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(Aus der Landwirtsehaftliehen Versuehsstation, RostockZ.) VERSUCHE 13BER DIE ,,BELIEBTHEIT" EINIGER GETREIDE- ARTEN BEIM HUHN. Von CARLHEINRICH ENGEL1E[ANN. Mit 1 Textabbildung. ( Eingegangen am 1. Februar 1940.) Inhaltsiibersicht. seitr Einleitung und Methode ........................ 525 Versuche fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten .......... 528 Versuche fiber die Bedeutung der Form fiir die Beliebtheit einiger Getreidearten 533 Versuehe fiber die Bedeutung derFarbe ffir die Beliebtheit einiger Getreidearten 536 Versuche fiber die Bedeutung yon Form und Farbe ffir die Beliebtheit einiger Getreidearten ........................... 540 Zusammenfassung ........................... 543 Schrifttum .............................. 544 Einleitung und Methode. Beobachtungen an Hiihnern ergaben, dal3 die Tiere, wenn sie mit einem Gemiseh verschiedener Getreidearten (Weizen, Roggen, Gerste und Haler) gefiittert wurden, eine gewisse ,,Vorliebe" fiir bestimmte Getreidearten hatten: die Htihner piekten sich zuns vorzugsweise die KSrner einer Getreideart, vornehmlich Weizen, heraus, ehe sie an die iibrigen herangingen. Mitunter wurden KSrner einer Getreideart (Haler) vSllig unbeachtet liegen gelassen. Naeh den bisherigen Ergebnissen der Versuche fiber den Geschmaeks- sinn des Huhns (ENGELMAN• 1934 und 1937) lag es nahe, in dieser Be- vorzugung einzelner Getreidearten eine durch verschiedenen Gesehmack der KSrner bedingte Wahl zu vermuten. Es wurden deshalb genaue Versuche durchgeffihrt. Die Versuchstiere waren teils dieselben Htihner, die bereits 1937 zu den Versuehen gedient hatten, teils deren Nachzucht. Im ganzen wurde mit 8 Schwarzen Zwergkoschins, 4 Schwarzen Bantams und 5 Silber Sebrights gearbeitet. Einige vergleiehende Prfifungen wurden wie 1937 mit einer ,,gro~en" Hfihnerrasse (Wefl3en Wyandottes) angestellt. Die zu den Versuchen benutzten Getreidearten stammten zum grSl3ten Teil aus Ernten der Versuchsfelder der Landwirtschaftlichen Versuchs- station, Rostock. An Sorten wurden benutzt: Carstens Diekkopf Winter- weizen, Petkuser Winterroggen, Siegeshafer, ein Gerstengemiseh, ein Mais fraglicher Sorte und gelbe Viktoriaerbsen. z tterrn Prof. Dr. NEm~ING,dem Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchs- station, Rostock, danke ich daffir, dal3 er durch (~berlassung eines Stalles es mir ermSglichte, diese Versuehe mit meinen Hfihnern weiterzuffihren. Z. f. vergl. Physiologie. Bd. 27. 35

Versuche über die „Beliebtheit“ einiger Getreidearten beim Huhn

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(Aus der Landwirtsehaftliehen Versuehsstation, RostockZ.)

VERSUCHE 13BER DIE , ,BELIEBTHEIT" E I N I G E R GETREIDE- ARTEN BEIM HUHN.

Von CARLHEINRICH ENGEL1E[ANN.

Mit 1 Textabbildung.

( Eingegangen am 1. Februar 1940.)

Inhaltsiibersicht. seitr Einleitung und Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 525 Versuche fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten . . . . . . . . . . 528 Versuche fiber die Bedeutung der Form fiir die Beliebtheit einiger Getreidearten 533 Versuehe fiber die Bedeutung derFarbe ffir die Beliebtheit einiger Getreidearten 536 Versuche fiber die Bedeutung yon Form und Farbe ffir die Beliebtheit einiger

Getreidearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 540 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 Schrifttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 544

Einleitung und Methode.

Beobachtungen an Hiihnern ergaben, dal3 die Tiere, wenn sie mit einem Gemiseh verschiedener Getreidearten (Weizen, Roggen, Gerste und Haler) gefiittert wurden, eine gewisse ,,Vorliebe" fiir bestimmte Getreidearten hatten: die Htihner piekten sich zuns vorzugsweise die KSrner einer Getreideart, vornehmlich Weizen, heraus, ehe sie an die iibrigen herangingen. Mitunter wurden KSrner einer Getreideart (Haler) vSllig unbeachtet liegen gelassen.

Naeh den bisherigen Ergebnissen der Versuche fiber den Geschmaeks- sinn des Huhns (ENGELMAN• 1934 und 1937) lag es nahe, in dieser Be- vorzugung einzelner Getreidearten eine durch verschiedenen Gesehmack der KSrner bedingte Wahl zu vermuten. Es wurden deshalb genaue Versuche durchgeffihrt.

Die Versuchstiere waren teils dieselben Htihner, die bereits 1937 zu den Versuehen gedient hatten, teils deren Nachzucht. Im ganzen wurde mit 8 Schwarzen Zwergkoschins, 4 Schwarzen Bantams und 5 Silber Sebrights gearbeitet. Einige vergleiehende Prfifungen wurden wie 1937 mit einer ,,gro~en" Hfihnerrasse (Wefl3en Wyandottes) angestellt.

Die zu den Versuchen benutzten Getreidearten stammten zum grSl3ten Teil aus Ernten der Versuchsfelder der Landwirtschaftlichen Versuchs- station, Rostock. An Sorten wurden benutzt: Carstens Diekkopf Winter- weizen, Petkuser Winterroggen, Siegeshafer, ein Gerstengemiseh, ein Mais fraglicher Sorte und gelbe Viktoriaerbsen.

z tterrn Prof. Dr. NEm~ING, dem Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchs- station, Rostock, danke ich daffir, dal3 er durch (~berlassung eines Stalles es mir ermSglichte, diese Versuehe mit meinen Hfihnern weiterzuffihren.

Z. f . ve rg l . P h y s i o l o g i e . Bd . 27. 35

526 Carlheinrich Engelmann:

Allen Tieren wurden die KSrner - - bei Weizen, Roggen, Gerste und Haler 10---15, bei Erbsen und M~is 4 5 KSrner - - auf einer grauen Pappunter lage yon 20 X 10 cm geboten.

Diese Anzahlen entsprachen sich ungefiihr nach dem Gewich~. Sie wogea zwischen 0,5 und 0,75 g mit Ausnahme des MaiSes, yon dem 4 KSrner etwa 1,50 g wogen. Wegen der genaueren Auswertung der Versuche war es indes unerl/~l~lich, nicht 2, sondern 4 Maisk6rner zu reichen. Die verh/~ltnism/il~ig hohe Anz~hl K6rner wurde gew~hlt, um den Tieren jede MSglichkeit eines ikbz/~hlens zu nehmen. Nach K o ] ~ L ~ (Literatur bei KOE~L~R 1937) sind Tauben imstande, bis zu sechs yon sieben K6rnern zu unterscheiden.

Der Abstand der beiden gereichten KSrnerhaufen betrug etwa 15 em. Es wurden den Hfihnern stets ]e zwei verschiedene Getreidearten nebenein- ander geboten. Die Lage (links oder rechts) der jeweils vorgesetzten zwei KSrnersorten wurde dauernd variiert.

Bei Beginn der ti~glichen Versuche fral~en die hungrigen t t i ihner zun/~chst gierig beide Getreidesorten restlos auf, und erst naeh Erreichung einer gewissen S/s - - d. h. nach einer mehr oder weniger groBen Anzahl yon Einzelversuchen - - /~nderte sich ihr Verhalten insofern, als sie nunmehr die K6rner der einen Getreideart (z. B. Weizen) weiterhin auffral~en, w/ihrend sie jene der anderen Getreideart (z. B. Roggen) un- beachtet liegen liel~en. Diese ~nderung des Verhaltens konnte sieh plStz- lieh oder allm/~hlich vollziehen. Ha t t en die Tiere an einem Tage eine der- artige Auswahl zwischen zwei Getreidearten getroffen, dai~ sie nur noch die eine fral~en, die andere aber nieht mehr, so nahmen sie am darauf- folgenden Tage beide zun/~chst wiederum unbekiimmert an - - bis eben nach Eintr i t t eines bes t immten S/~ttigungsgrades die Ablehnung der einen Getreide~rt und die alleinige Annahme der anderen von neuem einsetzte. Auch naeh vielen Tagen ha t ten die Hfihner nicht ,,gelernt", auf das lieber angenommene Fut te r sich zu beschr/~nken. Untersehiede im Verhalten der benutzten Rassen und im Verhalten der Individuen der gleichen Rasse ergaben sieh nur ausnahmsweise, diese F/~lle werden bei don betreffenden Versuchen geschildert.

Dafiir, dab die Htihner 2 Getreidearten erhielten, war folgendes Verhalten be- stimmend: Wurden ihnen nur zwei K6rnerhaufen geboten, so konnte nie beobachtet werden, dab die I-Iiihner zwischen den Schalen hin und her lie~en, wie es JAE~SC~ fiir 4 Futterquellen schfldert. Vielmehr wurde stets eine der beiden Sorten auch nach Erreichung des oben erwi~hnten Sattigungsgra~les restlos aufgenommen, die andere v611ig ubgelehnt.

Es ]assen sich folgende Abar ten des Verhaltens unterseheiden: 1. Die Hfihner fressen die KSrner beider gereichten Getreidearten entweder restlos auf oder nehmen yon der einen Getreideart alle, yon der anderen mehr als 3 K6rner bzw. (bei Mais und Erbsen) mehr als 1 Korn auf. 2. Die lLIiihner lassen die eine Getreideart nach Aufnahme yon wenigen (1--3) K6rnern oder bloBen Piekversuchen oder, ohne sie fiberh~upt zu beachten, liegen, w/~hrend sie die andere ohne weiteres restlos auffressen. Die Reakt ion 1 wurde fiir beide Getreidearten als ,,Annahme" gewertet,

Versuehe fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim Huhn. 527

die Reak t ion 2 fiir das k a u m oder n ieht mehr beachte te Getreide als , ,Ablehnung". D a auch nach der Verweigerung der einen Getre idesor te die andere bis zur S/~ttigung der Tiere restlos gefressen wurde, sich das H u h n ihr gegen/iber also entspreehend Fa l l 1 verhiel t , ga l t die R e a k t i o n 2 s te ts nur fiir eine der beiden Get re idear ten als Ablehnung, ffir die andere als Annahme.

Die denkbare 1%aktion, dab ein Huhn yon der einen Futterquelle nur wenige (z. B. 2) K6rner annahm, yon der anderen dagegen gar keine - - was einer Ablehuung beider Futtermittel entspr/~che - - wurde nie beobachtet. Wenn ein Huhn also so weir ges/~ttigt war, dab es sozusagen nur noeh fiir 2 K6rner ,,Platz" hatte, dana ging es nicht mehr an die Futterstelle: clas Tier s~rebte dann seinem, yon dem Ver- suchsraum abgegitterten Stall zu, um sich seinen Artgenossen wieder anzuschliel]en.

Ein Sonderfal l der Reak t ion 1 bes tand dar in , dal] die Hfihner n icht erst dann zu dem zweiten KSrnerhaufen gingen, um ihn zu verzehren, so. ba ld sie den ers ten - - an den sie zuf/illig zuerst gera ten waren - - auf- gefressen ha t t en , sondern berei ts schon d~nn, wenn sic yon le tz terem erst einige KSrner aufgenommen hat ten . Da sie in diesem Fal le die zuers t anscheinend verschm/~hte Getre ide~r t s tets im AnschluB an die Aufnahme des zweiten KSrnerhaufens aueh noeh aufpiekten, war hier das der Reak- t ion 1 zugrunde l iegende Geschehen, ns die Aufnahme aller gebotenen KSrner , ebenfalls verwirkl ieht . I n diesem Fal le hande l te es sieh often- siehtl ich u m eine Bevorzugung der einen, g le ichsam erst beim Erreiehen des n/s gelegenen KSrnerhaufens wahrgenommenen, Get re idear t vor der anderen, ohne dab es berei ts zur Ablehnung dieser, zuf~llig zuers t erreiehten, kam. Die diesem Verha l ten zugrunde l iegende Bevorzugung wurde noeh deutl ieher, wenn die yon l inks oder rechts an die Pappun te r - lage he ran t r e t enden Hi ihner yon der ihnen zun/s gelegenen Getreide- sorte i ibe rhaup t kein Korn mehr fraBen, sondern gleieh zu dem ent- fernteren K6rnerhaufen gingen und sich erst, naehdem sie hier aUe KSrner versehlungen ha t t en , dem urspri ingl ieh n/~heren KSrnerhaufen zuwandten , um ihn ebenfalls zu verzehren. I n entspreehender Weise wurde es aueh als , ,Bevorzugung" gewertet , wenn ein Huhn, aus der Mit te des l~aumes kommend, yon beiden F u t t e r p r o b e n gleieh welt ent- fernt , an die Pappun te r l age t r a t : die Getre idear t , die nun zuers t ge- fressen wurde, ga l t gegeniiber der anderen, ebenso leicht zu erre iehenden als , ,bevorzugt" . Diese , ,Bevorzugungsreakt ionen" gingen gew6hnlieh der I~eaktion 2 voraus : es hande l te sieh hier mi th in urn eine Untersehei- dung zweier gebotener Getre idear ten , ohne dab es berei ts zur Ablehnung der einen gegen/iber der anderen kam.

Bei den Versuchen mit Getreideschroten wurde dem rein geschroteten Getreide (Siebdurehmesser 1,0 ram) so viel Wasser zugesetzt - - etwa 25 cem auf 50 g Sehrot - - bis aus dem Schrot eine knetbare Masse hergestellt werden konnte. Hieraus wurden Ballen yon ungef/~hr 1 g Gewicht geformt, die von den Hfihnern leieht mit einem Male versehluckt werden konnten, und auf derselben Pappunterlage in Glassch~l- chen yon 3,7 X 3,7 • 1,4 cm vorgesetzt. Als ,,Annahme" galt es bier, wenn der Sehrotballen yon den Hiihnern gefressen wurde. Als ,,Ablehnung", wenn die Tiere

35*

528 Carlheinrich Engelmann:

einmal oder mehrmals an dem Schrotklumpen pickten, ohne ihn zu ffessen oder ihn vSllig unbeachtet liegen tiei~en.

Bei der Auswertung der Versuche wurde die Hi~ufigkeit, in der die Reaktion 1 auftrat , in Prozenten, bezogen auf die Gesamtversuehe, ausgedrfickt. Wenn im folgenden yon der Annahmeh~iu]igkeit einer Getreideart zu 80% z.B. gesprochen wird, bedeutet es, dab in 80% der Fi~lle die Reaktion 1 und in 20 % der F~lle die Reaktion 2 ausgefiihrt wurde. Die ,,Bevorzugung" konnte ebenfalls in Prozenten, bezogen auf die , ,Annahme", d. h. die jeweilige Anzahl der ,,Reaktion 1", ausgedriiekt werden. Es wird also im folgenden zwischen der , ,Annahme" einer Ge- treideart, dargestellt als Prozent der Gesamtversuehe (Annahme ~- Ab- lehnung), und ihrer ,,Bevorzugung", ausgedrfickt in Prozenten der An- nahme ( G e s a m t v e r s u c h e - Ablehnung), streng untersehieden.

Versuehe fiber die ,,Beliebtheit" verschiedener Getreidearten. Die vier haupts~chlichen Getreidefuttersorten Mais, Roggen, Gerste

und Ha/er wurden den Htihnern jeweils neben Weizen geboten. Die Htihner fraBen den Weizen in allen Versuehen restlos auf - - Reaktion 1 - - ganz gleich, neben welchem Getreide er geboten wurde. Die iibrigen Getreidearten wurden innerhalb eines ti~gliehen Versuches fffiher oder sparer abgelehnt - - Reaktion 2. Der Beginn der Ablehnung ist bei den einzelnen Getreidearten verschieden, er ist aber fiir ]ede einzelne Getreide- ar t konstant. Als MaB der Ablehnung wurde der Prozentsatz der Hi~ufig- keit der Reaktion 1 bei den Gesamtversuehen gewertet. So wurde z. B. bei den Versuchen mit Weizen und Mais letzterer zu 82,2 % - - Reaktion 1 - - a n g e n o m m e n , zu 17,8% - - Reaktion 2 - - abgelehnt. Entspreehend der versehiedenen Hi~ufigkeit ihrer Annahme neben Weizen li~Bt sich unter den ffinf Getreidearten eine Ranffordnung aufstellen: Weizen> Mais ~ Roggen ~ Gerste ~ Ha/er.

Diese Rangordnung soll als ,,Reihen]olge abnehmender Beliebtheit" (1:r a.B.) bezeichnet werden. Dem in den Versuehen mit festen Futterstoffen stets 100%ig gefressenen Weizen kommt demnaeh in seiner Bedeutung als Vergleichsmittel eine ~hnllehe Stellung zu wie dem bei den Versuehen mit fltissigen Sehmeckstoffen ebenfalls (mit Ausnahme der Versuche mit Zuckern) stets angenommenen Wasser. Die aus den Vergleichsversuchen mit Weizen sieh ergebende Stellung einer Getreideart innerhalb der ,,R. a.B." bleibt auch bei allen weiteren Versuchen mit den anderen Gliedern der Reihe im ganzen erhalten. Eine neben Weizen h~ufiger angenommene Getreideart (z. B. Mais) wird auch bei unmittelbarer Darbietung neben einer nebenWeizen weniger hs angenommenen Getreideart (z. B. Gerste) yon den Hiihnern dieser vorgezogen, d .h . h~ufiger gefressen als diese.

In Ubereinstimmung mit den Versuchen mit flfissigen Schmeckstoffen nimmt dabei die Annahmeh~ufigkeit eines Sehmeckstoffes oder Futter- mittels zu, wenn beide nieht neben einem stets zu 100% angenommenen

Versuche fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim Huhn. 529

Tabe l l e 1. Es wird angenommen neben:

W e i z e n

Mais . . . . .

Roggen . . . Gerste . . . .

Haler . . . .

I n %

82,2 ~= 3,5 50,4 • 4,3

37,5 ~ 3,6

18,3 ~ 3,1

D i f f e r e n z

} 31,8 • 5,6 } 12,9 ~ 5,6 } 19,2 + 4,8

D i f f e r e n z m DHfe renz

5,7

2,3

4,0

141

135

153

Tabe l l e 2. Es wird angenommen neben

Dif f e r enz !~Iais I n % D i f f e r e n z n

m Di f f e renz

64,2 • 3,0

75,0 • 2,8

43,6 =~ 3,5

Roggen . . .

Gerste . . . .

Haler . . . .

} 10,8 ~ 4,7 } 31,4 • 4,5

2,3

6,99

251

243

197

Tabe l l e 3. Es wird angenommen neben:

R o g g e n I n % Di f fe renz

Gerste . . . . 96,2 • 1,4 | Haler . . . . 41,5 • 3,8 f

Mitte l (Wasser oder Weizen), sondern neben e inem - - im Vergleichsver- such mi t Wasse r oder Weizen - - weniger h~ufig angenommenen stehen. (Vg]. Tabel le 1 4 und E N G ~ L ~ 1934, S. 638 und ENGELi~IANI~ 1937,

54,7 -4- 4,05

Dif fe renz n

m Di f f e r enz

13,5 178 164

T a be l l e 4. Es wird angenommen neben:

G e r s t e I n % n

Haler . . . 57,! • 2,8 319

S. 452 und 454.) Dieser t reppenfSrmige Anst ieg der Annahmewer t e der weniger be l iebten F u t t e r m i t t e l geht aus den Tabel len (1---4) deu~lich hervor. Gerste z .B . , die neben Weizen zu 37,5% 4 - 3 , 6 % geffessen wurde (Tabelle 1), wird neben Mais zu 75 ,0%4-2 ,8% (Tabelle 2), neben Roggen zu 96,2 % ~= 1,4% angenommen! Die Annahmehi~ufigkeit n i m m t also u m so mehr zu, je t iefer das gleichzeitig gereichte Getreide in der , , l~.a.B." s teht . Abgesehen yon den Versuchen mi t Roggen bei gleich- zeit iger Darb ie tung von Gerste s ind die Differenzen zwischen der An- nahmeh~iu]igkeit des zu 100% und des nicht zu 100% angenommenen Ge- treides stets statistisch gesichert. Die jeweilige grSBere Bel iebthei t des einen gegenfiber dem anderen, gleichzeitig gebotenen Fu t t e rge t r e ide - - d . h . aber die Stel lung jeder Get re idear t in der , ,Reihenfolge abnehmender Be l ieb the i t " is t mi th in e inwandfre i gesichert. Gerste und Roggen scheinen fiir das t t u h n wei tgehend ~hnlich zu sein.

530 Carlheinrich Engelmann:

Dieselbe , ,R.a.B." konnte auch mit Tieren einer groBen Rasse (Wyan- dottes) bestatigt werden.

Einige wenige Versuche wurden mit Reis gemacht. GroBk6rniger Reis wurde neben Weizen zu 82,9%-4-2,2% angenommen, der Weizen zu 99,3% • 0,6%,

Diff n = 286. Die Differenz betr~gt 16,4% • 2,27%, m Diff -- 7,08. Die Differenz ist

mithin einwandfrei statistisch gesichert. Die nicht 100%ige Annahme des Weizens beruht darauf, dab eins der Tiere zweimal den Weizen ablehnte zugunsten des Reises - - sonst machte es keinen Unterschied zwischen beiden K6rnerarten - - w~hrend alle anderen Hiihner den Weizen eindeutig bevorzugten und h~ufiger ffaBen. Es ist also nicht richtig, wenn JA~sc~ (1939, S. 237) bemerkt, dab Hiihner groB- k6rnigen Reis ,,allem anderen Futter vorziehen".

Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe lassen noch nichts dariiber aussagen, warum die Hi~hner eine Getreideart lieber ]ressen als die andere. Die verschiedene Beliebtheit kSnnte auf Unterschieden der Form, der Farbe oder des Geschmacks beruhen. Es k6nnte im Falle des Maises z .B. die auffallende, leuchtend gelbrote Farbung die Aufmerksamkeit der Tiere besonders erregen. Auffallig war es jedenfalls bei den Versuchen mit Weizen und Mais, dab die Hfihner anfangs den Mais stets zuerst auf- suchten, also bevorzugten (S. 527), nach Erreichung einer gewissen sat t igung aber verweigerten! (Tabelle 1). In allen anderen Fallen ging die Bevor- zugung der einen Getreideart der Ablehnung der anderen vorans.

Wieweit die Aufnahmehaufigkeit einer Getreideart dutch Verande- rung ihrer Form verschoben werden kann, geht aus Versuchen mit Weizen und geschiiltem t tafer hervor. Dieselben Tiere, die natiirlichen t tafer zu 18,3% • 3,1% (S. 529) annahmen, fral3en geschalten Haler zu 90,0% • 2,6% (n = 134), den Weizen in beiden Fallen zu 100%. Hier geniigte also die Entfernung der Spelzen, um das unbeliebteste Getreide zu einem gern aufgenommenen zu machen. Die Tatsache, dab die Hiihner die dunklen, behaarten spelzenfreien HaferkSrner, die in ihrer Form teils dem Weizen, teils dem Roggen ahnlich waren, auch jetzt noch yon WeizenkSrnern untersehieden (die Differenz betragt 10,0 • 2,6, sie ist mit- hin das 2,9fache ihres mittleren Fehlers) beweist, dab sich die Itiihner bei ihrer Ablehnung auch noch nach anderen Merkmalen richteten als nur nach den Spelzen.

Es besteht aul3erdem eine bemerkenswerte Beziehung zwischen dem YBeginn der Ablehnung der einzelnen Getreidearten und dem Sdttigungs- grad der Hfihner. Berechnet man namlich, welche Futtermenge die Tiere bis zu dem Augenblick gefressen haben, wo sie beginnen, eine der beiden gebotenen Getreidearten abzulehnen, und ferner, welche Futtermenge sie bis zum AbsehluB der taglichen Versuehe - - also bis zur Si~ttigung - - aufnehmen, dann ergibt sich:

1. Die yon den Htihnern bis zur Verweigerung auch der beliebteren Getreideart aufgenommene tagliche Futtermenge entspricht nicht einer absoluten Sattigung (die etwa einem prall gefiillten Kropf gleiehzusetzen

Versuehe fiber die ,,Beliebtheit" einiger GeSreidearten beim Huhn. 531

w/ire), sondern stets nur einer relativen S/~ttigung: die Hfihner nehmen um so mehr Fut ter auf, je beliebter die jeweils vorgezogene Getreideart ist, je hSher diese also in der ,,Rangordnung abnehmender Beliebtheit" steht. D .h . die Tiere fressen in den Versuehen mit Weizen mehr Gramm KSrner als in den Versuehen mit Roggen, Gerste usw. (Tabelle 1 4).

2. Der Beginn der Ablehnung einer Getreidear~ durch die Hiihner h/~ngt yon der Stellung ab, welche die andere, beliebtere Getreideart in der ,,l~.a.B." einnimmt: Je hSher das bevorzugte Getreide in der Rang- ordnung steht, desto niedriger ist der S/~ttigungsgrad, bei dem das Huhn die Ablehnungsreaktion ausffihrt. Dieser S/s ist Ifir die ein- zelnen Getreideai~en spezifisch. Die Hiihner lehnen z .B. in den Ver- suehen mit Weizen jede andere Getreideart ab, sobald sie 59,5% der sie s/s Fu~termenge gefressen haben. Bei den Versuehen mit Roggen (wobei der Roggen das beliebtere Fuhrer ist !) lehnen die Tiere die andere KSrnersorte erst ab, wenn sie 86,8% der s/s Futtermenge (die in diesem Falle ldeiner als bei den Veruchen mit Weizen ist, vgl. Fall 1) aufgenommen haben.

Hiernach kSnnte es seheinen, als ob der verschiedene Grad der Ab- ]ehnung der einzelnen Getreidearten in den 5 Versuchsgruppen (TabeUe 1--4) nur ein Ausdruck ihres verschiedenen Gewiehts w/s derart, dab eine schwere KSrnersorte ffiiher abgelehnt wiirde als eine leiehte, weft sie dem Huhn schneller zu jenem, die Ablehnungsreak~ion aus- 16senden S~ttigungsgrad verhilft. Das trifft aber nicht genau zu (siehe Tabelle 5). Schon die Tat- sache, dab die bis zur Verweigerung der gebote- hen l~ahrungsmittel iiber- haupt aufgenommene Fut- termenge (rel. S~ttigung) yon dem Grad der Beliebt- heir der gereichten KSrner- sorten abh/s (Fall 1), zeigt zur Genfige, dal3 nicht allein das Gewicht ent- scheidend sein kann. Es zeigt sich vielmehr, dal~ einzelne KTrneraI~en, ent- sprechend ihren /~uI3eren Merkmalen, diese Bezie- hung zwischen S/ittigungs.

Tabelle 5. Beginn der Ablehnungsreakt ion in Prozen~ der his zur re la t iven Ss aufge- nommenen Fu t te rmenge und bis zur r e -

l a t i v e n S~tt igung aufgenommenen ~u~ter- mengen in Gramm bei den Versuehen mit ungef~rbtem Weizen, N[ais, Roggen,

Gerste und t ta fe r (vgl. aueh Tabelle 1--4).

B e g i n n de r Ab- I V e r s u c h e m i t l e h n u n g in % de r J Bis z u r S ~ t t i g u n g

a u f g e n o m m e n e n aufgenommene F u t t e r m e n g e n F u t t e r m e n g e in g

Weizen . . . 5 9 , 6 2 9 , 9

Mais . . . . 69,7 40,7 Roggen . . �9 86,8 20,6 Gerste . . . . 87,9 21,1 Haler . . . . 89,7 14,9

grad und Ablehnungsreaktion in geringem Mal~e ver/s k5nnen. So wird z. B. die am auff/s abweichende und am wenigsten beliebte Getreideart, der Hafer, allgemein etwas friiher abgelehn~, als es seinem Gewicht und dem Iiir die Vergleichssorte typischen S/~ttigungsgrad

532 Carlheinrich Engelmann:

entspr icht . ~hn l i ch verh~lt es sich mi t dem Mais, dessen groi3e Bel iebthei t sich schon in der anfi~nglichen Bevorzugung in den Versuchen mi t Weizen (S. 530) i~ul3erte: Sobald den t t i i hne rn Mais vorgesetzt wird, ganz gleich, neben welcher anderen Get re idear t , d a n n nehmen die Tiere bedeu tend mehr F u t t e r zu sich als in al ien anderen Versuchen (Tabelle 5).

Versuche mit Erbsen. Die Ergebnisse der Versuche mi t Erbsen s ind ~uBerst uneinheit l ich. Hie r machen sich zum ers ten Male s t a rke indi- viduelle Unterschiede im Verha l ten der Hfihner bemerkbar . Einige der Tiere ffaBen die Erbsen zwar, zogen aber al le anderen Get re idear ten , selbst Ha le r , vor, andere n a h m e n sie dagegen noch gern an, d. h. l ieber als Roggen und Haler . Diese mange lha f t e l Jbere ins t immung be ruh t viel leicht auf e inem psychischen F a k t o r : die Hi ihner , denen alle anderen Get re idear ten berei ts b e k a n n t waren, gewShnten sieh mehr oder weniger schnell an die ihnen bis lang ungewohnten Erbsen. Dadurch weichen die Versuche mi t Erbsen yon al len bisherigen Versuchsserien ab. Denn es miissen nun bei der Auswer tung der Versuche zwei Gruppen yon Hiihnsrn untersch ieden werden; ers tens solche, die Erbsen noch g e m fraBen (d. h. einige Get re idea r ten vorzogen), und zweitens jene, die Erbsen nicht g e m fral3en (d. h. alle anderen Ge t re idea r ten vorzogen). Die wenigen Tiere, die sich an Erbsen n icht gewShnten und sie f iberhaupt n icht fraBen, wurden zu diesen Versuchen n icht herangezogen.

Tabelle 6. A n n a h m e h ~ u f i g k e i t yon E r b s e n in P r o z e n t e n in den V e r s u c h e n m i t Weizen , Roggen , Mais, Ge r s t e und H a l e r als g l e i c h z e i t i g

g e b o t e n e m F u t t e r .

Tiere, die Erbsen Yersuchsgruppe

noch gem fral3en n nicht gern fral3en n

Weizen . . . . Erbsen . . . .

Mais . . . . . Erbsen . . . .

Gerste . . . . Erbsen . . . . Roggen . . . . Erbsen . . . . Haler . . . . . Erbsen . . . .

100,0 50,0 ~: 5,6

100,0 55,0 • 5,7 98,0 • 1,6

100,0

77,0 =~ 3,9 100,0 54,0 =~ 5,7 95,0 -t- 2,5

79

75

78

117

76

100,0 59,0 • 8,1

100,0 13,0 =t= 5,4

95,0 ~ 3,6 100,0 100,0 62,0 ~: 9,0

100,0 60,0 • 3,5

34

38

36

29

192

Den Erbsen k a n n demnach noch kein sicherer P la tz in der , ,R.a .B." zugewiesen werden. Bei der Gruppe, die einige Getre idear ten vorzogen, k o m m t den Erbsen e twa der Bel ieb the i t sgrad der Gerste zu - - beide werden gleieh hs zu 98,0% bzw. 100% angenommen - - bei der anderen Gruppe k~me dagegen den Erbsen die un te rs te Stelle in der , ,R.a .B." zu, da alle fibrigen Get re idear ten h~ufiger angenommen werden. Dabe i vermSgen auch diese Tiere auff~lligerweise zwischen Erbsen und Gerste keine Bevorzugung des einen vor dem anderen auszufiihren. Die

Versuche fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim Huhn. 583

Unsicherhei t im Verha l ten der Tiere diesem a m wenigsten bekann ten F u t t e r gegenfiber k o m m t auch d a n n zum Ausdruck , wenn m a n unter- sucht, wie oft I-Ifihner vor der Ablehnung der einen Get re idear t die beiden F u t t e r a r t e n bevorzugt aufsuchen (Sonderfal l der R e a k t i o n 1, vgl. S. 527).

Bei den Hfihnern, die Erbsen noch gern ffaBen, geht die Bevorzugung der einen Get re idear t s tets der Ablehnung der anderen voraus . So wird in den Versuchen mi t Weizen und Erbsen, sowie Mais und Erb- sen der Weizen bzw. Mais e indeut ig bevor- zugt (Tabelle 7), und sparer (Tabelle 6) wer- den ebenso e indeut ig die Erbsen abgelehnt . I n den Versuchen mi t Roggen und Erbsen, sowie H a l e r und Erbsen werden in entsprechen- de r Weise zun~ehst die Erbsen bevorzugt (Ta- belle 7) und d a n n h~tu- t iger angenommen (Ta- belle 6). I n der Ver-

Tabe]le 7. H a u f i g k e i t der B e v o r z u g u n g s r e a k t i o n , in P r o z e n t e n de r A n n a h m e a u s g e d r i i c k t , be i d e n s e l b e n V e r s u c h s g r u p p e n wie in T a b e l l e 6.

Versuchsgruppe

Weizen . . . Erbsen . . . Mais . . . . Erbsen . . .

Gerste . . . Erbsen . . .

Roggen . . . Erbsen . . .

Haler . . . Erbsen . . .

Tiere, die Erbsen

noch gern fraBen

22,0 4,4

37,3 0,0

0,0 0,0

0,0 45,8

0,0 37,1

nicht gem n fraBen

57

51

77

98 65,7 0,0

27 17,5! 42,5 !

34

38

36

12

40

suchsreihe Gerste • Erbsen f inder interessanterweise f iberhaupt keine Bevorzugung s tar t , die Tiere nehmen das Getreide zuers t an, an das sie zuf~llig zuers t geraten, beide Get re idear ten werden aueh gleich h~ufig gefressen (Tabelle 6). Diese Gruppe yon Tieren is t also in ihrem Verha l ten sicher und entspr icht vSllig den bisher erwi~hnten Leis tungen. Anders die zweite Gruppe. Diese Hi ihner bevorzugten in den Versuehen mi t Weizen und Erbsen, sowie Mais und Erbsen, sowie Roggen und Erbsen keine Ge t re idea r t : sie frai~en von dem KSrnerhaufen , an den sie zuers t gerieten, und lieBen die Erbsen liegen, sobald sie den nSt igen Si~tt igungsgrad erre icht ha t ten , und fral]en nur noch das Vergleichsgetreide. I n den Versuchen mi t Gerste und Erbsen benahmen sie sieh gerade so wie die Hfihner der ers ten Gruppe. I n den Versuchen mi t Hafer und Erbsen bevorzugten die Tiere f iberraschender- weise zun~chst die Erbsen, obwohl sie nach Erre ichung einer gewissen S~t t igung nur noch - - Hafer fral3en.

Versuche fiber die B e d e u t u n g der F o r m fiir die Bel iebthe i t e iniger Getreidearten.

D e n Hfihnern wurden die bisher vorgese tz ten Get re idear ten in Schrot/orm gereicht (fiber die Methode vgl. S. 527). Es sollte geprfif t werden, wie weir die Stel lung der einzelnen Get re idear ten in der , ,R .a .B."

534 Carlheinrieh Engelmann:

yon ihrer Form abh~ngt, indem diese ausgeschaltet, d. h. zerstSrt wurde. Es ist natiirlich auch denkbar, dab bei Darbietung des Getreides in Schrot- form der Geschmack der Getreidearten zur Geltung k~me. Daffir sprieh~, dab die Schrote in feuehtem Zustand den Tieren gereicht wurden, und eventuell Sehmeckstoffe in LSsung gehen konnten, die dann yon den Gesehmacksknospen perzipiert wiirden.

Die Hiihner nahmen die ihnen in der bisherigen Weise vorgesetzten Schrote der vier Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste und Ha]er in derselben H~iu/igkeit an, praktisch zu 100 %. Mais. und Erbsenschrot wurden dagegen, ganz gleich neben welchem der anderen Getreideschrote sie geboten wurden, weniger h~iulig ge/ressen. Bei Darbietung der beiden, in allen anderen Versuchen abgelehnten Schrote nebeneinander nahmen die tIiihner das Maisschrot zu 92~0% i 2,1%, d~s Erbsenschrot zu 97,0% • 1,3% an, praktiseh as]o in gleicher tt/~ufigkeit. Obwohl die Hiihner - - mit Aus- nahme des M~is- und Erbsenschrotes - - keins der ihnen vorgesetzten Futtermittel zugunsten eines anderen ablehnen, sind sie doch imstande, die einzelnen Getreideschrote mehr oder minder deutlich voneinander zu unterscheiden. Das zeigt sich, sobald man priift, wie oft die ein- zelnen Schrote yon den Tieren bevorzugt wurden. Es ergibt sich dann wieder eine ,,Reihenfolge abnehmender Beliebtheit", die allerdings nieht mehr v511ig jener oben bei den Versuchen mit natfirliehen KSrnern entspricht. Sie lautet jetzt: Weizenschrot -~ Geratenschrot > Roggen- schrot > Ha]erschrot > Erbsenschrot ~-~ Maisschrot. Entsprechend der ge- ringen Anzahl yon Bevorzugungsreaktionen innerhalb der verschie- denen Versuchsserien sind die Durchschnittswerte, die die Bevorzugung ausdriicken, nicht immer statistiseh gesiehert. Dal~ es sich hierbei aber ebenfalls um eine strenge Gesetzm/il3igkeit handelt, geht aus der Parallelit~t der :Ergebnisse in den einzelnen Versuchsgruppen hervor. Diese Rangordnung ergibt sich sowohl aus dem Vergleich der einzelnen Getreideschrote mit Weizensehrot als uuch beim Vergleich untereinander. Sie l~l~t sieh sowohl an der abnehmenden H~ufigkeit der Bevorzugung des Weizensehrotes ablesen, je naehdem, ob es neben Roggen (Bevorzugung 21,8%), Mais (19,8%), Gerste (12,4%), ttafer (10,5%) oder Erbsen (10,5%) geboten wird, wie an der Differenz der H~ufigkeit, mit der einerseits Weizensehrot, andererseits Roggenschrot (10,4%), Maisschrot (5,2%), Gerstensehrot (11,5%), Haferschrot (4,5%) und Erbsenschrot (3,3%) bevorzugt werden. Je tieter das eine der beiden gleichzeitig gebotenen Schrote in der Rangordnung steht, desto geringer ist die Zahl der Bevorzugungsreaktionen iiberhaupt. Es ist auffallend, dal3 sich die gleiehen Beziehungen bei den Versuchen mit Gerstenschrot (Ta- belle 8), Haler- und Erbsenschrot wiederholen: In jedem Falle wird Ger- stenschrot um ein Geringes dem Roggenschrot vorgezogen, dieses wiederum dem ttaferschrot, das gegeniiber Erbsenschrot bevorzugt erseheint. Weniger deutlich abzugrenzen ist die Stellung des Maisschrotes, das selbst

Versuehe fiber die , ,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim H u h n . 535

v e r h ~ l t n i s m ~ l ~ i g h ~ u f i g b e v o r z u g t w i r d (T abe l l e 8) u n d , b e z o g e n a u f d ie

V e r s u c h e m i t e i n e m V e r g l e i c h s s c h r o t , d i e s e m h ~ u f i g e r v o r g e z o g e n w i r d

a l s d ie a n d e r e n , i h m i n u n m i t t e l b a r e m V e r g l e i c h v o r g e s e t z t e n , S c h r o t e .

Es wird angenommen neben:

Weizenschrot (angenommen In % n

zu 99,2% • 0,35%)

Roggenschrot . . Gers tensehrot . . Hafe r schro t . . . E rbsenschro t . . Maisschrot . . . .

96,5 ~- 1,0 97,7 i 1,0 98,0 • 1,2 83,0 • 2,7 47,4 • 3,7

303 219 145 198 178

Es wird angenommen neben:

Roggenschrot (angenommen In % n

zu 10O % )

99,5 :~ 0,6 98,2 :[: 1,0 78,0 ~: 3,4 46,1 :E 4,1

Gers tenschrot . . Haferschro t . . . Erbsenschro~ . . Maisschrot . . . .

138 166 149 144

Es wird angenommen neben:

Gerstenschrot (angenommen In %

zu 99,5 % • 0,4 %)

Hafersehro t . . . 100 Erbsenschro t . . 83,5 • 3,3 Maissehrot . . . . 57,8 • 2,9

Es wird angenommen neben:

Haferschrot (angenommen In %

zu 100 %)

Erbsensehro t . . 88,2 ~- 2,7 Maissehrot . . . . 68,5 :L 3,6

159 125 299

n

144 165

T a b e l l e 8.

Es wird neben Weizen geboten: Roggen, Haler , Gerste, E rbsen u n d Mais.

H~iu]igkelt der JBevorzugung in Prozent. Weizen . . . . . . . . 21,8 Roggen . . . . . . 10,9 Weizen . . . . . . . . 12,4 Gerste . . . . . . 11,5 Weizen . . . . . . . . 19,8 Mais . . . . . . . 5,2 Weizen . . . . . . . . 10,5 Hale r . . . . . . . 4,5 Weizen . . . . . . . . 10,5 Erbsen . . . . . . 3,3

Es wircl neben Gerste geboten: Roggen, Hafer, Erbsen, Mais.

H~iu/igkeit der Bevvrzugung i~ Prozent. Gerste . . . . . . . . . 20,0 Mais . . . . . . . 7,3 Gerste . . . . . . . . . 15,8 Roggen . . . . . . 6,6 Gerste . . . . . . . . . 14,0 Ha le r . . . . . . . 6,1 Gerste . . . . . . . . . 12,8 Erbsen . . . . . . 3,6

Es wird neben .goggen geboten: Haler , Erbsen , Mais.

H~iu/igkelt der Bevorzugung i~ Prozent. Roggen . . . . . . . . 24,7 Mais . . . . . . . 3,9 Roggen . . . . . . . . 10,5 Hale r . . . . . . . 9,9 Roggen . . . . . . . . 18,8 Erbsen . . . . . . 6,8

Es wird neben Ha/er geboten: E rbsen u n d i~r

Hdu/igkeit der JBevorzugung in Prozent. Hale r . . . . . . . . . 28,0 Mais . . . . . . . 9,6 Hafer . . . . . . . . . 11,1 Erbsen . . . . . . 6,9

Es wird neben Erbsen geboten: Mais.

Hgiu]igkeit der Bevorzugung in Prozent. Erbsen . . . . . . . . . 13,5 Mais . . . . . . . 5,1

536 Carlheinrich Engelmann :

Die Zunahme der Bevorzugungsreaktion beschrs sich allerdings nicht auf das Maisschrot, sondern trifft das andere jeweilige Vergleichs- mittel ebenso. So kommt es, dab beim unmittelbaren Vergleich alle an- deren Schrote dem Maisschrot vorgezogen werden.

Diese ErhShung der Bevorzugnngsrate in den Versuchen mit Mais- schrot kann zum Teil auf den auff~lligen Unterschied des gelblichen, leich~ zerbr6ckelnden Maisschrotballens im Gegensatz zu den fest zusammen- klebenden Schrotballen der iibrigen Getreidearten zuriickzuffihren sein: Anfangs m6gen die Tiere h~ufiger den auffs gef~rbten Maisschrot- klumpen aufgesucht haben, spitter, ,,entti~uscht" durch seine brScklige Struktur, die ein leiehtes Verschlingen mit einem Male verhinderte, nur mehr den zum Vergleich stehenden Ballen der anderen Getreidear$en. Die Ablehnung des nicht brSckligen Erbsenschrotes mag auf seine ~uBere tl~hnlichkei$ mit dem Maisschrot zuriickzuftihren sein: Die Tiere bearg- wShnten es sozusagen irrttimlicherweise. Es ist iiberhaupt sehr wahr- scheinlich, dab derartige ~uBere Merkmale yon ausschlaggebender Be- deutung fiir alle diese Bevorzugungsreaktionen sind. Beim Maisschrob trifft es ohne Zweifel zu : die Tiere muB$en, um das ganze zu einem Ballen geformte Schrot aufzunehmen, beim Mais mehrmals picken. Beim ersten Zupicken zerfiel der Klumpen meis~ in viele kleine Kriimel, die yon den Hfihnern einzeln aufgenommen werden muBten. Sehr bald pickten die Tiere nur einmal, lieBen dann den Rest liegen und wandten sich der zweiten Schale zu, ohne zum Maisschro~ zuriickzukehren, d .h . aber nichts anderes als : sie lehnten das Maisschrot ab. Die bevorzugte Stellung des Gerstenschrotes erkls sich zwanglos aus seiner tf~hnlichkeit mit dem Weizenschrot.

Versuehe fiber die Bedeutung der Farbe fiir die Beliebtheit einiger Getreidearten.

Nach ihrer Farbe und ihrer Struktur sind die einzelnen Getreide- schrote fiir den Menschen mehr oder weniger deutlich unterscheidbar. An der Farbe sind kenntlich : das durch die Farbe seiner Kleberzellen bl~u- liche Roggenschrot sowie das gelbliche Erbsen- und das gelbliche Mais- schrot. Die beiden letzteren sind farblich nicht zu unterscheiden. In der Klebfi~higkeit (Ballungsf~higkeit) stimmen Weizen-, Roggen- und Erbsenschrot miteinander iiberein, das Haferschrot ist durch den grol]en Spelzengehalt faseriger. Das Maisschrot bleibt, entsprechend seiner geringen Zahl yon Kleberzellen, brSckelig. Auch die den Htihnern bisher als KSrner angebotenen Getreidearten weiehen in Form und Farbe weitgehend voneinander ab. Es war daher wohl mSglich, dab sich die Hiihner bei ihrer Ablehnung bzw. Annahme nach der Farbe richteten. Es wurde im folgenden durch Ausschaltung der Farbunterschiede, die yon Natur aus zwischen den benutzten Getreidearten bestehen, der Ein]lufl der_~arbe untersucht, indem zuns s~mtliche KSrner 24 Stunden lang in 0,5--1,0%iger w~sseriger EosinlSsung ge/drbt wurden. Weizen, Mais, Roggen und Erbsen liel~en sich miihelos fi~rben. Gerste und Hafer

Versuche fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim Huhn. 537

nahmen dagegen den Farbstoff nicht genfigend an. Beide KSrnerarten ivurden deshalb zu dieser Versuchsreihe nicht herangezogen.

Die Htihner verweigerten die gef~rbten KSrner bei der ersten Darbietung, sie beachteten sie nicht. Erst nach eint~gigem Hungern - - und auch dann erst, als mehrere Tiere gemeinsam an das gef/~rbte Getreide gelassen wurden - - fiberwanden die Tiere die Abneigung. Am zweiten Tag konnte mit den Versuehen begonnen werden. Seitdem nahmen die ttfihner ge//irbtes Futter unbekfimmert an.

Tabelle 9. Es wird angenommen neben:

GefarbtemWeizen In % Differenz m DifferenzDifferenz n {

Mais . . . . . 73,5 =~ 3,5 | 158 Roggen 57,6 ~= 3,2 ~ 15,9 =~ 4,7 3,4 �9 . . 243

Die Hfihner nahmen den gef~rbten Weizen wiederum in allen Ver- suchen zu 100% an. Der gef/~rbte Mais wurde mit 73,5% • 3,5% in der- selben H~ufigkeit gefressen wie der ungef/~rbte Mais (angenommen zu

D~f 82,2% ~= 3,5%, Differenz 8,7% • 4,9%, m D i f f - 1,77). Freilich w/~hlten

die Hfihner nicht mehr vorzugsweise den gef/~rbten Mais, wenn sie mit dem Picken begannen. Besonders die Bantams gingen h/~ufiger zuerst zu den gef~rbten WeizenkSrnern: w/~hrend in der vorigen Versuchsreihe der Mais in 67,5% aller Annahmen zuerst aufgesucht wurde (die Be- vorzugungsreaktion wurde nicht errant), der Weizen dagegen nur in 32,5 % der F/~lle-- bevor die Tiere den Mais fiberhaupt ablehnten-- , gingen jetzt die Hfihner in 55% der F~lle zuerst zum Weizen und in 45% zuerst zum Mais. ])iese ~nderung des Verhaltens mag allein mit dem Versehwin- den der auff/~lligen F/~rbung des Mais zusammenh/~ngen: als einmal den Tieren, die den gef/~rbten Mais bereits abgelehnt hatten, ungef/~rbter Mais gereicht wurde, fral3en sie diesen sofort. Zwischen dem mit 0,5 %igem Eosin gef/irbten Roggen und dem mit 1%iger EosinlSsung durchtr~nkten Weizen bleiben gewisse Farbunterschiede bestehen: die blauen Kleber- zellen des Roggens wandelten die rote Eosinfarbe zu einem karminroten Farbton ab, w/~hrend der Weizen eine mehr zinnoberrote F/irbung behielt. Die Hiihner nahmen den gef/~rbten l~oggen (Tabelle 9) mit 57,6% ~= 3,2% ebenso h/~ufig an wie den ungef/~rbten (50,4% =[= 4,3%). Da der Weizen wiederum zu 100 angenommen wurde, blieb das Verhalten der Hfihner beiden Getreidearten gegeniiber gleich. Der Weizen wurde in 80% der F/s der Roggen zu 20 % bevorzugt. Bei den Versuchen mit natfirllchen, ungef/irbten KSrnern waren die entsprechenden Zahlenwerte 69,5% und 30,5%. I m Gegensatz zu jenen Versuchen fraBen die Hiihner abet noch einzelne RoggenkSrner, nachdem sie den Roggen bereits abgelehnt, d .h . unbeachtet liegen gelassen hatten. In derartigen F/~llen handelte es sieh stets um besonders grol3e und breite RoggenkSrner, die dem Weizen verh/~ltnism~13ig /~hnlich waren.

538 Carlheinrich Engelmann:

Versuche mit Erbsen.

Tabelle 10. A n n a h m e h ~ u f i g k e i t yon g e f ~ r b t e n E r b s e n in P r o z e n t e n neben g e f ~ r b t e m Weizen , ~ a i s und Roggen als g l e i c h z e i t i g g e b o t e n e m

F u t t e r .

Tiere , d ie E r b s e n V e r s u e h s s e r i e

n o c h g e m f r a B e n n n i c h t g e m f r a B e n n

Weizen . . . . Erbsen . . . .

Mais . . . . .

Erbsen . . . .

Roggen . . . . Erbsen . . . .

100 71,2 =~ 2,6

98,8 ~= 1,2 (46,9 ~= 8,8)

70,6 -V 4,9 (lOO)

85,3 -~ 3,3 98,3 :]: 1,2

156

85 (32)

116

100 45,7 -4- 5,9

100

68,3 :J: 6,0

100 65,0 i 5,3

72

60

80

Gef~rbte Erbsen, neben gefi i rbtem Weizen und Mais gereicht, wurden von den Hfihnern, die ungefi~rbte Erbsen noch gern fral~en - - d. h. l ieber als Roggen und H a l e r - - und denen, die sie n icht g e m ffaBen - - d. h. alle anderen Get re idear ten v o r z o g e n - (vgl. S. 532), in nahezu gleicher Hgu]igIceit angenommen, n~mlich neben Weizen zu 71,2% bzw. 45,7%, neben Mais zu 70,6 % bzw. 68,3 % (Tabelle 10). Die Differenzen zwischen

Tabelle 11. H ~ u f i g k e i t de r B e v o r z u g u n g s - r e a k t i o n in P r o z e n t de r A n n a h m e bei den- se lben V e r s u c h s g r u p p e n wie in T a b e l l e 10.

V e r s u e h s s e r i e

Weizen . . . Erbsen . . .

Mais . . . . Erbsen . . .

Roggen . . . .Erbsen . . .

Tiere , d ie ]Erbsen

n o c h g e m i ra i~en

27,6 20,5

19,3 21,9

6,9 77,6

n i c h t g e m n f r a B e n

112 ~4,3

114 43,6

58 27,7 21,6

n

33

39

51

diesen W e r t e n sind n ich t s ta t is t i sch gesichert. Bei- de Tiergruppen verhiel- t en sich den gef~rbten Erbsen aber insofern ver- schieden gegeniiber, als diejonigen, die Erbsen noch g e m fral3en, d ie Erbsen ebenso h~ufig bevorzugten (neben Wei- zen zu 20,5 %, nebenMais zu 20,5%) wie Weizen selbst (27,6 %) oder Mais selbst (19,3 %,Tabel le 11 ).

Die Hfihner, die Erbsen nicht g e m fraBen, bevorzugten den Weizen zu 24,3%, den Mais zu 43,6%, die Erbsen dagegen nie.

Bie te t m a n den Hi ihnern gef~rb~en Roggen, also ein in der , ,R.a .B." t iefer s tehendes Getre ide als Weizen und Mais, neben Erbsen, d a n n bevor- zugen die Tiere der ers ten Gruppe die Erbsen wei~gehend (zu 77,6%, Tabelle 11) und lehnen anschlieBend den Roggen sioher zu 14,7% ab und ffessen ihn n u t zu 85,3 % (Tabelle 10). Die Tiere der anderen Gruppe lehnen zwar die Erbsen wei terhin in gleicher Weise ab wie bisher (Annahme der Erbsen zu 65,0 %, Tabel le 10), vor der Ablehnung aber - - und da r in

Versuche fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim Huhn. 539

auBert sich wohl nur die geringere Stellung des I~oggens in der ,,R.a.B." im Vergleich zu Weizen und Mais - - bevorzugen sie beide Getreidearten gleich haufig; d. h. sie fressen, wenn sie aus der Mitre des Raumes kommen, bald die Erbsen, bald den Roggen zuerst. Eine Bevorzugung aber in dem Sinne, daB die Tiere das yon ihnen ent/erntere Getreide zuerst auf- suchten (vgl. S. 527), wurde bei dieser Versuchsreihe hie beobachSet.

Ganz allgemein wurden gef~rbte Erbsen gegeniiber ungefi~rbten vorgezogen. Das ergab sich nicht nur bei gleiehzeitiger Darbietung yon beiderlei Erbsen, sondern es zeigte sich auch daran, da$ die Hennen, die ungefiirbte Erbsen stets unbeachtet liegen lassen, die gef~rbten Erbsen je nach 4er Beliebtheit des gleichzeitlg gereichten Getreides zwischen 30% and 80% annahmen.

Eine auff~llige Abweichung im Verhalten der verwendeten Rassen konnte bei den Versuchen mit Mais und Erbsen (Tabelle 10, eingeklammerte Werte) beobachtet werden: wahrend die Koschins und Sebrights den Mais wie bisher h~ufiger fraSen, lehnten ihn die Schwarzen Bantams bald ab. Bei der Auswahl zwischen beiden gleich rot aussehenden Getreidearten richteten sich die Tiere anscheinend allein nach der Gr61~e und Breite tier K6rner; denn der M~is war durehsehnit~lich gr6Ber, d. h. l~nger, als die Erbsen und weniger breit. Alle Angeh6rigen dieser Rasse ver- hielten sieh gleichsinnig. Oa diese Tiere zugleich die kleinsten und zierlichsten waren, moehte ihnen d~s Versehlueken des infolge des F~rbungsprozesses gequol- lenen Maises Schwierigkeiten bereitet haben.

Dutch die Ausschaltung der Farbunterschiede war also in keiner Weise die oben (S. 528) aufgestellte Rangordnung verKndert worden! Die Hfihner nehmen die gefarbten GetreidekSrner ebenso an wie die ungefs Die verschiedene Beliebtheit der elnzelnen Getreidearten beruht somit nicht au] ihren _~'arbunterschieden.

Anschliel~end wurde der EinfluB der Farbe hinsiehtlieh der verschie- denen Beliebtheit der Getreideschrote untersucht. Die den ttiihnern bisher gereichten Getreideschrote (S. 533) wurden mit 1%iger EosinlSsung (an Stelle des Wassers) durchtrank~ und den Tieren in entsprechender Weise vorgesetzt. Geringe, durch die verschiedene Farbe der Kleberzellen be- dingte Farbabweichungen wurden durch Zusatz yon Baumwollblau (in Spuren!) ausgegliehen. Dadureh wurde erreieht, daB die verschiedenen Schrote sich auBerlich nahezu glichen.

Die ttfihner lehnten nur das gefarbte Maisschrot in wenigen Fallen ab: sie lieBen dann naeh dem ersten Pickversueh das Maisschrot liegen, wandten sich der anderen Sehale zu und kehrten nur in wenigen Fallen nieht wieder zum Mais zurfiek (vgl. S. 526, Reak~ion 2). Meist fraBen die Tiere aber den Mais anschlieBend auf (vgl. S. 527, Sonderfall der Reaktion 1).

Abgesehen yon diesen Maisversuchen konnte eine Bevorzugung irgend- eine8 Schrotes nicht mehr beobachtet werden/

Damit ist eindeutig erwiesen, dab sich die Hiihner bei der Unterschei- dun S der ungefarbten Schrote (S. 534) im Sinne einer Bevorzugung des einen vor dem anderen nut nach ~iufleren Merkmalen, nicht aber nach dem Geschmack geriehtet haben. Die Sonderstellung des Maisschrotes wurde

540 Carlheinrich Engelmann:

bereits oben (S. 536) auf seine mangelhafte Klebfi~higkeit zuriiekgefiihrt; die Unterscheidung yon Mais- u n d Weizensehrot ist statistisc!a gesiehert.

Die Differenz - - vgl. Tabel]e 12 - - ist 6,2 • 1,5%, Diff _ 4,1. Ebenso m Diff

ist die Bevorzugung des Weizensehro~es gesichert: Differenz 7,4% =~ Diff

2 ' 5 m D i f f - 3,8. Ebenfal ls ist die Unterscheidung des Erbsenschrotes

(S. 534) nieht auf Grund seines Gesehmaekes, sondern auf Grund seiner farblichen ~hnl ichke i t mi t dem Maissehrot vorgenommen worden:

Tabelle 12. H~uf igke i t d e r A n n a h m e e in iger gef~rb te r Sehrote in Pro- z e n t e n und H~uf igke i t ihrer Bevo rzugung in P r o z e n t e n der Annahme.

V e r s u c h s g r u p p e A n n a h m e n B e v o r z u g u n g n % %

Weizenschrot . . . Roggenschrot . . . Weiz~nschrot . . . Haferschrot . . . . Weizenschrot . . . Erbsenschrot . . . Weizenschrot . . . ~aisschrot . . . . Gerstenschrot . . . Haferschrot . . . .

100 100 100 100 100 100 100 93,8 ~ 1,5

100 100

77

142

127

258

109

6,5 3,9 2,1 4,2 7,9 2,4

11,1 ~= 2,o 3,7 • 1,2 3,7 1,8

5 3 3 6

10 3

27 9 4 2

Gef~rbtes Erbsenschrot wird von den iibrigen, ihm in der Klebfs ~hnlichen Sehroten nicht mehr untersehieden.

Versuche fiber die Bedeutung der Form und Farbe ffir die Beliebtheit einiger Getreidearten.

U m zu priifen, ob sich bei den Versuchen mit Getreideschroten (S. 533 u n d 539) dadurch eine Fehlerquelle eingesehliehen hat te , dab die Hfihner den bei jedem Versuch gebotenen Schrotklumpen mit einem Male ver- schluekten, wi~hrend sie bei den Versuehen mi t KSrnern (S. 528 und 536) eine viel geringere Fu t t e rmenge in 10--12 einzelnen Pick- u n d Schluek- bewegungen aufnahmen, wurde den Tieren Roggenschrot in der Form yon WeizenkSrnern u n d Weizenschrot in der Form yon RoggenkSrnern in KSrnerform gereieht. Dabei konnte gleichzeitig beobaehtet werden, ob bei gesehmaeklich gleiehem Grundstoff (z. B. Roggensehrot) die KSrner/orm allein bevorzugt wird, wenn m a n den Tieren zweierlei Ge- treideformen, aus demselben Schrot hergestellt, bietet ; und ferner, wie welt der Eigengeschmack der Getreidear ten bei Darb ie tung gleicher KSrner- formen aus verschiedenen Ge~reideschroten und schliel31ich bei Aus- wechslung yon KSrnerform u n d Grundsubs tanz yon Bedeutung ist.

Roggen- und Weizensehrot, das in gleicher Weise vorbereitet war, wie es bereits S. 527 geschildert ist, wurde geknetet u n d - - mi t der H a n d - -

Versuche fiber die ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim Huhn. 541

zu roggen- bzw. weizen/~hnlichen KSrnern geformt (Abb. 1). Nach dem Trocknen wurden die kiinstlichen KSrner ohne jede weitere Behandlung hart, so dab sie bis auf ihre stets rauhe Oberfl/iche den natiirlichen K6r- nern weitgehend/~hnelten. Im Gewicht wichen be• K6rnersorten nur geringfiigig voneinander ab: die kiinstlichen KSrner waren etwas ]eichter. Diesen Unterschieden kam keine Bedeutung zu: die Hiihner gew6hnten sich ohne weiteres an die kiinstlichen KSrner.

Abb. 1. Obere Re• links natiirl iche, rech ts kiinstl iche WeizenkSrner . Un te re l~eihe: links nattirl iche, r ech t s kiinstliche RoggenkSrner .

Weizen/orm und Roggen/arm aus Roggenschrot. Die Hiihner nahmen yon den be• aus dem gleichen Roggenschrot

hergestellten KSrnern die weizenfSrmigen KSrner zu 100 % an, die roggen- f6rmigen zu 87,5% • 2,1% (n ~ 241). Die Differenz zwischen be•

Werten • 12,5% • 2,1%, Diff m Diff - - 5,9. Die Differenz ist re•

statistisch gesichert. Vor der Ablehnung der roggenfSrmigen K6rner bevorzugten die Hiihner den kfinstlichen ,,Weizen" zu 39,4% • 3,3%, den kfinstlichen ,,Roggen" zu 5,7% • 1,7%. Die Differenz zwischen be• Werten • 33,7 % • 3,7 %, die Differenz betr~gt mithin das 9,1fache ihres einfachen mittleren Fehlers!

Das Verhalten der Hiihner entspricht dem Ergebnis der Versuche mit Weizen und Roggen (S. 529). Dort wurde der Roggen allerdings'nur zu 50,4% • 3,4% angenommen. Der hShere Annahmewert des k/instlichen Roggens kann sowohl auf dem Fehlen anderer, zur Unterscheidung be- sonders geeigneter Kennzeichen beruhen (z. B. der gelben Farbe des Weizens im Gegensatz zur blaugrfinen des Roggens) als auf der Aus- schaltung eines geschmacklichen Unterschieds.

Z. f. vergl . Physiologie. Bd. 27. 36

542 Carlheinrich Engelmann:

t~oggen/orm aus Weizenschrot und Rogyen/orm aus Roggenschrot.

Die Hfihner fressen den ,,Roggen" aus Roggenschrot ebenso wie den ,,Roggen" aus Weizenschrot zu 100%. Eine Bevorzugung des einen vor dem anderen finder nicht stat t : die Hfihner ,,bevorzugten" die KSrner aus Roggenschrot - - indem sie, aus der Mitre des Raumes kommend, diese zuerst fraBen - - i n 9,6% der F~lle (n ~ 94), die KSrner aus Weizenschrot in 8,5 % der F~lle. In allen fibrigen Versuchen nahmen die Tiere die K5rner zuerst auf, an die sie zufi~llig zuerst gerieten.

Roggen]orm aus Weizenschrot und Weizen/orm aus Roggenschrot.

Die weizenfSrmigen KSrner aus Roggenschrot wurden zu 100%, die roggenfSrnmigen aus Weizenschrot zu 82,6% 4-2,8% (n----184) gefressen. Die ])ifferenz zwischen beiden Werten betr~gt 17,4% -t- 2,8 % ; die Differenz ist das 6,2fache ihres mittleren Fehlers und mithin statistisch gesichert. Die Vorliebe ftir die weizenf5rmigen KSrner driickt sich auch hier wieder in ihrer deutlichen Bevorzugung vor der Ablehnung des ,,Roggens" aus: die Hiihner bevorzugten den ,,Weizen" in 32,4% 4, 3,8% der F~lle, den ,,Roggen" in 4,0% 4. 1,6%. Die Differenz ist mit 28,4% 4, 4,1% das 6,9fache ihres einfachen mittleren Fehlers. Die beiden Werte sind wiederum statistisch gesichert.

Weizen/orm aus Roggenschrot und echter Roggen.

Selbst in dieser l%eihe wurde die Weizenform h~ufiger angenommen. Die Hfihner frai~en den kiinstlichen Weizen zu 100%, den echten Roggen

zu 87,3% 4, 3,4, n ~ 110. Differenz 12,7% 4- 3,4%, Diff _ 3 , 7 . m Diff

Die lqachahmung der echten KSrner kann mithin als gelungen bezeichnet werden. Vor Ablehnung des Roggens wurde der kfinstliche ,,Weizen" zu 30,3% 4. 4,6% bevorzugt, der echte Roggen zu 5,05% _q: 2,2%. Diffe-

Diff renz 24,25 4, 5,1, -- 4,8. n ~ 99. m Diff

Bei einem Vergleich der Annahmewerte fiir Weizenform und Roggen- form f~llt es auf, dab die roggenfSrmigen K(irner praktisch immer in derselben H~ufigkeit angenommen werden, ganz gleich, aus welchem Schrot sie hergestellt wurden, ns zu 87,5% (Roggenschrot), 87,3 % (echter Roggen) und 82,6% (Weizenschro~). Das gleiche gilt fiir die Weizenform, die stets zu 100% angenommen wurde. AuSerdem bleibt sowohl ftir l%oggen- wie ffir Weizenform die H~ufigkeit der Bevorzugung gleich. Sie betr~gt ffir Roggenform 5,7 % (Roggenschrot), 4,0% (Weizen- sehrot) und 5,05% (echter Roggen), fiir Weizenform 39,4% (Roggen- schrot), 32,4% (Roggenschrot) und 30,3% (l%oggenschro~, neben echtem Roggen). Diese eindeutige ~bereinstimmung spricht zweifellos dafiir, dab die Hfihner sich hier allein nach der Form der ihnen gereichten Futter- mittel richteten, aber hie nach deren Geschmaclc. Damit finder die bereits (S. 539) auf Grund der Ergebnisse der Versuche mit Getreideschroten

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gemachte Aussage eine weitere Best~tigung. Die Hi~hner unterscheiden demnach die einzelnen Getreidearten, /i~r die sie eine bestimmte, in der ,,Reihen]olge abnehmender Beliebtheit" /estgelegte Vorliebe haben, au/ Grund von Fo~m- und Farbmerlcm~len, also mit Hil/e yon Gesichts- und eventuell auch Tasteindriiclcen, nicht aber mit Hil]e des Geschmaclcsinnes. In diesem Zusammenhang wird auch erkli~rlich, weshalb es auf so unfiber- windliche Sehwierigkeiten stSl~t, Hausgeflfigelarten, wie z. B. die Taube, auf Geruchsreize unter Verwendung yon verg~lltem und unverg~lltem KSrnerfutter zu dressieren. ( Z ~ , S. 787) : Die Tiere treffen ihre En~- scheidung im Sinne der Annahme oder Ablehnung eines gereiehten Ge- treides so ausschliel~lich auf Grund ihres Gesichtssinnes, dai~ es nahezu unm5glich erscheint, diese strenge Beziehung zwischen Gesichtseindruck und Beliebtheit des Futters durch eine andere Beziehung, z. B. Geruchs- eindruck - - Beliebtheit des Futters, zu ersetzen.

Es scheint darfiber hinaus ein gebotener Futterstoff nur in einem eng begrenzten Gr613enbereich als ,,Nahrung" angesehen und bewertet zu werden. Darauf weisen jedenfalls einige Versuche mit kiinstlichen Weizenk6rnern hin, die doppelt so groI] wie natfirliche Weizcnk6rner gemacht worden waren: Diese ,,RiesenweizenkSrner', wurden nicht angenommen. Sie besaBen wohl ffir die Tiere yon vornherein nicht die Kenrizeichen eines zur Aufnahme reizenden Futtermittels. Diese Frage wird im Augenblick welter verfolgt.

Zusammenhssung.

Hfihnern wurden die 6 Getreidearten Weizen, Mais, Roggen, Gerste, Haler und Erbsen in KSrner. und ScJarotform geboten. Aulterdem wurden ihnen aus Roggen- und Weizensehrot hergestellte kfinstliche roggen- und weizenf6rmige KSrner gereicht. Den Tieren wurden je zwei Getreide- arten nebeneinander vorgesetzt.

Bei den Versuchen fiber die Beliebtheit einiger Getreidearten fraBen die Hiihner die ihnen neben den anderen Getreidearten gebotenen Weizen- kSrner zu 100 %. Dem Weizen kam demnach als Vergleiehsmittel dieselbe Bedeutung zu wie dem Wasser in den Versuehen mit flfissigen Schmeck- stoffen. Die fibrigen Getreidearten konnten - - in KSrnerform - - ent- sprechend ihrer Annahmehs neben Weizen zu folgender ,,Reihen- folge abnehmender Beliebtheit" zusammengestellt werden: Weizen >Mais t~oggen ~ Gerste>Hafer. Die Reihenfolge oder Rangordnung bleib~ auch bei Versuchen der einzelnen Glieder der Reihe untereinander erhalten. Im Verhalten den Erbsen gegenfiber machten sieh in:lividuelle Abwei- chungen bemerkbar. Den Erbsen konnte deshalb kein sicherer Platz in der ,,R.a.B." zugewiesen werden. Ffir die verschiedene Beliebtheit der ein- zelnen K6rnerarten konnten Unterschiede des Geschmacks, der Form und der Farbe yon Bedeutung sein. Bei den Versuchen fiber die Bedeu- tung der Form wurden die als Schrote gereichten Getreidearten nicht mehr im Sinne jener ,,R.a.B." unterschieden. Die Hfihner bevorzugten jedoch einige Schrote, ohne dal~ es zur Ablehnung der anderen kam. Nur

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544 Carlheinrieh Engelmann: ,,Beliebtheit" einiger Getreidearten beim Huhn.

Mais- und Erbsenschro t wurden in gleicher Weise abgelehnt , beide wichen in der F a r b e wesentl ich von den anderen ab, der Mais aul3erdem durch seine mange lha f t e Klebf/ thigkeit . Bei Darb ie tung gefs Schrote ver- schwanden diese Bevorzugungen, nur das Maisschrot wurde - - wegen seiner abweichenden Ballungsf/ ihigkei t - - wei terhin abgelehnt . Danach seheint die F o r m wicht iger als die F a r b e fiir die verschiedene Bel iebthei t der Get re idear ten zu sein. Das best/~tigen Versuche mi t gefi~rbten KSr- nern : hier b le ib t die , ,R .a .B." die gleiche wie bei den Versuchen mi t ungef/irbten KSrnern .

Bei den Versuchen mi t ki inst l ichen KSrnern konnte best/~tigt werden, daft sich die Hi ihner .bei der Vorliebe fiir einzelne Get re idear ten in ers ter Linie nach der Form der KSrner und erst in zweiter L in ie nach deren Farbe r ichten. Dem Geschmaclr kommt keine Bedeutung zu.

Es wurden insgesamt 9004 Einzelversuche ausgeffihrt .

Schrifttum. Engelmann, C.: Versuche fiber den Geschmack ~on Taube, Ente und Huhn. Z.

vergl. Physiol. 20 (1934). - - Weitere Versuche fiber den Geschmaekssinn des Huhns. Z. vergl. Physiol. 24 (1937). - - Jaensch~ E. R.: Der Hfihnerhof als Forschungs- und Aufkl~rungsstatte in menachlichen Rassefragen. Z. Tierpsychol. 2, It. 3 (1939). - - Koehler, 0.: KSnnen Taaben z~hlen ? Z. Tierpsyehol. 1, H. 1 (1937)). - - Zahn, W.: t~ber den Geruehsinn einiger VSgel. Z. vergl. Physiol. 19, It. 4 (1933).