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Schweizerische Bauernhausforschung Etudes des maisons rurales de Suisse Studio della casa rurale in Svizzera Archiv Hofstrasse 15 6300 Zug. Tel 041 728 28 76 Fax 041 728 28 71 E-Mail [email protected] KULTURGEBÄUDE ALP IHR NUTZUNGSPOTENZIAL IM AGROTOURISMUS Benno Furrer Kulturgut Alpgebäude 2 Verschiedene Wege im Umgang mit Baukultur 5 Gesetzliche Rahmenbedingungen 6 Die Option Schutzobjekt 6 Alpgebäude und Anlagen eine funktionale Architektur 8 Historische Alpgebäude in der Zentralschweiz Grundzüge von Architektur und Nutzung 9 AlpFUTUR Tourismus, Marketing und die mögliche Rolle der historischen Alpgebäude 9 Aktuelle Trends im Tourismus der Alpen. Ist-Zustand Bedarf Trends 12 Marketingpotenzial der alpwirtschaftlichen Bauten. Stand Probleme Massnahmen 16 Interesse, Ausbildung und Kommunikation 16 Alpgebäude als mögliches Element in Tourismus und Marketing 18 Wichtige Komponenten der agrotouristischen Vermarktung 21 Regionale Beispiele unterschiedliche agrotouristische Nutzungen 23 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 25

S c h w e i z e r i s c h e B a u e r n h a u s f o r s c ...€¦ · S c h w e i z e r i s c h e B a u e r n h a u s f o r s c h u n g E t u d e s d e s m a i s o n s r u r a l e

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KULTURGEBÄUDE ALP – IHR NUTZUNGSPOTENZIAL IM AGROTOURISMUS Benno Furrer

Kulturgut Alpgebäude 2

Verschiedene Wege im Umgang mit Baukultur 5

Gesetzliche Rahmenbedingungen 6

Die Option Schutzobjekt 6

Alpgebäude und Anlagen – eine funktionale Architektur 8

Historische Alpgebäude in der Zentralschweiz – Grundzüge von Architektur und Nutzung 9

AlpFUTUR – Tourismus, Marketing und die mögliche Rolle der historischen Alpgebäude 9

Aktuelle Trends im Tourismus der Alpen. Ist-Zustand – Bedarf – Trends 12

Marketingpotenzial der alpwirtschaftlichen Bauten. Stand – Probleme – Massnahmen 16

Interesse, Ausbildung und Kommunikation 16

Alpgebäude als mögliches Element in Tourismus und Marketing 18

Wichtige Komponenten der agrotouristischen Vermarktung 21

Regionale Beispiele – unterschiedliche agrotouristische Nutzungen 23

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 25

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 2

Denalp, Gummlihütte, 1667 m ü. M. Gemeinde Kerns (NW). Foto B. Furrer 2011 (BF03_P1030426).

Kulturgut Alpgebäude

„Die Alphütte ist ein charakteristischer Bestandteil des (…) Kulturgutes. Sie ist der architektonische

Ausdruck einer Wirtschaftsweise, die Mentalität, Tradition und Volkskunst nachhaltig geprägt hat.“1

Was der Freiburger Staatsrat in seinem Beschluss von 1990 in Bezug auf den Denkmalschutz von

Alpgebäuden im Kanton schrieb, kann stellvertretend auch für andere alpwirtschaftlich genutzte

Gebiete mit ihren Bauten gelten: In ähnlichem Sinne erklärt das Raumplanungsgesetz des Kan-

tons Wallis, die Maiensässzone sei als „wesentlicher Bestandteil des Walliser Natur- und Kultur-

gutes zu erhalten, aufzuwerten und vor dem Zerfall zu retten.“2

Obwohl die alpwirtschaftlich genutzte Fläche in der Schweiz rund einen Fünftel der Landesfläche

ausmacht, sind die Bauten auf den über 10’000 Sömmerungsweiden3 bis heute nur zu einem klei-

nen Teil systematisch und flächendeckend untersucht worden. Diese machen jedoch gemäss der

jüngsten Arealstatistik (1992/97) rund 5’400 km2, also 13 Prozent der Schweizer Landesfläche,

1 Jean-Pierre Anderegg. Die Alphütten des Kantons Freiburg. Freiburg 1996, S. 10.

2 Von den Maiensässen zur Maiensässzone. Vademecum für die Gemeinden. Hg. Umwelt- und Raumplanungsdeparte-

ment, Dienststelle für Raumplanung. Sitten 1993, S. 1. 3 Andreas Werthemann. Alp- und Weidewirtschaft in der Schweiz. Langnau 1982, S. 20.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 3

aus. Die Sömmerungsweiden haben zwischen den Erhebungsperioden 1979/85 und 1992/97 um

3.2 Prozent abgenommen.4

Einzelne Projekte der Schweizerischen Bauernhausforschung haben sich vertieft der bauhistori-

schen Entwicklung von Alpgebäuden in ihrem natürlichen, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen

Umfeld gewidmet, namentlich in den Kantonen Uri, Schwyz, Glarus, Waadt, Wallis, Graubünden

und Tessin.5 Die alpine Wüstungsforschung hat wesentliche Erkenntnisse über Bestand, Bauweise

und Funktion von aufgelassenen und zerfallenen Bauten des Mittelalters bis in die Frühe Neuzeit

erbracht.6 Die Arbeiten von Weiss, Gschwend, Hösli, Glauser, Furrer und Anderegg vermitteln für

einzelne Regionen ein Gesamtbild bestehender alpwirtschaftlicher Bauten in Konstruktion, Nut-

zung und Ausstattung.7 Seit 2007 läuft im Val de Bagnes ein Projekt, das alle alpwirtschaftlichen

Baustrukturen in diesem Tal kartiert, dokumentiert und analysiert. Einbezogen werden auch die

zum Teil sehr weit zurückreichenden Dokumente im bischöflichen Archiv von Martigny.8

Im 20. Jahrhundert entstandene Bauten aber sind in den erwähnten Arbeiten praktisch ausge-

klammert. Im Kanton Uri und teilweise auch in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausser-

rhoden führt Furrer die Darstellung für dieses Zeitsegment weiter.9 In den seit etwa 1900 in perio-

dischen Abständen verfassten alpwirtschaftlichen Produktionskatastern liegt der Schwerpunkt bei

betriebswirtschaftlichen Aspekten.10 Die Alpgebäude treten darin primär als Kosten- und/oder Nut-

zenfaktor und nicht als kulturelle Werte auf.

Da es sich bei Alpgebäuden und Anlagen auf Sömmerungsweiden um Bauten ausserhalb von

Bauzonen handelt und zudem ein bedeutender Teil der Hütten im Baurecht auf dem Boden von

öffentlich-rechtlichen Körperschaften (z.B. Korporationen) steht, interessiert im Hinblick auf künfti-

ge Nutzungen und Baumassnahmen auch die gesetzliche Seite. Grundsätzlich gibt Sigel (1991)

eine Situationsanalyse in mehreren Kantonen zur rechtlichen Lage von Ökonomiebauten aus-

serhalb von Bauzonen. Mit der Revision der Raumplanungsverordnung von 2007 haben sich

Sachlage und Perspektiven weiterentwickelt.11 In der Agrarpolitik geniesst die Alpwirtschaft einen

4 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/21/02/ind7.indicator.71502.715.html.

5 Reihe „Die Bauernhäuser der Schweiz“. Hg. Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde. Basel 1965 ff.

6 Überblick in „Heidenhüttli“ 1998 (Werner Meyer); Hochalpine Archäologie in der Silvretta (Thomas Reitmaier. Letzte

Jäger, erste Hirten. Hochalpine Archäologie in der Silvretta. Zürich 2010). 7 Richard Weiss. Das Alpwesen Graubündens. Wirtschaft, Sachkultur, Recht, Älplerarbeit und Älplerleben. Zürich 1941;

Max Gschwend. Die Bauernhäuser des Kantons Tessin, Bd. 2. Basel 1982; Jost Hösli. Die Bauernhäuser des Kantons Glarus. Basel 1983; Daniel Glauser. Les Maisons rurales du canton de Vaud. Bâle 1989; Benno Furrer. Die Bauernhäu-ser des Kantons Uri. Basel 1985; Edwin Huwyler. Die Bauernhäuser der Kantone Ob- und Nidwalden. Basel 1993; Benno Furrer. Die Bauernhäuser der Kantone Schwyz und Zug. Basel 1994. 8 Hirten-Unterstände und alpwirtschaftliche Gebäude im Val de Bagnes (Deslarzes, Payot, Taramarcaz).

http://www.vsnet.ch/f/recherche_formation/forum/index.php 9 Benno Furrer. Wandlungsprozesse in der Kulturlandschaft der Alpen Uris im Spiegel der Gebäude. Diss. Univ. Zürich

1989; Benno Furrer. Alpgebäude der Zentralschweiz. Die Beeinflussung der Gebäudeformen durch Produktions- und Organisationsformen der Alpwirtschaft. In: Jahrbuch für Hausforschung, Bd. 45, Marburg 1997, S. 71-94; Benno Furrer. „...sein Heubett mit einem Reisenden theilt“: Bergtourismus / Alphütten als Touristenunterkünfte: Bildungsreisende und Forscher übernachteten im 18. und 19. Jahrhundert auf einfachsten Lagern in Sennhütten. In: Bauernzeitung, 23. Juni 2004. 10

Beispiele alpwirtschaftlicher Produktionskataster: UR Püntener 1908; BE Rebmann 1908; GR Strüby 1909; AR Eugs-ter 1993; AI Inauen 2004; Sarganserland 2008. 11

Bundesamt für Raumentwicklung ARE 2007.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 4

relativ geringen Stellenwert.12 Auch in Kantonen, wo Denkmalschutzgesetze bestehen, kommen

alpwirtschaftliche Bauten selten bis nie in den Genuss von Unterschutzstellungen und finanziellen

Beiträgen an Restaurierungen. Eine Ausnahme bilden hier die Kantone Waadt, Freiburg sowie

Bern. Entsprechend klein ist die Anzahl von Dokumentationen und wissenschaftlichen Auswertun-

gen zu potenziellen Schutzobjekten, von spezifischen Auswahlkriterien und Einstufungen.

Verschiedenste Aspekte werden in Projekten des NFP 48 berührt.13 Dabei liegen die inhaltlichen

Schwerpunkte auf Biodiversität, bevölkerungs- und wirtschaftspolitischen Dimensionen, Fragen der

Wahrnehmung und des Wandels und betreffen insgesamt mehr die Dauersiedlungen. Alpwirtschaft

im Allgemeinen und ihre Bauten im Besonderen sind darin kaum ein Thema.14

Seit einiger Zeit haben sich in Regionen mit gut entwickelter Tourismusindustrie und starker Land-

wirtschaft auch kooperative Projekte entwickelt, die insbesondere alpwirtschaftliche Produkte (Kä-

se, Milch) oder Infrastruktur (Übernachtungen, Restaurants) in Verbindung mit Wanderrouten pro-

fessionell zu vermarkten versuchen. Dazu gibt es einerseits Internetseiten: alporama.ch oder z'

Bärg Wanderbegleiter für Alp- und Käseliebhaber.15 Praktisch alle in diesem Zusammenhang ge-

machten Vorschläge zur weitergehenden Nutzung (Mehrwert) einer Alp beziehen sich auf primäre

Produkte (Milch, Käse) und/oder Gastronomie (Mahlzeiten, Übernachtung), ohne die bauhistori-

sche Bedeutung von Gebäuden und Anlagen zu würdigen oder in ein Marketingkonzept einzube-

ziehen. Es fehlt an entsprechenden Grundlagen, Informationen und weiterführenden Konzepten.

Solche bestehen allenfalls im Zusammenhang mit Projekten für Landschaftsparks oder Unesco-

Welterbe-Regionen sowie speziell zur Blütezeit der Grand-Hotels zwischen 1890 und 1914.16 Da-

bei geht es einerseits um die Inszenierung von Naturlandschaften für den (Hotel-)Gast, der diese

aus sicherer Entfernung und ausgestattet mit Komfort geniessen soll. Alpgebäude stehen ander-

seits in diesem Kontext bereits einige Stufen näher an der natürlichen Dramaturgie, nur ergibt sich

die „erlebte Geschichte“ aus einem anderen sozialen und geistigen Hintergrund.

Eine zentrale Grundlage für die Beurteilung der ländlichen Bauten ist die Kenntnis des Bestandes

im entsprechenden (betriebs)wirtschaftlichen, rechtlichen und soziokulturellen Kontext. Abgesehen

von Bauten, die als eigenständiges Baudenkmal gelten können, liegt die Bedeutung der meisten

landwirtschaftlichen Kleinbauten wie Speicher, Sennhütten, Alpställe, Kaltkeller in der Tatsache,

dass sie Teil eines funktionalen Gefüges sind, bei dem in einer Raumzeitachse oft nicht alle Ele-

mente zeitgleich in Gebrauch sein müssen. Das bedeutet, dass es (auch) in der traditionellen

Land- und Alpwirtschaft immer Phasen gegeben hat, in denen neue Gebäude hinzukamen und

12

Weniger als vier Prozent Direktzahlungen in Form von Sömmerungsbeiträgen (AGRARForschung, Nr. 14/6, S. 254-259, 2007). 13

Landschaften und Lebensräume der Alpen. Porträt des Nationalen Forschungsprogramms NFP 48. Hg. Schweizeri-scher Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Bern 2003. Ähnliches gilt für Projekte der Inter-academic Commission for Alpine Studies (ICAS). 14

Vgl. auch Renner. Carabias FUNalpin – Arbeitsbericht 5, 2004 (http://www.nfp48.ch). 15

Hg. Volkswirtschaftskammer 2002 ff. 16

Der starke Charakter (des Palace-Hotels) kann nicht durch Architektur, Design oder Ausstattung entstehen, sondern durch erlebte Geschichte (der Hotelgäste). Dies wäre sinngemäss auch auf Alpgebäude zu übertragen und die Natur-Umwelt einzubeziehen. (Max Keller. Via St. Moritz nach Hongkong und zurück: Hotelgeschichten. Zürich 2009).

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 5

andere zeitweise unter- oder ungenutzt waren, zerfielen oder abgebaut wurden. Daher ist für die

Beurteilung der kulturgeschichtlichen Bedeutung eines alpwirtschaftlichen Gebäudes die Doku-

mentation des aktuellen Zustandes zwar eine Voraussetzung, genügt aber nicht für die Einordnung

in den soziokulturellen Kontext. Von grosser Bedeutung sind die möglichst genaue Zeitstellung von

Bau und/oder Betriebsdauer sowie die zu dieser Zeit geltende Rechtsordnung (Eigentümerschaft

an Boden und Bauten) und die Art der Nutzung, etwa Einzelalpung oder Genossenschaftsalpung.

Die aktuelle Situation ist von grossen regionalen Unterschieden geprägt. Dicht bebaute Zentrums-

gebiete und touristisch attraktive Gebiete in den Alpen begünstigen oder evozieren die Umnut-

zung, denn der finanzielle Druck auf unternutzte Ökonomiebauten ist sehr stark. In der Folge kann

sich die Problematik sogar umkehren: Dann bringt nicht die Unter-, sondern die Übernutzung un-

angenehme Folgen für die Siedlung, etwa in Form von Teuerung und sinkender Wohnqualität für

die einheimische Bevölkerung.

Ausserhalb von Baugebieten stellt sich die Frage im Hinblick auf die Zukunft nicht mehr gebrauch-

ter Ökonomiegebäude grundsätzlich anders. Hier gilt es, die Folgen für die Kulturlandschaft abzu-

wägen, wenn leerstehende Zweckbauten zerfallen, abgebrochen oder umgebaut werden. Als prob-

lematische Beispiele kann man die zahlreichen Umbauten von Heuställen, Maiensäss- und Alpge-

bäuden zu Feriendomizilen im Tessin betrachten. Diese verhelfen strukturschwachen Talschaften

in der Regel nicht zu einer volkswirtschaftlichen Verbesserung, sondern belasten diese gelegent-

lich noch zusätzlich mit Immissionen, Ausgaben für Infrastruktur, Ver- und Entsorgung. In Deutsch-

land werden Lösungen hauptsächlich mit einem sozioökonomischen Ziel verbunden: mit der Bele-

bung der Dörfer und Dorfgemeinschaften. Seit 1980 stellen dort staatliche Dorfentwicklungsmass-

nahmen die Weiternutzung landwirtschaftlicher Bauten und Anlagen ins Zentrum der Anstrengun-

gen, wobei Umnutzung primär im Sinne von wirtschaftlicher Diversifizierung als Zusatzerwerb für

die Landwirtschaft gedacht ist. Bei der Suche nach Einkommenskombinationen zur wirtschaftlichen

Stärkung der Bauern stehen die ökonomischen Aspekte vor architektonischen Überlegungen.17

Verschiedene Wege im Umgang mit Baukultur

Viele europäische Länder haben nach Wegen gesucht, kulturhistorisch bedeutende (Schutz-

)Objekte vor Zerfall oder Zerstörung zu bewahren, indem mit solchen Bauten wie folgt verfahren

wurde:

- Abbruch und Einlagerung

- Verschiebung um einige Dutzend Meter

- Sorgfältiger Abbau und Neuaufbau an einem anderen Standort derselben Siedlung oder in

einem Freilichtmuseum

17

Marcus Casutt. Umnutzung von Scheuen – kein neues Thema. In: Scheunen ungenutzt – umgenutzt. Hg. Denkmal-pflege im Thurgau. Frauenfeld 2001, S. 52-53.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 6

- Umwidmung auf Niveau mit wenig baulichen Eingriffen, zum Beispiel zu Lagerräumen,

Remisen

- Umwidmung mit massiven baulichen Eingriffen, zum Beispiel zu Wohnungen, öffentlichen

Veranstaltungslokalen.

Die Erhaltung ländlicher Bauten durch Nutzung wird nicht nur von vielen „Aussteigern“ und Stadt-

flüchtigen gesucht, sondern auch als architektonisches Programm in die Revision des Raumpla-

nungsgesetzes eingebaut.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Die Absicht, irgendwelche Bauten zu errichten, anzupassen oder ihre Nutzung zu ändern, zieht

unweigerlich die Konfrontation mit einem engen Geflecht von Vorschriften nach sich. Alpwirtschaft-

liche Bauten stehen in der Regel in Zonen ausserhalb des Baugebiets. Hinzu kommen fallweise

auch Normen, welche den Schutz kulturgeschichtlich wertvoller Bausubstanz sicherstellen sollen.

Nichtbaugebiet dient primär der Landwirtschaft. Bauten ausserhalb des Baugebietes sind verein-

facht gesagt dann zonenkonform, wenn sie einen landwirtschaftlichen Zweck erfüllen und entspre-

chend genutzt werden. Das Spektrum in Sömmerungsgebieten umfasst dabei folgenden Katalog

an Bauten und Anlagen:

- Pferch: Mehr oder weniger grosses, ummauertes Gebiet, das der temporären Unterbrin-

gung von Gross- und Kleinvieh dient oder aber der Gewinnung von Notheu.

- Balm: Halbhöhle unter Fels. Talseitiger Abschluss mit Mauer in unterschiedlicher Art. Kann

Feuerstelle, Milchkeller und Schlafstelle enthalten.

- Schermen: Unterstand für Tiere, meist als Schutz für das Alppersonal während dem Mel-

ken.

- Alpstall: Einfaches Gebäude mit Anbindevorrichtung sowie unter dem Dach Raum für einen

kleinen Vorrat an Notheu.

- Einräumige Sennhütte. Meist gemauertes Gebäude von 16 bis 20 m2 Grundfläche mit Feu-

erstelle und Schlafeinrichtung (Pritsche).

- Mehrräumige Sennhütte ohne Stube: Gemauertes (älteres) oder in Holz errichtetes Gebäu-

de von rechteckiger Form mit Sennereiraum und separatem Milchkeller. Die Schlafstelle

befindet sich im Sennereiraum.

- Mehrräumige Sennhütte mit Stube: Von Sennereiraum und Milchkeller abgetrennter Auf-

enthaltsraum, mit oder ohne Ofen.

- Vielzweckbau mit oder ohne Stube. In Holz oder Stein errichtetes, grösseres Alpgebäude

mit Stall für das Grossvieh und Wohnteil unter einem Dach.

Nicht zonenkonform wären in diesem Zusammenhang die in der Talstufe bzw. im Hauptbetrieb

möglichen Bauten der „inneren Aufstockung“ und der zusätzliche Wohnraum für den Betriebsleiter

oder die abtretende Generation (Stöckli).

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 7

Das Raumplanungsgesetz unterscheidet verschiedene Stufen der Umnutzung:18

- Zweckänderungen ohne bauliche Massnahmen unterliegen nicht der Bewilligungspflicht.

- Zweckänderungen durch Einrichten eines betriebsnahen Gewerbes, verbunden mit bauli-

chen Vorkehrungen, benötigen hingegen eine behördliche Bewilligung (z.B. Gärtnerei,

Werkstatt für Landmaschinen oder „Ferien auf dem Bauernhof“).

- Die vollständige Zweckänderung einer Baute ist dann möglich, wenn das Objekt als schüt-

zenswert im Sinne der Denkmalpflege anerkannt und in der Folge von der zuständigen Be-

höre unter Schutz gestellt wurde.

- Privilegien für die Landschaft prägende Bauten können unter anderem gewährt werden,

wenn Landschaft und Bauten als Einheit schützenswert sind und auch unter Schutz gestellt

werden, wenn der besondere Charakter der Landschaft vom Bestand der Bauten abhängt

und die dauernde Erhaltung der Bauten nur durch eine Umnutzung sichergestellt werden

kann.

- Unter bestimmten Voraussetzungen, wenn die Freihaltung der Landschaft im Vordergrund

steht, kann auch der Abbruch eine durchaus sinnvolle Massnahme sein – vorausgesetzt,

dass keine denkmalpflegerischen Aspekte dagegensprechen. Steht hingegen die Erhaltung

des Bauwerks im Vordergrund, ist der Schutz über die Instrumente des Natur- und Heimat-

schutzrechtes sicherzustellen.

Die Option Schutzobjekt

Alpgebäude, Sennhütten und weitere Bauten und Anlagen waren in praktisch allen früheren

Denkmalschutzdiskussionen nicht explizit Thema oder Objekt von Unterschutzstellungsverfahren.

Zwar wurden gebietsweise einzelne Inventare und Bestandesaufnahmen als sachliche Vorausset-

zung für alle weiteren Abläufe erstellt,19 es fehlt jedoch eine eigentliche Qualifizierung der einzel-

nen Objekte hinsichtlich einer potenziell wichtigen kulturgeschichtlichen Zeugenschaft. Einen An-

fang machte der Freiburger Staatsrat, als er am 10. April 1990 ein Reglement zur Erhaltung des

Baukulturgutes der Alpen erliess, dies auf der gewichteten Grundlage eines systematischen Inven-

tars der alpwirtschaftlichen Bauten. Das Reglement sieht staatliche Beihilfen für die Erneuerung

und Instandstellung solcher Baudenkmäler vor. Gleichzeitig konnten auch Subventionen an Schin-

deldächer ausgezahlt werden.20

18

Marco Sacchetti/Willi Metzler. Welche Grenzen setzt das Baurecht? (Anm. 17, S. 46-51). 19

Im Rahmen des Projektes „Die Bauernhäuser der Schweiz“, Basel 1968 ff., insbesondere in den Kantonen AR, AI, BE, FR, GL, GR, LU, NW, OW, SZ, TI, VD, ZG. 20

Anderegg 1996 (wie Anm. 1), S. 12.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 8

Ardez, Alp Urezzas während der Restaurierung unter Betei-ligung der kantonalen Denkmalpflege. Foto B. Furrer 2010 (BF02_P1010299.JPG)

Archäologische Grabung unter Leitung vor Prof. Werner Meyer auf Melchsee-Frutt (Kerns). Zweiräumige Sennhüt-te aus dem 15./16. Jh. Foto B. Furrer 1997 (OW 0056.jpg)

Alpgebäude und Anlagen – eine funktionale Architektur

Alpgebäude und Anlagen bilden einen integrativen Bestandteil der alpinen bzw. voralpinen Tempo-

rärsiedlungszone. Es handelt sich demnach um jahreszeitlich genutzte Wohn- und Wirtschaftsbau-

ten sowie Anlagen, hier insbesondere im Gebiet von Sömmerungsweiden, die im Durchschnitt

während hundert Tagen – von Ende Mai bis Anfang September – mit Rind- und Kleinvieh beweidet

werden.21 Das Gebiet, auf dem der gleiche Viehbestand während der ganzen Alpzeit weidet, be-

zeichnet man als Alpeinheit. Eine solche kann mehrere Alpbetriebe (Sennten) und/oder mehrere

Alpstafel (Weideplätze) umfassen.

In treffender Weise hat Jean-Pierre Anderegg22 in seinem Werk über die Freiburger Alpgebäude

herausgearbeitet, dass es sich bei den Alphütten zum Teil sehr wohl um bauliche Reliktsituationen

handeln kann, die in Ganzjahressiedlungen kaum mehr oder nur mit aufwendiger Bauforschung

nachweisbar sind. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Küche und Schlafstellen. Einfachste Un-

terkünfte auf Alpen – etwa Balmen oder einräumige Sennhütten – wurden sicher von Bauern und

Hirten selber erbaut bzw. eingerichtet. Mehrräumige Bauten in Holz oder Bruchstein hingegen

wurden von den Älplern mithilfe geschulter und erfahrener Handwerker erstellt. Letztere errichteten

auch die Wohnhäuser und Wirtschaftsbauten der Dauersiedlung und blieben somit den Bauprinzi-

pien treu, wenn auch mit den bei Alpen angemessenen Vereinfachungen.

Davon zu unterscheiden sind wohl solche Alphütten, die auch noch im ersten Viertel des 20. Jahr-

hunderts aus bestimmten Gründen sehr einfach gehalten waren. Auf sogenannten Wechselalpen

im urnerischen Meiental oder im Maderanertal wechselten die Nutzungsrechte alle zehn Jahre per

Los, und die Sennhütten waren daher von einfachster Bauweise und Ausstattung.23 Zudem machte

die steile Topografie bis zu zehn Stafelwechsel innerhalb einer Alpsaison auch bei günstiger Witte-

rung notwendig, was die Investitionen in die Bauten stark reduzierte. Einer zunehmenden Verun-

21

Werthemann 1982 (wie Anm. 3), S. 10. 22

Anderegg 1996 (wie Anm. 1), S. 11-12. 23

Furrer 1985 (wie Anm. 7), S. 359-360. Ähnlich auch auf Alpen der Gemeinde Ftan (Eugen Grimm. Ftan. 2005, S. 237-244).

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 9

krautung der Weiden in der näheren Umgebung der Sennhütte begegnete man mit dem Versetzen

der ganzen Hütte an andere Stellen der Alpweide.24

Dort, wo ausschliesslich Männer eine Alpwirtschaft besorgten, gibt es bei den Alphütten klare bau-

liche Unterschiede gegenüber Alpen, die von Frauen bewirtschaftet wurden. Insbesondere das

Element der Stube könnte als Zeichen für weibliche Bewirtschafter auf der Alp gedeutet werden.25

Giswil, Alp Jänzimatt. Links Zurgilgenhütte, rechts Herrenhütte, erbaut 1837. Foto B. Furrer 2009 (289873_32.jpg)

Historische Alpgebäude in der Zentralschweiz – Grundzüge von Architektur und Nutzung

Die Nutzung und Bauweise der traditionellen Alpgebäude in ihrem wirtschaftlichen, rechtlichen und

sozialen Kontext wurden in dem vom Nationalfonds sowie den jeweiligen Kantonen finanziell un-

terstützten Projekt „Die Bauernhäuser der Schweiz“ erarbeitet. Für die Zentralschweiz relevant

sind die Publikationen zu den Kantonen Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden.26 Darin werden Bauwei-

se und Nutzung, Typologie und Entwicklungsgeschichte der alpwirtschaftlichen Bauten ausführlich

dargestellt. Auf Sömmerungsweiden in der Zentralschweiz findet sich eine Vielfalt von baulichen

Strukturen, welche sich kurz zusammengefasst wie folgt charakterisieren lassen.

24

Furrer 1989 (wie Anm. 9), S. 65-67; Heinrich-Christoph Affolter. Die Bauernhäuser des Kantons Bern, Bd. 1, Berner Oberland, Basel 1990, S. 159. 25

Furrer 1989 (wie Anm. 9), S. 38; Hildegard Loretan. Die Alpen im Oberwallis. In: Die Bauernhäuser des Kantons Wal-lis, Bd. 3.1, Basel 2011, S. 328, 334-336; Affolter 1990 (wie Anm. 24), S. 159; Furrer 1997 (wie Anm. 9), S. 79. 26

Vgl. Anm. 5 und 7.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 10

Sennhütten

- Einräumige Sennhütten aus Bruchstein mit quadratischem oder polygonalem Grundriss, ca.

16-20 m2. Hüttendach aus Steinplatten oder Schindeln.

- Charakteristisch für Einzel- und Genossenschaftsalpung.

- Zeitstellung: 2000 v. Chr. bis 1945.

- Typische Produkte: Weiche Fettkäse, Ziger.

Mehrräumige Gebäude

- Zweiräumige Sennhütten mit Sennereiraum und Milchkeller. Wände aus Bruchstein oder in

Blockbauweise. Pfettendach mit Schindeleindeckung.

- Gebäude mit Sennereiraum, Milchkeller und Stube. Gemischte Bauweise in Stein und

Kantholz, Stube in Blockbauweise. Pfettendach mit Schindeleindeckung. Ohne Stall.

- Dasselbe mit Stall unter demselben Dach (Vielzweckbau).

- Charakteristisch für Einzelalpung.

- Zeitstellung Zentralschweiz: Ab 15. Jahrhundert zweiräumige Sennhütten nachgewiesen,

ab erstem Viertel 17. Jahrhundert Vielzweckbauten mit Stall und Sennereiraum. 27

- Typische Produkte: Grössere Fettkäse, Magerkäse, Butter und Ziger, Schweinemast.

Übrige Bauten

- Balm: Einfachste Unterkunft für Hirten und Sennen unter Felsvorsprüngen mit rudimentärer

Ausstattung. Nutzung nachgewiesen von der Bronzezeit bis ins 20. Jahrhundert.

- Käsespeicher in Blockbauweise mit Giebel- oder Walmdach und Schindeleindeckung.

- Milchkeller gemauert über Kaltluftströmungen (Karsthöhle), am Fuss einer grobblockigen

Geröllhalde, mit Wasserdurchfluss (Quell- oder Bachwasser).

- Pferch: Mehr oder weniger grosse Einfriedung unterschiedlicher Form aus Bruchsteinen

zum Schutz der Tiere in der Nacht oder für die Gruppierung von Schafherden.

- Stall: Bau zur kurzzeitigen Unterbringung der gealpten Tiere mit kleinem Notvorrat an Heu.

Vor 1800 gab es in der Regel keine frei stehenden Alpställe.

27

Jakob Obrecht/Werner Meyer/Christoph Reding u.a. Hochalpiner Siedlungsplatz Müllerenhütte, Melchsee-Frutt. In: Benno Furrer (Hg.). Kulturaustausch im ländlichen Hausbau. Inneralpin und transalpin. Petersberg 2003 (Beiträge zur historischen Hausforschung in den Alpen, Bd. 1), S. 120-121; Furrer 1994 (wie Anm. 7), S. 346.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 11

Alp Laret, Gemeinde Ftan. Sennhütte von 1938. Meliorationsbau nach Projekt Oscar Good. Heute auch agrotouristisch

genutzt. Foto B. Furrer 2010 (BF03_P1030228.JPG)

AlpFUTUR – Tourismus, Marketing und die mögliche Rolle der historischen Alpgebäude

Die Zukunft der Alpwirtschaft und damit verbunden das Schicksal der alpwirtschaftlichen Bauten

und Anlagen steht im Spannungsfeld der agrarpolitischen Umwälzungen und der entsprechenden

Veränderungen der einzelnen bäuerlichen Betriebe. Generell lässt sich ein nachlassendes Interes-

se an der Nutzung der Sömmerungsgebiete feststellen. Viele der bestehenden Bauten werden

dadurch unter- oder gar nicht mehr genutzt. Dazu tragen jedoch nicht nur betriebliche Umstellun-

gen bei, sondern auch Personalknappheit und gesetzliche Vorschriften.28

Nachfolgend soll daher das Feld sondiert werden, welche Rolle Alpgebäude zusätzlich bzw. aus-

serhalb der bisherigen Nutzung, insbesondere im Bereich des Agrotourismus, spielen könnten.

Dazu gibt es eine Zusammenfassung zum aktuellen Stand des Tourismus, hinsichtlich der Bedürf-

nisse und Trends, zum Potenzial alpwirtschaftlicher Bauten im Agrotourismus, und schliesslich

werden konkrete Umsetzungsmöglichkeiten geprüft und diskutiert.

28

Tierschutz, Reinheitsgebote bei der Käseherstellung etc. Vgl. dazu: http://www.admin.ch/ch/d/sr/sr.html

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 12

Aktuelle Trends im Tourismus der Alpen. Ist-Zustand – Bedarf – Trends

Nach Ansicht von Fachleuten steht die Tourismusbranche vor einem Paradigmenwechsel. Die

Spassgesellschaft der 1990er-Jahre hat ausgetanzt, und an ihre Stelle tritt die postindustrielle

Sinngesellschaft mit gänzlich neuen Ansprüchen. Prof. Felizitas Romeiss-Stracke, Dozentin für

Freizeit- und Tourismus-Wissenschaften an der Technischen Universität München, erklärt, in der

Sinngesellschaft entstehe eine neue Gattung von Touristen, die nicht länger möglichst billige Mas-

senware, sondern nachhaltige, authentische und individuelle Angebote wünschen.29 Und dies –

auch wenn es seinen Preis hat – in einem möglichst stilvollen Rahmen. Wir sind schnell, mobil und

global. Als Gegenpole suchen wir nach Verlangsamung, Heimat und Lokalkolorit; Werte, welche

die Lebensqualität entscheidend zu verbessern vermögen.

Laut einer Umfrage bei den Schweizer Skigebieten durch eine Beratungsfirma geben zwei Drittel

der befragten Seilbahnunternehmen die Förderung des Sommertourismus als eine Strategie von

zentraler Bedeutung an. Denn im Wintertourismus ist die Zitrone praktisch ausgepresst. In einer

Broschüre der Schweizer Seilbahnen klingt das so: „Die Seilbahnen bauen stetig ihr Sommeran-

gebot aus, um multioptionale Freizeitaktivitäten anbieten zu können. Im Sommer finden Wanderer,

Biker, Kletterer, Hängegleiterpiloten oder Ausflügler Angebote wie Themen- und Höhenwege, Seil-

pärke, Rodelbahnen, Hängebrücken, Bike- und Trottinettstrecken, Klettersteige und natürlich

Wanderwege. Nicht zuletzt diese Angebotsvielfalt liess auch die Schweizer in den vergangenen

Sommersaisons wieder vermehrt in die Berge ziehen.“30

Umfragen bei den Gästen zeigen, dass Landschaft und Natur sowie eine intakte Umwelt die wich-

tigsten Angebotskomponenten im Tourismus bilden. Dazu gehören auch architektonisch gut ge-

staltete Bauten – man könnte hinzufügen: authentische, sprich traditionelle ländliche Bauten.31

Verwildert das Berggebiet, leidet darunter nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch der Tou-

rismus, der diesen Erholungsraum nutzt und vermarktet. Es geht dabei aber nicht nur um allenfalls

„unrentable“ Alpwirtschaft oder um den Landschaftsunterhalt. Ebenso wichtig sind soziale und kul-

turelle Werte. Beim gemeinschaftlichen Arbeiten werden Wissen und Erfahrung weitergegeben, an

einer „Chästeilet“ werden die Früchte der Arbeit geerntet. Es braucht also einen Mix aus Traditi-

ons- und Landschaftspflege.32

Giovanni Danielli von der Universität Luzern (Wirtschaft) erkennt folgende Haupttrends: Natur-Pur

(Klima, Wasser), Entspannung-Entschleunigung (keine permanente Erreichbarkeit, Kulturland-

schaft, Kulturprogramm), Action, Preis (billig). Traditionell authentische Siedlungsbilder, kleine

Strukturen, unverwechselbarer Charakter, gepflegtes Siedlungsbild mit Charakter der Volkskultur.

In einem Interview postuliert Dominik Siegrist33 nachhaltigen Tourismus als Stärke für Bergregio-

nen mit oder ohne Potenzial, wobei in sensiblen Naturgebieten ein „Besuchermanagement“ aufge-

baut werden müsste. Dabei ist eine Zusammenarbeit der Tourismusregionen unabdingbar, etwa in

29

BIANCO, Winter 2009/10, S. 48f. 30

Pro Natura Magazin, Nr. 1/2012, S. 5. 31

Pro Natura Magazin, Nr. 1/2012, S. 10. 32

Alpendialog, NFP 48 (wie Anm. 13). 33

Horizonte, Nr. 12/2007, S. 26; FUNalpin, Arbeitsbericht 9. Labelregion (Siegrist, Boesch, Renner, wie Anm. 14).

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 13

der gemeinsamen Positionierung im globalen Wettbewerb. Ein interessantes Beispiel stellt die

Engelberg-Titlis Tourismus AG dar, die ein einheitliches Klassifikations- und Buchungssystem für

Ferienwohnungen aufgebaut hat. Es ermöglicht eine gute Marktübersicht sowie die Direktreserva-

tion. Das System bietet den Wohnungsvermietern eine geeignete Plattform für die Ausschreibung.

Dahinter stand die Erkenntnis, etwas gegen die sich zunehmend verschärfende Problematik der

„kalten Betten“ unternehmen zu müssen.34 Über ein verbreitetes Problem in den Alpen beklagt sich

der St. Moritzer Tourismusdirektor Hans-Peter Danuser: In den schweizerischen (Berg-)Touris-

musgebieten habe man den grossen Fehler begangen, während Jahren private (Ferien-)Wohnun-

gen zu bauen anstatt die Hotels zu sanieren. Anstatt der Milch sei die Kuh verkauft worden.35

Heute steht im alpinen Tourismus der Winter im Fokus. Dazu gibt es eine lange Nebensaison, den

Sommer. Deshalb braucht es in den Bergen eine starke Sommersaison, auch als langfristige Re-

aktion auf die Klimaerwärmung.36 Der Sommer ist zentral für die touristische Zukunft der Schweiz.

Wandern heisst aktive Feriengestaltung, Erleben und Entdecken. In der Sommersaison hat der al-

pine Tourismus eine Neupositionierung nötig.37

Bergbauern und Alpbewirtschafter leisten einen enormen Beitrag zur Gestaltung des ländlichen

Raumes und der touristisch genutzten Gebiete. Aber im Zuge des fortschreitenden Strukturwan-

dels bewirtschaften immer weniger Bauernfamilien immer grössere Flächen mit entsprechend stei-

gender Arbeitsbelastung. Schwer zugängliche Flächen werden aufgegeben, sie verganden und

verwalden – die touristische Attraktivität nimmt ab.

Die grossen Leistungen (für die Allgemeinheit) müssen weiterhin mit Direktzahlungen abgegolten

werden. Erklärtes Ziel muss sein, die einmalige Landschaft weiterhin nachhaltig zu nutzen und da-

rin Nahrungsmittel von hoher Qualität zu produzieren.38 In einer Testumfrage von Pirmin Schilliger

in Alvaneu zur Frage „Welche Landschaft wollen wir?“ wünschten sich alle Befragten eine mög-

lichst authentische Landschaft. Darunter verstehen allerdings längst nicht alle das Gleiche.39 Ent-

wicklungen müssen sowohl zur gebauten als auch zur natürlichen Landschaft passen. Als Mass-

stab dafür dienen einerseits der Stil traditioneller Bauten, die topografische Einpassung in den Ort

sowie auch der Entstehungsprozess. „Was historisch gewachsen ist, ist authentisch“ – auch wenn

viele der Landschaftselemente ihre ursprüngliche Funktion längst verloren haben.

Oft gibt es in der „Beurteilung“ von Landschaft gravierende Unterschiede zwischen der einheimi-

schen Innen- und der touristischen Aussensicht. Die Erwartungen der Einheimischen umfassen

primär Aspekte wie Beschäftigung, Besitz, soziale Beziehungen und Kindheitserinnerungen. Sie

bewerten eine Landschaft vor allem aus einer existenziellen und sozialen Sicht. Dabei spielt das

Kriterium der Unverwechselbarkeit eine wichtige Rolle. Touristen dagegen erleben Landschaft im

34

Marius Risi. Die zweiten vier Wände auf tausend Meter. Ferienhauskultur der „Generation 30“ in Engelberg. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Bd. 106/2010, S. 228. 35

NZZ am Sonntag, 7. Januar 2007, S. 20. 36

In Engelberg haben einige Besitzer von Ferienwohnungen ihren Dauerwohnsitz hierher verlegt mit dem Argument, dass die Sommertemperaturen hier angenehmer seien als unten in der Stadt (Anm. 34, S. 229). 37

Interview mit Jürg Schmid, abtretender Direktor von Schweiz Tourismus. NZZ am Sonntag, 3. Januar 2010. 38

Die Alpen, Bd. 7/2006, S. 40-45. 39

Alpendialog. Landschaften und Lebensräume der Alpen, NFP 48 (wie Anm. 13).

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 14

Rahmen ihrer Freizeitaktivitäten und urteilen aus individueller Warte – das Gefühl, weg zu sein von

zu Hause, in einer gesunden und stimmigen Umgebung. Touristen akzeptieren den Verfall der Ge-

bäude als natürliche Folge der aufgegebenen Nutzung. Somit ist auch der Verfall echt und authen-

tisch. Für die Einheimischen hingegen verschwinden mit den Maiensässen oder Alpgebäuden kul-

turelles Erbe und damit Authentizität. Aus dem gleichen Grund bewerten sie aufgelassenes und

verbuschendes Land als negativ. So manifestiert sich im Ruf nach mehr Wald und Wildnis ein

Stadt-Land- oder ein Berg-Unterland-Konflikt. Bergbewohner sehen darin eine Bedrohung ihrer

Existenzgrundlage. Sie sträuben sich dagegen, eine über Jahrhunderte gepflegte alpine Kultur-

landschaft der Verwilderung preiszugeben. Diese Situation erfordert ein verbessertes gegenseiti-

ges Verständnis.40

Es bräuchte ein Gesamtentwicklungskonzept, mit welchem man versucht, die Regionen „stark“ zu

machen. Eine Region wird dann stark, wenn sie sich mit dem beschäftigt, was diese Gegend aus-

serordentlich und anders macht. Autarkie im offenen Netzwerk. Autarkie – nicht als Isolation ver-

standen, sondern als bewussten Rückgriff auf regionale Eigenheiten, die mit dem Wissen der Welt

verdichtet werden. Solche Regionen sind spannend und haben ein enormes ökonomisches Poten-

zial. Touristen suchen genau diese Räume auf, da sie in ihrer Art authentisch sind.41

Die Bandbreite neuer Angebote ist entsprechend breit und unterschiedlich ausgerichtet: vom Al-

pen-Chic bis zum Existenziellen. Als Beispiel zum Trend: Ferien dicht an der Natur – mit Spitzen-

komfort: die Alphütte mit Hotelbedienung. Gäste des Hotels Bella Tola im Val d’Anniviers oder des

Maiensässhotels Guardaval auf Lenzerheide können in einer abgelegenen Hütte Ferien machen.

Die Hotels bieten „4-Sterne-Komfort im Stall“.42 Auch führen einzelne Pilgerwege über Sömme-

rungsweiden, z.B. im Val S-charl, an der Flüela und im Etzlital (UR).43 Andere Regionen bieten den

Forscherparcours in den Bereichen Geologie, Botanik, Astronomie, Alpwirtschaft, Architektur an,

insbesondere im Zusammenhang mit einem Landschaftspark.44 Es gibt ein Therapieprojekt, in dem

gezielt eine abgelegene Alphütte ohne Handyempfang und Facebook benutzt wird, um sich be-

wusst der permanenten Erreichbarkeit zu entziehen.45

In Graubünden zählen in der Sicht der Gäste ursprüngliche Landschaften und intakte Ortsbilder zu

den wichtigsten Werten. Gesellschaftlich und ökonomisch wird natur- und kulturnaher Tourismus

einer der grossen Tourismustrends der nächsten Jahre sein. Defizite wurden ausgemacht bei: Er-

lebnis, Innovation, Wissenszugang, Kultur. Deshalb ist es wichtig, die Bilder zu verorten, das heisst

mit der lokalen Bau- und Besitzergeschichte zu verknüpfen. Leider wird bisher darauf nur selten

Wert gelegt. Weitere erfolgreiche Angebote aus dem Bereich Natur und Kultur, zum Beispiel in

Arosa, Davos, Klosters, Scuol sind unter anderem: Älplerchilbi, Heimat-/Talmuseum, Schaukäserei

40

Alpendialog. Landschaften und Lebensräume der Alpen, NFP 48 (wie Anm. 13). 41

Gion Caminada, Walliser Bote, 31. Oktober 2008. 42

Tages-Anzeiger,16. Oktober 2008, S. 54; Kunst + Architektur in der Schweiz, Nr. 2/2011, S. 24. 43

NZZ, 20. Februar 2009, S. B4. 44

Parc Ela Broschüre http://www.parc-ela.ch 45

Lorenz Hanselmann. Ferien ohne Facebook in abgelegener Alphütte. Therapieprojekt in der Seewlihütte (UR). 20 Min, 17. Mai 2011, S. 2.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 15

mit den Erfolgsfaktoren Natur, Erlebnis und Besonderheit, kombiniert mit Authentizität. Dabei wer-

den Einheimische als Führer engagiert.46 Nach Lukas Scharpf leisten Betriebsbesichtigungen ei-

nen wertvollen Dienst im Marketing.47 Bei den speziellen Veranstaltungen (wie dem Tag der offe-

nen Tür) geht es vor allem darum, die „Marke“ zu emotionalisieren, Nähe und Sympathie zu schaf-

fen. Der Konsument identifiziert sich danach stärker mit der Marke. Mit einem (Fabrik-)Shop macht

die Glasi Hergiswil einen substanziellen Verkaufsumsatz über die Besucher.

Im Angebot fehlen oft ländliche Bauten im Allgemeinen und Alpgebäude im Besonderen. Ländli-

ches Bauen und Wohnen (Architekturaspekte) gehören aber essenziell zur lokalen Authentizität! In

touristischen Angeboten und Vermittlungen ländlicher Wohn- und Wirtschaftsbauten ist zu berück-

sichtigen, dass sich für Touristen und Einheimische die erwähnte unterschiedliche Wahrnehmung

zeigt. Touristen sind eher von medial vermittelten Alpenbildern geprägt, bei Einheimischen werden

mit den Ökonomiegebäuden kollektive Symbole von Heimat, Ertrag und Kontinuität berührt. Somit

lässt sich auch der Diskurs über die unersetzlichen Verluste, die durch das Verschwinden der

Ökonomiegebäude entstehen, relativieren. Vielleicht zeigt sich auch die nachgewiesene Bedeut-

samkeit der Ökonomiegebäude im Rahmen der alpinen Landschaft als zeitlich und gruppenmässig

umgrenztes Phänomen, wenn man Kulturlandschaft nicht als Fixzustand, sondern als sich verän-

dernden Prozess versteht.48

Allfällige Direktzahlungen im Zusammenhang mit Landschaftsqualität sollen auch qualitativ prä-

gende historische Alpgebäude mit einbeziehen. Der Schweizer Nationalrat hat sich auf eine Stra-

tegie in der Agrarpolitik geeinigt. Das neue Direktzahlungsmodell findet Anklang. Gutgeheissen

wurden Landschaftsqualitätsbeiträge. Wie Bundesrat Johann Schneider-Ammann ausführte, sollen

sie dazu beitragen, dass die Vielfalt der Landschaften erhalten bleibt. Bauern sollen neben ihrem

Kerngeschäft auch andere Tätigkeiten ausüben und etwa „Schlafen im Stroh“ anbieten können.49

Im Zuge der neuen Agrarpolitik mit der beabsichtigten Unterstützung von ökologischen, land-

schaftspflegenden Arbeiten (Kulturlandschaft) soll auch die substanzielle Erhaltung landschafts-

prägender, historischer Bauten einbezogen werden. Dies könnte über Projekte zur regionalen

Entwicklung (PRE) erfolgen.50

Elemente der traditionellen Kulturlandschaft werden sehr geschätzt, Wildnis als flächendeckender

Zustand wird nicht gewünscht und widerspricht auch der langen Nutzungsgeschichte dieser Täler.

Daher empfiehlt eine Studie, der Bund solle leistungsbezogene Beiträge an die Erhaltung der Kul-

46

Center da Capricorns, Wergenstein 22. November 2007, S. 12. Natur- und kulturnaher Tourismus-GR 07.pdf: www.wergenstein-tourismus.ch/index.php?1=1&id=607 47

Neue Zuger Zeitung, 24. September 2011, S. 13. Richtig gemacht bringen Betriebsbesichtigungen eine wertvolle Iden-tifikation mit den Produkten und treue Kunden. Interview mit André Briw. Er leitet das Competence Center Marketing am Institut für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern – Wirtschaft. 48

Henning Freund. Blockbau in Bewegung. Ökonomiegebäude als Bedeutungsträger alpiner Sachkultur. Münster 2007 (Internationale Hochschulschriften, Bd. 482), S. 257. 49

Neue Luzerner Zeitung, 20. September 2012, S. 7. 50

Projekte zur regionalen Entwicklung (nach Art. 93 Abs. 1 Bst. c LwG).

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 16

turlandschaft bzw. der Berglandwirtschaft gewähren, aber auch individuelle Initiativen unterstützen,

welche auf eine Vernetzung von Landwirtschaft und Wandertourismus hinarbeiten. Eine strengere

Bewilligungspraxis in Bezug auf weitere Erschliessungen unbebauter Räume wäre anzustreben.51

Als mittelfristige Tourismustrends ermittelte die Studie Höhenegger (2003) zehn Elemente: Bedürf-

nis nach Sicherheit, selbstbewusste und erfahrene Reisende, alternde Bevölkerung, verstärkter

Wettbewerb, mehr Qualität fürs Geld, vom Service- zum Erlebnisangebot, Nachhaltigkeit, Einbin-

dung neuer Technologien und Authentizität des Angebots.52 Agrotourismus ist in der Schweiz ein

überschaubares touristisches Nischenprodukt mit hohem Entwicklungspotenzial. Dieses wird aller-

dings durch die Heterogenität in Qualität und Art der Vermarktung massiv geschmälert.53

Marketingpotenzial der alpwirtschaftlichen Bauten. Stand – Probleme – Massnahmen

Die Datenlage zum Alptourismus ist sehr ungünstig – es liegen keine Zahlen zum Anteil der alp-

wirtschaftlichen Betriebe vor, die agrotouristische Leistungen anbieten.54 Im Mittel setzt jeder agro-

touristische Betrieb 11’700 CHF im Jahr im Agrotourismus um. Im Mittel dürfte gelten: „reich wer-

den lässt sich mit dem Nebenerwerb nicht, aber er trägt zum Lebenserwerb bei“ (Götz 2009). Ag-

rotouristikexperten haben für dieses Kundensegment einen Altersdurchschnitt von 44.9 Jahren

ermittelt, 46 Prozent sind Familien mit Kindern, 41 Prozent Paare und Singles. Ihre Einkommens-

lage ist überdurchschnittlich. Zu den Motiven der Bauernhofferien-Gäste zählen: Entspannung,

Kraft sammeln, Abstand zum Alltag, frei sein, Zeit haben, Natur erleben. Agrotouristen sind damit

Gäste, die geniessen und die Natur aktiv erleben wollen.55 Die Erfüllung des Grundnutzens, wie

saubere Zimmer oder sanitäre Einrichtung, gilt als vorausgesetzt. Profilierung am Markt gelingt nur

über Zusatznutzen, etwa die emotionale Ebene, Exklusivität oder eine besondere Atmosphäre. Der

Schweizer Tourismusverband will dazu ein Qualitätslabel schaffen, etwa Erlebnis- oder Winzerhof

etc.56

Ein touristisches Produkt bedeutet auch die Bündelung von Leistungen, damit der Tourist während

der ganzen Urlaubszeit „Ferienglück“ erleben kann. Damit ist gemeint, dass häufig ein einzelner

Anbieter nicht ausreicht, sondern eine kritische Masse erreicht werden muss, etwa mehrere Höfe

entlang eines Fahrradweges oder einer Bergstrecke.

Interesse, Ausbildung und Kommunikation

Der Erwerb touristischer Kompetenzen gehört zurzeit nicht zum regulären Inhalt der landwirtschaft-

lichen Ausbildung. AGRIDEA formuliert deshalb Lernziele für agrotouristische Aus- und Weiterbil-

51

Florian Boller. Remoteness im Südalpenraum – Chance für den Wandertourismus? Diplomarbeit Univ. Zürich, Geo-graphisches Institut; Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Bern 2007. www.wsl.ch/forschung/forschungsunits/wisoz/students/riassunto.pdf. 52

Luisa Vogt. Alp- und agrotouristische Wertschöpfungspotenziale. Wettbewerbsfaktoren, Erfolgsfaktoren und Heraus-forderungen. Ein strategischer Leitfaden. Birmensdorf 2010, S. 6 (www.regiosuisse.ch/forschungsnetz) 53

Hansueli Senn. Agrotourismus in der Schweiz. Analyse des Angebots und der Nachfrage des Übernachtungstouris-mus auf landwirtschaftlichen Betrieben. Diplomarbeit Berner Fachhochschule SHL 2007. 54

Vogt 2010 (wie Anm. 52), S. 6. 55

Vogt 2010 (wie Anm. 52), S. 12. 56

Vogt 2010 (wie Anm. 52), S. 12, 18.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 17

dungskurse.57 Agrotourismus in der Schweiz wird nicht umfassend kommuniziert oder vermarktet.

Der Föderalismus mit verschiedenen Sprachkulturen und unterschiedlichem Verständnis verhin-

dert eine einheitliche Definition, was Agrotourismus ist oder sein sollte. Hinzu kamen bisher ein-

schränkende Wirkungen des Raumplanungsrechtes, fehlende Anerkennung des Agrotourismus als

landwirtschaftlicher Betriebszweig, fehlende finanzielle Unterstützung des Bundes. Regionalpolitik

setzt auf Stärkung von Innovation, Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit. Die Agrarpolitik un-

terstützt einheimische und regionale Produkte mit dem Ziel der Wertschöpfung in der Landwirt-

schaft. Viele Betriebe vermarkten sich aber selber und profitieren oftmals von der Nähe zu Touris-

musdestinationen. Dazu gibt es allerdings kein statistisches Material.58 Der Hauptanteil der Gäste

bei Urlaub am Bauernhof sind die 30- bis 49-Jährigen mit den Motiven: Natur, schöne Landschaft,

Wanderungen, Ruhe. Gründe für den Erfolg des Agrotourismus in Deutschland sind Werbung,

Qualität der Unterbringung und das persönliche Engagement. Fazit: Vor allem bei der Erreichung

der finanziellen Ziele hapert es bei vielen Anbietern. Zentraler Punkt hier ist die Auslastung des

Angebotes. Trotz diverser Marketingaktivitäten der Anbieter bringen nach wie vor der Katalog und

der Internetauftritt des Vereins die meisten Gäste auf den Hof. Weit über die Hälfte aller Gäste sind

Familien. Sie übernachten vor allem den Kindern zuliebe auf dem Bauernhof, wegen der Tiere

oder der bäuerlichen Erlebniswelt.

Das Fazit für Alpgebäude: Ein Alpgebäude kann nur als Ergänzung zu einem bestehenden An-

gebot im Bereich Agrotourismus eine Rolle spielen. Die zeitliche Verfügbarkeit, die Erreichbarkeit

und die Qualität der Unterkunft sind ansonsten zu eingeschränkt.59

Abgelegene, schwer erreichbare Gebiete (Remoteness) haben zwar einen bemerkenswerten ge-

sellschaftlichen und ökologischen Wert. Ohne finanzielle Förderung sind sie jedoch nur für wenige

Menschen erlebbar, da ein Minimum an Strukturen (Wege, Unterschlupfmöglichkeiten) vorausge-

setzt wird. Vermarktung muss heterogene sozioökonomische Eigenschaften unterscheiden. Es

sind alle Altersgruppen vertreten, fünfzig Prozent der Besucher kommen aus der lokalen und regi-

onalen Umgebung. In den nächsten Jahren dürfte die Nachfrage nach Remoteness zunehmen, die

ökonomischen Effekte allerdings sind eher gering einzuschätzen.60

Eigentlich erstaunt es nicht, dass auf Verpackungen für Agrarprodukte ländliche Bauten oder an-

dere ländliche Sujets als Label erscheinen und damit die Nähe zum Ort der Produktion vermitteln.

Als Beispiel sei das Bild eines Bauernhauses auf einer Fleischverpackung erwähnt.61 Im Lötschen-

tal tauchen Ökonomiegebäude als mobile Bedeutungsträger in Kunsthandwerk und Werbung auf.62

57

Vogt 2010 (wie Anm. 52). 58

Senn 2007 (wie Anm. 53), S. 19. 59

Senn 2007 (wie Anm. 53), S. 59. 60

Boller 2007 (wie Anm. 51), S. 126ff. 61

Emmental, Schwarzwald. Auftrag an Grafikbüro Schneiter Meier Külling, Rämistrasse 35, 8001 Zürich. 62

Freund 2007 (wie Anm. 48), S. 73.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 18

Eine Vermarktung über ein Label (Nationalpark, Landschaftspark, Reservat) macht nur dort Sinn,

wo eine verstärkte Promotion des Tourismus angestrebt wird.63

Ein Beispiel für ein „kombiniertes“ Event-Marketing gibt es in St. Antönien (GR) mit dem „Hein-

zensommer – vom Bauerngerät zum Kunstobjekt“. St. Antönien bringt Kunst auf die Bergwiese.

Die örtliche Kulturgruppe kann für ihr nicht alltägliches Engagement im ganzen Dorf auf Rückhalt

zählen: Die Bauern stellen ihr Land zur Verfügung, Tourismusverein und Hoteliers begleiten die

Aktion mit Sonderangeboten.64 Wie „strikt“ solche Labels in der Vermarktung gehandhabt werden,

zeigt das Beispiel Klewenalp, wo ein Bergkäse unten im Dorf Seelisberg hergestellt, aber unter

dem Namen „Bergkäse Klewenalp“ vermarktet werden sollte. Sechs Einsprachen wandten sich

gegen diese Alpkäserei auf Klewenalp. Eine Schutzklausel im Landwirtschaftsgesetz schreibt

zwingend vor, dass Alpkäse nur in Sömmerungsgebieten produziert werden darf. Ein ähnlicher

Schutz gilt auch beim Bergkäse. Die Milch der Klewenalp wird aber in der Käserei von Hans

Aschwanden in Seelisberg verkäst.65

Alpgebäude als mögliches Element in Tourismus und Marketing

Bauten spielen im Verständnis von Kulturlandschaft eine wichtige Rolle. Was bedeutet dies für ei-

ne mögliche Nutzung von historischen Alpgebäuden im Agrotourismus? Was bedeuten die unter-

schiedlichen Sichtweisen, die Auswahlkriterien, die gesetzlichen Rahmenbedingungen, und worin

besteht die Wertschöpfung? Soll der Alpenraum weiterhin lebensfähig sein, gelte es, neben dem

Tourismus auch die Alpbewirtschaftung zu fördern, mein Heinz Aebersold von der Schweizeri-

schen Arbeitsgemeinschaft für das Berggebiet (SAB). Kulturhistorische Bauten müssten erhalten

bleiben, dürfen aber umgenutzt werden. Dies bedingt gute Planungsgrundlagen. Hans Weiss

möchte, dass Schutzkonzepte sowohl die bestehende Umwelt als auch den landschaftlichen Be-

zug, die nachhaltige Pflege und die gebauten Objekte berücksichtigen. Nach Claude Castelle (FR)

wäre es nötig, den Schutz des alpwirtschaftlichen Erbes in die Raumplanung einzubinden. Aber

man kann auch dahinkommen, Ruinen zu akzeptieren, weil mit den meisten Umnutzungen tiefgrei-

fende bauliche Veränderungen einhergehen und die Gebäude ihren funktionalen Bezug zur Land-

schaft verlieren.66

Als Massstab dafür dienen der Stil traditioneller Bauten, die topografische Einpassung in den Ort

sowie der Entstehungsprozess. „Was historisch gewachsen ist, ist authentisch“, auch wenn viele

der Landschaftselemente ihre ursprüngliche Funktion längst verloren haben. Touristen akzeptieren

den Verfall der Gebäude als natürliche Folge der aufgegebenen Nutzung. Somit ist auch der Ver-

fall echt und authentisch.67

63

Florian Boller. La remoteness nelle valli sudalpine, un opportunità per il turismo escursionistico 2007 www.wsl.ch/forschung/forschungsunits/wisoz/students/riassunto.pdf 64

Kulturtipp, H. 14/2010, S. 6-7. 65

Neue Nidwaldner Zeitung,12. Dezember 2009. 66

Heimatschutz, Bd. 1/2003, S. 14. 67

Alpendialog. Landschaften und Lebensräume der Alpen, NFP 48 (wie Anm. 13).

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 19

Der Direktor des Schweizer Bundesamts für Kultur (BAK), Jean-Frédéric Jauslin, legt Wert auf die

Förderung eines Bewusstseins für Baukultur. In der Schweiz sollte vermehrt in Netzwerken gear-

beitet werden. Das BAK setzt dabei zwei Schwerpunkte: Bewahrung des Kulturgutes und Förde-

rung der Kreativität der kulturellen Vielfalt. Dazu gehört in der Strategie auch „keine Zukunft ohne

Herkunft“.68

Für den Architekten Gion A. Caminada kann man Mensch und Topografie, Kultur und Natur nicht

trennen. Sie machen letztlich Raum aus. Es gibt im Wallis und in Graubünden drei Arten von Bau-

en: im Versteckten regionales Bauen, eher verstaubt wirkend, da von Gegebenheiten ausgegan-

gen wird, ohne sich von modischen Einflüssen dominieren zu lassen. Sehr stark ist hingegen der

Regionalismus, der schnelle Rückgriff auf bauliche Zitate, auf Bilder, die früher einmal relevant und

typisch waren und heute ohne Inhalt reproduziert werden. Das aber wirkt nach Caminada lächer-

lich und macht keinen Sinn. Drittens gibt es das radikal Andere mit massloser Überschreitung von

Grenzen.

Wichtig wäre aber, die Wurzeln des Ortes und der Region nicht ausser Acht lassen. Es geht in ers-

ter Linie darum, den Diskurs vor Ort in Bewegung zu bringen. Nur wenn man Thesen und Antithe-

sen kritisch begleitet, kann man zu einer Synthese gelangen. Dabei sollte eindeutig Synthese mehr

als die Summe der Gegensätze sein.

Für den Umgang mit Bauten am Ort nennt Henning Freund drei Pole: die Potenziale wahrnehmen,

den Diskurs im Sinne des Widerstreites pflegen und schliesslich daraus eine öffentliche Idee ent-

wickeln.69 Für das Fieschertal interpretierten Juristen Ökonomiegebäude als landschaftsprägend

per se, ohne dass ein zusätzlicher kunsthistorischer Eigenwert benannt werden müsste.70

Im Berliner Architekturstreit 1993 setzte Architekt Josef Paul Kleihues auch auf Grundriss und Ty-

pologie der Gebäude: „weil darin wertvolle historische Erinnerungen liegen“.71 Tanja Meisser gibt

für ländliche Bauten wertvolle Hinweise zu „Umbau nach Anleitung“, worin unter anderem die Vor-

entscheide für die Konzeptstrategie, die immateriellen Werte (Geschichte), die Möglichkeiten zur

Instandsetzung (Rekonstruktion oder Restaurierung und Rückführung), die Wertequalitäten der

Umnutzung bis hin zu einem Schema der Entscheidungsprozesse ausgeführt werden.72

Traditionelle Ökonomiegebäude werden fast grundsätzlich als optimal in die Landschaft eingepasst

beschrieben. Dagegen wird für moderne Ökonomiegebäude und geplante Umbauten älterer Ge-

bäude mit einem stetigen Automatismus die mahnende Forderung erhoben, den Kontext der um-

gebenden Landschaft unbedingt zu achten. Letztlich wird der Abgang von traditionellen Ökono-

miegebäuden als unersetzlicher Verlust für das Landschaftsbild beschrieben. Da die Ökonomiege-

bäude in ihrer Anordnung dem Raum eine eigene Struktur geben, mit Erinnerungen und emotiona-

len Assoziationen verknüpft sind und als „Zeichen“ für ein bestimmtes Agrarsystem stehen, dürfte

ihr Nicht-mehr-Vorhandensein bedeutsame Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Mensch

68

Heimatschutz, Bd. 3/2006, S. 2-4. 69

Caminada 2008 (wie Anm. 41). 70

Freund 2007 (wie Anm. 48), S. 266. 71

„Kritische Rekonstruktion“, Josef Paul Kleihues, Berlin. Berliner Architekturstreit 1993. 72

Tanja Meisser. Umbau nach Anleitung. Thesis.pdf 2010, S. 22-36.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 20

und Landschaft haben. Dazu die Stimme eines Einheimischen zur Fotosequenz Landschaft mit

und ohne Ökonomiegebäude: „Totaler Unterschied, was drei Scheunen ausmachen, ohne ist es

etwas Fremdes, (…) sieht aus wie in Bern, einfach eine Weide und fertig.“ Bei den Einheimischen

spielt der Begriff Heimat eine wichtige Rolle, mit ihm werden diese Ökonomiegebäude assoziiert.73

Ökonomiegebäude dienen auch der identitätsmässigen Verortung. Es zeigt sich die nachgewiese-

ne Bedeutsamkeit der Ökonomiegebäude in der alpinen Landschaft, wobei man Kulturlandschaft

nicht als Fixzustand, sondern als sich verändernden Prozess versteht. Interessanterweise finden

sich zum Beispiel in Tourismusregionen wie dem Unterengadin, dem Gebiet Glaubenbielen oder

Brünig zahlreiche Bilder von Alpgebäuden im Internet. Die Fotos wurden aber zumeist nicht von

den Alpnutzenden oder -besitzenden ins Netz gestellt, sondern von Bikern und Wanderern. Mo-

mentaufnahmen zeigen Landschaften mit Alpgebäuden und werden damit zu eigentlichen Refe-

renzorten der Identität.

Rennwanderer eilen am Stafel Urschai (Ftan) vorbei talwärts. Bild aus dem Internet 2010. (GR Ardez Marangun Urschai.jpg)

Hirtenhütte auf Alp Chöglias, auf der anspruchsvollen Biker-Route Fimbertal–Ramosch über den Fimber-pass. Bild aus dem Internet 2010. (GR Sent Alp Chög-lias-silv_2_tag00586.jpg)

Auch der Rückbau sollte ein Thema sein. Lukas Bühlmann, Direktor der Schweizerischen Vereini-

gung für Landesplanung, kann sich vorstellen, solche Bauten einfach dem Zerfall zu überlassen

oder sie gezielt abzubrechen. Stephan Scheidegger, Vizedirektor beim Bundesamt für Raument-

wicklung, hält fest: Es gibt keine Pflicht zum Abbruch von baufälligen Gebäuden, ausser bei einer

Gefährdung von Leib und Leben. Nur verfallen lassen sei eine schlechte Lösung, findet Thomas

Egger von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete: „Was nicht mehr ge-

braucht wird, sollte man abreissen und stattdessen für andere Nutzungen freigeben.“74 Unbestrit-

ten ist aber auch für ihn, das Wohnen nur dort zuzulassen, wo auch früher gewohnt wurde.75 Nach

dem Landschaftsentwicklungskonzept für das Val Cama sollen die traditionellen Bauten sanft nach

historischem Vorbild restauriert und vorrangig in die Alpnutzung eingebunden werden.76 Die

73

Freund 2007 (wie Anm. 48), S. 227-228. 74

Thomas Egger, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Berggebiete. Tages-Anzeiger, 29. Juli 2010. 75

Tages-Anzeiger, 29. Juli 2010. 76

http://www.valcama.ch/projekt_de.html

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 21

Denkmalpflege Graubünden unterstützt beratend und fallweise mit Beitragsleistungen. Dort, wo ei-

ne landwirtschaftliche Nutzung nur kurzzeitig oder nicht mehr vorgesehen ist, sollen die ehemali-

gen Alpgebäude in einfache Schutzhütten umgewandelt und in das Tourismuskonzept integriert

werden.

Wichtige Komponenten der agrotouristischen Vermarktung

Ressourcen und Interessen der Akteure dürften die zentrale Voraussetzung für die Wettbewerbs-

fähigkeit des agrotouristischen Nebenerwerbs sein. Wichtig sind nicht nur die persönlichen Kräfte,

sondern auch die räumlichen, wie zum Beispiel Bauten und Baukultur. Im Unterengadin führte die

Betriebsaufgabe einzelner Landwirte zu einer Übernahme durch verbleibende Bauern, die aber

nicht mehr ausreichend Zeit aufbringen konnten für die agrotouristische Betreuung von Gästen.

Die Anstellung von Personal ist begrenzt möglich. Fremdpersonal wird von den Gästen häufig als

„nicht authentisch“ wahrgenommen.77

Die organisatorische bzw. rechtliche Struktur des Betriebs wirkt sich ebenfalls auf die Handlungs-

optionen aus. Wenn beispielweise die Alpflächen oder die Alpgebäude nicht den Älplern gehören

und die Eigentümer kein Interesse an einer touristischen Nutzung haben, könnte eine agrotouristi-

sche Entwicklung von vornherein verunmöglicht sein.78

In der Unterengadiner Gemeinde Tschlin entstand aus der Initiative von Einheimischen, insbeson-

dere nach der Lancierung des „Kultbiers“ Biera Engiadinaisa, die Produkte-Vermarktungsplattform

„Bun Tschlin“.79 Die Tschliner Alp Tea Sot wurde renoviert und man versucht die Bauten als „archi-

tektonische, historische Substanz“ in eine Bergsteigerunterkunft oder Ferienhütte umzunutzen.

Um ein sinnvolles Angebot zur touristischen Nutzung einzelner Alpgebäude zu schaffen, das auch

eine relevante Wertschöpfung erbringt, müsste ein Konzept vorhanden sein, das einerseits beste-

hende Strukturen nutzt bzw. ein Element innerhalb von begleiteten Führungen bildet. Die Wert-

schöpfung dürfte denn auch bei den meisten agrotouristischen Projekten ein anspruchsvolles Ziel

bleiben, jedenfalls erwähnt das Konzept Val Cama im Misox noch 2006, dass sich zur Wertschöp-

fung im Moment noch keine gesicherten Aussagen machen liessen, da die langjährige Erfahrung

fehle. Wertschöpfung basiert vorwiegend auf dem Wandertourismus, dem Verkauf der Käsespe-

zialitäten und des Qualitätsfleisches der Alp sowie auf weiteren Aktivitäten wie Laufsportanlässen

und Festen für die lokale Bevölkerung.80 Ähnlich denkt man auch im Projekt AgroEspace Leuk-

Raron, in dem eine ganze Wertschöpfungskette unter Einbezug der lokalen Bevölkerung generiert

werden soll. Angestrebt werden verschiedene Projekte mit den Komponenten Agrarprodukte

77

Vogt 2010 (,wie Anm. 52), S. 19. 78

Vogt 2010 (wie Anm. 52), S. 20. 79

Isabelle Jaeger. Der Flaschengeist: Aladin in Tschlin. In: Piz 40, Winter 2010/11, S. 6-8. 80

http://www.valcama.ch/projekt_de.html

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 22

(Milch, Fleisch, Wein, Roggen), Agrotourismus, Ökologie und Marketingmassnahmen in Zusam-

menarbeit mit dem Naturpark Pfyn-Finges sowie der Tourismusdestination Leukerbad.81

Was an dieser Stelle als „aktuelle Beispiele“ geschildert wird, geht wahrscheinlich auf Ideen und

Konzepte zurück, die Hans Haid bereits 1989 in der Publikation „Alternative Wirtschafts- und Le-

bensformen in den Alpen“ zusammengetragen hat. Daraus seien die Beispiele „Weitwanderweg im

Piemont“ und das Pilotprojekt in der Walliser Gemeinde Ossona herausgegriffen:82

Der grosse Weitwanderweg belebt den Sommertourismus auf ganz spezielle Art und der finanziel-

le Ertrag bleibt weitgehend in den Tälern. Ein Wanderführer zu den achtzig Etappen gibt einen

Einblick in Kultur und Leben der einzelnen Bergtäler. Der Weitwanderweg (GTA-Konzept) vermei-

det bewusst die Anlage von neuen Wegen oder den Neubau von Hütten, sondern stützt sich auf

die traditionelle Infrastruktur der Bergbauern. Bedeutende kunstgeschichtliche Sehenswürdigkeiten

gibt es im Gebiet von Bonneval nicht, doch kann man hier noch das sehen, was im übrigen Alpen-

raum inzwischen selten geworden ist: Bauernhäuser ohne Umbauten, Dörfer ohne Neubauten,

Backöfen, Heustadel, Ackerterrassen, Weinberg, Saumwege, Wasserleitungen. Eine der wichtigs-

ten Erkenntnisse des Modells Bonneval (Savoysche Alpen) ist, „dass die Einheimischen in eigener

Regie und Verantwortung das Fremdenverkehrswesen lenken müssen und ihnen die dabei erziel-

ten Gewinne so direkt wie möglich zufliessen“.83 Das vom Bund und vom Staat Wallis unterstützte

Pilotprojekt ist Ausdruck einer radikal gewandelten Regionalpolitik. Ende der 80er-Jahre beschloss

die Gemeinde Saint-Martin (Weiler Ossona und Gréféric), künftig auf das zu setzen, wovon sie

reichlich hat: „Eine intakte Natur, herrliche Landschaft, saubere Luft!“, sagt Gemeindepräsident

Gérard Morand. Gestützt auf die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung, startete die Gemeinde

das Projekt, das die Wiederbelebung ihres Kulturgutes anstrebt. Alte Ställe werden zu Wohnhäu-

sern umgebaut, für Feriengäste einerseits, aber auch für Rückkehrer. Strassen wurden saniert,

Bewässerungssysteme neu angelegt. Das Agrotourismus-Projekt liegt in den Händen von Daniel

Beuret.84

Urezza Famos weist auf die geänderten Ansprüche der Touristen hin, die in der Regel einen an-

genehmen Komfort erwarten und nicht jedes beliebige Zimmer im Bauernhaus bewohnen möch-

ten.85 Diese Tendenz zeigt sich insbesondere am bemerkenswerten Hotel-Dorf-Projekt in Vnà (Ho-

tel Tschüttà). Analog dazu vermelden auch die Vermieter von Campingplätzen: „Natur erleben,

aber den Komfort von zu Haus nicht missen: Das wollen heute viele Camper.“ War früher Camping

gleichbedeutend mit Zeltferien für den kleineren Geldbeutel, so sei es heute der Ausgangspunkt,

81

Walliser Bote, 20. Januar 2011, Nr. 16, S. 3. Vgl. auch die Vielzahl vernetzter, individueller Angebote im Val Blenio (VIA, Nr. 2/2011, S. 11-17). 82

Hans Haid. Vom neuen Leben. Alternative Wirtschafts- und Lebensformen in den Alpen. Innsbruck 1989. 83

Haid 1989 (wie Anm. 83), S. 75, 80f.; vgl. auch Christian Hanns. Neue Wege der Fremdenverkehrsentwicklung in den französischen Nordalpen. (Tübinger geographische Studien, H. 89), S. 46. Das Modell Bonneval ist offenbar nach einer Reform des französischen Gemeindesteuerwesens nicht mehr möglich. Die Elektrizitätswerke dürfen sich nicht mehr am Gemeindebudget beteiligen. 84

Coopzeitung, Nr. 44/2006. http://www.alpenallianz.org/de/good-practice/264 85

Gespräch in Scuol am 15. April 2011.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 23

um in Gemeinschaft seine Hobbys zu pflegen: „Draussen in der Natur wird mittlerweile auch der

Komfort von zu Hause erwartet“, sagt André Ginzéry vom TCS.86

Regionale Beispiele – unterschiedliche agrotouristische Nutzungen

In der Urner Gemeinde Unterschächen betreibt Klaus Kempf auf der Oberalp ein Alphütten-

Museum. Die Familie Kempf bewirtschaftet den Alpbetrieb seit Generationen. Kempf, Älpler, Wirt

und Initiant des Alphütten-Museums, erzählt bei angemeldeten Führungen brillant über das Käsen

und Leben hier in früheren Zeiten. Ein Miniaturobjekt der Alphütte wurde an der Swiss Miniature in

Melide ausgestellt.87

Molkebad mit Bergblick – rustikales Erlebnis in Wassen, auf der Alp Hinterfeld am Sustenpass.

Kaum scheint die sommerliche Sonne am Wochenende, fahren Legionen von Automobilisten und

Motorradfahrern über den Sustenpass. Auf der Alp Hinterfeld können sich die Reisenden in einem

gemütlichen Molkebad, wie es dort in den Sommermonaten angeboten wird, erholen. Seit Sommer

2011 besteht dort ein selbstgezimmertes, einfaches Badehäuschen mit Umkleidemöglichkeit und

Dusche. Freunde des Rustikalen kommen hier auf ihre Rechnung.88

Topaktuell und ebenso skurril ist das Angebot

aus Uri:89 „Ferien ohne Facebook“ in abgelegener

Alphütte. Schweiz Tourismus propagiert dieses

Angebot zum Beispiel in der Seewlihütte in der

Gemeinde Silenen (UR). Die Hütte ist abgelegen,

hat keinen Handyempfang und kein Internet. Für

Mario Zaugg, Coach und Prozessbegleiter, ist

dies das perfekte Entspannungsprogramm gegen

Stress und Burnout.

Hütten der Seewlialp, Gemeinde Silenen (UR). (Bild: Maderanertal.ch-impressionen_120-02G120-02G.jpg)

In Obwalden besteht der Giswiler Älplermagronenpfad.90 Wanderung mit kulinarischen Angeboten

(Älplerkost), Schaukäserei. Übernachtung in Ribihütte, Schlafen im Stroh und Bergheu. Die Ge-

bäude in ihrer Architektur und Baugeschichte selber bilden kein Thema. Sie sind „einfach da“ und

86

Hans-Peter Hoeren, Neue Zuger Zeitung, 5. Mai 2011, Nr. 104, S. 11. Der Anspruch der Gäste an den Campingplatz steigt immer mehr. Ein Internetzugang sei fast schon Standard, Bad und WCs sollten dem neuesten Stand der Technik entsprechen. „Die Kunden wollen zum Teil den Komfort eines Hotels und zum Teil auch gar nicht mehr selber kochen“, sagt Barbara Trunz vom Campingplatz Seeblick in Mosen am Hallwilersee. „Die Kundschaft ist heute sehr heterogen und reicht vom Maurer bis zum Bankdirektor.“ (Florian Balmer, Präsident der Marketingorganisation der Schweizer Camping-plätze, Swisscamps). 87

http://www.museen-uri.ch/index.php?id=109&type=1 88

NZZ, 8. Juli 2011, Nr. 157, S. 59. (Kosten 30 Fr., für zwei Personen 50 Fr. http://www.hinterfeldalp.ch). 89

Lorenz Hanselmann 2011 (wie Anm. 45). Auch in 20 Min. vom 30. Juni 2011, S. 29. Am 30. Juni wird in der Gratiszei-tung in Kooperation mit Schweiz Tourismus ein Wettbewerb ausgeschrieben: „Nehmen Sie jetzt am Wettbewerb teil und gewinnen Sie erholsame Sommerferien in einer Berghütte – ohne Internet und Handy-Empfang!“ 90

Giswiler Älplermagronen Pfad. Giswil-Mörlialp. http://www.giswil-tourismus.ch

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 24

dienen als Hüllen, in denen gearbeitet, gegessen oder übernachtet wird – bisher. Als ein Ergebnis

des AlpFUTUR-Projektteils 17 werden seit Sommer 2012 zusammen mit Giswil-Mörlialp-Touris-

mus und ausgebildeten Führern Themenwanderungen zur Jänzimatt und Umgebung angeboten.

Die historischen Alpgebäude sollen als Zeugen einer vergangenen Alpwirtschaft quasi zu Wort

kommen, erläutert von ausgebildeten Wanderleitenden. Betriebsleiter vor Ort erzählen über die

aktuelle Alparbeit und darüber, wie es weitergeht.

Die Gemeinde Tschlin, Eigentümerin der Alp Tea Sot, hat die ehemalige Sennhütte im unteren

Teil der Alp sowie den dazugehörigen Alpstall mit Unterstützung der Denkmalpflege Graubünden

restauriert und plant, dort eine Übernachtungsinfrastruktur für touristische Nutzung einzurichten

(Schulen, Lager, Seminare, Wanderungen). Daneben bleiben die oberen Alpgebäude, eine Senn-

hütte mit Verpflegungsangebot und zwei Ställe weiterhin in die alpwirtschaftliche Nutzung inte-

griert.

Sennhütte und Alpstall, erbaut 1897, restauriert 2004. Umnutzung zu „Seminarhotel“ in Verbindung mit Alpwirtschaft ge-plant. Tschlin, Tea Sot. Foto B. Furrer 2011 (BF03_P1030836.JPG)

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 25

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

In der Vergangenheit zählten ländliches Bauen und Wohnen, Leben und Arbeiten zu den Lebens-

bereichen, die von den Akteuren selber kaum je schriftlich festgehalten wurden. In noch geringe-

rem Mass sind für die historische Alpwirtschaft Dokumente vorhanden, die den betrieblichen Alltag

oder das Errichten von Bauten darstellen. Eine Ausnahme bilden die rechtlichen Aspekte. Fragen

der Nutzungs- und Zulassungsberechtigungen wurden sehr wohl niedergeschrieben – auch die

Verhandlungen und Gerichtsentscheide zu den nicht seltenen Streitigkeiten.

Alpwirtschaftliche Bauten können daher als wichtige materielle Zeugen gesehen werden, die In-

formationen zu vergangenen Arbeits-, Lebens- und Nutzungsverhältnissen enthalten. Die Bauten

und Anlagen erreichen aber irgendwann die Grenzen ihrer Lebensdauer. Viele zerfallen, werden

umgenutzt oder abgebrochen. Dennoch bleiben zahlreiche ältere Alpgebäude weiterhin erhalten –

oft ergänzt durch zusätzliche, aus betrieblichen und hygienischen Gründen notwendig gewordene

Neubauten. Dadurch entsteht eine architektonische Vielfalt, die bisher meist nur am Rande wahr-

genommen und touristisch allenfalls als Postkartensujets genutzt worden ist. Verschiedene Stu-

dien zur Entwicklung von Regionalökonomie und Tourismus zeigen aber, dass die Baukultur ein

erhebliches Potenzial darstellt. Es geht dabei gerade nicht um Ikonen der Architektur, sondern um

die Verbindung von Natur, Landschaft, Wirtschaftsweise, Lebensverhältnissen und Familienstruk-

turen, die in ihrer Vielfalt baulich zum Ausdruck kommt – Biodiversität in Gebäuden sozusagen,

oder eben Kulturlandschaft.

Im Rahmen des Projektes AlpFUTUR hat die Schweizerische Bauernhausforschung eine geführte

Themenwanderung in der Region Glaubenbielen-Jänzimatt entwickelt. Dabei werden aktive Alp-

betriebe zusammen mit den historischen Alpgebäuden einbezogen, unabhängig davon, ob sie

noch in ihrer ursprünglichen oder einer geänderten Funktion genutzt werden. Auf diese Weise bil-

den ältere Bauten Fixpunkte in der Vermittlung von historischen Themen, die interessante Interak-

tionen zwischen Natur, Mensch und Umwelt (Baumaterial, Vegetation, Nutzung von Wasser und

Mikroklima) aufzeigen. Diese zu erkennen und auf geeignete Weise an die Kundschaft weiterzu-

geben, ist Aufgabe der Wanderleiter / Kulturvermittler. Die aktiven Älpler geben – im alten oder im

neuen Sennereigebäude – Einblick in die aktuelle Milchverarbeitung und Käseproduktion. Sie zei-

gen dort unmittelbar die praktischen Arbeiten und können von verschiedenen „Freuden und Lei-

den“ erzählen. Damit kann eine emotionale Komponente ins Spiel gebracht werden. Dies verstärkt

bestehende Kundenbindungen oder erschliesst neue. Die Bedeutung der Alpwirtschaft erfährt über

mehrschichtige Vermittlungsweisen eine Verankerung in unterschiedlichen Bevölkerungssegmen-

ten.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 26

Werbung für die Tourismusregion, Urnerboden (Spiringen). Spiel mit dem ländlichen Alpaufzug über den Klausenpass (Bild) und der urbanen Street Parade! (Text). Foto B. Furrer 2010 (BF03_P1020971.JPG)

Grundsätzlich kann eine Themenwanderung in jeder Region der Alpen und des Jura und unab-

hängig vom Alter der Alpgebäude durchgeführt werden. Da eine Themenwanderung darauf setzt,

Bauten in ihrem originalen, historischen Bestand in den Vordergrund zu rücken, sind keine bauli-

chen Massnahmen notwendig (Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeit). Konflikte mit Bauen

ausserhalb von Bauzonen treten so nicht auf. Für die Umsetzung von alpwirtschaftlichen Themen-

wanderungen empfiehlt sich eine gestufte Vorgehensweise:

Es sind individuelle Abklärungen für einzelne Alpen oder Alpgruppen einer Talschaft notwendig.

Baubestand und aktuelle Nutzungsverhältnisse sind ausschlaggebend für Möglichkeit und Erfolg,

oder eine angemessene Nebennutzung. Für die effiziente Präsentation eines agrotouristischen

Angebots ist eine Anbindung an Organisationen anzustreben: bestehende oder projektierte Land-

schaftsparks, regionale oder lokale Tourismusbüros, Plattform Via Storia, Gastronomie und Hotel-

lerie.

Im Zuge der neuen Agrarpolitik mit der beabsichtigten Unterstützung von ökologischen, land-

schaftspflegenden Arbeiten (Kulturlandschaft) könnten Projekte, welche historische Alpgebäude

als landschaftsprägende Elemente sinnvoll einbeziehen, im Rahmen der regionalen Entwicklung

(PRE nach Art. 93 Abs. 1 Bst. c LwG) eine gute Chance haben.

Zwei Zitate zeigen anschaulich, wie alpwirtschaftliche Bauten in neue agrotouristische Angebote

eingebaut werden sollen und können. Die Bauten stehen dabei nicht einfach als materielle Struktu-

ren da. Dazu sind ihre baugeschichtlich-architektonischen Qualitäten kaum ausreichend. Sie sind

vielmehr Teil der Kulturlandschaft, wo aus der Summe vieler Elemente ein attraktives Angebot ent-

stehen kann.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 27

„Der Mensch sieht mit den Füssen – also hingehen zum Haus, von weither seine Lage in der Landschaft, im Dorf und in

der Stadt sehen und beurteilen. Rätselraten, weshalb ein Haus so schief dasteht. (…) Und dann vom Aussen- in den In-

nenraum treten, die Raumfolge durchschreiten, das Licht sehen, die Materialien in die Finger nehmen: Wie ist was ge-

macht? (…). In dieser Region [Graubünden] der Schweiz ist in den letzten dreissig Jahren eine bemerkenswerte Dichte

an guten Bauten entstanden. Ausser ein paar Berghütten und Alpställen – ebenfalls exemplarische Bauten – stehen die

Häuser dort, wo die Menschen leben und arbeiten (…). Wir lernen so mit den Füssen sehen, wie vielfältig und folgen-

reich der Kanton Graubünden mit der Welt und der Gegenwart verknüpft ist (…)“ (Köbi Gantenbein).91

„Was ist Qualität beim Essen im Restaurant? Das gekochte Menü macht dabei nur 20 Prozent aus, der Rest ist die At-

mosphäre“ (Paul Bocuse 2011).92

Grundsätzlich wird das ganze Spektrum alpwirtschaftlicher Bauten und Anlagen im Agrotourismus

zwar „irgendwie“ vorausgesetzt, als solches aber nicht thematisiert. Bestehende Angebote im Ag-

rotourismus konzentrieren oder beschränken sich auf Wanderungen, auf Gastronomie (Verpfle-

gung) und auf den Verkauf von Produkten der Alpwirtschaft. Die Gebäude können dabei eine Hülle

als Unterkunft / Restaurant bieten, sind aber in ihrer Architektur und Geschichte kein Thema.

Im Hinblick auf eine gewisse Profilierung könnten genau solche Aspekte einen Mehrwert erbrin-

gen, wenn sie mit kompetenter Führung, durch Kulturvermittlung, angeboten werden. Grundsätz-

lich wäre nach Ansicht von Tourismusfachleuten Interesse und Potenzial vorhanden. Dieses muss

aber noch in strukturierte Produkte umgesetzt werden. Darauf zielen die Projekte 17 und 10 in

AlpFUTUR und die Akteure im Interregprojekt Silvretta-Historica unter Einbezug von Archäologen,

Klimaforschern, den Tourismusorganisationen Unterengadin und Montafon sowie von Kulturver-

mittlern.93

Anschrift des Verfassers

Schweizerische Bauernhausforschung Dr. Benno Furrer Hofstrasse 15 6300 Zug benno.furrer(at)zg.ch www.bauernhausforschung.ch

91

Köbi Gantenbein (Hg.). Himmelsleiter und Felsentherme. Architekturwandern in Graubünden. Leck 2009. 92

Schweizer Radio DRS I. Echo der Zeit, 11. Februar 2011. 93

Interreg IV Alpenrhein / Bodensee / Hochrhein, Projekt Nr. 195 (Univ. Zürich, Univ. Konstanz, Stand Montafon, Hoch-montafon Tourismus, Engadin Scuol Tourismus und AlpFUTUR). In der Westschweiz vergleichbare Kooperation von AlpFUTUR, Teil 17 mit dem Parc régional naturel du Jura mit Daniel Glauser. Vincent Steingruber. Le savoir-faire du ta-villonneur et la sauvegarde du patrimoine lié à l'économie alpestre. In : Patrimoine Fribourgeois, Nr. 19/2010, S. 69-77.

Furrer - Kulturgebäude Alp, Nutzungspotenzial im Agrotourismus 28

Schlafkammer unter dem Dach. Denalp, Gummlihütte, 1667 m ü. M. Gemeinde Kerns (NW). Foto B. Furrer 2011.

(BF03_P1030433.JPG)