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Ostthüringer Zeitung Kultur OCKU Donnerstag, . Oktober

a Redaktion dieser Seite:UlrikeMerkel

Poetisch-malerische Durchleuchtung

VonAngelika Bohn

Gera.Vielleicht ist dieDichterinCharlotte Grasnick in Peru be-kannter als in Thüringen, wo sieaufwuchsund2009alsNachfah-rin Friedrich Fröbels auf demhistorischenFriedhof inKeilhaubei Rudolstadt beigesetztwurde.Vielleicht ist sie in Berlin, wo siegemeinsam mit ihrem Mann,dem Dichter Ulrich Grasnickseit 1975 die Lesebühne derKul-turen Adlershof und das „Köpe-nicker Lyrikseminar“ leitete, be-kannter. Das Paar hat über seineFreundschaft zumperuanischenDichter Quevedo in Lateiname-rika viel veröffentlicht.Kennengelernt hatten sie sich

während des Studiums an derMusikhochschule in Dresden.Charlotte Grasnick war dannSängerin an der KomischenOper Berlin und Musiklehrerin.Als der Chef der Erfurter Bild-kunststiftung vor knapp dreiJahren Barbara Toch fragte, obsie sich mit Lyrik von CharlotteGrasnick künstlerisch auseinan-dersetzen will, war der GeraerMalerin derNamenkeinBegriff.Dannerinnerte sie sich, vor Jahr-zehnten gehört zu haben, dassMarc Chagall für CharlotteGrasnick Widmungen gezeich-net hatte. Barbara Toch begannzu lesen, nicht ahnend, dass sie

die für ein – damals noch vages –Buchprojekt ausgewählten 26Gedichte ein Jahr beschäftigenwürden. Dass sie die Texte im-merwieder lesen, denRhythmusder Sprache, die SchwingungenderGedankenunddenhinter alldem verborgenen Subtext fin-den und eine Beziehung dazuentwickelnmüsste.Über einen so langen Zeit-

raum ohne äußeren Druck in-tensiv an einemProjekt arbeitenzu können, das sei ein Glücks-fall, sagt Barbara Toch. Unter-stützt hat sie dabei ein Stipen-dium der Stiftung. Die wiede-rum in dieser Malerin eine demWerk der Dichterin adäquateKünstlerin gefunden hat. 2013entstanden im Atelier 26 großeMischtechniken zu den Gedich-ten, zu manchen habe sie spon-tan Zugang gefunden, erzähltBarbara Toch, bei anderen habesie langemit demText gerungen,bis sie eine Bildidee und schließ-lich ein Bild fand. Die Arbeitenillustrieren die Gedichte nicht,sie nehmen die Gedichte als Ins-pirationsquelle und steheneigenständig und gleichrangigneben denVersen.Doch damit war das von der

Bildkunststiftung geplanteKünstlerbuch noch lange nichtRealität. Noch einmal fast einJahr haben der Förderer, dieKünstlerin und der Geraer Gra-fiker Mirko Albrecht die wiede-rum adäquate Umsetzung ge-plant. Ein innovatives Konzeptund höchstmöglich erlangbareQualität wurden dabei ange-strebt. Zwischen malerischemOriginal und Digitaldruck sollteso gut wie kein Unterschied

sichtbar sein. Nichts könnte tief-gründiger die künstlerische In-tention dieses Projekts wider-spiegeln, als dessen einem Gras-nick-Gedicht entlehnte Titel„Durchleuchtung“.Das in der winzigen Auflage

von 30 Exemplaren, 10 davonVorzugsausgaben, erschieneneBuch sollte Sammlerobjekt undKunstwerk zugleich werden.Dazu brauchte es erstklassigehandwerkliche Kapazitäten,und genau die gibt es in Ostthü-ringen. Das beginnt mit demKünstler Ulrich Fischer, der dieMalerei reproduzierte und setztsich mit dem exzellenten Buch-und Schriftgestalter Mirko Alb-recht fort.DieDigitaldruckevonBarbara Tochs Mischtechnikenentstanden für die zum Buch ge-hörende Mappe in der Drucke-rei Sell, das Buch mit den Ge-dichten und einem vergrößertenDetail aus der dazugehörenden

Malerei entstand im DruckhausGera. Für den Handeinbandund die Bindung zeichnet dertraditionsreiche Familienbe-trieb Ludwig Vater aus Jena ver-antwortlich.Bereits im Frühsommer hatte

es in der Saalegalerie Saalfeldkurz die Gelegenheit gegeben,Buch und einige der Originalesowie die Gedichte Charlotte

Grasnicks kennenzulernen.Eine Soireé dazu folgt diesenSonnabend in Gera. Vertretenist Barbara Toch ab Sonnabendauch in der Ausstellung zum25. Jubiläum des ThüringerKünstlerverbandes in Erfurt. Inder kommenden Woche öffnensie und ihr Partner WolfgangSchwarzentrub ihr Atelier zumjährlichenHerbst-Salon.

DieMalerin Barbara Toch in ihremAtelier in Gera. Fotos (): Angelika Bohn

Künstler-Orte: „Durchleuch-tung“ heißt das Künstlerbuch,in demdieGeraerMalerin Bar-bara TochGedichte von Char-lotte Grasnick (-)interpretiert. Entstanden ist esimAuftrag der Erfurter Bild-kunststiftung.

Gera/Altenburg. Bei den „Lite-rarischen Salons“ kommenSchauspieler des Theaters Al-tenburg-Gera für eine Lesung zuBürgern nach Hause. Diesmalfindet dieser besondere Abendder Literatur am Samstag, dem14. November, gleichzeitig inAltenburg und Gera statt. Be-ginn ist 19.30 Uhr, Einlass ab19 Uhr.„Das Interesse an dieser Ver-

anstaltungsform ist groß undnur noch wenige Künstler nichtvergeben“, teilte das Theatermit. Wer also als GastgeberSchauspieler und Publikum beisich empfangen möchte, solltesich schnell entscheiden. Inte-ressiertemüssen bereit sein, ihreWohnung für einen Abend ineinen literarischen Salon zu ver-wandeln und dort 15 bis 20 Lite-raturfreunde zu empfangen.Wer als Gast eine Lesung be-

suchen möchte, sucht sich ausder unten stehenden Liste denSchauspieler mit dessen Buch-auswahl aus und erfährt beimKauf der Karte an der Theater-kasse, wo sie stattfindet.Es lesen:

e ChristianeNothofer: „Salzauf unsererHaut“ vonBenoî-teGroult

e ManuelKressin: „Meister-erzählungen“ vonMarkTwain

e AnneDiemer: „Effi Briest“von Theodor Fontane

e ThorstenDara: „Durst“ vonFlannO’Brien

e BrunoBeeke: „FanMan“vonWilliamKotzwinkle

e HennigBäcker: „Über dasMeer.Mit Syrern auf derFlucht nachEuropa“ vonWolfgangBraun

e PhilippReinheimer: „Rus-sendisko“ vonWladimir Ka-miner

e Bernhard Stengele liestWer-ke von der diesjährigenNo-belpreisträgerin SwetlanaAlexijewitsch.

e UlrichMilde: „Das finde ichaber gar nicht komisch!Ge-schichte inWitzen undGe-schichten überWitze“ vonHellmuthKarasek

e Mechthild Scrobanita: „Ma-maTenga.Mein afrikani-sches Leben“ vonKatrinRohde

e Katerina Papandreou, Ra-chelle Emmanuella RasmataOuedraogo undOuelgo Té-nénennen ihr gemeinsamesProgramm: „OueKaRa –DieWelt zuGast bei Freunden“.

e KarinKundt-Petters betei-ligt sichmit heiterenGe-schichten über die Liebe vonWilhelmBusch bis Kurt Tu-cholsky.

!Bewerbung als Gastgeber:bei Barbara Altenkirch(Telefon: ()-

Schauspielerlesen bei

Geraer BürgernTheater & Philharmonie Thü-ringen setzen ihre beliebteVeranstaltung „LiterarischeSalons“ auch in diesem Jahrfort – am. November.

Soundtrack zurNibelungentreue

Neu auf CD

RolandH. Dippel über Huppertz‘Musik zu Fritz LangsStummfilm-Klassiker

EineKopie ausArgentinienschaffte 2010 nochmehrKlar-heit über den originalen Schnittvon Fritz Langs Stummfilm„DieNibelungen“ (1924) unddessen viereinhalbstündigeMu-sik. Ein Festmuss die nun vor-liegendeCD-Einspielung fürden Soundtrack-SpezialistenFrank Strobel gewesen sein,trotz unzähliger Verdienste,zumBeispiel um „Metropolis“undMascagnis „Rapsodia sata-nica“ (mit der PhilharmonieThüringen).GottfriedHuppertz (1887-

1937) – das ist belegt – hatte im-mer denVergleich seinerMusikmitWagnersMusiktheater-Vier-teiler „Der Ring desNibelun-gen“ gescheut. BeideVertonun-gen des gleichen Sujets wurdenzu Schlüsselwerken ihrerGat-tungen. InHuppertz‘ Satz ver-woben sindWagnerscheMotiv-splitter: SiegfriedsWeltneugier,Hagen infernalischeMunter-keit, die Tarn- und Trug-Chro-matik der „Götterdämmerung“.Ballett-Anklänge zu den Schau-stellungen amHunnenhof über-raschen in denWogen akademi-scher Romantik und expressio-nistischer Tutti.Frank Strobel amPult des

Sinfonieorchester desHessi-schenRundfunks gelang es, dieMusikströmung und derenRe-flexe auf alle vorstellbarenEf-fekte derOrchesterkultur nach1900 zu strukturieren.Der Sogin denUntergang ist als reinerKlang sinnenreizendwie imKi-no. Auch ebenso anstrengend –eine Ereignismusikmit histori-scherDimension.Fritz Lang:DieNibelungen;

Siegfried undKriemhilds Ra-che, TheOriginalMotion Pictu-re Score byGottfriedHuppertz,hr-Sinfonieorchester, Ltg:Frank Strobel (PanClassics).

Ostthüringer Filmstarts

„ParanormalActivity –GhostDimension“Ein junges Paar wird in seinemHaus voneinemDämonverfolgt– nach diesem Prinzip hat schonso mancher Horrorfilm seineZuschauer zum Gruseln ge-bracht. „Paranormal Activity“war da ähnlich – wurde dasWerk von 2007 doch mit angeb-lich „realen“ Aufnahmen im so-genannten Found-Footage-Stilgefilmt. Nun kommt die schonfünfte Fortsetzung dieser Reiheins Kino. Wieder steht ein Paarim Mittelpunkt, wieder wird esvomBösen heimgesucht.Regie führte erstmals Gregory

Plotkin, der bei den Teilen zweibis fünf als Cutter dabei war.e Zu sehen:UCI Gera, Cinestar

Jena, Cineplex Rudolstadt

„TheWalk“Früh am 7. August 1974 lief einMann auf einem Seil in atembe-raubender Höhe zwischen denbeiden gewaltigen Türmen amneuen World Trade Center inNew York hin und her: Der 24-jährige Franzose Philippe Petitüberquerte acht Mal den Ab-grund – in 400 Meter Höhe, oh-ne Sicherungsseil.Der Film „The Walk“ schafft

mehr, als nur dieGeschichte deswaghalsigen „Coups“ zu erzäh-len. Regisseur Robert Zemeckis(„Zurück in die Zukunft“, „For-rest Gump“) gelingt dank 3D-Technik etwas Außergewöhnli-ches: Er bringt die Zuschauerneben Petit aufs Dach des Wol-kenkratzers und aufs Seil, lässtsie tief in dieHäuserschlucht bli-cken und den SonnenaufgangüberNewYork erleben.e Zu sehen:UCI Gera, Cinestar

Jena, Capitol Altenburg

„Rettet Raffi!“Ein kleiner Hamster, ver-schwunden im großen Ham-burg: Sammy hat keine ruhigeMinutemehr. Als klar wird, dasssein heiß geliebtes Haustier ent-führt wurde, macht er sich aufdieSuchenachdenKidnappern.Bald ist er dem Entführer Rockyauf den Fersen – eine turbulenteVerfolgungsjagd beginnt.e Zu sehen: Cinestar Jena,Met-

ropol Gera

Fantasy-Spektakelmit Vin Diesel

Berlin. Böse Hexen haben sichverbündet, um New York undden Rest der Welt zu zerstören.Nur der 800 Jahre alte Hexenjä-ger Kaulder (VinDiesel, „Fast &Furious“) ist in der Lage, die dä-monischen Zauberwesen zu be-siegen. Aber alleine kann derbullige Kämpfer nicht in die

Schlacht gegen die dämonischeHexenkönigin (Julie Engel-brecht) ziehen. Also verbündeter sich eher unfreiwillig mit derguten Hexe Chloe (Rose Leslie,„Game of Thrones“). RegisseurBreck Eisner („The Crazies –Fürchte deinen Nächsten“) hatein actionreiches Fantasy-Spek-takel in Szene gesetzt. dpa

!Im: UCI Gera, Cinestar Jena,Cineplex Saalfeld& Rudol-stadt, Capitol Altenburg

Neu im Kino: Im Fantasy-Spekta-kel „The LastWitchHunter“ ha-ben sich böseHexen zumVer-nichtungsfeldzug verbündet.

Filmszene aus „The Last Witch Hunter“ mit Rose Les-lie als Chloe, Vin Diesel als Kaulder und Elijah Woodals Dolan (von links). Foto: Concorde

Förderverein übergibt GeraerKunstsammlung Dix-Zeichnung

Gera. Die 1922 in der Düssel-dorfer Phase des Geraer MalersOtto Dix entstandene Zeich-nung ist ein Entwurf für einnicht ausgeführtes Bild. Sie zeigteine einer Marionettenglieder-puppe ähnliche Figur, auf demTisch sitzend vor einer Indust-rielandschaft. Holger Peter Sau-pe, Leiter der Geraer Kunst-sammlung, interpretierte dieDarstellung in ihrer Beziehungvon Technik, Mensch, Gesell-schaft als Zeugnis der Kunst-richtung Neue Sachlichkeit. Siewerde die Sammlung erweitern,dankte er Ulrich Schütt, demVereinsvorsitzenden für diegroßzügige Unterstützung. DieZeichnung ist eine Schenkungaus Privatbesitz. Auch ein Map-penwerk, acht Radierungen vonAlfred Hrdlicka zu Serienmör-der Haarmann übereignete derVerein derKunstsammlung. el

Vereinsvorsitzender Ulrich Schütt präsentiert dieZeichnung vonOttoDix. Foto: Elke Lier

Gestern hat der Fördervereinder KunstsammlungGera unddesOtto-Dix-Hauses für dieSammlung eineDix-ZeichnungimWert von Euro über-reicht .

e Sonnabend, 24.Oktober,19Uhr: Soireé zumBuch-projekt,MittelpavillonOrangerieGera, 20 UhrinszenierenUte LoeckundWolfgangKaiser einSpiel zwischenBildernundBuch.

e 25. 10. bis 6. 12., Teilnah-

me an der Jubiläumsaus-stellung 25 JahreVBKThüringen,GalerieWaid-speicher Erfurt

e Herbst-Salon am30. 10.(18 bis 22Uhr), 31. 10.(15 bis 20Uhr) und 1. 11.(15 bis 19Uhr), GreizerStraße 18,Gera

Ausstellungstermine

Das Künstlerbuch umfasst eine Mappe mit Drucken der Malerei (links) und ein Buch, indem jeweils ein Detail derMalerei mit einemWort aus demGedicht auf der linken Blatt-seite und das Gedicht auf der rechten Blattseite stehen.

Dvorak und Smetanain Rudolstadt

Rudolstadt/Saalfeld. Das Cel-lokonzert h-Moll von AntoninDvorakwie auchSmetanas „DieMoldau“ stehen auf dem Pro-gramm des 2. Sinfoniekonzertsder Thüringer SymphonikerSaalfeld-Rudolstadt. EbensowirdVitezslavNovaks „Slovaki-sche Suite” erklingen. Währendfür das Konzert am Freitag,23. Oktober, 19.30 Uhr, imMei-ningerHof in Saalfeld nochKar-ten erhältlich sind, ist das Kon-zert am 24. Oktober im TheaterRudolstadt bereits ausverkauft.Die eigenen Wurzeln spielten

für die drei Großmeister dertschechischen Nationalmusikeine große Rolle. Doch das be-rühmte Cellokonzert schriebDvorak in den USA. Er sehntesich zurück, noch mehr, als ervon der schweren Krankheit sei-ner geliebten Schwägerin er-fuhr. Einen wahrenHymnus aufseineHeimat schuf Smetanamit„Die Moldau“. Und Novak ließsich vom Dorfleben zur „Slowa-kischen Suite“ inspirieren.

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