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Wo einst der Wilde Markgraf jagte Unterwegs im ausgedehnten Waldgebiet des Mönchswaldes An diesem romantischen Waldweiher stand einst´das Jagdschlösschen Georgental „Zum Liebesnest des Wilden Markgrafen“ führt einer der Wanderwege im „Mönchswald“, einem ausgedehnten Waldgebiet mit 2500 km 2 Fläche zwischen der Fränkischen Rezat im Osten und dem Altmühlsee im Westen. Sucht man das „Liebesnest“, findet man nur eine unauffällige Holztafel am Wegesrand: „Hier stand von 1695–1764 das Jagdschlösschen Georgental des Markgrafen von Ansbach Carl Wilhelm Friedrich (1712 – 1757), genannt der „Wilde Markgraf“. Auch die Spurensuche im Wald bringt nur wenig: Das Schlösschen ist verfallen, die Natur hat die Ruine überwuchert. Nur der geheimnisvolle Schlossweiher hat die Zeit überstanden - ein stiller Ort, der zum Nachdenken geradezu herausfordert. Warum ausgerechnet im „Mönchswald“ das Jagdschlösschen eines protestantischen Markgrafen? Und noch dazu ein Liebesnest? Die Antwort gibt die wechselvolle Geschichte des Waldes.

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Wo einst der Wilde Markgraf jagte

Unterwegs im ausgedehnten Waldgebiet des Mönchswaldes

An diesem romantischen Waldweiher stand einst´das Jagdschlösschen Georgental

„Zum Liebesnest des Wilden Markgrafen“ führt einer der Wanderwege im „Mönchswald“, einem ausgedehnten Waldgebiet mit 2500 km2

Fläche zwischen der Fränkischen Rezat

im Osten und dem Altmühlsee im Westen. Sucht man das „Liebesnest“, findet man nur eine unauffällige Holztafel am Wegesrand: „Hier stand von 1695–1764 das Jagdschlösschen Georgental des Markgrafen von Ansbach Carl Wilhelm Friedrich (1712 – 1757), genannt der „Wilde Markgraf“. Auch die Spurensuche im Wald bringt nur wenig: Das Schlösschen ist verfallen, die Natur hat die Ruine überwuchert. Nur der geheimnisvolle Schlossweiher hat die Zeit überstanden - ein stiller Ort, der zum Nachdenken geradezu herausfordert. Warum ausgerechnet im „Mönchswald“ das Jagdschlösschen eines protestantischen Markgrafen? Und noch dazu ein Liebesnest? Die Antwort gibt die wechselvolle Geschichte des Waldes.

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Seinen Namen hat der Wald von den Mönchen des Zisterzienserklosters Heilsbronn. Im 11. Jahrhundert gehörte das Gebiet teilweise dem König, teilweise aber auch dem Eichstätter Bischof. 1190 bzw. 1191 schenkten König und Bischof ihren Teil der 1132 gegründeten Zisterzienserabtei Heilsbronn. Die Mönche legten Rodungssiedlungen an und erschlossen das Waldgebiet, das nun allmählich auch nach ihnen benannt wurde. Die Reformation im Markgraftum Ansbach brachte das Ende des Klosters. Im Jahr 1578 fiel es mit allen Besitzungen den Markgrafen zu. Für sie wurde der Mönchswald nun zum willkommenen Jagdgebiet. Eine detaillierte Jagdliebe entwickelte Markgraf Carl Wilhelm Friedrich: die Falkenjagd. Ihr galt seine ganze Leidenschaft. Er errichtete deshalb in Triesdorf den größten Falkenhof Europas. Offiziell war er seit 1729 verheiratet, doch seine aus staatspolitischen Gründen geschlossene Ehe mit Friederike Luise von Preußen war nur wenige Jahre glücklich. Da kam dem Markgrafen sein Hobby zu Hilfe: Er begegnete auf der Jagd der Falknerstocher Elisabeth Wünsch, war von ihr spontan gefesselt, sie wurde seine zweite Leidenschaft und die große Liebe seines Lebens. Unter dem Namen eines Unteroffiziers Falk ging er, der als Markgraf bereits Verheiratete, mit ihr eine weitere „Ehe“ ein. Als Domizil richtete er seiner Elisabeth das einsam im Mönchwald gelegene Jagdschlösschen ein, das nun zum „Liebesnest“ der beiden wurde.

Auch das Forsthaus af dem Lindenbühl erinnert an den Wildern Markgrafen

Haundorf am südlichen Rand des Mönchswaldes

Übrigens: Carl Wilhelm Friedrich war ein bedeutender Markgraf. Er entfaltete in seiner Regierungszeit von 1729 – 54 eine rege Bautätigkeit. Neben Schlössern in Ansbach und Gunzenhausen entstand in dieser Zeit mehr als ein halbes Hundert neuer Kirchen im damals von seinen Baumeistern, vor allem Johann David Steingruber, neu entwickelten „Markgrafenstil“. Sein Territorium hinterließ der Markgraf nach seinem Tod freilich hochverschuldet seinem Sohn.- Auch das schmucke Forsthaus auf dem Lindenbühl, einer aussichtsreichen Lichtung, erinnert an den Markgrafen. Es war der Sitz seines Wildmeisters.

Als Ausgangspunkt für eine Tour eignet sich das von Karpfenteichen umgebene Haundorf am besten, weil es direkt am Mönchswald und dazu auch noch relativ hoch liegt und daher im Anstieg nur ein geringer Höhenunterschied zu überwinden ist. Einen Besuch wert ist die 1468 erbaute evangelische Pfarrkirche St. Wolfgang. Mit gut erhaltenen gotischen Fresken im Chorraum und der barocken Ausstattung von 1706 ist sie das Wahrzeichen und Schmuckstück des Ortes.

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Informationen Haundorf liegt etwa 8 km nördlich von Gunzenhausen nahe der B 466. Parken am Haus des Gastes bei der Kirche. Diese ist meist geöffnet. Weg: 8 km, nur eine kurze größere Steigung, meist Forstwege Markierung: Der Weg ist (z. Zt. spärlich) mit einem grünen Schild „Markgrafenweg“ gekennzeichnet. Die Anfangsstrecke ab Haundorf und der Rückweg vom P Drei Buchen nach Haundorf folgen der Markierung [101], im Mittelteil weicht unsere Wanderroute jedoch davon ab. Zur Zeit keine Einkehrmöglichkeiten unter-wegs. Möglichkeit zum Picknick am P Drei Buchen. Link zu einer Wegbeschreibung mit Wegskizze

Wegbeschreibung An der Kirche in Haundorf vorbei in den Ort und geradeaus in den Biedenbacher Weg. Kurz vor dem Ortsende mit [101] und [Markgrafenweg] rechts in den Vogelherdweg. Nach gut 500 m vor einer Rechtskurve links zum Wald, dort rechts, nach 250 m wieder rechts und nach 50 m links auf einen Pfad. Auf ihm im Wald zu einem querenden Schotterweg. Auf diesem links(!), Weg [101] verlassend. Nach etwa 500 m in einer Rechtsbiegung abwärts, dann zweigt nach links ein Schotterweg ab. Hier noch 100 m geradeaus(!) weiter bis zu einer Kurve. Hier weist eine Holztafel links am Weg auf das einstige Jagdschlösschen hin. (Hier Wegspuren zum Schlossweiher im Wald, etwa 50 m). Auf dem Schotterweg in bisheriger Richtung weiter. 20 m vor dem Rastplatz Drei Buchen mit Rotkreuz und [101] auf dem Radweg scharf links. Wo der Radweg rechts abbiegt, geradeaus hinauf zum Forsthaus Lindenbühl. Dort links und durch den Wald abwärts nach Haundorf.

Fresken im Chorraum der evangelischen Pfarrkirche St. Wolfgang in Haundorf