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Volkswirtschaft Standpunkt. Nachhaltigkeit. Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe. DekaBank Deutsche Girozentrale www.deka.de

Volkswirtschaft. Standpunkt. Nachhaltigkeit. · Nachhaltige Geldanlage. Nachhaltige Geldanlagen zielen nicht nur auf ökonomische, sondern auch soziale und ökologische Gesichtspunkte

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Page 1: Volkswirtschaft. Standpunkt. Nachhaltigkeit. · Nachhaltige Geldanlage. Nachhaltige Geldanlagen zielen nicht nur auf ökonomische, sondern auch soziale und ökologische Gesichtspunkte

Volkswirtschaft Standpunkt.Nachhaltigkeit.

Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe.

DekaBank Deutsche Girozentralewww.deka.de

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Volkswirtschaft Standpunkt. Nachhaltigkeit: Investition in die Zukunft.

Nachhaltigkeit: Was ist darunter zu verstehen?

„Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der heute leben-den Menschen zu erfüllen, ohne dabei spätere Generatio-nen in ihren Fähigkeiten einzuschränken, ihre eigenen Be-dürfnisse zu erfüllen.“ (World Commission on Environment and Development, 1987). Hinter dieser recht allgemein gehaltenen Definition verbergen sich drei konkrete Berei-che, in denen die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt: Ökologie, Ökonomie und Soziales.

Ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit.

In Zeiten von immer häufigeren Wetterextremen und der „Fridays for Future“-Bewegung ist der Klimawandel in aller Munde, und seine Existenz sollte unumstritten sein. Fossile Brennstoffe verursachen den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2). Dieses reichert sich in der Treibhausgasschicht um die Erde an und hält größere Mengen an Sonnenwärme zurück, was zur Erderwärmung führt. Konsequenzen sind unter anderem extreme Wetterlagen wie Stürme, Dürren oder Überschwemmungen sowie ein Artensterben. Deshalb wird Nachhaltigkeit am häufigsten mit ökologischer Rücksicht-nahme in Verbindung gebracht. Deren Ziel ist es, insbeson-dere Abfälle, Abwässer und Emissionen von Schadstoffen zu reduzieren, um Gesundheitsschäden und Naturkatastrophen zu vermeiden.

Bei der sozialen Nachhaltigkeit geht es um gesellschaftliche Ziele wie ein funktionierendes Gesundheitssystem für die ganze Bevölkerung, Existenzsicherung oder Zugang zu Bildung.

Schließlich ist mit ökonomischer Nachhaltigkeit die verant-wortungsvolle und effiziente Nutzung von Ressourcen ge-meint, um eine langfristige Basis für den Wohlstand zu sichern.

Die drei Säulen sind eng miteinander verknüpft, was sich am Beispiel der Ressourcenknappheit zeigen lässt. Nachhal-tiges Wirtschaften, also der verantwortungsvolle Umgang mit knappen Gütern, ohne dass marktwirtschaftliche Me-chanismen dies unmittelbar erzwingen, rückt in Zeiten der Globalisierung und eines fortschreitenden Wohlstands der

wachsenden Weltbevölkerung verstärkt in den Fokus. Denn viele Rohstoffe, die wir täglich nutzen und verbrauchen (Wasser, Rohöl, Metalle, …), sind endlich und „wachsen“ nicht beliebig nach. Sie stehen somit nicht allen Menschen auf der Erde in ausreichendem Maße zur Verfügung. Daher ist der auf Nachhaltigkeit bedachte Umgang mit knappen Ressourcen aus Sicht der Wirtschaft, des Umweltschutzes und der sozialen Verantwortung unabdingbar.

Wachstum und Nachhaltigkeit passen zusammen.

Oftmals wird im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsdiskus-sionen das Argument vorgebracht, es sei insbesondere das kompromisslose Streben nach immer mehr Wachstum, das einem nachhaltigen Wirtschaften entgegenstehe. Doch solange die Weltbevölkerung wächst, führt kein Weg an Wachstum vorbei. Gäbe es kein Wirtschaftswachstum, müsste eine steigende Anzahl von Menschen mit einer konstanten Menge von Gütern und Dienstleistungen aus-kommen. Damit käme es zwangsläufig zu heftigen Vertei-lungskämpfen, zu sozialen Spannungen und in letzter Kon-sequenz zu mehr Kriegen.

Durch die Herausforderungen, die das anhaltende Wachs-tum und die damit einhergehende Verknappung von Roh-stoffen mit sich bringen, entstehen Innovationen, beispiels-weise im Bereich der Ressourcen- und Energieeffizienz. Doch der technische Fortschritt hat nicht nur positive Aus-wirkungen auf die Umwelt. Riesige Rechenzentren, immer leistungsfähigere Rechner und die Vielzahl von privaten Endgeräten wie Tablets und Smartphones verschlingen bei der Produktion wertvolle Rohstoffe und bei der Nutzung enorme Strommengen. Schon heute erzeugt der weltweite Stromverbrauch von Großrechnern, Computern und Klein-rechnern so viel CO2-Ausstoß wie die gesamte Luftfahrtin-dustrie. Hier ist die große Herausforderung, die Energieer-zeugung noch nachhaltiger zu gestalten, sowohl durch eine effizientere Verwertung fossiler Energieträger als auch durch die verstärkte Nutzung von Wind, Sonne, Wasser und weiteren regenerativen Energiequellen.

CO2-Ausstoß und Bevölkerung in Anteilen (in %)

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CO2-Ausstoß als Anteil am Gesamtvolumen (in %)Anteil an der Weltbevölkerung (in %)

Quelle: BMU 2018, DekaBank

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Volkswirtschaft Standpunkt. Nachhaltigkeit: Investition in die Zukunft.

Konkret ist China verantwortlich für 23,5 % des weltweiten CO2-Ausstoßes, während „nur“ 18,6 % der Weltbevölke-rung dort leben. Die Vereinigten Staaten produzieren sogar viermal so viel CO2, wie es aufgrund ihres Anteils an der Weltbevölkerung zu erwarten wäre. Auch Deutschland wird seinem Anspruch der Vorreiterschaft in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit in dieser Hinsicht nicht gerecht. Denn hierzu-lande leben 1,1 % der Weltbevölkerung, wir verursachen aber 1,9 % der globalen CO2-Emissionen. Mit diesem ho-hen Verbrauch stößt Deutschland pro Kopf mehr CO2 aus als China. Die USA belegen im Pro-Kopf-Vergleich sogar weltweit den zweiten Platz hinter Australien. Australien als großer Kohleexporteur deckt etwa drei Viertel seines Ener-giehaushaltes mit diesem fossilen Brennstoff. Dies ist der Hauptgrund für die hohen australischen CO2-Emissionen pro Kopf.

CO2-Ausstoß pro Kopf (in Tonnen)

Dank neuer, innovativer Technologien kann aber bei der Erzeugung der benötigten Energie der Einsatz fossiler Roh-stoffe durch die Nutzung regenerativer Energien (Sonne, Wind, Biomasse, …) reduziert werden. Zudem wird Energie effizienter genutzt. Daher ist beispielsweise der Primärener-gieverbrauch in Deutschland seit 1990 um fast 20 % ge-sunken, obwohl gleichzeitig die Wirtschaftsleistung um rund 50 % angestiegen ist (Umweltbundesamt, 2018). In einer Welt, in der Marktmechanismen funktionieren, das heißt in der knappe Rohstoffe teurer werden, lohnt es sich, in die Entwicklung von neuen Technologien zu investieren, die ressourcensparender sind oder auf nachwachsenden Rohstoffen basieren.

Chancen nutzen. Investition in eine bessere Zukunft.

Eine zunehmende Nutzung neuer Technologien in vielen Bereichen des Lebens ermöglicht ein nachhaltigeres Wirt-schaften. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Digitalisie-rung.

Ein aktuelles Beispiel für solche Technologien sind soge-nannte „Smart Homes“. Die Nutzer steuern hier beispiels-

weise die häusliche Beleuchtung, die Heizkörper und die Haushaltsgeräte aus der Ferne zentral über ein Smartphone. So kann während der Abwesenheit Energie gespart werden, ohne auf Bequemlichkeit wie eine angenehme Raumtempe-ratur bei der Rückkehr zu verzichten. Intelligente Ressour-cennutzung steht auch im Fokus der „sharing economy“, beispielsweise im Car-Sharing. Dank des Einsatzes von Apps werden Autos nur nach Bedarf genutzt, sodass nicht mehr für jeden Nutzer ein Auto bereitstehen muss.

Zudem können öffentliche Transportsysteme flexibler einge-setzt werden, wenn Fahrten kurzfristig elektronisch ange-meldet werden und Busse oder Großraumtaxis darauf be-darfsgerecht reagieren, anstatt gerade in ländlichen Gebie-ten oft leer oder überdimensioniert zu fahren. Um den Komfort zu erhöhen, könnten intelligente öffentliche Trans-portsysteme individueller gestaltet werden und sogar die Fahrgäste zu Hause abholen, anstatt feste Haltestellen anzu-fahren. Dass der Trend in diese Richtung geht, zeigt sich beispielsweise am Erfolg von Apps für Mitfahrgelegenheiten oder für die Nutzung von Wohnungen, die sonst leer stehen würden.

Nicht nur für private Haushalte, sondern auch für die Indust-rie bieten die neuen Technologien vielfältige Möglichkeiten zur Ressourceneinsparung. Bestes Beispiel hierfür ist der 3D-Druck. Durch die Nutzung sogenannter „additiver Ferti-gungsverfahren“ (Additive Layer Manufacturing) kann die Umweltbelastung deutlich reduziert werden. Unter additiver Fertigung versteht man ein Verfahren, bei dem auf Basis von digitalen 3D-Konstruktionsdaten schichtweise ein Bau-teil aufgebaut wird. Passgenaue Teile können dezentral gefertigt werden, lange Transportwege entfallen, wodurch CO2-Emissionen vermieden werden können. Zudem wird nur exakt das benötigte Material eingesetzt, anstatt wie bei konventioneller Fertigung durch Fräsen oder Schneiden wertvolles Material zu verlieren.

Dies alles zeigt, was technischer Fortschritt an nachhaltigem Nutzen, aber auch an neuen Herausforderungen mit sich bringt. Eines machen die Beispiele auch klar: Dank immer neuer kreativer Erfindungen und Ideen kann die Welt – trotz des ewigen Strebens der Menschen nach mehr – auch in Zukunft eine hohe Lebensqualität bieten. Jene hohen Quali-tätsansprüche der Nachhaltigkeit finden sich zunehmend auch in Bezug auf die Geldanlage.

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Quelle: Destatis 2017, DekaBank

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Nachhaltige Geldanlage.

Nachhaltige Geldanlagen zielen nicht nur auf ökonomische, sondern auch soziale und ökologische Gesichtspunkte ab. Bei ihnen wird das „magische“ Anlagedreieck Rendite – Risiko – Liquidität ergänzt um den Punkt der Nachhaltigkeit. Damit wird es zum „magischen Viereck“.

Für Anleger, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befas-sen, gibt es zwei grundlegende Überlegungen: Zum einen soll durch ihre Anlagen nachhaltiger gewirtschaftet werden, d.h. durch Anlegen in Nachhaltigkeit soll eine bessere Zu-kunft gestaltet werden. Denn es wird ausschließlich in Ak-tien oder Anleihen von Emittenten investiert, die strengen Kriterien standhalten. Problematische Branchen oder Tätig-keitsfelder wie beispielsweise Rüstung, Waffen oder Atom-energie werden grundsätzlich ausgeschlossen. Zum anderen hat der Anleger den Anspruch, mit seiner Anlage nachhalti-ge Erträge zu erwirtschaften, also nach Abzug der Inflation und Steuern im Zeitablauf eine positive Durchschnittsrendite erzielen. Doch ist dieses Ziel überhaupt realistisch?

Ja, denn die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalanlage und im Kreditgeschäft ist nicht nur Ausdruck einer gesellschaftlichen Verantwortung. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass durch die Berück-sichtigung sozialer, umweltrelevanter und auf eine gute

Unternehmensführung bezogener Kriterien in Anlage- und Finanzierungsentscheidungen die Risiken besser einge-schätzt werden und somit reduzieren werden. Ein umwelt-schonender und effizienter Umgang mit Ressourcen spart Kosten. Nicht zuletzt können Forschung und Entwicklung hinsichtlich umweltfreundlicher Produkte und Verfahren das Innovationspotenzial erhöhen und neue Märkte eröffnen.

Dabei ist in der aktuellen Niedrigzinswelt das Erwirtschaften von positiven realen Renditen eine große Herausforderung. Sichere festverzinsliche Anlagen haben wegen ihrer Quasi-Nullverzinsung an Attraktivität verloren. In solchen Zeiten lohnt sich der Anlegerblick auf nachhaltig wirtschaftende Unternehmen, sowohl in Form von Aktien als auch von Unternehmensanleihen. Beide Anlageklassen – Aktien und Unternehmensanleihen – sind Wertpapiere und weisen damit im Zeitablauf Wertschwankungen auf. D.h. es kann zu zwischenzeitlichen Wertverlusten kommen.

Der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen ist in den vergan-genen Jahren weiter gewachsen. Ende 2018 konnte der europäische Branchenverband Eurosif neue Rekordzahlen für das nachhaltig angelegte Kapital berichten. Wer sich an nachhaltigen Unternehmen und Ideen beteiligt, kann lang-fristig „doppelt gewinnen“ – mit einem guten Gewissen und der Chance auf ein wachsendes Vermögen.

Verwaltetes Vermögen nachhaltiger Investmentfonds in Deutschland (in Milliarden Euro)

Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen, DekaBank

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Volkswirtschaft Standpunkt. Nachhaltigkeit: Investition in die Zukunft.

Wissenswertes zu Nachhaltigkeit:

1. Nachhaltigkeit ist ein Zukunftsthema.

Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der heute lebenden Menschen zu erfüllen, ohne dabei späte-re Generationen in ihren Fähigkeiten einzuschrän-ken, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.

2. Nachhaltigkeit hat mehrere Dimensionen. Man unterscheidet drei Dimensionen der Nachhal-tigkeit, die in vielen Bereichen ineinandergreifen: ökologische Nachhaltigkeit, ökonomische Nach-haltigkeit und soziale Nachhaltigkeit.

3. Nachhaltiges Wachstum dank technischem Fort-schritt. Dank technischem Fortschritt kann auch in einer wach-senden Welt nachhaltig gewirtschaftet werden, bei-spielsweise durch die effizientere Nutzung von Rohstof-fen oder die Erzeugung erneuerbarer Energien.

4. Nachhaltig investieren. Ziel der nachhaltigen Geldanlage ist die Förderung nachhaltiger Technologien und Unternehmen unter Be-rücksichtigung sozialer, umweltrelevanter und auf eine gute Unternehmensführung ausgerichteter Kriterien.

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Autoren: Dr. Dora Borbely Telefon: (0 69) 71 47 - 50 27 E-Mail: [email protected] Dr. Gabriele Widmann Telefon: (0 69) 71 47 - 25 59 E-Mail: [email protected] Lea Havemeister Telefon: (0 69) 71 47 - 50 70 E-Mail: [email protected] Nachdruck und Vervielfältigung nur mit Genehmigung der DekaBank Deutsche Girozentrale. Die enthaltenen Meinungsaussagen geben unsere aktuelle Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung wieder. Die Einschätzung kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern. Die Angaben wurden sorgfältig zusammengestellt. Teilwei-se stammen die Daten aus Drittquellen, die die Deka-Bank als verlässlich erachtet. Trotz Anwendung der erforderlichen Sorgfalt kann von Seiten der DekaBank keine Gewähr für die Richtigkeit übernommen werden. Stand: August 2019