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XXVIII. Aus der medizinischen Poliklinik in Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. Kurt Zieglor.) Ueber Verinderungen dot weissen Blutzellen naeh Bestrahlung mit ktinstliehor H6hensonne. Von Max Baumann. Beim Studium der Veriinderungen, die natiirliches oder kiinstliehes HShensonnenlieht auf den tierischen Organismus hervorbringt, bildet das Blur einen Gegenstand besonderen ]nteresses. Lange Zeit wurden fast ausschliesslich die roten BlutkSrperchen und der HiimoglobingehaIt unter- sueht, wiihrend die weissen BlutkSrperchen aueh in der Literatur der letzten Jahre nut" wenig Beaehtung fanden. Und doeh seheint nieht nur die Wirkung der HShensonne auf Erythrozyten und Hiimoglobin eine wiehtige Rolle zu spielen, sondern auch den Ver~inderungen der weissen Blutzellen kommt zweifellos eine besondere Bedeutung zu. Die Wirkung der natfirlichen HShensonne ist wohl in erster Linie auf ihren Reiehtum an kurzwelligen Strahlen zuriickzufiihren, doch sind dabei noeh alle mSglichen klimatisehen Faktoren in Reehnung zu ziehen. Eine nahezu reine Wirkung nltravioietter Strahlen haben wir in den seit Finsen allgemein bekannten versehiedenen kiinstliehen Lichtquellen, yon denen heute die sogenannte kiinstliehe HShensonne mit Queeksilber- dampfquarzlicht nach Bach praktiseh die meiste Verwendung findet. Die ersten Arbeiten fiber die Wirkung der natfirliehen HShensonno aufs Blut stellten eine bedeutende Vermehrung der roten Blutzellen und des H~moglobins als Folge yon HShensonne bzw. HShenklima fest. Spiitere Nachuntersuchungen am Tier dutch Abderhalden und mit ver- besserter Untersuchungstechnik am Mensehen dutch Biirker baben abet ergeben, dass der Einfiuss ein wesentlieh geringerer ist. Nut bei einigen Tieren~ z.B. bei Ratte und Kaninchen, wurden stitrkere Ver~inderungen festgestellt, w~hrend sich Mensch und Hund ziemlieh refrakt~r verhielten. Cohnheim erkliirt diese Verschiedenheit mit den verschiedenen Ver- hiiltnissen derWi~rmeregulation bei den einzelnen Tierarten, info]ge deren die Wasserabgabe des KSrpers in verschiedener Weise erfolgt. Dadurch ~indert sich die Konzentration des Blutes in versehiedenem Ausmasse. So kommt Cohnheim sehliesslieh zu dem Schluss, es kSnne sieh bei der gefundenen Zellvermehrung gar nicht um einen aktiven Prozess der Regeneration oder Neubildung yon Blutelementen handeln; vielmehr sei diese Erseheinung lediglich eine Folge yon Eindickung des Blutes, die

Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

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Page 1: Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

XXVIII.

Aus der medizinischen Poliklinik in Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. Kurt Zieglor.)

Ueber Verinderungen dot weissen Blutzellen naeh Bestrahlung mit ktinstliehor H6hensonne.

Von

Max Baumann.

Beim Studium der Veriinderungen, die natiirliches oder kiinstliehes HShensonnenlieht auf den tierischen Organismus hervorbringt, bildet das Blur einen Gegenstand besonderen ]nteresses. Lange Zeit wurden fast ausschliesslich die roten BlutkSrperchen und der HiimoglobingehaIt unter- sueht, wiihrend die weissen BlutkSrperchen aueh in der Literatur der letzten Jahre nut" wenig Beaehtung fanden. Und doeh seheint nieht nur die Wirkung der HShensonne auf Erythrozyten und Hiimoglobin eine wiehtige Rolle zu spielen, sondern auch den Ver~inderungen der weissen Blutzellen kommt zweifellos eine besondere Bedeutung zu.

Die Wirkung der natfirlichen HShensonne ist wohl in erster Linie auf ihren Reiehtum an kurzwelligen Strahlen zuriickzufiihren, doch sind dabei noeh alle mSglichen klimatisehen Faktoren in Reehnung zu ziehen.

Eine nahezu reine Wirkung nltravioietter Strahlen haben wir in den seit Finsen allgemein bekannten versehiedenen kiinstliehen Lichtquellen, yon denen heute die sogenannte kiinstliehe HShensonne mit Queeksilber- dampfquarzlicht nach Bach praktiseh die meiste Verwendung findet.

Die ersten Arbeiten fiber die Wirkung der natfirliehen HShensonno aufs Blut stellten eine bedeutende Vermehrung der roten Blutzellen und des H~moglobins als Folge yon HShensonne bzw. HShenklima fest. Spiitere Nachuntersuchungen am Tier dutch Abde rha lden und mit ver- besserter Untersuchungstechnik am Mensehen dutch Biirker baben abet ergeben, dass der Einfiuss ein wesentlieh geringerer ist. Nut bei einigen Tieren~ z.B. bei Ratte und Kaninchen, wurden stitrkere Ver~inderungen festgestellt, w~hrend sich Mensch und Hund ziemlieh refrakt~r verhielten.

Cohnheim erkliirt diese Verschiedenheit mit den verschiedenen Ver- hiiltnissen derWi~rmeregulation bei den einzelnen Tierarten, info]ge deren die Wasserabgabe des KSrpers in verschiedener Weise erfolgt. Dadurch ~indert sich die Konzentration des Blutes in versehiedenem Ausmasse. So kommt Cohnheim sehliesslieh zu dem Schluss, es kSnne sieh bei der gefundenen Zellvermehrung gar nicht um einen aktiven Prozess der Regeneration oder Neubildung yon Blutelementen handeln; vielmehr sei diese Erseheinung lediglich eine Folge yon Eindickung des Blutes, die

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ihrerseits haupts'aehlieh dureh klimatisehe Einfliisse und nieht durch die physiologisch wirksamen Strahlen bedingt w'are. Hierfiir spr~tche auch der Umstand, dass beim Menscben nie ker,~haltige rote BlutkOrperohen zu finden waren, eine Erscheinung, die maJ~ als Beweis ftir gesteigerte 1Neubildung h/ttte heranziehen kSnnen, hnmerhin aber bleibt eino yon Zuntz mitgeteilte Erseheinung bemerkenswert, niimlicb, dass er im Knochenmark bei jungen, stark wachsenden Hunden in tier HShe Bilder gesehen habe, die entschieden fiir eine vermehrte B1utkOrperchenbildung sprachen.

Ueber die Beeinflussung der L e u k o z y t e n hat S t/iu b l i Untersuehungen am kranken Mensehen angestellt. Er beobachtete dabei eine Tendenz zur Erniedrigung der Leukozytenwerte, und zwar zu absoluter Verminderung der 1%utrophiIen, und gleichzeitig eine relative Vermehrung der Mono- nukle/iren. Auch Ba rdenheue r , der teilweise am tuberkulSsen Menschen untersuehte, finder eine mit fortschreitender Besonnung wachsende Abnahme der polynukletiren Leukozyten unter gleiohzeitiger Zunahme der Lympho- zyten. Untersuohungen am gesunden Mensohen yon Baer und Engels - mann ergaben auch bier als charakteristisch fiir das Hochgebirgsklima eine Zunahme der Lymphozyten, sowohl prozentual wie absolut, gleieh- zeitig eine prozentuale wie absolute Verminderung der Neutrophilen. Zu etwas abweiehenden Ergebnissen kommt Bardenheue r , der eine anf~ing- lithe I~eutrophilie feststellte bei gleichzeitiger Verminderung der Lympho- zyten. Erst nach Woehen /indert sich das Blutbild im umgekehrten Sinne. Diese drei Untersucher sind sich demnach dariiber einig, dass die natiir- liche HShensonne alas Blut beim Mensehen so ver~indert, dass die Lympho- zyten auf Kosten der neutrophilen Leukozyten zunehmen.

Wenden wir uns nunmehr zur Wirkung des kiinstlich erzeugten kurz- welligen Liehts, das bei den moisten Untersuehern in Form der sogenannten ,kiinstlichen HShensonne" angewandt wird.

Was nun hier wiederum zun'achst die Ver/inderungen bei den Ery- throzyten und deren H/imoglobingehalt betrifft, so findet Bering bei ziemlich umfassenden Versuehen an weissen M/tusen eine ausgesproehene Vermehrung der Roten, sofern die Bestrahlung mindestens zwei Stunden dauert. Der HSmoglobingehalt, der l'angere Zeit, mindestens drei Stunden, konstant bleibt, begiunt dann ebenfalls zu steigen. Zu beachten ist, dass Ber ing die Tiere nicht rasierte, sondern dutch die Haare bestrahlte.

Berner untersue.hte seehs Kinder im Alter yon 2--13 Jahren. Zwei davon waren zu Kontrolluntersuohungen bestimmt, da sic als chirurgisch krank ein normales Blutbild batten. Die anderen vier hatten Knoohen- tuberkulose. Berner gibt bei seinem Bericht genauere Angaben iiber die Dosierung der Strahlen, die sieh aus Zeitdauer und Lampenabstand er- gibt und so lange gesteigert wird, bis eine Reaktion der Haut auftritt. Er kommt hierbei als H6chstdosis zu einer Dauer yon 15 Minuten und einem Lampenabstand yon 50 cm. - - Obwohl Bering keinen Lampen- abstand angibt, handelt es sioh bei ihm wohl um wesentlioh st~trkere Lichtmengen. - - Berner finder nun bei diesen therapeutischen Bestrah- lungsdosen weder bei Gesunden noch bei Kranken eine Ver/inderung der Erythrozytenzahl und des H/imoglobingehalts.

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Aueh Koen igs fe ld findet bei Bestrahlungen yon Mensehen keinerlei Ver/inderungen in ZahI und Hiimoglobin~ehalt der roten Blutk5rperehen, eine Angabe, die aueh dutch neuere Untersuehungen yon W a l t s e h a f f best/itigt wird.

Erwiihnt sei bier noeh eine Arbeit fiber Resistenzver/inderung der I~rythrozyten yon v. Rohden aus der Freiburger medizinisehen Poliklinik. Er finder bei der Bestrahlung am Mensehen eine ErhShung der Resistenz- breite gegen hypotonisehe KochsalzlSsungen. Auffallenderweise ist jedoeh eine geritnderung bei starker Bestrahlung rasierter Meersehweinchen~ die gleiehzeitig mit meinen Untersuchungen auf das weisse Blutbild gemaeht wurden, nieht naehzuweisen.

Die eigenen Untersuehungen erstreeken sieh im wesentliehen auf die Ver/inderungen an den weissen B lu t ze l l en naeh Bestrahlung mit ultra- violettem Lieht. Sehen wir uns in der Literatur urn, so finden wit An- gaben, die keineswegs fibereinstimmen. Berner , dessen Untersuehungen sieh allerdings nur auf seehs P/ille erstreeken, findet bei Bestrahlung mit kiinstlieher HShensonne regelm/issig ein Zurfiekgehen der Neutrophilen und ein Ansteigen der Lymphozyten in gleieher Weise bei Gesunden und TuberkulSsen. Naeh AufhSren des Reizes der Bestrahlung zeigt das Blur die Neigung, alsbald wieder die normalen Ausgangsverh/iltnisse herzu- stellen, was allerdings langsamer vet sich geht, als die Ver/inderung ent- standen war.

Wal t seha f f , der seine Untersuehungen am Mensehen und an rasierten Kaninehen anstellte, fand bei Bestrahlungen yon 15--30 Minuten Dauer eine konstante Vermehrung der Weissen, und zwar besonders der Neutrophi[en.

In einer Arbeit Wernsehe id ' s fiber denselben Gegenstand finden sich Ergebnisse, die mit denen Berner ' s iibereinstimmen. Bestrahlung tuberkulSser Menschen fiihrt zu einer stets auftretenden gleiehmitssigen Abnahme der Neutrophilen. Im gleiehen Sinne, wenn aueh weniger deut- lich ausgesprochen, reagieren Eosinophile, grosse Mononuklei/re und Mast- zellen. Dabei zeigen die Lymphozyten das Bestreben, sich auf ihrer HShe zu halten, d. h. es kommt zu einer relativen Lymphozytose.

Koen igs fe ld land nacb zahlreichen Untersuebungen an bestrahlten Menschen, dass im unmittelbaren Ansehluss an die Bestrahlung eine Ver- mehrung der Leukozyten auftritt, der naeh einigen Tagen eine Verminde- rung auf einen geringeren als den Anfangswert folgt. Prozentual zeigt sieh eine anffingliehe Vermehrung der Polynukle~iren, die naeh einigen Bestrahlungen yon einem meist sturzfSrmigen Absinken der Polymorph- kernigen gefolgt wird, w~hrend die Lymphozyten zunehmen. Die grossen Mononuklearen reagieren im allgemeinen gleiehsinnig mit den Polymorph- kernigen und zugleich kommt es zur Eosinophilie, die oft auch dann noeh weiter besteht, wenn sieh das Blutbild wieder normal eingestellt hat. Koen igs fe ld erkl//rt die widerspreebenden Befunde friihererUnter- sueher damit, dass sie zu versehiedenem Zei~punkt im Ablauf der Reak- tion ihre Untersuehungen anstellten.

Meine Versuehe erstreeken sich auf 20 fortlaufende Untersuehungs- reihen am Mensehen und Meersehweinehen.

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Die Technik der Untersuehung wurde nach bew~hrten Methoden ausgeffihrt: Z~ihlung dot Weissen in der Thoma'schen Kammer, die bei zahlreichen Kontroll- prfifunge n zwar zwischen 4 und 7 pCt. geLegene Differenzen ergab~ abor trotzdem vergleichbare Werte lieferte. Zur quali~aliven AuszEhlung der Weissen wurden die Ausstriehe mit Giemsa und May-Grfinwald and kembiniert nach Pappenheim gefErbt. Ausgez~ihlt wurden jeweils 300--500 Zellen.

Die Bestrahlungen wurden mit der Bach'schcn Lampe ausgef~ihrt. Bei Men- sohen warden Ganzbestrahlungen mit zwei Lampen bei einem Abstand yon 60 cm vorgenommen. Die Meersehweincben wurden anf~inglich unrasiert, sp~iter mit rasierten Rfiekenhaaren in einer Entfernung yon 50 cm unter eine Lampe gesetzt. Sie waren dabei lose aaf ein Brett mit den Fiissen festgebunden.

Die seehs Versuehsreihen am Mensehen mit je 8--10 Blutunter- suchungen zeigten folgende Ver~inderungen im weissen Blutbilde: Beim ersten Versuch nach einer Bestrahlung yon 2 real 3 Minuten erhob sieh die Leukozytenzahl yon 7800 auf 8600 mit 73,3 pCt. Neutrophilen yon 68,0 pCt. vor der Bestrahlung. Es stellte sich aber.sehon nach einer weiteren halben Stunde das B lutbild wieder auf die Norm ein.

Naeh 2 mal 6 Minuten Bestrahlung am n~iehsten Tage sank die Ge- samtzahl der Leukozyten yon 8600 auf 6700 und zeigte innerhalb 8 S~unden bei 6 Kontrollen Sehwankungen zwisehen 5900 und 7200. DiG relativen Zahlenverh/iltnisse boten niehts Besonderes. In den folgen- den Versuehen trat naeh 2 real 4, 2 real 9, 2 real 22,5 Minuten je an aufeinanderfo]genden Tagen im allgemeinen zun~ehst eine leichte Ver- minderung der Leukozytenzahlen ein, der nach 2- -3 Stunden wieder eine ErhShung bis zum Ausgangswert oder darfiber hinaus folgte (siehe Tabelle I--IV). Die Untersuehungen in den folgenden Stunden sind wieder dureh sehwankendes Verhalten der Gesamtleukozytenzahl eharak- terisiert. Die Neutrophilen zeigten meist voriibergehend eine leiehte relative Zunahme, die Lymphozyten gleichzeitig eine Abnahme. Es war im allgemeinen ein umgekehrtes VerhNten beider Zellarten festzustellen. Im ganzen trat aber die Tendenz einer zunehmenden relativen und abso- luten Lymphozytose hervor, so dass die Ausgangswerte der Lymphozyten vor den einzelnen Bestrahlungen t~iglich anstiegen yon 26,5 auf 30 bis 4:3,25 pCt. Die grossen Mononukle~ren und die gosinophilen zeigten sehr weehselndes Verhalten. Im ganzen zeigte sieh auch bei ihnen die Tendenz zu [eiehter, voriibergehend betr£chtlieher ErhShung (HSchstzahl der grossen Mononukle~ren 13,5, der Eosinophilen 5,3 pCt.). Die Mast- zellen gingen nicht fiber 1 pCt. und zeigten eher Neigung zur Abnahme. Im ganzen l~tsst sigh darnach sagen, dass infolge der Bestrahlung mit relativ geringen Dosen beim Mensehen ein auffallendes Sehwanken der Leukozytengesamtzahlen, naeh vorfibergehenden Reizerseheinungen ein Zuriiektreten der Polynukle/iren und eine m~ssige Tendenz zur Vermeh- rung der Lymphozyten auffritt. Aueh die grossen Mononukle/iren und Eosinophilen zeigen bei sehr weehselndem Verhalten die Neigung zu leiehter Vermehrung.

Beim Meer sehwe inehen wurdGn dig ersten Versuehe an unrasierten Tieren mit ventrodorsaler und dorsoventraler Bestrahlung ausgefiihrt. Bei diesen Untersuchungen konnte eine gesetzm/issige Ver//nderung nicht fast- gestellt werden. Die weiteren Tiere wurden daher vor der Bestrahlung

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rasiert und nut noch dorsoventral bestrahlf, wobei st/irkere Dosen an- gewandt wurden.

Bei dem normalen Blutbild des Meerschweinchens ist zu beachten, dass sich schon normaterweise bei verschiedenen Individuen Sohwankungen in Gesamtzahl und prozentuaIer Vertoilung tier einzelnen Zellarten, besonders der Eosinophilen zeigen. Diese Fehlerquelle kommt ffir uns nieht so sehr in Frage, da die vergleichenden Unter- suchungen immer am gleiehen Tier angestellt wurden. Die untersuehten Tiere be- kamen am Versuchstage kein Fressen~ obwohl die Gefahr, aus einer eventuellen Ver- dauungsleukozytose falsche Sehliisse zu ziehen, nicht gross ist. Polychromatophilie kommt auch beim gesunden Tier hiiufig (ein polychromatophiler Erythrozyt auf 80 Normale)~ basophile Tiipfelung selten und Normoblasten sehr selten vor (vgl. Kl ieneberger und Carl). Als Durehsehnittszahlen ffir die weissen Blutzellen fand ieh bei unbestrahlten Tieren naehstehende Mittelzahlen~ die nicht ganz mit denen Klieneberger ' s fibereinstimmen:

Polymorphkernige . . . . . . . 25,8 pCt. Lymphozyten . . . . . . . . 62,5 , Grosse Mononukleiire u. Uebergangsformen 5,1 ,~ Eosinophile . . . . . . . . . 6,7 ,~ Mastzellen . . . . . . . . . 0~3 ,,

Mittelzahlen naeh Kl ieneberger u. Carl

38,5 pCt. 48,5 ,

1~1 , 13~0 ,~ 0,85 ,

Die absolute Zahl der Woissen im Kubikmillimeter ist hSher als beim Menschen, aber obenfalls starkon Schwankungen bei den verschiedenen Tieren unterworfon. Am konstantesten ist nach Klienebergor noeh die prozentualo Zusammensotzung der Weisson.

Die sogenannten KurloffkSrporchen, innerhalb der ungranulierten Mononukle~ren sich findende wahrscheinliohe Blutschmarotzer, sind bei manehen Tieren in sehr grosser Zahl und in allen mSgliehen Entwieklungsstufen vorhanden. Eine besondere Bodeutung fiir die folgenden Untersuchungen kommen ihnen nicht zu. Indessen seheinen gerado diese Parasiten in Beziehung zu der h~iufig ziemlich betr~chtlicheu Eosinophilio zu stehen.

Uebersieht mall das allen folgenden Beobachtungen Gemeinsame, so ergibt sich bei alien rasierten Tieren schon bei schwachen Bestrahlungs- desert eine Ver/inderung der Gesamtzahl der Leukozyten in der Art, dass nach einem Sinken wiihrend der Bestrahlung tin kontinuierlicher Anstieg mitssigen Grades erfolgt, der 5 - - 6 Stunden naeh der Bestrahlung am st/irksten ist und naeh 24 Stunden wieder zur Norm zuriickkehrt. Von besonderem Interesse aber ist; die Versehiebung, die alas weisse Blutbild in seiner prozentualen Zusammensetzung erf';ihrt. Hier zeigt sich gleieh nach der Bestrahlung ein kontinuierliehes Zunehmen der Polymorph- kernigen auf Kosten der Lymphozyten. Den HShepunkt erreieht die Reaktion naeh 5 - - 6 Stunden. Naeh 24 Stunden hat sich in den F~llen mit schwacher nicht tSdlicher Bestrahlung das a re Verh/iltnis wieder hergestellt.

Besonders bemerkenswert ist weiterhin, dass die Tiere bei starken Bestrahlungen (30- -90 Minuten) zu Grunde gingen, und zwar gingen helle Tiore fl'iiher ein als pigmentierte. Die Latenzdauer dieser S~rahlen- wirkung, eine eigenartige und bis heute noch nicht erkl/trto Strahlen- wirkung iiberhaupt, war verschieden~ und betrug im allgemeinen 8 Stunden.

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Ein Tier ging sogar nnter der Lampe zu Grunde naeh einer Bestrahlungs- dauer von 45 Minuten und bei vermindertem Lampenabstand auf 30 era. Im einzelnen ergeben die Versuehe das folgende Bild:

Bei den eben erwiihnten wtthrend der Bestrahlung eingegangenen Tieren ergaben sieh folgende Ver/inderungen:

Ma.kroskopiseh: Keine Ver/inderungen an den inneren Organen. Mikroskopiseh: Milzsehnitt: Follikel gut erhalten, von normaler GrSsse. Pulpa hyper/imiseh, ziemlieh zellreieh, huffallend reiehlich Erythrophagen. Nirgends Nekrosen. In den Fellikeln~ aueh in der Pulpa vereinzelte Kernteilungsfiguren. Kneehenmarksehnitt: Normale Zusammensetzung; reiehlieh Knoehenmarksriesenzellen und Kernteilungsfiguren. Keine deut- liehe Nekrosen.

Eine deutlieh erkennbare Todesursaehe wurde also nieht gefunden. Auffallend war nut die starke aktive H/imelyse der Milz.

Gleieh naeh dem Ted wurde je 1 eem Herzblut einem gesunden Meersehweinehen intraperiteneal und subkutan injiziert. Ein anderes er- hielt je 1 ecru Milzaufsehwemmung subkutan und intraperitenal injiziert. In beiden F/illen trat eine deutliehe leukozytetisehe Zellenversehiebung im Blute der injizierten Tiere auf, unter Reduktien der Lymphezyten. Ein Kontrollversueh mit normalem Blur und Milzbrei ergab indessen /ihnliehe Vergnderungen, wenigstens bei der Blutinjektion, so dass hier- aus keine besonderen Sehliisse gezogen werden kSnnen. Bei Injektion yon Milzbrei waren aber die Untersehiede zu Gunsten des bestrahlten Tieres reeht erheblieh. Die Polynukle/~ren stiegen bei Verwendung des Milzbreis vom bestrahlten Tier yon 7,0 auf 58,0 nach 5 Stunden, beim Kontrolltier yon 10,3 auf 30,0 pCt. Die Lymphezyten fielen im ersten Fall von 72,0 auf 23,3 pot., im zweiten yon 57~7 auf ,t8,7 pCt. Eine gewisse erhShte Toxizit/it des Milzbreis vem bestrahlten Tier schien da- naeh zu bestehen (siehe Tabelle V).

Die n//ehsten Versuehe (Tabelle VIII und IX), bei denen ein und dasselbe Tier an zwei aufeinander folgenden Tagen je 2 real 5 und 2 mal 15 Minuten lang bestrahlt wurde, ergaben ebenfalls wieder konti- nuierliehe Zunahme der Polymorphkernigen und relative und absolute kbnahme der Lymphozyten. Beim Versueh 9 trat 8 Stunden naeh der Bestrahlung der Ted ein. Makroskopiseh zeigte sieh nur Hyper/imie der Organe; mikroskopiseh im Ausstrieh des Knoehenmarks keine sieheren pathologisehen Ver/tnderungen. Dagegen zeigte die Nilz im Ausstrieh neben Lymphozyten viel grosse Mononukle/ire und U ebergangsformen; daneben Myeloblasten und Normoblasten, eine Zellform, die aueh ver- einzelt hier zum erstenmal im Blutausstrieh auftrat.

Die Sehnittuntersuchung ergab: In der Leber I-lyper~mie; im peri- portalen Gewebe geringe hnsammlung von Lymphozyten. Vereinzelt Polynukle/ire. Lebergewebe sonst im ganzen frei yon Ver/inderungen.

Milz im ganzen stark hyper'amiseh. Pulpa blut-und zellreieh. Pollikel relativ klein, meist ohne Nekrosen, ohne deutliehe I(eimzentren. Teilweise abet" deutlieh beginnender herdfSrmiger Kernzerfall. In der Pulpa iiberwiegend Lymphozyten, vereinzelt grosskernige myeloide Zellen. Hier und dort Knoehenmarksriesenzellen und Normoblasten. In den

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Pulpagefitssen roichlich polymorphkernige Leukozyten neben Lymphozyten. M~ssig zahlreich Makro- bezw. Erythrophagen.

Beim n/iehsten Tier (Tabelle Xl) trat ebenfalls 8 Stunden nach der Bestrahlung der Ted ein. Hier war besonders auffallend das Auffreten zahlreieher Normoblasten im Blute und starke Polyehromatophilie, die etwa die H~tlfte aller Roten zeigten. Bei den weissen Zellen trat eine bis zum Ted steigende neutrophile Zellvermehrung und geduktion der Lymphozyten auf, sowie eine Zunahme der grossen Mononukle~ren.

Makroskopisch zeigte sich Hyper/~mio der 0rgane und deutliehe Sehwellung der Milz. Knoehenmark und Milzausstriehe sowie den Blut- befund siehe Tabel/e XI.

Die mikroskopisehe Untersuchung der Schnitte ergab: Knoehenmark vom Femur auffallend wechselnder Zellgehalt. Einzelne Stellen nahezu normal zellhaltig, andere stark rarefiziert, fleckfSrmig ver6det, nut aus Stiitzgewebe bestehend. Ueberall verstreut Herde mit zerfallenen Zellen und Kerntriimmern. Auffallend ist das fast v611ige Fehlen von Riesen- zellen aueh in den anseheinend normalen Teilen. Vereinzelte schw/trz- liche, an Corpora amylaeea erinnernde Gebilde. Das Knoehenmark zeigt also im ganzen das Bild einer zunehmenden Zellver6dung dureh Kern- und Zellverfall.

Milz: Weehselnd blutreieh, zum Tell hoehgradig hyper/tmiseh. Follikel nur zum Tell noeh erhalten, weehselnd zellhaltig, zum Tell ver- 6det. Ebenso die Pulpa. Die ver@eten Partien des retikulitren Ge- webes homogenisierL anseheinend 5dematSs, wodurch die Blutr/tume sekund/ir verSdet erscheinen. Pulpa zeigt sonst ausserordentlich weehselnden Zell- und Blutgehalt, kleine und grosse Gewebspartien ver- 6det und kernlos, nekrotisiert. Bei starker Vergr6sserung zeigt sieh in den Pollikeln, besonders der Pulpa fleekf6rmig zunehmender nekrotischer Kern- nnd Zellverfall bis zur vollstiindigen Gewebsver5dung. In noeh zellhaltigen Partien Lymphozyten, Polynukle/i.re, Leukozyten und aug fallend zahlreiehe ungranulierte Myelozyten. Vereinzelte Corpora amylaeea /ihnliehe Gebilde wie im Knoehenmark. In der Milz zeigt sich also ebenfalls ein hoehgradiger zunehmender nekrotiseher Zellsehwund, sowohl in Pulpa, wie in Follikeln, der schliesslich zu weitgehender Gewebsver- 5dung fiihrt. In den noch weniger gesc, h'/idigten Partien tritt eine deut- liche myeloide Umwand[ung der Pulpa hinzu. Leber: Keine deutlichen Nekrosen. Infiltration im periportalen Gewebe kaum nennenswert.

Lunge: Ausgesproehene Hyper//mie. An einzelnen Gef~ssiisten Lymphozytenwall mit einigen polynukle/tren Leukozyten.

Im n/tchsten Versuche wurde ein schwarzes Tier ebenso wie das vorangehende an fiinf aufeinander folgenden Tagen einer allm/ihlieh steigenden Bestrahlungsdauer ausgesetzt. Am 6. Tag erhielt es 90 Minuten lang die H6hensonne. Es zeigte im Blute auch jetzt die typische Reaktion mit starker Polyehromatophilie und vereinzelten getiipfe|ten goten; das Tier zeigte sieh etwas schl/ifrig und sehlaff, erholte sich jedoch wieder (siehe Tabelle XII). Beim Parallelversuch mit einem hellen Tiere traten typisehe Versehiebungen bei den Weissen und Normoblasten bei den Roten auf. Hier erfolgte 8 Stunden naeh der Bestrahlung der Exitus

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4]6 Max Baumann~

(siehe Tabelle XIII). huffallend war bei diesem Tier ein sehr grosser Milztumor. Die Milz war auf das 4- -5 faehe vergrSssert. Auch die Leber war gross und yon zahlreiehen hirsekorngrossen KnStehen dureh- setzt. Vielleicht handelte es sich hier um eine begleitende sekund//re infektion, wenn aueh im Ausstrich yon Milz und Leber Bakterien nicht naehgewiesen werden konnten. Mikroskopische Untersuchung konnte leider nicht angestellt werden.

Die n~chsten Versuche (Tabelle XIII, XIV und XV) ergaben den- selben Blutbefund wie in den vorhergehenden F/illen. Bei dem letzten Versuch zeigte sich das Tier sehr schl/ifrig und schlapp~ reagierte nicht mehr auf schreckhafte Reize, die Muskela waren fast ohne Spannung. Parallel mit dem Abklingen der Reaktion im Blur (5 Stunden nach der Bestrahlung) wird das Tier wieder lebhafter und hat sich gegen Abend anscheinend ganz erholt. Die n/tchsten Versuehe sind Kontrollversuche, bei denen die Tiere unter die gleichen Bedingungen wie die eigentlichen Versuchstiere gebraeht wurden, die Tiere abet nieht bestrah[t wurden. Es zeigten sieh dabei zwar aueh geringe Schwankungen im weissen Nut- bild, doeh sind sie nieht kontinuierlich und gesetzmiissig. Jedenfalls sprechen sie nieht dafiir, dass bei den bestrahlten Tieren die Vorbe- behandlung zur Bestrahlung yon Einfluss gewesen sein kann (siehe Tabelle XVI).

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Die Versuehe mit versehiedener Bestrahlungsdauer haben-zun~ehst beim Menschen ergeben, dass die weissen Blutzetlen in folgendem Sinne reagieren: Es tritt inkonstant und raseh voriibergehend eine leiehte leukozytotisehe Zellverschiebung zu Gunsten der Polynukle/iren mit Ver- minderung der Lymphozyten auf. Sie ist gefolgt yon einer relativen und absoluten Zunahme der Lymphozyten. In kurzen Intervallen wieder- holte Bestrahlungen lassen diese Lymphozytose deutlieher hervortreten. Aueh Eosinophile und grosse Mononukle/ire weisen die Neigung zur Ver- mehrung auf. Im Einzelnen zeigt sich bei 5fterem Untersuchen inner- halb von 24 Stunden ein auffallendes Sehwanken der relativen und ab- soluten Lenkozytenzahlen als Ausdruek einer gewissen StSrung des Zell- gleichgewiehts. Eindeutiger sind die Verh/tltnisse beim bestrahlten Meer- sehweinehen. Um deutliehe Wirkungen zu erhalten, ist es aber nStig, die den Strahlen ausgesetzten Hautpartien vorher yon dem Haarkleid zu befreien. Bei unrasierten Tieren verhindert der Haarpelz das Ein- dringen der Strahlen bis auf die Oberfl/iche der Hautschicht. Bei den rasierten treten aber deutliche VerS.nderungen hervor. Die Gesamtleuko- zytenzahlen nehmen zum Tell gleieh nach der Bestrahlung etwas ab, um dann w/thrend der n/iehsten Stunden sukzessive zuzunehmen, oder aber es tritt gleieh naeh der Bestrahlung eine w/i.hrend 6--.10 Stunden an- haltende und zunehmende Vermehrung auf. Nach 24 Stunden scheint die Reaktion wieder abgeklungen. Die HSchstzahl der Vermehrung be- trug 16 400 bei 8800 Leukozyten vor der Bestrahlung. Sonst bleiben die Zahlen etwas unter diesem H@hstwert. Ohne ausgesproehene Be- ziehung zu den Gesamtzahlen tritt in allen P/illen innerhalb von 6 his

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8 Stunden eine leukozytotisehe Zellverschiebung mit Zunahme der relativen Wertc der Polymorphkernigen mit der H@hs~zahl von 75,75 pCt. bei gleiehzeitiger Verminderung der Lymphozyten ein. Die grossen Mononukle/tren und Eosinophilen zeigen dasselbe schwankende Verhalten wie beim Menschen. Erstere zeigen bisweilen sehr erhebliehe Vermehrung his fiber 20 pCt. der weissen Blutzellen.

Die Reaktion ist damit als eine leukozytische Reizwirkung charak- terisiert. Gleichzeitig k6nnen aueh kernhaltige Rote auftreten. Es scheint sieh demnach um eine irgendwie vermittelte toxisehe Wirkung zu handeln. Dafiir spricht auch das Verhalten der Tiere: Wt~hrend 4 his 5 Stunden nach der Bestrahlung sitzen die Tiere teilnahmslos mit er- schlaffter Muskulatur da. Es zeigt sich ein auffallender Speichelfluss, fehlende Fresslust. Im Verlauf der n/iehsten Stunden erholen sic sich meist wieder. Besonders bemerkenwert ist nun aber, dass 4 yon 10 Tieren, eines w/thrend der Bestrahlung selbst, die anderen nach 6 bis 8 Stunden unter den Zeiehen yon Entkraftung mit agonaten Streek- kr/impfen zu Grunde gingen. Ein Tier starb 6 Woehen naeh der Be- strahlung. Ob bier noch ein Zusammenhang mit der Bestrahlung be- stand, ist allerdings fraglieh.

Die anatomisehen Ver/inderungen der verwendeten Tiere wiesen auf sehwere Seh/~digung bin, welehe offenbar dureh das Blut vermittelt werden und im wesentlichen i~lilz und Knoehenmark betreffen. Bei allen Tieren war auffallend eine starke Hyper/imie der Organe, besonders der Milz. Naeh einstiindiger Bestrahlung mit unmittelbar daran anschliessendem Ted war niehts welter naehzuweisen als eine gesteigerte Httmolyse in der Milz mit dem huftreten zahtreicher Erythrophagen. Bei 6--8 Stunden naeh der Bestrahlung eingetretenem Ted zeigen sieh, besonders deutlieh bei Tieren, die schon eine bisher nieht tiidliehe Serienbestrahlung hinter sieh hatten, in der Milz, besonders in den Follikeln beginnender Zell- und Kernzerfall. In der Pulpa wurden vereinzelte Myeloide und Knoehen- marksriesenzellen gefunden. In einem weiteren noch ltingere Zeit hindureh bestrahlten Fall war es ebenfalls 8 Stunden naeh der letzten und st/irksten Bestrahlung zum Ted gekommen. Hier fanden sieh in der erheblieh vergrSsserten Milz und dem Knoehenmark ausgedehnte Nekrosen mit stellenweise welt vorgeschrittener, tells totaler VerSdung des Gewebes an Zelten. Bakteriologische Untersuchung ergab keine Anhaltspunkte fiir sekund/tre Infektion. Aueh liessen Leber~ Lunge und andere Organe keinerlei entziindliehe Veritnderungen naehweisen. Durch die Bestrahlungen waren also im Knochenmark und Milz schwerste degenerative Ver/inde- rungen zustande gekommen, die den Ted der Tiere bedingen. Zu /ihn- lichen Ergebnissen kommt Marga re te Lev y, die die anatomisehen Ver- /tnderungen nach H6hensonnenbestrahlung bei M/iusen zum Gegenstand eingehender Untersuehungen maehte, Befunde, die aueh Gassu l be- st/ttigen konnte.

Die aktive H~imolyse im Anfangsstadium: starke Polyehromatophilie, Tiipfelung der Roten, Auftreten yon Normoblasten spreehen vielleicht dafiir, dass gewisse Ver/tnderungen der Roten hierbei eine wesent- liehe lgolle spielen, Ver/inderungen,. die zu reaktiver Mehrt/~tigkeit

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418 Max B~nmann~

des Knochenmarks und zu einer gewissen Schitdigung der Erythro- zyten, welche sie der Phagozytose durch die Mi]zzellen leichter zugiinglich machte, gefiihrt barreL1. Vielleicht sind auch iinnliche Ver- i~nderungen an den weissen Blutzellen im Spiel. Ein Vergleich der Ver- suche beim Menschen und rasier~cn Meersehweinehen liisst erkennen, dass wahrscheinlich in beiden F~]lea 5hnliche Wirkungen ausgelSst werden. Sie bleiben abet beim Mensehen in quantitativ geringem Ausmass, so dass sie leicht und rasch reparabel erscheinen. Es kommt hier nur zu einer leiehten leukozytotischen Zellverschiebung, (lie wie stets yon einer lymphatischen Reaktion gefolgt ist. Beim Meerschweinehen abet ist die Intensitgt der Sch~digung eine welt bedeutendere und kann zu schweren toxischen Einwirkungen auf die blutbildenden Organe ffihren, welche das tSdliche Ende bedingen. Auf jeden Fall scheint der Schluss gereeht- fertigt, dass das Wesen der Strahlenwirkung in einer bestimmten Alteration der Blutzellen besteht, die in leichten F£11en rasch ausgleiehbar ist und zu reparatorischer Mehrleistung der blutbereitenden Organe Veranlassung gibt. In dieser Steigerung aktiver Lebensvorgblnge ist wohl aueh der Effekt der Bestrahlung zu erblicken.

Wie ist nun diese Strahlenwirkung zu erkliiren? In den ersten Zeiten der Strahlentherapie hat man (besonders F insen) nut mit der direkten vor allem bakteriziden und hyper~misierenden Wirkung der kurzwelligen Strahlung gereehnet. In jetziger Zeit ist man abet fast allgemein zur Ansicht gekommen, class die therapeutisehe Wirkung der HShensonne eine indirekte ist, die dureh eine Beeinfiussung des Gesamt- stoff~vechsels zustande kommt, tm gleichen Sinne sprechen, wie schon hervorgehoben, unsere Versuche.

Levy und Gassu l nehmen eine unmittelbare Tiefenwirkung der kurzwelligen Strahlen an, i~hnlieh wie sis die Gammastrahlen des RSntgen- liehts haben. Gegen diese Annahme sprieht vor al[em die einwandfreie Feststellung Jansen ' s , der experimentell die Wirksamkeit schon nach Durchtreten dureh eine 0,8 mm dieke Hautsehicht vS]lig erlSsehen sah. Es handelt sich daher woh[ nieht um eine unmittelbare Tiefenwirkung, vielmehr ist es das Blur in den obersten hyperiimischen Kapillarschichten, das der Strahlenwirkung besonders ausgesetzt ist: und so zum Vermittler der Einwirkung auf tiefer gelegene Organe wird. Zur Erkl~rung dieser Wirkung kSnnen die bekannten und interessanten Selbstversuche yon M e y e r - B e t z herangezogen werden. Es war sehon friiher bekannt, dass es Stoffe gibt, die dureh den Einfluss des Lieh~s befiil~igt werden, auf andere Stofte oder Organismen bestimmte Wirkungen zu entfalten, die bei Abschluss des Liehts ausbleiben. Man nennt diese KSrper photo- dynamisch wirksam. M ey er- B e t z stellte Versuche mit H~matophorphyrin an, das er sieh intravenSs beibringen liess. Darauf trat bei ihm eine ausser- ordentliche Ueberempfindlichkeit gegen Licht auf, die sieh in Hitmorrhagien und Geschwfirsbildung genau an den bestrah]ten Hautstellen zeigte.

In Analogie mit diesen Erscheinungen kSnnte man sich die Tiefen- wirkung so vorstellen: Die Strahlenwirkung setzt, abgesehen yon der Wirkung auf die Epidermis und die obersten Kapillaren tier Papillar- schicht am Hi~moglobin der roten BlutkSrperehen an, die in den hyper-

Page 11: Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

Ueber Ver~inderungen der woissen Blutzellen usw. 419

iimischen Hautkapillaren reichlich Gelegenheit zu intensiver Einwirkung haben. Hierbei kommt es zu einer~ wenn auch vielleicht nur geringen AuflSsung des Hiimoglobins in der Blutfiiissigkeit. Diese Annahme wird dutch zahlreiehe Versuehe (Dreyer und Hansen~ S c h m i d t - N i e l s e n und Hasselbach)~ naeh denen ultraviolette Strahlen imstande sind~ in vitro H~imolyse zu bewirken, gestiitzt. Das auf diese Weise photodyna= misch wirksam gewordene H~imoglobin vermag nun ganz /~hnlieh wie H/imatoporphyrin, mit dem es ja chemisch verwandt ist, im ganzen KSrper seine Wirkungen zu entfalten. Unsere Untersuchungen sprechen des Weiteren dafiir, dass nieht nut eine AufiSsung des H~imoglobins in der Blutfiiissigkeit eine Rolle spielt, sondern dass auch das Hiimoglobin in den Erythrozyten selbst Ver/inderungen erleidet~ welehe dasselbe bei der AuflSsung der Erythrozyten zu photodynamisehen Wirkungen auf die Nachbarschaft beffthigt. Auf diese Weise liesse sich am ehesten erkliiren~ dass gerade in Milz und Knochenmark al[ein schwere degenerative 7 selbst his zum Tode fiihrende Veriinderungen zu beobachten sind. Dafiir sprieht auch die Erseheinung, class Injektionen yon Milzbrei eines im Anschluss an die 13estrahiung verendeten Tieres der Strahlenwirkung /ihnliche Ver- iinderungen des Blutes bei einem nieht bestrahlten Tier hervorruft. Viel- leicht kommen auch ~ihnliche Beeinfiussungen und Wirkungen der weissen BlutzeUen in Betraeht.

Ob damit die Wirkungen der ultravioletten Strahlen auf den be- strahlten Organismus ersehSpfend gekennzeichnet sind~ steht dahin. Zweifellos sind auch die Einwirkungen auf die bestrahlten Epidermisteile und die papill/iren Gewebsschichten, besonders die Kapillaren und endo- thelialen Zellen yon Bedeutung. Indessen diirften doeh die Wirkungen auf die Blutzellen das grSsste Interesse und die wiehtigste Rolle bean- spruehen. Denn einmal kann die Reaktion der blutbereitenden Organe auf bestimmte Grade alterativer Einwirkungen yon erhebliehem~ fSrdern- dem Einfiuss auf die intermediiiren Stoffwechselvorgiinge~ in deren Dienst die Blutzellen stehen, sein. Sodann ist es aue, h mSglieh, dass durch das zirkulierende Blur und seine Zellen photedynamische Wirkungen zu all- gemeinerer Wirkung in allen Gewebsteilen gelangen. Wiehtig ist, dass der fSrdernde Einfiuss der Bestrahlung kein unmittelbarer sein kann~ sondern erst durch die Reaktion auf bestimmte Gewebs- und Zellschtidi- gungen ausgelSst wird.

Fiir die Praxis tier Bestrahlung weisen die Untersuehungen darauf hin, dass es zweekdienlich erscheint~ die Bestrahlungsdauer besonders bei Bestrahlung des ganzen KSrpers zeitlieh nicht wahllos auszudehnen~ sondern die Zeitdauer naeh MSglichkeit zu beschr~nken, um stitrkere Ver~inderungen und eventuelle Schiidigungen zu vermeiden. Naeh den in Vorstehendem dargelegten Untersuchungen diirfte es zweckm/issig er- scheinen, nicht l/inger als 1/4--1/2 Stunde zu bestrahlen. Es sei ferner aueh noeh aug den Untersehied pigmentarmer und pigmentreieher Tiere hingewiesen. Erstere zeigen eine welt grSssere Empfindliehkeit als pig- mentierte. Aehnliche Erfahrungen sind ja auch schon beim Mensehen gemaeht. Nur muss nochmals betont werden~ dass hierbei nicht nur ~usserliehe Reaktionserscheinungen an der Haut eine Rolle spielen~ sondern

Zeitschrift L exp. Pathologie u, Therapie, ~I. Bd, 3. H. ~

Page 12: Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

420 Max Baumann ,

dass auch schwerere, wahrscheinlich photodynamische Einwirkungen auf die innoren, im besonderen die blutbereitenden Organe yon Bedeutung sind.

Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. Dr. Z i e g l o r fiir die Zuweisung der Arbeit und ihm wie Herrn Priv.-Doz. Dr. K o e n i g s f e l d fiir das Interesse und die Unterstiitzung b e i d e r Ausffihrung meinen boston Dank auszusprechen.

Li te ra turverze iehnis . 1) A b d e r h a l d e n : E.: HShenklima und Blur. Zeitschr. f. Biol. 1902. Bd. 43.

S. 125. - - 2) B a r d e n h e u e r : Die Sonnenbehandlung tier peripheren Tuberkulosis, besonders der Gelenke. Strahlentherapie. 1912. Bd. 1. - - 3) Baer und Enge l s - m a n n : R., Das Leukozytcnbild bei Gesunden und TuberkalSsen im Hochgebirge. Deutsch. Arch. f. klin. Med. 1913. - - 4) Ber ing, F.: Ueber die Wirkung violetter und ultravioletter Lichtstrahlen. Med.-naturw. Arch. 1908. Bd. 1. - - 5) Berncr , Uobor die Wirkung dot Bestrahlung mit Quocksilberdampflampe (kfinstl. HShensonne) aufs Blur. Strahlenthcrapie. 1915. Bd. 5. - - 6) Bfirker, R., HShenklima. Verh. d. physiol. Gesellsoh. Zentralbl. f. Physiol. 1911. Bd. 25. Nr. 2 3 . - 7 ) C o h n h e i m , A s h e r u n d S p i r o , Ergebn. d. Physiol. 1912. Bd. 1 2 . - - 8 ) Gassul , Experimentelle Studien fiber die biologische Wirkung des Queeksilberlichtos auf die inneren Organe. Strahlentherapie. 1919. Bd. t0. - - 9) K l i e n e b e r g e r , C., und Carl, W., Die Blut- morphologie der Laboratoriumstiere. 1912. -- 10) K o e n igs fe t d, H., Stoffwcchsel- und Blutuntersuchungen bei Bestrahlung mit kfinstlieher [tShensonne. Freihurg 1920. - - 11) Levy , Margare te , Dor Einfluss ultravioletter Strahlen auf die inneren Organe der Maus. Strahlentherapie. 1919. Bd. 9. - - 12) Dicselbe~ Ueber anatomischo Ver- ii, nderungen an der Milz tier Maus nach Bestrahlung mit ultraviolettcm Licht. Ebenda. 1917. Bd. 7. - - 13) Meyer-Betz , Untersuchungen fiber die biologischo Wirkung des HEmatoporphyrins und anderer Derivate des Blutes und Gallenfarbstoffes. Deutsches Arch. f. klin. l~ed. 1913. Bd. 11°.. - - 14) v. g o h d e n , C., Ueber den Einfluss des Quecksilberquarzlampenlichts auf die Resistenz der roten BlutkSrperchen gegenfibcr hypertonischen KochsalzlSsungen. Inaug.-Diss. Freiburg 1919. - - 15) Sti iubli , Uebor den physiologischen Einfluss des HShenklimas auf den Mensohen. Keisebor. d. Deutsch. Zentralkommiss. f. ~irztl. Studienreis. 1910. - - 1Q Wal t schaf f , Blutuntersuchungen boi den Quarzlampenbestrahlungen. Inaug.-Diss. Berlin 1915. - - 17) We r n s e h e i d, Die Einwirkung derHShensonne auf das B[at bei Lungontuberkuiose. Inaug.-Diss. Penni918. - - 18) Zuntz , Loewy, Mfilier und Caspar i , HShenklima und Borgwandorungen. Berlin 1906. Bong & Co.

T a b e l l e I. Versuch 5. ,93. 9. 19. 1. Versuch am Menschen, m~nnl., 74 kg. 80 cm Ent-

fernung, 2 Lampen, 2 real 3 Minuten. Bestrahlung dos GesamtkSrpers yon der Baueh- und Rfickenseite. Bestrahlt yon 9°°--9 °~.

Gesamtzahl N. L. Mono. Eos. Mastz. Zeit der Weissen 830 7800 68,0 26,5 3,25 1,5 0,75 9 lo 7800 71,5 25,5 2,4 0,2 0,4 940 8600 73,3 22,0 3,0 1,7 - -

101° 7700 59,6 32,7 5,0 2,0 0,7 l l lo 7300 68,7 26,3 5,0 1,0 - - 1240 7700 . . . . . 240 7600 70,3 23,0 4.0 2,0 0,7 440 7800 67,5 26,5 4,0 3,0 1,0 640 8600 71,0 23,5 "2,75 2,0 0,75

Nach.94St. 8000 63,0 30,5 4,5 1,5 - - N. ~--- polynukieire Leukozyten, L. = Lymphozyten, bfono. == Uoborgangsformen und grosse Mononukle~re, Eos. ~ eosinophile Leuko~yten, Mas tz . - basophile Leukozyten.

Page 13: Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

Ueber Vergnderungen der weissen Blutzellen usw. 421

T a b e l l e If.

Versuch 6. Mensch, 74 kg. 2 mal 6 Minuten. Nach 4 Stunden Hautreaktion, Brennen, RStung. Bestrahlt yon 9o°--912.

Zeit Gesamtzahl der Weissen

830 8600 9~s 6700 945 5900

1015 6700 1115 6400 1215 7200 415 7000

Naeh 24 St. 7400

N. L. Mono. Eos. Mastz.

63,5 30,5 4,5 1,5 - - 66,7 29,7 1,6 2,0 - - 70,7 25,0 2,3 1,7 0,3 71,7 24,3 2,3 1,7 - - 70,3 26,0 3,7 2,3 0,7 61,7 30,3 4,4 3,3 0,3 60,0 32,7 3,7 3,3 0,3 63,0 30,0 5,0 2,0 - -

T a b e l l e III. Versuch 7. Menseh, 74,5 kg. 26. 9. 19. Wegen Erythoms 1 Tag Pause und

Zuriiekgehen mit der Bestrahlungsdauer auf 2 mal 4 Minuten. Bestrahlt yon 95o--9 ~3.

Zoit Gesamt- zahI

9 a° 7400 10 °° 7600 1030 6500 11 oo 7400 1200 8000

1 oo 7000 30o 7600

Naeh24St. 8100

N. L. •ono. Eos. Mastz.

47,25 43,25 6,5 2,75 0,5 69,0 24,0 5,5 1,5 - - 63,0 25,75 7,75 3,0 0,5 51,3 37,7 6,7 4,3 - - 53,5 37,5 6,0 2,5 0,5 56,0 34,25 6,0 3,75 - - 54,0 36,0 4,0 6,0 - - 60,25 32,75 4,75 2,25 - -

T a b e l l e IV. gersueh 13. Mensch, 75 kg. 3. 10. 19. Bestrahlungsdauer 2real 22,5 Minuten.

Zeit Gesamt- N. L. l~ono. Eos. Mastz. zahI

745 6900 52,3 39,7 3,3 4,7 - - - - 85o 7000 57,7 32,0 6,3 3,0 0,3 Reizf. 0,7 92° 6300 56,7 30,0 10,1 3,2 - - - -

105~ 5700 51,4 37,7 9,0 1,7 0,2 - - 11 os 9300 47,7 43.0 5,3 4,0 - - - - 1205 7500 54.3 32,6 6,7 5,3 0,4 Reizf. 0,7 205 6100 51,6 35,3 9,1 3,7 0,3 - - 505 6800 51,3 41,7 3,0 4,0 - - - -

T a b e l l e V. Versueh Meersehweinchen, hell, 420 g. I m p f v e r s u e h .

Zeit Ges.-Zahl N. L. Mono. Eos. Mastz. 91~ 8500 9,3 62,7 26,3 0,7 - -

91~--945 wird mit elnem Abssand yon 40 em bestrahlt. Exi~us unter der Be- strahlung. Starker Speichelfluss.

Sofort naeh dem Tode Entnahme yon 3 ecm Blut aus dem Herzen. Sterile Entnahme der i~Iilz und Verreiben der Milzsubstanz mit 3 cem steriler

physiolog. KoehsalzlSsung.

Versueh a) Meerschweinchen, schwarzweiss, bekommt je 1 ecru Blur des unter der Bestrahlung eingegangencn Meerschweinehens intraperitoneal und subkutan.

Zeit N. L. Mono. Eos. i~Iastz. 1. Untersuehung vor der Injektion lla5 29,3 52,3 15,7 2,7 - - 2. ,, [njektion um 1120 230 61,0 27,7 10,7 0,7 - - 3. , . . . . . . . 400 53,0 33,7 13,3 - - - -

Versueh b) Meersehweinchen, sehwarzrof, bekommt je 1 ecru Milzaufsehwemmung des unter der Bestrahlung eingegangenen Meesehweinehens intraperitoneal und subkutan.

Zeit N. L. Mono. Eos. Mastz. 1. Untersuehung Injektion am 1125 112o 7,0 72,0 15,0 6,0 - - 2. , . . . . . . . 2s5 48,0 30,0 9,3 12,0 0,7 3. , . . . . . . . 4o~ 58,3 23,3 1"2,0 5,4 - -

28 *

Page 14: Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

422 Max B a u m a n n ,

T a b e l l e VIII. Versuch 8. Meerschweinchen, 580 g, hell, kurzhaarig, wird auf dGm RiiekGn

rasiert. Bestrahlungsdauer 5 Minuten. 27. 9. 19. Bestrahlt yon 9°°--9o5. Zeit Ges.-Zahl N. L. Mono. Los. Mastz. Bemerkungen 850 8600 27,3 60,7 7,4 4,3 0,3 905 6600 22,7 64,0 9,0 5,0 0,3 935 7900 30,25 60,75 6,25 2,25 0,5

1005 9100 33,25 58,75 3,75 4,0 0,25 1085 11500 30,5 54,0 2,5 3,5 0,5 1105 11800 53,3 41,0 3,3 1,7 0,7 1285 11400 51,3 38,7 5,7 4,0 0,3 Vereinz. KurloffkSrperGhen. 235 10600 63,0 33.0 1,8 0,4 - - 4s5 9200 59,7 39,3 0,7 0,3 - - Vereinz. KurloffkSrperehen.

T a b e l l e IX. Versuch 10. Meerschweinehen, 520 g (Forts. yon Vers. 8). Bestrahlungsdauer

15 biinuten. 29. 9. 19. Bestrahlt yon 91o--925. Zeit Ges.-Zahl N. L. Mono. Los. Mastz. 850 8800 22,25 71,25 4,25 ][,75 0,25 930 11500 39,3 54,7 3,3 2,7 - -

10 o0 8800 68,0 13,7 8,7 7,3 2,3 1080 8900 63,75 17,0 9,25 9,25 1,75 1130 9900 692 18,4 11,2 1,0 0,4 1200 9200 60,0 23,3 16,7 - - - -

130 8300 67,6 11,0 21,2 - - 0,2 33° 13000 75,75 11,25 13,0 - - - - 5 ~° 16400 71,7 12,7 15,3 0,3 - -

Nach248t. 6000 39,4 54,3 6,3 - - - -

T a b e l i e X. Versueh 12. Meerschweinehen, hell, 460 g. Bestrahlung 30 Minuten. 1. 10. 19.

Bestrahlt yon 840--91°. (War vorher 2 real 5 und 10 Minuten bestrahlt.) Zeit Ges.-Zahl N. L. Mono. Los. Mastz. 8~5 6000 39,3 54,4 6,3 - - - - 915 5800 50,3 47,7 5,0 - - 1,0 945 8200 37,0 54,0 7,0 0,3 1,7

10 t5 8200 vereinzelte Normoblasten. 1100 10900 46,5 46,5 6,5 0,25 0,25 1200 11800 52,7 42,3 4,7 --- 0,3

1 °° 11800 70,7 20,7 7,2 0,7 0,7 3 °° 13800 58,7 25,1 6,2 - - - -

Gegen 5 Uhr Exitus. Sektion ergibt mi~ssige VergrSsserung der Milz. Geringe Hyperimie der Lunge.

K n o e h e n m a r k s a b s t r i e h : Massenhaft Polynuklc~irc. Promyelozyten mit ver- sehiedenen Granulationen. Eosinophile und neutrophile Leukozyten und MyelozytGn. Zahlreiche grosse MononukIeiire in verschiedener GrSsse. ZiGmlich viel Mas~ze/len und Mastmyelozyten und l~iesenzellen. Daneben kernhaltige Rote und Erythrozyten.

M i l z a b s t r i e h : Sehr reiehlieh grosse Mononukleire und Uebergangsformen neben kleinen Lymphozyten. Diese an ZahI anseheinend zurticktrctend. "Vereinzelte kern- haltige Rote. Aussehen wie bei beginnender akuter Leukiimie. VerGinzelte Reizformen. Kerne wie dig Myoblastenkerne. Granulation night deutlich gefirbt.

T a b e l l e XI. VersuGh 14. Meerschweinehen, rasiert, 490 g. 4. 10. 19. Bestrahlungsdauer

45 Minuten. Bestrahlt yon 10i5--1 lOO. (War vorher in steigeaden Dosen yon 3, 5, 10, 15, 20, 25 Minuten bestrahit.)

Zeit Ges.-Zahl N. L. Mono. Los. l~Ias tz . Bemerkungen 10 i° 10000 29,7 66,6 10,3 2,7 0,7 110o 10200 29,75 60,5 7,75 1,75 0,5 0,25 Normoblasten. 1135 11000 30,25 61,75 5,75 1,5 0,75 12 °° 21900 47,5 40,25 9,25 2,25 0,75 0,5 Normobl., st. Polyehr. 1245 13500 52,25 27,0 17,5 2,75 0,5 1,5 do. PolyGhr.

2 i5 12500 63,7 17,0 12,0 4,3 - - 3,0 do. Polychr. 415 12300 68,3 17,1 13,2 1,1 0,3 1,0 do. do. 61~' - - 72,25 12,5 11,75 2,25 0,5 0,75 do. do.

N.B. Reichlich KurloffkSrperehea.

Page 15: Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

Uobor Yor~ndorungen der weissen Blutzellen usw. 423

6:0 Exitus. Auffallend starker Speiohelftuss. K n o c h e n m a r k : Zahlreiehe kernhaltige Rote. Einige Lymphozyten. Grosse

Mononukleiire bzw. Myeloblasten verschiedenster GrSsse. Auch t~eizformen. Eosino- phile und neutrophile Myelozyten. Promyelozyten. Vereinzelte Mastzellen. Junge myeloblastische Zellen neben den leukozyt~ren Zellen fiberwiegend. Wenig Knoehen- marksriesenzellen.

M ilz: Weitaus iiberwiegend Lymphozyten neben polynukle~ren Leukozyten. Ein- zelne eosinophile Leukozyten und MastzeHen. Vereinzelte kernhaltige l~ote. Grosse MononukleS, re. Einige Myeloeyten.

T a b o t t c XII.

Versueh 15. Meersehweinehen, 440 g, rasiert, schwarze Haare. Wurde bereits 5 real mit allm~hlich steigenden Dosen 10, 20, 30, 40, 50 Minuten an 5 aufeinander- folgenden Tagen bestrah/t. Abnahme in dieser Zeit um 30 g. Wird 90 Mmuten bestrahlt yon 9~O--ll 2°.

Zeit N. L. Mono. Eos. M a s t z . Bemerkungen 915 "22,7 66,0 4,0 6,6 0,7 Vereinz. Kur[offkSrperchen.

1120 47,3 37,3 8,0 7,0 0,4 Poiychromatophilie. 400 56 ,1 33,3 7,7 2,6 0,3 Er. vielfaeh basophil getiipfelt. 600 41,3 47,7 8,0 2,0 1.0 Vereinz. getiipfelte Rote.

Versuch 16. Meersehweinchen, 370 g, rasiert, b londe Haare. Wurde bereits 5 mal an aufeinanderfolgenden Tagen bestrahlt (5, 10, 15, 20, 25 Min.). Bestrahtungs- dauer 90 Minu~en. Abnahme urn 40 g.

Zeit N. L. blono. Eos. Mastz. Bemerkungen. 9 '~ 41,0 49,5 6,75 1,5 1,9 0,25 Normoblasten.

1130 53,0 323 9,3 - - 2,0 400 61 ,9 27,7 6,8 0,2 2,6 0,8 Normoblasten.

5'/2 Uhr naehmittags Exitus. Bei ErSffnung der BauchhShle ziemlieh reichlich wgsserige Fliissigkeit. Leber relativ gross, hSckerig, blass, yon zahlreichen hirsekorn- grossen KnStchen durchsetzt. Keine Tuberkelbazillen nachweisbar. Milz etwa auf das 3--4fache vergrSssert, follikelKhnliche KnStehen; eigenartig derb, dunkelrot gesprenkelt, yon ~hnfiehen KnStohen durehsetzt wie die Leber. Lunge biass, nieht hyper~misoh, keine Blutungen. Uebrig¢ Baucheingeweide o. B.

T a b e l l e XlII.

Versueh 17. Meerschweinehen, weiss, 450 g. 19. 12. 19. 30 Min. Bes¢rahlungs- dauer. Haare auf dem Rfieken ausgerupft. Bestrablt yon 103°--11 °°.

Zeit N. L. Mnno. Eos. M a s t z . Bemerkungen. 10so 11,25 73,75 1,75 13,25 - - 1100 22,3 57,7 2,6 17,2 - - 0,2 Normobl. Vereinz. baso-

phile getiipfelte Rote. 1200 25,0 56,75 1,75 15,75 0,75 Polychromatophilio.

2 oo 50,0 23,0 4,7 22,0 0,3 4 o0 57,3 21,4 3,0 17,7 0,7 600 58,0 23,0 6,5 12,5 - -

Naeh 25 Stunden (20. 12. 19.) 915 16,5 68,5 7,75 7,0 0,25

T a b e l l ¢ XIV.

Versuch 18. Meerschweinehen. Bestrahlungsdauer 45 Minuten (93o--101s).

Zeit N. L. Mono. Eos. Mastz . Bemerkungen. 9 is 16 ,5 6 8 , 5 7,75 7,0 0,25

1016 34,3 46,7 11,0 8,0 - - Hautreaktion (R~z.). 11 °° 40 ,1 43,4 9,4 7,3 - - 1200 55 ,1 27,7 7,2 10,0 - -

1 °° 64,0 19 ,3 10,3 6,4 - - 3 00 73,3 17,6 3,0 6,0 - - 1,0 Normoblasten. 5 °° 77 ,5 14,25 4,5 3,5 - - 0,25 do. '

Page 16: Ueber Veränderungen der weissen Blutzellen nach Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne

424 Max Baumann~ Ueber Ver~r~derungen der weissen Blutzellen usw.

T a b e l l e XV.

Versueh 20. Meerschweinchem 340 g. 23. 12. 19. dauer 11/2 Stunden (945--1115).

Haare entfernt. Bestrahlungs-

Zei~ N. b. Mono. Eos. Mastz. 980 29,0 62,3 6,0 2,3 0,4

1115 38,7 50,3 9,0 1,7 0,3 1200 62,1 28,9 7,0 0,6 0,4

1 °° 75,3 15,7 7,3 1,7 - - 2 oo 66,25 26,25 6,75 0,5 0,25 400 68,6 24,7 6,7 - - - - 600 47,75 44,5 5,25 - - - -

Tier ist kurz naeh tier Bestrahlung sehr schlapp und sehl~frig, regt sieh nieht, reagiert nieht auf schreekhafte l~eize, Muskeln sehlaff. Etwa zur selben Zeit, in der die Reaktion im Blur zuriickgeht (gegen 3 Uhr), wird das Tier wieder lebhafter und scheint sich gegen Abend erholt zu habem

T a b e l l e XVI.

Versueh 21. Meersehweinchen~ 370 g. 22. 12. 19. Nicht bestrahlt. (Kontrollversuch.)

Zeit N. L. Mono. Eos. hIastz. 9 ~(' 26,5 47,75 11,75 15,75 0,25

1015 40,0 39,4 10,3 10,0 0,3 11 °° 48,0 30,0 7,0 15,0 - - 40o 47,0 43,0 7,0 3,0 - -

Versueh 19.

Rasiert und aufgespannt.

Meerschweinehen, 350 g. (Kontrollversuch.) Zeit N. L. Mono. Eos, Mastz.

900 27,4 62,9 9,1 0,3 0,3 980 35,0 59,0 4,3 2,7 - -

11 °° 49,0 47,0 4,7 1,6 - - 1 °° 32,0 61,5 4,5 2,0 - -