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16. APRIL 1926 schen Abstand (v. SMOLUCHOWSKY) nocll nicht unterschritten haben und wieder auseinander treten k6nnen. FARADAY beobaehtete diese Reversibilitit des Goldfarbenumschlags bet Ouellung und Entquellung der Gelatine. Bringt man bei- spielsweise Casein oder Edestin (etwa ~/~0rag) in eine Salzreihe yon wechselndem p~, so f~llt das Gold in der isoelektrischen Zone aus, ist abet peptisierbar. Der Vorgang ist auch KREBS I(LINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 16 PIt 3,5 ~I~ 4,5 /~H 6,0 rot blau rot Abb. 2. Reversible F~illung des Caseins in der isoe]ektrischen Zone. 7If Die Deutung der von LANGE angegebenen Goldsolreaktion im Liquor ist strittig. LANGEselbst nimmt einen AntagoniSmus zwischen de r Schutzwirkung der Albumine und der fiillenden Wirkung der Globuline an. Analysen des Liquors auf Albumin und Globulin zeigs mir in der Tat, dab in bei weitem den meisten FMlen die Schutzwirkung eines erh6hten Albumin- gehaltes in einer Verschiebung der ]?~illung nach rechts, d. h. rot rotviolett (<- rot) blau Abb. 3. Farbcnumschlag be[ EiweiBabbau. bekannt, wird aber von ibm anders gedeutet. Die Deutung, die mir wahrscheinlich erscheint, set durch Abb. 2 ange- deutet, well wir wissen, dal3 das Eiweil3 im isoelektrischen Punkt ein Minimum seiner Quellung aufweist. I)as gleiche Schema dfirfte auf Versuche anzuwenden sein, die zeigen, dal3 in Wasser schlecht 16sliche Eiwei/3k6rper mit dem Goldsol starke reversible F~llungen ergeben, w~hrend sie bet Zusatz von Salzen das Gold schfitzen. Das Kochsalz also, das sonst zur Goldkoagulation fiihrt und nach Unter- suchungen yon LANGE, ESKUCHEN, KAFFKA die Liquor- reaktion des Goldsols erheblich verst~rkt bzw. erst hervor- bringt, bewirkt hier das Gegenteih Die Dispersit~tserh6- hung des Eiweil3es dutch Verbesserung seiner L6slichkeit, damit Schutzwirkung des Eiweil3 auf das Gold, Die FMle lassen sich noeh um eine Reihe anderer vermehren. Beim Serum besteht beim Versuch, Mikroflockung irgendwelcher Art durch die Anlagerung des Goldes sichtbar zu machen, die Schwierigkeit der starken Schutzwirkung der Albumine. Flockt man das Albumin mit einer Spur Sulfosalycils~ure, die das freie Gold nicht ver~ndert, so ist das Albumin nun zur GoldfMlung bef~ihigt, und es genfigen Spuren yon EiweiB, etwa Io-6 g, um dem Gold als Anlagerungszentren zu dienen und eine Fiillung zu ergeben. Man kann gewissermal3en den Gehalt an Eiweil3komplexen mit dern Goldsol direkt tifrieren, wenn auch wegen der grol3en Verdfinnungen ohne grol3e Ge- nauigkeit. Da die Teilchengr6J3e des Eiwei~komlPlexes sich als sehr wesentlich bet den Goldeiweil3fillungen zeigte, mul3te ein Ab- bau des Eiweif3es etwa dutch Fermente eine Anderung des Goldes zur Folge haben. Man kann Eiweil3-Goldsot und Pepsin bet entsprechender S~uerung mischen, der Brut- schranktemperatur aussetzen und beobachtet eine Ver- fiirbung yon Rot nach Blau. Der gleiche Versuch l~I3t sich mit Magensaft I : 5 verdfinnt ausfiihren und ein Anhalt fiir die verdauende Kraft des Magensaftes gewinnen. Es l~t3t sich das Optimum der Wasserstoffionenkonzentrafion fiir die Pepsinverdauung durch Verf~rbung des Goldes besfimmen. Zur Deutung dieser Versuche w~ire zu bemerken: Wit haben zun~ichst eine Rotf~irbung, nach einiger Zeit der Pepsinwirkung eine Blau- bis Violettf~rbung, die alkalireversibel ist, endhch eine nicht mehr reversible Blauf~irbung. Im Verdauungs- r6hrchen haben wir zun~chst gro~e Eiweil3komplexe, dann Albumosen und Peptone, endlich welt abgebaute Peptone. Versuche zeigten, dal~ Eiwei~3 fast stets das Gold schiitzt, nut einzelne Eiweil3k6rper unter Umstinden einmal f~illen k6nnen. Albumosen und Peptone f~illen oder schfitzen je nach ihren L6slichkeitsbedingungen. Die F~illung ist rever- sibel. Das weitabgebaute Pept0 n H6chst f~illt framer das Gold. Die F~llung ist nur spurweise reversibel. Die Amino- siuren f~llen in gr6~ere n Mengen, die Elektrolyte schon in geringen Konzentrationen das Gold. ]Der Farbenumschlag ist nicht umkehrbar. So nimmt mit steigender Verkleinerung des Eiwei~molekfils die Schutzwirkung ab, eine gewisse Pufferwirkung gegeniiber anderen Fiillungsmitteln bleibt noch eine Zeitlang bestehen, dann tritt die eigene fXllende Wirkung in den Vordergrund. Wit k6nnen uns den Vorgang etwa so vorstellen, wie es Abb. 3 andeutet, in die Zone h6herer Verdfinnungen zum Ausdruck kam, daJ3 umgekehrt die Fiillungswirkung der Globuline nur dann zum Ausdruck kam, wenn sieh eine entsprechende Vermehrung des Globulingehaltes nachweisen liei3. Line Erkl~irung wurde von ZSlGMONDu und JOEL versucht: Sie fanden, dal3 es genfigf, einen Eiweil3k6rper einfach zu verdiinnen, um zun~chst eine Schutzzone (rot), dann eine F~illungszone (blau) und endlich eine Indifferenzzone (rot) zu erhalten, und dab sich die F~illungszone mit variierter Teilchengr613e der Gelatineteilchen 8 I B g rot blau rot Abb, 4. FarbenumscMag bei Eiweil3verdfinnung. verschiebt (Abb. 4). Eigene Versuche zeigten mir, dab aber bet nach LARGE fiblicher Liquorverdfinnung das pi~ nicht gleich bleibt, sondern absinkt. SHAFFER, BLOCH und BIBERFELD, KREBS greifen wieder auf Ladungsvorg~inge zur Deutung der Reaktion zurfick. Es dfirfte die Schutzwirkung vermehrten Albumingehaltes und die F~illungswirkung der Globuline bzw. deren Fraktionen sichergestellt sein. Bet der Paralyse land ich in 8 Fiillen diese Regel mehr weniger durchbrochen. Ihr scheint eineAusnahme- stellung zuzukommen. Nicht geklArt ist es, ob es sich bet der Reaktion um eine Verdfinnungswirkung der Globuline, wie oben dargelegt, handelt, oder ob die Globuline in der Ver- dfinnungsreihe eine Zone durchlaufen, bet der eine Vermin- derung ihrer Stabilit~it dutch Jinderung der elektrischen La- dung eintritt. (Aus der Medizinischen Klinik der Universit~t K61n, Augustahospital [Pro]: Ki~lbs].) i Literatur: Vgl. die Monographien yon R. ZSlGMONDYund P. A. TIEHSEN: Das kolloide Gold, und yon E. Jo~L : Das kolloide Gold in Biologie und Medizin. Leipzig Ende 1925, sowie Verf. : Zeitschr. L d. ges. exp. Med. ZUR FRAGE DER ,,PARALYSE-ENCEPHALITIS" BEtM KANINCHEN NACH SUBDURALER INJEKTION VON PARALYTIKERLIQUOR. Von F. PLAUT. HOFF und POLLAK*) in Wien haben nach subduraler Paralytikerliquor-Injektion mittels Trepanation bei ihren s~mtlichen 7 Versuchstieren naeh Ablauf yon 4--5 Wochen Liquorver~nderungen beobachtet, die sieals charakteristisch ffir Paralyse bezeichnen; hierbei stfitzen sie sich besonders auf die Paralysekurve der Goldsolreakfion. ]Die histologische *) Zeitsehr. f. d. ges. Neurol. u. Psych 96, S. 51. 1925; Jahrb, f. Psych. u. Neuro]. 44, S. 28I. I925.

Zur Frage der „Paralyse-Encephalitis“ Beim Kaninchen Nach Subduraler Injektion von Paralytikerliquor

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Page 1: Zur Frage der „Paralyse-Encephalitis“ Beim Kaninchen Nach Subduraler Injektion von Paralytikerliquor

16. A P R I L 1926

schen Abstand (v. SMOLUCHOWSKY) nocll nicht unterschritten haben und wieder auseinander treten k6nnen. FARADAY beobaehtete diese Reversibi l i t i t des Goldfarbenumschlags bet Ouellung und Entquel lung der Gelatine. Bringt man bei- spielsweise Casein oder Edestin (etwa ~/~0 rag) in eine Salzreihe yon wechselndem p~, so f~llt das Gold in der isoelektrischen Zone aus, ist abet peptisierbar. Der Vorgang ist auch KREBS

I(LINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 16

PIt 3,5 ~I~ 4,5 /~H 6,0

rot blau rot

Abb. 2. Reversible F~illung des Caseins i n der isoe]ektrischen Zone.

7If

Die Deutung der von LANGE angegebenen Goldsolreaktion im Liquor ist strittig. LANGE selbst n immt einen AntagoniSmus zwischen de r Schutzwirkung der Albumine und der fiillenden Wirkung der Globuline an. Analysen des Liquors auf Albumin und Globulin zeigs mir in der Tat, dab in bei weitem den meisten FMlen die Schutzwirkung eines erh6hten Albumin- gehaltes in einer Verschiebung der ]?~illung nach rechts, d. h.

rot rotviolett (<- rot) blau

Abb. 3. Farbcnumschlag be[ EiweiBabbau.

bekannt, wird aber von ibm anders gedeutet. Die Deutung, die mir wahrscheinlich erscheint, set durch Abb. 2 ange- deutet, well wir wissen, dal3 das Eiweil3 im isoelektrischen Punk t ein Minimum seiner Quellung aufweist.

I)as gleiche Schema dfirfte auf Versuche anzuwenden sein, die zeigen, dal3 in Wasser schlecht 16sliche Eiwei/3k6rper mit dem Goldsol starke reversible F~llungen ergeben, w~hrend sie bet Zusatz von Salzen das Gold schfitzen. Das Kochsalz also, das sonst zur Goldkoagulation fiihrt und nach Unter- suchungen y o n L A N G E , E S K U C H E N , KAFFKA die Liquor- reaktion des Goldsols erheblich verst~rkt bzw. erst hervor- bringt, bewirkt hier das Gegenteih Die Dispersit~tserh6- hung des Eiweil3es dutch Verbesserung seiner L6slichkeit, damit Schutzwirkung des Eiweil3 auf das Gold, Die FMle lassen sich noeh um eine Reihe anderer vermehren. Beim Serum besteht beim Versuch, Mikroflockung irgendwelcher Ar t durch die Anlagerung des Goldes sichtbar zu machen, die Schwierigkeit der starken Schutzwirkung der Albumine. Flockt man das Albumin mit einer Spur Sulfosalycils~ure, die das freie Gold nicht ver~ndert, so ist das Albumin nun zur GoldfMlung bef~ihigt, und es genfigen Spuren yon EiweiB, etwa Io-6 g, um dem Gold als Anlagerungszentren zu dienen und eine Fiillung zu ergeben. Man kann gewissermal3en den Gehalt an Eiweil3komplexen mit dern Goldsol direkt tifrieren, wenn auch wegen der grol3en Verdfinnungen ohne grol3e Ge- nauigkeit.

Da die Teilchengr6J3e des Eiwei~komlPlexes sich als sehr wesentlich bet den Goldeiweil3fillungen zeigte, mul3te ein Ab- bau des Eiweif3es etwa dutch Fermente eine Anderung des Goldes zur Folge haben. Man kann Eiweil3-Goldsot und Pepsin bet entsprechender S~uerung mischen, der Brut- schranktemperatur aussetzen und beobachtet eine Ver- fiirbung yon Rot nach Blau. Der gleiche Versuch l~I3t sich mit Magensaft I : 5 verdfinnt ausfiihren und ein Anhalt fiir die verdauende Kraft des Magensaftes gewinnen. Es l~t3t sich das Optimum der Wasserstoffionenkonzentrafion fiir die Pepsinverdauung durch Verf~rbung des Goldes besfimmen. Zur Deutung dieser Versuche w~ire zu bemerken: Wit haben zun~ichst eine Rotf~irbung, nach einiger Zeit der Pepsinwirkung eine Blau- bis Violettf~rbung, die alkalireversibel ist, endhch eine nicht mehr reversible Blauf~irbung. Im Verdauungs- r6hrchen haben wir zun~chst gro~e Eiweil3komplexe, dann Albumosen und Peptone, endlich welt abgebaute Peptone. Versuche zeigten, dal~ Eiwei~3 fast stets das Gold schiitzt, nu t einzelne Eiweil3k6rper unter Umst inden einmal f~illen k6nnen. Albumosen und Peptone f~illen oder schfitzen je nach ihren L6slichkeitsbedingungen. Die F~illung ist rever- sibel. Das weitabgebaute Pept0 n H6chst f~illt framer das Gold. Die F~llung ist nur spurweise reversibel. Die Amino- s iuren f~llen in gr6~ere n Mengen, die Elektrolyte schon in geringen Konzentrat ionen das Gold. ]Der Farbenumschlag ist nicht umkehrbar. So n immt mit steigender Verkleinerung des Eiwei~molekfils die Schutzwirkung ab, eine gewisse Pufferwirkung gegeniiber anderen Fiillungsmitteln bleibt noch eine Zeitlang bestehen, dann tr i t t die eigene fXllende Wirkung in den Vordergrund. Wit k6nnen uns den Vorgang etwa so vorstellen, wie es Abb. 3 andeutet,

in die Zone h6herer Verdfinnungen zum Ausdruck kam, daJ3 umgekehrt die Fiillungswirkung der Globuline nur dann zum Ausdruck kam, wenn sieh eine entsprechende Vermehrung des Globulingehaltes nachweisen liei3. Line Erkl~irung wurde von ZSlGMONDu und JOEL versucht: Sie fanden, dal3 es genfigf, einen Eiweil3k6rper einfach zu verdiinnen, um zun~chst eine Schutzzone (rot), dann eine F~illungszone (blau) und endlich eine Indifferenzzone (rot) zu erhalten, und dab sich die F~illungszone mit variierter Teilchengr613e der Gelatineteilchen

8 I B �9

g rot blau rot

Abb, 4. FarbenumscMag bei Eiweil3verdfinnung.

verschiebt (Abb. 4). Eigene Versuche zeigten mir, dab aber bet nach LARGE fiblicher Liquorverdfinnung das pi~ nicht gleich bleibt, sondern absinkt.

SHAFFER, BLOCH und BIBERFELD, KREBS greifen wieder auf Ladungsvorg~inge zur Deutung der Reaktion zurfick. Es dfirfte die Schutzwirkung vermehrten Albumingehaltes und die F~illungswirkung der Globuline bzw. deren Fraktionen sichergestellt sein. Bet der Paralyse land ich in 8 Fiillen diese Regel mehr weniger durchbrochen. Ihr scheint eineAusnahme- stellung zuzukommen. Nicht geklArt ist es, ob es sich bet der Reaktion um eine Verdfinnungswirkung der Globuline, wie oben dargelegt, handelt, oder ob die Globuline in der Ver- dfinnungsreihe eine Zone durchlaufen, bet der eine Vermin- derung ihrer Stabilit~it dutch Jinderung der elektrischen La- dung eintritt . (Aus der Medizinischen Klinik der Universit~t K61n, Augustahospital [Pro]: Ki~lbs].) i

L i t e r a t u r : Vgl. die Monographien yon R. ZSlGMONDY und P. A. TIEHSEN : Das kolloide Gold, und yon E. Jo~L : Das kolloide Gold in Biologie und Medizin. Leipzig Ende 1925, sowie Verf. : Zeitschr. L d. ges. exp. Med.

ZUR FRAGE DER ,,PARALYSE-ENCEPHALITIS" BEtM KANINCHEN NACH SUBDURALER INJEKTION

VON PARALYTIKERLIQUOR. Von

F. PLAUT.

HOFF und POLLAK*) in Wien haben nach subduraler Paralytikerliquor-Injektion mittels Trepanation bei ihren s~mtlichen 7 Versuchstieren naeh Ablauf yon 4--5 Wochen Liquorver~nderungen beobachtet, die s iea ls charakteristisch ffir Paralyse bezeichnen; hierbei stfitzen sie sich besonders auf die Paralysekurve der Goldsolreakfion. ]Die histologische

*) Zeitsehr. f. d. ges. Neurol. u. Psych�9 96, S. 51. 1925; Jahrb, f. Psych. u. Neuro]. 44, S. 28I. I925.

Page 2: Zur Frage der „Paralyse-Encephalitis“ Beim Kaninchen Nach Subduraler Injektion von Paralytikerliquor

712 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Mr. I6 x6. A P R I L 1926

Unte r suchung ergab bei allen , ,Pa ra lyse -Kan inchen" ence- phal i t ische Veranderungen. Die Autoren unterscheiden zwei Reak t i ons typen : vorwiegel id degenera t iv -pa renchymat6se auf der einen, vorwiegend in f i l t r a t iv -p roduk t ive Ver~tndernngen auf der anderen Sei te; eili Kani l ichen zeigte eine massive Meningitis mi t Schwar tenbi ldung. Obwohl die Ver~tnde~ungen im Nervensys t em somi t n icht e inhei t l ich waren, bezeichnen HOFF und POLLAK sie als die ,,allein tiir die exper imente l le Para lyse pa thognomischen Befunde" und nehmen an, es handle sich um eine ,,spezifisch luetische Infek t ion" . Dieser ffir die Para lyse typische Exper imen ta lbe fund sei eine sicher e in t re tende Reak t ion bei jedem mi t Para lyse l iquor subdural inj iziertel i 14aninchen. Bei der gleichen Anzahl yon Kontrol l - t ieren, die mi t normalem, jedenfalls h e t i s c h nicht ve r~nder tem Liquor behal idel t wordeli waren, blieb L iquore rk rankung und Encephal i t i s aus. In einer zweiteli Versuchsserie er- hiel ten Kanil ichel i Tabiker l iquor subdural injiziert , und s~tmtliche , ,Tabes-Kaninchel i" bl ieben beziiglich Liquor und Nervensys t em gesund. Da die pathologische Reak t ion bei den , ,Pa ra lyse -Kaninchen" ebenso regelmXBig eintrat , wie sie bei den , ,Tabes-Kani l ichen" ausblieb, ha l ten sich HOFF und POLLAK zur Annahme ffir berecht igt , dab der Para ly t iker - l iquor du tch seinen Gehal t an Spirochaeten oder spezifischen Tox inen fiir die En t s t ehung und Progredienz des para ly t i schen Prozesses yon wesent l icher Bedeu tung sei, w~hrend der Ta- b iker l iquor ftir die E n t s t e h u n g der Tabes, wenn t iberhaupt , so doch eine un te rgeordne te Rol le spiele. H o r F und POLLAK glauben durch ihre Exper imel i t e eine wesentl iche Differenz zwischeli Para lyse und Tabes aufgedeckt zu haben, ha l t en sie nunmehr ftir zwei vo l lkommen differente Prozesse und be- s t re i ten die Berechtigulig, fernerhili noch yon einem zusammen- fassenden Krankhei t sbegr i f f zu sprechen.

Wi r haben die Para lyse l iquor-Versuche einer Nach- prfifung an 8 Kan inchen uli terzogen. Der L iquor s t a m m t yon drei klinisch e indeut igen Para ly t ike rn m i t typischen Liquor- befunden - - einer der F~lle ha t t e am Tage vo r der Liquor-

en tnahme einen para ly t i schen Anfal l gehabt . 4 Tiere wurden nach der Methode yon HOFF und POLLAK mit te ls Trepanat ion , 4 Tiere suboccipi ta l mi t je I ccm frisch e n t n o m m e n e m Liquor geimpft . Die Kan inchen wurden mehrere Monate un te r w6chent l icher Liquorkont ro l le gehal ten; sie bl ieben s/imtlich l iquorgesund und zeigten auch histologisch keine Ence- phalitis. N u t ein Kaninchen, bei dem einige Male bei der Subocc ip i ta lpunkt ion ]31utungen erfolgt waren und reak t iv die Zellzahl vorf ibergehend geringftigig - - bis zu 9 Zellen (ohne Eiwei l3vermehrung oder sonstige Liquorver~nderung) - - erhSht war, l and sich bei der his tologischen Un te r suchung durch Professor JAHN~L eine leichte Hyperp las ie der P ia ohne die ger ingsten in f i l t ra t iven Ver~nderungen, offenbar als Folge subdura ler ]31utungen. Auch 4 m i t no rma lem Liquor ge- spr i tz te I~aninchen bl ieben gesund.

Wir mtissen daher best re i ten, dab L iquore rk rankung und Encephal i t i s ein regelm~Big be im Kaninchen nach subduraler Para lyse l iquor -Einspr i tzung e in t re tendes Ph~nomen ist, und kSnnen uns somit auch die Fo lgerung n ich t zu eigen machen, der Para ly t ike r l iquor mfisse fiir die E n t s t e h u n g und das For tschre i ten der Para lyse wesentl iche Bes tandte i le enthal ten. Da unsere Versuche mi t Pa ra ly t ike r l iquor ebenso nega t iv verl iefen wie die Versuche yon HOFF und POLLAK mi t Takiber- liquor, kSnnen wi t uns auch der Auffassung n ich t anschliegen, auI diese Weise sei eine Differenz zwischen Para lyse und Tabes bewiesen worden. Leider br ingen HoFF und POLLAK keine Unter lagen ftir ihre Meinung, die von ihnen beobachte te Kaninchen-Encepha l i t i s sei ein luet ischer oder gar ein ftir Para lyse charakter is t i scher ProzeB. Ih r Versuch, in dieser R ich tung die Pa ra lysekurve der Goldsolreakt ion, die der Liquor ihrer ,,Paralyse-Kaninchen" dargeboten hat , zu ver- werten, kann nicht gebil l igt werden, da m a n Para lysekurven auch bei IIicht syphi l i t ischen Kaninchenencephal i t iden , u. a. auch bei der spontanel i Kan inchen-Encepha l i t i s sehr h~ufig finder. ( Aus der JDeutschen Forschungsanstalt ]i~r Psychiatrie [Kaiser Wilhelm-Institut] in Mi~nchen.)

REVERSIBLE EXSUDATIVE TUBERKULOSE ERKRAN- KUNGSPROZESSE IN DEN LUNGEN.

V o n

Dr. CURT HENIUS, Assistent der I I . Medizin. Universif~tsldinik der Charit6 Berlin

(Direktor: Geh.-Rat Prof. Dr. KRAUS).

ELIASBERG und INTEULAND*) haben bei iKindern auf die Bedeu- tung exsudativer Entzfindungen hingewiesen. In letzter Zeit ist die Heilung der exsudativen Entzfindung in eine gutartige Form

*) Jahrb. f. Kinderheitk, 9~/94. 19~O[Zl,

K A S U I S T I S C H E M I T T E I L U N G . im Anschlul3 oder als Ursache einer Heilbehandlung z .B. auch des Sanocrysins mehrfach besprochen worden. Ich mSchte im folgenden 2 FMle in extenso mit R6ntgenaufnahmen publizieren, bei welchen fraglos Exsudate zum gr6Bten Teil geschwunden sind, und zwar ohne, dab eine besondere Heilbehandlung stattgefunden h~tte*).

Der erste Fall betrifft einen 2ijxhr. jungen Menschen K. K., der im Jahre I 9 1 8 g u m erstenmal eine H~tmoptoe hatte. Er war deshMb seinerzeit I2 Wochen im Lazaxett, dann in der HeilstXtte Bischofsgrfin, dann noch 4 Wochen in GSrbersdorf, von wo er als gebessert entlassen wurde. Von 1919 hat Pat. bis Dezember 1922

geaxbeitet (als Buchhalier). Nach einer Erk~l• im Dezember wieder tI~moptoe, er wurde damit im Krankenhaus Hasenheide behandelt, wurde dann zur ambulanten ]3ehandlung entlassen, muBte abet mit h6heren Temperaturen (38,7 ~ am II . Oktober 1923 in die Chaxit6 aufgenommen werden. Der Be- fund war damals der einer vorwiegend rechtsseitigen Mittel- und Unterlappen-Tuberkulose, es besfand eine Schallverkfirzung fiber der rechten Spitze vorn und hinten fiber den unteren Parfien des rechten Mittellappens, auch 3 Finger breit yon unten her gerechnet, fiber dem rechten Unterlappen hinten. Im ]3ereiche der DXmpfung waxen zahlreiche feine und mittelblasige Rasselgerausche h6rbar. ~ber beiden Lungen land sich reichlich Giemen. Im Auswurf wurden gelegentlich sp~rllch Tuberkel- bacillen gefunden. Pat. entfieberte in den nhchsten Tagen und wurde am 3. Oktober als gebessert mit einer Normaltemperatur entlassen. Er arbeitete nun wieder und wurde wegen einer erneuten HXmoptoe am 13 . Februar 1925 wieder in die Chaxit6 auf- genommen. Pat. sah blab und elend aus und

Abb. I. Bei der frischen Erkrankung aufgenommea.

Abb. 2. Aufnahme naeh 3 Mouaten, *) Siehe SCHERKI , ~ber 2 F~tlle epituberkulSser Infiltratioa tier Lunge bei Erwachsenem Beitr. z. Klia. d. Tuberkul. hi, H. 5.