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I{ETJE aa BLATTtrR FUR POLITIK LIND KULTLIR 8.Jhg. Nr. 1/1.2013 (85) Drei kön igstreffen 201 3 Das DreikÖnigstreffen der FDP war in der Vergangenheit (fast) immer ein Beweis für die Geschlossenheit dieser Partei. Diesmal - 14 Tage vor der Landtagswahl in Niedersachsen - ging alles daneben. Die Reden von Niebel, Brüderle und Rösler zeigten, wie zerstritten diese FDp zurzeit ist, Niebel, Dirk (seit dem 6.1.2A13,,Brutus") forderte ein neues Führungsteam, was wohl bedeutet, dass Rösler sein Vertrauen nicht mehr hat. ,,So wie jetzt känn es mit der FDP nicht weitergehen!" wird Niebel in den Medien wörflich ziiiertt Brüderle, Rainer lobte zunächst die Verdienste des Vorsitzenden, lies aber zugleich keinen Zweifel daran, dass er natürlich zur Verfügung stände, wenn man ihn riefe. ,,lch weiß, ich bin nicht alleine, Sie werden mit mir kämpfen!" So wird Brüderle in den Medien wörtlich zitiert. Grossspurig teilte er den Zuhörern im Saal und den Fernseh- zuschauern bei ,,Phoenix" mehrfach mit: ,,Die FDP hat die CDU besser gemacht!,, Rösler, Philipp, Noch-Vorsitzender der FDP, der sich diese Reden seiner Vorredner anhören musste, sitzt regungslos da. ln seiner darauffolgenden Rede enruarteten die Zuhörer eine kämpferische Rede, in der er seine Wahlkampfpläne mitteilen würde. Stattdessen folgte'eine wolkige Rede zum Thema ,,Freiheiten" - die ,,Freiheit von Armut" fehlte dabei. Es ist lange her, dass es in der FDP auch einen sozial-liberalen Flügel gab, der es möglich machte, dass die SPD mit der FDP koalierte, bis Genscher-unO Lambsdorff die Sozialliberale Bundesregierung scheitern ließen und die FDp sich der CDU an den Hals schmiss! viele - verlorene - Jahre der Regierung cDulcsu/FDp folgten. Man kann den Liberalen nur wünschen, dass sie sich in den nächsten 4 Jahren neu formieren und vielleicht wieder eine seröse partei werden. Rösler hat ein hartes Erbe von Westenrvelte übernommen - aber er hat es ange- nommen. Er war der falsche Kandidat zur falschen zeitl Das passiert Vereinen, Verbänden, Gewerkschaften und parteien manchmal. p.n.

Neue Blätter 1-2013

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Page 1: Neue Blätter 1-2013

I{ETJEaa

BLATTtrRFUR POLITIK LIND KULTLIR 8.Jhg. Nr. 1/1.2013 (85)

Drei kön igstreffen 201 3

Das DreikÖnigstreffen der FDP war in der Vergangenheit (fast) immer ein Beweis fürdie Geschlossenheit dieser Partei.Diesmal - 14 Tage vor der Landtagswahl in Niedersachsen - ging alles daneben.Die Reden von Niebel, Brüderle und Rösler zeigten, wie zerstritten diese FDp zurzeitist,

Niebel, Dirk (seit dem 6.1.2A13,,Brutus") forderte ein neues Führungsteam, was wohlbedeutet, dass Rösler sein Vertrauen nicht mehr hat. ,,So wie jetzt känn es mit derFDP nicht weitergehen!" wird Niebel in den Medien wörflich ziiiertt

Brüderle, Rainer lobte zunächst die Verdienste des Vorsitzenden, lies aber zugleichkeinen Zweifel daran, dass er natürlich zur Verfügung stände, wenn man ihn riefe.,,lch weiß, ich bin nicht alleine, Sie werden mit mir kämpfen!" So wird Brüderle in denMedien wörtlich zitiert. Grossspurig teilte er den Zuhörern im Saal und den Fernseh-zuschauern bei ,,Phoenix" mehrfach mit: ,,Die FDP hat die CDU besser gemacht!,,

Rösler, Philipp, Noch-Vorsitzender der FDP, der sich diese Reden seiner Vorredneranhören musste, sitzt regungslos da.ln seiner darauffolgenden Rede enruarteten die Zuhörer eine kämpferische Rede, inder er seine Wahlkampfpläne mitteilen würde. Stattdessen folgte'eine wolkige Redezum Thema ,,Freiheiten" - die ,,Freiheit von Armut" fehlte dabei.

Es ist lange her, dass es in der FDP auch einen sozial-liberalen Flügel gab, der esmöglich machte, dass die SPD mit der FDP koalierte, bis Genscher-unO Lambsdorffdie Sozialliberale Bundesregierung scheitern ließen und die FDp sich der CDU anden Hals schmiss!viele - verlorene - Jahre der Regierung cDulcsu/FDp folgten.

Man kann den Liberalen nur wünschen, dass sie sich in den nächsten 4 Jahren neuformieren und vielleicht wieder eine seröse partei werden.Rösler hat ein hartes Erbe von Westenrvelte übernommen - aber er hat es ange-nommen.Er war der falsche Kandidat zur falschen zeitlDas passiert Vereinen, Verbänden, Gewerkschaften und parteien manchmal.

p.n.

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Dr. Frank-Walter SteinmeierVorsitzender der SP D-Bundestagsfraktion

HerrnPaul NeumannBardenweg I21435 Stelle

Postanschrift: 1 101 I BerlinTel.: 030 - 227 75009/tgtT1Berlin, 20. Dezember Z01Z

Am 19.12.2012 verstarb der frühere Fraktionsvorsitzendeund Bundesminister der Verteidigung und Vorsitzendeder FES

Dr. Peter Struck

im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt.

ln seiner Mitteilung an Paul Neumann nahmFrank-Walter §teinmeier zum Tode von peter StruckStellung.Wir drucken diese Würdigung in voilem Worflaut ab.

Lieber Paul,

mit Bestüzung und Erschütterung haben wir vom plötzlichen Tod unseres ehemaligenKollegen, Verleidigungsministers, Fraktionsvorsitzenden und Freundes peter Struckerfahren. Er lässt uns in tiefer Trauer zurück.

Wir verlieren einen großen Politiker der Bundesrepublik Deutschland, einen leiden-schattlichen Sozialdemokraten, einen engen Weggefährten und Freund, einen Men-schen voller Herzenswärme, Humor und Lebensklugheit.

Zweimal wurde Peter an die Spitze der Fraktion gewähtt, als einziger Fraktionsvorsit-zender seit Gründung der Bundesrepublik. Sein groBes Vorbild war ,,Onkel" HerbertWehner, von dem er immer voller Respekt ezähtte. Aber in den insgesamt acht Jah-ren im Arnt hat Peter auch eigene Maßstäbe gesetä. Er lenkte diä Fraktion sicherdurch schwieriges Fahrwasser, gab klaren Kurs vor und sorgte sich doch stets darum,dass alle mit an Bord biieben. Damit enffarb er sich in der FäXtion hohe Anerkennung.Vielleicht war er sogar der beliebteste Vorsitzende, den die Fraktion je hatte.

Anerkennung enrarb er sich auch als Verteidigungsminister. ln der deutschen Vertei-digungspolitik hat er bleibende Spuren hinterlassen. Und in der Truppe genoss er ho-hes Ansehen, das ri'rit echter Zuneigung verbunden war. Bis zuletzt wuide unter Sol-daten voller Respekt über ihn gesprochen, und manch einer hat ihn sich ins Amt zu-rück gewünscht.

Gerade erst, am vergangenen Montag, hat die Friedrich-Ebert-Stiftung peter zumzweiten Mal zum Vorsitzenden gewähtt. Peter hat dieses Amt mit Freude und Leiden-schaft ausgefüllt. Er stand auch ohne Bundestagsmandat noch mitten im politischenLebery. Urn so fassungsloser macht uns sein plötzlicher und völlig unenryarteter Tod.

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Was Peter aber vielleicht am meisten auszeichnete, das ist die Sympathie, die er sichbei den Bürgerinnen und Bürgern ennrorben hat. Ohne Zweifel war er einer der belieb-testen Politiker im Land. Die Menschen mochten seine Echtheit, seine Geradlinigkeitund seine klaren Ansagen. Sie sahen, dass er sein Leben bis zuletzt in den Diensi d"tDemokratie gestellt hat: Oft auch über die Grenzen der eigenen Belastbarkeit hinaus.Dafür sind wir ihm zutiefst dankbar.

Mit unseren Gedanken sind wir bei seiner Frau Brigitte, seinen Kindern und seinenEnkeln

Wir werden Peter vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Die Trauerfeierwird gehalten am Donnerstag, dem 3. Januar2O13, um 19.00 Uhr inder Kirche St.-Marien, Pastorenstraße 2 - 4,2}SZS Uelzen.

Die Beisetzung findet im engsten Familien- und Freundeskreis statt.

Anstelle von zugedachten Blumen und Kränzen bittet die Familie im Sinne von PeterStruck um eine Spende an das Soldatenhilfswerk der BundeswehrBankverbindung: Postbank Köln, Konto-Nr.: 190 ss 03, BLZ 3To 100 s0Stichwofi: "Peter Struck"Diese Spende kornmt den im Einsatz geschädigten Soldaten und den Hinterbliebenender im Einsatz ums Leben gekommenen Soldaten zugute.

Mit stillem Gruß

kqr,r-UfiJ*fuur-,

Kon dolenzansch rift : (Witwe)

Brigitte Strucklmmenweg 4729525 Uelzen

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FRITZ ELSASSohn eines Fabrikbesitzers, am aL, luli ßgo in Cannstatt geboren, madtte sidtnadt dem iuristisdten Studium bald durch seine unrr*iidliche Tätigkeit imD ienst der öff entlidten V eru altun g b ekannt.Er asar zwei !ahre lang r Bürgermeister oon Berlin, rourde :.gj3 aus diesemAmt entlassen und sdtliefili&r einige Monate oor Kriegsende- im Konzen-tr ati onslager 5 adtsenhaus en ermor det,

DasVersdrwörertum war in seiner Natur nicht angelegt; er war ein Mann konkreter undnüchterner Sachlichkeit. Gewiß mangelte es Fritz Elsas nicht an der politischen Leiden-schaft, Familientradition hatte ihn früh schon än den demokratischen Kreis seiner schwä-bischen Heimat herangeführt. Dodr der Sinn seines Lebens suchte nicht die Teilhaber-schaft an der politischen Madrt, sondern die Ordnung der guten Verwaltung und die Un-antastbarkeit des Rechtes im Staate. Der frühe Jugendtraum hatte die Wissenschaftenerstrebt, er hat ihn nie verlassen. Denn als der erst sechsunddreißigjährige Stuttgarter'Stadtrechtsrat r.9z6 Vizepräsident des Deutschen Städtetages und. agSt- Erster Bürger-meister in Berlin geworden, blieb die Arbeit von bedeutenden Studien über die wirt-sdraftsredrtlidre, über die soziale Seite der Gemeindepolitik begleitet.

Das Iahr ag53 zerbrach den Mann, um seiner jüdisdren Herkunft willen, das öffentlicheWirken. Aber das Jahrfünft im Städtetag hatte ihm, auf der politischen Reclten wieLinken, nicht nur Respekt, sondern auch viel vertrauensvolle menschlidre Kameradschaftgebracht, daß er für das Bewußtsein derer, die auf die Wendung warteten, imliter gegen-wärtig war. Dies empftnden zu dürfen, tröstete in den Jahren der Verdüsterung - dasPlanen und das Entwerfen für dai Nachher würde also doch noch sinnvoll sein.

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Er war über die Gefährdung seiner Existenz ohne lllusion. Zwarhatte eine mehrmonatigeVerhaftung iun Iahre agi7, die ihn, der Auswanderer beriet, zur Strecke bringen wollte,nicht die gewünsdrte Folge - es gab nodr ,,Richter in Berlin". Aber wie lange noih? EinigeMonate nach seiner zweiten Verhaftung, die Anfang Augu st rg44 erfolgte, fandenFreunde ih dem leeren Hause - die Familie war sdron in die Sippenhaft versctrleppt -unter den einer schlampigen Haussuchung der Gestapo entgangenen Papieren einenVermerk für die Gattin, an wen sie sich bei seinem Verschwinden als Berater haltenmöge: Goerdeler, Popitz, Zarden, Heuss,

Theodor Heuss, der gemeinsam mit Eberhard Wildermuth den engen schwäbischen undpolitischen Freundeskreis bildete, hat später'rnanclhmal yon seinen letzten Berliner Unter-haltungen mit Elsas erzäh1t - er war selber im August :.:g45 nach Süddeutsdrland ver-zo8en. Nach einer Bespredhung mit Goerdeler, um dessen Vertrautheit mit dem Freunder wußte, bat Heuss, ein etwas geräuschloseres Verfahren zu empfehlen; er sei von einemihm nur wenig bekannten, sicher ebenso anständigen als politisch unbrauchbaren Men-sdren auf dessen Pläne angespro&ren worden. Elsas habe gelactrt: ,,Du hast vielleicht

Nie wieder NationalsozialismusWir haben uns vorgenommen, in jeder Ausgabe über einen Menschen zu berichten, der im Widerstandgegen den deutschen Faschismus - den Nationalsozialismus - sein Leben verlor.

Heute gilt unser Gedenken Fritz Elsas.

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Frifz. Elsas ( " 1 1 .Juli 1890 f 4.Januar 1945 )

recht. Aber der ganz geräuschlose Motor ist noch nicht erfunden, und heute ist Goerde-

lers Haß der Motor gegen die Bedenklidrkeiten." Dagegen sei nun kaum etwas einzu-

wenden gewesen

Nach dem Fehlschlag des zo. ]uli erschien Karl Goerdeler vor dem Elsasschen Hause im

Dahlemer Patschkauer Weg, wo er so oft geweilt hatte. Es ist nidrt wahrscheinlich, daß

er in diesem Augenblick wie sonst ein sehr willkommener Gast gewesen ist, wenigstens

,,ob1ektiv", aber sublektiv wurde er freundschaftliih aufgenommen - sowohl am 27. wie

am 3;1. Iuli; ein anderes Verhalten hätte Elsas'menschlicher Honorigkeit widersproc}en.

Der Gleichklang der Gesinnung hatte in jenen Jahren immer Gefahr bedeutet, wieviel

mehr in der Stunde der Bewährung. Ein späteres Wort von Frau Elsas sagt, daß sie ,,sehr

unbekümmert waren und einmai im Garten auf und ab gingen". Verschwörervon

innerer Anlage pfl egen so etwas wahrsdreinlidr ni&t zu tun. Man vermutet, daß Goerdeler

bei sold'rer Gelegenheit von der Na&barschaft erkannt wurde. Damit war aud.r über das

Schid<sal von Fritz Elsas entschieden.

Ein Gerichtsverfahren ist gegen ihn nicht durchgeführt worden. Offenbar haben alle Miß-

handlungen und endlosen Verhöre von ihm, der heftig sein konnte, aber in allen kriti-schen Augenblicken sein starkes Temperament moralisch zu regulieren verstand, nidrts

für Prozesse Ergiebiges zutage fördern können. Und gegen einen Mann iüdischer Her-

kunft eine Anklage wegen ,,menschlicher Treue" zu erheben, ging wohl nicht an.

Daß die gar,:rze Familie sich in Sippenhaft befand, erfqhr er nicht. Ende Oktober gelang

es ihm, ein Sihreiben aus dem Berliner Gestapo-Gefängnis in der Lehrter Straße heraus-

zuschaffen - Freunde, die in das verlassene Haus eindrangen, fanden es im Briefkasten.

Wer es dorthin gebracht, ist unbekannt, Der Brief. ist mit der linken Hand mühsarn

geschrieben, die ,,Eiterherde" auf der rechten, offenbar Folgen der Torturen, seien aber

in Rückbildung, Ein sorgendes Fragen nach dem und dem, und wie es im Garten aussehe

und ob Kohlen im Hause seien? Er wünscht ,,Kraft und Gesundheit, mit dem Alltagfertig zu werden". {Jnd dann kommt die Meditation: ,,Aber irgendwelche neuen undunbekannten Ansprüche stellt die Zert wohl immer an neue Menschen. Hölderlins Briefean Diotima zeigen, wie im Leiden und im Leid der Mensch trotz ailem an Kraft undStärke zu gewinnen vermag. Auch leidende Liebe ist ein soldrer Kraftquell." Das Wortkonnte jene, die es suchte, nicht finden.

Ende Dezember wurde Efitz E1sas im KZ Sachsenhausen eingeliefert und von dort no*reinmal für einen T ag zu einem .Verhör nach Berlin abgeholt. Im ,,abgekürzten Ver-fahren" hat ihn die SS dann am 4. Januar ag45 auf dem sogenannten Industriehof inSachsenhausen einfach erschossen.

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Namen und Daten

05.01 .1956

06 01 1913

10.01 .1947

16.01.1940

17 01 .1952

22.01 1963

23"A1 1976

24.01.1943

27 .01.1945

28 U 1903

17 .01.1921

30.01 .1933 Beginn der Ns-Diktatur: Hitler von Staatspräsident Hindenburg zumReichskanzler ernannt

Dr' Frank-Walter Steinmeier, MdB, Vorsitzender der Bundestags-Fraktion,Vizekanzler a. D., ehem. Stv. Parteivorsitzender, Bundesminister desAuswärtigen Amts a.D., ehem. chef des Kanzleramtes

Martin Hirsch in Breslau geboren; Vorsitzender der ASJ 1gB0-19g6, ab1 986 Ehrenvorsitzender. Md B 1 961 - 7 1 , stv. Vorsitzender der SpD-Bundestagsfraktion '1966-71 ; am 12.4.1992 in Berlin gestorben

Peer Steinbrück, MdB, ehem. stv. Parteivorsitzender, Bundesminister derFinanzen a.D., ehem. Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen

Franz Müntefering, MdB, ehem. Parteivorsitzender, Vizekanzler a.D.,Bundesminister a.D., ehern. Generalsekretär, ehem. Vorsitzender derBundestagsfraktion, ehem. Landesvorsitzender NRW

Elfriede Eilers, ehem. MdB, ehem. Mitglied pV und präsidium, ehem.M itglied der Ko ntrollkommission, 1 97 2-1990 stel lvertretende Bundes-vorsitzende der Arbeitenvo h lfa h rt,

Michael Sommer, Vorsitzender des DGB

Deutsch-franzÖsischer Freundschaftsvertrag von Charles de Gaulle undKonrad Adenauer in Paris unterzeichnet

Carsten Schneider, MdB

Dr. Peter Struck, Vorsitzender der FES, ehem. MdB, ehem. Vorsitzenderder Bundestagsfraktion, ehem. PV-Mitglied, Bundesminister derVerteidigung a. D., am 1 9. 1 2.2012 verstorben

lnternationaler Holocaust-Gedenktag. An diesem Tag wurden 1g4S dieGefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz befreit.

Lotte Lemke in Königsberg geboren, Vorsitzende der AWO von 1965-1 gZ1,ab 1971 Ehrenvorsitzende, am 1g.4.1ggg in Bonn gestorben

lmpressumNeue Blätter für Politik und KulturHera u s geber: Ca rlo-Mieren dorff-Gese llschaftfür Politik und Kultur e.V.Redaktion: Di 9-'12 UhrP. Neumann (verantworil.)D. Hohn, M. Feske, A. OlszewskiTelefon A4171t78BZBeFax A41711788789Email: CMG. [email protected] monatlichV i.S.d.P: P. Neumann

lnhaltsverzeichnisDreikönigstreffenzum Tode von peter StruckNie wieder NationalsozialismusFritz ElsasNamen und DatenPalästina Entwicklung I

RückblickeLiterarisches Kabarett

s. 1

s.2-3s.4-5

s.6S,7s. 8-9s. 10

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Palästina - Entwicklunsen seit 1g00

ln der Dezemberausgabe im Artikel ,,Wieder einmal: Palästina,, kündigten wir an:Die Neuen Blätter werden ab Januar versuchen, unseren Leserinnen und Lesern einenÜberbtick über die Geschichte dr'eses Gebietes in Nahost zu vermittetn.Das wird nicht leicht sein, aber es isf ein spannendes Thema, über das immer dann berichtetwird, wenn wieder einmal ,,etwas passieft,,.Wer weiß denn heute noch etwas vom lnternationalen Zionistenkongress, der lg0g inHamburg stattfand?Wer kennt die,,Balfour-Dektaration*, die den Juden eine,,Heimstätte" in patästina zusichette?Wer hat noch das britische Mandatsgebiet Patästina in Erinnerung?Wer erinnert sich an die Teilungen palästinas?wer erinneft sich an die Teilung palästinas durch die lJNo?Wer hat noch die Ausrufung des Sfaafes /sraeldurch David Ben Gurion in Erinnerung?wer weiß noch etwas über den waht-Triumph für pLo-chef Arafat?Wer erinneft sich an den Vertrag der BRD mit tsraet?

Wir beginnen natürlich nicht mit dem biblischen Zeitalter, sondern wir wollen mit der Beantwortungobiger Fragen mit 1g0g beginnen!

2. November 1917

Balfour-Deklaration sichert :

26. Dezember 1909

Zionisten fordern StaatAuf dem neunten internationalen Zionistenkon-gress, der in der Hansestadt Hamburg eröffnetwird, diskutieren 600 Delegierte aus äller Wettüber die Erridrtung eines unabhängigen jüdischenStaates in hlästina.Während des sechstägigen Treffens warnen meh-rere Redner - unter ihnen Max Nordau und FranzOppenheimer - vor zu großen Erwartungen.Zwar müsse am Ziel einer Rückkehr derJudeÄ ins»gelobte Land« auch weiterhin festgehalten wer-den, eine Loslösung pa lästinas vorn bsman ischenReich sei zur Zeit jedoch nicht zu enruarten. Diezionistische Bewegung solle aber alles daran set-zen, dass das Einwanderungsverbot fur Judenaufgehoben und der Erwerb von Land gestattetwerde. Hitfestellung müsse den bereits iÄ patasti-

na lebenden Juden geleistet werden. Dabei solledie.Förderung der Gndwirtschaft im Mittelpunktstehen. ln der Region habe vor allem der Anbauvon Baumwolle ölbaumen und Obst eine großeZukunft. Viele Juden sind in den vergangenenJahren bereits nach Palästina ausgewanOert, umSiedlungen zu grunden. Das Osmanische Reichhatte jedoch ein Einwanderungsverbot verhängtund den Erwerb von Boden erschwert.

Juden »Heimstätte« in palästina zuDer britische Außenminister Arthur James EarJ ofQ3lfour

(s. Abb) befunryorret die Bildung eines jü_disclren Staates im britischen protektoraipufartiÄ..

4. April I920Die politischen und religiösen Redrte der ansässi.sen Bwötkeruns soilen dabeige*rt-,rt bl"ib;;: ' Araber kämpfen gegen Juden1i",il:T^fJ::1,,i'^-1t-?.

Zionistenführer Lord tn Jerusatem kommt es zu schweren Zusammen-Wahher Rothschitd spricht sich Batfour fri,r eine "oäLräirchenrudenunoaä§lä;H,äT*tf;»nationale Heimstätte« der juden aus. Er betoni ffi; .'un.h.n.nde judische Einwanderung, diein seinem Schreiben, dass die ansiedlung von uon"ä.r.rrbischen Blvölkerung abgelehnt wird.Menschen jüdischen Glaubens nur unterdeiru.iL Vüä;;' d., .nd.u.mden Spannungen verhän_ten Anerkennung des wohnrechts der .:*llt qffiie iriura"n Behörden arn fotgenden Tag

rc|.0.nBevÖlkerun9?l?'-äenAusnahmezustand.Großbritariniennattätinas sowie der Respektie- 19'17 mit der sog. Batfour-Deklaration den Grund_rung ihres Glaubens und stein fur einen

-Staat lsrael gelegt. Die Briten er_ihrer Lebensgewohnhei- klärten sich darin verantwortlich, in palästina »sol-

ten möglich sei. Die »Bal- che politrschen, ,erwarirngiÄaoigen und wirt-four-Deklaration« wird schaiUichen Bedingungen zliichaffen, die die Er_z_um Hauptargument für- 666rng derpidisc6en"nationalen Heimstätte unddiejüdischen Forderungen die Erriähtuni'ron serust er*artungsinstitutionen

nach einem eigenen Staat Die erbitterte.fu,ld- sicherstellenl würden. Hebräisch wird nebenschaft aruischen Juden und Palästinensern im Na- Ambisch Amtssprache. Oie nechte der einheimi_hen ostern erhäk neue Nahrung' schen anbischen Bevolkerung sollen dabei unan-

getastet bleiben. Die Balfour-Deklaration bleibtfür Palästina auch nach seiner übertragung alsVolkertundsmandat an die Briten verbindlic6.

19. April 1920

Nahost wird MandatsgebietAtrf der Konferenz des Obersten Rates derAlliier-ten in San Rerno wird der Nahe Osten in britischeund französische Mandatsgebiete »mit treuhän-deris cher Verwa hun g u a uf{etei lt. G roßbrita n n ienerhält die Mandate liak Tra-nsjordanien und paläs-tina, Frankreich, Svrien und den Libanon. Das»Mandat« ist eine heuartige Rechtsform, die u.a.eine offene Annexion dulch Kolonialmichte zuvermeiden sucht. Mandats§ebiete müssen unei-gen nuEig ve nrrra ltet werden u nd u nterstehen der

lletupsSewatt des Völkerbundes. Gegen dieneuen Machtverhältnisse treten arabischä Unab-hängigkeitsbewegungen auf den plan.

12. März 1921

Palästina wird geteiltEine internationale Konferenz in tGiro beschließt

lie TeitunO palästrnas in ein jUdischei ,nJ.in .ru_otscnes,Gebiet. Demnach dürfen Juden im briti_

1,0:" Mandatsg ebiet palästin. nw nä.f, westl ich

l3-19t. siedeln, während das übrige Gebietalst ranslordanien seine Eigens[indigke[ beha tt. Vo_

:ausgegeangen wareri blutige Äuseinanderserzungen aruischen Arabern und Juden.

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äO.Januar 1g4Z

lLF,WannS€G-Konferenz

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PolnischqJuden:auf der »Selektionsnmpe« des Vemichtungslagers Auschwitz-Birkenau

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27. Ian rJar 1945

Alliierte befreien dieKonzentrationslager

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Eisenbahnzüge, um sie nach Westen, in die Kon-zentationslager G roßRosen, Ravensbruck, Sadr-,senhausen, Buchenwald, Mautl-rausen und Ber-gen-Belsen, zu kansportieren. Einheiten der 7US-Armee befreien im April die rd. 70000 lnsas-sen des Konzentrationslagers Dachau. Die Häft-lingq rhüssenrnoch mehräre \Ä/ochen in cjem La-

' '. 'l:. '-..::1.,'

ger bleiben, weil wegen .einer Typhus.Ep idem ie

9lg$glgg Quglantrine v,grhänE wird,, Anfang

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1945 befinden, s!ö nffi,etwd 5ffi,000 Männer, und,,200 000' Frauen iin deußchen, t<onientäti-i ons- u nd ve midrrms;tdd;:1d .i;-ü,iläir;;ihnen:kommt'biS zum Ende des Zweiten Welt-knegs noch ums Leben. Nadr der 1942 auf dersog \Äännsee-Konferenz organisierten >rEndlGsung der'Judenfrage« segann in den Vemich-tungslagern der systematische Massenmord,dem lorallem Juden, aberauch Hunderttausenj

9* Yg*tqn nidrtjüdischen Glaubens rr* Op-'fer fielen,'Die Gesamtähl der ermo.rdeten lC-Häftlingq liegt aryischen 5 und 6 Mio. Ende desiahm rarerden die ersten t<Z-rAaAmannschaftenfur ihre Verbrechen verurteih

Leichen tümien sich im' KonzgntntionslagerBuchenwaldlbei Weimar zu Bergen auf.

Viele Häftlingesterben noch nach der Befreiung.

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Erich Kästner

Der Mensch ist gut

Der Mensch ist gut! Da gibt es nichts zu lachen!ln Lesebüchern schmeckt das wie Kompott.

Der Mensch ist gut. Da kann man gar nichts machen.Er hat das, wie man hört, vom lieben Gott.

Einschränkungshalber spricht man zwar von Kriegen.Wohl weil der letzte Krieg erst neulich war...

Doch: Ließ man denn die Krüppel draußen liegen?Die Witwen kriegten sogar Honorar!

Der Mensch ist gut! wenn er noch besser wäre,wär er zu gut für die bescheidne Welt.

Auch die Moral hat ihr Gesetz der Schwere:Der schlechte Kerl kommt hoch - der Gute fällt.

Das ist so, wie es ist, geschickt gemacht.Gott will es so. Noilehrt bekannilich beten.

Er hat sich das nicht übel ausgedachtund läßt uns um des Himmets willen treten.

Der Mensch ist gut. und darum geht"s ihm schlecht.Denn wenn's ihm besser ginge, wär er böse.

Drum betet: Herr Direktor, quäl uns recht!Gott wiil es so. und sein system hat Größe.

Drum seid so gut: und seid so schrecht, wie.s gehtlDrückt Löhne! Zerebriert die Leipziger Messä!Der Himmer hat für sowas immer rirteresse. -

Der Mensch bleibt gut, weil er den Kram versteht,

Anmerkuno:Dr'eses Gedicht könnte den Eindruck erwecken, es wendesrch gege n masochrsfi'sche Auswüch.se derchristliche,n Maral. Der Eindruck wäre richtig.

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