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296 I. SCH~TZ,K. BARTMANN, K. L. I~ADENBACH und W. SIF~LER: rund 8% iibersehiefend starke Reaktionen bcobachtet. Hiervon wurden aussehlieBlich Trgger der hetlen Komplexion betroffen. Angesichts der unerwiinscht starken Reaktion dfirfte es sich empfehlen, bei den Sehuluntersuchungen die Moro-S-Salbe yon 2000000 auf 1000000 E GT zu reduzieren, andernfalls die an sich angestrebte Effektivitgt diese Salbe raseh in Mil]- kredit bringen wftrde. Infolge der augenblicklich epidemiologischen Situation, namentlich der im Vergleieh zu friiheren Jahren relativ niedrigen Allergielage, kSnnen mit dem Ziel der maximalen :Erfassung der Konvertoren nur Tuberkulindosen yon 5--10 E GT zur Anwendung kommen. Da jetzt in der Praxis bew~hrte Testmethoden vorhanden sind, diirfte nunmehr der Zeit- punkt gekommen sein, den jahrelangen akademischen Streit fiber die Applikationsform und die HShe der Tuberkulindosis zu beenden und ohne weitere Pr~timinarien mit der systema- tischen Erhebung des Tuberkulin-Katasters bei den Schulkindem, Adolescenten und jugend- lichen Erwachsenen zu beginnen. G. EWERT, HSchenschwand: Zu der Empfehlung yon Herrn Prof. SHESS, Patienten nur dann einer R6ntgenreihcnunter- suchung zu unterziehcn, wenn sie positiv reagieren und zwar bis zum dritten Dezennium, m6chte ich folgendes zur Diskussion stellen. Mindestens die H~lfte aller Sarkoidose-Patienten wird erst durch die Reihenuntersuchung entdeckt, und ein Grofteil dieser Erstentdeckung liegen z~dsehen 17. und 30. Lebens]ahr. Aufgrund unserer Erhebungen, fiber die Herr Prof. WURM berichtet hat, ist der positive Tuberkulinausfall in der Friihgruppe am h6chsten. Mit der Dauer der Krankheit werden die Pa%ienten zunehmend negativer. Abet ungef£hr jeder dritte Patient, rund 330/o, ist auch beim ersten Naehweis einer Sarkoidose tuberkulin-negativ. Wiirden wir also verzich%en, Reihcnuntersuchungen erst ab 30. Lebensjahr oder under 30. Lebensjahr nur bei positiver Tuberkulinreaktion zu machen, dann wfirden rund 800 Sar- koidosef~lle pro Jahr nicht frfihzeitig entdeckt werden. H. BL/~tA, Gauting (Zentralkrankenhaus): Die ausfiihrliche Diskussion hat gezeigt, wie sehr die l~Ieinungen bezfiglich der Tuberkulin- priifungen auseinandergehen. Es handeR sich bei der Bewertung der Tuberkulinpriifungen um Konventionen, ein absoluter Standard besteht niche. Wenn es sich um eine Konvention, ich m6eht~ fast sagen, eine pragmatische Konvention handelt, dann sind wit auf eine Standardisierung angewiesen. ]~s muff sieh um eine definierte Methode handeln beziiglich des Modus der Applikation, des Tuberkulins, der Tuberkulinkonzentrationund der Tuberkulinmenge. Unter diesen Gesichtspunkten ffihrt wohl kein Weg an einem standardisierten Mendel- Mantoux-Test vorbei: Ieh fordere auf, hier zu einer ,,pragmatischen t~onvention" zu ge- langen. Vergleich der Vertr~iglichkeit yon Prothionamid ~ und Ethionamid im Doppelblindversuch I. SCHUTZ **, K. BARTMANN***, K. L. RAD~,~AC~** und W. SIEG/~EI~**, Berlin Mit dem Ziet, ein besser als Ethionamid (ETH) vertr~gliches Pr~parat zu schaffen, wurde ProtMonamid (PTH; 1321 Th) en~wickelt. Es ha~ die gleiche Grundstruktur wie ETH, enth~lt aber anstelle der /~thylgruppe eine Propyl- gruppe. * Bayer Leverkusen, Handelsname Ektebin®. ** Dr. I. Sc~i)wz, Prof. Dr. K. L. Ri~uv,~mAc~und W. SI~aLER, 1 Berlin 39, Am GroBen Wannsee 80, St~dt. Klinik fiir Lungenkranke, Iteckeshom. *** Prof. Dr. K. BART~ANI%Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-StraBe 217--319.

Vergleich der Verträglichkeit von Prothionamid und Ethionamid im Doppelblindversuch

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Page 1: Vergleich der Verträglichkeit von Prothionamid und Ethionamid im Doppelblindversuch

296 I. SCH~TZ, K. BARTMANN, K. L. I~ADENBACH und W. SIF~LER:

rund 8% iibersehiefend starke Reaktionen bcobachtet. Hiervon wurden aussehlieBlich Trgger der hetlen Komplexion betroffen. Angesichts der unerwiinscht starken Reaktion dfirfte es sich empfehlen, bei den Sehuluntersuchungen die Moro-S-Salbe yon 2000000 auf 1000000 E GT zu reduzieren, andernfalls die an sich angestrebte Effektivitgt diese Salbe raseh in Mil]- kredit bringen wftrde.

Infolge der augenblicklich epidemiologischen Situation, namentlich der im Vergleieh zu friiheren Jahren relativ niedrigen Allergielage, kSnnen mit dem Ziel der maximalen :Erfassung der Konvertoren nur Tuberkulindosen yon 5--10 E GT zur Anwendung kommen.

Da jetzt in der Praxis bew~hrte Testmethoden vorhanden sind, diirfte nunmehr der Zeit- punkt gekommen sein, den jahrelangen akademischen Streit fiber die Applikationsform und die HShe der Tuberkulindosis zu beenden und ohne weitere Pr~timinarien mit der systema- tischen Erhebung des Tuberkulin-Katasters bei den Schulkindem, Adolescenten und jugend- lichen Erwachsenen zu beginnen.

G. EWERT, HSchenschwand: Zu der Empfehlung yon Herrn Prof. SHESS, Patienten nur dann einer R6ntgenreihcnunter- suchung zu unterziehcn, wenn sie positiv reagieren und zwar bis zum dritten Dezennium, m6chte ich folgendes zur Diskussion stellen. Mindestens die H~lfte aller Sarkoidose-Patienten wird erst durch die Reihenuntersuchung entdeckt, und ein Grofteil dieser Erstentdeckung liegen z~dsehen 17. und 30. Lebens]ahr. Aufgrund unserer Erhebungen, fiber die Herr Prof. WURM berichtet hat, ist der positive Tuberkulinausfall in der Friihgruppe am h6chsten. Mit der Dauer der Krankheit werden die Pa%ienten zunehmend negativer. Abet ungef£hr jeder dritte Patient, rund 330/o, ist auch beim ersten Naehweis einer Sarkoidose tuberkulin-negativ. Wiirden wir also verzich%en, Reihcnuntersuchungen erst ab 30. Lebensjahr oder under 30. Lebensjahr nur bei positiver Tuberkulinreaktion zu machen, dann wfirden rund 800 Sar- koidosef~lle pro Jahr nicht frfihzeitig entdeckt werden.

H. BL/~tA, Gauting (Zentralkrankenhaus): Die ausfiihrliche Diskussion hat gezeigt, wie sehr die l~Ieinungen bezfiglich der Tuberkulin- priifungen auseinandergehen.

Es handeR sich bei der Bewertung der Tuberkulinpriifungen um Konventionen, ein absoluter Standard besteht niche. Wenn es sich um eine Konvention, ich m6eht~ fast sagen, eine pragmatische Konvention handelt, dann sind wit auf eine Standardisierung angewiesen. ]~s muff sieh um eine definierte Methode handeln beziiglich des Modus der Applikation, des Tuberkulins, der Tuberkulinkonzentration und der Tuberkulinmenge.

Unter diesen Gesichtspunkten ffihrt wohl kein Weg an einem standardisierten Mendel- Mantoux-Test vorbei: Ieh fordere auf, hier zu einer ,,pragmatischen t~onvention" zu ge- langen.

Vergleich der Vertr~iglichkeit yon Prothionamid ~ und Ethionamid im Doppelblindversuch

I . SCHUTZ **, K. BARTMANN ***, K . L. RAD~,~AC~** u n d W. SIEG/~EI~**, Berl in

Mit dem Ziet, ein besser als E t h i o n a m i d (ETH) vertr~gliches P r~para t zu schaffen, wurde P ro tMonamid ( P T H ; 1321 Th) en~wickelt. Es ha~ die gleiche G r u n d s t r u k t u r wie E T H , enth~l t aber anstelle der /~thylgruppe eine Propyl- gruppe.

* Bayer Leverkusen, Handelsname Ektebin®. ** Dr. I. Sc~i)wz, Prof. Dr. K. L. Ri~uv,~mAc~ und W. SI~aLER, 1 Berlin 39, Am GroBen

Wannsee 80, St~dt. Klinik fiir Lungenkranke, Iteckeshom.

*** Prof. Dr. K. BART~ANI% Wuppertal-Elberfeld, Friedrich-Ebert-StraBe 217--319.

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Vergleich der Vertr~glichkeit yon Prothionamid und Ethionamid im Doppelblindversuch 297

Die H e m m w i r k u n g yon P T H a u f Myeobac t . tuberculos is en t sp r i eh t mindes tens der jenigen des E T H . Tabel le 1 zeig~, d a b die min imale Hemmkonzen t r a~ ion fi ir

Tabelle 1. Vergleivh der minimalen Hemmkonzentrationen yon ETH und P T H bel 59 St4"mmen

LSwenstein-Jensen.Medium, 4 Woehen Bebriitung; Inoeulum: 10 -5 rag; Hemmung: < 20 Kolonien.

Konzentration in ixg/ml und Hemmung der St~mmo in Prozent

1,25 2,5 5 10 20 30

ETH 1,7 5, I 35,6 57,6 0 0 PTH 0 13,5 54,3 32,2 0 0

KeimzahI: MinimMwer~ 540; Median 1189; Maximalwer~ 1870.

mehr ale 5 0 % der S t~mme 5 ~zg/ml botr '~gt u n d d a b al le S t~mme bei 20 ~zg/ml gehemm~ werden. Zwisehen P T H und E T H besteh~ abso lu t e Kreuzresis~enz. I m Tie rversuch is~ P T H ebenfal ls mindes tens so w i rk sa m wie E T H (NouFFLAnD- G u r - L o ~ u. BERTEAUX).

Nach den zuers t in F rank re i ch ge sammel t en E r f ah rungen i s t P T H auch kl inisch hoeh wirksam, jedoch besser ver t r~gl ich als E T H ( B ~ I ~ T r e t al. ; Brit. Tuberc. Association; B~OUET et al . ; CaAMBATTE et a l . ; F ~ o u ~ u. NACEF; MA~TIN-LALA~DE et a l . ; MmUi~RES e~ al . ; MedINA et al . ; OLLAG~r:ER e t al.).

Methodik und Krankengut Unsere eigenen, 1965 begonnenen Untersuehungen hatten den Zweck, die Vertriiglichkei~

yon PTtt im VerhiiRnis zu ETH unter aussagekr~tftigen Bedingungen des doppelten Blind- versuehes zu pr/ifen. Am Rande sollten aueh m6gliehe Untersehiede in der Wirksamkeit registriert werden. Die lhSifpriiparate wurden mii~ PAS und Cydoserin (CS) kombiniert. Obwohl die gleiehzeitige Gabe yon PAS mit Khnliehen Nebenwirkungen die Versuehsbedin- gungen ersehwerte, haben wit dennoch diese Kombinagionspartner aus praktisehen Erw~gun- gen ausgow~ihlg: An unserer Klinik hatte sieh vet Jahren bei Patlenten mit Chemoresistenz gegen INH odor SM die Dreierkombinagion E T H + P A S + CS bew~ihrt, und mit der Ver- tr~gliehkeit dieser Kombination lagen grSl]ere Erfnhrungen vor. Da aber eine soleho Behand- lung wegen Unvertr~glichkeit auf Grund friiherer Untersuehungen bei 170 der Patienten naeh sp~testens 3 Mormten abgebroehen werden muflte (Sc~i~z u. BXR~AN~), schien es yon Interesse zu ld~ren, ob dicse Quote dutch PTH gesenkt werden kann.

Die Untersuehung wurde bei erwaehsenen Patienten mig Lungentuberkutose durchgefiihrt. Sofem die Kranken bereits friiher chemiseh behandelt worden watch, durfto kcine bakterielle Resistenz gegen ETH, PAS odor CS nachgewiesen sein. Aueh warden jene Kranken yon der Untersuehung ausgesehlossen, die eine Epilepsie, sehwero Leber- odor lqierenschi~den odor floride Magen-Darm-Ulcera aufwiesen. Schwangere haben wir ebenfalls nieht in die Prfifung einbezogen.

Jeder geeignete Patient wurde unter einer fortlaufenden Nummer in die Pr/ifung aufge- nommen. Jeweils 50 Tabletten PTH oder ETH zu 0,25 g waxen in Gl~sern abgefiillt, welehe ebenfalls fortlaufend numerier~ waren, und zwar so, dal] jedes I~ummernpaar sowohl ETH ale aueh PTH enthielt. Aul~rdem war das Medikament mit einer gleiehlautenden Versuehs- bezeiehnung versehen. Die Verteilung yon PTH und ETR innerhalb tier I~ummernpaare war yon den Farbenfabriken Bayer, Leverkusen, welche uns die Medikamente zur Veffiigung stellten, vorgenommen worden.

Fiir jeden Patienten wurde auf tier Krankenstation das Glas, das seiner fortlaufenden Nummer entsprach, bereitgesteIlt. GIeich zu Beginn unserer Untersuehung ergab sich jedoeh,

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298 I. SCIt0TZ, K. BARTAIANI~, K. L. RADENBACH und W. SIEGL~R:

dab sieh ETH dutch seinen unangenehmeren Geruch yon PTH leicht unterscheiden lieB. Nachdem wir die Tabletten dutch unsere Krankenhaus-Apotheke in kleineren Mengen often far jeweils eine Woche bereitstellen lieBen, waren Geruchsunterschiede nicht mehr zu erkermen mud die beiden Priiparate nieht mehr voneinander zu unterseheiden.

Die Behandlung erfolgte an 6 Tagen der Woche. Die Tagesdosis ffir ETH bzw. PTH betrug 1,0 g; sie wurde in 3 Einzeldosen aufgeteilt. Nur bei einem KSrpergewieht yon weniger als 50 kg erhielten die Patienten gelegentlich 0,75 g. Aul~erdem war irn Verlauf tier Behandlung bei schlechter Vertri~glichkeit eine Reduzierung der Dosis auf 0,75 g zugelassen. Die Tages- dosis yon CS betrug ebenfalls in den meisten F~llen 1,0 g, yon PAS 12,0 g oral (umgereehnet auf freie S~ure), vorwiegend in Form des Kalium-, seltener des Calcium- oder Natrium-Salzes.

WKhrend der Prllfung wurde die gastrointestinale Toleranz wochenweise auf einem Formular registriert. Wit untersehieden StSrungen der Vertr/igliehkeit nach Tabelle 2. Andere Nebenerseheinungen, geordnet naeh Organen, wurden ebenfalls registriert.

In einem zweiten Pro~okoll wurden die bei regelmiil3igen, meist monatlichen Unter- suchungen erhobenen Labor- und bakteriologischen Befunde eingetragen, In zweimonatigen Abstanden erfolgten RSntgenaufnahmen und Tomogramme der kavernisierten Gebiete.

Tabelle 2. 3Formen der gastrointestlnalen Toleranz

a) Sehr gute Vertr~igtichkei~

b) MiSempfinden im Abdomen e) Appetitminderung

Vorfibergehende Sehmerzen im Abdomen leiehte St6rungen ed~ Vorfibergehende O~belkeit

f) Appetitlosigkeit g) Anhaltende Sehmerzen im Abdomen h) Anhaltende ~Jbelkeit i) Ablehnung yon igahlzeifen j) Erbrechen

schwere S~rungen

Tabelle 3. An/angsbe[unde

PTH-Gruppo ETH-Gruppe

Gesamtzahl der Fi~lle M~axuer < 50 Jahre

~_ 50 gahre Frauen < 50 Jahre

> 50 Jahre Gewicht ~_ 50 kg

51--79 kg > 8O kg

43 47

16} 27 16 t 30 11 14

14} 16 170 1 17

10 12 31 34

2 1

Kavernen vorhanden 28 35 Kavernen nicht vorhanden 15 12

TB-Nachweis mikroskopisch ~ 17 19 Gaffky I - - I I 10 10

I I I - V I 9 i s > V I 7 0

Kultur ~ 17 20 his (+) 9 10

+ bis + + + + 17 17

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Vergleich der Vertfiiglichkeit yon Prothionamid und Ethionamid im Doppelblindversuch 299

Sofern unter der Behandlung leichte St6rungen auftraten, konnte zun~ehs$ das PAS-Salz gewechselt werden. Bei schweren StSrungen war auch der t~bergang auf ein Ionenaustauseher- PAS-Pr~parat erlaubt. Wenn sich die gastrointestinalen Erseheinungen danach nicht besscr- ten, wurde das Priifpr~iparat gewechselt, und der Patient erhielt das andere zum Nummernpaar gehSrende Medikament. Mit dieser Versuchsanordnung war such naeh Austausch des Priif- pr~iparates nicht bekannt, warm der Patient ETH und warm er PTH erhalten hatte. Auch bei Beendigung der Prfifung erfuhren die Untersucher nut, welche Patienten zu der einen oder anderen Gruppe geh6rten. Erst nach der Auswertung wnrde der Schlfissel bekannt.

Insgesamt warden 94 Patienten in die Prfifung aufgenommen. Aus Griinden, we]che fiir die Ergebnisse keine Bedeutung haben, schieden 4 Patienten aus, so dal3 in der Gruppe ETH 47 Patienten, in der Gruppe PTH 43 Patienten behandelt wurden.

Die Anfangsbefunde (background factors) sind in Tabelle 3 zusammengestellt. Bcide Gruppen sind gut vergleichbar in bezug auf Geschlecht, Alter (auch wenn man es noch weiter aufschlfisselt), K6rpergewicht, H~ufigkelt des Kavernennaehweises und StSrke der Erreger- ausseheidlmg. Lediglich die Zaht der Patienten mit rciehlicher Tuberkulosebakterienaus- scheidung ist in der PTH-Gruppc gr6fler als in der ETH-Gruppo (7 gegeniiber 0 Patienten mit einer h6heren Gaffky-Zahl als VI).

Ergebnisse Die Auswertung erfolgte mit Maschinenloehkarten und geschah auf ver-

schiedene Weise. Zun~chst sind in Tabelle 4 gegeniibergestellt Pat ienten mi t durchgehend sehr guter Verbri~glichkeit, Kranke mi t zeitweilig schlechter gastro- intestinaler Vertri~glichkeit und F~lle, bei denen ein Abbruch der Behandlung bzw. Wechsel des Priifpraparates erforderlich wurde.

Tabelle 4. Vertr~glivhkeit und Unvertr~iglichkeit

Gesamt- Gastrointestinale zahl der Vertr~iglichkeit Patienten

sehr zeitweilig gut sehlecht

Abbruch der Behandlung bzw. Weehsel des Pr~parates

PTH-Gruppe 43 20 12 (27%) 6 ETH-Gruppe 47 18 19 (41%) 20 Signifikanz : 99%

~V~hrend bei Abbruch der Behandlung P T H mi t einer Signifikanz yon 99% besser vertr~glich ist, erscheint die Uberlegenheit yon P T H in den beiden anderen Kategorien nieht sehr deutlieh. Betrachtet man aber bei den F~tllen mit zeitweilig schlechter gastrointestinaler Vertr~glichkeit die Behandlungsdauer je Patient, wie sie sich in Tabelle 5 darsteUt, so zeigt sich, dab trotz zeitweflig schlechter Vertr5glichkeit die durchsehnittlich m6gliche Behandlungsdauer in der PTH- Gruppe mit 11,9 Wochen h6her liegt als in der ETH-Gruppe mit 8,3 Wochen. Analoges grit ffir jene Patienten, bei denen die Behandlung abgebrochen werden mut3te: I n der PTt t -Gruppe konnte die Therapie durchschnittlich 9 Wochen, in der ETH-Gruppe nur 4,7 ~Vochen durchgehalten werden.

Wenn man ferner diejenigen Pat ienten aus der Priifung eliminiert, bei denen die Behancllung aus anderen als aus Unvertr~glichkeitsgriinden vorzeitig ve t Ablauf yon 8 Wochen beendet wurde, dann ergibt sich ebenfalls ffir das Kri ter ium einer zu irgendeinem Zeitpunkt schlechten Toleranz eine 90%ig signifikante Uberlegenheit der PTH-Gruppe.

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300 I. SCHUTZ, K. BART~[A:N:N, K. L. RADENBACH und W. SIEGLER:

Tabelle 5. Behandlunffsdauer bei sJdech~er VertrSflichkeit

Behandlungswochen pro Patient bei

zeitweilig sehlechter Vertriiglichkeit

Mindest- Median H6chst- Dureh- dauer dauer schnitt

Abbruch der Behandlung bzw. Wechsel des Pr~i- parates (Durchsebnitt)

PTH-Gruppe 1 14 24 11,9 9 ETH-Gruppe 1 6 24 8,3 4,7

Die Nebenerscheinungen in der ETH-Gruppe sind nicht nur dureh h£ufiger auftretende gastrointestinale StSrungen hervorgerufen, sondem auch dureh hiiufigere CS-Intoxikationen. Tabelle 6 zeigt, dab Kr~mpfe und psychische StSrungen dureh CS in der ETH-Gnlppe 8mal und in der PTH-Gruppe 3mal zum Therapieabbrueh zwangen. Neun der elf Pat ienten mit CS-Nebenwirkungen waren M~nner; das sind relativ mehr, als es der Verteilung im Gesamtkollektiv entsprieht. Unter den gastrointestinalen St~rungen dureh E T H fiel dagegen ein l~berwiegen der Frauen auf (5 yon 6 F~llen). S$Srungen der Leberfunktion mi t wesentlichem Anstieg der SGOT wurden selten beobachtet. Sit zwangen aber in beiden Gruppen je einmal zum Absetzen der vorgesehriebenen Therapie.

Tabelle 6. Patienten mit Therapieabbruch

Ursachen PTH.Gruppe ETH-Gruppe

Gastrointestinale St6rungen durch das Prfifpriiparat 0

PAS 1 UnvertrKglichkeit ~ KrKmpfe 1 yon CS [ psyctl: St6rungen 2

Lebersehaden 1 Andere 1

Ein weiteres Kri ter ium unserer Prfifung war die Hi~ufigkeit, mi~ der das Prfif- pr~parat geweehselt werden mul3te. Tabelle 7 demonstriert, dab der Austauseh in der ETH-Gruppe 6mal, davon 5mal wegen gastrointestinaler St6rungen, er- forderlich war. Drei Patienten vertrugen P T H besser. In der PTH-Gruppe zwangen gas~roin~estinale Nebenerscheinungen in keinem Fall zum Wechsel des Pr/iparates.

Tabelle 7. Patienten mit Wechsel des Pr~iparates

Vertr~glichkeit nach Wechsel

Unvertr~igliehkeit yon

PTH (1 Patient) ETH (6 Patienten) gastro- andere gastro- andere intestinale intestinale

besser 0 1 2 1 gleich 0 0 2 0 sehlechter 0 0 1 0

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Vergleich der Vertriiglichkeit yon Prothionamid und Ethionamid im Doppelblindversuch 301

I n einer weiteren Auswertung sind die Unterschiede in der Vertriiglichkei~ flit beide Gruppen wochenweise fes~gestellt wordenl. Aus Abb. 1 ist ersiehtlich, dat3 der prozentuale Anteil an l~/illen mi t sel~r guter Vertr~glichkeit in der P T H - Gruppe - - abgesehen yon der 3. Woehe - - stats besser war. Statistiseh signifikant mi t mindestens 90% sind die Untersehiede in der 1 , 7., 9. und 10. Woehe. Man sieht, dal3 im Vertaufe der Behandlung mi t P T H immer mehr Patienten, schlieB- lich fast aUe, keinerlei St6rungon aufweisen, w~hrend in der ETH-Gruppe der prozentuale Anteil an Patienten mit sehr guter Vertr/iglichkeit eher abnimmt. Diese Auswertung erfolgte iibrigens in der ETH-Gruppe nur bei 37 und in der PTH-Gruppe bei 42 Patienten; es wurden nur solche F/~lle berfieksichtigt, bei denen mindestens eine volle Behandlungswoche zu fiberblieken war. Patienten, die toxische Reaktionen gegenfiber don Kombinat ionspar tnern aufwiesen oder eine zus/~tzliehe Erkrankung, welche eine exakte Beurteflung unm6glich maeht¢, wurden ebenfalls nieht in diese Auswertung iibernommen.

100

~2 U % 80 ,.~ 1= 70

/ PTtt-Gruppe

ETH-Gruppe

s = Difierenz signlfik0nt [~9fl%1

3 0 1 I I I I ...... I ~ I F I I I I. 2. 3. 4. S. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

W o c h e

Abb. I. Antei] der Patienten mit sehr guter Vertr~glichkeit der Prfifpr~parate in den einzelnen Behandlungswochen

Beziiglieh des therapeubischen Effektes war in beiden Gruppen kein Untersehied test- zustellen. Tabelle8 entt~l$ die bakteriologischen Ergebnisse naeh 2 Monaten Therapie: Wi~hrend 60°/o der Patienten zu Beginn tier Behandlung Erreger ausschieden, waren es be- felts nach 2 bionaten in beiden Gruppen weniger als 20%. Die leichte t)berlegenheit tier ETH- Gruppe kSnnte mit der Differenz der bakteriologischen Anfangsbefunde zusammenhiingen. l~iir den Gesamtverlauf hatte sie keinerlei Bedeutung.

Tabelle 8. Bakteriotogisch~ Ergebnisss

Tuberkulosebakterien- Vor Therapie nachweis

Nach 2 Monaten

PTH-Gruppe ETH-Gruppo PTH-Gruppe ETH-Gruppe

Prozent laOSitiv mikroskopisch 60 60 14 5 kulturell 60 58 19 11

1 Wit dankcn an dieser 8telle den Herren Dipl.-NIath. G. ~BA3IBYNt~K und Dipl.-l~Iath. G. HU~D, Leverkusen, ffir ihre Hilfe bei der statistischen Auswertung dieser Befunde.

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302 I. Sc~i)~z, K. B ~ _ w ~ , K. L. RADEI~BACH und W. SIEGLER:

Diskussio~

Die Auswer~ung der Ergebnisse nach versehiedenen Gesiehtspunkten beweist iibereinsthnmend, dab PTH wesentlieh besser vertr~gIich ist als ETH. Bei der gleieh guten Wirksamkeit yon PTH und ETH ist aueh der therapeutische Index, das Verh~ltnis yon Vertr~gliehkeit zu Wirksamkeit, bei PTH besser als bei ETH.

Obwohl aus unseren Untersuehungen die eindeutig bessere Vertri~glichkeit yon PTH abzuleiten ist, fiberraseht es doeh, dab nicht alle 6 Patienten, welche wegen Unver~r~glichkeit yon ETH auf PTH umgestellt wurden, dieses besser vertrugen. I-Iierin sind unsere Ergebnisse weniger giinstig als jene yon MAR~n~-L~J~AND~. et al., welehe wesentlich grSl~ere Fallzahlen zur Verffigung hatten. Wir m6ehten glauben, dab die untersehiedliche Versuchsanordnung eine Rolle spielt: Unsere Unter- suchung setzten wir erst dann mit dem Parallelpr~parat fort, wenn sieh bereits eine schlechte Toleranz flit PAS erwiesen hatte, so daB die durch PAS herbei- geffihrten St6rungen subjektiv welter empfunden wurden.

Anders w~re die Diskrepanz zur PTH-Gruppe schwer erkl~rbar, die in keinem Fall wegen PAS-bedingter Kumulation der gastrointestinalen St6rungen einen Wechsel efforderte. Die Tatsaehe, dab unter unseren Kranken der PTH-Gruppe dennoeh ein Abbruch tier Therapie zwei- his dreimal h~ufiger erforderlieh war als bei den Patienten anderer Aut~ren (M~Tm-LxL~D~ et al. ; Cm~BA~r]~ et al.; MOLrSA et al.; M m v / ~ s et al.), diirfte darauf zuriiekzuftihren sein, dai~ diese meist INH oder S~I als Kombinationspartner verwendeb haben.

Auffallend ist ferner die Diskrepanz zwischen unseren jetzigen und unseren friiheren Untersuchungen, n~imlieh Therapieabbrueh diesmal bei fast 50% der ETH-Patienten, friiher nur bei 17%. Dieses Phiinomen unterstreicht den Wer~ und die Aussagekraft einzig und aUein einer kontrollierten Priifung mit Zufalls- verteilung; andernfalls hi~tte man den SchluB ziehen k6nnen, dab ETH heute schleehter vertr~tglich ist als friiher und PTH nicht besser vertragen wird als ETH. Fiir die Untersehiede in der Vertr~glichkeit bei den friiheren und jetzlgen Untersuehungen gibt es eine psychologisehe Erkl£rung: Das friihere Krankengut wurde mit dieser Therapie als Ul~ima ratio behandelt. Die Patienten waren meist dariiber infornfiert. Naeh der Vertrhgliehkeit wurde weniger gefragt, und ein Weehsel der Therapie war meist nicht mehr mSglich. Bei der jetzigen Priifung war der Stationsarzt angehalten, spezielt die Nebenerscheinungen jede Woehe zu erfragen mid zu protokollieren. Fiir eine Reihe der Patienten s~anden noch andere anti~uberkulSse Mitre1 zur Verftigung, und ein Abbrueh der Behandlung konnte deshalb leiehter besehlossen werden. In diesem Lichte gewinnt die Tatsache, dab gastrointesbinale St6rungen in der PTH-Gruppe hie zum Weehsel zwangen, noch mehr an Bedeutung.

In einer auBerhalb dieser Priifung laufenden Untersuchung stellte sich fibrlgens heraus, dab in jenen F~llen, in denen ETH wegen seiner unangenehmen Geruchs- und Gesehmackssensationen dutch PTH ersetzt wurde, diese speziellen Be- sehwerden nieh$ wieder auftraten.

Zusammen/assung In einem Doppelb]indversuch an 90 Patienten wurde die Vertr~glichkeit yon

PTH und ETH miteinander vergtichen. Die Auswertung der Ergebnisse nach vet-

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Vergleich der Verbr~iglichkeit yon Prothionamid und Ethionamid im Doppelbllndversuch 303

schledenen Gesichtspunkten ergab in jedem Falle eindeutig oder signifikant eine bessere Vertr~glichkeit yon P T H im Vergleieh zu E T H . P T H ist als eines der fiihrenden ant i tuberkul6sen Mittel anzusehen.

Summary

I n a double blind trial with 90 pat ients the tolerance of P T H and E T H were compared with each other. The results being evalua ted f rom various aspects proved clearly or even significantly a bet ter tolerance o f PTI]: compared with E T H . P T H has to be regarded as one of the leading ant i tuberculous drugs.

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