2
Die Natur- 136 Kurze Originalmitteilungen wissenschaften Ffir unsere Versuche standen uns 54 weiBe M~use eines Institutinzuchtstammes zur u Injiziert wurden einmal subcutan, zum anderen intraperitoneM I [zC (t, 3, 6 und 24 h-Werte) bz,~,. 5 IxC (3 und 7 d-Werte) l~~ tr~gerfrei als Chlorid in 0,1 ml physiologischer NaC1-Lfsung, pH 3,5. Dies entspricht Gewichtsdosen yon ~ t0 -~ und ~ 10-ng LaCI~ pro Injektion. Im fibrigen wurde die gleiche Methodik angewendet, wie sie yon uns bereits ausfiihrlich beschrieben wurdelb). Die Ergebnisse sind in den Tabellen I und 2 wiedergegeben, es handelt sich um Mittelwerte yon jeweils mindestens 4Tieren. Die Werte sind entsprechend der Zerfallsrate korrigiert (Angabe in % der injizierten Dosis pro 100 mg Tabelle 1. SpeziJische Organaktivitdten (%/100 mg Gewebe) nach subcutaner In]ektion yon 140La Organ Blur ...... Lungen ..... Leber ..... Milz ...... Pankreas .... Nieren ..... Femur ..... Harn ...... lh 0,0t 0,01 0,08 0,01 0,01 0,01 0,02 0,I9 3h 0,04 0,04 0,20 0,03 0,03 0,04 0,06 0,12 6h 0,04 0,03 0,19 0,04 0,003 0,06 0,09 0,16 24h 3 d 0,02 0,003 0,04 0,02 0,73 0,65 0,11 0,t6 0,01 0,01 0,09 0,07 0,17 0,28 0,t 5 0,02 7d 0,002 0,02 t,I8 0,18 0,02 0,06 0,29 0,02 Gewebe). Nach subcutaner Injektion wird Radiolanthan nur in recht geringem MaBe resorbiert. Nach 3 Tagen wurden 94%, nach 7 Tagen noch fiber 80% der injizierten Dosis an der Injektionsstelle wiedergefunden. Eine bemerkenswerte Aufnahme zeigt vor allem die Leber, ein paralleles Verhalten wurde bei der Milz Iestgestellt, wobei allerdings die spezifische Aktivit~t deutlich niedriger liegt. Die Nierenwerte stiegen innerhalb des ersten Tages ebenfalls an, um dann einen ge- ringen Rfickgang zu zeigen. Entsprechend verhalten sich Tabelle 2. Spezilische Organaktivitdten ( %/1 O0 mg Gewebe) nach "ektion yon a4~ Organ Blur ...... Lungen ..... Leber ..... Milz ...... Pankreas .... Nieren ..... Femur ..... Harn ...... intraperitonealer I n th 3h 0,65 0,57 0,36 0,28 2,83 4,04 L98 3,39 7,18 2,05 0,92 0,46 0,41 0,60 0,45 0,80 6h 24 h 0,4t 0,17 4,61 3,93 3,70 0,41 0,64 0,30 3d 7d 0,02 0,01 0,00 0,18 0,18 0,1t 8,82 7,00 5,t0 6,56 4,65 2,97 4,25 4,66 5,22 0,40 0,43 0,31 0,89 t ,o3 0,97 0,07 0,14 0,0t die Aktivitgten im Blasenharn, deren H6he die Annahme einer nicht unbetr~chtlichen Ausscheidung des resorbierten Radiolanthans im ttarn nahelegt. Auch im Femur steigt die Aktivit~t innerhalb yon 3 Tagen an, bleibt dann atlerdings etwa konstant. Nach intraperitonealer Z~t/i~hr~ng erfolgt die Resorption bedeutend besser. Wie bei den bisher untersuchten Radio- isotopen liegen auch hier die Pankreaswerte, besonders kurze Zeit nach der Injektion, recht hoch und zeigen betr/~chtliche Schwankungen, was auch, in etwas geringerem Grade, ffir die Milz gilt. Es scheint uns hierbei ebenfalls die Adsorption des intraperitoneal injizierten Lanthans an die Oberfl~che der Bauchorgane eine wesentliche Rolle zu spielen. Infolgedessen geben die gemessenen Aktivit/~tswerte der Bauchorgane nach intraperitonealer Injektion nicht die echten Speicherungs- verh/~ltnisse wieder. Anch bei der Leber sind die Adsorptions- vorg/inge sicher yon Bedeutung. Wichtig scheint uns die schon beim Cer 15) getroffene Feststellung, dab die spezifischen Leberaktivit~ten besonders zu beachten sind. Sie weisen darauf hin, dab hier eine nicht unwesentliche Strahlenbelastung bei der Inkorporation zu erwarten ist. Weiterhin konnten wir erneut zeigen, dab Er- gebnisse bei Untersuchungen yon Verteilungsmustern radio- aktiver Seltener Erden im AnschluB an intraperitoneale Inkorporation mit Zurfickhaltung zu betrachten sind wegen der m6glichen Irrtfimer, die sich infolge des besonderen physikalisch-chemischen Verhaltens dieser Radioisotope (Radiokolloidbildung) ergeben k6nnen. Die Versuche werden fortgesetzt und sollen demn~chst ausffihrlich publiziert werden. Fraulein E. WEBER und Frau M. GLOWATSCH sind wir ffir die technische Mille bei der Durchfiihrung der Versuche zu groBem Dank verpflichtet. Institu~ /i~r 23/feclizin und ]?iologie der Deut~chen Ahaden~ie der Wissenscha]ten, Arbeitsbereich Angewandte tsotopen- ]orschung, Berlin-Buch ERNST SPODE und FRIEDRICH GENSICKJ~ Eingegangen am 24. Januar 1958 1) SPODE, ~E., U. F. GENSlCKE: Naturwiss. a) 44, 118 (1957); b) 45, 117 (1958).-- ~) HAMILTON, J. G.: MDDC-- 1142, March 15, 1943. -- a) DURmN, P. W. et coll.: Proc. Soc. Exp. Biol. a. Med. 91, 78 (t956). -- a) RAJEWSKI, B.: Strahlendosis und StrahIen- wirkung. Stuttgart: Thieme 1956. [3ber die Atmungsveriinderungen bei der Lebercancerogenese im Ver- gleich zu den Veriinderungen in der Desoxyribonucleinsiiure Nach der Ver6ffentlichung der bemerkenswerLen Unter- suchungen yon WARBORG behauptete sich in der Wissenschaft j ahrelang die yon ibm entwickelte Auffassung fiber die SchAdi- gung der Atmungssysteme als Ursache Ifir die Cancerogenese. In den letzten Jahren war diese Auffassung einer ernsthaften Kritik durch WEINHOUS~ 6) nnd SCHMIOT i) ausgesetzt. Die Auffassung yon WARBURG wurde y o n WARBURG 5) und yon BURK und Schade 1) verteidigt. Unsere Untersuchung ist der Prfifung der Ver~nderungen der Sauerstoffaufnahme bei der Cancerogenese gewidmet. Als geeignetstes Studienobjekt ffir dieVergnderungen bei tier Cancerogenese w~hlten wir den durch 4-DAB erzeugten experimentellen Leberkrebs. Die Angaben in bezug auf die Atmungsver~nderungen bei der mit Azo-Farbstoffen erzeugten Cancerogenese sind widerspruchsvoll. Wir stellten uns die Aufgabe, nicht nur Qo~, sondern auch QO~(DNS-P), also die Werte yon Q02, bezogen aui 1 [xg Phosphor der Desoxyribo- nucleinsgnre, zu untersnchen. Den AnlaB dazu gab die Tat- sache, dab die Anzahl der Zellen, entsprechend dem DNS- Gehalt, bei der Cancerogenese deutlich steigt, so dab die Be- stimmung yon QO~(DNS-P) eine deutlichere u yon den Atmungsver~nderungen in den einzelnen Zellen geben kann. Die Versuchstiere wurden mit halbsynthetischer cancero- gener Di~tkost geffittert, die Ms Cancerogen +DAB enthielt Diese DiXt liefert in einer Zeit yon 6 Monaten einen hohen Prozentsatz yon Lebertumoren~). In bestimmten Zeitab- schnitten nach der Fiitterung mit cancerogener Di~t wurden die Versuchstiere get6tet und in der Leber und den Tumoren eine Untersuchung yon NucIeins~uren nnd Atmung vorge- nommen. Vor der T6tung hungerten die Versuchstiere 24 Std lang. Die Nucleinsguren wurden nach der Methode yon OGUR und ROS~N bestimmt. Gewebeschnitte aus den Nachbar- bezirken wurden, wie es ELLIOTT 2) vorschl~gt, in einer Feucht- kammer zubereitet und aufbewahrt. Das Trockengewicht wurde nach ]~LLIOTT nach Parallelschnitten bestimmt, wobei die erhaltenen Werte ffir Qo~ niedriger sind als bei der Be- stimmung des Trockengewichtes nach einer anderen Methode. Als Inkubationsl6sung ffir die Schnitte verwendeten wit Krebs-Ringer-Phosphat mit pH=--7,4. Die Sauerstoffauf- nahme wurde nach der manometrischen Standardmethodik yon WA~BURG beStimmt. Gasphase: Sauerstoff. Temperatur: 38 ~ Die Befunde bearbeiteten wir nach den Methoden der Variationsstatistik. Wit erhielten die folgenden Resultate: Stadium Tiere I Normale Tiere .......... 100 + 4-DAB (45 bis 50 Tage) .... 9 + 4-DAB (95 his 100 Tage) .... 1 Tumorknoten .......... 10 Qo2 I QO~(DNS--P) 3,4 2,4 3,5 1,9 3,8 1,8 4,5 t,8 Vqie aus der Tabelle hervorgeht, steigt Qoo_ wf~hrend der Cancerogenese und erreicht den h6chsten Wert in den Tumoren. Diese unsere Resultate stehen in ~bereinstimmung mit den Angaben yon BURg, BEHRENS und SUGIURA. Dagegen ist ein Absinken yon QO2(DNS-P) w~hrend der Cancerogenese zu konstatieren. Das zeigt, dab die Sauerstoffaufnahme der einzeI- hen Zellen wftarend des fortschreitenden Krebsprozesses sinkt. Es f~llt jedoch auf, dab die individuellen Variationen bei den einzelnen Tieren sehr groB sind. Die statistische Be- arbeitung der ]3efunde zeigte, dab die festgestellten Ver/inde- rungen nicht signifikant sind. Darum kfnnen wit nut yon einer Tendenz zum Ansteigen yon QQ und umgekehrt einer

Über die Atmungsveränderungen bei der Lebercancerogenese im Vergleich zu den Veränderungen in der Desoxyribonucleinsäure

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Page 1: Über die Atmungsveränderungen bei der Lebercancerogenese im Vergleich zu den Veränderungen in der Desoxyribonucleinsäure

Die Natur- 136 Kurze Or ig ina lmi t t e i lungen wissenschaften

Ffir unse re Ver suche s t a n d e n u n s 54 weiBe M~use eines I n s t i t u t i n z u c h t s t a m m e s zur u In j iz ier t wurden e inma l s u b c u t a n , z u m ande ren in t r ape r i t oneM I [zC (t, 3, 6 u n d 24 h -Wer t e ) bz,~,. 5 IxC (3 u n d 7 d -Wer te ) l~~ t r~gerfrei als Chlorid in 0,1 ml phys io log ischer NaC1-Lfsung , pH 3,5. Dies en t sp r i ch t Gewich t sdosen yon ~ t0 - ~ u n d ~ 10 - n g LaCI~ pro In jek t ion . I m fibrigen wurde die gleiche Method ik angewende t , wie sie yon uns berei ts ausf i ihr l ich beschr ieben wurdelb) .

Die Ergebn i s se s ind in den Tabel len I u n d 2 wiedergegeben, es h a n d e l t s ich u m Mit te lwer te yon jeweils m i n d e s t e n s 4 T i e r e n . Die W e r t e s ind e n t s p r e c h e n d der Zerfa l ls ra te korr ig ier t (Angabe in % der in j iz ier ten Dosis pro 100 m g

Tabelle 1. SpeziJische Organaktivitdten (%/100 mg Gewebe) nach subcutaner In]ektion yon 140La

Organ

Blur . . . . . . Lungen . . . . . Leber . . . . . Milz . . . . . . Pankreas . . . . Nieren . . . . . Femur . . . . . Harn . . . . . .

l h

0,0t 0,01 0,08 0,01 0,01 0,01 0,02 0,I9

3h

0,04 0,04 0,20 0,03 0,03 0,04 0,06 0,12

6 h

0,04 0,03 0,19 0,04 0,003 0,06 0,09 0,16

24h 3 d

0,02 0,003 0,04 0,02 0,73 0,65 0,11 0,t6 0,01 0,01 0,09 0,07 0,17 0,28 0,t 5 0,02

7d

0,002 0,02 t , I8 0,18 0,02 0,06 0,29 0,02

Gewebe). N a c h subcutaner Injektion wird R a d i o l a n t h a n n u r in r e ch t ge r ingem MaBe resorbier t . N a c h 3 T a g e n w u r d e n 94%, n a c h 7 T a g e n noch fiber 80% der in j iz ier ten Dosis an de r In jek t ionss te l l e wiedergefunden . E ine b e m e r k e n s w e r t e A u f n a h m e zeigt vor a l lem die Leber , ein paral leles Verha l t en wurde bei der Milz Ies tgestel l t , wobei a l lerdings die spezif ische Ak t iv i t~ t deu t l i ch n iedr iger liegt. Die Nie renwer te s t iegen inne rha lb des e rs ten Tages ebenfal ls an, u m d a n n e inen ge- r ingen Rf i ckgang zu zeigen. E n t s p r e c h e n d v e r h a l t e n sich

Tabelle 2. Spezilische Organaktivitdten ( %/1 O0 mg Gewebe) nach "ektion yon a4~

Organ

Blur . . . . . . Lungen . . . . .

Leber . . . . .

Milz . . . . . .

Pankreas . . . .

Nieren . . . . .

Femur . . . . .

Harn . . . . . .

intraperitonealer In

t h 3 h

0,65 0,57 0,36 0,28 2,83 4,04 L98 3,39 7,18 2,05 0,92 0,46 0,41 0,60 0,45 0,80

6 h 24 h

0,4t 0,17 4,61 3,93 3,70 0,41 0,64 0,30

3 d 7 d

0,02 0,01 0,00 0,18 0,18 0,1t 8,82 7,00 5,t0 6,56 4,65 2,97 4,25 4,66 5,22 0,40 0,43 0,31 0,89 t ,o3 0,97 0,07 0,14 0,0t

die A k t i v i t g t e n i m B l a senha rn , de ren H 6 h e die A n n a h m e einer n i ch t unbe t r~ch t l i chen A u s s c h e i d u n g des resorb ie r ten R a d i o l a n t h a n s im t t a r n nahe leg t . A u c h im F e m u r s t e ig t die Ak t iv i t~ t i nne rha lb yon 3 T a g e n an, b le ib t d a n n at lerdings e t w a k o n s t a n t .

N a c h intraperitonealer Z~t/i~hr~ng erfolgt die R e s o r p t i o n b e d e u t e n d besser. W i e bei den b i sher u n t e r s u c h t e n Rad io- i so topen l iegen auch hier die P ank rea swer t e , besonders kurze Zei t n a c h der In jek t ion , r ech t hoch u n d zeigen betr/~chtliche S c h w a n k u n g e n , was auch, in e twas ger ingerem Grade, ffir die Milz gilt. E s sche in t uns hierbei ebenfal ls die Adso rp t ion des i n t r ape r i t onea l in j iz ier ten L a n t h a n s an die Oberf l~che der B a u c h o r g a n e eine wesent l iche Rolle zu spielen. In fo lgedessen geben die g e m e s s e n e n Aktivi t /~tswerte der B a u c h o r g a n e n a c h in t r ape r i tonea le r I n j e k t i o n n i ch t die e ch t en Spe icherungs- verh/~ltnisse wieder. A n c h bei der Leber s ind die Adsorp t ions - vorg/ inge s icher yon B e d e u t u n g .

Wich t i g s che in t uns die schon be i m Cer 15) ge t rof fene Fes t s te l lung , dab die spezi f i schen L ebe rak t i v i t ~ t en besonders zu b e a c h t e n sind. Sie weisen d a r a u f hin, dab h ier eine n i ch t unwesen t l i che S t r a h l e n b e l a s t u n g bei der I nko rpo ra t i on zu e rwar t en ist. We i t e rh i n k o n n t e n wir e r n e u t zeigen, dab Er- gebnisse bei U n t e r s u c h u n g e n y o n V e r t e i l u n g s m u s t e r n radio- ak t ive r Sel tener E r d e n im AnschluB an in t raper i tonea le I nko rpo ra t i on m i t Zur f i ckha l tung zu b e t r a c h t e n s ind wegen der m6gl i chen I r r t f imer , die sich infolge des besonderen p h y s i k a l i s c h - c h e m i s c h e n Verha l t ens dieser Rad io i so tope (Radiokol loidbi ldung) e rgeben k6nnen .

Die Ver suche werden fo r tgese tz t u n d sollen d e m n ~ c h s t ausff ihr l ich publ iz ier t werden.

F rau le in E. WEBER u n d F r a u M. GLOWATSCH s ind wir ffir die t echn i sche Mille bei der D u r c h f i i h r u n g der Versuche zu groBem D a n k verpf l ichte t .

Institu~ /i~r 23/feclizin und ]?iologie der Deut~chen Ahaden~ie der Wissenscha]ten, Arbeitsbereich Angewandte tsotopen- ]orschung, Berlin-Buch

ERNST SPODE und FRIEDRICH GENSICKJ~ Eingegangen am 24. Januar 1958

1) SPODE, ~E., U. F. GENSlCKE: Naturwiss. a) 44, 118 (1957); b) 45, 117 (1958) . - - ~) HAMILTON, J. G.: M D D C - - 1142, March 15, 1943. - - a) DURmN, P. W. et coll.: Proc. Soc. Exp. Biol. a. Med. 91, 78 (t956). - - a) RAJEWSKI, B.: Strahlendosis und StrahIen- wirkung. Stut tgar t : Thieme 1956.

[3ber die Atmungsveriinderungen bei der Lebercancerogenese im Ver- gleich zu den Veriinderungen in der Desoxyribonucleinsiiure

N a c h der Ver6f fen t l i chung der bemerkenswerLen Un te r - s u c h u n g e n yon WARBORG b e h a u p t e t e sich in der W i s s e n s c h a f t j ah re l ang die yon i bm entwickel te A u f f a s s u n g fiber die SchAdi- g u n g der A t m u n g s s y s t e m e als Ur sache Ifir die Cancerogenese . I n den le tz ten J a h r e n war diese A u f f a s s u n g einer e r n s t h a f t e n Kr i t i k du rch WEINHOUS~ 6) n n d SCHMIOT i) ausgese tz t . Die A u f f a s s u n g y o n WARBURG wurde yon WARBURG 5) u n d y o n BURK und Schade 1) ver te id ig t .

Unse re U n t e r s u c h u n g ist der Pr f i fung der Ve r~nde ru n g en der S a u e r s t o f f a u f n a h m e bei der Cancerogenese gewidmet . Als gee igne t s tes S tud i enob j ek t ffir d i e V e r g n d e r u n g e n bei tier Cancerogenese w~hl ten wir den du rch 4 - D A B erzeugten expe r imen te l l en Leberkrebs . Die A n g a b e n in bezug auf die A t m u n g s v e r ~ n d e r u n g e n bei der m i t Azo-Fa rbs to f f en e rzeug ten Cancerogenese s ind widerspruchsvol l . W i r s te l l t en u n s die Aufgabe , n i ch t n u r Qo~, sonde rn auch QO~(DNS-P), also die W e r t e yon Q02, bezogen au i 1 [xg P h o s p h o r der Desoxyr ibo- nuc le insgnre , zu u n t e r s n c h e n . D e n AnlaB dazu gab die Ta t - sache, dab die Anzah l der Zellen, e n t s p r e c h e n d d e m DNS- Gehal t , bei der Cancerogenese deut l ich steigt , so dab die Be- s t i m m u n g yon QO~(DNS-P) eine deut l ichere u yon den A t m u n g s v e r ~ n d e r u n g e n in den e inzelnen Zellen geben kann .

Die Versuchs t i e re w u r d e n m i t h a l b s y n t h e t i s c h e r cancero- gener Di~ tkos t geffi t tert , die Ms Cancerogen + D A B e n t h i e l t Diese DiXt l iefert in einer Zeit yon 6 M o n a t e n e inen h o h e n P rozen t s a t z y o n Leber tumoren~) . I n b e s t i m m t e n Zei tab- s c h n i t t e n nach der F i i t t e r u n g m i t cancerogener Di~t w u r d e n die Versuchs t ie re ge t6 te t u n d in der Leber u n d den T u m o r e n eine U n t e r s u c h u n g y o n NucIe ins~uren n n d A t m u n g vorge- n o m m e n . Vor der T 6 t u n g h u n g e r t e n die Versuchs t ie re 24 Std lang. Die Nuc le in sgu ren w u r d e n n a c h der Methode y o n OGUR und ROS~N b e s t i m m t . Gewebeschn i t t e aus den N a c h b a r - bez i rken wurden , wie es ELLIOTT 2) vorschl~gt , in einer F e u c h t - k a m m e r zubere i te t u n d au fbewahr t . Das Trockengewich t wurde n a c h ]~LLIOTT n a c h Para l l e l schn i t t en b e s t i m m t , wobei die e rha l t enen W e r t e ffir Qo~ niedr iger s ind als bei der Be- s t i m m u n g des Trockengewich te s n a c h einer ande ren Methode. Als I n k u b a t i o n s l 6 s u n g ffir die Schn i t t e ve rwende t e n wi t K r e b s - R i n g e r - P h o s p h a t m i t p H = - - 7 , 4 . Die Sauers tof fauf - n a h m e w u r d e n a c h der m a n o m e t r i s c h e n S t a n d a r d m e t h o d i k y o n WA~BURG beSt immt . Gasphase : Sauerstoff . T e m p e r a t u r : 38 ~ Die B e f u n d e bea rbe i t e t en wir n a c h den Me thoden der Var ia t ionss ta t i s t ik .

W i t erhie l ten die fo lgenden Resu l t a t e :

Stadium Tiere I

Normale Tiere . . . . . . . . . . 100 + 4-DAB (45 bis 50 Tage) . . . . 9 + 4-DAB (95 his 100 Tage) . . . . 1 Tumorknoten . . . . . . . . . . 10

Qo2 I QO~(DNS--P)

3,4 2,4 3,5 1,9 3,8 1,8 4 ,5 t,8

Vqie aus der Tabel le he rvorgeh t , s te ig t Qoo_ wf~hrend der Cancerogenese u n d erreicht den h 6 c h s t e n W e r t in den T u m o r e n . Diese unsere R e s u l t a t e s t e h e n in ~ b e r e i n s t i m m u n g mi t den A n g a b e n yon BURg, BEHRENS u n d SUGIURA. Dagegen is t ein Abs inken yon QO2(DNS-P) w~hrend der Cancerogenese zu kons ta t i e ren . Das zeigt, dab die S a u e r s t o f f a u f n a h m e der einzeI- hen Zellen wftarend des fo r t sch re i t enden Krebsprozesses s inkt .

Es f~llt jedoch auf, dab die indiv iduel len Var ia t ionen bei den e inze lnen Tieren sehr groB sind. Die s ta t i s t i sche Be- a rbe i t ung der ]3efunde zeigte, dab die fes tges te l l ten Ver/ inde- r u n g e n n ich t s ign i f ikan t sind. D a r u m k f n n e n wi t n u t y o n einer T e n d e n z z u m Ans te igen yon Q Q u n d u m g e k e h r t einer

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Heft 6 t958 (Jg. 45) Kurze Originalmit tei lungen 137

Tendenz zum Absinken yon QO~(DNS-P) bet der Cancero- genese sprechen. Unsere Versuche zeigen, dab die Ver~nde- rungen der Sauers tof faufnahme (sowohl bet Qo~ als such bet QO~(DNS-P)) nicht geniigend deutlich hervor t re ten , um als Ur- ache fiir die Malignisierung angesehen zu werden.

Biochemisches Institut, Medizinische Fakultiit, Soils, Bul-

garien A.A. J-IADJIOLOV Eingegangen am t8. Januar ~958

~) BuR~, D., u. A. L. SCHADE: Science [Lancaster, Pa.] 124, 269 (1956). - - ~) ELLIOT% K. A. C.: In S. COLOWlCK und N. KA~LA~, Methods in Enzymology, voI. V/~, p. 3. New York: Academic Press 1955. - - a) HAI)JIOLOV, A. A. : Bull. Inst. Morph. Acad. Set. Bulgarie 2, 423 (1957). - - ~) SCHMIn% C. G.: Klin. Wsehr. 1955, 409. - - a) WARBURG, O.: Science [Lancaster, Pa.] 124, 268 (1956). - - ~) WEINHOOSE, S.: Adv. Cancer Res. 3, t85 (1955). - - Science [Lancaster, Pa.] 124, 267 (I956).

[3ber Transplantationsversuche mit experimentel len Filtrat- Leukiimien nnd spontanen Leukosen bei AB-Miiusen

Das Verhal ten bet der Transp lan ta t ion kann Aufschltisse in verschiedener Rich tung liefern. Da die Transplanta t ions- fiihigkeit yon malignen Tumoren, besonders such von LeukS.- mien yon ihrer He rkunf t lind der genetischen Zusammen- setzung der Versuchstiere abh~tngig ist, sind Vergleichsunter- suchungen dabei wesentlich. Deshalb prtifte ich in den letzten Jah ren das Verhal ten experimentel ler Filtrat-LeukS~mien bet der Transp lan ta t ion vor allem in Gegentiberstellung zur i3berpflanzbarkeit yon Spontanleuk/imien.

Bet der Transp lan ta t ion yon l 0 SpontanleukXmien (gr6i3ten- teils des AB-Stammes) auf 1 l0 AB-M~tuse war in keinem Falle ein Angang zu verzeichnen. Nach Transp lan ta t ion yon 15 Filtrat-Leuk/~mien t ra ten folgende Ergebnisse auf (Zahl -- Tierzahl; Leuk. = Zahl der LeukS~mien):

Nr. Zahl Leuk. Nr. Zahl Leuk. Bemerkungen

1 9 - - 10 10 2 + 400 r RSntgen 2 3 t I t 2 - - + 400 r RSntgen 3 20 3 12 3 1 splenektomiert 4 20 13 5 + 600 r R6ntgen 5 11 5 ~ 4 9 3 + 400 r R6ntgen 6 6 2 7 - - ohne Bestrahlung 7 ~ 3 *) 1 15 22 6 thor. Leukose ~) 8 20 *) 6 2. Pass. I0 4 @ 2 + 400 r R6ntgen 9 8 *) - - Tu s.c.

2. Pass. 9 - - ohne Bestrahlung 3. Pass. 5 2 ohne Bestrahhmg 4. Pass. 3 (~) . ohne Bestrahlung

*) Sfiuglinge. - - a) Ausgangs-Tu. = thorakale Leukose.

Bet t / 7 unbes t rah l ten AB-3d~usen t ra ten 17 LeukS.mien auf ( ~ t 5 % ) . Bet 68 bes t rahl ten oder splenektomier ten AB- M~iusen gingen bet der Prim~irtransplantat ion t2 Leukiimien an ( ~ 1 8 % ) . Eine deutliche F6rderung durch zusS.tzliche R6ntgenbes t rah lung ergab sich somit nicht. Der friiheste Zei tpunkt , an dem eine Maus all t ransp lan t ie r te r Leukose einging, be t rug 21 Tage. Einschr/~nkend mu~3 bemerk t werden, dab nur die Minderzahl der Tiere nach der Sti ickchen-Trans- p lan ta t ion in einem Interval l yon wenigen Wochen einging. Meist be t rug die Latenzzeit mehrere 3/fonate, so dab dabei die /vI6glichkeit einer Neuindukt ion in Bet rach t gezogen werden muB. Allerdings werden lange Latenzzeiten yon durchschni t t - lich 5 bis 6 Monarch, in AusnahmefXllen sogar his zu einem Jahr, z. B. such yon einer t ransp lan tab len Chloroleuk/imie der Ra t t e berichtet~).

Nach bereits ver6ffentl ichten Befunden 2) war yon 2t du tch zellfreie Tumorf i l t ra te induzierten, myeloischen MSmse- leuk~imien nu r eine einzige t ransplantabel , die dann sis S t a m m SOV t6 weitergefiihrt wurde. Das Auswer tungs in terva l l wurde dabei nicht angegeben. Zu diesen ~be r t r agungs - versuchen wurden, wenigstens teilweise, ebenfalls AB-MSmse verwendet .

Der A B - S t a m m wird bet uns seit 1948 in reiner Ver- mehrungszuch t gehalten. Die ZahI der vorhergehenden Bruder -Schwes ter - Inzuchtgenera t ionen konnte nicht mehr er- mit te l t werden. Nach pers6nlicher Mittei lung yon Prof. PAULA t-IERTWIG rouble such 1945 durch die IKriegsereignisse die Bruder -Schwes te r - Inzuch t un te rbrochen werden. Durch alle diese Umst~nde dtirfte die genetische Einheit l ichkeit dieser Linie gelitten haben. Daftir spricht such, dab die

Naturwiss. 1958

schlechte Transplanta t ionsf~higkei t sowohl Spontanleuk~imien als such experimentelle Leukosen dieser Linie betrifft.

Institut /r Medizin und Biologic der Deutschen Akademie der Wissenscha/ten, Berlin-Buch. Arbeitsbereich Biochemie (Direktor: Pro/. Dr. Dr. 1s LOH~A~:~), Geschwulstlabor

FERD. SCHMIDT Eingegangen am 31. Januar 1958

1) RoussY, G., M. GU~RIN u. P. Gu~RI~*: Bull. Cancer 30, 29 (1942). - - 3) BIELKA, H., ]~'. FEY U. A. GRAFFI: Naturwiss. 42, 563 (1955).

Weitere Befunde zur Charakterisierung des Myel0se-Virus der Maus

In frtiheren Versuchen wurde die leukS.mieerzeugende F/ihigkeit yon zellfreien Fi l t ra ten des Ehrl ich-Carcinoms der Maus dutch dreisttindiges Schwenken in reiner Sauerstoff- a tmosphgre bet + 2 ~ C fast aufgehobenl) . Das MyeIose-Virus der Maus ha t demnach in diesem Punk te Ahnlichkeit mit den Virusar ten des Rous -Sarkoms und der Hiihnerleukose, die ebenfalls sauerstoffempfindlich sind. Ftir das Rous-Virus wurde durch Anwendung yon SH-Blockern gezeigt, dab die \u des Agens an die Anwesenhei t freier SH-Gruppen gebunden ist, nach deren Blockade die Aktivitiit durch Zugabe eines SH-Dona tors (Cystein) im CYberschuB in erheblichem AusmaB wiederhergestellt werden kannS). Das l~gt darauf schlief3en, dab beim Rous-Virus die Oxyda t ion an den freien S H - G r u p p e n erfolgt. Diese Er fahrungen versuchten wir an Ehrl ich-Ca-Fi l t ra ten zu verwerten.

Die Blockade der freien SH-Gruppen von Ehrlich-Ca- Fi l t ra t mit p-Chloromercuribenzoat (halbstfindige E inwirkung von 3 ml n/200 Benzoat auf 20 ml Filtrat) erbrachte nach Injekt ion bet neugeborenen AB-S~iuglingen im Mindestalter von 6 Monaten un te r 45 Tieren 16 Leuk/imien ( = 36 %). AuBer- dem t ra t eine Leukgmie vor dem 6. Lebensmona t auI. Die Ni t ropruss idna t r iumprobe zeigte schon bet 2 m l je 2 0 m l vollstXndige Blockade an.

Demnaeh i s t e s nnwahrscheinlich, dab beim Myelose- Virus der Maus die Inakt iv ie rung durch Sauerstoff an den freien SH-Gruppen angreift. Bet diesem Virus sind /ihnlich wie beim Virus des Shope-Papil loms e) freie SH-Gruppen zur Aktivit~tt nicht erforderlich. Dieser SchluB wird durch weitere Ergebnisse gestfitzt: Abweichend zu den Er fahrungen beim Rous-Virus a) gelang eine iiberzeugende Reakt ivierung yon Ehrlich-Ca-Fil traten, die durch Oxydat ion unwi rksam gemacht worden waren, durch neutralisiertes Cysteinhydrochlorid (1 : 500) und Kobal tsu l fa t (1:2000) nicht. Bet 25 l&nger als 5 Monate tiberlebenden AB-M~iusen t ra ten 4 LeukS.mien auf.

Gleichzeitiger Zusatz yon 3 ml n/200 Mercuribenzoat + 24 mg neutral isiertes Cysteinhydrochlorid ( = die t0fache Menge des Benzoats) zu 20 mI akt ivem Ehrl ich-Ca-Fil t rat solIte im Falle der Inakt iv ie rung durch den SH-Blocker die Frage klXren, ob die Wirkung des SH-Blockers durch SH- Gruppen im l~'berschul3 aufgehoben werden kann. Es ent- s tanden bet 35 Tieren 12 Leuk~mien.

Auch eine E rh6hung der Ausbeute an Leuk~mien lieB sich durch Zusatz yon neutral is ier tem Cysteinhydrochlorid (1:1000) und ATP (t0 mg als Na-Salz zu e twa 15 ml Filtrat) zu evakuier ten Ehrl ich-Ca-Fil traten, die in tiblicher "Weise hergestellt wurden, nicht erreichen. (29 Leuk~imien bet 59 ausgewerte ten M/iusen = 50%.) t 5 M~iuse, die 6 Monate die In jekt ion yon Ehrl ich-Ca-Fil t rat iiberlebten, das sofort nach Evaku ie rung 3 Std in reiller N2-Atmosphftre bet + 2~ auf der Wippe geschwenkt wurde, entwickelten 7 Leuk/imien.

Halbst t indige Zentr ifugat ion yon Ehrl ich-Ca-Fi l t ra ten in der Llltrazentrifuge bet 30000 U (60000 g) fiihrte zu fast voll- stS.ndiger Sedimentat ion des Virus. (2 LeukS.mien un te r 19 ausgewerteten Mgusen, die mi t dem Ubers tand injiziert wurden.) Zu s tarker Anreicherung im Bodensatz reicht aber schon Zentr ifugat ion mit einer hochtour igen Zentrifuge 30 rain bet 18000 U (20000 g) ans. Bet t l mi t dem Sediment injizierten AB-M&usen en ts tanden 9 Leuk5mien. Das bekrgft igt die Auffassung, dab sich Fi l t rate aus Ehrl ich-Ca und Sarkom Sa I bet der Zentr i fugat ion nicht v611ig gleich v e r h a l t e n %

Arbeitsbereich Biochemie des Instituts [iir Medizin und Biologic der Deutschen Akademie der Wissenscha[ten, Berlin- Buch

FERD. SCHMIDT und I(. LOHMANN

Eingegangen am 3I. Januar I958

~) LOH51A~N, IZ., u. FERn. SCH~IInT: Naturwiss. 43, 20 (t956). 2) SCnMID% FERn.: Z. Krebsforseh. 61, 527 (1957). - - 3) E~COEL- SaETH-HOLM, J., u. O. FREDERIKSEX: Acts pathol, microbiol. stand. Suppl. 37, 138 ( I 9 3 8 ) . - 4) GRAFVI, A., F. FEY U. H. BIELKA: Klin. Wsehr. 1956, 14.

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