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35 111. Monatsbericht. Neue Versuche iiber die verschiedenen Zustiinde des Wasserstoflgases. Osann hat (Joztrn. fiirprczkt. C'lzemie Bd. 66. S. 202.) (largethan, dass das auf galvanischem Wege dargestellte Wasserstoffgas ein von derii auf chemiscliem Wege erhal- tenen verschiedenes Verhalten zeigt, welches in seiner reducirenden Wirliung hervortritt. Er hielt es bei einer Thatsache von SO allgemeiner B'edeutimg fur angemessen, noch weitere Versnche anzustellen, und gelangte dadurch zu einigcn beiiierkenswertheii Thatsachen. 1. Er hat in einer fruheren Abhandlung (Vererhard?. tberyh?js.-wed. Gesellsch. .mi Wurzburg, Bd. V. s'. 72) gezeigt, dass ein Stuckchen Kohle, deren Prgparation daselbst an- gegeben ist, nur kurze Zeit in verdunnter Schwefelsiiure nts negative Elektrode benutzt, die Eigenschaft erhiilt, eine Auflosung von schwefelsaurem Silberoxyd so zu zer- setzen, dass sehr bald eine nicht unbetrachtliche Menge Silber an der Oberflache derdelben sich ausscheidet. Es war ihm nun darum zu thun, zu erfahren, wie in dieser Beziehung sic11 gewiilinliches Wasserstoffgas verhalten wurde. In dieser Absicht wurde eine Qlasrohre von 2 Fuse Liinge und 2011 Weite genommen und diesc mittelst einer Rohre von Kautschuk an einen Apparat be- festigt, in welchem gewohnliches Wasserstoffgas bereitet und gereinigt wurde. In diese Riihre brachte er ein cylinderforniiges Stuckchen obiger Kohle, nachdein sie vorher in Wasser gekocht war und das in die Poren aGfgenommene Wasser noch enthielt. Nachdem eine Zeit- lang W7asserstoffgas dariiber hinweggcleitet worden war, wurde eine einfache Weingeistlampe darunter gestellt iind das Wasser aus den Poren ausgetrieben. Hierauf wurde wahrend fortwahrenden Hinwegstromens des Wasserstofi- gases die Lampe entfernt und die Rohre erkalten gelas- sen. Nachdem sie erkaltet war, wurde sie geneigt untl 3*

Neue Versuche über die verschiedenen Zustände des Wasserstoffgases

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Page 1: Neue Versuche über die verschiedenen Zustände des Wasserstoffgases

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111. Monatsbericht.

Neue Versuche iiber die verschiedenen Zustiinde des Wasserstoflgases.

O s a n n hat (Joztrn. fiirprczkt. C'lzemie Bd. 66. S. 202.) (largethan, dass das auf galvanischem Wege dargestellte Wasserstoffgas ein von derii auf chemiscliem Wege erhal- tenen verschiedenes Verhalten zeigt, welches in seiner reducirenden Wirliung hervortritt. Er hielt es bei einer Thatsache von SO allgemeiner B'edeutimg fur angemessen, noch weitere Versnche anzustellen, und gelangte dadurch zu einigcn beiiierkenswertheii Thatsachen.

1. Er hat in einer fruheren Abhandlung (Vererhard?. tberyh?js.-wed. Gesellsch. .mi Wurzburg, B d . V. s'. 72) gezeigt, dass ein Stuckchen Kohle, deren Prgparation daselbst an- gegeben ist, nur kurze Zeit in verdunnter Schwefelsiiure nts negative Elektrode benutzt, die Eigenschaft erhiilt, eine Auflosung von schwefelsaurem Silberoxyd so zu zer- setzen, dass sehr bald eine nicht unbetrachtliche Menge Silber an der Oberflache derdelben sich ausscheidet. Es war ihm nun darum zu thun, zu erfahren, wie in dieser Beziehung sic11 gewiilinliches Wasserstoffgas verhalten wurde. In dieser Absicht wurde eine Qlasrohre von 2 Fuse Liinge und 2011 Weite genommen und diesc mittelst einer Rohre von Kautschuk an einen Apparat be- festigt, in welchem gewohnliches Wasserstoffgas bereitet und gereinigt wurde. In diese Riihre brachte er ein cylinderforniiges Stuckchen obiger Kohle, nachdein sie vorher in Wasser gekocht war und das in die Poren aGfgenommene Wasser noch enthielt. Nachdem eine Zeit- lang W7asserstoffgas dariiber hinweggcleitet worden war, wurde eine einfache Weingeistlampe darunter gestellt iind das Wasser aus den Poren ausgetrieben. Hierauf wurde wahrend fortwahrenden Hinwegstromens des Wasserstofi- gases die Lampe entfernt und die Rohre erkalten gelas- sen. Nachdem sie erkaltet war, wurde sie geneigt untl

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36 Verschiedene Zustande des Wusserstolfgases.

die Oeffnung derselben unter die Oberfliiche einer Auf- losung von schwefelsaurem Silberoxyd gebmcht. Durch die geneigte Stellung, welche man der Rohre gab, wurde bewirkt, dass das Stiickchen Kohle in die k'liissiglreit herabrutschte. Sie gelangtc jetzt, erfullt in iliren I'oren mit Wasserstoffgas , in die Silberauflosung. Nach Ver- lauf von 12 Stunden und dariiber konnte nicht dic ge- ringste reducirende Wirkung auf das Silbersalz wahr- genominen werdcn. Nur war die Kohle an der Oberfliichc niit feinen, aus den Poren nnsgeschiedenen Wlaschen von W asserstoffgas umgeben. Wurde hingegen dieselbe Kohle lrauni eine Minute lang als negative Elelrtrode in ver- diinnter Schwefelsaure benntzt, so hatte sie die Eigen- schaft erhalten, aus dcrselben Auflosung von schwefel- saurem Silberoxyd, welche im obigen Versuch gebrauclit wurde, Silber auszuschcidcn. Nach Verlauf von 24 Stun- den war eine solcho Menge von Silbcr ausgaschieden, dass, als er das Silber abfiltrirte und das Filtrat mit Salzsiiure versetztc, nur eine schwache weisse FiirLung eintrat.

2. Versuch. Rekanntlich hat das fein zertheiltc Pla- tin die Eigenschaft, Wasserstoffgas und Sauerstoffgas zu Wasser zu vereinigen. Es schien ihtn diese Eigenschaft geeignet, um ebenfalls die Verschiedenhcit der beiden Wasserstoffgase nachzuweisen. Mit beiden, rein dar- gestellten Qasen wurde folgender Versach angestellt. Es dienten hierzu zwei Gaselemente, d. h. Glnsrohrcn, an eineni Ende verschlossen, 4 Zoll lang und 1 Zoll i m Durchniesser, irn Innern Platinstreifen init fcin zerthcil- tern Platin iiberzogen, enthaltend. Die eine dieser Roh- ren a wurde init galvaiiisch dargestelltem Wasserstoffgas, die andere b mit gewiihnlicheni , chemisch erzeugten, gefiillt und rnit ihren Oeffnungen in zwei gleich grosse viereckige Glaschen gestellt. Die Glaschcn waren hnlb mit Wasser gefiillt. Die in ihiien enthaltenen l'latin- streifen tauchten unter die Oberfliiche des Wassers. Es wurde hierauf concentrirte Salpetersaure in beide GBs- chen zu gleichen Mengen gegossen. Belianntlieh hat das fein zertheilte Platin die Eigenschaft, Wasserstoffgm mit Sauerstnffgas zu verbinden. Besitzt niin das galvanisch ausgeschiedene Wasserstoffgas eine griissere Wirksainlreit, als dns gewohnliche, so muss es auch leichter durch Pla- tin rnit dem Sauerstoff der Salpetersaiire zu vereinigen sein. Diesem entsprechend war nun auch das Verhalten: tlnnn sehr bald fing die Flussigkeit in dem Ulase a an

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Verschiedene Zzistiinde des Wctsserstoffpses. 37

zu steigen, welches tlas galvanisch ausgeschiedene Was- serstoffgas enthielt. Nach einiger Zeit fing auch die Fliis- sigkeit in dem anderen Glaschen b zu steigen an. Allein der Unterschied in dem Stande der Fliissigkeit war sehr betrachtlich. O s a n n hat diesen Versuch mehrmals init demselben Erfolg angestellt, wobei zugleich die Glrischen gewechselt wurden. Derselbe bestatigt auf eine nicht zu bezweifelnde Weise die grossere chemische Thatigkeit des galvanisch ausgeschiedenen Wasserstoffgases gegen das gewohnliche.

Zur Vervollstandigung dieser Versuche gehort noch folgender. Nachdem gezeigt worden ist, dass das Was- serstoffgas, welches von den Poren der Rohle aufgcnoin- men worden ist, nicht reducirend anf eine Auflosnng von schwefelsaurem Silberoxyd wirkt, entstand die Frage, wie sich der Wasserstoff verhalten wiirde, der unter gleichen Umstanden von den Poren fein zertheilten Platins auf- genonimen ist. Es wurde daher ein Streifen platinirten Platins in dieselbe Glasrohre gelegt, welche bei dein Ver- such mit der Kohle gedient hatte. Scine Poren waren init Wasser erftillt. Es wurde Wasserstoffgas dsriiber gcleitet uncl eine einfache Lainpe unter die Glasrohre gestellt. Nachdeni alles Wasser aus den Poren des Pla- tins ausgetrieben war, wurde die Eainpe liinweggenoinmen und die Riihre erlialten gelassen. Durch Schriiglialten der Rohre konnte ihre Oeffnung unter den Fliissigkeits- spiegel einer Aufliisung von schwefelsaurem Silberoxyd gcbracht uncl durch Kewegen derselben das Platin ein- gelassen werden. Es dauerte niclit Iange, so zeigten sich an der Oberfliiche des Platins kleine Lamellen von nie- clergeschlagenem Silber. Sie wurden mit einem Cilas- stabe abgestossen, das Platin hcrausgenommen und die Fliissigkeit filtrirt. Auf dcni Filter waren kleine gliin- eende Flitterclien von Silber zii sehen. Das FiIter wurde rnit Salpctersiiure gekocht nnd die Fliissiglreit tiltrirt. Das Filtrat niit Salzsaure versetzt, gab sogleich weisse Flocken von Chlorsilber. Fein zertheiltes Platin, wenn es in seine Poren gcwohnliches Wasserstoffgas aufgenom- men hat, besitxt demnnch dic Eigenschaft, schwefelsaures Silberoxyd en zersetzen. - Iler eixte Qednnke, welcher in O s a n n bei Bsachtung dieser Thntsache rege wurde, war, dass das in den Poren fiifgenommene Wasserstoff- @as mit dem Platin eine secundsre Kette bilde, welche dns schwefelsaiire Silberoxyd in cler Art zersetzt, dass sich am Platin Silber ausscheidet und der Sauerstoff cles-

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38 verschiedene Zustiinde des Wusserstofgases.

selben an den Wasserstoff tritt. Er hat diese Ansicht jedoch spater aus gewichtigen Griinden wieder aufgegeben.

Es bleibt demnach nichts iibrig, als die Thatsache festzuhalten, dsss das Platin die Eigenschaft besitzt, den Sauerstoff und den Wasserstoff in die activen Modifi- cationen uberzufuhren. Diese Thatsache ist niclit so ab- sonderlich, wie sie im ersten Augenblick erscheint, wenn rnan die merkwurdigen Eigenschaften des Platins in phy- sikalischer und chemischer Hinsicht ins Auge fasst, wo- durch es sich so sehr von den ubrigen Metallen unter- scheidet.

Von dieser Thatsache konnen wir zuvorderst eine schone Anwendung zur Erklarnng des DO be re in er’schen Feuerphanomens rnachen.

Die gewohnliche Erldiarung beruht auf der Verdich- tung des Sanerstoffgsses in den Poren des Platinschwam- mes. Derselbe absorbirt eine betriichtliche Menge Sauer- stoffgas und verdichtet es in seinen Poren. Kornmt nun Wasserstoffgas in die Poren, so trifft es verdichtetes Sauerstoffgas. Seine Atome sind jetzt denen des Sauer- stoffs ngher geruclrt, als sie es sind in einer Mischung in gasformigeni Zustande. Hierdurch wird eine Verbin- dung ernioglicht, bei welcher so viel Wlirnie frei wird, dass hierdurch das Platin eum Gluhen kommt, das dann in diesein Zustande das Wasserstoffgas entziindet. Gegen diese Erkllirung lasst sich jedoch der Umstand geltentl niachen, dass Kohle, welche ebenfalls in betriichtlichein Grade Sauerstoffgas verschluckt, die Eigenschaft nicht besitzt.

Eine andere Erkliirung riihrt von d e l a R i v e her. Er niinnit an, dass das Platin im gewohnlichen Zustande mit einer diinnen Schicht von Oxyd uberzogen sei. Kommt jetzt Wasserstoffgas damit in Beruhrung, so desoxydirt es dasselbe, wobei so viel Wiirine frei wird, dass dadurch das Platin zuiii Gliihen konirnt. Es griindet sich diese Ansicht anf folgende Thatsache. Henutzt man ein Platin- blech als Anode in verdunnter Schwefelsaure und spater als Kathode, so entwickelt sich anfiinglich nicht so viel Wasserstoffgas an demselben als spater. Diesen Umstand erklart d e l a R i v e daraus, dass sich das Platin als Anode etwas oxydire; wird es daher nachdeni als Ka- thode gebraucht, so wird der zuerst sich entwiclrelnde Wasserstoff verwendet, um das Platin zu desoxydiren. Es lasst sich jedoch recht gut annehmen, dass der zuerst am Platin auftretende Sauerstoff in den Poren aufgenoinmen

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Constitution und Eigenschaften des Ozons. 39

werde, ohne dass es nothig ware, eine wirkliche Oxy- dation des Platins anzunehmen.

Dagegen ist besagtes Phiinomen eine nothwendige Folge der von 0 s a n n aufgefundenen Thatsachen. Denn wenn das Platin die Eigenschaft besitzt, sowohl das Sauer- stoffgas als das Wasserstoffgas in active Modificationen iiberzufiihren, so ist kein G r i d vorhanden, warum sie in den Poren des Platins nicht ihrer grossen Vereinigungs- kraft folgen und sich zu Wasser verbinden sollen. Hier- bei muss selbstverstandlich Wiirme frei werden, welche das Platin gluhend macht und das Wasserstoffgas ent- zundet. (Jown. f u r prakt. Chemie. Bd. 69. Hft.1. .- Ver- handl. der p1iys.-naed. Gesellsch. zu Wr&&trg.) H. B.

IJeber die Constitution und die Eigenschaften des Ozons.

Schonbe in hat gezeigt, dass Ozon entsteht: 1) wenn man elektrische Funken durch die Luft

streichen lasst; 2) wenn reines Wasser und eine wiisserige Lasung

gewisser Sauren und gewisser Salze durch die Saule zer- setzt wird; alsdann erscheint die neue Substanz im posi- tiven Pole mit dem Sauerstoff;

3) wenn gewisse Korper und vorzuglich der Phos- phor, sich bei gewohnlicher Teniperatur langsamer an der Luft oxydiren.

Bildet sich nun unter diesen verschiedencn Umstan- den immer die namliche Substanz, oder hat Schirnbein unter dem Namen Ozon ‘Substanzen von verschiedener Zusanmensetzung, obgleich iihnlich in ihren Eigenschaften, zusammengestellt ? Die letztere Hypothese scheint in eini- gen Experimenten, welche in den letzten Jahren iiber die Constitution des Ozons angestellt sind, eine Stiitze zu finden.

Wi l l i amson hat bemerkt, dass sich Wasser bildet, wenn das durch die Elektrolyse erhaltene Ozon bei Gegen- wart von erhitztem Kupfer zersetzt wird. B a u m e r t hat dasselbe Resultat erhalten, als er einen Strom elektroly- tischen Sauerstoffs durch eine Rohre streichen liess, welche wasserfreie und bis zurn Rothgluhen erhitzte Phosphor- saure enthielt. E r schloss aus seinen Versuchen, dass das Wasserstoffnyperoxyd HO3 eine Modification des Ozons sei. Andererseits haben d e l a R ive , Frkmy und Bec- qu e r e 1 gemeigt, dass reiner und trockner Sauerstoff durch