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1926. A 2 werden. Und angesichts dieser Erfolge werfen Sie die Frage auf, Herr Wind - au s , ob man nicht besser auf die Erforschung so komplizierter Naturprodukte verzichten wurde, ob das erforderliche grol3e MaB von Arbeit fur ein solches Thema nicht schlecht angewandt sei? Nein, durchaus nicht, wir durfen nkht fragen, ob eine solche Aufgabe der Bearbeitung wert sei, ob wir gut daran tun, auch no& die kompliziertestenNaturprodukte analytisch zu untersuchen, son- dern das sind die Arbeiten, die wir in Angriff nehmen mussen, das sind die wahren Aufgaben der heutigen organischen Chemie. Sie mussen gelost werden, auch wenn wir die Arbeit eines Lebens darauf zu verwenden haben. Solche analytische Arbeit hat no& her die Chemie mit unvorhergesehenen, eigen- artigen Anregungen beschenkt. Im vorigen Jahrhundert wurden durch die Untersuchung z. B. der Alkaloide und der Harnsaure gewisse Systeme auf- gedeckt, zu denen unsere Phantasie auf synthetischem Wege nicht so leicht vorgedrungen wiire. Und erinnern wir uns, wie seinerzeit der Indigofarbstoff uns bereichert hat, mit Anthranilsaure, ja mit Anilin und mit Indol. Hatten wir spekulativ zu so merkwiirdigen Gebilden gelangen konnen, wie sie R u z i c k a im Zibeton aufgefunden? So entspringen aus Ihren Unter- suchungen uber Cholesterin die unvorhergesehenenBeobachtungen uber stereo- isomere Cycloparaffine und die originellen Betrachtungen zur Vitaminfrage. Die Deutsche Chemische Gesellschaft dankt Ihnen, Herr Kollege Windaus, fiir den schonen Vortrag und begliickwiinscht Sie herzlich zu Ihren wichtigen Ergebnissen und zur Fortfiihrung Ihrer Untersuchung." Der Vorsitzende : R. Wills t at t er. Der Schriftfiihrer: H. Leuchs. Sitzung vom 10. Mai 1926. Vorsitzender: Hr. R. Willstatter, Prasident. Das Protokoll der Sitzung vom 19. April 1926 wird genehmigt. Hierauf begriiJ3t der Vorsitzende die in uberaus grol3er Zahl Erschienenen und macht folgende Mitteilungen : , ,AnlaBLich der Ga u t agung de r nor d wes t d eu t s chen B ez i r k s - vereine des Vereins Deutscher Chemiker in Dortmund am 2. Mai ver- trat Hr. F. P a n e t h die Gesellschaft. Zu der am 4. Mai veranstalteten feierlichen Einweihung des Chemisch-technologischen Instituts des Friedrichs-Polytechni- kums (Stadt. Gewerbe-Hochschule) in Cothen wurden durch den geschaftsfuhrenden Vizeprasidenten, Hm. M. Bodenstein, telegraphische Gluckwunsche iibermittelt. Von der Allgemeinen Sitzung der Amerikanischen Chemischen G e s e 11 s c h a f t , die vom 5. -9. April in Tulsa (Oklahoma) stattfand, bringt die News Edition von Industrial and Engineering Chemistry, Nr. 8 vom 20. April, die Nachricht, die Gesellschaft habe beschlossen, Emil Fischer wieder in dieI,iste ihrer Ehrenmitglieder aufzunehmen: ,,Professor Fischer. . . . repu- diated before his death the manifesto signed by about ninety German profes- sors, . . ," Nun hat zwar Emil Fischer - dies ist uns bekannt - den Aufruf

Sitzung vom 10. Mai 1926

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1926. A 2 werden. Und angesichts dieser Erfolge werfen Sie die Frage auf, Herr Wind - au s , ob man nicht besser auf die Erforschung so komplizierter Naturprodukte verzichten wurde, ob das erforderliche grol3e MaB von Arbeit fur ein solches Thema nicht schlecht angewandt sei? Nein, durchaus nicht, wir durfen nkht fragen, ob eine solche Aufgabe der Bearbeitung wert sei, ob wir gut daran tun, auch no& die kompliziertesten Naturprodukte analytisch zu untersuchen, son- dern das sind die Arbeiten, die wir in Angriff nehmen mussen, das sind die wahren Aufgaben der heutigen organischen Chemie. Sie mussen gelost werden, auch wenn wir die Arbeit eines Lebens darauf zu verwenden haben. Solche analytische Arbeit hat no& h e r die Chemie mit unvorhergesehenen, eigen- artigen Anregungen beschenkt. Im vorigen Jahrhundert wurden durch die Untersuchung z. B. der Alkaloide und der Harnsaure gewisse Systeme auf- gedeckt, zu denen unsere Phantasie auf synthetischem Wege nicht so leicht vorgedrungen wiire. Und erinnern wir uns, wie seinerzeit der Indigofarbstoff uns bereichert hat, mit Anthranilsaure, ja mit Anilin und mit Indol. Hatten wir spekulativ zu so merkwiirdigen Gebilden gelangen konnen, wie sie R u z i c k a im Zibeton aufgefunden? So entspringen aus Ihren Unter- suchungen uber Cholesterin die unvorhergesehenen Beobachtungen uber stereo- isomere Cycloparaffine und die originellen Betrachtungen zur Vitaminfrage.

Die Deutsche Chemische Gesellschaft dankt Ihnen, Herr Kollege Windaus, fiir den schonen Vortrag und begliickwiinscht Sie herzlich zu Ihren wichtigen Ergebnissen und zur Fortfiihrung Ihrer Untersuchung."

Der Vorsitzende : R. Wills t a t t er.

Der Schriftfiihrer: H. Leuchs.

Sitzung vom 10. Mai 1926. Vorsitzender: Hr. R. Wil ls ta t ter , Prasident.

Das Protokoll der Sitzung vom 19. April 1926 wird genehmigt. Hierauf begriiJ3t der Vorsitzende die in uberaus grol3er Zahl Erschienenen und macht folgende Mitteilungen :

, ,AnlaBLich der G au t agung de r nor d w es t d eu t s c hen B ez i r k s - vereine des Vereins Deutscher Chemiker in Dortmund am 2. Mai ver- trat Hr. F. Paneth die Gesellschaft.

Zu der am 4. Mai veranstalteten feierlichen Einweihung des Chemisch-technologischen I n s t i t u t s des Friedrichs-Polytechni- kums (Stadt. Gewerbe-Hochschule) in Cothen wurden durch den geschaftsfuhrenden Vizeprasidenten, Hm. M. Bodenstein, telegraphische Gluckwunsche iibermittelt.

Von der Allgemeinen Sitzung der Amer ikanischen Chemischen G e s e 11 s c h a f t , die vom 5. -9. April in Tulsa (Oklahoma) stattfand, bringt die News Edition von Industrial and Engineering Chemistry, Nr. 8 vom 20. April, die Nachricht, die Gesellschaft habe beschlossen, Emil Fischer wieder in dieI,iste ihrer Ehrenmitglieder aufzunehmen: ,,Professor Fischer. . . . repu- diated before his death the manifesto signed by about ninety German profes- sors, . . ," Nun hat zwar Emil Fischer - dies ist uns bekannt - den Aufruf

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der 93 in gewisser Hinsicht nachtraglich anders angesehen als zur Zeit seiner Entstehung, aber es ist, wie wir wissen, unrichtig, da13 er den Aufruf repu- diiert habe. Eine so begriindete Wiederaufnahme Emil Fischers, wahrend die Streichung anderer deutscher Ehrenmitglieder fortbesteht, kann in uns nur peinliche Empfindungen wecken. Es erscheint als bedenklich, einen Gelehrten ohne seine Zustimmung in eine Gesellschaft aufzunehmen, sogar unter Umstanden, die nach unserem Dafiirhalten seine Zustimmung ver- hindert hatten, noch bedenklicher, wenn die Gesellschaft dem betreffenden Gelehrten zuvor einen Schimpf angetan hat. Sol1 die Erwahlung groLier Manner zu Ehrenmitgliedern von Gesellschaften, deren Mitgliedschaft auf Beitragszahlung beruht, zur Folge haben, daS die GroSen der MaLiregelung durch Majoritaten der Gesellschaften ausgesetzt werden, sei es wegen ihrer Nationalitat, sei es um ihrer politischen Meinung willen?

Im Interesse der Wiederannaherung der Volker und, was schwieriger zu sein scheint, der Gelehrten, woran einsichtige Manner druben und hiiben arbeiten, ware es wohl zu wiinschen, daS der Aufruf der deutschen Patrioten vom Herbst I914 nicht mehr von neuem hervorgeholt wiirde.

Was heute nottut, nicht uns, sondern Allen, ist versohnende Wieder- anbahnung gemeinsamer Arbeit."

773-

773.

2577. 773.

2578. 2573.

1742.

ES werden 21 neue Mitglieder aufgenommen, 29 vorgeschlagen. F u r die Bibliothek sind als Geschenke eingegangen:

E u l e r , H. v. Enzyme und Co-Enzyme als Ziele und Werkzeuge der chemischen Forschung. Stuttgart 1926. ( A h r e n s , Sammlung chem. u. chem.-techn. Vortrage. XXVIII. Band, 6./7. Heft.) GroBmann, H. Stickstoffindustrie und Weltwirschaft. Stuttgart 1926. ( A h r e n s , Sammlung chem. u. chem.-techn. Vortrage. 8./g. Heft.) K a t o . Genichi. The further studies on decrementless conduction. Tokyo 1926. K r e m a n n , R. Elektrolyse geschmolzener Legierungen. Stuttgart 1926. ( A h r e n s , Sammlung chem. u. chem.-techn. Vortrage. XXVIII. Band, IO./II . Heft.) L u t c s , 0. un Vanags , G. Organiskii kimija. (Lettl.). Riga 1925. W e d e k i n d , E. Einfiihrung in dasstudium der Organischen Chemie. 2. umgearb. u. enveitert. Aufl. Stuttgart 1926. A r n d t , K. Elektrometallurgie. Berlin-Leipzig 1926. (Sammlung GO s c h e n Nr. 110.)

XXVIII. Band,

I n der Si tzung wurden folgende Vortrage gehalten: I . E. H. R i e s e n f e l d , W. H a a s e : Bemerkungen zu den Untersuchungen von Mie the ,

S t a m m r e i c h und N a g a o k a iiber die Umwandlung von Quecksilber in Gold. - Vorgetragen von Hm. E. H. Riesenfeld.

E. Tiede , A. Schleede , Frieda Goldschmidt : Zur Frage der Bildung von Gold aus Quecksilber unter Beriicksichtigung der Versuche von Miethe, S t a m m t e i c h und Nagaoka . - Vorgetragen von Hrn. E. Tiede.

3. F. H a b e r , J. Jaenicke , F. M a t t h i a s : Zur Frage der Umwandlung von Queck- silber in Gold. - Vorgetragen von Hrn. F. Haber .

4. E. Duhme, A. Lotz : Zur Frage Gold - Quecksilber (mit Filmvorfiihrungen). - Vorgetragen von Hrn. E. Duhme.

2.

Der Vorsitzende: R. Willstatter.

Der Schriftfiihrer : H. Leuchs.

Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Gbersetzuug. Druck : A. W. S'c h a d e , Berlin N. 39.