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Ausgabe 3 / 2012 Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V. Sonderheft 2012

Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

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Die neue Vereinszeitschrift des Vereins "Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V."

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Page 1: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Ausgabe 3 / 2012 Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Sonderheft 2012

MMiitteeiinnaannddeerr

22001122 -- EEuurrooppääiisscchheess JJaahhrr ffüürr

aakkttiivveess AAll tteerrnn uunndd SSooll iiddaarrii ttäätt

zzwwiisscchheenn ddeenn GGeenneerraattiioonneenn

"Volunteer to learn"

Lernpartnerschaft über

Lern- und Bildungs-

chancen durch Freiwilli-

genarbeit

Social web skills forelderly people

Mit Kompetenz insEhrenamt

Das inklusive Musik-

projekt

Drei Tschechen in

Passau- Austauschprojekt

für ältere Freiwillige

Zu Besuch

in Neapel.

Ehrenamtliches Engage-

ment unter gefährlichen

Bedingungen

Page 2: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Inhaltsverzeichnis

Miteinander ­ das Magazin von

Ausgabe 3 / 2012

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Projekte

Europäisches Jahr AktivAltern

Austausch CZ-DE

Senior Volunteers

Ehrenamtsschulung

Social Web Skills

Social Web SkillstransnationalerWorkshop

SocialWebSkillsIntergenerationalconference

Volunteer to learn

Volunteer to learnRumänien

Volunteer to learnNeapel

Words connectinggenerations

All inclusive

Benefizkonzert

„Mit Kompetenz ins Ehrenamt“

So lautet das Motto einer erfolgreichenSchulung im Mehrgenerationenhaus BadGriesbach. Hier ist der Fokus aufPraxiswissen für ehrenamtliche Tätigkeitenund die Möglichkeit zur persönlichen undspezifischen Begleitung und Beratung. BeiPlanung und Umsetzung eines gemeinsamenProjekts lernen die Teilnehmer das nötigeKnow-How für ehrenamtliches Engagement.

Wie Wörter Generationen verbinden…

ein Projekt aus zwei Perspektiven

Wie kann mündliche Überlieferung von Geschichte für die jüngere Generation mit Hilfevon modernen Informations- und Kommunikationstechnologien zugänglich gemacht wer-den? Diesem Thema widmet sich das grenzübergreifende Projekt „Wörter verbinden Ge-nerationen“. Zwei Ehrenamtliche, Rahel Rude (22) und Jochen Peters (68), beschreibenihren persönlichen Eindruck des Zeitzeugenprojektes.

Impressum:

Miteinander - das Vereinsmagazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Herausgeber: Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V., Leopoldstraße 9, 94032 Passau;Telefon: 0851 - 213 2740, Fax: 0851 - 213 2739;Mail: [email protected];Chefredaktion: Perdita Wingerter. Grafik: Katharina Grimbs, Franz Szabo; V. i. S. d. P. : PerditaWingerter, Geschäftsführerin GLL;Miteinander erscheint unregelmäßig. Text- und Bildkopien nur mit Genehmigung.

Transnationaler Workshop „Social Web Skills for elder People“

Das Konzept mit Partnern aus Ungarn undÖsterreich stel lt sich auf dem Internationa-len Festival der Generationen in Volenje vor.In interaktiven Workshops helfen jungeMenschen Älteren, ihre Berührungsängstegegenüber dem Web 2.0 zu überwinden. Siezeigen einen Austausch zwischen Generatio-nen, von dem Jung und Alt profitieren.

„All inclusive –Das Passauer Trash Orchester“

Mit Schrott- und Alltagsgegenständen Percussion-Musikmachen – so die Idee des Passauer Trash Orchesters„All inclusive“, einer bunten Truppe von Menschen jedenAlters, mit und ohne Handicap oder Migrationshinter-grund. Nach dem Erfolg in der Kunstnacht sieht dieTrommel-Combo einem dauerhaftem Fortbestehen undAufleben durch neue Mitgl ieder entgegen.

Page 3: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Impressum:

Miteinander - das Vereinsmagazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Herausgeber: Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V., Leopoldstraße 9, 94032 Passau;Telefon: 0851 - 213 2740, Fax: 0851 - 213 2739;Mail: [email protected];Chefredaktion: Perdita Wingerter. Grafik: Katharina Grimbs, Franz Szabo; V. i. S. d. P. : PerditaWingerter, Geschäftsführerin GLL;Miteinander erscheint unregelmäßig. Text- und Bildkopien nur mit Genehmigung.

Transnationaler Workshop „Social Web Skills for elder People“

Das Konzept mit Partnern aus Ungarn undÖsterreich stel lt sich auf dem Internationa-len Festival der Generationen in Volenje vor.In interaktiven Workshops helfen jungeMenschen Älteren, ihre Berührungsängstegegenüber dem Web 2.0 zu überwinden. Siezeigen einen Austausch zwischen Generatio-nen, von dem Jung und Alt profitieren.

Editorial

Liebe Leser/innen,

2012 war das Europäische Jahr

des „Aktiven Alterns und der Soli-

darität zwischen den Generatio-

nen“ und unter diesem Motto

haben wir auch diese Ausgabe

von „Miteinander“ gestaltet. Wir

stel len Ihnen unsere Projekte und

Aktionen vor, wo ältere Menschen

sich aktiv eingebracht haben bzw.

bei denen es darum geht, das

Können, die Fähigkeiten und das

Wissen älterer Menschen aktiv für

freiwil l iges Engagement zu nut-

zen. Auch das selbstverständliche

Miteinander von Jung und Alt l iegt

uns am Herzen, daher haben wir

uns auch darüber Gedanken ge-

macht, wie man die Kommunikati-

on und den Austausch der

Generationen aktiv unterstützen

kann. Und beim Zusammenstel len

dieser Ausgabe ist uns dann auf-

gefal len, wie viel wir wirklich un-

ter diesem Motto anbieten:

Das Alter unserer Mitgl ieder reicht

von 23-73, in unserem Vorstand

tragen Jüngere und Ältere die

Verantwortung und in unseren

vielzähligen Projekten und Aktio-

nen engagieren sich Menschen al-

ler Altersgruppen.

Aber den eigentl ichen Bezug zum

Thema „Aktives Altern“ in meiner

berufl ichen Karriere habe ich per-

sönlich erst durch unsere Schu-

lung „Erfahrungswissen für

Initiativen – Ausbildung zum/zur

SeniorTrainer/in“ vor drei Jahren

bekommen. Dieses Schulungsan-

gebot für Ehrenamtliche, das wir

seit drei Jahren anbieten, richtet

sich an Menschen über 55 Jahre,

wil l Praxiswissen für die erfolgrei-

che Arbeit in Ehrenamtsprojekten

vermitteln und das Potential der

älteren Generation für unsere Ge-

sel lschaft viel besser nutzbar ma-

chen. Und das Potential ist

unglaublich: so viel Wissen, so

viel Erfahrung, so viele Kontakte,

so viel Praxiswissen und Gelas-

senheit. Gerade letzteres habe ich

zu schätzen gelernt: mit Men-

schen zusammenzuarbeiten, die

sich zwar einbringen möchten,

aber durch ihre Lebenserfahrung

Dinge ruhiger und gelassener an-

gehen können und die aber auch

viel klarer und deutl icher aufzei-

gen, was sie wollen oder nicht

mehr wollen.

Und hier ist – so glaube ich – ein

Wandel eingetreten. Die ältere

Generation hat sich gewandelt

und das hat auch Auswirkungen

auf das Ehrenamt. Es finden sich

auch unter den Älteren immer

weniger Menschen, die sich für ihr

Ehrenamt „aufopfern“, d.h. jahr-

zehntelang in einer Organisation

„dienend“ mitarbeiten. Und auf

diese aktivere, aber auch fordern-

de und selbstbewusste ältere Ge-

neration müssen sich die

Organisationen einstel len.

Ich habe viele Menschen kennen

gelernt, die zwar im „Ruhestand“

sind, aber al les andere als ein „ru-

higes“ Leben führen. Sie haben

einen vollen Terminkalender und

daher oft keine Zeit, sie sind un-

terwegs und auf Reisen, sie ge-

nießen ihre Unabhängigkeit und

Selbstbestimmtheit und freuen

sich, wieder Herr bzw. Herrin über

den eigenen Terminkalender zu

sein. Sie wollen aktiv mitgestalten

und mitbestimmen und nicht zu

reinen Ausführungsgehilfen de-

gradiert werden. Sie sagen klar

und deutl ich, was sie wollen und

nicht wollen und setzen Grenzen –

und das ist auch gut so.

In den letzten 3 Jahren habe ich

viele wunderbare, ältere Men-

schen mit phantastischen Fähig-

keiten und Begabungen kennen

gelernt, mit ihnen gearbeitet, viel

mit ihnen gelacht, viel von ihnen

gelernt und mit manchen Freund-

schaften geschlossen.

Ich hoffe, unsere Berichte moti-

vieren den ein oder anderen, sich

selbst – auch im Alter – zu enga-

gieren und aktiv einzubringen,

denn - so sagte es Burt Lancaster

– „Solange man neugierig ist,

kann einem das Alter nichts an-

haben.“ Und den Jüngeren unter

uns wünsche ich, wieder das

selbstverständliche Miteinander

der Generationen zu erleben.

Denn um mit den Worten von

Maurice Chevalier zu schließen

„Ein Mann mit weißen Haaren ist

wie ein Haus, auf dessen Dach

Schnee liegt. Das beweist aber

noch lange nicht, dass im Herd

kein Feuer brennt.“

Ihre

Perdita Wingerter

(ehrenamtliche Geschäftsführerin)

Editorial

Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Page 4: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

WeiterePublikationen:

Der EU­Beitrag für aktives Al­

tern und Solidarität zwischen

den Generationen:

http://www.ec.europa.eu/so­

cial/BlobServlet?do­

cId=8710&langId=en

Eurostat Broschüre ­ Aktives

Altern und Solidarität zwi­

schen den Generationen ­ ein

statistisches Portrait der Eu­

ropäischen Union 2012:

http://ec.europa.eu/euro­

stat/product?code=KS­EP­11­

001

Maßnahmen zur Förderung

des aktiven Alterns in Europa:

EU­Unterstützung für lokale

und regionale Akteure:

http://ec.europa.eu/soci­

al/BlobServlet?do­

cId=7005&langId=en

Europäisches Jahr für aktives

Altern und Solidarität zwi­

schen den Generationen

2012:

http://ec.europa.eu/soci­

al/BlobServlet?do­

cId=6773&langId=en

Mit diesem Europäischen Jahr sol lte die

breite Öffentl ichkeit für den gesellschaftl i-

chen Beitrag, den älterer Menschen leis-

ten, sensibil isiert werden. Mit dieser

europäischen Initiative sollten aber auch

politische Entscheidungsträger und die In-

teressenträger auf al len Ebenen dazu an-

gehalten werden, bessere

Rahmenbedingungen für aktives Altern zu

schaffen und die Solidarität zwischen den

Generationen zu stärken.

Die Initiative sollte vor al lem darauf hin-

wirken, dass Menschen bei guter Gesund-

heit und als vollwertiges Mitgl ied der

Gesellschaft älter werden, ein erfül lteres

Berufsleben führen, im Alltag unabhängi-

ger und als Bürger engagierter zu sein

können. Unabhängig von ihrem Alter sol lte

es Menschen möglich sein, eine Rolle in

der Gesellschaft zu spielen und eine höhe-

re Lebensqualität zu genießen. Und letzt-

endlich sol lte es gelingen, dass jeder -

auch im hohen Alter – sein Potenzial aus-

schöpfen und seine Kenntnisse und Fähig-

keiten nutzen und einbringen kann.

Im Europäischen Jahr des Aktiven Altern

widmeten sich Verantwortl iche und Inter-

essierte v.a. folgenden drei Themen:

Beschäftigung

– Durch die zunehmende Lebenserwar-

tung in ganz Europa steigt auch das Ren-

teneintrittsalter an. Viele Senioren

befürchten jedoch, ihrer derzeitigen Be-

schäftigung nicht lange genug nachgehen

oder keine neue Stel le finden zu können,

um ausreichende Rentenansprüche zu er-

werben. Ältere Arbeitnehmern müssen

daher bessere Chancen auf dem Arbeits-

markt bekommen.

Teilhabe an der Gesellschaft

– Das Ausscheiden aus dem Berufsleben

bedeutet nicht zwangsläufig Tatenlosig-

keit. Der Beitrag, den ältere Menschen

durch die Unterstützung anderer – meist

der Eltern, der Enkel oder des Ehegatten –

zur Gesellschaft leisten, wird meist ebenso

übersehen wie ihre ehrenamtlichen Tätig-

keiten. Daher sol l zukünftig der gesell-

schaftl iche Beitrag älterer Menschen

stärker gewürdigt werden und

Bedingungen geschaffen werden, diese in

ihren Aufgaben und ihrer Rolle zu fördern.

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Das Europäische Jahr für aktives Altern undSolidarität zwischen den Generationen 2012

Page 5: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

DasEuro

päischesJahrfüraktivesAltern

Eigenständige Lebensführung

– Das Altern führt oft zu gesund-

heitl ichen Beeinträchtigungen,

wobei diese mittlerweile aber

auch deutl ich abgemildert werden

können. Bereits kleine Verände-

rungen der Umgebung können

für Menschen mit gesundheitl i-

chen Beeinträchtigungen oder

Behinderungen einen großen Un-

terschied bewirken. Aktives Altern

bedeutet daher auch die Unter-

stützung dabei, dass ältere Men-

schen möglichst lange

selbständig bleiben und leben

können. László Andor, EU-Kom-

missar für Beschäftigung, Sozia-

les und Integration, gab am 10.

Dezember auf der EU-Abschluss-

konferenz in Nikosia (Zypern) sei-

ne persönliche Einschätzung des

Europäischen Jahres 2012: "Das

Jahr hat unsere Auffassung von

älteren Menschen und deren Bei-

trag zur Wirtschaft und zur Ge-

sel lschaft erfolgreich verändert.

Früher war die wachsende Zahl

älterer Menschen ein Problem für

uns. Mittlerweile begreifen wir sie

als einen Teil der Lösung. Das Eu-

ropäische Jahr hat die Art geän-

dert, auf die die Menschen über

das Altern reden, und in vielen

Ländern das Konzept des aktiven

Alterns popularisiert. Es hat ein

breites Spektrum an Interessen-

gruppen und Einzelpersonen, Alt

und Jung, darauf eingeschworen,

Maßnahmen zu ergreifen. Es hat

den Anstoß für Tausende neuer

Initiativen und Veranstaltungen

auf europäischer, nationaler, re-

gionaler oder lokaler Ebene ge-

geben. Es hat bestimmte

politische Initiativen vorange-

bracht."

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Das Europäische Jahr für aktives Altern undSolidarität zwischen den Generationen 2012

Mehr Informationen zumEuropäischen Jahr des Aktiven

Alterns finden Sie unter:

http://europa.eu/ey2012/ey2012main.jsp?catId=971&langId=de

Page 6: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Grundtvig­Aktionen:Freiwilligenprojekteälterer Menschen

Durch diese Aktion erhaltenältere europäische Mitbür­ger und Mitbürgerinnen dieGelegenheit, an Freiwilli­genprojekten in einem an­deren europäischen Landteilzunehmen, um vonein­ander zu lernen sowieKenntnisse und Erfahrungenauszutauschen.Die Projekte ermöglichenPartnerschaften und denAustausch von älteren Frei­willigen zwischen lokalenEinrichtungen aus zwei Län­dern, die am EU­Bildungs­programm für LebenslangesLernen teilnehmen. Wäh­rend eines zweijährigenProjekts werden von jederEinrichtung bis zu sechsFreiwillige aufgenommenund entsendet. Freiwilligeab 50 Jahre verbringen üb­licherweise drei bis achtWochen im Ausland und be­teiligen sich an Projekten,unter anderem in den Be­reichen Sozialschutz, Um­welt, Sport und Kultur.Die Aktion verfolgt diewichtigen Ziele:1. Ermöglichung von Frei­willigenarbeit für ältereBürger in einem andereneuropäischen Land in jederArt von nicht gewinnorien­tierter Arbeit als eine Formdes informellen (und ge­genseitigen) Lernens (Wis­sensaustausch).2. Die Entwicklung vonlangfristigen Kooperationenzwischen der entsendendenund aufnehmenden Einrich­tung im Bereich eines spe­zifischen Themas oder einespeziellen Zielgruppe durchden Austausch von Freiwilli­gen.

Ein Freiwilligenaustauschprojekt für ältere Freiwillige zwischen Passau und Prag

Anna Máchová„Anna, kommst du?“, fragten die Be-

wohner der Lebenshilfe Passau im-

mer öfter. Sie meinten Anna

Máchová, die Freiwilligenarbeiterin

aus der tschechischen Republik. Im

Zeitraum vom 28. April bis 18. Mai

arbeitete die 53 Jahre alte Tschechin

mit den Behinderten. Die Akzeptanz

seitens der Bewohner des Hauses

war groß und das Personal berichte-

te begeistert von Annas gründlicher

Arbeitsweise.

Dabei fiel Anna die Arbeit al les andere als

leicht. In ihrer Heimat hat sie noch nie mit

erwachsenen Behinderten gearbeitet, also

war diese Tätigkeit eine vollkommen neue

Erfahrung. Hinzu kamen die sprachlichen

Barrieren: Zwar spricht und versteht die

Freiwil l ige recht gut Deutsch, doch gerade

die Kommunikation mit den Behinderten

stel lte eine erhebliche Schwierigkeit dar.

Folgl ich waren die ersten Tage in Passau

voller Hürden.

Wie ist Anna mit der Situation umgegan-

gen? Sie hat die Herausforderung ange-

nommen und sich in die Arbeit

hineingebissen. Mit Ausdauer und Geduld

übernahm sie ihre neuen Aufgaben und

gab ihr Bestes. Sie pflegte die Schwerbe-

hinderten, ging mit ihnen spazieren, un-

terhielt sich mit ihnen, so gut es eben

ging. Diese Aufgaben haben früher Zivil-

dienstleistende übernommen, jetzt müs-

sen Freiwil l ige ran. Normalerweise sind

das junge Schulabsolventen, die sich in

einem FSJ oder Bundesfreiwil l igendienst

erproben wollen. Sie arbeiten für mindes-

tens sechs Monate in einer Einrichtung

und lernen nach und nach den Ablauf

kennen. Für Anna stel lte sich die Situation

ungleich schwieriger dar. Sie musste in ei-

nigen Tagen das Wichtigste lernen und

sich innerhalb weniger Wochen so gut wie

möglich einbringen. Das Gespräch mit den

Mitarbeitern der Lebenshilfe offenbarte

den Erfolg der Tschechin. Sie waren mehr

als zufrieden mit der Hilfskraft. Sie sei ei-

ne große Unterstützung gewesen für die

Einrichtung. Trotz den Sprachproblemen

und der ungewohnten Umgebung hätte

sie ihre Aufgaben immer sorgfältig und

leidenschaftl ich erfül lt. Am besten bestäti-

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Seit 2010 gibt es zwischen der tschechischen nationalen Frei-willigenorganisation HESTIA und Gemeinsam leben & lernen inEuropa eine Partnerschaft. Jeweils 6 ältere Freiwillige aus bei-den Ländern hatten Gelegenheit, 3 Wochen ehrenamtlich imGastland tätig zu sein. Vom 28.4. – 20.5.2012 waren 3 ältereFreiwillige aus Prag bei uns in Passau.Hier sind ihre Geschichten.

New Horizons foractive Seniors

Page 7: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

New

HorizonsforactiveSeniors

Ein Freiwilligenaustauschprojekt für ältere Freiwillige zwischen Passau und Prag

gen das wohl die Einwohner des

Hauses selbst. Schon nach ein

paar Tagen wurde sie als Teil des

Betreuerteams akzeptiert und von

allen gemocht. Die Behinderten

fühlten sich wohl in ihrer Gesell-

schaft. Ob eine jüngere Freiwil l i-

ge sich genauso gut und schnell

angepasst hätte? Gut möglich.

Aber vor al lem die Geduld und

Ausdauer Annas lassen sich

sicher auch auf ihr Alter

zurückführen.

Hier zeigen sich die Vorzüge älte-

rer Freiwil l iger. Sie kennen

schwierige Momente und lassen

sich nicht entmutigen. Was sie

begonnen haben, das führen sie

konsequent zu Ende.

So beendete auch Anna Máchová

ihre Zeit in Deutschland erfolg-

reich. „Es war eine gute Erfah-

rung für meine Entwicklung.“,

sagt sie rückblickend. Die Arbeit

sei aber schon sehr anstrengend

gewesen. Deswegen sei sie sich

nicht sicher, ob sie eine längere

Zeit in der Lebenshilfe arbeiten

wolle. Aber wer könnte das schon

von ihr verlangen? Ihr Engage-

ment war außergewöhnlich und

bewundernswert, ihre Leistung

übertraf al le Erwartungen. Annas

Beispiel sol lte vielen Älteren Mut

machen, noch einmal etwas Neu-

es zu wagen. Vielen Dank!

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Miroslav PinosEine abwechslungsreiche Tä-

tigkeit hat Miroslav Pinos in

Passau gefunden. Der 53-

jährige arbeitete im Seni-

orenheim der Malteser. Dort

durfte er jede Woche in einen

anderen Bereich der Alten-

pflege hineinschnuppern.

Mal kümmerte er sich hauptsäch-

l ich um die spielerische Beschäfti-

gung der Bewohner, dann konnte

er das gute Wetter bei gemeinsa-

men Spaziergängen genießen.

Natürl ich übernahm er auch klas-

sische Aufgaben wie das Einge-

ben der Mahlzeiten und leichte

körperl iche Pflege.

Miroslav war in Tschechien be-

reits ein Jahr freiwil l ig tätig. Die

drei Wochen in Passau waren sei-

ne erste Auslandserfahrung in

diesem Bereich. Er spricht nur

gebrochen Deutsch und versteht

nicht al les. Dies hinderte ihn aber

nicht daran, Spaß an seiner Ar-

beit zu haben. Besonders die

Möglichkeit, jeden Tag neue Leu-

te kennenzulernen, kam ihm sehr

gelegen. Miroslav tritt gerne mit

vielen verschiedenen Menschen

in Kontakt, eine Neigung, die er

im Altersheim voll ausleben konn-

te. Die Demenzkranken sprachen

selbst teilweise auch weder gut

noch viel und so stel lte die

sprachliche Barriere ein unbe-

deutendes Hindernis dar. Das sah

wohl auch das Pflegeteam der

Malteser so, denn sie waren sehr

zufrieden mit dem Engagement

des Tschechen. Gerade Senioren-

heime leben vom Engagement

der Freiwil l igen jeden Alters und

jeder Herkunft. Die Pflegebedürf-

tigen benötigen dringend Zuwen-

dung externer Hilfskräfte, denn

der Umgang mit dem Pflegeper-

sonal al lein erfül lt oft nur ihre pri-

mären körperl ichen Bedürfnisse.

Dem Wunsch nach zwischen-

menschlichen Kontakten und in-

tensiver Betreuung können die

Pfleger kaum nachkommen, dafür

reichen die personellen Kapazitä-

ten einfach nicht aus.

Deshalb sind al le dankbar für

Menschen wie Miroslav, die sich

zutrauen, mit den alten und

teilweise kranken Mitgl iedern

unserer Gesellschaft zu arbeiten.

Jeder ist in der Lage, sich zu

engagieren, wenn er nur wil l . Es

muss ja nicht gleich ein

Auslandsaufenthalt werden, wie

Miroslav in absolviert hat.

Dieser Aspekt seiner Tätigkeit

stel lte ihn vor besondere Heraus-

forderungen. Nicht al lein die

Fortsetzung auf der nächsten

Seite

Page 8: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

fremde Sprache, sondern vielmehr die kul-

turel len Unterschiede sind es, die Freiwil l i-

gen aus dem Ausland zu schaffen machen.

Die Wahrnehmung der Deutschen als

strenges, diszipl iniertes Volk ist nicht bloß

Klischee. Auch den drei tschechischen

Gästen fiel die Fixierung auf Regeln und

Ordnung auf. Sie sind einen laxeren Um-

gang mit dem öffentl ichen Regelwerk ge-

wohnt. So existiert in Tschechien zwar ein

Rauchverbot in Gaststätten, doch umge-

setzt wird es nur selten. Die Freiwil l igen

bewunderten zwar manchen Aspekt der

typisch deutschen Gründlichkeit, doch oft

erschien ihnen unsere Gesellschaft auch

als zu eng und starr. Deshalb ist auch Mi-

roslav froh, nach drei erfolgreichen, aber

anstrengenden Wochen wieder zurück in

die Heimat zu können. Die Bewohner des

Malteser- Seniorenheims, das Pflegeteam

sowie das Team von „Gemeinsam leben

und lernen in Europa“ sind dankbar für

sein Engagement und wünschen ihm alles

Gute für die Zukunft.

Miteinander ­ das Magazin von

Fortsetzung

Josef Cernoch

Im Rahmen von „New Horizons for

active seniors“ werden auch Men-

schen wie Josef Cernoch gebraucht.

Sein Engagement konzentrierte sich

nicht auf die Arbeit in einer sozialen

Einrichtung, sondern auf die Unter-

stützung der Initiative selbst. Ohne

diese aktive Gestaltung des EU-Pro-

jekts würde es vermutlich schnell an

Attraktivität verlieren, beziehungs-

weise von vielen gar nicht wahrge-

nommen werden.

Josef, der gelernte Elektroingenieur, konn-

te in Passau eines seiner größten Hobbies

einbringen: die Fotografie. Eine seiner Auf-

gaben bestand in der Dokumentation der

Arbeit seiner zwei Kollegen. Er besuchte

sie in ihren Einrichtungen und hielt ihre

Tätigkeiten fest. Die Fotos sollten später in

dieses Sonderheft gelangen. Von vornher-

ein war klar, dass eine bloße schriftl iche

Beschreibung des Aufenthaltes würde

nicht dieselbe Wirkung entfalten könne

wie Fotos. Damit hat Josef einen wichtigen

Beitrag zur Publikation des Projektes ge-

leistet. Auch an anderer Stel le war er di-

rekt für „Gemeinsam leben und lernen in

Europa“ aktiv. So hat Josef beim Workshop

„social web skil ls for elder people“ mitge-

arbeitet, ein Projekt, das älteren Menschen

den Zugang zum Internet und neuen Me-

dien erleichtern soll . Eine Woche lang tat

es Josef seinen tschechischen Kollegen

gleich und engagierte sich in einer sozialen

Einrichtung Passaus. Al lerdings trat er

nicht direkt in Kontakt zu pflegebedürfti-

gen Menschen, sondern half bei organi-

satorischen Angelegenheiten des Perso-

nals. Im Seniorenstift der Stadt Passau

führte er ein Fotoprojekt durch. Josef

machte Bilder von den Räumlichkeiten des

Seniorenstifts und stel lte sie danach dem

Personal zur weiteren Benutzung zur Ver-

fügung. Er fotografierte auch die Mitarbei-

ter. Mithilfe dieser Fotos wurde später eine

Mitarbeiterwand komponiert, die der Infor-

mation der Bewohner des Altenheims und

ihrer Gäste dient. Al les in al lem hatte Josef

wohl den abwechslungsreichsten Aufent-

halt. Die verschiedenen Aufgaben sollten

ihn auch inspirieren, denn in Prag wird er

auf die Suche nach neuen Beschäftigungs-

möglichkeiten gehen. In seinem alten Be-

rufsfeld fand er zuletzt keine Arbeit mehr

und wil l sich jetzt umorientieren. Viel leicht

haben die Erfahrungen

in Deutschland ja geholfen!

. . .und natürl ich auf der Maidult

Zu Besuch in München

Miroslav´s Einsatzort

Josef im Seniorenstift

Anna bei der Arbeit

Page 9: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

SeniorVolunteers

Drei Senioren aus Prag haben die letzten drei Wochen

in Passau gelebt und sich ehrenamtlich engagiert. Vom

28. April bis 18. Mai 2012 waren die drei in sozialen

Einrichtungen tätig. Möglich gemacht wurde dieses

Engagement durch das EU-Projekt „New horizons for

active seniors“.

Austauschprogramm älterer Freiwilliger

Tschechische Freiwillige inPassau

Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Bei dem Wort Europäischer Austausch und Freiwil l i-gendienst denken wohl die meisten Menschen anblutjunge Schulabsolventen mit einer sozialen Ader,die sich vor dem weiteren Bildungsweg noch ein we-nig im Ausland ausprobieren und Erfahrungen sam-meln möchten. Kaum einer kann sich vorstel len,dass dies auch etwas für Ältere sein kann. Und nochweniger vorstel lbar scheint es, dass ältere Freiwil l igeaus dem Ausland in Deutschland ehrenamtlich tätigsind.Doch genau das haben drei Freiwil l ige aus dertschechischen Republik in den letzten drei Wochengetan: Anna Máchová, Josef Cernoch und MiroslavPinos kommen aus Prag und haben bereits ein er-fül ltes Berufsleben hinter sich. Sie sind zwischen 59und 63 Jahre alt und von Beruf Buchhalterin, Inge-nieur und Techniker. Schon seit einiger Zeit betäti-gen sie sich in ihrem Heimatland unentgeltl ich insozialen Bereichen. Nun bekamen sie die Möglich-keit, Passau zu besuchen und hier in Seniorenhei-men und Behinderteneinrichtungen ehrenamtlichmitzuarbeiten.Möglich gemacht hat dieses Projekt der PassauerVerein „Gemeinsam leben und lernen in Europa“. Erhat die sogenannten „Senior Volunteers“, also ältereFreiwil l ige, im Rahmen der europäischen Grundtvig-Lernpartnerschaft nach Deutschland geholt. Ziel desEU-Programms „Austausch Älterer Freiwil l iger 50+“ist es vor al lem, interkulturel le und intergeneratio-nel le Klischees zu überwinden. Ältere Menschen sol-len als wichtiger Teil unserer GesellschaftAnerkennung erlangen und ihr eigenes Selbstver-trauen stärken, schließlich sind ältere Ehrenamtlichefür viele Einrichtungen und Organisationen eine ech-te Bereicherung. Die EU finanziert dabei die Reise-und Unterbringungskosten der Freiwil l igen. BereitsMitte 2011 wurden sieben deutsche Freiwil l ige nachTschechien geschickt. Diese waren begeistert vonder intensiven Erfahrung.Ähnlich geht es auch den drei Rentnern aus Prag.Anna Máchová, die in der Lebenshilfe Passau tätigwar, meint: „Am Anfang war die ungewohnte Arbeitsehr schwer, aber es ging jeden Tag leichter. Es wareine sehr gute Erfahrung.“ Auch Miroslav Pinos istzufrieden. Er half im Malteserstift St.Nikola bei derAltenpflege. „Mir machte es gar nichts aus, nach

Deutschland zu gehen. Hier lerne ich jeden Tag et-was Neues.“Auch die Passauer Einrichtungen sind froh, Unter-stützung zu bekommen. Sie können jede helfendeHand gebrauchen. Begeistert wurde beispielsweiseAnnas Engagement aufgenommen. Zwar hatte sienoch nie vorher mit Schwerbehinderten gearbeitet.Doch schon nach einer Woche wirkte sie routiniertund sicher. „Jüngere Freiwil l ige hätten vermutlichweniger schnell mit der Situation umgehen können,“waren die Mitarbeiter überzeugt. Der dritte im Bun-de, Josef Cernoch, konnte sein größtes Hobby, dasFotografieren, in seine Arbeit miteinfl ießen lassen. Ererstel lte zum Beispiel eine Fotowand für das Senio-renstift Passau und dokumentierte die Tätigkeitender anderen. Daraus soll eine Dokumentation desGesamtprojektes werden.Die ehrenamtliche Geschäftsführerin des gemein-nützigen Vereins, Perdita Wingerter, würdigt die Ar-beit der drei: „Ich bin total begeistert zu sehen, dassehrenamtliches Engagement auch grenzüberschrei-tend funktionieren kann. Es ist tol l zu sehen, wiesich ältere Menschen in einem fremden Land mit ei-ner fremden Sprache zurecht finden und noch dazusozial tätig werden. Ihr Engagement war beeindru-ckend.“Einen Lohn bekamen die Freiwil l igen nicht, sondern,neben der Unterkunft und Verpflegung, ein kleineswöchentl iches Taschengeld. Auch organisierten einpaar sehr engagierte Senioren aus Passau und Um-gebung für die drei Besucher zahlreiche gemeinsameAusflüge. So kam man sich auch menschlich näher.Nach den drei Wochen blickten die Tschechen aufdie Zeit in Deutschland als einen großen persönli-chen Erfolg zurück. Jetzt freuen sie sich aber wiederauf ihre Famil ien und das eigene Heim. „Der Rasenin meinem Garten ist jetzt sicher sehr hoch. Da war-tet viel Arbeit auf mich“, schmunzelt Josef bei derAbschlussrunde. So endete diese Erfahrung für siegenauso wie für die vielen jüngeren Kollegen, dieauf der ganzen Welt in Freiwil l igenengagements tä-tig sind: Mit dem sicheren Gefühl, etwas Gutes ge-tan zu haben und mit der Vorfreude auf Zuhause.

Weitere Informationen unter:

www.gemeinsam-in-europa.de

Page 10: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Herr Walter Taubeneder MdL und Vertreter

des Landkreises und Herr Christoph Taeger,

Geschäftsführer des Caritasverbandes für

den Landkreis Passau begrüßten die Teil-

nehmer im Cafe des Altenheims Skt. El isa-

beth. Sie waren überrascht, wie vielfältig

und engagiert die Teilnehmer sind. Hans-

Peter W. z.B. ist nach seiner Pensionierung

von Nordrhein-Westfalen in den Landkreis

Passau gezogen und engagiert sich schon

als Lesepate und im Seniorenbeirat seiner

Gemeinde. „Aber man lernt nie aus. Viel-

leicht bekomme ich hier etwas vermittelt,

was ich für meine ehrenamtliche Arbeit

brauche“, beschreibt er seine Motivation zu

kommen. Hermine S. hingegen ist im Frau-

enbund aktiv und wünscht sich neue Im-

pulse für ihre Vorstandsarbeit. Joachim B.,

Leiter einer Altenpflegeschule, hat die Be-

deutung der Ehrenamtlichen in der Alten-

pflege erkannt. Ihn interessiert vor al lem,

wie Hauptamtliche und Ehrenamtliche gut

miteinander zusammenarbeiten können.

„Wir brauchen ihrEngagement. Ohne ihreehrenamtliche Arbeitwäre unser Landkreisärmer“

Walter Taubeneder MdL

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Mit Kompetenzins Ehrenamt

„Ich will mich engagieren und freue mich, dass ich hierlernen kann, wie man das am besten tut“. Adelheid H., einejunge Frau aus Vilshofen, ist eine von 28 Teilnehmern,die an der Schulung „Mit Kompetenz im Ehrenamt“teilnimmt, die das Caritas Mehrgenerationenhaus BadGriesbach und die Koordinierungsstelle Ehrenamt desLandratkreises Passau in Zusammenarbeit mit dem Verein„Gemeinsam leben und lernen in Europa“ organisiert.

"Ich finde es wichtig,

dass Ehrenamtliche

professionelles und

praxisnahes Wissen an

die Hand bekommen, um

ihr ehrenamtliches

Engagement zu

verbessern, aber auch

um im Ehrenamt nicht

auszubrennen."

Perdita Wingerter

"Menschen mit ganz

verschiedenen Lebens-

wegen und Geschichten

kommen bei dieser

Schulung zusammen. Die

Teilnehmer sind selbst

erstaunt, wie viel sie

selbst mitbringen und

wie wichtig jeder für die

Gruppe ist."

Irmi Sedlmayr

Page 11: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Ehrenamtsschulung

Schulung für Ehrenamtliche imMehrgenerationenhaus

Bad Griesbach erfolgreich gestartet

„Wir brauchen ihr Engagement.

Ohne ihre ehrenamtliche Arbeit

wäre unser Landkreis ärmer“, er-

klärte MdL Taubeneder.

In der Schulung bekommen die

Teilnehmer unter der Leitung von

Frau Perdita Wingerter und Frau

Irmi Sedlmayr vom Verein „Ge-

meinsam leben und lernen in Eu-

ropa“ viel Praxiswissen für ihre

ehrenamtliche Tätigkeit vermit-

telt. Themen der Schulungen sind

z.B. Formen und Möglichkeiten

des Ehrenamts, Projekt- und Ziel-

management, Kommunikation,

Rhetorik, Moderation, Teamfüh-

rung und Konfliktmanagement.

Über die gesamte Schulungspha-

se besteht für die Teilnehmer/in-

nen die Möglichkeit zur

persönlichen Begleitung und Be-

ratung bei ihrem ehrenamtlichen

Engagement. Am Ende werden

die Teilnehmer ein gemeinsames

ehrenamtliches Projekt planen

und umsetzen.

„Die Gewinnung der Teilnehmer

gestaltete sich wirklich schwierig

und langwierig. Umso mehr freut

mich, dass wir jetzt so viele

engagierte Menschen gefunden

haben, die mitmachen. Es macht

richtig Spaß, mit ihnen

zusammenzuarbeiten,“

freut sich Beate Faber, Leiterin

des Mehrgenerationenhauses in

Bad Griesbach.

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Page 12: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

EU-Lernpartnerschaft „Social web skills for elderly people“

Aktive Teilhabe an sozialen Netzwerken

„Die kennen sich im Internet doch sowie-

so nicht aus“. Das ist ein weit verbreitetes

Vorurteil gegenüber der älteren Generati-

on unserer Zeit. Doch was viele nicht wis-

sen: Viele ältere Menschen leiden unter

ihrem fehlenden Wissen über das domi-

nierende Medium. Deutsche, österreichi-

sche und slowenische Mitgl ieder des

grenzübergreifenden Grundtvig-Pro-

gramms haben sich jetzt europaweit zur

Aufgabe gemacht, diesen Umstand zu be-

kämpfen. Aus diesem Entschluss heraus

entstand das Projekt „Social web skil ls for

elderly people“.

Es verfolgt dabei zwei Ziele: Zum einen

sollen ältere Bürger „internettauglich“ ge-

macht werden, zum anderen soll der Aus-

tausch zwischen den Generationen

gefördert und so ein besseres Verständnis

einander gegenüber geschaffen werden.

Geplant ist zunächst, dass 15 bis 25-jähri-

ge Tutoren jeweils mehrere kleine Grup-

pen an über 50-Jährigen unter ihre

Fittiche nehmen und über verschiedene

Aspekte des Internets aufklären. Außer-

dem bringen sie ihnen einige praktische

Junge Menschen sollen Älteren helfen, ihre Berührungsängste gegenüber dem Web 2.0 zu überwinden

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Auch die Gutachter der Natio-nalen Agentur Bildung für Eu-ropa beim Bundesinstitut fürBerufsbildung, die für dieGRUNDTVIG Lernpartner-schaften zuständig sind, be-werteten die Ergebnisse des"Social Web Skil ls for elderpeople"-Projekts positiv:"Im vorliegenden Endberichtwird deutl ich, dass die Part-nereinrichtungen sehr gutmiteinander kooperiert unddie angestrebten Ziele erreichthaben.Die Lernpartnerschaft hattedie Entwicklung von Methodenzum Ziel, durch die jüngereMenschen Ältere beim Erler-nen des Umgangs mit digita-len sozialen Netzwerken zuunterstützen. Jede der Part-nereinrichtungen hat einenWorkshop zum Thema konzi-piert und durchgeführt.Hauptergebnis ist ein Leitfa-den, der auf der eigenen Pro-jektwebseite(http: //www.sowskil ls.eu/21-0-Startseite.html) zum freienDownload zur Verfügung stehtund somit von nachhaltigemNutzen ist, beispielsweise fürEinrichtungen, die ähnlicheProjekte planen. Außer auf derWebseite wurde das Projektüber verschiedene weitereWege verbreitet, wie bei-spielsweise eine Facebook-Seite oder auf einerintergenerationalen Konferenzin Slowenien.Bemerkenswert sind die viel-seitigen Aktivitäten zur Eva-luation des Projektes, diewährend der gesamten Lauf-zeit durchgeführt wurden.Zusammengefasst wurden siein einem Bericht, der auf derProjektwebseite zum Down-load zur Verfügung steht.Die lokal durchgeführten Akti-vitäten sind beschrieben undder Beitrag zum Projekt lässtsich über die komplette Lauf-zeit gut nachvollziehen.Zusammenfassend ist der Be-richt sehr gut nachvollziehbarund demonstriert eine sehrgute, prozessorientierteDurchführung des Projektesim Sinne derAktion GRUNDTVIG-Lernpart-nerschaften."

Page 13: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Socialwebskills

forelderlypeople

EU-Lernpartnerschaft „Social web skills for elderly people“

Aktive Teilhabe an sozialen Netzwerken

Anwendungen des Web 2.0, wie

etwa das selbständige Erstel len

eines Profils bei einem sozialen

Netzwerk, eines Blogs oder eines

Wiki-Artikels bei. Mögliche The-

men sind dabei zum Beispiel die

Nutzung von Social Networks wie

Facebook und die über das Inter-

net neu gewonnene Mobil ität in

Form von Online-Reisebuchun-

gen, -Banking oder –Einkäufen

via Amazon, Ebay etc. sowie die

direkte Navigation innerhalb der

virtuel len Welt. Damit sich das Er-

lernte bei den Senioren besser

verankert, haben diese sogleich

die Möglichkeit, andere Gruppen

über ihr Thema zu informieren.

Und natürl ich werden die Jugend-

l ichen nicht unvorbereitet auf die

Senioren „losgelassen“. Im Vor-

feld des Trainings besuchen sie

speziel le Vorbereitungsseminare,

in denen ihnen vor al lem ein sen-

sibil isierter Umgang mit älteren

Personen und grundlegende In-

formationen über deren Ängste

und Vorstel lungen, aber auch ih-

ren eigenen Unterricht nahege-

legt werden.

Über ein solches Projekt erhoffen

sich die teilnehmenden Partner-

Organisationen Gemeinsam Leben

& Lernen in Europa, das österrei-

chische AHAPunkt Institut und die

slowenische INTEGRA einen

deutl ich höheren Anteil älterer

Teilnehmer im Netz. Denn diese

würden ihrerseits über Facebook-

Profile, Blogs und ähnliches einen

dauerhaften Austausch der Gene-

rationen zumindest im Internet

gewährleisten.

Junge Menschen sollen Älteren helfen, ihre Berührungsängste gegenüber dem Web 2.0 zu überwinden

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Page 14: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Länderübergreifend – Generationsübergreifend

In unserer Lernpartnerschaft „Social Web

Skil ls for elder People“ hatten wir uns ja

zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit Partnern

aus Velenje/Slowenien und Wien ein Kon-

zept zu entwickeln, wie jüngere Menschen

ältere Menschen dabei unterstützen kön-

nen, sich die Weiten der sozialen Netzwer-

ke im Internet zu erschließen und dadurch

den Dialog der Generationen zu fördern. Zu

diesem Zweck hatten wir auf nationaler

Ebene ehrenamtlich organisierte Workshops

für Ältere durch jüngere Freiwil l ige durch-

geführt.

Als sich die Möglichkeit bot, unser Projekt

auf dem Internationalen Festival der Gene-

rationen in Velenje/ Slowenien vorzustel len.

Da wir die Präsentation nutzen wollten, so-

wohl jüngere als auch ältere Menschen zu

motivieren, selbst solche Workshops zu or-

ganisieren bzw. an solchen teilzunehmen,

sol lte die Vorstel lung des Projekts für die

Zuhörer sehr praxisnah in Form eines inter-

aktiven Workshops gestaltet werden. Ge-

meinsam entwickelten die Projektpartner

und Senioren aus Deutschland und Studen-

ten aus Slowenien einen gemeinsamen

Workshop. Und das Interesse war groß: es

waren ca. 50 jüngere und ältere Leute ge-

kommen, um sich überzeugen zu lassen.

Im ersten Teil des Seminars stel lte Sanja

Salmic Hojander, von Integra/Slowenien

das Projekt insgesamt vor. Um die Teilneh-

mer über die Fülle der Möglichkeiten der

sozialen Netzwerke zu informieren, hatte

Perdita Wingerter Beiträge von Senioren

aus unserer Region gesammelt, die das In-

ternet in vielfältiger Weise nutzten: in einer

Präsentation wurden ihre Portraits gezeigt

und ein Zitat, wie und warum sie bestimm-

te Dienste nutzten. Damit wurde nicht nur

die Vielfalt der Angebote im Internet sicht-

bar, sondern es war auch deutl ich, dass

diese Angebote auch ohne Probleme von

Senioren genutzt werden können und nicht

nur ein Privileg der Jugend ist.

Im zweiten Teil wollten wir die Bedenken

und damit Barrieren, die normalerweise

Senioren im Umgang mit dem Internet

haben, aufgreifen und entkräften. Hans-

Peter Weska, ein aktiver Rentner aus Hau-

zenberg, spielte den „Advocatus Diaboli“

und stel lte kritische Fragen im Umgang mit

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Transnationaler Work shop „Social Web Skills forelder People“, 30.3.20 12 in Velenje, Slowenien

Auch die Gutachter der Natio-nalen Agentur Bildung für Eu-ropa beim Bundesinstitut fürBerufsbildung, die für dieGRUNDTVIG Lernpartner-schaften zuständig sind, be-werteten die Ergebnisse des"Social Web Skil ls for elderpeople"-Projekts positiv:"Im vorliegenden Endberichtwird deutl ich, dass die Part-nereinrichtungen sehr gutmiteinander kooperiert unddie angestrebten Ziele er-reicht haben.Die Lernpartnerschaft hattedie Entwicklung von Metho-den zum Ziel, durch die jün-gere Menschen Ältere beimErlernen des Umgangs mit di-gitalen sozialen Netzwerkenzu unterstützen. Jede derPartnereinrichtungen hateinen Workshop zum Themakonzipiert und durchgeführt.Hauptergebnis ist ein Leitfa-den, der auf der eigenen Pro-jektwebseite(http: //www.sowskil ls.eu/21-0-Startseite.html) zum freienDownload zur Verfügung stehtund somit von nachhaltigemNutzen ist, beispielsweise fürEinrichtungen, die ähnlicheProjekte planen. Außer aufder Webseite wurde das Pro-jekt über verschiedene weite-re Wege verbreitet, wiebeispielsweise eine Facebook-Seite oder auf einerintergenerationalen Konferenzin Slowenien.Bemerkenswert sind die viel-seitigen Aktivitäten zur Eva-luation des Projektes, diewährend der gesamten Lauf-zeit durchgeführt wurden.Zusammengefasst wurden siein einem Bericht, der auf derProjektwebseite zum Down-load zur Verfügung steht.Die lokal durchgeführten Akti-vitäten sind beschrieben undder Beitrag zum Projekt lässtsich über die komplette Lauf-zeit gut nachvollziehen.Zusammenfassend ist der Be-richt sehr gut nachvollziehbarund demonstriert eine sehrgute, prozessorientierteDurchführung des Projektesim Sinne derAktion GRUNDTVIG-Lernpart-nerschaften."

Page 15: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

TransnationalerWorkshop„SocialWebSkills

forelderPeople“

Länderübergreifend – Generationsübergreifend

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

dem Internet, z.B. welche Gefah-

ren drohen, Datensicherheit, Risi-

ko von Onlinebanking, Schutz der

Privatsphäre, Ängste im Umgang

mit der Technik etc. Natasa Zor-

ko, IT-Studentin aus Slowenien,

die sich auch als ehrenamtliche

Mentorin für Kurse für Ältere in

Velenje engagiert hatte, ging auf

diese Fragen ein und stel lte in

einfachen Worten und Beispielen

dar, wie man sich vor diesen Ge-

fahren schützen bzw. diese mini-

mieren kann.

Anschließend übernahm Sylvia

Danninger von AHA-Punkt aus

Wien die Moderation und griff

Fragen der Zuhörer auf und moti-

vierte sie, von ihren eigenen Er-

fahrungen zu sprechen.

So erzählte ein Teilnehmer, dass

er einen intensiven Kontakt zu

seinem Enkel hat, seitdem er

einen neuen Rechner hat.

Eine andere Teilnehmerin berich-

tete, dass sie über Facebook eine

alte Schulfreundin wiedergefun-

den haben, die ausgewandert sei.

Sie seien nun wieder im regen

Austausch. Aber eines wurde aus

der Diskussion deutl ich: egal aus

welchem Land die Senioren oder

die jungen Menschen kamen, es

war immer wieder festzustel len,

dass die ältere Generation immer

erst Fragen der Sicherheit und

des Sinns und des Nutzens der

sozialen Netzwerke wissen möch-

ten, bevor sie sich darauf einlas-

sen, während für die junge

Generation der Umgang damit ein

selbstverständlicher Teil ihres All-

tags ist. Wo beide Generationen

voneinander lernen können ist,

dass die Jüngeren mehr für Fra-

gen der Sicherheit, des Daten-

schutzes und der Wahrung der

Privatsphäre durch die Älteren

sensibil isiert werden können,

während die Älteren von den

Jungen die Freude am Entdecken

und des vermeidl ich ziel losen

Ausprobierens vermittelt bekom-

men.

Transnationaler Work shop „Social Web Skills forelder People“, 30.3.20 12 in Velenje, Slowenien

Nicht nur hatte der Enkel

ihm alles beigebracht,

was er brauche, er kom-

me nun auch den Opa

gerne besuchen, der den

viel besseren Rechner

und damit die viel inter-

essanteren Spiele habe.

Page 16: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

InternationalesFestival derGenerationen29.-30.3. 2012 Velenje,Slowenien

Marjan Sedmak, Präsident der Europäi-

schen Plattform „Europäisches Jahr des ak-

tiven Alterns und der Solidarität zwischen

den Generationen“ sprach die Herausforde-

rungen an, die der demografische Wandel

mit sich bringt: auf der einen Seite leben

wir immer länger, während die Geburtenra-

te europaweit ständig sinkt. „Wir müssen

uns bewusst werden, dass dies auch Aus-

wirkungen auf die sozialen Strukturen und

Rahmenbedingungen, aber auch auf die

Beziehungskultur zwischen Menschen und

den Generationen hat.“ Im Kern ginge es

beim aktiven Altern um zwei zentrale

Aspekte: erstens sollten ältere Menschen

nicht als gesel lschaftl iche Belastung be-

trachtet werden und zweitens müsse ge-

währleistet sein, dass sie an al len

Bereichen des gesellschaftl ichen Lebens

teilhaben können und sie ihr Potential vol l

einbringen können und dieses voll genutzt

wird. Dies mache jedoch auch eine ange-

messene soziale Infrastruktur notwendig,

die die Inklusion der älteren Generation

ermöglicht.

Dr. Wolfgang Eisenreich, Institut WIN,

Österreich, wollte in seinem Vortrag „Inti-

mAge - Awarness Raising for Intimicy in

the Third Age“ das Tabu, öffentl ich über

das Thema Sexualität und Intimität im Al-

ter zu sprechen, aufbrechen. Er ging der

Frage nach, warum Sexualität im Alter

überhaupt tabuisiert wird. Die Ursachen

dafür l iegen in normativen Werten der Ge-

sel lschaft, aber auch an frühkindlichen Er-

fahrungen, wo Sexualität unter älteren

Menschen Verlegenheitsgefühle bis hin zu

Ekel hervorruft. Dabei zeigen wissen-

schaftl iche Untersuchungen, dass Liebe

und eine gesunde Sexualität auch im Alter

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Im Rahmen unserer europäischen Lernpartnerschaft „Social Web Skills for el-

der people“ hatten wir die Gelegenheit, an dem internationalen Mehrgenera-

tionen-Festival in Velenje, Slowenien teilzunehmen. Sonja Bercko, Direktorin

des Instituts Integra und unsere Kooperationspartnerin, hatte das Festival in

Kooperation mit der Universität des Dritten Lebensalters und der Stadt Ve-

lenje organisiert. Ziel des Festivals war es, für das selbstverständliche Mitein-

ander der Generationen in allen Bereichen des Lebens zu werben und

aufzuzeigen, was die Generationen verbindet und wie sich Menschen jeder

Altersgruppe aktiv gesellschaftlich einbringen und engagieren können.

Page 17: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

positive Wirkungen hat: Herzpro-

bleme und stressbedingte Krank-

heiten werden reduziert, die

emotionale mentale Gesundheit

wird verbessert, Heilungsprozesse

werden beschleunigt, man hat

weniger Schmerzen, stabil isieren-

de Wirkung auf den Blutdruck,

Gehirntätigkeit wird aktiver und

insgesamt kann es zu einer höhe-

ren Lebenserwartung führen.

Lada Zei, Projektleiterin von

ZDUS stel lte sich die Frage, ob es

einen Generationenvertrag wirk-

l ich heutzutage noch geben kann.

Sie betonte, dass es in der Ge-

schichte der Menschheit immer

notwendig war, dass die Genera-

tionen immer darauf angewiesen

waren, füreinander zu sorgen, vor

al lem in Not- und Krisenzeiten sei

dies oft überlebenswichtig. Auf-

grund der Sicherheit der Leben-

sumstände sei dieser

Generationenvertrag aufgebro-

chen worden, weil man sich nicht

mehr ums Überleben sorgen

musste, sondern vielmehr ginge

es heute meist um das Mehren

und die Sicherung des eigenen

Wohlstands. Auch sei die Empa-

thie für die ältere Generation erlo-

schen. Frau Zei plädierte daher

dafür, dass es Zeit sei, wieder eine

Veränderung herbeizuführen. Dies

sei vor al lem nur durch zwischen-

menschliche Beziehungen mög-

l ich. Man müsse wieder fördern,

dass Menschen wieder miteinan-

der ins Gespräch kommen, sich

austauschen und wieder Empathie

lernen. Ein gutes Bespiel hierfür

sei das Konzept der „Lebendigen

Bücher“, wo man sich für kurze

Zeit einen Menschen für ein per-

sönliches Gespräch „ausleihen“

kann, um so mehr von ihm / ihr

zu erfahren.

Prof. Milan Pavliha stel lte in

seinem Vortrag „Freiwil l igenarbeit

im Kulturbereich“ vor al lem die

Leistungen von Älteren im Ehren-

amt in den Vordergrund. „Wir Äl-

teren sind voller Energie,

Fähigkeiten und Lebenserfahrun-

gen. Wir müssen als Ältere zwei

Dinge beachten: zum einen müs-

sen wir für uns selbst unsere kör-

perl iche und geistige Frische

erhalten und gleichzeitig uns nütz-

l ich machen, und uns selbst für

andere Menschen und für bessere

zwischenmenschliche Beziehungen

einsetzen.“ Durch ehrenamtliche

Arbeit sei dies möglich. Außerdem

trage ehrenamtliches Engagement

dazu bei, neue Lernerfahrungen

zu machen, soziale Fähigkeiten

und Kompetenzen zu erwerben

sowie die Solidarität zwischen den

Generationen und die Demokratie

zu stärken.

Sonja Bercko, Leiterin des Insti-

tuts Integra befasste sich in ihrem

Beitrag „Glück“ mit der Frage „Wie

man den Menschen helfe, erfolg-

reich zu sein und glücklicher zu

werden?“ Unser Gefühl hat einen

enormen Einfluss auf kognitive

Prozesse. So fördert positives

Denken Kreativität, Gesell igkeit

und Einfal lsreichtum sowie die

Wahrnehmung und Verarbeitung

von positiven Informationen – bis

ins hohe Alter hinein. Daher sol lte

es unsere Aufgabe im 21. Jh. sein,

Begeisterung zu wecken, positive

Gedanken und Gefühle zu initi ie-

ren und Menschen zu motivieren

und zu ermutigen. Dann kann

man auch sein Potential vol l ent-

falten und glücklich werden.

Abschluss des Festivals der Gene-

rationen war ein transnationales,

generationsübergreifendes Semi-

nar, das wir im Rahmen unserer

europäischen Lernpartnerschaft

„Social Web Skil ls for elder Peo-

ple“ entwickelt hatten. Nähere In-

fos dazu siehe im nächsten

Artikel.

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

SocialW

ebSkills

Interg

enerationalconference

Page 18: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

„Es ist unglaublich, wenn eineVision Realität wird,“ freutsich Perdita Wingerter. Siehatte den Wunsch gehabt,sich mit anderen Organisatio-nen aus Europa darüber aus-zutauschen, welche Fort- undWeiterbildungsangebote esfür Ehrenamtliche gibt, wiediese organisiert und finan-ziert werden. Außerdem woll-te sie wissen, inwieweit mandie Lernchancen und den Er-werb von Kompetenzen undFähigkeiten durch das Ehren-amt marketingmäßig nutzenkann, um neue Freiwillige fürdas Ehrenamt zu gewinnen.

Bei ihrer Suche nach Kooperati-onspartner in ganz Europa nutztesie das Internet und alte Kontaktezu ehemaligen europäischen Ko-operationspartnern. Und die Su-che war erfolgreich: alsKooperationspartner konnte dienationale britische Freiwil l igenor-ganisation CSV gewonnen werden,die dieses Jahr auch das europäi-sche Sekretariat für das „Europäi-sche Jahr der Freiwil l igenarbeit“inne haben. Weitere Kooperations-partner wurden die nationaletschechische Freiwil l igenorganisa-tion „HESTIA“ aus Prag, die rumä-nische Freiwil l igenorganisationCentrul de Volontariat Cluj-Napoca

und die ital ienische Freiwil l igenor-ganisation CSV aus Napoli. Alsbesonderer Erfolg ist zu werten,dass al le Projektpartner von ihrenNationalagenturen bewil l igt wur-den, d.h. gemeinsam startenkonnten.Und die Zusammenarbeit auf eu-ropäischer Ebene gestaltete sichsehr erfolgreich.

Auch Konkurrenz zählt nicht, viel-mehr teilten al le beteil igten Orga-nisationen gerne ihr Wissen undihre Erfahrungen. Bei gegenseiti-

"Volunteer to learn"Lernpartnerschaftüber Lern- und Bil-dungschancen durchFreiwilligenarbeit

Zu Besuch in Prag

„Ich habe die Erfahrunggemacht, dass Menschen,die sich fürs Ehrenamtstark machen, auch ähn-lich ticken. Wir schauennicht darauf, ob es sich„rechnet“ etwas zu tun,sondern bei uns steht dieSache bzw. der Menschim Vordergrund.“

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Page 19: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

gen Besuchen zeigten diePartner den TeilnehmernFreiwil l igenprojekte, er-klärten ihre Bildungs- undTrainingskonzepte für ihreEhrenamtlichen, es gabeinen regen Austauschund lebendige Gesprächezwischen Freiwil l igen ausden Ländern.Und diese Erfahrungenund das Wissen wolltendie Partner auch mit ande-ren teilen. Auf der Websei-tewww.volunteertolearn.euhaben die Partner ihre ge-meinsamen Erkenntnisseformuliert, aber auch eineSammlung von guten Bei-spielen aus den fünf Län-dern zum Download fürandere bereitgestel lt. AberFreiwil l igen sollte eineStimme gegeben werden.Freiwil l ige aus al len 5Ländern erzählen, was siedurch ihr ehrenamtlichesEngagement gelernt ha-ben.Höhepunkt der Partner-schaft war aber sicherauch ein gemeinsamerWorkshop auf einer euro-päischen Freiwil l igenta-gung inEdinburgh/Schottland. Ge-

meinsam boten die Part-ner fürFreiwil l igenorganisationenaus ganz Europa einenWorkshop an. Mit interak-tiven Methoden und Bei-spielen aus al len 5Ländern sollten die Teil-nehmer dafür sensibil isiertwerden, auf welchen We-gen Freiwil l ige zu ihremEhrenamt kommen: durchMund-zu-Mund-Werbung,durch Freiwil l igenagentu-ren, durch das Internet,durch Broschüren oderdurch gezielte Werbungder Organisationen. Ge-meinsam mit den Teilneh-mern wurden dann dieVor- und Nachteile derverschiedenen Wege derFreiwil l igengewinnung er-läutert, als Empfehlungenzusammengefasst undebenfal ls auf der gemein-samen Webseite bereitge-stel lt. Darüber hinausbeteil igte sich die Partner-schaft im Rahmen des„Europäischen Jahrs derFreiwil l igenarbeit“ daran,Empfehlungen zum ThemaFreiwil l igenarbeit für dieEU-Kommission zu formu-l ieren. Insgesamt also wardie Partnerschaft ein voller

Erfolg.So sah das auch die Na-tionale Agentur Bildung fürEuropa beim Bundesinsti-tut für Berufsbildung inihrer Abschlussbewertungdes Projekts: „Die Lern-partnerschaft bearbeitetein vielschichtiger Weisedas aktuelle Thema Frei-wil l igenarbeit. Es wurdenumfassende Ergebnisseerzielt und Produkte er-stel lt. Positiv fal len auchdie vielfältigen lokalen Ak-tivitäten und die Einbin-dung unterschiedlicherlokaler Akteure und Initia-tiven auf. Insgesamt wur-de der europäischeRahmen intensiv von denbeteil igten Partnern ge-nutzt, um verschiedeneAspekte zur Freiwil l igen-arbeit zu bearbeiten. DieLernpartnerschaft zeichnetsich insgesamt durch einestarke Umsetzung desNachhaltigkeitsgedankens,die Ausstrahlung in dieRegion und eine guteBreitenwirkung aus.“

Mehr Infos zurPartnerschaft und zu denErgebnissen unter:www.volunteertolearn.eu

Zu Besuch in England

Vo

lun

teer

tole

arn

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Page 20: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Ein Bericht von ChristophRüdel

GRUNDTVIG ist ein Programm der Eu-ropäischen Union für „Mobil ität undZusammenarbeit in der Erwachsenen-bildung in Europa“ als Teil des EU-In-itiative „Lifelong LearningProgramme“. Innerhalb dieses sehrumfangreichen Programmes GRUNDT-VIG gibt es auch sogenannte Lernpart-nerschaften, wo sich Organisationenaus ganz Europa zu bestimmten The-men austauschen und zusammenarbei-ten können. Ich und zwei andere ältereFreiwil l ige hatten die Gelegenheit, aneinem Austauschtreffen der europäi-schen Lernpartnerschaft „Volunteer tolearn“ vom 22.-23.3.2012 in Cluj-Napo-ca, Rumänien teilzunehmen, an demPartner aus Deutschland, England, Ita-l ien, Rumänien und Tschechien betei-l igt sind. Gastgeber und Veranstalterwar das Freiwil l igenzentrum „Centrulde Voluntariat Cluj-Napoca“.Unsere deutsche Delegation wurde vonFrau Perdita Wingerter, ehrenamtlicheGeschäftsführerin von „Gemeinsam le-ben und lernen in Europa“ (GLL) inPassau vertreten. Neben mir warennoch meine Frau Inga Rüdel als Pro-jektleiterin der „Lesepaten“ in Eggen-

felden und die Lesepatin MargotBofinger mit dabei. In einer Konferenz-schaltung wurde der ital ienische Ver-treter des Pro-jekts von CSV Napolizeitweise mit beteil igt.Die Vertreter der teilnehmenden Part-nerländer berichteten über die Fort-schritte in den von ihnen zukoordinierenden Aufgabenbereichenund unterbreiteten Vorschläge für dasweitere Vorgehen.

Dank der hervorragenden Vorbereitung,der perfekten Organisation und derprofessionellen Moderation diesesWorkshops durch die rumänische Seitewurde ein sehr anspruchsvolles Pro-gramm in einer von echter Partner-schaft geprägten Atmosphäredurchgeführt, so dass die gesetztenZiele erreicht werden konnten. Am En-de der Tagung waren sich al le Teilneh-mer einig, dass u.a. nachfolgendeErgebnisse erzielt werden konnten:

•Detailkenntnisse über die Ehrenamts-bewegung in Rumänien•Kenntnisse über die Arbeit des „Cluj-Napoca Volunteer Centre“, speziel l dieAus- und Weiterbildungsangeboten fürehrenamtlich tätige Bürger•Festlegung von Lernzielen für ehren-amtlich tätige Bürger•Kontakt und Zusammenarbeit mit ört-l ichen Organisationen

"Beeindruckend warenRomanas Stadtführung inCluj sowie die Besichti­gung des stillgelegtenSalzbergwerkes in Turda,so dass wir auch einenEindruck über die dortigeUmgebung mitnehmenkonnten."

31. März 2012

Christoph Rüdel

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

„Volunteer to learn“Was man so als älterer Freiwilliger in ei-nem europäischen Projekt erleben kann

Das Ziel von CNVC ist es die

Bürger von Cluj mittels

Freiwil l igenarbeit in die

Problemlösungen der Ge-

meinschaft einzubinden und

somit den Stel lenwert des

Ehrenamtes zu stärken. Sie

wollen die Anzahl der Frei-

wil l igen erhöhen, bieten

umfangreiche Infoveran-

staltungen und Schulungen

rund um das Thema Ehren-

amt an und vernetzen sich

regelmäßig mit anderen Or-

ganisationen um ihre Pro-

jekte weiterzuentwickeln.

Page 21: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Volunteerto

learn

Cluj/Rumänien

Während der Konferenz wurdewiederholt über aktuelle Pro-jekte berichtet und diskutiert.Besonders wertvoll waren dieBerichte von drei jungen Men-schen aus Deutschland undden Niederlanden, die z.Zt.ein freiwil l iges Jahr in einemKinderkrankenhaus in Clujleisten, bevor sie mit ihremStudium beginnen. Besonde-res Interesse fanden auch dieGespräche über aktuelle Pro-jekte, wie z.B. das von IngaRüdel vorgestel lte Lesepaten-projekt in Eggenfelden oderdas „Banana-Box- Projekt”von Fred Margerum aus Eng-land, das ausschließlich vonEhrenamtlichen in England ge-tragen wird und vor al lem ein-zelne Handwerker in Afrikaunterstützen soll . Insbesonde-re die Vertreter der jeweils an-deren Länder waren sehr anumfangreiche Informationenüber diese beiden Projekte in-teressiert. Weitere Kontaktezu diesen Projekten wurdenvereinbart.Die Gespräche und Diskussio-nen wurden mit einem Besuchder NGO „Ratiu Center for De-mocracy“ in Turda eindrucks-voll abgeschlossen. Dieseprivate Stiftung unterstützt al-le Formen ehrenamtlicher Tä-

tigkeit insbesondere durchAusbildung und Hilfe in Pro-jekten und führt selbst Projek-te für Bürger durch mit demZiel, die Demokratie zu stär-ken und weiterzuentwickeln.

Beeindruckend waren Stadt-führung der einheimischen

Ehrenamtlichen Romana inCluj sowie die Besichtigungdes stil lgelegten Salzbergwer-kes in Turda, so dass wir aucheinen Eindruck von der dorti-gen Umgebung mitnehmenkonnten.Der Austausch war für mich,meine Frau und Margot eineinmaliges Erlebnis. Wir ha-ben es genossen, mitten unterso vielen jungen Menschen zu

sein, sich mit ihnen austau-schen und interessante Ge-spräche zu führen. Gefreut hatuns auch das wirkliche Inter-esse an unserer ehrenamtli-chen Arbeit. Es war ein sehranregendes Miteinander undwir kamen sehr inspiriert zu-rück. Wir freuen uns schon

auf den nächsten Besuch inDeutschland. Da wollen wirden Partnern mal unser Le-senpate-Projekt vor Ort vor-stel len.

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Teilnehmer des Workshops aus 4 Nationen (von links):

Mehmet(UK), Christoph(GE), Romana(RUM), Sarah(UK), Inga(GE),

Oana(RUM), Nicoleta(RUM), Perdita(GE), Hana(CSR), Margot(GE), Lisa(UK)

Mehr Infos unter:

www.volunteertolearn.eu

Page 22: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

CSV Napoli (Centro di

servizio per il

volontariato) gibt es seit

2004. Diese "second-level

Non-Profit-Organisation"

fördert ehrenamtliches

Engagement und berät

Freiwil l igenorganisationen

. Sie bieten Fortbildungen

zum Thema Ehrenamt an,

arbeiten mit Schulen und

Studenten zusammen und

vermitteln junge und

ältere Freiwil l ige auch in

andere europäische

Länder. Bei ihrer Arbeit

stehen Themen wie

soziale Inclusion,

Integration von

Migranten, Vernetzung

der Generationen u.v.m.

im Vordergrund. Gerade

in den sozialen

Mißständen Neapels

sehen die Organisatoren

viel Handlungsbedarf und

hoffen mit vielen

Freiwil l igen etwas

verändern zu können.

Im Rahmen der Lernpartnerschaft

„Volunteer to learn“ waren wir im

Mai 2012 in Neapel/ Italien. Die bei-

den älteren Ehrenamtlichen Chri-

stoph Rüdel und Margot Bofinger

hatten die Geschäftsführerin Perdita

Wingerter begleitet, um zu erfahren,

welche ehrenamtlichen Projekte in

Neapel durchgeführt werden.

„Wir waren schon bei der Studienreise in

Rumänien dabei gewesen und haben so

viele Inspirationen mit nach Hause ge-

nommen,“ erzählt Christoph Rüdel. „Ich

freue mich, wieder dabei sein zu können.“

Und die drei erlebten ein kleines Abenteu-

er in diesen drei Tagen. Als erstes fiel der

Müll auf. Man hatte zwar schon mal davon

in der Zeitung gelesen oder im Radio ge-

hört, dass die Müllabfuhr in Neapel ein

Problem sei, aber wenn man überal l Müll

rumliegen sieht, ist das etwas anderes.

„Das ist gar nichts. Zurzeit ist es sogar

ganz sauber für Neapeler Verhältnisse“,

erzählt Gabriele Gesso, der ital ienische

Projektkoordinator. Er engagiert sich in ei-

ner Bürgerbewegung, die eine von Bür-

gern getragene Müllentsorgungsanlage

bauen wollen, weil die jetzige Müllentsor-

gung in den Händen der Mafia ist, die die-

se dazu nur nutzt, um mit so wenig

Einsatz wie möglich, so viel Geld wie

möglich zu verdienen. Aber Gabrieles Ein-

satz ist nicht ungefährl ich: er hat schon

mehrere Drohungen erhalten.

Mut hatten auch die Initiatoren des Ju-

gendzentrums „Asterix“: engagierte Bür-

ger/innen, vor al lem aus dem kulturel lem

Bereich, hatte in einer stil lgelegten Schule

in einem üblen Viertel einen Ort für Kin-

der und Jugendliche geschaffen, wo diese

aus ihrem Alltag der Armut und Gewalt

eine Oase finden, wo ihnen jemand hilft

die Hausaufgaben zu machen, wo sie

spielen, singen und tanzen können. Das

Zentrum, das immer von akuter Finanznot

bedroht ist, wird größtenteils von

Freiwil l igen betrieben, die kulturel le Akti-

vitäten wie Theater, Kunst und Musik für

die Kinder und Jugendliche und auch

Freizeit- und Unterhaltungsangebote or-

ganisiert (z.B. Videoworkshops, Ausflüge,

Disco, Sportangebote und Festivals). Wie

wichtig dieser Ort für die Kinder war, sah

man später im Taxi auf der Rückfahrt.

„Hier sieht es aus wie in einem Dritte-

Welt-Land und nicht wie in Europa“, zeig-

te sich Christoph Rüdel sichtl ich geschockt

als der Taxifahrer die üblichen Routen

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Ehrenamtliches Engagement unter gefährlichen Rahmenbedingungen

Ein Besuch bei einer Freiwilligenagentur in Neapel

Page 23: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Volunteerto

learn

Neaple

verl ieß und eine Abkürzung durch

das Viertel nahm.

Beeindruckt waren wir aber vor

al lem von dem Fest „Giochi senza

barriere – Diritti al la festa“, das

eine Vielzahl von ehrenamtlichen

Organisationen organisiert hatte.

Kinder mit und ohne Behinderung

spielten selbstverständlich mitein-

ander oder sangen zusammen

auf der Bühne. „Ich bin wirklich

begeistert, mit welcher Leichtig-

keit hier Inklusion gelebt wird.

Hier werden die Behinderten

nicht versteckt, sondern sind ein

selbstverständlicher Teil der Ge-

sel lschaft“, sagt Margot Bofinger.

Sie kennt auch einige Eltern von

behinderten Kindern, die deswe-

gen ihren Urlaub auch immer in

Ital ien machen.

Aber Neapel hatte auch wunder-

schöne Seiten: eine schöne Alt-

stadt, tol les Essen, freundliche

und offene Menschen, wo jung

und alt, behindert, nicht behin-

dert miteinander umgehen. Aber

es gab auch viel Armut und viel

Verfal l zu sehen. Aber es ist eine

Stadt die trotz ihrer Armut pul-

siert und die Menschen trotz der

Schwierigkeiten nicht aufzugeben

scheinen. Von den Schwierigkei-

ten einer Kommune, die mit ge-

ringen Mitteln versuchen muss,

soziale Infrastrukturen zu schaf-

fen bzw. zu erhalten, berichtete

der stel lvertretende Bürgermeis-

ter von Neapel Sergio D’Angelo.

Die aktuelle Finanzkrise habe die

Situation noch verschärft. Die Hil-

fen für bedürftige Famil ien seien

kontinuierl ich gekürzt worden.

Das durchschnittl iche mittlere

Einkommen der Neapolitaner ist

in wenigen Jahren von einst 680

auf heute 550 Euro gesunken.

Auch die Sozialhilfen und Beihil-

fen für Arme wurden in den letz-

ten drei Jahren um 87 Prozent

gekürzt. Seit eineinhalb Jahren

erhalten al le Hilfsorganisationen

für die Unterstützung der ärmsten

Kinder kein Geld vom Staat mehr.

Wenn das so weitergeht, werden

auch die sozialen Organisationen,

die bisher noch Hilfe für die Ar-

men und Benachteil igten boten,

schließen müssen. Vieles sei

überhaupt nur noch möglich, weil

es so viel ehrenamtliches Engage-

ment gäbe.

Wie al ltägl ich auch Gewalt in

Neapel ist, musste auch Perdita

Wingerter erfahren. Als sie eine

zweistündige Pause im vollen Pro-

gramm nutzte, um in einer

großen Geschäftsmeile zu schlen-

dern, sah sie aus kürzester Nähe,

wie ein Mensch in einer Seiten-

straße erschossen wurde. Noch

größer war der Schock, dass die

Menschen einfach weiterhasteten

und einfach al les weiterl ief, als

wäre nichts geschehen.

Insgesamt war der Besuch auch

eine Herausforderung für uns

Deutsche: Die Tagesordnung war

nur eine grobe Orientierung, Plä-

ne wurden kurzfristig geändert,

kleine Kaffeepausen eingelegt,

um sich kurz neu zu orientieren,

die Organisation locker und un-

strukturiert.

Insgesamt war der Besuch jedoch

eine wichtige Erfahrung. „Es wur-

de mal wieder deutl ich wie wich-

tig Ehrenamt ist. Auch mit

wenigen Mitteln und viel eigenem

Engagement kann man tol le Pro-

jekte und Aktionen auf den Weg

bringen. Man darf sich nur nicht

von den Schwierigkeiten abbrin-

gen lassen. Und die Herzl ichkeit

und Offenheit der Menschen war

wirklich eine schöne Erfahrung! “

zieht Margot Bofinger Bilanz.

Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Ehrenamtliches Engagement unter gefährlichen Rahmenbedingungen

Ein Besuch bei einer Freiwilligenagentur in Neapel

Hier werden die Be-hinderten nicht ver-steckt, sondern sindein selbstverständli-cher Teil der Gesell-schaft“, sagt Margot Bofinger.

Page 24: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Unsere Partner:

Koordination:

LOS – Liberecká obcanská

spolecnost, o.s.

Luzická 31

460 01 Liberec 1/Tschechien

www. losonline.eu

coobra – cooperativa

braccianti

Herklotzgasse 21

1150 Wien/ Österreich

www.coobra.at

Fundacja na Rzecz Studiów

Europejskich

Foundation for European

Studies

Baluckiego 1/16

50-034 Wroclaw/ Polen

ww.feps.pl

Words ConnectingGenerations

In der Vorstel lungs-runde habe ich fol-gende Ereignisseauf meiner Lebens-l inie angesprochen:Vor Kriegsende ge-boren, berufl ich zu-erst als WirtschaftsIngenieur gearbei-tet, dann nach ei-nem Zweitstudium

als Erwachsenenpädagoge in einer Begeg-nungsstätte, zugleich Famil ien- und Selbst-hilfezentrum, in Mühldorf am Inn.Nun als Rentner und Großvater bin ichnoch mit „kleinen“ Projekten beschäftigt:Beratungen zu Freiwil l igenengagement,Volunteer z.B. 2011 für 3 Wochen in Prag,Erfassung einer Ahnentafel mit Famil ien-stamm der jüngeren Generationen, Baby-sitting, …Die Motivation für unser Projekt geht vonmeinem Interesse an einem Generationen-dialog aus, in dem Jung und Alt aus einemgegenseitigen Verständnis kulturübergrei-fend miteinander Zukunft gestalten. In die-sem Projekt ist mir dann der Begriff „OralHistory“begegnet, den ich mit meinen „Famil ienge-schichten“ verbinden kann.Auch andere Geschehnisse in meinem Le-bensumfeld z.B. KZ-Außenstel le Mühldorfund der „Mühldorfer Todeszug“ zu Kriegs-ende bieten sich an, Zeitzeugengeschich-ten aufzuarbeiten und anderen zugänglichzu machen. In dem Zusammenhang ist mirauch bewusst geworden, dass ich mittler-weile selbst „Zeitzeuge“ geworden z.B. fürdie Zeit um 1968 und 1989.

Zudem habe ich im ersten Workshop schoninteressante andere Beispiele der Projekt-partner zu unserem Thema kennen ge-lernt. Solche „Good Practice“-Projekte sindes wert, weitergegeben zu werden. Siesind lebendige Geschichte wie die vorge-stel lte „Living Library“ oder die erlebteZeitzeugenbefragung unserer tschechi-schen Partnerorganisation LOS.Hierzu wollen wir gemeinsam eine Samm-lung von guten Beispielen für andere In-teressierte zusammen mit einerdidaktischen Aufbereitung erstel len. Auchwollen wir uns gemeinsam überlegen, wel-che Methoden, Werkzeuge und Wege zudiesen Themenbereichen geeignet sind.Das scheint mir eine sehr nützl iche Arbeitzu sein.Die Aufbereitung mit Hilfe der neuen Me-dien (ICT) ist ein Arbeitsfeld, in dem gera-de die Kompetenzen der jüngerenGeneration eine wertvolle Unterstützungder Älteren sein kann, denen diese Techni-ken nicht so vertraut sind. Insoweit ist dasgemeinsame Partnerprojekt auch ein Er-fahrungs- und Übungsfeld von Jung und„nicht mehr so Jung“.Es bietet auch einen Raum, wo Worte wieauch Geschichte(n), Gefühle oder WerteGenerationen verbinden.Auch bei der Gestaltung von Flyern überdie Freiwil l igenarbeit im Landkreis konnteer intensiv mitarbeiten. Seine Bildungsgut-scheine nutzte er für weiterführende EDV-Kurse.

Im Projekt "Worte verbinden Generationen" (Words connecting Gene-rations) tauschen sich Partner aus Tschechien, Österreich, Polen undDeutschland über gute und bewährte Projekte, Methoden und Aktionenzur Überlieferung von mündlich übertragener Geschichte („oral histo-ry") aus. Gemeinsam erarbeiten sie Vorschläge und gute Beispiele wiees gelingen kann, die „Geschichte(n)" der älteren Generation durchEinsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zubewahren und vor allem für die jüngere Generation zugängig zu ma-chen. Damit möchte das Projekt den Dialog zwischen den Generatio-nen fördern. Unsere beiden Mitglieder Jochen Peters (68 Jahre) undRahel Rude (22) arbeiten im Projekt mit.Hier ihre ersten Eindrücke …

Jochen Peters (68)

UnsereProjektwebseite:

“words connecting

generations”

http: //http: //www.wor

dsconnectinggeneratio

ns.eu/Miteinander ­ das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Page 25: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Words ConnectingGenerations

Bevor wir uns auf den Weg nachTschechien gemacht haben, hatteich eine sehr vage Vorstel lung da-von wie es werden könnte. Auf al-le Fäl le hatte ich mir vorgestel lt,dass wir Geschichten aus der NS-Zeit sammeln – nur eben aus Per-spektiven von verschiedenen Län-dern. Außerdem hatte ich mirvorgestel lt, dass wir ein einheitl i-ches Konzept zur Sammlung von„oral history“ erstel len, was dannohne Kreativitätsfreiheiten in al lenLändern angewandt wird. DesWeiteren hatte ich mir vorgestel lt,dass wohl mehr als 10 Leute andiesem Projekt teilnehmen wür-den und dass daher die Motivationund die Ideen der einzelnen Teil-nehmer keine Rolle spielen wür-den. Ich hatte nicht erwartet, dassich bei diesem Projekt aktiv mit-planen würde, sondern viel mehrgedacht, dass ich einen grobenEindruck davon kriege, wie manein Projekt plant und durchführtund, dass ich nette Menschen undihre Kultur etwas kennen lernenkann. Grundsätzl ich war mir auchnicht klar, dass wir keinen schonfertiggestel lten Projektplan vorge-setzt bekommen, sondern ichdachte vielmehr, dass wir unsüber Methoden austauschen wür-den, die das Projekt betreffen.Daher war ich recht überrascht,dass die ganze Projektplanungerst vor Ort vorgenommen wurdeund ich daher direkt eine Mitge-

stalterin war.Ich war beeindruckt, dass Kasia soviel Kraft und Freude in die Orga-nisation eines kleinen Treffens wiediesem gesteckt hat und dafür ge-sorgt hat, dass unser Aufenthaltökonomisch genutzt wurde. Gene-rel l war ich beeindruckt von denMotivationen und Erfahrungen al-ler Teilnehmer und war vor al lembeeindruckt wie viel Energie al lefür ein freiwil l iges Projekt aufge-wendete haben.Ich fand es schön, dass es beidem Treffen nicht nur um die Pla-nung eines Projekts ging, sonderndass es auch wichtig war sich ken-nenzulernen und sich gegenseitigzu motivieren und zu inspirieren.Die Anfangsphase der Projektdefi-nierung und Planung selber habeich als etwas anstrengend emp-funden, weil so viele verschiedeneCharaktere, Wünsche und Anmer-kungen schwierig zu fusionierenwaren. Ich fand es aber sehrschön, dass jede Idee gleichwertigbehandelt und diskutiert wurde. Jeklarer die Grundidee und Ausfüh-rung des Projekts wurde, destowohler habe ich mich gefühlt.Doch ich denke für die Zukunfthabe ich schon einmal gelernt,dass es grundsätzl ich besser istsich im Voraus intensiver mit denverschiedenen Ländern und ihrerGeschichte sowie verschiedenenAuslegungen von Projektideenauseinanderzusetzen.

Letztendlich habe ich mich dar-über gefreut, dass nicht der Na-tionalsozial ismus im Vordergrunddieses Projekts stehen wird, son-dern al lgemein (geschichtl iche)Themen eine Rolle spielen. Außer-dem fand ich es schön, dass wirzwar al le etwas gemeinsam ma-chen, aber eben auch selbst krea-tiv werden können – besonders,weil es meiner Meinung nachnicht viele thematische Eingren-zungen gibt.Al les in Allem habe ich mich ge-freut, dass das Treffen so gut ge-klappt hat, dass wir unsinsgesamt gut verstanden habenund natürl ich auch das Projekt or-dentl ich planen konnten.Ich freue mich schon auf die wei-teren Treffen und die Umsetzungdes Projekts und bin mir sicher,dass es inspirierend wird und ichviel lernen werde!

Rahel Rude (22)

WordsconnectingGenerations

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Abschlussbericht:

Das interkulturel le Advents-Konzert und

-Fest in Passau am 8.12.2012 in der „Alten

Apotheke“ war ein besonderes Erlebnis.

Die Location hat eine ganz eigene, ange-

nehme, gemütliche Atmosphäre, der ver-

sammelte bunte Kreis sehr verschiedener

Menschen war sehr offen für die eigenwil-

l ige Mischung unterschiedlichster Musik

und Stimmungen, die die Kapelle Franck

zu bieten hat. Die Alte Apotheke war mit

ca. 50 Menschen im Publikum, den 9 Musi-

kern aus Linz, und dem Team der freiwil l i-

gen Organisatoren aus Passau voll besetzt.

Hier trafen sich Menschen verschiedensten

Alters und unterschiedlichster Nationalität,

aber auch Menschen mit Behinderungen

zu einer verbindenden und bewegenden

Veranstaltung.

Die Kapelle Franck spielte in voller Beset-

zung: zwei Gitarren, ein Cello, eine Viol ine,

eine Blockflöte, ein Akkordeon, eine Klari-

nette und eine Trommel. Fast dominanter

war jedoch der teils solistische, teils mehr-

stimmige Gesang aller MusikerInnen.

Nach einem 1-stündigen Konzert gab eine

lange Pause Raum für Begegnung. Das

liebevoll hergerichtete internationale Buf-

fet lud die Gäste zur Verkostung vieler be-

sonderer Leckereien ein.

Der Eingangsbereich der alten Apotheke

war mit Sitz- und Stehplätzen bis zum

Rand gefül lt, die Theke dagegen war ge-

fül lt mit kulinarischen Köstl ichkeiten und

Getränken. Es gab einen regen herzl ich

„grenzüberschreitenden“ Austausch zwi-

schen den Gästen aus Passau und Linz.

In der Pause hatten die Zuschauer auch

die erste Gelegenheit die Fotoausstel lung

„überal l dabei“ mit Fotographien von Hol-

ger McCormick und Perdita Wingerter so-

wie mit einer Auswahl aus dem

Fotoprojekt „Ganz schön krank“ von An-

drea Kral l inger anzuschauen. In den Bil-

dern ging es um ganz selbstverständlich

gelebte Inklusion in unserer Region. Es

wurden Menschen mit Beeinträchtigungen

in Alltagssituationen gezeigt und neben

jedem Bild war auch noch eine kurze Ge-

Interkulturelles Adventskonzert 2012

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Was ist

Jugendlichen

wichtig? Stimmen.

ALL INCLUSIVE

Eine Auswahl der

ausgestel lten Fotos:

Page 29: Miteinander Ausgabe 5 (März 2013)

Abschlussbericht:

schichte der abgebildeten Menschen zu lesen.

Durch die Bilderausstel lung kamen auch Menschen

mit Behinderungen zu der Veranstaltung. In der

Veranstaltung gelang es, die beiden Themen Inte-

gration und Inklusion zu verbinden und auch Men-

schen zu entsprechenden Gesprächen anzuregen.

Nach der ausführl ichen Pause gab es im zweiten

Teil des Konzerts vor al lem internationale Stücke

und Songs, die Raum ließen für gemeinsamen Ge-

sang mit den Zuschauern.

Nach dem letzten Stück “Evening Rise“, (ein India-

ner-Lied) und 3 Zugaben war nicht etwa Schluss,

sondern die Begeisterung für den gemeinsamen

Austausch ging noch bis in die Nacht.

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Vereinsaktivitäten2009-UmfrageYourChance

Benefizkonzert