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(Aus dem l~obert Koch-Krankenhaus, Berlin [Dirigierender Arzt: Prof. O. Bokelmann].) Beitrag zur Frage der Bedeutung des Blutbildes im mensuellen Zyklus des Weibes. Von Prof. 0. Bokelmann. Mit 12 Textabbfldungen. Als Goodmann 1876 den Begriff der sog. extragenitalen Wellenbewe- gung im Leben des Weibes aufgestellt hatte, und naehdem sp/~ter in relativ raseher Folge eine t~eihe yon wissenschaftliehen Tatsachen ermittelt wnrde, welehe -- im Ganzen gesehen-- diese Theorie besti~tigten, muBten sich auf Grund des angesammelten ~aterials -- auch nnabh~ngig yon dam bisher noch kaum eingeleiteten Versuche, zwischen den Einzelergebnissen ein geistiges Band herzustellen -- zwei Fragen ergeben: 1. Sind die einzelnen unterscheidbaren Phasen extragenital sieh abspielender Zyklen, denen immer wieder jeweils gleiche Phasen im Genitalzyklus entspreehen, direkte Folgen der in diesem ablaufenden Vorg/~nge, oder 2. sind jene als Ausdruek einer biologisehen Wellenbewegung im Gesamtorganismns zu werten, yon denen der sog. mensuelle Zyldus nur als ]okalanatomische und ]okalphysiologische Teilerscheinung auf- zufassen ist ? Die meisten Autoren werden im Zeitalter der Inkre~ologie die erste Frage bejahen, yon der Vorstellung geleitet, dab normalerweise in einem solchen biologischen, den ganzen Organismus in Wellenbewegung setzen- den Gesehehen das inkretorisehe Prima~ der Keimdrtise zufalle, aller- dings mit der Einschr/~nkung, dab fiir deren normale Funktion die nor- male Funktion der in Korrelation und Abhgngigkeit von ihr stehenden Inkretorgane vorausgesetzt werden miisse. Immerhin kann man auch hier die Gesamtfunktion des Organismus nicht auger :Betracht lassen. Die besondere Zustandsform des Gesamtorganismus ist aber offenbar auf das den Generationsvorggngen dienende inkretorische Gesehehen yon sehr versehiedenem, offenbar individuell in starkem )/[aBe schwan- kenden Einflu8, da einerseits sehon eine verhs geringe Ande- rung der Umweltfaktoren in Klima und Lebensweise zu inkretorisch nachweisbaren Konsequenzen ffihren kann, andererseits nicht so selten selbst schwere direkte Seh/Ldigungen des Organismus wie z. B. die tuber- kul6se Infektion ohne erkennbaren Einf]uB auf innersekretorische, die Generationsvorggnge betreffende Funktionen bleiben k6nnen. 39*

Beitrag zur Frage der Bedeutung des Blutbildes im mensuellen Zyklus des Weibes

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(Aus dem l~obert Koch-Krankenhaus , Berlin [Dirigierender Arzt: Prof. O. Bokelmann].)

Beitrag zur Frage der Bedeutung des Blutbildes im mensuellen Zyklus des Weibes.

Von

Prof. 0. Bokelmann.

Mit 12 Textabbfldungen.

Als Goodmann 1876 den Begriff der sog. extragenitalen Wellenbewe- gung im Leben des Weibes aufgestellt hatte, und naehdem sp/~ter in relativ raseher Folge eine t~eihe yon wissenschaftliehen Tatsachen ermittel t wnrde, welehe - - im Ganzen g e s e h e n - - diese Theorie besti~tigten, muBten sich auf Grund des angesammelten ~ater ia ls - - auch nnabh~ngig yon dam bisher noch kaum eingeleiteten Versuche, zwischen den Einzelergebnissen ein geistiges Band herzustellen - - zwei Fragen ergeben:

1. Sind die einzelnen unterscheidbaren Phasen extragenital sieh abspielender Zyklen, denen immer wieder jeweils gleiche Phasen im Genitalzyklus entspreehen, direkte Folgen der in diesem ablaufenden Vorg/~nge, oder

2. sind jene als Ausdruek einer biologisehen Wellenbewegung im Gesamtorganismns zu werten, yon denen der sog. mensuelle Zyldus nur als ]okalanatomische und ]okalphysiologische Teilerscheinung auf- zufassen ist ?

Die meisten Autoren werden im Zeitalter der Inkre~ologie die erste Frage bejahen, yon der Vorstellung geleitet, dab normalerweise in einem solchen biologischen, den ganzen Organismus in Wellenbewegung setzen- den Gesehehen das inkretorisehe Prima~ der Keimdrtise zufalle, aller- dings mit der Einschr/~nkung, dab fiir deren normale Funktion die nor- male Funktion der in Korrelation und Abhgngigkeit von ihr stehenden Inkretorgane vorausgesetzt werden miisse. Immerhin kann man auch hier die Gesamtfunktion des Organismus nicht auger :Betracht lassen. Die besondere Zustandsform des Gesamtorganismus ist aber offenbar auf das den Generationsvorggngen dienende inkretorische Gesehehen yon sehr versehiedenem, offenbar individuell in s tarkem )/[aBe schwan- kenden Einflu8, da einerseits sehon eine verhs geringe Ande- rung der Umweltfaktoren in Klima und Lebensweise zu inkretorisch nachweisbaren Konsequenzen ffihren kann, andererseits nicht so selten selbst schwere direkte Seh/Ldigungen des Organismus wie z. B. die tuber- kul6se Infektion ohne erkennbaren Einf]uB auf innersekretorische, die Generationsvorggnge betreffende Funktionen bleiben k6nnen.

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598 O, Bokelmann: Beitrag zur Frage

% ' l I ' :r _ l , I I 1 I

l 1 : ~. .......... L , _ ~ J ~ , ~ ..... A,,. ..................

17 Abb. I. ~-2 5Mtre. Men~rehe ~ reg'elm~l~ig', ohne

besonde re Beschwerden . Ansg ieb ige A b n a h m e : _&us- giebige E r h o l u n g . F r t i he r T i e f p n n k t : Schnel le E r h o h m g

(naeh 7 Tagen) .

Yon allen cyeliseh wiederkehrenden Vergnderungen extragenital sich abspielender Prozesse spiegelt sieh meines Eraehtens die am meisten ein- drueksvolle im Blutbild wider. I t ier fallen wieder die Ver/indernngen

~,/l des roten Blutbildes am st~irksten in die Augen. Fast alle ernst zu nehmen- den Autoren wie Reineft, Nlamen7 , K~'utschenko]], PSlzl, Ho/stetter konstatier- ten eine mehr oder weniger erhebliche Abnahme der Erythrocyten ws der ~enst ruat ion; dieser Ab- nahme geht nach den Un-

tersuehungen yon einigen dieser Verfasser ein Anstieg der Erythro- cytenzahl im Prs voraus. Eine parallele Bewegung des 6

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oL ........... t ......... L.~ I ILl /8 2/ 23 26'

~j ............. ) .......... L,J,,,U 2 3 ~ g 12 "/q/5

13 Abb . 2. 4~ J a h r e . M e n a r e h e 28 x 3----~ regelm~Big, ohne

besonde re Beschwerden . SI)~tter T i e f p u n k t : L a n g s a m e E r h o l u n g (naeh 12 Tagen) .

H~moglobins wurde ebenfalls yon einigen dieser Autoren gefun- den, von anderen da- gegen nieht. In jiingst;er Zeit hat G. Knuth in einer Inauguraldisserta- tion die Ergebnisse aus- gedehnterer Untersu- ehungenmitgeteilt, naeh denen die erw~hnten t~esultate, yon denen

nur die yon Gumprich abweichen, best~tigt wurden, Knuth best~tigt ferner die Beobachtungen von P6lzl und Ho/stetter~ naeh denen auf

Hilt

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- - I11 ot .......... LJ ........ +L ~ ' ,._.l ............... J ......... ! L ~I :8 2: z~ 27: s s 7 :: :: zs 2 J

35 A b b . 3. 39 J a h r e . ~ i e n a r c h e 28 • 3 - - 6 reg 'elm~gig. \Vi~hrend der ~ . le ichte Di~r rh6e .

Ger ingere A b n a h m e : L a n g s a m e E r h o l u n g (n~eh I8 Ta, gen) . Sp~ te r T i e f p u n k t : L~ngs~me E r h o h l u n g (n~ch ]8 Tagen) .

die Phase der menstruellen Abnahme der Erythroeytenzahl eine vor- iibergehende postmenstruelle Zunahme derselben stattfindet. Naeh Knu~h 15~Bt sich folgendes feststellen:

der Bedeutung des Blutbfldes im mensuellen Zyklus des Weibes. 599

1. Der prgmenstruelle Anstieg der Ery~hroeytenzabl ~nd des Hgmo- globins erreieht durchweg sein ~aximum kurz vor odor spgtestens mit Eintritt der menstruellen Blutung (Abb. 1 u. 2).

2. Der Anstieg beginnt im Durehsehnitt~ am 21. Tage des 28-~gigen Zyklus und geht im 3~ittel auf ein Plus yon 0,68 5Iillionen, wghrend der Hb-Geh~l$ im Durehschnitt :///z

um 11,5% ansteigt. : o ! J f 3. Naeh dem erwghnten ~< - -~ - - - /> - L.I _....--~\1 _.~-4. I ~ 1

Zeitpunkt finder eine Abnah- ~ e~-{':e~==~-r - - ] Y I , ' 2~> '~< / :~ / /~" r~-~

Hb statt, welehe meis~ ihren Tiefpunkg bereits vor Ende ~t,.~t. ........... ) ~ m ......... / .......... L...J.,,,~

/z/l: 20 22 2r 2,7 7 l/ 13/z/l:

der Blutung erreieh~ (Abb. 1). M . 17--20 2 1 - - j e t z t 4. Der durehsehnittliche Abb. 4. 79 J a h r e . . ena, rene 2 8 x 3 ~ -+ 21-23 •

regelmt~gig. Blntung" sehr s t~rk . Ger inge A b n a h m e : AbfallbetrggtfiirdieErythro- Ger inge ~ n d l a n g s a m e E r h o l u n g (naeh 1I Tagen) . eyten fiber i )/Iillion, f/it das Sp~iter Tief!0unkt :(naehGeringeis Tagen).Und l a n g s a m e Erhob~ng

Hb etwa 15%. 5. Die Dauer oder die S~grke der Menstruation sgeht in keinem pro-

portionalem Verbgltnis zur Stgrke der Erythroeytenverarmung. 6. Auf die Reduzierung des roten Blutbildes folgt regelmggig eine

sofort einse~zende Zunahme der Erythroey~en um 0,5---0,97 )/[illionen und eine des I lb um 6,3--12,7% (Abb. 1 u. 2).

7. Die ,,Wiedererhohmg" des roten Blutbildes erfolgt um so rascher, je frfiher der Tiefpunk~ dieser Abfallbewegung erreieta~ is~ (Abb. l-~l) .

8. Je s~cgrker die in~ramenstruelle ~'/Tz Abnahme ist, um so stgrker isg im allgemeinen die postmenstruelle ,,Er- holung" (Abb. 1--5).

9. Naeh dieser auf den menstru- ellen Abfall folgenden Erholung sieht man einen allmghlichen Rfiekgang zur Norm, wobei Ms Norm das im In~ermenstruum vorhandene Blut- bild ~ngesehen wird (Abb. 1--5).

Wit sehen also, dab wghrend der )Senst, ru~tion das rote BluSbild in

~:F~ / r I I - I @ I :~ o/W[: lhroc /en-

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-&Job. 5. 14 38

42 J a h r e . 5~enarche 2 8 x 3 "+ 21 • 4 - - 5 reg'elmgl3ig, ohne I l e schwerden . Ger inge 2~bnahme: I~eine p o s t m e n s t r u e l l e Er - ho long . Seh r s p a r e r T i e f p u n k t : ]Keine

pos tmens tmml le E r h o h m g .

sehr ausgesprochener Weise die Erscheinung einer sekund/iren An/~mie aufweist. Zungehst war die Frage zu beantworten, ob naeh den vorliegen- den Erfahrungen der physiologisehe, durch die menstruelle ]~lutung hervorgerufene Blutverlust ausreieht, um diese Erseheinung zu erklgren. Beruft man sieh ]ediglieh anf die Experimente, mit deren I-Iilfe die Sehwelle ffir das Eintreten eines naehweisbaren Verlustes an roten Blutelementen im Gefolge yon Blutentziehungen festgestellt werden sollte, so genfigt es, hier die I~esultate von Otto zu nennen. Dieser Autor sah naeh

600 O. Bokelm~nn: Beitrag zur Frage

Blutverlusten, welehe etwa 6,5% der Gesamtblutmenge ausmaehten, rein Sinken des I tb um 9,97%, der Zahl der Erythroeyten um 8,74%. Eine I~egeneration der roten Blutk6rperehen trat sehon am 5., des Hb am 7. Tage naeh dem Blutverlust ein. Bei der Menstruation werden nun dureh- sehnittlieh etwa 50 g Blur verloren; das w~re auf etwa 5 1 Blur bereehnet, nut 1% der Gesamtblutmenge. Aus diesen Angaben l~gt sieh also ohne weiteres der Sehlug ziehen, dab die lV[enstruationsans keinesfMls in urss Zusammenhange mit dem bei der Periode erlittenen

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k/a/ Jun/ ,}-c,I/ Xu~ Sept. Okt Nov. LT#~.

Abb. 6.

Blutverlust stehen kann. Um nun aueh dem Einwand zu begegnen, dab einmMige :Blutverluste wie die bei den Ottosehen Experimenten ge- setzten nieht als Gegenbeweis gegen den EinfluB periodischer Blutver- luste anzufiihren seien, hat kiirzlieh M. Lammers eine grSgere Anzahl yon 3~onaten hindureh ms Versuehspersonen in gleiehen Zeit- abst~nden Blutmengen yon etwa 100 g - - anf 3 Tage verteilt - - ent- nommen und dabei gefunden, dab aueh unter diesen Versuehsbeding"angen das rote Blutbild nieht nachweisbar beeinfluBt wird (Abb. 6 u. 7).

14//1.

MLTi ,Tun,," d-uli Au~. Sep~ OkL No~ Oe~

A b b . 7.

SehlieBlich w~re noch die Frage zu er6rtern, ob die menstruelle An~mie vielleieht nut eine seheinbare sei, hervorgerufen dureh ~nderungen im Wasserhaushalt, welehe in diesem Falle also zu vermehrter Wasserauf- nahme in das Gef~gsystem fiihren miiBten. Wir denken dabei an die Ergebnisse von Heilig, der w~hrend der menstruellen Phase eine Herab- setzung der Wasserauseheidung beobaehtete, ferner an den mittels des Kau/mannsehen Diureseversuehes erhobenen Befund latenter Odeme, wie sie Eu/inger und Spiegler bei ~enstruierenden naehgewiesen haben, sehlieBlieh an die I~esultate yon Rup~9, weleher bei 75% der menstru- ierenden Frauen eine reaktive Plasmavermehrung naeh perorMer Wasser- aufnahme (Marx) beobaehtete.

der Bedeutung des Blutbildes im mensuellen Zyklus des Weibes. 601

Um die gestellte Frage zu beantworten, seien die in jiingster Zeit von N u y k e n in seiner Inauguraldissertation rnitgeteilten Ergebnisse yon Trockensubstanzbestimmungen im Serum bier angeffihrt. Yon dem Ver- fasser werden zwar periodische mit dem Genita]zyk]us synchron ver- laufende Schwankungen im ]31utwasserspiegel nachgewiesen, doch bier zugleich die auffallende Tatsache festgestellt, dab der Wassergehalt kurz vor oder w/~hrend der ~Vfenstruation abzusinken beginnt, um seinen Tier- ptmkt erst im Postmenstru- um zu erreichen und im Intervall auf seinen Aus- gangspunkt znrtickzukehren (Abb. 8).

Diese Untersuchungser- gebnisse zeigen, dab die in-

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=~bb. 8. 7"#~e

tramenstruelle l~eduziernng des roten Blutbildes also keine scheinbare, durch prim/s Blutverdiinnung hervorgerufene Erscheinung sein kann, da w/~hrend dieser Zeit im Gegenteil eine relative Eindickung des ]3lutes erfolgt. Diese Erscheinung ist um so merkwfirdiger, als allen anderen An~tmieformen eine - - a l l e r d i n g s reaktive - - Verw/s des Blutes gemeinsam ist. Auf Blutverluste reagiert der Organismus mit vermehrter

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I ~ 90~Iddmo~lob/17-~~ I ~ ~ - - - - - ~ . . . . . . '

- - 7 - - 7 - - I ~ ['- ~C, vmroc, vre n i

15 20 27 3~ ~- /5

15 Abb. 9. 16 J~hre . Menarche 32"~-6 unregelm~Big, ohne beso~dere 3Beschwerden. Menarche:

Geringe %Vellenbeweg~lng, keine , ,E rho lung" .

Aufnahme yon Gewebswasser in die Blutbahn. Die Auswertung der er- w/~hnten Untersuchungsergebnisse l/~Bt uns also den SchluB ziehen, dab die ,,Menstruationsan/s weder durch eine Verw/~sserung des Blutes vorget/~uscht wird, noch als Folgeerscheinung des w~hrend der Regel erfol- genden B]utverlustes aufgefaBt werden kann; sie mull also andere Ursachen haben.

K n u t h berichtet in seiner erw/s Dr.-Arbeit fiber 3 FMle, bei welchen ein abnormer Yerlauf der Kurve des roten Blutbildes beobachtet wurde und zwar insofern, als hier eine Wellenbewegung nur andeutungs- weise oder iiberhaupt nicht in Erscheinung trat . In dem einen Falle handelte es sich um ein im Beginn der ~V[enarche stehendes M/~dchen, in dem zweiten um eine im klimakterischen, im drit ten um eine im Zu- stand ovarieller Unterfunktion befindlichen l~rau (Abb. 9--11).

G02 O. Bokelmann: Beitrag zur Frage

Diese Beobachtungen weisen auf eine direkte Abhgngigkeit der Blut- bildvergnderungen yon der Funktion des Ovariums him Tatsgchlich wurde schon 1903 yon Breuer und v. Seiller, friiher bereits yon Rondino und spgter yon A n n a P61zl mit Injektion yon Ovariulnsubstanz beim Tier eine deutliehe Vermehrung der Erythroeytenzahl erzielt, wghrend das Hb - - auger in den Versuehen der erstgenannten Autoren - - keine

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, :L oL.,,,I ............ L, .i 1 ~ L :: 1 ................ J 2q 26 31 35 ~0 g5 ~7 2 r :O

15 ~zl 48 Abb. 10. 49 J~hre , l~Iena,rehe 28 • --> 2 - 1 ~ regelmi~Big unregelmfil3ig. K l i m a x : Ke in e

Wellenbewegung' .

gleichsinnigen Vergndernngen aufwies. Andererseits ffihrt nach Adler, Monari und Breuer und v. SeiIler die Kgstration zu einer vorfibergehenden Abnahme der Erythrocyten und des Hgmoglobingehaltes. Von gr6gtem Interesse sind die neuerdings yon Arnold, Holtz und Marx ver6ffentliehten Ergebnisse yon Versuchen, welehe mit Injektion gr6gerer ~engen yon Follikelhormon beim Hunde erzielt wurden. Diese Autoren fanden bei

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15 A.bb. 11. 37 Jahre. Men , robe 2 8 ~ ' yore 35. JM1r ~n

unregelm~Big, selten. Ovarielle Un te r funk t ion .

mit dem Hormon behandel- ten Hunden sehon wenige Tage naeh Beginn des Ver- suehes ein Ansteigen der Leukoeytenzahl bis zu Werten von fiber 100000. Etwa um die gleiehe Zeit sank die Zahl der Blut- pls stark ab, ~vieder- holt bis zum v611igen Ver- sehwinden derselben. Im

Anschlug daran traten Blutungen an I laut und Sehleimhs auf. Aueh die Zahl der Erythroeyten nahm, wenn auell in weniger eindrueksvoller Weise, ab. Wenn die Behandlung mit t Iormon reehtzeitig abgebroehen wurde, erholten sieh die Tiere unter gleiehzeitiger lebhafter Neubil- dung yon roten Blutk6rperehen mit Auftreten zahlreieher getieulo- eyten. Anderenfalls gingen die Tiere zugrunde und es zeigte sieh bei der Obduktion der gerund ausgedehnter Blutungen in die I laut und die Sehleimh/~ute, im Knoehenmark enorme Vermehrung der myeloisehen Gewebe, w/~hrend die Bildungsgewebe des roten Blutes stark reduziert waren. Es wurde also mit ctiesen u e i n d e r Werlho/fsehen Krankheit des Mensehen ~Lhnliehes Bild erzeugt. Die Tiere erhielten

der Bedeutung des Blutbildes im mensuellen ZyMus des Weibes. 603

die hohe I)osis yon 25000 internationalen Einhei~en pro Tag und Kilo- gramm KSrpergewieht.

Die erwS~hnten Versuehsresultate ffihren uns zu der Frage, ob und eventuell in weleher t~iehtung die fibrigen morphologisehen Blutbestand- teile in einer dem mensuellen Genitalzyklus lolgenden Wellenbewegung bewegt wfirden. Naeh den Untersuehungsresultaten yon P/ei/[er und Ho[/, Winogradov-Arti/elcsov, Benhamoux-Nou&y, Sa/cai, Otsu/ca und Kato findet in den ersten Tagen der Menstruation eine deutliehe, meist sehnell vorfibergehende Abnahme der Thrombocyten start. Nur Hirsch und Hartmann, sowie Holler, Melicher und Reiter berichten fiber gegen- ss Bewegungen. Injekt ion yon Follikelhormon war naeh Ben- hamoux ohne Einflug auf die Thromboeytenzahl. Naeh Pfei/fer und Hof] wird diese vor der Menstruation besonders hoeh gefunden. 13bet den Anteil der Retikuloeyten habe ich nut die Angabe bei Salcai gefunden, dab diese in der Zeit vor der t~egel, wahrend dieser selbst nnd im Post- menstruum deutlieh vermehrt seien. Der Autor gibt an, auf experimen- tellem Wege mittels Injektion von Corpusdutenm-Extrakt bei Kaninehen eine Vermehrung der retikul~ren Erythroeyten erzielt zu haben. Die An- gaben fiber die in den einzelnen Phasen des mensuellen Zyklus ermittel ten Leukoeytenwerte widerspreehen sieh. Hayem, Reinert, S/ameni, Birn- bantu, Horvhth und Gumprich erhoben den Befund einer Leukocytose wahrend bzw. kurz vor der Menstruation, w/ihrend Schwinge, Carstanyen, Blumenthal, Stic/cd und Zondec/c sowie Holler, Mdieher und Reiter keine Vermehrung der Lenkocyten konstatieren konnten. Nach K~er-Petersen steigt die Leukoeytenzahl im Pr/~menstruum und sinkt wfi.hrend der Zeit der Blutung. Untersuehungsergebnisse jfingeren Datums habe ieh in der Literatur nieht linden kennen. Weitere Forsehungen auf diesem Gebiet und auf breiter Grundlage w~ren abet sehr erwfinseht.

In diesem Zusammenhange sei noeh erwS~hnt, dab Winogradov zur Zeit der Menstruation eine Verlgngerung der Blutungszeit beobaehtete; die Gerinnungszeit des Blutes war indessen normal.

Die Frage naeh der VerS~nderung der morphologisehen Blutelemente w/~hrend des mensuellen Zyklus der Frau mu8 also auf Grund der his- her vorliegenden Untersuehungsergebnisse folgendermaBen beantwortet werden :

1. Es besteht eine starke Abnahme der Erythroeytenzahl und aueh eine t terabsetzung des Hb-Gahaltes w~hrend der lVfenstruation. ])ieser Abnahme geht eine Steigerung dieser Werte im Pr/tmenstruum voraus und ihm folgt eine - - wenn aueh weniger erhebliehe - - in der Zeit der postmenstruellen Phase. Die genannten Erseheinungen sind weder die t~olge einer Verw~tsserung des Blutes, noah die Folge des menstruellen Blutverlustes.

2. In der ersten Zeit der menstruellen Phase finder eine mehr oder weniger starke Reduzierung der Thromboeytenzahl start.

604 O. Bokelmann: Beitrag zur Frage

3. Im Pr/~menstruum sowie w~hrend der Menstruation und w/thrend der postmenstruellen Phase wird eine Zunahme der t~etieulocyten ge- funden.

4. W/~hrend der Menstruation ist die Blutungszeit verls

5. Die F rage, ob eine Leukoeytose ws der Menstruation bzw. schon kurz vorher auftritt, ist bisher nicht sieher entschieden.

Nach den Untersuchungsresultaten yon Holtz und Mitarbeitern lag der Gedanke nahe, in den auff~lligen cyklischen Schwankungen des Blur- brides den Ausdruck hormona]er Einfliisse des Follikelhormons zu sehen. Ich berichte bier nun tiber das Ergebnis experimenteUer Zufuhr dieses Hormons (Progynon) an dem Blutbild einer 56j~hrigen gesunden Frau, welche sich seit 9 Jahren in der Menopause befand. Im ganzen wurden 1400000 internationale Benzoat-Einheiten auf 7 Tage verteilt und in ansteigender Dosis gegeben.

Das Resultat ist folgendes:

1. Der Hb-Gehalt sinkt nur langsam und um ganz geringe Werte.

2. Die Erythrocy~enzahl sinkt yon 4500000 am 6. Tag der Behandlung - - nach im ganzen bis damn fiber 1 Million Einheiten - - stark ab bis auf 3 600000 rote Blutk6rperehen. Nach Absetzen der Injektionen nimmt die Zahl langsam wieder zu, hat aber 14 Tage danaeh noch keine 4300000 erreicht.

3. Die Zahl der Thrombocyten f/~llt bereits am Tage der Behand- lung stark ab, um mit einer einzigen Remission bis zum 7. Tage naeh Beginn der Injektionen sukzessive yon anf~nglich 340000 anf 198000 abzufallen. Auch hier geht die ,,Erholnng" nur ]angsam vor sich; erst am 13. Tag nach Absetzen der Injektionen ist der Aus- gangswert wieder erreicht.

4. Die Gerinnungszeit nimmt w~hrend des Versuches zun/~ehst langsam zu, nm dann ziemlich stark abzunehmen; nach Absetzen der Injektionen steigt sie remittierend an, kommt aber w~hrend der Beobachtungszeit nicht auf ihren alten Wert zurtick.

5. Die Blutungszeit bleibt zun~chst unbeeinflugt, verl~ngert sieh un- mittelbar naeh der letzten Injektion betr~ehtlieh, um gleieh darauf ziem- lich stark wieder abzunehmen; aueh hier wird der Ausgangswert w/thrend der Beobachtungszeit nieht wieder erreicht.

6. Die Leukoeytenzahl steigt fast so sehnell, wie die Thrombocytenzahl sinkt, an und erreicht am 7. Tag der Behandlung - - nach 1,1 Millionen Einheiten - - yon Ausgangswerten zwischen 5200 und 5700 einen Wert yon 15400, nimmt also um fast den dreifachen Betrag zu. 3 Tage naeh der letzten Injektion geht die Leukocytose sturzartig zuriick und h~lt sich dann bis zur Beendigung des Versuches auf einem Niveau von 9000--6800 (Abb. 12).

der Bedeutung des Blutbildes im mensuellen Zyklus des Weibes. 605

Etwa 14 Stunden nach der letzten Injektion bekam die Versuchs- person einen auffallenden Unruhe- und Angstzustand, so dal] yon weiteren Injek~ionen abgesehen werden mul~te. ])as sehr eindrucksvolle Bild, welches unter dem Ein~lul~ parentera]er Gaben grS~erer ~V[engen yon Follikelhormon bei einer bereits im Senium be~indlichen Frau entstand, ahnel~, wie man sieht, ganz den Folgezustiinden, welehe H o l t z und Mit- arbeiter mit dem gleichen I tormon beim Hunde erzielten und welche bei

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A b b . 12.

entsprechend hoher Dosierung den Symptomenkomplex des Morbus Werlhofii herbeifiihrten.

Wir nehmen heute an, da6 der Follikelhormonspiegel des Organismus w~hrend des mensuellen Zyklus zur Zeit der Ovulation auf der HShe ist. Wir sehen also zuni~chst einen Widerspruch in der Tatsache, dab einer- seits um diese Zeit physiologischer Anreicherung des Organismus mit Follikelhormon das Blutbild normal ist, da6 andererseits die experimen- telle Hormonalisierung zn den beobachteten auffallenden Vers ffihrt. Itier Kl~rung zu schaffen, wgre Aufgabe weiterer Forsehungen, wobei auch die Dosierungsfrage weitgehend berficksich~igt werden mii6te. Ich halte es daher ffir zweckm~6ig, yon einer Diskussion fiber Erkl~rungs- mSglichkeiten zun~chst abznsehen nnd nur die Tatsache im Auge zu behalten, dab die experimentelle Hormonalisiernng yon einem deutlich erkennbaren Effekt auf die Zusammensetzung des Blutbildes auch beim menschlichen Weibe ist.

Literatur. A r n o l d , H o l t z u . M a r x : ~aturwiss. 24, H. 20 (1936). - - B e n h a m o u x et 2v'ouchy:

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606 O. Bokelmann.

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