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© Berlin Economics WIRTSCHAFTSAUSBLICK ARMENIEN Ausgabe 03 [aktualisiert] | August 2020 Überblick: Wirtschaftliche Situation 2020 BIP wird um 1,5% fallen; Prognose vor Corona: 5,5% Privater Konsum und Investitionen gehen stark zurück Höhere Staatsausgaben verringern den Rückgang der Nachfrage Haushaltsdefizit wird bei 5% des BIP liegen, im Vergleich zu geplanten 2,3% vor Corona Leistungsbilanzdefizit bei 8,6% des BIP, nur leicht höher als vor Corona (8,4%) Export und private Kapitalzuflüsse gehen zwar stark zurück, dies wird aber durch einen Importeinbruch praktisch ausgeglichen Allerdings: niedrigere FDI und Umkehr privater Kapitalflüsse verursachen Problem das Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren Aufstockung des stand-by arrangement (SBA) des IWF und sofortige Auszahlung von 280 Mio. USD entscheidend für Finanzierung der Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite Relativ stabiler Wechselkurs nach vorübergehender Abwertung um 5% im März 2020 Sonderthemen Exporte in die EU. Effekt des möglichen Verlustes des GSP+ Status FDI-Attrahierung. Anpassung der Zielgruppen angesichts Corona Corona: Hohe und steigende Fallzahl, aber meiste Einschränkungen aufgehoben; Unterstützungsmaßnahmen der Regierung und 300 Mio. USD von int. Gebern

WIRTSCHAFTSAUSBLICK ARMENIEN · Armenien • Textilien: starke Auswirkungen wegen globaler Wertschöpfungsketten und Verbindung zu Italien • Allerdings: starke Exporte im Bergbau

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WIRTSCHAFTSAUSBLICK ARMENIEN

Ausgabe 03 [aktualisiert] | August 2020

Überblick: Wirtschaftliche Situation 2020• BIP wird um 1,5% fallen; Prognose vor Corona: 5,5%• Privater Konsum und Investitionen gehen stark zurück• Höhere Staatsausgaben verringern den Rückgang der Nachfrage• Haushaltsdefizit wird bei 5% des BIP liegen, im Vergleich zu geplanten 2,3% vor Corona• Leistungsbilanzdefizit bei 8,6% des BIP, nur leicht höher als vor Corona (8,4%)• Export und private Kapitalzuflüsse gehen zwar stark zurück, dies wird aber durch einen

Importeinbruch praktisch ausgeglichen• Allerdings: niedrigere FDI und Umkehr privater Kapitalflüsse verursachen Problem das

Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren• Aufstockung des stand-by arrangement (SBA) des IWF und sofortige Auszahlung von

280 Mio. USD entscheidend für Finanzierung der Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite• Relativ stabiler Wechselkurs nach vorübergehender Abwertung um 5% im März 2020

Sonderthemen• Exporte in die EU. Effekt des möglichen Verlustes des GSP+ Status• FDI-Attrahierung. Anpassung der Zielgruppen angesichts Corona• Corona: Hohe und steigende Fallzahl, aber meiste Einschränkungen aufgehoben;

Unterstützungsmaßnahmen der Regierung und 300 Mio. USD von int. Gebern

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Basisindikatoren

2

Armenien Aserbaidschan Georgien Belarus Ukraine Russland

BIP, Mrd. USD 13,6 47,3 17,6 63,1 153,8 1699,9

BIP/Kopf, USD 4.593 4.689 4.763 6.658 3.648 11.587

Bevölkerung, Mio. 3,0 10,1 3,7 9,5 42,1 146,7

Handelsstruktur

Exporte Importe

Russland 28% | EU 22% | Schweiz 17% | Sonstige 33 % Russland 27% | EU 20% | China 17% | Sonstige 36%

Quellen: Nationale Statistikbehörden, IWF; 2019

Quelle: Armstat; 2019; Anmerkung: Warenhandel

Maschinen15%

Mineralische Erzeugnisse

(außer Kupfererzen)

15%

Transport14%

Chemische Erzeugnisse

9%

Lebensmittel7%

Stein- und Glaswaren

7%

Metalle6%

Sonstige27%

Kupfererze24%

Metalle15%

Lebensmittel13%

Stein- und Glaswaren11%

Spirituosen11%

Textilien6%

Mineralische Erzeugnisse

(außer Kupfererzen)

6%

Sonstige16%

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Wirtschaftswachstum

• 2019: BIP stieg um 7,6% auf der Basis von starkem Konsum

• 2020, Prognose des IWF im Mai: Rückgangum 1,5%, im Vergleich dazu Prognose vorCorona: 5,5%

Wachstumsfaktoren auf der Nachfrageseite

• 2020: Privater Konsum und Investitionen(insb. Lagerbestände) gehen stark zurück

• Allerdings reduzieren höhereStaatsausgaben die Auswirkungen des Coronaschocks

• Starker Exporteinbruch (insb. Tourismus) wird durch großen Importrückgangausgeglichen

➢ Starker Effekt von Corona auf BIP (7 Prozentpunkte) trotz staatl. Reaktion

Wirtschaftswachstum

3

Reales BIP-Wachstum

Beitrag zum Wirtschaftswachstum: Ausgabenseite

Quelle: IWF; *Prognose

Quelle: IWF; *Prognose

-2

0

2

4

6

8

2017 2018 2019 2020* 2021*

% zum Vj.

-5

0

5

10

15

2017 2018 2019 2020* 2021*

NettoexporteBruttokapitalbildungKonsum (privater und staatlicher)Reales BIP-Wachstum

% Beitrag zum BIP-Wachstum

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-20

-10

0

10

20

30

40

2017 2018 2019

Landwirtschaft Bergbau Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungen

2019

• Starke Entwicklung im Dienstleisungs-sektor spiegelt privaten Konsum wieder

• Ebenso positive Ergebnisse im Bergbauund verarbeitenden Gewerbe

• Aber: Rückgang in der Landwirtschaftdauert an

➢ Landwirtschaft: Strukturelle Probleme

2020

• Starker Effekt von Corona auf DL-Sektor, insb. Einzelhandel, Bau und Tourismus

• Allerdings: gute Entwicklung im Bergbau, teils durch Wiederöffnung der Teghut-Kupfermine im Juli 2019 (Steigerung von der Ausgangsbasis)

➢ Haupteffekt von Corona auf Dienstleistungen

Sektorale Perspektive

4

Zusammensetzung der Wirtschaft

Quelle: Armstat; 2019

Sektorale Dynamik

Quelle: Armstat

% zum Vj.

Industrie18%

Landwirtschaft12%

Einzelhandel und Reparaturgewerbe

11%

Immobilienaktivitäten8%

Transport, Logistik und IT

7%

Kunst, Unterhaltung und Freizeit

6%

Sonstige38%

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-10

-8

-6

-4

-2

0

2017 2018 2019 2020* 2021*

Quelle: IWF; *Prognose

% des BIP

Coronaeffekt auf die Leistungsbilanz

• Niedrigere Exporte von Waren und Dienstleistungen (-22% in 2020)

• Erheblicher Rückgang der Rücküber-weisungen, die 11% des BIP ausmachen

• Gleichzeitig: Importeinbruch von 18%

➢ Leistungsbilanzdefizit von 8,6% des BIP, nurmarginal über dem Wert vor Corona (8,4%)

Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits

• Starke Reduzierung der Finanzierungs-posten des Leistungsbilanzdefizits

• FDI: Rückgang von 2,9% des BIP in 2019 auf 1,2% in 2020

• Umkehrung von privaten Kapitalzuflüssen, insb. Bankeinlagen

➢ IWF-Programm zentral für die Finanzierungdes Leistungsbilanzdefizits in 2020

Leistungsbilanz

5

Leistungsbilanzsaldo

FDI-Nettozuflüsse

Quellen: IWF, Armstat; *Prognose

0

1

2

3

4

5

0

100

200

300

400

500

2017 2018 2019 2020* 2021*

FDI-Nettozuflüsse in Mio. USD FDI-Nettozuflüsse in % des BIP

% des BIPMio. USD

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März 2020• Wechselkurs von 479 auf 504 AMD/USD

gesprungen; 5% Abwertung

• Reaktion der CBA: US-Dollar-Verkäufe, um den Dram zu stützen

April 2020• Dram wertete auf und erreichte Ende April

Ursprungswert von 479 AMD/USD

• CBA intervenierte, kaufte allerdings dieses Mal US-Dollar

Seit Mai 2020: Situation recht stabil

➢ Geringe Nettoverkäufe von US-Dollar (36 Mio. USD) in Jan-Mai

➢ Erfolgreiche Stabilisierung unter Beibehaltung des flexiblen Systems

Warum wichtig?• Inflation durch Transmissionseffekt

• Dollarisierung im Bankensektor

Wechselkurs

6

Quelle: Armenische Zentralbank (CBA)

Wechselkurs und Währungsreserven

Dollarisierung

Quelle: Armenische Zentralbank (CBA)

470

475

480

485

490

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

Jan

17

Ap

r 1

7

Jul 1

7

Okt

17

Jan

18

Ap

r 1

8

Jul 1

8

Okt

18

Jan

19

Ap

r 1

9

Jul 1

9

Okt

19

Jan

20

Ap

r 2

0

Jul 2

0

Währungsreserven (linke Skala) Offizieller Wechselkurs (rechte Skala)

Mrd. USD AMD/USD

40

45

50

55

60

65

Jan

17

Mrz

17

Mai

17

Jul 1

7

Sep

17

No

v 1

7

Jan

18

Mrz

18

Mai

18

Jul 1

8

Sep

18

No

v 1

8

Jan

19

Mrz

19

Mai

19

Jul 1

9

Sep

19

No

v 1

9

Jan

20

Mrz

20

Mai

20

Jul 2

0

Anteil der Fremdwährungskredite an GesamtkreditenAnteil der Fremdwährungseinlagen an Gesamteinlagen

%

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Exporte

• Starker Rezession und Abwertung in Russland, dem Hauptexportmarkt für Armenien

• Textilien: starke Auswirkungen wegen globaler Wertschöpfungsketten und Verbindung zu Italien

• Allerdings: starke Exporte im Bergbau im H1-2020 trotz deutlichen Rückgangs der Kupferpreise in Q1-2020

• Hauptfaktor: Wiederöffnung der Kupfermine in Teghut im Juli 2019

➢ Starke Reduzierung im Export von Waren und Dienstleistungen

• Gleichzeitig: vergleichbarer Rückgang in Importen; deshalb praktisch keine Veränderung in der Leistungsbilanz erwartet

Warenhandel

7

Exporte nach Warengruppen

Quelle: IWF

Quelle: Armstat; 2019

Weltmarktpreis für Kupfer

Kupfererze24%

Metalle15%

Lebensmittel13%

Stein- und Glaswaren

11%

Spirituosen11%

Textilien6%

Mineralische Erzeugnisse

(außer Kupfererzen)

6%

Sonstige16%

5000

5500

6000

6500

7000

7500

Jan

-17

Mrz

-17

Mai

-17

Jul-

17

Sep

-17

No

v-1

7

Jan

-18

Mrz

-18

Mai

-18

Jul-

18

Sep

-18

No

v-1

8

Jan

-19

Mrz

-19

Mai

-19

Jul-

19

Sep

-19

No

v-1

9

Jan

-20

Mrz

-20

Mai

-20

Jul-

20

USD/t

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0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2017 2018 2019 2020*

Grenzöffnung imSeptember

Grenzöffnung imDezember

Mrd. USD

Relevanz des Handels mit Dienstleistungen

• Dienstleistungsexporte traditionell sehr stark in Armenien

• Hauptposten: Tourismus und IT• Tourismus: stark negativer Effekt durch

Corona; Besucherzahlen werden deutlich fallen; Ausmaß hängt davon ab, wann die Grenzen wieder geöffnet werden

• IT: Effekt schwierig abzuschätzen, allerdings könnte staatliche Unterstützung für Hightech-Firmen negative Auswirkungen abfedern

➢ IT könnte von der Krise profitieren

➢ Tourismus: weitere Förderung grundsätzlich sinnvoll, aber Corona zeigt die Risiken auf; zu starke Abhängigkeit sollte vermieden werden

Handel mit Dienstleistungen

8

Quelle: Armenische Zentralbank (CBA)

Export von Waren und Dienstleistungen

Einnahmen im Tourismus-Sektor

Quellen: WTO, World Travel and Tourism Council, German Economic Team; *verschiedene Szenarien nach Zeitpunkt der Grenzöffnung / Restriktionsaufhebung

0

1

2

3

4

5

6

2016 2017 2018 2019

Waren Dienstleistungen

Mrd. USD

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0

1

2

3

4

5

6

2017 2018 2019 2020* 2021*

% zum Vj.Inflation

• 2019: relative niedrige Inflation von 0,7%

• Gründe: niedrige Lebensmittelpreise und leichte Aufwertung des Dram

• 2020: Inflation soll auf 1,5% steigen

• Also: Inflationsrate deutlich unter dem mittelfristigen Ziel der Zentralbank (4,0% mit einem Zielkorridor von +/-1,5%)

➢ Trotzdem: erfolgreiche Politik der Zentralbank; Preisstabilität gesichert

Leitzins

• Auf der Basis niedriger Inflation konnte die Zentralbank den Leitzins senken, um die Wirtschaft zu unterstützen

• Weitere Liquiditätsmaßnahmen sind u.a. die Senkung der Kernkapital-Unterlegungsquote (CAR) von 10% auf 9%

➢ Niedrige Inflation als Schlüsselelement für makroökonomische Stabilität

Inflation und Geldpolitik

9

Inflationsrate

Leitzins der Zentralbank

Quelle: Armenische Zentralbank (CBA)

Zielkorridor der Zentralbank

Quelle: IWF; *Prognose; Note: Jahresendwerte (Verbraucherpreise)

Ziel

4

5

6

7

Jan

-17

Mar

-17

May

-17

Jul-

17

Sep

-17

No

v-1

7

Jan

-18

Mar

-18

May

-18

Jul-

18

Sep

-18

No

v-1

8

Jan

-19

Mar

-19

May

-19

Jul-

19

Sep

-19

No

v-1

9

Jan

-20

Mar

-20

May

-20

Jul-

20

% p.a.

Source: Central Bank of Armenia

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-6

-4

-2

0

2017 2018 2019 2020* 2021*

% des BIP

Haushaltsdefizit• Plan vor Corona: 2,3% des BIP• Neuer Plan: 5,0% des BIP➢ Steigerung um 2,7 Prozentpunkte

Änderungen im Haushalt wegen Corona • Einnahmen: -2,7% des BIP• Ausgaben für Gesundheit und

Subventionen für private Haushalte und Firmen: +1,5% of GDP

• Reallokation von Ausgaben: -1,6% des BIP

Firmenkredite• 1,4% des BIP (“unter dem Strich”)

➢ 4,0% zusätzliche Finanzierung notwendig

Staatsschulden (Zentralregierung)• Deutlicher Anstieg von 50% in 2019 auf

fast 61% in 2020

➢ Schlüsselelement ist die Aufstockung des IWF-Programms, um das zusätzliche Haushaltsdefizit zu finanzieren

Öffentliche Finanzen

10

Quelle: IWF, *Prognose

Haushaltsdefizit

Zusätzlicher Finanzierungsbedarf und –quellen (% des BIP)

Quelle: IWF

Zusätzliches Haushaltsdefizit 2,7%

Kredite an Firmen 1,4%

Zusätzlich benötigte Finanzierung 4,0%

Quellen für zusätzlichenFinanzierungbedarf

Inländische Finanzierung 0,8%

IWF-Finanzierung 2,4%

Andere Finanzierungsquellen 0,8%

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Kfz und Teile22%

Maschinen19%

Textilien15%

Chemische Erzeugnisse

8%

Mess- und Kontrollgeräte

6%

Elektogeräte3%

Sonstige27%

Umsatz• 2019: 295 Mio. EUR, Abnahme um 14% nach

außergewöhnlich hohem Anstieg in 2018

• 5M2020: Rückgang von 6% im Vergleich zur Vorjahresperiode

Deutsche Exporte

• 2019: Rückgang von 10%• Hauptgrund: schwache Investitions-

aktivität in Armenien,

• 5M2020: Anstieg um 23%

• Grund: starker Zuwachs im April, whrl. wegen Lieferung einer Gasturbine durch Siemens und andere Investitionsgüter

Deutsche Importe

• 2019: Rückgang um 21%, v.a. Metalle• 5M2020: weitere Abnahme um 44%

Fazit

• Nach starkem Anstieg 2018 sank der Handel 2019; weitere Verringerung 2020 wegen Corona abzusehen

Bilateraler Handel zwischen Deutschland und Armenien

11

Deutscher Handel mit Armenien

Quelle: Statistisches Bundesamt; 2019; Anmerkung: Warenhandel

Deutsche Exporte nach Armenien

-200

-150

-100

-50

0

50

100

150

200

2017 2018 2019 5M2020

Deutsche Exporte Deutsche Importe Saldo

Quelle: Statistisches Bundesamt; Anmerkung: Warenhandel

Mio. EUR

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Hintergrund: GSP+ Regime

• Armenia genießt derzeit zollfreien Zugang zur EU für eine Reihe von Waren

• Allerdings: privilegierter Zugang abhängig von der Einkommens-klassifizierung der Weltbank

• ARM wird wahrscheinlich bald “graduieren” und den zollfreien Zugang zum EU-Markt im Januar 2022 verlieren

Effektabschätzung (Basis: 2019)

• Exporte in die EU: Rückgang um 82 Mio. USD oder 14% der Exporte an die EU (MFN und GSP+)

• Gesamtexporte: moderater Rückgang um 13 Mio. USD, wegen partieller Umorientierung

• Haupteffekt: Bekleidungsindustrie; deutlicher Rückgang um 6,8 Mio. USD

Exporte in die EU: Effekt des möglichen Verlustes des GSP+ Status

12

BeschreibungExporte* in die EU, Mio. USD

Exportverlustin die EU,Mio. USD

GesamterExport-verlust,

Mio. USD

Ferromolybdän 141 -3,8 -3,8

Bekleidung 78 -6,8 -6,8

Gerollte Alufolie 67 -67,1 -0,9

Zigaretten 2 -1,5 -0,3

Kupfer; Müll/Schrott

1 0,0 0,0

FermentierteGetränke

1 -1,4 0,0

Andere Produktegemäß GSP+**

23 -1,2 -1,2

Gesamt 313 -81,8 -13,0

* Exporte gemäß GSP+ RegelungenQuelle: ITC Trade Map; eigene Schätzungen; Bruttoexporte inkl. Exporte imAbgabesystem; **unter der Annnahme dass die durchschnittl. MFN-Abgabebei 5% liegt und die Importelastizität bei 1

Effekt auf Exporte in die EU (GSP+ Regime)

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Hintergrund

• Coronakrise beeinflusst die FDI-Flüsse

• Globales FDI wird 2020 um etwa 40% fallen

• Effekt variiert zwischen Branchen und Ländern

Herausforderungen

• Wettbewerb zwischen Ländern wird

zunehmen, da weniger FDI zur Verfügung

• Investitionsförderagenturen (IPAs) müssen

Strategien und Aktivitäten anpassen

Empfehlungen

• Zielgruppenfokus für FDI-Attraktion anpassen

• Schwerpunkt auf wissens- und technologie-

orientierte Zielgruppen legen, z.B. Künstliche

Intelligenz (KI), digitale Lösungen im

Gesundheits- und Pharma-Bereich – diese

zeigen robuste Investitionsdynamik

Überprüfung des Zielgruppenfokus für Investitionsförderung

13

Quelle: WAIPA 2020

25%

21%

19%

19%

17%

0%

0%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%

Rückgang von 20-30%

Rückgang von bis zu 10%

Rückgang, aber noch zu früh fürFestlegungen

Rückgang von mehr als 30%

Rückgang um 10-20%

Zunahme

Keine Veränderung

Erwarteter Corona-Effekt auf FDI-Zuflüsse(Befragung von Investitionsförderagenturen)

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0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

1 Mrz 22 Mrz 12 Apr 3 Mai 24 Mai 14 Jun 5 Jul 26 Jul

Gesamtfallzahl Genesene Aktive Fälle Todesfälle

Absolute Zahlen Pro 1 Mio. Einwohner

Gesamtfallzahl Todesfälle Genesene Aktive Fälle Gesamtfallzahl Todesfälle Aktive Fälle Tests

Armenien 39.102 762 29.861 8.479 13.193 257 2.861 56.830

Aserbaidschan 32.443 462 27.113 4.868 3.197 46 479 72.824

Georgien 1.179 17 959 203 296 4 50 56.449

Iran 309.437 17.190 268.102 24.145 3.680 204 287 15.723

Türkei 232.856 5.728 216.494 10.634 2.758 68 125 57.877

Russland 856.264 14.207 653.593 188.464 5.867 97 1.291 198.916

Deutschland 211.462 9.226 193.600 8.636 2.523 110 103 95.529

Frankreich 187.919 30.625 81.500 76.154 2.878 464 1.166 45.680

Corona: Fallzahlen

14

Quelle: Worldometer, Daten vom 2. August 2020; Anmerkungen: Neueste verfügbare Daten, Anzahl der Tests werden unregelmäßig aktualisiert

Kumulierte Coronafälle Inlandsperspektive

• April: Fallzahlenanstieg beschleunigte sich

• Mai und Anfang Juni: exponentieller Anstieg

• Seit Mitte Juni: Stabilisierung der aktiven Fälle

Internationale Perspektive

• Sehr hohe Gesamtfallzahl und aktive Fälle im Vergleich zur Bevölkerungszahl

• Testrate im Sommer erhöhtQuelle: Johns Hopkins University, Daten bis einschl. 2. August 2020

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Bewegungsfreiheit Bildung Wirtschaft

Grenzschließung

ÖPNV-Verbot

Sperrstunde

Reiserestriktionen in Großstädte

Private Kfz-Nutzung eingeschränkt

Maskenpflicht im öffentlichen Raum

Aktiv

X

X

Aufge-hoben

X

X

X

X

Schließung von Vorschulen und Kindergärten

Schließung von Schulen und Universitäten

Fernunterrricht(wo möglich)

Aktiv

X

X

Aufge-hoben

XAbsage von Veranstaltungen mit mehr als 20 Personen

Schließung von Einkaufszentren, Hotels und Restaurants

Lieferdienst eingeschränkt

Baustellenbetrieb eingeschränkt

Einzelhandel & Reparaturgewerbe

Aktiv

X

Aufge-hoben

X

X

X

X

Corona: Eindämmungs- und Lockerungsmaßnahmen

15

Quelle: Armenische Regierung, Anmerkung: Auswahl, Maßnahmen bis einschl. 3. August 2020

Ausnahmezustand bis 12. August 2020 in Kraft

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Haushalte Unternehmen

• Familienunterstützung: 26.500 bzw. 100.000 AMD pro

Kind (abh. v. Alter und Beschäftigungsstatus der Eltern),

100.000 AMD für schwangere Frauen (abh. v. eigenem und

ggf. Beschäftigungsstatus des Ehemanns)

• Arbeitslosenunterstützung: 68.000 AMD für zwischen 13.

und 30. März arbeitslos gewordene (mit weniger als

500.000 AMD Monatslohn), verlängert und angepasst für

zwischen 31. März und 1. Juni arbeitslos gewordene

• Sektorunterstützung: 68.000 bis 136.000 AMD (50% des

Durchschnittlohns) für Arbeitnehmer und Selbstständige in

Gastronomie und Tourismus, Unterhaltung, Sport, Friseure

und Vorschulen, verlängert und angepasst: Pauschale i.H.

des Mindestlohns

• Energiekostenunterstützung: 30-50% der Rechnungen im

Feb/Mrz, abh. v. Höhe

• Unterstützung der Studenten: 100% (Graduierte) oder

75% (Rest) der Studiengebühren für Sommersemester

2020, Zinssubvention für Studienkredite (Mai bis Dez-

2020, abh. v. Noten)

• Kredite: Ko- und Re-Finanzierung, Subventionen bis zu 250 Mio. AMD: Löhne, Steuern, Rohmaterialen, Ausstattung, Nebenkosten, Lebensmittel

• Arbeitsplätze: Gehälter jedes 5. Mitarbeiters und weitere Zuschüsse für Unternehmen mit 2-50 bzw. 100 Mitarbeitern; Bedingung: keine Senkung der Gehälter und Entlassungen von Jan bzw. Feb bis Apr bzw. Mai-20

• Branchenunterstützung: Zinssubventionen und Ko-finanzierung für Landwirtschaft; Zuschüsse für High-Tech-Unternehmer

KMU und Kleinst-Unternehmen

• KMU: Kredite bis max. 50 Mio. AMD fürUnternehmen in bestimmten Sektoren (s. Sektorunterstützung und Verarbeitung, Transport, Lagerung, Gesundheit, Bau); gemischte Unterstützung für neueUnternehmungen

• Kleinst-Unternehmen: 10% des Umsatzes in 3M2020 (max. 2x Mindestlohn)

Corona: Staatliche Unterstützung

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Quelle: Armenische Regierung, Anmerkung: Auswahl aus Maßnahmen bis einschl. 3. August 2020

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Corona: Internationale Unterstützung

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Unterstützung durch internationale Finanzinstitutionen und Geber

Organisation Unterstützungsvolumen Status

IWF 175 Mio. USD (Aufstockung des 3-jährigen “stand-by arrangement“) Genehmigt

EU Kommission92 Mio. EUR (medizinische Ausrüstung und Training, KMU, soziale Unterstützung)

Genehmigt

ADB 20 Mio. USD (Notkredit: COVID-19 Working Capital Support Projekt) Genehmigt

U.S. / USAID6,6 Mio. USD (Notunterstützung, Gesundheit, Unternehmen, Soziales, NGOs)

Genehmigt

Weltbank 3 Mio. USD (medizinische Unterstützung) Genehmigt

EBRD 25 Mio. USD (Kredit an die InecoBank zur Unterstützung v. Firmen) Genehmigt

ISAR Germany Technische medizinische Unterstützung (v.a. Ärzte und Ausrüstung) GenehmigtQuellen: IWF, EU Kommission, ADB, US-Botschaft Armenien, Weltbank; Anmerkung: Stand: 3. August 2020

• IWF schloss den zweiten Review des stand-by arrangement (SBA) im Mai ab, dabei wurde:

– das 3-jährige SBA genehmigt (248 Mio. USD)

– der Zugang zu SBA-Mitteln ab Mai um 175 Mio. USD aufgestockt

– damit eine sofortige Ausschüttung von 280 Mio. USD möglich gemacht

• Sonstige: bislang Fokus auf medizinische Ausrüstung, da dort Engpässe möglich sind

• EU4Business soll Zuschüsse für innovative Tourismusprojekte wegen Corona gewähren

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K O N T A K T

Nikolas Schmidt, Länderkoordinator [email protected]

German Economic Team Tel: +49 30 / 20 61 34 64 0c/o BE Berlin Economics GmbH [email protected]ße 59 www.german-economic-team.com10627 Berlin

Über das German Economic Team

Das German Economic Team (GET) unterstützt die Regierungen der Länder Ukraine, Belarus, Moldau,Georgien und Usbekistan beratend bei der Gestaltung wirtschaftspolitischer Reformprozesse und dernachhaltigen Entwicklung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Im Rahmen des Projekts sind wir auchin weiteren Ländern wie etwa Armenien zu ausgewählten Themen aktiv.

In einem kontinuierlichen Dialog mit hochrangigen Entscheidungsträgern in den Beratungsländernidentifizieren wir aktuelle wirtschaftspolitische Problemfelder und präsentieren anschließend auf Basisunabhängiger Analysen konkrete Handlungsempfehlungen.

Darüber hinaus unterstützt GET mit seinem Know-how und detaillierter Kenntnis der wirtschaftlichenZusammenhänge in der Region deutsche Institutionen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.

Das German Economic Team wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)finanziert. Das Beratungsunternehmen Berlin Economics ist mit der Umsetzung des Projekts beauftragt.