9
Zuchthyg., 14,64-72 (1979) 0 1979, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0044-5371 /ASTM-Coden: ZUCYAN Lehrstuhl fur Reproduktion bei Haustieren und Chirurgie; Lehrstuhl fir pathologische dnatomie und Parasitologie, Tierarztliche Hochschule Brno, PalackBho 1-3, Brno, CSSR Morphologische Veriinderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium Von E. Kudlac'und L. Groch Inhalt: Insgesamt 45 Erstlingssauen der Wei$en Edelschweine wurden rwischen dem 1. und 24. Tag post partum geschlachtet und ihr Geschlechtsapparat makroskopisch und mikroskopisch untersucht. Das Vterusgewicht und die Uterusgrope gingen im Laufe der ersten Woche am starksten ruriick und stabilisierten sich gegen Ende der dritten Woche nach der Geburt. Die festgestellte Menge der Lochien war gering. A m 5. Tag nach der Geburt horte der Ausflufl auf; der Cervikalkanal schlofl sich am 7. Tag. Die Riickbildung der Gebarmutter, einschliefllich der Regenerierung des Schleimhaut- epithels, war um den 18. Tag postpartum beendet. Die Regression der Gelbkorper aus der uorangegangenen Trachtigkeit verlief bei den Sauen nach der Geburt rasch. In der ersten Woche nach der Geburt wurden in der Regel Graaf'sche Follikel von 5 mm Durchmesser und mehr vorgefunden, mit mehr oder weniser deutlichen dystrophi- schen Veranderungen in den Zellen der Membrana granulosa. A b der 2. Woche nach der Geburt war die A ktivitat des Follikelapparates der saugenden Sauen auperst gering, steigerte sich jedoch wesentlich im Laufe der dritten Woche post partum. Bei den wachsenden Follikeln und den reifen Graaf'schen Follikeln waren wieder haufig regres- sive Veranderungen an der Membrana granulosa zu beobachten. Contents: Morphological changes in puerperal sow uteri and ovaries. A total of 45 first-farrowing Large White sows were slaughtered from day 1 to 24 post partum, and, their genital system was examined macroscopically and microscopically. Mass and size of uterus decreased the most during the first week, and came to a steady state to the end of the third week followingparturition. There were very little lochiae after delivery. Efflux stopped entirely at day 5, cervix was closed by day 7. The invo- lution of uterus, regeneration of epithelium included, was entirely terminated around day 18 post partum. The regression of corpora lutea was rapid. In the first week, Graaf's follicles of 5 mm diameter and more were usually found on ovaria, showing more or less evident dystrophic alterations in cells of membrana granulosa. The acti- vity of follicular apparatus was very low from the second week, but, it rose signifi- cantly in the course of the third week post partum. In growing follicles and riping Graaf's follicles, there again were ve y frequent regressive alterations in the membrana granulosa. Einleitung und Literaturiibersicht Beschleunigung der Geburt und Verkiirzung der interpartalen Periode sind kennzeich- nend fiir die deneitigen Bemuhungen um die maximale Ausnutzung der naturlichen Reproduktionsfahigkeiten, bzw. um die Intensivierung des Reproduktionsvorganges beim Schwein. Die erneute Eingliederung der Tiere in den Reproduktionsvorgang hangt vom Wiederingangkommen des Ovarialzyklus und naturlich von der Beendigung der Involutionsvorgange am Geschlechtsapparat ab. Bei zahlreichen Sauen erscheint in den ersten Tagen nach der Geburt ein anovulatorischer Zyklus (Warnick 8c Mitarb. 1950; Baker & Mitarb., 1953; Lauderdale & Mitarb., 1965), der die Zusammensetzung U. S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044-5371 /79 /1402-0064$0.250 /O

Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

Zuchthyg., 14,64-72 (1979) 0 1979, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0044-5371 /ASTM-Coden: ZUCYAN

Lehrstuhl fur Reproduktion bei Haustieren und Chirurgie; Lehrstuhl f i r pathologische dnatomie und Parasitologie, Tierarztliche Hochschule Brno, PalackBho 1-3, Brno, CSSR

Morphologische Veriinderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

Von E. Kudlac'und L. Groch

Inhalt: Insgesamt 45 Erstlingssauen der Wei$en Edelschweine wurden rwischen dem 1. und 24. Tag post partum geschlachtet und ihr Geschlechtsapparat makroskopisch und mikroskopisch untersucht. Das Vterusgewicht und die Uterusgrope gingen im Laufe der ersten Woche am starksten ruriick und stabilisierten sich gegen Ende der dritten Woche nach der Geburt. Die festgestellte Menge der Lochien war gering. A m 5. Tag nach der Geburt horte der Ausflufl auf; der Cervikalkanal schlofl sich am 7. Tag. Die Riickbildung der Gebarmutter, einschliefllich der Regenerierung des Schleimhaut- epithels, war u m den 18. Tag postpartum beendet. Die Regression der Gelbkorper aus der uorangegangenen Trachtigkeit verlief bei den Sauen nach der Geburt rasch. In der ersten Woche nach der Geburt wurden in der Regel Graaf'sche Follikel von 5 m m Durchmesser und mehr vorgefunden, mit mehr oder weniser deutlichen dystrophi- schen Veranderungen in den Zellen der Membrana granulosa. A b der 2. Woche nach der Geburt war die A ktivitat des Follikelapparates der saugenden Sauen auperst gering, steigerte sich jedoch wesentlich im Laufe der dritten Woche post partum. Bei den wachsenden Follikeln und den reifen Graaf'schen Follikeln waren wieder haufig regres- sive Veranderungen an der Membrana granulosa zu beobachten.

Contents: Morphological changes in puerperal sow uteri and ovaries. A total o f 45 first-farrowing Large White sows were slaughtered f rom day 1 to 24 post partum, and, their genital system was examined macroscopically and microscopically. Mass and size of uterus decreased the most during the first week, and came to a steady state to the end o f the third week followingparturition. There were very little lochiae after delivery. Efflux stopped entirely at day 5, cervix was closed by day 7. The invo- lution o f uterus, regeneration of epithelium included, was entirely terminated around day 18 post partum. The regression of corpora lutea was rapid. In the first week, Graaf's follicles o f 5 mm diameter and more were usually found on ovaria, showing more or less evident dystrophic alterations in cells of membrana granulosa. The acti- vity o f follicular apparatus was very low f rom the second week, but, it rose signifi- cantly in the course of the third week post partum. In growing follicles and riping Graaf's follicles, there again were ve y frequent regressive alterations in the membrana granulosa.

Einleitung und Literaturiibersicht Beschleunigung der Geburt und Verkiirzung der interpartalen Periode sind kennzeich- nend fiir die deneitigen Bemuhungen um die maximale Ausnutzung der naturlichen Reproduktionsfahigkeiten, bzw. um die Intensivierung des Reproduktionsvorganges beim Schwein. Die erneute Eingliederung der Tiere in den Reproduktionsvorgang hangt vom Wiederingangkommen des Ovarialzyklus und naturlich von der Beendigung der Involutionsvorgange am Geschlechtsapparat ab. Bei zahlreichen Sauen erscheint in den ersten Tagen nach der Geburt ein anovulatorischer Zyklus (Warnick 8c Mitarb. 1950; Baker & Mitarb., 1953; Lauderdale & Mitarb., 1965), der die Zusammensetzung U. S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044-5371 /79 /1402-0064$0.250 / O

Page 2: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

Morphologische Veranderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium 65

der Milch ungiinstig beeinflussen und bei den Ferkeln voriibergehend Durchfall hervor- rufen kann. Es wurden daher praktische Versuche zur Vorbeugung derartiger Storun- gen unternommen. Ebenfalls wurde versucht, die Milchleistung von Mutterschweinen durch Einsatz von Progestinen zu steigern (Arbeiter, 1975; Jochle & Mitarb., 1975) . Wenn die Sau nur kurze Zeit oder iiberhaupt nicht saugt, stellt sich innerhalb von 8-16 Tagen der Ovulationszyklus ein. Werden solche Sauen zugelassen, dann ist der Prozentsatz der befruchteten Eizellen sowie die durchschnittliche GroBe des Wurfes verringert (Baker & Mitarb., 1953; Self & Grummer, 1958; Steingruber, 1972; Salehar, 1974; Becze & Mitarb., 1976). Die Ursachen dieser Erscheinung sind nicht ganz ge- klart, jedoch wird angenommen, dal3 die geringe Fruchtbarkeit von fruhzeitig nach der Geburt zugelassenen Sauen auf hohere embryonale Mortalitat zuriickzufuhren ist, die sich aus der unvollstgndigen Uterusinvolution und der funktionellen IJnfahigkeit des Endometrium, die weitere Entwicklung der befruchteten Eier zu gewahrleisten, ergibt. In der Fachliteratur liegen Arbeiten vor, die sich verhaltnismaBig eingehend mit dem Studium makro- und mikroskopischer Veranderungen am Geschlechtsapparat von Sauen nach der Geburt befassen (Rumjancev, 1952; Lauderdale & Mitarb., 1963; palmer & Mitarb., 1965; Smidt & Mitarb., 1969; Herak & Mitarb., 1973). Weitere Un- tersuchungen uber die Physiologie des Puerperiums beim Schwein erscheinen jedoch zweckmal3ig zu sein. Als erste Mitteilung uber unser Forschungsvorhaben auf diesem Gebiet legen wir die Ergebnisse der Beobachtungen uber die Dynamik morphologischer Veranderungen am Geschlechtsapparat im Laufe des Puerperiums vor.

Material und Methoden

Untersucht wurden Geschlechtsorgane von 45 saugenden Erstlingssauen des WeiBen Edelschweines, meistens Geschwister oder Halbgeschwister, die unter einheitlichen Bedingungen gehalten und an den einzelnen Tagen der puerperalen Periode, d. i. vom 1. bis zum 24. Tag post partum geschlachtet wurden. Bei der vorhergehenden, normal yerlaufenden Geburt hatten die Muttertiere 8-13, meist 9-1 1 Ferkel zur Welt ge- bracht. Nachdem die Geschlechtsorgane herausgenommen und von ihren Bandern ge- trennt waren, wurden fur jedes Uterushorn, fur die Cervix und fur die Gebarmutter als Ganzes, Werte fur Aussehen, GroBe und Gewicht bestimmt. In der geoffneten Gebar- mutter wurden Uterusschleimhaut, Menge und Charakter von Sekret sowie die Schleimhaut der Cervix und der Scheide beurteilt. An den Eierstocken wurden Form, GroBe, Gewicht sowie Zahl und Durchmesser der Gelbkiirper und der an der Ober- flache sichtbaren Follikel ermittelt. Aus den Untersuchungsergebnissen wurden Durch- schnittswerte fur einzelne ‘lage oder Perioden nach der Geburt ermittelt und mit Hilfe des Student’schen T-Tests die statistische Signifikanz der Unterschiede errech- net. Unmittelbar nach Beendigung der makroskopischen Untersuchung wurden Proben aus dem mittleren Teil von den Eileitern, aus dem mittleren und kaudalen Abschnitt der Gebarmutterhorner entnommen und zusammen mit den Eierstocken in ’normalem Form01 oder in Bouin’scher Losung fixiert. Die fixierten Proben wurden auf dem ubli- chen histologischen Wege in Paraffin eingebettet. Es wurden Schnitte angefertigt, die rnit Hbatoxi l in-Eosin und nach Mc Manus und nach Pearls zum Nachweis von Eisen gefiirbt wurden,

Ergebnisse und Diskussion

1. Makroskopische Veranderungen .Xnderungen in Lange und Gewicht von Uterus und Xnderungen im Gewicht der Eierstocke im Laufe des 1. bis 24. Tages nach der Geburt sind in Tabelle 1 wiederge- geben. Die Lange der Horner und besonders das Gewicht der Gebarmutter nahmen im Laufe der ersten Woche post partum schnell ab (Fig. Nr. 1). Im folgenden Zeitab- schnitt konnten nur noch geringgradige Veranderungen festgestellt werden. Zwischen

Page 3: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

66 E. KudlaE und L. Groch

Tage post partus

Tabelle 1. Gewichts- und Groj3enueriindenrngen der Eierstocke und det Gebiirmutter bei Sauen wahrend des Puerperiums

-=ah1 durchschnittliche Gevicht der Eierstbcke Idnge der Uterushdrner Gesamtgexicht der Ferkelzahl in g in mm der Oeb&mutter sauen pro Wurf links 1 rechts 1 links 1 rechts in 9

1 - 3

1 4 - 6

9 10,oo 5.55 1,31 5.44 f 1.16 1 539.00 1 575.22 2 669.77 + 252.75 2 168.50 f 661.86

5 10.20 5.40 f 3.23 3.60 5 2,16 1 095.80 1 118.80 1 126.20 + 349.35 2 360.96 + 602,75

4.00 + 1,93 4.14 + 0.99 1060.28 1034.00 998.70 I - I I I - I - I + 217,561 + 241.24 I + 340.91

10 - 12 6 11.14 3.82 f 0.93 3.77 f 1.09 912.83 832.50 + 208.16 f 149,31

759.93 + 193,15

t 13 - 15 6 9,50 3,41 ? 2,32 3,68 f 2.75 685,OO 6 6 3 , 3 3 604,OO

+ 165.11 f 219.22 + 249.24

16 - 19

20 - 24

I Nr 1 Gewichtsvemnderungen der Gebarmutter be1 S a u e n '- whrend d e s Puerpenums

5 9.60 3.05 f 1.17 3.99 5 1.55 629.00 651,40 405.00 - + 211,45 258,86 i 89.91

7 8.85 3.32 f 1,29 3.42 ? 1.59 656.28 641.14 309.22 + 131,72 5 182.04 + 109.52

2 800

2000

7200

LOO - 1-3 4-6 7-9 x1-12 13-15 16-19 20-2& parturn

dem durchschnittlichen Uterusgewicht am 1 .-3. Tag und am 4.-6. Tag war der Unter- schied bereits statistisch hochsignifikant. Der Unterschied in der Lange der Uterus- horner war zu dieser Zeit an der Grenze der statistischen Signifikanz, im Vergleich mit der folgenden Periode jedoch ebenfalls hochsignifikant (Tab. 2). Ahnliche Anga- ben iiber das Uterusgewicht im Laufe des Puerperiums brachten Palmer & Mitarb., 1965, und auch Herak & Mitarb., 1973. Unsere Werte fiir die Uteruslange sind niedri- ger als bei den genannten Verfassern; es muB allerdings betont werden, daB in unserer Arbeit nur die Lange der Uterushorner angefuhrt wird. Die verhaltnismaaig groBe Standardabweichung ergibt sich aus der Tatsache, daB die Mittelwerte aus Messungen an Schweinen errechnet wurden, die in einer Zeitspanne von 3 Tagen geschlachtet wur- den, und vielleicht auch daraus, daB die Anzahl der geborenen Ferkel unterschiedlich war. Die Lange des linken und des rechten Horns war zwar bei den einzelnen Tieren ungleich, der Unterschied war jedoch ohne statistische Bedeutung. In den ersten Tagen nach der Geburt war die Gebarmutterschleimhaut deutlich ge- schwollen, stark faltig, blau bis dunkel-rotbraun gefarbt und bedeckt mit einer ge- ringen Menge von klebrigem, zuerst rotlichem, spater grau-weitlem Lochialsekret mit Beimischung von kleinen grau-weifien bis gelblichen Flocken. Der Cervikalkanal war offen, seine Schleimhaut odematisiert, mit zahlreichen petechialen Blutungen, be-

Page 4: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

Morphologische Veranderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium 67

Tabelle 2. Statistische Bewertung der Cewichts- und Groflenueranderungen der Ouaren und der Cebarmutter bei Sauen wahrend des Puerperiums

1 - 3

20 - 24

Vergleich Ovargevicht L h g e der Gebamutteegewicht der Befunde Uterushbrner (Tage post partum)

P L O . 1 0 P < 0.10 P < O . O l

1 - 3 P, 0.10 P < 0,Ol P < 0.01 7 - 9 +++

P < 0,Ol P < 0.01 P (0.01

+++ +++ +++

P < 0.10 I + I < I++ 0 ' 0 1 I (0'01 +++

3 - -

2 - -

7 - -

I I t I I I

I :+Y I 1: I :9 I +++ I < +++ 0'01

P < 0.01

I l l I 1 I

sonders am inneren Muttermund und von einer geringen Menge Lochialsekret bedeckt. Nach und nach verschwand die odematose Durchtrankung der Uterusschleimhaut. Die Falten wurden undeutlicher und feiner; die Farbe blieb aber dunkelrot oder wurde blaulich-rosarot. Die Schicht von Lochialsekret kam rasch zum Verschwinden, oder es war nur ein feiner Uberzug von grau-weif3em oder klarem Schleim zu beobachten. Die Cervix bekam langsam eine festere Konsistenz. Ihre Schleimhautfarbe ging von grau-rosarot in hell-rosarot iiber. Die Querfalten wurden deutlicher; Blutungen waren seltener zu finden. Es waren nur geringe Mengen von klarem Schleim vorhanden. Um den 7 . Tag post partum war der Cervixkanal geschlossen; er bekam seinen typischen Verlauf, die ineinandergreifenden Querfalten waren ausgebildet. Die Schleimhaut der Scheide war in der Regel rosarot bis blaI3-rotlich, mit petechialen Blutungen in der Gegend des Hymenalringes. Sie war iiberzogen von einer kleinen Menge klebrigem, anfangs rotlichem, spater grau-weif3em bis klarem Schleim. Wie unsere Untersuchun- gen zeigten, ist die Uterusinvolution beim Schwein makroskopisch im wesentlichen um den 18. Tag post partum beendet. Die Eierstocke der Sauen anderten im Laufe der ersten 14 Tage nach der Geburt schnell ihr Aussehen, ihre Grof3e und ihr Gewicht. Spater, bei gleichzeitigem Saugen, kam es zu keinen ausgepragteren Veranderungen mehr (Tab. 1 , Fig. 2). Besonders rasch

I Nr 2 GewicMsverbnderungen der Eierstocke bei W e n wahrend Fg des Puerperiums

Page 5: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

68 E. KudlbE und L. Groch

wurden die Gelbkorper aus der vorhergegangenen Trachtigkeit kleiner, wobei ihre ursprunglich fleischrote Farbe grau-braun bis grau-weiB wurde. Im zweiten Drittel des Untersuchungszeitraumes waren Gelbkorper von der Oberffache her nicht mehr fest- stellbar. Am Schnitt durch den Eierstock waren jedoch dunkelbraune bis graue Uber- reste zu sehen. Bei 2-4 Tage nach der Geburt geschlachteten Muttersauen wurden regelmafiig Graaf’sche Follikel von 5 mm Durchmesser und mehr vorgefunden. Spater waren die Follikel unvergleichlich kleiner und kamen seltener vor. Meistens konnten nur an der Oberflache durchscheinende grau-weifie Gebilde beobachtet werden, die die Form eines Stecknadelkopfes hatten mit Durchmessern von 2-3 m m , vereinzelt auch uber 5 mm. Bei keinem der von uns untersuchten Tiere wurden frisch ovulierte Follikel oder neu entstandene Gelbkorper vorgefunden. Daraus ergibt sich, daB auf den Ovarien von saugenden Muttersauen postpartale Follikel nicht anreifen und platzen, sondern atresieren, und ferner, dai3 die follikulare Aktivitlt der Eierstocke von saugenden Sauen gering ist. Eine signifikante Reduktion der FollikelgroRe fanden bei saugenden Sauen auch Palmer & Mitarb., 1965; Lauderdale & Mitarb., 1965, und Smidt & Mitarb., 1969. Rumjancev, 1952 dagegen fuhrt ab der zweiten Woche post partum ein stufenweises Wachstum und Anreifen der Graaf’schen Follikel an, die am 18. Tag ihr Reifestadium erreichen und am 21. Tag post partum ovulieren. Nach Kirkpatrick & Mitarb., 1965 ist die Reaktion der Eierstocke der Sau auf exogene FSH-Zufuhr vom 6. bis 16. Tag post partum gering. In der gleichen Zeitspanne beobachteten sie jedoch einen deutlichen Trend hin zur Erhohung des FSH-Spiegels im Hypophysen-Vorderlappen.

2. Mikroskopische Veranderungen

Bei 1-3 Tage nach der Geburt geschlachteten Sauen war das Schleimhautepithel vom Uterus niedrig, eher kubisch, und f loB manchmal mit dem Stratum cellulare laminae propriae mucosae zusammen. Die Zellkerne der Epithelzellen waren groR und hell, das Plasma fein vakuolisiert. Die Hohe des Epithels betrug 6-8 pm. Im Stratum cellulare waren Blutungen sowie Zelleninfiltrate zu sehen. Die Lamina propria mucosae war stark odematos und manchmal von einer grofieren Anzahl neutrophiler Granulozyten infiltriert. Die BlutgefaBe erschienen wesentlich erweitert. Uterindrusen waren zahl- reich u n d deutlich zu erkennen. Das Epithel erreichte eine Hohe von 18-24 pm. Die Weite der Driisenlumina betrug etwa 10 pm. In einigen Fallen war eine Schwellung der GefaBendothelien vorhanden. Die Schleimhaut der Eileiter war uppig gefaltet, ihr Epithel mehrschichtig, zylindrisch, von 30-40 pm Hohe (Fig. Nr. 3) . Der Eierstock

Fig Nr3 Dynamik der Vemnderungen am Fplthe! der Gobarmutter- - schleimhauf der Utermdrusen md der Filelterrchlelmhavl nach Geburt belm Schwem

Geburt

Page 6: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

Morphologische Veranderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium 69

bestand zum grojsen Teil aus Gelbkorpergewebe. Diese Zellen waren polymorph und ungleichmajsig anfarbbar. Die Kerne wiesen dystrophische Veranderungen in verschie- denen Stadien auf. Manchmal waren sie gkz l ich zerfallen. Die Graaf’schen Follikel er- reichten einen Durchmesser von 4-7 m m ; primare Follikel waren reichlich vertreten. Das Ovarialstroma war deutlich hyperamisch. 4-6 Tage post partum war die Lamina propria mucosae der Gebarmutter stark odema- tos und hyperamisch. Urn die GefalJ-Adventitia waren oft Zellinfiltrationen erkennbar, die manchmal auch in die Gefajswand eindrangen. Das Stratum cellulare war schmal, die Zellen haufig vakuolisiert. Manchmal konnten Hamorrhagien mit Infiltrationen von iiberwiegend neutrophilen Granulozyten beobachtet werden. Das Epithel der Uterus- schleimhaut hatte eine Hohe von 16-24 pm. Es war mehrschichtig und bestand aus kubioden Zellen. Das Epithel der Uterusdriisen war 20-28 pm hoch. Das mehrschich- tige Zylinderepithel der Eileiter war 18-28 pm hoch und stark gefaltelt. Im Eierstock konnten zahlreiche reife Graaf’sche Follikel, von denen einige den Charakter von Follikelzysten mit dystrophisch zerfallenen Zellen der Membrana granulosa hatten, beobachtet werden. Pr imke und wachsende Follikel waren in grojserer Zahl vorhan- den. Die Zellen des Gelbkorpers wurden kleiner. Sie waren unrelgemaBig, polymorph, mit dystrophischen Veranderungen in den Kernen. 7-9 Tage post partum war die Lamina propria mucosae der Gebarmutter odematos. Haufig kamen Hamorrhagien und ab und zu Infiltrationen von rundkernigen Zellen in der Umgebung der GefaBe vor. Das Stratum cellulare war niedrig, oft von rundkerni- gen Elementen infiltriert und reagierte PAS-positiv. Eine Vaskularisierung war beson- ders im oberen Drittel ausgepragt. Die GefaBe waren prall mit Blutzellen gefiillt. Um die Uterindrusen konnte eisenpositives, gelb-braunes Pigment nachgewiesen werden. Das Driisenepithel war 14-20 pm, das Schleimhautepithel 16-28 pm hoch. Auf den Ovarien waren haufig pr imke und wachsende Follikel, bei einigen Tieren auch Graaf’sche Follikel unter der Oberflache des Eierstockes vorzufinden. In den im Innern des Ovars liegenden Follikeln war ein dystrophischer Zerfall der Membrana granulosa haufig. Die Zellen des Gelbkorpers wiesen fortschreitende regressive Ver- anderungen auf, charakterisiert durch Verlust der Kerntinktion, Schwund der Zell- umrisse und Zerfall von ganzen Gruppen von Zellelementen.

Abb. 1. Epithet der Utenrsschleimhaut beim Schwein 1 Tag post parturn; HE; 45 x 7

Page 7: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

70 E. Kudlic': und L. Groch

Abb. 2. Schleimhautepithel des Uterus beim Schwein 10 Tage post partum;HE; 45 x 7

Abb. 3. Schleimhautepithel des Uterus beim Schwein 24 Tage post parzum;HE; 45 x 7

10-12 Tage nach der Geburt war das Epithel der Uterusschleimhaut mehrschichtig, zylindrisch und 20-36 pm hoch. Die Lamina propria mucosae war sparlich ausgebil- det, mit deutlich sichtbaren Uterindriisen und mit haufigen Pigmentablagerungen in ihrer Umgebung. Die Hohe des Epithels betrug 14-20 pm. Das Stratum cellulare war schmal, hyperamisch, manchmal mit vakuolisierten Zellen. Bei einigen Tieren waren perivaskulare und periglandulare, rundkernige Zelleninfitrate sichtbar. Das Eileiter- Epithel war mehrschichtig, zylindrisch und meist 20-22 Mm hoch. Im Eierstock wa- ren die Graaf'schen Follikel groiltenteils an der Oberflache zu finden. Ihr Durchmes-

Page 8: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

Morphologische Veranderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium 71

ser betrug bis zu 6 mm. In einigen Follikeln konnte ein Zerfall der Membrana granu- losa beobachtet werden. Weniger reife Follikel lagen mehr zentral. Haufig konnten atresierende Follikel nachgewiesen werden. 13-15 Tage post partum war die Lamina propria mucosae schwach odematos, die Uterindriisen deutlich, mit dem Blutpigment Hamosiderin in ihrer Umgebung erkenn- bar. Ihr Epithel war 12-22 pm, das der Uterusschleimhaut 14-22 pm hoch. Bei einigen Tieren war die Vakuolisierung von Zellen im Stratum cellulare auffallig. Auf den Eierstocken waren bei der Mehnahl der Sauen zahlreiche primare und wach- sende Follikel, bei einer Sau am 13. Tag post partum deutlich Graaf‘sche Follikel zu beobachten. 16-19 Tage nach der Geburt war die Lamina propria mucosae odematos und sehr breit. Im Stratum cellulare waren die Zellen deutlich erkennbar. Sie zeigten teilweis Vakuolenbildung und enthielten manchmal Hamosiderin. Die Hohe des Uterusschleim- hautepithels betrug 24-27 pm. Die Uterindriisen waren deutlich ausgepragt. Ihr Epithel war 12-16 pm hoch. In der Umgebung der Driisen befanden sich reichlich Hamosiderin-Ablagerungen, manchmal auch Zellinfiltrate. Das Epithel der Eileiter- schleimhaut hatte eine typische Struktur und war 14-20 pm hoch. Auf den Eier- stocken waren die Graaf’schen Follikel gut ausgebildet. Allerdings konnten an eini- gen regressive Veranderungen in der Membrana granulosa beobachtet werden. Primare Follikel kamen haufig vor. 20-24 Tage post partum war die Lamina propria mucosae schmaler als im vorheri- gen Zeitabschnitt. Das Stratum cellulare wies eine deutliche zellige Struktur auf. Das Epithel der Uterusschleimhaut war 20-30 pm, das der Uterindriisen 10-16 pm hoch. Das Epithel der Eileiterschleimhaut zeigte auch in diesem Zeitabschnitt seine typi- sche Struktur. Seine Hohe betrug ca. 20 pm. Die Eierstocke hatten ein sehr abwechs- lungsreiches Aussehen. Meistens waren grobe Graaf’sche Follikel sichtbar, von denen einige dystrophischen Veranderungen unterlagen. Sehr zahlreich waren primSre Folli- kel vorhanden. Die histologischen Untersuchungen ergaben, dab bei Sauen nach der Geburt das Endo- metrium stark odematos, das Epithel verhaltnismabig niedrig und durch degenerative Erscheinungen gekennzeichnet ist. Das Epithel der Uterindriisen ist sehr hoch. Bald jedoch regenerieren die Epithelzellen, das Epithelgewebe bekommt eine pseudo- stratifizierte Struktur, die Zellen werden wesentlich hoher. Subepithelial sind zahl- reiche neutrophile Granulozyten anwesend, die zum Auswandern in das Lumen der Gebirmutter neigen. Die Uterindriisen zeigen keine wesentlichen Veranderungen. Nach einer voriibergehenden Erhohung der Epithelschicht zwischen dem 4.-6. Tag post partum wird diese wieder allmahlich niedriger. Vom 7 . Tag an nach der Geburt konnen Ablagerungen des gelb-braunen Blutpigmentes in der Umgebung von Driisen und Blut- ge faen der Schleimhaut beobachtet werden. Das verhaltnismabig stabile histologische Bild bei Mutterschweinen, die am 16.--19. Tag nach der Geburt geschlachtet wurden, und das praktisch gleiche Bild in der spateren postpartalen Periode weisen darauf hin, dab die Involution der GebSrmutter um den 18. Tag nach der Geburt beendet ist. Nach Herak u. Mitarb. 1973 normalisiert sich das histologische Bild bereits am 14. Tag post partum, nach Rumjancev 1952 ab dem 15. Tag. Nach Palmer u. Mitarb. 1965 ist die Involution der GebSrmutter jedoch erst nach dem 21. Tag abgeschlossen. Die letztge- nannten Verfasser machten allerdings ihre Untersuchungen an Sauen nach der zweiten Geburt. Es ist anzunehmen, dai3 ahnlich wie beim Rind auch beim Schwein der Invo- lutionsvorgang bei erstgebLrenden Tieren etwas schneller verlauft. Die Schleimhaut der Eileiter unterliegt keinen besonderen Veranderungen. Kurz nach der Geburt ist das Epithel am hochsten (35 bm); ab den 4. Tag andert es sich kaum mehr. Seine Hohe liegt dann bei ca. 20 pm. Die histologischen Untersuchungen der Ovarien bestatigten, dab die Gelbkorper aus der vorhergehenden Trachtigkeit schnell regressieren und ihre aus Bindegewebe beste- henden Reste verhaltnismabig lange vom Ovarialstroma zu unterscheiden sind. Die auf den Eierstocken befindlichen groi3en Graaf’schen Follikel atretisieren nach einigen Tagen. Am haufigsten wurden degenerative Veranderungen und ein Zerfall der Zellen

Page 9: Morphologische Veränderungen an Ovarien und Uterus bei Sauen im Puerperium

7 2 E. KudlZ und L. Groch

d e r M e m b r a n a granulosa festgestel l t . A b d e m 13. ’ l a g k o n n t e wieder e i n e wesent l ich h o h e r e Aktivi ta t d e s Fol l ike lappara tes b e o b a c h t e t w e r d e n , w o b e i in d e n Graaf’schen Fol l ikeln wieder hiiufig regressive V e r a n d e r u n g e n d e r M e m b r a n a granulosa zu b e m e r - ken waren. Bei ke iner l a k t i e r e n d e n S a u , d ie bis zum 24. T a g n a c h d e r G e b u r t ge- schlachte t w u r d e , k o n n t e n wir e i n e Ovula t ion d e r Graaf ’schen Fol l ikel u n d e ine Bil- dung von Gelbkorpern fests te l len.

L i t e r a t u r v e n e i c h n i s

Arbeiter, K., 1975: Gestagen-Anwendung bei Muttersauen. Schriftliche Mitteilung. Wien 1975. - Baker, L. N., H. 2. Wochling, I,. E. Casida and K. H. Grummer, 1953: Occurence o f estrus in sows following parturition. J . Animal Sri. 1 2 , 33 -39. - Bccze, ,J., J. CbLerriovics, H. Szilvissy Cs I,. Weherle, 1978: Wizsgalatok a kocak mCh ~ involutibjira 6s ujralogomzisira: Mag. Allitorvos. Lapja 33 , 15-19. - Herak, M., Mel. Herak, A. Hraste, K. Habif, H. SimuniE, V. Kovafevif, 1973: Involucija spolnih organa svinej zu vreme laktacije i histoloske promjene zida uterusa ad 1 do 28 dana poslije partusa. Veterinarija 21, 145-151. - Jochle, W., D. Smidt, W. Holtz and B. Span- genberg, 1975: Effects of feeding of a progestogen (chlormadinone acetate) to lactating sows on piglet growth and survival. Theriogcnology 3, 130-132. - Kirkpatrick, K. L., J. W. Lauderdale, N. L. First, E. K. Hauser and I.. E. Casida, 1965: Ovarian and pituitary gland changes in post partum sows trrated with FSII. ,J. Animal Sci. 24, 1104 --I 106. . Lauderdale, .J. W., R. Z. Kirk- patrick, N. L. First, E. K. Hauser a n d I,. E. Casida, 1965: Ovarian and pituitary gland changes in periparturient sows. .J. Animal Sci. 24, 11 00-1 103. - Palmer, W. M., 11. S . Teague and W. G. Wenzke, 1965: Macroscopic observations on the reproductive tract of the sow during lactation and early postweaning. J. Animal Sci. 24, 541-545. - Palmer, W. M., H. S. Teague and W. G . Wenzke, 1965: Histological changes in the reproductive tract of the sow during lactation and early postweaning. J. Animal Sci. 24, 11 17Ll 125. - Rumjancev, ‘I. V., 1952: Poslei-odovoj period u svinej i vozmoinosti uplatncnija oporosov. Vetcrinarija (Moskva) 31 ( l ) , 52-53. - Self. H. L., R. H. Grummer, 1958: The rate and economy of pig gains and the reproductive behaviour in sows when litters are weaned at 10 days, 21 days or 56 days of age. J. Animal sci. 17, 862-868. -

Smidt, D., 0. Thume, W. Jochle, 1969: Untersuchungen zur geschlechtlichen Regeneration bei saugenden und nicht laktierenden Sauen. Zuchtungskunde 41, 36-45. - Stcingruber, C., 1972: Untersuchungm iiber das friihc Absetzen von Ferkeln. VII. Intrrn. Kongress f. Tierische Fort- pflanzung und Haustierlmamung, Miinchen 1972, 9 -1 2. Saleliar, A., 1974: r h l i i n a laktacjie in rodovitnost svinj. Zb. biot. fak. UZ, Kmet. 23, 135 -146. ~ Warnick, A. (;., I,. E. (3dsidaand R H. Grummer, 1950: The occurence of estrus and ovulation in postpartum sows. .J. Animal Sci. 9 , 66--6 9.

Eingang der Arbeit am 5. 7. 1978

Anschrift der Verfasser: Prof. Dr. E. KudlaE, Dr. L. Groch, Tierarztliche Hochschule Brno, Palackeho 1-3, Brno, CSSR