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Verhandlungen der Soci6te fran6aise de dermatologie et de syphiligraphie. Sitzung yore 3. Juni 1909. Danlos, Apert und Flandin demonstrieren einen Mann mit Aorteninsuffizienz, ungleichm/il~iger E.ntwicklung beider KSrperh~lften und disseminierten grol}en Gef~l~naevi. Uberdies bestanden Gef~$dilatationen und Marmorierungen am K5rper. Die Autoren reihen den Fall unter die Diagnose ,Naevus varlqueux ost6o-hypertrophique u yon Klippel und Tr~naunay ein. Danlos und Flandin stellen einen Patienten vor mit s arkoid e n G e s c h w ii 1s t e n an den Wangen und an der Nase. An einer Gesehwulst der rechten Wange waren L u p u s k n 5 t c h e n zu konstatieren. Die Verf. weisen auf die enge Verwandtschaft der Sarkoide und des Lupus hin und reehnen beide Affektionen zur Hauttuberkulose. Brocq und Lustembaeher demonstrieren einen Fall yon S poro- trichose. de Beurmann und Guy Laroche. Eine 75j~hrige Patientin leidet seit 15 Jahren an einer Arthritis tuberculosa des rechten Schultergelenks. Vor etwa einem halben Jahre entwiekelte sich ein Lupus erythematodes im Gesieht, an der Mundschleimhaut und an der rechten Hand. An der U.nterlippe kam es auf einem Lupus erythematodes-Herd zur Entwieklung emes Epithelioms. de Beurmann und Guy Laroche reehnen mit der MSglichkeit, dal~ der Lupus erythematodes durch direkte bazill~re 0ber- tragung mittels des Eiters aus den Fistelu des tuberkulSsen Gelenkes entstanden sei. Balzer und Maillet demonstrieren einen 63j~hrigen Mann mit einem Erythema scarlatiniforme reeidivans, das im Verlaufe yon ungef/ihr 40 Jahren viermal aufgetreten ist, in der letzten Zeit aber h~iufiger rezidivierte. Atiologie unbekannt. Balzer, Mounegrat uud Maillet haben einen Fall yon tube- rSser Lues mit Elephantiasis mit einem neuen Arsenpr~parat ,benzolsulfoneparaaminoph~nilarsinate de sonde"behandelt und ein giinstiges Resultat erzielt. Sie heben die kr~ftige Wirkun~ des Mittels und die Unsch~dliehkeit desse[ben fiir den 0rganismus hervor. Balzer und Sevestre demonstrieren ein 22jiihriges M~dehen, das im achten Monate der Gravidit/it ein isoliertes Ekzem an den Finger- n~geln bekam. Balzer und Guenot demonstrieren ein 10j~hriges M~dchen mit Hydroa vaceiniforme. Die AnF~|le treten seit dem vierten Lebens- jahre an den unbedeckt getragenen KSrperstellen auf.

Verhandlungen der Sociéte française de dermatologie et de syphiligraphie

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Verhandlungen der Soci6te fran6aise de dermatologie et de syphiligraphie.

S i t z u n g y o r e 3. J u n i 1909.

Dan los , A p e r t und F l a n d i n demonstrieren einen Mann mit Aorteninsuffizienz, ungleichm/il~iger E.ntwicklung beider KSrperh~lften und disseminierten grol}en Gef~l~naevi. Uberdies bestanden Gef~$dilatationen und Marmorierungen am K5rper. Die Autoren reihen den Fal l unter die Diagnose , N a e v u s v a r l q u e u x o s t 6 o - h y p e r t r o p h i q u e u yon K l i p p e l und T r ~ n a u n a y ein.

D a n l o s und F l a n d i n stellen einen Patienten vor mit s a r k o i d e n G e s c h w ii 1 s t e n an den Wangen und an der Nase. An einer Gesehwulst der rechten Wange waren L u p u s k n 5 t c h e n zu konstatieren. Die Verf. weisen auf die enge Verwandtschaft der Sarkoide und des Lupus hin und reehnen beide Affektionen zur Hauttuberkulose.

B r o c q und L u s t e m b a e h e r demonstrieren einen Fall yon S p o r o - t r i c h o s e .

de B e u r m a n n und G u y L a r o c h e . Eine 75j~hrige Patientin leidet seit 15 Jahren an einer Arthritis tuberculosa des rechten Schultergelenks. Vor etwa einem halben Jahre entwiekelte sich ein Lupus erythematodes im Gesieht, an der Mundschleimhaut und an der rechten Hand. An der U.nterlippe kam es auf einem Lupus erythematodes-Herd zur Entwieklung emes Epithelioms. de B e u r m a n n und G u y L a r o c h e reehnen mit der MSglichkeit, dal~ der Lupus erythematodes durch direkte bazill~re 0be r - tragung mittels des Eiters aus den Fistelu des tuberkulSsen Gelenkes entstanden sei.

B a l z e r und M a i l l e t demonstrieren einen 63j~hrigen Mann mit einem E r y t h e m a s c a r l a t i n i f o r m e r e e i d i v a n s , das im Verlaufe yon ungef/ihr 40 Jahren viermal aufgetreten ist, in der letzten Zeit aber h~iufiger rezidivierte. Atiologie unbekannt.

B a l z e r , M o u n e g r a t uud M a i l l e t haben einen Fall yon t u b e - r S s e r L u e s m i t E l e p h a n t i a s i s mit einem neuen Arsenpr~parat , b e n z o l s u l f o n e p a r a a m i n o p h ~ n i l a r s i n a t e de s o n d e " b e h a n d e l t und ein giinstiges Resultat erzielt. Sie heben die kr~ftige Wirkun~ des Mittels und die Unsch~dliehkeit desse[ben fiir den 0rganismus hervor.

B a l z e r und S e v e s t r e demonstrieren ein 22jiihriges M~dehen, das im achten Monate der Gravidit/it ein isoliertes E k z e m an d e n F i n g e r - n ~ g e l n bekam.

B a l z e r und G u e n o t demonstrieren ein 10j~hriges M~dchen mit H y d r o a v a c e i n i f o r m e . Die AnF~|le t reten seit dem vierten Lebens- jahre an den unbedeckt getragenen KSrperstellen auf.

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Gaueher und D r u e l l e stellen einen Patienten vor mlt Ulcera mollia am Penis, an der Zunge und der rechten Mandel. (~bertragung auf Zunge und Tonsille durch Cunnflinguus. Verlauf normal.

Gaucher und Sol t ra in . Ein Mann yon 69 Jahreu leidet an eh ro - n i s e h e r P u r p u r a des K6rpers besonders der unteren Extremit~iten und zahlreiehen Teleangiektasien. Der Blutdruek ist erhSht und der Urin enth~ilt eine Spur EiweiI3. Im Blut besteht Eosinophilie (10 bis 13%). Als Ursache der Blutung wird yon den Autoren eine Sklerose der Gef~l~- kapillaren angeuommen.

B r a u l t beriehtet fiber einen Pferdew~irter, der an einem Gesehwfir am linken ttandgelenk, Lymphangitis am Vorderarm, kubitalen und axfl- laren Drfisen lift. Patient hatte ein Pferd zu besorgen, welches an a f r i k a n i s c h e m R o t z lift und B r a u l t ist geneigt, die Ai~ektion des /~Iannes mit derjenigen des Pferdes zu identifizieren, obwohl ihm der Naehweis des Kryptokokkus yon Rivolta nieht gelungen ist.

S i t z u n g v o m 1. J u l i 1909.

B a l z e r warnt vor der Verabreichung des neuen Arsenikpr~parates , H e c t i n " bei alten Leuten mit viszeralen Erkrankungen und bei Indi- viduen, die an einer Erkrankung des Augenhintergrundes und des 0ptikus leiden.

Danlos und F l a n d i n demonstrieren eine 66j~hrige Patientin mit einer papillomatSsen und krustSsen Ulzeration des Nasenrfickens, die den Eindruck einer Tuberkulose machte. Daneben bestanden eine Perforation des knorpeligen Nasenseptums mit Wueherungen an den R~nden und ver- sehiedene fistulSse, zum grSl~ten Teil in Abheilung begrii~ene Hautliisionen. Die mikroskopisehe Untersuchung spraeh ebenfalls ffir Tuberkulo~e. Der Kulturversuch ergab aber, da~ es sich um eine S p o r o t r i e h o s e handelte; es ist das der erste Fall yon Sporotrichose der Nasensehleimhaut, der beobachtet wurde.

P a u l t r i e r und L u t e m b a e h e r demonstrieren einen Fall yon S p o- r o t r i c h o s e im Gesicht~ der das klinisehe Bild eines tuberSsen Lupus darbot. Der erste Kulturversueh fiel negativ aus. Eine daraufhin vorge- nommene subkutane Injektion von abgetSteten Sporotrichonpiizen ergab eine charakteristische lokale und allgemeine Reaktion. Ein zweiter Kultur- versueh ffihrte zu einem positiven Resultat. P a u l t r i e r und L u t e m - b a c h e r glauben, da~ die positive subkutane Kutisreaktion diagnostiseh verwertet werden kSune.

P a u l t r i e r und F e r n e t zeigen einen llj~hrigen Knaben mit pa- p u ] o - n e k r o t i s c h e n T u b e r k u l i d e n im Gesieht und an den Extre- mit~ten, besonders Vorderarmen und H~inden. Die Effloreszenzen glichen infizierten PrurigoknStehen. Die intrakutane Tuberkulininjektion verlief positiv und das histologisehe Bild der L~sionen war eharakteristiseh ffir Tuberkulide.

Broeq, P a u l t r i e r und F e r n e t demonstrieren einen Fall yon dif- fusem Lymphadenom des Gaumens und der Zunge, das sich auf Medika- mente und Radiumapplikationen nur wenig besserte. Das Infiltrat bestand zum grSl~ten Tell aus Plasmazellen. Blutbefund ziemlieh normal, dagegen bestanden leichte Manifestationen yon Tuberkulose an der Lunge und Drfisenschwellungen.

P a u l t r i e r berichtet fiber einen Fall yon P a r a p s o r i a s i s mit starker Ausbreitung fiber den ganzen KSrper mit Ausnahme der Hand-

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teller und Beugeseite der Finger. Die Effloreszenzen waren vielfach kon- fluierend, sehr klein und zah]reicb. ~ach P a u l t r i e r stellt der Fall eine Zwiscbenform dar zwisehen der Parapsoriasis ,en goutte" und der liohe- noiden Parapsoriasis.

P a u l t r i e r stellt einen ~6js Patienten vor, der bis zum 12. Jahre an Bronchitiden und Laryngitiden lift, yon da an Hauterschei- nungen bekam in Form yon prurigo~ihn]icben KnStchen, genera]isierten Ekzemen und Lichenifikationen. Sobald die Hauterscheinungen gebessert wurden, traten jeweilen wieder krankhafte Erscheinungen yon Seite der Bro~chialschleimhsut auf, so da~ Patient darauf verzichtete, die Haut- erscheinnngen ganz auskurieren zu lassen. Verf. konstatiert eine Weehsel- wirkung zwischen den Erseheinungen der Haut und der Bronchfen und nimmt an, es handle sich nur um verschiedene Lokalisationsstellen ein- und desselben krankhaften Prozesses.

de B e u r m a n n und Vernes refericren fiber einen Fall yon t u b e- r S s e r L e p r a , bei dem die Sensibilit~it der Leprome zum grSl~ten Tell erhalten war. Verf. sehen in der An~sthesie nicht mebr ein sieberes Zeiehen ffir Lepra; Sensibilit~tsstSrungen zeigen wahrscheinlich nur diejenigen Knoten, welche im Bereiche eines erkrankten Herdes liegen.

de B e u r m a n n und Laroche berichten fiber einen Fall yon Xan- t h o m infolge von Chomiimie. Die betreffende Patientin litt mehrere Jahre an lkterus, starkem Jucken und multiplen Xanthomen. Bei den versehie- denen operativen Eingriffen konnten eine chronische Entziindung der Gallenblase und der Gallenausfiihrungsg~nge nebst Steinbildung konsta- tiert werden. Von Xanthombildung in der Leber konnte nichts nachge- wiesen werden.

F l i l i an demonstriert eine 35j~hr. Patientin mit drci atrophisehen Hautstellen am Nacken. Die Affektion begann mit stecknadelkopf- his linsengroSen follikul~ren Flecken, die im Zentrum entsprechend dem Haarfollikel eine kleine Einsenkung zeigten. Von KnStchen war hie etwas zu konstatieren. Die F]ecke flossen allms zusammen und bildeten plaquefSrmige Stellen yon blendendweil]erFarbe, ttistologiseh handelte es sich um eine Atrophie der Haut mit byaliner Degeneration des Binde- gewebes. M i l i a n h~lt die Affektion ffir einen L i c h e n a t r o p h i c u s (Hallopeau), mfchte aber, da die Bezeichnung Lichen unzutreffend sei, die Affektion lieber , L e u k o d e r m i a a t r o p h i e a p u n c t a t a " benannt wissen.

Hal lopeau und F ran~o i s -Da inv i l l e haben bei Unterkieferdriisen- schwellung eine 5% A t h i o n s a l b e einreiben lassen, worauf eine bu l - 15se D e r m a t i t i s ohne Erythem auftrat. Die Verf. sehen in diesem Falle eine Bestiitigung der Ansieht, dal~ jedes Medikament eine ibm eigentfimliche Reaktion bedinge.

Hal lopeau und Fran0o i s -Da inv i l l e demonstrieren einen hoch- gradigen Fall yon t u b e r o - s e r p i g i n S s e r L u e s im Gesieht.

Desmoul i~re und Lafay. Um die Injektionen 15slieher Hg-Salze mSglichst schmerzlos zu machen, empfehlen D e s m o u l i ~ r e und L a f a y fo]gende Formeln :

Hydrarg. benzoic. 1,0 Natr. chlorat, pur. 1,0 Saccharose pur. 10,O

Aq. dest. sterilis, q. s.p. 100cm s. Die LSsung sell mittels Filtration sterilisicrt werden; ebenso die

folgende Lfsung, d~e angeb]ich sehr gut vertragen wird: Hg. bijod, recent, parat. 1,0 Natr. jod. pur. et siccat. 1,0 Saceharos. pur. I0,0 Aq. dest. sterilis, q. s. p. 100 c~ s.

Arch. f. Dermat. u. Syph, Bd, CL 96

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402 Yerh. d. Soci6t6 fran~aise de dermatol, et de syphiligraphie.

C i v a t t e ist die h~ufige Kombination von peripil~ren Syphiliden mit Ir i t iden bei Frauen aufgefallen.

B a l z e r und M a i l l e t demonstrieren einen 63j~hrigen Mann, der seit fast 40 Jahren an einem rezidivierenden , E r y t h e m a s c a r l a t i n i - f o r m e d e s q u a m a t i v u m " leidet. In der letzten Zeit haben sich deut- liche Zeiehen yon Lungentuberkulose geltend gemaeht. Ob die Haut- erscheinungen mit der Tbc. pulm. im Zusammenhaug stehen, wagen die Verf. noch nicht zu entseheiden; vorerst wollen sie das Resultat der intrakutanen Kutisreaktion abwarten.

B a l z e r und M a i l l e t demonstrieren einen Fall yon F o 11 i e u 1 i t i s oder yon A c n e d e c a l v a n s , der im Verlauf yon 7 bis 8 Monarch zum fast vollst~ndigen Haarverlust des oberen Teiles des behaarten Kopfes fiihrte nebst konsekutiver Narbenbildung. Der Tr~ger dieser Affektion ist 38 Jahre alt und stammt aus Calametta in Grieehenlaud, wo der Haarverlust namentlich bei Frauen h~ufig vorkommen soil.

N laso t t i demonstriert einige you D a n l o s in den Jahren 1902 und 1904 mit Radium behandelte F~lle. Die Resultate scheinen namentlieh bei E.pitheliomen naeh den beigefiigten Photographien gfinstig ausgefallen zu sere. N I a s o t t i warnt davor, solche F~lle kurze Zeit nach der Be- handlung als geheilt vorzustellen.

N i c o l a s und R i b o l l e t demonstrieren eine 34j~hrige Patientin, bei der sieh nach der Vakzination an den abgeheilten Impfstellen typisehe Psoriasisherde entwiekelten, die allmiihlieh yon einer generalisierten Eruption gefolgt waren. Die Autoren sehen in der Vakzination nur ein leiehies Trauma, an das sieh die drohende Psoriasis angesehlossen hat.

B r a u l t berichtet fiber zwei bei eingebornen Muselm~nuern Algiers beobaehtete F~lle yon A 1 o p e e i a a r e a t a; es sind das die ersten F~lle, die Verfi seit seinem 17jiihrigen Aufenthalt in Algier bei den Eingebornen beobachten konnte.

B r a u l t hat ein E p i t h e l i o m d e s P o r t i o bei einer K a b y l i n beobachtet

B r a u l t konnte fast drei Jahre alte ausgetrocknete Kulturen yon 0 o s p o r a M a d u r a e weiter ziichten. Bei ~lteren Kulturen besonders auf festen N~ihrbSden zeigten sieh h~ufig F~.rbungserseheinungen, die von wei~ in graurosa, hellrosa, weinrote und dunkelrote Farben fibergingen, um schliel~lieh einen Keramellfarbenton anzunehmen.

Referiert nach dem Bulletin de la soci~t~ fran~aise de Dermatolog. et Syphil. 1909. Nr. 7. Max W i n k l e r (Luzern).