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OSNABRÜCK SAMSTAG, 22. FEBRUAR 2014 Die Vermietung von Lager- räumen sei ein großer Wachstumsmarkt, sagt Christian Moll. Gemeinsam mit Claas Bahr und Dirk Zim- mermann hat der Logistiker 2012 in Dülmen die Firma „Yellow Tiger Selfstorage“ ge- gründet; seit August vergan- genen Jahres gibt es nun auch eine Niederlassung in Osnabrück. 97 Boxen ver- schiedener Größe können hier angemietet werden, um Sachen zu lagern, für die Per- sonen anderswo keinen Platz mehr haben. „Die Menschen sind ein- fach Jäger und Sammler. Sie bewahren gerne Dinge auf“, berichtet Moll in seinem Os- nabrücker „Büro“, welches eigentlich eher eine Box ist, die angemietet werden kann. Der Grund dafür ist simpel: Die Firma wird von ihrem Sitz in Dülmen geleitet; Mit- arbeiter des Unternehmens sucht man in Osnabrück ver- geblich. Dennoch seien die drei Leiter von „Yellow Tiger Selfstorage“ schnell vor Ort, sollte sich ein potenzieller Mieter für einen Lagerraum interessieren. „Für jeden Kunden ist ein Gesprächs- partner da. Er ruft einfach bei uns in der Zentrale an, und dann wird zeitnah ein Termin für ein persönliches Gespräch vereinbart“, erklärt Moll, der sich selbst als „Ide- engeber und Vorreiter“ der Firma bezeichnet. Die Auswahl der zu mie- tenden Boxen ist durchaus beachtlich, von einem bis 45 Kubikmeter reicht die Spannweite der Größen, für die sich die Kunden entschei- den können. Das hat natür- lich auch seinen Preis. Wäh- rend die kleinsten Boxen 25 Euro pro Monat kosten, be- läuft sich der Preis für densel- ben Zeitraum bei einer Box, die Stauraum für 200 bis 320 Umzugskisten bietet, auf 200 Euro. Die Mindestmietdauer beträgt 30 Tage; die meisten Kunden würden sich aber für einen längeren Zeitraum ent- scheiden. So betrage der bis- herige Durchschnitt bei der Mietdauer rund neun Mona- te. Nach Angaben des ge- schäftsführenden Gesell- schafters scheint sich das Konzept zu rentieren. „In un- serem Standort in Dülmen sind fast alle Boxen vermie- tet. Deshalb wollen wir auch expandieren“, so Moll. Der- zeit werden weitere Standor- te sondiert, der Fokus liege dabei eindeutig auf der Regi- on Osnabrück. Innerhalb der Stadt sei das Angebot der Fir- ma „einzigartig“. Der Trend zum Selfstorage habe zu- nächst vor allem in England Fuß gefasst; in Deutschland stecke das Konzept dagegen noch in den Kinderschuhen, auch wenn Moll betont, dass es vor allem in Großstädten mittlerweile verschiedene Anbieter gebe, die miteinan- der konkurrierten. In Osna- brück betrete das Unterneh- men dagegen Neuland, es müsse sich bei den Einwoh- nern erst noch herumspre- chen, dass es ein derartiges Angebot zum Einlagern überhaupt gebe. Mietgründe vielfältig Doch wer gehört über- haupt zu den Kunden? Wel- che Personen benötigen eine Box zum Verstauen ihrer per- sönlichen Gegenstände? Und vor allem: Was wird eingela- gert? „Darüber könnte ich viele Geschichten erzählen“, sagt Moll und lacht. Die Bandbreite der Gegenstände, die in den Boxen eingelagert würden, sei sehr groß. Sie rei- che von der Modelleisen- bahn, die die Ehefrau nicht mehr in den eigenen vier Wänden haben möchte, bis hin zur Weinsammlung, für die im Keller kein Platz mehr ist. „Viele Leute bewahren hier ihre Hobbys auf“, so Moll. Die Kunden würden aus den unterschiedlichsten Be- weggründen eine Box mie- ten. Es gebe zum Beispiel Per- sonen, die mit einem Wohn- mobil verreisten und in die- ser Zeit ihre Wohnung unter- vermieteten. Teile ihrer per- sönlichen Gegenstände könnten sie dann in den Bo- xen unterbringen. Wiederum andere würden so viel sam- meln, dass sie einfach keinen Platz mehr hätten, um alles in ihren eigenen vier Wänden unterzubringen. Personen, die mehrere Wohnsitze hät- ten, würden teilweise in ver- schiedenen Städten eine Box anmieten. Manche hätten so- gar ihren gesamten E-Bay- Shop in einer Box. Unter Umständen können die Geschichten dahinter auch dramatischer sein. So wie bei Matthias Niemeier. Er hatte Ende November ver- gangenen Jahres zwei Mona- te lang eine Box für eine Freundin angemietet. Eile war geboten, schließlich musste die Frau nach der Trennung von ihrem Lebens- gefährten aus der gemeinsa- men Wohnung ausziehen. Da sie zunächst in einem Frau- enhaus Unterschlupf fand, benötigte sie einen Platz, wo sie ihre Sachen unterbringen konnte. Im Internet stieß Niemeier auf „Yellow Self Storage“. „Das lief alles sehr unkompliziert. Bereits einen Tag nachdem ich dort ange- rufen hatte, konnten wir ihre Sachen in der Box unterstel- len“, sagt er. Natürlich werde er bei Ge- sprächen mit Kunden häufig mit Notsituationen konfron- tiert, berichtet Moll. „Dafür habe ich natürlich auch Ver- ständnis. Viele Menschen er- zählen mir auch bereitwillig ihre Geschichten. Sie wollen sie einfach loswerden“, be- tont er. Dennoch dürfe er als Geschäftsmann kein Mitleid mit den Schicksalen seiner Kunden zeigen. Dazu zählt auch, dass er die Bonität der Mieter überprüft. Hat er ein schlechtes Gefühl bei der Zahlungsfähigkeit eines be- stimmten Kunden, müsse er diesen halt abweisen. So sei das Geschäft. Hoher Standard Hin und wieder gebe es be- sondere Aktionen. So können Kunden beispielsweise zur- zeit eine Box zwei Monate lang mieten, müssen diese aber nur für einen Monat be- zahlen. Dennoch handele er nicht mit seinen Kunden, er- klärt Moll und ergänzt: „Der Standard, den wir hier bie- ten, ist sehr hoch. Das kostet eben auch etwas.“ Geld spa- ren können die Kunden, in- dem sie den vorhandenen Raum ideal ausnutzen und geschickt packen. „Man be- kommt in die Boxen viel mehr rein, als man auf den ersten Blick vielleicht denken mag“, so der geschäftsfüh- rende Gesellschafter. Es gehe darum, richtig einzulagern und die Höhe optimal auszu- nutzen, die bei den großen Boxen bis zu drei Meter be- trägt. Im Grunde genommen sei es ein Stück weit wie „Te- tris“ spielen, berichtet Moll. Doch was sind die Vorteile beim Selfstorage gegenüber der Lagerung bei einer ge- wöhnlichen Spedition? „Hier ist es sicher, sauber und tro- cken“, fasst er die Vorzüge zu- sammen. Es sind nicht nur Kameras und eine Alarman- lage installiert, sondern zu- sätzlich kommt jeden Abend der Sicherheitsdienst vorbei, um zu prüfen, ob alles ver- schlossen und sicher ist. Die Kunden können montags bis freitags bis 22 Uhr sowie samstags bis 20 Uhr zu ihren Sachen. Die Firma „Yellow Tiger Self Storage“ vermietet Boxen zum Verstauen privater Gegenstände Alles eine Frage des richtigen Lagerns OSNABRÜCK. Hinter einem unscheinbaren blauen Tor in einem Hinterhof an der Lie- bigstraße verbirgt sich ein weltweiter Trend, der nun auch nach Osnabrück herü- bergeschwappt ist: Es geht um den Begriff „Selfsto- rage“, also ein Ort zur Lage- rung nicht ständig benötig- ter Möbel und anderer Ge- genstände. Von Christian Lang (Text) und Michael Gründel (Fotos) Zusammen mit Claas Bahr und Dirk Zimmermann hat Christian Moll im Jahr 2012 die Firma „Yellow Tiger Selfstorage“ ge- gründet, seit vergangenem August gibt es auch einen Ableger der Firma in Osnabrück. Mit dem bisherigen Erfolg ist der ge- schäftsführende Gesellschafter sehr zufrieden. Weitere Lager an anderen Standorten sind bereits geplant. Unscheinbar: Hinter diesem blauen Tor befinden sich die Bo- xen. Glückszahl 97? Das ist die Anzahl der Boxen am Standort Osnabrück. Hinter verschlossener Tür: Jeder Mieter bekommt einen Schlüssel für seine „Schätze“.

22. FEBRUAR 2014 OSNABRÜCK Alles eine Frage des richtigen … · lang mieten, müssen diese aber nur für einen Monat be-zahlen. Dennoch handele er nicht mit seinen Kunden, er-klärt

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Page 1: 22. FEBRUAR 2014 OSNABRÜCK Alles eine Frage des richtigen … · lang mieten, müssen diese aber nur für einen Monat be-zahlen. Dennoch handele er nicht mit seinen Kunden, er-klärt

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Die Vermietung von Lager-räumen sei ein großerWachstumsmarkt, sagtChristian Moll. Gemeinsammit Claas Bahr und Dirk Zim-mermann hat der Logistiker2012 in Dülmen die Firma„Yellow Tiger Selfstorage“ ge-gründet; seit August vergan-genen Jahres gibt es nunauch eine Niederlassung inOsnabrück. 97 Boxen ver-schiedener Größe könnenhier angemietet werden, umSachen zu lagern, für die Per-sonen anderswo keinen Platzmehr haben.

„Die Menschen sind ein-fach Jäger und Sammler. Siebewahren gerne Dinge auf“,berichtet Moll in seinem Os-nabrücker „Büro“, welcheseigentlich eher eine Box ist,die angemietet werden kann.Der Grund dafür ist simpel:Die Firma wird von ihremSitz in Dülmen geleitet; Mit-arbeiter des Unternehmenssucht man in Osnabrück ver-geblich. Dennoch seien diedrei Leiter von „Yellow TigerSelfstorage“ schnell vor Ort,sollte sich ein potenziellerMieter für einen Lagerrauminteressieren. „Für jedenKunden ist ein Gesprächs-partner da. Er ruft einfachbei uns in der Zentrale an,und dann wird zeitnah einTermin für ein persönlichesGespräch vereinbart“, erklärtMoll, der sich selbst als „Ide-engeber und Vorreiter“ derFirma bezeichnet.

Die Auswahl der zu mie-tenden Boxen ist durchausbeachtlich, von einem bis 45Kubikmeter reicht dieSpannweite der Größen, fürdie sich die Kunden entschei-den können. Das hat natür-lich auch seinen Preis. Wäh-rend die kleinsten Boxen 25Euro pro Monat kosten, be-läuft sich der Preis für densel-ben Zeitraum bei einer Box,die Stauraum für 200 bis 320

Umzugskisten bietet, auf 200Euro. Die Mindestmietdauerbeträgt 30 Tage; die meistenKunden würden sich aber füreinen längeren Zeitraum ent-scheiden. So betrage der bis-herige Durchschnitt bei derMietdauer rund neun Mona-te.

Nach Angaben des ge-schäftsführenden Gesell-schafters scheint sich dasKonzept zu rentieren. „In un-serem Standort in Dülmensind fast alle Boxen vermie-tet. Deshalb wollen wir auchexpandieren“, so Moll. Der-zeit werden weitere Standor-te sondiert, der Fokus liegedabei eindeutig auf der Regi-on Osnabrück. Innerhalb derStadt sei das Angebot der Fir-ma „einzigartig“. Der Trendzum Selfstorage habe zu-nächst vor allem in EnglandFuß gefasst; in Deutschlandstecke das Konzept dagegennoch in den Kinderschuhen,auch wenn Moll betont, dasses vor allem in Großstädtenmittlerweile verschiedeneAnbieter gebe, die miteinan-der konkurrierten. In Osna-brück betrete das Unterneh-men dagegen Neuland, esmüsse sich bei den Einwoh-nern erst noch herumspre-chen, dass es ein derartigesAngebot zum Einlagernüberhaupt gebe.

Mietgründe vielfältig

Doch wer gehört über-haupt zu den Kunden? Wel-che Personen benötigen eineBox zum Verstauen ihrer per-sönlichen Gegenstände? Undvor allem: Was wird eingela-gert? „Darüber könnte ichviele Geschichten erzählen“,sagt Moll und lacht. DieBandbreite der Gegenstände,die in den Boxen eingelagertwürden, sei sehr groß. Sie rei-che von der Modelleisen-bahn, die die Ehefrau nichtmehr in den eigenen vierWänden haben möchte, bishin zur Weinsammlung, fürdie im Keller kein Platz mehrist. „Viele Leute bewahrenhier ihre Hobbys auf“, soMoll.

Die Kunden würden ausden unterschiedlichsten Be-weggründen eine Box mie-ten. Es gebe zum Beispiel Per-sonen, die mit einem Wohn-mobil verreisten und in die-ser Zeit ihre Wohnung unter-vermieteten. Teile ihrer per-sönlichen Gegenständekönnten sie dann in den Bo-

xen unterbringen. Wiederumandere würden so viel sam-meln, dass sie einfach keinenPlatz mehr hätten, um allesin ihren eigenen vier Wändenunterzubringen. Personen,die mehrere Wohnsitze hät-ten, würden teilweise in ver-schiedenen Städten eine Boxanmieten. Manche hätten so-gar ihren gesamten E-Bay-Shop in einer Box.

Unter Umständen könnendie Geschichten dahinterauch dramatischer sein. Sowie bei Matthias Niemeier.Er hatte Ende November ver-gangenen Jahres zwei Mona-te lang eine Box für eineFreundin angemietet. Eilewar geboten, schließlichmusste die Frau nach derTrennung von ihrem Lebens-gefährten aus der gemeinsa-men Wohnung ausziehen. Dasie zunächst in einem Frau-

enhaus Unterschlupf fand,benötigte sie einen Platz, wosie ihre Sachen unterbringenkonnte. Im Internet stießNiemeier auf „Yellow SelfStorage“. „Das lief alles sehrunkompliziert. Bereits einenTag nachdem ich dort ange-rufen hatte, konnten wir ihreSachen in der Box unterstel-len“, sagt er.

Natürlich werde er bei Ge-sprächen mit Kunden häufigmit Notsituationen konfron-tiert, berichtet Moll. „Dafürhabe ich natürlich auch Ver-ständnis. Viele Menschen er-zählen mir auch bereitwilligihre Geschichten. Sie wollensie einfach loswerden“, be-tont er. Dennoch dürfe er alsGeschäftsmann kein Mitleidmit den Schicksalen seinerKunden zeigen. Dazu zähltauch, dass er die Bonität derMieter überprüft. Hat er ein

schlechtes Gefühl bei derZahlungsfähigkeit eines be-stimmten Kunden, müsse erdiesen halt abweisen. So seidas Geschäft.

Hoher Standard

Hin und wieder gebe es be-sondere Aktionen. So könnenKunden beispielsweise zur-zeit eine Box zwei Monatelang mieten, müssen dieseaber nur für einen Monat be-zahlen. Dennoch handele ernicht mit seinen Kunden, er-klärt Moll und ergänzt: „DerStandard, den wir hier bie-ten, ist sehr hoch. Das kosteteben auch etwas.“ Geld spa-ren können die Kunden, in-dem sie den vorhandenenRaum ideal ausnutzen undgeschickt packen. „Man be-kommt in die Boxen vielmehr rein, als man auf denersten Blick vielleicht denken

mag“, so der geschäftsfüh-rende Gesellschafter. Es gehedarum, richtig einzulagernund die Höhe optimal auszu-nutzen, die bei den großenBoxen bis zu drei Meter be-trägt. Im Grunde genommensei es ein Stück weit wie „Te-tris“ spielen, berichtet Moll.

Doch was sind die Vorteilebeim Selfstorage gegenüberder Lagerung bei einer ge-wöhnlichen Spedition? „Hierist es sicher, sauber und tro-cken“, fasst er die Vorzüge zu-sammen. Es sind nicht nurKameras und eine Alarman-lage installiert, sondern zu-sätzlich kommt jeden Abendder Sicherheitsdienst vorbei,um zu prüfen, ob alles ver-schlossen und sicher ist. DieKunden können montags bisfreitags bis 22 Uhr sowiesamstags bis 20 Uhr zu ihrenSachen.

Die Firma „Yellow Tiger Self Storage“ vermietet Boxen zum Verstauen privater Gegenstände

Alles eine Frage des richtigen Lagerns

OSNABRÜCK. Hinter einemunscheinbaren blauen Tor ineinem Hinterhof an der Lie-bigstraße verbirgt sich einweltweiter Trend, der nunauch nach Osnabrück herü-bergeschwappt ist: Es gehtum den Begriff „Selfsto-rage“, also ein Ort zur Lage-rung nicht ständig benötig-ter Möbel und anderer Ge-genstände.

Von Christian Lang (Text)

und Michael Gründel (Fotos)

Zusammen mit Claas Bahr und Dirk Zimmermann hat Christian Moll im Jahr 2012 die Firma „Yellow Tiger Selfstorage“ ge-gründet, seit vergangenem August gibt es auch einen Ableger der Firma in Osnabrück. Mit dem bisherigen Erfolg ist der ge-schäftsführende Gesellschafter sehr zufrieden. Weitere Lager an anderen Standorten sind bereits geplant.

Unscheinbar: Hinter diesem blauen Tor befinden sich die Bo-xen.

Glückszahl 97? Das ist die Anzahl der Boxen am StandortOsnabrück.

Hinter verschlossener Tür: Jeder Mieter bekommt einenSchlüssel für seine „Schätze“.