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Die neue Vereinszeitschrift des Vereins "Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V."
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Ausgabe 3 / 2012 Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Sonderheft 2012
MMiitteeiinnaannddeerr
22001122 -- EEuurrooppääiisscchheess JJaahhrr ffüürr
aakkttiivveess AAll tteerrnn uunndd SSooll iiddaarrii ttäätt
zzwwiisscchheenn ddeenn GGeenneerraattiioonneenn
"Volunteer to learn"
Lernpartnerschaft über
Lern- und Bildungs-
chancen durch Freiwilli-
genarbeit
Social web skills forelderly people
Mit Kompetenz insEhrenamt
Das inklusive Musik-
projekt
Drei Tschechen in
Passau- Austauschprojekt
für ältere Freiwillige
Zu Besuch
in Neapel.
Ehrenamtliches Engage-
ment unter gefährlichen
Bedingungen
Inhaltsverzeichnis
Miteinander das Magazin von
Ausgabe 3 / 2012
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Projekte
Europäisches Jahr AktivAltern
Austausch CZ-DE
Senior Volunteers
Ehrenamtsschulung
Social Web Skills
Social Web SkillstransnationalerWorkshop
SocialWebSkillsIntergenerationalconference
Volunteer to learn
Volunteer to learnRumänien
Volunteer to learnNeapel
Words connectinggenerations
All inclusive
Benefizkonzert
„Mit Kompetenz ins Ehrenamt“
So lautet das Motto einer erfolgreichenSchulung im Mehrgenerationenhaus BadGriesbach. Hier ist der Fokus aufPraxiswissen für ehrenamtliche Tätigkeitenund die Möglichkeit zur persönlichen undspezifischen Begleitung und Beratung. BeiPlanung und Umsetzung eines gemeinsamenProjekts lernen die Teilnehmer das nötigeKnow-How für ehrenamtliches Engagement.
Wie Wörter Generationen verbinden…
ein Projekt aus zwei Perspektiven
Wie kann mündliche Überlieferung von Geschichte für die jüngere Generation mit Hilfevon modernen Informations- und Kommunikationstechnologien zugänglich gemacht wer-den? Diesem Thema widmet sich das grenzübergreifende Projekt „Wörter verbinden Ge-nerationen“. Zwei Ehrenamtliche, Rahel Rude (22) und Jochen Peters (68), beschreibenihren persönlichen Eindruck des Zeitzeugenprojektes.
Impressum:
Miteinander - das Vereinsmagazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Herausgeber: Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V., Leopoldstraße 9, 94032 Passau;Telefon: 0851 - 213 2740, Fax: 0851 - 213 2739;Mail: [email protected];Chefredaktion: Perdita Wingerter. Grafik: Katharina Grimbs, Franz Szabo; V. i. S. d. P. : PerditaWingerter, Geschäftsführerin GLL;Miteinander erscheint unregelmäßig. Text- und Bildkopien nur mit Genehmigung.
Transnationaler Workshop „Social Web Skills for elder People“
Das Konzept mit Partnern aus Ungarn undÖsterreich stel lt sich auf dem Internationa-len Festival der Generationen in Volenje vor.In interaktiven Workshops helfen jungeMenschen Älteren, ihre Berührungsängstegegenüber dem Web 2.0 zu überwinden. Siezeigen einen Austausch zwischen Generatio-nen, von dem Jung und Alt profitieren.
„All inclusive –Das Passauer Trash Orchester“
Mit Schrott- und Alltagsgegenständen Percussion-Musikmachen – so die Idee des Passauer Trash Orchesters„All inclusive“, einer bunten Truppe von Menschen jedenAlters, mit und ohne Handicap oder Migrationshinter-grund. Nach dem Erfolg in der Kunstnacht sieht dieTrommel-Combo einem dauerhaftem Fortbestehen undAufleben durch neue Mitgl ieder entgegen.
Impressum:
Miteinander - das Vereinsmagazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Herausgeber: Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V., Leopoldstraße 9, 94032 Passau;Telefon: 0851 - 213 2740, Fax: 0851 - 213 2739;Mail: [email protected];Chefredaktion: Perdita Wingerter. Grafik: Katharina Grimbs, Franz Szabo; V. i. S. d. P. : PerditaWingerter, Geschäftsführerin GLL;Miteinander erscheint unregelmäßig. Text- und Bildkopien nur mit Genehmigung.
Transnationaler Workshop „Social Web Skills for elder People“
Das Konzept mit Partnern aus Ungarn undÖsterreich stel lt sich auf dem Internationa-len Festival der Generationen in Volenje vor.In interaktiven Workshops helfen jungeMenschen Älteren, ihre Berührungsängstegegenüber dem Web 2.0 zu überwinden. Siezeigen einen Austausch zwischen Generatio-nen, von dem Jung und Alt profitieren.
Editorial
Liebe Leser/innen,
2012 war das Europäische Jahr
des „Aktiven Alterns und der Soli-
darität zwischen den Generatio-
nen“ und unter diesem Motto
haben wir auch diese Ausgabe
von „Miteinander“ gestaltet. Wir
stel len Ihnen unsere Projekte und
Aktionen vor, wo ältere Menschen
sich aktiv eingebracht haben bzw.
bei denen es darum geht, das
Können, die Fähigkeiten und das
Wissen älterer Menschen aktiv für
freiwil l iges Engagement zu nut-
zen. Auch das selbstverständliche
Miteinander von Jung und Alt l iegt
uns am Herzen, daher haben wir
uns auch darüber Gedanken ge-
macht, wie man die Kommunikati-
on und den Austausch der
Generationen aktiv unterstützen
kann. Und beim Zusammenstel len
dieser Ausgabe ist uns dann auf-
gefal len, wie viel wir wirklich un-
ter diesem Motto anbieten:
Das Alter unserer Mitgl ieder reicht
von 23-73, in unserem Vorstand
tragen Jüngere und Ältere die
Verantwortung und in unseren
vielzähligen Projekten und Aktio-
nen engagieren sich Menschen al-
ler Altersgruppen.
Aber den eigentl ichen Bezug zum
Thema „Aktives Altern“ in meiner
berufl ichen Karriere habe ich per-
sönlich erst durch unsere Schu-
lung „Erfahrungswissen für
Initiativen – Ausbildung zum/zur
SeniorTrainer/in“ vor drei Jahren
bekommen. Dieses Schulungsan-
gebot für Ehrenamtliche, das wir
seit drei Jahren anbieten, richtet
sich an Menschen über 55 Jahre,
wil l Praxiswissen für die erfolgrei-
che Arbeit in Ehrenamtsprojekten
vermitteln und das Potential der
älteren Generation für unsere Ge-
sel lschaft viel besser nutzbar ma-
chen. Und das Potential ist
unglaublich: so viel Wissen, so
viel Erfahrung, so viele Kontakte,
so viel Praxiswissen und Gelas-
senheit. Gerade letzteres habe ich
zu schätzen gelernt: mit Men-
schen zusammenzuarbeiten, die
sich zwar einbringen möchten,
aber durch ihre Lebenserfahrung
Dinge ruhiger und gelassener an-
gehen können und die aber auch
viel klarer und deutl icher aufzei-
gen, was sie wollen oder nicht
mehr wollen.
Und hier ist – so glaube ich – ein
Wandel eingetreten. Die ältere
Generation hat sich gewandelt
und das hat auch Auswirkungen
auf das Ehrenamt. Es finden sich
auch unter den Älteren immer
weniger Menschen, die sich für ihr
Ehrenamt „aufopfern“, d.h. jahr-
zehntelang in einer Organisation
„dienend“ mitarbeiten. Und auf
diese aktivere, aber auch fordern-
de und selbstbewusste ältere Ge-
neration müssen sich die
Organisationen einstel len.
Ich habe viele Menschen kennen
gelernt, die zwar im „Ruhestand“
sind, aber al les andere als ein „ru-
higes“ Leben führen. Sie haben
einen vollen Terminkalender und
daher oft keine Zeit, sie sind un-
terwegs und auf Reisen, sie ge-
nießen ihre Unabhängigkeit und
Selbstbestimmtheit und freuen
sich, wieder Herr bzw. Herrin über
den eigenen Terminkalender zu
sein. Sie wollen aktiv mitgestalten
und mitbestimmen und nicht zu
reinen Ausführungsgehilfen de-
gradiert werden. Sie sagen klar
und deutl ich, was sie wollen und
nicht wollen und setzen Grenzen –
und das ist auch gut so.
In den letzten 3 Jahren habe ich
viele wunderbare, ältere Men-
schen mit phantastischen Fähig-
keiten und Begabungen kennen
gelernt, mit ihnen gearbeitet, viel
mit ihnen gelacht, viel von ihnen
gelernt und mit manchen Freund-
schaften geschlossen.
Ich hoffe, unsere Berichte moti-
vieren den ein oder anderen, sich
selbst – auch im Alter – zu enga-
gieren und aktiv einzubringen,
denn - so sagte es Burt Lancaster
– „Solange man neugierig ist,
kann einem das Alter nichts an-
haben.“ Und den Jüngeren unter
uns wünsche ich, wieder das
selbstverständliche Miteinander
der Generationen zu erleben.
Denn um mit den Worten von
Maurice Chevalier zu schließen
„Ein Mann mit weißen Haaren ist
wie ein Haus, auf dessen Dach
Schnee liegt. Das beweist aber
noch lange nicht, dass im Herd
kein Feuer brennt.“
Ihre
Perdita Wingerter
(ehrenamtliche Geschäftsführerin)
Editorial
Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
WeiterePublikationen:
Der EUBeitrag für aktives Al
tern und Solidarität zwischen
den Generationen:
http://www.ec.europa.eu/so
cial/BlobServlet?do
cId=8710&langId=en
Eurostat Broschüre Aktives
Altern und Solidarität zwi
schen den Generationen ein
statistisches Portrait der Eu
ropäischen Union 2012:
http://ec.europa.eu/euro
stat/product?code=KSEP11
001
Maßnahmen zur Förderung
des aktiven Alterns in Europa:
EUUnterstützung für lokale
und regionale Akteure:
http://ec.europa.eu/soci
al/BlobServlet?do
cId=7005&langId=en
Europäisches Jahr für aktives
Altern und Solidarität zwi
schen den Generationen
2012:
http://ec.europa.eu/soci
al/BlobServlet?do
cId=6773&langId=en
Mit diesem Europäischen Jahr sol lte die
breite Öffentl ichkeit für den gesellschaftl i-
chen Beitrag, den älterer Menschen leis-
ten, sensibil isiert werden. Mit dieser
europäischen Initiative sollten aber auch
politische Entscheidungsträger und die In-
teressenträger auf al len Ebenen dazu an-
gehalten werden, bessere
Rahmenbedingungen für aktives Altern zu
schaffen und die Solidarität zwischen den
Generationen zu stärken.
Die Initiative sollte vor al lem darauf hin-
wirken, dass Menschen bei guter Gesund-
heit und als vollwertiges Mitgl ied der
Gesellschaft älter werden, ein erfül lteres
Berufsleben führen, im Alltag unabhängi-
ger und als Bürger engagierter zu sein
können. Unabhängig von ihrem Alter sol lte
es Menschen möglich sein, eine Rolle in
der Gesellschaft zu spielen und eine höhe-
re Lebensqualität zu genießen. Und letzt-
endlich sol lte es gelingen, dass jeder -
auch im hohen Alter – sein Potenzial aus-
schöpfen und seine Kenntnisse und Fähig-
keiten nutzen und einbringen kann.
Im Europäischen Jahr des Aktiven Altern
widmeten sich Verantwortl iche und Inter-
essierte v.a. folgenden drei Themen:
Beschäftigung
– Durch die zunehmende Lebenserwar-
tung in ganz Europa steigt auch das Ren-
teneintrittsalter an. Viele Senioren
befürchten jedoch, ihrer derzeitigen Be-
schäftigung nicht lange genug nachgehen
oder keine neue Stel le finden zu können,
um ausreichende Rentenansprüche zu er-
werben. Ältere Arbeitnehmern müssen
daher bessere Chancen auf dem Arbeits-
markt bekommen.
Teilhabe an der Gesellschaft
– Das Ausscheiden aus dem Berufsleben
bedeutet nicht zwangsläufig Tatenlosig-
keit. Der Beitrag, den ältere Menschen
durch die Unterstützung anderer – meist
der Eltern, der Enkel oder des Ehegatten –
zur Gesellschaft leisten, wird meist ebenso
übersehen wie ihre ehrenamtlichen Tätig-
keiten. Daher sol l zukünftig der gesell-
schaftl iche Beitrag älterer Menschen
stärker gewürdigt werden und
Bedingungen geschaffen werden, diese in
ihren Aufgaben und ihrer Rolle zu fördern.
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Das Europäische Jahr für aktives Altern undSolidarität zwischen den Generationen 2012
DasEuro
päischesJahrfüraktivesAltern
Eigenständige Lebensführung
– Das Altern führt oft zu gesund-
heitl ichen Beeinträchtigungen,
wobei diese mittlerweile aber
auch deutl ich abgemildert werden
können. Bereits kleine Verände-
rungen der Umgebung können
für Menschen mit gesundheitl i-
chen Beeinträchtigungen oder
Behinderungen einen großen Un-
terschied bewirken. Aktives Altern
bedeutet daher auch die Unter-
stützung dabei, dass ältere Men-
schen möglichst lange
selbständig bleiben und leben
können. László Andor, EU-Kom-
missar für Beschäftigung, Sozia-
les und Integration, gab am 10.
Dezember auf der EU-Abschluss-
konferenz in Nikosia (Zypern) sei-
ne persönliche Einschätzung des
Europäischen Jahres 2012: "Das
Jahr hat unsere Auffassung von
älteren Menschen und deren Bei-
trag zur Wirtschaft und zur Ge-
sel lschaft erfolgreich verändert.
Früher war die wachsende Zahl
älterer Menschen ein Problem für
uns. Mittlerweile begreifen wir sie
als einen Teil der Lösung. Das Eu-
ropäische Jahr hat die Art geän-
dert, auf die die Menschen über
das Altern reden, und in vielen
Ländern das Konzept des aktiven
Alterns popularisiert. Es hat ein
breites Spektrum an Interessen-
gruppen und Einzelpersonen, Alt
und Jung, darauf eingeschworen,
Maßnahmen zu ergreifen. Es hat
den Anstoß für Tausende neuer
Initiativen und Veranstaltungen
auf europäischer, nationaler, re-
gionaler oder lokaler Ebene ge-
geben. Es hat bestimmte
politische Initiativen vorange-
bracht."
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Das Europäische Jahr für aktives Altern undSolidarität zwischen den Generationen 2012
Mehr Informationen zumEuropäischen Jahr des Aktiven
Alterns finden Sie unter:
http://europa.eu/ey2012/ey2012main.jsp?catId=971&langId=de
GrundtvigAktionen:Freiwilligenprojekteälterer Menschen
Durch diese Aktion erhaltenältere europäische Mitbürger und Mitbürgerinnen dieGelegenheit, an Freiwilligenprojekten in einem anderen europäischen Landteilzunehmen, um voneinander zu lernen sowieKenntnisse und Erfahrungenauszutauschen.Die Projekte ermöglichenPartnerschaften und denAustausch von älteren Freiwilligen zwischen lokalenEinrichtungen aus zwei Ländern, die am EUBildungsprogramm für LebenslangesLernen teilnehmen. Während eines zweijährigenProjekts werden von jederEinrichtung bis zu sechsFreiwillige aufgenommenund entsendet. Freiwilligeab 50 Jahre verbringen üblicherweise drei bis achtWochen im Ausland und beteiligen sich an Projekten,unter anderem in den Bereichen Sozialschutz, Umwelt, Sport und Kultur.Die Aktion verfolgt diewichtigen Ziele:1. Ermöglichung von Freiwilligenarbeit für ältereBürger in einem andereneuropäischen Land in jederArt von nicht gewinnorientierter Arbeit als eine Formdes informellen (und gegenseitigen) Lernens (Wissensaustausch).2. Die Entwicklung vonlangfristigen Kooperationenzwischen der entsendendenund aufnehmenden Einrichtung im Bereich eines spezifischen Themas oder einespeziellen Zielgruppe durchden Austausch von Freiwilligen.
Ein Freiwilligenaustauschprojekt für ältere Freiwillige zwischen Passau und Prag
Anna Máchová„Anna, kommst du?“, fragten die Be-
wohner der Lebenshilfe Passau im-
mer öfter. Sie meinten Anna
Máchová, die Freiwilligenarbeiterin
aus der tschechischen Republik. Im
Zeitraum vom 28. April bis 18. Mai
arbeitete die 53 Jahre alte Tschechin
mit den Behinderten. Die Akzeptanz
seitens der Bewohner des Hauses
war groß und das Personal berichte-
te begeistert von Annas gründlicher
Arbeitsweise.
Dabei fiel Anna die Arbeit al les andere als
leicht. In ihrer Heimat hat sie noch nie mit
erwachsenen Behinderten gearbeitet, also
war diese Tätigkeit eine vollkommen neue
Erfahrung. Hinzu kamen die sprachlichen
Barrieren: Zwar spricht und versteht die
Freiwil l ige recht gut Deutsch, doch gerade
die Kommunikation mit den Behinderten
stel lte eine erhebliche Schwierigkeit dar.
Folgl ich waren die ersten Tage in Passau
voller Hürden.
Wie ist Anna mit der Situation umgegan-
gen? Sie hat die Herausforderung ange-
nommen und sich in die Arbeit
hineingebissen. Mit Ausdauer und Geduld
übernahm sie ihre neuen Aufgaben und
gab ihr Bestes. Sie pflegte die Schwerbe-
hinderten, ging mit ihnen spazieren, un-
terhielt sich mit ihnen, so gut es eben
ging. Diese Aufgaben haben früher Zivil-
dienstleistende übernommen, jetzt müs-
sen Freiwil l ige ran. Normalerweise sind
das junge Schulabsolventen, die sich in
einem FSJ oder Bundesfreiwil l igendienst
erproben wollen. Sie arbeiten für mindes-
tens sechs Monate in einer Einrichtung
und lernen nach und nach den Ablauf
kennen. Für Anna stel lte sich die Situation
ungleich schwieriger dar. Sie musste in ei-
nigen Tagen das Wichtigste lernen und
sich innerhalb weniger Wochen so gut wie
möglich einbringen. Das Gespräch mit den
Mitarbeitern der Lebenshilfe offenbarte
den Erfolg der Tschechin. Sie waren mehr
als zufrieden mit der Hilfskraft. Sie sei ei-
ne große Unterstützung gewesen für die
Einrichtung. Trotz den Sprachproblemen
und der ungewohnten Umgebung hätte
sie ihre Aufgaben immer sorgfältig und
leidenschaftl ich erfül lt. Am besten bestäti-
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Seit 2010 gibt es zwischen der tschechischen nationalen Frei-willigenorganisation HESTIA und Gemeinsam leben & lernen inEuropa eine Partnerschaft. Jeweils 6 ältere Freiwillige aus bei-den Ländern hatten Gelegenheit, 3 Wochen ehrenamtlich imGastland tätig zu sein. Vom 28.4. – 20.5.2012 waren 3 ältereFreiwillige aus Prag bei uns in Passau.Hier sind ihre Geschichten.
New Horizons foractive Seniors
New
HorizonsforactiveSeniors
Ein Freiwilligenaustauschprojekt für ältere Freiwillige zwischen Passau und Prag
gen das wohl die Einwohner des
Hauses selbst. Schon nach ein
paar Tagen wurde sie als Teil des
Betreuerteams akzeptiert und von
allen gemocht. Die Behinderten
fühlten sich wohl in ihrer Gesell-
schaft. Ob eine jüngere Freiwil l i-
ge sich genauso gut und schnell
angepasst hätte? Gut möglich.
Aber vor al lem die Geduld und
Ausdauer Annas lassen sich
sicher auch auf ihr Alter
zurückführen.
Hier zeigen sich die Vorzüge älte-
rer Freiwil l iger. Sie kennen
schwierige Momente und lassen
sich nicht entmutigen. Was sie
begonnen haben, das führen sie
konsequent zu Ende.
So beendete auch Anna Máchová
ihre Zeit in Deutschland erfolg-
reich. „Es war eine gute Erfah-
rung für meine Entwicklung.“,
sagt sie rückblickend. Die Arbeit
sei aber schon sehr anstrengend
gewesen. Deswegen sei sie sich
nicht sicher, ob sie eine längere
Zeit in der Lebenshilfe arbeiten
wolle. Aber wer könnte das schon
von ihr verlangen? Ihr Engage-
ment war außergewöhnlich und
bewundernswert, ihre Leistung
übertraf al le Erwartungen. Annas
Beispiel sol lte vielen Älteren Mut
machen, noch einmal etwas Neu-
es zu wagen. Vielen Dank!
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Miroslav PinosEine abwechslungsreiche Tä-
tigkeit hat Miroslav Pinos in
Passau gefunden. Der 53-
jährige arbeitete im Seni-
orenheim der Malteser. Dort
durfte er jede Woche in einen
anderen Bereich der Alten-
pflege hineinschnuppern.
Mal kümmerte er sich hauptsäch-
l ich um die spielerische Beschäfti-
gung der Bewohner, dann konnte
er das gute Wetter bei gemeinsa-
men Spaziergängen genießen.
Natürl ich übernahm er auch klas-
sische Aufgaben wie das Einge-
ben der Mahlzeiten und leichte
körperl iche Pflege.
Miroslav war in Tschechien be-
reits ein Jahr freiwil l ig tätig. Die
drei Wochen in Passau waren sei-
ne erste Auslandserfahrung in
diesem Bereich. Er spricht nur
gebrochen Deutsch und versteht
nicht al les. Dies hinderte ihn aber
nicht daran, Spaß an seiner Ar-
beit zu haben. Besonders die
Möglichkeit, jeden Tag neue Leu-
te kennenzulernen, kam ihm sehr
gelegen. Miroslav tritt gerne mit
vielen verschiedenen Menschen
in Kontakt, eine Neigung, die er
im Altersheim voll ausleben konn-
te. Die Demenzkranken sprachen
selbst teilweise auch weder gut
noch viel und so stel lte die
sprachliche Barriere ein unbe-
deutendes Hindernis dar. Das sah
wohl auch das Pflegeteam der
Malteser so, denn sie waren sehr
zufrieden mit dem Engagement
des Tschechen. Gerade Senioren-
heime leben vom Engagement
der Freiwil l igen jeden Alters und
jeder Herkunft. Die Pflegebedürf-
tigen benötigen dringend Zuwen-
dung externer Hilfskräfte, denn
der Umgang mit dem Pflegeper-
sonal al lein erfül lt oft nur ihre pri-
mären körperl ichen Bedürfnisse.
Dem Wunsch nach zwischen-
menschlichen Kontakten und in-
tensiver Betreuung können die
Pfleger kaum nachkommen, dafür
reichen die personellen Kapazitä-
ten einfach nicht aus.
Deshalb sind al le dankbar für
Menschen wie Miroslav, die sich
zutrauen, mit den alten und
teilweise kranken Mitgl iedern
unserer Gesellschaft zu arbeiten.
Jeder ist in der Lage, sich zu
engagieren, wenn er nur wil l . Es
muss ja nicht gleich ein
Auslandsaufenthalt werden, wie
Miroslav in absolviert hat.
Dieser Aspekt seiner Tätigkeit
stel lte ihn vor besondere Heraus-
forderungen. Nicht al lein die
Fortsetzung auf der nächsten
Seite
fremde Sprache, sondern vielmehr die kul-
turel len Unterschiede sind es, die Freiwil l i-
gen aus dem Ausland zu schaffen machen.
Die Wahrnehmung der Deutschen als
strenges, diszipl iniertes Volk ist nicht bloß
Klischee. Auch den drei tschechischen
Gästen fiel die Fixierung auf Regeln und
Ordnung auf. Sie sind einen laxeren Um-
gang mit dem öffentl ichen Regelwerk ge-
wohnt. So existiert in Tschechien zwar ein
Rauchverbot in Gaststätten, doch umge-
setzt wird es nur selten. Die Freiwil l igen
bewunderten zwar manchen Aspekt der
typisch deutschen Gründlichkeit, doch oft
erschien ihnen unsere Gesellschaft auch
als zu eng und starr. Deshalb ist auch Mi-
roslav froh, nach drei erfolgreichen, aber
anstrengenden Wochen wieder zurück in
die Heimat zu können. Die Bewohner des
Malteser- Seniorenheims, das Pflegeteam
sowie das Team von „Gemeinsam leben
und lernen in Europa“ sind dankbar für
sein Engagement und wünschen ihm alles
Gute für die Zukunft.
Miteinander das Magazin von
Fortsetzung
Josef Cernoch
Im Rahmen von „New Horizons for
active seniors“ werden auch Men-
schen wie Josef Cernoch gebraucht.
Sein Engagement konzentrierte sich
nicht auf die Arbeit in einer sozialen
Einrichtung, sondern auf die Unter-
stützung der Initiative selbst. Ohne
diese aktive Gestaltung des EU-Pro-
jekts würde es vermutlich schnell an
Attraktivität verlieren, beziehungs-
weise von vielen gar nicht wahrge-
nommen werden.
Josef, der gelernte Elektroingenieur, konn-
te in Passau eines seiner größten Hobbies
einbringen: die Fotografie. Eine seiner Auf-
gaben bestand in der Dokumentation der
Arbeit seiner zwei Kollegen. Er besuchte
sie in ihren Einrichtungen und hielt ihre
Tätigkeiten fest. Die Fotos sollten später in
dieses Sonderheft gelangen. Von vornher-
ein war klar, dass eine bloße schriftl iche
Beschreibung des Aufenthaltes würde
nicht dieselbe Wirkung entfalten könne
wie Fotos. Damit hat Josef einen wichtigen
Beitrag zur Publikation des Projektes ge-
leistet. Auch an anderer Stel le war er di-
rekt für „Gemeinsam leben und lernen in
Europa“ aktiv. So hat Josef beim Workshop
„social web skil ls for elder people“ mitge-
arbeitet, ein Projekt, das älteren Menschen
den Zugang zum Internet und neuen Me-
dien erleichtern soll . Eine Woche lang tat
es Josef seinen tschechischen Kollegen
gleich und engagierte sich in einer sozialen
Einrichtung Passaus. Al lerdings trat er
nicht direkt in Kontakt zu pflegebedürfti-
gen Menschen, sondern half bei organi-
satorischen Angelegenheiten des Perso-
nals. Im Seniorenstift der Stadt Passau
führte er ein Fotoprojekt durch. Josef
machte Bilder von den Räumlichkeiten des
Seniorenstifts und stel lte sie danach dem
Personal zur weiteren Benutzung zur Ver-
fügung. Er fotografierte auch die Mitarbei-
ter. Mithilfe dieser Fotos wurde später eine
Mitarbeiterwand komponiert, die der Infor-
mation der Bewohner des Altenheims und
ihrer Gäste dient. Al les in al lem hatte Josef
wohl den abwechslungsreichsten Aufent-
halt. Die verschiedenen Aufgaben sollten
ihn auch inspirieren, denn in Prag wird er
auf die Suche nach neuen Beschäftigungs-
möglichkeiten gehen. In seinem alten Be-
rufsfeld fand er zuletzt keine Arbeit mehr
und wil l sich jetzt umorientieren. Viel leicht
haben die Erfahrungen
in Deutschland ja geholfen!
. . .und natürl ich auf der Maidult
Zu Besuch in München
Miroslav´s Einsatzort
Josef im Seniorenstift
Anna bei der Arbeit
SeniorVolunteers
Drei Senioren aus Prag haben die letzten drei Wochen
in Passau gelebt und sich ehrenamtlich engagiert. Vom
28. April bis 18. Mai 2012 waren die drei in sozialen
Einrichtungen tätig. Möglich gemacht wurde dieses
Engagement durch das EU-Projekt „New horizons for
active seniors“.
Austauschprogramm älterer Freiwilliger
Tschechische Freiwillige inPassau
Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Bei dem Wort Europäischer Austausch und Freiwil l i-gendienst denken wohl die meisten Menschen anblutjunge Schulabsolventen mit einer sozialen Ader,die sich vor dem weiteren Bildungsweg noch ein we-nig im Ausland ausprobieren und Erfahrungen sam-meln möchten. Kaum einer kann sich vorstel len,dass dies auch etwas für Ältere sein kann. Und nochweniger vorstel lbar scheint es, dass ältere Freiwil l igeaus dem Ausland in Deutschland ehrenamtlich tätigsind.Doch genau das haben drei Freiwil l ige aus dertschechischen Republik in den letzten drei Wochengetan: Anna Máchová, Josef Cernoch und MiroslavPinos kommen aus Prag und haben bereits ein er-fül ltes Berufsleben hinter sich. Sie sind zwischen 59und 63 Jahre alt und von Beruf Buchhalterin, Inge-nieur und Techniker. Schon seit einiger Zeit betäti-gen sie sich in ihrem Heimatland unentgeltl ich insozialen Bereichen. Nun bekamen sie die Möglich-keit, Passau zu besuchen und hier in Seniorenhei-men und Behinderteneinrichtungen ehrenamtlichmitzuarbeiten.Möglich gemacht hat dieses Projekt der PassauerVerein „Gemeinsam leben und lernen in Europa“. Erhat die sogenannten „Senior Volunteers“, also ältereFreiwil l ige, im Rahmen der europäischen Grundtvig-Lernpartnerschaft nach Deutschland geholt. Ziel desEU-Programms „Austausch Älterer Freiwil l iger 50+“ist es vor al lem, interkulturel le und intergeneratio-nel le Klischees zu überwinden. Ältere Menschen sol-len als wichtiger Teil unserer GesellschaftAnerkennung erlangen und ihr eigenes Selbstver-trauen stärken, schließlich sind ältere Ehrenamtlichefür viele Einrichtungen und Organisationen eine ech-te Bereicherung. Die EU finanziert dabei die Reise-und Unterbringungskosten der Freiwil l igen. BereitsMitte 2011 wurden sieben deutsche Freiwil l ige nachTschechien geschickt. Diese waren begeistert vonder intensiven Erfahrung.Ähnlich geht es auch den drei Rentnern aus Prag.Anna Máchová, die in der Lebenshilfe Passau tätigwar, meint: „Am Anfang war die ungewohnte Arbeitsehr schwer, aber es ging jeden Tag leichter. Es wareine sehr gute Erfahrung.“ Auch Miroslav Pinos istzufrieden. Er half im Malteserstift St.Nikola bei derAltenpflege. „Mir machte es gar nichts aus, nach
Deutschland zu gehen. Hier lerne ich jeden Tag et-was Neues.“Auch die Passauer Einrichtungen sind froh, Unter-stützung zu bekommen. Sie können jede helfendeHand gebrauchen. Begeistert wurde beispielsweiseAnnas Engagement aufgenommen. Zwar hatte sienoch nie vorher mit Schwerbehinderten gearbeitet.Doch schon nach einer Woche wirkte sie routiniertund sicher. „Jüngere Freiwil l ige hätten vermutlichweniger schnell mit der Situation umgehen können,“waren die Mitarbeiter überzeugt. Der dritte im Bun-de, Josef Cernoch, konnte sein größtes Hobby, dasFotografieren, in seine Arbeit miteinfl ießen lassen. Ererstel lte zum Beispiel eine Fotowand für das Senio-renstift Passau und dokumentierte die Tätigkeitender anderen. Daraus soll eine Dokumentation desGesamtprojektes werden.Die ehrenamtliche Geschäftsführerin des gemein-nützigen Vereins, Perdita Wingerter, würdigt die Ar-beit der drei: „Ich bin total begeistert zu sehen, dassehrenamtliches Engagement auch grenzüberschrei-tend funktionieren kann. Es ist tol l zu sehen, wiesich ältere Menschen in einem fremden Land mit ei-ner fremden Sprache zurecht finden und noch dazusozial tätig werden. Ihr Engagement war beeindru-ckend.“Einen Lohn bekamen die Freiwil l igen nicht, sondern,neben der Unterkunft und Verpflegung, ein kleineswöchentl iches Taschengeld. Auch organisierten einpaar sehr engagierte Senioren aus Passau und Um-gebung für die drei Besucher zahlreiche gemeinsameAusflüge. So kam man sich auch menschlich näher.Nach den drei Wochen blickten die Tschechen aufdie Zeit in Deutschland als einen großen persönli-chen Erfolg zurück. Jetzt freuen sie sich aber wiederauf ihre Famil ien und das eigene Heim. „Der Rasenin meinem Garten ist jetzt sicher sehr hoch. Da war-tet viel Arbeit auf mich“, schmunzelt Josef bei derAbschlussrunde. So endete diese Erfahrung für siegenauso wie für die vielen jüngeren Kollegen, dieauf der ganzen Welt in Freiwil l igenengagements tä-tig sind: Mit dem sicheren Gefühl, etwas Gutes ge-tan zu haben und mit der Vorfreude auf Zuhause.
Weitere Informationen unter:
www.gemeinsam-in-europa.de
Herr Walter Taubeneder MdL und Vertreter
des Landkreises und Herr Christoph Taeger,
Geschäftsführer des Caritasverbandes für
den Landkreis Passau begrüßten die Teil-
nehmer im Cafe des Altenheims Skt. El isa-
beth. Sie waren überrascht, wie vielfältig
und engagiert die Teilnehmer sind. Hans-
Peter W. z.B. ist nach seiner Pensionierung
von Nordrhein-Westfalen in den Landkreis
Passau gezogen und engagiert sich schon
als Lesepate und im Seniorenbeirat seiner
Gemeinde. „Aber man lernt nie aus. Viel-
leicht bekomme ich hier etwas vermittelt,
was ich für meine ehrenamtliche Arbeit
brauche“, beschreibt er seine Motivation zu
kommen. Hermine S. hingegen ist im Frau-
enbund aktiv und wünscht sich neue Im-
pulse für ihre Vorstandsarbeit. Joachim B.,
Leiter einer Altenpflegeschule, hat die Be-
deutung der Ehrenamtlichen in der Alten-
pflege erkannt. Ihn interessiert vor al lem,
wie Hauptamtliche und Ehrenamtliche gut
miteinander zusammenarbeiten können.
„Wir brauchen ihrEngagement. Ohne ihreehrenamtliche Arbeitwäre unser Landkreisärmer“
Walter Taubeneder MdL
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Mit Kompetenzins Ehrenamt
„Ich will mich engagieren und freue mich, dass ich hierlernen kann, wie man das am besten tut“. Adelheid H., einejunge Frau aus Vilshofen, ist eine von 28 Teilnehmern,die an der Schulung „Mit Kompetenz im Ehrenamt“teilnimmt, die das Caritas Mehrgenerationenhaus BadGriesbach und die Koordinierungsstelle Ehrenamt desLandratkreises Passau in Zusammenarbeit mit dem Verein„Gemeinsam leben und lernen in Europa“ organisiert.
"Ich finde es wichtig,
dass Ehrenamtliche
professionelles und
praxisnahes Wissen an
die Hand bekommen, um
ihr ehrenamtliches
Engagement zu
verbessern, aber auch
um im Ehrenamt nicht
auszubrennen."
Perdita Wingerter
"Menschen mit ganz
verschiedenen Lebens-
wegen und Geschichten
kommen bei dieser
Schulung zusammen. Die
Teilnehmer sind selbst
erstaunt, wie viel sie
selbst mitbringen und
wie wichtig jeder für die
Gruppe ist."
Irmi Sedlmayr
Ehrenamtsschulung
Schulung für Ehrenamtliche imMehrgenerationenhaus
Bad Griesbach erfolgreich gestartet
„Wir brauchen ihr Engagement.
Ohne ihre ehrenamtliche Arbeit
wäre unser Landkreis ärmer“, er-
klärte MdL Taubeneder.
In der Schulung bekommen die
Teilnehmer unter der Leitung von
Frau Perdita Wingerter und Frau
Irmi Sedlmayr vom Verein „Ge-
meinsam leben und lernen in Eu-
ropa“ viel Praxiswissen für ihre
ehrenamtliche Tätigkeit vermit-
telt. Themen der Schulungen sind
z.B. Formen und Möglichkeiten
des Ehrenamts, Projekt- und Ziel-
management, Kommunikation,
Rhetorik, Moderation, Teamfüh-
rung und Konfliktmanagement.
Über die gesamte Schulungspha-
se besteht für die Teilnehmer/in-
nen die Möglichkeit zur
persönlichen Begleitung und Be-
ratung bei ihrem ehrenamtlichen
Engagement. Am Ende werden
die Teilnehmer ein gemeinsames
ehrenamtliches Projekt planen
und umsetzen.
„Die Gewinnung der Teilnehmer
gestaltete sich wirklich schwierig
und langwierig. Umso mehr freut
mich, dass wir jetzt so viele
engagierte Menschen gefunden
haben, die mitmachen. Es macht
richtig Spaß, mit ihnen
zusammenzuarbeiten,“
freut sich Beate Faber, Leiterin
des Mehrgenerationenhauses in
Bad Griesbach.
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
EU-Lernpartnerschaft „Social web skills for elderly people“
Aktive Teilhabe an sozialen Netzwerken
„Die kennen sich im Internet doch sowie-
so nicht aus“. Das ist ein weit verbreitetes
Vorurteil gegenüber der älteren Generati-
on unserer Zeit. Doch was viele nicht wis-
sen: Viele ältere Menschen leiden unter
ihrem fehlenden Wissen über das domi-
nierende Medium. Deutsche, österreichi-
sche und slowenische Mitgl ieder des
grenzübergreifenden Grundtvig-Pro-
gramms haben sich jetzt europaweit zur
Aufgabe gemacht, diesen Umstand zu be-
kämpfen. Aus diesem Entschluss heraus
entstand das Projekt „Social web skil ls for
elderly people“.
Es verfolgt dabei zwei Ziele: Zum einen
sollen ältere Bürger „internettauglich“ ge-
macht werden, zum anderen soll der Aus-
tausch zwischen den Generationen
gefördert und so ein besseres Verständnis
einander gegenüber geschaffen werden.
Geplant ist zunächst, dass 15 bis 25-jähri-
ge Tutoren jeweils mehrere kleine Grup-
pen an über 50-Jährigen unter ihre
Fittiche nehmen und über verschiedene
Aspekte des Internets aufklären. Außer-
dem bringen sie ihnen einige praktische
Junge Menschen sollen Älteren helfen, ihre Berührungsängste gegenüber dem Web 2.0 zu überwinden
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Auch die Gutachter der Natio-nalen Agentur Bildung für Eu-ropa beim Bundesinstitut fürBerufsbildung, die für dieGRUNDTVIG Lernpartner-schaften zuständig sind, be-werteten die Ergebnisse des"Social Web Skil ls for elderpeople"-Projekts positiv:"Im vorliegenden Endberichtwird deutl ich, dass die Part-nereinrichtungen sehr gutmiteinander kooperiert unddie angestrebten Ziele erreichthaben.Die Lernpartnerschaft hattedie Entwicklung von Methodenzum Ziel, durch die jüngereMenschen Ältere beim Erler-nen des Umgangs mit digita-len sozialen Netzwerken zuunterstützen. Jede der Part-nereinrichtungen hat einenWorkshop zum Thema konzi-piert und durchgeführt.Hauptergebnis ist ein Leitfa-den, der auf der eigenen Pro-jektwebseite(http: //www.sowskil ls.eu/21-0-Startseite.html) zum freienDownload zur Verfügung stehtund somit von nachhaltigemNutzen ist, beispielsweise fürEinrichtungen, die ähnlicheProjekte planen. Außer auf derWebseite wurde das Projektüber verschiedene weitereWege verbreitet, wie bei-spielsweise eine Facebook-Seite oder auf einerintergenerationalen Konferenzin Slowenien.Bemerkenswert sind die viel-seitigen Aktivitäten zur Eva-luation des Projektes, diewährend der gesamten Lauf-zeit durchgeführt wurden.Zusammengefasst wurden siein einem Bericht, der auf derProjektwebseite zum Down-load zur Verfügung steht.Die lokal durchgeführten Akti-vitäten sind beschrieben undder Beitrag zum Projekt lässtsich über die komplette Lauf-zeit gut nachvollziehen.Zusammenfassend ist der Be-richt sehr gut nachvollziehbarund demonstriert eine sehrgute, prozessorientierteDurchführung des Projektesim Sinne derAktion GRUNDTVIG-Lernpart-nerschaften."
Socialwebskills
forelderlypeople
EU-Lernpartnerschaft „Social web skills for elderly people“
Aktive Teilhabe an sozialen Netzwerken
Anwendungen des Web 2.0, wie
etwa das selbständige Erstel len
eines Profils bei einem sozialen
Netzwerk, eines Blogs oder eines
Wiki-Artikels bei. Mögliche The-
men sind dabei zum Beispiel die
Nutzung von Social Networks wie
Facebook und die über das Inter-
net neu gewonnene Mobil ität in
Form von Online-Reisebuchun-
gen, -Banking oder –Einkäufen
via Amazon, Ebay etc. sowie die
direkte Navigation innerhalb der
virtuel len Welt. Damit sich das Er-
lernte bei den Senioren besser
verankert, haben diese sogleich
die Möglichkeit, andere Gruppen
über ihr Thema zu informieren.
Und natürl ich werden die Jugend-
l ichen nicht unvorbereitet auf die
Senioren „losgelassen“. Im Vor-
feld des Trainings besuchen sie
speziel le Vorbereitungsseminare,
in denen ihnen vor al lem ein sen-
sibil isierter Umgang mit älteren
Personen und grundlegende In-
formationen über deren Ängste
und Vorstel lungen, aber auch ih-
ren eigenen Unterricht nahege-
legt werden.
Über ein solches Projekt erhoffen
sich die teilnehmenden Partner-
Organisationen Gemeinsam Leben
& Lernen in Europa, das österrei-
chische AHAPunkt Institut und die
slowenische INTEGRA einen
deutl ich höheren Anteil älterer
Teilnehmer im Netz. Denn diese
würden ihrerseits über Facebook-
Profile, Blogs und ähnliches einen
dauerhaften Austausch der Gene-
rationen zumindest im Internet
gewährleisten.
Junge Menschen sollen Älteren helfen, ihre Berührungsängste gegenüber dem Web 2.0 zu überwinden
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Länderübergreifend – Generationsübergreifend
In unserer Lernpartnerschaft „Social Web
Skil ls for elder People“ hatten wir uns ja
zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit Partnern
aus Velenje/Slowenien und Wien ein Kon-
zept zu entwickeln, wie jüngere Menschen
ältere Menschen dabei unterstützen kön-
nen, sich die Weiten der sozialen Netzwer-
ke im Internet zu erschließen und dadurch
den Dialog der Generationen zu fördern. Zu
diesem Zweck hatten wir auf nationaler
Ebene ehrenamtlich organisierte Workshops
für Ältere durch jüngere Freiwil l ige durch-
geführt.
Als sich die Möglichkeit bot, unser Projekt
auf dem Internationalen Festival der Gene-
rationen in Velenje/ Slowenien vorzustel len.
Da wir die Präsentation nutzen wollten, so-
wohl jüngere als auch ältere Menschen zu
motivieren, selbst solche Workshops zu or-
ganisieren bzw. an solchen teilzunehmen,
sol lte die Vorstel lung des Projekts für die
Zuhörer sehr praxisnah in Form eines inter-
aktiven Workshops gestaltet werden. Ge-
meinsam entwickelten die Projektpartner
und Senioren aus Deutschland und Studen-
ten aus Slowenien einen gemeinsamen
Workshop. Und das Interesse war groß: es
waren ca. 50 jüngere und ältere Leute ge-
kommen, um sich überzeugen zu lassen.
Im ersten Teil des Seminars stel lte Sanja
Salmic Hojander, von Integra/Slowenien
das Projekt insgesamt vor. Um die Teilneh-
mer über die Fülle der Möglichkeiten der
sozialen Netzwerke zu informieren, hatte
Perdita Wingerter Beiträge von Senioren
aus unserer Region gesammelt, die das In-
ternet in vielfältiger Weise nutzten: in einer
Präsentation wurden ihre Portraits gezeigt
und ein Zitat, wie und warum sie bestimm-
te Dienste nutzten. Damit wurde nicht nur
die Vielfalt der Angebote im Internet sicht-
bar, sondern es war auch deutl ich, dass
diese Angebote auch ohne Probleme von
Senioren genutzt werden können und nicht
nur ein Privileg der Jugend ist.
Im zweiten Teil wollten wir die Bedenken
und damit Barrieren, die normalerweise
Senioren im Umgang mit dem Internet
haben, aufgreifen und entkräften. Hans-
Peter Weska, ein aktiver Rentner aus Hau-
zenberg, spielte den „Advocatus Diaboli“
und stel lte kritische Fragen im Umgang mit
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Transnationaler Work shop „Social Web Skills forelder People“, 30.3.20 12 in Velenje, Slowenien
Auch die Gutachter der Natio-nalen Agentur Bildung für Eu-ropa beim Bundesinstitut fürBerufsbildung, die für dieGRUNDTVIG Lernpartner-schaften zuständig sind, be-werteten die Ergebnisse des"Social Web Skil ls for elderpeople"-Projekts positiv:"Im vorliegenden Endberichtwird deutl ich, dass die Part-nereinrichtungen sehr gutmiteinander kooperiert unddie angestrebten Ziele er-reicht haben.Die Lernpartnerschaft hattedie Entwicklung von Metho-den zum Ziel, durch die jün-gere Menschen Ältere beimErlernen des Umgangs mit di-gitalen sozialen Netzwerkenzu unterstützen. Jede derPartnereinrichtungen hateinen Workshop zum Themakonzipiert und durchgeführt.Hauptergebnis ist ein Leitfa-den, der auf der eigenen Pro-jektwebseite(http: //www.sowskil ls.eu/21-0-Startseite.html) zum freienDownload zur Verfügung stehtund somit von nachhaltigemNutzen ist, beispielsweise fürEinrichtungen, die ähnlicheProjekte planen. Außer aufder Webseite wurde das Pro-jekt über verschiedene weite-re Wege verbreitet, wiebeispielsweise eine Facebook-Seite oder auf einerintergenerationalen Konferenzin Slowenien.Bemerkenswert sind die viel-seitigen Aktivitäten zur Eva-luation des Projektes, diewährend der gesamten Lauf-zeit durchgeführt wurden.Zusammengefasst wurden siein einem Bericht, der auf derProjektwebseite zum Down-load zur Verfügung steht.Die lokal durchgeführten Akti-vitäten sind beschrieben undder Beitrag zum Projekt lässtsich über die komplette Lauf-zeit gut nachvollziehen.Zusammenfassend ist der Be-richt sehr gut nachvollziehbarund demonstriert eine sehrgute, prozessorientierteDurchführung des Projektesim Sinne derAktion GRUNDTVIG-Lernpart-nerschaften."
TransnationalerWorkshop„SocialWebSkills
forelderPeople“
Länderübergreifend – Generationsübergreifend
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
dem Internet, z.B. welche Gefah-
ren drohen, Datensicherheit, Risi-
ko von Onlinebanking, Schutz der
Privatsphäre, Ängste im Umgang
mit der Technik etc. Natasa Zor-
ko, IT-Studentin aus Slowenien,
die sich auch als ehrenamtliche
Mentorin für Kurse für Ältere in
Velenje engagiert hatte, ging auf
diese Fragen ein und stel lte in
einfachen Worten und Beispielen
dar, wie man sich vor diesen Ge-
fahren schützen bzw. diese mini-
mieren kann.
Anschließend übernahm Sylvia
Danninger von AHA-Punkt aus
Wien die Moderation und griff
Fragen der Zuhörer auf und moti-
vierte sie, von ihren eigenen Er-
fahrungen zu sprechen.
So erzählte ein Teilnehmer, dass
er einen intensiven Kontakt zu
seinem Enkel hat, seitdem er
einen neuen Rechner hat.
Eine andere Teilnehmerin berich-
tete, dass sie über Facebook eine
alte Schulfreundin wiedergefun-
den haben, die ausgewandert sei.
Sie seien nun wieder im regen
Austausch. Aber eines wurde aus
der Diskussion deutl ich: egal aus
welchem Land die Senioren oder
die jungen Menschen kamen, es
war immer wieder festzustel len,
dass die ältere Generation immer
erst Fragen der Sicherheit und
des Sinns und des Nutzens der
sozialen Netzwerke wissen möch-
ten, bevor sie sich darauf einlas-
sen, während für die junge
Generation der Umgang damit ein
selbstverständlicher Teil ihres All-
tags ist. Wo beide Generationen
voneinander lernen können ist,
dass die Jüngeren mehr für Fra-
gen der Sicherheit, des Daten-
schutzes und der Wahrung der
Privatsphäre durch die Älteren
sensibil isiert werden können,
während die Älteren von den
Jungen die Freude am Entdecken
und des vermeidl ich ziel losen
Ausprobierens vermittelt bekom-
men.
Transnationaler Work shop „Social Web Skills forelder People“, 30.3.20 12 in Velenje, Slowenien
Nicht nur hatte der Enkel
ihm alles beigebracht,
was er brauche, er kom-
me nun auch den Opa
gerne besuchen, der den
viel besseren Rechner
und damit die viel inter-
essanteren Spiele habe.
InternationalesFestival derGenerationen29.-30.3. 2012 Velenje,Slowenien
Marjan Sedmak, Präsident der Europäi-
schen Plattform „Europäisches Jahr des ak-
tiven Alterns und der Solidarität zwischen
den Generationen“ sprach die Herausforde-
rungen an, die der demografische Wandel
mit sich bringt: auf der einen Seite leben
wir immer länger, während die Geburtenra-
te europaweit ständig sinkt. „Wir müssen
uns bewusst werden, dass dies auch Aus-
wirkungen auf die sozialen Strukturen und
Rahmenbedingungen, aber auch auf die
Beziehungskultur zwischen Menschen und
den Generationen hat.“ Im Kern ginge es
beim aktiven Altern um zwei zentrale
Aspekte: erstens sollten ältere Menschen
nicht als gesel lschaftl iche Belastung be-
trachtet werden und zweitens müsse ge-
währleistet sein, dass sie an al len
Bereichen des gesellschaftl ichen Lebens
teilhaben können und sie ihr Potential vol l
einbringen können und dieses voll genutzt
wird. Dies mache jedoch auch eine ange-
messene soziale Infrastruktur notwendig,
die die Inklusion der älteren Generation
ermöglicht.
Dr. Wolfgang Eisenreich, Institut WIN,
Österreich, wollte in seinem Vortrag „Inti-
mAge - Awarness Raising for Intimicy in
the Third Age“ das Tabu, öffentl ich über
das Thema Sexualität und Intimität im Al-
ter zu sprechen, aufbrechen. Er ging der
Frage nach, warum Sexualität im Alter
überhaupt tabuisiert wird. Die Ursachen
dafür l iegen in normativen Werten der Ge-
sel lschaft, aber auch an frühkindlichen Er-
fahrungen, wo Sexualität unter älteren
Menschen Verlegenheitsgefühle bis hin zu
Ekel hervorruft. Dabei zeigen wissen-
schaftl iche Untersuchungen, dass Liebe
und eine gesunde Sexualität auch im Alter
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Im Rahmen unserer europäischen Lernpartnerschaft „Social Web Skills for el-
der people“ hatten wir die Gelegenheit, an dem internationalen Mehrgenera-
tionen-Festival in Velenje, Slowenien teilzunehmen. Sonja Bercko, Direktorin
des Instituts Integra und unsere Kooperationspartnerin, hatte das Festival in
Kooperation mit der Universität des Dritten Lebensalters und der Stadt Ve-
lenje organisiert. Ziel des Festivals war es, für das selbstverständliche Mitein-
ander der Generationen in allen Bereichen des Lebens zu werben und
aufzuzeigen, was die Generationen verbindet und wie sich Menschen jeder
Altersgruppe aktiv gesellschaftlich einbringen und engagieren können.
positive Wirkungen hat: Herzpro-
bleme und stressbedingte Krank-
heiten werden reduziert, die
emotionale mentale Gesundheit
wird verbessert, Heilungsprozesse
werden beschleunigt, man hat
weniger Schmerzen, stabil isieren-
de Wirkung auf den Blutdruck,
Gehirntätigkeit wird aktiver und
insgesamt kann es zu einer höhe-
ren Lebenserwartung führen.
Lada Zei, Projektleiterin von
ZDUS stel lte sich die Frage, ob es
einen Generationenvertrag wirk-
l ich heutzutage noch geben kann.
Sie betonte, dass es in der Ge-
schichte der Menschheit immer
notwendig war, dass die Genera-
tionen immer darauf angewiesen
waren, füreinander zu sorgen, vor
al lem in Not- und Krisenzeiten sei
dies oft überlebenswichtig. Auf-
grund der Sicherheit der Leben-
sumstände sei dieser
Generationenvertrag aufgebro-
chen worden, weil man sich nicht
mehr ums Überleben sorgen
musste, sondern vielmehr ginge
es heute meist um das Mehren
und die Sicherung des eigenen
Wohlstands. Auch sei die Empa-
thie für die ältere Generation erlo-
schen. Frau Zei plädierte daher
dafür, dass es Zeit sei, wieder eine
Veränderung herbeizuführen. Dies
sei vor al lem nur durch zwischen-
menschliche Beziehungen mög-
l ich. Man müsse wieder fördern,
dass Menschen wieder miteinan-
der ins Gespräch kommen, sich
austauschen und wieder Empathie
lernen. Ein gutes Bespiel hierfür
sei das Konzept der „Lebendigen
Bücher“, wo man sich für kurze
Zeit einen Menschen für ein per-
sönliches Gespräch „ausleihen“
kann, um so mehr von ihm / ihr
zu erfahren.
Prof. Milan Pavliha stel lte in
seinem Vortrag „Freiwil l igenarbeit
im Kulturbereich“ vor al lem die
Leistungen von Älteren im Ehren-
amt in den Vordergrund. „Wir Äl-
teren sind voller Energie,
Fähigkeiten und Lebenserfahrun-
gen. Wir müssen als Ältere zwei
Dinge beachten: zum einen müs-
sen wir für uns selbst unsere kör-
perl iche und geistige Frische
erhalten und gleichzeitig uns nütz-
l ich machen, und uns selbst für
andere Menschen und für bessere
zwischenmenschliche Beziehungen
einsetzen.“ Durch ehrenamtliche
Arbeit sei dies möglich. Außerdem
trage ehrenamtliches Engagement
dazu bei, neue Lernerfahrungen
zu machen, soziale Fähigkeiten
und Kompetenzen zu erwerben
sowie die Solidarität zwischen den
Generationen und die Demokratie
zu stärken.
Sonja Bercko, Leiterin des Insti-
tuts Integra befasste sich in ihrem
Beitrag „Glück“ mit der Frage „Wie
man den Menschen helfe, erfolg-
reich zu sein und glücklicher zu
werden?“ Unser Gefühl hat einen
enormen Einfluss auf kognitive
Prozesse. So fördert positives
Denken Kreativität, Gesell igkeit
und Einfal lsreichtum sowie die
Wahrnehmung und Verarbeitung
von positiven Informationen – bis
ins hohe Alter hinein. Daher sol lte
es unsere Aufgabe im 21. Jh. sein,
Begeisterung zu wecken, positive
Gedanken und Gefühle zu initi ie-
ren und Menschen zu motivieren
und zu ermutigen. Dann kann
man auch sein Potential vol l ent-
falten und glücklich werden.
Abschluss des Festivals der Gene-
rationen war ein transnationales,
generationsübergreifendes Semi-
nar, das wir im Rahmen unserer
europäischen Lernpartnerschaft
„Social Web Skil ls for elder Peo-
ple“ entwickelt hatten. Nähere In-
fos dazu siehe im nächsten
Artikel.
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
SocialW
ebSkills
Interg
enerationalconference
„Es ist unglaublich, wenn eineVision Realität wird,“ freutsich Perdita Wingerter. Siehatte den Wunsch gehabt,sich mit anderen Organisatio-nen aus Europa darüber aus-zutauschen, welche Fort- undWeiterbildungsangebote esfür Ehrenamtliche gibt, wiediese organisiert und finan-ziert werden. Außerdem woll-te sie wissen, inwieweit mandie Lernchancen und den Er-werb von Kompetenzen undFähigkeiten durch das Ehren-amt marketingmäßig nutzenkann, um neue Freiwillige fürdas Ehrenamt zu gewinnen.
Bei ihrer Suche nach Kooperati-onspartner in ganz Europa nutztesie das Internet und alte Kontaktezu ehemaligen europäischen Ko-operationspartnern. Und die Su-che war erfolgreich: alsKooperationspartner konnte dienationale britische Freiwil l igenor-ganisation CSV gewonnen werden,die dieses Jahr auch das europäi-sche Sekretariat für das „Europäi-sche Jahr der Freiwil l igenarbeit“inne haben. Weitere Kooperations-partner wurden die nationaletschechische Freiwil l igenorganisa-tion „HESTIA“ aus Prag, die rumä-nische Freiwil l igenorganisationCentrul de Volontariat Cluj-Napoca
und die ital ienische Freiwil l igenor-ganisation CSV aus Napoli. Alsbesonderer Erfolg ist zu werten,dass al le Projektpartner von ihrenNationalagenturen bewil l igt wur-den, d.h. gemeinsam startenkonnten.Und die Zusammenarbeit auf eu-ropäischer Ebene gestaltete sichsehr erfolgreich.
Auch Konkurrenz zählt nicht, viel-mehr teilten al le beteil igten Orga-nisationen gerne ihr Wissen undihre Erfahrungen. Bei gegenseiti-
"Volunteer to learn"Lernpartnerschaftüber Lern- und Bil-dungschancen durchFreiwilligenarbeit
Zu Besuch in Prag
„Ich habe die Erfahrunggemacht, dass Menschen,die sich fürs Ehrenamtstark machen, auch ähn-lich ticken. Wir schauennicht darauf, ob es sich„rechnet“ etwas zu tun,sondern bei uns steht dieSache bzw. der Menschim Vordergrund.“
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
gen Besuchen zeigten diePartner den TeilnehmernFreiwil l igenprojekte, er-klärten ihre Bildungs- undTrainingskonzepte für ihreEhrenamtlichen, es gabeinen regen Austauschund lebendige Gesprächezwischen Freiwil l igen ausden Ländern.Und diese Erfahrungenund das Wissen wolltendie Partner auch mit ande-ren teilen. Auf der Websei-tewww.volunteertolearn.euhaben die Partner ihre ge-meinsamen Erkenntnisseformuliert, aber auch eineSammlung von guten Bei-spielen aus den fünf Län-dern zum Download fürandere bereitgestel lt. AberFreiwil l igen sollte eineStimme gegeben werden.Freiwil l ige aus al len 5Ländern erzählen, was siedurch ihr ehrenamtlichesEngagement gelernt ha-ben.Höhepunkt der Partner-schaft war aber sicherauch ein gemeinsamerWorkshop auf einer euro-päischen Freiwil l igenta-gung inEdinburgh/Schottland. Ge-
meinsam boten die Part-ner fürFreiwil l igenorganisationenaus ganz Europa einenWorkshop an. Mit interak-tiven Methoden und Bei-spielen aus al len 5Ländern sollten die Teil-nehmer dafür sensibil isiertwerden, auf welchen We-gen Freiwil l ige zu ihremEhrenamt kommen: durchMund-zu-Mund-Werbung,durch Freiwil l igenagentu-ren, durch das Internet,durch Broschüren oderdurch gezielte Werbungder Organisationen. Ge-meinsam mit den Teilneh-mern wurden dann dieVor- und Nachteile derverschiedenen Wege derFreiwil l igengewinnung er-läutert, als Empfehlungenzusammengefasst undebenfal ls auf der gemein-samen Webseite bereitge-stel lt. Darüber hinausbeteil igte sich die Partner-schaft im Rahmen des„Europäischen Jahrs derFreiwil l igenarbeit“ daran,Empfehlungen zum ThemaFreiwil l igenarbeit für dieEU-Kommission zu formu-l ieren. Insgesamt also wardie Partnerschaft ein voller
Erfolg.So sah das auch die Na-tionale Agentur Bildung fürEuropa beim Bundesinsti-tut für Berufsbildung inihrer Abschlussbewertungdes Projekts: „Die Lern-partnerschaft bearbeitetein vielschichtiger Weisedas aktuelle Thema Frei-wil l igenarbeit. Es wurdenumfassende Ergebnisseerzielt und Produkte er-stel lt. Positiv fal len auchdie vielfältigen lokalen Ak-tivitäten und die Einbin-dung unterschiedlicherlokaler Akteure und Initia-tiven auf. Insgesamt wur-de der europäischeRahmen intensiv von denbeteil igten Partnern ge-nutzt, um verschiedeneAspekte zur Freiwil l igen-arbeit zu bearbeiten. DieLernpartnerschaft zeichnetsich insgesamt durch einestarke Umsetzung desNachhaltigkeitsgedankens,die Ausstrahlung in dieRegion und eine guteBreitenwirkung aus.“
Mehr Infos zurPartnerschaft und zu denErgebnissen unter:www.volunteertolearn.eu
Zu Besuch in England
Vo
lun
teer
tole
arn
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Ein Bericht von ChristophRüdel
GRUNDTVIG ist ein Programm der Eu-ropäischen Union für „Mobil ität undZusammenarbeit in der Erwachsenen-bildung in Europa“ als Teil des EU-In-itiative „Lifelong LearningProgramme“. Innerhalb dieses sehrumfangreichen Programmes GRUNDT-VIG gibt es auch sogenannte Lernpart-nerschaften, wo sich Organisationenaus ganz Europa zu bestimmten The-men austauschen und zusammenarbei-ten können. Ich und zwei andere ältereFreiwil l ige hatten die Gelegenheit, aneinem Austauschtreffen der europäi-schen Lernpartnerschaft „Volunteer tolearn“ vom 22.-23.3.2012 in Cluj-Napo-ca, Rumänien teilzunehmen, an demPartner aus Deutschland, England, Ita-l ien, Rumänien und Tschechien betei-l igt sind. Gastgeber und Veranstalterwar das Freiwil l igenzentrum „Centrulde Voluntariat Cluj-Napoca“.Unsere deutsche Delegation wurde vonFrau Perdita Wingerter, ehrenamtlicheGeschäftsführerin von „Gemeinsam le-ben und lernen in Europa“ (GLL) inPassau vertreten. Neben mir warennoch meine Frau Inga Rüdel als Pro-jektleiterin der „Lesepaten“ in Eggen-
felden und die Lesepatin MargotBofinger mit dabei. In einer Konferenz-schaltung wurde der ital ienische Ver-treter des Pro-jekts von CSV Napolizeitweise mit beteil igt.Die Vertreter der teilnehmenden Part-nerländer berichteten über die Fort-schritte in den von ihnen zukoordinierenden Aufgabenbereichenund unterbreiteten Vorschläge für dasweitere Vorgehen.
Dank der hervorragenden Vorbereitung,der perfekten Organisation und derprofessionellen Moderation diesesWorkshops durch die rumänische Seitewurde ein sehr anspruchsvolles Pro-gramm in einer von echter Partner-schaft geprägten Atmosphäredurchgeführt, so dass die gesetztenZiele erreicht werden konnten. Am En-de der Tagung waren sich al le Teilneh-mer einig, dass u.a. nachfolgendeErgebnisse erzielt werden konnten:
•Detailkenntnisse über die Ehrenamts-bewegung in Rumänien•Kenntnisse über die Arbeit des „Cluj-Napoca Volunteer Centre“, speziel l dieAus- und Weiterbildungsangeboten fürehrenamtlich tätige Bürger•Festlegung von Lernzielen für ehren-amtlich tätige Bürger•Kontakt und Zusammenarbeit mit ört-l ichen Organisationen
"Beeindruckend warenRomanas Stadtführung inCluj sowie die Besichtigung des stillgelegtenSalzbergwerkes in Turda,so dass wir auch einenEindruck über die dortigeUmgebung mitnehmenkonnten."
31. März 2012
Christoph Rüdel
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
„Volunteer to learn“Was man so als älterer Freiwilliger in ei-nem europäischen Projekt erleben kann
Das Ziel von CNVC ist es die
Bürger von Cluj mittels
Freiwil l igenarbeit in die
Problemlösungen der Ge-
meinschaft einzubinden und
somit den Stel lenwert des
Ehrenamtes zu stärken. Sie
wollen die Anzahl der Frei-
wil l igen erhöhen, bieten
umfangreiche Infoveran-
staltungen und Schulungen
rund um das Thema Ehren-
amt an und vernetzen sich
regelmäßig mit anderen Or-
ganisationen um ihre Pro-
jekte weiterzuentwickeln.
Volunteerto
learn
Cluj/Rumänien
Während der Konferenz wurdewiederholt über aktuelle Pro-jekte berichtet und diskutiert.Besonders wertvoll waren dieBerichte von drei jungen Men-schen aus Deutschland undden Niederlanden, die z.Zt.ein freiwil l iges Jahr in einemKinderkrankenhaus in Clujleisten, bevor sie mit ihremStudium beginnen. Besonde-res Interesse fanden auch dieGespräche über aktuelle Pro-jekte, wie z.B. das von IngaRüdel vorgestel lte Lesepaten-projekt in Eggenfelden oderdas „Banana-Box- Projekt”von Fred Margerum aus Eng-land, das ausschließlich vonEhrenamtlichen in England ge-tragen wird und vor al lem ein-zelne Handwerker in Afrikaunterstützen soll . Insbesonde-re die Vertreter der jeweils an-deren Länder waren sehr anumfangreiche Informationenüber diese beiden Projekte in-teressiert. Weitere Kontaktezu diesen Projekten wurdenvereinbart.Die Gespräche und Diskussio-nen wurden mit einem Besuchder NGO „Ratiu Center for De-mocracy“ in Turda eindrucks-voll abgeschlossen. Dieseprivate Stiftung unterstützt al-le Formen ehrenamtlicher Tä-
tigkeit insbesondere durchAusbildung und Hilfe in Pro-jekten und führt selbst Projek-te für Bürger durch mit demZiel, die Demokratie zu stär-ken und weiterzuentwickeln.
Beeindruckend waren Stadt-führung der einheimischen
Ehrenamtlichen Romana inCluj sowie die Besichtigungdes stil lgelegten Salzbergwer-kes in Turda, so dass wir aucheinen Eindruck von der dorti-gen Umgebung mitnehmenkonnten.Der Austausch war für mich,meine Frau und Margot eineinmaliges Erlebnis. Wir ha-ben es genossen, mitten unterso vielen jungen Menschen zu
sein, sich mit ihnen austau-schen und interessante Ge-spräche zu führen. Gefreut hatuns auch das wirkliche Inter-esse an unserer ehrenamtli-chen Arbeit. Es war ein sehranregendes Miteinander undwir kamen sehr inspiriert zu-rück. Wir freuen uns schon
auf den nächsten Besuch inDeutschland. Da wollen wirden Partnern mal unser Le-senpate-Projekt vor Ort vor-stel len.
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Teilnehmer des Workshops aus 4 Nationen (von links):
Mehmet(UK), Christoph(GE), Romana(RUM), Sarah(UK), Inga(GE),
Oana(RUM), Nicoleta(RUM), Perdita(GE), Hana(CSR), Margot(GE), Lisa(UK)
Mehr Infos unter:
www.volunteertolearn.eu
CSV Napoli (Centro di
servizio per il
volontariato) gibt es seit
2004. Diese "second-level
Non-Profit-Organisation"
fördert ehrenamtliches
Engagement und berät
Freiwil l igenorganisationen
. Sie bieten Fortbildungen
zum Thema Ehrenamt an,
arbeiten mit Schulen und
Studenten zusammen und
vermitteln junge und
ältere Freiwil l ige auch in
andere europäische
Länder. Bei ihrer Arbeit
stehen Themen wie
soziale Inclusion,
Integration von
Migranten, Vernetzung
der Generationen u.v.m.
im Vordergrund. Gerade
in den sozialen
Mißständen Neapels
sehen die Organisatoren
viel Handlungsbedarf und
hoffen mit vielen
Freiwil l igen etwas
verändern zu können.
Im Rahmen der Lernpartnerschaft
„Volunteer to learn“ waren wir im
Mai 2012 in Neapel/ Italien. Die bei-
den älteren Ehrenamtlichen Chri-
stoph Rüdel und Margot Bofinger
hatten die Geschäftsführerin Perdita
Wingerter begleitet, um zu erfahren,
welche ehrenamtlichen Projekte in
Neapel durchgeführt werden.
„Wir waren schon bei der Studienreise in
Rumänien dabei gewesen und haben so
viele Inspirationen mit nach Hause ge-
nommen,“ erzählt Christoph Rüdel. „Ich
freue mich, wieder dabei sein zu können.“
Und die drei erlebten ein kleines Abenteu-
er in diesen drei Tagen. Als erstes fiel der
Müll auf. Man hatte zwar schon mal davon
in der Zeitung gelesen oder im Radio ge-
hört, dass die Müllabfuhr in Neapel ein
Problem sei, aber wenn man überal l Müll
rumliegen sieht, ist das etwas anderes.
„Das ist gar nichts. Zurzeit ist es sogar
ganz sauber für Neapeler Verhältnisse“,
erzählt Gabriele Gesso, der ital ienische
Projektkoordinator. Er engagiert sich in ei-
ner Bürgerbewegung, die eine von Bür-
gern getragene Müllentsorgungsanlage
bauen wollen, weil die jetzige Müllentsor-
gung in den Händen der Mafia ist, die die-
se dazu nur nutzt, um mit so wenig
Einsatz wie möglich, so viel Geld wie
möglich zu verdienen. Aber Gabrieles Ein-
satz ist nicht ungefährl ich: er hat schon
mehrere Drohungen erhalten.
Mut hatten auch die Initiatoren des Ju-
gendzentrums „Asterix“: engagierte Bür-
ger/innen, vor al lem aus dem kulturel lem
Bereich, hatte in einer stil lgelegten Schule
in einem üblen Viertel einen Ort für Kin-
der und Jugendliche geschaffen, wo diese
aus ihrem Alltag der Armut und Gewalt
eine Oase finden, wo ihnen jemand hilft
die Hausaufgaben zu machen, wo sie
spielen, singen und tanzen können. Das
Zentrum, das immer von akuter Finanznot
bedroht ist, wird größtenteils von
Freiwil l igen betrieben, die kulturel le Akti-
vitäten wie Theater, Kunst und Musik für
die Kinder und Jugendliche und auch
Freizeit- und Unterhaltungsangebote or-
ganisiert (z.B. Videoworkshops, Ausflüge,
Disco, Sportangebote und Festivals). Wie
wichtig dieser Ort für die Kinder war, sah
man später im Taxi auf der Rückfahrt.
„Hier sieht es aus wie in einem Dritte-
Welt-Land und nicht wie in Europa“, zeig-
te sich Christoph Rüdel sichtl ich geschockt
als der Taxifahrer die üblichen Routen
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Ehrenamtliches Engagement unter gefährlichen Rahmenbedingungen
Ein Besuch bei einer Freiwilligenagentur in Neapel
Volunteerto
learn
Neaple
verl ieß und eine Abkürzung durch
das Viertel nahm.
Beeindruckt waren wir aber vor
al lem von dem Fest „Giochi senza
barriere – Diritti al la festa“, das
eine Vielzahl von ehrenamtlichen
Organisationen organisiert hatte.
Kinder mit und ohne Behinderung
spielten selbstverständlich mitein-
ander oder sangen zusammen
auf der Bühne. „Ich bin wirklich
begeistert, mit welcher Leichtig-
keit hier Inklusion gelebt wird.
Hier werden die Behinderten
nicht versteckt, sondern sind ein
selbstverständlicher Teil der Ge-
sel lschaft“, sagt Margot Bofinger.
Sie kennt auch einige Eltern von
behinderten Kindern, die deswe-
gen ihren Urlaub auch immer in
Ital ien machen.
Aber Neapel hatte auch wunder-
schöne Seiten: eine schöne Alt-
stadt, tol les Essen, freundliche
und offene Menschen, wo jung
und alt, behindert, nicht behin-
dert miteinander umgehen. Aber
es gab auch viel Armut und viel
Verfal l zu sehen. Aber es ist eine
Stadt die trotz ihrer Armut pul-
siert und die Menschen trotz der
Schwierigkeiten nicht aufzugeben
scheinen. Von den Schwierigkei-
ten einer Kommune, die mit ge-
ringen Mitteln versuchen muss,
soziale Infrastrukturen zu schaf-
fen bzw. zu erhalten, berichtete
der stel lvertretende Bürgermeis-
ter von Neapel Sergio D’Angelo.
Die aktuelle Finanzkrise habe die
Situation noch verschärft. Die Hil-
fen für bedürftige Famil ien seien
kontinuierl ich gekürzt worden.
Das durchschnittl iche mittlere
Einkommen der Neapolitaner ist
in wenigen Jahren von einst 680
auf heute 550 Euro gesunken.
Auch die Sozialhilfen und Beihil-
fen für Arme wurden in den letz-
ten drei Jahren um 87 Prozent
gekürzt. Seit eineinhalb Jahren
erhalten al le Hilfsorganisationen
für die Unterstützung der ärmsten
Kinder kein Geld vom Staat mehr.
Wenn das so weitergeht, werden
auch die sozialen Organisationen,
die bisher noch Hilfe für die Ar-
men und Benachteil igten boten,
schließen müssen. Vieles sei
überhaupt nur noch möglich, weil
es so viel ehrenamtliches Engage-
ment gäbe.
Wie al ltägl ich auch Gewalt in
Neapel ist, musste auch Perdita
Wingerter erfahren. Als sie eine
zweistündige Pause im vollen Pro-
gramm nutzte, um in einer
großen Geschäftsmeile zu schlen-
dern, sah sie aus kürzester Nähe,
wie ein Mensch in einer Seiten-
straße erschossen wurde. Noch
größer war der Schock, dass die
Menschen einfach weiterhasteten
und einfach al les weiterl ief, als
wäre nichts geschehen.
Insgesamt war der Besuch auch
eine Herausforderung für uns
Deutsche: Die Tagesordnung war
nur eine grobe Orientierung, Plä-
ne wurden kurzfristig geändert,
kleine Kaffeepausen eingelegt,
um sich kurz neu zu orientieren,
die Organisation locker und un-
strukturiert.
Insgesamt war der Besuch jedoch
eine wichtige Erfahrung. „Es wur-
de mal wieder deutl ich wie wich-
tig Ehrenamt ist. Auch mit
wenigen Mitteln und viel eigenem
Engagement kann man tol le Pro-
jekte und Aktionen auf den Weg
bringen. Man darf sich nur nicht
von den Schwierigkeiten abbrin-
gen lassen. Und die Herzl ichkeit
und Offenheit der Menschen war
wirklich eine schöne Erfahrung! “
zieht Margot Bofinger Bilanz.
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Ehrenamtliches Engagement unter gefährlichen Rahmenbedingungen
Ein Besuch bei einer Freiwilligenagentur in Neapel
Hier werden die Be-hinderten nicht ver-steckt, sondern sindein selbstverständli-cher Teil der Gesell-schaft“, sagt Margot Bofinger.
Unsere Partner:
Koordination:
LOS – Liberecká obcanská
spolecnost, o.s.
Luzická 31
460 01 Liberec 1/Tschechien
www. losonline.eu
coobra – cooperativa
braccianti
Herklotzgasse 21
1150 Wien/ Österreich
www.coobra.at
Fundacja na Rzecz Studiów
Europejskich
Foundation for European
Studies
Baluckiego 1/16
50-034 Wroclaw/ Polen
ww.feps.pl
Words ConnectingGenerations
In der Vorstel lungs-runde habe ich fol-gende Ereignisseauf meiner Lebens-l inie angesprochen:Vor Kriegsende ge-boren, berufl ich zu-erst als WirtschaftsIngenieur gearbei-tet, dann nach ei-nem Zweitstudium
als Erwachsenenpädagoge in einer Begeg-nungsstätte, zugleich Famil ien- und Selbst-hilfezentrum, in Mühldorf am Inn.Nun als Rentner und Großvater bin ichnoch mit „kleinen“ Projekten beschäftigt:Beratungen zu Freiwil l igenengagement,Volunteer z.B. 2011 für 3 Wochen in Prag,Erfassung einer Ahnentafel mit Famil ien-stamm der jüngeren Generationen, Baby-sitting, …Die Motivation für unser Projekt geht vonmeinem Interesse an einem Generationen-dialog aus, in dem Jung und Alt aus einemgegenseitigen Verständnis kulturübergrei-fend miteinander Zukunft gestalten. In die-sem Projekt ist mir dann der Begriff „OralHistory“begegnet, den ich mit meinen „Famil ienge-schichten“ verbinden kann.Auch andere Geschehnisse in meinem Le-bensumfeld z.B. KZ-Außenstel le Mühldorfund der „Mühldorfer Todeszug“ zu Kriegs-ende bieten sich an, Zeitzeugengeschich-ten aufzuarbeiten und anderen zugänglichzu machen. In dem Zusammenhang ist mirauch bewusst geworden, dass ich mittler-weile selbst „Zeitzeuge“ geworden z.B. fürdie Zeit um 1968 und 1989.
Zudem habe ich im ersten Workshop schoninteressante andere Beispiele der Projekt-partner zu unserem Thema kennen ge-lernt. Solche „Good Practice“-Projekte sindes wert, weitergegeben zu werden. Siesind lebendige Geschichte wie die vorge-stel lte „Living Library“ oder die erlebteZeitzeugenbefragung unserer tschechi-schen Partnerorganisation LOS.Hierzu wollen wir gemeinsam eine Samm-lung von guten Beispielen für andere In-teressierte zusammen mit einerdidaktischen Aufbereitung erstel len. Auchwollen wir uns gemeinsam überlegen, wel-che Methoden, Werkzeuge und Wege zudiesen Themenbereichen geeignet sind.Das scheint mir eine sehr nützl iche Arbeitzu sein.Die Aufbereitung mit Hilfe der neuen Me-dien (ICT) ist ein Arbeitsfeld, in dem gera-de die Kompetenzen der jüngerenGeneration eine wertvolle Unterstützungder Älteren sein kann, denen diese Techni-ken nicht so vertraut sind. Insoweit ist dasgemeinsame Partnerprojekt auch ein Er-fahrungs- und Übungsfeld von Jung und„nicht mehr so Jung“.Es bietet auch einen Raum, wo Worte wieauch Geschichte(n), Gefühle oder WerteGenerationen verbinden.Auch bei der Gestaltung von Flyern überdie Freiwil l igenarbeit im Landkreis konnteer intensiv mitarbeiten. Seine Bildungsgut-scheine nutzte er für weiterführende EDV-Kurse.
Im Projekt "Worte verbinden Generationen" (Words connecting Gene-rations) tauschen sich Partner aus Tschechien, Österreich, Polen undDeutschland über gute und bewährte Projekte, Methoden und Aktionenzur Überlieferung von mündlich übertragener Geschichte („oral histo-ry") aus. Gemeinsam erarbeiten sie Vorschläge und gute Beispiele wiees gelingen kann, die „Geschichte(n)" der älteren Generation durchEinsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zubewahren und vor allem für die jüngere Generation zugängig zu ma-chen. Damit möchte das Projekt den Dialog zwischen den Generatio-nen fördern. Unsere beiden Mitglieder Jochen Peters (68 Jahre) undRahel Rude (22) arbeiten im Projekt mit.Hier ihre ersten Eindrücke …
Jochen Peters (68)
UnsereProjektwebseite:
“words connecting
generations”
http: //http: //www.wor
dsconnectinggeneratio
ns.eu/Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Words ConnectingGenerations
Bevor wir uns auf den Weg nachTschechien gemacht haben, hatteich eine sehr vage Vorstel lung da-von wie es werden könnte. Auf al-le Fäl le hatte ich mir vorgestel lt,dass wir Geschichten aus der NS-Zeit sammeln – nur eben aus Per-spektiven von verschiedenen Län-dern. Außerdem hatte ich mirvorgestel lt, dass wir ein einheitl i-ches Konzept zur Sammlung von„oral history“ erstel len, was dannohne Kreativitätsfreiheiten in al lenLändern angewandt wird. DesWeiteren hatte ich mir vorgestel lt,dass wohl mehr als 10 Leute andiesem Projekt teilnehmen wür-den und dass daher die Motivationund die Ideen der einzelnen Teil-nehmer keine Rolle spielen wür-den. Ich hatte nicht erwartet, dassich bei diesem Projekt aktiv mit-planen würde, sondern viel mehrgedacht, dass ich einen grobenEindruck davon kriege, wie manein Projekt plant und durchführtund, dass ich nette Menschen undihre Kultur etwas kennen lernenkann. Grundsätzl ich war mir auchnicht klar, dass wir keinen schonfertiggestel lten Projektplan vorge-setzt bekommen, sondern ichdachte vielmehr, dass wir unsüber Methoden austauschen wür-den, die das Projekt betreffen.Daher war ich recht überrascht,dass die ganze Projektplanungerst vor Ort vorgenommen wurdeund ich daher direkt eine Mitge-
stalterin war.Ich war beeindruckt, dass Kasia soviel Kraft und Freude in die Orga-nisation eines kleinen Treffens wiediesem gesteckt hat und dafür ge-sorgt hat, dass unser Aufenthaltökonomisch genutzt wurde. Gene-rel l war ich beeindruckt von denMotivationen und Erfahrungen al-ler Teilnehmer und war vor al lembeeindruckt wie viel Energie al lefür ein freiwil l iges Projekt aufge-wendete haben.Ich fand es schön, dass es beidem Treffen nicht nur um die Pla-nung eines Projekts ging, sonderndass es auch wichtig war sich ken-nenzulernen und sich gegenseitigzu motivieren und zu inspirieren.Die Anfangsphase der Projektdefi-nierung und Planung selber habeich als etwas anstrengend emp-funden, weil so viele verschiedeneCharaktere, Wünsche und Anmer-kungen schwierig zu fusionierenwaren. Ich fand es aber sehrschön, dass jede Idee gleichwertigbehandelt und diskutiert wurde. Jeklarer die Grundidee und Ausfüh-rung des Projekts wurde, destowohler habe ich mich gefühlt.Doch ich denke für die Zukunfthabe ich schon einmal gelernt,dass es grundsätzl ich besser istsich im Voraus intensiver mit denverschiedenen Ländern und ihrerGeschichte sowie verschiedenenAuslegungen von Projektideenauseinanderzusetzen.
Letztendlich habe ich mich dar-über gefreut, dass nicht der Na-tionalsozial ismus im Vordergrunddieses Projekts stehen wird, son-dern al lgemein (geschichtl iche)Themen eine Rolle spielen. Außer-dem fand ich es schön, dass wirzwar al le etwas gemeinsam ma-chen, aber eben auch selbst krea-tiv werden können – besonders,weil es meiner Meinung nachnicht viele thematische Eingren-zungen gibt.Al les in Allem habe ich mich ge-freut, dass das Treffen so gut ge-klappt hat, dass wir unsinsgesamt gut verstanden habenund natürl ich auch das Projekt or-dentl ich planen konnten.Ich freue mich schon auf die wei-teren Treffen und die Umsetzungdes Projekts und bin mir sicher,dass es inspirierend wird und ichviel lernen werde!
Rahel Rude (22)
WordsconnectingGenerations
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Abschlussbericht:
Das interkulturel le Advents-Konzert und
-Fest in Passau am 8.12.2012 in der „Alten
Apotheke“ war ein besonderes Erlebnis.
Die Location hat eine ganz eigene, ange-
nehme, gemütliche Atmosphäre, der ver-
sammelte bunte Kreis sehr verschiedener
Menschen war sehr offen für die eigenwil-
l ige Mischung unterschiedlichster Musik
und Stimmungen, die die Kapelle Franck
zu bieten hat. Die Alte Apotheke war mit
ca. 50 Menschen im Publikum, den 9 Musi-
kern aus Linz, und dem Team der freiwil l i-
gen Organisatoren aus Passau voll besetzt.
Hier trafen sich Menschen verschiedensten
Alters und unterschiedlichster Nationalität,
aber auch Menschen mit Behinderungen
zu einer verbindenden und bewegenden
Veranstaltung.
Die Kapelle Franck spielte in voller Beset-
zung: zwei Gitarren, ein Cello, eine Viol ine,
eine Blockflöte, ein Akkordeon, eine Klari-
nette und eine Trommel. Fast dominanter
war jedoch der teils solistische, teils mehr-
stimmige Gesang aller MusikerInnen.
Nach einem 1-stündigen Konzert gab eine
lange Pause Raum für Begegnung. Das
liebevoll hergerichtete internationale Buf-
fet lud die Gäste zur Verkostung vieler be-
sonderer Leckereien ein.
Der Eingangsbereich der alten Apotheke
war mit Sitz- und Stehplätzen bis zum
Rand gefül lt, die Theke dagegen war ge-
fül lt mit kulinarischen Köstl ichkeiten und
Getränken. Es gab einen regen herzl ich
„grenzüberschreitenden“ Austausch zwi-
schen den Gästen aus Passau und Linz.
In der Pause hatten die Zuschauer auch
die erste Gelegenheit die Fotoausstel lung
„überal l dabei“ mit Fotographien von Hol-
ger McCormick und Perdita Wingerter so-
wie mit einer Auswahl aus dem
Fotoprojekt „Ganz schön krank“ von An-
drea Kral l inger anzuschauen. In den Bil-
dern ging es um ganz selbstverständlich
gelebte Inklusion in unserer Region. Es
wurden Menschen mit Beeinträchtigungen
in Alltagssituationen gezeigt und neben
jedem Bild war auch noch eine kurze Ge-
Interkulturelles Adventskonzert 2012
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Was ist
Jugendlichen
wichtig? Stimmen.
ALL INCLUSIVE
Eine Auswahl der
ausgestel lten Fotos:
Abschlussbericht:
schichte der abgebildeten Menschen zu lesen.
Durch die Bilderausstel lung kamen auch Menschen
mit Behinderungen zu der Veranstaltung. In der
Veranstaltung gelang es, die beiden Themen Inte-
gration und Inklusion zu verbinden und auch Men-
schen zu entsprechenden Gesprächen anzuregen.
Nach der ausführl ichen Pause gab es im zweiten
Teil des Konzerts vor al lem internationale Stücke
und Songs, die Raum ließen für gemeinsamen Ge-
sang mit den Zuschauern.
Nach dem letzten Stück “Evening Rise“, (ein India-
ner-Lied) und 3 Zugaben war nicht etwa Schluss,
sondern die Begeisterung für den gemeinsamen
Austausch ging noch bis in die Nacht.
Miteinander das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.
Vereinsaktivitäten2009-UmfrageYourChance
Benefizkonzert