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Über die Einwirkung von verdünnten Mineralsäuren auf Zuckersäure

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Page 1: Über die Einwirkung von verdünnten Mineralsäuren auf Zuckersäure

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ber die Einwirkung yon verdfinnten Minerals{ uren auf Zuckers{iure

Yon

Dr. Hugo Schr0t ter .

Aus dem chemisehen Institut der k. k. Universitiit Graz.

(Vorgelegt in der Sitzung am 11. Mai 1888.)

In dem letzten gef te yon Liebig's Annalen, Bd. 245 befindet

sich e ineUntcrsuchung yon 0. S o h s t und B. T o l l e n s , in

welcher unter Anderem der Nachweis erbracht wird, dass die

Zuckersiiure mit verdUnnten Mineralsiiuren erhitzt, ebenso

D e h y d r o s c h l e i m s ~ u r e liefert, wie die isomere Schleimsiiure

bei gleicher Behandlung.

Ich bin schon vor einigen Monaten, unabhiingig yon den

genannten Forschern, zu denselben Resultaten gelangt. Die Ver-

1 Diese Untersuchung war ~itte Februar beendet. Ihre Ver6ffent- lichung wurde aber verzSgert, da ich kmukheitshalber pl6tzlich Graz ver- lassen musste. Bei meiner vor Kurzcm erfolgten Riickkunf~ lese ich in dem inzwischen erschieneneu t t andbuch der K o h l c n h y d r a t e yon B. Tol lens, dass derselbe in Gemeinschaft mit Sohst dieselbe Reaction durchgeftihrt habe. Da ich bis dahin aueh nicht die geringste Kenntniss davon hatte, was die Art tier Publicatiou der Versuche yon Sohst und Tol lens (Chemiker-Zeitung und Tageblatt d. Natm~.-Vers., 1887) auch leicht erkl~h'lich macht, glaubte ich, racine Versuche unbehindert verSffent- lichen zu diirfen. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe dec kais. Akademie d.W., welcher meine Mitthcilung in der Sitzung am 19. April vorgelegt wurde, sandte mir dieselbe in Folge der inzwischen erschienenen eingehenderen Besehreibung der diesbeziiglichen Versuche von 0. S ohs und B. Tol lens in L ieb ig ' s Anna len 245.18 zuriick mi~ der Aufforde- rung~ reich auf die Anftihrung jener Beobachtungen zu beschr~inkeu, die in der erw~hnten Abhandlung yon S. und T. entwcder nicht enthalten sind oder yon diesen abweichcn.

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8ffentlichung wurde aber dutch versehiedene ttindernisse ver- zSgert. Ich begntige reich desshalb heute, nur einige Details zu erw~hnen, bei denen ieh abweiehende oder in der eitirten Arbeit nicht erw~thnte Beobaehtungen gemaeht babe.

Die Darstellung der Zuekers~ure nach der yon ]:Ieintz 1 angegebenen Methode dureh Oxydation yon Rohrzueker mit Salpetersgure liefert nut eine wenig kleinere Ausbeute als die yon S o h s t und To l l ens (1. c.) empfohlene aus Starke, und erhielt ieh beim Arbeiten im Grossen 15--18% reines Kalisalz gegeniiber 18--20% (S. u. T.).

Die Dehydrosehleimsaure entsteht sehon naeh kurzem Koehen des sauren Kalisalzes mit verdUnnter Sehwefelsaure ver- sehiedener Concentration. hToeh besser geht die lJberfUhrung mit Salzsaure vor sieh und gelang mir die Ausmittlung yon Verh~ilt- nissen, unter welehen bei gewShnliehem Druek eine nieht erheb- lieh geringere Ausbeute erzielt wird, als Sohs t und T o l l en s angeben.

Bei Besehaffung grSsserer Mengen yon Dehydrosehleims~ure dUrfte mein Veffahren vorzuziehen sein. Man koeht zuekersaures Kalium mit beilaufig dem doppelten Gewichte 30% Salzs~ure in einem Eisenfeilbad unter l~Uekfluss etwa drei Tage, filtrirt yon dem ausgesehiedenen harzigen K~rper ab, setzt beil~ufig ein Drittel des Gewichtes eoncentrirte Salzs~ure zu und erhitzt abet- reals drei Tage. Die Operation wird so oft wiederholt, als noch Abscheidung stattfindet und ist meistens, nach neunt~gigem Erhitzen beendet.

Der abgesehiedene schwarze, harzartige KSrper ist ein Gemenge yon Dehydrosehleimsaure mit sauren Humussubstanzen. Die Reindarstcllung der Sgure erfolgte ebenfalls in der Weise, wie es S. und T. angeben, nut babe ieh gefunden, dass die Reini- gung' leieht und ohne Anwendung yon Thierkohle gclingt, wenn man das harzige Reactionsproduet mit Wasser fein anreibt und vorsiehtig so lange verdiinnte ~atronlauge oder SodalSsung zu- setzt, bis die Reaction nut mehr sehwach sauer oder gerade neutral ist. Das Filtrat ist dann beinahe farblos und liefert beim Versetzen mit Salzs~ure die Dehydrosehleims~ure als ein weisses

Pogg. Ann. 105.22.

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odcr schwach gelb gefarbtes Krystallmehl. Die Ausbeute schwankt zwischen 16- -18% der angewandten Zuckersiiurc.

Die Eigenschaften der Dehydroschleimsiiure habe ich iiber- einstimmend gefunden mit den Angaben yon S o h s t and T o 11 e n s, wie auch yon H e i n z e l m a n n , ~ S e e l i g ~ und K l i n k h a r d t , 3 und will nut hervorheben, dass die S~ture in Ather, wenn auch schwer, doeh l(islich und aus wi~sserigen L(isungen vollkommen ausschUttelbar ist. Betreffs der Analyse m(ichte ich bemerken, class ich im Anfange zwar untereinander sehr gut stimmende, aber stets zu niedere Kohlenstoffzahlen erhielt. Erst bei der Ver- brennung mit Kupferoxyd oder Bleichromat in einem langen 0fen erhielt ich richtige Zahlen. Etwas differirende Beobaeh- tungen und Bestimmungen machte ieh beztiglich des Barytsalzes und dcr hydrirten Dehydrosehleimsiiure. S e e l i g sowohl, wie aueh T o l l e n s und S o h s t erhielten zwei neutrale Barytsalze die 21/~ Mol. und 6 Mol. oder 5 Mol. (T. u. S.) H20 enthalten and yon denen das letzte halbe Molektil erst bei 180 ~ entweieht, w~hrend ich nur ein in bUschelfSrmigen Nadeln krystallisirendes erhielt, das mit 31/2 Mol. H~O krystallisirte, die fast vollst~ndig schon bei 115 ~ entwichen, wiihrend bei 180 ~ sehon eine schwaehe Briiunung des Salzes bemerkbar wurde. Bei der Ein- wirkung yon Natriumamalgam auf Dehydroschleims~iure erhielt S e e l i g (1. e.) weehselnde Mengen zweier isomerer Si~uren yon der Formel CsHs05, yon denen die eine bei 173 ~ schmilzt und 1 Mol. H~O enthi~lt, .die andere aber krystallwasserfrei ist und bei 146 ~ sehmilzt. Ich erhielt bei derselben Reaction nut eine in feinen weissen Niidelchen krystallisirende S~ture derselben Zusammensetzung, die krystallwasserfrei war und scharf bei 148--149 ~ ohne sich zu veriindern, schmilzt, jedenfalls also mit der letzteren sogenannten ,, welchen" S~ture S e e l ig ' s identiseh

1 Ann. Chem. 193, 184. Ber. 12, 10S3. Journ. f. pr. Ch. [2.] 25. 42.

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Gefunden H~O

bei 115 ~ . . . . . . . . . 17-3 , 180 ~ . . . . . . . . . 18"3

Berechnet flit Csg~OsBa+-3J/2tieO

17"8

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ist, was auch tier tibereinstimmende Krystallwasserg'ehalt yon 4i/2 Mol. H20 des Barytsalzes beweist.

Sehliesslieh mt~ehte ieh noeh erwahnen, dass die Dehydro- sehleims~ture mit Essigsaureanhydrit, wie aueh mit Hydroxyl- amin nieht reagirt. Mit letzterer bildet sie ein in hUbsehen lqadeln krystallisirendes Hydroxylaminsalz. Nebenbei bemerkt, liefert aueh die Sehleims~ture bei derselben Behandlung ein sehr sehSn krystallisirendes Product, das dem Verhalten und tier Analyse naeh niehts anderes als ein Hydroxylaminsalz der Formel CaHsO4(qO2h-[t40), ist.