Patientensicherheit als Chance · 2016-05-12 · Ä R Z T E K A M M E R B E R L I N Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin Patientensicherheit als Chance für

Ä R Z T E K A M M E R B E R L I N

Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin

Patientensicherheitals Chance

für eine europäische Kooperation im Gesundheitswesen

EU AG der GMK19./20. November 2015, Brüssel[Foto: Stefanie Seufert]

Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin, FA f. Chirurgie

„Salus aegroti suprema lex“ =

„Qualität“

------

„Primum nil nocere“

=

„Patientensicherheit“

Leitgedanke der Medizin, seit jeher:


Woher kommt das Thema?

Zunehmende Behandlungsmöglichkeiten

durch medizinischen Fortschritt

„im Guten“

bei gleichzeitig

schlechteren Rahmenbedingungen

für eine gute Versorgung.

„im Bösen“


Handlungsbedarf

Medizinischer Fortschritt

Vermehrt chronische Erkrankungen

Ältere und multimorbide Patienten

Komplexere Behandlungsprozesse

Höhere Erwartungen

Verrechtlichung, Bürokratisierung

Ressourcenmangel, Fehlanreize, DRG‘s, (Personal, Finanzierung…)

…


Beschlussantrag der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin

Die Einführung von DRGs als Vergütungsinstrument

wird in der jetzigen Form abgelehnt

Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin erwartet mit der Einführung von DRGs eine deutliche

Verschlechterung der Patientenversorgung durch einen Verlust an Qualität und Humanität. Eine Industrialisierung

der Patientenversorgung in deutschen Krankenhäusern ist absehbar.

…

Im Ergebnis … führt es zu Anreizen für wohldotierte, aber fraglich indizierte Maßnahmen und damit zu schlechterer

Medizin bei insgesamt höheren Kosten.

Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin lehnt daher die Einführung eines DRG-Systems in der

vorgesehenen Form ab. Berlin, den 21. März 2001


Risikofaktoren…

„Wenn wir auf Intensivstationen die Zahl der

Intensivschwestern von 5 auf 4 reduzieren,

erhöht sich die Zahl der Infektionen um 23%.“

[Prof. Dr. N. N., ÄD einer Uniklinik, März 2012]


Handlungsmöglichkeiten!

Wissen im Umgang mit Fehlern nimmt zuSystemansatz, Organisations- und Kommunikationsmängel statt „individuelle Schuld“

Neue Verfahren zur Fehlervermeidung stehen zur VerfügungFehlerlernsysteme (Critical Incident Reporting Systems), Fortbildungen,

Schulungen, Zertifizierung etc.

Politische Einsicht zur konkreten Handlung ist vorhandenPolitik, Gesundheitsberufe, Patienten, Wissenschaft…national und

international

Erhöhte Patientensicherheit und

weniger vermeidbare Fehler führen zu

Weniger Leid

Bessere Versorgung für Patienten

Höheres Vertrauen in die Medizin

Größere Zufriedenheit der Gesundheitsberufe

Weniger Kosten

„win-win-win-Situation“

Ziele I

Mehr „Wahrheit“, bessere KooperationEvidenzbasiertes Gesundheitswesen, „common-sense-Prinzip“

Einsicht in eine bessere Organisation „Humane Arbeitsbedingungen für humane Patientenversorgung“

Ende des „Schwarzer-Peter-Spiels“

„win-win-win-Situation“

Ziele II


Oberstes Ziel:

Stärkung der „Sicherheitskultur“

=

Proaktiver Umgang mit Fehlern, unerwünschten Ereignissen und Beinahe-Schäden


ab 2005: Zusammenarbeit auf EU-Ebene!

Bündnis aller EU-Mitgliedsstaaten

und Stakeholder!

Ziel: Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung in den Ländern zu

verbessern!


PSQCEG

Wird von einem Mitglied moderiert und von DG SANTE begleitet

Umgangssprache Englisch („broken english“), keine Dolmetscher!!

Alle (!!) Mitgliedsländer machen kontinuierlich mit

Alle Stakeholder

Politik, Adminsitration, Expertenwissen in einer WG

„Deutscher Tisch“, zumindest in der Anfangsphase (D, A, FI, BU, SL

+ DG SANCO…) („recommendations“)

Beste Zusammenarbeit gerade der großen Länder (D, F, ES, I, GB, aber auch A, KR, BE und NL)


There is a wide consensus on the need of establishing collaboration at the European level.

However, there is a concern that not all Member States are engaged in setting up the network.

Against this background, this discussion paper sets out a proposal for an approach to bring together concretely all priority areas (work packages) under one umbrella mechanism,

a European network on patient safety,

and to address the need for political commitment by the Member States to improve patient safety.

2006: DISCUSSION PAPER

“STRATEGIC APPROACH ON PATIENT SAFETY”


Strategie

Netzwerk!

Voneinander lernen! Zusammenarbeit!

Lösungsorientierung

Praxistransfer!

Patientensicherheit in den Ländern verbessern!Nicht top-down,

sondern unter Berücksichtigung der länderspezifischen Voraussetzungen, aktivem Einbezug der Beteiligten und

Unterstützung der EU!


Aktivitäten, u.a.

2008-2010 EUNetPaS

2009: Recommendation

2012 und 2014 Evaluation der EU-Kommission zur Umsetzung der Recommendation in den Ländern

2012-2016 PaSQ


Themen der Working Group

Sicherheitskultur

Patient Empowerment

Education and Training

Arzneimitteltherapiesicherheit

Fehlermeldesysteme /CIRS

OP-Checkliste

HAI

..


Ergebnisse

Patientensicherheit ist in allen EU-Mitgliedsländern auf der politischen Agenda.

Alle Länder und Stakeholder beteiligen sich aktiv an der Umsetzung von Maßnahmen.

„leading agencies“ definiert

Austausch zwischen den Ländern wird aktiv gelebt.

http://ec.europa.eu/health/patient_safety/docs/ps2014_infograph_en.pdf


Beispiel PaSQ

Wissenstransfer!

– Welche konkreten Lösungen in der Praxis gibt es?

– Was sind die Erfolgsfaktoren in der Praxis?

– Wie können andere Länder diese „best practices“ ebenfalls anwenden?

„Von der Praxis für die Praxis!“

[http://pasq.eu/]


Praxisworkshops in ganz Europa


PaSQ: Themen


PaSQ-Online-Datenbank

Themen- und Länder-spezifische Suche (engl.)

über 500 Best Practices

„Grau, teurer Freund,

ist alle Theorie

und grün des Lebens

goldner Baum“(Faust, 1. Teil, J W v Goethe)


EU-Evaluation 2014

Thema Aus-, Fort- und Weiterbildung

Bericht zum Stand in den Ländern

Empfehlungen zur Umsetzung

Gleiches Ziel – unterschiedliche

Herangehensweisen!

http://ec.europa.eu/health/patient_safety/docs/guidelines_psqcwg_education_training_de.pdf


EU-Evaluation 2014

Empfehlungen zur Etablierung von Fehlermeldesystemen

http://ec.europa.eu/health/patient_safety/docs/guidelines_psqcwg_reporting_learningsystems_de.pdf

Vielfalt der Systeme!


Perspektive

Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung ist auf die Akzeptanzund die aktive Mitwirkung der Beteiligten in den Gesundheitssystemen angewiesen.

„Getting to the heart of the doctors“(Colin Feek, MinHealth NZ, 2006)


Perspektive

CAVE: Normung!

Alle Initiativen auf EU-Ebene müssen sich kritisch bezüglich ihres konkreten

added-value

für die Versorgungsqualität in den Ländernhinterfragen lassen.


PSQCWG 2/2014


Normung, Workshop 10/2015

Veranstalter:

– CEN/ CENELEC

– Joint Research Center


Perspektive

Landesspezifische Lösungen und Adaptionen fördern!

Erfahrungen u.a. aus PaSQ zeigen, dass insbesondere das

„local tailoring“ (Bsp.: OP-Checklisten, High5‘s!)

= die Anpassung an die jeweils spezifischen Kontexte zentral für die erfolgreiche Implementierung von

Maßnahmen sind.


Zahlen, Daten, Fakten sind notwendig und hilfreich!! Jedoch…

„Vom Wiegen

wird die Sau nicht fett.“Westfälisches Sprichwort

Perspektive


Perspektive

Klare Zielformulierung bei Datenerhebungen sind wichtig!

Wer braucht wozu welche Daten,

worum geht es? Marktbeherrschung, Top-Down-Steuerung,

Verbesserung der Patientenversorgung…?

Angemessene Verfahren, Aufwand und Nutzen sind abzuwägen.


Kooperation und Führung

– nicht Top-down-Steuerung, Administration

oder Expertokratie –

machen uns stark!

Empfehlung des Ministerrates 2014:

„…sustainable framework for cooperation!“


The Health FoundationContinous improvement of patient safety

11-2015


„Europa ist das größte

praktizierte Friedensprojekt

in der Weltgeschichte.“ [Werner Herzog, Zeit Magazin, 11.04.2013]

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