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Page 1: Über die Senkung der Roten Blutkörperchen im Fliessenden Blut

29. lANUAR:tq~_ 4 K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr . 5 I ~ 3

K U R Z E 0BER DIE SENKUNG DER ROTEN BLUTK~RPERCHEN

IM FLIESSENDEN BLUT. V o n

L . ] ~ ' . R C Z E L L E R u r . d I ' ~ . W A s T L .

Obwohl die Senkungsgeschwindigkei t der re tch Blut - k6rperchen eine so grebe ist, dal3 die A n n a h m e naheliegt , dal3 diese Bewegung in den per ipheren Tei len des Blutkreis- laufes den Mechanismus der B lu t s t r6mung beeinflussen karma), so ' fehlen uns bisher doch die quan t i t a t i ven Daten, um diese Ersche ihungen ~ ~/~her untersuchen zu k6nnen. In e r s t e r Linie mangeI t es an Un te r suchungen fiber den E in- fluff des Strdmens a u f d i e S6nkl}ng der ro ten DlutkSrperchen.

Wir k0nnter{ an anderer Stelle2) zeigen, dab die BlutkSrper- chensenkung un te r anderem such mechanisch sehr s ta rk be- einflul3t werden kann; so bewi rk t z. B. ein ganz kurzdauerndes Schfi t te ln un te r Umst~tnden eine sehr s tarke Beschleunigung der Senkung, wobei, es sich nicht oder n ich t nur u m die Si i t t igung mi t O~ altein handel t .

Es ist klar, dab die Senkung der re tch Blu tk6rperchen im schnel l s t r6menden Blu te behindert , sogar ganz aufgehoben wird, womi t aber n icht gesagt ist, dab bei ether nachher igen Ver langsamung oder e inem Stehenble iben der S t r6mung diese vorangegangene Bewegung ganz ohne EinflnB ist. Auf diese Ersche inungen sell an dieser Stelle n ich t e ingegangen werden, sondern es sell lediglich die Senkung der ro ten Blu tk6rperchen im langsam fliet3enden Blur behande l t werden.

Die Versuche haben wir zun~ehst mi t P%rdeb lu t ausgefiihrt , welches dazu infolge seiner groBen Senkungsgeschwindigkei t besonders geeigr/et ist, da bet l angsam senkenden B iu ta r t en viel zu lunge IR6hren fiir die Un te r suchung ve rwende t werden mfil3ten, n m dieselben Senkungswer te wie beim Pfe rdeb lu t zu beobachten. Die Senkungsr6hren wurden an ether u m 45 ~ geneigten Ebene aufgestell t , wobei die Senkung rascher abl/iuft als i n .ve r t i ka l en R6hren. Auch v o m physiologischen S t a n d p u n k t aus b ie te t diese Ar t der Aufs te l lung ein gr613eres Interesse als im senkrechten Rohr. Der innere Durchmesser der ve rwand t en Glasr6hren lag zwischen 2,0 bis 2, 5 ram, die L~nge der Bluts~ule var i ier te zwischen lOO--18o ram, wobei die Kont ro! lyersuche be im s tehenden B l u t i m m e r un te r genau den gleichen Versuchsbedingungen, bei gleich- langer Bluts~ule, ausgeffihrt wurden, da dies auch die Sen- kungsh6hen beeinfluBt. An t die Regul ie rung der S t r6mungs- geschwindigkei t werden wi t in der ausffihrlichen Mi t te i lung n~iher eingehen.

Die Versuche ergaben be im Pferdeblut , bei so l angsamem Fl iegen des t31utes, wie es ungef i ihr in den Capil laren s tar t - finder, eine sehr bedeutende Zunahme der Senkungsgeschwindig- l~eit gegenfiber der s tehenden Bluts~ule. Als ein Beispiel sell e rwghn t werden, dab in einer 125 m m langen Bluts~ule beim Stehen die B lu tk6rperchen in 4o0 Sekunden u m 3 m m ge- sunken sind, wghrend in der entsprechenden, ebenso langen Bluts~ule, die mi t ca. %1 m m / s e k nach abw~rts s t r6mte, die Senkungsh6he in derselben Zeit 53 m m betrug. Das VerhXltnis zwischen den SenkungshShen be im Stehen und Fl iegen ist natf ir l ich ein var iables und h~ngt in erster Linie yen der S t rSmungsgeschwindigkei t ab. Ebenso ergab sich z . B . aus e inem anderen Versueh mi t ~thnlicher St r6mungs- geschwindigkeit , dab die Blu tk6rperchen im s t r6menden Blu te in 25 Minuten u m 45 m m gesunken waren (L~nge der Bluts{iule 133 ram), �9 ein W e r t der Senkungsh6he, der in der s.tehenden Kont ro l lprobe erst nach 13o Minuten zu beobach ten war, wobei die Zei ten sich wie I : 5 , 2 verhal ten . Die Unte r - schiede sind aber im Beginn des Yersuches viel gr613ere, denn in den ersten 5 Mint{ten senkte sich diese s tehende Probe u m 0,2 ram, die fliel3ende um lO mm, also um das 5ofache schneller.

1) Diese Fragen sollen yon e~nem yon uns an anderer Stelle n~iher behandelg werden. *) Biochem. Zeitschr..z923.

Klinische Wochenschrfft~ 3, Jahrg.

W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N . Das S t r6men des Blutes (schne]l senkendes Pferdeblut)

kann also die Senkung bedeu tend beschleunigen. Die in den kleineren GefXBen s ta t t f indende langsame Bewegung wi rk t ix diesem Sinne, so dab die Sediment ierungsgeschwindigkei t und Suspensionsstabi l i t / i t des Blutes h ie rdurch auch in r ive ,

i m s t r6menden Blute, ver~tndert werden kann. Die nXhere Unte r suchung dieser Ersche inung sell ver-

snchen, die m6gliche funkt ionel le Bedeu tung dieses Vor- ganges sowohl y e n ihren mechanischen als such physiologisch- pathologischen Ges ich tspunkten aus zu kl~ren.. Wir behMten uns einen Ber ich t hiert iber ether ausfi ihrl ichen Mit te i lung vor. (Aus dem Physiologischen Institut Wien, Universitdt. )

0BER NAHRBODEN ZUR KULTIVIERUNG DER SPIROCHAETE PALLIDA.

Von ~TALTHER KRAN'rZ.

Pa l l idare inkul turen besi tzen such heute noch ' einen Sel tenhei tswert , wie WASSERMANN und FICKER ~) 1922 fest- stellten. Die Schwierigkei ten der Pa l l idakul t iv ie rung sind zum gro13en Teil darin begrfindet, da2 unsere Kenntnisse fiber die Biologie der Spirochaete pal l ida n ich t hinreichen, u m un te r Ausnu tzung der biologischen Eigent f iml ichke i ten bequem und sicher anwendbare K u l t u r m e t h o d e n zu konstruieren.

Es gelingt leicht und mit groBer Sicherheit, Mischkulturen der Spirochaete pallida n i t andersartigen Mikroorganismen, wie sie im Ausgangsmatefial yon Condylom- oder Prim~raffektstflckchen enthalten sind, nach der im Jahre 19o9 yon SeH~RESCn~WSKY ~) beschriebenen Methode zu erzielen nnd beliebig lunge auf neue Nghrb5den zu flbertragen. Die Spirochaete pallida w~chst darin ziemlich fippig, sie muff also in diesem ,,Milieu" den optimalen nahekommende Bedingungen linden. Yon diesen Mischkulturen ging ich aus und versuchte in systematisch angestellten Reihen- versuchen dutch Variation der Bedingungen zu erkennen, von welchen Einzelheiten das Spiroch~tenwachstum abhinge.

Von jeher ist aufgefallen, dab die Anwesenheit yon Bakterien die Ansiedlung der Spirochaete pallida auf festen N~hrb6den in hohem MaBe begfinsfige. Ms Erkl~rung dafflr hat man ange- nommen, dab die Bakterien durch ihren Sauerstoffverbrauch die anaeroben ]3edingungen verbesserten, oder dab sie die EiweiBe des N~hrbodens aufspalteten und fflr die Spirochaete pallida brauchbarer machten. DaB die letzte Annahme keine unbedingte Bedeutung haben k6nn, lehrt die Tatsache, dab die Spirochaete pallida in Reinkultur, also ohne die vorverdauende T~tigkeit yon Bakterien, wachsen kann. Zur Untersuchnng des Einflusses der Bakterien auf die anaeroben Bedingungen: wurde Methylenblau als Sauerstoffindicator (Entstehung yon Leukomethylenblau) zu sterilen und beimpften N~hrbSden zugesetzt nnd gefunden, dab das koagulierte Serum in den tieferen Schichten entf~rbt wird und der Luftsauerstoff nur langsam yon oben eindringt. Ebenso wurde die Wirkung verschiedener Ubersehichtungsmittel unter- sucht; racine Versuche best~tigten die Angaben yon GATXS "und OLITSKY~) : Paraff. liq. kindert das Eindringen yon Luft nicht, sicher wirkt Vaseline. Versetzt man io ccm Serum mit I ccm i proz. Methylenblaul6sung und L~Bt erstarren, so bleibt die Serum~ s~ule yon oben bis unten fief blan'. Impft man ein solches R6hrchen mit Mischkultur, so bildet sich nach 24 Stunden um .das Impf- material ein weiBer Hot. der sich ausbreitet und zur Entf~trbung des ganzen R6hrchens Ifihrt. Zu der dem koagulierten S~rum an sich eigenen reduzierenden FAhigkeit kommt die viel stlirkere der Mischbakterien noch hinzm~ Die Spirochaete paliida wgchst also unter recht sauerstoffarmen VerhXltnissen. Versuche mit N~hrb6den, denen stark reduzierend wirkende Substanzen zu- gesetzt waren (Neosalvarsan, Natriumsulfid, ameisensaures Natron), stellen die Spirochaete pallida zu den aerophoben Mikroorganismen.

Von Wichtigkeit ist weiterhin die, Frage, welche Konzentration yon-Serum, Ascites u. dgl. die Spirochaete pallida vertangt. Zu- n~chst ist festzuhalten, dab die Spirochaete pallida in koaguliertem, durch W~irme ver~n.dertem Serum in diesen Mischkulturen w~chst, sic verlangt also kein frisches SerumeiweiB. Die bisher bekannten Vorschriften, fiber ]?allidan~hrb6den fordern konzentrier:tes oder uur wenig verdfinntes Serum. M a n kann die Serumverd'unrmng mit Aq. dest. ziemlich weir treiben, wenn man deft R6hrchen zur Erstarrung I ccm 2 proz.-Agar zusetzt: Man erhRlt dabei 'festr N~.hrb6den, die im Dampf sterilisierbar und vo]lleommen d-ui'q~r/ sichtig sind.

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