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Aus dem Institut fur Zerphysiologie und Eerernahrung der Universitat Gottingen Direktor: Prof. Dr. Dr. W. Lenkeit Weitere Untersuchungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes wahrend der Laktation von der Nahrstoffversorgung wahrend der Graviditst (Nahrstoffspeicherung und Leistung) 4. Mitteilung der ,,Langfristigen Untersuchungen zum IuSeren und inneren Stoff - wechsel des graviden und laktierenden Schweines" von W. LENKEIT, J. 0. GUTTE, W. KIRCHHOFF, F. K. SOEHNGEN und E. FARRI~S In der 2. Mitteilung (6) wurde die Vermutung ausgesprochen, daa Verlauf und Groae der N-Bilanz wahrend der Laktation entscheidend durch die Ernahrung der Tiere wahrend der Graviditat beeinfluat wird. In der 3. Mitteilung (7) wurde durch zwei Versuche gezeigt, daa bei reichlicher Ernahrung wahrend der Graviditat im Organismus des Muttertieres uber den Ansatz im Konzeptionsprodukt hinaus gro- i3ere N-Mengen retiniert werden, von denen nach dem Abferkeln der groate Teil wieder abgestoaen wird, und zwar auch dann, wenn die Nahrung den Nahrstoff- bedarf fur die Milchbildung bereits deckt oder wenn die Milchbildung vollkommen verhindert wird. Es blieb in der vorliegenden Arbeit zu prufen, wie sich die N-Bilanz wahrend der Laktation dann verhalt, wenn durch geringe Eruahrung wahrend der Graviditat eine Retention groaerer N-Mengen verhindert wird, und zweitens, welches Bild sich bei reichlicher Ernahrung wahrend der Graviditzit, aber geringer wahrend der Lnk- tation ergibt. I. Zur Versuchsmethodik Beide Tiere wurden wahrend der Graviditat im Stoffwechselkafig gehalten, da be- sonders das gering ernahrte Tier ,,Rotkappchen" sehr hungrig und unruhig war. Die Tiere wurden taglich am Morgen zur Viehwaage gefuhrt. Wahrend der Laktation wurde die in der 1. Mitteilung (5) beschriebene Dressurmethode zur Gewinnung der Exkremente angewendet, wobei die Tiere in norrnalen Stallungen gehalten werden konnten. Die Bestimmung der Milchmengen und die Probenahme der Milch zur Analyse erfolgte an allen Laktationstagen bei jeder Saugung, wie in der 1. Mittei- lung beschrieben. Die N-Bestimmung im Kot wurde in jeder Versuchsperiode sowohl im Frischkot als auch irn getrockneten Kot durchgefuhrt. Zur Berechnung der N-Bi-

Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

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Page 1: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

Aus dem Institut f u r Zerphysiologie und Eerernahrung der Universitat Gottingen Direktor: Prof. Dr. Dr. W. Lenkeit

Weitere Untersuchungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes wahrend der Laktation von der Nahrstoffversorgung wahrend

der Graviditst

(Nahrstoffspeicherung und Leistung)

4. Mitteilung der ,,Langfristigen Untersuchungen zum IuSeren und inneren Stoff - wechsel des graviden und laktierenden Schweines"

von W. LENKEIT, J. 0. GUTTE, W. KIRCHHOFF, F. K. SOEHNGEN und E. F A R R I ~ S

In der 2. Mitteilung (6) wurde die Vermutung ausgesprochen, daa Verlauf und Groae der N-Bilanz wahrend der Laktation entscheidend durch die Ernahrung der Tiere wahrend der Graviditat beeinfluat wird. In der 3. Mitteilung (7) wurde durch zwei Versuche gezeigt, daa bei reichlicher Ernahrung wahrend der Graviditat im Organismus des Muttertieres uber den Ansatz im Konzeptionsprodukt hinaus gro- i3ere N-Mengen retiniert werden, von denen nach dem Abferkeln der groate Teil wieder abgestoaen wird, und zwar auch dann, wenn die Nahrung den Nahrstoff- bedarf fur die Milchbildung bereits deckt oder wenn die Milchbildung vollkommen verhindert wird.

Es blieb in der vorliegenden Arbeit zu prufen, wie sich die N-Bilanz wahrend der Laktation dann verhalt, wenn durch geringe Eruahrung wahrend der Graviditat eine Retention groaerer N-Mengen verhindert wird, und zweitens, welches Bild sich bei reichlicher Ernahrung wahrend der Graviditzit, aber geringer wahrend der Lnk- tation ergibt.

I. Zur Versuchsmethodik

Beide Tiere wurden wahrend der Graviditat im Stoffwechselkafig gehalten, da be- sonders das gering ernahrte Tier ,,Rotkappchen" sehr hungrig und unruhig war. Die Tiere wurden taglich am Morgen zur Viehwaage gefuhrt. Wahrend der Laktation wurde die in der 1. Mitteilung (5) beschriebene Dressurmethode zur Gewinnung der Exkremente angewendet, wobei die Tiere in norrnalen Stallungen gehalten werden konnten. Die Bestimmung der Milchmengen und die Probenahme der Milch zur Analyse erfolgte an allen Laktationstagen bei jeder Saugung, wie in der 1. Mittei- lung beschrieben. Die N-Bestimmung im Kot wurde in jeder Versuchsperiode sowohl im Frischkot als auch irn getrockneten Kot durchgefuhrt. Zur Berechnung der N-Bi-

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338 W . Lcnkeit, 1. 0. Gutte , W. Kirchhoff, F . K . Soehngen und E . Farriis

lanzen wurden, wie bisher, die Frischkot-N-Werte herangezogen. Die mittleren Trocknungsverluste waren folgende:

I Sie. I I Sie. I I Lakra- Bei Verfutterung der Ration Rotk. Ia' Rotk. Ib Rotk Ic G ~ ~ ~ ~ -

1 1 ditat tion 1 L - ~ ._

Trocknungsverlust an N in O i o des Trodcenkot-N 10,5 8,O 4,s 17,4 10,9

I m Versuch Rotk. I konnten uber 90 Trachtigkeitstage die im Stoffwechselkasten verlorenen Schuppen und Haare quantitativ gesammelt werden. Das Tier befand sich wahrend dieser Zeit nicht im Haarwechsel. Es wurde ein taglicher Verlust von 4,32 g Schuppen und Haaren mit 8,19 O/o N = 0,354 g N ermittelt. Dieser Verlust wurde wie bisher bei der Berechnung der Bilanzen nicht berucksichtigt. Fruchtwasser und Nachgeburt wurden wie in den fruheren Versuchen quantitativ gesammelt und ana- lysiert. I m Versuch Rotk. I wurde ein, im Versuch Sie. I1 wurden drei wahrend der Geburt gestorbene Ferkel analysiert und deren N-Gehalt zur Berechnung des N-Ge- haltes der Wurfgeschwister herangezogen. Die analysierten Ferkel entsprachen im Gewicht dem mittleren Geburtsgewicht der Wurfgeschwister.

11. Ernahrung wiihrend der Graviditat gering, wEhrend der Laktation reichlich (Versuch Rotk. I)

Versuchsiibersicht

Der Versuch Rotk. I wurde an einer im Institut gezogenen veredelten Landschwein- sau (,,Rotkappchen") durchgefuhrt. Das Tier wurde langere Zeit auf den Versuch vorbereitet. Es wurde bereits wahrend der 2. Laktation, 3. Graviditat und 3. Lak- tation relativ eiweiC- und energiearm ernahrt. Dies fuhrte d a m , daC das Tier in starkem MaCe Korpersubstanz verlor und es ist anzunehmen, daC am Ende der 3. Laktation, als der Stoff wechselversuch begann, die Korperreserven des Tieres an Ei- weit3 und Fett weitgehend erschopfi waren. Dies komnit auch in dein relativ geringen Korpergewicht des Tieres zu Versuchsbeginn (Tab. 1) zum Ausdruck.

D e r Versuch dauerte ohne Unterbrechung vom Ende der 3. Laktation bis zum 16. Tag nach der 4. Laktation. Das Tier wurde vor und wahrend der 4. Graviditat weiterhin eiweif3arm ernahrt. Nach dem Abferkeln wurde dann die gleiche eiweiR- reiche Ration verfuttert wie in den fruheren Versuchen Snee. I1 und Rap. IIb. Ein- zelheiten uber die Futterung und die sonstigen Versuchsdaten sind den Tabellen 1 und 2 zu entnehmen.

Auf3er einer leichten Entzundung von drei Zitzen vom 31. bis 35. Laktationstag, die nach Verabreichung von 200 mg Aureomycin i. m. soforr zuriickging, waren Storungen des Gesundheitszustandes des Tieres nicht zu beobachten. Die Geburt verlief auffallend leicht und schnell, die Versuchsration wurde wahrend des ganzen Versuches, auch am Tage des Abferkelns, vollstandig aufgenommen.

Die Zahl der saugenden Ferkel wurde in der 2 . Halfie der Laktation aus ver- suchstechnischen Grunden allmahlich von 14 auf 6 reduziert. Die verbliebenen Ferkel besaugten alle Zitzen und reichten aus, die gesamte vom Tier gebildete Milchmenge abzusaugen, so daf3 eine wesentliche Beeinflussung der Milchleistung durch diese Maanahme nicht stattgefunden hat.

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Weitere Untersucbungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes 339

Tabelle 1 Allgerneine Versuchsdaten des Versuches Rotk. I

Versuchrtier: Rotkappchen, geboren am 16. 1 . 1954

Zum 3. Male abgeferkelt am 3.9.1955 . . . . 15 Ferkel geboren (davon 1 tot) 14 Ferkel aufgezogen

Ration Rotk. Ia verfiittert .............. vom 11.10.1955 bis 24.10.1955 Stoffwechselversuch .................... vom 17.10. 1955 bis 22. 10. 1955 (44.48. Zahl der saugenden Ferkel ............. 10 [Laktationstag) Zahl der taglichen Saugungen . . . . . . . . . . . 20

Korpergewicht am 22.10.1955 .......... 141,4 kg Ende der Laktation am 24.10.1955

Ration Rotk. Ib verfuttert Stoffwechselversuch .................... vom 1. 11. 1955 bis 8. 3. 1956 (Ende der Belegt ................................ am 18.11.1955 [Graviditat) Korpergewicht am 1.11.1955 .......... 131,3 kg Korpergewicht am 18.11.1955 .......... 135,7 kg Korpergewicht am 8. 3.1956 .......... 183,Okg

Zum 4. Male abgeferkelt am 8.3.1956 .... 15 Ferkel geboren (davon 1 tot)

Korpergewicht am 17.10.1955 . . . . . . . . . . 143,7 kg

.............. vom 25. 10. 1955 bis 8. 3. 1956

13 Ferkel aufgezogen Ration Rotk. Ic verfiittert . . . . . . . . . . . . . . vom 9.3.1956 bis 24.5.1956 Stoffwechselversuch .................... vom 9.3.1956 bis 24.5.1956 Zahl der saugenden Ferkel ............. 14 bis 6 Zahl der taglichen Saugungen Korpergewicht am 9.3. 1956 (1. Laktationstag) .......................... 158,2 kg Korpergewicht am 8.5.1956 (Ende der Laktation) ...................... 146,4 kg Korpergewiht am 24.5.1956 (Ende des Versuches) ...................... 164,O kg

.......... 25 bis 18

Tabelle 2 Futter irn Versuch Rotk. I

Ration 1 Rotk. Ia 1 Rotk. Ib 1 Rotk. Ic ~ _ _ ~~ _ _ ~ - . _ _

Die Tagesration bestand aus folgenden Futtcrmitteln:

Gerste .............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . g 4000 649 3500 ..................................... 551 1000

.......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . - 600 Trockenhefe (Waldhof) g - 20 150

Frisches Wiesengras - - ......................... g 5000

Hafer g - Dorschmehl g -

Trockenschnitzel g - Luzernegrunmehl g - Kochsalz g - Zusatzlich Vit. D, .......................... I .E. - 1000 1000

- ............................ 700 ........................... 80

.................................. 10 - -

Die Tagesration enthielt: Trodtensubstant ............................ g 4276,2 1715,2 4369,l

NKF ...................................... 7029 2651 7709 Gesamtnahrstoff ............................ g 3222 1280 3369

Rohprotein ................................ g 505,7 192,7 83 1 ,O

Ca ........................................ g 8.87 6.74 41.77 P ......................................... g 14.79 6.17 41.77 Carotin .................................... mg 230 4.5 2.2 Vit.A ..................................... I.E. - - 1027

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340 W. Lenkeir, J. 0. Gutte, W. Kirchhofl, F. K . Soehngen End E. FarriCs

Die Versuchsergebnisse

In Tabelle 3 und Abb. 1 ist der N-Umsatz im Versuch Rotk. I dargestellt. Am Ende der 3. Laktation ist, infolge der mangelhaRen Eiweigzufuhr und der hohen Lei- stungsbereitschaft des Tieres, die N-Bilanz noch stark negativ. Vor und wahrend der 4. Graviditat findet eine fast konstante N-Retention von 7 bis 8 g pro Tag statt. Die mic dem Futter zugefiihrte Eiweiflmenge scheint die N-Retention von Anfang an zu begrenzen, so daf3 das starke Ansteigen der N-Bilanz gegen Ende der Graviditat, das in den fruheren Versuchen zu beobachten ist, ausbleibt. Trotz der geringen Ei- weiflzufuhr von 130 g verdaulichem Rohprotein pro Tag iibersteigt auch in diesem Versuch die gesamte N-Retention wahrend der 11 1 Graviditatstage die N-Abgabe mit der Geburt um 500 g, wovon nach den Ausschlachtungsversuchen von MITCHELL und Mitarbeitern (8) und nach Gesaugeanalysen von LENKEIT etwa 163 bis 183 g N auf entleerten Uterus und Gesauge entfallen. Dieser Oberschuf3 ist jedoch nicht als Speicherung, sondern als eine Erganzung des in der vorhergehenden Zeit erlittenen Defizits an Korpereiweii3 aufzufassen, da er nicht am Ende, sondern zu Beginn der Graviditat stattgefunden haben mu&, als no& keine wesentliche N-Einlagerung im Konzeptionsprodukt stattfand. Gegen Ende der Graviditat scheint vielmehr wieder eine Mobilisierung von Korper-N im mutterlichen Organismus zugunsten der N-Ein- lagerung in das Konzeptionsprodukt stattgefunden zu haben, denn die N-Retention von 8 g pro Tag in den letzten Perioden der Graviditat diirfte fur das Wachstum der 15 Feten zu diesem Zeitpunkt und zur Entwicklung des Gesauges kaum ausge- reicht haben.

770

9

b 90

I0

50

30

?O

- - to -

I----- - 1 \

\ \ b

Trotz der geringen Ernahrung und der relativ groaen Ferkelzahl war das Ge- burtsgewicht der Ferkel und deren Vitalitat vollig normal, wie aus einem Vergleich mit den friiheren Wurfen, deren Muttertiere wesentiich reichlicher ernahrt wurden, hervorgeht (Tab. 4). Von den 14 lebend geborenen Ferkeln war lediglich ein Ferkel,

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Weitere Untersuabungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes 34 1

Tabelle 3

Der N-Umsatz im Versuch Rotk. I

Datum

-~

Ende der 3. Laktation 17. 10.-21. 10.

Vor der 4. Graviditat 1. 11. - 17. 11.

4. Graviditut 18.11.-27.11. 28.11. - 7. 12. 8. 12. - 17. 12.

18. 12. - 27. 12. 28. 12. - 6. 1. 7. 1.- 16.1.

17. 1.-26. 1. 27. 1.- 5.2. 6. 2.- 15.2.

16. 2.-26.2.

44. - 48. L. T.

1. - 10. 11. - 20. 21. - 30. 31. - 40. 41. - 50. 51. - 60. 61. - 70. 71. - 80. 81. - 90. 91. - 101.

T. T.

n

n

80.92

30.83

30.83 30.83 30.83 30.83 30.83 30.83 30.83 30.83 30.83 30.83

Kot d T a g

. .

25.30

10.47

9.50 8.43

10.08 9.71 9.65

10.07 10.47 9.89 9.40

10.75 27. 2. - 7.3. 102.- 111. ,, 30.83 10.48 __ N-Retention in 11 1 Graviditatstagen insgesamt

Am 8. 3. rnit der Geburt ausgeschieden: Durch 18 885 g Ferkel rnit 1.631 O/o N

,, ,,

1421 g Fruchtwasser rnit 0.3560/0 N 3 944 g Nachgeburt und Eihaute rnit 0.824 O/o N

Durch die Geburt insgesamt ausgeschieden Im Organismus des Tieres retiniert

Davon im entleerten Uterus rnit Adnexen Davon in der Milchdruse

4. Laktation 9. 3. - 13. 3. 1. - 5.L. T. 132.95 19.61

14. 3. - 18. 3. 6. - 10. ,, 132.95 24.82 19.3. - 23.3. 11.- 15. ,, 132.95 24.30 24. 3. - 28. 3. 16. -20. ,, 132.95 21.45 29.3.- 2.4. 21.-25. ,, 132.95 24.42

3.4.- 7.4. 26. - 30. ,, 132.95 24.42 8. 4. - 12.4. 31. -35. ,, 132.95 23.50

13.4. - 17. 4. 36. -40, ,, 132.95 23.50 18.4. - 22.4. 41.- 45. ,, 132.95 23.13 23, 4. - 27.4. 46.- 50. 132.95 23.13 28.4. - 2.5. 51. -55. ,, 132.95 23.86 3.5. - 7.5. 56.-60. ,, 132.95 23.86

. .

Verlust von Korper-N in 60 Laktationstagen insgesamt

Nach der 4 . Laktation 8. 5. - 14.5. 132.95 25.18

15.5. - 23. 5. 132.95 23.66

22.31

13.55

13.50 14.68 13.07 13.44 13.99 13.77 12.96 13.99 13.06 12.25

- 19.87

f 6.81

4- 7.83 f 7.72 4- 7.68 + 7.68 + 7.19 + 6.99 + 7.40 f 6.95 4- 8.37 + 7.83

12.14 - + 8.21 4- 846,33 g N

~ ~~ ~

39.31 45.47 41.72 40.33 47.26 42.31 41.77 39.45 40.44 41.85 42.83 42.16

307.54 g N 5.06 g N

32.50 g N 345.10 g N + 501.23 g N

ca. 83 g N ca.80-100 g N

~

62.33 71.21 71.05 67.18 72.64 69.29 70.72 72.77 66.41 68.29 67.15 62.93

~

4- 11.70’F - 8.55 - 4.21 + 3.99 - 11.37 - 3.07 - 3.04 - 2.77 + 2.97 - 0.23 - 0.89 + 4.00 57.80 g N - ..

69.20 - + 38.57 94.19 - 4- 15.10

~ ~~

T. T. = Graviditatstag, L. T. = Laktationstag, * = Futterumstellung

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342 W. Lenkeit, J . 0. Giitte, W . Kirchhoff, F . K . Soehngen und E . F a d s

welches ein Geburtsgewicht von 720 g hatte, nicht lebensfahig. Es besafi mangelhafie Saugkrafi und verendete einige Tage nach der Geburt. Die spatere Entwicklung der ubrigen 13 Ferkel war gut und auffallend gleichmafiig.

Der prozentische N-Gehalt von Ferkeln, Nachgeburt und Fruchtwasser liegt allerdings, besonders beim Fruchtwasser, etwas niedriger als in den drei bisherigen Trachtigkeitsversuchen bei eiweifireicherer Ernahrung (Tab. 5). Durch die hohere Ferkelzahl wird aber trotzdern die hochste Gesarnt-N-Ausscheidung mit der Geburt erreicht.

Nach der Geburt wurde die Futterung auf die Ration Rotk. Ic urngestellt. Die ersten 5 Laktationstage mussen daher als Vorfutterungszeit betrachtet werden. Die Milchleistung (Tab. 12) war rnit einer Spitzenleistung von 10 kg pro Tag recht gut, die Laktationskurve auffallend flach. Da sich der N-Gehalt der Milch, wie in allen bisherigen Versuchen, etwa gegenlaufig zur Milchmenge verhielt, ist die N-Ausschei- dung in der Milch wahrend der ganzen Laktation fast konstant (Tab. 3, Abb. 1).

Die N-Ausscheidungen irn Harn sind ebenfalls fast konstant, vorn 6. bis 10. und vom 21. bis 25. Laktationstag liegen sie etwas uber den ubrigen Werten. Die stark erhohte Harn-N-Ausscheidung zu Laktationsbeginn, die in allen bisherigen Ver- suchen beobachtet worden war, bleibt in diesem Versuch aus. Die N-Bilanz wird die ganze Laktation uber durch fast als zufallig zu bezeichnende Schwankungen in allen Ausscheidungsposten bestimmt und schwankt um f 0 init einer schwachen Tendenz zum Negativen, die in der ersten Halfie der Laktation etwas starker hervortritt.

Der gesamte Verlust von Korper-N in der Laktation betragt, unter Anrechnung der Vorfiitterungszeit vom 1. bis 5. Laktationstag, 57,s g N, unter Auslassung der Vorfutterungszeit 116,3 g N und liegt etwa in der Grofle der N-Menge, die aus der Ruckbildung des Uterus zu erwarten ist (ca. 83 g N).

Eine starke N-Retention findet nach der Laktation statt. Dadurch diirfle zum Ausdruck kommen, dafi das Tier jetzt ebenso wie zu Beginn der 4. Graviditat Ge- legenheit hatte, den Verlust an Korpereiweifi, der infolge der eiweiflarmen Ernah- rung in der 2. und 3. Laktation stattgefunden hatte, wieder zu erganzen.

Die Ergebnisse dieses Versuches bestatigen sornit die in den fruheren Mitteilun- gen geaufierte Verrnutung, da13 die fruher beobachteten negativen Bilanzen zu Lak- tationsbeginn, die nicht auf unzureichende Ernahrung zurudrzufuhren waren und als ,,negative Oberschuflbilanzen" bezeichnet wurden, nur dann auftreten, wenn durch reichliche Eiweiflversorgung wahrend der Graviditat aufler der Erganzung etwaiger Mangelverluste an KorpereiweiB aus der vorhergehenden Laktation noch eine Spei- cherung von N-haltigen Stoffen in der ,,Retentionsphase" am Ende der Graviditat stattfinden kann.

111. Ernahrung wahrend der Graviditat reichlich, wahrend der Laktation gering (Versuch Sie. 11)

Versuchsiibersicht

Der Versuch Sie. I1 wurde ebenfalls an einer im Institut gezogenen veredelten Land- schweinsau (,,Siebenschon") durchgefuhrt. ,,Siebenschon" wurde erst vorn 21. Gra- viditatstage ab vorgefuttert, da das fur den Versuch ursprunglich vorgesehene Tier

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Weitere Untersuchungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes 343

Tabelle 4

Geburtsgewichte und Ferkelverluste aller bisherigen Versuche

Versum I Sul. I I Sul. I1 1 Snce. 11 Snee. 111 Rap. I 1 Rap. 11) Sie. I 1 Sie. I1 1 Rock. I

EiweiBernahrung des Muttertieres in den letzten Trachtigkeits- wochen, g verdaul. Rohprotein pro Tag . 610

10 1

Gesamtzahl der Foeten atrophierte Foeten . . wahrend der Geburt abgestorbene Ferkel . . lebend geborene Ferkel sparer verendere Ferkel ............. Gesamtgewicht aller lebend und tot gebore- nen Ferkel, kg ...... 1 mittleres

4 5

.35

Geburtsgewicht, g ... 1706 mit Schwankungen von g ............. 1180 bis g .............. 2180

445 250 12 11 2 -

2 - 8 11

1 -

14.22 11.50

1422 1047

450 570 1890 1470

Verluste wahrend der Graviditat: Verluste wahrend der Geburt: Verlusre wahrend der Saugezeit:

830 475 735 12 10 12

1 - - 2

11 10 10

1 - -

- -

14.84 13.13 17.40

1349 1313 1450

810 940 1165 1700 1560 1740

7.4 O/o der Foeten 12.0 o/o der Foeten 2.8 o/o der Foeten

575 528 131 14 12 15 3 1 -

1 3 1 10 8 14

1 - -

14.34 14.87 18.86

1304 1351 1251

850 120 1590 1415

Tabelle 5

Der N-Gehalt des Geburtsproduktes nach unterschiedlicher Ernahrung der Muttertiere

Versudi I Rap. 11 1 verdaul. Rohprotein in den letzten Wochen der Graviditat giTag ...................... 735

Anzahl ..................... 12 Gesamtgewicht g . . . . . . . . . . . . 17395 N O/o ...................... l,?5 N g ....................... 304

Gewicht g . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3047 N "/o ...................... 1,06 N g ....................... 32.2

Ferkel

Eihaute uiad Nachgeburt

Fruchtwasser Gewicht g . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576 N "10 ...................... O,?? N g ....................... 4.5 Im grsamten Gehurtqprodukr N g ....................... 341

Sie. I I Sie. I1 1 Rotk. I ~

575 528 131

11 11 15 14335 14865 18885 l,17 i ,as 1,63 254 274 308

3194 2260 3944

29.1 20.1 32.5 0,91 0.89 o,a2

1106 241 1 1421 0,64 0.49 0,36 7.1 1 1.9 5.1

290 306 345

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344 W . Lenkeit, J . 0. Giitte, W . K i r d h o f , F. K . Soehngen und E . Farrihs

%belle 6 Allgemeine Versuchsdaten des Versuches Sie. I1

r VersuQstier : Siebenschon geboren am 26. 1. 54 belegt am 15. 11.55 Ration Sie. I1 verfuttert vom 5. 12.55 bis 24.5 .56 Stoffwechselversuch vom 13.12.55 bis 24 .5 .56 zurn 3. Male geferkelt am 7. 3. 56 1 1 Ferkel (davon 3 tot) Zahl der saugenden Ferkel: 13 bis 7 Zahl der taglichen Saugungen: 35 bis 18 Korpergewiht am 15. 11.55 (Beginn der Graviditat)

I

192,5 kg 13.12.55 (Versuchsbeginn) 192,2 kg 7. 3. 56 (letzter Graviditatstag) 255,6 kg 8. 3. 56 (erster Laktationstag) 239,9 kg 7. 5 .56 (Ende der Laktation) 177,l kg

24. 5. 56 (Ende des Versuches) 181,9 kg I

nicht trachtig wurde. Der Versuch begann am 29. Graviditatstag und dauerte ohne Unterbrechung bis zum 17. Tage nach Beendigung der 60tagigen Laktation.

Das Tier sollte wahrend der Graviditat reichlich und wahrend der Laktation gering ernahrt werden. Das geschah in der Weise, dai3 das Tier wahrend der Trach- tigkeit und Laktation die gleiche, in Tabelle 7 aufgefuhrte Ration mit 530 g ver- daulichem Rohprotein erhielt, was den Bedarf fur die Trachtigkeit uberschreitet, in der Laktation dagegen nur den Bedarf fur mai3ige Milchproduktion dedtt.

Die Ration wurde immer, auch am Tage des Abferkelns, vollstandig aufgenom- men. Die vorhergehende Laktation war durch Totung aller Ferkel nach der Geburt verhindert worden (siehe 3. Mitteilung, Versuch Sie. I). Ein Defizit an Korper-

Tabelle 7

Futter im Versuch Sie. I1

Die Tagesration bestand aus: 3050 g Hafer

300 g Fischrnehl 450 g Trodrenhefe (Waldhof) 200 g Luzernegrunmehl

1000 I. E. Vit. D3 zusatzlich

Die Tagesration enthielt: 3388,4 g Trodcensubstanz

662,4 g Rohprotein 5147 NK, 2357 g Gesarntnahrstoff

27,34 g Ca 23,48 g P

8,4 mg Carotin 508 I. E. Vit. A

eiweii3 durch etwaige Mangelernahrung in der vorhergehenden Laktation kann daher nicht vorhanden gewesen sein. Der Ernahrungszu- stand des Tieres war zu Versuchsbeginn gut.

Als besonders bemerkenswert ist an diesem Versuch hervorzuheben, dai3 am Anfang der Laktation bis zu 35 Saugungen pro Tag not- wendig waren, um die gesamte Milchmenge durch die Ferkel absaugen zu lassen. Bis zum Ende der Laktation konnte die Zahl der tag- lichen Saugungen nur allmahlich auf 18 herab- gesetzt werden. Das Tier zeigte namlich die Eigentumlichkeit, bei einer Saugung nur selten mehr, meist weniger als 200 g Milch zu geben, gleichgultig wie lang die vorhergehende Sauge- pause war. Selbst nach 25 bis 40 miniitigen Saugepausen wurde eine nur wenig geringere Milchmenge pro Saugling erbracht als nach I-, 2- oder 21Jzstiindigen Saugepausen.

Zum Besaugen wurden dem Tier aui3er den 8 eigenen Ferkeln 5 Ferkel von einer anderen Sau angesetzt. Die Zahl der saugenden Ferkel wurde im Verlauf der Lak- tation aus versuchstechnischen Grunden allmahlich von 13 auf 7 reduziert. Eine

Page 9: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

Weitere Unterswchwngen zwr Abhangigkeit des N-Umsatzes 345

wesentliche Beeinflussung der Milchleistung hat durch diese Mahiahme nicht statt- gefunden. Irgendwelche Krankheiten wurden bei dem Tier nicht festgestellt. Die allgemeinen Versuchsdaten sind der Tabelle 6 zu entnehmen.

Die Versuchsergebnisse

Wahrend der Graviditat verlauft der N-Umsatz in gleicher Weisc wie in den friiheren Versuchen bei reichlicher Ernahrung (Tab. 8 und Abb. 2): Die N-Retention

Tabelle 8 Der N-Umsatz im Versuch Sie. I1

I N-AurrQeidung in Datum 1 Futter N i m Kot Harn Milch

g / T w g/Tag I g/Tag I g/Tag

3. Graviditut 13.-21. 12. 22. 12.-3. 1 4.-13. 1.

14.-23. 1. 24. 1.-2.2. 3.-12.2.

13.-22. 2. 23.2.-1.3. 2.- 6.3.

29.- 37.T.T. 105.99 38.- 50.T.T. 105.99 51.- 60.T.T. 105.99 61.- 70.T.T. 105.99 71.- 80. T. T. 105.99 81.- 90.T.T. 105.99 91.-100. T. T. 105.99

101.-108. T. T. 105.99 109.-113. T. T. 105.99

22.27 77.14 20.83 77.02 21.53 80.23 22.26 78.16

21.07 70.82 22.29 63.81 21.56 64.84 19.36 58.54

22.12 . 73.55

+ 6.58 f 8.14 + 4.23 + 5.57 + 10.32 + 14.10 + 19.89 f 19.59 + 28.05

N-Retention der letzten 85 Graviditatstage insgesamt . . . . . . . . . . . . f 1003.41 g N

am 7.3. mit der Geburt ausgeschieden: Durch 14865 g Ferkel rnit 1.845O/oN ............................. 274.43gN Durch 2 411 g Fruchtwasser rnit 0.493 O/o N ........................ 11.89 g N Durch 2 260 g Nachgeburt und Eihaute rnit 0.888 l / o N . . . . . . . . . . . . . . 20.07 g N

Durch die Geburt insgesamt ausgeschieden .............................. 306.39 g N Im Organismus des Tieres retiniert ................................. + 697.02 g N

Davon im entleerten Uterus rnit Adnexen ........................ ca. 60 g N und in der Milchdriise .................................. ca. 80 bis 100 g N

~-

I 3. Laktation 8.-12. 3.

13.-17.3. 18.-22.3. 23.-27. 3. 28.3.-1. 4.

2.- 6.4. 7.-11. 4.

12.-16. 4. 17.-21.4. 22.-26. 4. 27. 4.-1. 5. 2.- 6. 5.

Verlust von

1.- 5.L.T. 6.-10. L. T.

11.-15. L. T. 16.-20. L. T. 2 1 .-25. L. T. 26.-30. L. T. 31.-35. L. T. 36.-40. L. T. 41 .-45. L. T. 46.-50. L. T. 51 .-55. L. T. 56.-60. L. T.

105.99 105.99 105.99 105.99 105.99 105.99 105.99 105.99 105.99 105.99 105.99 105.99

23.38 19.28 20.39 20.39 20.78 20.78 21.08 21.08 22.12 22.12 21.20 21.20

Kiirper-N in 60 Laktationstagen . .

64.77 52.03 56.06 65.18 40.60 62.03 38.16 65.28 36.85 64.54 36.74 65.71 37.49 68.88 33.69 61.14 50.16 50.80 47.91 48.72 40.53 48.24 43.92 45.42

. . . . . . . . . . . . . . . . . .

- 34.19 - 34.53 - 17.03 - 17.84 - 16.18 - 17.24 - 21.46 - 9.92 - 17.09 - 12.76 - 3.98 - 4.55

.. 1033.85gN

Nach der 3. Laktation 7.-14.5. 105.99 22.27 68.20 - f 15.52

15.-23. 5. 105.99 20.95 79.19 - + 5.85

T. T. = Graviditatstag, L. T. = Laktationstag

Page 10: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

346 W. Lenkeit, J . 0. Giitte, W. Kirchhoff, F. K . Soehngen wnd E. Farrihs

steigt vom 70. Graviditatstag ab stark an. Die gesamte N-Retention der letzten 85 Graviditatstage iibersteigt die N-Abgabe mit der Geburt um rund 700 g. Davon wur- den nach den Ausschlachtungsversuchen von MITCHELL (8) und nach den Gesaugeana- lysen von LENKEIT etwa 140 bis 160 g N im entleerten Uterus und Gesauge ein- gelagert.

Abb. 2. N-Umsatz im Versum Sie. 11.

Auch in der Laktation, in der das Tier weiterhin die gleiche Ration erhielt, ist das Bild ahnlich wie in den fruheren Versuchen: Hohe N-Ausscheidungen in1 Harn lassen die N-Bilanz stark negativ beginnen, trotz der anfanglich geringeren N-Ausscheidung in der Milch. Die N-Bilanz bleibt bis zum Ende der Laktation negativ, das Tier zieht in starkem MaBe Korpersubstanz zur Produktion der uberraschend hohen Milchleistung (siehe auch Tabelle 12) heran. Unerklarlich erscheint das vorubergehend starke Ansteigen der N-Ausscheidungen im Harn am 40. Laktationstag, zu einem Zeitpunkt, wo die Milchleistung plotzlich stark abfallt. Dies ist wahrscheinlich dar- auf zuriickzufiihren, daB zu dieser Zeit die Korperfettreserven des Tieres nahezu er- schopR waren und KorpereiweiR zur Deckung des Energiebedarfes herangezogen wurde. Der Energiemangel war namlich, wie die spateren Ausfuhrungen uber den Energieumsatz zeigen werden, in diesem Versuch noch starker als der Eiweiflmangel: Lange Zeit war die Energieausscheidung in der Milch etwa doppelt so groR wie die mit der Nahrung zugefuhrte, zur Produktion verfugbare umsetzbare Energie.

Der gesamte Verlust von Korper-N wahrend der Laktation betragt 1034 g. In- folge der geringen Ernahrung und der hohen Leistungsbereitschaft des Tieres wurde demnach in der Laktation mehr KorpereiweiR mobilisiert aIs wahrend der letzten 85 Graviditatstage gespeichert worden war. Es hat hier ein typischer ,,Maigelvcr- lust" stattgefunden.

Die positiven Bilanzen nach der Laktation zeigen eine Erganzung des in der Laktation erlittenen Defizits von KorpereiweiB an.

Page 11: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

347 Weitere Untersuchungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes

IV. Diskussion

N-Bi lanz und Korpergewichtsveranderrrrzg

In letzter Zeit tauchten wieder des ofleren Zweifel auf, ob die im Stoffwechselversuch ermittelte N-Bilanz rnit dem Ansatz von Korper-N identisdi ist (2, 3, 9, 10). Sollte auch bei den Sauenversuchen diese Diskrepanz bestehen, so miiate naturlich die ab- solute Grofle der Bilanz mit grol3em Vorbehalt beurteilt werden. Im folgenden sol- len die Gewichtszunahmen bzw. die Gewichtsverluste der Tiere mit den Bilanzergeb ~

nissen verglichen werden, die bei der Grofle der umgesetzten N-Mengen und bei der langen Versuchsdauer sicher einen Hinweis auf eventuelle systematische Versudxfeh- ler geben konnen. In Tabelle 9 sind die Ergebnisse zusammengestellt.

Tabelle 9

Vergleich der aus der N-Bilanz erwarteten und der tatsachlichen K0rpergewichtsver;indrrungen der Tiere

Venu& 1 Rap. I 1 1 Sie. I ..... _. _ _ _ _ _ ~ - - -~~

Wahrend A P T Graviditat Dauer des Versuches in Tagen ............. 115 Zuwachs von Korper-N, berechnet aus der Bilanz, g ............................ 1538 entspricht Muskelfleisch, kg ............... 53,4 Anfangsgewicht, kg ...................... 168,O Endgewicht, kg .......................... 246,6 Gewichtszuwachs, kg ..................... ?8,6

Wahrend der Laktation Dauer des Versuches in Tagen ............. 59 Verlust von Korper-N, berechnet ail$ der Bilanz, g ............................... 1162 entspricht Muskelfleisch, kg . . . . . . . . . . . . . . 40,3 Anfangsgewicht, kg ...................... 246,6 Endgewicht, kg .......................... 188,2 Gewichtsverlust, kg ...................... 58,4

Wuhrend der Gruviditut und Luktation Dauer des Versuches in Tagen . . . . . . . . . . . . . 174 Anderung des Korper-N Besrandec von Graviditatsbeginn bis Laktationsende, berechnet aus der Bilanz, g ............... + 376 N-Verlust durch Schuppen und Haare, g .... 87 Summe ................................. f 289 entspricht Muskelfleisch, kg . . . . . . . . . . . . . . . + 10,O Anfangsgewicht, kg ...................... 168,O Endgewicht, kg ......................... 188,2 Gewichtsanderung, kg .................... +20,2

1 -

115

976 33,9

174,5 252,7 ?8,2

35

647 22,s

252,7 212,4 40,3

150

+ 329 75 + 254

4- 8,8 174,5 212,4 + 3?,9

1 Sie. 1 1

85

697 24,2

192,2 239,9 47,7

60

1034 35,9

239,9 177,l 62,8

145

- 337 73

- 410 - 14,2

192,2 177,l - 15,l

1 Rotk. I

111

501 17,4

135,7 158,2 22,s

60

58 2,o

158,2 146,4 11,8

171

+ 443 85 + 358 + 12,4

135,7 146,6 + 10,9

Nimint man an, dai3 der Sticktoff im Organismus in einer Form eingelagert wurde, die etwa dem Muskelfleisdl entspricht (2,88 O/o N), und vergleidit die aus de! N-Bilanz erwartete Korpergewichtsanderung mit der tatsachlichen, so geht aus der Tabelle folgendes hervor:

Wahrend der Grav id i ta t waren die Gewichtszunahmen stew grofler als aus der N-Bilanz zu erwarten war, und wahrend der Laktution waren die Gewichtsverluste

Page 12: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

348 W . Lenkeit, J . 0. Giitte, W. Kirchhoff, F. K . Soehngen und E . Farrits

groBer als aus der N-Bilanz zu erwarten ware. Das ist mit Sicherheit darauf zurudr- zufuhren, dai3 wahrend der Graviditat aui3er EiweiB noch Fett und Wasser im Or- ganismus eingelagert wurden, und dai3 wahrend der Laktation entsprechende Fett- und Wasserverluste stattgefunden haben. Vergleicht man die tatsachlichen und die erwarteten Korpergewichtsanderungen zwischen Graviditatsbeginn und Laktations- ende, wobei hier auch der N-Verlust durch Schuppen und Haare berudrsimtigt wurde, so ist in den Versuchen Sie. I1 und Rotk. I eine vollstandige, im Versuch Rap. 11 eine gute Obereinstimrnung festzustellen. Die Abweichung beider Werte vonein- ander irn Versuch Sie. I, in dern die Laktation verhindert wurde, spricht eher gegen als fur die obige These, sie ist aber mit Sicherheit auf starkeren Fettansatz zuriidczu- fuhren, da die Ration stets einen starkeren EnergieuberschuR iiber den Bedarf ent- hielt.

Die Korpergewichte der Tiere liefern sornit keinen Anhaltspunkt, dai3 die tat- sachliche N-Retention der Tiere kleiner gewesen ware als die im Stoffwechselversuch ermittelte.

Schluj3f olgerungen

Betrachtet man das ganze, in der 2. bis 4. Mitteilung dargestellte Versuchsmaterial, so kommt man zu folgendem Gesamtergebnis:

Im Falle, dai3 von seiten der Ernahrung keine Begrenzung gesetzt wird, findet off enbar unter innersekretorischer Steuerung ein zyklischer Stoff wechselablauf in folgender Weise statt:

Gegen Ende der Graviditat besteht eine ,,Retentiomphase", in der grogere Men- gen N-haltiger Stoffe im Organismus, iiber den Ansatz im Konzeptionsprodukt hinaus, gespeichert werden. Die Grofle der Speicherung scheint in erster Linie von der Ernahrung abhangig zu sein, wie aus Tabelle 10 hervorgeht. Ob die Tendenz zur

%belie 10

Die N-Retention der letzten 5 bis 10 Graviditatstage und deren Abhangigkeit von der Ernahrung

Rotk. I 131 Snee. I 250 Rap.1 475 Sie. 11 528 Sie. I 575 Rap.11 735 Snee. 11 830

Antahl der Ferkel

15 11 10 1 1 11 12 11

N-Bilanz d T a g

4- 8,2 + 12,9 f 17,O -t 28,l f 31,O f 43,2 + 37,l

- Speicherung, die bereits bei der graviden Frau und bei der graviden Ratte beob- achtet wurde (1, 4), als eine Wirkung der in der Placenta gebildeten Oestrogene oder der in den Foeten gebildeten und in den mutterlichen Kreislauf gelangenden Wachstumshormone ist, bleibt noch zu untersuchen. Sie ist vermutlich als eine allgemeine Hemmung der eiweiflabbauen- den Stoffwechselprozesse aufzufassen, denn der Ureasegehalt war in den Lebern hochgravider Ratten nach Untersuchun- gen von BEATON und Mitarbeitern (1) stark vermindert.

Nach der Geburt folgt eine ,,Ausschei- dungsphase", in der der gespeiherte Kor-

per-N wieder abgestoflen wird. Dieser AusscheidungsprozeG verlauft unabhangig von der Milchbildung, da er auch im Falle verhinderter Laktation zu beobachten war, tritt am starksten in den ersten 10 Laktationstagen auf und klingt bis zum 35. Laktationstag langsam ab.

Page 13: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

Weitere Unterswhungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes 349

Von seiten der Ernahrung kann dieser Regelkreis gestort werden: Durch geringe Ernahrung in der ,,Retentionsphase" am Ende der Graviditat kann die Speicherung verhindert werden. Das hat zur Folge, dai3 in der ,,Ausscheidungsphase" zu Lak- tationsbeginn kein Abbau N-haltiger Korpersubstanz erfolgt, falls die Ernahrung den Bedarf fur die Milchproduktion dedct.

Unzureichende Ernahrung kann im Falle hoher Leistungsbereitschafi des 'rieres weiterhin eine Mobilisierung von Korper-N zur Folge haben, die sich uber die ganze Laktation erstredcen kann.

Es erscheint zweckmadig, negativeBilanzen, die als Folge unzureichender Ernahrung entstehen und als ,,negative Mangelbilanzen" bezeichnet wurden, von solchen nega- tiven Bilanzen zu unterscheiden, die in der ,,Ausscheidungsphase" zu Laktations- beginn auch dann auftreten, wenn die Ernahrung den Bedarf fur die Milchproduk- tion' dedct. Diese sind als ,,negative OberschuBbilanzen" bezeichnet worden (7).

Beide sind ofi nicht scharf voneinander zu trennen. Verfugt namlich ein Tier uber Korper-N-Reversen aus der Graviditat, so konnen diese wahrend der Lakta- tion zur Milchbildung mit herangezogen werden und eine Leistungssteigerung her- beifuhren, falls die im Futter zugefuhrten Nahrstoffe nicht bereits den Bedarf fur die maximale Leistungsfahigkeit des Tieres dedcen. Der Abbau yon Korpersubstanz ist dann die Ursache, und nicht die Folge einer hoheren Leistung. Dieser Sachverhalt wird besonders deutlich beim Vergleich der Versuche Rap. 11 und Rotk. I. Beide Tiere erhielten wahrend der Laktation nach Menge und Zusammensetzung die gleiche Ration, waren gleich alt (2 Jahre und 2 Monate zu Laktationsbeginn) und nahe verwandt, (Mutter und Tochter). In der vorhergehenden Graviditat war da- gegen die Ernahrung sehr unterschiedlich (Rap. I1 reichlich, Rotk. I gering), so daB die Tiere in auflerordentlich unterschiedlichem Ernahrungszustand zum Abferkrln kamen, was am besten im unterschiedlichen Korpergewicht beider Tiere tum Aus- drudc kommt. Bei Rap. I1 hatte in der Graviditat eine beachtliche Speicherung N- haltiger Substanz stattgefunden, wahrend eine solche durch die geringe Ernahrung bei ,,Rotk. I" verhindert worden war. Wie aus der Tabelle 11 hervorgeht, war die Milchleistung von ,,Rap. 11" urn insgesamt 90 kg = 1,5 kg pro Tag hoher als die yon ,,Rotk. I", was ohne Zweifel eine Folge der grol3en Korperreserven ist, die bei ,,Rap. 11" wahrend der Laktation abgebaut wurden. Die Ausnutzung von Futter-N -1- Korper-N zur Milch-N-Produktion ist bei beiden Tieren gleich.

Tabelle 11 Die Beeinflussung der Milchleistung durch Korperreserven

r I

Rotk. I I Rap. 11 ~

I

Ernahrung wahrend der Graviditat . . . . gering reichlich

wahrend der 60ragigen Lakration insgesamt:

1169 g N Vom Organismus abgegeben Summe ............................ 6635 g N (100 VO) 8233 g N (100 %) Im Harn ausgeschieden . . . . . . . . . . . . . . 3218 g N (39,l %) in der Milch ausgeschieden . . . . . . . . . . 4110 g N (61,9Oh) 5015 g N (60,9O/o)

Milchmenge insgesamt ................ 514 kg 604 kg

Verrum -~ -- ~

Korpergewicht zu Laktationsbeginn ... 158,2 kg 246,6 kg

verdaut ........................... 6577 g N 7064 g N . . . . . . . . . .

___. 58 g N

2525 g N (38,l %) _ _ - . - ~ ~~~ ~~

Page 14: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

350 W. Lenkeit, 1. 0. Giitte, W . Kirdhoff, F . K . Soehngen und E . Farriis

In gleicher Weise, wie man negative Bilanzen nach ihrer Ursache zu unterschei- den hat, sollte man bei ausgewachsenen Tieren positive Bilanzen nach ihrer Ursache trennen: Einmal kommen diese in dem Falle vor, daR im Organismus ein infolge unzureichender Ernahrung erworbenes Defizit an KorpereiweiR erganzt werden mu& zum an,deren treten sie infolgc innersekretorischer Steuerung in der ,,Retentions- phase" auf und zeigen eine echte Speicherung an (,,Superretention").

Die Ergebnisse sind insofern von Bedeutung, als sie zeigen, daR die GroBe der Bilanz nicht nur durch Ernahrung und Leistung, sondern entscheidend von der je- weiligen Regulationsphase des Organismus bestimmt wird.

Zbel le 12 Mittleres Korpergewicht, Milchmenge und Rohproteingehrlt der Milch (Stickstoffaktor: 6,37)

3. Laktation 44.-48. L. T. 142,6 6469

Colostrum 1. L.T. 2. L. T. 3. L. T. 4. L. T. 5. L.T. 6.-10. L. T.

11.-15. L. T. 16.-20. L. T. 21.-25. L. T. 26.-30. L. T. 31.-35. L. T. 36.-40. L. T. 41.-45. L. T. 46.-50. L. T. 51.-55. L. T. 56.-60. L. T.

-~

4 . Laktation

158,2 5030 162,6 5640 164,O 6758 162,l 7174 161,O 7729 157,l 9470 154,4 9909 153,3 9708 153,O 9870 147,6 9226 144,6 8918 143,4 9212 143,6 8020 143,2 7760 143,3 7570 145,l 6624

L. T. = Laktationstag

0,822

3,567 1,399 0,939 0,910 0,864 0,807 0,752 0,717 0,692 0,736 0,751 0,793 0,790 0,828 0,880 0,887 0,950

~~

5,14

22,72 8,91 6,26 5,80 5,50 5,14 4,79 4,57 4,41 4,69 4,78 5,05 5,03 5,27 5,61 5,65 6,05

239,9 239,4 237,5 233,4 231,l 225,l 218,l 211,l 205,3 199,l 192,2 186,4 184,O 179,9 177,9 176,6 ~.. -

3. Laktation 2,438

3042 1,254 4868 1,046 5654 0,927 6420 0,881 7227 0,859 8240 0,791 8130 0,763 8456 0,772 8243 0,783 8133 0,808 8000 0,861 6824 0,896 5422 0,937 5145 0,947 5057 0,954 4588 0,990

~ .

15,53 7,99 6,66 5,90 5,61 5,47 5,04 4,86 4,92 4,99 5,15 5,48 5,71 5,97 6,03 6,08 6,3 1

Zusammenfassung

Durch zwei weitere langfristige Stoffwechselversuche uber die Graviditat und Lalr- tation veredelter Landschweine werden die Untersuchungen uber den Einflua der Ernahrung wahrend der Graviditat auf den N-Umsatz wahrend der Laktation fort- gesetzt. Nach geringer Ernahrung wahrend der Graviditat beschrankte sich der Ver- lust von Korper-N wahrend der Laktation auf die nus dem iZbbau des Uterus cr- warteten N-Mengrn. Bei reichlicher Ernahrung wahrend der Graviditat, aber geringer wahrend der Laktation ging die Mobilisierung von Korper-N wahrend der Laktatinn uber die wahrend der Graviditat gespeicherten N-Mengen hinaus.

Abschlieaend wird das gesamte in der 2. bis 4. Mitteilung dargestellte Versuchs- material diskutiert. Die Ergebnisse lassen sich folgendermaBen zusammenfassen:

Page 15: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

Weitere Untersuabungen zur Abhangigkeit des N-Umsatzes 35 1

Im Falle, dai3 von seiten der Ernahrung keine Begrenzung gesetzt wird, findet offenbar unter innersekretorischer Steuerung ein zyklischer Stoffwechselablauf statt. Gegen Ende der Graviditat besteht eine ,,Retentionsphase“, in der groi3e Mengen N-haltiger Stoff e im Organismus der Muttertiere, uber den -4nsatz im Konzeptionc- produkt hinaus, gespeichert werden. Nach der Geburt folgt eine ,,Ausscheidungs- phase“, in der die gespeicherten N-Mengen wieder abgestoi3en werden. Dieser Aus- scheidungsprozei3 verlauft unabhangig von der Milchbildung, da er auch bei ver- hinderter Laktation auftrat. Negative Bilanz, die unter dksen nedingungen auftritt, wurde als ,,negative Uberschui3bilanz“ bezeichnet, im Gegensatz zur ,,negativen Mangelbilanz“, die infolge unzureichender Ernahrung eintritt.

Von seiten der Ernahrung kann dieser Regelkreis gestort werden. Diirch geringe Ernahrung in der ,,Retentionsphase“ kann eine Speicherung N-haltiger Stoffe ver- hindert werden. Demzufolge bleibt in der folgenden ,,Ausscheidungsphase“ eine Ab- gabe vonKorper-N aus, falls die Ernahrung den Bedarf fur die Milhproduktion deckt.

GroBe und Verlauf der N-Bilanz wahrend der Laktation wird demnach ent- scheidend durch die Ernahrung wahrend der Graviditat beeinflufit, und zwar in der Weise, dai3 reichliche Ernahrung wahrend der Graviditat stets zu negativen Bilanzeri am Anfang der Laktation fuhrt, wahrend geringe oder gar mangelhafte Ernahrung wahrend der Graviditat ausgeglichene oder gar positive Bilanzen wahrend der Lak- tation zur Folge hat, wenn die Ernahrung den Bedarf fur die Milchproduktion deckt.

Die GroBe der Bilanz wird nicht nur durch Ernahrung und Leislung, sondern entscheidend von der jeweiligen Regiilationsphase des Organismus bestimmt.

Summary

The investigations of the effect of nutrition during pregnancy on the N-metabolism during lactation were continued:

A low-feeding during pregnancy and a high-feeding during lactation was in the experiment Rotk. I. The lost oft body-N during lactation was small (58 g). This amount corresponds to with the involution of uterus.

In the experiment Sie. I1 a high-feeding was during pregnancy and a low-feeding during lactation. The lost of body-N was greater (1034 g) during lactation than the N-storage (697 g) during pregnancy.

All experiments of the 2nd, 3 r d and 4 t h publication arc finally discussed: At the end of pregnancy exists a “retention phase”. During this time high level of N- containing substances may be stored if high-feeding is given. After birth a “excre- tion phase” follows. The stored N-amount is put out. This “excretion process” is independent of lactation because it was also observed a t prevention of lactation after birth. The negative N-balance, appearing on this condition ,was marked “nega- tive Ueberschussbilanz” contrary to “negative Mangelbilanz”, which is caused by feeding underneath.

This cyclus may be disturbed by the kind of nutrition. No storage will be come at low-feeding during the “retention phase”. Consequently no losses of body-N will be seen during the following “excretion phase” if feeding is sufficient for lactation requirements.

Feeding during pregnancy decisively influences the level and course of the N- balance during lactation.

Page 16: Weitere Untersuchungen zur Abhängigkeit des N-Umsatzes während der Laktation von der Nährstoffversorgung während der Gravidität

352 W. Wohlbier, W. Schneider m d M. Kirchgessner

Literatur

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Aus dem Institut fur Eerernahrungslehre der Landwirtschafllichen Hochschule Hohenheim

Direktor: Prof. Dr. Dr. W . Wohlbier

Beitrag zur Durchfuhrung von Verdauungsversuchen bei Schweinen mit Hilfe der Indikatormethode

W. WOHLBIER, W. SCHNEIDER und M. KIRCHGESSNER

In einer fruheren Mitteilung (5) war uber zwei in unserem Institut durchgefuhrte Ver- suche uber die Brauchbarkeit der Indikatormethode (IM) mit Cr, 0, bei der Durch- fuhrung von Verdauungsversuchen mit Schweinen berichtet wordell. Die Verw endung von Cr, 0, als Indikator zeigte sich fur die Bestimmung von Verdauungsquotienten in den fur die Schweinefutterung ublichen Futtermitteln als besonders geeignet, da es die an einen Indikator zu stellenden Forderungen erfullt, d. h. er sol1 nicht niir unverdaulich sein - oder wenigstens eine vorauszusagende Verdaulichkeit haben -, sondern auch keine schadlichen Wirkungen oder Beeinflussung der Verdauungsvor- gange zeigen. Die Versuche hatten ergeben, daB die IM gegenubcr der Konventions- methode (KM) bei quantitativer Kotsammlung cine gute Obereinstimmung der Ver- dauungsquotienten (VQ) erbrachte, wahrend sie bei wahllos gezogenen Proben nicht ganz befriedigte. In Anbetracht der Bedeutung, die Verdauungsversuchen zukommt, wurden von uns deshalb die nachstehend beschriebenen Versuche durdigefuhrt, urn AufschluB uber folgende Fragen zu erhalten: 1. Konnen bei Anwendung der IM in Stoffwechselkasten wahllos gezogene Kotpro-

ben zur Bestimmung der VQ's herangezogen werden? 2. Erbringt die IM bei Versuchen in normalen Schweinebuchten befriedigende Ergeb-

nisse? 3. 1st die Ih i auch fur ,,Differenzversuche" anwendbar?

Zur Durchfuhrung der Versuche standen die Stoffwechselkasten und die fur Ein- zelfutterung eingerichteten Schweinebuchten unseres Institutes zur Verfiigung. Als