4
278 Nahrungsrnittel der Hefe etc. lleber die Nahrungsmittel der Hefe und deren relativen Werth. Die sum Leben und zum Gedeihen der Hefe noth- wendigen Unistande sind hauptsachlich t eine bestimmte Temperatur, Luftzutritt, ein bestimmter Wassergehalt, das Vorhandensein von Zucker oder von Stoffen, die in Zucker iibergehen konnen, endlich die Gegenwart in Zer- setzung begriffener eiweissartiger Korper. Da man nun bis jetzt im Unkloren ist, welche von den stickstofffreien IKorpern der Hefe vorzugsweise zur Nahrung dienen, in melchem Zustande der, in Zersetzung begriffene eiweiss- artige Kijrper befindlich sein muss, ob auch andere Eiweiss- stoffe der Hefe zur Nahrung dienen konnen, oder ob die Hefe auch durch die sich bei der Gahrung aus Zucker uiid Eiweiss bildenden Producte (Rohlensaure, Ammoniak, hlilchsaure etc.) ernahrt werden kann, so hat G. Leuchs Versuche iiber diese Fragen angestellt. Diese Versuche wurden sgmmtlich unter gleichen Urnstanden in Bezug auf Dauer und Temperatur ausgefuhrt. Zur Bestimmung der gebildeten Hefe verfuhr L e u c h s so, dass er den Alkohol bestimmte, der durch die fragliche Quantitat der Nefe aus einer Normalzuckerlosung gebildet wurde. Die- ser Riethode lag die Beobachtung zu Grunde, dass eine ldeine Rlenge Hefe, zu einer wasserigen Losung einer grijsseren Menge Kriimelzucker gesetzt, bei kurzer Ver- suchsdauer um so mehr Alkohol bildet, je mehr Hefe zugegen ist. 0,50 Th. frische Hefe erzeugten in einer Zuckerlosung von 15 Th. Kriimelzucker in 100 Th. Was- ser unter Zusatz von 2 Tropfen Milchsaure nach 60 Stun- den 0,75 Proc. Alkohol; 1 Th. derselben Hefe 1,4 Proc. und' 2 Th. 2,7 Proc. Alkohol. Die Besthtigung, dass freier Luftzutritt zum Gedei- hen der Hefe nothwendig sei, fand Leuchs darin, als er zwei ganz gleiche zuckerige Flussigkeiten, die eine in einem hohen Gefiisse, die acdere in einer flachen Schale mit Hefe versetzte. In letzterer hatte sich fast 40 Proc. Hefe mehr erzeugt, als im ersteren. Die richtige Concentration der Flussigkeit, in welcher die Hefe leben soll, ist deshalb von grosser Wichtigkeit, weil entweder, wenn dieselbe zu verdunnt ist, der Inhalt der Hefenzellen in das Wasser austreten wiirde oder in anderem Falle, die ZU concentrirte aussere Flussigkeit dem lnhalte der Zellen W a w x entziehen wiirde. Leuchs hat dariiber verschiedene Versuche angestellt, die ihn zu

Ueber die Nahrungsmittel der Hefe und deren relativen Werth

  • View
    215

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die Nahrungsmittel der Hefe und deren relativen Werth

278 Nahrungsrnittel der Hefe etc.

lleber die Nahrungsmittel der Hefe und deren relativen Werth.

Die sum Leben und zum Gedeihen der Hefe noth- wendigen Unistande sind hauptsachlich t eine bestimmte Temperatur, Luftzutritt, ein bestimmter Wassergehalt, das Vorhandensein von Zucker oder von Stoffen, die in Zucker iibergehen konnen, endlich die Gegenwart in Zer- setzung begriffener eiweissartiger Korper. Da man nun bis jetzt im Unkloren ist, welche von den stickstofffreien IKorpern der Hefe vorzugsweise zur Nahrung dienen, in melchem Zustande der, in Zersetzung begriffene eiweiss- artige Kijrper befindlich sein muss, ob auch andere Eiweiss- stoffe der Hefe zur Nahrung dienen konnen, oder ob die Hefe auch durch die sich bei der Gahrung aus Zucker uiid Eiweiss bildenden Producte (Rohlensaure, Ammoniak, hlilchsaure etc.) ernahrt werden kann, so hat G. Leuchs Versuche iiber diese Fragen angestellt. Diese Versuche wurden sgmmtlich unter gleichen Urnstanden in Bezug auf Dauer und Temperatur ausgefuhrt. Zur Bestimmung der gebildeten Hefe verfuhr L e u c h s so, dass er den Alkohol bestimmte, der durch die fragliche Quantitat der Nefe aus einer Normalzuckerlosung gebildet wurde. Die- ser Riethode lag die Beobachtung zu Grunde, dass eine ldeine Rlenge Hefe, zu einer wasserigen Losung einer grijsseren Menge Kriimelzucker gesetzt, bei kurzer Ver- suchsdauer um so mehr Alkohol bildet, j e mehr Hefe zugegen ist. 0,50 Th. frische Hefe erzeugten in einer Zuckerlosung von 15 Th. Kriimelzucker in 100 Th. Was- ser unter Zusatz von 2 Tropfen Milchsaure nach 60 Stun- den 0,75 Proc. Alkohol; 1 Th. derselben Hefe 1,4 Proc. und' 2 Th. 2,7 Proc. Alkohol.

Die Besthtigung, dass freier Luftzutritt zum Gedei- hen der Hefe nothwendig sei, fand Leuchs darin, als er zwei ganz gleiche zuckerige Flussigkeiten, die eine in einem hohen Gefiisse, die acdere in einer flachen Schale mit Hefe versetzte. In letzterer hatte sich fast 40 Proc. Hefe mehr erzeugt, als im ersteren.

Die richtige Concentration der Flussigkeit, in welcher die Hefe leben soll, ist deshalb von grosser Wichtigkeit, weil entweder, wenn dieselbe zu verdunnt ist, der Inhalt der Hefenzellen in das Wasser austreten wiirde oder in anderem Falle, die ZU concentrirte aussere Flussigkeit dem lnhalte der Zellen W a w x entziehen wiirde. Leuchs hat dariiber verschiedene Versuche angestellt, die ihn zu

Page 2: Ueber die Nahrungsmittel der Hefe und deren relativen Werth

Nahlungsmittel der Hefe etc. 279

dem Resultate fiihrten, dass eine Quantitat von 12-15 Theilen Zucker auf 100 Th. Wasser das richtigate Ver- haltniss , ist, was ohne Schaden fur die Hefenausbeute weder nach der einen noch der andern Seite iiberschrit- ten werden kann. In Bezug auf den relativen Werth stick- stoffhaltiger Kijrper zur Hefengewinnung erhielt L e u ch s folgende Resultate :

Ein Zusatr von Leim ( 3 Th.), frischem I-liihnereiweiss (6Th.) uud gesauertem Kleber (4 Th.) zu 5 Th. Kriimel- zucker, 4 Th. Dextrin und 4 Th. Stlrke schaden 4er Entwickelung der Hefe. Am unbrauchbarsten ist der Leim, wahrend die mit Huhnereiweiss oder gesauertem Kleber versetzten Portionen eine etwas grossere Aus- beute zeigten. Ebenso zeigte es sich, dass Weizenrnehl nicht vortheilhaft ist, die Ausbeute der Hefe verringert sich um so mehr, j e weniger Zucker im Verhaltnisse zurn Mehle vorhanden war.

Frischer ausgeschiedener Kleber lieis weder einen Vortheil noch einen Nachtheil auf das Wachsthum d a Hefe beobachten. Dagegen gab eingemaischtes Weizen- mehl (16 Th.) mit Wasser (100 Th.) und Hefe (1 Th.) und einem Zusatze von 2 Tropfen Milchsaure nach Be- endigung des unter gleichen TJmstanden mit allen iibrigen ausgefuhrten Versuches 1,6 Th. Hefe, in einem %achen Gefitsse sogar 2,3 Th. Hefe. Sehr gute Resultate lieFerte auch Zusatz von Malz zu einem Gernische von Kriimel- zucker, Starke, Hefe und etwas Milchsaure, selbst bei Anwendung von wenig Zucker. Ebenso bewirkte Sauer- teig ein giinstiges Ergebniss.

Vor allen stickstoffhaltigen K6rpern befordern jedoch Ammoniakverbindungen das Wachsthum der Hefe. Es wurde zu den Versuchen eine Flussigkeit angewandt, die man erhalt, wenn man Knochen mit Salzsaure iiber- giesst. Ein Zusatz von 3 Th. dieser mit Milchsaure ver- setzten Salzlosung zu 100 Th. Wasser, 5 Th. Kriirnel- zucker, 4 Th. Starke, 4 Th. Dextrin und 1 Th. Hefe gab 3,O Th. Hefe.

Unter den stickstofffreien Korpern zeigte der Rohr- zucker den geringsten relativen Werth zur Hefengewin- nung, indem sich in einer Losung desselben mit sauer gewordenem Kleber und mit Hefe letztere verringerte. Aber auch Dextrin und Kleister geben insofern ungiin- stige Resultate, als rnit diesen Stoffen keine Zunahme derHefe beobachtet werden konnte. Besser als die vor-

Page 3: Ueber die Nahrungsmittel der Hefe und deren relativen Werth

280 Nalirungsmittel der Hefe etc.

hergehenden Stoffe wirkte der Krumelzucker: aus 1 Th. Hefe erhielt man 1,3 Th. derselben. Rohrzucker mit Dex- trin und Sarkezucker mit Dextrin gab schlechte Resultate. Am besten wirkte Stlrkezucker zugleich mit Starkemehl angewandt. Aus 1 Th. Hefe 1,6 Th. derselben.

Das interessante Ergebniss mit den Ammoniaksalzen veranlasste L e u ch s , noch weitere Versuche in dieser Richtung anzustellen, indem er Salz0ussigkeiten, denen die Verhaltnisse in den Aschenbestandtheilen der Hefe zu Grunde lagen, rnit Stickstoff in der Form von Am- moniak vermischte. Mit diesen Nahrflussigkeiten wur- den ganz ausgezeichnete Resultate erlangt. Die Mengen- verhaltnisse dieser Versuche waren folgende : Zu 100 Th. Wasser 12 Th. Krumelzucker, 3 Th. Starke als Kleister und 1 Th. Hefe. Hierzu kommen in verschiedenen Ver- suchen variirende Mengen obiger Salze. Hierbei zeigte sich, dass ein Zusatz von 0,16-0,25 Th. Salz zu obigem Verhaltnisse die giinstige Ausbeute von 6,2 Th. Hefe bietet, wiihrend ein Minder oder,Mehr der Salze uber dieses Verhaltniss minder giinstige Resultate darbietet. Zur Vergleichung der beiden stickstoffhaltigen Nahrungs- mittel der Ammoniaksalze und des Malzes, welche un- zweifelhaft am wirksamsten sind, stellte L e u ch s schliess- lich folgende Versuche an: ’ Ein Absud von 1 Th. Hopfen in 40 Th. Wasser wurde zu 150 Th. mittelst 600 Th. Wasser bei 600 eingemaischten Malzschrot gebracht und die geklarte Zuckerlosung auf 200 abkuhlen gelassen. Dann liess man sie mit 10 Th. Hefe 60 Stunden lang gahren, sammelte Ober- und Unterhefe und wog diesel- ben. Man erhielt 40 Th. frischer Hefe. Mit der Nor- malzuckerlosung wie gewohnlich gepruft, entsprachen diese 40 Th. gewogene Hefe ziemlich genau 40 Th. berechne- ter Hefe. 30 Th. Stiirke wurden mit 100 Th. Wasser zu Kleister gekocht, 120 Th. Krumelzucker, 10 Th. Hefe und 1,6 Th. phosphorsaure Ammoniaksalze zugethan. Man erhielt durch Wagung bloss 25Th. Hefe, aber diese 25 Th. erwiesen sich bei ihrer Prufung mi t der Normal- zuckerlosung als gleichwerthig mit 60 Th., d. h. die durch phosphorsaure Ammonialisalze erhaltene Hefenausbeute ist dem Gewicht nach gericger, als die durch Malz er- haltene, hat indess nichts desto weniger ungefahr 50 Proc. mehr Werth. Dieser Unterschied beruht wahrscheinlich auf der grosseren Reinheit derselben, die man auch schon aus der helleren Farbe und dem geringeren specifischen Gewichte schliessen kann. Weitere Mittheilungen iiber

Page 4: Ueber die Nahrungsmittel der Hefe und deren relativen Werth

Dichtung der Spiritusfasser. 28 1

diesen Gegenstand behiilt sich L e u chs noch vor. (Journ. f. prakt. C'hem. B d . 93.) B.

Fehler bei der Ablieferuiig des Spiritus nach dem Rauminhalt.

C. S t a m m e r resumirt die Nachtheile, welche den Verkaufer beim Verkauf des Spiritus nach Rauminhalt gewohnlich treffen oder treffen konnen und verweilt haupt- sachlich bei den durch Temperaturunterschiede herbei- gefuhrten. Abgesehen davon, dass selbst die auf solche Verhaltnisse berechneten Tabellen ausser der Schwierig- keit beim Gebrauch immer noch Uebelstiinde zulassen, kommt derselbe auf die einzig richtige Methode, den Spi- ritus nach G e wi ch t und nicht nach dem Rauminhalt im Grossen zu verkaufen. Man hat dann nur die Starke wie gewiihnlich zu bestimmen, das Nettogewicht der be- liebig vollen Fasser zu ermitteln und dieses Nettogewicht nach Tsbelle VII der .zur Bestimmung des wahren Vo- lumens geistiger Flussigkeiten von verschiedener Starke bei verschiedenen Warmegraden von B r i x " in der %en A d a g e erschienenen Tabellen auf den usancemassigen, zur Berechnung nothwendigen Quartinhalt -zu reduciren, um stets das Richtige zu finden. Eine Aichung der Fasser ist dann nicht mehr nothig und die wenig ver- anderliche Tara kann leicht und nach Bedtirfniss contro- lirt werden.

Nach dieser Weise wurde man finden, dass ein Fass von 500 Quart bei der Normaltemperatur 70n 121/20R. 987 Pfund netto wiege, entsprechend nach der angege- benen Tabelle 500 Quart. Ebenso wiirde das Fass, da nichts verloren ging, bei allen ubrigen Temperaturen voii '+7(: 00 und - 7 0 ebenfalls 987 Pfund wiegen, und mithin, da die Stiirke sich stets auf 80 Proc. ergiebt, in allen Fallen nach Tabelle VII 600 Quart, mithin 40,000 Quartprocente our Berechnung geben. (Schles. landwirtli. Ztg. 9. A4am 1865. - Dingl. Journ. B d . 167. H. 3. 8.236.)

Bkb.

Ueber Dichtung der Spiritusfiisser, Um Spiritusfhsser zu dichten, wendet D u l l o mit

bestem Erfolge eine L e d e r l o s u n g an. Zu diesem Be- hufe wird 1 Pfd. Lederabfglle in 2 Loth Oxalsaure und 2 Pfd. Wasser gelost, die Losung allmalig mit 3 Pfd.