16
(Aus der psychiatrischen Universit~tsklinik.Freiburg i. Br. [Vorstand: Geheimrat Prof. tI o c h e].) Uber StSrungen der Zeitschiitzung. Von Maximilian Rosenberg (jetzt Frankfurt a. M.). (Eingegangen am 20. Juni 1919.) Auf zweierlei Art erschlieBen wir das, was wir die Dauer eines psychi- schen Gesamtvorganges nennen wollen. Einmal bedeutet ein Plus an Erinnerungsbildern gewShnlich ein Plus an Zeit; Zeiten, deren Erinne- rungsbilder aus irgendeinem Grunde nicht mehr haften oder nicht auf- tauchen, werden demgem~B zu kurz gesch~tzt. Die zweite Art der Zeitsch~tzung betrifft ganz kurze, nicht von deutlichen Erinnerungsbildern erffillte Zeiten. Diese werden n~ch Wundt u. ~. u n mittelbar beurteilt, worunter wir verstehen wollen, dab ffir die richtige Sch~tzung eines solchen ,,leeren" Zeitraumes asso- ziative und ~pperceptive Einflfisse grSBtenteils wegfalten, obwohl auch diese Art der Sch~tzung auf einer zeitlichen Wertung der in der schein- bar leeren Zeit immerhin vorhandenen elementaren psychischen Vor- g~nge beruht. Gregors Versuche bewiesen, dab diese sogenannte unmittelbare Auffassung ganz kurzer Zeiten bei seinen desorientierten Korsakow- kranken nicht gestSrt war. Ejner hatte schon frfiher das Zeiturteil Geisteskranker unters~cht und gefunden, dab (cir. nach G re g or) ,,die Unterschiedsempfindlichkeit bei pathologischen Individuen eine erheblich geringere sei, dal~ ihre Abnahme mit der Intensit~t der psychischen StSrung parallel gehe" Der Nachsatz dieser Behauptung wird von Gregor bezweifelt. W~hrend also namentlich die Versuche Gregors daffir sprechen, dal~ bei zeitlicher Desorientierung die Auff~ssung kurzer Zeiten keines- wegs gestSrt sein muB, und wir somit auf das Gebiet der Erinnerungs- bilder gewiesen werden, wissen wir yon der Art ihrer Veiwertung f[ir die ZeitschStzung insbesondere bei Geisteskranken noch recht wenig. Auch fiber die Formen, in welchen diese Zeitt~uschungen aufzutreten pflegen, sind unsere Kenntnisse lfickenhaft.

Über Störungen der Zeitschätzung

Embed Size (px)

Citation preview

(Aus der psychiatrischen Universit~tsklinik. Freiburg i. Br. [Vorstand: Geheimrat Prof. tI o c h e].)

Uber StSrungen der Zeitschiitzung. Von

Maximilian Rosenberg (jetzt Frankfurt a. M.).

(Eingegangen am 20. Juni 1919.)

Auf zweierlei Art erschlieBen wir das, was wir die Dauer eines psychi- schen Gesamtvorganges nennen wollen. Einmal bedeutet ein Plus an Erinnerungsbildern gewShnlich ein Plus an Zeit; Zeiten, deren Erinne- rungsbilder aus irgendeinem Grunde nicht mehr haften oder nicht auf- tauchen, werden demgem~B zu kurz gesch~tzt.

Die zweite Art der Zeitsch~tzung betrifft ganz kurze, nicht von deutlichen Erinnerungsbildern erffillte Zeiten. Diese werden n~ch W u n d t u. ~. u n m i t t e l b a r beurteilt, worunter wir verstehen wollen, dab ffir die richtige Sch~tzung eines solchen ,,leeren" Zeitraumes asso- ziative und ~pperceptive Einflfisse grSBtenteils wegfalten, obwohl auch diese Art der Sch~tzung auf einer zeitlichen Wertung der in der schein- bar leeren Zeit immerhin vorhandenen elementaren psychischen Vor- g~nge beruht.

Gregors Versuche bewiesen, dab diese sogenannte unmittelbare Auffassung ganz kurzer Zeiten bei seinen desorientierten Korsakow- kranken nicht gestSrt war.

E j n e r hatte schon frfiher das Zeiturteil Geisteskranker unters~cht und gefunden, dab (cir. nach G re g or) ,,die Unterschiedsempfindlichkeit bei pathologischen Individuen eine erheblich geringere sei, dal~ ihre Abnahme mit der Intensit~t der psychischen StSrung parallel gehe" Der Nachsatz dieser Behauptung wird von Gregor bezweifelt.

W~hrend also namentlich die Versuche Gregors daffir sprechen, dal~ bei zeitlicher Desorientierung die Auff~ssung kurzer Zeiten keines- wegs gestSrt sein muB, und wir somit auf das Gebiet der Erinnerungs- bilder gewiesen werden, wissen wir yon der Art ihrer Veiwertung f[ir die ZeitschStzung insbesondere bei Geisteskranken noch recht wenig. Auch fiber die Formen, in welchen diese Zeitt~uschungen aufzutreten pflegen, sind unsere Kenntnisse lfickenhaft.

M. Rosenberg: 0bet St6rungen der Zeitschittzung. 209

K r a e p e l i n unterscheidet zwar apathische, deliri6se, halluzinato- rische, amnestische etc. Desorientiertheit; doch soll diese Einteilu~g nur den Bediirfnissen der Klinik Geniige leisten. Auch ist Desorientiert- heir und St6rung der Sch~tzung einer zeitlichen Dauer keineswegs dasselbe. Fiir die psychologische Einteilung besonderer Formen von Zeitt~uschungen wiirde es vor allem zweckm~Big sein, wenn wir die se k u n d ~ r entstehenden Zeitt~uschungen, wie sie etwa bei wahnhafter oder halluzinatorischer Desorientiertheit vorkommen, yon vornherein ausscheiden lassen. Aber auch in den iibrigbleibenden F~llen sind dis Zeitt~uschungen schwer unter einheitlichem Gesichtspunkt zu sehen. Es kann die Auffassung, die Aufmerksamkeit gest6rt sein; es k6nnen Erinnerungsbilder verloren gegangen oder in ihrem Zusammenhange ver~ndert sein, ebenso kann aueh lediglich eine St6rung im Urteilen vorliegen. Ferner k6nnen auch dauernde Affekte das Zeiturteil ver~n- dern, was auch bei Normalen bekannt ist.

Bei Geisteskranken linden wir subjektive Yerl~ngerung der Zeit h~ufig bei Melancholischen, Verkiirzung bei verschiedenen Arten gei- stiger St6rung; ein Alternieren beider Formen beobachtete ieh bei einem t-Iysteriker.

Von der Kompliziertheit der wirksamen Vorg~nge, die zum Ver- sagen der Zeitsch~tzung fiihren, kamr der im fo]genden geschilderte Fall einen Begriff geben. Er geh6rt zu jener besonders seltenen Form der Zeitsch~,tzungsst6rungen, bei welcher eine dauernde subjektive Verkiirzung der Zeit nieht nur im Grol~en den gesamten der Psychose angeh6renden Zeitraum betrifft, sondern sich auch auf alle einzelnen in diesen Zeitraum fallenden kleineren Gesamterlebnisse erstreckt, ~lie also s~,mtlich verkiirzt sind, ohne dab ihr Zusammenhang mit dem Gan- zen verloren geht.

Solchen Kranken scheint nicht nur ein gewisser entfernt liegender Zeitpunkt ganz nahe zu sein, z. B. scheinen nicht nur seit der Einbrin- gung ,,ein paar Tage" vergangen zu sein, wenn sich der Kranke wochen- odor monatelang in der Anstalt befindet, auch jeder Tag selbst scheint kurz, die Stunde blitzartig schnell zu vergehen. Urn 11 Uhr vormittag ist der Patient ,,eben aufgestanden", ,,h6chstens eine Stunde aul~er Bett" , um 6 Uhr abends ist es ,,Mittag gewesen, etwa 2 Uhr". Ein Bad dauert sekundenlang: ,,Nur herein und hinaus". Zur schriftlichen Addition zweier vierstelliger Zahlen brauehte meine Patientin nach ihrer Angabe ,,sine Sekunde". Ein solcher Fall wurde zuerst von B e c h t e r e w (1903) ausfiihrlich geschildertl).

1) Auch einen entgegengesetzten Fall von subjektiver Verlt~ngerung der Zeitsch~tzung teilt Bechterew ebenda mit. Der Patient glaubte eine 7 km lange Strecke in 100 Jahren durchwandert zu sein. Dann sei er in das Krankenhaus gekommen, ,,naeh 2 Jahren kam zu mir Doktor X. und sagte, ich hiitte nur 2 Wochen

Z. f. d. g. Neut . u. Psych . O. LI. 14

210 M. Rosenberg:

Es handelte sich dort um einen Alkoholiker, der in einem Zustand schwerer ~gstlicher Verwirrtheit mit Halluzinationen alle Erlebnisse als verkfirzt empfand ; er beLncteilte unter anderem die LUnge einer mehrstfindigen Wagenfahrt als: ,,Nicht fiber eine Sekunde, mir ist sogar, als ob ich gar nicht drau/~en war!" Auf die Frage, wie er geschlafen, sagt er: ,,Eine Nacht ist, scheint es, gar nicht vorhanden."

I n der Epikrise beschrKnkt sich B e c h t e r e w darauf, anzunehmen , dab ,,in gewissen F~llen bei Geis teskranken unzweifelhaft prim~re,

also n icht wahnhaf t bedingte StOrungen des Zeitgefiihls a u f t r e t e n "

Die Analyse meines Falles wird jedoch dar tun , da$ ich zu anderen, yon

B e c h t e r e w z. T. abweichenden Ergebnissen gelange.

Marie A., eine 36ji~hrige Agentenfrau, kam am 6. V. 1912 zur Klinik. Erb- liche Belastung nicht vorhanden, bis auf leichten erregbaren Charakter normale geistige Anlage. Als Kind skrofulOs, seit dem 20. Lebensjahr Lungentuberkulose mit spiiterhin' wiederholten H/imoptoen. Mit 23 Jahren verheiratet, wurde sie bald gravid; das Kind starb jedoch in den ersten Lebenstagen. Es ist nicht ganz sieher, aber wahrscheinlich, dab die jetzt bestehende Knochen- und Gelenkstuber- kulose damals ira AnschluB an die Gravidit/it zuerst auftrat.

Begirm der psychisehen Erkrankung wenige Wochen vor der Einbringung. Sie hSrte Stimmen, behauptete ihre Zimmerherren h/~tten sich verabredet, sie zu ermorden, war sehr unruhig, und anscheinend zeitweise desorientiert; starkes Angstgeff ih l , namentlich nachts.

In der Klinik war sie zun/ichst sehr /ingstlich, dabei so erregt, dab sie mit Dauerb~dern behandelt werden muBte. Nach 14 Tagen konnte sie in einen ruhigeren Wachsaal verlegt werden. Hier /~uBerte sie paranoide Ideen: man rede fiber sie, spucke vor ihr aus, sie sei verachtet wegen ihrer verkriippelten Hand (Fungus), sie sei ,,fiberl~stig". Sp/~ter war ihr Verhalteu mehr ein stumpfes: Sie /~uBerte ihre Wahnideen nurmehr auf Befragen, gab aber dann mit m i l~ t r au i sehem Gesichtsausdruek zu, auch hier wolle man sie umbringen. Stereotyp verlangte sie naeh Hause, sie gehSre nicht hierher. Auf Befragen, wo sie sei, gab sie an, hier sei eine Klinik, was ffir eine, wisse sie nicht. Die Mitpatientinnen hielt sie fiir gesund. Oft /iuBerte sie, es komme ihr hier ,,fremd und unheimlich" vor, und fragte dann dringend, was mit ihr gesehehen solle.

KSrpe r l i ch ist sie sehr schwach, stark abgemagert, die t{aut ist blain. An der Halshaut und der Haut fiber einigen Gelenken linden sich vernarbte Fistel- gi~nge. Das linke Knie ist steif, das rechte ttandgelenk nach Ablauf eines fungSsen Prozesses in Beugestellung fixiert, die Muskulatur der Hand ist atrophisch. Uber den Lungen finden sich beiderseits Anzeichen einer abgelaufenen Lungenerkrankung, jedoch keine frischen Ger/iusehe. Reflexe und fibriger Befund ohne Besonderheit.

Die ze i t l i che O r i e n t i e r u n g s s t S r u n g trat zum erstenmal zutage, als sie nach ca. 4wSchigem Aufentl~alt in der Klinik gefragt wurde, wielange sie hier sei und mit den Worten: ,,3 Tage" antwortete. Jahreszahl richtig. Als Monat gab sie Mai (den Monat ihrer Einbringung, start Juni) an, ein Datum wuBte sie nicht. Sie erz/~hlte, dab sie hier gebadet worden sei und sagte spontan, ,,aber nut herein und heraus", dann : sie sei heute ein paar Minuten im Garten geswesen, und eben hereingekommen (war mehrere Stunden im Garten). Am Ende der etwa

im Krankenhaus zugebraqht." - - Auch ich verfiige fiber einen noch unverSffent- lichten ~ihnlichen Fall. Mein Kranker antwortete auf die Frage, wielange er heute im Bade sei (real reit 2 Stunden) : ,,Immerzu. immerzu, mir scheint es, seit immer", und auf die Frage. seit w a n n e r in der Klinik sich befinde: ,,Eine Ewigkeit".

U~er ~t0rungen aer ~eltscna~zung'. ZII

halbsttindigen Exploration nach der Dauer ihrer Unterhaltung mit dem Arzt befragt, sagt sie: ,,Vielleieht 2 Minuten".

W/~hrend sieh die Zeit ihres klinisehen Aufenthaltes verliingerte, wurde auch ihr Urteil fiber die subjektiv verbraehte Zeit entsprechend ver/~ndert. Zuerst (naeh real 4 Woehen) war sie 3 Tage hier, naeh weiteren 2 Wochen gibt sie nicht mehr 3 Tage, sondern immer eine Zeit yon mindestens 8--10 Tagen an. Wie man sieht, ist dabei auch der neu hinzugekommene Zeitraum verkiirzt. Das gleieho Verhalten zeigt sieh auch an folgendem Beispiel. Werm man sis am Ende einer etwa halbstiindigen Exploration nach der Dauer fragt, so urteilt sis wiederholt mit den Worten: ,,Zwei Minuten". Einstiindige und 1/~nger dauernde Unter- suehungen schgtzt sie auf ,,5 Minuten", mitunter auch ,,10 Minuten". Als ieh si~ einmal die Einzelheiten einer solehen Untersuehung an der Hand von Fragen reproduzieren lieB, korrigierte sie ihr erstes Urteil: ,2 Minuten" in ,,5 Minuten" Die reale Dauer dieser Untersuchung betrug etwa 35 Minuten. Im weiteren Ver- laufe ~nderte sich diese St6rung nur wenig. Durch die vielen folgenden Fragen naeh zeitlichen Verh/iltnissen scheint sie mitunter auf ihre Irrtiimer etwas aufmerk- samer zu werden, sie ist dann in ihrem Urteil zurfickhaltender, gibt auch gelegent- lieh eine 1/~ngere Dauer an, aber gewissermaBen ohne reehte ~berzeugung. So sag~ sie einmal sp/~terhin (14. Juni), sie sei etwa 3 Wochen bier; zwei Tage sp~iter will sie aber wieder h6chstens seit 8 Tagen hier sein.

Die jeweilige Tageszeit sch~tzte sie, mit der gleiehen StSrung, naeh dem zeitliehen Abstand yon gewissen Ereignissen, yon denen sie wul~te, dab sie auf eine bestimmte Stunde fallen, wie etwa vom Aufstehen oder vom Mittagessen. Vormittags um l l Uhr war sie z. B. ,,eine Stunde auger Bert" Um 5 Uhr naeh- mittags meinte sie, es sei 2 Uhr, usw. Als ich sie einmal gegen 7 Uhr abends mit dem Bemerken fortschiekte, sis miisse jetzt zum Abendessen, sagte sie lachend: ,,Nein"; es stellte sich heraus, dab sie glaubte, es sei 4 Uhr. Analog beurteilte sis sp~ter das Datum. Mitte Juni sagte sie noch, es sei Mitre Mai. Nach einiger Zeit gab sie an, jetzt sei es Ende Mai.

Dagegen hat sie ein theoretisches Wissen yon zeitliehen Verh/~ltnissen. So z. B. weill sie, dab das Mittagessen etwa die Zeit yon einer hatben Stunde in An- spruch himmt, und dab man, um veto Siegesdenkmal zum Martinstor zu gehen (etwa 500 m), 5 Minuten braueht. Aueh andere 1/~ngere Wege, die sie aus friiherer Erfahrung kennt, seh/itzt sie ann/~hernd riehtig. Es ist klar, dab es sich hierbei nicht um eigentliche Zeitsch/~tzung handelt, sondern um ein aus friiheren richtigen Sch/~tzungen noeh aufbewahrtes Wissen.

Ende Juni ist die St5rung nicht mehr so konstant. Sie glaubt etwa 3 Wochen hier zu sein. Dagegen gibt sie aueh jetzt wieder an, daB die ihr verabfolgten B~der hSchstens 5 Minuten gedauert h~tten.

I~achdem sich ihr Zustand bald darauf erheblich gebessert hatte, insbesondere eine Korrektur ihrer paranoiden Ideen effolgt war, wurde sie in einem Zustand yon mgBiger Stumpfheit und noeh immer bestehender Unsicherheit ihrer zeitliohen Orientierung veto Gatten nach Hause genommen.

Diese klinische Krankengeschiehte wurde durch sorgfKltige experi- t .

mentelle Unte r suchungen vervollst~ndigt , iiber die n u n m e h r ber lchte t werden sell: Es lag in diesem Falle nahe, von vornherein anzunehmen ,

dab nu r jene Zeitsch~tzung gestSrt sei, die von den Er innerungsb i lde rn

der in der Psychose er lebten Ereignisse abhKnge, dab somit die eigentliche

sogenannte u n m i t t e l b a r e Z e i t a u f f a s s u n g n ich t ver~nder t sei.

Trotzdem babe ich es n ich t unter lassen, auch das Zeiturtei l fiir kurze

14"

"~lZ M. l~osenberg :

,,leere" Zeitr/iume zu priifen, schon weil solche Untersuchungen, auch wenn sie negativ ausfielen, bei einer Kranken, die einer scheinbar ele- mentaren Zeitdeutung unterworfen war, ein besonderes Interesse be- anspruchen diirften.

Da ein Z e i t s i n n a p p a r a t nicht verffigbar war, mul3te zu primi- tiveren Methoden gegriffen werden, was sich auch deshalb empfahl, weil die Kranke infolge ihrer unzuverl~ssigen Aufmerksamkeit bei komplizierteren Versuchen ohnehin versagt hKtte.

Es wurden 3 verschiedene Versuchsar ten angewandt: 1. Dureh einen Fal lhammer, der durch Driicken auf einen Taster elek-

triseh in Bewegung gesetzt werden konnte, wurden 3 in versehiedenen, durch eine Stoppuhr bestimmten Zeiten aufeinanderfolgende Signale gegeben. Die Kranke hatte die zwischen Signal 1 und 2 bzw. 2 und 3 liegenden Zeitintervalle miteinander zu vergleiehen. Ein bis zwei Seeunden vor Signal 1 wurde die Kranke auf den Beginn des Versuehes aufmerksam gemaeht.

2. Ein gewShn]iches Metronom wurde in Gang gebracht, angehalten und abermals mit einer anderen Geschwindigkeit in Gang gebracht, die Kranke hatte einfaeh die beiden Geschwindigkeiten als ,,langsamer" oder ,,schneller" miteinander zu vergleiehen.

3. Man lies das Metronom eine best immte Zahl (etwa 12--15) Schlage machen, hielt es an, um es nach einer 1--2 Sekunden dauernden Pause mit der- selben Geschwindigkeit aber verschiedener Schlagzahl schlagen zu lassen. Die Kranke mu{3te, ohne zu z/ihlen, die beiden Schlagzahlen (ob ,,mehr" oder ,,weniger" Schl/~ge) miteinander vergleichen.

Ad. 1. - - Die unter 1) fallenden Versuche ergaben kein besonders verwertbares Resultat, weil es nur selten gelang, die Aufmerksamkeit der Patientin so zu fixieren, dab sie wirklich die beiden Zeiten mitein- ander verglich; meist richtete sich ihre Aufmerksamkeit au,f d e n S c h a l l de r S c h l ~ g e , den sie dann n a c h s e i n e r S t ~ r k e beurteilend, verglich, ein Verhalten, das hartnhckig st0rend immer wiederkehrte. War ihre A u f m e r k s a m k e i t jedoch einmal r i c h t i g eingestellt, so urteilte sie o f t i i b e r r a s c h e n d g u t , und es ging dann auch aus ihrer Diktion hervor, dab sie das Richtige meinte. Z .B .

Signal Signal Signal 2 3

Zeitraum Zeitraum W6rtliche Reaktion der Patientin

2 Sek. 21/2 Sek. 2 Sek.

3 Sek. 2 Sek. 21/2 Sek.

,,letzte Pause I/inger" ,,ziemlich gleich" ,,letzte Pause 1/inger"

Als ich einmal 2 Sek. zu 2 Sek. herstellte, und die verfis Sug- gestivfrage an sie richtete: ,,welcher Zeitraum war 1/s ?", antwortete sie trotzdem nach kurzem ZSgern: ,,gleich".

Gesunde Vergleichspersonen vermochten bei meiner Versuchsanord- nung die Differenz von einer halben Sekunde sicher zu unterscheiden.

Uber St0rungen der Zeitschatzung. 213

:Bei den exakteren Versuehen mit dem W u n d t s c h e n Appalat betrggt die Unterscheidungsfahigkeit alleldings ein Zehntel bis ein Zwanzigstel der Gesamtzeit. Damit ]~l~t unsere Anordnung, die ein Notbehelf ist, natiirlich keinen VeIgleich zu.

Ad. 2. Die Versuche mit dem Met ro no m wurden vonder Patientin gut verstanden und gem gemacht. Sie bezeichnete das Tempo yon 40 Sehl/igen in der Minute (absolut) als ,langsam", von 70 Sehl~gen an- gefangen als ,,rasch".

Der Vergleich yon 2 Gruppen von Schl~igen, die mit verschiedener Gesehwindigkeit aufeinander folgten, fiel so aus, dab sie bisweilen so- gar eine Tempodifferenz yon nut 2 Sehl~igen in der Minute noch bemerkte, und als ,,etwas schneller", oder ,,etwas ]a~gsamer" bezeichnete. Bei 4 Sehl~igen Differenz war ihr Urteil unter allen Umstgnden richtig und sicher. Gesunde u zeigten bei diesen Versuchen auch kein besseres Unterscheidungsverm6gen fiir Gesehwindigkeiten.

Ad. 3. Auch hier reagierte die Patientin gut. Ich gebe folgende Beispiele mit den wSrtlichen J~uBerurgen der Patientin wieder:

1. Gruppe: 12 Sehlgge . 2. Gruppe: 14 Schl/ige. Pat. : , ,Der Zeitraum ist 1/i~ger als der erste, das heil3t, die Zeit ist

mir lgnger vorgekommen wie das erstemal." ,,Haben Sie gez/ihlt ?" Pat. : ,,Nein." 1. Gruppe: 15 Schl/ige. 2. Gruppe: 12 Schls Pat: ,,Das erstemal, hat's lgnger geschlagen, das heiBt rascher wie

jetzt." (Das ,,rascher" bezieht sieh vielleicht auf die Tatsache, dab das Metronom bei diesem Versuch nach dem Anstogen wirklich ein wenig aus dem 'Takt kam).

1. Gruppe: 10 Sehls 2. Gruppe 8 Sehl~tge. Pat. : ,,Die erste Paus' war 1/tnger wie die zweite". Auf Befragen: ,,Das zweitemal hat's weniger Schl~ig gegeben, wie

das erstemal." Auch sonst erfoIgten die Reaktionen ziemlich sicher. Zwei gesunde

Vergleichspersonen wurden in gleieher Weis~ gepliift, und gaben keine erheblich besseren Reaktionen.

Obwohl ich reich Bedenken gegeniiber einer so groben, leider dulch etwas anderes in unserem Falle ersetzbaren Methodik nicht verschlief~e, war doch der Gesamteindruck a l l e r Versuche der, dal~ m i t h S c h s t e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t S t S r u n g e n in de r u n m i t t e l b a r e n A u f - f a s s u n g k l e i n e r Z e i t r / i u m e bei de r P a t i e n t i n n i c h t vor - l agen .

Die St0rung war also auf einem anderen Gebiete zu suehen. Es war daran zu denken, dab fiir einen Teilder Erinnerungen A m ne sie

bestehe. Diese Annahme geniigte jedoch zur Erkl/irung nicht. In den ersten 2 Wochen ihres klinisehen Aufenthaltes, aJs die Patientin ein Zu-

214 M. Rosenberg:

standsbild von grol3er ~ngstlieher Verwirrtheit mit Ratlosigkeit darbot, war zweifellos auch die Verarbeitung der Wahrnehmungen gest6rt, so dal~ yon diesen vielleicht zum Tell gar keine, zum Teil nur undeutliehe oder flottierende Erinnerungen blieben. Wenn dann aber die Patientin naeh vier Woehen angibt, sie sei zu Beginn ihres klinischen Aufenthaltes im Bad gewesen (,,nur herein und heraus"), und auf weiteres Befragen die Dauer dieser B~der auf ,,h6ehstens 5 Minuten" sch~tzt, w~hrend sie real mehrmals bis zu 12 Stunden im Dauerbad war, so ist der Ur- sprung dieses zeitliehen Fehlurteils mit einer Amnesie nieht ohne wei- teres erkl~rbar, besonders da die gleiche St6rung aueh in der sp~teren nicht von Amnesie durehsiebten Zeit in gleicher Weise fortbestand.

Durch Amnesie unerkl~rlieh ist n~mlich aueh folgendes: Wenn man durch Befragen vor der Patientin eine Menge von Einzelheiten einer mehr als halbstiindigen Exploration wieder Revue passieren l~Bt, so gibt die Patientin trotzdem ansehliel~end daran die Dauer dieser Exploration mit , 5 Minuten" an (seltener waren es aueh 10 oder 20 Minuten; in letzterer Zeit erfolgte einmal eine Angabe von einer halbert Stunde naeh einer derart rekapitulierten mehr als einstiindigen Unter- suchung).

Zum Versuehe einer Erkl~rung dieser Erseheinung mul~ ieh noeh weiter ausholen, und das Krankheitsbild der Patientin sorgf~ltiger be- schreiben, als es bisher n6tig sehien, denn in einigen konstanten Ziigen liegt, wie ich glaube, eine einigermal~en befriedigende Erkl~rung fiir die so extremen St6rungen ihrer Beurteilung zeitlicher Verh~ltnisse.

Eine auffallehde und dem Beobachter sieh sofort aufdr~ngende Er- scheinung war nun der bedeutende Mangel an A u f m e r k s a m k e i t bei der Patientin. Schon in der Konversation verhielt sie sich oft etwa wie ein sehleeht aufpassender Schiller, der die Fragen nicht sinngemgB, sondern in e nem danebenliegenden Sinne beantwortet. Sehr h~ufig bestand eine ausgesproehene Iehbeziehung. Wiederholt brachte sie aueh in ihre Antwort Gedankeng~nge hinein, die durch eine der vorhergehen- den Fragen, nicht dureh die letzte, angeregt waren.

W~hrend aber in der K o n v e r s a t i o n mannigfache andere Faktoren hineinspielen, zeigte sieh die geringe F~higkeit der Pat entin zur ziel- vollen Ansp~nnung ihrer Aufmerksamkeit ganz rein beim fortlaufenden ttinzuaddieren derselben Zahl. W~hrend die ersten beiden Additionen stets richtig waren, machte sie in der Folge grobe, sogar unsinnige Fehler, trotzdem sie zu den einzelnen Additionen, yon der drit ten angefangen, real abnorm viel Zeit brauehte.

Die Kranke versagte aueh v611ig bei der E b b i n gh a u s sehen Silben- erg~nzungsprobe. Ieh glaube, dal~ auch hier die geringe Energie ihrer Aufmerksamkeit 8ehuld daran war, dal~ ihr fast die H~lfte der zu er- g:~tnzenden Silben nicht einfiel.

~ber StSrungen der Zeitschlitzung. 215

Bei A s s o z i a t i o n s v e r s u c h e n wechselten ~ul~erst prompte Reak- tionen mit gelegentlich v611igem Ausfall derselben. Die Reaktionszeit war von ganz verschiedener Dauer, was mir auch den Eindruck grol~er Schwankungen in der Aufmerksamkeit machte. Die Kranke schien momentan gut auf ihre Aufgabe aufzupassen, momentan war sie wieder auf etwas ganz anderes eingestellt, so dal3 eine Reihe ihrer zu sp~t er- folgenden Reaktionen nicht als wirkliehe Assoziationen angesehen werden k6nnen. Die Reaktion durch Wiederholung des zugerufenen Wortes ~ a r ebenfalls hi~ufig; einmal 16 unter 50 Reaktionen.

Was die E i n s t e l l u n g ihrer Aufmerksamkeit betrifft, so war das folgende immer zu beobachten: Nahm man die Patientin durch Unter- suehungen irgendwelcher Art in Anspruch, so war es iiberhaupt schwer sie sofort zu fixieren; mitunter gelang es iiberhaupt nicht, und dann konnte zweier ei eintreten: Entweder tauchten spontan immer wieder in ganz monotoner Weise a f f e k t - und i n t e r e s s e b e t o n t e I d e e n - k r e i s e auf, die ihrer Ps y e h o s e a n g e h 6 r t e n (die immer wieder gleieh- f6rmig gehul3erten paranoiden Ideen; Beschwerden dariiber, ,,dal3 sie hier nicht am riehtigen Orte sei"; Nachhausedr~ngen), oder ihre Auf- merksamkeit umk!ammerte von selbst ganz pl6tzlich etwas Nebenher- gehendes, was die Untersuchung sehr st6rend beeinfluBte. Die Auf- merksamkeit geriet gewissermal3en auf ein Nebengeleise und blieb hier Iestgefahren. So war es beispielsweise fast regdkm~ig bei den Versuchen mit dem Fallhammer, wo es sich immer wieder als st6rendes Moment dazwisehensehob, dal3 die Patientin, start die Zeitr~ume z w i s c h e n den einze]nen Signalen zu beaehten und miteinander zu vergleichen, auf die S t ~ r k e der e:,nzelnen SchlSge achtete und diese miteinander verglich. Dabei war aber ein MiBver~tehen der Aufgabe ausgeschlos- sen, wie durch Befragen in~mer ~vieder festgeste]lt wurde, und auch aus einer pl6tzlich auftretenden Gruppe richtiger Reaktionen hervorging.

Es lag also eine Sch i s i s innerhalb bestimmter Gruppen yon Reak- tionen vor und so konnte man vermuten, dab gleiche abspaltende Kr~fte auehin der Reaktionsweise der Psychose auf das Erleben und insbesondere auf dessen zeitliche Bedingungen t~tig w~re. Ich versuchte anfangs das Auftauchen zusammengeh6riger Erinnerungen in der Weise z(i priifen, daI~ ich die Kranke etwa fragte: ,,Was mul3 man tun, um sieh anzuziehen ?", oder ,,Was mul3 man tun, um in eine andere Stadt zu ~eisen ?"

Auf diese Fragen produzierte sie, wenn sie fixiert war, eine Menge yon Einzelheiten in einigermaBen richtiger Reihenfolge; grobe Aus- ]assungen waren ziemlich selten. Auch die zeitliche Sch~tzung soleher

i n gie r t e r Vorg~nge war ziemlich entsprechend. Obwohl nun solche Einzelerinnerungen sich ats vorhanden erwiesen

und relativ gut auftauchten, so ist dies noch kein Beweis, dab das gleiche

216 M. Rosenberg:

auch fiir die realen Erlebnisse ihrer Psychose zutreffe. Bei solchen Fictionen war die Begrenzung des Gesamterlebnisses von vornherein durch die Frage gegeben, wghrend beim wirklichen Erleben diese Be- grenzung mehr oder weniger der Patientin iiberlassen blieb. Man kann es auch so ausdriicken, dab die determinierende Tendenz, welche von einer w i r k l i c h stattgehabte Ereignisse betreffenden Fiage ausgeht, nicht geniigend war, um die dauernde Unaufmerksamkeit der Patientin zu paralysieren, und die Patientin zur Abgrenzung ihrer Erlebnisse zu veranlassen; wiihrend Fragen wie: ,,Was muft man tun, um sich anzu- ziehen?" bestimmter determinieren und daher aueh welt mehr zu- sammengeh6rige Erinnerungen heranholen.

Dazu kommt noch, daft die zuletzt genannte Art von Frage h~ufig wiederholte, und daher auch leichter reproduzierbare ErinneIungen verlangt; w~hrend die Frage nach der Dauer eines eben, oder vor li~n- gerer Zeit stattgehabten w i r k l i e h e n Erlebnisses, das vielleicht nut einmal erlebt wurde, nut flottierende und schematisch noch nicht fest- gelegte Erinnerungen anruft. Eigentlich/assen sich also solche Fragen ~ach gewohnten Gesamterlebnissen gar nieht daffir ve~wenden, das Auftauchen rein persSnlieher Erinnerusgsvorstellm~gen sichtbar zu maehen, wobei noch hinzukommt, daft der ausgesproehene Ichcharakter der Letzteren und ihre Fesselung durch den Inhalt der Psyehose ihrer Abgrenzung ersehwert.

Andererseits ist das Auftauehen d e u t l i c h e r Erinnerungen aus einem Gesamterlebnis ffir die Schatzung der Dauer derselben nicht ein- real unbedingt notwendig. Es gentigt meist sin summarisches Wissen, daft wir irgend etwas yon einem bestimmten Zeitpunkt an getan haben, um die L~inge der Zeit einigermal~en festzustellen. Unter normalen Ver- h~ltnissen kommt noeh hinzu, dal3 wit unsfortgesetzt, beinahe unbe- wuftt, zeitliche Verhaltnisse einfach merken, und uns spater an diesen, rein gedgchtnism~il3ig eingetragenen Markierungen ebenso orientieren, wie sieh der Geograph beim Auszeiehnen einer Karte an der vorher gemach- ten HShen- und Breiteneinteilung oder vorher eingetragenen besonders markanten Linien und Punkten orientiert.

Sind also de u t l i c h e Erinnerungen fiir die Zeitseh~itzung nieht un- bedingt n6tig, so bleibt als eine weitere MSglichkeit einer Erklgrung der eigenartigen St6rung der Patientin noch die Annahme, dal3, obwohl der Patientin der Sinn fiir den Gesamtcharakter einer Erlebnisreihe nicht verloren gegangen ist, dennoch eine Fesselung der Aufmerksamkeit dureh einzelne, gewissermaften sogar zu deutlich aus dem Gesamterlebnis herausdriingende Einzelheiten bestehe, daft dann bei der vorgenommenen Schatzung diese durch eine Art von Schisis vorgedrangten Teile an die Stelle des zu sch~itzenden Dauererlebnisses geschoben werden; etwa in gleicher Weise, wie die Patientin bei dem Versuche mit dem

0ber St(irungen der Zeitsch~tzung. 217

Fallhammer die St~rke der Schliige, anstelle der Zwischenr~ume ins Auge faBt.

Auch die Fesselmlg der Aufmerksamkeit dutch den Inhal t der Psy- chose ]gBt es weiterhin als mSglich erscheinen, dab nut einzelne Augen- blicke eines Dauererlebnisses so ins BewuBtsein treten, dab sie fiir die Zeitschgtzung in Betracht kommen. Man kennt ja Xhnliches auch aus dem Leben yon Gesunden, dab n~mlich die Abgelenktheit durch eine die Aufmerksamkeit fesselnde Aufgabe die Zeitschgtzung ganz wesent- lich beeinfluBt. Auch Bewegungen vermSgen dies, die sich etwa st6rend einschieben.

Die beiden letzteren Annahlnen lieBen sich nun einigermai~en, so- welt ein Blick in das Innere solcher Zustandsbilder iiberhaupt mSglich ist, durch Beobachtung erhgrten. Ich verhehle mir nicht, dab damit das W e s e n der Schisis nicht klarer wird. Oft schien es mir, und ich spreche es mit aller Vorsicht aus, als ob verstgrkte a f f e k t i v e I c h - be z i e h u n g zu einem Einzelkomplex die Veranlassung fiir die bier vor- liegende Abspaltung bilde. Warum gerade eine best immter Teilinhalt affektiv bevorzugt wird, kurz, wie der Inhal t einer Psychose auf solcher Basis zustande kommt, darfiber l~Bt sich noch weniger aussagen, als fiber den Mechanismus der StSrung selbst. Das Verhalten der Patientin gegeniiber realen Gesamterlebnissen stellte sich nun in folgender Weise dar :

Wenn man sie an ein eben verlaufenes Erlebnis oder ein fliiheres in ihrer Erinnerung sicher vorhandenes Gesamterlebnis erinnert, so bleibt ihre Aufmerksamkeit meist an den ersten reproduzierten Teilinhalten hgngen, ohne dab ihr die iibrigen Einzelerinnerungen, wie dies bei Nor- malen der Fall ist, fortlaufend einfallen. Bisweilen wird auch ein solcher Teilinhalt durch eine affektive Ichbeziehung besonders lest verankert . Eine dritte M6glichkeit ist die, dag etwas Fremdes aus dem Inhal t der Psychose in den Vordergrund gedrgngt wird, und sich hier stSrend zwischen die geprodukt ion der fortlaufenden Teilinhalte keilartig ein- schiebt.

Das folgende Examen gibt diese Reaktionsweise ziemlich anschaulich wieder: 19. VI. Patientin erzahlt, sie sei um 8 Uhr aufgestanden, habe gerade Bouillon

getrunken. (Real ist es 1/212 Uhr vormittags, die Bouillon hat sie um 10 Uhr vormittags genommen.) Haben Sie gut geschlafen ? Wielange haben Sie denn geschlafen ? Nochmals befragt, wie lange sie ge-

schlafen ?

Waren Sie immer in Freiburg ?

Ja. Ich darf doch heimgehen.

(Weinerlich.) Ich will doch nach Hause gehen, ich schaffe doch gern, ich mache mir ja die Kleider und alles selber, ich bin doch yon Freiburg.

Ja. (Falsch, trotz klarer Fragestellung, man vergleiche es mit welter unten.)

218 M. Rosenberg :

Ob Sie immer in Freiburg waren?

Waren Sie im Dienst ?

Sind Sie einmal gereist ?

Von wo wohin gereist?

Ich meine, Sie sollen mir mal so eine Reise schildern!

Aufgefordert, Einzelheiten einer Reise yon R. nach F. zu erz~hlen.

Wie sind Sie damals gefahren ? Sonst wissen Sie nichts davon ?

Sie sollen kurz erz~hlen, was Sie vom Aufenthalt in dieser Klinik wissen!

Welter erzEhlen 1 Was sonst noch gemacht? Sind Sie spazieren gegangen? Ist Ihnen das nieht eingefallen ?

Also gegessen, gebadet und spazieren gegangen ? Ist das alles ?

t taben Sie sonst nichts hier gemacht ?

Frage wiederholt !

F~llt Ihnen gar niehts mehr ein ? Ist das alles ? F~llt Ihnen sonst wirklich nichts mehr

ein ?

Was noch ?

Wie lange sind Sie denn hier, Frau A. ? Wie lange ? Warm war Ihr Mann da ? Ob sonst noch Besuch gehabt ?

Ja, immer nicht, ich bin yon A. bei ~berlingen zu Hause. (Riehtig.)

J a . . . . warum daft ich nicht helm, Herr Doktor ?

Nein. (~aeh kurzer Pause.) Ja, mit meinem Mann sehon oft. (s. oben).

Wir waren sehon in A. und K. und R. (In letzterem Ort hat sie vor ihrer Ehe- als Magd gedient.)

Ja, ich bin noch nie viel gereist, ich will doch nirgends hinreisen, ich will ja nur naeh Hause. (Man beaehte den scheinbaren Negativismus, der hier eine Umklammerung bestimmter Vo~- stellungen, n~mlich des ,,Heim- wollens" ist.)

Patientin str~ubt sich mit dem Hinweis, dab sie doch nicht rcisen wolle, dab sie naeh ttause gehen wolle, nicht verriickt sei usw.

Mit dem Zug. Ich will doch nimmer naeh R. gehen,

wenn ich in Freiburg zu Hause bin.

Wehrt sich wieder; sie habe das nicht notwendig, sie diiffe doch heimgehen. Schliel~lieh: Ieh habe auch gebadet.

(Nach l~ngerer Pause): - - und gegessen. Nichts. (!! !) (In ffagendem Ton) Im Garten ? Doeh! (Auf Befragen gibt sie jedoch

an, es sei ihr erst durch die ihr ge- stellte Frage eingefallen.)

J&.

Der Herr Doktor hat doch gesagt, ich darf nach Hause.

Lacht und sagt: Ieh bin doch recht, ieh bin doch nicht verwirrt!

Und gesehlafen. Ja.

(Nach einer Pause): Dbeh, weft einen die Leute immer auslachen.

Ich sehe wohl, dab ich nicht am reehten Orte bin.

Ieh bin ja noch nicht lang hier. Vielleicht ein paar Tage. Erst vor ein paar Tagen war er da. Die Frau K. und Herr K., die friiher

im Haus bei uns gewohnt haben.

0bet StCirungen der Zeitschiitzung. 219

Warm war der Besuch da ? nach dem Mann?

Wieviel Tage ist das her ?

Vor oder

1Nach kurzer Pause fragt sie spontan: Aufgefordert, einen Ausflug zu be-

schreiben, den sie 1/ingere Zeit vor der Erkrankung mit ihrem Mann ge- macht hat !

Stimuliert, mehr zu erz/ihlen! Ob sie den Ausflug nicht mehr vor

Augen habe ? An was sie sieh erinnere ? Frage wiederholt !

Sind Sie nicht auf die Bahn gegangen ? 8ind Sie nicht in ein Gasthaus ge-

gangen ? Also nur gewandert ?

Was haben Sie alles gesehen, wie Sie dort waren ?

Z . B . ? Wie lange sind Sie gefahren? Wie sind Sie zur Bahn gekommen ?

Aufgefordert, weiter zu erzis

Sie haben erz/ihlt, Sie sind an einem Sonntagmorgen fort; was war dann?

Erinnern Sie sieh doch real daran! Wie lange hat der ganze Ausflug ge-

dauert ?

:Sind Sie in der Bahn geblieben ? Sind Sie ausgestiegen ? Wohin gegangen ?

(Real; jetzt tauchen die durch deter- minierende Fragen geweckten Er- innerungen auf!)

Naeh dem Mann. (Real.) Vielleieht schon 3 Tage. (Real min-

destens 6 Tage, die genaue Zeit liel~ sich nicht mehr eruieren.)

Daft ich nieht heimgehen?

Patientin sagt zun~chst nur: Es war schOn.

Es ist halt schon eine Zeitlang her!

Doch. Ieh bin doch hier in der Stadt. (Nach 1/~ngerer Pause): An gar nichts

mehr. (L~chelt iiberrascht.) Doch !

Nein. (Laeht): Ieh bin doch kein Handwerks-

burseh !

Vieles. (Blickt ratlos umher.) Ich weil~ das nicht mehr. (Nach einer Pause spontan): Wir sind

an einem Sonntagmorgen fort. (Blickt wieder ratlos umher und fragt

sehliel~lieh): Daft ich nicht helm, Herr Doktor ?

Ich und mein Mann sind fort mitein- ander.

Ieh kann doch nicht alles sagen!

Nur einen Tag. (]-Iier handelt es sieh um keine Zeitseh~tzung, sondern um ein Wissen, das noch dazu aus ge- sunder Zeit stammt.)

Nein, wir sind doeh wieder heim. Ja. (Geri~t plStzlich in Mfekt, weint und

/~uBert auf Befragen): Ich will doch heim. Ieh mug doch naeh Hause gehen. Ieh kann doch hier nicht immer umsonst essen und trinken, wo ich doch kein Geld habe. (Diese depressiven VorsteUungen tauchten nur ganz sporadisch auf.)

220 M. Rosenberg:

Sie wird gefragt, was sie heute gemacht habe ?

Haben Sie im Garten mit jemand ge- sproehen ?

Was erz/~hlt ?

Was noch erz/~hlt ? Ob sie auch mit der W/~rterin.gesprochen

habe ? Was denn~ Was gibt es alles in einem Haus ? Was gibt es in einem Gesch/fft ? Was sonst ?

Was kann alles fliegen ? Noch etwas ?

Ob sie sich noch an ihre ~'bersiedelung erinnere ?

Ob sie das sehildern k6nne ?

Weiter !

t{aben Sie die MSbel nicht gepackt?

Wie lange hat der ganze Umzug ge- dauert ?

Frage energiseh wiederholt

Erz/~hlt zun/~chst nichts; durch be- sondere Fragen ist ihr aber soviel er- innerlieh, daf~ sie sagt, sie habe sich gewaschen, angezogen, dann Kaffee getrunken, sei dann in den Garten gegangen, babe Bouillon bekommen und sei zuletzt hereingeholt worden. (Bisweilen mit dem scheinbaren Ein- druck yon t { e m m u n g . DaB es sich aber nicht um eine solche handelt, geht daraus hervor, dab diese nur auftritt, wenn sie reale Erinnerungea reproduzieren soil.)

Ja, auch mit einer Freiburgerin. Sie nehmen reich mit, wenn sie heim-

gehe. Sonst nichts.

Ja. Sie sagen auch, ich darf heim. MSbel, Betten, Schr/~nke, Kiich'. ( P r o m p t ) Stoff'. Wiirst', Fleisch, Gemiis', was man

braueht zum Leben. ( P r o m p t . ) Die VOgel, der Schmetterling. (Blickt zu Boden; nach einer Pause,

unwillig): Ja, warum muB ich das alles sagen, ich bin doch kein Kind mehr! Sagt dann: Was Fltigel hat.

Ja, gewiB. (Real ist sie am 3. IV. um- gezogen. )

Ja, der K. (Spediteur) hat uns ausge- zogen. (Pause, dann pl6tzlich spon- tan): In der AlbertstraBe 20, im 3. Stock wohnen wir, beim tterrn It. (Pause.)

Das ist doch genug, wenn ich das. sage.

Doeh, ich habe ja aUes selber ge- sehafft.

Den 3. April sind wir ausgezogen. (Richtig; aber nieht der Frage ent- sprechend, man erinnere sieh an die Verwec,hslung der St/irke der Fallhammerschl/ige mit den Zeit- r/iumen ! )

Ja, sehon einen Tag. (Pause.) (Es handelt sieh, wie oben, so aueh hier um keine eigentliche Zeitseh~tzung.)

Uber StOrungen der Zeitschlitzung.

Nach einer Weile erz/~hlt die Patientin spontan:

Da haben Sie vieI Arbeit gehabt ? Was war Ihnen am schwersten? Hat Ihnen niemand geholfen ?

War Ihr Mann dabei ? Was hat der gemacht ?

221

Wir haben doch ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, Kiiche und zwei Zim- mer haben wir vermietet, und ein Bureau fiir meinen Mann.

Ja. Mir ist keine Arbeit zu viel. Ja, die Leut, die uns ausgezogen haben;

Wie die alle hefl]en, das weil~ ich nicht. Ja. Der hat auch geholfen. Es ist ja dahier

niemand krank in dem Haus. (Auf- tauchende Beziehungsideen und Wie- dervordr~ngen ihres jetzigen Zu- standes )

Das Examcn wurde hiermit abgebrochen, da die Patientin sichtlieh ermtidet und unwillig war0.

Es f rag t sich zungchst , ob das bloke mange lhaf te Auf tauchen von Einzelerinnerunger~ eines Gesamter lebnisses die Schii tzung der zei t l ichen

D a u e r des le tz te ren beeinflussen kann. Die A n t w o r t h ierauf kann In. E. weder ohne wei teres be jahend, noch verne inend ausfal len. Beim Nor- malen i s t das Auf tauchen vieler d e u t l i c h e r Er innerungen aus e inem Gesamter lebnis fiir die Schi~tzung desselben, wie berei ts frfiher e r6r te r t ,

n i ch t no twendig . Diese normalen Bedingungen bestehen aber bei der Pa t i en t i n nicht .

Infolge ihrer ges t6r ten A u f m e r k s a m k e i t is t auch die B e a c h t u n g de r e i n z e l n e n T e i l e r l e b n i s s e und, wie sich fes ts te l len lieB, auch die B e a c h t u n g z e i t l i c h e r V e r h g l t n i s s e e i n e v e r s c h i e d e n e . Die Unm6gl ichke i t ihrer Zei t rechnung, soweit sie die Kl in ik , wie Bgder usw. betr i ff t , k a m ihr, wiewohl sie wiederhol t da rau f a u fme rksa m gemach t worden war, k a u m je zum BewuBtsein. S u b j e k t i v schien ihr die Ge- s amtze i t ihres kl inischen Aufen tha l t es durchaus "nicht kurz zu sein, sondern sogar lang ( , , langweil ig") , eine merkwfirdige Erscheinung, die sich aber le icht da raus erkli i r t , dab hier das hineinspie l t , was W u n d t den V e r g l e i c h m i t e i n e r I d e a l z e i t n e n n t : Die drei Tage, welche die Pa t i en t i n in der Kl in ik zu weilen g laubte , schienen ihr schon ein Zuviel, im Vergleich zu dem erwiinschten idealen Zus tand , in der Kl in ik i i be rhaup t n ich t ble iben zu miissen.

1) Unser Fall erinnert in Vielem an einen Fall S i t t i g s : , , U b e r f u n k t i o - n e l l e E r s c h w e r u n g d e s V o r s t e l l u n g s a b l a u f s b e i o r g a n i s c h e r t I i r n e r k r a n k u n g (Tumor ) " , Monatssehr. f. Psych. u. Neur. 1912. Auch dort besteht zeitliche Desorientiertheit; fiber die Z e i t s c h/~ t z u n g i s t leider nichts gesagt. - - l)ber die Beziehung dieser St5rung im Ablauf der Vorstel- lungen zum bekannten Falle ,,Voit" von W o l f siehe ebenda, besonders den Schlul] der S i t t i g schen Arbeit.

,'~ d.., ~ ~ ' d . s t ' g :

Bei kiirzeren Zeiten (Aufenthalt im Garten, Dauer einer Exploration), schien allerdings bisweilen ein undeutliches BewuBtsein fiir die ab- norme Kiirze der geschgtzten Zeit zu bestehen; so leitete sie oft die Antwort auf Fragen nach irgendeiner solchen Dauer mit den stereotypen Worten : ,,Noch nicht so lang !" ein. ~hnlich verhglt sieh auch der Kranke Bechterews. Meiner Meinung nach beruht auch dies n ich t a u f e iner p r i m g r e n E m p f i n d u n g , sondern auf einem Urteil, das die wghrend der Psychose vergnderte Schi~tzung mit der friiheren normalen vergleicht.

Bei unserer Patientin ist auch sicherlich die Zeitschgtzung dadurch wesentlich beeinfluBt, dab sie bestimmte Vorstellungen und Vorstel- ]ungskomplexe, wie z. B. : ,,Fortzuwollen" oder: ,,Hier verlacht zu wer- den", geradezu umklammert. Dies kann dazu fiihren, dab ein Tell der Erinnerungen fiir die zeitliche Beurteilung des Ganzen nieht mehr in Betracht kommt, weil er einfach yon dominierenden Vorstellungen und auch, was bei der Patientin besonders deutlieh hervortritt, von Mfekten beiseite geschoben wird. Eine besondere Wirkung m6chte ieh bier dem Angs t a f f ek t zuweisen. Dieser war bei der Patientin anfi~nglich sehr stark ausgeprggt, spgterhin bestand er mehr in der Fgrbung gngstlichen Mil]trauens. Ein solcher d a u e r n d e r A n g s t a f f e k t kann zweifellos dutch die Fesselung der gesamten Psyche gewisse Vorstellungskomplexe hartniiekig in den Vordergrund sehieben, und dadurch die normale Tgtigkeit der Aufmerksamkeit in schwerster Weise gefghrden. Das klinisch nur sehr schwer mit einer der iiblichen Etiketten zu versehende Zustandsbild bei der Patientin lgBt, dies sei in parenthesi bemerkt, daran denken, dab hinter Aufmerksamkeitsst6rungen und vielleicht auch hinter den yon der Aufmerksamkeit so abhgngigen St6rungen des Handelns bei Geisteskranken vielleicht 6fter als man denkt, A f f e k t e da ihre W i r k u n g aus i iben , wo wir , , S t u m p f h e i t " a n n e h m e n , u n d uns mi t der F e s t s t e l l u n g e ines z e r f a h r e n e n Wesens geni igen lassen.

Bei der Patientin bestand zweifellos auch ein ziemlicher Grad yon Ur t e i l s schwgche , der letzten Endes das Zustandekommen einer lo- gischen Korrektur unm6glieh maehte. Man sieht also, dal3 bei so vielen vorliegenden St6rungen ein be sseres Auftauchen der Erinnerungen n o t w e n d i g gewesen wgre, um die zeitliche Sehgtzung sicherzustellen. Unter den vorhandenen abnormen Bedingungen konnte es somit leieht dazu kommen, dal~ die Patientin gelegentlich einen vorgeschobenen Teil anstelle des Ganzen beziiglich seiner Dauer beurteilte. Merkwiirdig bleibt immerhin, dal~ das Gesamterlebnis noek als solehes verstanden wurde. Das mug vielleicht daran ]iegen, dab zahlreiche, vor die Psychose fallende Gesamterinnerungen vorhanden, und fiir die Gnosis der neuen Erlebnisse verwertbar waren; nur die geordnete zeitliche Struktur der

Uber Stsrungen der Zeitsch~itzung. 223

neuen Erlebnisse untereinander kam nieht zustande, doch waren die Teile immerhin als Teile eines a u f G r u n d f r f i h e r e r E r f a h r u n g e n v o r s t e l l b a r e n G a n z e n und nicht als vollstiindig selbstgndige Erleb- nisse im Bewul3tsein. Auch mag die F r a g e naeh dem Gesamterlebnis im Sinne einer Milieuschaffung stfitzend und s u g g e s t i v gewirkt haben.

Wie man ersieht, ]ag in unserem Falle eine Sch~idigung der Erinne- rungsbilder, unter denen ich nieht eigentlieh Bilder, sondern Erinnerungs- beziehungen verstehe, durch etwas vor, das dem Vorgange der S eh i s i s und nieht eigentlich dem der Amnesie entspricht.

In diesem Zusammenhange m6chte ieh eine Ansicht S t 6 r r i n g s wiedergeben, deren Formulieru~g auf unseren Fall einigermaBen zu passen scheint. Er meint ngmlieh, dal3 ,,da, wo eine Tguschung fiber die zeitliche Beziehung yon Erlebnissen vorliegt, auch die Erinnerung an die einzelnen Erlebnisse starke Defekte (bzw. mangelnde gegenseitige Erweckbarkeit, Anm. d. Verf.), zeigt; 'derart , dag von demkontinuier- lich abgelaufenen Erlebnissen nut sporadische Glieder erinnert werden. Die StSrung der Erinnerung zeitlicher Beziehungen seheint bier also yon h e r a b g e s e t z t e r F g h i g k e i t z u r R e p r o d u k t i o n einer zusam- menhgngenden Ket te yon Erlebnissen, abhS~ngig zu sein". Diese Fest- stellungen S t S r r i n g s beziehen sieh jedoch nut auf den bei weitem gr6beren Mechanismus der Amnesie. Wie ich glaube, konnte durch die Analyse unseres Falles wahrseheinlich gemaeht werden, dab auch mannigfache andere Mechanismen fiir die im Effekt iihnliche St6rung der Sch/gtzung zeitlicher Verhgltnisse in Betracht kommen.