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UNTERSTÜTZUNG FÜR JUNGE MUSIKPROJEKTE Eine Initiative der Jeunesses Musicales Deutschland

mu:vDEiNprojekt - Bericht

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mu:vDEiNprojekt ist eine Jugendinitiative der Jeunesses Musicales Deutschland soll junge Projektmacher, d.h. junge Bands, Einzelkünstler oder Gruppen mit einer konkreten Idee für ein Projekt in ganz Deutschland unterstützen und diese durch bspw. Weiterbildung bei Seminaren zu Themen wie Bühnenpräsenz, Teamwork, Kommunikation, Crowdfunding und Planung ermutigen und zu weiterem Erfolg verhelfen. In den letzen eineinhalb Jahren fanden schon viele Veranstaltungen in der gesamten Republik statt, von Saarbrücken über Berlin, Bautzen und München bis zurück nach Stuttgart und Weikersheim. Diese Broschüre veranschaulicht ausführlich, was in den ersten eineinhalb Jahren Laufzeit der Initiative passiert ist.

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mu:vDEiNprojekt – mit diesem bundesweit ausgerichteten Konzept hat die junge Initiative „mu:v – musik verbindet“ der Jeunesses Musicales Deutschland neue Wege beschritten. Wie werden junge Musiker bei der Umsetzung eigener Projekte und Ideen am besten unterstützt? Ein Netzwerk von jungen Musikprojekten ist daraus entstanden – ob Klezmertrio, Kammerorchester oder Kindermusical: Alle können bei Workshops, Coachings und Seminaren in Fragen rund um die Organisation ihrer Vorhaben vom Austausch untereinander profitieren. Diese Publikation bietet einen spannenden Einblick in Zielsetzungen und Aktivitäten, Erfahrungen, Ergebnisse und Perspektiven aus dem Projektzeitraum 2012–2014.

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UnterstützUng

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MUsikprojekte

eine initiative der

jeunesses Musicales

Deutschland

Förderer:

Partner:

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mu:vDEiNprojektUnterstützUng für jUnge MUsikprojekte

eine initiative der jeunesses Musicales Deutschland

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UnterstützUng für jUnge MUsikprojekte

eine initiative der jeunesses Musicales Deutschland

projektbericht 2012-2014

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Impressum

Herausgegeben von derJeunesses Musicales DeutschlandMarktplatz 1297990 Weikersheim

Text und Redaktion: Johanna RudolphSatz und Layout: Petra Pfaffenheuser, ConBrio VerlagsgesellschaftDruck: Druckhaus Koethen

In der gesamten Publikation gilt: Die männliche Form schließt die weibliche mit ein – und umgekehrt natürlich auch!

© 2014 Jeunesses Musicales Deutschland

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Einführung

INhalt

Editorial .............................................................................................................. 7

mu:v – Musik verbindet!Vorwort ............................................................................................................... 9

Empowerment und Partizipation Das Konzept, Ziele und Schwerpunkte .................................................... 11

Neugier, Vielfalt, Austausch und Mitgestaltung Aktivitäten, Methoden und Erfahrungen ..................................................... 17

Kommunikation und Co – Begeisterung wecken und Zugänge schaffen ............. 17Network – Ein musikalisches Kaleidoskop ........................................................... 24Kompetenzvermittlung – Methodik und Themen ................................................. 32Mit gestalten – Einmischen erwünscht ................................................................ 45

Resultate, Realitäten und Erfolge Erfahrungen und Ergebnisse ........................................................................... 49

Kommunikation und Co – Beobachtungen und neue Wege ................................ 49Network – Quantitäten und Barrieren ................................................................. 50Kompetenzvermittlung – Erfolge und Ambivalenzen ........................................... 51Mit gestalten – Feedback und Partizipation ......................................................... 53

Perspektiven und Visionen Schlussfolgerungen und Ausblicke ................................................................ 55

Projektspezifischer Ausblick – Eigenständigkeit, Nachhaltigkeit und Community ............................................. 55

Blick in den gesellschaftlichen Kontext – Jugendpolitik und Kulturelle Bildung .................................................................. 56

Perspektiven und Handlungsempfehlungen für die JMD – Drei Szenarien .................................................................................................... 59

mu:v – immer in Bewegung bleiben Schlusswort ...................................................................................................... 64

Anhang: Bild- und Quellennachweise .................................................................. 66

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Einführung

EDItorIal

Von Mitte 2012 bis Ende 2013 wurde unsere Initiative „mu:vDEiNprojekt“ vom Bundesjugendministerium im Kontext der Strategie „Eigenständige Jugendpoli-tik“ gefördert – wie Projekte einer Reihe von anderen Trägern aus verschiedenen Bereichen der Jugendar-beit auch. Unser Vorhaben passte in seiner Intention, seinem Design und seiner Wirkungsweise in den Erwartungshorizont der Politik hinsichtlich neuer Pra-xisanregungen zur Befruchtung des jugendpolitischen Diskurses. Diesem Ziel ist diese Dokumentation gewidmet, und ihre Form möge dazu verhelfen, dass dies auch über die Ministeriumsetagen hinaus geschehen kann.

In diesem Zeitraum konnte die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) – die ergänzende Förderung durch die Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, die Wittenstein AG sowie die Freunde der JMD e.V. und die JMD Stiftung sei hier er-wähnt – eine bundesweit angelegte Pilot- und Machbarkeitsstudie durchführen. Ideen, Anregungen und Konzepte jugendlicher Mitglieder und Mitdenker der JMD wurden real gemacht und dabei auf ihre Praxistauglichkeit und ihre Wirkungs-weise getestet. Wir wollten eine Orientierung gewinnen, wie eine Organisation wie die unsere mit ihren jugendlichen Zielgruppen anders, zeitgemäß und aktu-ell jugendgerecht kommunizieren und kooperieren kann.

Gut anderthalb Jahre war unsere junge Projektleiterin Johanna Rudolph zu-sammen mit unseren Freiwilligen im Sozialen Jahr Kultur Elena Hestermann und deren Nachfolgerin Marlene Richert der operative Arm der Umsetzung von Ideen der AG mu:v bzw. dem mu:v-Plenum und der speziellen Projekt-AG zu „mu:vDEiNprojekt“; sie waren die zentrale Anlaufstelle für junge selbstbe-stimmte Musikgruppen und Projektteams aus ganz Deutschland; sie sorgten für die Kommunikationsplattform und den methodischen Think Tank. Auf Johanna Rudolphs Schreibtisch entstand auch die vorliegende Publikation, die das Sach-berichtsraster des Bundesjugendministeriums mit verschiedenen Textsorten und Erzählhaltungen variiert, um interessierten Lesern Ideen und Inhalte, Reflexio-nen und Schlussfolgerungen aus dem Projekt nahezubringen.

Ich möchte an dieser Stelle Allen danken, die diese wertvollen anderthalb Jahre mit gestaltet und mit getragen haben, den Ideengebern, den Teilnehmern, den Dozenten, den Mitarbeitern und den Förderern. Sie Alle hat das hier in Ansätzen gehobene Potenzial ausnahmslos überzeugt, begeistert und zu eigenem Enga-

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Einführung

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gement motiviert. Dies ist das beste Zeichen, dass die Jugend der JMD unseren Verband in Bewegung hält und mit uns und auch in unserem Namen beweist, dass „die Jugend von heute“ das Zeug zu einer aktiven Bürgergesellschaft hat und sich auch in deren Korporationen flexibel bewegen, sie nutzen und mitge-stalten kann.

Dr. Ulrich Wüster, Generalsekretär Jeunesses Musicales Deutschland

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Einführung

mu:v – MusIk vErbINDEt!

vorwort

Wer die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) kennt, der weiß, dass sich hinter dem Namen mehr als der Fachverband der deutschen Jugen-dorchester verbirgt. Neben den vielgestaltigen Aktivitäten und Angeboten des Verbands wie der Musikakademie Schloss Weikersheim, der Jungen Oper, den internationalen Kammermusikkursen und dem Deutschen Jugend-orchesterpreis, wachsen immer wieder neue Ideen heran. Im Jahr 2007 kam infolgedessen erstmals eine Gruppe junger Musiker zur Diskussion über ihre Vorstellungen einer JMD von heute zusammen. Der damit eröffnete Diskurs hat ungeahnte Kräfte freigesetzt. Aus den Teilnehmern dieser Gesprächsrunde ent-wickelte sich eine Arbeitsgruppe, die kritisch und kreativ die JMD weiterdachte. Stärken und Schwächen wurden erörtert, Potenziale und Wünsche formuliert, eine Zukunftsvision gestaltet. Was damit einher ging, war der Wille, selbst aktiv zu werden und die Umsetzung der eigenen Visionen selbst mit in die Hand zu nehmen.

Die Gruppe wirkte fortan unter dem Titel „mu:v-Initiative“ wobei mu:v neben dem englischen „to move“ = „etwas/sich bewegen“ als Abkürzung für „Musik verbindet“ steht und zum Ausdruck bringt, dass das gemeinsame Erleben – eben die verbindende Kraft der Musik – im Vordergrund steht. Egal ob Solist, Ensemble- oder Orchestermusiker, ob Cello, Flöte oder E-Gitarre, ob Klassik, Pop oder Jazz, alle jungen Musiker sind willkommen. Neugier und Offenheit für die Vielfalt der Musik soll durch die mu:v-Aktivitäten gefördert werden. Natürlich steht der Name mu:v auch für die Bewegung, die die Initiative in der JMD und darüber hinaus anstößt.Zur mu:v-Initiative gehört ein wachsendes Netzwerk aus musikbegeisterten Ju-gendlichen, welche kulturelle Angebote für ihre Altersklasse weg von festgefah-renen Mustern und Elitegedanken initiieren. In der Gruppe engagiert man sich füreinander, und der Kreis der mu:v‘ler ist offen und dynamisch. Wer ein Anlie-gen hat, kann sich einbringen.

Zur schrittweisen Umsetzung der Visionen hat die AG das mu:v-Camp konzipiert und 2010 erstmalig realisiert. Kurse und Workshops, Gesprächsforen, Konzer-te und Rahmenprogramme folgen allesamt dem mu:v-Gedanken und machen aus abstrakten Vorstellungen Wirklichkeit. Das junge Camp-Team baute auf den Erfahrungen auf, und so folgte 2012 das zweite Camp. Im Zweijahresrhythmus steht nun für 2014 das nächste mu:v-Camp an. Der Leitgedanke „von Jugendli-chen für Jugendliche“ spiegelt sich auch darin wider, dass die älteren mu:v‘ler

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Einführung

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nicht nur ihre Erfahrungen weitergeben, sondern auch Ämter und Aufgaben mit entsprechender Verantwortung an jüngere mu:v‘ler übergeben.Im Herbst 2010 erstmalig einberufen und von da an zweimal jährlich stattfin-dend ist das mu:v-Plenum ein Treffen jugendlicher Mitdenker und Mitmacher in-nerhalb der JMD. Hier tauschen sich gestandene und neue mu:v‘ler aus. Es geht um die Mitgestaltung der JMD, ihrer Projekte und Angebote sowie auch um spe-zielle mu:v-Programme. Mit dem mu:v-Plenum, welches immer auch neue Inter-essenten einlädt, öffnet sich die JMD gegenüber ihrer Zielgruppe und bezieht sie in die Vereinsarbeit direkt mit ein.Aus dem Plenum entstand schließlich auch die Vision, viele andere junge Mu-sikprojektemacher dabei zu unterstützen, eigene Ideen zu verwirklichen. Das Netzwerk der JMD soll für noch mehr engagierte Jugendliche zugänglich sein und Know-How weitergeben. Die Visionen von mu:v sollen an vielen Orten außerhalb Weikersheims umgesetzt werden, um die musikalische Jugend Deutschlands zu bereichern. Hieraus entwickelte sich mu:vDEiNprojekt, worüber die vorliegende Publikation einen Überblick gibt.

Toni RackMitinitiator der Initiative „mu:v-Musik verbindet“ und Mitglied im Präsidium der Jeunesses Musicales Deutschland

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EmpowErmEnt und partizipation

EMpowErMENt uND partIzIpatIoN

Das Konzept, Ziele und Schwerpunkte

„mu:v“, die Jugendinitiative der Jeunesses Musicales Deutschland, soll mit den Projektaktivitäten von mu:vDEiNprojekt in ein bundesweites Wirkungsgefüge überführt werden – konkrete, selbstbestimmte, jugendliche Musikaktivitäten vor Ort sollen mit begleitenden, qualifizierenden und kommunikativen Strukturen durch die Jeunesses Musicales Deutschland unterstützt werden. Die Jugendli-chen können dadurch lernen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, und erfahren ihre musikalischen Aktivitäten in einem erweiterten gesellschaftlichen Kontext (z.B. im Rahmen von Kooperationen), welcher den gesellschaftlichen Mehrwert des eigenen Handelns bewusst macht. Durch die Übernahme von Verantwortung für sich selbst und Andere im „wirklichen Leben“ und nicht innerhalb „pädagogi-scher Schutzräume“ sowie durch die ernst gemeinte Anerkennung ihres Engage-ments sollen sich die jungen Organisatoren als aktive Mitgestalter der Bürgerge-sellschaft erfahren.

Die Jeunesses Musicales Deutschland will hierfür aus ihrer Tradition der Partizi-pation und Förderung junger Musiker heraus einen verlässlichen Rahmen – in neuer Ausprägung – bieten. Der Rahmen macht jedoch keine „Fertig-Angebote“ oder bietet fertige Rezepte an, sondern ermutigt, eigene Ziele zu formulieren und umzusetzen. Dafür gilt es eine unterstützende Netzwerkstruktur aufzubau-en, die den Jugendlichen ermöglicht, die für ihr Vorhaben benötigten Kompeten-zen gezielt nachzufragen und zu erwerben. Auf der Grundlage von Gedanken, die sich eine Gruppe von Jugendlichen aus der mu:v-Initiative in mehreren Treffen machten, und im regelmäßigen Austausch per Mail entstand das Kon-zept für „mu:vDEiNprojekt“, (das zunächst im Arbeitstitel „mu:v@home“ hieß, wovon dann aber aufgrund des „Wohnzimmerfeelings“, das dieser Name bei einigen Probanden weckte, wieder Abstand genommen wurde). Ein Bericht des AG-Mitglieds Frieder Kümmerer, einem der jugendlichen Hauptinitiatoren des Projekts, gibt einen Überblick über die Entwicklung der inhaltlichen Konzeption von mu:vDEiNprojekt.

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EmpowErmEnt und partizipation

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WIE AllES BEgANN... – Ein Einblick von Frieder Kümmerer

Die Möglichkeit der JMD, eigene Ideen in die Tat umzusetzen, war etwas, was mich von Anfang an faszinierte. Zur mu:v-Initiative und zur JMD gekommen bin ich 2010. Die vorherrschende Atmo-sphäre lud gerade dazu ein, etwas in die Hand zu nehmen, was einem wichtig ist, und direkt in die Tat umzusetzen. Bei einem Treffen der Initiative im Frühjahr 2011 kam es zu einem Gedankenaustausch, was für Mög-lichkeiten es gäbe, anderen Musikbegeisterten ebenfalls zu er-möglichen, ihre Ideen Realität werden zu lassen. Es bildete sich eine Arbeitsgruppe, die sich selber den Namen „mu:v@home“ gab. Im Zentrum stand der Gedanke, dass Jugendliche von den Möglich-keiten, die sie theoretisch haben, niemals erfahren würden, wenn diese nur in Weikersheim kommuniziert werden. Das Ziel, man müs-se bundesweit ein Netzwerk aufbauen und die Jugendlichen direkt „zuhause“, also „@home“, abholen und mit ihnen gemeinsam tolle Musikprojekte umsetzen, war auch der Grund unserer Namensgebung.Nach der Gründung der AG im Jahr 2011 hieß es zuerst einmal, Ideen zum Projekt, zur Umsetzung zu sammeln und zu sortie-ren. Die Mitglieder der AG, weitestgehend bunt in Deutschland verteilt, nahmen jeder andere Aufgaben wahr. Per Mailkontakt tauschte man sich aus. Da ich dann ab Sommer 2011 für ein Jahr im Generalsekretariat der JMD in Weikersheim arbeitete und sich Weikersheim mit der Musikakademie als Koordinationspunkt der AG anbot, wurden hier auch viele erste Schritte getan. Hier traf man sich in regelmäßigen Abständen. Kernarbeit der AG war die Erstellung eines Konzepts, welches als Grundlage für die Umset-zung des Projekts dienen sollte, aber auch dazu, Förderer und Sponsoren zu gewinnen. Man kann sich vorstellen, dass es unzäh-lige Versionen dieses Konzeptes gab, immer wieder abgeändert nach neuen Kriterien und Ideen. Dass verschiedene Theorien, die man in stundenlanger Kleinarbeit an einem Tag erstellt hatte, wieder verworfen wurden, nachdem man mit etwas Abstand beim Abendessen bemerkt hatte, dass diese so nicht funktionieren, ist klar. Ich erinnere mich an Treffen der AG in Weikersheim, wo beim abendlichen Zusammensitzen immer noch weiter diskutiert wurde, bis jemand sagte: „Jetzt lasst uns mal über was anderes sprechen…“ Man sieht: Das Thema ließ uns nicht los, wenn wir erst einmal im Denken drin waren.

Und als dann Johanna Rudolph ab Sommer 2012 mit der Aufgabe, dieses Projekt umzusetzen, nach Weikersheim kam, wurde mir erst so langsam klar, was wir wirklich erreicht hatten. Dass wir ein Projekt konzipiert hatten, das nun wirklich in die Tat umgesetzt werden sollte, das war schon toll.

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EmpowErmEnt und partizipation

Die Ziele und Schwerpunkte von mu:vDEiNprojekt sind von „Empowerment“ und „Partizipation“ der Jugendlichen geprägt.

Die Teilnahmevoraussetzungen sind folgende: Das Angebot richtet sich an Ziel-gruppen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren, mit einer Idee für ein Musikprojekt oder einem laufenden Vorhaben mit Musikbezug. Das Musik-Genre kann vielfäl-tig sein – von der Metal-Band bis zum Kindermusical ist alles dabei. Im Idealfall soll das Team aus mindestens 3 Leuten oder mehr bestehen. Darüber hinaus ist wichtig, dass das Engagement auf rein ehrenamtlicher Arbeit basiert.

Wesentlich ist, dass Vertrauen zwischen der örtlichen Jugendgruppe und der mu:v-Zentrale bei der JMD entsteht und der natürlichen Skepsis der Jugendli-chen kein Anlass geboten wird, das eigene Projekt könne vereinnahmt werden und man könnte doch wieder von außen bevormundet oder kontrolliert werden.

Die JMD entwickelte dafür eine Netzwerk- als Infrastruktur – und als Qualifizie-rungsmethode. Musiker-Gruppen verbinden sich in erster Linie untereinander, tauschen Ideen und Erfahrungen miteinander aus, besprechen Probleme ge-meinsam, geben sich gegenseitigen Rat (peer-to-peer).

Zur konkreten Förderung und Unterstützung der Musikaktivitäten finden kompe-tenzerweiternde Veranstaltungen statt: praxisbezogene Beratungen, Workshops oder Coachings zu den eigenen, realen Fragen und Problemlagen der Projekte, zu Themen wie Planung, Finanzierung, Öffentlichkeitsarbeit oder Teamwork. Ein methodischer Grundsatz gilt dabei: Es werden keine Fertig-Angebote oder Rezepte geliefert, sondern man sucht jeweils im Dialog mit anderen nach einer passenden, individuellen Lösung.

Eine zentrale Projektleitung, bestehend aus einer in Vollzeit angestellten mu:v-Referentin (Johanna Rudolph) und einer halben FSJ-Stelle in Weikersheim (Elena Hestermann) steuert den Netzwerkaufbau sowie die unterschiedlichen Veran-staltungen. Das Team bietet Beratung und Hilfestellung bei laufenden Projekten, „erste Hilfe“ bei Problemen und motiviert, koordiniert und moderiert den Aus-tausch der Gruppen untereinander im Web 2.0 als auch bei realen Treffen, zu denen es geeignete Dozenten und Coaches engagiert.

Eine user-content orientierte Webseite dient sowohl als Kommunikationsinstru-ment für den Netzwerkaufbau untereinander als auch zur allgemeinen Informa-tion, für den leichten Einstieg und zur Kontaktaufnahme. Beispiele und Portraits von anderen Teilnehmern werden zur Verfügung gestellt, um so die natürliche Skepsis und Hürden abzubauen. Die Beispiel-Projekte sollten so gewählt sein, dass Jugendliche sagen: „So etwas könnten wir doch auch machen.“ Bei der An-sprache der jungen Projektmacher muss im Vordergrund stehen, dass die Initia-tive von den Jugendlichen ausgeht und die JMD mit mu:vDEiNprojekt eine Unter-stützung anbietet – es ist ein Angebot, das die Jugendlichen selbst nach Bedarf abrufen können: „Ihr wollt was machen? Ihr habt die Idee – wir helfen euch, sie in die Tat umzusetzen“.

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EmpowErmEnt und partizipation

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Es ist ein Grundsatz, der sich als Projektelement und gleichzeitiges Ziel der In-itiative äußert: Sie will eine Bereitschaft zum Umdenken für die JMD als Organi-sation erzeugen – vom Macher zum Partner und Begleiter der jungen Musikpro-jekte. Es geht immer um das eigene Zurücknehmen und Indienststellen der ei-genen Kompetenz mit dem Ziel der Ermutigung (Empowerment) und Beteiligung bzw. Selbsttätigkeit (Partizipation) der jungen Akteure.

Die VisionDie Erfolgsdefinition und die Nachhaltigkeit der Projektakti-vitäten sind ebenso in hohem Grad vom Partizipationsgedanken geprägt. Mit dem Erfolg der Pro-jektmacher ist auch zugleich das Projektziel erfüllt: Dass nämlich die jungen Akteure in möglichst großer Eigenständigkeit und Selbstbestimmtheit ihre Idee für ein musikalisches Projekt in die Tat umgesetzt haben. Die beteiligten Gruppenmitglieder gewinnen zunehmend Erfahrungen und Kompetenzen, mit denen sie in Selbstständigkeit auch andere Ideen für Musikaktivitäten umsetzen und bestenfalls sogar der mu:v-Initiative als Kompetenzpartner weiter erhalten bleiben. Möglicherweise finden die Musikaktivitäten vor Ort durch die Hereinnah-me neuer und jüngerer Mitwirkender eine kontinuierliche Fortsetzung, vorhan-denes Wissen und Know-How wird untereinander weitergegeben. Das Gesamt-projekt entwickelt sich für die jungen Akteure unter dem Dach der JMD zu einer mit wachsendem Zuspruch angenommenen Plattform und etabliert sich als eine neue, selbstbestimmte Art musikalischer Jugendbildung im Sinne einer nicht von Fremdinteressen gelenkten Community engagierter junger Musiker.

»Das kreative

Potenzial sollte

immer im Austausch

mit Anderen genutzt

werden, damit

Ideen zünden und

sich durch die

unterschiedlichen

Erfahrungen gegen-

seitig bereichern.«

Jens, 20 Jahre,

i4 Orchester-

Schülernetzwerk

Dies entspricht dem Ziel der JMD, mit ihren Aktivitäten junge Leute zu anzusprechen, indem sie ihre Strukturen attraktiv und zugänglich macht – „von jungen Leuten für junge Leute“ ist da-bei ein starkes Element.Nicht zuletzt kann das Projekt auch den Akteuren der (kultu-rellen) Jugendarbeit interessante inhaltliche und methodisch-prozessuale Anregungen liefern, ihre Arbeit an den Bedürfnissen und unter Mitgestaltung der Jugendlichen auszurichten.

Während der Projektphase kam es immer wieder zu leichten Anpassungen, insbesondere in Bezug auf die Teilnahmemodali-täten. Es zeigt sich, dass die qualitativen Ziele des Projekts, ins-besondere im Bereich der Kompetenzvermittlung erreicht wer-den konnten; andere Ziele, wie eine rege, regionale Vernetzung oder eine große Anzahl von teilnehmenden Projekten leider eher weniger.

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EmpowErmEnt und partizipation

EIgENStäNDIgE JugENDPolItIK

„Unsere Gesellschaft braucht die Ju-gend – ihre Ideen, ihr Engagement und ihre Potenziale. Und Jugendliche brauchen in dieser entscheidenden Zeit ihres Lebens die Unterstützung und Anerkennung der Gesellschaft.“Die Entwicklung einer Eigenständigen Jugendpolitik ist ein Prozess, der dar-auf abzielt, Jugendpolitik in Deutsch-land als ein erkennbares Politikfeld mit einem eigenen Selbstverständnis zu verankern. Daran sollen junge Men-schen und möglichst viele Akteure aus Politik und anderen gesellschaftli-chen Bereichen mitwirken. „Eigenständig“ meint dabei nicht den Rückzug der Jugendpolitik auf ein Kerngeschäft oder etwa die Entlassung anderer Ressorts aus ihrer Verantwortung. „Eigenständig“ meint vielmehr die Sicht-weise auf die Lebensphase Jugend. Jugend soll – politisch gesehen – nicht länger in Einzelabschnitte und Ressortzuständigkeiten unterteilt werden. Wir wollen, dass dieser entscheidende Lebensabschnitt als Ganzes und damit auch in seiner ganzen Bedeutung wahrgenommen werden kann.(1)

Jugend ist eine entscheidende Lebensphase: In diesem Lebensabschnitt finden junge Menschen ihren Platz in der Gesellschaft. Sie entwickeln ihre Persönlichkeit und ihre eigene Identität. Sie machen wichtige Erfahrungen und stellen entscheidende Weichen für ihre Zukunft.(2)

Deshalb startet das Bundesfamilienministerium einen Dialogprozess mit dem Ziel eine Eigenständige Jugendpolitik in Deutschland zu etablieren. (…) Den Kern bilden thematische Fachforen. Jugendpolitische Perspekti-ven wirken aber sowohl in den politischen Handlungsfeldern, als auch in der unmittelbaren Praxisumsetzung. Teil des Dialogs sind deswegen auch praxisnahe Aktivitäten und Projekte der Träger der Kinder- und Jugendhilfe.

Diese Projekte werden durch einen Innovationsfonds im Kinder- und Ju-gendplan des Bundes gefördert. Die Projekte setzen Impulse für eine Wei-terentwicklung der Bereiche Politische Bildung, Kulturelle Bildung, Jugend-verbandsarbeit und Internationale Jugendarbeit. Damit tragen sie zur Ent-wicklung einer Eigenständigen Jugendpolitik in den Handlungsfeldern der Außerschulischen Jugendbildung bei.(3)

Eine Eigenständige Jugendpolitik muss auf einer breiten Basis aufbauen, um nachhaltig zu wirken. Deswegen ruft das Bundesfamilienministerium alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen und Akteure auf, sich an der Entwicklung der Eigenständigen Jugendpolitik zu beteiligen – von Politik, Kinder- und Jugendhilfe, Schule über Zivilgesellschaft und Wirtschaft sowie Medien bis hin zu den Jugendlichen selbst. (2)

„Gerade vor dem Hintergrund, dass der Gesamtanteil der Jugendlichen in Deutschland sinkt, ist unsere Gesellschaft darauf angewiesen, dass sich möglichst viele junge Menschen aktiv einbringen. Die Mitbestimmung der jungen Generationen ist nicht nur wünschenswert, sondern notwendig für den Zusammenhalt der Gesellschaft.“ (2)

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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EmpowErmEnt und partizipation

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Daher verschob sich der Charakter des Gesamtprojekts von dem einer „An-schubphase“ zu dem eines Experiments, einer „Machbarkeitsstudie“. Diese dient dem Ausloten von Möglichkeiten, Jugendliche strukturell in einem Umfeld zu begleiten, welches dieses zunehmend durch zahlreiche Verpflichtungen und erhöhten Leistungsdruck der jungen Menschen in ihrem Alltag eigentlich erschwert. Ferner besteht auch das Ziel herauszufinden, welche Wege und Per-spektiven sich für eine Fortführung der Aktivitäten eignen und sich für die JMD aufzeigen. Dafür dient unter anderem auch die vorliegende Dokumentation, die künftige Handlungsoptionen in drei Szenarien aufzeigt (s. S. 59). Es liefert in seiner Konzeption ebenso lohnende Hinweise in Bezug auf die Entwicklung einer „Eigenständigen Jugendpolitik“, in deren Förderkontext des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Initiative stand.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

NEugIEr, vIElfalt, austausch uND MItgEstaltuNg

Aktivitäten, Methoden und Erfahrungen

Kommunikation und Co Begeisterung wecken und Zugänge schaffen

Das wichtigste Ziel beim Aufbau der Initiative im Gesamten sowie bei der Teil-nehmeransprache im Speziellen war und ist: Aufmerksamkeit, Begeisterung, Neugier und Interesse zu wecken. Im Mittelpunkt aller Überlegungen und Aktivi-täten beim Aufbau und der gesamten Öffentlichkeitsarbeit für mu:vDEiNprojekt standen stets die Fragen, wie am besten die Zielgruppe der 16- bis 26- Jährigen erreicht wird, wie leichte Zugänge geschaffen und so mögliche Barrieren und Skepsis abgebaut werden können, sowie Vertrauen geschaffen werden kann. Letzteres, so stellte sich heraus, ist vor allem durch Kontinuität und Zeit zu ge-winnen.

Wer, was, wann?Im Juni 2012 erfolgte der Einsatz der Projektleitung zur Koordination und kontinuierlichen Etablierung der Projektaktivitäten. Hierfür wurde mit Johanna Rudolph eine junge Absolventin des Studiengangs „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ in Hildesheim eingestellt, die ihrerseits während des Studi-ums viel Erfahrung auch in der (internationalen) Jugendarbeit gesammelt und bereits an einigen Musikprojekten – von Musik im Krankenhaus bis hin zu einer mobilen Musiktheaterproduktion für das Klassenzimmer – mitgearbeitet hatte. Die Projektleiterin wurde unterstützt von Freiwilligen im Sozialen Jahr Kultur, insbesondere vom Jahrgang 2012/13: Elena Hestermann, einer erfahrenen Pfad-finderin und begeisterten Organisatorin, und zuletzt von Marlene Richert, einer projektroutinierten Musikerin.

Zunächst erfolgte im er-sten Projektmonat in einer begrenzten Ausschreibung unter drei Junggraphikern die Entwicklung eines Corporate Designs für mu:vDEiNprojekt. Auch hierbei stand die Förderung junger Kompetenz im Vor-dergrund: Der prämierte Design-Student Christoph Volbers von der Weißensee Kunsthochschule Berlin wurde mit der Entwicklung weiterer Medien beauf-

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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tragt – dies umfasste die Gestaltung eines Flyers (Auflage: 40.000 Stück), einer Webdesignvorlage sowie eines eigenständigen Logos und eines Projektleitfadens („mu:vDEiNprojekt-Guide“).

Die PlattformParallel dazu erfolgte die inhaltliche und gestalterische Konzeption und Realisie-rung der Webseite „muvdeinprojekt.de“. Diese besteht aus derzeit drei Hauptru-briken:

� InformationWas wir machen, News, Termine ...

� NetworkProjektgalerie, Portraits, unsere Angebote ...

� MitmachenDabei sein, Teilnahmemodalitäten, Kontaktaufnahme ...

Ziele der Website sind der leichte Einstieg und die Möglichkeit, einen ersten Eindruck von den Projektaktivitäten anderer jugendlicher mu:v-Teams zu bekom-men. Dies ist unter anderem in Projektportraits und allgemeinen Informationen über die unterschiedlichen Möglichkeiten innerhalb der Initiative möglich. Das Angebot zum Wissens- und Erfahrungsaustausch untereinander ist im internen User-Bereich mit Funktionen wie einem Forum und einer Themenwerkstatt gege-ben. Zeitgleich zu diesen Aktivitäten wurden Teilnahmebedingungen („Spielre-

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

geln“) für die Projektgruppen entwickelt, welche den Rahmen und die Teilnahme-optionen für die jungen Projektmacher umreißen und klären sollten.

Darüber hinaus erfolgte zudem die inhaltliche und methodische Konzeption der „Kompetenzvermittlung“, mit flexiblen, nachfrageorientierten Veranstaltungs-formaten. Diese bilden den Kern des Angebots von mu:vDEiNprojekt und haben zum Ziel, die Eigenständigkeit der jungen Projektaktivitäten praxisbezogen und passgenau zu unterstützen (s. S. 32).

Flyer, Anzeigen und AktionenIm Juli 2012 wurde das neue Angebot bei den 120 Teilnehmern des mu:v-Camps der JMD auf Schloss Weikers-heim bekannt gemacht und erste Kon-takte zu bestehenden Projektgruppen aufgebaut, zudem kontinuierlich bei allen weiteren relevanten Kursen der JMD sowie der Musikakademie Schloss Weikersheim für das neue Angebot geworben.

Mit der Freischaltung der Webseite „muvdeinprojekt.de“ erfolgte die Umsetzung von Info-Kampagnen in verschiedene Richtungen (direkte Zielgruppe und Multi-plikatoren):

� Veröffentlichung von umfangreichen Artikeln in für Multiplikatoren relevanten Magazinen: neue musikzeitung (Oktober 12), in Publikationen des Verbands Deutscher Schulmusiker (November 12 und September 13)

� Umsetzung einer weitreichenden Anzeigenkampagne im Zeitraum Novem-ber-Januar mit Anzeigen in diversen City- und Regionalmagazinen in Baden-Württemberg mit jeweils einem redaktionellen Beitrag in jeder Ausgabe.

� Schaltung von Anzeigen-Bannern im Internet auf kulturmanagement.net, schott-musikpaedagogik.de und facebook. Die „fanpage“ mit bislang etwa 700 „Gefällt mir“-Angaben spricht die Zielgruppe passgenau an und ermög-licht einen weiteren, längerfristigen Kontakt und Austausch.

Außerdem erfolgte ein Versand von Flyern an folgende Zielgruppen und für Mul-tiplikatoren relevante Institutionen: � Musikhochschulen und Fachschaften Musik pädagogischer Hochschulen und

Universitäten in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen � alle öffentlichen Musikschulen (Mitglieder im VdM) im Bundesgebiet � bundesweit an alle 190 Waldorfschulen, sowie 177 Musikgymnasien � 276 Jugendorchester bundesweit als korporative Mitglieder der Jeunesses

Musicales Deutschland

Insgesamt wurden im gesamten Projektzeitraum über 40.000 Flyer an für Ziel-gruppen- und Multiplikatoren relevante Stellen versendet und verteilt. Diese

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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Maßnahmen hatten in der Regel keine unmittelbare Reaktion, doch zeigten stichprobenartige Nachfragen, dass das Angebot an unterschiedlichen Stellen wahrgenommen wurde bzw. wird. Insgesamt zeigte sich hier gemessen am Auf-wand nicht der gewünschte Effekt, weshalb eine Schwerpunktverlagerung der Strategie zur Teilnehmergewinnung zugunsten der unmittelbaren, persönlichen Ansprache angezeigt war:

Am wirksamsten und als unersetzlich erwies sich die Mund-zu-Mund-Propagan-da, eine Empfehlung von „Peers“ aus der mu:v-Initiative oder Multiplikatoren, wie Musiklehrer, Musikpädagogen, Orchesterleiter, Kulturarbeiter, Mitglieder und Engagierte in der JMD. Außerdem wurden die verschiedenen Veranstaltungen, Seminare und Workshops genutzt, um neue Interessierte und Teilnehmer zu ge-winnen. Dafür wurden regelmäßig je nach Region newsletter an Universitäten, Schulen, Jugendzentren und Zeitungsredaktionen verschickt.

Erfolgreich für die Gewinnung von neuen interessierten und teilnehmenden jungen Musikprojekten zeigten sich auch eine Podiumsdiskussion mit Projekt-

machern und mu:v-Initiatoren im Rah-men des Bühnenprogramms der neuen

musikzeitung auf der Musikmesse in Frankfurt/M. im April 2013 sowie eine zeitgleich durchgeführte Guerilla-Aktion zum Thema „Nimm dein Projekt selbst in die Hand“ auf dem Messegelände. Zudem fand eine Projektpräsentation für Musikpädagogen im Rahmen des Musikschulkongresses im April 2013 in Bamberg statt. Bei diesen Aktionen konnten jeweils genauso viele Interes-sierte gewonnen werden wie durch die relativ „anonyme“ Flyer- und Anzeigen-kampagne.

„Allianzen für die Jugendlichen“ – Zusammenarbeit mit bundeszentralen Strukturen

Schon in der Aufbauphase von mu:vDEiNprojekt wurden Kooperationen mit dem Verband deutscher Musikschulen (VdM), dem Verband Deutscher Schul-musiker (VDS) sowie dem Arbeitskreis für Schulmusik (AfS) geschlossen. Diese Vereinbarungen verfolgen zwei Wege bzw. Funktionalitäten: Einerseits dienen sie der weiteren Bekanntmachung der Initiative in relevanten Netzwerkstruktu-ren, über welche jugendliche Teilnehmergruppen erreicht werden, andererseits bieten sie einen Rahmen für junges, lokales Engagement, indem die Verbände ihre Mitglieder aufrufen, den Anliegen der mu:vDEiNprojekt-Gruppen vor Ort offen gegenüber zu stehen und sie im Rahmen des Möglichen zu unterstützen. Beispielsweise konnten über den AfS Berlin/Brandenburg, welcher ein Netzwerk von über 500 Lehrkräften erreicht, Musiker für das Kindermusical „Piraten!“ in Berlin-Charlottenburg gewonnen werden.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

Im Projektverlauf wurde auch die Deutsche Chorjugend auf die Initiative aufmerksam und zeigte großes Interesse an dem Kon-zept von mu:vDEiNprojekt. Hier fanden Gespräche über eine konzeptionelle Kooperation statt. Der Verband für junge Chöre befindet sich in der Planung einer ähnlichen Jugendinitiative im Chorbereich, und eine Zusammenarbeit wird ausgelotet.

mu:vDEiNprojekt vor OrtIm November/ Dezember 2012 führte die Projektleitung eine mu:vDEiNprojekt-Tour durch. Dabei wurden Kontakte zu beste-henden Projektgruppen und Interessierten sowie zu potenziellen

Multiplikatoren in der Jugendar-beit (Bandcoaches und Theater-pädagogen) in verschiedenen Städten auf- und ausgebaut und erste Austauschtreffen mit dialo-gischer Beratung mit der Projekt-leiterin realisiert. Es zeigt sich schnell, dass die weite räumliche Distanz zwischen den Projekten eine der hauptsächlichen Heraus-forderungen beim Netzwerkauf-bau ist.

mu:vDEiNprojekt „on tour“! Zu Gast in Berlin, München, Aachen

Die neue JMD-Initiative zur Un-terstützung junger Musikpro-jekte ging im Dezember auf Tour und spann bundesweite Netzwerkfäden.

L os ging’s in der Haupt-stadt bei den „Piraten!“, nein, nicht der Partei, sondern beim Kindermu-

sical „Die Abenteuer der Bara-cuda“. Bis zur Aufführung im Juni diesen Jahres ist noch al-lerlei zu regeln – von der Suche und dem Finden weiterer Mit-wirkender bis zur Finanzie-rung standen viele große und kleine Fragen auf dem Plan – mit einem Bündel neuer Anre-gungen geht die Arbeit am Mu-

sical nun weiter – und die mu:vDEiNprojekt-Tour runter nach München. Das Team von „MuCcapella“ hat große Pläne für das Jahr 2013, möchte viele weitere Veranstaltungen mit ihrem Ensemble auf die Beine stellen – und ein lokales Netz-werk für Jugendorchester in München aufbauen.

Da kommt der gemein-same Austausch gerade recht! In Aachen hingegen ist das Projekt bereits abgeschlossen – doch das gerade von Kanada (!) aus organisierte Kammer-musikprojekt des Hochschul-orchesters sucht nach Nach-folgern: kleine Ensembles innerhalb eines Orchesters

bilden und ein Programm für einen Kammermusikabend ge-stalten. Dieses Konzept lässt sich auch andernorts mit größ-ter Wahrscheinlichkeit gut umsetzen – alle Tipps und Tricks gibt’s dazu direkt bei uns. Herzlich Willkommen hei-ßen wir auch unsere neuen Projekte, die Metallband „Cal-dera“ aus Stuttgart-Leonberg und das Schülerprojektorche-ster „i4“ der vier staatlichen In-ternatsschulen – wer mitma-chen will: einfach unter muv deinprojekt.de mit einklinken und los geht’s!

Erschienen in: neue musikzeitung 2/2013

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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pIratEN! DIE abENtEuEr DEr baracuDaDas MUsicalprojekt Mit DeM titel „piraten – Die abenteUer Der baracUDa“ ist ein MUsikalisches theaterstück für Die ganze faMilie.

Die ersten Planungen entstanden bereits im Winter 2010,

knapp anderthalb Jahre vor der Uraufführung. Die Musik

komponierte Friedrich Gatz, Schüler des Komponisten und

bildenden Künstlers und Filmemachers Hennig Lohner. Das

Bühnenbild sowie die technischen Installationen wurden von

dem Veranstaltungstechniker Johannes Eberle realisiert. Regie

führte die Germanistik-Studierende Elisabeth Portmann; auch das

Textbuch stammt aus ihrer Feder. Die Darsteller von 8 – 12 Jahren

waren mit Begeisterung dabei. Das eigens zusammengestellte

Orchester wurde ebenfalls mit Jugendlichen und jungen Leuten

besetzt.

Da das Projekt rein ehrenamtlich in einer Kirchengemeinde in

Berlin-Charlottenburg produziert worden ist, konnte die erste

Produktion ausschließlich aus den Eintrittsgeldern ermöglicht

werden. Trotz aller Hürden und Hindernisse, die eine solche

Produktion an Aufwand und Erfahrung erfordert, standen

am Ende sechs hervorragende Aufführungen! ...und eine

Wiederaufnahme, begleitet von mu:vDEiNprojekt in 2012/13.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg Die piraten & mu:vDEiNprojektDie Seeräubergeschichte bzw. deren Organisatoren wurden von Beginn ihrer Wiederaufnahme an von mu:vDEiNprojekt dialogisch begleitet: Vom ersten Kennenlernen während des mu:v-Camps 2012 in Weikersheim über einen Besuch der ersten Proben des Musicalprojekts in Berlin mit anschließender Beratung zu vielerlei organisatorischen Fragen – von der Finanzierung, bis zu Aufsichtspflicht bei der Probenfahrt und der Teamzusammenstellung wurde bei diesem Treffen diskutiert, bis die Köpfe rauchten. Mit erstaunlicher Wirkung: Das Projekt nahm an Fahrt auf, und mu:vDEiNprojekt unterstützte das ambitionierte Vorhaben an vielen Stellen – Hilfe bei der Darsteller- und Musikersuche im JMD-Netzwerk und darüber hinaus, Beratung bei allen Fragen rund um die erfolgreiche (!) Crowdfunding-Kampagne bis hin zu den Aufführungen im Juni. Es war ein spannender Prozess mit einem sehr gelungenen Ergebnis für alle Beteiligten!

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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Network – ein musikalisches Kaleidoskop

Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts von mu:vDEiNprojekt liegt in der Ver-netzung junger Musikprojektmacher. Wer ist dabei? Und wie lief die Vernetzung miteinander und untereinander ab? Das musikalische Genre, die „Professionali-tät“, ob eine erste Idee oder ein fertiges Projekt – diese Faktoren spielen keine Rolle für die Teilnahme an mu:vDEiNprojekt. So findet sich bei den Projekten eine bunte Mischung: Jugendorchester, Brassensembles, Junge Kammerchöre, Bands, Musicalproduktionen und vieles mehr. Alle verbindet eins: Sie brennen für ihre Sache und wollen sich über ihre Erfahrungen austauschen und weiter-kommen! Die Fragen, die sich stellen, sind oft gar nicht so unterschiedlich, egal, welches Vorhaben geplant ist. In der vorliegenden Dokumentation verteilt findet sich eine „best practice“-Aus-wahl von Projekten im Portrait und im Folgenden eine Übersicht aller Beteiligten, die die Vielfalt der mu:vDEiNprojekt-Aktivitäten zeigt.

„mu:v-Community“ – die beteiligten Projekte

� Piraten! Die Abenteuer der Baracuda, Berlin-Charlottenburg Ein Musicalprojekt von Studenten, das ein selbst geschriebenes Stück mit Kin-dern und Jugendlichen im Alter von 10 – 16 Jahren aufführt

� Junge Waldorf-Philharmonie, Filderstadt Orchesterprojekt für Schüler von Schülern der deutschen Waldorfschulen. 2013 ist eine deutschlandweite Konzerttournee im Rahmen des 10-jährigen Projektjubiläums in Planung.

� MucCapella, Windach bei München Kammermusikprojekt von musikbegeisterten Jugendlichen, die anderen Ju-gendlichen ermöglichen, Kammermusik zu machen und aufzuführen.

� i4-orchester-Schülernetzwerk, Detmold Schulübergreifendes Orchesterprojekt mit Schülern und Alumni von 4 Inter-natsschulen. Gemeinsame jährliche Arbeitsphasen und Konzerte.

brasserie, friedrichshafenleben eben, weikersheim

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

� Collegium Musicum, Aachen Projekt von Mitgliedern des Uniorchesters, unter den Mitspielern Kammermusik zu initiieren. Beratung bei Stückewahl und Ensemblezusammenstellung.

� Caldera, leonberg bei Stuttgart Bandprojekt mit Schwerpunkt Metal. Sind auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten, Tontechnik usw.

� Artwhy, Berlin Junge dreiköpfige Indietronic Band mit „impulsiven Beats und klangvollen Sphären“. Finanzieren ihr zweites Album via Crowd-Funding.

� Back to road, Krautheim Newcomer Band mit selbstgeschriebenen und gecoverten Songs unplugged. Haben im Sommer 2013 ein Studio-Album aufgenommen.

� Die Brasserie, Friedrichshafen Brass-Combo, die ein breites Programm von fetzigen Brasstönen bis zu sanften Kla-rinettenklängen aufgebaut haben und damit zu unterschiedlichen Feierlichkeiten gebucht werden.

� blechimpuls, ulm Brassensemble, das in regelmäßigen Arbeitsphasen ein vielfältiges Konzert-Pro-gramm von Frühbarock bis Jazz erarbeitet und mit neuen Formen experimentiert.

� leben eben, Weikersheim Kleinkunstwettbewerb nicht nur für musikalische Vorträge, sondern alle Kleinkunst-sparten. Das Publikum entscheidet über kleine Geldpreise.

� Junger Kammerchor, Braunschweig Projekt-Chor bestehend aus Schülern und Studenten in ganz Deutschland. Planen Auftritte und organisieren Proben-Phasen.

� 15° Festival, görlitz Projekt zur musikalischen Begegnung von deutschen und polnischen Jugendlichen.

blechimpuls, ulm

the ow’s, köln

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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� Deutsch-Französische opernproduktion, Rostock – Marseille Konzeption einer jungen Musiktheaterproduktion mit Kompositionsauftrag, Aufführungstournee in Hafenstädten von Rostock bis Marseille, Aufbau eines Netzwerks für junge Opernschaffende.

� Ensemble „Eine Filmlänge Musik“, Jena Ein Projekt, um Chöre und Esembles aus Schulen in und um Jena herum zu-sammenzubringen durch gemeinsame Einstudierung eines Filmmusikpro-gramms

� Evil Cupcakes, Bad Mergentheim Eine junge, 5-köpfige Band spielt frischgebackenen, luftigen Rock/Pop mit Indie-Einflüssen nach hauseigenem Rezept.

� the oW’s, Köln Eine Independent-Band, „die Einflüsse der Musik setzen sich aus zahlreichen Bands, Musikern und Interpreten zusammen, wahrscheinlich trifft es die Be-zeichnung Indi/Pop immer noch am besten.“ Nehmen an verschiedenen Band-Contests teil, planen Studioaufnahmen Ende des Jahres.

� MAKEsomeNoise, Assamstadt Coverband, covern Rock & Pop Lieder. Bestehend aus 5 zusammengewürfel-ten, musikbegeisterten Jungs und einer Sängerin.

Eine filmlänge Musik, Jena

back to road, krautheim

sajul, assamstadt

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

� Sajul, Assamstadt Ein Geschwister-Gesangs-Duo mit einem breiten Repertoire an gecoverten und selbstgeschriebenen Songs für verschiedenste Anlässe. Suchen weitere Auftrittsmöglichkeiten, interessieren sich für Bühnenpräsenz.

� Klavierbegleitung mal anders, trossingen Die Idee, einen Intensiv-Kurs für Crossover-Klavierbegleitung für Studenten zu organisieren, um Songs von den 70ern bis heute auf dem Klavier begleiten zu können.

� Band (noch ohne Namen), tübingen Vier ambitionierte junge Musiker machen sich auf den Weg einer Bandgrün-dung, sind auf der Suche nach einem Namen, nach dem, was sie besonders macht und weiterem organisatorischen Know-How.

� Vocals on air, Stuttgart Radiosendungen rund um Chöre und Chormusik der Schwäbischen Chorju-gend in Zusammenarbeit mit dem Campusradio Ludwigsburg. Planung von neuen Sendungsformaten und von neuen Konstellationen freiwilliger und eh-renamtlicher Redakteure.

� Welle 20, Friedrichshafen Campusradio der Zeppelin Universität. Möchte sein Profil schärfen und mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um eine größere Hörerschaft zu erreichen.

� Sally& Jack, großrinderfeld Schülerband mit 4 Jungs, spielen gecoverte Songs, aus dem Rock/Popbereich, wollen eigene Songs schreiben und ein Album aufnehmen

Junge waldorfphilharmonie

Die piraten, berlin-charlottenburg

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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� Nost, Markelsheim/ laudenbach Band, 2009 gegründet, spielen eigene Songs aus dem Bereich Punk, Rock und Indie.

� orchester der Stuttgarter Musikschule, Stuttgart 3 Mädels, die nach einer selbstorganisierten Schattentheateraktion zu pas-sender Filmmusik für den Deutschen Jugendorchesterpreis der JMD einen Clip über und für ihr Orchester drehen wollen.

� Holsteinisches Kammerorchester, lübeck 3 Leute aus dem Orchestervorstand, die ihre nächste Proben- und Konzert-fahrt für das nächste Jahr ins Ausland planen.

� greytown Industries, Bautzen Hip-Hop- Band „mit lyrischem Schrot“, 4 Jungs aus Bautzen machen ein gro-ßes Ding mit ihren eigenen (Lebens-)Geschichten und Lyrics, die daraus ent-stehen.

� trio, Potsdam Musikalisches Trio mit Gesang, Gitarre, Viola – machen alles von Folk über Elektro, Gypsy usw. Suchen einen Weg, ihre Musik noch professioneller zu organisieren.

� Junger Kammerchor, Mainz Junger, selbstorganisierter, studentischer Kammerchor. Der Vorstand sucht nach verbesserten Kommunikations- und Organisationsstrukturen.

Ein Netzwerk im Netz?Das Kaleidoskop der Projekte zeigt die Vielfalt der Vorhaben und das bundesweit bestehende Engagement. Darin liegt einerseits eine große Attraktivität für die jungen Projektmacher – etwa in der Möglichkeit, bundesweite Kontakte zu knüp-fen und an überregionalen Veranstaltungen teilzunehmen; andererseits ist ein regelmäßiger Austausch in realen Treffen vor Ort mit deutschlandweit verstreu-ten Aktivitäten kaum umzusetzen. Der angestrebte Austausch direkt vor Ort ist erst ab größeren Teilnehmerzahlen und mehr räumlicher Nähe zu realisieren. Grund hierfür sind zuwenig gleichartige Themen und Musikstile der bisher teil-nehmenden Projektteams, welche durch die Unterschiedlichkeit der Projekte und die offen formulierten Teilnahmebedingungen entstanden. Diese stehen nicht im Verhältnis zur regionalen Distanz und folglich auch der Durchführung oder gar erst dem Festlegen von Terminen. Um dennoch über die Seminare, Workshops und Coachings hinaus einen Kontakt zwischen den Projektmachern herzustellen, wurde die Plattform „muvdeinprojekt.de“ eingerichtet – diese bietet etwa die Möglichkeit, sein eigenes Projekt zu präsentieren oder in einem Projektblog aktu-elle Ereignisse aus der Initiative und darüber hinaus zu erfahren. Im internen Be-reich besteht zudem die Möglichkeit, sich über die öffentlichen Erstinfos hinaus in einer „Themenwerkstatt“ gezielte Projektinformationen zu suchen und selbst

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

zu generieren. Die Erfahrung und Beobachtung zeigt jedoch, dass Jugendliche sich vorrangig auf her-kömmlichen Plattformen wie facebook, youtube etc. bewegen, dort zum Aus-tausch bereit sind und diesen auch ei-geninitiativ ins Leben rufen. Dies führte dazu, dass die Webseite „muvdeinpro-jekt.de“ fast ausschließlich zur Informa-tion über die Initiative selbst diente und der Austausch der Gruppen unterein-ander in anderen sozialen Netzwerken stattfand. Derzeit bestehen zwei interne facebook-Gruppen mit bis zu 40 Mitgliedernmit und eine „fan-page“ mit ca. 700 „Fans“. Diese Prozesse laufen spontan und wenig strukturiert ab, entsprechen aber doch so den Gewohnheiten ihrer Nutzer. Die Bereitschaft auch online aktiv zu werden, ist meist nach der er-sten Teilnahme an einem Seminar oder Workshop wesentlich höher. Diese Form der Kommunikation via Social Media verstärkt zudem die erhofften „Schneeball-effekte“. Das Vertrauen in jugendliche Kommunikationsstile und anlassgesteuer-te Werbung hat sich neben den herkömmlichen Wegen der Öffentlichkeitsarbeit als am zielführendsten erwiesen und stützt und ergänzt die wertvolle „Mund-zu-Mund-Propaganda“ von begeisterten Teilnehmern. Auf dieser Basis lässt sich die natürliche erste Skepsis leichter überwinden und ein Kontakt zu weiteren Projekt-machern aufbauen – das Netzwerk vergrößert sich so zunehmend.

Trotz der Unterschiedlichkeit der Projekte und ihrer zum Teil weiten räumlichen Distanz ist vor allem der reale, persönliche Austausch von ähnlichen Fragen direkt vor Ort wertvoll, der auch zu längerfristigen Kontakten und Freundschaften führt. Daraus ergeben sich manches Mal scheinbar eher zufällig Zu-sammenarbeit und gegenseitige Unterstützung sowie ein Aus-tausch über gemachte Erfahrungen. Es ist methodisch sinnvoll, die Erfahrungswerte der Projektmacher zu sammeln, zu bün-deln und an andere Interessierte weiterzugeben. Die dadurch entstehende Motivation und der Austausch untereinander sind sehr fruchtbar für die Projektvorhaben.

Die Fragen, die sich stellen, sind häufig nicht weit voneinander entfernt, vieles dreht sich um Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit – hier ein Beispiel, wo sich die Fragen der unterschiedlichen Projektvorhaben treffen (siehe nmz-Artikel auf Seite 32).

Es zeigt sich, dass sich in der Unterschiedlichkeit viele Fragen zum gemeinsa-men Erfahrungsaustausch finden, im Kontakt untereinander sich oft ganz von allein Antworten, neue Ideen und Motivation finden. Einfach so – von den jungen „Experten“ selbst. Peer-to-peer eben.

„Es ist wirklich sinnvoll, andere externe und unvor-eingenommene Blik-ke auf das eigene Projekt zu erhalten und zuzulassen.“ Dorothea, 26 Jahre, dt.–frz. Operpro-duktion

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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JuNgE walDorfphIlharMoNIE

Die Junge Waldorfphilharmonie

(JWPS) ist ein schulübergreifendes

Orchesterprojekt, das einmal jährlich

zu einer intensiven Probenphase

zusammenkommt und ein

anspruchsvolles Repertoire erarbeitet.

Die Proben finden in der Freien

Waldorfschule Gutenhalde statt, die

Konzerte anlässlich des 10-jährigen

Jubiläums in 2013 an mehreren

Waldorfschulen in ganz Deutschland

und traditionell in der Liederhalle

Stuttgart.

Das gut funktionierende Projekt motivierte

und ermutigte bei Seminarwochenenden

und Workshops vor allem auch andere

Projektmacher im Ideenstatus, ein solches

Großprojekt in Angriff zu nehmen. Etwa

beim Sponsoring, das sehr gut aufgebaut ist

– die Seminaraussage „Dm ist (als Sponsor)

mit dabei, alles wird gut!“ entwickelte sich

innerhalb kürzester Zeit zum „running gag“

und als Motivator für andere, selbst bei der

Suche nach Sponsoren und Förderern aktiv

zu werden.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg Jwps & mu:vDEiNprojekt Vor allem Projektplanung und Öffentlichkeitsarbeit waren als Themengebiete von Interesse für das junge Orgateam der JWPS. Sie konnten ihr Projektvorhaben im Rahmen der Präsentation auf der internationalen Musikmesse in Frankfurt/M. vorstellen und dort wichtige Kontakte knüpfen. mu:vDEiNprojekt unterstützte die JWPS auch bei der Verbreitung ihrer Crowdfunding-Kampagne – im gesamten Netzwerk der Jeunesses Musicales Deutschland und darüber hinaus. So konnten mit Erfolg über 5.000 Euro gesammelt werden, die für die organisatorisch herausfordernde Konzerttournee nötig waren. Im regelmäßigen Austausch wurden allerlei Fragen besprochen, die sich im Laufe eines solch großen Projekts ergeben: Von der Aufsichtspflicht für Minderjährige bis hin zum Verleih eines Kontrafagotts – da zeigt sich schon, an was für eine Vielzahl an Details gedacht werden musste.

Im Jahr 2013 besteht die Organisation aus einem ca. 13-köpfigen Team, wie

immer bestehend aus Schülern und Studenten. Sie organisieren das Projekt

selbstständig und ehrenamtlich neben der Schule und dem Studium. Neben

den Jugendlichen gibt es noch den Dirigenten Patrick Strub, der der JWPS

vor allem bei der musikalischen Arbeit mit Rat und Tat zur Seite steht und sie

unterstützt.Das Ziel dieses Orchesterprojektes ist es auch heute noch, junge Waldorfschüler

musikalisch an die Öffentlichkeit zu bringen und ihnen die Möglichkeit zu

geben, große Werke auf hohem musikalischem Niveau einzustudieren. Das

Ganze ist mit viel Spaß, einer aufregenden Zeit und neuen Freundschaften

verknüpft. Das Projekt bietet aber auch den Organisatoren die Möglichkeit,

viel Verantwortung zu übernehmen, selbstständig zu arbeiten und jede Menge

zu lernen. Die Organisatoren 2013, die in Süddeutschland und sogar Wien

verstreut sind, treffen sich ca. alle 2 Monate an einem Wochenende, um die

neusten Informationen auszutauschen, neue Aufgaben oder Probleme zu

besprechen und zu diskutieren.

Page 34: mu:vDEiNprojekt - Bericht

Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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Kompetenzvermittlung Methodik und themen

Peer-to-Peer – dieser Grundsatz wird bei mu:vDEiNprojekt auch in der Kompe-tenzvermittlung großgeschrieben. In den unterschiedlichen Formaten stehen die Bedarfslage und die konkreten Fragen der Projektmacher immer im Vorder-grund. Folgende Formate bilden einen abgestuften und auf die methodische Wir-kungsweise abgestimmten Rahmen:

� Austausch in Projekt-Foren im Web 2.0 � Beratung per Telefon und e-Mail jederzeit über die „mu:v-Hotline“ � Individuelle Beratung vor Ort im dialogischen Gespräch mit der Projektleitung � Workshops mit mehreren Projektgruppen und jungen „peer“-Moderatoren � Coachings vor Ort mit Experten zum jeweiligen Thema � Zentrale Themen-Seminare mit erfahrenen Dozenten in Weikersheim � Einzel-Mentoren als Ansprechpartner für individuelle Fragen

In ihrer Methodik sind alle Formate auf den Austausch der Gruppen untereinan-der und den Grundsatz des Erhalts ihrer Eigenständigkeit und des „Empower-ments“ hin ausgerichtet. Das hierzu formulierte „Leitbild“ sieht so aus:

Crowdfunding und Teamwork Umsetzung bei mu:vDEiNprojekt!

E in Bandalbum aufneh-men, eine Orchester-tournee auf die Beine stellen und ein Musical

produzieren – das haben sich die jungen Musiker der Indie-Band Artwhy aus Berlin, die jugendlichen Organisatoren der Jungen Waldorfphilhar-monie in Stuttgart und die Crew der Kindermusicalpro-duktion „Piraten!“ vorgenom-men.Was verbindet diese Vor-haben? Sie sind mit dabei bei mu:vDEiNprojekt. Und was noch? Sie setzen ihr Vorhaben

erfolgreich in die Tat um. Da-bei haben sich alle drei Pro-jekte in diesem Jahr bei der Fi-nanzierung ihrer Vorhaben auf neue Wege begeben: Crowd-funding – durch diese Form der Schwarmfinanzierung im Internet konnten die Projekt-macher mehrere Tausend Eu-ro für ihre Projekte einsam-meln. Wobei es immer span nend bleibt: Den anfangs fest-gelegten Zielbetrag gilt es in-nerhalb von ein paar Wochen zu erreichen. Die Spannung hat sich gelohnt: Alle drei Pro-

jekte sind erfolgreich finan-ziert – mit Hilfe von vielen mu-sikbegeisterten Unterstützern. Dass dies ohne Teamgeist und Netzwerken nicht möglich ist, ist klar. Deshalb gibt’s beim nächsten mu:DEiNprojekt-Se-minar die Möglichkeit, seine Erfahrungen darüber aus-zutauschen und einigen Input zum Thema zu bekommen. „Alles Team-Work, oder was?“ – Gemeinsam mehr bewegen.

Erschienen in: neue musikzeitung 9/2013

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

In der konkreten Methodik gilt es dabei auch, und das ist durchaus nicht trivial oder leicht, den jugendlichen Teilnehmern diese Grundüberlegung plausibel zu machen: Anders als bei gewohntem Schullernen werden keine generellen Lösungen geliefert, sondern punktuelle, praxisbezogene Anregungen mit den Teilnehmern entwickelt, die das eigene Handlungsrepertoire erweitern. Durch Impulsfragen und -übungen werden gemeinsam neue Denkrichtungen geöffnet, nach Möglichkeit direkt anhand konkreter Fragen und Beispiele der Teilnehmer. Alle denken mit, sind involviert, tauschen sich aus.

In vier für die musikalische Projektarbeit relevanten Themenbereichen (Projekt-planung, Kommunikation, Performance, Social Relations) werden Veranstaltun-gen durchgeführt, mit erfahrenen jungen Engagierten aus dem Netzwerk der Jeunesses Musicales Deutschland und darüber hinaus. Das methodische Leitbild fand guten Anklang bei den jungen Dozenten mit eigener Projekterfahrung – die Methode, vor allem zusammen mit anderen jungen Engagierten an kon-kreten Beispielen und am eigenen Projekt zu arbeiten, war für viele Beteiligte neu und führte doch jedes Mal zu großer Begeisterung und neuer Motivation für das eigene Vorhaben.

Die oben genannten unterschiedlichen Formate wie Be-ratung per Mail und Telefon oder direkt vor Ort, regionale Workshops und Coachings sowie zentrale Themenseminare geben der Methodik den notwendigen flexiblen Rahmen, um jeweils auf die individuellen Rahmen-bedingungen, zeitlichen und räumlichen Ressourcen und Fragen der jungen Pro-jektmacher einzugehen.

„Jeder weiß was, was ein Anderer noch nicht weiß.“ Michael, 23 Jahre, Greytown Industries

Die Kompetenzvermittlung führt dazu, den Projekt-Teams „Hilfe zur Selbsthilfe“ (Empowerment) zu ermöglichen. Wissensvermittlung erfolgt immer mit dem Ziel und dem Gegenstand der Planung und Umsetzung eigener Ideen. Zentral ist, eigene Lösungen zu finden. Es geht darum, die Projekte das „Laufen“ zu lehren, sie zu begleiten, ihnen an entscheidenden Stellen Impulse zu geben. Dabei sollen der Weg als Wert an sich, der Wert des Prozesses und der eigenen Erfahrung und nicht zuletzt der Spaß daran aufgezeigt werden. Grundsätzlich gilt, dass jede Erfahrung wertvoll ist und mit entspre-chender Reflexion weiterbringt. Es soll kein „Wissen auf Vorrat“ ver-mittelt werden, sondern immer vom Einzelfall und den individuellen Erfahrungen der jungen Projektmacher ausgegangen werden – die Vermittlung besteht im Transfer von Praxis und Know-How. Im Zen-trum stehen dabei auch der Erfahrungsaustausch untereinander und das Voneinander-Lernen.

SyStEmAtIk/WISSEn => InPut >> << ErfAhrungSAuStAuSch <= PrAxIS DEr gruPPEn

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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Im Laufe des Projekts wurden in den verschiedenen Themenfel-dern die unterschiedlichen Forma-te pilotweise umgesetzt. Neben der regulären, jederzeit möglichen Beratung per Mail und Telefon gab es zehn bundesweite Besuche vor Ort, vier zentrale Themensemina-re in Weikersheim, zwei regionale Workshops in Stuttgart (BaWü) und Bautzen (Sachsen), ein Ex-pertencoaching in Berlin und über 80 begeisterte und inspirierte Teil-nehmer!

Die vier themenfelder – Inhalte und Erfahrungen aus den Pilotaktivitäten

I. Projektplanung – „Vom Hirngespinst bis zu Standing Ovations“ – Projekte planen von A - Z

Wie kann eine Idee für ein Musikprojekt in die Tat umgesetzt werden? Wie wird ein Konzept entwickelt? Wie Finanzen, Zeit und Aufgaben sinnvoll aufgeteilt? Die Zusammenarbeit im Team organisiert? Und was muss bei Rechten, Verträ-gen und beim Abschluss eines Projekts beachtet werden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Themenkomplexes rund um die Projektplanung. Neben dem Input von den jungen Dozenten wird dabei viel an den eigenen Konzepten und Ideen der jugendlichen Teilnehmer gearbeitet und gefeilt, sich mit anderen über

„Es motiviert total,

dass Projekte und

hirngespinste nicht

im Alltag versacken.

total inspirierend!“

Franziska, 21 Jahre,

mu:v-Camp Team,

Stuttgart

„Zum ersten mal

’ne konkrete Idee

bekommen. raus aus

der Lethargie.“

Timo, 19 Jahre,

Bandgründer,

Tübingen

das eigene Vorhaben ausgetauscht – dabei kommen ganz von allein viele neue Ideen, Anregungen, Impulse und Gedanken auf. Das Thema wurde auch im Format als Workshop vom 12.–14. August 2013 in Kooperation mit dem soziokulturellen Zentrum „Steinhaus Bautzen“ unter der Leitung von Nils Matthiesen und Elisa Liehmann in Bautzen durchgeführt. Dabei war die Zusam-mensetzung der Teilnehmer wieder bunt gemischt: Jugendor-chester-Vorstände aus Lübeck und Stuttgart, die ein Filmprojekt planen und ihre nächste Konzertreise organisieren, ein Trio aus Potsdam, das mehr Auftrittsmöglichkeiten sucht und ein Album aufnehmen möchte, eine junge Veranstalterin aus Berlin, ein erfolgreicher Rapper aus Bautzen sowie ein Kunststudent aus Leipzig, der seine literarischen Texte vertont, kamen zusammen. Auch hier zeigte sich das unverwechselbare, bereichernde Po-tenzial, das in einer solchen Begegnung steckt. Auch wenn Eini-ge anfangs zunächst wegen einer solchen vermeintlich gewag-ten Zusammensetzung misstrauisch sind, so zeigen sich schnell die Kompetenzen und Erfahrungen der Anderen, und es kommt zu einem Austausch auf Augenhöhe der 16 bis 26 jährigen un-ter- und vor allem miteinander.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

„Vom Hirngespinst zu Standing Ovations“mu:vDEiNprojekt-Seminar für junge Organisatoren vom 22.–24. Februar 2013

W ie kann ich meine Idee für ein eigenes Musik-projekt in die Tat umset-zen? Wie entwickelt

man ein Konzept, teilt Finan-zen, Zeit und Aufgaben sinnvoll ein und auf? Was muss ich bei Rechten, Verträgen, Kommuni-kation oder beim Abschluss eines Projekts beachten?

Mit diesen und vielen weite-ren Fragen kamen sieben junge Projektmacher zwischen 16 und 26 Jahren für ein Wochen-ende in Weikersheim zusam-men, um sich gemeinsam über ihre Pläne, Erfahrungen und Hirngespinste bei der Projekt-planung auszutauschen. Unter der Leitung von Nils Matthiesen und Elisa Liehmann, Studenten im Studiengang „Kultur und Management“ in Görlitz, die mit

projektkrise.de den Sprung in die selbstständige Projektbera-tung gewagt haben, wurde in kleiner Runde individuell auf je-des Projekt eingegangen. Band-Auftritt, Abi-Ball, Festival-Organisation, Orchester-Tour-nee, eine deutsch-französische Opernproduktion: Von der er-sten vagen Konzeptidee bis hin zu fertigen Finanzplänen war alles vertreten – und so vielfäl-tig wie die Projekte und Ideen waren die Sichtweisen der Teil-nehmer auf die Pläne und Pro-jekte, der jeweils anderen. Der Austausch miteinander, der un-voreingenommene Blick von außen auf das eigene Projekt und eine konstruktive Arbeits-atmosphäre verhalfen zu neuen Erkenntnissen und ermutigten die Teilnehmer für ihre weite-

ren Vorhaben. Abgerundet durch Inputs zu Kon- zept, Planung, Organisation und Networking bis hin zu rechtlichen Fragen von GEMA bis hin zu Veranstalterhaft-pflichten gab es zudem jede Menge konstruktive Beratung sowie Tipps und Tricks von den beiden Dozenten. Am Ende sind sich alle Teilnehmer einig, die von Jena, Stuttgart, Heidel-berg, Görlitz und gar aus Mar-seille angereist kamen: „Das kreative Potenzial sollte immer im Austausch mit anderen ge-nutzt werden, damit Ideen zün-den und sich durch die unter-schiedlichen Erfahrungen ge- gen seitig bereichern.“

Erschienen in: neue musikzeitung 4/2013

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II. Kommunikation – „Kommunikation, Crowdfunding & Co“ – Die Öffentlichkeit vom eigenen Vorhaben überzeugen!

Wie interessiert und begeistert man Andere für das eigene Musikprojekt, die Band, das Orchester? Es geht um Pressemitteilungen, Flyer und Plakate – und Social Media wie Facebook, Blogs & Co. Und auch um Fragen der Förderung – Sponsoring und neue Wege wie Crowdfunding. Neben thematischem Input ste-hen wiederum auch hier die eigenen Fragen und Pläne im Mittelpunkt.

Dieses Themenfeld stieß auf großes Interesse bei den Teilnehmern: Gerade die Frage „Wie finanzieren wir unser Vorhaben und machen es bekannt?“ war von großem Inter-

„Angenehme Atmosphä-

re. kompetenz. Viele

brauchbare, neue Din-

ge gelernt. Die in-

dividuelle Beratung.

Das gemeinschaftliche

konzept. Die inhalt-

liche tiefe.“

Philipp, 26 Jahre,

blechimpuls, Ulm

esse für die meisten der Projektmacher. Insbesondere bei der Beratung vor Ort, per Mail und Telefon wurden immer wieder verschiedene Formen der Finanzierung und des Marketings je nach Projektsituation passend besprochen – von der öffentlichen Förderung über Sponsoring bis hin zur relativ neuen Form des „Crowdfunding“. Die Vergabe von direkten Fördermitteln wurde von Beginn an von den jugendlichen Initiatoren der mu:vDEiNprojekt-AG mit dem Argument abgelehnt: Die JMD solle besser eine „Hilfe zur Selbsthilfe“ geben, eher vermitteln, wie man selbst erfolgreich finanzielle Mittel akquiriert. So wurden in den unterschiedlichen Projekten eine Vielzahl an individuellen Wegen der Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit beschritten, und diese bereicherten

wiederum in ihrer Kreativität den Austausch der Projektmacher untereinander.Es fanden hierzu mehrere Ver-anstaltungen statt, bei denen es neben faktischem Input vor al-lem auch darum ging, ein Gefühl für die „Zwischentöne“ der Kom-munikation zu vermitteln, sowohl mit der jeweiligen Zielgruppe als auch mit potenziellen Förderern und Sponsoren:

Ein zentrales Themenseminar in Weikersheim vom 19.–21. April 2013 – im Mittelpunkt dieses Wo-chenendes standen alle Fragen rund um Presse- und Öffentlich-keitsarbeit sowie Finanzierung. Geleitet wurde das Seminar von Mareike Holtz und Sina Schröppel vom freien Kulturbüro „ehrliche

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Arbeit“ in Berlin. Parallel zum Seminar fand das Frühjahrsplenum der mu:v-In-itiative statt, sodass in einer großen, bunt gemischten Gruppe ein interessanter Austausch zustande kam.

Ein Coaching vor Ort in Berlin am 3. Mai 2013 zum Thema „Social Networking und Crowdfunding“ mit der Social Media-Expertin Karin Janner. Teilnehmer wa-ren das Kindermusicalprojekt „Piraten“ und die Band „Artwhy“ aus Berlin, die zu diesem Zeitpunkt gerade unmittelbar vor dem Start einer Crowdfunding-Spen-denaktion standen und diese auch dank des wertvollen Inputs und des Erfah-rungsaustauschs untereinander beide erfolgreich meisterten.

Ein Workshop vor Ort in Stuttgart am 22. Juni 2013 zum Thema Projekt-Kommunikation und Planung mit Katharina Ess vom Podium Festival Esslingen. In einer kleinen Runde im Freien Musikzentrum Stuttgart, das sich als Kooperationspart-ner anbot, war es ein bereichernder und motivierender Tag für die jungen Projektplaner.

„Es hat voll ge-holfen zu sehen, wie andere Projekte laufen, was es für kreative Ideen und möglichkeiten gibt.“ Elena, 20 Jahre, FSJ-Kultur, Weikersheim

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artwhY

Die junge Indietronic Band ARTWHY kommt aus dem pulsierenden

Zentrum Berlins. Sie hat sich im September 2010 gegründet und seither

die LPs „Wall Paint“ und „Stripes“ veröffentlicht. Impulsive Beats und

klangvolle Sphären offenbaren ein Lebensgefühl zwischen jugendlicher

Leichtigkeit und poetischem Realismus. In den renommiertesten Indie-

Electronic Clubs Berlins wie dem White Trash, Magnet und dem Brunnen

70 konnte die Band ihren Sound entfalten. Diverse Festivals wie Rock

im Mai, Poesiefestival und Rock am Platz präsentierten ARTWHY auf

ihrer Bühne. Ausgezeichnet von der Bundesministerin für Bildung und

Forschung, nahm die Band am Treffen Junge Musikszene der Berliner

Festspiele teil.

Der Gitarrist und Sänger der Band sammelte in New York neue Inspiration

– es entstanden neue Texte und Songideen, die sich jetzt auf ihrem neuen

Album „Stripes“ wiederfinden. Hinter dem Projekt steckt allerdings mehr,

als nur die Band selbst. Durch einen Produzentenfreund kommen die drei

Musiker auf die Idee, eine Crowdfunding-Kampagne für das neue neue

Album zu starten. Mit Erfolg. Fans, Sympathisanten, Musikliebhaber und

Neugierige sammelten sich um die Band und unterstützen sie, sodass am

Ende das Album „Stripes“ entsteht. Ein tolles Projekt gemeinschaftlicher

Zusammenarbeit von Fans, Produzenten und Band, das von einem „Fest

der Sinne“ mit 3 Bands und DJ‘s im Berliner Withe Trash am 13. September

2013 gekrönt wurde.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

Der mu:v-Impulsmu:vDEiNprojekt unterstützte ARTWHY vor dem Start ihrer Crowdfunding-Kampagne mit einem Coaching vor Ort von der anerkannten Social Media-Expertin Karin Janner und im Austausch mit der Musicalproduktion „Die Piraten!“. Die mu:vDEiNprojekt-Community wurde aktiviert, um das Album zu unterstützen – die zahlreichen Fans und erfolgreichen Auftritte zeugen von dem großen Potenzial, das in der Band steckt. ARTWHY sagt: „Ein großes Dankeschön an das mu:vDEiNprojekt-Team für die Organisation des Social Media-Coachings, das uns sehr bei der Gestaltung der Crowdfunding-Kampagne geholfen hat!“

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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III. Performance – „Auftritt? Alles easy!“ – Die eigene Performance verbessern

Wie kann man seinen Auftritt verbessern? Noch mehr Spaß auf der Bühne ha-ben, das Publikum von sich überzeugen? Um diese und die eigenen Fragen geht es in diesem Themenfeld. Und dabei gibt es Platz und Gelegenheit für jede Menge Musik. Als Dozent für das Thema „Performance“ konnte der erfahrene Musiker, Schauspieler und Trainer Bernhard Vanecek aus dem Netzwerk der JMD gewonnen werden, der die Veranstaltungen zu einem besonderen und prägen-den Erlebnis für alle Teilnehmer werden ließ. Ein Bericht vom ersten Seminarwo-chenende vom 7.–9. Juni 2013 gibt einen ersten Eindruck:

„Auftritt? Alles easy!“ Die eigene Performance verbessern

W as passiert, wenn elf junge Musiker zwischen 12 und 26 Jahren aus den unterschiedlichsten

Musikrichtungen und allen Tei-len Deutschlands zusammen kommen? Es „mu:vt“. Ganz ge-waltig. Musik verbindet – das konnte man an diesem mu:v DEiNprojekt-Wochenende An-fang Juni in der Musikakdemie Schloss Weikersheim erleben.

Wie kann man seinen Auf-tritt verbessern, den Spaß und seine Präsenz auf der Bühne er-höhen? Unter der Leitung von Bernhard Vanecek, erfahrener

Musiker, Schauspieler und Trai-ner wurde an der eigenen Per-formance gefeilt, und es gab je-de Menge Tipps und Feedback vom Bühnenexperten sowie un-ter den Teilnehmern selbst. Ob Gesangs-Duo, Bläser, Streicher oder eine aufstrebende Inde-pendent-Band aus Köln – in den unterschiedlichsten Zusam-mensetzungen konnten beim gemeinsamen Arbeiten unge-ahnte musikalische Potenziale entdeckt werden. „Ich habe ei-ne unglaubliche und unver-gleichliche musikalische und menschliche Offenheit erlebt,

von der ich anfangs nicht ge-glaubt hätte, dass dies tatsäch-lich funktionieren kann“, so ei-ner der Teilnehmer. Neben der musikalischen Arbeit konnten viele Fragen und Erfahrungen ausgetauscht werden, etwa wie man sein erstes Band-Album re-alisieren kann. Um diese und weitere Fragen geht und ging es auch in den weiteren Treffen, Gesprächen, Workshops und Coachings der Initiative „mu:vDEiNprojekt“.

Erschienen in: neue musikzeitung 7-8/2013

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

Aufgrund der großen Nachfrage auch vor allem von jungen Bands und Musikern aus dem Main-Tauber-Kreis wurde die Veranstaltung auch im Format eines Ta-gesworkshop am 15. September 2013 in den Räumlichkeiten der Musikakade-mie Schloss Weikersheim mit großem Erfolg angeboten. Mit dabei waren junge Musiker aus der ganzen Region, die von den zahlreichen Tipps und Gesprächen für ihre Auftritte auf dem nächsten Festival, Bandwettbewerb oder der ein oder anderen Feierlichkeit profitie-ren konnten. Das unmittelbar musikpraktische Themenfeld war bei den Teilnehmern sehr beliebt, und mit dem Künstler Bern-hard Vanecek als Dozent konnte eine authentische Persönlich-keit zur Vermittlung gewonnen werden: Er weiß, direkt aus der Praxis kommend, das Maximum aus den Teilnehmern herauszu-holen, stellt zahlreiche Tipps und Tricks für Situationen auf und hinter der Bühne zur Verfügung und schafft durch gemeinsame musikalische Arbeit eine vertrauensvolle Basis des Austauschs untereinander.

IV. Social relations – „Alles Team-Work, oder was?“ – Gemeinsam mehr bewegen

Wie man gemeinsam tatsächlich mehr bewegen kann, darum geht es in diesem Themenfeld: Was macht ein Team eigentlich aus? Welche Rollen gibt es, und

welche nimmt man selbst im Team ein? Kommunikationsmo-delle werden vorgestellt, im praktischen Austausch gibt es Rol-lenspiele und -übungen zu eigenen Erfahrungen in der Teamar-beit. Vom 27.–29. September 2013 fand unter der Leitung von Toni Rack, Mitgründer und Teamleiter der mu:v-Camps 2010 –2012, ein Seminarwochenende zum Thema statt:

„Wenn kreative aufeinandertreffen, entsteht was.“ Johannah, 20 Jahre über den Workshop

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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„Alles Teamwork, oder was?“ Gemeinsam mehr bewegenmu:vDEiNprojekt-Seminar für junge Organisatoren in Weikersheim

W as macht ein Team aus? Welche Rolle über-nehme ich in einer Grup-pe, und was tun, wenn

es Konflikte gibt? Über diese spannenden Fragen tauschten sich am letzten Septemberwo-chenende zwölf junge Projekt-macher und Musikerinnen aus. Mit dabei waren Orchester- vorstände aus Lübeck und Stuttgart, Engagierte eines Jun-gen Kammerchors in Rhein-land-Pfalz, eines Brassensem-bles aus Ulm und FSJ Kulturler, die gerade ihren Freiwilligen-dienst zu Beginn des Monats bei der JMD und anderen Mu-sikinstitutionen angefangen ha-ben. Unter der Leitung von Toni Rack, Kommunikationswissen-schaftler und Kulturmanager aus Jena, kam es in der bunt ge-mischten Gruppe zu angeregten Diskussionen und interessan-ten Inputs: Teamworker, Ma-cher oder Visionär? Jeder konn-te herausfinden, wie man selbst im Team tickt und alles gleich in verschiedenen praktischen Situationen ausprobieren, ob bei einem imaginierten Ausflug in die Wüste oder beim Bau eines Flugobjekts. Auch der Umgang mit Teamsituationen aus dem eigenen Projekt-Alltag wurde in Rollenspielen thema-tisiert, so dass jeder auch von den Erfahrungen der Anderen profitieren und für sich kon-struktive Lösungen mit nach Hause nehmen konnte. Die Teil-nehmer sind sich einig: „Es hat total viel gebracht und gehol-fen, die eigene Teamarbeit an-ders zu sehen, gezielt zu verbes-sern und künftig wohl viel

überlegter in viele Situationen zu gehen!“

Ein Teilnehmerbericht

Was ein Team ist, denken wir, das haben wir doch schon in der Grundschule gelernt! Nur hieß das damals eben Gruppen-arbeit.

Denkste! Bei diesem Semi-nar in Weikersheim wurden alle Erwartungen und bisherigen Ansichten, was das Thema Teamwork angeht, einmal um-gekrempelt.

Team bedeutet eben nicht nur „Gruppe“ und „Arbeit“ son-dern auch: Gemeinsame Ziele, Vertrauen und Kontrolle, Struk-tur und Hierarchie, Motivation und Kompromissbereitschaft, Zusammenhalt und Individuali-tät, Verantwortung, Kommuni-kation und Kreativität.

All das kam am ersten Abend in einer interessanten Unterhaltung zusammen. Über-raschend war, wie tief das Ge-spräch wurde, und das zu einem Thema, bei dem es wahrschein-lich die wenigsten erwartet hät-ten. „Team“ oder „Teamwork“ sind Alltagsbegriffe geworden, und erst im Laufe des Seminars erkannten wir, was für ein kom-plexes Wesen dahinter steckt, wenn es richtig gemacht wird. Für den ersten Abend, an dem sich alle erst kennenlernten, war das ein beeindruckendes Ergebnis.

Eine entspannte und gleich-zeitig sehr konzentrierte Atmo-sphäre durch offene, interes-sante Teilnehmer aus halb Deutschland mit ganz unter-

schiedlichen Meinungen und Erfahrungen trug dazu bei, dass anregende Diskussionen entstanden, von denen jeder profitiert hat. Toni Rack, unser kompetenter und für sein jun-ges Alter sehr erfahrener Do-zent, bot uns dafür immer viel Freiraum und ging auch auf in-dividuelle Probleme ein. Jeder, der von eigenen positiven oder negativen Erfahrungen erzähl-te, bekam von Toni und der Gruppe ein Feedback und hilf-reiche Tipps.

Die Theorieteile bestanden aus Themen wie Teambuilding und Kommunikation. Anhand erstaunlicher Vergleiche zwi-schen Wandergruppen, Orches-tern, Ameisenstaaten, Fließ-bandarbeitern und Fußball - teams konnten wir plötzlich nachvollziehen, was ein Team eigentlich ausmacht, wo die Kompetenzen liegen müssen und andersherum gesehen: in welchen Fällen nicht von einem Team gesprochen werden kann. Auch hierbei entstanden ausge-dehnte, intensive Diskussionen.

Diese guten, fruchtbaren Ge-spräche hielten über die Lern - situation hinaus an. Auch wäh-rend des Mittag- oder Abendes-sens tauschten wir uns aus, selbst nachts im Jeunesses-Kel-ler. Das zeigt unserer Meinung nach ein echtes Interesse und es ist genau das, was für eine solche Veranstaltung gebraucht wird.

Neben Theorie und Diskus-sionen war auch immer noch Platz für Spiele, Basteleien und Kaffeepausen, sowie für eine „Tipptafel“, an die Alle Zettel

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

Organisatorische HerausforderungenDie flexible Struktur und die innovative Methodik der Kompetenz-vermittlung ist neu für alle Beteiligten – es zeigt sich jedoch, wie bereichernd und motivierend das Konzept für Teilnehmer wie für die meist jungen Dozenten ist, oder, wie einer der Teilnehmer es treffend sagte: „Mehr Köpfe = mehr Aspekte = mehr Ideen“. Insgesamt ist die für mu:vDEiNprojekt entwickelte Methodik der Kompetenzvermittlung sehr erfolgreich, in deren Organisation und ihrer entsprechenden Flexibilität liegt jedoch eine große Herausforderung: Die verschiedenen Veranstaltungsformate sollten auf Abruf und nach Bedarf der Gruppen möglichst auch regional vor Ort stattfinden. Aufgrund der weiten räumlichen Distanzen der Pro-jekte untereinander konnte dies angesichts der insgesamt geringen Teilnehmer-gruppen-Anzahl nur pilotweise (s. Tagesworkshops in Stuttgart für die Region Baden-Württemberg und in Weikersheim für den Main-Tauber-Kreis) umgesetzt

pinnen konnten mit Tipps für gutes Teamwork. Wir bauten Flugobjekte in kleinen Teams, die möglichst lang in der Luft bleiben sollten; verbanden uns die Augen und versuchten, nur mit verbaler Hilfe oder mit an-deren „Blinden“, Arm in Arm vom Schloss zum Logierhaus zu finden, und schrieben zum Schluss Jedem einen persön-

lichen Eindruck von dessen Stärken im Team auf einen Pappteller.

Es war also Alles in Allem ein sehr erfolgreiches Wochen-ende mit tollen, interessanten und interessierten, jungen Teil-nehmern, der richtigen Mi-schung aus Theorie, Praxis und Spiel, super Ideen von Toni und vielen neuen, inzwischen ver-

trauten Gesichtern. Jeder hat dazugelernt und sicher viele neue Eindrücke sammeln kön-nen. Wir freuen uns auf das nächste Mal!

� Dominik Bach (Bundesfrei-willigendienst) und Marlene Richert (FSJ Kultur)

Erschienen in: neue musikzeitung 11/2013

„Die gespräche waren super, der Input auch – ne glatte 1!“ Johannes, 22 Jahre, Deutsche ChorjugendBerlin

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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werden. Um den Ju-gendlichen trotz der z.T. weiten Anreisewe-ge eine Teilnahme zu ermöglichen, wurden Fahrtkostenzuschüsse, sowie freie Unterkunft und Verpflegung ge-währt.

Zudem besteht ein Widerspruch zwischen kurzfristigen Bedürf-nissen oder Fragen der Projektmacher und einer oft notwendigen langfristigen Planung bei Veranstaltungen vor Ort (Termine, Räumlichkeiten, Dozenten...). Dringende Fragen können durch eine Beratung via Telefon, Mail oder bei einem Gespräch unmittelbar vor Ort „aufgefangen“ werden. Auch das geplante Mentorenmodell könnte hier Abhilfe leisten, jedoch war es ebenfalls oftmals nicht möglich, vor Ort auf die Schnelle geeignete Personen, die diese ehrenamtliche Aufgabe übernehmen, zu finden. Immerhin aber kam auch dieses Beratungsmodell „testweise“ zustande. Der Austausch der Gruppen unterein-ander (geplant auf der Plattform „muvdeinprojekt.de“) kam bei diesen unmit-telbaren Formen der Beratung nur indirekt zustande – die Fragen aller Gruppen wurden zentral gesammelt und die jeweiligen Erfahrungen bei Bedarf vermittelt. Entsprechende gemeinsame Treffen wie bei Workshops, Coachings oder Semina-ren müssen allerdings längerfristig geplant werden (Dozenten, Räumlichkeiten etc.).

Die Teilnehmerzusammensetzung dafür verlief demgegenüber spontan – die zeitlichen Ressourcen der Projektmacher sind neben ihrem Engagement vor Ort oft sehr gering, und es besteht erst kurz vorher die Bereitschaft für eine verbind-liche Zusage. Dies scheint insgesamt kennzeichnend für die heutige Jugendzeit zu sein. Die Skepsis aufgrund der dadurch oft entstandenen heterogenen Grup-penzusammensetzungen war anfangs bei vielen Teilnehmern groß. Die Bedürf-

nisse und Fragen von Jugend-Orchestermitgliedern und jungen Bands gehen zunächst scheinbar weit auseinander. Auch die Altersstufe zwischen 16 und 26 Jahren bringt sehr unterschied-liche Erfahrungshorizonte zusammen – dennoch waren am Ende immer alle überzeugt und fasziniert von der Dynamik, die sich gerade aus der zunächst als „heikel“ wahrgenommenen Teilnehmerzusammensetzung entwickelte: Eine Atmosphäre getragen von absoluter Offenheit, Neugier auf Anderes, gegen-seitiger Anerkennung und Respekt.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

Mit gestalten – Einmischen erwünscht

Die Initiative mu:vDEiNprojekt der JMD selbst bezieht sich insgesamt auf die Motivierung und Förderung partizipatorischer Aktivitäten von Jugendlichen. Ergebnisoffenheit, Transparenz in der Projektgestaltung und Mitsprache – inner-halb der mu:v-Initiative besteht jederzeit die Möglichkeit, sich selbst und eigene lokale Aktivitäten einzubringen. Die JMD bemüht sich insbesondere durch ihre flexiblen Projektstrukturen und lokalen Kooperationen um eine strukturelle An-erkennung und Wertschätzung der jugendlichen Aktivitäten sowie darum, dass diese Initiativen zunehmend gestärkt werden.

Innerhalb der Projektaktivitäten der Jugendlichen selbst kommt es durch Erfolg (z.B. bei der Arbeit mit Kindern und anderen Zielgruppen oder bei Präsentatio-nen) in hohem Maß zu Selbstwirksamkeitserfahrungen und einer Erfahrung, was es bedeutet, durch das eigene musikalische und organisatorische Engagement gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Beteiligung aus. Die Projektstrukturen sind in hohem Maße auf „Empowerment“ ausgelegt: Die Jugendlichen werden mit ihren eigenen Projektaktivitäten in ei-nem Austausch- und Reflexionsprozess sowohl auf professionell-fachlicher Ebe-ne als auch „peer-to-peer“ bestärkt und ermutigt. Die Erfahrungen, die inner-halb der eigenen Aktivität gesammelt werden – dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um „gute“ oder „schlechte“ Erfahrungen handelt – werden durch die zugrunde gelegte Methodik der Kompetenzvermittlung als konkrete Stärken und als Gewinn erlebbar gemacht. Idealerweise werden die gemachten Erfah-rungen so als Ressourcen auch in anderen Kontexten verfügbar. Dies motiviert die Jugendlichen im besten Fall zu weiterführender Beteiligung vor Ort und dazu, selbst weiter initiativ zu bleiben.Auch die konkrete Mitgestaltung an den Strukturen von mu:vDEiNprojekt ist stets möglich, die Runden des „mu:v-Plenums“ und die jeweiligen Arbeitsgrup-pen sind für alle Interessierten offen. Das Projekt insgesamt ist auf Anregung und unter Mitwirkung von Jugendlichen entstanden, und diese werden selbst-verständlich immer wieder in Entwicklungen, Entschei-dungen und Planungen mit-einbezogen:In regelmäßigen Abständen werden die Aktivitäten der Initiative mu:vDEiNprojekt mit verschiedenen jugend-lichen Gremien und Arbeits-gruppen in der JMD rückge-koppelt. Anfang November 2012 diskutierte das „mu:v-Plenum“ bestehend aus 20 - 30 engagierten Jugendlichen

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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ENsEMblE „blEchIMpuls“Das brassENsEMblE aus ulM

Das Ensemble blechimpuls besteht aus 12 jungen (und wilden ;-) Blechbläsern Anfang

zwanzig, die alle in Ulm und Umgebung beheimatet sind. Das Studium hat sie zum

Teil in alle Ecken Deutschlands verschlagen, jedoch treffen sie sich regelmäßig zu

Proben und Konzertprojekten. Kennengelernt haben sie sich über verschiedene

namhafte Ulmer Orchester, in denen sie wertvolle Ensembleerfahrungen sammelten.

Einige haben sich in der Zwischenzeit dazu entschlossen, ihre Leidenschaft zur Musik

zum Lebensinhalt zu machen und studier(t)en ihr Instrument. Sie alle verbindet aber

weiterhin vor allem der Spaß am gemeinsamen Musizieren und das Vergnügen an

anspruchsvoller Blechbläserliteratur unterschiedlichster Art. In ihren Konzerten bieten

sie von Frühbarock über Spätromantik und Impressionismus bis hin zu Jazz

fast alles – aber nur vom Feinsten! Außerdem sind sie offen für neue Experimente

und Konzertformate: selbst arrangierte Stücke, Projekte mit Orgel, Klavier oder

Konzertlesungen.

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

mu:vDEINprojekt-Impulse

mu:vDEiNprojekt hat intensiven Kontakt zum Posaunisten, Musikmanagement-Student in Saarbrücken und organisatorischen Leiter und Mitbegründer des Brassensembles aufgebaut – Philipp Krechlak: Viele Gespräche und Impulse bei zahlreichen Gelegenheiten, den Seminaren in Weikersheim, einem Workshop in Stuttgart und direkt vor Ort im Anschluss an das Jubiläumskonzert des Ensembles im Juni 2013.

Philipp, 26 Jahre, berichtet selbst von seinen Eindrücken und Erfah-

rungen mit mu:vDEiNprojekt:

„kennengelernt habe ich mu:v im April 2013 auf der frankfurter musik-

messe. Ich hatte eine Exkursion organisiert für meinen Studiengang

musikmanagement aus Saarbrücken und schaute mich gerade mit einem

kleinen teil unserer gruppe im Verlagsteil des messegeländes um. Der

JMD-Stand fiel mir ins Auge, weil mein früheres Schulorchester aus Ulm

über das Jeunesses-Programm die dortigen Philharmoniker als Patenor-

chester hat. Spontan entschied ich mich dazu, die bald beginnende Po-

diumsdiskussion über junge Projektmacher am JmD-Stand anzusehen.

Danach kamen wir schnell mit Johanna rudolph und nils matthiesen von

der mu:v-Initiative ins gespräch. Die beiden luden mich gleich zum

ersten Seminar in Weikersheim ein, das zwei Wochen später stattfand

und sich leider etwas mit dem Probenwochenende meines Brassensembles

blechimpuls aus ulm überlappte. mein Interesse war aber geweckt, und

so nahm ich den kleinen umweg in kauf und das halbe Seminar zum thema

‚kommunikation‘ mit. Zeitgleich war dort noch das mu:v-Plenum, welches

wir als Seminarteilnehmer ebenfalls besuchen konnten. Daran gefiel mir

auf Anhieb, dass kulturbegeisterte junge Leute aus ganz Deutschland

zusammenkamen, um gemeinsam eigene frische Ideen zu verwirklichen.

Dem konzept der mu:vDEinprojekt-Seminare stand ich anfangs etwas kri-

tisch gegenüber, vor allem, weil die gruppe so heterogen war: Schü-

ler, Laienmusiker, Studenten aus dem kultur- und musikmanagement und

angehende musiker. Ich wurde aber sehr positiv überrascht. Denn diese

Zusammensetzung ist auf faszinierende Weise ungemein fruchtbar! Alle

sind offen für neues und Anregungen von den Anderen und das gefälle

beim (musikalischen oder organisatorischen) Vorwissen spielt keine

Rolle; im Gegenteil findet ein wirklicher Austausch statt, man lernt

neue Blickwinkel kennen und erfährt Bereicherung für die eigenen Pro-

jekte, selbst in fortgeschrittenem Stadium. Die Begeisterung und das

Interesse haben mich überzeugt. Deshalb bin ich Persönliches mitglied

der JmD geworden. Ebenso wie mein ulmer Brassensemble, das ich organi-

satorisch leite. Ich bin Johanna rudolph von mu:v sehr dankbar, dass

sie zu einem unserer konzerte gekommen ist und wir danach in kleiner

runde feedback bekommen haben, auch zu organisatorischen fragen.“

klaNgvoll...

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Neugier, Vielfalt, austausch uNd MitgestaltuNg

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gemeinsam mit dem Präsidium der JMD und entwickelte gemeinsam das beste-hende Konzept weiter. Sie erarbeiteten in mehreren Diskussionsrunden verschie-dene Wünsche und Anregungen an „mu:vDEiNprojekt“, u.a. die Formate und Inhalte der Kompetenzvermittlung, die Netzwerkstrukturen allgemein sowie die Funktionalitäten der Webplattform. Das Angebot stieß auf großes Interesse, und viele neue „Peers“ konnten an diesem Wochenende als lokale Multiplikatoren gewonnen werden. Auf der Teilnehmerebene formierte sich eine neue Projekt-gruppe, und langjährig engagierte „mu:v-ler“ werden daran anschließend mit ihren vorhandenen Erfahrungen in der Kompetenzvermittlung tätig.

Ende Januar 2013 initiierte die Projektbeirats-AG von mu:vDEiNprojekt weitere Schritte in der Projektarbeit in Zusammenarbeit mit der Projektleiterin Johan-na Rudolph. Die 5-köpfige Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern aus ganz Deutschland, erarbeitete gemeinsam aktuelle Änderungen während der Projekt-phase und aktivierte ihre jeweiligen Netzwerke zur weiteren Teilnehmerakquise.

Im April 2013 erweiterte sich das „mu:v-Plenum“ um weitere an mu:vDEiNprojekt interessierte Teilnehmer, die dort ihre Interessen und Wünsche formulieren und geltend machen können. Bei jeder Veranstaltung besteht zu-dem für alle Teilnehmer Raum zum Austausch, zur Mitsprache und zur Mitgestal-tung bei der Weiterentwicklung der Initiative.

Beim mu:vDEiNprojekt-Treffen zur Zwischenevaluation der Aktivitäten im November 2013 werden darüber hinaus neue Wege und Synergien von mu:vDEiNprojekt und dem mu:v-Camp ausgelotet, das im Jahr 2014 wieder stattfindet.

mu:v – musik verbindet die beiden InitiativenIm Sommer 2014 ist es wieder so weit! Das mu:v-Camp geht in die dritte Runde. Dieses Jahr mit einigen Neuerungen, denn es hat sich einiges getan in der mu:v-Inititati-ve. Durch die Aufmerksamkeit, die die Gesamtinitiati-ve durch mu:vDEiNprojekt bekommen hat, erhoffen wir uns neue Teilnehmer und wollen den jungen Projektmachern aus mu:vDEiNprojekt die Möglichkeit geben, zu zeigen, wer sie sind und was sie machen. Der Eröffnungsabend wird musikalisch von drei Gruppen aus mu:vDEiNprojekt gestaltet, ein fröhliches Zusammenkommen im Schlosshof mit unplugged Musik von blechimpuls, Back To Road und The OW’s. Außerdem bietet das mu:vCamp einen Ort, um sich tagsüber auszutauschen, gemütlich zu-sammenzusitzen und sich über die JMD und mu:v weiter zu informieren – in der „Blauen Lagune“, dem zen-tralen Treffpunkt, ist jeder willkommen und findet seinen Platz im Camp, bei mu:vDEiNprojekt, in der Jeunesses.

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resultate, realitäten und erfolge

rEsultatE, rEalItätEN uND ErfolgE

Erfahrungen und Ergebnisse

Kommunikation und Co Beobachtungen und neue Wege

Die Kommunikationsstrategie konzentriert sich zugunsten eines Ausbaus der direkten „Mund-zu-Mund“-Propaganda auf „peer-to-peer“-Kontakte unter den Jugendlichen selbst, da sich die Begeisterung und die Motivation zur Teilnah-me am Austausch im Netzwerk auf diese Weise am authentischsten verbreitet. Zusätzlich dazu begleiten Blogs und Aktivitäten auf Plattformen wie youtube (Videos von den Projektaktivtäten etc.) und facebook diesen Prozess mit einer wachsenden Zahl an Gruppenmitgliedern und „Fans“. Darüber hinaus wird im-mer wieder bundesweit, regional und lokal an (Hoch-)Schulen, Universitäten, Musikschulen, Jugendhäusern und soziokulturellen Zentren geworben.

Es zeigt sich, dass der Begriff „Projekt“, welcher im Titel der In-itiative steckt, zu groß dimensioniert, zu an-spruchsvoll, zum Teil ne-gativ konnotiert und sehr abstrakt ist. Viele fühlen sich mit ihren unter-schiedlichsten „Vorhaben“ und „Ideen“ nicht unmit-telbar angesprochen oder identifizieren diese nicht direkt als „Projekt“. Eine Arbeit mit konkreten Bei-spielen ist hier notwendig.

Die vergleichbar eher geringe Resonanz auf die „herkömmlichen“ Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit zeigt deutlich, dass der Ausbau der persönlichen An-sprache in der Aufbauphase zielführend ist und das Teilnehmernetzwerk so aus sich selbst heraus zu wachsen beginnt. Durch das Angebot konkreter Veranstal-tungen (Seminare, Workshops, Coachings), an denen auch interessierte Einzel-personen (z.B. jugendliche Mitglieder und Jugendorchestervorstände) teilneh-men können, verstärkt sich dieser Effekt – die Begeisterung der Teilnehmer für die Idee des Erfahrungsaustauschs auf Augenhöhe untereinander wird unmittel-bar weitertransportiert. Ein wesentlicher Faktor beim Aufbau von Kontakten ist Zeit – Zeit, um Vertrauen aufzubauen, Zeit, um natürliche Skepsis zu nehmen, Zeit, um Kontinuität und nachhaltiges Engagement zu schaffen.

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resultate, realitäten und erfolge

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Zu keinem Ergebnis geführt hat die Entwicklung eines Gutscheinsystems für die Teilnahme an den Angeboten, um den Gegenwert des Angebots zu symbolisie-ren (je 100 Euro pro Angebot). Das Ermöglichen und die Kommunikation einer kostenfreien Teilnahme führte ebenfalls bei Interesse zum wiederholten Wahr-nehmen der unterschiedlichen Angebote, und es kommt dadurch jedoch weder zu quantitativen noch qualitativen Schwankungen bei den Teilnehmern und den Angeboten selbst. Ähnliches gilt für die „Spielregeln“, in denen die Teilnahme-bedingungen formuliert werden, um das Haftungsrisiko auszuschließen und die Verantwortung zu verdeutlichen: Diese werden zwar wahrgenommen und ver-standen, verhelfen zu Eindeutigkeit, sind jedoch in der Regel in ihrer Verbindlich-keit schwierig durchzusetzen und realisierbar. Beide Regelwerke wurden daher nicht angewendet, um die durch sie entstehenden „Barrieren“ zu beseitigen.

Network Quantitäten und Barrieren

Um den Einstieg in das Netzwerk und die aktive Teilnahme daran zu erleichtern, wurden konkrete Maßnahmen ergriffen und einzelne Komponenten der Initiative leicht abgeändert: Die Voraussetzung, dass ein Projekt aus mindestens drei ak-tiven Personen bestehen sollte, wurde herabgesetzt – auch interessierte Einzel-personen oder Personen mit einer ersten Projektidee können an den Angeboten (z.B. Seminar oder Workshop) teilnehmen. Die Erfahrungen zeigen, dass da-durch weiteres Engagement dieser Jugendlichen gefördert und auch die zukünf-tige Bildung von Teams begünstigt werden. Zudem werden, um die Mobilität der Jugendlichen zu unterstützen und um ihnen zu ermöglichen sich auch überregio-nal auszutauschen, Fahrtkosten bezuschusst. Ohne diese würde eine Anmeldung

kaum erfolgen.

Die lokale Vernetzung von Pro-jekten untereinander konnte eher punktuell initiiert werden. Die derzeit teilnehmenden Projekte sind im gesamten Bundesgebiet verteilt, so dass bisher nur überregionale Aus-tauschtreffen und Workshops bzw. Coachings realisiert werden konnten. Erste lokale und regionale Schwerpunkte im Main-Tauber-Kreis und in Stuttgart zeichnen sich ab. Teilnehmende Projektgruppen äußern, dass viel Interesse an einem gemeinsamen, realen Austausch mit weite-ren Projektmachern besteht, doch die effektiven zeitlichen

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resultate, realitäten und erfolge

Ressourcen neben dem bisherigen eigenen Engagement und weiteren formalen Verpflichtungen wie Schule, Hochschule oder Ausbildung gering sind. Deshalb sollen die Beratung vor Ort und das unmittelbare regionale Angebot von einzel-nen Themen-Workshops mit interessierten Teilnehmern sowie Mentoren, welche in den lokalen/regionalen Netzwerken agieren, wenn und wo es möglich ist, ak-zentuiert werden.

Weitere Gründe für die nicht eingetretene erwartete Quantität an Teilnehmer-gruppen können sein, dass aufgrund von Zeitmangel erst gar nicht viele „freie Musikinitiativen“ entstehen und viele musikalisch engagierte Jugendliche oft-mals bereits an unterschiedlichsten Stellen in der institutionellen Musikland-schaft (Musikschule, Schule, Kirchengemeinde usw.) und deren Ensembles eingebunden sind, sodass kaum Zeit für tatsächlich eigenes (organisatorisches) Engagement darüber hinaus besteht. Diesen engagierten Jugendlichen wird die Teilnahme am Netzwerk ebenfalls ermöglicht, sie wird auch begeistert ange-nommen, die zukünftige Bereitschaft zur Eigeninitiative ermutigt und bestärkt. Zudem kommt es bei den jungen Projekten zu hoher Fluktuation und rapiden Wechseln von Ansprechpartnern, sodass hier wenig Kontinuität entsteht. Hierin liegt jedoch auch eine Chance, ein funktionierendes peer-learning- System auf-zubauen, das diesen Umstand auffängt.

Kompetenzvermittlung Erfolge und Ambivalenzen

Die Angebote und vor allem auch die Formate der Kompetenzvermittlung waren sehr erfolgreich und haben sich als Pilotaktivitäten sowohl inhaltlich als auch methodisch bewährt. Die Herausforderung liegt in ihrer organisatorischen Um-setzung: Die Veranstaltungen sollten flexibel je nach Bedarfslage der Gruppen stattfinden. Dies lässt sich aus verschiedenen Gründen in den meisten Fällen nur schwer realisieren.

Langfristige terminliche Planung mit Dozenten steht den spontanen Entschei-dungen der jungen Projektmacher entgegen. Deshalb wurden die meisten Ver-anstaltungen vorab geplant und die Teilnehmerzusammensetzung folgte erst kurz vorher, meistens sogar sehr spontan.

Weite Distanzen zwischen den einzelnen Projektgruppen machen einen Aus-tausch unmittelbar vor Ort oder in räumlicher Nähe über bestimmte Fragestel-lungen nur langfristig geplant möglich. Dennoch wurde sich seitens der jungen Projektmacher oft ungern auf Termine festgelegt, die weit in der Zukunft liegen. Die Zeit für „Freiräume“ und die Neigung zu verbindlichen Zusagen zwischen Leistungsdruck, Klausurterminen und anderen Hobbys, scheint insbesondere bei Schülern und zunehmend bei Studenten knapp. Es entstanden so sehr he-terogene Lerngruppen, vor allem in Bezug auf den Stand der Erfahrungen und vorliegende Fragestellungen. Es zeigte sich jedoch, dass sich dies sogar äußerst günstig für die peer-to-peer- Methodik auswirkte und gerade dadurch – trotz al-ler Bedenken – eine besondere, unverwechselbare Dynamik entstand.

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resultate, realitäten und erfolge

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Die vier Themenfelder „Projektplanung“, „Kommu-nikation“, „Performance“ und „Social Relations“ dek-ken die Bedürfnisse und Fra-gen der jungen Engagierten gut ab. Gewünscht wurden darüber hinaus vereinzelt Kreativ-Workshops zum ge-meinsamen (künstlerischen) Brainstormen oder projekt-spezifische Inhalte für Jugend-orchester wie Stimmführung oder Notenausleihe etc.

Vor allem die Themen „Projekt-planung“ und „Kommunikati-on“ weckten das Interesse auch älterer Teilnehmer (über 26 Jah-re), oft junge Musiker auf dem Weg in die Professionalität oder Musikpädagogen. Dies zeigt, dass auch in diesem Bereich ein Bedarf nach Fortbildung besteht, der aber im Projektkontext nicht gedeckt werden konnte und auch künftig eigene Lösungenbenötigt. Hierfür sieht sich die JMD durchaus zuständig, jedoch außerhalb des Kontextes von mu:vDEiNprojekt.Der Wunsch nach „Experten“, nach erfahrenen Persönlichkeiten, ist bei den jun-gen Projektmachern sehr stark ausgeprägt. Das Verhältnis der Dozenten zum Ehrenamt steht jedoch in Kontrast zu ihren meist üblichen Honoraren, und so kam nicht immer eine Zusammenarbeit zustande. Daher wurde vor allem auf junge (jedoch nicht minder in der Projektarbeit erfahrene!) Dozenten gesetzt, die auf diesem Weg ihrerseits erste, wertvolle pädagogische Erfahrungen erar-beiten und mitnehmen können. Dies hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen, und im Nachhinein waren alle Teilnehmer vom peer-to-peer-Konzept, das vor allem auf gegenseitigem Austausch beruht, überzeugt.

Wichtig sind Multiplikatoren und bestehende Kontakte vor Ort, ohne die sich die Teilnehmerakquise sehr schwierig erweist. Die bestehenden Ressourcen des Netzwerks der JMD und der mu:v-Initiative sollten und können hierbei gezielt genutzt und weiter ausgebaut werden.

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resultate, realitäten und erfolge

Eine Vielzahl von ähnlichen Initiativen und Beratungsmöglichkeiten im soziokul-turellen und institutionellen Bereich führt dazu, dass sich die Projektmacher erst spät festlegen oder erst gar nicht melden. Hier werden Kooperationen und eine Zusammenarbeit zugunsten eines insgesamt größeren Netzwerks angestrebt und ausgehandelt.

Mit gestalten Feedback und Partizipation

In regelmäßigen Abständen trägt die Diskussion des Projektstands in unter-schiedlichen internen und externen Gremien und Arbeitsgruppen der Jeunesses Musicales Deutschland zur Evaluation und Weiterentwicklung der Projektakti-vitäten bei. Dabei handelt es sich v.a. um das aus 30 Jugendlichen bestehende „mu:v-Plenum“, welches zweimal jährlich tagt, die daraus entstandene Steue-rungs- und Projekt-AG, die sich um einzelne Teilnehmer aus den hinzugekom-menen Projektgruppen erweitert hat, sowie fachlich-professionelle Beratungen durch das Präsidium und den Generalsekretär der JMD. Zudem werden den Teilnehmern an Workshops und Seminaren (Zeit-)Räume zum Weiterdenken und Mitgestalten der Initiative gegeben – das Ergebnis des Feedbacks der Teilneh-mer zeigt, dass die Begeisterung für das innovative Angebot groß ist.

Die Erfahrung, etwas durch sein Engagement vor Ort oder anderswo zu be-wegen, ist für die jungen Projektmacher unersetzlich und von unbezahlba-rem Wert für ihre evtl. weiteren Vorhaben. Als methodischer Grundsatz von mu:vDEiNprojekt ermutigt das Wissen um die eigenen Fähigkeiten und der konstruk-tive Austausch mit anderen Erfahrenen die Teilnehmenden, ihre eigenen Ideen in die Hand zu nehmen und umzusetzen.

Eine wichtige Erkenntnis liegt zudem dar-in, dass sich junge Menschen kaum in her-kömmliche Strukturen bringen lassen. Eine Vielzahl an Möglichkeiten und Angeboten erfordert ein Höchstmaß an struktureller Flexibilität. Hierbei können lohnende neue Angebotsformen und Formate entwickelt werden. In der Konsequenz können eine Begeisterung für die Sache sowie Möglich-keiten, sich auf freiwilliger Basis einzubrin-gen und etwas mitzugestalten, zu einem längerfristigen, kontinuierlichen Engage-ment – z.B. in einem Gremium der JMD, in der Gemeinde, in einem eigenen Projekt – führen.

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perspektiven und visionen

pErspEktIvEN uND vIsIoNEN

Schlussfolgerungen und Ausblicke

Der Projektzeitraum Juni 2012 bis Dezember 2013 hat der Initiative mehr den Charakter des Explorativen, des Experiments, der Machbarkeitsstudie verliehen als den einer „Anschubphase“. Aus den Erfahrungen der ersten anderthalb Jahre Projektlaufzeit lassen sich demnach eine Vielzahl an Schlussfolgerungen zu ver-schiedenen Punkten ableiten und unterschiedliche Perspektiven entwickeln, in welchen Formen die Projektinitiative sinnvoll weitergeführt werden kann.

Projektspezifischer Ausblick Eigenständigkeit, Nachhaltigkeit und Community

Ein wesentliches Ziel der Initiative ist, dass junge Akteure in möglichst großer Eigenständigkeit und Selbstbestimmtheit eine Idee für ein musikalisches Projekt in die Tat umsetzen. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten der Projektaktivitä-ten schon vor ihrer Teilnahme einen hohen Grad an Selbstständigkeit aufzeigen und nicht unmittelbar auf „Hilfe“ angewiesen sind, sondern eher an einem Er-fahrungsaustausch und Weiterbildung interessiert sind. Oder nach Expertisen bei konkreten Fragen, meist insbesondere zur Finanzierung ihres Vorhabens, suchen. Erfahrene Projekte wiederum motivieren im Austausch untereinander andere, die erst am Anfang ihrer Idee stehen, ihr Vorhaben erfolgreich in eige-ne Hände zu nehmen. Diese sogenann-ten „Best Practices“ motivieren weiteres Engagement.

Da viele musikalisch engagierte Jugend-liche oftmals bereits an unterschied-lichsten Stellen in der institutionellen Musiklandschaft eingebunden sind (Mu-sikschule, Schule, Kirche, Vereinsarbeit, etc.), besteht oftmals kaum Zeit für ei-genes (organisatorisches) Engagement darüber hinaus – gerade hier sollten deshalb gezielt Kooperationen auch ge-rade mit diesen Institutionen ausgebaut werden, die das Angebot der Initiative nicht als Mehraufwand oder zusätzliche Belastung erscheinen lassen, sondern als Mehrwert und Gewinn, und die Ar-beit insbesondere auch in diesen Berei-chen bereichern und ggf. erweitern.

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Um die Nachhaltigkeit der Aktivitäten auch trotz zeitlich knapper Ressourcen und schnell wechselnder Zuständigkeiten der jungen Engagierten zu sichern, ist ein weiteres Ziel die ehrenamtlich wirksame peer-to-peer-Methode: Bei Musik aktivitäten vor Ort findet durch die Hereinnahme neuer und jüngerer Per-sonen eine kontinuierliche Fortsetzung statt, da vorhandenes Wissen und Know-How untereinander weitergegeben werden. Diese Methode, wie sie erfolgreich nun schon in der zweiten Folge bei den Machern des mu:v-Camps praktiziert wird, bedarf langfristiger Planung und ist deshalb bei den unterschiedlichen Pro-jekten vor Ort nur vereinzelt realisierbar, da der Weggang von Personen oftmals rasant erfolgt (vor allem im Studium ist dies der Fall, aber auch zunehmend bei Schülern, insbesondere in der Abschlussphase) und die Zeit für die Übergabe einer Aufgabe meist nicht mehr gegeben ist. Dies konnte in diesem Fall dann in den betreffenden Projekten nur noch für die Zukunft angeregt werden.Insgesamt verfolgt die JMD mit mu:vDEiNprojekt das Ziel, für die jungen Ak-teure eine wachsende Plattform zu etablieren – eine Community für engagierte junge Musiker. Dies erfordert Attraktivität und Zugänglichkeit der Verbandstruk-turen, im Idealfall von jungen Leuten für junge Leute gemacht. Hierbei ist das Vertrauen zwischen den Jugendlichen und der JMD ein wesentlicher Faktor: Der natürlichen Skepsis, die eigene Initiative könne vereinnahmt oder von außen bevormundet werden, darf kein Anlass geboten werden. Für den Prozess eines Community-Aufbaus ist ein kontinuierliches, valides Angebot in Form von Semi-naren, Workshops und Coachings – lokal und überregional – wichtig, um Glaub-würdigkeit und Attraktivität zu schaffen. Regelmäßige unverbindliche Möglich-keiten der Begegnung sollten der Begeisterung für die Sache dienen, sich dafür weiter einzusetzen und zu engagieren.

Blick in den gesellschaftlichen Kontext Jugendpolitik und Kulturelle Bildung

Beitrag des Ergebnisses zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe in der Kulturellen Bildung

Im Bereich der Kulturellen Jugendbildung trägt die bedarfsorientierte und parti-zipative Projektstruktur (ein Großteil der Aktivitäten wird von Jugendlichen der mu:v-Initiative selbst konzipiert) zu einem unmittelbaren Dialog auf Augenhöhe bei. Die jungen Engagierten werden in ihren Aktivitäten anerkannt und so auch zu weiterem gesellschaftlichen Engagement mit ihrem Projekt ermutigt. Bereits in der ersten Projektphase wird spürbar, dass das „Lehrer-Schüler-Gefälle“ übli-cher Bildungskontexte tendenziell abgelöst wird von „Berater/Mentor“-Modellen, die die Jugendlichen in ihrer Eigenständigkeit belassen und Bildungsprozesse dahingehend verstärken, dass sie (selbst-)bewusster reflektiert werden. Um die-se Unabhängigkeit der jugendlichen Aktivitäten zu gewährleisten und zu ermög-lichen, müssen Träger der Jugendarbeit umdenken: vom Macher zum Begleiter werden.

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Beitrag des Ergebnisses zur Vorbereitung und Unterstützung einer „Eigenständigen Jugendpolitik“

Die Projektaktivitäten zielen auf die Förderung informellen Lernens, dem kein Curriculum, Lehrbuch oder Raster vorgeschaltet ist wie in der Schule. Dieses erfolgt vielmehr in Handlungsfeldern, die im realen Lebenskontext der Jugend-lichen stehen, also keine abstrakten, theoretischen oder fiktiven Kontexte sind. Die bedarfsorientierten und flexiblen Angebote des Bildungsträgers (hier der JMD) dienen nicht unmittelbar dem musikalischen Inhalt, sondern der Erweite-rung kontextueller Kompetenzen, jene als relevant für das eigene Handeln, Leben und Agieren zum Einsatz zu bringen. Methodisch stehen dabei der gegenseitige Austausch, das Peer-Learning, und eine Reflexion des eigenen Handelns im Mittelpunkt: Statt probater „Rezepte“ werden eigene Lösungen gefun-den. Auch erwachsene/institutionelle Part-ner werden von den Jugendlichen auf Au-genhöhe kontaktiert. So kommt es zu Aner-kennung des Wertes und der Förderung der Eigenständigkeit der Projektaktivitäten der jungen Engagierten. Für die Jugendlichen erscheint die neue Grundhaltung gegenüber dem Lernen neu: Sie erhalten keine fertigen Rezepte oder Lösungen, sondern lernen anhand ihrer konkreten Erfahrungen und im Austausch mit Anderen. Dies erscheint zunächst einmal ungewohnt gegenüber den herkömmlichen Lernformen und erscheint von außen zunächst „von keinem konkreten Nutzen“ zu sein – doch die Ergebnisse der Pi-lotveranstaltungen zeigen, dass beim Erleben dieser neuen Form der Wertschätzung und An-erkennung des eigenen Vorhabens und des Erfahrungsaustauschs mit Gleichgesinntendie Jugendlichen hellauf begeistert sind und dies in höchstem Maß für weiter-führendes Engagement motiviert und ermutigt. Auch wenn bisher nicht die er-wartete Quantität in den Projektaktivitäten der Initiative stattgefunden hat, so weisen doch die Pilotaktivitäten durchgängig die erwartete Qualität und Wirkung auf.

Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe –Bedeutung dieser Kooperationen

Ein Erfolgsziel des Projektes ist es bereits, wenn Projektbeteiligte über den enge-ren Bereich der kulturellen/musikalischen Jugendbildung hinaus mit anderen ge-sellschaftlichen Akteuren interagieren. Die von der JMD betreuten Musikgruppen erreichen bezüglich ihrer eigenen Zielgruppen (Publikum, Teilnehmer, Öffent-lichkeitsarbeit, Fundraising) Ansprechpartner aus größeren gesellschaftlichen

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Kontexten (Erwachsenenwelten). Viele der teilnehmenden Projekte weisen lokale aber z.T. auch überregionale Netzwerkstrukturen und Kooperationspartner auf – so interagieren die Initiatoren des Schülerorchesternetzwerks „i4“ mit vier staat-lichen Internatsschulen in vier Bundesländern, das Veranstalter-Trio MucCapella vereinigt zahlreiche Chöre und Musiker in der Region München, das deutsch-pol-nische Festival 15° bringt in der Grenzregion Görlitz Partner und Jugendliche von beiden Seiten der Stadt zusammen, oder das Kindermusical „Piraten!“ in Berlin-Charlottenburg arbeitet in enger Kooperation mit der örtlichen Kirchengemeinde und kann so seine Ressourcen und Möglichkeiten um ein Vielfaches erweitern. Diesem Aspekt dienen auch die auf Verbände-Ebene abgeschlossenen und noch anzustrebenden Kooperationsvereinbarungen: Schule, Musikschule, Kirche, Ju-gendarbeit und Verein können engagierten Jugendmusikprojekten ebenso Res-sourcen zur Verfügung stellen wie sie selbst von dem Engagement profitieren.

Auswirkungen für die eigene weitere Arbeit, Anschlussfähigkeit, Erkennt-nisse zur Übertragbarkeit

Teilnehmer- und jugendorientierte Qualifikations-, Kurs- oder Projektangebote führen unter anderem zu einer Veränderung der Rollen des musikpädagogischen Handelns und zur Entwicklung der Beteiligungsstruktur im Verband. Das ehrenamtliche Mentorenprinzip und peer-learning-Strukturen aus der beste-henden mu:v- und Jeunesses Musicales-„Community“ heraus führen längerfristig zu einer Stärkung vernetzter Kommunikations- und Arbeitsstrukturen innerhalb des Verbands. In der Durchführung der ersten Seminare und Beratungen wurde dies bereits erfolgreich erprobt – „peer-to-peer“ Dozenten, junge Engagierte aus der mu:v-Initiative mit ersten Erfahrungen im Projektmanagement oder erfahre-ne Musiker aus dem Netzwerk der Jeunesses Musicales Deutschland begleiteten die Angebote und sind darüber hinaus für die Projektmacher ansprechbar.

Die Projektaktivitäten von mu:vDEiNprojekt besitzen ein großes zukunftsweisen-des Potenzial für die Erweiterung der Verbandsstrukturen der JMD. Langfristig kann es den Ausbau der JMD als ein bundesweites, in lokalen Zellen operieren-des Jugendmusik-Netzwerk bewirken, das insbesondere neben der formellen, schulischen bzw. akademistisch-curricularen musikalischen Jugendbildung den engagierten Einsatz der Jugendlichen selbst mit ihren Musikaktivitäten motiviert und unterstützt.

Integration von Kindern und Jugendlichen mit MigrationshintergrundMenschen mit Migrationshintergrund sind keine explizite Zielgruppe des Projekts und wurden nicht gezielt angesprochen. Das Merkmal „mit Migrationshinter-grund“ wird nicht speziell thematisiert, sondern alle Jugendlichen gleicherma-ßen angesprochen. In der Öffentlichkeitsarbeit innerhalb sozialer Netzwerke wie facebook zeigt sich jedoch, dass insbesondere der Slogan „Musik verbindet – mu:vDEiNprojekt“ in deutlichem Maß auch junge Menschen mit Migrations-hintergrund anspricht. In den konkreten Teilnehmerzahlen liegen bislang keine Erkenntnisse diesbezüglich vor. Das Projektleitungsteam der JMD ist – gerade auch unter dem Aspekt der musikstilistischen Offenheit der Initiative – auf die besondere Ermutigung von Interessenten mit Migrationshintergrund oder von

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Interessenten mit Projekten, die sich an Kinder und Jugendliche mit Migrations-hintergrund wenden könnten, sensibilisiert.

Gender MainstreamingDas Angebot spricht junge Erwachsene beider Geschlechter gleichermaßen an. In der Musik sind in der Regel Mädchen und Frauen nicht benachteiligt. Die uns bekannten Teams sind oft gemischt, jedoch ist zu fragen, wer die Initiative öfter ergreift und das Vorhaben vorantreibt? Bei den bereits beteiligten Projektgrup-pen ist das Verhältnis ausgeglichen, mit einer leichten Tendenz hin zu jungen männlichen Aktiven bzw. Projekt-Initiatoren. Die angebotenen Maßnahmen der Kompetenzvermittlung sprechen, so zeigt der Blick auf die Teilnehmerlisten, bis-lang eher weibliche Personen an.

Perspektiven und Handlungsempfehlungen für die JMD Drei Szenarien

Die Substanz, die mu:vDEiNprojekt über den Projektzeitraum von anderthalb Jahren erzeugt hat, gilt es zu sichern und in eine Aufrechterhaltung, ggf. eine Erweiterung dieses Projektangebots der JMD zu überführen. Je nach zur Verfü-gung stehenden Ressourcen können drei Perspektiven bzw. Szenarien entwickelt werden, die in ihrer Wirkungsweise jeweils aufeinander aufbauen: ein Szenario „Zentraler Service“, ein Szenario „Regionale Cluster“ und ein Szenario „Überre-gionale Vernetzung“. Die drei Handlungsempfehlungen resultieren aus den Er-fahrungen, die im Zeitraum Juni 2012 bis Dezember 2013 gesammelt wurden.

Szenario 1: Zentraler ServiceDie Jeunesses Musicales führt die vier Themenseminare „Projektplanung“, „Kom-munikation“, „Performance“ und „Social relations“ als Standardangebot fort. Sie werden auch bei jugendlichen Aktiven aus Jugendorchestern (z.B. jungen Orche-stervorständen) beworben,die damit modulartig die Qua-lifikation „Assistent Jugendor-chesterJMD“ erwerben kön-nen. So wird das Angebot der Kompetenzvermittlung von mu:vDEiNprojekt mit diesem speziellen Format aufrecht erhalten, und die Semina-re dienen gleichzeitig als Plattform oder „Börse“ zur Gewinnung neuer Interes-senten für die Initiative. Au-ßerdem werden die jungen Aktivkräfte in den Jugen-dorchestern im Bewusstsein von mu:v-Teams aufgebaut.

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Die JMD bietet jungen Musikinitiativen ehrenamtliche „Patenschaften“ für vorOrt-Projekte an, die durch (ehemalige) mu:v‘ler als Ansprechpartner wahr-genommen werden. Dies könnte eine interessante und „echte“ Aufgabe für insbesondere junge JMD-Mitglieder sein. Im besten Fall entwickelt sich daraus eine persönliche Mentorenschaft am Ort der mu:vDEiNprojekt-Teilnehmer. Eine entsprechende Qualifizierung und einen laufenden Erfahrungsaustausch solcher Mentoren wird in Vorbereitungs- und Fortbildungsworkshops der JMD in Weikers-heim vermittelt.

Auch das mu:v-Camp sowie ggf. weitere aus der mu:v-Initiative entstehende Aktivitäten werden synergetisch für mu:vDEiNprojekt genutzt: Das Camp wird bereits 2014 ein Forum für lokale junge Projektmacher anbieten und Auftritte bestehender Aktivgruppen präsentieren. Es eignet sich durch seine Workshop-Struktur als Fortbildungsmöglichkeit und Weitergabe von KnowHow der jungen Akteure in einem insgesamt passenden atmosphärischen Umfeld. So wird auch das mu:v-Camp selbst durch mu:vDEiNprojekt um neue Formate bereichert.

Auf diesem Wege kann sich das mu:vDEiNprojekt-Netzwerk durch punktuell ent-stehende und bestehende örtliche Gruppen, die ihren koordinatorischen Mittel-punkt in Weikersheim finden, langsam erweitern.

Mit bestehenden Personalressourcen der JMD sind Aufgaben der Steuerung, Bündelung und Planung leistbar: Das FSJ Kultur stellt einen unmittelbaren Peer-Ansprechpartner dar, für den Anfragen, Anmeldungen, Terminkoordinationen, regelmäßige Informationsleistungen und Website-/Facebook-Pflege eine attrak-tive Aufgabe sein können; das Referat Mitgliederkommunikation und die Kurse-Koordination durch die Musikakademie übernehmen weitere Aufgaben. Nicht zu unterschätzen ist das ehrenamtliche Engagement von mu:v‘lern, Mentoren, Mit-gliedern des aktiven mu:v-Plenums und des jeweils aktuellen mu:v-Camp-Teams. Finanzielle Ressourcen kann die JMD, unterstützt durch fallweise eingeworbene Spenden und Stiftungsmittel, bereitstellen.

Szenario 2: Regionale ClusterAufbauend auf der beschriebenen zentralen Ressource werden einzelne mu:vDEiNprojekt-Netzwerke mit jeweils regionalem Fokus etabliert. Gezielt wer-den Spots aufgebaut, z.B. in Ballungsräumen oder unter Nutzung von Strukturen im ländlichen Raum, insbesondere dort, wo noch keine ähnlichen oder alternati-ven Angebote existieren. Örtliche „mu:v-Stützpunkte“ werden in enger Koopera-tion mit institutionellen Partnern vor Ort etabliert. In Frage kommen hierfür z.B. Musikschulen, soziokulturelle Zentren oder Einrichtungen der Jugendarbeit.

Für Landesverbände der JMD sind die Koordinierung, Kommunikation und Ver-anstaltung regionaler oder lokaler Workshops oder Coachings unter Umständen attraktive Aufgaben, die einerseits überschaubar, andererseits stark profilbil-dend sind. Zudem besteht die Möglichkeit, auch auf Landesebene Fördermittel für eine Aktivität wie mu:vDEiNprojekt einzuwerben. Regionale Cluster bieten eine gute strukturelle Voraussetzung, den im Konzept

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der Initiative verankerten direkten Erfahrungsaustausch der Jugendlichen unter-einander zu realisieren. Räumliche Nähe bedeutet geringe Kosten- und Zeitauf-wände, um Coachings und andere Formate mit gegenseitigem Teilnehmer-Input zu ermöglichen, Begegnungen der Jugendlichen untereinander zu fördern und individuelle Mentoren zu betreuen. Damit kann auf kleinem Raum – nämlich jeweils innerhalb der Teilnehmer-Cluster – das intendierte Gesamtkonzept der Initiative mu:vDEiNprojekt wirksam werden. Freilich werden die Maßnahmen den jeweiligen lokalen Gegebenheiten angepasst, so dass der jeweilige Nutzen für die Teilnehmer und die beteiligten Partner individuell formuliert werden kann.

Die JMD kann im Generalsekretariat dafür mehr Kapazitäten vorhandener Mitar-beiter einsetzen und ausreichend finanzielle Mittel auf externe Expertise von Do-zenten, Kommunikationsagenturen, Schulungen, Meetings und Evaluationen ver-wenden. Eine zusätzliche Teilzeitstelle wäre mindestens erforderlich. In den be-teiligten Landesverbänden muss jeweils ein (ehrenamtliches) Vorstandsmitglied die verantwortliche Zuständigkeit für mu:vDEiNprojekt übernehmen und der Lan-desverband darin einen Schwerpunkt seiner Aktivitäten definieren. „Stützpunkte“ steuern eigene institutionelle Ressourcen bei. Nach wie vor spielt ehrenamtliches Engagement von Mentoren und Projektteams selbst eine große Rolle. Aufgrund geringer Aufwendungen für Mobilität sind geringe Teilnehmerbeiträge vorstellbar. Die Mobilisierung lokalen Fundraisings kann einen solchen Deckungsbeitrag bei gleichzeitigem Zusatznutzen für die jugendlichen Projekte erleichtern.

Szenario 3: Überregionale VernetzungAuf den in der Praxis erfolgreichen lokal-regionalen „Prototypen“ beruhend, wird die Initiative mu:vDEiNprojekt auf der Modulebene von Szenario 2 zu einem „skalierbaren“ Projekt entwickelt, welches je nach Beteiligungsvolumen dort, wo es Anwendung findet, auch voll umfänglich funktioniert. Grundlage dafür wird das Funktionskonzept des „social franchising“. Die zentrale Aufgabe der JMD erweitert sich um die Erarbeitung einer „kopierba-

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ren“ Struktur für mu:vDEiNprojekt und vor allem eine verbindliche Methodik, wel-che die Umsetzung der Idee der Autonomie der Jugendlichen und dem Zurücktre-ten der organisatorischen Träger in eine Rolle als Ermöglicher, Berater und Coach sicherstellt. Hierfür wird Informations- und Schulungsmaterial erarbeitet, ggf. Schulungen auch zentral bzw. in Ägide der Landesverbände angeboten. Aufga-ben und Zuständigkeiten der beteiligten Partner und Ebenen werden in einer kla-ren Vereinbarung definiert, die auch Instrumente der Qualitätssicherung umfasst.

Über die Landesverbände und die mu:v-Zentrale beim Generalsekretariat der JMD werden cluster-übergreifende Strukturen von Öffentlichkeitsarbeit, Kom-munikation und partizipativen Möglichkeiten der internen Projektsteuerung ge-währleistet. Es können neben regionalen Netzwerk-Clustern auch überregionale inhaltliche Erfahrungsaustausch-Strukturen gebildet werden (z.B. aller Kammer-musik-Projekte oder aller Songwriter-Projekte usw.). Kooperationsabkommen auf Bundes- und Landesebene mit Verbänden von Institutionen erleichtern die Durchführung und Akzeptanz lokaler mu:v-Projekte. Die mu:v-Initiative wächst zu einer neuen Mitglieder- bzw. Teilnehmerstruktur der JMD heran und verändert deren korporativen Charakter, indem – abgesehen von aktuellen Bindungsstrukturen – lokale „Stützpunkte“ der JMD zunehmende Flächenabdeckung erzeugen.

Zur Umsetzung dieser Vision ist mindestens eine Vollzeitstelle im Generalsekre-tariat erforderlich, zudem sollte auch auf der Ebene engagierter Landesverbän-de die Möglichkeit zur substanziellen Mittelakquise für hauptamtliche Mitarbei-ter realistisch sein. Aus einer höheren Gesamtbeteiligung junger Menschen in den Projekten können mehr und qualifiziertere Peer-Learning-Events abgeleitet werden; in wenigen Jahren können mehr Ex-mu:v‘ler ehrenamtliche Mentoren-funktionen wahrnehmen, die auch die Zahl der Persönlichen Mitglieder der JMD signifikant vergrößern.

Durch eine größere Quantität können sowohl die projektinternen Aktivitäten durch bessere Auslastung effizienter angeboten werden als auch sinnvolle ex-terne Agentur- und Dienstleistungen beauftragt werden, etwa für Prozesse der Öffentlichkeitsarbeit, Workshoporganisation, Website-Betreuung usw.

leitende grundsätzeWesentliche Orientierungen der Initiative „mu:vDEiNprojekt“ müssen stets die Leitlinie aller Maßnahmen, Strukturen und Entwicklungen bleiben:

Subsidiarität: Im Zentrum steht die Förderung der jungen Musikmacher vor Ort. Was die Jugendlichen selbst machen können, muss nicht ein Anderer machen. Die konkreten Aktivitäten und Projekte laufen vor Ort und damit dezentral. Alle auf höherer Ebene zu erbringenden Aktivitäten, sei es seitens eines „Stütz-punkts“, eines Landesverbands oder des Generalsekretariats, dienen der Unter-stützung und Förderung sowie der Sicherung von Einheitlichkeit, Nachhaltigkeit, Qualität und Erfolg.

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Partizipation: Jugendliche gestalten ihre Arbeit so weit es geht selbst. Hilfestel-lung durch Dozenten, Mentoren, Coaches, Partner, Stützpunkte und andere Strukturen wird nicht zur Manipulation durch Abhängigkeit genutzt. In allen Ebe-nen des Projekts sind Jugendliche zur Mitgestaltung eingeladen. Jede Evaluation muss die Teilnehmer nach ihrem individuellen Erfolg fragen.

Innovation: Die JMD will durch diese Form der „Basisarbeit“ am Puls der Jugend sein. Es entsteht ein permanenter Diskurs über Veränderungen in Inhalt und For-men. Es braucht eine latent permanente Bereitschaft zum Weiterlernen. Experi-mente müssen erlaubt sein, Sicherungsmechanismen auch, aber gelegentliches „Scheitern“ ebenfalls. Ob „mu:v“ ein Projekt in der JMD bleibt, oder dereinst „die JMD“ sein wird, muss ein offener Prozess bleiben.

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mu:v – IMMEr IN bEwEguNg blEIbEN

schlusswort

Die JMD wurde 1951 von jungen Musikstudenten ins Leben gerufen und hat über 60 Jahre hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Vitalität verloren. Der ge-heime Jungbrunnen ist darin zu suchen, was unsere heutige junge Generation in dem Kürzel „mu:v“ als ihrem den Kern treffenden Name formuliert hat: „Musik verbindet“ – und natürlich auch die Menschen, die sich in der JMD zusammen-finden; und „move“ – „in Bewegung bleiben“, offen sein für Chancen, reagieren auf Veränderungen, agieren und proagieren, um unsere Ideale im Wirkungskreis „Mensch – Musik – Gemeinschaft“ zu realisieren. Die JMD war immer schon der Ort, wo musikalisch ambitionierte, überdurchschnittlich engagierte Leute einen Mittelpunkt, Mitstreiter und ihre Plattform finden konnten, um ihre Vorstellun-gen, Visionen und Konzepte in diesem Sinne zu verwirklichen.

Mit der Initiative „mu:v“ ist gegenwärtig ein frischer Wind spürbar, den die jun-gen Aktiven entfacht haben. Wir sind froh, dass wir 2008 wieder einmal die Tü-ren dafür geöffnet haben, dass jugendliches Engagement und junge Ideen sich in der JMD nachhaltig artikulieren, formieren und auch ausprobieren können. „Die Jugend von heute“ hat das Zeug sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen; „mu:v“ gibt uns die Hoffnung und zugleich die Gewissheit, dass junge Menschen aus dem Spannungsverhältnis zwischen Konsumverhalten, Fer-tigprodukten, Full-Service und Allmachtsversprechungen der Werbung auf der einen Seite und Alltagserfahrungen wie Fremdsteuerung, Aussichtslosigkeit oder „Null Bock“ auf der anderen Seite eine konstruktive Energie ziehen können, die sich in sinnvollen kreativen Aktivitäten und in telligenten Lösungen äußern kann – wenn man sie lässt. Aber nicht im Sinne von „sich selbst überlässt“, sondern im Sinne einer Selbsterprobung am „Ernstfall“ und ausgestattet mit einer weit reichenden Zusage von Kompetenzvermittlung und Absicherung.

Es ist diese Art von „Kredit“ – ein Vertrauensvorschuss –, den junge Menschen brauchen, und nicht unbedingt einen „Blankoscheck“, um sich als willkommene und wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft zu erleben, einer „Bürgergesell-schaft“, die dann lebenswert wird, wenn sie auf das ideelle Potenzial, auf die Träume und auf die Kräfte jedes Einzelnen setzt und vertraut. Es sind diese Mo-tivationen, die vom Egomanen zum „nützlichen“ Mitglied der Gesellschaft füh-ren, und die Musik ist hierfür ein im mehrfachen Sinne ideales Feld, auf dem die Saat für ein besseres Leben aufgehen kann.

Die Initiative „mu:vDEiNprojekt“ selbst ist der Beweis dafür, dass junge JMD-Aktive nicht nur an sich selbst und ihre momentanen eigenen Chancen denken – eine freilich legitime und wichtige Motivation –, sondern eine Vorstellung von der

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Modellhaftigkeit ihres lokalen Handelns für globalere Systeme formulieren: die Verant-wortung für das Gelingen des eigenen Musikprojekts als eines Mehrwerts für das damit adressierte Umfeld, seien es andere Projektbeteiligte oder ein Publikum; und auch die Verantwortung, selbst gemachte Erfahrungen und erworbene Fähigkeiten in einem Netzwerk auch Anderen zur Verfügung zu stellen, bis hin zu dem Bewusstsein, durch ihre Initiative auch die Ideal-Gemeinschaft der Jeunesses Musicales wachsen zu lassen und das Vertrauen in sie zu mehren.

„mu:v“ und insbesondere „mu:vDEiNprojekt“ ist für die JMD als Organisation, und das heißt: für die professionell Verantwortlichen wie auch für die Akteure unserer sonstigen Aktivitäten eine Herausforderung: sich einem offenen Dialog mit der musikalischen Ju-gend zu stellen und dabei auf andere Kommunikationsstile einzugehen; zu sondieren, was die Vorstellungen, Bedürfnisse, Wünsche und Träume unserer Zielgruppen aus-macht; ihnen einen Freiraum zu schaffen, in welchem sie sich selbstbestimmt, aber mit einem gewissen Rückhalt und Schutz der Umsetzung ihrer Ideen widmen können; und sie einzubeziehen in die Aktualisierung und Fortentwicklung auch unserer bestehenden Angebote, bis hin in die Beteiligung an Gremien – im gerade neu gewählten Präsidium etwa ist „mu:v“ mit zwei Köpfen vertreten. Es sind diese engagierten jungen Köpfe, es sind diese Leistungsträger, die unser Musikleben, ja unsere Gesellschaft positiv verän-dern können; es sind diese Idealisten, welche die JMD auch in Zukunft und vermehrt in den Reihen ihrer Mitglieder wissen möchte; und es sind deren immer wieder junge Musikprojekte, mit denen an immer mehr Orten das Anliegen der JMD sichtbar werden kann.

Deshalb hat das Präsidium der JMD bei seinen Überlegungen zu einer „Vision JMD 2020“ der Initiative „mu:v“ und deren Projekten den Rang eines strategischen Schwer-punkts gegeben und versucht, entsprechende Ressourcen zu mobilisieren. Insofern sind wir dem Bundesjugendministerium und allen Förderern, die die innovative Kraft dieses Projekts erkennen, dankbar. Vor allem das Potenzial, mit „mu:vDEiNprojekt“ in die Breite zu wirken und neue Strukturen aus aktiven persönlichen Verbindungen her-aus gestalten zu können, zeigt eine interessante Zukunftsperspektive auf, die übrigens auch in unserem internationalen Netzwerk Interesse, Anerkennung und Beachtung findet.

Mit „mu:v“ kann viel Bewegung in die musikalische Jugend Deutschlands kommen.

Daniela StorkPräsidentin Jeunesses Musicales Deutschland

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AnhAng

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Bildnachweise

Einzelnachweise:S. 22: Piraten!S. 23 unten: Piraten!S. 24 links: BrasserieS. 25 links: blechimpulsS. 25 rechts: The OW’sS. 26 oben links: Martin KirmseS. 26 rechts: SajulS. 27 links: JWPSS. 27 rechts: Piraten!S. 30/31: JWPSS. 38/39: ARTWHYS. 46: blechimpulsS. 61: The OW’s

Alle anderen Fotos: © JMD (Jeunesses Musicales Deutschland)

Quellennachweise

Informationen zur „Eigenständigen Jugendpolitik“ (1) allianz-fuer-die-jugend.de/ueber-uns/Einleitung/440/ Stand: 12.11.2013(2) bmfsfj.de/BMFSFJ/Kinder-und-Jugend/eigenstaendige- jugendpolitik,did=176144.html Stand: 12.11.2013(3) bmfsfj.de/BMFSFJ/kinder-und-jugend,did=176152.html, Stand: 27.11.2013

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mu:vDEiNprojekt – mit diesem bundesweit ausgerichteten Konzept hat die junge Initiative „mu:v – musik verbindet“ der Jeunesses Musicales Deutschland neue Wege beschritten. Wie werden junge Musiker bei der Umsetzung eigener Projekte und Ideen am besten unterstützt? Ein Netzwerk von jungen Musikprojekten ist daraus entstanden – ob Klezmertrio, Kammerorchester oder Kindermusical: Alle können bei Workshops, Coachings und Seminaren in Fragen rund um die Organisation ihrer Vorhaben vom Austausch untereinander profitieren. Diese Publikation bietet einen spannenden Einblick in Zielsetzungen und Aktivitäten, Erfahrungen, Ergebnisse und Perspektiven aus dem Projektzeitraum 2012–2014.

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