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518 BICKENBACH, Venendruck bei Hypertonie. Klinisehe Woehenschrift neute Hyperplasie des Endometrium aufgebaut wflrde, die AnlaB zu lang anhaltenden Blutungen gegeben hXtte; deshalb wird in den folgenden 12 Monaten eine cyclische perorale Therapie mit je 500 bis 6oo mg Proluton C durchgeftihrt, die zu cyclisehen ]31utungen fiihrt. Im 3. Monat dieser cyclischen Behandlung wird die Schleim- haut vor und nach der Prolutonzufuhr geprfift: das proliferierte Endometrium wird durch Prolutoneinnahme in die Sekretionsphase umgewandelt. Nach 4 Monaten treten ohne Gelbk6rperhormon- therapie erneute 131utungen auf. 2Eine im Januar 1943 (also im 23. Monat nach der Implantation) erfolgte Strichabrasio ergibt Proliferation des Endometrium. Die erneute Einnahme yon 4o0 mg Proluton C fiihrt zur 3t~gigen Blutung. 2 Tage nach Abschlul3 die- ser Blutung wird der unter der Haut zu tastende Krystall entfernt. Eine Strichabrasio am gleichen Tage zeigt funktionsloses Endo- metrium. 6 Wochen lang blieb die Pat. ohne Hormonbehandlung. Eine Strichabrasio, die mit groBer Mfihe durchgefiihrt wird, ergibt nur wenig Material yon atrophischem Endometrium. Die Ausfalls- erscheinungen sind inzwischen wieder sehr stark geworden, so dab die Pat. um eine erneute Krystallimplantation bitter. Der nahezu 2 Jahre im K6rper der Kastratin'wirksame Oestradiol- krystall, der am Implantationstage ioo mgwog, wurde am Tage der Exstirpation ebenfalls gewogen. Er hatte das Gewieht yon 33,9 mg. Der in heil3em Alkohol 16sliche Anteil wog 27,6 mg, der unl6sliche Rest wahrscheinlich ein- und umwachsende Gewebssubstanz, wog 6,3 rag. Der 16sliche Anteil wurde nach ALLEN-DoIsY getestet. Diese Testung ergab, dab die gesamte in L6sung gegangene Substanz yon 27,6 mg reines Oestradiol war. Wir verdanken diese sorgfXltigen Untersuchungen der freundlichen Hilfe Herrn l)r. W. HOHLWEGS. Im Uterus einer Kastratin wurde also fiber fast 2 Jahre hinaus mit einer Gesamtfollikelhormonmenge von 72,4 mg eine immer wieder sich erneuernde Proliferationsschleimhaut aufgebaut, die durch perorale Einnahme von Proluton C in die Sekretionsphase umgewandelt und menstruell abgestogen werden konnte. Im Laufe der Versuchsdauer h~ttten 2 4 Cyclen von 28tggiger Dauer erfolgen k6nnen; die Follikelhormon- menge, die ftir eine Cyclusdauer notwendig war, betr/igt dem- nach im Durchschnitt 3 mg Oestradiol, also 3 % des yon uns implantierten Krystalles. Diese Erkenntnis stimmt mit dem im Tierexperiment gewonnenen Ergebnis yon DEANESLY und PARKES fiberein, die die monatliche Resorption eines Oestron- bzw. Oestradiolkrystalles je nach der Tierart zwischen 21/2 und 9 % bestimmten. Wir glauben annehmen zu dfirfen, dab der gfinstige Effekt der Krystallwirkung bei der Kastratin darauf beruht, dab in gleichbleibendem Strom die Wirkstoffabgabe in den Organismus gesteuert wird, das Hormon in weitgehend gleicher Konzentration im K6rper kreist und nur eine ganz geringe Menge des Wirkstoffe$ erforderlich ist, um in dem mit Oestradiol gesAttigten Organismus immer wieder neu eine Proliferation des Endometrium aufzubauen. Auf Grund weiterer Erfahrungen dieser 13ehandlungsform glauben wir sagen zu mfissen, dab die Resorptionsgeschwindigkeit yon Gewicht, Form, Hgrte, Oberflgchengr6Be des Krystalles sowie yon seinem Applikationsort abh/ingig ist. Die M6glichkeit, durch eine einmalige Hormonzufuhr eine so lang anhaltende Wirkung zu erzielen, wird ffir die prak- tische Hormontherapie sicher von groBer Bedeutung sein; doch glauben wir die Indikationsbreite ffir diese so bestechend erscheinende Krystallimplantationstherapie als wesentlich be- grenzt artsehen zu mfissen. Sie darf nur dann Anwendung linden, wenn ein gleichbleibender, lang anhaltender Follikel- hormoneinfluB erstrebt wird und das Erfolgsorgan, der Uterus, nicht mehr vorhanden ist, da sonst infolge der gleichbleiben- den, lang anhMtenden Wirkung Schleimhautwucherungen der Gebgrmutter auftreten, die zu Metrorrhagien ffihren. Wir sehen das Hauptindikationsgebiet ffir die Anwendung der Oestradiolkrystallimplantation vornehmlich in der Behand- lung schwerer Ausfallserscheinungen nach grolaen radikalen gyngkologischen Operationen. Gewichtsdaten. Oestradiol-Krystallimplantat (Schering) am L IV. 1941 . Ioo mg Gewicht des entfernten Krystalls am 8. II. x943 .... 33,9 ,, L6slicher Anteil des Krystallrestes (Oestrachial) .... 27,6 ,, Innerhalb yon 68o Tagen (24 Cyclen von 28t~giger Dauer) wurden resorbiert . . . . . . . . . . . . . . . . 72,4 ,, ,,Cyclusdosis" (d. h. die wXhrend eines Cyclus resorbierte Oestradiolmenge) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 ,, VENENDRUCKMESSUNGEN BEI HYPERTONIE- KRANKEN VOR UND WAHREND DER NARKOSE. Von W. BICKENBACH, Aus der UniversitAts-Frauenldinik G6ttingen (Direktor: Prof. H. MARTIUS). Auf Grund der Arbeiten von EPPINGER, REIN und ihren Schulen und auf Grund der Referate fiber den Operations- kollaps auf der XI. Tagung der Deutschen Gesellschaft ffir Kreislaufforschung 1938 wird heute die Hauptbelastung des Kreislaufes durch Narkose und Operation in einem Nach- lassen des ven6sen Rfickstromes, also in einem Versagen der Kreislaufperipherie, gesehen. Diese Gefahr kann sich beson- ders bei Hypotonikern und bei den Personen ungtinstig aus- wirken, dereI1 peripherer KreislauI schlecht ausreguliert wird. Derartige Patienten lassen sich mit Hilfe des VerJtoltestes (REHN, SCHNEIDER U. a.) oder noch einfacher durch den Nachweis eines orthostatischen Kollapses bei lo--i2 Minuten langem ruhigen Stehen leicht herausfinden (BICKENBACtt). Der Stehversuch, der auch einen Tell der Kreislaufregulations- prfifung von SCHELLONG darstellt, hat sich uns bei der Be- urteilung der Kreislaufperipherie ffir die Operationsf~higkeit in Hunderten yon Fgllen vollauf bewghrt. Die starke Betonung der peripheren Kreislaufwirkung von Narkose und Operation hat bei manchen operativ t/itigen ~rzten den Eindruck hervorgerufen, daS es Ifir die Operations- festigkeit auf die Funktion des Herzens gar nicht oder doch viel weniger ankomme. Dem widerspricht aber die ]?;rfahrung am Operationstisch. Manche Kranke, besmlders im vor- geschrittenen Alter, wie sie der Gyn~kologe z. t3. unter seinen Krebspatienten sieht, zeigen w~hrend und nach der Narkose nicht die ftir einen Kollaps charakteristische Ilautblasse, son- dern eine blaugraue, cyanotische Ver]arbung mit praller F4~llung der Halsvenen. Diese Vergr~derungen treten auch dann auI, wenn die Atemwege v611ig frei sind und eine narkotische Lghmung des Atemzentrums durch l)berdosierung vermieden wird. Blauf/irbung und pralle Halsvenenfii]lung Iinden sich nach der klinischen 13eobachtung besonders hgufig w~hrend der Operation yon Kranken mit Iixierter Hypertonie. Im Stehversuch zeigen diese Frauen nicht die geringste Kollaps- neigung. Es kommt we- der zu einer nennens- ~apten/ellerD:uc.&/n~m~tfg werten Pulsbeschleuni- - ..... Palsz~rhlje ,gizate gung noch zum Absin- genendrae/f/h r~r~Hz0 ken des systolischen Blutdruckes oder zur .~ ~< Verminderung der Am- ~ :~ zo l- plitude. Es f/~llt viel- /r 1 ~ >l mehr immer wieder auf, =~1301- dab die Regulation der ~ 120b Kreislaufperipherie ge- .~-110k loa ~ systBlu~mk rade bei den Kranken ~ aa~ mit einer Hypertonie be- sonders start ist. Cya- ~ go~- Pals nose und pralle Hals- ~TOV dias/.~latc/:uc2 venenfiillung wghrend ~ ,.[_ der Operation sprechen ~%;~. daffir, dab hier auch ~ 30b nicht eine periphere ~ 2a~ Funktion, sondern die Venena':ae, f Herzarbeit selbst ge- lO~ l I I e} ' stSrt ist. Mil3t man bei a leeO z ea aaUh:, derartigen Kranken vor Abb. L J.-Nr. 327/I94L (Abtragung eines and wghrend einer Nar- Urethralpolypen). Venendruckabfall. kose den Venendruck, so beobachtet man eine deutliche ErhShung desselben, w/ih- rend er bei der Narkose I~reislaufgesunder mehr oder weniger abfgllt, wie aus Abb. I hervorgeht. Die 59j~hr. Frau reagiert noch w~hrend der intraven6sen Injektion von i,o Evipan mit einem starken Abfall des systolischen Druckes yon 128 auf 9 ~ mm Hg und einer Pulserh6hung bis zu 114 Schl~gen pro Minute. Der Venendruck, der nach MORITZ und v. TABORA in der Cubitalvene gemessen wurde, sank yon 68 mm

Venendruckmessungen bei Hypertoniekranken vor und Während der Narkose

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Page 1: Venendruckmessungen bei Hypertoniekranken vor und Während der Narkose

5 1 8 BICKENBACH, Venendruck bei Hypertonie. Klinisehe Woehenschrift

neute Hyperplasie des Endometr ium aufgebaut wflrde, die AnlaB zu lang anhal tenden Blutungen gegeben hXtte; deshalb wird in den folgenden 12 Monaten eine cyclische perorale Therapie mi t je 500 bis 6oo mg Proluton C durchgeftihrt, die zu cyclisehen ]31utungen fiihrt. Im 3. Monat dieser cyclischen Behandlung wird die Schleim- haut vor und nach der Prolutonzufuhr geprfift: das proliferierte Endomet r ium wird durch Prolutoneinnahme in die Sekretionsphase umgewandelt . Nach 4 Monaten t re ten ohne Gelbk6rperhormon- therapie erneute 131utungen auf. 2Eine im Januar 1943 (also im 23. Monat nach der Implantat ion) erfolgte Strichabrasio ergibt Proliferation des Endometr ium. Die erneute E innahme yon 4o0 mg Proluton C fiihrt zur 3t~gigen Blutung. 2 Tage nach Abschlul3 die- ser Blutung wird der unter der Hau t zu tastende Krystal l entfernt. Eine Strichabrasio am gleichen Tage zeigt funktionsloses Endo- metrium. 6 Wochen lang blieb die Pat . ohne Hormonbehandlung. Eine Strichabrasio, die mit groBer Mfihe durchgefiihrt wird, ergibt nur wenig Material yon atrophischem Endometr ium. Die Ausfalls- erscheinungen sind inzwischen wieder sehr s ta rk geworden, so dab die Pat . um eine erneute Krys ta l l implan ta t ion bit ter .

Der nahezu 2 Jahre im K6rper der Kastra t in 'wirksame Oestradiol- krystall, der am Implanta t ionstage ioo mgwog, wurde am Tage der Exst i rpat ion ebenfalls gewogen. Er ha t te das Gewieht yon 33,9 mg. Der in heil3em Alkohol 16sliche Anteil wog 27,6 mg, der unl6sliche Rest wahrscheinlich ein- und umwachsende Gewebssubstanz, wog 6,3 rag. Der 16sliche Anteil wurde nach ALLEN-DoIsY getestet. Diese Testung ergab, dab die gesamte in L6sung gegangene Substanz yon 27,6 mg reines Oestradiol war. Wir verdanken diese sorgfXltigen Untersuchungen der freundlichen Hilfe Herrn l)r. W. HOHLWEGS.

I m U t e r u s e iner K a s t r a t i n wurde also f iber fas t 2 J a h r e h i n a u s m i t e iner G e s a m t f o l l i k e l h o r m o n m e n g e v o n 72,4 m g eine i m m e r wieder sich e r n e u e r n d e P r o l i f e r a t i o n s s c h l e i m h a u t a u f g e b a u t , die d u r c h perora le E i n n a h m e von P r o l u t o n C in die S e k r e t i o n s p h a s e u m g e w a n d e l t u n d m e n s t r u e l l a b g e s t o g e n w e r d e n konn t e . I m Laufe der V e r s u c h s d a u e r h~tt ten 2 4 Cyclen v o n 28 tgg ige r D a u e r er folgen k 6 n n e n ; die Fo l l i ke lho rmon- menge, die ftir e ine Cyc lusdauer n o t w e n d i g war, be t r / i g t dem- n a c h im D u r c h s c h n i t t 3 m g Oest radio l , also 3 % des yon uns i m p l a n t i e r t e n Krys ta l les . Diese E r k e n n t n i s s t i m m t m i t d e m i m T i e r e x p e r i m e n t g e w o n n e n e n E r g e b n i s yon DEANESLY u n d PARKES fiberein, die die m o n a t l i c h e R e s o r p t i o n eines Oes t ron- bzw. Oes t r ad io lk rys t a l l e s je n a c h de r T i e r a r t zwischen 21/2 u n d 9 % b e s t i m m t e n .

W i r g l a u b e n a n n e h m e n zu dfirfen, d a b der gfinst ige E f f e k t de r K r y s t a l l w i r k u n g be i de r K a s t r a t i n d a r a u f b e r u h t , d a b in g l e i c h b l e i b e n d e m S t r o m die W i r k s t o f f a b g a b e in den O r g a n i s m u s g e s t e u e r t wird, das H o r m o n in w e i t g e h e n d gle icher K o n z e n t r a t i o n i m K 6 r p e r k re i s t u n d n u r e ine ganz ger inge Menge des Wi rks to f f e$ e r forder l ich ist, u m in d e m m i t Oes t rad io l gesAt t ig ten O r g a n i s m u s i m m e r wieder n e u eine P ro l i f e r a t ion des E n d o m e t r i u m a u f z u b a u e n . Auf G r u n d wei te re r E r f a h r u n g e n dieser 13ehandlungsform g l a u b e n wir sagen zu mfissen, d a b die R e s o r p t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t yon Gewicht , Form, Hgr t e , Ober f lgchengr6Be des Krys t a l l e s sowie yon se inem A p p l i k a t i o n s o r t abh / ing ig ist.

Die M6gl ichkei t , d u r c h eine e inmal ige H o r m o n z u f u h r e ine so l ang a n h a l t e n d e W i r k u n g zu erzielen, wi rd ffir die p r ak - t i sche H o r m o n t h e r a p i e s icher v o n groBer B e d e u t u n g se in ; doch g l a u b e n wir die I n d i k a t i o n s b r e i t e ffir diese so b e s t e c h e n d e r sche inende K r y s t a l l i m p l a n t a t i o n s t h e r a p i e als wesen t l i ch be- g r e n z t a r t sehen zu mfissen. Sie da r f n u r d a n n A n w e n d u n g l inden , w e n n e in g le ichb le ibender , l ang a n h a l t e n d e r Fol l ikel - ho rmone in f luB e r s t r e b t w i rd u n d das Er fo lgsorgan , de r Ute rus , n i c h t m e h r v o r h a n d e n ist, d a s o n s t infolge der g le ichb le iben- den, l ang a n h M t e n d e n W i r k u n g S c h l e i m h a u t w u c h e r u n g e n de r G e b g r m u t t e r a u f t r e t e n , die zu M e t r o r r h a g i e n ff ihren. W i r s ehen das H a u p t i n d i k a t i o n s g e b i e t ffir die A n w e n d u n g de r O e s t r a d i o l k r y s t a l l i m p l a n t a t i o n v o r n e h m l i c h in de r B e h a n d - l ung schwere r Aus fa l l s e r s che inungen n a c h grolaen r a d i k a l e n gyngko log i schen O p e r a t i o n e n .

Gewichtsdaten. Oestradiol-Krystal l implantat (Schering) am L IV. 1941 . Ioo mg Gewicht des ent fern ten Krystalls am 8. II . x943 . . . . 33,9 ,, L6slicher Anteil des Krystallrestes (Oestrachial) . . . . 27,6 ,, Innerhalb yon 68o Tagen (24 Cyclen von 28t~giger Dauer)

wurden resorbiert . . . . . . . . . . . . . . . . 72,4 ,, ,,Cyclusdosis" (d. h. die wXhrend eines Cyclus resorbierte

Oestradiolmenge) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 ,,

VENENDRUCKMESSUNGEN BEI HYPERTONIE- KRANKEN VOR UND WAHREND DER NARKOSE.

Von

W . BICKENBACH, Aus der UniversitAts-Frauenldinik G6ttingen (Direktor: Prof. H. MARTIUS).

Auf G r u n d de r A r b e i t e n v o n EPPINGER, REIN u n d i h r e n Schu len u n d au f G r u n d der Re fe r a t e f iber den Ope ra t i ons - kol laps au f der X I . T a g u n g der D e u t s c h e n Gese l l schaf t ffir Kre i s l au f fo r schung 1938 wird h e u t e die H a u p t b e l a s t u n g des Kre is laufes d u r c h Narkose u n d O p e r a t i o n in e i n e m Nach- lassen des v e n 6 s e n Rf icks t romes , also in e i n e m Versagen der K r e i s l a u f p e r i p h e r i e , gesehen. Diese G e f a h r k a n n sich beson- ders bei H y p o t o n i k e r n u n d be i den P e r s o n e n ung t ins t ig aus- wi rken , dereI1 p e r i p h e r e r Kre is lauI sch lech t aus regu l i e r t wird. Dera r t ige P a t i e n t e n lassen s ich m i t Hilfe des VerJ to l tes tes (REHN, SCHNEIDER U. a.) oder n o c h e in fache r d u r c h den Nachweis eines o r t h o s t a t i s c h e n Kol lapses bei l o - - i 2 M i n u t e n l a n g e m r u h i g e n S t e h e n l e i ch t h e r a u s f i n d e n (BICKENBACtt). Der S t ehve r such , der a u c h e inen Tel l de r Kre i s lauf regu la t ions - pr f i fung v o n SCHELLONG dars te l l t , h a t s ich uns bei der Be- u r t e i l u n g der Kre i s l au fpe r iphe r i e ffir die Opera t ions f~h igke i t in H u n d e r t e n yon Fgl len vol lauf b e w g h r t .

Die s t a rke B e t o n u n g der p e r i p h e r e n Kre i s l au fwi rkung von Narkose u n d O p e r a t i o n h a t bei m a n c h e n o p e r a t i v t / i t igen ~ r z t e n den E i n d r u c k he rvorge ru fen , daS es Ifir die Ope ra t i ons - f es t igke i t auf die F u n k t i o n des He rzens gar n i c h t oder doch viel weniger a n k o m m e . D e m w i d e r s p r i c h t abe r die ]?;rfahrung a m Opera t i ons t i s ch . M a n c h e K r a n k e , besmlders im vor- g e s c h r i t t e n e n Al ter , wie sie der Gyn~kologe z. t3. u n t e r se inen K r e b s p a t i e n t e n sieht , ze igen w ~ h r e n d u n d n a c h der Narkose n i c h t die ftir e inen Kol l aps c h a r a k t e r i s t i s c h e I l au tb l a s se , son- d e r n eine blaugraue , cyano t i sche V e r ] a r b u n g m i t pra l le r F4~llung der H a l s v e n e n . Diese Vergr~derungen t r e t e n auch d a n n auI, w e n n die A t e m w e g e v611ig frei s ind u n d eine n a r k o t i s c h e L g h m u n g des A t e m z e n t r u m s d u r c h l ) b e r d o s i e r u n g v e r m i e d e n wird. B lau f / i rbung u n d pral le Ha l svenenf i i ] lung I inden sich n a c h de r k l in i schen 13eobachtung besonde r s hguf ig w ~ h r e n d der O p e r a t i o n yon K r a n k e n m i t I ix ie r t e r H y p e r t o n i e . I m S t e h v e r s u c h ze igen diese F r a u e n n i c h t die ger ings te Kol laps- ne igung . Es k o m m t we- der zu e iner n e n n e n s - ~ap ten / e l l e rD:uc .&/n~m~t fg w e r t e n Pu l sbesch leun i - - . . . . . Palsz~rhlje ,gizate gung noch z u m Abs in - genendrae/f/h r~r~Hz0

ken des sys to l i schen B l u t d r u c k e s oder zu r .~ ~< V e r m i n d e r u n g de r Am- ~ :~ zo l- pl i tude . Es f/~llt viel- /r 1 ~ >l m e h r i m m e r wieder auf, =~1301- d a b die R e g u l a t i o n de r ~ 120b Kre i s l au fpe r iphe r i e ge- .~- 110k loa ~ syst Blu~mk r ade bei d e n K r a n k e n ~ aa~ m i t e iner H y p e r t o n i e be- sonders s t a r t is t . Cya- ~ go~- Pals nose u n d pra l le Ha l s - ~ T O V dias/.~latc/:uc2

venenf i i l l ung w g h r e n d ~ ,.[_ de r O p e r a t i o n s p r e c h e n ~%;~. daffir, d a b h i e r a u c h ~ 30b n i c h t e ine pe r iphe re ~ 2a~ F u n k t i o n , s o n d e r n die Venena':ae, f H e r z a r b e i t s e lb s t ge- lO~ l I I e} ' s t S r t ist. Mil3t m a n bei a leeO z ea aaUh :,

d e r a r t i g e n K r a n k e n vor Abb. L J.-Nr. 327/I94L (Abtragung eines a n d w g h r e n d e ine r Nar - Urethralpolypen). Venendruckabfall.

kose den V e n e n d r u c k , so b e o b a c h t e t m a n e ine deu t l i che E r h S h u n g desselben, w/ih- r e n d er bei der Narkose I~re is laufgesunder m e h r oder weniger abfgl l t , wie aus Abb . I h e r v o r g e h t .

Die 59j~hr. Frau reagiert noch w~hrend der in t raven6sen Injekt ion von i ,o Evipan mi t einem s tarken Abfall des systolischen Druckes yon 128 auf 9 ~ mm Hg und einer Pulserh6hung bis zu 114 Schl~gen pro Minute. Der Venendruck, der nach MORITZ und v. TABORA in der Cubitalvene gemessen wurde, sank yon 68 m m

Page 2: Venendruckmessungen bei Hypertoniekranken vor und Während der Narkose

Jg. 22, Heft 32/33 SEITZ, Cholecystographle. 519 7. August x943

Wasser auf 15 mm ab. Hier war es also zu einer Verminderung des ven6sen Rflckstromes und zu einem mi~lDigen Versacken des Blutes in der Kreislaufperipherie gekommen.

K r a n k e m i t f ix i e r t e r H y p e r t o n i e r eag ie ren n le i s t anders , wie aus de r fo lgenden A b b i l d u n g h e r v o r g e h t .

Bei dieser 59j~hr. Frau mit einem Ruheb lu td ruck yon 195 zu 13o mm Hg, die wir zum Zwecke einer Abrasio mucosae uteri narkotisierten und die keinerlei Zeichen einer Herzinsuffizienz bet , zeigte sich zwar w~hrend der Evipaninjekt ion ebenfalls eine Ver- r ingerung der Ampli tude mit Pulsanstieg. Der Venendruck stieg jedoch yon 80 mm H20 auf 12o und 135 m m an. Gleichzeitig tra• eine leichte cyanotische Verf~rbung auf.

t i l e r k a m es also im G e g e n s a t z zu de r in Abb . i u n t e r - such t en K r a n k e n zu e iner Verminderung der Seh6p]arbeit des

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Abb. ~. J.-Nr. 34o/z941. (Abrasio.) Ruheblut- druek i95/i3o mm Hg. Venendrnckanstieg.

Herzens mit Ri~ekstauung des Blutes in dem rechten HerzvorhoJ und in den Venen.

A n d e r e H y p e r t o n i e - k r a n k e reag ie ren in ~Lhn- l icher Weise. W i r f f ihren als !tDeispiel das P ro toko l l e iner F r a u m i t e i n e m R u h e - b l u t d r u c k yon 200/90 m m H g a n (Abb. 3).

Bei dieser Kranken blieb der s tarke Abfall des systo- lischen ]31utdruckes aus. Es wurde eine reine ~ the rna r - kose ohne Evipaneinlei tung vorgenommen. I)er Anstieg des Venendruekes yon 45 ran1 H~O auf etwa 9O--lOO mm im Anfang der Narkose muB auf das mi• der Exzi ta t ion einhergehende Pressen zu- riickgeffihrt werden. Von 8.44 Uhr an h6rte das Pres- sen jedoch v611ig auI, die At- mung war ruhig. Der Venen- druck blieb t ro tzdem wesent- lich h6her als vor der Narkose.

Die u n t e r s u c h t e n K r a n k e n lagen m i t d e m O b e r k 6 r p e r hor izon ta l . Die Be ine w a r e n sehon vo r t3eginn der Narkose d u r e h gynAkologische B e i n h a l t e r in Hfif te u n d Knie g e b e u g t

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Abb. 3. J.-Nr. 426/1941. {Abrasio.) 63 J. alt. Reine Athernarkose, Ruheblutdruek eoo/9o mm HA. Venendruekanstieg.

u n d e twas n a c h auBen r o t i e r t geha l t en . L a g e r u n g u n d Lage- weehsel , die V e r g n d e r u n g e n des V e n e n d r u c k e s herbe i f f ih ren , k o n n t e n als Ur sache des Ans t iegs ausgeseh lossen werden .

Die E r h 6 h u n g des V e n e n d r u e k e s be i de r Narkose y o n H y p e r t o n i k e r i n n e n 1feb sich in e iner gr6Beren Versuchsser ie in de r M e h r z a h l der Fglle bes tg t igen . Der A ns t i eg erfolgte, wie die Beispiele zeigen, sowohl bei der E v i p a n - wie bei de r N t h e r - na rkose . Die W a h l des N a r k o s e m i t t e l s i s t also n i c h t aus- s eh laggebend .

Die E r h 6 h u n g ze ig t abe r e indeu t ig , d a b sich bei diesen h y p e r t o n i e k r a n k e n F r a u e n B l u t u n t e r d e m Einfiul3 de r Nar - kose in den V e n e n u n d d a m i t i m r e c h t e n I l e r z v o r h o f s t a u t u n d n u r v e r m i n d e r t w e i t e r t r a n s p o r t i e r t wird. Es i s t also zu St6rungen der Herzarbeit g e k o m m e n , n i c h t zu e i n e m Versagen de r Kre i s l au fpe r iphe r i e . Die Ur sache de r S t a u u n g dfirf te au f e ine r Narkosesch / id igung des M y o k a r d s b e r u h e n . I )e r o p e r a t i v e E ingr i f f als solcher wa r in den a n g e g e b e n e n FAllen zu geringffigig, u m de ra r t i ge W i r k u n g e n he rvo rzu ru fen , da es s ich n u r u m eine Abras io mucosae u t e r i hande l t e . Von *WACHSMUTI-I u n d EISMEYER s ind be re i t s frf iher V e r A n d e r u n g e n im Elektrokardiogramm als Folge de r Narkose n a c h g e w i e s e n worden .

DaB die Ze ichen de r S t a u u n g ge rade be / H y p e r t o n i k e r n , n i c h t a b e r bei K r e i s l a u f g e s u n d e n au f t r e t en , k a n n d a m i t er- k lgr f werden , dab bei f ix i e r t e r ]31u td rucke rh6hung das He rz of t s ehon vor der Narkose m i t v e r m i n d e r t e r R e s e r v e k r a f t a rbe i t e t . I h r e wei te re H e r a b s e t z u n g d u r c h die Narkose- w i r k u n g f f ihr t d a n n zur S t a u u n g .

Auf j eden Fal l zeigen die E r h 6 h u n g e n des V e n e n d r u c k e s bei H y p e r t o n i e k r a n k e n in de r Narkose , d a b d e m Kre i s lauf bei de r Narkose u n d O p e r a t i o n n i c h t nu t yon se i t en de r Pe r iphe r i e G e f a h r e n d r o h e n u n d dab es ftir die B e u r t e i l u n g de r Opera - t ionsfAhigkei t a u c h auf das He rz se lbs t a n k o m m t , b e s o n d e r s w e n n dieses schon v o r h e r m i t v e r m i n d e r t e r Le i s tungs re se rve a rbe i t e t . A u c h h ie r ze ig t s ich also wieder , dab He rz u n d Kre i s l au fpe r iphe r i e eine E i n h e i t dars te l len , die auch als Ganzes b e u r t e i l t w e r d e n muf3.

L i t e r a t u r : BICKENEACH, Zbl. Gyn~k. 1938 , 157 o. - - ]~]IS- MEYER U. WACHSMUTH, Dtsch. Z. Clair. 2o 9. - - EPI~INGER, Klin. Wschr. i932 , 618. -- MoRImZ u. v. TABORA, zit. nach STRAUB in Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbei tsmethoden, Abt. 5, Teil IV, I. - - R E H N , Med. Klin. 1939, 493 -- Aktuelle Kreis- lauffragen (Nauheimer Fortbildungslehrg~tnge) 14, 80 ( 1 9 3 8 ) . - REIN, Clair. Kongr. x938. -- SCHELLONG, Die 1Regulation des Kreislaufs. Leipzig 1938. - - SCHNEIDER, Dtsch. Z. Chir. 253, H. IO, I I u. 12, 712--734 (194o).

U B E R DIE PROFUNG DER GALLENBLASEN- KONTRAKTION MIT MANNIT UND SORBIT

BEI CHOLECYSTOGRAPHIEN. Von

WALTER SEITZ. Aus der Inneren Abteiltmg des DRK.-Augusta-Hospitals, Berlin

(Chefarzt Prof. Dr. med. et phil. R. ENGER).

V e t k u r z e m wiesen SABATINI u n d GIGANTE 1 au f die M6g- l i chke i t hill, m i t G a b e n v o n i 5 - - 2 o g M a n n i t (Manni to l ) eine r e c h t deu t l i che K o n t r a k t i o n der Gal lenb lase auszul6sen . Sowohl be i de r P r f i fung m i t de r D u o d e n a l s o n d e als a u c h be i Cho l ecys tog raph i en erwies s ich diese k o n t r a k t i o n s e r r e g e n d e W i r k u n g des M a n n i t s (oral ode r d u r c h Duodena l sonde ) als so k o n s t a n t , d a b die A u t o r e n d iesen E f f e k t als S t a n d a r d - m e t h o d e zur f u n k t i o n e l l e n P r f i fung de r G a l l e n b l a s e n m o t i l i t A t empfeh len . Die yon i h n e n vo rgesch lagene M e t h o d e sei de r A n w e l l d u n g yon M a g n e s i u m s u l f a t ode r de r yon E ige lb ode r yon H y p o p h y s e n h i n t e r l a p p e n p r A p a r a t e n g le ichwer t ig . Diese B e f u n d e y o n SABATINI u n d GIGANTE s ind yon p r a k t i s c h e r B e d e u t u n g , weil a u c h aus guBeren Gr i i nden ein E r s a t z de r ve to G a l l e n b l a s e n k r a n k e n n i c h t i m m e r g u t v e r t r a g e n e n Ei - g e l b m a h l z e i t e r fo rder l i ch ist . M a g n e s i u m s u l f a t in d'er er- fo rde r l i chen Dos ie rung w i r k t s t a r k e r ab f f ih rend . P e p t o n oder Oliven61 sol len d u t c h die Sonde e ingef f ih r t werden , H y p o p h y s e n h i n t e f l a p p e n p r g p a r a t e mfissen in j i z i e r t werden . Es b e s t e h t also, ganz a b g e s e h e n yon den k r i e g s b e d i n g t e n V e r k n a p p u n g e n , e in gewisses 13edfirfnis n a c h we i t e r en M e t h o - den zur Aus lSsung des Ga l l enb lasenre f l exes . Aus d iesem G r u n d e sch lug TOPPNER ~ die E i n f t i h r u n g de r B r a t k a r t o f f e l - m a h l z e i t vor . J e d e f e t t r e i che M a h l z e i t 16st b e k a n n t l i c h d e n Ga l l enb l a sen re f l ex aus. AuBer de r U n b e q u e m l i c h k e i t de r Zubere i tung-_mul3 die fiir d e n - G a l l e n b l a s e n k r a n k e n s o n s t u n e r l a u b t e u n d zuwei len schlecf i t v e r t r a g e n e u n d d a h e r i h m unvers t f ind l i che B e l a s t u n g m i t e ine r in de r H i t z e m i t F e t t