 Alter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose 65

V.2.4 Alter zum Zeitpunkt des Todes 66

V.2.5 Zeitraum zwischen Erstdiagnose und Tod 66

V.2.6 Berufe 67

V.2.7 Anamnestisch bekannte Expositionszeiten gegenüber Asbest 68

V.2.8 Quelle der Asbestbelastung 68

V.2.9 Latenzzeiten zwischen Asbestexposition und ersten klinischen

Symptomen 69

V.3 Pathologisch-anatomische Ergebnisse 70

V.3.1 Wachstumstyp 70

V.3.2 Lungenstaubanalysen 71

V.3.3 Pleuraplaques 73

V.3.4 Ergebnisse der Lungenstaubanalysen bezogen auf das

Vorhandensein von Pleuraplaques

73

V.3.5 Metastasen und Tumorinfiltration 74

VI. Kapitel Zusammenfassung 76

VII. Kapitel Literaturverzeichnis 80

VIII. Kapitel Anhang 86

IX. Kapitel Danksagung 94

X. Kapitel Lebenslauf 95

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Kapitel I Einleitung

I.1 Maligne diffuse Mesotheliome

Das maligne diffuse Mesotheliom ist ein bösartiger Tumor der serösen Häute. Es leitet sich

von pluripotenten Serosazellen ab, die sich sowohl epithelial als auch mesenchymal

differenzieren können (Brockmann 1990, Müller und Brockmann 1998). In der

sogenannten Normalbevölkerung sind Mesotheliome selten.

Zum ersten Mal beschrieben wurde es 1767 von Joseph Liteaud (Robertson 1924) und

Anfang des letzten Jahrhunderts zum ersten Mal klassifiziert (Klemperer und Rabin 1931):

Man unterschied einen epithelialen, einen fibrösen und einen biphasischen Wachstumstyp.

Die Einteilung gilt bis heute, lediglich die Terminologie ist verändert, heute differenziert

man zwischen epitheloidem, sarkomatoidem und biphasischem Subtyp.

Erst 1960 trat Asbest als wesentlicher ätiologischer Faktor für Mesotheliome in den

Vordergrund, als Wagner und seine Mitarbeiter in ihrer Arbeit ein erhöhtes Auftreten von

malignen Mesotheliomen bei asbestexponierten Minenarbeitern Südafrikas beschrieben

(Wagner et al. 1960).

Angaben über den Anteil der Mesotheliome, die asbestassoziiert sind, schwanken heute

zwischen unter 20% (Neuberger et al. 1982) und 90% (Müller 1997, Neumann et al. 2001

in press).

Die Inzidenz des malignen Mesothelioms in der Normalbevölkerung liegt bei 1:1.000.000

(Craighead 1987), bei asbestexponierten Gruppen steigt die Häufigkeit um ein Vielfaches

an (McDonald und McDonald 1977, Newhouse 1985). Das Mesotheliom könnte also als

„Signaltumor“ einer erhöhten Asbestbelastung angesehen werden (Woitowitz 1987, Sohrab

et al. 2000).

Die Latenzzeit zwischen dem Beginn der erhöhten Asbestexposition und der Erstdiagnose

eines malignen Mesothelioms liegt durchschnittlich bei mehr als 30 Jahren (Woitowitz

1987, Neumann et al. 1999). Entsprechend liegt das mittlere Lebensalter der beruflich

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exponierten Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bei 65 +/- 10 Jahren

(Brockmann 1990, Roggli 1995, Yates et al. 1991).

Bei jüngeren Patienten muss neben der Möglichkeit eines asbest-unabhängigen

Mesothelioms (Fischer 1931) auch an eine erhöhte Asbestexposition im Kindesalter

gedacht werden. Vor allem Mesotheliomerkrankungen bei türkischen Patienten sind

wiederholt auf diese Ursache zurückgeführt worden, da diese in ihrem Heimatland häufig

durch die Nutzung asbesthaltiger Böden umgebungsbedingt exponiert waren (Baris 1981,

Fischer et al. 1996).

Der wesentliche Kausalfaktor für ein malignes Mesotheliom ist jedoch weiterhin die

beruflich bedingte, erhöhte Asbeststaubexposition.

Als Folge des oft extremen Asbesteinsatzes bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts

nimmt die Mesotheliominzidenz in den Industrienationen bisher kontinuierlich zu (Peto et

al. 1999).

Von 1988 bis 1996 stieg die Anzahl der im deutschen Mesotheliomregister erfassten

Mesotheliome jährlich um durchschnittlich 15% (Müller und Fischer 1997).

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I.2 Anatomie der Pleura

I.2.1 Aufbau der beiden Pleurablätter

Bereits bei einem acht Wochen alten Embryo ist eine mesenchymale Pleura ausgebildet.

Später bestehen die viszerale und parietale Pleura aus verschiedenen Schichten.

Die Pleura viszeralis (Pleura pulmonalis) bedeckt die gesamte Lunge außer dem

Lungenhilum. Sie besteht aus einschichtigem Epithel mit untergelagertem Bindegewebe

und einer Bindegewebsmembran, die sich aus elastischen und kollagenen Fasern aufbaut.

Auf diese Schicht folgt eine lockere, gefäßreiche Bindegewebszone mit Arterien, Venen,

Kapillaren und Lymphgefäßen.

Am Lungenhilum schlägt die Pleura viszeralis in die Pleura parietalis um.

Die Pleura parietalis überzieht die Innenfläche des Brustraums und trägt verschiedene

Bezeichnungen. Auf der Innenfläche der Brustraum spricht man von Pleura costalis, sie

liegt der Faszia endothoracica an. Über dem Zwerchfell mit der Faszia phrenicopleuralis

liegt die Pleura diaphragmatica, während die Pleura mediastinalis den mediastinalen

Bindegewebsraum bedeckt. Die Pleura parietalis ist wie die Pleura viszeralis aus einer

einschichtigen Epithelschicht und einer darunterliegenden Bindegewebsschicht aufgebaut.

Beide Pleurablätter sind zu Transsudation und Resorption fähig, wobei die resorptive

Leistung der Pleura parietalis deutlich größer ist.

Das Serosaepithel der einander zugewandten Flächen der beiden Pleurablätter ist mit

Mikrovilli besetzt, die eine Schicht aus Glykokalix tragen. Zusätzlich enthält der

Pleuraspalt zwischen den beiden Pleurablättern einige Milliliter Flüssigkeit. Auf diese

Weise ist ein Aufeinandergleiten der Pleurablätter gewährleistet.

I.2.2 Gefäßversorgung, Nerven und Lymphbahnen

Die Pleura viszeralis wird sowohl von Pulmonal- als auch von Bronchialarterien versorgt.

Die Blutversorgung der Pleura parietalis erfolgt über Intercostal- und Zwerchfellarterien,

im Perikardbereich über die Aorta.

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Die Pleura pulmonalis besitzt im Gegensatz zur Pleura parietalis keine Schmerzfasern,

afferente Fasern stammen wahrscheinlich aus Dehnungsrezeptoren. Die Pleura parietalis

wird sensibel von Intercostalnerven und dem Nervus phrenicus innerviert.

In der bindegewebigen Hauptschicht der Pleura findet man zahlreiche Lymphgefäße, die

letztendlich in interlobuläre Lymphbahnen der Lunge münden .

Lymphstomata im Bereich der Pleura costalis machen einen Abtransport größerer

Moleküle aus dem Pleuraspalt in die Brustwand möglich.

Im kaudalen Anteil der Pleura und im Zwerchfell ist die Anzahl der Stomata und damit

auch die Resorptionsrate am höchsten. Auf diese Weise reichern sich Partikel - wie zum

Beispiel Asbest - in der Regel vermehrt in diesen Abschnitten des Pleuraraums und der

Pleurablätter an.

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I.3 Makroskopische Befunde

Typischerweise infiltrieren pleurale Mesotheliome erst in einem späten Stadium das

Lungengewebe, vorher breitet sich der Tumor in den anatomisch gegebenen oder zum

Beispiel durch eine Biopsie geschaffenen Räumen aus, bevorzugt in basalen Abschnitten

der Pleura (Krismann und Müller 2000).

Anfänglich kleine, multiple Knötchen konfluieren zu zentimeterdicken Tumorplatten, die

oft mantelförmig die Lungen komprimieren. Sie sind grau-weiß und haben eine feste

Konsistenz (Müller 1997 b, Müller und Brockmann 1998).

Erste klinische Zeichen eines pleuralen Mesothelioms sind häufig einseitig persistierende

Thoraxschmerzen und rezidivierende Pleuraergüsse, die sich in 80% aller Fälle bei der

ersten Untersuchung der Patienten finden (Antmann 1993, Sohrab et al. 2000).

Auf diese Weise können Ergusshöhlen im basalen Bereich des Thorax entstehen.

Klinisch selten findet man hingegen Metastasen, lediglich in späten Phasen tritt eine

lymphogene Metastasierung in Leber, Nieren, Nebennieren und Skelettsystem auf.

Pathologisch-anatomisch häufig findet man allerdings eine Lymphangiosis blastomatosa

der ipsilateralen Lunge.

Typischerweise zeigt sich in Obduktionen bei 50-75% der Fälle ein Tumorwachstum auch

auf der kontralateralen Pleura (Brockmann 1990, Müller 1992).

Zweithäufigste Primärlokalisation der Mesotheliome ist das Peritoneum mit einem Anteil

von 5% bis 17% (Brenner et al. 1981, Yates et al. 1991, Neumann et al. 1999).

Erste klinische Zeichen für ein peritoneales Mesotheliom sind oft unspezifische

abdominelle Beschwerden und Aszites.

Man unterscheidet zwei Typen des malignen peritonealen Mesothelioms (Kannerstein und

Churg 1977):

1. den multinodulären Typ mit mehreren millimeter- bis zentimeterdicken

Tumorknoten vor allem in Unterbauch und Omentum majus,

2. den diffusen Typ mit Ausbildung einer zentimeterdicken Tumorplatte, die

umliegende Bauchorgane ummauern kann.

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Epitheloide Mesotheliome imponieren grau-weiß und je nach Hyaluronsäureproduktion

fadenziehend, während sarkomatoide Mesotheliome ebenfalls grau-weiß, aber von der

Konsistenz her eher derb-sehnig und schwartenähnlich erscheinen.

Bei Mesotheliomen sollte grundsätzlich eine mikroskopische Untersuchung erfolgen.

Besonders wichtig ist dies bei Frühformen des Tumors, da eine Unterscheidung der 1-3

Millimeter kleinen Knötchen von granulomatösen Prozessen zum Beispiel bei Tuberkulose

oder Sarkoidose allein vom makroskopischen Aspekt nicht möglich ist.

Findet man bei der Untersuchung hyaline Pleuraplaques, im Röntgenbild zum Beispiel oft

zu erkennen, unterstützt dies in Verbindung mit zunehmender Pleuraverdickung und

entsprechenden klinischen Symptomen den Verdacht auf ein malignes Mesotheliom: in

70% der Fälle sind die Plaques Folge einer chronisch entzündlichen Reaktion auf

Asbestfasern (Krismann und Müller 2000).

Pleuraplaques sind inselartige, oft rippenparallele, knorpelharte Verbreiterungen vor allem

der Pleura parietalis und des Zwerchfellzentrums, eventuell mit Verkalkungen. Die

Oberfläche ist weißlich-gelb und glatt oder fein bis grob gekörnt (Blecklake 1976, Müller

1992, Müller 1997 b).

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Abbildung 1: CT-gerechte horizontale Schnittfläche der rechten Lunge. Ummauerung und Kompression des Lungenparenchyms von knotig-konfluierendem Tumorgewebe eines biphasischen Mesothelioms. Männlicher Patient, 71 Jahre, Bergmann, 20-100 Asbest- körper pro ccm Lungengewebe (S-153/00, Obduktionspräparat) Abbildung 2: CT-gerechte horizontale Schnittfläche der linken Lunge. Lungengewebe eingescheidet von sarkomatoidem Mesotheliom. Männlicher Patient, 68 Jahre, Bergmann, 600-900 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe (S-320/00, Obduktionspräparat)

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Abbildung 3: Laterale Ansicht der rechten Thoraxhälfte mit landkartenartig konfluierenden

hyalinen Pleuraplaques, rippenparalleles Wachstum. Männlicher Patient, 71 Jahre,

Isolierer, 70-170 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe in der Lungenstaubanalyse

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I.4 TNM–Klassifikation der Mesotheliome

T1a: ipsilaterale parietale Pleura mit T1b: ipsilaterale parietale Pleura mit mediastinaler und diaphragmatischer mediastinaler und diaphragmatischer Pleura Pleura, einzelne Tumorherde auf der viszeralen Pleura

T2: Tumorbefall aller ipsilateralen T3: Tumor lokal fortgeschritten,Beteiligung Oberflächen mit Beteiligung von Zwerchfell und/oder ipsilateralem

von thorakaler Faszie und/oder mediastina- lem Fettgewebe und/oder Perikard und/oder

Lungengewebe ipsilateraler Brustwand

T4: Tumor lokal fortgeschritten. Tumorbefall aller ipsilateralen Oberflächen mit zusätzlicher Ausbreitung des Tumors in der Brustwand, durch das Zwerchfell in das Peritoneum, in die kontralaterale Pleura, in ein oder mehrere mediastinale Organe, direkte Ausbreitung des Tumors in die Wirbelsäule

Abbildung 4: Schematische Darstellung der Ausbreitung des Mesothelioms (Abbildungen: Theile)

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N = Lymphknoten

N0: keine regionären Lymphknoten befallen

N1: Lymphknotenmetastasen in ipsilateralen, peribronchialen und/oder ipsilateralen

Hiluslymphknoten (einschließlich Befall durch direkte Ausbreitung des Primärtumors)

N2: Metastasen in ipsilateralen, mediastinalen und/oder subkarinalen Lymphknoten

N3: Metastasen in kontralateralen mediastinalen, kontralateralen Hilus-, ipsi- oder

kontralateralen Skalenus- oder supraklavikulären Lymphknoten

M = Fernmetastasen

M0: keine Fernmetastasen

M1: Fernmetastasen

Tabelle 1: Stadieneinteilung des malignen Pleuramesothelioms in Anlehnung an die

UICC (Union internationale contre le cancer) / AJCC (American Joint

Committee on Cancer) 1997

Stadium IA T1a N0 M0 Stadium IB T1b N0 M0 Stadium II T2 N0 M0 Stadium III T1, T2

T1, T2 T3

N1 N2 N0-2

M0 M0 M0

Stadium IV T4 T1-4 T1-4

N0 N3 N0-3

M0 M0 M1

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I.5 Histologische Befunde

Wie bereits erwähnt, unterscheidet man nach der WHO-Klassifikation von 1999 drei

Wachstumstypen des malignen Mesothelioms:

Der epitheloide Subtyp zeigt tubuläre, papilläre und zystische Strukturen in einem teils

myxoiden Stroma.

Beim sarkomatoiden Typ fällt vor allem die Faserproduktion der spindelförmigen Zellen

auf. Eventuell findet man Abschnitte mit muskulärer, knorpelähnlicher oder knöcherner

Differenzierung.

In Geweben des biphasischen Wachtumstyps findet man beide Differenzierungen in

unterschiedlicher Ausprägung.

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a) b) c)

Abbildung 5: Histologie der drei Wachstumstypen, Mikrofotogramme

a) epitheloider Subtyp (Obj. 20)

b) sarkomatoider Subtyp (Obj. 20)

c) biphasischer Subtyp (Obj. 20)

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I.6 Differentialdiagnose

Trotz histochemischer und immunhistochemischer Untersuchungsmöglichkeiten kann die

Unterscheidung zwischen malignen Mesotheliomen und anderen gut- oder bösartigen

Pleuraveränderungen schwierig sein.

Metastasen im Bereich von Pleura und Peritoneum sind wesentlich häufiger als primäre

Mesotheliome.

Die für die Mesotheliome charakteristischen Wachstumsarten werden von anderen

Tumoren häufig imitiert (Harwood et al. 1976, Brockmann 1990, Müller 1997).

Ein pseudomesotheliomatöses Wachstum findet sich auch bei entzündlichen

Pleuraveränderungen (Brockmann et al. 1990 a).

Der vielfach nur geringe Probenumfang bioptisch entnommenen Gewebes macht die

Abgrenzung zur Pleurakarzinose bösartiger Lungentumoren oft unmöglich (Müller 1997).

In bis zu 15% der Fälle kann zwischen Metastasen eines Adenokarzinoms und einem

Mesotheliom nicht differenziert werden (Sohrab et al. 2000).

Das Europäische Mesotheliompanel unterscheidet zwischen fünf Kategorien diagnostischer

Sicherheiten zur Abgrenzung primärer und sekundärer Pleuratumoren (Jones et al. 1985):

Mesotheliom A: Sicheres Mesotheliom. Kein Zweifel an der histologischen Diagnose.

Mesotheliom B: Wahrscheinliches Mesotheliom. Die Zurückhaltung kann ihre Begründung

in der mangelhaften Gewebsgröße, der schlechten Qualität und der

mangelhaften Differenzierung finden, oder das Fehlen gewisser

histologischer Details kann zu leichten Zweifeln Anlass geben.

Mesotheliom C: Mögliches Mesotheliom. Die Diagnose kann nicht abgelehnt werden, aber

es fehlen ausreichende Hinweise für eine positive Diagnose.

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Mesotheliom D: Wahrscheinlich kein Mesotheliom. Die Diagnose ist zwar

unwahrscheinlich, kann aber nicht absolut von der Hand gewiesen werden.

Mesotheliom E: Sicher kein Mesotheliom. Die konkrete Diagnose eines anderen Tumors

sollte angegeben werden.

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a) b)

Abbildung 6: Histologie eines epitheloiden Mesothelioms im Vergleich mit der Histologie

einer Pleurakarzinose bei Adenokarzinom der Lunge, Mikrofotogramme

a) epitheloides Mesotheliom (Obj. 20)

b) Pleurakarzinose bei Adenokarzinom (Obj. 20)

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I.7 Prognose

Obwohl es sich bei malignen Mesotheliomen um relativ langsam wachsende Tumoren

handelt, ist die Prognose schlecht. Dies liegt wohl daran, dass erste klinische Zeichen und

damit die Diagnose erst in fortgeschrittenen Tumorstadien auftreten (Müller und

Brockmann 1998, von Bülzingslöwen 1999).

Die mittlere/mediane Überlebenszeit vom Zeitpunkt der Diagnose liegt bei neun bis 19

Monaten (Brockmann et al. 1991, Sugarbaker et al. 1999). Allerdings werden auch deutlich

längere Verläufe von über 12 oder sogar 19 Jahren beschrieben (Bischoff et al. 2000,

Neumann et al. 2001).

Die 5-Jahres-Überlebensrate wird mit 3% bis 15% angegeben (Adams et al. 1986,

Sugarbaker et al. 1999).

I.8 BK 4105

Seit dem 1. Januar 1977 wird das durch Asbest verursachte Mesotheliom des Rippenfells

und des Bauchfells als Berufskrankheit 4105 entschädigt, 1983 wurde das Mesotheliom des

Perikards hinzugefügt.

Voraussetzungen für die Anerkennung sind (Auszug aus der Berufskrankheitenverordnung

1997):

- eine arbeitsmedizinisch als Einwirkung zu wertende Art und Dauer der

Asbeststaubexposition am Arbeitsplatz in Verbindung mit einer angemessenen

Latenzzeit oder

- entsprechende staubmesstechnische Informationen oder

- röntgenologisch typische Zeichen umschriebener hyaliner oder verkalkter

Pleuraplaques oder

- pathologisch-anatomisch – neben dem Mesotheliom – ein wesentlich erhöhter

Anteil nadelförmiger Partikel im Lungenstaub

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I.9 Asbest

Aus dem Merkblatt zur BK Nr. 4103: Asbeststaublungenerkrankung / Merkblatt für die

ärztliche Untersuchung (Bek. d. BMA v. 1. Juni 1988, BArbBl. 7-8 / 1988 S. 122) :

„Asbest ist ein Sammelbegriff für zwei Gruppen faserförmiger silikatischer Mineralien: die

Serpentinasbeste und Amphibolasbeste. Als Arbeitsstoff kommt meist der Chrysotil

(Weißasbest), ein Magnesiumsilikat mit geringem Eisenanteil aus der Gruppe der

Schichtsilikate vor. Auf Chrysotil als wichtigsten Serpentinasbest entfallen etwa 90% aller

in der Welt gewonnenen und industriell verarbeiteten Asbeste.

Die Gruppe der Amphibolasbeste hat einen Anteil von unter 10% am Asbestweltverbrauch.

Hierzu gehören das Natriumeisensilikat Krokydolith, der sogenannte Blauasbest, ferner das

Magnesiumeisensilikat Amosit, der sog. Braunasbest, sowie der Anthophyllit. In der

Bundesrepublik Deutschland, das Importland für Asbest ist, werden bzw. wurden aus

Rohasbest zahlreiche Produkte hergestellt. Beispielhaft aufgeführt seien die

Asbestzementindustrie, ..., die Asbestpapier-, -pappen-, -dichtungs- und -filter-

industrie, ...und die Asbestkunststoffindustrie.“

Seit 1980 bestehen in Deutschland Vorschriften für die Kennzeichnung von asbesthaltigen

Materialien, bis auf wenige Ausnahmen sind Herstellung und Verwendung dieser Stoffe

verboten (BK-Report 1/97).

Wichtige Gefahrenquellen für das Einatmen von Asbeststaub sind zum Beispiel:

- Asbestaufbereitung

- Isolierarbeiten

- Herstellung und Bearbeitung von Asbestzementprodukten

- Sägen, Bohren, Schleifen usw. von asbesthaltigen Materialien im Baustoffhandel

oder Bauhandwerk

- Herstellung und Bearbeitung von Reibbelägen

- Außerdem können verschiedene Materialien wie zum Beispiel Speckstein (Talkum)

geringe Asbestbestandteile enthalten

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Neben den beruflichen Expositionen gegenüber Asbest muss auch ein außerberuflicher

Kontakt erwähnt werden, zum Beispiel durch erhöhte Umgebungsexpositionen über

asbestverarbeitende Industrien nahe der Wohnung, Verwitterung asbestverkleideter

Gebäude oder natürliche Asbestvorkommen im Boden, die in Deutschland allerdings keine

Bedeutung haben.

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Kapitel II Material und Methoden

Im Deutschen Mesotheliomregister mit insgesamt 4455 gesicherten Mesotheliomen A

beziehungsweise B in den Jahren 1987 bis 2000 sind im selben Zeitraum 72 Patienten mit

akademischer Ausbildung erfasst.

Dieses Kollektiv wurde anhand der im Deutschen Mesotheliomregister zur Verfügung

stehenden Angaben auf seine Asbestexposition überprüft. Die Diagnosen sind durch

histologische, histochemische und immunhistochemische Untersuchungen gesichert.

Die histomorphologische Untersuchung der Schnitte erfolgte nach Hämatoxilin-Eosin-

Färbung (HE) oder Elastica van Gieson- Färbung (EvG).

Für die histochemische Beurteilung des Untersuchungsgutes wurde eine Eisenreaktion,

eine PAS-Reaktion (p-Aminosalicylsäure) nach Diastase-Vorbehandlung oder eine

Alcianblau-Reaktion nach Hyaluronidase-Vorbehandlung durchgeführt.

Immunhistochemische Marker waren Antigene oder Antikörper gegen Zytokeratin,

Vimentin, Calretinin, BMA 120 (endothelial human antigen), CD 15 (cluster of

differenciation), TTF-1 (thyroid transcription factor), HEA.

Der Nachweis von Asbestkörpern in der Lunge erfolgt mit der Lungenstaubanalyse (LSA).

Bei diesem Verfahren werden Gewebewürfel tumorfreien Lungengewebes von 1 cm

Kantenlänge angefertigt. Diese werden zerkleinert, mit Natriumhypochlorid (NaOCl)

verascht, wobei sich das Lungengewebe auflöst, die Asbestkörper aber erhalten bleiben.

Nach Verdünnung mit destilliertem Wasser werden die Proben über Zellulosenitratfiltern

filtriert und bei 200- bis 400-facher Vergrößerung mikroskopisch untersucht. Die

Asbestkörper werden ausgezählt und auf 1 ccm hochgerechnet.

Bei Personen, die definitiv keiner beruflich erhöhten Asbestbelastung ausgesetzt waren,

findet man durchschnittlich 9 +/- 13 Asbestkörper pro ccm. Ab einer Konzentration von

mehr als 22 Asbestkörpern geht man von einer vergleichsweise vermehrten

Asbestbelastung der Lungen aus. Staubanalytische Grenzwerte für die Entwicklung der

einzelnen asbest-assoziierten Krankheiten wie zum Beispiel dem malignen Mesotheliom

oder einer Asbestose sind nicht festzulegen (Müller 1997).

22

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Sofern vorhanden wurden folgende Parameter berücksichtigt:

- Patientenbezogene Daten: Geschlecht, Alter bei Diagnosestellung, gegebenenfalls

Alter zum Todeszeitpunkt und Zeitraum zwischen Erstdiagnose und Todeszeitpunkt

- Pathologisch-anatomische Befunde: Mesotheliomsubtyp, asbest-assoziierte Lungen-

und Pleuraveränderungen, staubanalytische Daten

- Berufsanamnese: berufliche Tätigkeit, Dauer der beruflichen Asbestexposition,

Alter bei Expositionsbeginn

- Angaben zu außerberuflichen Expositionen: Freizeitbereich, Wohnbereich

- Latenzzeiten

Da nicht in allen Fällen komplette Datensätze verfügbar sind, können bei den

verschiedenen Auswertungen nicht immer die Daten aller 72 Patienten berücksichtigt

werden.

23

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Kapitel III Fragestellung

Bei einer Reihe von Berufen wie zum Beispiel Schweißern oder Isolierern kann aufgrund

der üblicherweise durchgeführten Tätigkeiten und den verwendeten Materialien auf eine

erhöhte Asbestbelastung zurückgeschlossen werden.

Bei entsprechenden klinischen Beschwerden und typischer Berufsanamnese liegt die

Vermutung nahe, dass der Patient ein Mesotheliom hat.

Selten hingegen findet man Mesotheliome bei Personengruppen, die üblicherweise nicht

beruflich asbestexponiert sind, zum Beispiel bei Personen mit akademischen Berufen wie

Juristen oder Lehrern. Im Deutschen Mesotheliomregister sind zwischen 1987 und 2000 72

Akademiker mit Mesotheliomen bekannt geworden.

Folgende Fragen sollen in dieser Arbeit untersucht werden:

1) Sind die Asbestexpositionen der Akademiker in diesem Kollektiv als berufliche

Belastung einzustufen oder findet sich die Quelle außerberuflich, zum Beispiel in

der Freizeit oder bei Aushilfsarbeiten während des Studiums?

2) Sind Beginn beziehungsweise Verlauf der Erkrankung bei Akademikern

vergleichbar mit den bekannten Verläufen bei anderen Berufen oder ergeben sich

aus der längeren Ausbildungszeit, dem damit einhergehenden späteren

Arbeitsbeginn und dem eventuell geringeren direkten Asbestkontakt Unterschiede

im Krankheitsbild?

3) Wie hoch ist die Asbestbelastung des Kollektivs?

24

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Kapitel IV Ergebnisse

IV.1. Standorte der Einsender

Abbildung 7: Überblick der Institute der Einsender.

Jede blaue Markierung steht für einen eingesandten Fall (n=66).

25

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Bei der Betrachtung der Landkarte findet man eine Häufung der eingesandten Fälle in

Industrie- und Küstengebieten wie dem Ruhrgebiet (v.a. Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie,

chemische Industrie), der Region rund um Stuttgart (chemische Industrie, Fahrzeugbau,

Elektroindustrie) und der Nord- und Ostseeküste bei Bremen und Hamburg (Schiffbau,

Eisen- und Stahlerzeugung, chemische Industrie).

Bei der Beurteilung muss allerdings berücksichtigt werden, dass gerade in diesen Gebieten

Pathologen und Chirurgen praktizieren, die mit Mesotheliomen häufiger Kontakt haben

und so ein „Sammlereffekt“ dieser Spezialisten auftritt. Auch die Tatsache, dass einige der

Akademiker Hochschulprofessoren waren und in den entsprechenden Universitätsstädten

behandelt wurden, führt zu einer Häufung der Fälle in Großstädten und den entsprechenden

Industiezentren.

IV.2 Gesamtkollektiv

IV.2.1 Geschlechtsverteilung

Das in dieser Arbeit untersuchte Kollektiv von Akademikern mit Mesotheliomen (n=72)

besteht aus 71 Männern und einer Frau.

IV.2.2 Primärlokalisation des Mesothelioms

68 von 72 Patienten (94,4%) hatten ein Pleuramesotheliom, vier männliche Patienten

(5,6%) hatten ein peritoneales Mesotheliom.

IV.2.3 Altersverteilung zum Zeitpunkt der Erstdiagnose

Hier konnten 53 Angaben berücksichtigt werden (das entspricht 74% des Gesamt-

kollektivs).

32 der 53 Patienten (60,4%) waren zum Zeitpunkt der Diagnosestellung zwischen 50 und

65 Jahre alt. Keiner war jünger als 35 oder älter als 79 Jahre.

Das Durchschnittsalter für 50 Patienten liegt bei 59,1 Jahren, bei drei Patienten ist das

genaue Alter nicht bekannt. In den Häufigkeitsverteilungen in Abhängigkeit von den

klassierten Altersdaten (s. Abb. 8) sind die Daten aller 53 Patienten verwertbar.

26

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

IV.2.4 Altersverteilung zum Zeitpunkt des Todes

Von 38 Fällen (53% des Gesamtkollektivs) sind Angaben zum Sterbedatum vorhanden.

Dieses Kollektiv von 38 Patienten wurde im Schnitt 63,2 Jahre alt, wobei bei der

Errechnung nur 37 Daten berücksichtigt werden konnten, da bei einem Patienten das

genaue Alter zum Todeszeitpunkt nicht bekannt ist.

Der jüngste Patient starb mit 35 Jahren, der älteste mit 88. 20 Patienten (52,6%) starben

zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr, fünf (13,2%) zwischen dem 65. und 70. Lebensjahr,

neun (23,7%) im Rahmen der normalen Lebenserwartung zwischen 76 und 88 Jahren. (s.

Abbildung 9)

IV.2.5 Zeitraum zwischen Erstdiagnose und Tod

Es liegen 21 Angaben vor (29,2% des Gesamtkollektivs):

Die Überlebenszeiten schwanken zwischen einem und 35 Monaten vom Tag der

Erstdiagnose bis zum Tod, wobei elf (52,4%) der 21 Patienten in den ersten sechs Monaten

nach Diagnosestellung verstorben sind, weitere sieben (33,3%) überlebten maximal 18

Monate. Drei Patienten (14,3%) überlebten länger als anderthalb Jahre: 23, 26 und 35

Monate. Sie heben den Durchschnitt auf 10,2 Monate. (s. Abbildung 10)

27

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Abbildung 8: Absolute Häufigkeiten des Alters zum Zeitpunkt der Erstdiagnose in

Abhängigkeit der klassierten Altersgruppen (n=53)

0

1

23

4

5

6

7

8

Anz

ahl (

n)

31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 61-65 66-70 71-75 76-80 81-85 86-90

Alter der Patienten (Jahre)

Altersverteilung zum Zeitpunkt des Todes

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Anz

ahl (

n)

31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 61-65 66-70 71-75 76-80 81-85 86-90

Alter der Patienten (Jahre)

Altersverteilung zum Zeitpunkt der Erstdiagnose

Abbildung 9: Absolute Häufigkeiten der Altersverteilung zum Zeitpunkt des Todes in

Abhängigkeit der unterschiedlichen Altersgruppen (n=38)

28

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%R

elat

ive

Häu

figke

it

0 bis 6 7 bis 12 13 bis 18 19 bis 24 25 bis 30 31 bis 36

Zeit (Monate)

Zeitraum zwischen Erstdiagnose und Tod

Abbildung 10: Relative Häufigkeiten der Überlebenszeiten zwischen Erstdiagnose

und Tod (n=21)

29

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IV.2.6 Berufe

Die Berufe von 68 Patienten (dies entspricht 94,4% des Gesamtkollektivs) sind

folgendermaßen verteilt:

40 der 68 Patienten waren Ingenieure (58,8%), fünf Architekten (7,4%), sechs Ärzte

(8,8%), sieben Lehrer (10,3%), drei Juristen (4,4%), drei Chemiker (4,4%) und jeweils

einer Physiker, Apotheker, Psychologe oder Redakteur (je 1,5%). (s. Abbildung 11)

Unter den Ingenieuren waren sechs Schiffsbauingenieure, fünf Maschinenbauingenieure,

vier Elektroingenieure, drei Bauingenieure und ein Kraftwerksingenieur. Von den anderen

21 Ingenieuren sind keine genaueren Sparten bekannt.

Von vier weiteren Patienten ist der Beruf nicht bekannt, aber die Doktor- beziehungsweise

Professorentitel belegen eine akademische Laufbahn.

IV.2.7 Anamnestisch bekannte Expositionszeiten gegenüber Asbest

Es sind verwertbare Daten von 40 Patienten (55,5% des Gesamtkollektivs) vorhanden (s.

Abbildung 12):

52,5% dieser Patienten waren länger als zehn Jahre einer erhöhten Asbestbelastung

ausgesetzt, in den meisten Fällen beruflich. In einem Fall ist eine Exposition bereits in der

Kindheit gesichert, da der Vater seine asbestkontaminierte Kleidung von der Arbeit mit

nach Hause brachte (siehe unter IV.3 Ausgewählte kasuistische Daten beziehungsweise

Berichte, Nr.60).

Elf der Patienten (27,5%) waren maximal fünf Jahre, acht Patienten (20%) zwischen sechs

und zehn Jahren asbestexponiert. Die kürzeste Belastung ist mit drei Monaten angegeben,

die längste mit 51 Jahren.

Im Schnitt lag die Expositionszeit bei 14,5 Jahren.

Nicht bekannt ist allerdings die genaue Belastung pro Tag oder Jahr, so dass hier keine

genauen Angaben über die Intensität (kumulative Asbestfaserstaubdosis) gemacht werden

können.

30

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Abbildung 11: Absolute Häufigkeiten der verschiedenen Berufe (n=68)

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Anz

ahl (

n)

Ingenieure Lehrer Ärzte Architekten Juristen Chemiker sonstige

Berufe der Patienten

Berufe

0

1

2

3

4

5

6

7

8

Anz

ahl (

n)

<1 Jahr 1 bis 5 6 bis 10 11 bis15 16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 > 30

Zeit (Jahre)

Anamnestisch bekannte Expositionszeiten gegenüber Asbest

Abbildung 12: Absolute Häufigkeiten der Dauer der Expositionszeiten verteilt auf die

unterschiedlichen Zeitphasen (n=40)

31

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IV.2.8 Quelle der Asbestbelastung

Über die Quellen der Belastungen liegen folgende Angaben vor (s.Abbildung 13):

Zunächst einmal ist zu beachten, dass es sich hier um Angaben der Patienten handelt, die

nicht in allen Fällen bestätigt sind. Bei acht Patienten sind zwei oder mehr mögliche

Quellen angegeben, die alle in die Auswertung miteinbezogen wurden. Ein Ingenieur

(Fallnummer 15) zum Beispiel war während des Studiums und während der Ausübung

seines Berufes asbestexponiert. Die Zahl der Belastungsquellen (n=78) insgesamt liegt

daher über der eigentlichen Anzahl der Erkrankten.

37 von 72 Patienten (51,4%) waren laut eigener Angaben während der Ausübung ihres

Berufs asbestexponiert, davon 25 Ingenieure, vier Architekten, drei Chemiker, zwei

Juristen und jeweils ein Arzt und ein Lehrer. Von einem Patienten ist der Beruf nicht

bekannt. Zu der Gruppe der beruflich exponierten Patienten wurden auch solche gezählt,

die nicht unbedingt mit Asbest arbeiteten, aber zum Beispiel Aufsichtsarbeiten in

asbestverarbeitenden Betrieben hatten (sog. Bystander). Auch asbestverkleidete

Arbeitsräume wurden als berufliche Asbestexposition eingestuft, da die Ausübung des

Berufs mit der Belastung in direktem Zusammenhang stand.

Eine Exposition während Pflichtveranstaltungen des Studiums gaben vier Patienten an,

davon zwei Ärzte und jeweils ein Ingenieur und ein Physiker.

Als Pflichtveranstaltung im Studium zählen zum Beispiel Praktika im Krankenhaus,

während denen Asbestkontakt durch asbesthaltiges Talkum in den Handschuhen bestand.

Drei Patienten gaben an, während einer Ausbildung oder eines Praktikums, welche

berufstypisch waren, asbestexponiert gewesen zu sein: zwei Ingenieure und ein Architekt.

Hierbei handelt es sich zum Beispiel um eine Tischlerlehre oder um ein freiwilliges

Praktikum bei der Firma Hoechst.

Als Hilfsarbeiter in berufsuntypischen Bereichen waren ein Architekt, zwei Ärzte und zwei

Lehrer erhöhten Asbestkonzentrationen ausgesetzt. Diese Patienten arbeiteten zum Beispiel

in den Semesterferien in asbestverarbeitenden Betrieben.

Eine umweltbedingte oder familiär gehäufte Asbestexposition wird in sechs Fällen

vermutet. Hierunter fällt zum Beispiel eine Exposition in einem asbestverkleideten

Ferienhaus (Nr. 49) oder die Nähe der Wohnung zu asbestverarbeitender Industrie (Nr. 44,

58).

32

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Auch ein familiär gehäuftes Auftreten von asbestassoziierten Erkrankungen (Nr. 20, 60)

wird als Umwelt- beziehungsweise familiäre Belastung eingestuft.

23 Fälle bleiben, in denen keine erhöhte Asbestexposition bekannt ist.

Wertet man die Berufsgruppen getrennt aus, zeigt sich, dass die berufliche Belastung vor

allem bei Ingenieuren, Architekten und Chemikern im Vordergrund steht. 62,5% der

Ingenieure geben eine berufliche Belastung an, 80% der Architekten und 100% der

Chemiker.

Die restlichen Angaben bei den Ingenieuren (insgesamt 41 Angaben von 40 Ingenieuren)

beziehen sich auf Asbestexpositionen während eines berufstypischen Praktikums (zwei

Fälle), während des Studiums (ein Fall) und auf umweltbedingte Exposition (ein Fälle). Bei

zwölf Ingenieuren ist keine Asbestexposition in den Akten des Mesotheliomregisters

notiert.

Bei den Architekten (acht Angaben von fünf Architekten) fand die Belastung in drei der

vier oben genannten Fälle zusätzlich zur beruflichen Exposition in jeweils einem Fall

während einer berufstypischen Ausbildung, während einer Aushilfstätigkeit und

umweltbedingt statt. Einem Architekten ist keine Asbestquelle bekannt.

Betrachtet man die Ärzte, Lehrer, Juristen und sonstigen Berufsgruppen, tritt die berufliche

Asbestbelastung in den Hintergrund.

Von den Ärzten (acht Angaben von sechs Ärzten) gibt ein Patient eine erhöhte Exposition

im Beruf an, jeweils zwei im Studium und während einer Aushilfstätigkeit. Ein Patient

vermutet eine Exposition in der Freizeit, zwei Ärzten ist keinerlei Asbestbelastung bekannt.

Bei den Lehrern (sieben Angaben) bietet sich ein ähnliches Bild: in einem Fall wird eine

berufliche Asbestexposition in Turnhallen angegeben, zwei Lehrer waren während

Aushilfsarbeiten im Studium belastet, bei zwei weiteren wird eine umweltbedingte

Exposition angegeben und zwei Patienten ist keine Asbestexposition erinnerlich.

In der Gruppe der Juristen (drei Angaben) ist zweimal der Beruf, zum Beispiel aufgrund

asbestverkleideter Büros, und einmal eine erhöhte Umweltbelastung als Asbestquelle

angegeben.

Die restlichen Berufe wurden zusammengefasst (acht Angaben). Es liegt in einem Fall eine

berufliche Belastung vor, in einem weiteren Fall erfolgte die Asbestexposition während des

Studiums, in sechs verbleibenden Fällen ist keine Asbestexposition bekannt.

33

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IV.2.9 Latenzzeiten zwischen Asbestexposition und ersten klinischen Symptomen

In 30 Fällen (41,2% des Gesamtkollektivs) ist der Zeitraum vom Beginn der

Asbestexposition bis zur Erstdiagnose des Mesothelioms bekannt.

Die angegebenen Latenzzeiten liegen zwischen 8 und 65 Jahren, bei 40% der Patienten

dauerte es zwischen 31 und 40 Jahren, bis ein Mesotheliom auftrat. Der Mittelwert liegt bei

36,8 Jahren. (s. Abbildung 14)

34

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Abbildung 13: Absolute Häufigkeiten der unterschiedlichen Berufsgruppen verteilt auf die

Quellen der Asbestexposition (n=78)

0

5

10

15

20

25

30

35

40A

nzah

l (n)

Beruf Studium Praktikum Hilfsarbeit Umgebung nicht bekannt

Ursache

Quelle der Asbestbelastung

Sonstige

Chemiker

Juristen

Lehrer

Ärzte

Architekt

Ingenieur

0

1

2

3

4

5

6

7

Anz

ahl (

n)

5 bis 10 11 bis15

16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 >50

Zeit (Jahre)

Latenzzeiten zwischen Asbestexposition und Erstdiagnose

Abbildung 14: Absolute Häufigkeiten der Latenzzeiten zwischen Asbestexposition und

Erstdiagnose in den unterschiedlichen Zeitphasen (n=30)

35

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IV.3 Pathologisch-anatomische Ergebnisse

IV.3.1 Wachstumstyp

Unter 71 gesicherten Angaben des Wachstumstyps finden sich 41 Mesotheliome (57,7%)

mit epitheloidem Zelltyp, sechs (8,5%) mit sarkomatoidem und 24 (33,8%) mit

biphasischer Differenzierung. (Abbildung 15 a)

Unterscheidet man die Ergebnisse nach der Größe des vorhandenen Untersuchungsgutes,

stehen leider nur von 59 Patienten ausreichende Informationen zur Größe des untersuchten

Materials zur Verfügung. Man findet folgende Ergebnisse:

Bei Biopsien oder vergleichsweise wenig Material (n=5) zeigen sich vier Mesotheliome

von epitheloidem Wachstumstyp (80%) und ein biphasisches (20%).

Ist das Untersuchungsmaterial größer (n=54), beträgt der Anteil der epitheloiden

Mesotheliome 50% (n=27), der biphasischen 40,7% (n=22) und der Anteil der

sarkomatoiden 9,3% (n=5). (Abbildung 15 b)

IV.3.2 Lungenstaubanalysen

Von 55 Patienten liegen Ergebnisse der Lungenstaubanalysen vor (dies entspricht einem

Anteil von 76,4% am Gesamtkollektiv). Bei einem weiteren Patienten erfolgte die

Lungenstaubanalyse in den USA, sein Ergebnis wurde in diese Auswertung nicht

miteinbezogen.

Fünf Patienten (9%) weisen mehr als 1000 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe auf, zwei

Patienten (3,6%) sogar mehr als 10000: 15402 beziehungsweise 30100 Asbestkörper pro

ccm Lungengewebe. Knapp 27,3% der Patienten (n=15) weisen 100-1000 Asbestkörper

pro ccm Lungengewebe auf. Bei der Mehrzahl der Fälle (n=33, d.h. 60%) findet man

weniger als 100 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe.

21 Patienten (38,2%) weisen eine vergleichbar gering erhöhte Asbestbelastung der Lungen

auf (23-100 Asbestkörper), 12 Patienten (21,8%) haben keine vergleichbar erhöhte

Asbestbelastung (0-22 Asbestkörper).

(Abbildung 16)

36

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IV.3.3 Plaques

Von 32 Patienten (44,4% des Gesamtkollektivs) sind definitive Angaben über den

Plaquestatus vorhanden:

18 dieser Patienten hatten Plaques (56,3%), 14 hatten keine (43,7%).

IV.3.4 Ergebnisse der Lungenstaubanalysen bezogen auf das Vorhandensein von

Pleuraplaques

Von 28 Patienten sind sowohl der Plaquestatus als auch das Ergebnis der

Lungenstaubanalyse bekannt (dies entspricht 38,9% des Gesamtkollektivs).

Hierbei ist zu beobachten, dass Patienten mit Pleuraplaques (n=15) durchschnittlich mehr

Asbestkörper aufweisen als Patienten ohne Plaques (n=13).

33,3% (n=5) der Patienten mit Pleuraplaques haben mehr als 1000 Asbestkörper pro ccm

Lungengewebe, insgesamt 73% der Patienten (n=11) weisen mehr als 100 Asbestkörper in

ihrem Lungengewebe auf, 26,6% (n=4) weniger als 100.

Bei den Patienten ohne Pleuraplaques hat nur ein Patient (7,7%) über 1000 Asbestkörper

pro ccm Lungengewebe. 46,2% (n=5) weisen mehr als 100 Asbestkörperchen pro ccm

Lungengewebe auf, 53,8% (n=8) weniger als 100 Asbestkörper. (Abbildung 17)

37

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Abbildung 15 a: Absolute Häufigkeiten der drei Wachstumsmuster (n=71)

05

1015202530354045

Anz

ahl

epitheloid sarkomatoid biphasisch

Wachstumstyp

Wachstumstyp

0

5

10

15

20

25

30

Anz

ahl

epitheloid sarkomatoid biphasisch

Wachstumstyp

Wachstumstypen bezogen auf das vorliegende Untersuchungsgut

größeres GewebeBiopsie

Abbildung 15 b: Absolute Häufigkeiten der drei Wachstumstypen in Abhängigkeit von der

Größe des untersuchten Materials (n=59)

38

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Abbildung 16: Absolute Häufigkeiten der Konzentration von Asbestkörper pro ccm

Lungengewebe (n=55)

0

5

10

15

20

25A

nzah

l

0-22 23-100 >100 >1000 >10000

Anzahl der Asbestkörper

Ergebnisse der Lungenstaubanalysen

0

1

23

4

56

Anz

ahl

0-22 23-100 >100 >1000 >10000

Anzahl der Asbestkörper

Ergebnisse der Lungenstaubanalysen bezogen auf das Vorhandensein von Pleuraplaques

ohne Plaquesmit Plaques

Abbildung 17: Absolute Häufigkeiten der Asbestkörper pro ccm Lungengewebe bezogen

auf das Vorliegen von Pleuraplaques (n=28)

39

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IV.3.5 Metastasen und Tumorinfiltration

Bei 14 Patienten (19,4% des Gesamtkollektivs) ist das Vorliegen von Metastasen gesichert.

Es handelt sich hier überwiegend um Lymphknotenmetastasen, wobei aber auch

Metastasen in Lunge, Wirbelsäule, Niere und Nebenniere auftreten.

Infiltrate des Mesothelioms, am häufigsten im Perikard, aber auch in Lunge,

Skelettmuskulatur des Brustkorbes oder Zwerchfell zeigten sich bei 13 Patienten (dies

entspricht 18,1% des gesamten Kollektivs).

Fünf der genannten Patienten wiesen sowohl Metastasen als auch infiltratives

Tumorwachstum in andere Organe auf.

Von 12 Patienten mit Metastasen oder Tumorinfiltration sind Datum der Erstdiagnose und

Todesdatum bekannt, so dass die Überlebenszeit errechnet werden kann. Diese liegt bei

10,25 Monaten.

40

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IV.4 Ausgewählte kasuistische Daten beziehungsweise Berichte

Im Folgenden werden einige der 72 Fälle genauer beschrieben. Soweit bekannt werden

Beruf, Zeitpunkt der Erstdiagnose, Todeszeitpunkt, mögliche Expositionsquellen und

Besonderheiten des pathologisch-anatomischen Befundes geschildert. Da wie bereits

erwähnt einige Daten fehlen, ist diese Auflistung nicht bei allen Fallnummern vollständig.

In Klammern - [ ] - steht an erster Stelle das Alter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose, an

zweiter Stelle das Alter zum Todeszeitpunkt.

Berufsgruppe der Ingenieure:

Nr. 3 [-/81]

Der Patient war Schiffsbauingenieur, er starb 1989 im Alter von 81 Jahren.

Bei der Obduktion fanden sich zahlreiche Lymphknotenmetastasen des epitheloiden

Mesothelioms axillär, clavikulär, paratracheal, hepatohilär, peripankreatisch und paraaortal.

Pleuraplaques waren vorhanden, die Lungenstaubanalyse ergab 50-100 Asbestkörper pro

ccm Lungengewebe.

Von 1950 bis 1964 war der Patient als Schweißfachingenieur in Maschinenräumen

asbestexponiert. Schon zu Lebzeiten wurde die Berufskrankheit 4105 anerkannt.

Nr. 4 [60/-]

Maschinenbauingenieur, die Diagnose eines epitheloiden Mesothelioms wurde 1990 mit 60

Jahren anhand von Lungen-, Pleura- und Lymphknotenbiopsien gestellt.

Bei der Biopsiegewinnung zeigte sich Tumorwachstum im Zwischenlappenspalt, auf dem

Zwerchfell und im perikardialen Fettgewebe, wobei kein Perikardeinbruch festgestellt

werden konnte. Weiterhin ergab die Untersuchung die Diagnose einer tumorbedingten

Kompressionsatelektase.

Keine Plaques, Lungenstaubanalyse mit 5400-7100 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe.

Nach dem Maschinenbaustudium war Herr S. ab 1956 mit der In- und Außerbetriebnahme

von Dampfturbinenanlagen, die mit Asbestwolle isoliert waren, beschäftigt.

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

In den Jahren 1963 bis 1985 war er als Betriebsleiter unter anderem für die

Beaufsichtigung des Wechselns von Dichtungen und Isolationsmaterial verantwortlich,

wobei er direkten und indirekten Kontakt mit Asbestmaterial hatte.

Nr. 9 [67/68]

Ingenieur.

Diagnose eines epitheloiden Pleuramesothelioms im Januar 1992 mit 67 Jahren nach

aufgetretener Luftnot und radiologischer Darstellung eines Tumors im linken

Pleurabereich. Beschwerdezunahme und rezidivierende Pleuraergüsse, verstorben im

Dezember 1992 mit 68 Jahren.

Infiltration der ipsilateralen Lunge, der Thoraxwand und des Herzbeutels. Befall der

mediastinalen und hilären Lymphknoten und der rechtsseitigen Pleura.

Pleuraplaques vorhanden, 70-140 Asbestkörper.

Berufliche Asbestexposition über mindestens 20 Jahre als Betriebsingenieur.

Nr. 11 [56/57]

Der Patient war ebenfalls Ingenieur, Erstdiagnose mit 56 Jahren.

Vorgeschichte: Cholezystektomie bei Cholezystolithiasis, Operation eines Schilddrüsen-

karzinoms im Februar 1992, M. Bechterew, Prostata-Karzinom.

Im Februar 1993 wegen Luftnot beim Hausarzt, Diagnose eines rechtsseitigen

Pleuraergusses.

Thorakoskopie mit Nachweis ausgedehnter Neubildungen der beiden Pleurablätter,

Metastasen der oben erwähnten Tumoren konnten ausgeschlossen werden, Diagnose eines

bösartigen, wahrscheinlich epitheloiden Tumors.

Chemotherapie, Instillation von Radiotritium intrapleural.

Verstorben am 10.08.1993 mit 57 Jahren.

Anhand Obduktionsgut Nachweis von 70-281 Asbestkörper, keine Plaques, biphasisches

Pleuramesotheliom.

Berufliche Asbestexposition laut TAD von 1961 bis 1992 bei verschiedenen Tätigkeiten

wie Schweißen, Zuschneiden und Schleifen von asbesthaltigen Materialien.

BK 4105 empfohlen.

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Nr. 12 [-/66]

Der Patient, ebenfalls Ingenieur, verstarb 1993 mit 66 Jahren an einem epitheloiden

Pleuramesotheliom.

Bei der Obduktion zeigten sich zahlreiche Pleurametastasen, paraaortale, thorakale und

abdominelle Lymphknotenmetastasen, außerdem Nieren- und Peritonealmetastasen.

Plaquestatus unklar, es fanden sich 490 bis 1580 Asbestkörper in der Lungenstaubanalyse.

Als Ingenieur in einem Stahlwerk war Herr N. von 1950 bis 1990 einer erhöhten

Asbestbelastung ausgesetzt.

BK 4105 wurde anerkannt.

Nr. 13 [58/-]

Ingenieur, Erstdiagnose eines epitheloiden Mesothelioms Ende Mai 1994 im Alter von 58

Jahren.

Parietale Pleurektomie.

Plaques vorhanden, Lungenstaubanalyse mit 15402 Asbestkörpern und Minimalasbestose.

Berufliche Asbestexposition von 1952 bis 1955 bei Arbeit im Waggonbau mit

asbesthaltigen Isoliermaterialien.

BK 4105 vorgeschlagen.

Nr. 14 [62/62]

Der Patient war Elektroingenieur, Diagnose eines biphasischen Mesothelioms im Juli 1994

mit 62 Jahren, im November des selben Jahres verstorben.

Vorerkrankungen: Kolonkarzinom, Zustand nach Hemicolektomie im Januar 1994. Im Juli

1994 trat ein Pleuraerguss auf, in dessen Punktat Tumorzellen gefunden wurden, von denen

nicht eindeutig zu klären war, ob sie von einem primären Mesotheliom oder von

Metastasen des Kolonkarzinoms stammten.

Bei der Obduktion fand sich eine Ummauerung der linken Lunge von einem Mesotheliom,

eine Infiltration des Herzbeutels mit 200 Milliliter Erguss und Ausbildung eines

Zottenherzes. Außerdem Hiluslymphknotenmetastasen, Bauchfellmetastasen,

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Nebennierenrinden- und Lebermetastasen, die alle nachweislich vom Mesotheliom

abstammten.

Keine Plaques, 210-410 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe.

Eine vermehrte Asbestexposition fand im Zeitraum von 1946 bis 1958 im Rahmen von

Reparatur- und Installationsarbeiten mit Asbestplatten und anderen asbesthaltigen

Materialien statt.

Nr. 16 [54/54]

Auch dieser Patient war Ingenieur.

Erstdiagnose eines Mesothelioms mit 54 Jahren am 27.02.1995 anhand eines

Pleurastanzpräparates. Der Patient verstarb drei Monate später.

Bei der Obduktion fanden sich ein ausgedehntes sarkomatoides Pleuramesotheliom sowie

Plaques und in der Lungenstaubanalyse 190-500 Asbestkörper.

Eine Asbestexposition in den Jahren 1958-66 im Rahmen der Ausbildung vor dem Studium

sei nach Angaben des ausbildenden Unternehmens möglich.

Außerdem war der Büroarbeitsplatz des Versicherten bei einer Baumaterialien GmbH von

1976 bis 1991 in einem asbestverkleideten Gebäude untergebracht.

Die BK 4105 wurde anerkannt.

Nr. 17 [57/58]

Der Patient war Schiffsbauingenieur, die Erstdiagnose des biphasischen Mesothelioms

wurde im März 1995 mit 57 Jahren gestellt, mit 58 Jahren starb der Patient.

Bei der Obduktion fand sich eine Ummauerung der linken Lunge von drei Zentimeter

dicken Tumormassen, außerdem eine Infiltration von Lunge und Perikard.

In der Lungenstaubanalyse fanden sich 20 Asbestkörper.

Von 1957 bis 1969 hatte der Patient als Schiffsingenieur mit Asbesthandschuhen und

Asbestdichtungen zu tun, seit 1970 war er Betriebsingenieur und hatte auch dort

vermehrten Asbestkontakt.

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Nr. 20 [56/-]

Ingenieur.

Vorgeschichte: seit 1977 waren bei ihm Pleuraplaques bekannt, 1992 und 1994 Pleuritis

rechts, seitdem persistierende Schmerzen rechtsthorakal.

Diagnose eines epitheloiden Mesothelioms an Gewebsproben mit 56 Jahren, Resektion der

rechten Lunge, der beiden Pleurablätter, des rechtsseitigen Diaphragmas sowie Teilen des

Perikards am in der Thoraxklinik Heidelberg.

Lungenstaubanalyse mit 286 Asbestkörper, Pleuraplaques vorhanden.

Dem Patienten ist keine berufliche Exposition bekannt, allerdings verstarb ein Bruder 1972

an einem Pleuramesotheliom, ein anderer Bruder verstarb an einem nicht genauer

bekannten Peritonealkarzinom (peritoneales Mesotheliom?). In diesem Fall ist eine durch

die Umwelt gegebene, familiär gesteigerte Asbestexposition wahrscheinlich.

Nr. 27 [54/55]

Schiffsbauingenieur.

Erstdiagnose eines epitheloiden Pleuramesothelioms am 20.10.1997 mit 54 Jahren. Zuvor

zunehmende Belastungsdyspnoe aufgrund eines ausgedehnten Pleuraergusses linksseitig.

Der Patient starb am 27.04.1998 mit 55 Jahren.

Die Obduktion ergab: 2,5-3 Liter Pleuraerguss, thorakale und paraaortal-abdominale

Lymphknotenmetastasen, Pleurametastasen der Gegenseite, Tumorinfiltration des

Perikards, Pleuraplaques.

40-125 Asbestkörper in der Lungenstaubanalyse.

Berufliche Asbestexposition auf Schiffen: die Rohre in den Maschinenräumen waren bis in

die achtziger Jahre hinein asbestisoliert.

Bei gesicherter beruflicher Exposition BK 4105 zur Anerkennung empfohlen.

Nr. 29 [61/62]

Elektroingenieur, Diagnose des Mesothelioms mit 61 Jahren, verstorben ein Jahr später.

Vorgeschichte: Bereits 1979 wurden in einer Lungenklinik der ehemaligen DDR

„Wucherungen eines papillären Mesothelioms mit mäßiger Polymorphie“ diagnostiziert

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und eine Resektion durchgeführt. Eine BK wurde anerkannt und mit 100% MdE

entschädigt. 1981 wurden bei einer Kontrolluntersuchung keine Residuen des Tumors

festgestellt. Die Diagnose wurde retrospektiv auf Pleuritis exsudativa geändert und die

MdE auf 20% zurückgestuft.

04.07.1997: Auf einer Röntgenaufnahme unklare mediastinale Konfiguration in Höhe der

Herzkontur. In der transösophagealen Sonographie Darstellung eines Tumors.

Juli 1997: Rechtsseitige Thorakotomie mit Pleurektomie und Resektion von Teilen des

rechten Vorhofs, im Bereich der Perikardumschlagfalte verbleibt Resttumor. Diagnose

eines epitheloiden, hochdifferenzierten Mesothelioms.

Intermittierend stationäre Aufnahmen.

Februar 1998: explorative Thorakoskopie, die eine ausgedehnte Metastasierung zeigte.

Mai 1998: bei dem Patienten traten ein Spontannystagmus, Gangstörungen und Somnolenz

auf, eine kernspintomographische Untersuchung zeigte eine Infarzierung der rechten

Kleinhirnrinde.

Der Patient verstarb am 18.06.1998 mit 62 Jahren.

Bei der Obduktion fanden sich zahlreiche Pleura-, Lungen- und Lymphknotenmetastasen

mit bis zu drei Zentimetern Durchmesser, außerdem Lebermetastasen,

Nebennierenmetastasen beidseits und Knochenmetastasen in der Brust- und

Lendenwirbelsäule.

60-80 Asbestkörper in der Lungenstaubanalyse, keine Plaques.

Berufliche Exposition 1950-53 und 1967-90.

BK 4105 anerkannt.

Nr. 31 [35/35]

Der Patient war Diplomingenieur in dem Institut für Gefahrstoff-Forschung der Bergbau-

Berufsgenossenschaft.

Die Diagnosestellung eines Mesothelioms erfolgte im September 1999 nach einer

Lymphknotenbiopsie der Achselhöhle. Es wurde eine Chemotherapie durchgeführt, im

April 2000 unterzog sich der Patient einer beidseitigen thorakoskopischen Drainage, einer

Pleurabiopsie, einer beidseitigen Talkumpleurodese und einer Perikardfensterung.

Im Mai 2000 verstarb der Patient mit 35 Jahren an Herzversagen infolge des beidseitigen

Pleuramesothelioms.

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Bei der Obduktion fanden sich beidseitig deutliche Pleuraverbreiterungen mit ausgedehnten

Verwachsungen der Pleurablätter, chronische Ergusshöhlen in beiden Lungen und eine

deutliche Kompression der rechten Lunge. (Siehe Abbildungen 18 und 19)

Lungenstaubanalyse mit nur acht Asbestkörpern pro ccm Lungengewebe.

Laut TAD war der Patient seit 1991 während seiner Tätigkeit als Ingenieur asbestexponiert.

Offenbar handelt es sich um eine Erkrankung mit vergleichbar kurzer Latenzzeit zwischen

Asbestexposition und ersten Symptomen.

BK 4105 anerkannt.

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Abbildung 18: CT-gerechte horizontale Schnittfläche durch den Thorax mit dazugehörigem

Röntgenbild, Pleuraschwarte/-fibrose bei Zustand nach Therapie des beidseitigen

Mesothelioms mit rezidivierenden Pleuraergüssen durch Talkumpleurodese, mehrere

Ergusshöhlen. Obduktionspräparat des Patienten Nr. 31

Schmale mantelförmige Tumorentwicklung und Pleuraschwarte/-fibrose entlang der

Lungenoberfläche, außerdem rechts dorsal eine Ergusshöhle mit Tumorresten und

Fibringerinnsel.

Aa Aorta ascendens; Ad Aorta descendens; Ap Arteria pulmonalis sinistra; Vc Vena cava

superior mit Portsystem und Thrombus; Bif Tracheabifurkation; Oes Oesophagus;

B Bronchus; E Ergusshöhle; ilE interlobäre Ergusshöhle; Ps Pleuraschwarte nach

Pleurodese; Fg Fibringerinnsel in Ergusshöhle

(Fibröse Obliteration der Pleurahöhle mit mikroskopisch nachgewiesenen Restinfiltaten des

Mesothelioms)

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Abbildung 19: CT-gerechte horizontale Schnittflächen durch den Thorax, Mesotheliom

beidseitig, Pleuraschwarte/-fibrose bei Zustand nach Therapie des Mesothelioms mit

rezidivierenden Pleuraergüssen mittels Talkumpleurodese, mehrere Ergusshöhlen.

Obduktionspräparate des Patienten Nr. 31, Ingenieur.

Schmale mantelförmige Tumorentwicklung und Pleuraschwarte/-fibrose entlang der

Lungenoberfläche, außerdem rechts dorsal eine Ergusshöhle mit Tumorresten und

Fibringerinnsel.

Ac Arteria carotis; As Arteria subclavia; Tr Trachea; Oes Oesophagus; E Ergusshöhle;

ilE interlobäre Ergusshöhle; Ps Pleuraschwarte; Pf Pleurafibrose; Fg Fibringerinnsel in

Ergusshöhle; reV/liV rechter/linker Ventrikel; reVh/liVh rechter/linker Vorhof; Ad Aorta

descendens; B Bronchus

(Pleuraschwarte, Pleurafibrose und Ergusshöhlen mit mikroskopisch nachgewiesenen

Infiltraten des Mesothelioms)

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Nr. 34 [73/-]

Der Patient war Ingenieur.

Die Erstdiagnose eines biphasischen Mesothelioms wurde nach Punktion eines unklaren

Pleuraergusses im September 1999 mit 73 Jahren gestellt. Anschließende Chemotherapie.

Nach dem Studium war der Patient von 1954 bis 1971 im Straßenbau beschäftigt, von 1971

bis 1975 ist dem Patienten keine Asbestexposition bekannt. Von 1975 bis 1979 habe er als

Hochschullehrer in einem Neubaugebäude gearbeitet, welches von außen mit Eternitplatten

verkleidet war und dessen Träger von innen mit Asbestzement besprüht gewesen seien.

Anerkennung der BK 4105 im Januar 2000.

Nr. 35 [56/57]

Der Patient war ebenfalls Ingenieur.

Diagnose eines hochdifferenzierten, epitheloiden Mesothelioms im März 1999 mit 56

Jahren nach neu aufgetretener Dyspnoe und Pleuraerguss links mit 1400 ml

Ergussflüssigkeit. Seit 1992 rezidivierende Pleuraergüsse und Pleuritiden.

Das Pleurapunktat vom März 1999 wies keine Tumorzellen auf, das darauffolgende

Computertomogramm vom 16.3.99 zeigte aber eine polyzyklische, pleuraständige

Raumforderung links in Höhe des Aortenbogens und eine Ergusshöhle. Es waren weder

veränderte Lymphknoten noch eine intrapulmonale Raumforderung zu erkennen, so dass

davon ausgegangen wurde, dass der Tumor in diesem Stadium noch nicht andere Organe

infiltriert hatte.

Eine Thorakoskopie am 19.3.99 bestätigte den Mesotheliomverdacht.

Daraufhin ließ sich der Patient in Boston/USA die linke Lunge entfernen.

Intraoperativ zeigte sich eine Infiltration des bis zu drei Zentimeter dicken Tumors in die

Brustwandmuskulatur, aber keine veränderten Lymphknoten und keine Infiltration ins

Lungengewebe.

Als Komplikation der Operation trat eine irreversible Schädigung des linken Nervus

recurrens mit kompletter Lähmung des linken Stimmbandes auf. Der Patient litt nach der

Operation an ständiger Heiserkeit und konnte keinen ausreichenden Hustenstoß mehr

erzeugen, die Gefahr einer Pneumonie stieg dadurch an.

Der Patient unterzog sich nach der Operation einer Chemo- und Strahlentherapie.

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Im September 1999 zeigten Proben aus dem Operationsgebiet keine neuen Tumorzellen.

Nach stetiger Verschlechterung des Allgemeinzustandes verstarb der Patient am 31.8.2000

mit 57 Jahren.

Von April bis September 1964 hatte der Patient im Rahmen eines Praktikums vermehrten

Asbestkontakt beim Feilen, Hobeln und der Montage von asbesthaltigen Materialien.

Außerdem hatte er Kontakt mit Asbestdichtungsbändern und Asbestuntersetzern im Labor.

Von Oktober 1964 bis September 1966 leistete er seinen Wehrdienst bei der technischen

Truppe und beschäftigte sich dort unter anderem mit dem Abschaben von

Asbestdichtungen und dem Wechseln und Schleifen von Bremsbelägen.

Von 1972 bis 1987 arbeitete der Patient als Ingenieur in einer Kernforschungsanlage, wo er

nur geringen Kontakt mit Asbest angab. Auch während seiner darauffolgenden Tätigkeit an

der Fachhochschule war der Asbestkontakt gering.

BK 4105 im Dezember 1999 anerkannt.

Der Patient richtete bereits zu Lebzeiten ein Spendenkonto für die Asbest-Forschung ein,

auf das im Zusammenhang mit seiner Beerdigung bereits an die 20000 DM eingezahlt

wurden.

Architekten:

Nr. 41 [57/57]

Der Patient war Architekt.

Im Juli 1987 (mit 57 Jahren) erfolgte eine Pleurektomie rechts nach einer Pleuritis, die

Diagnose eines epitheloiden Mesothelioms wurde gestellt.

Es folgte eine Chemotherapie.

Im September des selben Jahres starb der Patient.

Es fanden sich Metastasen der Lymphknoten, der kontralateralen Lunge, von Leber, Niere

und Nebenniere, des Gehirns, der Schilddrüse, der Magenwand, des Mesenteriums, der

Haut, des Gaumens, der Gingiva und der Wirbelkörper.

Die Lungenstaubanalyse ergab 6-48 Asbestkörperchen pro ccm Lungengewebe.

Eine Asbestexposition ist während der Ausbildung zum Tischler und der Gesellenzeit von

1948 bis 1956 angegeben. Danach arbeitete der Patient ab 1959 als Innenarchitekt und

selbständiger Architekt. Auch für diese Zeit ist eine erhöhte Asbestbelastung anzunehmen.

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BK 4105 wurde empfohlen.

Nr. 44 [62/64]

Der Patient war ebenfalls Architekt.

Nach zunehmender Schwellung in der rechten Leistenregion unterzog er sich im Oktober

1997 im Alter von 62 Jahren einer Leistenbruchoperation, bei der ein 4x5 Zentimeter

großer Tumor entfernt wurde.

Es handelte sich um ein peritoneales, epitheloides Mesotheliom.

Behandlung mit Chemotherapie und Bestrahlung.

Der Patient starb im April 1999 mit 64 Jahren.

Lungenstaubanalyse mit 40-60 Asbestkörperchen, keine Plaques.

Im Rahmen seines Berufes war der Patient von 1954 bis 1992 vermehrt asbestexponiert: Er

war Planer und Bauleiter und hielt sich täglich auf Baustellen auf, auf denen asbesthaltige

Materialien zur Verkleidung der Dächer eingesetzt wurden.

Hinzu kommt, dass in der Nähe der Wohnung des Patienten ein asbestverarbeitendes

Unternehmen ansässig ist, so dass eventuell auch eine umweltbedingte Asbestbelastung als

Mesotheliomursache diskutiert werden muss.

Ärzte:

Nr.46 [56/57]

Der Patient war Arzt. Diagnosestellung mit 56 Jahren im Frühsommer 1993 nach

plötzlich aufgetretener Dyspnoe. Diagnose eines komprimierenden Tumors linksseitig,

histologische Differenzierung nicht möglich. Trotz Drainierung starke Exsudation.

Thorakotomie mit Resektion der Pleura parietalis und Lingulaentfernung des Oberlappens,

Dekortation der Lunge vom Tumor. Entfernung von 950 Gramm Tumormasse, Diagnose

eines epitheloiden Mesothelioms. Postoperative Chemotherapie.

Der Patient verstarb am 12.11.1993 im Alter von 57 Jahren.

Bei der Obduktion Nachweis eines ausgedehnten Rezidivs in der linken Thoraxhöhle mit

Obliteration des Pleuraspaltes und Fesselung der linken Lunge durch nekrotisch zerfallende

Tumormassen.

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In der Lungenstaubanalyse Nachweis von 10 Asbestkörperchen.

Der Patient arbeitete von 1966 bis 1993 in zwei pharmazeutischen Unternehmen als

medizinisch-wissenschaftlicher Direktor, eine berufliche Asbestexposition konnte laut BG

nicht festgestellt werden, BK 4105 abgelehnt.

Nr.47 [49/50]

Der Patient war Sportmediziner.

Die Erstdiagnose seines epitheloiden, peritonealen Mesothelioms wurde im April 1996 mit

49 Jahren gestellt, er starb im September 1997 im Alter von 50 Jahren.

<10 Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse.

Asbestexposition 1965-66 als Hilfspfleger, 1966-72 im Studium, 1972-74 als Truppenarzt,

1974-77 als Assistenzarzt und von 1977-85 als Sportmediziner. Exposition gegenüber

Talkum in Latexhandschuhen. Es ist davon auszugehen, dass das verwendete Talkum bis

1985 mit Asbestbestandteilen versetzt war.

BK 4105 seit 1997 anerkannt.

Nr. 48 [70/-]

Der Patient war Hals-Nasen-Ohren-Arzt, die Diagnose des epitheloiden Mesothelioms

wurde im Alter von 70 Jahren im Februar 2000 gestellt.

Im Oktober 1999 fanden sich in einem Pleuraergusspunktat regressive Zellveränderungen,

mesotheliale Zellen und Kernpolymorphien, so dass der Verdacht auf ein Mesotheliom

entstand.

Im Januar 2000 bei einer Thorakoskopie gewonnenes Untersuchungsgut bot nur wenige

Zellen mit geringer Proliferationstendenz, ein frühes Tumorstadium konnte angenommen

werden.

Im Februar des selben Jahres wurde eine Pleurektomie durchgeführt, intraoperativ zeigte

sich eine Tumorinfiltration in Fettgewebe und Mediastinum.

Im Schnellschnitt war kein Mesotheliom sicher zu diagnostizieren, der Paraffinschnitt

zeigte atypische Mesothelproliferate. Erst die zytologische Untersuchung der

Ergussflüssigkeit am 24.02.2000 bestätigte endgültig die Diagnose eines Mesothelioms.

Lungenstaubanalyse mit 700-800 Asbestkörperchen, Pleuraplaques vorhanden.

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Der Patient arbeitete während des Studiums als Aushilfe in einer Isolierfirma und hatte dort

vermehrten Kontakt zu Asbest.

Abbildung 20: Mikrofotogramm, Patient Nr. 48

Formationen einer frühen Entwicklungsphase eines malignen Pleuramesothelioms

(dunkelrote Zellen) mit Weichteilgewebe und Muskulatur.

Pleura-PE drei Monate vor der Pleurektomie-Operation, HE-Färbung.

Abbildung 21: Makrofoto von operativ entfernten Anteilen der Pleura parietalis bei früher

Entwicklungsphase eines Mesothelioms. Flache grauweiße, kleinknotige Tumorinfiltrate.

(Patient Nr. 48, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Asbestexposition während Aushilfsarbeit im

Studium in einer Isolierfirma, 700-800 Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse)

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Abbildung 22: Mikrofotogramm aus dem Operationsgut (s. Abb. 21), Patient Nr. 48

Atypische Zellkomplexe (braun) des epitheloiden Mesothelioms mit kollagenem Stroma

(rot). Elastica-van-Gieson-Färbung.

Abbildung 23: Mikrofotogramm aus dem Operationsgut (s. Abb.21), Patient Nr. 48

Atypische Formationen des epitheloiden Pleuramesothelioms im Bereich der pleuro-

pulmonalen Grenzregion mit beginnender Infiltration des Lungengewebes. HE-Färbung.

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Abbildung 24: Mikrofotogramm, Patient Nr. 48

Immunhistochemisches Reaktionsmuster mit MiB-1 (Proliferationsmarker)

Positive nukleäre Reaktion mit Antikörpern gegen MiB-1 (rote Zellkerne) in weniger als

20% der Zellen. Pleuraresektat.

Abbildung 25: Mikrofotogramm, Patient Nr. 48

Immunhistochemisches Reaktionsmuster nach Calretinin-Färbung: epitheloide

Tumorzellen positiv markiert. Pleuraresektat.

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Nr. 50 [69/-]

Die Patientin war Ärztin.

Die Diagnose des Mesothelioms wurde im März 1999 im Alter von 69 Jahren gestellt.

Eine erhöhte Asbestexposition war der Patientin zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

Lehrer:

Nr. 53 [60/-]

Der Patient war Sport- und Englischlehrer. Diagnose eines epitheloiden Mesothelioms bei

einer Pleuropneumektomie rechts Anfang 1994 mit 60 Jahren.

Lungenstaubanalyse mit 20-50 Asbestkörperchen.

Jahrzehntelanger Aufenthalt in Turnhallen, die nach Angaben des Patienten

asbestverkleidet waren.

Kein Hinweis auf Freizeitexposition.

Sofern eine außerberufliche Exposition ausgeschlossen und die berufliche Exposition

gesichert werden kann, BK 4105 gegeben.

Nr. 54 [56/-]

Dieser Patient war ebenfalls Lehrer.

Erstdiagnose eines epitheloiden Mesothelioms mit 56 Jahren im April 1994.

41-90 Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse.

Asbestexposition von 1958-1959 vor und während des Studiums bei Aushilfsarbeit in

einem Baustoffhandel.

BK 4105 wurde anerkannt.

Nr. 55 [53/-]

Lehrer, die Erstdiagnose des epitheloiden Mesothelioms wurde im März 1997 mit 53

Jahren gestellt.

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Der Patient wurde daraufhin operiert und war bis anderthalb Jahre nach der Operation

beschwerdefrei (letzte Rückmeldung).

Die Lungenstaubanalyse ergab 40 Asbestkörperchen pro ccm Lungengewebe.

Eine berufliche Asbestexposition ist nicht bekannt, allerdings lebte der Patient bis zu

seinem zwanzigsten Lebensjahr in Anatolien, so dass hier von einer urbanen

Asbestbelastung in der Kindheit und Jugend ausgegangen werden muss.

Nr. 57 [-/55]

Auch dieser Patient war Lehrer.

Erstdiagnose des biphasischen Mesothelioms 1997, verstorben im April 2000 mit 55

Jahren.

Pleuraplaques, 3300-6600 Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse,

Minimalasbestose,

Dystelektasen, Pleurafibrose und Hyalinose der Lungen, zerebrale Metastasen, die zu

Hirndrucksymptomatik führten.

Herr W. arbeitete während des Studiums als Hilfskraft in einem asbestverarbeitenden

Betrieb, die Anerkennung der BK 4105 erfolgte bereits zu Lebzeiten.

Nr.58 [44/-]

Der Patient war Lehrer.

Erstdiagnose eines epitheloiden Mesothelioms mit 44 Jahren im April 1993 bei

vorausgegangenem unklaren Pleuraerguß (1200 Milliliter).

Keine Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse.

Keine berufliche Asbestexposition. Bei dem relativ jungen Alter muss auch an eine

Umweltexposition gedacht werden: der Patient lebte in der Nähe des Industriegebietes

Leuna bei Merseburg. Die Rohrsysteme dort sind häufig asbestummantelt. Auch die in der

näheren Umgebung ansässige Sprengstoff- und Kunststoffindustrie könnte eine vermehrte

Asbestexposition bedeuten.

58

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Juristen:

Nr. 59 [-/61]

Der Patient war Jurist. Er verstarb im Juli 1988 mit 61 Jahren an einem epitheloiden

Mesotheliom.

In der Lungenstaubanalyse fanden sich 4-28 Asbestkörperchen pro ccm Lungengewebe.

Als mögliche Asbestexposition wurde angegeben, dass der Arbeitsplatz während seines

Referendariats nach dem Studium in einer Fensternische mit unverkleideten Asbestplatten

gewesen sei.

Nr. 60 [44/46]

Dieser Patient war Rechtsanwalt.

Erstdiagnose eines überwiegend epitheloid differenzierten Mesothelioms mit 44 Jahren im

Januar 1991. Therapieversuch mit IL-2 und IFN-a s.c.

Der Patient verstarb mit 46 Jahren im November 1992.

Bei der Untersuchung fanden sich hyaline Pleuraplaques und 30100 Asbestkörperchen in

der Lungenstaubanalyse.

Der Vater verstarb 1972 mit 50 Jahren bereits an einem Mesotheliom, dass als

Berufskrankheit anerkannt war. Er war in der Bremsklotzherstellung und als Zuschneider

für Asbestgewebe für Matratzen beschäftigt. Die Arbeitskleidung wurde üblicherweise in

der Firma ausgeklopft, der Vater brachte seine Kleidung jedoch täglich mit nach Hause und

ließ sie von seiner Frau reinigen. Sie verstarb 1986 mit 62 Jahren ebenfalls an einem

Mesotheliom.

Zuerst wurde eine BK für die Ehefrau abgelehnt (1989), dann anerkannt (1992) und

letztendlich wieder abgelehnt (1993).

Es ist davon auszugehen, dass der Patient in seiner Kindheit aufgrund der Reinigung der

Arbeitskleidung des Vaters zuhause vermehrt asbestexponiert war. So erklärt sich auch das

relativ junge Alter bei Krankheitsbeginn.

59

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Andere Berufe:

Nr. 62 [68/68]

Dieser Patient war Chemiker.

Erstdiagnose eines sarkomatoiden Mesothelioms im Oktober 1998 im Alter von 68 Jahren,

der Patient verstarb im Dezember des selben Jahres.

Die Obduktion ergab ein weit fortgeschrittenes Mesotheliom der rechten Pleurahöhle mit

Infiltration des Retroperitoneums und der rechten Nierenfettkapsel. Die rechte Lunge war

komplett ummantelt, der Tumor bis zu vier Zentimetern dick.

10-70 Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse.

Von 1962 bis 1978 arbeitete der Patient in einem Labor, dessen Rohrreaktor mit Asbest

isoliert war.

Nr. 65 [45/48]

Der Patient war Physiker.

Diagnose eines epitheloiden Pleuramesothelioms im März 1993 mit 45 Jahren.

Tumordekortation und Pleurektomie am 18.3.1993. Vier Zyklen Chemotherapie bis Juli

1993. Thoraxwandrezidiv im März 1994, Radiatio bis Mai 1994. Radiation der unteren

Brust- und oberen Lendenwirbelsäule Oktober/November 1994. Implantation eines

Trachealstents am 27.01.1995.

Der Patient verstarb am 27.04.1995 im Alter von 48 Jahren.

Die Lungenstaubanalyse zeigte <10 Asbestkörperchen pro ccm Lungengewebe.

Asbestexposition vermutlich im Rahmen seiner Diplomarbeit 1971 bis 1974. Asbest wurde

verdampft, verbunden mit Staubentwicklung. Eine Abzugsvorrichtung war nicht

vorhanden, es wurde kein Atemschutz getragen.

BK 4105 wurde anerkannt am 10.02.1999.

Nr.67 [59/60]

Der Patient war Redakteur, später Prokurist.

60

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Die Erstdiagnose eines epitheloiden Mesothelioms links wurde mit 59 Jahren im Oktober

1996 gestellt. Chemo-/Radiotherapie und Pleurodese. Er verstarb 1997 mit 60 Jahren.

Exposition angeblich durch Beheizung seines Büros mit elektrischem Nachtspeicherofen

von 1980 bis 1989.

10-40 Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse.

BK 4105, wenn berufliche Exposition belegt werden kann.

Stellungnahme des technischen Aufsichtsdienst: „Eine Gefährdung durch erhöhte

Faserkonzentrationen bedingt durch den Betrieb von Nachtspeicheröfen ist nicht

wahrscheinlich.“

61

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Patienten mit einer Überlebenszeit von über einem Jahr zwischen Erstdiagnose und

Todeszeitpunkt:

Patient Nr. 26: Schiffsbauingenieur, geboren am 25.05.1943, verstorben am 03.12.1997

im Alter von 54 Jahren 35 Monate nach Diagnosestellung. Epitheloides Mesotheliom, 60

Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse, Metastasen, keine Pleuraplaques.

Eine Asbestexposition ist nicht angegeben.

Patient Nr. 35: Ingenieur, geboren am 02.02.1943, verstorben am 31.08.2000, 18 Monate

nach Diagnosestellung mit 57 Jahren. Epitheloides Mesotheliom, in den USA wurden 160

Asbestkörperchen pro ccm Lungengewebe bestimmt, keine Pleuraplaques.

Brustwandinfiltration des Tumors. Exposition als Aushilfe von 1964-1966, die

Anerkennung der BK 4105 ist erfolgt. (siehe Seite 50/51)

Patient Nr. 44: Architekt, geboren am 17.03.1935, nach 18 Monaten Überlebenszeit am

20.04.1999 im Alter von 64 Jahren verstorben.

Peritoneales, epitheloides Mesotheliom, Lungenstaubanalyse mit 40-60 Asbestkörperchen,

keine Plaques.

Von 1954 bis 1992 beruflich und vermutlich auch umweltbedingt vermehrt

asbestexponiert. (siehe Seite 52)

Patient Nr. 47: Der Patient war Sportmediziner, geboren am 16.11.1946, verstorben am

29.09.1997 im Alter von 50 Jahren, 18 Monate nach Diagnosestellung.

Epitheloides, peritoneales Mesotheliom, weniger als 10 Asbestkörperchen in der

Lungenstaubanalyse, Lymphknotenmetastasen.

Asbestexposition 1965-66 als Hilfspfleger, 1966-72 im Studium, 1972-74 als Truppenarzt,

1974-77 als Assistenzarzt und von 1977-85 als Sportmediziner. BK 4105 seit 1997

anerkannt. (siehe Seite 53)

Patient Nr. 60: Rechtsanwalt, geboren am 27.05.1946, verstorben im November 1992 im

Alter von 46 Jahren nach 22 Monaten Überlebenszeit.

Epitheloides Mesotheliom, 30100 Asbestkörperchen in der Lungenstaubanalyse,

hyaline Pleuraplaques und Minimalasbestose.

62

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Asbeststaubexposition als Kind durch Arbeitskleidung des Vaters. (siehe Seite 59)

Patient Nr. 65 : Der Patient war Physiker, geboren am 25.04.1946, verstorben im Alter

von 48 Jahren am 27.04.1995, 26 Monate nach Diagnosestellung.

Epitheloides Pleuramesotheliom, die Lungenstaubanalyse zeigte <10 Asbestkörperchen pro

ccm Lungengewebe.

Asbestexposition vermutlich im Rahmen seiner Diplomarbeit 1971 bis 1974. BK 4105

wurde anerkannt am 10.02.1999. (Siehe Seite 60)

63

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Kapitel V Diskussion V.1 Problematik

Die Mesotheliominzidenz in den Industrienationen nahm im Laufe der letzten Jahre

kontinuierlich zu.

Anhand der Daten im Deutschen Mesotheliomregister ließ sich von 1988 bis 1996 ein

jährlicher Anstieg der erfassten Mesotheliome von Typ A und B um durchschnittlich 15 %

feststellen (Müller und Fischer 1997).

Der Gipfel der mesotheliombedingten Todesfälle wird 2010 bis 2030 erwartet (Coenen und

Schenk 1991, Peto et al. 1999).

Bei mehreren der hier untersuchten Fällen kann eine Asbestexposition in dem ausgeübten

Beruf nicht verbindlich abgeleitet werden.

Häufig liegt der Zeitraum der erhöhten Asbestexposition aber auch schon lange zurück, so

dass eine Belastung eventuell zunächst verneint wird, bevor sich zum Beispiel eine vor

oder während des Studiums ausgeübte Aushilfstätigkeit als mögliche Quelle der

Asbestbelastung erweist (z.B. Nr. 48).

Wichtig ist diese Ursachenforschung vor allem im Zusammenhang mit der Frage, ob eine

Anerkennung als Berufskrankheit 4105 erfolgen kann und eventuell welche

Berufsgenossenschaft für den einzelnen Fall zuständig ist, falls mehrere Quellen vermutet

werden.

V.2 Gesamtkollektiv

V.2.1 Geschlechtsverteilung

Der Anteil von Frauen, die am malignen diffusen Mesotheliom erkranken, liegt anhand der

Daten des Deutschen Mesotheliomregisters bei 5,5% (Neumann et al. 2001) bis 7% (Müller

1992).

64

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In dem untersuchten Kollektiv entspräche das vier beziehungsweise fünf Patientinnen.

Tatsächlich findet sich unter den 72 Patienten nur eine Frau (1,4%).

Der Anteil der Frauen an akademischen Berufen ist – vor allem in den untersuchten

Altersgruppen – in Deutschland insgesamt gering. Zusätzlich sind die vorkommenden

Berufe wie Ingenieur (n=40) oder Architekt (n=5), die offenbar mit einer erhöhten

Asbestexposition verbunden sind, untypisch für Frauen. Auch die Expositionsquellen

anderer Patienten wie zum Beispiel die Aushilfsarbeit in der Industrie sind für Frauen nicht

gegeben. Allerdings ist der Anteil der Patienten, die wahrscheinlich aufgrund

außerberuflicher Asbestbelastung an einem Mesotheliom erkrankten, in diesem Kollektiv

vergleichsweise groß, so dass ein höherer Frauenanteil erwartet werden könnte.

Der Umfang des Kollektivs ist aber zu klein, um eine vergleichbare Aussage zu den Daten

des Mesotheliomregisters machen zu können.

V.2.2 Primärlokalisation des Mesothelioms

68 der 72 Patienten hatten ein pleurales Mesotheliom (94,4%), die übrigen vier Patienten

ein peritoneales (5,6%). Alle Patienten mit Peritonealmesotheliom waren Männer.

Der Anteil der peritonealen Mesotheliome wird in der Literatur mit 5% bis 17% angegeben

(Brenner et al. 1981, Yates et al. 1991). Im Deutschen Mesotheliomregister betrug der

Anteil der Peritonealmesotheliome in den Jahren 1992 bis 1998 knapp 3% (Neumann

1999).

Der in dem Kollektiv der Akademiker gefundene Wert liegt also über dem üblichen Wert

im Mesotheliomregister, entspricht aber durchaus allgemein bekannten Daten anderer

Studien.

V.2.3 Alter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose

Das durchschnittliche Alter der hier untersuchten Patienten zum Zeitpunkt der

Diagnosestellung (n=53) liegt bei etwa 59 (59,1) Jahren mit einem Minimum von 35 und

einem Maximum von 79 Jahren. 60% der Patienten waren zum Zeitpunkt der Erstdiagnose

zwischen 50 und 65 Jahre alt.

In der Literatur findet man Manifestationsalter von 65 +/- 10 Jahren (Sohrab et al. 2000,

Brockmann 1990), bei Beschäftigten im Bergbau sogar 68 +/- 8 Jahre (Müller 2000).

65

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Die Patienten in dem hier untersuchten Kollektiv sind also eher jünger.

Dies ist insoweit erstaunlich, als man bei dem ausgewählten Kollektiv der Akademiker

annehmen könnte, dass sie aufgrund ihrer längeren, vor allem theoretischen

Ausbildungszeit erst später ins Berufsleben eintreten und entsprechend später berufsbedingt

erkranken.

Zu erklären ist dieses Ergebnis damit, dass in vielen Fällen nicht der spätere Beruf, sondern

vorher ausgeübte Aushilfstätigkeiten (s. Kap. IV.3, Nr. 48, Nr. 54, Nr. 57) oder

Ausbildungen vor dem Studium (s. Kap. IV.3, Nr. 16, Nr. 41) Quelle für die erhöhte

Asbestbelastung waren. Der Beginn der Exposition ist also vergleichbar mit dem Beginn

bei anderen Bevölkerungsgruppen.

Außerdem finden sich in dem Kollektiv von 53 Patienten mit Altersangabe mehrere, deren

Asbestexposition möglicherweise schon in die Kindheit zu verlagern ist oder die an einem

asbestunabhängigen Mesotheliom erkrankten (s. Kap. IV.3, Nr. 20, Nr. 55, Nr. 58, Nr.60).

Zwei dieser Patienten erhielten ihre Diagnose bereits mit 44 Jahren, der Altersdurchschnitt

des relativ kleinen Kollektivs wurde damit gesenkt.

V.2.4 Alter zum Zeitpunkt des Todes

Bei den hier untersuchten Fällen liegt das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt des Todes

(n=38) bei 63,2 Jahren. Der jüngste Patient verstarb bereits im Alter von 35 Jahren, der

älteste wurde 88 Jahre alt. Aufgrund der langen Latenzzeit von durchschnittlich 37,6 Jahren

in diesem Kollektiv und Angaben in der Literatur von 33 Jahren (Fischer et al. 1996) ist bei

dem Patienten, der schon im Alter von 35 Jahren verstarb am ehesten von einer

Asbestbelastung bereits in der Kindheit oder einem Mesotheliom mit anderen

Ursachenspektren auszugehen.

V.2.5 Zeitraum zwischen Erstdiagnose und Tod

Die Überlebenszeit zwischen Diagnosestellung und Tod (n=21) beträgt im Schnitt 10,2

Monate, minimal einen Monat, maximal 35.

In der Literatur finden sich Angaben von im Schnitt/Median 9, 12 oder bis zu 19 Monaten

Überlebenszeit (Brockmann et al. 1991, Bischoff et al. 2000, Sugarbaker et al. 1999).

66

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Der in diesem Kollektiv errechnete Wert liegt im unteren Bereich der bereits bekannten

Überlebenszeiten aus anderen Studien.

Eventuell liegt dies daran, dass unter Akademikern der Anteil der Selbständigen hoch ist

und diese vielleicht aus Angst vor einer Krankheit, die den Betrieb oder die Praxis

gefährden könnte, erst später zum Arzt gehen als „normale“ Arbeitnehmer. Auf diese

Weise verschiebt sich die Diagnosestellung zeitlich nach hinten, die Überlebenszeit nach

der Diagnosestellung verkürzt sich entsprechend.

Interessant ist, dass das durchschnittliche Alter bei Diagnosestellung 59,1 Jahre beträgt, die

durchschnittliche Überlebenszeit in diesem Kollektiv 10,2 Monate, das Alter zum

Todeszeitpunkt aber bei 63,2 Jahren liegt.

Als Erklärung bietet sich an, dass in den meisten Fällen nicht beide Daten (Alter bei

Erstdiagnose/Alter zum Todeszeitpunkt) von einem Patienten vorliegen.

Das Alter zum Todesdatum ist beim Gesamtkollektiv höher, weil vier Patienten in dieser

Gruppe über achtzig Jahre alt wurden, von denen aber kein Datum der Erstdiagnose

bekannt ist.

V.2.6 Berufe

58,8% der Patienten mit bekanntem Beruf (n=68) waren Ingenieure, 7,4% Architekten.

Dieser sicherlich überrepräsentierte Anteil der beiden Berufe im Vergleich zu ihrem Anteil

an Akademikern in der Gesamtbevölkerung zeigt das gesteigerte Risiko einer erhöhten

Asbeststaubbelastung in diesen Berufszweigen.

Das Ergebnis bestätigt, dass eine Gefahrenquelle für eine erhöhte Exposition vor allem im

Baugewerbe und im Umgang mit zum Beispiel Isolierungen und Bremsbelägen besteht,

wie bereits im Kapitel I.9 dargestellt.

Bei den Erkrankungen in den anderen Berufsfeldern wie Ärzte (8,8%) oder Lehrer (10,3%)

handelt es sich häufig um „Zufallserkrankungen“, die zwar asbestassoziiert sind, bei denen

aber die erhöhte Asbestexposition nicht unmittelbar mit dem Beruf verknüpft ist.

Beispiele dafür sind der Lehrer, der vermutlich aufgrund seiner Arbeit als Hilfskraft

während des Studiums in einem asbestverarbeitenden Betrieb vermehrt asbestexponiert

war, ein Mesotheliom bekam und daran verstarb (s. Kap. IV.3 Ausgewählte kasuistische

Daten beziehungsweise Berichte, Nr. 57) oder der Jurist, der aufgrund der mitgebrachten

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Arbeitskleidung des Vaters einer erhöhten Asbestexposition ausgesetzt war (s. IV.3, Nr.

60).

V.2.7 Anamnestisch bekannte Expositionszeiten gegenüber Asbest

Die kürzeste bekannte Expositionszeit liegt in diesem Kollektiv bei drei Monaten. Von

diesem Patienten sind keine Angaben vorhanden, in welchem Rahmen die Belastung

stattfand. Die längste Expositionszeit liegt mit 51 Jahren bei einem Ingenieur. Die

durchschnittliche Dauer der Exposition des hier untersuchten Kollektivs (n=40) liegt bei

14,5 Jahren.

In der Literatur findet man Werte von 15 Jahren (Sohrab et al. 2000), so dass sich eine

Übereinstimmung zeigt.

V.2.8 Quelle der Asbestbelastung

Untersucht man die Angaben der Patienten über die Quelle der Belastung, zeigt sich, dass

vor allem Ingenieure, Architekten und Chemiker in diesem Kollektiv berufsbedingt

asbestexponiert waren. Als berufliche Asbestexposition galt nicht nur der direkte Umgang

mit dem Material, sondern auch der Kontakt zum Beispiel bei Aufsichtsarbeiten

(Bystander) oder ein Arbeitsplatz in asbestverkleideten Räumen. Die Asbestexposition war

also mit dem Beruf verknüpft, ohne dass ein direkter Kontakt durch Verarbeitung des

Materials bestand.

40 Ingenieure (62,5%) geben eine berufliche Asbestbelastung an, während in 30% der Fälle

eine exakte Angabe zur Exposition nicht möglich war.

Vier von insgesamt fünf Architekten geben berufsbedingte Expositionen an. Außerdem gibt

jeweils einer zusätzlich Belastungen als Aushilfe, während einer Ausbildung zum Tischler

und umweltbedingt durch Nähe der Wohnung zu asbestverarbeitenden Unternehmen an.

Einem weiteren Patienten ist keine Asbestexposition bekannt.

Alle drei in dieser Arbeit aufgeführten Chemiker geben eine berufsbedingte

Asbestbelastung an, zum Beispiel bei der Arbeit an Rohrreaktoren, die mit Asbest isoliert

waren.

Lediglich ein Arzt gibt eine berufliche Asbestexposition bei der Benutzung von

Handschuhen mit asbesthaltigem Talkumpuder an, ein Lehrer vermutet eine berufliche

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Asbestexposition in asbestverkleideten Turnhallen und zwei Juristen geben

asbestverkleidete Büros als berufliche Asbestquelle an

Es wird deutlich, dass ein unmittelbarer beruflicher Umgang mit Asbest nur bei

Ingenieuren und Architekten vorliegt. Die Asbestexposition während Hilfsarbeiten ist nicht

unmittelbar mit dem akademischen Beruf der betroffenen Patienten verbunden, auch

umgebungsbedingte Belastungen durch Aufenthalt in asbestverkleideten Räumen oder

Kindheit in der Türkei stehen natürlich in keinem direkten Zusammenhang mit der

akademischen Laufbahn.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der Hälfte der Fälle die Asbestbelastung nicht

durch den ausgeübten Beruf bedingt ist.

V.2.9 Latenzzeiten zwischen Asbestexposition und ersten klinischen Symptomen

Die Latenzzeiten (n=30) liegen zwischen 8 und 65 Jahren, im Schnitt ergibt sich ein Wert

von 36,8 Jahren vom Beginn der Asbestexposition bis zur Diagnosestellung

Dieser Wert liegt über den Angaben in der Literatur. Hier liest man von durchschnittlich 33

(Fischer et al. 1996) oder 35 (Sohrab et al. 2000) Jahren.

Der Unterschied von zwei bis vier Jahren ergibt sich eventuell aus der nur kleinen Anzahl

verwertbarer Angaben, vielleicht auch aus den teilweise ungenauen Daten, die über den

Beginn der Exposition vorliegen.

Ein wesentlicher Faktor könnte sein, dass die quantitative Asbestbelastung der Akademiker

im Vergleich zu anderen Berufen insgesamt geringer ist, weil sie in vielen Fällen nicht

unmittelbar mit dem Material arbeiten, sondern eher bei Aufsichtsarbeiten mit Asbest in

Kontakt kommen, so dass der Tumor eventuell erst später auftritt als bei Personen, die

direkt mit Asbest arbeiten. Unterschiedliche Latenzzeiten in Abhängigkeit von der

Intensität des Kontaktes wurden in der Literatur mehrfach beschrieben (Bianchi et al. 1997,

Neumann et al. 2001).

69

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V.3 Pathologisch-anatomische Ergebnisse

V.3.1 Wachstumstyp

Unter 71 verwertbaren Angaben zum Wachstumstyp finden sich 41 (57,7%) epitheloide

Mesotheliome, sechs (8,5%) sarkomatoide und 24 (33,8%) von biphasischem

Wachstumstyp.

Die Angaben zur Häufigkeit der drei unterschiedlichen Formen schwanken in der Literatur

erheblich:

- epitheloider Subtyp: 22% (Hartmann 1985), 81% (Chailleux et al. 1988)

- sarkomatoider Subtyp: 4% (Chailleux et al.1988), 49% (Brenner et al. 1982)

- biphasischer Subtyp : 6% (Brenner et al.1982), 65% (Kwee et al. 1982).

Im Kollektiv des Deutschen Mesotheliomregisters liegt der Anteil der epitheloiden

Mesotheliome bei 32%, 53% sind vom biphasischen Subtyp und 10% der Mesotheliome

zeigen ein sarkomatoides Wachstum (Derecik 1997).

Die Differenzierung der Wachstumsmuster in Abhängigkeit von der Größe der

untersuchten Gewebsproben zeigt folgende Verteilung:

Bei Biopsiematerial (n=5), zeigen 80% der Mesotheliome epitheloides Wachstum, aber

nur 50% der größeren Gewebestücke (n=54).

20% der Biopsien zeigten biphasisches Wachtum, 40,7% der größeren Proben.

Unter den Biopsien gab es kein sarkomatoides Mesotheliom, der Anteil dieses Subtyps

unter den anderen Gewebeteilen lag bei 9,3%.

Dieses Ergebnis bestätigt die Beobachtung, dass man eine Zunahme der biphasischen

Mesotheliome findet, je größer das Untersuchungsgut ist (Brockmann et al. 1990 b). In

einem kleinen Ausschnitt Biopsiegewebe findet man oft nur eine Differenzierung, steht

aber mehr Material zur Verfügung, trifft man häufig auf ein zweites Wachstumsmuster.

70

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V.3.2 Lungenstaubanalyse

Eine Lungenstaubanalyse ist zur Anerkennung einer Berufskrankheit 4105 nicht

notwendig, wenn die Diagnose eines Mesothelioms pathologisch-anatomisch gesichert ist

und eine berufliche Asbestbelastung vom TAD bestätigt wird.

Die Untersuchung der Lungen auf Asbestkörper erhält dann einen

versicherungsmedizinischen Stellenwert, wenn zum Beispiel aufgrund lange

zurückliegender Exposition, mangelnder Erinnerung oder Unwissenheit der Patienten eine

berufliche Asbestexposition nicht mehr mit Sicherheit nachweisbar ist. Bei entsprechender

Mesotheliomdiagnose und beruflicher Tätigkeit, die in der Regel mit einer

Asbestexposition verbunden ist (zum Beispiel Schlosser, Isolierer etc.) unterstützt eine

staubanalytisch nachgewiesene erhöhte Asbestbelastung der Lunge die Annahme einer

beruflichen Exposition.

Von 55 Patienten dieser Arbeit liegen Ergebnisse der Lungenstaubanalyse vor.

22 dieser Patienten (40%) hatten mehr als 100 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe, 21

Patienten (38,2%) wiesen 23 bis 100 Asbestkörper pro Lungengewebe auf.

Die gefundenen Werte sind, verglichen mit dem Gesamtkollektiv des

Mesotheliomregisters, niedrig, hier weisen 62% der Patienten über 100 Asbestkörper auf

(Müller und Fischer 1997).

Eventuell sind auch diese Ergebnisse – wie die durchschnittlich längere Latenzzeit, s. V.2.9

– auf die geringere kumulative Asbestbelastung der Akademiker insgesamt im Vergleich zu

Arbeitern, die unmittelbar mit dem Material umgehen, zurückzuführen.

Eine Beziehung zwischen Expositionszeitraum und Anzahl der Asbestkörper kann nicht

gefunden werden. Bei manchen Patienten, die zum Beispiel über 20 Jahre exponiert waren,

findet man weniger als zehn, bei solchen, die lediglich ein Jahr exponiert waren, teilweise

mehr als hundert Asbestkörper pro ccm Lungengewebe. Der Patient mit 15402

Asbestkörpern war zum Beispiel nur drei Jahre gesichert asbestexponiert (s.IV.3

Ausgewählte kasuistische Daten beziehungsweise Berichte, Nr.13).

Entscheidend ist nicht der Expositionszeitraum, sondern die Intensität der Exposition,

erfasst als kumulative Asbestfaserstaubdosis.

71

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Das Ergebnis der lichtmikroskopischen staubanalytischen Untersuchung bei Patienten ohne

Asbestexposition sollte zwischen 0 und 22 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe liegen

(Müller 1997), diese Werte gelten als sogenannte Normwerte.

Dieses Ergebnis bieten auch 12 von 55 vorliegenden Lungenstaubanalysen der

Mesotheliompatienten in dieser Arbeit (21,8%). Dieser Anteil liegt nur wenig über dem

Wert des Mesotheliomregisters von 15,2% Patienten ohne erhöhte Asbestbelastung der

Lungen (Neumann et al. in press).

Findet man bei der Lungenstaubanalyse keinen erhöhten Wert, bestehen zwei

Möglichkeiten:

1. Falls die Asbestexposition am Arbeitsplatz gesichert ist, ist das „negative“ Ergebnis

der Lungenstaubanalyse insofern nicht von Bedeutung, als es die positive

Arbeitsanamnese nicht widerlegen kann. Die Bedingungen für die Anerkennung des

Mesothelioms als Berufskrankheit 4105 liegen somit trotzdem vor. Gründe für das

„negative“ Ergebnis der Lungenstaubanalyse können zum Beispiel in der

mangelhaften Qualität des untersuchten Gewebes liegen (zu geringe Menge,

autolytisch).

2. Ist eine berufliche Exposition (auch aus oben genannten Gründen) nicht zu belegen,

stützt ein negatives staubanalytisches Ergebnis mit weniger als 22 Asbestkörpern

pro ccm Lungengewebe eher die Annahme des Fehlens einer entsprechenden

beruflichen Asbestexposition. In diesen Fällen wird man kaum zur Anerkennung

einer Berufskrankheit 4105 gelangen.

Im Falle der hier untersuchten Akademiker bedeutet dieses Folgendes:

Bei acht der zwölf Patienten (75%) mit weniger als 22 Asbestkörperchen pro ccm

Lungengewebe in der Lungenstaubanalyse ist eine berufliche Asbestexposition angegeben.

In drei Fällen erfolgte bereits die Anerkennung des Mesothelioms als Berufskrankheit

4105, in den anderen fünf Fällen sind darüber leider keine Angaben im

Mesotheliomregister vorhanden.

72

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Von vier Patienten ist nicht der Beruf als Quelle der Asbestbelastung angegeben: in zwei

Fällen ist den Patienten eine Asbestexposition nicht bekannt, die verbleibenden zwei

Patienten nennen eine vage Asbestexposition in der Freizeit.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass nur vier der 55 Fälle (das entspricht 7,3%) mit

einer durchgeführten Lungenstaubanalyse weder eine berufliche Asbestanamnese noch

einen erhöhten Asbestkörperwert im Lungengewebe aufweisen. In diesen Fällen müssen

andere Mesotheliomursachen diskutiert werden.

Bei den Patienten ohne durchgeführte Lungenstaubanalyse (n=17) ist in zehn Fällen eine

berufliche Asbestexposition angegeben (58,8%), siebenmal wurde hier die Berufskrankheit

4105 bereits anerkannt. Es bleiben sieben Patienten, von denen weder eine positive

Arbeitsanamnese noch ein Ergebnis einer Lungenstaubanalyse vorliegen. Auch hier muss

eine asbestunabhängige Mesotheliomentstehung in Betracht gezogen werden, wobei gerade

von diesen sieben Patienten insgesamt wenige Daten im Mesotheliomregister vorliegen.

Eventuell besteht hier nur eine Informationslücke und eine Asbestexposition konnte

mittlerweile gesichert werden.

V.3.3 Pleuraplaques

18 von 32 Patienten hatten hyaline Pleuraplaques (56,3%), 14 hatten keine (43,8%). Von

den restlichen Patienten sind keine Angaben vorhanden.

Dieses Ergebnis unterscheidet sich zwar von dem 1997 gefundenen Wert von 44,3% der

Patienten im Gesamtkollektiv des Deutschen Mesotheliomregisters mit positivem

Plaquestatus (Müller 1997), dürfte aber hier kollektivbedingt abweichen.

V.3.4 Ergebnisse der Lungenstaubanalysen bezogen auf das Vorhandensein von

Pleuraplaques

Es fällt auf, dass Patienten mit Pleuraplaques in diesem Kollektiv mehr Asbestkörper in der

Lungenstaubanalyse aufweisen als Patienten ohne Pleuraplaques.

73

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Bei zwei der Patienten mit Pleuraplaques ergab die Lungenstaubanalyse über 10000

Asbestkörper pro ccm Lungengewebe. 60% der Fälle (n=9) weisen 100 bis 1000

Asbestkörper pro ccm Lungengewebe auf, in 26,7% der Fälle (n=4) finden sich weniger als

100 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe,

Bei den 13 Patienten ohne Pleuraplaques hatte keiner mehr als 10000 Asbestkörper pro

ccm Lungengewebe, nur 38,5% (n=5) Patienten wiesen mehr als 100 Asbestkörper auf.

Über 60% (n=8) haben weniger als 100 Asbestkörper pro ccm Lungengewebe.

Man könnte vermuten, dass zwischen der Entstehung von Pleuraplaques und der Höhe der

Asbestbelastung der Lungen - gemessen an der Asbestkörperzahl - ein Zusammenhang

besteht. Das hier untersuchte Kollektiv ist jedoch sehr klein, so dass letztlich

kollektivbedingte Scheinzusammenhänge nicht auszuschließen sind. Eine definitive

Aussage ist deswegen nicht möglich.

Die Prüfung, ob eine Beziehung zwischen der Asbestbelastung der Lungen und der

Häufigkeit des Auftretens von Pleuraplaques besteht, müsste an einem größeren Kollektiv

durchgeführt werden.

V.3.5 Metastasen und Tumorinfiltration

14 Patienten des untersuchten Kollektivs hatten Metastasen, bei 13 Patienten wuchs der

Tumor infiltrativ in umliegendes Gewebe ein. Bei vier der gerade genannten Patienten

zeigten sich sowohl Metastasen als auch infiltratives Tumorwachstum.

Obwohl Metastasen bei Mesotheliomen klinisch eher selten auffallen, findet sich zum

Beispiel bei Obduktionen in 50-75% eine Mitbeteiligung der kontralateralen Pleura (Müller

1992).

Bei der Errechnung des Überlebenszeitraums vom Tag der Diagnosestellung bis zum Tod

(n=12) fällt auf, dass diese Zeitspanne bei den Patienten mit Metastasen des Mesothelioms

beziehungsweise Infiltrationen bei 10,25 Monaten liegt, vergleichbar der Überlebenszeit

aller Patienten, von denen Datum der Erstdiagnose und Todestag bekannt sind (n=20). Hier

liegt der Wert bei 10,2 Monaten (s. IV.1.4).

Es lässt sich mit diesen Daten nicht nachweisen, dass die Prognose des Mesothelioms bei

Vorhandensein von Metastasen oder Tumorinfiltration in andere Organe schlechter wird.

74

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Allerdings ist die Zahl der Angaben zu gering, um eine endgültige Aussage machen zu

können. Man muss auch bedenken, dass der Patient mit der längsten Überlebenszeit in

diesem Kollektiv – 35 Monate – in der Gruppe mit Metastasen und Infiltration ist und den

Durchschnitt deutlich anhebt.

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Kapitel VI Zusammenfassung Die Mesotheliominzidenz in den Industrienationen nimmt bisher - aufgrund des extremen

Asbesteinsatzes bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts - kontinuierlich zu.

Diese Tendenz konnte auch im Deutschen Mesotheliomregister beobachtet werden.

Typische Berufe, die mit einer Asbestexposition und einem Risiko, an einem Mesotheliom

zu erkranken, verknüpft sind, sind zum Beispiel Schweißer oder Isolierer.

Es wurden im Mesotheliomregister aber in den Jahren 1987 bis 2000 auch 72

Mesotheliome bei Akademikern registriert, deren Berufe üblicherweise nicht mit einer

erhöhten Asbestexposition einhergehen, wie zum Beispiel Juristen oder Lehrer.

Anhand der vorliegenden Informationen im Deutschen Mesotheliomregister zu

pathologisch-anatomischen Befunden, Berufs- und Asbestanamnesen, Krankheitsverläufen

und allgemeinen Daten der Patienten wurden diese 72 Fälle ausgewertet und soweit

möglich mit entsprechenden Ergebnissen anderer Kollektive verglichen.

1. In diesem Kollektiv mit 72 Akademikern war die Asbestexposition in etwa der Hälfte

der Fälle nicht durch den akademischen Beruf bedingt.

Das Kollektiv setzte sich zusammen aus 40 Ingenieuren, fünf Architekten, sechs Ärzten,

sieben Lehrern, drei Juristen, drei Chemikern, jeweils einem Physiker, Redakteur,

Apotheker und Psychologen. Von vier Patienten ist der Beruf nicht bekannt, Doktor- oder

Professorentitel lassen aber eine akademische Laufbahn annehmen.

Fünf (6,9%) dieser Patienten geben eine Asbestexposition bei Aushilfsarbeiten während

des Studiums in asbestverarbeitenden Betrieben an.

Sechs (8,3%) der Akademiker waren vermutlich aufgrund asbestverarbeitender Industrie in

der Nähe der Wohnung, durch Asbestexposition in der Kindheit oder durch

asbestverkleidete Wohnräume, in denen sie wohnten, vermehrt asbestbelastet.

Sieben Patienten (9,7%) geben eine Asbestexposition während des Studiums oder eines

berufsbegleitenden Praktikums an.

Weiteren 23 (32%) ist keine Asbestquelle bekannt, 14 von ihnen bieten aber ein positives

Ergebnis der Lungenstaubanalyse mit mehr als 22 Asbestkörpern.

37 (51,4%) Patienten geben eine beruflich bedingte Asbestexposition an. Sie kamen aber

nicht alle unmittelbar aufgrund des Berufes mit Asbest in Kontakt, sondern auch

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Asbestverkleidungen im Büro werden für die erhöhte Asbestbelastung verantwortlich

gemacht.

Bei 17 Patienten wurde mittlerweile eine Berufskrankheit nach der BK-Ziffer 4105 der

gültigen Berufskrankheitenverordnung anerkannt. Bei weiteren elf wird eine Anerkennung

von den Gutachtern empfohlen. Man muss berücksichtigen, dass nicht von allen Patienten

Informationen über den Stand des Verfahrens vorliegen, so dass wahrscheinlich in einigen

weiteren Fällen das Mesotheliom als Berufskrankheit anerkannt wurde.

2. a) In dem untersuchten Kollektiv findet sich nur eine Frau. 68 der 72 Patienten hatten

ein Pleuramesotheliom, vier hatten ein peritoneales Mesotheliom.

b) Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose waren die im Rahmen dieser Arbeit berücksichtigten

Erkrankten durchschnittlich 59,1 Jahre alt, also eher jünger als Patienten anderer

Kollektive. Der jüngste Patient war 35 Jahre alt, der älteste 79.

Zum Todeszeitpunkt waren die Akademiker in diesem Kollektiv 63,2 Jahre alt mit einer

Spannweite von 35 bis 88 Jahren.

Die Überlebenszeit von der Diagnosestellung bis zum Tod beträgt 10,2 Monate, ein -

verglichen mit anderen Studien - geringer Wert.

Die Expositionszeit der Akademiker beträgt durchschnittlich 14,5 Jahre, dies entspricht

bekannten Ergebnissen anderer Arbeiten.

Die Latenzzeit vom Beginn der Asbestexposition bis zur Diagnosestellung ist in dem

untersuchten Kollektiv mit im Durchschnitt 36,8 Jahren vergleichsweise lang.

c) Die Unterscheidung der Mesotheliome nach Subtypen zeigt einen hohen Anteil

epitheloider Wachstumsmuster (57,7%) und vergleichsweise wenig biphasische

Mesotheliome (33,8%). Der Anteil an sarkomatoiden Mesotheliomen (8,5%) ist geringer

als bekannte Zahlen des Deutschen Mesotheliomregisters.

In den durchgeführten Lungenstaubanalysen im Kollektiv der Akademiker ergeben sich

vergleichsweise wenig Asbestkörper pro ccm Lungengewebe.

Der Anteil der Patienten mit positivem Pleuraplaquestatus liegt bei 56,3%.

Insgesamt deuten längere durchschnittliche Latenzzeit und weniger Asbestkörper pro ccm

Lungengewebe darauf hin, dass der Asbestkontakt des untersuchten Kollektivs weniger

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intensiv war als in anderen Kollektiven mit typischen Asbeststaub-Berufen. Die Latenzzeit

bis zu ersten klinischen Symptomen verlängerte sich.

3. Wie bereits erwähnt ist die Asbestbelastung dieses Kollektivs verglichen mit anderen

Kollektiven als deutlich niedriger anzusehen.

a) Bei der Untersuchung tumorfreien Lungengewebes lagen bei 22 Proben (40%) deutliche

Zeichen einer erhöhten chronischen Asbestbelastung mit mehr als 100 Asbestkörpern pro

ccm Lungengewebe vor.

b) Bei weiteren 21 Patienten (38,2%) waren immer noch vergleichsweise erhöhte Werte

einer chronischen Asbestbelastung mit 23 bis 100 Asbestkörpern pro ccm tumorfreien

Lungengewebes zu dokumentieren.

Daraus ergibt sich, dass immerhin bei 78,2% der hier zusammengestellten Mesotheliome

von Akademikern auch über die Lungenstaubanalyse konkrete Hinweise für die kausalen

Zusammenhänge zwischen oft lange zurückliegender und meist beruflich bedingter

erhöhter Asbeststaub-Exposition und der Entwicklung der bösartigen Mesotheliome zu

belegen waren.

c) 21,8% der Akademiker (12 von 55) hatten lediglich Asbestkörperkonzentrationen von

weniger als 22 Asbestkörperchen pro ccm Lungengewebe, eine erhöhte Asbestbelastung

der Lungen war also nicht festzustellen. Bei acht dieser zwölf Patienten ist aber eine

Asbestexposition am Arbeitsplatz angegeben. Es bleiben vier Patienten, bei denen weder in

der Arbeitsanamnese noch in der Lungenstaubanalyse eine Asbestexposition nachzuweisen

ist.

Bei 17 Patienten ohne Lungenstaubanalyse liegt in zehn Fällen eine Asbestexposition am

Arbeitsplatz vor, in den restlichen sieben Fällen sind keine Angaben zu Asbestexpositionen

vorhanden.

Auch dieses Ergebnis weist darauf hin, dass die Intensität des Asbestkontaktes in dem

untersuchten Kollektiv vergleichsweise niedrig war. Selbst wenn die Patienten beruflich

asbestexponiert waren, hatten sie seltener unmittelbar mit dem Material Kontakt als

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Arbeiter, die täglich mit Asbest arbeiten. Die Lungen nahmen weniger Asbestfasern auf,

die im Lungengewebe letztendlich als Asbestkörper verbleiben.

4. Für die Praxis bleibt festzuhalten, dass auch in Berufszweigen, in denen man

üblicherweise nicht von einer Asbestexposition ausgeht, offenbar in einzelnen Fällen eine

solche stattfinden kann.

Erst eine detaillierte Anamnese zu durchgeführten Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen –

auch als Aushilfe beispielsweise während des Studiums – kann zur Erkennung der

Asbestquelle führen, die dann von der jeweiligen Berufsgenossenschaft gesichert werden

sollte.

Unterstützend sollte eine Lungenstaubanalyse durchgeführt werden, die bei positivem

Ergebnis die Annahme einer erhöhte Asbestexposition verstärkt. Wurde eine

Asbestexposition am Arbeitsplatz bisher abgelehnt, sollte ein positives Ergebnis der

Lungenstaubanalyse zu weiteren Überprüfungen der Exposition am Arbeitsplatz und

Befragungen des Patienten Anlass geben, um eine berufliche Asbeststaubexposition nicht

zu übersehen.

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Kapitel VII Literaturverzeichnis

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VIII Anhang

Tabelle 2: Übersicht über die verwendeten Daten

Nr. Unters.-nummer

Geburtsdatum Datum der Erstdiagnose(ED)

Todesdatum Alter bei ED/Tod

1 J-553/88 14.04.1937 28.08.1988 --/51 2 J-749/88 15.02.1920 13.03.1988 --/68 3 J-345/89 23.07.1907 31.03.1989 --/81 4 E-16555/90 23.08.1929 Juli 1990 60/-- 5 J-996/90 12.02.1914 28.09.1990 --/76 6 J-204/92 09.12.1940 12.03.1992 51/-- 7 J-1131/92 17.08.1916 8 J-160/93 21.05.1937 11.02.1993 55/-- 9 J-485/93 29.06.1924 31.01.1992 31.12.1992 67/68

10 J-182/93 23.10.1906 05.02.1993 --/86 11 J-710/93 12.03.1936 Mitte Feb.1993 10.08.1993 56/57 12 J-296/94 24.02.1927 26.11.1993 --/66 13 J-694/94 26.03.1936 25.05.1994 58/-- 14 J-1438/94 02.01.1932 Juli 1994 03.11.1994 62/62 15 J-405/95 25.04.1913 01.02.1995 --/81 16 J-748/95 20.10.1940 27.02.1995 16.05.1995 54/54 17 J-1313/95 05.04.1937 15.03.1995 06.09.1995 57/58 18 J-1665/95 31.01.1907 10.11.1995 --/88 19 J-321/97 23.09.1942 02.04.1996 24.07.1996 53/53 20 J-852/96 01.11.1939 22.03.1996 56/-- 21 J-672/96 27.12.1937 1995 01.05.1996 57/58 22 J-1161/97 04.11.1930 Nov. 1995 12.03.1996 65/65 23 J-634/97 11.07.1929 18.03.1997 67/-- 24 J-842/97 09.11.1938 05.05.1997 --/58 25 J-1817/97 17.11.1939 mit 57 Jahren 57/-- 26 J-1918/97 25.05.1943 29.01.1995 03.12.1997 51/54 27 J-691/98 07.11.1942 20.10.1997 27.04.1998 54/55 28 J-1383/98 15.06.1936 29 J-1776/98 01.11.1935 16.07.1997 18.06.1998 61/62 30 J-1587/98 02.10.1941 25.09.1998 56/-- 31 J-874/00 20.07.1964 September 1999 07.05.2000 35/35 32 J-1815/00 17.11.1923 Aug.2000 17.09.2000 76/76 33 J-1062/90 22.11.1926 34 J-1629/99 11.03.1926 Sept. 1999 73/-- 35 J-1720/99 02.02.1943 15.03.1999 31.08.2000 56/57 36 J-214/00 29.10.1939

Unters.-nummer: Untersuchungsnummer im Institut

86

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Fortsetzung Tabelle 2

Nr. Unters.- nummer

Geburtsdatum Datum der Erstdiagnose(ED)

Todesdatum Alter bei ED/Tod

37 J-218/00 06.03.1920 Okt.1999 28.11.1999 79/79 38 J-437/00 26.02.1946 09.11.1999 53/-- 39 E-1905/99 27.08.1928 Jan.1999 70/-- 40 E-14214/99 09.01.1924 41 J-521/88 26.10.1929 Juli 1987 25.09.1987 57/57 42 J-234/91 15.04.1924 23.11.1990 --/66 43 J-1019/98 23.03.1935 Sep. 1997 62/-- 44 J-750/99 17.03.1935 30.10.1997 20.04.1999 62/64 45 J-1592/99 31.05.1923 1997 mit 76 Jahren 73 o.74/76 46 J-347/94 21.09.1936 1993 12.11.1993 56/57 47 J-1599/97 16.11.1946 16.04.1996 29.09.1997 49/50 48 J-1792/00 29.09.1929 24.02.2000 70/-- 49 J-1145 30.05.1938 04.07.2000 62/-- 50 J-485/99 09.04.1929 März 1999 69/-- 51 J-1154/00 23.10.1942 04.07.2000 57/-- 52 E-11200/90 24.08.1940 13.02.1990 49/-- 53 J-160/94 04.11.1933 Anfang 1994 60/-- 54 J-519/94 15.06.1937 14.04.1994 56/-- 55 J-1527/98 01.09.1943 März 1997 53/-- 56 J-795/99 17.11.1938 57 J-658/00 01.03.1945 1997 01.04.2000 51 o.52/55 58 J-481/93 03.02.1949 13.04.1993 44/-- 59 J-216/89 23.12.1926 12.07.1988 --/61 60 J-1287/96 27.05.1946 10.01.1991 Nov. 1992 44/46 61 J-946/99 24.01.1929 April 1999 70/-- 62 J-25/99 07.05.1930 Okt.1998 16.12.1998 68/68 63 J-1382/98 12.03.1921 Juli 1998 77/-- 64 J-2211/00 23.09.1947 Sept. 2000 52 o.53/- 65 J-1882/98 25.04.1947 März 1993 27.04.1995 45/48 66 J-1677/99 22.01.1927 Okt. 1999 72/-- 67 J-899/97 20.09.1937 25.10.1996 1997 59/59 o.60 68 J-1933/98 20.07.1952 Okt. 1998 46/-- 69 J-761/00 08.01.1924 08.03.2000 --/76 70 J-1627/99 02.01.1944 71 J-30/00 16.07.1934 Nov. 1999 09.03.2000 65/65 72 J-393/00 13.03.1933 Feb.2000 66/--

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Tabelle 3: Übersicht über die verwendeten Daten

BK: Berufskrankheit 4105

Nr. Exposition Beruf BK anerkannt? 1 Schiffsbauingenieur empfohlen 2 Ingenieur empfohlen 3 1950-64 Schiffsbauingenieur ja 4 1956-85 Maschinenbauingenieur empfohlen 5 1952-72 Ingenieur empfohlen 6 1966-83 Ingenieur/ Architekt 7 1947-57 Ingenieur 8 1951-54 Elektroingenieur empfohlen 9 20 Jahre Ingenieur vorgeschlagen

10 Ingenieur vorgeschlagen 11 1961-92 Ingenieur vorgeschlagen 12 1950-90 Ingenieur ja 13 1952-55 Ingenieur vorgeschlagen 14 1946-58 Elektroingenieur 15 1931-47 Ingenieur empfohlen 16 58-66/76-91 Ingenieur ja, 24.11.1995 17 1957-69 Schiffsbauingenieur 18 Elektroingenieur 19 Bauingenieur 20 familiär Ingenieur 21 Ingenieur 22 Ingenieur 23 Bauingenieur 24 1965-68 Kraftwerksingenieur empfohlen 25 1965-72 Maschinenbauingenieur 26 Schiffsbauingenieur 27 Schiffsbauingenieur 28 Ingenieur ja, 30.05.98 29 1950-53/

1967-90 Elektroingenieur ja

30 1963 Maschinenbauingenieur 31 seit 1991 Dipl.Ingenieur ja 32 1942-54 Bauingenieur 33 Ingenieur 34 1971-79 Ingenieur ja, 05.01.00 35 1964-66 Ingenieur ja, 07.12.99 36 1965-78 Ingenieur ja

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Fortsetzung Tabelle 3

Nr. Exposition Beruf BK anerkannt? 37 1934-85 Ingenieur ja 38 1978-99 Dipl.Ingenieur ja, 09.11.99 39 Schiffsbauingenieur 40 1945-55 Maschinenbauingenieur 41 1948-56 Architekt empfohlen 42 1955-67 Architekt/Tischler empfohlen 43 1960-81 Architekt 44 1954-92, Umwelt Architekt 45 1948-50 Innenarchitekt 46 Arzt nein 47 1965-85 Arzt, Sportmediziner ja, 1997 48 Studium Arzt, HNO-Arzt 49 Freizeit Arzt 50 Ärztin 51 1962, Studium Arzt 52 Lehrer empfohlen 53 Turnhalle Lehrer unklar 54 1958-59, Aushilfe Lehrer ja 55 Umwelt Lehrer, dann Bürokraft 56 Lehrer keine BG bekannt 57 als studentische

Hilfskraft Lehrer ja

58 Umwelt Lehrer unklar 59 Referendariat Jurist 60 Arbeitskleidung

des Vaters Jurist

61 1947/1948 Jurist ja, 25.10.99 62 1962-78 Chemiker 63 1956-64 Chemiker empfohlen 64 1973-80 Chemiker 65 1971-74 Physiker ja, 10.02.99 66 Apotheker 67 1980-89 Redakteur/Prokurist unklar 68 Elektriker, jetzt

Psychologe

69 70 71 Aug.-Okt. 1954 ja, 06.06.2000 72

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Tabelle 4: Übersicht über die verwendeten Daten

Nr. Material Besonderheiten 1 Obduktionsgut 2 Gewebescheibe Lunge 3 Obduktionsgut Lymphknotenmetastasen 4 Lungen/Pleura/ Lymphknoten-

Biopsien Kompressionsatelektase, Tumorinfiltration in perikardialem Fettgewebe

5 Obduktionsgut 6 Lungenresektat Lymphknoten-Metastasen 7 Pleura- und Zwerchfell-PE´s 8 Keil re. Oberlappen 9 mehrere Lungenstücke Infiltration von Lunge, Herzbeutel und

Thoraxwand, Lymphknoten-Metastasen 10 mehrere Gewebeteile 11 Lungenscheibe 12 Obduktionsgut zahlreiche Metastasen 13 1,5 g Gewebe 14 Pleura-PE, Obduktionsgut zahlreiche Metastasen, Infiltration des

Herzbeutels 15 Pleura-PE 16 Obduktionsgut 17 Obduktionsgut Infiltration in Lunge und Perikard 18 Nassmaterial, 73g 19 Brustwand-PE, Pleuraresektat,

Lungengewebe Skelettmuskulatur infiltriert

20 Lungen- und Pleura-PE 21 größere Stücke 22 Lungenscheiben Metastasen 23 Pleura 24 Lungenscheibe 25 Nassmaterial, 9 g 26 Lungenteile Metastasen, Perikardinfiltration 27 Obduktionsgut Metastasen, Perikardinfiltration 28 Pleura, re UL 29 Obduktionsgut bereits 1979 Mesotheliom, Metastasen 30 31 Pleuraschwarte 32 Obduktionsgut Chronisch carnifizierende Pneumonie,

Emphysem, Pleuraschwarte 33 Pleura-PEs, 5-8mm Durchmesser 34 Biopsiegewebe 35 Infiltration der Brustmuskulatur 36 Paraffinblöcke Material: zur Untersuchung eingesandtes oder im Institut gewonnenes Gewebe

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Fortsetzung Tabelle 4

Nr. Material Besonderheiten 37 Schnitte und Blöcke 38 39 40 41 Pleurateile zahlreiche Metastasen 42 400 g Lungenscheibe 43 Lungenkeil 44 4x5 cm Tumorgewebe peritoneales Mesotheliom 45 Paraffinblöcke 46 Obduktionsgut peritoneales Mesotheliom 47 Paraffinblöcke, Schnitte peritoneales Mesotheliom, Lymphknoten-

metastasen 48 Pleuraresektat,

14x8 cm Infiltration in Fettgewebe und Mediastinum

49 Pleura Tumorausbreitung im Bereich der Thorakotomienarbe

50 51 Pleura 52 Biopsie, Lungenteile 53 Nassmaterial, 850 g 54 Nassmaterial, 3 g 55 2,2x1,3 cm 56 Lungenresektat Metastasen 57 Lungenteile Minimalasbestose, zerebrale Metastasen 58 59 Lungenscheiben, Obduktionsgut 60 Biopsie, Lungenteile, 2,4 g Minimalasbestose 61 Paraffinblöcke 62 Obduktionsgut Infiltration Retroperitoneum und

Nierenfettkapsel 63 Schnitte, Paraffinblöcke 64 Schnitte, Paraffinblöcke peritoneales Mesotheliom 65 66 Knocheninfiltration 67 Nassmaterial, 720 g 68 Lungenresektat Lymphknotenmetastasen, Perikard-

infiltration 69 Obduktionspräparat Thrombose linke Carotis, Halbseiten-

symptomatik 70 71 72

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Tabelle 5: Übersicht über die verwendeten Daten Nr. Meso Plaques Histologie LSA 1 B biphasisch 20-80 2 B epitheloid 30-250 3 A ja epitheloid 50-100 4 A nein epitheloid 5400-7100 5 A nein biphasisch 4-36 6 A biphasisch 0-26 7 B ja epitheloid 5-10 8 A epitheloid 50 9 A ja epitheloid 70-140 10 A sarkomatoid 30-90 11 B nein biphasisch 70-281 12 A epitheloid 490-1580

A ja epitheloid 15402 14 B nein biphasisch 210-410 15 A epitheloid 80 16 B ja sarkomatoid 190-500 17 B biphasisch 20 18 A biphasisch 10-80 19 B nein epitheloid 10 20 A ja epitheloid 286 21 B ja biphasisch 60-210 22 B nein biphasisch 10-12 23 A ja epitheloid 1100-1300 24 B nein sarkomatoid 250-350 25 A biphasisch 180 26 B nein epitheloid 60 27 A ja epitheloid 40-125 28 A ja biphasisch 3800 29 A nein epitheloid 60-80 30 A nein biphasisch 617 31 epitheloid 0-8 32 B epitheloid 10-100 33 B biphasisch 34 biphasisch 35 A nein epitheloid 160 (in USA

bestimmt) 36 A biphasisch

13

Meso: Mesotheliomgruppe nach Europäischem Mesotheliompanel

Plaques: Vorhandensein von hyalinen Pleuraplaques

LSA: Ergebnisse der Lungenstaubanalyse [Asbestkörperchen pro ccm Lungengewebe]

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

Fortsetzung Tabelle 5 Nr. Meso Plaques Histologie LSA 37 B biphasisch 38 epitheloid 39 epitheloid 40 B epitheloid 41 B epitheloid 6-48 42 A nein biphasisch <10 43 A sarkomatoid 18-22 44 A nein epitheloid 40-60 45 A ja epitheloid 10-30 46 A epitheloid 10 47 A epitheloid <10 48 A ja epitheloid 700-800 49 A epitheloid <10 50 A 51 A ja biphasisch 52 A biphasisch 490-880 53 A epitheloid 20-50 54 A epitheloid 41-90 55 B epitheloid 40 56 A biphasisch 80-120 57 A ja biphasisch 3300-6600 58 A epitheloid 0 59 B epitheloid 4-28 60 A ja epitheloid 30100 61 A ja epitheloid 62 A sarkomatoid 10-70 63 A ja biphasisch 64 A epitheloid 65 epitheloid <10 66 sarkomatoid 67 B epitheloid 10-40 68 A nein biphasisch 810-900 69 A ja biphasisch 30-50 70 71 72 epitheloid

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__________________________________Mesotheliome bei Akademikern____________________________

IX Danksagung Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. K.-M. Müller, Direktor des Institutes für

Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken „Bergmannsheil“ für die

Themenstellung.

Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei Frau Dr. rer. nat. M. Fischer für ihre

Hilfsbereitschaft und die zahlreichen wertvollen Ratschläge.

Ein weiterer Dank geht an Herrn Diplom Biologen V. Neumann für seine freundliche und

hilfreiche Betreuung.

Ich bedanke mich auch bei Herrn Dr. med. M. Krismann, Frau G. Müller und Frau C.

Troske für ihre großzügige Hilfe bei der Suche nach mikroskopischen und

makroskopischen Abbildungen.

Dankeschön sage ich auch meinen Eltern und meinem Freund Markus Meyer für ihre

allumfassende liebevolle Unterstützung.

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X. Lebenslauf Persönliche Daten:

Name, Vorname: Dernbach, Anne Barbara

Geburtsdatum: 07.03.1977

Geburtsort: Koblenz

Familienstand: ledig

Eltern: Hildegard Dernbach, Oberstudienrätin

Dr. med. Richard Dernbach, Chefarzt der

Orthopädie, St. Josef-Krankenhaus Bendorf

Konfession: römisch-katholisch

Schulausbildung:

1983-1984: Grundschule An der Wied, Neuwied

1984-1987: Geschwister-Scholl-Grundschule, Neuwied

1987-1996: Rhein-Wied-Gymnasium, Neuwied

Studium:

Oktober 1996: Immatrikulation für das Studium der

Medizin an der Ruhr-Universität Bochum

August 1998: Ärztliche Vorprüfung

August 1999: 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung

Famulaturen:

September-Oktober 1999: Orthopädie, St. Josef-Krankenhaus Bendorf

März-April 2000: Chirurgie, Guardamangia, Malta

Juli-September 2000: Praxisfamulatur Innere Medizin, Aachen