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Hautarzt 2013 · 64:461–462 DOI 10.1007/s00105-013-2600-7 Online publiziert: 17. Juni 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 M.J. Weidmann Dermatologie, Allergologie, Phlebologie, Klinik am Forsterpark, Augsburg Zum Beitrag  „Nebenwirkungen in der  ästhetischen Medizin“ Leserbrief Sehr geehrte Redaktion, vielen Dank für den schönen Über- sichtsartikel. Etwas überrascht hat mich die Stellungnahme zum Thema Mesothe- rapie. Die Mesotherapie wurde bereits in den 1950er-Jahren durch Herrn Dr. Pistor in Frankreich entwickelt und dann im Laufe der Jahrzehnte mit besseren Kanülen und entsprechenden Hilfsmitteln für die In- jektion im dermatologischen und ästhe- tischen Bereich eingesetzt. In Frankreich ist es sogar eine separate universitäre Aus- bildung. Ich möchte hier keinesfalls die noch vorhandenen Probleme der aktuellen Mesotherapie kleinreden oder nicht zur Kenntnis nehmen. Problematisch ist einerseits, dass häufig eine sehr individu- elle Therapie mit verschiedensten – von Behandler zu Behandler variierenden – Substanzen durchgeführt wird, die sich schlecht in Studien fassen lässt, anderer- seits wird insbesondere in der internatio- nalen, vor allem amerikanischen Litera- tur die Mesotherapie häufig mit der In- jektionslipolyse verwechselt, weshalb vie- le der Publikationen die Mesotherapie nicht tangieren. Dies haben die Autoren bei ihrer Bewertung nicht zur Kenntnis genommen. So ist die Mesotherapie eine rein der- male Therapie, die Injektionstiefen lie- gen in der Regel bei 0,3–3 mm. Die posi- tiven Ergebnisse für die Verbesserung der Hautbeschaffenheit kann jeder Behandler, der Mesotherapie einsetzt, sofort wahr- nehmen. Die anderen geschilderten Pro- bleme waren wohl eher hygienische Pro- bleme der Produktion in Hinterhoflabo- ratorien, die mit der eigentlichen Metho- de nichts zu tun haben und entsprechend auch bei anderen ästhetischen Verfahren auftreten können. Hier hätte ein Hinweis genügt, dass nur die Produkte renom- mierter Hersteller oder die des Netzwerks eingesetzt werden sollten, die strengen hygienischen Kontrollen bei der Produk- tion unterliegen. Für den Bereich der Haare ist natür- lich eine eingehende Diagnostik durch einen entsprechend versierten Dermato- logen erforderlich. Dies beinhaltet neben der genauen Inspektion einen Trichoscan, eine Labordiagnostik sowie ggf. auch eine histologische Abklärung, insbesondere um eine vernarbende oder entzündlich bedingte Alopezie auszuschließen. Wei- terhin sollte die Mesotherapie erst einge- setzt werden, wenn die etablierten Verfah- ren über 6 Monate kein Ergebnis gezeigt haben. Effekte sind nur bei der androge- netischen Alopezie und in Einzelfällen bei der Alopezia areata beschrieben (hier ist wahrscheinlich die Entzündungsstimula- tion durch eine Anwendung in Nappage- Technik als therapeutischer Faktor anzu- sehen). Die Behandlungsergebnisse zei- gen bei dieser Patientengruppe ein erneu- tes Wachstum in über 60% aller Fälle (Be- handlung nach dem Protokoll des NETZ- WERK-ÄsthetikMeso). Im Bereich der Cellulite kann die Mesotherapie natürlich nur eine unter- stützende entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Wirkung haben, sie muss daher immer mit anderen Ver- fahren kombiniert werden, z. B. der Injek- tionslipolyse. Ein weiteres, unserer Ansicht nach viel schwerwiegenderes Problem der Meso- therapie wurde dagegen in dem Artikel überhaupt nicht angesprochen, wohl vor allem deshalb, weil von vornherein die Ansicht vertreten wurde, den Einsatz der Mesotherapie nicht zu empfehlen: Wegen der Vielzahl der eingesetzten Substanzen und der damit verbundenen, einzigen wirklichen Gefahr für Patienten – eine al- lergische Reaktion – sind eine gute Ana- mnese und bei Allergikern eine Testung unbedingt anzuraten. Tatsächlich ist das Hauptproblem aber, dass die Studienlage extrem schwach ist, insbesondere, da bis- her kaum Vergleiche möglich waren. In Deutschland wurde daher ein an- derer Ansatz gewählt, das NETZWERK- AesthetikMeso hat hier indikationsbezo- gen standardisierte Lösungen und Pro- tokolle entwickelt, um einen Vergleich der Ergebnisse und Verfahren zu er- möglichen. Die Mitglieder des Netzwer- kes werden einheitlich geschult, und ent- sprechende Rückmeldungen werden sta- tistisch erfasst. Daher ist uns die in dem Beitrag dargestellte Schlussfolgerung, man sollte zunächst auf die Anwendung der Mesotherapie verzichten, gerade für den deutschen Bereich etwas unverständ- Leserforum Zum Beitrag Wollina U, Goldman A, Naoum C (2013)   Nebenwirkungen in der ästhetischen   Medizin. Hautarzt 64:155–162 461 Der Hautarzt 6 · 2013|

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Hautarzt 2013 · 64:461–462DOI 10.1007/s00105-013-2600-7Online publiziert: 17. Juni 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

M.J. WeidmannDermatologie, Allergologie, Phlebologie, Klinik am Forsterpark, Augsburg

Zum Beitrag „Nebenwirkungen in der ästhetischen Medizin“

Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,vielen Dank für den schönen Über-

sichtsartikel. Etwas überrascht hat mich die Stellungnahme zum Thema Mesothe-rapie.

Die Mesotherapie wurde bereits in den 1950er-Jahren durch Herrn Dr. Pistor in Frankreich entwickelt und dann im Laufe der Jahrzehnte mit besseren Kanülen und entsprechenden Hilfsmitteln für die In-jektion im dermatologischen und ästhe-tischen Bereich eingesetzt. In Frankreich ist es sogar eine separate universitäre Aus-bildung.

Ich möchte hier keinesfalls die noch vorhandenen Probleme der aktuellen Mesotherapie kleinreden oder nicht zur Kenntnis nehmen. Problematisch ist einerseits, dass häufig eine sehr individu-elle Therapie mit verschiedensten – von Behandler zu Behandler variierenden – Substanzen durchgeführt wird, die sich schlecht in Studien fassen lässt, anderer-seits wird insbesondere in der internatio-nalen, vor allem amerikanischen Litera-tur die Mesotherapie häufig mit der In-jektionslipolyse verwechselt, weshalb vie-le der Publikationen die Mesotherapie nicht tangieren. Dies haben die Autoren bei ihrer Bewertung nicht zur Kenntnis genommen.

So ist die Mesotherapie eine rein der-male Therapie, die Injektionstiefen lie-gen in der Regel bei 0,3–3 mm. Die posi-tiven Ergebnisse für die Verbesserung der Hautbeschaffenheit kann jeder Behandler, der Mesotherapie einsetzt, sofort wahr-nehmen. Die anderen geschilderten Pro-bleme waren wohl eher hygienische Pro-bleme der Produktion in Hinterhoflabo-ratorien, die mit der eigentlichen Metho-de nichts zu tun haben und entsprechend auch bei anderen ästhetischen Verfahren auftreten können. Hier hätte ein Hinweis genügt, dass nur die Produkte renom-mierter Hersteller oder die des Netzwerks eingesetzt werden sollten, die strengen hygienischen Kontrollen bei der Produk-tion unterliegen.

Für den Bereich der Haare ist natür-lich eine eingehende Diagnostik durch einen entsprechend versierten Dermato-logen erforderlich. Dies beinhaltet neben der genauen Inspektion einen Trichoscan, eine Labordiagnostik sowie ggf. auch eine histologische Abklärung, insbesondere um eine vernarbende oder entzündlich bedingte Alopezie auszuschließen. Wei-terhin sollte die Mesotherapie erst einge-setzt werden, wenn die etablierten Verfah-ren über 6 Monate kein Ergebnis gezeigt haben. Effekte sind nur bei der androge-netischen Alopezie und in Einzelfällen bei der Alopezia areata beschrieben (hier ist wahrscheinlich die Entzündungsstimula-tion durch eine Anwendung in Nappage-Technik als therapeutischer Faktor anzu-sehen). Die Behandlungsergebnisse zei-gen bei dieser Patientengruppe ein erneu-tes Wachstum in über 60% aller Fälle (Be-

handlung nach dem Protokoll des NETZ-WERK-ÄsthetikMeso).

Im Bereich der Cellulite kann die Mesotherapie natürlich nur eine unter-stützende entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Wirkung haben, sie muss daher immer mit anderen Ver-fahren kombiniert werden, z. B. der Injek-tionslipolyse.

Ein weiteres, unserer Ansicht nach viel schwerwiegenderes Problem der Meso-therapie wurde dagegen in dem Artikel überhaupt nicht angesprochen, wohl vor allem deshalb, weil von vornherein die Ansicht vertreten wurde, den Einsatz der Mesotherapie nicht zu empfehlen: Wegen der Vielzahl der eingesetzten Substanzen und der damit verbundenen, einzigen wirklichen Gefahr für Patienten – eine al-lergische Reaktion – sind eine gute Ana-mnese und bei Allergikern eine Testung unbedingt anzuraten. Tatsächlich ist das Hauptproblem aber, dass die Studienlage extrem schwach ist, insbesondere, da bis-her kaum Vergleiche möglich waren.

In Deutschland wurde daher ein an-derer Ansatz gewählt, das NETZWERK-AesthetikMeso hat hier indikationsbezo-gen standardisierte Lösungen und Pro-tokolle entwickelt, um einen Vergleich der Ergebnisse und Verfahren zu er-möglichen. Die Mitglieder des Netzwer-kes werden einheitlich geschult, und ent-sprechende Rückmeldungen werden sta-tistisch erfasst. Daher ist uns die in dem Beitrag dargestellte Schlussfolgerung, man sollte zunächst auf die Anwendung der Mesotherapie verzichten, gerade für den deutschen Bereich etwas unverständ-

Leserforum

Zum Beitrag

Wollina U, Goldman A, Naoum C (2013)  Nebenwirkungen in der ästhetischen  Medizin. Hautarzt 64:155–162

461Der Hautarzt 6 · 2013  | 

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lich. Hier wäre eine stärkere Differenzie-rung hilfreich gewesen.

Korrespondenzadresse

Dr. M.J. WeidmannDermatologie, Allergologie, Phlebologie,  Klinik am ForsterparkWilly-Brandt-Platz 3a, 86153 [email protected]

Interessenkonflikt.  Der korrespondierende Autor weist auf folgende Beziehung hin: Med. Direktor Glo-balhealth-Academy.

Literatur

  1.  Amin S, Phelps R, Goldberg D (2006) Mesother-apy for facial skin rejuvenation: a clinical, histolo-gic, and electron microscopic evaluation. Dermatol Surg 32(12):1467–1472

  2.  Andre P (2004) Hyaluronic acid and ist use as a „re-juvenation“ agent in cosmetic dermatology. Semin Cutan Med Surg 23:218–222

  3.  Brown S (2006) The science of mesotherapy: che-mical anarchy. Aesthet Surg J 26:95–98

  4.  Bryant R (2004) Controversial mesotherapy: Could it be the next Botox? Dermatol Times 25:1

  5.  Donofrio LM (2007) Mesotherapy. Cosmet  Dermatol 20:97–98

  6.  Kalil A (2006) Aesthetic mesotherapy: the US ap-proach an contribution. Cosmet Dermatol 19: 753–758

  7.  Pistor M (1976) What is mesotherapy? Chirurg Dent Fr 46:59–60

  8.  Weidmann M (2012) Erste statistische Ergebnis-se zur ästhetischen Mesotherapie. Kosmet Med 5(12):30–31

  9.  Weidmann M (2010) Mesotherapie heute – Ent-wicklung eines Behandlungsprotokolls: Versuch der Erstellung von Standards durch das NETZ-WERK-ÄsthetikMeso. Kosmet Med 2(10):80–83

10.  Weidmann M, Reich N (2011) Ästhetik – Mesothe-rapie im Aufbruch: Neue Horizonte durch standar-disierte Behandlungsprotokolle. Derm 17:1–5

Weitere Informationen

http://www.netzwerk-aesthetikmeso.de

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Wien 14.-17.07.2013STI & AIDS World Congress 2013Themen: Sexually transmitted diseases, public health, infectiology, epidemiologyWiss. Leitung: Univ. Prof. Dr. Angelika StaryAuskunft: Frau Alissa McGregor, Vienna Medical Academy, Alser Straße  4, 1090 Vienna, Österreich, Fon: 0043/1/405 13 83 - 11, [email protected], www.stivienna2013.com

Hamburg 17.-20.07.20138th World Congress of MelanomaAuskunft: MCI Deutschland GmbH, Markgrafenstraße 56, 10117 Berlin, Fon: 030/20 45 90, [email protected], www.worldmelanoma2013.com

München 21.-27.07.20133rd Munich International Summer Academy of Practical DermatologyISA 2013Wiss. Leitung: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Thomas Ruzicka, Prof. Dr. med. Markus Braun-Falco, Dr. med. Tatjana PavicicAuskunft: Frau Valerie Bernauer, INTERPLAN Fortbildungswoche GmbH, Landsberger Str. 155, 80687 München, Fon: 089-54823473, [email protected], www.isa2013.com

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Rostock-Warnemünde 30.08.-01.09.201386. Jahrestagung der Norddeutschen Dermatologischen GesellschaftWiss. Leitung: Prof. Dr. M. TronnierAuskunft: Lindauer Straße 16, 88069 Tettnang,Fon: 07542 / 6265, [email protected]

September 2013

Dresden 01.-04.09.201311th Dresden Symposium on Autoantibodies Infection, Tumors and AutoimmunityThemen: The symposium intents to bring together clinicians of different disciplines, immunologists and basic researchers for discussion of the various aspects of the induction, pathogenetic role and clinical Wiss. Leitung: Dr. PD Karsten ConradAuskunft: Frau Dr.  silke Zwjatkow, GFID e.V., Veilchenweg 28, 01326 Dresden, Fon: 0351 26 32 279, gfid.ev@me, www.gfid-ev.de

Tübingen  05.-07.09.201347. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V.

Themen: Klinische Mykologie, Dermatomykosen, Pathogenese, Veterinärmykologische Aspekte, Therapie Richtlinien Bundesärztekammer Wiss. Leitung: Tagungsleitung: Prof. Dr. med. Martin Schaller, Universitäts-Hautklinik, Klinikum der Universität Tübingen Auskunft: COCS GmbH   Congress Organisation C. Schäfer , Rosenheimer Str. 145c, 81671 München, Fon: 089 / 890 677 0, www.cocs.de

Essen 26.-28.09.201323. Deutscher Hautkrebskongress (ADO) 2013Wiss. Leitung: Prof. Dr. med. Dirk SchadendorfAuskunft: Frau Jana Radoi, Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH, Carl-Pulfrich-Straße 1, 07745 Jena, Fon: +49 (0)3641 311 63 62, [email protected], http://www.ado-kongress.de

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Möchten Sie eine Veranstaltung ankündigen?  Bitte tragen Sie Ihre Termine auf www.DerHautarzt.de unter „Kongressekalender“ ein. Wir freuen uns auf Ihre Veranstaltungshinweise!

Wiesbaden 15.11.–16.11.2013 Berlin 22.11.–23.11.2013Derma Update 2013 7. Dermatologie-Update-Seminar

unter der Schirmherrschaft  der DDGWiss. Leitung: Prof. Dr. Th. Schwarz, Kiel  Prof. Dr. Th. Luger, Münsterwww.derma-update.com

Wuppertal 14.3.–15.3.2014Allergo Update 2014 4. Allergologie-Update- Seminar

unter der Schirmherrschaft  der DGIMWiss. Leitung: Prof. Dr. U. Wahn, Berlin Prof. Dr. C. Bachert, Gent Prof. Dr. C. Bayerl, Wiesbaden Prof. Dr. L. Klimek, Wiesbaden Prof. Dr. H. Renz, Marburg Prof. Dr. Th. Werfel, Hannoverwww.allergo-update.com

Auskunft für alle Update-Seminare: med update GmbH Tel.: 0611 - 73 65 80 Fax: 0611 - 73 65 810 [email protected]

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