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9~ APRIL 1925 KLINISCHE \VOCHENSCH metriseh mittels der Gaskette bestimmt. AIs Fliissigkeiten dienten, um den physiologischen Vorg~ngen m6glichst nahe zu kommen, entweder Kalbsserum o~der Tyrode- resp, Ringer- 16sung, also gut gepufferte Flfissigkeiten. Als Quellungsobjekt wurde meist Kalbsmuskel.verwendet. Dieser wurde, in langen Streifen yon ca. IO g, zuerst genau gewogen, 24 Stunden in die betreffende Fliissigkeit yon ca. IOO ccm gelegt, dann gut abgetrocknet und wieder gewogen. Die Quellungszunahme wurde in Prozenten des Anfangsgewichtes ausgedrfickt. In zahlreichen F~tllen wurde auch ehemisch reine Gelatine in Platten von ca. I--2 g Gewicht verwendet. Den Flfissigkeiten wurden verschiedene Organe vom Kalb, die zu Brei zerrieben wurden, in ether Konzentration yon ca. 2% zugesetzt. Tabelle 1. Muskelquellung 0rganbrei in Ringerl6sung naeh 24 Stunden Thymus ....... 18, 5 Thyreoidea ..... I 1,5 Testes ........ io,o Ovarien ....... Io,o Uterus ....... 12, 5 Kontrolle Ringer . . . i i, I Solche Versuche ergeben, wie z. B. Tab. I zeigt, dal3 Thymussubstanz tatsgchlich eine erheblich st~rkere Quellung vernrsacht als andere Organe, die bisher untersucht sind. each weiteren Untersuchungen hat die Thymussubstanz bet einer gewissen niedrigen Konzentration die stgrkste Wir- kung. Das Quellungsoptimum scheint bei. gieicher.i (If')zwisehen 0,2--0,02% Thymussubstanz zu liegen. Die quellungssteigernde Eigenschaft der Thymus ist, Bach den Untersuchungen, nicht durch eine Anderung der (H') der Fltissigkeit bedingt. Solche Versuche wurden such auf das Wachstumsvitamin FUN~S ausgedehnt, das bekanntlich nach R. BERG die Fak- toren B und D enthgtt, wobei dem letzteren Faktor der Ein- ring auI das Wachstum zugeschrieben wird. Das PrXparat wurde nach dem Verfahren yon OSBORNE u n d V~TAKEMANN &us ]3ierhefe gewonnen, auBerdem wurde noch das Pr~parat ,Hevitan" nach REYHF.R verwendet. Tabelle 2. Hevitan in Tyrode Muskelquellung nach 14 Stunden 2,5% Hevitan .... 0,25% Hevitan . . . 0,03% Hevitan . . . o,oo3% Hevitan . . . Kontrolle Tyrode.. . 12,o I2,8 lO,6 IO,3 7,0 Wie aus den Tab. 3 und 4 hervorgeht, bewirkt sowohl das selbst hergestellte Vitamin B als auch das Pr~parat Hevitan eine deutliche VerstSxkung der Quellung, wobei die beste Konzentration bet ca. 0,2% zu liegen scheint. Tabelle 3. Vitamin B iu Tyrode PIt nach 20 Stundml Quellung nach 20 Stunden Muskel Gelatine o,1% Vitamin... 5 ,6 i i2,7 624 o,oi% Vitamin . . 5'6 1 lO,5 600 Kontrolle Tyrode , 5,55 5,I 580 Auch die dureh Vitamin bedingte Quellungsverst~trkang ist durchaus nicht yon der (H') der Fliissigkeit irgendwie beein- flul3t, da diese fiberall gleich ist (Tab. 3). Versuche, wobei das Pr~parat Hevitan verascht, und in solchem Zustand in entsprechenden Mengen zugesetzt wurde, zeigen, dab das PrXparat als Asche keinerlei "Wirkung ausfibte, dab es sich also nicht einfaeh mn irgendeine Salzwirkung handeln kann. Diese Untersuchungen mfissen nach verschie- denen Seiten wetter ausgedehnt werden, vor allem daraufhin, welchem Bestandteil die quellungsf6rdernde Eigenschaft zu- kommt; vielleicht handelt es sich um Nucleins~uren oder RIFT. 4- JAHRGANG. Nr. 15 703 ~hnliche Substanzen, die sowohI in tier Here als in der Thymus. reichlich vorkommen. Auf diese quellungsf6rdernde Eigenschaft sowohl der Thymus als der Vitamine ist wohl ihr Einflu3 auf das Wachs- rum der Helle zurfickzuifihren. Von hier Iiihrt vielleicht eine Brficke zu gewissen Krankheitsbildern, die dutch ein Zuvie] an quellungsf6rdernden Stoffen bedingt sein k6nnten, z. B. der Status thymicolymphaticus. Beim Wachstum spielen natfirlich aueh zahlreiche andere Faktoren eine Rolle, teils in unterstfitzender Richtung, wie z. B. die Hypophyse, teils in entgegengesetzter wie vielleicht Thyreoidea und Testes; und es wird notwendig seth, auch diese und andere Substanzen in bezug auf etwaigen Einflul3 auf die Quellung zu prfifen. Aus den bis jetzt vorliegenden Untersuchungen glaube ich folgendes feststellen zu k6nnen: I. Die Thymusdriisensnbatanz fibt einen stark queltungs - f6rdernden EinfluB auf ltolloide, z. B. ~uskelgewebe, aus. 2. Eine Xhnliche ~Yirkung hat das Wachstumvitamm Funk. 3- Auf dieser Erschein ung beruht vermutlich die ~qrkungs- weise dieser beiden Substanzen auf das Wachstum des K6rpers. 4: Aus dieser gemeinsamen Eigenschaft ist neben anderen Momenten zu schlieBen, dab ein innerer Zusammenhang zwi- schen Thymus und Vitamin B. besteht. (Aus der Universit~2ts- Kinderklinik 2'ranlcJurt a. M. [Direlctor : Pro]. v. Mettenheim]. ) L i t e r a t u r: ABDERHALDEN, Nahrungss~offe mit beson- deren Wirkungen. Berlin 1922. -- FUNK, Die u Berhn I922. -- BERG, Die Vitamine. Leipzig 1922. -- GLANZMArr Schweiz. naed. Wochenschr. 1922, H. 3/4; Jahrb. f. Kinderheiik. Ioi. --OSBORNE und YVAK~MANX, Journ. of biol. chem.. 40, 383. 1919. -- HAR~, Berl. klin. Wochenschr. 1917, Nr. 45. -- JAQu. LOEB, Proteins and the Theorie of ColloidalBehavior. New York I922. -- REYHER, Zeitschr. f. Kinderheilk. 36, Heft 2/3. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN UBER DIE WIRKUNG V0N DIJODTYROSIN UND THYROXIN AM S-~UGETIER. Yon ]3. Ro.~ElS und T~I. v. ZWEI~L. In vorausgehenden Arbeiten haben M. MORSE, ]3. Ro~,IEIs, J. ABELIN~ E. ABDERHALDEN und O. SCHI~F~'~ANr~und andere Autoren nachgewiesen, dab Dijodtyrosin im Kaulquappen- versuch eine qualitativ gleiche Wirkung austibt wie Schild- drfisensubstanz. Schon kurze Zeit naeh Verabreichung des Dijodtyrosins kommt es zu iiberstfirzter Rfickbildung larvaler Organe und besch]eunigter Entwicklung definitiver Organ- anlagen. In quantitativen Untersuchungen stellte B. RdMEIS aber lest, dab Dijodtyrosin auch im Kaulquappenversuch viel schw~tcher wirksam ist als Thyroxin, da es im Vergleich mit letzterem der 5oo--IOOOfachen Menge Dijodtyrosins bedarf, um den typischen Symptomenkomplex mit Sicherheit hervor- zurllfen. Da nun im Hinblick auf die Arbeiten yon KENDALL, SWlNGLE U. a. die M6glichkeit besteht, dab zwischen Amphi- bien und S~ugetieren im Verhatten gegenfiber Dijodtyrosin und Thyroxin grundsXtzliche Unterschiede bes~ehen, wurden die vergleichenden Untersuehungen auch auf S/~ugetiere aus- gedehnt. Gleichzeitig wurde die Frage berficksichtigt, ob eine bet ihnen auf die Zufuhr yon Dijodtyrosin etwa eintre- tende Reaktion lediglich eine Wirkung des einverleibten Jods darstellt oder aber an den ganzen jodhaltigen Komplex der Substanz gebunden ist. Als Versuchstiere dienten wei~e M~use; die Einverleibung der ge16sten Substanzen erfolgte dureh subcutane Injektion. Die Versuche, fiber die unter eingehender Beriieksichtigung der Literatur an anderer Stelle noch ausffihrlich berichtet wird, fiihrten bis jetzt, kurz zu- sammengefaBt, zu folgenden Ergebnissen: Dutch eine sieh fiber 8 Wochen erstreckende Behandlung mit jod~quivalenten Mengen von Dijodtyrosin und ]od- natrium, wghrend welcher die Tiere vollwertige Nahrung im 17berschuB aufnehmen konnten, wurde der Glykogengehalt der Leber bet den Dijodtyrosinmgusen stark verminderL

Vergleichende Untersuchungen Über die Wirkung von Dijodtyrosin und Thyroxin Am Säugetier

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9~ APRIL 1925 K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H

metr i seh mi t te l s der Gaske t te bes t immt . AIs Fli issigkeiten dienten, u m den physiologischen Vorg~ngen m6gl ichs t nahe zu kommen , en tweder Ka lbsse rum o~der Tyrode- resp, Ringer- 16sung, also gu t gepufferte Flfissigkeiten. Als Quel lungsobjekt wurde meis t Ka lbsmuske l .verwende t . Dieser wurde, in langen Strei fen yon ca. IO g, zuerst genau gewogen, 24 S tunden in die be t ref fende Fli issigkei t yon ca. IOO ccm gelegt, dann gut abge t rockne t und wieder gewogen. Die Quel lungszunahme wurde in Prozen ten des Anfangsgewichtes ausgedrfickt. In zahlre ichen F~tllen wurde auch ehemisch reine Gelat ine in P l a t t en von ca. I - - 2 g Gewicht verwendet . Den Flfissigkeiten wurden verschiedene Organe v o m Kalb, die zu Brei zerrieben wurden, in ether Konzen t ra t ion yon ca. 2% zugesetzt .

Tabelle 1.

Muskelquellung 0rganbrei in Ringerl6sung naeh 24 Stunden

Thymus . . . . . . . 18, 5 Thyreoidea . . . . . I 1,5 Testes . . . . . . . . io,o Ovarien . . . . . . . Io,o Uterus . . . . . . . 12, 5 Kontrolle Ringer . . . i i, I

Solche Versuche e r g e b e n , wie z. B. Tab. I zeigt, dal3 Thymussubs t anz ta tsgchl ich eine erheblich st~rkere Quel lung ve rn r sach t als andere Organe, die bisher un te r such t sind.

e a c h wei teren Un te r suchungen ha t die Thymussubs t anz bet einer gewissen niedrigen Konzen t ra t ion die s tgrkste Wir- kung.

Das Quellungsoptimum scheint bei. gieicher.i (If') zwisehen 0 ,2 - -0 ,02% Thymussubs t anz zu liegen.

Die quel lungss te igernde Eigenschaf t der T h y m u s ist, Bach den Untersuchungen , n ich t durch eine Anderung der (H') d e r Flt issigkeit bedingt .

Solche Versuche wurden such auf das W a c h s t u m s v i t a m i n FUN~S ausgedehnt , das bekannt l i ch nach R. BERG die Fak- to ren B und D enthgtt , wobei dem le tz teren F a k t o r der Ein- r i n g auI das W a c h s t u m zugeschrieben wird. Das PrXparat wurde nach dem Verfahren y o n OSBORNE und V~TAKEMANN &us ]3ierhefe gewonnen, auBerdem wurde noch das Pr~para t , H e v i t a n " nach REYHF.R verwendet .

Tabelle 2.

Hevitan in Tyrode Muskelquellung nach 14 Stunden

2,5% Hevitan . . . . 0,25% Hevitan . . . 0 ,03% Hevitan . . . o,oo3% Hevitan . . . Kontrolle T y r o d e . . .

12,o I 2 , 8 lO,6 IO,3

7,0

Wie aus den Tab. 3 und 4 hervorgeht , bewirkt sowohl das selbst hergestel l te Vi t amin B als auch das P r~para t H e v i t a n eine deut l iche VerstSxkung der Quellung, wobei die bes te Konzen t ra t ion bet ca. 0 ,2% zu liegen scheint.

Tabelle 3.

Vitamin B iu Tyrode PIt nach 20 Stundml Quellung nach 20 Stunden Muskel Gelatine

o,1% V i t a m i n . . . 5 ,6 i i2,7 624 o ,o i% Vitamin . . 5'6 1 lO,5 600 Kontrolle Tyrode , 5,55 5,I 580

Auch die dureh Vi t amin bedingte Quellungsverst~trkang is t durchaus nicht yon der (H') der Fli issigkeit i rgendwie beein- flul3t, da diese fiberall gleich ist (Tab. 3).

Versuche, wobei das P r~para t H e v i t a n verascht , und in so lchem Zus tand in entsprechenden Mengen zugesetz t wurde, zeigen, dab das PrXparat als Asche keinerlei "Wirkung ausfibte, dab es sich also n ich t einfaeh mn i rgendeine Salzwirkung handeln kann. Diese Unte rsuchungen mfissen nach verschie- denen Sei ten wet ter ausgedehnt werden, vor a l lem daraufhin , we lchem Bestandte i l die quel lungsf6rdernde Eigenschaf t zu- k o m m t ; viel le icht hande l t es sich um Nucleins~uren oder

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~hnliche Substanzen, die sowohI in tier Here als in der Thymus . reichlich vorkommen.

Auf diese quel lungsf6rdernde Eigenschaf t sowohl der T h y m u s als der Vi t amine ist wohl ihr Einf lu3 auf das Wachs- rum der Hel le zurfickzuifihren. Von hier I i ihrt v ie l le icht eine Brficke zu gewissen Krankhei tsbi ldern , die du tch ein Zuvie] an quel lungsf6rdernden Stoffen bedingt sein k6nnten, z. B. der Sta tus thymico lympha t i cus .

Be im W a c h s t u m spielen natf ir l ich aueh zahlreiche andere Fak to ren eine Rolle, teils in unters t f i tzender Richtung, wie z. B. die Hypophyse , teils in entgegengesetz ter wie vie l le icht Thyreo idea und Testes; und es wird no twendig seth, auch diese und andere Subs tanzen in bezug auf e twaigen Einflul3 auf die Quel lung zu prfifen. Aus den bis j e tz t vor l iegenden Unte r suchungen glaube ich folgendes fests tel len zu k6nnen :

I. Die Thymusdr i i sensnbatanz fibt einen s ta rk queltungs - f6rdernden EinfluB auf l tol loide, z. B. ~uske lgewebe , aus.

2. Eine Xhnliche ~Yirkung ha t das W a c h s t u m v i t a m m Funk.

3- Auf dieser Erschein ung beruh t ve rmu t l i ch die ~ q r k u n g s - weise dieser beiden Subs tanzen auf das W a c h s t u m des K6rpers.

4: Aus dieser gemeinsamen Eigenschaf t is t neben anderen Momenten zu schlieBen, dab ein innerer Zusammenhang zwi- schen T h y m u s und Vi tamin B. besteht . ( A u s der Universit~2ts- Kinderk l in ik 2'ranlcJurt a. M . [Direlctor : Pro]. v. Mettenheim]. )

L i t e r a t u r: ABDERHALDEN, Nahrungss~offe mit beson- deren Wirkungen. Berlin 1922. -- FUNK, Die u Berhn I922. -- BERG, Die Vitamine. Leipzig 1922. -- GLANZMArr Schweiz. naed. Wochenschr. 1922, H. 3/4; Jahrb. f. Kinderheiik. Ioi . --OSBORNE und YVAK~MANX, Journ. of biol. chem.. 40, 383. 1919. -- HAR~, Berl. klin. Wochenschr. 1917, Nr. 45. -- JAQu. LOEB, Proteins and the Theorie of ColloidalBehavior. New York I922. -- REYHER, Zeitschr. f. Kinderheilk. 36, Heft 2/3.

VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN UBER DIE WIRKUNG V0N DIJODTYROSIN UND THYROXIN

AM S-~UGETIER. Y o n

]3. Ro.~ElS und T~I. v. ZWEI~L.

In vorausgehenden Arbeiten haben M. MORSE, ]3. Ro~,IEIs, J . ABELIN~ E. ABDERHALDEN und O. SCHI~F~'~ANr~ und andere Autoren nachgewiesen, dab Di jod ty ros in im Kau lquappen- versuch eine qualitativ gleiche Wi rkung austibt wie Schild- drfisensubstanz. Schon kurze Zeit naeh Verabre ichung des Di jodtyros ins k o m m t es zu i iberstf irzter Rf ickbi ldung la rva ler Organe und besch]eunigter En twick lung def ini t iver Organ- anlagen. In quantitativen Unte r suchungen stel l te B. RdMEIS aber lest, dab Di jod tyros in auch im Kau lquappenve r such viel schw~tcher wi rksam is t als Thyroxin , da es im Vergleich mi t le tz te rem der 5oo--IOOOfachen Menge Di jodtyros ins bedarf, um den typischen S y m p t o m e n k o m p l e x mi t Sicherhei t hervor - z u r l l f e n .

Da nun im Hinb l i ck auf die Arbe i ten yon KENDALL, SWlNGLE U. a. die M6glichkeit besteht , dab zwischen Amphi - bien und S~ugetieren im Verhat ten gegenfiber Di jod tyros in und T h y r o x i n grundsXtzliche Unterschiede bes~ehen, wurden die vergle ichenden Unte r suehungen auch auf S/~ugetiere aus- gedehnt . Gleichzeit ig wurde die Frage berficksichtigt , ob eine bet ihnen auf die Zufuhr yon Di jod tyros in e twa eintre- tende Reak t ion lediglich eine Wi rkung des e inver le ib ten Jods dars te l l t oder aber an den ganzen jodhal t igen K o m p l e x der Substanz gebunden ist. Als Versuchst iere d ienten wei~e M~use; die E inver l e ibung der ge16sten Subs tanzen erfolgte dureh subcutane In jekt ion . Die Versuche, fiber die un t e r e ingehender Ber i ieks icht igung der L i t e ra tu r an anderer Stelle noch ausffihrl ich ber ich te t wird, f i ihr ten bis je tzt , kurz zu- sammengefaBt , zu folgenden Ergebnissen:

D u t c h eine sieh fiber 8 Wochen ers t reckende Behandlung mi t jod~quiva len ten Mengen von Di jod tyros in und ]od - na t r ium, wghrend welcher die Tiere vol lwer t ige Nahrung im 17berschuB aufnehmen konnten, wurde der Glykogengehal t der Leber bet den Di jod tyros inmgusen s ta rk verminderL

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wAhrend er bei den Jodnatriumtieren der Norm entsprach. Das K6rpergewicht fiel im Laufe des Versuches bei beiden Gruppen etwas ab; die Dijodtyrosintiere zeigten abet eine geringere Abnahme als die Jodnatrium~iere. Andett man aber unter sonst gleichbleibenden Verh~iltnissen die Versuchs- bedingungen dahin ab, dab man den in Einzelhaft gehaltenen Tieren eine vorgemessene Nahrungsmenge gibt, bei der sich normale Kontrollm~iuse auf ihrem Anfangsgewieht halten, so kommt bei den Dijodtyrosinm~usen ein Gewichtsverlust zu- stande, der durchsehnittlich das Dreifache der mit der jod- ~iquivalenten Menge yon Jodnatr ium behandelten Tiere betr~tgt.

Selbst eine sich nur fiber 5 Tage erstreckende Behandtung mit Dijodtyrosin genfigte unter den letztgenannten Bedin- gungen, um den prozentualen Glykogengehalt der Leber erheb- lieh herabzudrficken, w~hrend die nu t mit Jodnatr ium beein- flugten MAuse normale Werte zeigten. Andererseits ergaben aber die Versuche, dab K6rpergewicht und Leberglykogen durch Dijodtyrosin erst dann merklich beeinfluBt werden, wenn die verabreichte Menge des Dijodtyrosins etwa das 5oo-- iooo fache der dazu n6tigen Thyroxinmenge betr/igt.

Aueh beim S~ugetier (Maus) hat demnach die Verabrei- chung yon Dijodtyrosin eine Steigerung der Stoffwechsel- prozesse zur Folge, die aber an das ganze jodhaltige Molekfil des Dijodtyrosins gebunden ist und sich in gleiehem MaBe durch anorganisehes Jod nicht erzielen l~Bt. Vergliehen mit Thyroxin ist Dijodtyrosin dagegen nur schwaeh wirksam.

Des weiteren wurde gepriift, ob dem Dijodtyrosin gegen- fiber Acetonitril irgendwelche Schutzwirkung zukommt. Als t6dliehe Dosis wurde o,9 mg Acetonitril pro Gramm Maus ermittelt. M~use beiderlei Gesehlechts, die im Verlaufe yon 8 Tagen mit einer Gesamtmenge yon o,32 mg Thyroxin vor- behandelt waren, erwarben dadurch eine vollkommene Sehutz- wirkung selbst gegen die doppelte und dreifache tSdliche Dosis Acetonitril, also 1,8 und 2, 7 mg Acetonitril pro Gramm Maus. Die gleiche Menge Dijodtyrosin war ohne EinfluB. Bei den in gleicher Weise mit der hundertfaehen Menge Dijodtyrosins vorbehandelten M~iusen ergab sich dagegen in der Reaktion ein auffallender Unterschied zwischen m~nnlichem und weib- liehem Geschlecht. \V~,hrend die MAnnehen eine nur geringe Schutzwirkung aufwiesen und schon der einfachen t6dlichen Dosis gr6Btenteils erlagen, wurde yon den Weibchen selbst die zwe i -nnd dreifaehe Menge beinahe ausnahmslos fiber- standen. Diese Sehutzwirkung des Dijodtyrosins t r i t t jedoch erst im Laufe mehrmaliger Verabreichung ein, da eine ein- malige snbcutane oder stomachale Zufuhr selbst groBer Men- gen Dijodtyrosins weder bei M~innchen noeh bei Weibchen eine nennenswerte Resistenz zur Folge hatte. Ob dieses unter- schiedliehe Verhalten yon m~innliehem und weiblichem Ge- schlecht in einem verschiedenen Verhalten der Schilddrfisen begrfindet ist, werden weitere Versuche lehren. (Au8 der Ab- teilung ]i~r experimentelle Biologie der Anatomischen Anstalt in 31i~nehen. )

PRAKTISCHE ERGEBNISSE. UBER SYCOSIS COCCOGENES.

Von

Prof. Dr. O. STUMPKE. Aus dem Dermatologisehen Stadtkrankenhaus II Hannover

(Direktor: Prof. Dr, G. STOMPKE).

W/~hrend die parasitAre Bartfleehte, die Trichophytie, sowohl in ihrer oberflAchlichen wie tiefen Form, im Gegen- satz zu der grogen Epidemie wAhrend des Ausgangs des Krieges, zur Zeit etwas in den Hintergrund gedrAngt ist und sich mehr oder weniger innerhalb der Grenzen h~tlt, in denen sie frfiher aufzutreten pflegte, w~hrend Ierner aueh die Mikrosporie-Endemie, wie wir sie seit etwa 51/~ Jahren hier in Hannover beobachten -- siehe unsere diesbezfigliehen Publikationen -- fast ganz zum Erl6schen gekommen ist, gilt das gleiche nicht I fir die durch Kokken hervorgerufene Barttlechte, yon der wir im Gegenteil im L a u f der letzten 2 Jahre ganz besonders viele chronische F~lle beobaehten konnten.

Die t3edeutung dieser Bartflechte beruht ja, ganz ab- gesehen yon der Frage ihrer Entstehung, einmal in der Ver- schiedenheit ihres VerlaufeS, der mannigfachen Ausg~inge dieser Affektion und zweitens in der zuweilen auBerordentlich schwierigen Behandlung.

]3ekanntlich ist die Sycosis coecogenes bedingt gr6Bten- tells dureh Staphylokokken, in der Mehrzahl der F~lle durch den St. aureus, in einer Minderzahl durch den St. citreus und albus, die in die Haarbalgtrichter eindringen und dort eine Entzfindung, spXter Eiterung hervorrufen, unter Beob- aehtung zweier verschiedener pathologiseh-anatomiseher Ge- websvorg~tnge, einmal n~imlieh unter Seh0nung de r Haar- papille und der :Keimschicht, in schweren F~llen mit Ein- schmelzung aueh der Umgebung, so dab Haarverlust und Narbe resultieren. Beide histologischen Verlaufsm6glichkeiten kSnnen sich klinisch dahin charakterisieren, dab in der Hauptsaehe eiue Erkrankung der Follikel allein vorliegt.

Dariiber hinaus beteiligt sich nun sowohl bei den akuten wie bei den chronischen F/~llen auch die Umgebung, und zwar meistens in Form einer einfachen Entzfindung, einer ein- faehen Dermatitis, gelegentlich aueh eines Ekzems, jedenfal!s in Form eines Prozesses, der nicht, wie bei der Follikeleiterung, zu Einschmelzungen des Gewebssubstrates fiihrt. Diese Ent- ztindung des umgebenden Gewebes leitet sich letzten Endes

von einer Peri/olliculitis her, wie sie ill der Mehrzahl der FMle auch im histologischen Bilde zu erkennen ist.

Rein klinisch betrachtet, XuBert sich das Bild der Bart- Ilechte bei den ganz milden Formen lediglich in einem be- sonderen Hervortreten der Follikel, die bei weiterem Verlaufe eine Eiterkuppe tragen und in diesen FAllen oft in typischer V~reise yon einem Haarschaft durchbohrt sind; ist der Ent- ziindungsprozeB irgendwie starker, so t r i t t dazu eine R6tung und Schwellung der gesamten befallenen Partie, die an manchen Teilen zu noch st~irkeren Gewebsalteratlonen, niim- lich zu N~issen und Borkenbildung, zu Ifihren pilegen. Das ist meistens das Bild der akuten Form der Bartflechte. Im geringeren Grade kann dieses ]3ild auch bei der chronischen Bartflechte vorhanden sein: doch sind R6tung und Schwel- lung und ganz besonders Nassen und Borkenbildung meistens nicht so ausgepriigt wie bei jener; hier ist im iJbrigen die Verfi~rbung auch meistens mehr eine bl~iulichrote, der Farb- ton ist nicht so satt ; die Schwellung zeichnet sich mehr dureh eine gewisse Harte aus.

Im iibrigen muB man wissen, dab die akuten Bilder der Bartflechte auch wAhrend des chronischen Verlaufes in Form. yon R~ckJf~llen immer wieder zur Beobachtung gelangen, so dab es, abgesehen yon der Anamnese, manchmal schwer- fallen kann, sofort die Situation in einwandfreier Weise fest- zustellen. Auf der anderen Seite gibt es selbstverst~ndlich auch F~ille yon chronischer 13artflechte, die jahre-, ja jahr- zehntelang ohne akute Rfickschfibe verlaufen und sich ledig- lich dutch eine gewisse harte Indurat ion der beteiligten Partien und yon Zeit zu Zeit auftretende Follikelreizungen dokumentieren.

Ganz besonders h~iufig sahen wir schwere Reizzustiinde bei der Bartflechte einmal dann, wenn es sich offenbar um eine ganz besonders massive In/ektion handelt, zweitens beobachteten wir sie bei besonders st~rken Reizen, z. I3. bei #hlerhafier Therapie, wie sie auf das erkrankte Gewebe ausgefibt werden, und endlich kommen derartige sehwere Entzfindungszust~nde mit besonderer Vorliebe auch bei Komplikationen vor, sei es in dem Sinne, dab beispielsweise ein Ekzem, eine Seborrhde, eine Psoriasis auf die ursprfingliehe chronische Bartflechte auigepropft wird, oder sei es gelegent- lich auch umgekehrt. Es wird im allgemeinen nicht allzu schwer sein, die eigentlichen Verh~ltnisse bei einer derartigen Superinfektion festzustellen.