Duale Berufsausbildung:Kosten & Nutzen
Duale Berufsausbildung in
Deutschland
1. Die Finanzierung im deutschen dualen System
2. Kosten- und Ertragsarten im Überblick
3. Was kostet Ausbildung?Welche Nutzenaspekte gibt es?
4. Ist Neueinstellung günstiger als Ausbildung?
5. Duale Ausbildung – ein lohnendes Modell
Anhang: Sonderregelung im Bausektor
Inhalt
1. Die Finanzierung im deutschen dualen System
a) Warum bilden Unternehmen aus?
b) Wie rechnen die Arbeitgeber?
c) Wer kommt für welche Kosten auf? d) Wie verteilen sich die Kosten?
„Ich möchte Einarbeitungs-und Umschulungskosten einsparen.“
„Mich überzeugen die finanziellen Vorteile der Ausbildung.“
„Ich möchte ausbilden.“
Warum ich ausbilden möchte?
„Ich möchte Mitarbeiter, die ihre Aufgaben und Pflichten im Betrieb kompetent ausführen, jetzt und in Zukunft.“
Motivation der Arbeitgeber
„Ich brauche loyale Mitarbeiter.“
1.a Warum bilden Unternehmen aus?
Weil sich die Investition in Ausbildung langfristig auszahlt.
„Ich habe die soziale Verantwortung auszubilden.“
„Ich möchte den produktiven und innovativen Beitrag von jungen Mitarbeitern.“
1.b Wie rechnen die Arbeitgeber?
Die abstrakte Rechnung der Arbeitgeber
Bruttokosten Erträge Nettokosten
1.c Wer kommt für welche Kosten auf?
Zwei LernorteGeteilte Zuständigkeiten
Quelle: Ministerium für Bundesangelegenheiten,Europa und Medien des Landes NRW
Betrieb Berufsschule
Quelle: BIBB
70 % 30 %
Ausbildung im ArbeitsprozessRechtsbasis: Ausbildungsvertrag
Ausbildungsbetrieb schafft die Voraus-setzungen für eine Ausbildung am Arbeitsplatz (Ausbilder, Lehrwerkstatt…)
Ausbildungsbetrieb zahlt den Auszu-bildenden eine Ausbildungsvergütung
Der Betrieb trägt die Kosten
Unterricht in der BerufsschuleRechtsbasis: Schulpflichtgesetz
• Städte und Kommunen finanzieren die Berufsschulen (Gebäude, Lehrer, Unter-richtsmittel)
• Der Unterricht ist für die Auszubilden-den kostenfrei
Der Staat trägt die Kosten
+
• 19,8 % (= 427.227) der deutschen Unternehmenbilden dual aus. Die meisten von ihnen sind kleineund mittelständische Unternehmen
• 7,7 Mrd. € bringt die Wirtschaft für Berufsausbildungauf (Gesamt-Nettokosten; Bruttokosten = 25,6 Mrd. €)
• Betriebe bilden mehr als 500.000 neue Auszubildendepro Jahr aus , übernehmen 74 % davon in einbefristetes oder unbefristetes Arbeitsverhältnis
• Sie investieren rund 18.000 € pro Auszubildendem pro Jahr (62 % davon Ausbildungsvergütung)
• 70 % der investierten Mittel refinanzieren sich durchdie produktiven Beiträge der Auszubildenden währendder Ausbildung
• Teilt die Kosten für das Berufsbildungssystem mit der Wirtschaft
• Öffentliche Ausgaben für duale Berufsausbildung imJahr 2018: ca. 6,84 Mrd. €
– 3,07 Mrd. € für 1.550 Berufsschulen
– 2,39 Mrd. € für Steuerungs-, Monitoring- und Fördermaßnahmen
Arbeitgeber Staat
Quellen: BIBB Datenreport zum Berufsbildungsbericht (2019),
Statistisches Bundesamt
1.d Wie verteilen sich die Kosten?
Auszubildende
• Erhalten eine durchschnittlicheAusbildungsvergütung von etwa 908 € brutto im Monat (2018)
• Besuchen die Berufsschule gebührenfrei
2. Kosten- und Ertragsarten im Überblick
a) Welche Bruttokosten verursachen Auszubildende?
b) Wodurch entstehen Erträge?
Kosten und Nutzen aufseiten der Betriebe
Personalkosten
der Auszubildenden
(~ 62 %)
Ausbildungs-
vergütung
Tarifliche Sozial-
leistungen
Freiwillige Sozial-
leistungen
Personalkosten
der Ausbilder
(~ 23 %)
Hauptberufliche
Ausbilder
Nebenberufliche
Ausbilder
Externe Ausbilder
Kammer-/Prüfungs-
gebühren
Sonstige Kosten
(~ 10 %)
Lehr- und
Lernmaterialien/
-medien
Berufs- und
Schutzkleidung
Ausbildungs-
verwaltung
Externe Ausbildung
Bruttokosten
Anlage- und
Sachkosten
(~ 5 %)
Lehrwerkstatt
Innerbetrieblicher
Unterricht
Arbeitsplatz
(Werkzeug, Geräte,
Übungsmaterial)
2.a Welche Bruttokosten verursachen Azubis?
Quelle: Wenzelmann, Felix; Jansen, Anika; Schönfeld, Gudrun; Pfeifer, Harald: Kosten und Nutzen der dualen Ausbildung aus Sicht der Betriebe. Ergebnisse der fünften BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung, 2016.
Produktive Leistungen
im Ausbildungszeitraum
50% einfache Tätigkeiten
Eingesparte Kosten für
eine ungelernte Arbeitskraft
47% Fachkrafttätigkeiten
Eingesparte Kosten für eine
Fachkraft
Erträge
2.b Wodurch entstehen Erträge ?
~ 1,5 % produktive Beiträge
in der Lehrwerkstatt
~1,5 % ggf. Zuschüsse
(Staat, ESF/BA* o. a.)
* Europäischer Sozialfonds, Bundesagentur für Arbeit
Während der Ausbildung
(kurzfristig)
Quelle: Wenzelmann, Felix; Jansen, Anika; Schönfeld, Gudrun; Pfeifer, Harald: Kosten und Nutzen der dualen Ausbildung aus Sicht der Betriebe. Ergebnisse der fünften BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung, 2016.
3. Was kostet Ausbildung?Welche Nutzenaspekte gibt es?
a) Was kostet eine 3-jährige Ausbildung imDurchschnitt?
b) Was kostet ein Auszubildender pro Jahr?
c) Worin bestehen die längerfristigen Nutzenaspekte?
11.352 € = summierte durchschnittliche Nettokosten
in 3-jährigen Ausbildungsberufen
*Angaben pro Auszubildendem im Ausbildungsjahr 2012/13
3.a Was kostet eine 3-jährige Ausbildung?
€16.827 €17.686
€18.528
€11.367
€13.757
€16.564
€5.460 €3.928
€1.964
€0
€2.000
€4.000
€6.000
€8.000
€10.000
€12.000
€14.000
€16.000
€18.000
€20.000
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr
Bruttokosten Erträge Nettokosten
Abnahme der Nettokosten
Produktivitätssteigerung
des Auszubildenden
während der Ausbildung
Kostenentwicklung nach Ausbildungsjahren bei 3-jährigen Ausbildungsberufen*
3.b Was kostet ein Auszubildender pro Jahr?
Knapp 1/3 der Betriebe erzielt einen positiven Deckungsbeitrag bereits während der Ausbildungsphase
Beruf BruttokostenProduktiveLeistungen
NettokostenDauer der
Ausbildung in Jahren
Durchschnitt 17.933 € 12.535 € 5.398 € 2 - 3,5
Fachinformatiker 20.562 € 15.074 € 5.488 € 3
Kfz-Mechatroniker 14.327 € 9.733 € 4.595 € 3,5
Elektroniker 12.358 € 13.721 € -1.363 € 3,5
Groß-/Außenhandelskaufleute 15.846 € 16.019 € - 173 € 3
Hotelfachleute 13.411 € 13.839 € - 428 € 3
Gärtner 13.959 € 11.956 € 2.002 € 3
Bäcker 12.572 € 15.818 € - 3.246 € 3
Imagepflege (CSR)
Nach und während der Ausbildung (längerfristig)
Nicht messbare
Nutzenfaktoren
Passgenaue Ausbildung
Vermittlung
firmenspezifischer
Fertigkeiten
Selektion Vermeidung
von Fehlbesetzungen
Bessere
Mitarbeiterbindung
Nutzenaspekte
3.c Worin bestehen die Nutzenaspekte?
Vermeidung von
Fachkräfteengpässen
4. Ist Neueinstellung günstiger als Ausbildung?
a) Welche Kosten entstehen bei Einstellungneuer Fachkräfte?
b) Wieviel kostet eine Neueinstellung?
Quelle: BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung 2012/13
Personalgewinnungskosten für eine extern ausgebildeteFachkraft nach Kostenarten
4.a Welche Kosten entstehen bei Neueinstellung?
9.382 €
11.797 €
7.672 €
11.937 €
7.400 € 7.282 €
0 €
2.000 €
4.000 €
6.000 €
8.000 €
10.000 €
12.000 €
14.000 €
Alle Bereiche Industrie undHandel
Handwerk Öffentlicher Dienst Landwirtschaft Freie Berufe
Bewerbungsverfahren Weiterbildung in der Einarbeitungszeit
Einarbeitungskosten* Gesamtkosten Personalgewinnung
*In den Einarbeitungskosten sind sowohl die Produktivitätsunterschiede neuer Fachkräfte berücksichtigt als auch der Aufwand, der für die anderen Mitarbeitenden im Betrieb bei der Einarbeitung der neuen Kolleginnen und Kollegen entsteht. Sie betragen im Durchschnitt 83% der Kosten für Neueinstellungen.
BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung 2012/13
4.b Wieviel kostet eine Neueinstellung?
9.382 €
7.550 €
9.027 €
19.658 €
15.559 €
7.125 € 6.980 €
5.187 €
Personalgewinnungskosten für jeweilseine extern ausgebildete Fachkraft
5. Duale Ausbildung – ein lohnendes Modell
a) Erträge und Nutzen auf einen Blick
b) Abwägung von Kosten und Nutzen
c) Nutzenaspekte für den Betrieb im Überblick
d) Gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Aspekte
Produktive Leistungen
im Ausbildungszeitraum
50% einfache Tätigkeiten
Eingesparte Kosten für
eine ungelernte Arbeitskraft
47% Fachkrafttätigkeiten
Eingesparte Kosten für eine
Fachkraft
Imagepflege (CSR)
Nach und während der Ausbildung (langfristig)
Nicht messbare
Nutzenfaktoren
Passgenaue Ausbildung
Vermittlung
firmenspezifischer
Fertigkeiten
Selektion Vermeidung
von Fehlbesetzungen
Bessere
Mitarbeiterbindung
Erträge und Nutzen
Personalgewin-
nungskosten
Inseratskosten
Einsparungen
5.a Erträge und Nutzen auf einen Blick
Einstellungs-
gespräche
Vorauswahl
Endauswahl
Einarbeitungs-
kosten
Weiterbildungs-
kosten
Ausfall durch Bin-
dung von erfah-
renen Fachkräften
Vermeidung von
Fachkräfteengpässen~ 1,5 % produktive Beiträge
in der Lehrwerkstatt
~1,5 % Zuschüsse (Staat,
ESF/BA* o. a.)
Produktivitäts-
unterschiede
* Europäischer Sozialfonds, Bundesagentur für Arbeit
Werbekosten
Während der Ausbildung
(kurzfristig)
5.b Abwägung von Kosten und Nutzen
Kosten
EinsparungenPersonalgewinnungs-
und Einarbeitungskosten
Sonstige Kosten~ 10 %
Kosten Nutzen
5.c Nutzenaspekte zusammengefasst
Langfristige Einspar-effekte
Flexibler Umgang mit
Vakanzen
Pass-genaues
Know-how
Betriebstreue
Image-gewinn
Zukunfts-sicherung
Innovations-kraft
5.d Gesellschaftliche u. volkswirtschaftl. Aspekte
• Leichterer Übergang Jugendlicher vom Bildungssystem in die Berufswelt gegenüber akademisch ausgebildeten Fachkräften (abhängig von der Arbeitsmarktsituation)
• Beitrag zu sozialer Stabilität durch geringe (Jugend-) Arbeitslosigkeit
• Großer Pool an qualifizierten Fachkräften
• Hohe Flexibilität und Mobilität von Fachkräften durch hohes Qualifikationsniveau und landesweit geltende Standards
• Starkes Produktivitätswachstum durch qualifizierte Fachkräfte
• Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit eines Landes
• Hohe gesellschaftliche Akzeptanz der beruflichen Bildung
Berufsbildungsumlage
Alle Unternehmen
im Bausektor
zahlen
2,1 % der Bruttolohnsumme
in einen Ausbildungsfonds unabhängig davon,
ob sie ausbilden oder nicht
Ausbildungsbetrieben
werden erstattet:
• Große Teile der Kosten für Aus-bildung im eigenen Unternehmen oder ÜBS
• Kostenübernahme* in gewerb-lich-technischen Berufen z.B.:
für 10 Monate im 1. Jahr
für 4 bzw. 6 Monate im 2. Jahr
für 1 Monat im 3. Jahr
gemäß der steigenden Produktivität
Anhang: Sonderregelung im Bausektor
*Erstattung von Ausbildungsvergütungen und Sozialaufwendungen
“There is only one thing in the long run more expensive than education: no education.“
John F. Kennedy
Food for thought
GOVET – Zentralstelle der Bundesregierungfür internationale Berufsausbildungskooperation
im Bundesinstitut für BerufsausbildungRobert Schuman-Platz 3
53175 Bonnwww.govet.international