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24. DEZEM:BER 1932 KLINISCHEWOCt-IENSCH eingetretenen Tode, als ihrem Wachstum keine Schranken mehr gesetzt waren, im Dfinndarm aufw~rts gewandert sind und die weitgehende Aufspaltung des Fettes bewirkt haben. Auch gegenfiber den anderen Versuchen yon GROSS kann eingewendet werden, dab es schlieBlich einen Unterschied bedeutet, ob man Neutralfett mit Magen- und Duodenalinhalt fiir l~ngere Zeit einer Bebrfitung im Brntschrank unterwirI• oder ob das Fett beim Pankreaskranken nur wenige Stunden der Einwirkung dort evtl. vorhandener t~akterien ansgesetzt ist. Schliel31ich stehen auch die Pallkreonversuche yon GRoss in starkem Widerspruch zu den Ergebnissen anderer Autoren. Besonders konnte der eine yon nns (N.) zeigen, dab das Pankro- phorin die Fettresorption und die N~hrstoffverwertung beim pankreaslosen Hnnde f6rdert, und dab die mikroskopische Untersuchnng der Faeces der Tiere ein fast vollst~ndiges Ver- schwinden des Fettes und der Muskelfasern zeigt. Durch die Untersuchungen yon GRoss ist daher der Beweis nicht erbracht, dab bei schweren Pankreasaffektionen das Fett schon im Dt~nndarm durch Bakterien gespalten wird und dab die schweren Resorptionsst6rullgen nur dadurch zustande kommen, dab beim Pankreasschwund ein inlleres, auf die Fettresorption wirkendes Sekret fehlt. Dutch eigene Versuche konnten die oben angeffihrten Anschauungen yon GRoss fiber eine weitgehende dutch Bak- terien bewirkte Fettspaltung im Dtinndarm bei Atrophic des Pankreas widerlegt werden. Dean nach vollst~ndiger Ent- fernung der Bauchspeicheldriise fanden wir beim Hunde eine Fettspaltung im Dfinndarm, die fiber 4% des gesamten im Dfillndarm gefundenen Fettes hinausging, fiberhaupt nicht. Die im gesamten Dfinndarm gefundene absolute Menge der Fetts~uren betrng immer nur o,6--I,2 g. ES kann nach dem Ergebnis dieser Untersuchungen somit keine Rede davon sein, dab beim Fehlen des Pallkreas das Fett im Dfinndarm durch Bakterien weitgehend aufgespalten bzw. durch 13akterien evtl. aufgespaltenes Fett nicht anch resorbiert wiirde. Denll es kam in unseren Versuchen niemals zu eiller Anhgufung irgendwie betr~chtlicher Fetts~uremengen im Diinndarm. Eine welt st~rkere Fettspaltung fandell wit dagegen erst im Dickdarminhalt unserer pankreaslosen Tiere. Hier betrug die Spaltullg des Fettes bis zu 25 % des Gesamtfettes im Dickdarm (absolut bis zu 15 g Fetts~uren). Es wird also das Neutralfett bei Fehlen der ~uBeren Sekretion des Pallkreas, wie EI~I~MANN bereits angenommen hatte; tats~chlich erst im Dickdarm in nenllenswertem Umfange gespalten, d.h. in Darmabschnit- ten, in denen eine Resorption der SpaltungSprodukte nicht mehr stattfinden kalln. Aus unseren Untersuchnngen geht also hervor, dab die hochgradige Fettresorptionsst6rullg nnserer pankreaslosen Hunde zwanglos durch das Fehlen des ~uBeren Pallkreas- sekretes erkl~rt werden kann, und dab zur Annahme eines auf die Fettresorption wirkenden inneren Sekretes keine Ver- anlassung besteht. Fernerhin konnten wir durch Verft~tterung RIFT. II.JAHRGANG. Nr. 52/53 2139 yon gespaltenem Fett in Form yon ()ls~ure an pankreas- lose Hunde zeigen, dab auch die Resorption des gespaltellen Fettes keine Funktion der illneren Sekretion der Bauch- speicheldriise ist. Denn die verffitterte 01sgllre wurde beim pankreaslosell Tiere bis zu 6o--8o% der verabfolgten Mellge glatt resorbiert. DaB diese Resorption nicht SO vollst~ndig ist wie die des Neutralfettes beim gesunden Tiere, dtirfte mit den yon nns gefundenen und im Anfang dieser Arbeit beschriebenen regulatorischen Fur/ktionen des Pankreas aul die Magen- entleerung zusammenh/ingen. Denn aueh die Glsfiure verl~13t beim pankreaslosen Hllnde den 3/iagen aul3erordentlich schnell, und man findet schon nach kurzer Zeit dell gr613ten Tell der verffitterten (Dls~ure im Dfinndarm. Die Zeit, welche die Gls~ure im Diinndarm bleibt, reicht abet nicht aus, um plStzlich so grebe in den Dfinndarm gelangende Fetts~ure- mengen zu resorbieren. Gest6rt ist nicht der Vorgang der Resorption, sondern vielmehr der Regulationsmechanismus, der beim gesunden Tier bewirkt, dab die 01s~ure erst nach 7 Stunden den Magen verlassen hat, w~hrend bei den pankreas- losen Tieren dem Dfinndarm in sehr kurzer Zeit die gesamte 01s~turemenge angeboten wird. Die schweren Fettresorptionsst6rungell, sowohl des pan- kreaslosen Tieres wie des Menschen mit Atrophic der Bauch- speicheldrfise sind lediglich bedingt durch das Fehlen des ~ul3eren Sekretes der Bauchspeicheldrfise und der damit auf- gehobenen Fettspaltung. Alle Versuche, die die Existenz eines inneren, auf die l~esorption des gespaltenen Fettes wirkenden Sekretes des Pankreas zum Gegenstand haben, sind ffir die Annahme eines solchen Inkretes nicht beweisend. Denn aufgespaltenes Fett wird nach unseren Untersuchungen auch vom pankreaslosen Tiere in ausreichelldem NaBe reser- biert. Eine Bedeutung ffir die Fettresorption besitzt das Pankreas aul3er durch sein ~uBeres fettspaltendes Sekret aber noch dadurch, dab es, wahrscheinlich auf nerv6sem Wege, die Entleerung des Magens nach einer Fettmahlzeit reguliert. Es konnte gezeigt werden, dab die nach Fettmahl- zeit normalerweise verlangsamte Entleerung des Magens, die zur Folge hat, dab der Magen immer nur kleille Portionen an den Dfinlldarm zur Weiterverarbeitung abgibt, vom Pankreas gesteuert wird. Diese durch das Pankreas gesteuerte Regu- lation der Magenentleerung nach Fettmahlzeit kommt nach Entfernung des Pankreas in Fortfall, der Magen entleert nach Pallkreasexstirpation seinen fettigen Inhalt besonders rasch, wodurch es zu einer pl6tzlichen und starken 13berlastung des Dfinndarmes kommt. Somit schafft das Pankreas dutch die Regulation der Mageuentleerung die ffir den Ablauf eiller ausgiebigen Fettresorption unbedingt n6tigen Vorbedillgungen. Literatur. Eine Zusammenstellung der Literatur finder sich bei: WENDT, Die Fettresorption aus dem Darm und ihre St6rungen. Erg. inn. Med. 42, 213 (1932). -- Siehe ferner : NOTI~MA~N U. WENI~T: Uber eine regulatorische Funktion des Pankreas fflr die Magen- entleerung nach Fettmahlzeit. Arch. f. exper. Path. 168, 49 (1932). ORIGINALIEN. UBER DIE EINWIRKUNG DES THYROXINS AUF DIE GEWEBSOXYDATION. Won GUSTAF I-VIYHRMAN. Aus der Medizinisehen Klinik I des I~gl. Seralimerlasarettet, Stockholm (Vorstand: Professor I. HOLMGREN). 1. Einleitende Bemerkungen. Die Steigerung des Sauexstoffverbrauchs des Organismus, welche die Zufuhr yon Thyroxin nach kurzer Zeit hervorruft, ist l~ngst bekannt. Was die Weise betrifft, in welcher das Thyroxin diese Wirkung ausfibt, dfirfte die gewShnlichste Auffassung die sein, dab das Thyroxin nach der Resorption zu den Zellen transportiert wird und direkt in ihren Stoff- wechsel nach Art eines gatalysators eingreift. Diese Auf- fassung dfirfte auch die /~lteste sein. Indessen hat die For- schung eine grebe Menge yon Tatsachen an den Tag ge- bracht, die sich auf keine Weise mit der Annahme yon einer peripher einsetzenden Thyroxinwirkung vereinen lassen, sondern anstatt dessei1 die wichtige Rolle des Nervensystems als Vermittler der Thyroxinwirkullg hervorheben. Man hat die Frage, ob das Thyroxin ,,an den peripheren St~tten des Verbrauchs", wie es ADLER ausgedriickt hat, wirkt, durch Untersuchungen fiber die Einwirkung des Thyroxins auf fiberlebende Gewebe in vitro zu 16sen versucht. Zahlreiche Versuche sind allgestellt worden, aber die Resultate sind streitig. Einige meinen gefunden zu haben, dab das Thyroxin die Lebens~ul3erungen des Gewebes stimuliert, wtihrelld andere keinen solchen Effekt beobachtet haben. Zu denen, die positive Ergebnisse ver6ffentlicht haben, geh6rt GUNNAR AItLGREN 1. In seiner Abhandlung hat er u. a. auch die Einwirkung des Thyroxins auf die Gewebs- oxydation zum Gegenstalld seiner Untersuchnngen mit der I54"

Über die Einwirkung des Thyroxins Auf die Gewebsoxydation

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Page 1: Über die Einwirkung des Thyroxins Auf die Gewebsoxydation

24. DEZEM:BER 1932 K L I N I S C H E W O C t - I E N S C H

eingetretenen Tode, als ihrem Wachstum keine Schranken mehr gesetzt waren, im Dfinndarm aufw~rts gewandert sind und die weitgehende Aufspaltung des Fettes bewirkt haben.

Auch gegenfiber den anderen Versuchen yon GROSS kann eingewendet werden, dab es schlieBlich einen Unterschied bedeutet, ob man Neutralfett mit Magen- und Duodenalinhalt fiir l~ngere Zeit einer Bebrfitung im Brntschrank unterwirI• oder ob das Fet t beim Pankreaskranken nur wenige Stunden der Einwirkung dort evtl. vorhandener t~akterien ansgesetzt ist. Schliel31ich stehen auch die Pallkreonversuche yon GRoss in starkem Widerspruch zu den Ergebnissen anderer Autoren. Besonders konnte der eine yon nns (N.) zeigen, dab das Pankro- phorin die Fettresorption und die N~hrstoffverwertung beim pankreaslosen Hnnde f6rdert, und dab die mikroskopische Untersuchnng der Faeces der Tiere ein fast vollst~ndiges Ver- schwinden des Fettes und der Muskelfasern zeigt.

Durch die Untersuchungen yon GRoss ist daher der Beweis nicht erbracht, dab bei schweren Pankreasaffektionen das Fet t schon im Dt~nndarm durch Bakterien gespalten wird und dab die schweren Resorptionsst6rullgen nur dadurch zustande kommen, dab beim Pankreasschwund ein inlleres, auf die Fettresorption wirkendes Sekret fehlt.

Dutch eigene Versuche konnten die oben angeffihrten Anschauungen yon GRoss fiber eine weitgehende dutch Bak- terien bewirkte Fet tspal tung im Dtinndarm bei Atrophic des Pankreas widerlegt werden. Dean nach vollst~ndiger Ent- fernung der Bauchspeicheldriise fanden wir beim Hunde eine Fet tspal tung im Dfinndarm, die fiber 4% des gesamten im Dfillndarm gefundenen Fettes hinausging, fiberhaupt nicht. Die im gesamten Dfinndarm gefundene absolute Menge der Fetts~uren betrng immer nur o,6--I ,2 g. ES kann nach dem Ergebnis dieser Untersuchungen somit keine Rede davon sein, dab beim Fehlen des Pallkreas das Fet t im Dfinndarm durch Bakterien weitgehend aufgespalten bzw. durch 13akterien evtl. aufgespaltenes Fet t nicht anch resorbiert wiirde. Denll es kam in unseren Versuchen niemals zu eiller Anhgufung irgendwie betr~chtlicher Fetts~uremengen im Diinndarm. Eine welt st~rkere Fet tspal tung fandell wit dagegen erst im Dickdarminhalt unserer pankreaslosen Tiere. Hier betrug die Spaltullg des Fettes bis zu 25 % des Gesamtfettes im Dickdarm (absolut bis zu 15 g Fetts~uren). Es wird also das Neutralfett bei Fehlen der ~uBeren Sekretion des Pallkreas, wie EI~I~MANN bereits angenommen hatte; tats~chlich erst im Dickdarm in nenllenswertem Umfange gespalten, d.h. in Darmabschnit- ten, in denen eine Resorption der SpaltungSprodukte nicht mehr stat tf inden kalln.

Aus unseren Untersuchnngen geht also hervor, dab die hochgradige Fettresorptionsst6rullg nnserer pankreaslosen Hunde zwanglos durch das Fehlen des ~uBeren Pallkreas- sekretes erkl~rt werden kann, und dab zur Annahme eines auf die Fettresorption wirkenden inneren Sekretes keine Ver- anlassung besteht. Fernerhin konnten wir durch Verft~tterung

R I F T . I I . J A H R G A N G . Nr. 52/53 2139

yon gespaltenem Fet t in Form yon ()ls~ure an pankreas- lose Hunde zeigen, dab auch die Resorption des gespaltellen Fettes keine Funkt ion der illneren Sekretion der Bauch- speicheldriise ist. Denn die verffitterte 01sgllre wurde beim pankreaslosell Tiere bis zu 6o--8o% der verabfolgten Mellge glatt resorbiert. DaB diese Resorption nicht SO vollst~ndig ist wie die des Neutralfettes beim gesunden Tiere, dtirfte mit den yon nns gefundenen und im Anfang dieser Arbeit beschriebenen regulatorischen Fur/ktionen des Pankreas aul die Magen- entleerung zusammenh/ingen. Denn aueh die Glsfiure verl~13t beim pankreaslosen Hllnde den 3/iagen aul3erordentlich schnell, und man findet schon nach kurzer Zeit dell gr613ten Tell der verffitterten (Dls~ure im Dfinndarm. Die Zeit, welche die Gls~ure im Diinndarm bleibt, reicht abet nicht aus, um plStzlich so grebe in den Dfinndarm gelangende Fetts~ure- mengen zu resorbieren. Gest6rt ist nicht der Vorgang der Resorption, sondern vielmehr der Regulationsmechanismus, der beim gesunden Tier bewirkt, dab die 01s~ure erst nach 7 Stunden den Magen verlassen hat, w~hrend bei den pankreas- losen Tieren dem Dfinndarm in sehr kurzer Zeit die gesamte 01s~turemenge angeboten wird.

Die schweren Fettresorptionsst6rungell, sowohl des pan- kreaslosen Tieres wie des Menschen mit Atrophic der Bauch- speicheldrfise sind lediglich bedingt durch das Fehlen des ~ul3eren Sekretes der Bauchspeicheldrfise und der damit auf- gehobenen Fettspaltung. Alle Versuche, die die Existenz eines inneren, auf die l~esorption des gespaltenen Fettes wirkenden Sekretes des Pankreas zum Gegenstand haben, sind ffir die Annahme eines solchen Inkretes nicht beweisend. Denn aufgespaltenes Fet t wird nach unseren Untersuchungen auch vom pankreaslosen Tiere in ausreichelldem NaBe reser- biert. Eine Bedeutung ffir die Fettresorption besitzt das Pankreas aul3er durch sein ~uBeres fettspaltendes Sekret aber noch dadurch, dab es, wahrscheinlich auf nerv6sem Wege, die Entleerung des Magens nach einer Fet tmahlzei t reguliert. Es konnte gezeigt werden, dab die nach Fettmahl- zeit normalerweise verlangsamte Entleerung des Magens, die zur Folge hat, dab der Magen immer nur kleille Portionen an den Dfinlldarm zur Weiterverarbeitung abgibt, vom Pankreas gesteuert wird. Diese durch das Pankreas gesteuerte Regu- lation der Magenentleerung nach Fettmahlzeit kommt nach Entfernung des Pankreas in Fortfall, der Magen entleert nach Pallkreasexstirpation seinen fettigen Inhal t besonders rasch, wodurch es zu einer pl6tzlichen und starken 13berlastung des Dfinndarmes kommt. Somit schafft das Pankreas dutch die Regulation der Mageuentleerung die ffir den Ablauf eiller ausgiebigen Fettresorption unbedingt n6tigen Vorbedillgungen.

L i t e r a t u r . Eine Zusammenstellung der Literatur finder sich bei: WENDT, Die Fettresorption aus dem Darm und ihre St6rungen. Erg. inn. Med. 42, 213 (1932). -- Siehe ferner : NOTI~MA~N U. WENI~T: Uber eine regulatorische Funktion des Pankreas fflr die Magen- entleerung nach Fettmahlzeit. Arch. f. exper. Path. 168, 49 (1932).

ORIGINALIEN.

UBER DIE EINWIRKUNG DES THYROXINS AUF DIE GEWEBSOXYDATION.

W o n

GUSTAF I-VIYHRMAN. Aus der Medizinisehen Klinik I des I~gl. Seralimerlasarettet, Stockholm

(Vorstand: Professor I. HOLMGREN).

1. Einleitende Bemerkungen. Die Steigerung des Sauexstoffverbrauchs des Organismus,

welche die Zufuhr yon Thyroxin nach kurzer Zeit hervorruft, ist l~ngst bekannt. Was die Weise betrifft, in welcher das Thyroxin diese Wirkung ausfibt, dfirfte die gewShnlichste Auffassung die sein, dab das Thyroxin nach der Resorption zu den Zellen transportiert wird und direkt in ihren Stoff- wechsel nach Art eines gatalysators eingreift. Diese Auf- fassung dfirfte auch die /~lteste sein. Indessen hat die For-

schung eine grebe Menge yon Tatsachen an den Tag ge- bracht, die sich auf keine Weise mit der Annahme yon einer peripher einsetzenden Thyroxinwirkung vereinen lassen, sondern anstat t dessei1 die wichtige Rolle des Nervensystems als Vermittler der Thyroxinwirkullg hervorheben.

Man hat die Frage, ob das Thyroxin ,,an den peripheren St~tten des Verbrauchs", wie es ADLER ausgedriickt hat, wirkt, durch Untersuchungen fiber die Einwirkung des Thyroxins auf fiberlebende Gewebe in vitro zu 16sen versucht. Zahlreiche Versuche sind allgestellt worden, aber die Resultate sind streitig. Einige meinen gefunden zu haben, dab das Thyroxin die Lebens~ul3erungen des Gewebes stimuliert, wtihrelld andere keinen solchen Effekt beobachtet haben.

Zu denen, die positive Ergebnisse ver6ffentlicht haben, geh6rt GUNNAR AItLGREN 1. In seiner Abhandlung hat er u. a. auch die Einwirkung des Thyroxins auf die Gewebs- oxydation zum Gegenstalld seiner Untersuchnngen mit der

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Page 2: Über die Einwirkung des Thyroxins Auf die Gewebsoxydation

2 1 4 0 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I I . J A H R G A N G . N r . 52/53 24. DEZEMBER 1932

y o n THUNBERG a n g e g e b e n e n sog. M e t h y l e n b l a u m e t h o d e ge- m a c h t . I n d iesen in v i t r o - V e r s u c h e n m e i n t er, e inen accele- r i e r e n d e n E in f l ug des T h y r o x i n s a n t die Oxyda t ionsp rozes se in t i b e r l e b e n d e m Gewebe, p r a k t i s c h g e n o m m e n k o n s t a n t ge- f u n d e n z u h a b e n , E r n e n n t Beispiele, wo das T h y r o x i n eine deu t l i ch acce le r ie rende W i r k u n g a u c h in de r m ~ r c h e n h a f t e n V e r d f i n n u n g y o n IO -~7, gezeigt ha t .

PAASCH u n d REI~WEIN ~ dagegen h a b e n nega t i ve E r g e b - nisse e rha l t en . Sie a r b e i t e t e n m i t de r M e t h o d e WARBURGS u n d h a b e n d a b e i ke inen Einf luB y o n T h y r o x i n au f d e n Sauer- s t o f f v e r b r a u e h y o n i i b e r l e b e n d e m R a t t e n z w e r c h f e l t ge funden . ANSELMINO, EICHLER u n d SCHEOSSMANN 8 bes t / i t igen , d a b das T h y r o x i n ke ine S te ige rung de r S a u e r s t o f f z e h r u n g fiber- l ebende r B lu tze l l en bewirk t .

Die o b e n g e n a n n t e n Ver suche s t e h e n also in s c h a r f e m Gegensa tz zu d e n e n y o n A~LGR~N. Vie l le ich t i s t a u c h die Stt i tze, welche seine Versuche de r A n n a h m e yon e ther pe r iphe r e i n se t zenden T h y r o x i n w i r k u n g gel iefer t h a b e n , e twas zer- b rech l ich . J edenfa l l s b a b e ich in d e n Versuchen , d e r e n E r - gebnisse ich h ie r n n t e n m i t t e i l e n werde, seine R e s u l t a t e niCht b e s t ~ t i g e n kGnnen.

2. Eigene Versuehe bezi~glleh der Einwirkung des Thyroxins au] i~berlebende Gewebe:

I n s ~ m t l i c h e n V e r s u c h e n w u r d e die y o n THUNBZRG an- gegebene, yon AaLaREN wet te r au s gea r be i t e t e sog. M e t h y l e n - b l a u m e t h o d e g e b r a u c h t . E s d i i r f te v ie l l e ich t b e r e c h t i g t seth, die Grundzf ige de r M e t h o d e h ie r anzugeben .

Zel len und Gewebe h a b e n die l~ngs t b e k a n n t e E igenscha i t , d en F a r b s t o f f M e t h y I e n b l a u zu seiner f a rb losen Leuko- ve rb inc tung re~uz ie ren zu kGnnen. Diese T a t s a c h e w i r d y o n T H U N B E ~ in Crbe re in s t immung m i t der O x y d a t i o n s t h e o r i e yon WIELAND SO gedeu te t , dal3 gewisse i m Gewebe w i r k s a m e E n z y m e y o n den d a r i n e n t h a l t e n e n o x y d a b l e n S tof fen Wasse r s t o i f abspa l t en , de r s o d a n n auf das M e t h y l e n b l a u fiber- geff ihr t wi rd ; dieses geh t dabe i in L e u k o m e t h y l e n b l a u fiber. Das M e t h y l e n b l a u spielf dabe i dieselbe Nolle, die WIELAND d e m Sauers to f f bet den phys io log i schen O x y d a t i ~ n s p r o z e s s e n zutei l t . Der Sauers tof f sol l te n~m l i ch n a c h se iner Auf fa s sung als Wasse r s to f f accep to r d ienen, Der Oxydat ionsprozel3 wi rd als~ z u n ~ c h s t als e ine D e h y d r i e r u n g aufgefaBt .

Die Grundzfige der Methodik sind die folgenden : Die yon THUN- BERG angegebenen Vakuumrohre werden mi t e i n e r bes t immten Menge MethylenblaulGsung, einem die Wasserstoffionenkonzen- t ra t ion regulierenden Puffer und auBerdem evil. mit einer LGsung des oger der Stoffe beschickt, deren Wirknng auf den Prozeg nnter- sucht werden soll. Die verschiedenen Rohre werden mit gleich groBen Port ionen des fein vertei l ten Gewebes beschickt, evakuiert und in einen Wasser thermosta ten eingesenkt. Der genaue Zeit- punk t des Versenkens des Rohres bzw. des Ein t re tens der voll- st~indigen Enff~rbung seines Inhal ts wird notiert . Ceteris paribus, bedeutet eine kiirzere Entf~rbungszeit eine hGhere Geschwindigkeit des Oxydationsprozesses. Die Entf~rbungszeit kann also als ein relatives MaB der Oxydationsintensi t~t benutz t werden.

Die Gewebe, die in meinen Versuchen zu Verwendung kamen, waren Frosehmuskulatur, Meerschweinchenleber, Kan inchen lebe r und KMberdarmepithel.

Von Thyroxinpr~para ten wurden teils das synthet isch her- gestellte , ,Thyroxin Roche", teils , ,Thyroxin Crystals" yon Squibb & Sons verwendet. u dem le tz tgenannten Pr~para t wurde I m g in I ccm iproz. NaOH gelgst, wozu 3,2 ccm HeO gesetzt wurden; diese StammlGsung wurde danach beliebig verdiinnt. In einigen F~llen kam ein yon Squibb & Sons hergestelltes synthetisches Thyroxin in Tablet tenform zum Gebrauch. Die wirkliche Thyroxin- konzentrat ion betrug Io -a his i o - ~ .

Als PufferlGsung wurde teits eine NatriumphosphatlGsung, teils ein Gemisch yon Na~HPOa und KH~PO~ gebraucht.

Die Methylenblaumenge bet rug in der Regel 6oo Y in jedem Rohr.

Die Temperatur wurde durch einen Thermoregulator nach R~M- BERG konstant gehalten. Ich bediente reich der Temperaturen zwischen 37 nnd 4 ~ C.

Unter diesen Versnchsbedingungen t~berschritt die Entf~.rbungs zeit nur selten 3 ~ Minuten.

Eine ausfflhrlichere Schilderung d e r u mit Versuchs- protokollen und ether tabellarischen ~lbersicht der Ergebnisse wird spXter an anderer Stelle pubiiziert werden.

Hie r will ich n u t eine Z u s a m m e n f a s s u n g der E rgebn i s se vor legen : In keinem einzigen Fall gelang es mir, einen o~cydationssteigernden E]je]ct des Thyroxins au] die Gewebr oxydation zu zeigen. Dies gi l t a u c h yon e inigen Versuchen , die in a l len E i n z e l h e i t e n n a c h AHLGREN kop ie r t wurden .

3. Kann ein E//ekt vorhergehender Thyroxinbehandlung in vitro nachgewiesen werden?

Es schien mi r yon In t e re s se zu sein, ob m a n n a c h T h y r o x i n - b e h a n d l u n g eines Versuchs t i e res eine S te ige rung de r Oxy- d a t i o n s i n t e n s i t ~ t i m i i be r l ebenden Gewebe n a c h w e i s e n kSnn t e . ROHR~R~ h a t in V e r s u c h e n m i t d e m I<roghschen Mikro- r e s p i r o m e t e r eine solche S te ige rung b e o b a c h t e t . ANSELMINO, EICHL~R u n d SCHLOSSMAN~ h a b e n in t ier f r i iher z i t i e r t en Arbeit . die E rgebn i s se y o n ~hn l i chen Ver suchen m i t de r M e t h o d e y o n WARBURG mi tge te i l t . Sic f anden , dal3 die Ausschl~ige so n a h e de r Feh le rg renze der M e t h o d e lagen, d a b sic aus i h r en Ve r suchen pos i t ive Schlfisse n i c h t z iehen mGchten.

Mein Versuchsmaterial umfaBte 18 Meerschweinchen, yon weI- chen 9 w~hrend einer Zeit yon 5--9 Tagen t~iglich mit subcutaner Injekt ion yon I mg , ,Thyroxin Roche" behandelt wurden. Sonst waren sic unter denselben Verh~iltnissen wie die anderen. Die Tiere wurden t~glich gewogen. WXhrend s~mtliche Kontrolltiere an Gewicht zunahmen, zeigten alle thyroxinbehandel ten Tiere -- eines ausgenommen, dessert Gewicht unver~nder t hlieb -- einen Ge- wichtsverlnst. Die Gewichtszunahme wechselte zwischen io und 9og und betrug durchschnit t l ich 53 g, der Gewichtsverlust 2o--4o g, dnrchschni t t l ich 3 ~ g. Eine Best immung des Sauerstoffverbrauchs wurde nicht gemacht. Mit Rficksicht auf die grogen Thyroxingaben und die beobachtete Abmagerung dflrfte man jedoch zu der An- nahme berechtigt sein, dab eine Thyroxinwirknng tatsXchlich vorlag.

Die Tiere wurden getGtet, und die OxydationsintensitXt der Leber wurde mit der Methylenblaumethode best immt. In jedem Versuch ~vnrde gleichzeitig ein • Tier und ein Kontrollt ier untersueht .

Es erwies sich indessen, d a b die Kon t ro l l t i e r e u n t e r e i n a n d e r grol3e V e r s c h i e d e n h e i t e n bezfigl ich der O x y d a t i o n s i n t e n s i t ~ t zeigten. ]3el den K o n t r o l l t i e r e n w u r d e n n~ml i ch E n f f ~ r b u n g s - ze i ten gefunden , de ren Mi t t e lwe r t e zwischen 22,3 u n d 3 r ,5 Mi- n u t e n lagen. Die e n t s p r e c h e n d e n W e r t e f fir die t h y r o x i n - b e h a n d e l t e n Tiere w a r e n 18,3 u n d 3o, 3 Minu ten . I ch f inde d e n U n t e r s c h i e d au f fa l l end gering, m g c h t e aber ke ine Sehlfisse m i t Rf icks ich t au f das al lzu ger inge Mate r i a l z iehen.

L i t e r a t u r : ~ Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) I925, SuppI. _ 2 Biochem. Z. 2II,. - - a Biochem. Z. 2o 5. - - 4 Zit. nach ANSEL- MINO, EICHLER B. SCttLOSSMANN, Biochem. Z. 205.

UBER PEPSINPRAPARATE. yon

W. I-IEUBNER und MARIANNE HUNDRIESER. Aus den Ph~rmakologischen Instituten der Universit~ten Heidelberg und Berlin.

In der ~irztlichen Verordnung spielen die Pepsinpr~iparate des Handels eine ziemliche Rolle. ,,Pepsinum" ist daher offizinell, und das Arzneibuch enthSlt ein Priifungsverfahren zur Werfibesfimmung. Erfahrungen aus der Laboratoriums- a r b e i t l e h r e n jedoch, d a b m a n t r o t z d e m n i c h t se l t en Pr~i- p a r a t e n begegnet~ d e r e n V e r d a u u n g s k r a f t n i c h t sehr grog ist . Dies wurde AnlaB zur s y s t e m a t i s c h e n Pr f i fung einiger wahl - los aus v ie r v e r s c h i e d e n e n He ide lbe rge r A p o t h e k e n be- zogener Mus te r .

W i r v e r f u h r e n in e iner Ver suchs re ihe n a c h de r V o r s c h r i i t des Arzne ibuchs , in e iner zwe i t en n a c h 1RONA u n d KLEIN- MANN *

Nach dem Arzneibuch werden io g har tgekochtes und grob- gepulvertes HflhnereiweiB in ioo ccm o,5proz, Salzs~ure (mit o,125 g HC1) bet 45 ~ mit o,i g Pepsinpulver behandel t : nach 3 Stundensot l his auf einige H~iutchen Mles geIGst seth, RoNA und I~LEINMANN verwenden eine LGsung yon 4 ccm Serum. in IOO ccm o,9prgz. KochsalzlGsung, die in mehr iachem Ansatz rnit derselben Pepsinmenge bet 4 ~ gehalten wird; nach ,oerschiedene~ Zeiten werden die einzelnen Proben stiirker anges~nert, mi t Sulfosalicyl- s~ure versetzt und im Nephelometer mit der gleichbehandelten

�9 RONA u. KLEINMANN, Biochem. Z. 140, 478 (1923).