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Jg. 22, Heft 38/39 THAUER und WEZLER, Mechanismus des renalen Hochdrucks. 585 x8. September x943 ORIGINALIEN. ZUM MECHANISMUS DES RENALEN HOCHDRUCKS*. Von R. THAUER und K. %VEZLER. Aus dem Institut Ifir Auimalische Physiologie der Universit~t Frankfurt a.M. Der im letzten Jahrzehnt vielseitig bearbeitete Problemen- kreis des Mechanismus des renalen Hochdruckes umfaBt zwei in sich verwandte Gruppen yon Fragen. Einmal wird die Genese des rellalen Hochdruckes in den Mittelpunkt der Forschung gestellt, wobei das Hauptgewicht auf den Nachweis eines h,imatogenen Ursprungs gelegt wird (Auftreten yon pressorischen Substanzen im Blut). Die damit zusammen- h~ingendell Einzelfragen und den heutigen Stand der Unter- suchungell hat erst kfirzlich VOLHARD zusammenfassend dargestellt. Einen anderen Ausgangspunkt w~hlt die Frage- stellung nach der Art des Krei, lauJmeehanT~mu8 bet dem renalen Hochdruck im Vergleieh zu anderen klinischen Hoch, druckformen. Diese Betrachtung hat einell neuen AnstoB durch die von WEZLER und B6GER durchgeffihrte kreislauf- meehanisehe Gruppierung der verschiedenen Hochdruck- formen erfahren und wurde seither durch die Untersuchungen von HILDEBRAND, HERKEL, NiJRNBERGER und PAPAGEOR- GIOU, SIEDEK und I{IEDL, WACHSMUTH, I)ELIUS, SARRE und STEINMANN fortgeffihrt. ~ber die Ergebnisse dieser Unter- suchungen und die daraus ffir das Hoehdruckproblem zu ziehenden Folgerungen hat \~rEZLER soeben einen l~berbliek gegeben. Als hervorragender methodischer Fortschritt ffir die weitere Aufkt~rullg des Meehanismus des renalen Hochdruckes, und zwar sowohl hinsichtlich der Iragtichen Pathogenese Ms aueh hinsichtlich def. charakteristischen Umstellung des Kreislauflnechanismus bzw. der KreislaufregulationsstSrung, hat sich die experimentelle Erzeugung eines Hochdruckes am Tier, speziell am Hund, durch HART'~VICtI und GOLDBLATT und Mitarbeiter erwiesen. Bisher wurde allerdings diese neue methodische M6gliehkeit vorwiegend zur F6rderung unserer Kenntnisse fiber die stoffliche Seite der Probleme ausgesch6pft, also zur Fiihrung des Nachweises pressorischer Substanzen im Blur nach Nierenarteriendrosselung, zur Auf- kl/irung ihrer Entstehung in der mangelhaft durchbluteten oder kranken Niere und ihres \%Tirkungscharakters im Organis- mus (vgl. auch hierfiber das Referat roll VOLHAt~D). Dagegen erscheint uns bet der ErSrterung und Bewertung der For- schungsergebnisse auf Grund experimentell erzeugten renalen Hochdruckes eine grunds/itzliche Frage noch vSllig un- gekl~irt zu sein, n~Lmlich die, wieweit der durch Nieren- arteriendrosselung oder durch andere Eingriffe all der Niere erzeugte experimentelle Hochdruck beim Tier iiberhaupt ver- gleichbar ist dem natfirlicherweise vorkommendell renalen Hochdruck des Menschen, denn der Beweis ffir die Identit~Lt der beiden Hochdruckformen ist bisher llicht schliissig ge- ffihrt, auch nicht einmM in der Richtung, dab das Vorkommen gleichartiger pressorischer Stoffe im Blur bet den beiden Hoch- druckformell erwiesen w~ii-e. Ein Fortschritt in dieser Rich- tung wurde yon uns dadurch erstrebt, dab wir einen %~er- gleich zwischen dem Kreislaufmechanismus des natfirlichen renalen Hochdruckes am ttund, der woht leichter mit dem- jenigen des Menschen vergleichbar ist, mit dem Kreislauf- mechanismus bet kiinstlich erzeugtem Hochdruck nach Nierenarteriendrosselung der gleichen Tierart zu erm6glichen suchten. Ein solches Vorhaben hat zur Voraussetzung, dab man fiber eine Methode zur Iorttaufenden oder wenigstens wiederholten Kreislaufanalyse verff~gt, die am gteichen Hunde in gesunden Tagen und wXhrend des ausgepr~gten Hochdruckbildes, evil. auch nach abgeklungenem Hochdruck, anwendbar ist. Es scheiden also von vornherein alle gr6Bere blutige Eingriffe erfordernden -A*Ie- thoden zur Kreislaufuntersuchung aus, da sie nicht fiber %Vochen und Monate am gleichen Tier beliebig wiederholbar sind. Dagegen * Hit Untersttitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. eignet sich sehr gut die yon uns ill den letzten Jahren entwickelte Methode der I4reislaufanalyse am Carotisschlingenhund (W'EZLER und THAUER), Sie erm6glich% nAmlich nach operativer Anlegung einer solchen Caroilsschlinge naeh VAN LEI~RSUM -- grunds~itzlich aueh ohne Anwendung einer Narkose -- die beliebig h~ufige Vor- nahme der Minutenvolumbestimmung und der Messung der elasti- schen und Str6mungswiderst~inde der Gef~tBe an ein und demselben Hund vor, w~hrend und nach pharmakologischen Belastungen des Kreislaufs oder auch -- wie Ifir unsere Probleme --- vor, wg~hrend und nach einem natfirlichen oder kfinsilich erzeugten renalen Hochdruck. I. Kreislaul bet akuter Nephritis des Hundes. Die M6glichkeit, den Kreislauf bet einem spontan auf- tretenden renalen Hochdruck des Hundes einer n/iheren Analyse zu unterziehen, ergab sich ffir uns dadurch, dab der Hund ,,Tell" (junger Jagdhund), an welchem am 7- No- vember 1941 zum Zwecke anderer Kreislaufuntersuchungen eine Carotisschlinge nach VAN LEERSUM nach der yon uns modifizierten Methode (%u und THAUER) angelegt wor- den war, am 27. Februar 1942 spontall an ether akuten Nephritis erkrankte, die h6chstwahrscheinlich auf einen K~ilte- schaden dutch den Aufenthalt im Freien w~hrend der Winter- monate zuriickzuffihren war. An dem Hunde wurden in gesunden Tagen im Verlaufe des Dezember 1941 und Januar I942 bereits einige Kreislaufanalysen und eine gr6Bere Zahl yon Blutdruckmessungen ausgef~hrt. Im letzten Drittel des Februar wnrde eine starke Schwellung der Glans penis beobachtet, am 27. II. 1942 bet Ausdrficken der Blase Ei%er im Urin festgestellt. Die Messung des Blutdrucks an diesem Tage ergab einen diastolisehen %~Tertyon 14o--I5 ~ mm Hg, einen systo- lischen yon 212--22o mm ttg, w~hrend vor der Krankheit der diastolische Druck zwischen 77 und iot, der systolische zwischen 14o und 167 mm Hg geschwankt hatte. An diesem und den fol- genden Tagen wurden dann Schlag- und Minutenvolumen und Gefi~13widerstAnde nach den physikalischen Methoden bestimmt und der Urin sowie das durch Venenpunktion gewonnene Blut untersucht. Die Blutuntersuchung am 2. III. r942 zeigte einen Rest-N VOlt 76 rag%, einen Harnstoffgehalt yon 64 mg% -- im Urin war Eiweig positiv. Damit war der Nachweis ffir das Bestehen einer Nephritis erbracht. Im Sediment fanden sich Leukoeyten und Epithelien, dagegen keine Erythroeyten. Am II. III. 1942, also etwa 14 Tage nach den ersten deut- lichen MerkmMen der Nephritis, waren die Blutdruckwerte erheb- lich abgesunken, und das Blur zeigte am II. III. ein Rest-N-con 25 rag% und einen Harnstoffgehalt yon 32, 7 rag%. Im Ham war noch eine leichte Trfibung (Opalescenz) nachweisbar. In den Tagen bis zum 24. IV. 1942 war der diastolische 13Iut- druck bet Schwankungen zwischen 9o und 116 mm Hg sowie der systolische bet Schwankungen zwischen 165 und 186 mm Hg (bet fast tXglichen Messungen an der Carotisschlinge) noch deutlich gegenfiber den gesunden Werten gesteigert. Am II. III. sowie am 2o. III. wurden nochmals vollst~indige Kreislaufanalysen ausge- ffihrt, am 15. IV. Blur und Harn zum dritten Hal untersucht: Rest-N 18 mg%, Harnstoff 37,8 rag%, Urin fret yon Trfibung. Ill den folgenden Wochen, vom 3o. IV. bis 28. VII. i942, sank der Blutdruck wieder vollkommen zur Norm ab -- mit %Verten yon I46/88 mm Hg. Das Gesamtergebnis der Blutdruck- und Pulsfrequenz- messungen der wichtigsten Perioden ist in Abb. i kurven- mggig dargestetlt; zugleich sind in Form yon Sgulendiagram- men die aus den Kreislaufanalysen ermittelten Werte des Minutenvolumens (V~), des elastischell Gesamtwiderstandes des arteriellen Systems (E') und des peripheren Gesamt- str6mungswiderstandes (W) aus den Tagen vor der Krankheit, der Nephritis und der wieder abgeMungenen Erkrankung zum Vergleich eingetragen, auBerdem unten die bereits er- w~ihnten Ergebnisse der Blut- und Harnuntersuchungen wiedergegeben. Die erste Kreislaufanalyse am Nachmittag des 27. Februar, an dem vormittags um IO Uhr in wieder- holten Messungen durch 2 Ulltersucher (TH. und W.) iiberein- stimmend eill Blutdruck yon 22o/14o--145 mm Hg gemessen wordell war und noch mn 15.3 ~ Uhr Werte yon 212--22o/14o his 15o mm Hg, lieferte zu unserer v611igen i3berraschung Blutdruckwerte yon i72--i88/92--88 mm Hg und ~Verte des Minutenvolumens und der Gef/iBwiderstiinde, die prak-

Zum Mechanismus des Renalen Hochdrucks

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Jg. 22, Heft 38/39 THAUER und WEZLER, Mechanismus des renalen Hochdrucks. 5 8 5 x8. September x943

ORIGINALIEN. ZUM MECHANISMUS DES RENALEN

HOCHDRUCKS*. Von

R . THAUER u n d K. %VEZLER. Aus dem Institut Ifir Auimalische Physiologie der Universit~t Frankfurt a.M.

Der im l e t z t e n J a h r z e h n t vielsei t ig b e a r b e i t e t e P r o b l e m e n - kre is des M e c h a n i s m u s des r ena l en H o c h d r u c k e s u m f a B t zwei in sich v e r w a n d t e G r u p p e n yon F r a g e n . E i n m a l wi rd die Genese des re l la len H o c h d r u c k e s in d e n M i t t e l p u n k t de r F o r s c h u n g gestel l t , wobe i das H a u p t g e w i c h t au f den Nachweis e ines h , i m a t o g e n e n U r s p r u n g s ge legt wi rd (Auf t r e t en yon p ressor i schen S u b s t a n z e n i m Blut ) . Die d a m i t z u s a m m e n - h~ingendell E inze l f r agen u n d den h e u t i g e n S t a n d de r U n t e r - suchunge l l h a t e r s t kf irzl ich VOLHARD z u s a m m e n f a s s e n d darges te l l t . E i n e n a n d e r e n A u s g a n g s p u n k t w~hl t die F rage - s t e l l ung n a c h de r A r t des Krei, lauJmeehanT~mu8 bet d e m r e n a l e n H o c h d r u c k im Vergle ieh zu a n d e r e n k l in i schen H o c h , d r u c k f o r m e n . Diese B e t r a c h t u n g h a t e inel l n e u e n Ans toB d u r c h die von WEZLER u n d B6GER durchgef f ih r t e kre is lauf- m e e h a n i s e h e G r u p p i e r u n g de r v e r s c h i e d e n e n H o c h d r u c k - f o r m e n e r f ah ren u n d wurde se i the r d u r c h die U n t e r s u c h u n g e n von HILDEBRAND, HERKEL, NiJRNBERGER u n d PAPAGEOR- GIOU, SIEDEK u n d I{IEDL, WACHSMUTH, I)ELIUS, SARRE u n d STEINMANN for tgeff ihr t . ~ b e r die E r g e b n i s s e d ieser U n t e r - s u c h u n g e n u n d die d a r a u s ffir das H o e h d r u c k p r o b l e m zu z i e h e n d e n F o l g e r u n g e n h a t \~rEZLER soeben e inen l~berb l i ek gegeben .

Als h e r v o r r a g e n d e r m e t h o d i s c h e r F o r t s c h r i t t ffir die wei te re Aufkt~ru l lg des M e e h a n i s m u s des r ena len Hochdruckes , u n d zwar sowohl h i n s i c h t l i c h de r I r ag t i chen P a t h o g e n e s e Ms a u e h h ins i ch t l i ch def. c h a r a k t e r i s t i s c h e n U m s t e l l u n g des K r e i s l a u f l n e c h a n i s m u s bzw. de r Kre i s l au f r egu la t ionss tS rung , h a t s ich die expe r imen te l l e E r z e u g u n g eines H o c h d r u c k e s a m Tier, speziel l a m H u n d , du rch HART'~VICtI u n d GOLDBLATT u n d M i t a r b e i t e r erwiesen. B i she r wurde a l le rd ings diese neue m e t h o d i s c h e M6gl iehke i t vo rwiegend zur F 6 r d e r u n g unse r e r K e n n t n i s s e f iber die s toff l iche Sei te de r P r o b l e m e ausgesch6pf t , also zur F i i h r u n g des Nachweises p resso r i sche r S u b s t a n z e n i m B l u r n a c h N i e r ena r t e r i end r os s e l ung , zu r Auf- k l / i rung ih r e r E n t s t e h u n g in de r m a n g e l h a f t d u r c h b l u t e t e n oder k r a n k e n Niere u n d ihres \%Tirkungscharakters i m Organ is - m u s (vgl. a u c h h ie r f iber das R e f e r a t r o l l VOLHAt~D). D a g e g e n e r s c h e i n t u n s be t de r E r S r t e r u n g u n d B e w e r t u n g de r For - s chungse rgebn i s se au f G r u n d expe r imen te l l e r z e u g t e n r ena l en H o c h d r u c k e s e ine grunds / i tz l iche F r a g e noch vSll ig un - gekl~irt zu sein, n~Lmlich die, w iewei t de r d u r c h Nie ren- a r t e r i e n d r o s s e l u n g oder d u r c h a n d e r e E ingr i f fe all d e r Niere e rzeug te expe r imen te l l e H o c h d r u c k b e i m Tier i i b e r h a u p t ver - g l e i chba r i s t d e m nat f i r l icherweise v o r k o m m e n d e l l r e n a l e n H o c h d r u c k des Menschen , d e n n de r Beweis ffir die Identit~Lt de r b e i d e n H o c h d r u c k f o r m e n i s t b i s h e r l l i ch t schli issig ge- ff ihrt , a u c h n i c h t e i n m M in de r R i c h t u n g , d a b das V o r k o m m e n g le icha r t ige r p ressor i scher Stoffe i m B l u r be t d e n b e i d e n Hoch- d ruck fo rme l l e rwiesen w~ii-e. E i n F o r t s c h r i t t in d ieser R ich - t u n g wurde y o n u n s d a d u r c h e r s t r e b t , d a b wi r e i n e n %~er- gleich zwischen d e m K r e i s l a u f m e c h a n i s m u s des na t f i r l i chen r e n a l e n H o c h d r u c k e s a m t t u n d , de r woht l e ich te r m i t dem- j en igen des M e n s c h e n ve rg l e i chba r ist, m i t d e m Kre is lauf - m e c h a n i s m u s be t k i ins t l i ch e r z e u g t e m H o c h d r u c k n a c h N i e r e n a r t e r i e n d r o s s e l u n g de r g le ichen T i e r a r t zu e rm6g l i chen such ten .

Ein solches Vorhaben hat zur Voraussetzung, dab man fiber eine Methode zur Iort taufenden oder wenigstens wiederholten Kreislaufanalyse verff~gt, die am gteichen Hunde in gesunden Tagen und wXhrend des ausgepr~gten Hochdruckbildes, evil. auch nach abgeklungenem Hochdruck, anwendbar ist. Es scheiden also von vornherein alle gr6Bere blutige Eingriffe erfordernden -A*Ie- thoden zur Kreislaufuntersuchung aus, da sie nicht fiber %Vochen und Monate am gleichen Tier beliebig wiederholbar sind. Dagegen

* H i t Untersttitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

eignet sich sehr gut die yon uns ill den le tzten Jahren entwickelte Methode der I4reislaufanalyse am Carotisschlingenhund (W'EZLER und THAUER), Sie erm6glich% nAmlich nach operativer Anlegung einer solchen Caroilsschlinge naeh VAN LEI~RSUM -- grunds~itzlich aueh ohne Anwendung einer Narkose -- die beliebig h~ufige Vor- nahme der Minutenvolumbest immung und der Messung der elasti- schen und Str6mungswiderst~inde der Gef~tBe an ein und demselben Hund vor, w~hrend und nach pharmakologischen Belastungen des Kreislaufs oder auch -- wie Ifir unsere Probleme --- vor, wg~hrend und nach einem natfirlichen oder kfinsilich erzeugten renalen Hochdruck.

I. Kreislaul bet akuter Nephritis des Hundes.

Die M6gl ichkei t , d e n Kre i s l au f bet e i n e m s p o n t a n auf- t r e t e n d e n r e n a l e n H o c h d r u c k des H u n d e s e ine r n / ihe ren Ana ly se zu u n t e r z i e h e n , e r g a b s ich ffir uns d a d u r c h , d a b de r H u n d , ,Tel l" ( junger J a g d h u n d ) , a n w e l c h e m a m 7- No- v e m b e r 1941 z u m Zwecke a n d e r e r K r e i s l a u f u n t e r s u c h u n g e n e ine Caro t i s sch l inge n a c h VAN LEERSUM n a c h de r y o n u n s mod i f i z i e r t en M e t h o d e (%u u n d THAUER) a n g e l e g t wor- den war , a m 27. F e b r u a r 1942 s p o n t a l l a n e the r a k u t e n N e p h r i t i s e r k r a n k t e , die h 6 c h s t w a h r s c h e i n l i c h au f e inen K~ilte- s c h a d e n d u t c h den A u f e n t h a l t im Fre ien w ~ h r e n d de r W i n t e r - m o n a t e zur i ickzuff ihren war .

An dem Hunde wurden in gesunden Tagen im Verlaufe des Dezember 1941 und Janua r I942 bereits einige Kreislaufanalysen und eine gr6Bere Zahl yon Blutdruckmessungen ausgef~hrt. Im letzten Dri t tel des Februar wnrde eine s tarke Schwellung der Glans penis beobachtet , am 27. II . 1942 bet Ausdrficken der Blase Ei%er im Urin festgestellt. Die Messung des Blutdrucks an diesem Tage ergab einen diastolisehen %~Tert yon 14o--I5 ~ mm Hg, einen systo- lischen yon 212--22o m m t tg , w~hrend vor der Krankhei t der diastolische Druck zwischen 77 und io t , der systolische zwischen 14o und 167 mm Hg geschwankt hat te . An diesem und den fol- genden Tagen wurden dann Schlag- und Minutenvolumen und Gefi~13widerstAnde nach den physikalischen Methoden bes t immt und der Urin sowie das durch Venenpunkt ion gewonnene Blut untersucht. Die Blutuntersuchung am 2. I I I . r942 zeigte einen Rest-N VOlt 76 rag%, einen Harnstoffgehal t yon 64 mg% -- im Urin war Eiweig positiv. Damit war der Nachweis ffir das Bestehen einer Nephrit is erbracht . I m Sediment fanden sich Leukoeyten und Epithelien, dagegen keine Erythroeyten.

Am II . I I I . 1942, also e twa 14 Tage nach den ersten deut- lichen MerkmMen der Nephritis, waren die Blutdruckwerte erheb- lich abgesunken, und das Blur zeigte am I I . I I I . ein Rest -N-con 25 rag% und einen Harnstoffgehal t yon 32, 7 rag%. I m H a m war noch eine leichte Trfibung (Opalescenz) nachweisbar.

In den Tagen bis zum 24. IV. 1942 war der diastolische 13Iut- druck bet Schwankungen zwischen 9o und 116 mm Hg sowie der systolische bet Schwankungen zwischen 165 und 186 m m Hg (bet fast tXglichen Messungen an der Carotisschlinge) noch deutl ich gegenfiber den gesunden Werten gesteigert. Am II . III . sowie am 2o. I I I . wurden nochmals vollst~indige Kreislaufanalysen ausge- ffihrt, am 15. IV. Blur und Harn zum dr i t ten Hal un tersucht : Rest-N 18 mg%, Harnstoff 37,8 rag%, Urin fret yon Trfibung.

Ill den folgenden Wochen, vom 3o. IV. bis 28. VII. i942, sank der Blutdruck wieder vol lkommen zur Norm ab -- mi t %Verten yon I46/88 m m Hg.

Das G e s a m t e r g e b n i s de r B l u t d r u c k - u n d P u l s f r e q u e n z - m e s s u n g e n de r w i c h t i g s t e n P e r i o d e n i s t i n Abb . i k u r v e n - mgg ig da rge s t e t l t ; zugle ich s ind in F o r m y o n S g u l e n d i a g r a m - m e n die aus den K r e i s l a u f a n a l y s e n e r m i t t e l t e n W e r t e des M i n u t e n v o l u m e n s (V~), des e las t ischel l G e s a m t w i d e r s t a n d e s des a r t e r i e l l en Sys t ems (E') u n d des p e r i p h e r e n G e s a m t - s t r 6 m u n g s w i d e r s t a n d e s (W) aus d e n T a g e n vor de r K r a n k h e i t , de r N e p h r i t i s u n d de r wieder a b g e M u n g e n e n E r k r a n k u n g z u m Vergle ich e inge t r agen , auBerdem u n t e n die be r e i t s er- w~ihnten E r g e b n i s s e de r B lu t - u n d H a r n u n t e r s u c h u n g e n wiedergegeben . Die e r s te Kre i s l au fana lyse a m N a c h m i t t a g des 27. F e b r u a r , a n d e m v o r m i t t a g s u m IO U h r in wieder - h o l t e n M e s s u n g e n d u r c h 2 U l l t e r s u c h e r (TH. u n d W.) i ibere in- s t i m m e n d eill B l u t d r u c k y o n 22o /14o- -145 m m H g gemessen wordel l w a r u n d n o c h m n 15.3 ~ U h r W e r t e yon 212 - -22o /14o h is 15o m m Hg, l ie fer te zu unse r e r v611igen i 3 b e r r a s c h u n g B l u t d r u c k w e r t e y o n i 7 2 - - i 8 8 / 9 2 - - 8 8 m m H g u n d ~Verte des M i n u t e n v o l u m e n s u n d de r Gef/ iBwiderst i inde, die prak-

Page 2: Zum Mechanismus des Renalen Hochdrucks

586 THAUER und WEZLER, Mechanismus des renalen Hochdrucks. Klinische Wochenschrift

t i sch del l jenigen ans g e s n n d e n Tagen en t sp rachen . Der t t o c h - d ruck h a t t e also noch durchaus e inen labi len Charakter , d e n n ohne e r k e n n b a r e Einfl t isse - - e twa durch Narkose - - war er in l lerhalb S tunden so weir ve r sehwunden , dab er sich der Diagnose h~ t t e en t z i ehen E6nnen.

In den i lgchseen Tagen hob sich der B lu td ruck dias tol isch und systol isch wieder auf die charak te r i s t i schen Hochdruck-

~ h ,

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entsprechend eng bemessener kleiner Ring mit gefedertem Ver- schluB (Uhrkettenring) um die Ireigelegte Arterie gelegt wurde, so dab peripher yon dem Ring der arterielle Puls zwar deutlich in seiner Amplitude verkleinert wurde, jedoch eben-noch tt~hlbar blieb. Die beabsichtigte Drosselung der Nierenarterie an einer weiteren Zahl unserer Carotisschlingenhnnde mngte aus Xul3eren Grtinden vorl&ufig unterbleiben, u .a . deshalb, weft diese Hunde zun~chst ftir andere Versuchsreihen eingesetzt werden mugten.

Die \rerhAltnisse bei dem Hunde Ilarras waren insofern leider kompliziert, als er bei

BV~ den normalen Kreislaufanalysen vor der i~ E' Operation besonders unruhig gewesen war I W und sich erst nach l&ngerer {Jbungszeit an

i die Untersuchung ohne Narkoticum oder Sedativum gew6hnte, so dab diese dann ohne jede Narkose ausgefflhrt werden konnte. Deshalb stehen uns yon diesem Hnnde Normalwerte vor der Operation nur mit leich- ter Morphin-Pernocton-Narkose zur Verfii- gung. Da diese Narkose jedoch nach un- seren kfirzlich ver6ffentlichten ErIahrungen (THAUER und W~ZLER) den IZreislaufzustand weitgehend abnorm gestaltet, k6nnen Kreis- laufwerte aus solchen Versuchen iiberhaupt niche Ms Normalwerte zu irgendeinem Ver- gleich benutzt werden. Dagegen erm6g- lichen uns 14reislaufbestinlmungen aus der Zeit nach dem Abklingen des renalen Hochdruckes, und zwar solche ohne jedes Narkoticum Ms auch solche unter leichten Morphingaben, durchaus einen Vergleich mit der Kreislaufumstellung w&hrend des roll ausgebildeten Hochdruckes, die ebenfalls unter leichter Morphinwirkung untersucht wurde.

{~ber das E rgebn i s der I ( re is laufana- lysen an d iesem H u n d w/~hrend des voll ausgebi lde ten Drosselul lgshochdrucks und nach v61tigem Abkl ingen dieses Hoch- druckbi ldes be r i ch te t f ibersichtt ich das Sgu lend iagramm der Abb. 2. Hier s ind die e inzelnen t(reislaufgr6Ben, die auf dem H 6 h e p u n k t des Hochdruckes am 21. Mgrz 1941 un te r Morphil l (6 mg/kg)

gemessen w u rd en (schwarze Sgulen), zum Vergleich den Nor- ma lwer t en ohne jede Narkose (leere S~iulen) und den W e r t e n un te r gleicher Morph inwi rkung (gestr ichelte Sgulen) gegen- t ibergestelt t . Le t z t e r e be iden %Verte s ind Mi t te lwer te aus

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Abb. L Systolischer (p.~) und diastolischer Druck (Pa), Pulsfrcquenz (_~,), Minutenvolumen (Vm), elastischer Gesamt- widerstand (~'}, peripherer Str6mungswiderstand (W), Rest-N und Harnstoff im Blut und Urinbefund yon Hund ,,Tell" vor, w~lhrend und nach der akuten Nephritis. (Die Vm',E'- und W-Werte am 27. n. i942 geh6ren zu den

3. Blutdruckwerten an diesem Tage, die entsprechenden Werte am ~. Ill. 194~ zu der 2. Blutdruckmessung.)

wer te m i t a l lerdings gelegent l ich n o c h m a l s ~ a u f t r e t e n d e n vor- f ibergehenden Senkungen, z. B. am 2. M~irz. Die I~reislauf- ana lyse in diesen Tagen (und zwar a m 2. M~irz um I0 U h r bei e i n e m B l u t d r u c k w e r t von I9O--216 / I I 3 118 m m Hg) zeigt (vgl. Sguten) eine a n n g h e r n d e Ve rdoppe lung der pe r iphe ren Ge- s a m t s t r 6 m u n g s w i d e r s t g n d e , eine be t rgch t l i che R e d u k t i o n des Minu t envo lum ens und eine merkl iche E r h 6 h u n g des elast ischen G e s a m t w i d e r s t a n d e s urn e t w a 15 %. - - I n der Phase der an- n~he rnd oder voltstis abgeklungenel l Nephr i t i s a m 11. ulld 20. Mgrz 194 2 waren Minu t envo lumen und Gef~Bwider- st/~nde wieder p rak t i s ch so hoch wie vor Beginn der Er - k rankung .

Das Bi ld diese8 bei akuter Nephrit is des Hundes beob- achteten, an~angs noch labilen, sp~ter aber ziemlich f ix ier ten renalen Hochdruckes entsprach also nach der kre is laufmechani - schen Typene in t e i lung yon WEZLER und B6GER einem Wider- s~nds-FAastizitii• wobei der Nachd ruck auf die S t e i g e r u n g d e r pe r iphe ren GefgBwiderst / inde zu legen is t und die geringe E rhShung des e las t ischen Gesamtwide r s t andes zweifellos als eine pass ive Folge des e rh6h ten dias tol ischen Druekes aufgefaBt werden mug.

I I . Kreislau/ bei Hochdruclc nach experimenteller 1Vieren- arteriendrosselung beim Hund.

An e inem ande ren H u n d m i t ope ra t iv angelegter Carotis- schlinge (bas ta rd ie r t e r Sch&ferhund , ,Har ras" ) wurde zwecks E r z e u g u n g eines r ena len H o c h d r u c k e s a m 3. M~irz 1941 die l inke Nierenar te r ie nach e iner e twas abge/ inder ten Methode von GOLDBLATT par t ie l l gedrossel t und ebenfal ls vor n n d nach A u f t r e t e n des H o c h d r u c k e s d e r Kre is lauf in seinen Ver- ~tnderungen s tud ie r t .

Bei der Ausfflhrung der Operation hat uns H, SARRE liebens- wardigerweise untersttitzt. Die Einengung der Nierenarterie wnrde naeh seinem Vorschlag dadurch erzielt, dab ein durch Silberlot

ZeO zqo Z~O 200 180 .160

120 100 80 6O r

Min.:

i ~#Th. I1080 I I, 70o

0,8 ~oo0

I LLI :oH 7 H hil. ol L h l I LLI 02 1000

~7 If2 70Z 88 33 71 ~0 l~Tg 3830 8gg0 d~fO.ff~ ~,7 IS,] 7Z 83 #~ 67 1,17 lf/6 ~07S00 qYSOSgO0

Abb.2. Systolischer Druck (Ps), diastolischer Druck (~a), Pulsfrequenz (Fr), Mimiten- volmnen (Vm), elastischer Gesamtwiderstand (E') lind peripherer Str6mtmgswiderstand (W) yon Hund ,,Harras". I. Mittelwerte aus 18 Bestimmungen ohne jede Narkose aus den 15 Monaten nach Abklingen des dutch Nierenarteriendrosselung ant 3. III. 1941 hervorgerufenen Hochdrucks: weiBe Sfiulen. 2. Mittelwerte aus 3 Analysen unter Morphlnwirkung (6 mg/kg sc.) aus derselben Zeit: gestrichelte S~iulen. 3. Werte yore 2i. IIL I941, x8 "rage nach Drosselung der linken Nierenarterie, ebeMalls unter Morphin-

wirtmng (6 mgJkg): schwarze S~ulen.

einer gr6Beren Anzahl yon B e s t i m m u n g e n ; die min imalen und m a x i m a l e n W e r t e s ind u n t e r dell S~tulen des D iag ramms angegeben . Seine B e t r a c h t u n g t~13t e rkennen , dab die sog. N o r m a l w e r t e nach a b g e k l u n g e n e m Hochdruck , also die Mi t t e lwer te ohne jede Narkose und die jenigen u n t e r Morphin, un te r sich nur geringe Un te r sch iede aufweisen. Diese Fes t -

Page 3: Zum Mechanismus des Renalen Hochdrucks

Jg. 2~, Heft 38/39 WUNDERLY und WUItRMANN, Wirkungen des Blutplasmas. 5 ~ 7 18. September 1943

s te l lung b e r e c h t i g t dazu , s i e a l s no r m a l e Verg le ichswer te den Kre i s l au fwe r t en de r H o c h d r u c k p h a s e gegenf iberzus te l len .

Sys to l i scher u n d d ias to l i scher Druck , e las t i scher u n d peri- p h e r e r S t r 6 m u n g s w i d e r s t a n d l iegen w ~ h r e n d des Drosse lungs- h o c h d r u e k s e rheb l i eh f iber den n o r m a l e n Verg le iehswer ten , w ~ h r e n d das M i n u t e n v o l u m e n p r a k t i s c h u n v e r ~ n d e r t ist . Die Pu l s f r equenz ze ig t e ine deut l iche E r n i e d r i g u n g gegenf iber der N o r m ; sie is t h S c h s t w a h r s c h e i n t i c h re f lek tor i sch als Folge des e r h S h t e n Druckes , also f iber die P res so recep to ren , aus- getSst. N a c h VOLHARD is t diese B r a d y k a r d i e t y p i s e h ffir die D r u c k s t e i g e r u n g be t N e p h r i t i s ; sie ist, wie Abb . I zeigt , aueh be t de r a k u t e n N e p h r i t i s des H u n d e s , ,Tel l" zu B e g i n n des H o c h d r u c k s e r k e n n b a r . I n den T a g e n v o m 27. F e b r u a r bis 2. Mgrz e n t s p r e c h e n wiede rho l t den h 6 c h s t e n B l u t d r u c k - w e r t e n de r E i n z e l m e s s u n g e n besonders n iedr ige Pu l s f r equenz - wer te . I m f ibr igen Ver lau f de r a k u t e n N e p h r i t i s b l e i b t j edoch die Pu l s f r equenz t r o t z des H o c h d r u c k e s au f a b n o r m h o h e n V~rerten, wogegen be t d e m e x p e r i m e n t e l l e n Drosse tungs- h o c h d r u c k bet a l l e rd ings n o c h h 6 h e r e m d ia s to l i s chen D r u c k die Pu l s f r equenz m e r k l i c h gegen die N o r m g e s e n k t war .

Das H a u p t e r g e b n i s , das uns t r o t z m a n c h e r Schwierig- k e i t e n der Beweis f f ih rnng bet H u n d , , H a r r a s " als ges icher t e rsche in t , l iegt in de r Fes t s t e l lung , d a b de r kreislau/me~ha- nische Typus des experimentellen Drosselwngshochdrueks eben- ]alls dera Widerstands-Elastizit~ts-Hochdruck entspricht, wobe i in ganz ~hn l icher W'else wie bei d e m na t f i r l i chen r e n a l e n H o c h d r u c k der t t a u p t a n t e i l a n den v e r ~ n d e r t e n W i d e r s t a n d s - ve rhXl tn i s sen au f die E r h 6 h u n g des p e r i p h e r e n G esamtwide r - s t a n d e s entf~Ut, de r w i e d e r u m fas t v e r d o p p e l t e r sche in t , wo- gegen de r e las t i sche G c s a m • m i t e ine r gegenf iber de r N o r m ei~va 2oproz . S te ige rung unge f~hr in d e m gle ichen Grade f i be rh6h t i s t wie bei dem n e p h r i t i s c h e n H o c h d r u c k des H u n d e s ,,Tell".

Nicht unerw~hnt soll bleiben, dab innerhalb der sehr zahlreiehen, regelmM3ig rnindestens in Vr ausgefflhrten Blut- druckmessungen und der etwas seIteneren KreislaufanMysen im Laufe der dem Drosselungshochdruck foIgenden 15 I~Ionate bet I-Iund , ,Harras" 5rnaI als vor~ibergehende Erscheinung h6here Blut- druekwerte (diastolisch von ioo--125 mm Ilg, systolisch bis 172 m m Hg) und dabei Werte des peripheren Gesamtwiderstandes W" zwi- schen io 200 und 13 5o0 Einheiten beobachte t wurden. Man k6nnte geneigt sein, diese vorfibergehenden Hochdruckkrisen als Ausdruck noch yon der Niere ausgehender Einflfisse zu bewerten, urn so mehr, als diese Drucksteigerungen nicht auf hesondere Erregungszust~nde oder auf die Einwirkung yon I ~ l t e in e rkennbarer VCeise zurt~ck- zuffihren waren. Wenn man allerdings aus sehr zahlreichen Er- fahrungen bet Blutdruckmessungen und Kreislaufanalysen an Hunden ohne Narkose, wie wir sie an unseren 7 Carotisschlingen- hunden in den letzten 2 Jahren sammetn konnten, weiB, dab nicht allzu seIten diastolische Drucke bis zu i i o und gelegentlich sogar zwischen i i o und 12o m m Hg auch bet ganz gesunden H u n d e n ohne besondere nach auBen erkennbare Erregungszust~nde zur Beobaehtung komrnen, so ha t man Hemmungen, sich die obige Folgerung zu eigen zu machen.

Zusamm, en]assung: Das H a u p t e r g e b n i s de r ve rg l e i chenden B e o b a c h t u n g e n a n e i n e m H u n d m i t a k u t e r N e p h r i t i s u n d e i n e m zwei ten m i t e x p e r i m e n t e l l d u r c h N i e r e n a r t e r i e n - d rosse lung e r z e u g t e n H o c h d r u c k l ieg t in de r Fes t s t e l lung , d a b v o m S t a n d p u n k t de r k r e i s l a u f m e c h a n i s e h e n E i n t e i l u n g in be iden F~l len e in W i d e r s t a n d s - E l a s t i z i t ~ t s - H o c h d r u c k vor lag m i t e ther gegenf iber der f a s t h u n d e r t p r o z e n t i g e n E r h 6 h u n g de r p e r i p h e r e n S t r S m u n g s w i d e r s t ~ n d e s t a r k zu- r f i c k t r e t e n d e n s e k u n d ~ r e n bzw. d r u c k p a s s i v b e d i n g t e n E r - h 6 h u n g des e l a s t i schen G e s a m t w i d e r s t a n d e s . D a m i t i s t unseres E r a c h t e n s e r s tma l s erwiesen, d a b die Kre i s l au fums te l - lung bet expe r imen t e l l e r N i e r e n a r t e r i e n d r o s s e l u n g n i c h t n u r qua l i t a t iv , s o n d e r n auch q u a n t i t a t i v sehr w e i t g e h e n d m i t de r jen igen f ibe re ins f immt , die m a n a m H u n d be t a k u t - n e p h r i - t i s c h e m H o c h d r u c k b e o b a c h t e n k a n n . D a e ine gro~3e W a h r - sehe in l i chke i t b e s t e h t , dal3 die N e p h r i t i s b e i m H u n d i n i h r e r P a t h o g e n e s e u n d i h r e n Fo lgen i den t i s eh i s t m i t de r N e p h r i t i s be im Menschen , so w~re d a m i t aueh e in b i she r t eh lendes Gl ied in die Beweis f f ihrung eingeffigt , d ab de r n a c h N i e r e n a r t e r i e n - d rosse lung a u f t r e t e n d e H o c h d r u c k des H u n d e s ve rg l e i ehba r i s t den a b n o r m e n Kre i s l au fve rh~ l tn i s sen bet r e n a l e m Hoch-

d r u c k des M e n s c h e n -- wenigs t ens d e m bet a k u t e r Nephr i t i s des M e n s c h e n a u f t r e t e n d e n H o c h d r u c k .

Anmerlcung: Nach Abschlul3 der vorliegenden Arbeit erschien eine Ndtteilung yon B. STEINMANN [Dtsch. Arch. klin. Med. 19o, 89 (1942)], worin auf Grund wiederho]ter i~ireislaufanalysen ira Verlauf akuter Nephritisfi~lle beim Menschen die Ansicht ver t re ten wird, dab die akut-nephri t ische Hypertension des Menschen prirnttr ein renal ausgel6ster Widerstandshochdruck set, wobei das Minuten- volumen rneist herabgesetzt und der elastische Widers tand E ' rein passiv geringgradig erh6ht set. Die KreistaufverhMtnisse liegen hier also grundst~tzlich genau so wie bet der akuten Nephrit is des Hundes. Durch die Feststellung STEI~IANNS wird demnach unsere eigene ]3eweisffihrung gestfitzt, wonach der Y[ochdruck bet experimenteller Nierenischt~mie denl HHochdruck bet akuter Nephritis kreislauf- mechanisch vergleichbar ist.

Li teratur : L. DELIUS, Arch. Kreislaufforsch. xz, I ( 1 9 4 2 ) . - -

- - H. GOLDBLATT U. Mitarbeiter, J. of exper. Med. 59, 347 (1934) ; 65, 233 u. 671 (1937) ; 67, 809 (1938). - - HARTWlCH, Verb. dtsch. Ges. inn. Med. 1929, 187. - - %V. H E R K E L , W. NURNBERGER U. 1 D. D. PAPAGEORGIOU, Z. klin. Med. 138, 578 (194o). - - K . H . HILDE- BRAND, Klin. ~vVschr. I94 o, 934 u. 12o6. - - H. SARRE, Arch. klin. Med, I87 , 76 (194o). -- H. SARRE U. R. E. RAMB, Dtsch. Arch. klin. Med. 189, 121 (1942). - - H. SIEDEK u. P. RIEDL, Z. klin. Med. z35, 88 (1938). - - B. STEINMAI~I% Klin, Wsehr. 194I, 259 - - Erg. inn. Med. 62, 991 (1942). - - R. THAUER U. K. W ! ~ ' Z L E R , Arch. exper. Path. 2oo, 84 (1942). - - F. VOLHARD, Dtsch. Ined. Wschr. 194o , Nr I6[I7. - - J. %u Z. Kreislaufforsch. 1942, 42. - -

K. WEZLER, Vortrag Ges.inn. Med.Wien, Juni 1942 (im D r u c k ) . - I~. WEZLER U. A. B6GER, Erg. Physiol. 41 , 292 (1939) -- Klin. Wschr. 1939, 4Ol. - - K. WEZLER n. I~. THAUER, Z. Kreislauf- forseh. 33, 486 (1941) -- Z. exper. Med. lO8, 377 (194o) �9

OBER STRUKTURBEDINGTE W I R K U N G E N DES BLUTPLASMAS.

Dargestellt auf Grund yon Versuchen zur Senkungs- reaktion der Erythrocyten.

Von

CH. ~%~VUNDERLY u n d F . W'UHRMANN. Aus der Medizinischen Universittitsklinik Zflrich

(Direktor: Prof. Dr. W. LOFFLER).

N a e h d e r A n g a b e yon REIC~IEL i s t in l I ) u r c h s c h n i t t d e r l e t z t en J a h r e j e d e n 3. Tag in de r m e d i z i n i s c h e n L i t e r a t u r e ine A r b e i t e r sch ienen f iber die S e n k u n g s r e a k t i o n de r E r y t h r o - cy ten . *Wenn wir t r o t z d e m zu dieser viel b e s p r o c h e n e n 1Reak- t i on e r n e u t expe r imen te l l S te l lung n e h m e n wollen, so w e r d e n wir dazu e r m u t i g t d u r c h die n e u e s t e n E r k e n n t n i s s e f iber die Ges t a l t de r P r o t e i n t e i l c h e n u n d die d a d u r c h b e d i n g t e Kotloid- s t r u k t u r i m B l u t p l a s m a .

Be t d e m b e k a n n t e n k o m p l e x e n M e c h a n i s m u s de r Sen- k u n g s r e a k f i o n k a n n es s ich n i c h t d a r u m h a n d e l n e ine al lein- gfiltige Erkl t~rung zu geben, s o n d e r n zunt tchs t als Te f lp rob lem zu un t e r suchen , wie die S e n k u n g de r r o t e n B l u t k S r p e r c h e n v e r l i u f t , w e n n t in P l a s m a e n t w e d e r P r o t e i n e -con Kugel - ge s t a l t ode r solehe yon f ibr i l l t i rer F o r m (Linearkol lo ide) f iberwiegen.

Zu d e n Sph~xokol lo iden gehSren : Glykogen , A l b u m i n , H~moglob in , Bence - Jones -E iwe iB ; dagegen bes i t z en St t tb- chen- bis F a d e n f o r m : F ib r inogen , I~era t in u n d Gela t ine . Aus dieser k le inen ~Jbers icht e r g i b t sich, d a b im P l a s m a s t t tndig be ide F o r m e n -con IZolloiden v e r t r e t e n s ind. D a diese G r u p p e n sich, wie STAUDINGER zeigte, i n de r Viscosit~it i h r e r g 6 s u n g e n u n d w e i t e r e n ko l lo iden E i g e n s c h a f t e n s t a r k v o n e i n a n d e r un t e r s che iden , i s t es nahe l i egend , d a b ih r gegensei t iges \Zer- h~iltnis i m P l a s m a grol3en Einf luB h a t au f j ene E r s c h e i n n n g e n , wie sie FRIMBERGER u n t e r d e m B a l l u n g s f a k t o r des P l a s m a s zusammenfaB te .

W'ir h a b e n l e t z t h i n in d ieser W o c h e n s c h r i f t die eiweil3- c h e m ~ c h e W i r k u n g e inze lne r P r o t e i n b a u s t e i n e (WUNDERLu 1) b e s p r o c h e n u n d s ind d a z u k u r z e ingegangen au f i h r e n Fe in - bau . DiesmaI wol len w i r die dre i grol3en F r a k t i o n e n de r P l a s m a p r o t e i n e , F ib r inogen , Globu l in u n d A lbumin , sowie die P o l y p e p t i d e g ruppenwei se u n t e r s u e h e n u n d ih ren O r d n u n g s - z u s t a n d i m P l a s m a e r6 r t e rn . E s w e r d e n s o m i t die kolloid-