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(Aus der physiologisch-chemisehen Abteilung des Physiologisehen Instituts der Universit~t Rostock.) Uber den Einflufl der Muskelarbeit auf die Katalasezahl und den Katalaseindex des Blutes. Von F. v. Kriiger, Braunschweig. (Einffegangen am 20. Mdirz 1937.) ~ber die Verii, nderungen der katalatischen Wirkung des Blutes durch Muskelarbeit ist meines Wissens sehr wenig bekannt. Wenigstens land ieh in den fibliehen Lehrbfichern der Physiologie und der physiologischen Chemie diese Frage nieht beriihrt. Nut im t~etheschen Handbueh der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 13, S. 464 stieB ieh auf folgende kurze Angaben: ,,Nach Burge 1 nimmt bei kSrperlicher Arbeit die Katalasewirkung des Blutes zu." ,,Sportliche l~bungen bewirken eine Zunahme der Katalasewirkung des Blutes. W~hrend einer mehrmonatigen Sportsaison stieg allm/~hlich bei den Mannsehaften der Katalasegehalt des Blutes", so daB schlieBlieh zu Ende derselben die katalatische Wirkung des Blu~es um 25 % grSBer war als zu Beginn. Da mir die Arbeit yon JBurge leider nicht im Original vorliegt, weiB ieh nieht, nach welcher Methode er seine Bestimmungen ausgefiihrt hat. Ich nehme aber an, dab es die Methode yon Bach und Zubkowa 2 gewesen sein wird, welche 1921 verSffentlieht wurde und ihrer Eizffaehheit wegen eine schnelle Verbreitung gefunden hatte. Dieser Methode bediente sich aueh Wladimirow a bei seinen Untersuchungen fiber die Katalasezahl des menschliehen Blutes in der Ruhe und bei Muskelarbeit. Er kam jedoeh zu einem anderen Ergebnis als Burqe. Wladimirow fand n/~mlieh, dab die Katalasezahl dureh Arbeit iiberhaupt nieht beeinfluBt wird, weder dureh intensive kurzdauernde, noch durch langdauernde. Angesichts dieses, iibrigens mSglicherweise nur scheinbaren, Wider- spruches in den Befunden der genannten Autoren, auf den ich weiter unten noch zuriickkommen werde, entschlol~ ich mich, im Verein mit Herrn cand. med. dent. W. K(tding, bei einer grSBeren Z~hl (19) yon jungen Leuten, meist Studenten und Studentinnen, unmittelbar vor und nach einer mehr oder weniger anstrengenden kSrperlichen Arbeit -- 2stfindiges Radfahren (28--30 km) -- Bestimmungen der Katalase- zahl und des Katalaseindexes auszufiihren. Methode der Untersuchung. Das Blur gelangte, wie soeben gesagt, unmittelbar vor und nach der/h'beitsleistung zur Untersuchung. In ihm wurden die BlutkSrper- chenzahl und die Katalasezahl direkt bestimmt und der K~talaseindex, 1 Burge, W. E.: Amer. J. Physiol. 68, 431 (1923). -- ~ Bach, A. u. Zubkowa: Bioehem. Z. 125, 283 (1921).- 3 Wladimirow: Biochem. Z. 192, 83 (1928).

Über den Einflu der Muskelarbeit auf die Katalasezahl und den Katalaseindex des Blutes

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Page 1: Über den Einflu der Muskelarbeit auf die Katalasezahl und den Katalaseindex des Blutes

(Aus der physiologisch-chemisehen Abteilung des Physiologisehen Instituts der Universit~t Rostock.)

Uber den Einflufl der Muskelarbeit auf die Katalasezahl und den Katalaseindex des Blutes.

Von

F. v. Kriiger, Braunschweig.

(Einffegangen am 20. Mdirz 1937.)

~ b e r die Verii, nde rungen der ka ta la t i schen Wi r kung des Blutes durch Muskelarbei t ist meines Wissens sehr wenig bekann t .

Wenigstens land ieh in den fibliehen Lehrbfichern der Physiologie und der physiologischen Chemie diese Frage nieht beriihrt. Nu t im t~etheschen Handbueh der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 13, S. 464 stieB ieh auf folgende kurze Angaben: ,,Nach Burge 1 nimmt bei kSrperlicher Arbeit die Katalasewirkung des Blutes zu." ,,Sportliche l~bungen bewirken eine Zunahme der Katalasewirkung des Blutes. W~hrend einer mehrmonatigen Sportsaison stieg allm/~hlich bei den Mannsehaften der Katalasegehalt des Blutes", so daB schlieBlieh zu Ende derselben die katalatische Wirkung des Blu~es um 25 % grSBer war als zu Beginn. Da mir die Arbeit yon JBurge leider nicht im Original vorliegt, weiB ieh nieht, nach welcher Methode er seine Bestimmungen ausgefiihrt hat. Ich nehme aber an, dab es die Methode yon Bach und Zubkowa 2 gewesen sein wird, welche 1921 verSffentlieht wurde und ihrer Eizffaehheit wegen eine schnelle Verbreitung gefunden hatte. Dieser Methode bediente sich aueh Wladimirow a bei seinen Untersuchungen fiber die Katalasezahl des menschliehen Blutes in der Ruhe und bei Muskelarbeit. Er kam jedoeh zu einem anderen Ergebnis als Burqe. Wladimirow fand n/~mlieh, dab die Katalasezahl dureh Arbeit iiberhaupt nieht beeinfluBt wird, weder dureh intensive kurzdauernde, noch durch langdauernde.

Angesichts dieses, i ibr igens mSglicherweise nur scheinbaren, Wider- spruches in den Befunden der genann t en Autoren, auf den ich weiter u n t e n noch zur i ickkommen werde, entschlol~ ich mich, im Verein mit He r rn cand. med. dent . W . K( td ing , bei einer grSBeren Z~hl (19) yon jungen Leuten, meist S tuden ten u n d S tuden t innen , u n m i t t e l b a r vor u n d nach einer mehr oder weniger ans t rengenden kSrperlichen Arbei t - - 2stfindiges Radfahren (28--30 km) - - Bes t immungen der Katalase- zahl u n d des Kata lase indexes auszufiihren.

Methode der Untersuchung. Das Blur gelangte, wie soeben gesagt, unmittelbar vor und nach

der/h 'beitsleistung zur Untersuchung. In ihm wurden die BlutkSrper- chenzahl und die Katalasezahl direkt bestimmt und der K~talaseindex,

1 Burge, W. E . : Amer. J. Physiol. 68, 431 (1923). - - ~ Bach, A. u. Zubkowa: Bioehem. Z. 125, 283 ( 1 9 2 1 ) . - 3 Wladimirow: Biochem. Z. 192, 83 (1928).

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~ber den EinfluB der Muskelarbeit auf die Katalasezahl usw. 56~

ein Begr i f f , we l che r v o n van Thienen 1 e inge f i i h r t w u r d e u n d e in A n a l o g o n des Begr i f fes F /~rbe index da r s t e l l t , aus d e n g e f u n d e n e n W e r t e n n a c h fo lgende r F o r m e l b e r e c h n e t :

Katalasezahl :Erythrocy~en in Ylillionen "

D ie Bestimmung der Blutk~irperchenzahl e r fo lg t e m i t t e l s de r Thoma- Zeissschen Z/~h lkammer u n t e r B e n u t z u n g de r Hayemschen Fl f i s s igke i t

zur V e r d f i n n u n g des B lu t e s .

Z u r Bestimmung der Katalasezahl b e n u t z t e n wi r n i c h t d ie Or ig ina l - m e t h o d e y o n Bach u n d Zubkowa, sonde rn e ine y o n m e i n e m M i t a r b e i t e r W. Masch ~ a u s g e a r b e i t e t e M o d i f i k a t i o n derse lben .

Die modifizierte Methode, deren BegriJndung und Ausffihrung in der Arbeit yon Masch nachzusehen ist, unterscheidet sich yon der Originalmethode dadurch, dab 1. die frisch bereitete w/~sserige Blutl6sung (l:1000) sofort zur vorbereiteten Perhydrol]6sung gefiigt wurde und nicht erst 30 Minuten stehen blieb, wie bel Bach und Zubkowa. 2. Nieht eine l%ige , sondern eine 1,5%ige Perhydroll6sung zur Anwendung kam und 3. das Reaktionsgemiseh nicht nach 30 Minuten, sondern erst nach 2 Stunden ti~riert wurde, d. h. dann, wenn keine weitere Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds mehr erfolgte. Sie hat vor der urspriingliehen Methode yon Bach und Zubkowa den Vorzug, dab bei ihr eine m6glichst vollkommene Auswirkung der katalatischen F/ihigkeit des Blutes erzielt wird, wie sie bei dem Verfahren yon Bach und Zubtcowa schon aus dem Grunde nieht m6glieh ist, well sie die verdfinnte BlutlSsung zun~chs~ 30 Minuten stehen lieBen, bevor sie die Wasserstoffsuperoxyd- 16sung hinzuftigten. Eine stark verdiinnte. Blutl6sung erf/~hrt aber beim Stehen, wie yon den versehiedensten Seiten ( Batelli und Stern 8, Ysuchihashi 4, Steppuhn und Timo]e~ewa 5, Gagarina und Jankowsky ~, Kult]ugin 7, Kult~ugin und Sawostiano]] s, v. Kri~ger u, FranckelO) festgestellt werden konnte, eine mehr oder weniger starke Einbufle an ihrer kat~latischen Wirkung. Zudem ist die Verminderung derselben zu Anfang gerade am st/~rksten.

Weiterhin sehreiten Bach und Zubkowa sehon 30 Min. nach dem Zusatz der Wasserstoffsuperoxydl6sung zur Titration mit Kaliumpermangana~. In dieser kurzen Zeit wird jedoeh das Maximum der Aufspaltung des Wasserstoffsuperoxyds nicht erreieht. Nach den Untersuehungen yon Masch und mir t r i t t eine Konstanz der Katalasezahl erst nach 11/~--2 Stunden nach dem Wasserstoffsuperoxydzusatz ein, woher wir das Reaktionsgemisch immer erst nach 2 Stunden titrierten. Unter den angefiihrten Untersuehungsbedingungen reiehte die Verwendung einer 1%igen Perhydro]16sung, wie sie Bach und Zubkowa vorschreiben, h~ufig nieht aus, um die gesamte kat~latische Wirkung des Blutes zu erfassen. Deswegen sahen wir uns gen6tigt, die t%ige Perhydroll6sung durch eine l~/~%ige zu erse~zen.

Natfirlich l~ssen sich die yon uns gewonnenen Katalasezahlen nieht direkt mit denen, welehe naeh der urspriinglichen Methocle yon Bach und Zubkowa erhglten

1 van Thienen, zit. naeh Oppenheimer: Die Fermente und ihre Wirkung, 5. Aufl., Bd. 2. Leipzig 1926. - - 2 Masch, W.: Z. exper. Med. 77, 274 (1931). -- 8 Batelli u. Stern: ]~rg. Physiol. 10, 531 (1910). _ 4 Tsuchihashi: Bioehem. Z. 140, 63 (1923). - - 5 Steppuhn u. Timo]e~ewa: Biochem. Z. 136, 213 (1923). - - ~ Gaffa- rina u. Jankowsky: ~. eksper. Biol. i Med. (russ.) 19~o6, Nr 7. Siehe aueh Ber. Physiol. 37, 193 {1926). - - 7 Kultjugin: Biochem. Z. 167, 241 (1926). - - 8 Kult- ]ugin u. s Bioehem. Z. 211, 131 (1929). - - ~ Kriiger, V.: Biochem. Z. 218, 36 (1930). - - lo Francke, G.: Beitr~ge zur Frage naeh der katalatischen Wirkung des Blutes. Diss. l~ostock 1930. Auch Biochem. Z. 0.~ 416 (1930).

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564 F. v. Kriiger: ~ber den Einflug der Muskelarbeit

werden, vergleiehen. Sie liegen bedeutend hSher. W~hrend Schuhknecht und ieh 1 bei Bestimmungen bei 20 Vtrsuehspersonen nach der Originalmethode im Mittel eine Katalasezahl yon 16,3 erhielten, fanden Masch, der 100 und Glamann ~, der 90 Personen beiderlei Gesehleehts naeh tier modffizierten Methode untersuchten, fiir dieselbe einen Mittelwert yon 23,3 bzw. 22,9.

Entsprechend den hOheren Katalasezahlen sind selbstverst~ndlieh aueh die Katalaseindiees hSher als bei der Bestimmung naeh Bach and Zubkowa.

Ob es sich bei der Abnahme der katalatisehen Wirkung des Blutes beim Stehen in verdtinnter LSsung um eine ttemmung infolge der Gegenwart einer ,,Antikatalase", fiber dex~en ~atur niehts bekannt ist, handelt, wie Batelli und Stern aanehmen, oder um eine teilweise ZerstSrung (Verdauung) der Katalase dureh im Blute stets vorhaaldene Broteasen, 'eine Anschauung, die yon Bach und Zubkowa vertreten, jedoeh yon S~eppuhn und Ti~w/ejewa auf Grund sorgfiltiger Untersuehungen, deren Ergebnisso durch lVrancke eine Best~tigung gefunden haben, zurtiekgewiesen wird, sell bier nieht n~ther erSrtert werden.

Nicht unerwiihnt will ich aber lassen, dab $'rancke darauf hinweist, dab even- tuell die labile Katalase an sieh die Eigentfimliehkeit besitzt, in stark verdiinnter LSsung ,,bereits in kurzer Zeit bis zu einem gewissen Grade inaktiviert zu werden", eine MOglichkeit, die nieht ohne weiteres yon der Hand zu weisen i s t .

Aus dem Angef i ih r ten geh t das eine jedenfa l l s zweifellos hervor , n i m l i c h d a f eine s t a r k verdf innte Blu t lSsung (1:1000) be im S tehen eine A b n a h m e der k a t a l a t i s c h e n A k t i v i t s erf/~hrt.

D a h e r sag t Masch n ich t mi t Unrech t , ,,daft es sich bei den sog. K a t a - l a sebes t immungen n ich t u m eine B e s t i m m u n g der K a t a l a s e m e n g e im Blute , auch n ich t e iner re la t iven , hande ln kann , da es j a u m verschie- dene Wechse lwi rkungen (Kata lase , An t ika t a l a se , Ph i loka ta lase ) geht . W a s wi t kennen le rnen wollen, das i s t die Gr6fle de~" katalatischen Wirl~ung des be t re f fenden B l u t e s . . . , , a u n d das geht auch unzweideu t ig aus der Def in i t ion der K a t a l a s e z a h l im Sinne yon Bath und Zubkowa hereof .

Bekann t l i ch l a u t e t diese Def in i t ion : Die K a t a l a s e z a h l is t die in Mflli- g r a m m e n ausgedrf iek te ]~enge Wasse r s to f f superoxyd , welche un te r den gegebenen Versuehsbed ingungen dureh 1 cram Blu t zerse tz t wird. Auf unser Un te r suehungsve r f ah ren bezogen b e d e u t e t das mi th in : bei Ver- wendung einer 1,5% igen Perhydro l l6sung , sofor t igen Zusa tz der fr isch be re i t e t en Blu t lSsung (1;1000) zur vo rbe re i t e t en Wasse r s to f f supe roxyd- 15sung und bei 2s t i ind iger E i n w i r k u n g derse lben bei e iner T e m p e r a t u r von 20 ~

Also, ieh wiederhole nochmals , es hande l t sich u m eine Best immung der ]catalatischen Fiihigkeit und nicht u m eine Best immung des Katalase- yehaltes des Blutes u n d un te rs t re iehe das aus d e m Grunde , weft n i eh t sel ten diese be iden Begrfffe ident i f iz ie r t werden (siehe z. B. das oben angef i ihr te Z i t a t aus dem Betheschen I- iandbuche), was du rchaus n ich t ang/~ngig ist .

1 Kriiqer, v. u. Bchuhknecht: Z. vergl. Physiol. 8, 635. - - ~ Glamann, R.: ~ber die antikatalatisehe Wirkung des Blutes gesunder Mensehen. Diss. Restock 1933. --

Masch, W.: a. a. O., S. 279.

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auf die Katalasezahl und den Katalaseindex des Blutes. 565

Ergebnisse der Untersuchung.

Ich gehe n u n zu unseren Ergebnissen fiber, die in folgender Tabelle fibersiehtlich zusammengeste l l t sind. Zur Er l~u te rung derselben sei bemerkt , dal~ in den mi t , ,v." bezeiehneten Tabellenst/~ben die vor der Arbeits leis tung, in den mi t , ,n." bezeichneten die nach der Arbeits- le is tung gefundenen Wer te au fgenommen sind. ,,Diff. in % " bedeute t die prozentisehe Zu- bzw. A b n a h m e gegeniiber den W e r t e n vor der Arbei ts leis tung.

L

N r .

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

Mittel

E r y t h r o c y t e n z a h l

V.

4,06 5,17 4,86 5,02 5,34 5,58 5,50 4,61 4,53 4,43 5,30 4,03 4,78 5,46 5,55 5,28 5,04 4,26 4,64

4,92

D i f f o r e n z n . i n %

4,42 ~ 8,9 5,89 -}- 13,9 5,42 -~ 11,5 5,96 ~ 18,7 5,61 ~ 5,1 5,96 ~ 6,8 6,04 -t- 9,8 4,96 ~- 7,6 4,61 ~- 1,8 4,62 -~ 4,3 5,42 -}- 2,2 4,19 -}- 4,0 4,96 ~ 3,8 6,05 ~ 10,8 5,93 -+- 6,8 5,56 ~ 5,3 5,30 ~- 5,2 4,88 + 14,5 5,01 + 8,0

5,31 -~ 7,9

Katalasezahl Katala~lndex

Differenz v. n. in %

21,35 18,99 - - 11,0 25,43 22,92 9,9 24,95 22,77 - - 9,1 23,71 21,53 - - 9,2 22,14 21,04 - - 5,0 21,98 20,41 - - 7,1 20,88 19,05 - - 8,8 13,82 13,50 - - 2,3 15,48 13,84 - - 10,6 22,88 20,67 - - 9,7 20,29 18,23 - - 10,2 20,81 17,58 - - 10,7 19,61 18,98 - - 3,3 23,05 20,52 - - 11,0 23,60 21,94 - - 7,0 22,89 21,17 - - 7,1 21,88 19,43 - - 11,2 24,15 22,92 - - 5,1 26,65 24,73 - - 7,2

21,87 20,09 - - 8,1

Dlfferenz v. n. in %

5,26 4,29 - - 18,4 4,92 3,89 - - 20,9 5,13 4,20 - - 18,1 4,72 3,61 - - 23,5 4,15 3,75 9,6 3,94 3,43 - - 13,5 3,80 3,15 - - 17,1 3,00 2,72 9,3 3,42 2,98 - - 12,9 5,19 4,47 - - 13,9 3,83 3,36 - - 12,0 5,16 4,43 - - 16,1 4,10 3,83 6,6 4,22 3,39 - - 19,7 4,25 3,70 - - 12,9 4,32 3,81 - - 11,2 4,34 3,78 - - I2,9 5,67 4,70 - - 17,I 5,74 4,94 - - 13,9

4,45 3,78 - - 14,9

Was die Erythrocyten anlangt , so f inden wir ihre Zahl naeh der Arbei t stets grSBer als vor derselben. Dieser Befund bietet an sieh n ichts Neues, d e n n es ist schon lange bekann t , dab die ~ e n g e der BlutkSrperehen naeh anstrengend'en KSrperbewegungen ansteigL W e n n ich n icht irre, ha t bereits MaZassez 1 darauf hingewiesen. Die Ursaehe der Zuna hme der BlutkSrperchenzahl ist offenbar in e inem Wasserver lus t dureh die H a u t u n d die Lungen bei physischer Arbei t zu suchen. Jeder Wasser- ver lust abe t f i ihrt zu einer E ind ickung des Blutes u n d mi th in zu einer FxhShung seiner Ery throeytenzahl . Die Z u n a h m e derselben betrug bei unseren Versuehspersonen im lVIittel e twa 8%, doeh war sie, t rotz der anniiJaernd gleichen Arbeitsleistung, bei den e inzelnen Personen aul3erordentlich verschieden u n d schwankte zwischen 1,8% u n d 18,7%.

E in ganz anderes Bild ergaben die Bes t immungen der Katalase. zahlen.

1 Ma~ssez: Gaz. reed. 1874, 573.

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566 F. v. Krfiger: Uber den EhffluB der Muskel~rbeit

I)a die Katalase nicht im Plasma oder Serum enthalten, sondern an die Blutk6rperchen gebunden ist, h~tte man erwarten mfissen, dab die katalatische Wirkung des Blutes naeh der Arbeitsleistung ent- sprechend der Erh6hung der Erythrocytenzahl gesteigert sein wiirde. Die Versuehe ergaben jedoch das Gegenteil, die Katalasezahlen zeigten nach der Arbeitsleistung dnrchweg eine Verminderung gegeniiber denen, welehe unmittelbar vor der Arbeitsleistung gefunden waren. Diese Ver- minderung betrug 2,3--11,2%, im M]ttel 8%.

Unser Ergebnis stimmt also weder mit dem yon Burge, noch mit dem yon Wladimffow iiberein.

Burge land, wie ieh eingangs auf Grund der Angaben in dem Hand- buch der normalen und pathologisehen Physiologic yon Bethe angefiihrt habe, dab bei kSrperlicher Arbeit und sportliehen l~bungen die Katalase- wirkung dos Blutes zunimmt und zum SchluB einer mehrmonatigen Spor~saison um 25% gr6Ber ist als zu Beginn.

l~ber die Methode, welehe Burge zur Bestimmung der katalatischen Wirkung des Blutes benutzte, kann ieh nichts Genaues sagen - - ich vermute, dab es die yon Bach und Zublcowa gewesen ist - - , ebensowenig fiber seine Versuehsanordnung, da mir, wie sehon gesagt, seine Arbeit im Original nicht vorliegt. DaB iibrigens der auffallende Unterschied in seinen nnd unseren Ergebnissen dureh eine versehiedene Methode der Bestimmung der Katalasewirkung bedingt sein sollte, erscheint mir nicht sehr wahrseheinlich. Ich neige daher zu der Annahme, dab das Auseinandergehen unserer Ergebnisse ihre Ursache in einer verschie- denen Fragestellung und damit einer verschiedenen Versuchsanord- nung hat.

Burge hat, wie mir aus den Ausfiihrungen i n dem genannten Hand- buehe hervorzugehen scheint, sich in erster Linie die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, welche u die katalatische F/ihigkeit des Blutes durch fortgesetzte, regelmgBige sportliehe Arbeit erfghrt. Er wird daher "-- das ist natiirlieh nur eine Vermutung yon mir - - die katalatische Wirkung des Blutes nicht unmittelbar vor und naeh der Arbeitsleistnng gepriif~ und die beiden gefundenen Werte gegeneinander abgewogen haben, sondern voraussiehtlich vor der Aufnahme der spoI%- lichen Ubnngen und dann in gewissen Zeitabschnitten w/ihrend der Periode des Trainings das Blur untersucht haben.

Wir dagegen iibernahmen die Aufgabe, festzustellen, welche Ver- /~nderungen die Katalasezahlen und Katalaseindices im Verlaufe der einzelnen Arbeitsleistung erleiden, und muBten zu diesem Zwecke die Untersuchung des Blutes vor und unmittelbar nach derselben vornehmen.

Mit anderen Worten, der Zweck unserer Untersuchungen war, die durch eine einzelne Arbeitsleistung wghrend derselben direkt hervor- gerufenen Vergnderungen in der katalatisehen F/~higkei~ des Blutes

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auf die Katalasezahl und den Kat~laseindex des Blutes. 567

festzustellen, wi~hrend, nach meiner Vermutung, Burge das Ziel ver- folgte, sozusagen die Nachwirkung regelm/~Big durchgeffihrter Arbeits- leistungen (Training) in bezug auf die Wasserstoffsuperoxyd zersetzende Eigenschaft des Blutes zu studieren.

Die yon mir ausgesprochene Vermutung kSnnte auf den ersten Blick vielleicht recht gesucht und wiUkfirlich erscheinen. Jedoch ich glaube, dal] sie erstens auf Grund des schon mehrfach erws ein- gangs wiedergegebenen Zitates, und zweitens, weil, wenn sie richtig ist, es nicht sehwer fallen kann, eine Erkl/~rung fiir den Gegensatz der Versuchsergebnisse yon Burge und uns zu finden, nicht ganz unbe- rechtigt is~.

Wir haben gefunden, dab die katalatische Wirkung des Blutes w/~hrend der angestrengten l~uskelarbeit abnimmt. ])as Blur erleidet also often- bar einen Katalaseverlust, da in der Zeiteinheit mehr Katalase ver- braucht wird, alsgeliefer~ werden kann. Bekanntlich ist aber der Organis- mus, um den an ihn gestellten Anforderungen in genfigender Weise nachkommen zu k6nnen, stets bestrebt, die erlittenen Verluste mSg- liehst sehnell wieder aufzufiillen. Man darf daher annehmen, dab nach beendeter Aibeit, im Ruhezustand, sehr bald wieder die Katal~sezahl zur Norm zurfickkehren, vielleieht sogar ein wenig fiber sie hinaus- gehen wird. Wenn Wladimirow einen EinfluB der Arbeit auf die Kata- lasezahl nicht feststellen konnte, so mug das vielleicht daran gelegen haben, dab er die Bestimmungen nicht unmittelbar nach der Arbeits- ]eis~ung vornahm.

Fiihren wir nun unsere theoretisehen ~rberlegungen welter. ~uskelarbei~ fiihrt zu einer Steigerung der Oxydationsprozesse im

Muskel und je ausgiebiger diese sind, um so mehr Peroxyde werden sich bilden. Anh~ufung yon Peroxyden fib~ eine schs Wirkung auf die Zellen aus. Aufgabe der Katalase ist es, die Peroxyde unsehi~dlich zu machen, und das geschieht durch Aufspaltung derselben unter ]~rei- werden yon molekularem Sauerstoff. D~ die Einheit Katalase nieht imstande ist, beliebig grol]e l~engen von Peroxyd zu zerstSren, sondern bei der Wechselwirkung mit ihm unwirksam gemaeht wird, ist natiir- lieh um so mehr Katalase erforderlich, je grSBer die zu zerlegende Per- oxydmenge ist.

Der tierische Organismus besitzt bekanntlich die F/~higkeit, sieh bis zu einem gewissen Grade den an ihn gestellten Anforderungen an- ZUl~ssen. Er wird sieh also auch ailm/~hlich in die dutch regelm/~Bige sportliehe ~bungen gesteigerten Bedfirfnisse einspielen und auf die Produktion und Lieferung der erforderlichen Katalasemengen einstellen.

Es w/~re nicht uninteressant, diese theoretischen Erw/~gungen auf experimentellem Wege auf ihre Richtigkeit zu prfifen. Sollten sie, wie ieh annehmen mSchte, richtig sein, so w/ire auch der Befund von Burge, dab die katalatische Wirkung des Blutes bei den von ihm untersuchten

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568 F.v. Kriiger.

Sportmannschaften am SchluB der mehrmonatigen Sportsaison um 25% hSher war als zu Beginn, durchaus verst/~ndlich und der scheinbare Widerspruch zwischen seinen und meinen Ergebnissen w/~re gekl/~rt.

Wir haben zum Schlu]] noch die Ver/~nderungen der Katalaseindices durch physische Arbeit, die wir gefunden haben, zu besprechen. Da der Katalaseindex durch den Quotienten

Katalasezahl Erythrocytenzahl in Millionen

darges~ellt wird, ist es ldar, dab er der Norm gegenfiber infolge der Ver- mehrung der BlutkSrperchen und Herabsetzung der Katalasezahl stark vermindert wird. Auf das einzelne Blutk6rperchen, den Tr~ger der Katalase, entfallen durchschnittlich nur 85% des Katalasegehaltes vor der A.rbeit.

Zusammenfassun 9. Es wurden bei 19 Versuchspersonen im Alter yon 20--25 Jahren die

Blutk6rperchenzahl, die Katalasezahl und der Katalaseindex unmittel- bar vor und nach einer ununterbrochenen, 2stiindigen Radfahrt , bei der 28---30 km zuriickgelegt wurden, bestimmt.

Die Ergebnisse sind folgende: 1. Die Blutk6rperchenzahl ist unmittelbar nach der Arbeitsleistung

im Durchschnitt um 8% gr6Ber als vor derselben. 2. Die Katalasezahlen dagegen zeigen eine Abnahme von 8%. 3. Infolge der Vermehrung der Erythrocytenzahl und der Herab-

setzung der Katalasezahl zeigt der Katalaseindex eine Verminderung yon 15%.

Burge land eine Erh6hung der Katalasezahl durch sportliche Arbeit. Es wird der Versuch gemacht, den Widerspruch zwischen seinen Er- gebnissen und den vorliegenden zu erkl/~ren.