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Der Christliche GartenGärten der Welt Berlin-Marzahn
EHRENBERG LANDSCHAFTSPLANUNG JÜRGEN HILL ARCHITEKT.INNENARCHITEKT PFARRER SASCHA MÜLLER
Als Jaakow Jizchak drei Jahre alt war, lief er oft aus der Lehrstube fort, wofür ihn sein Lehrer bestrafte.
Eines Tages folgte er ihm heimlich in den Wald und hörte ihn rufen:
„Höre Israel, Gott ist unser Gott“ Und der Lehrer bestrafte ihn nicht mehr.
Aber er fragte ihn: „Warum gehst du in den Wald?“
Der Junge antwortete: „Ich suche Gott“
„Ist Gott denn nicht überall?“ fragte der Rabbiner, „und ist er nicht überall derselbe?“
„Er schon, aber ich nicht“ antwortete das Kind.
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Die Aufgabe
Die Einführung
Es wird die ausdrückliche Aufgabe gestellt, dass ein christlicher Garten den bereits vorhandenen Gärten der Welt zur Seite gestellt (Lage) wird und deren kulturelle und philosophische Hintergründe ergänzt.
Das Vorhaben soll einen sinnbildlich-anschaulichen Ausdruck vom Wesen der christlichen Religion geben,zugleich aber auch für Jedermann reizvoll und interessant sein.
Im Griechischen stand „kyriake“ für die heilige Gemeinde des Herrn.
Für die frühen Christen im römischen Sprachgebrauch stand „ecclesia“ (die „Bürgerversammlung“) synonym für die Gemeinschaft der Christus-Gläubigen. Die spätere, mehrdeutige Verwendung für das Gebäude und die Institution schmälert nicht das Eigentliche,die unverzichtbare Versammlung der Christen, um das Wort Gottes zu hören, gemeinsam zu beten und die Gedächtnisfeiern des Christus-Mysteriums zu begehen.
(aus dem Leitvers abgeleitet)
Leitvers des Konzepts ist der sogenannte „Tauf- und Missionsbefehl“ aus dem Matthäusevangelium (28, 18ff).
Da es nämlich ohne Taufe keine Kirche gäbe, macht das Tauf- und Missionsgebot das Handeln christlicher Kirchen in aller Welt erst möglich und begründet es.
Der Standpunkt
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Der Standpunkt
„gehet zu allen Völkern…“ (Mt.28,19)•Kern des christlichen Auftrages ist es, das Evangelium von GottesMenschwerdung in Jesus Christus allen Menschen zu sagen.
•Die Verhältnisbestimmung zu anderen Kulturen und Religionen ist eine fundamentale Aufgabe des christlichen Glaubens.
•Missbräuche des Missionsbefehls in der Vergangenheit enthebenheutiges christliches Handeln nicht von der Aufgabe, sich mit dialogischer Kompetenz auf andere Religionen zu beziehen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
•Zu den monotheistischen abrahamitischen Religionen des Islams und des Judentums besteht im europäischen Kontext zwar eine historische und philosophische Nähe.
•Der universale Öffentlichkeitswille aber gilt für die dialogische Begegnung und das Ringen um Wahrheit mit allen Kulturen und Religionen gleichermaßen.
•Deshalb: Lage des christlichen Gartens gleichermaßen offen ausgerichtet auf alle Kulturen der Welt.
Die Lage
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Die Form
Der Standpunkt
„Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes…“ (Mt.28,19b)
•Das angedeutete Oval assoziiert die Form eines Fisches,eines der ältesten Bekenntnissymbole der Christenheit
•Griechisch „ichthys“ steht für die deutsche Übersetzung
•„Jesus Christus, Gottes Sohn, der Retter“.
•Die konsequente Nachfolge Jesu hat Auswirkungen aufdas persönliche Leben: althergebrachte (Lebens-)Wegewerden unterbrochen.
•Deshalb: Form quer zur gewohnten Perspektive; eine Neuausrichtung ausgetretener Wege ist erforderlich.
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Die Anknüpfung
Der Standpunkt
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende…“ (Mt.28,20b)
•Christlicher Glaube lebt immer im jeweiligen historischenKontext.
•Das Labyrinth galt in vorchristlicher Zeit bereits alsKultsymbol der Orientierung und Lebensordnung.
•In der christlichen Deutung - wie das vorhandene Pflasterlabyrinth - ist es ein Weg der Meditation über Dasein und Erlösung.
•Deshalb: Anknüpfung an diese historischen Wurzeln christlicher Lebensäußerung und Fortführung der Glaubensinhalte für Gegenwart und Zukunft mit neuer Raumgestalt und Formensprache.
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Der Standpunkt
DIAKONIA
MARTYRIA
LEITURGIA
„Kirche ist nur dann Kirche wenn sie für andere da ist“ (Dietrich Bonhoeffer)
„Keiner sage: Ich kann nicht Märtyrer sein, weil heute keine Christenverfolgung herrscht.“ (Augustinus)
„Heilig wird der Raum durch die Feier des Herrengedächtnisses“ (Romano Guardini)
Das Wesen•Christlicher Glaube lebt vom Glaubensvollzug. •Drei Grundfunktionen von Kirche sind konstitutiv, wobei die
vierte häufiger genannte „koinonia“ (Gemeinschaft) hier als
Voraussetzung von diakonia“ (niemand hilft sich allein),
„martyria“ (niemand bezeugt für sich allein), „und „leiturgia“
(niemand feiert mit sich allein) gesehen wird. •Diese zentralen Vollzugsfelder konstituieren das Wesen von
„ecclesia“ dann, wenn sie in ihrer vollständigen Präsenz und
örtlichen Lebendigkeit erkennbar sind und als gesamt-
gesellschaftlicher Auftrag Resonanz finden. •Dieser uneigennützige, sozial geprägte Öffentlichkeitsauftrag
der
christlichen Kirchen hebt sie über die ansonsten verfassungs-
rechtlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften
hinaus. •Er stellt in seiner diakonischen Erfüllung eine Ergänzung der
staatlichen Fürsorgepflicht dar. •Voraussetzungen sind die zusätzlichen Einrichtungen, insb. die
Örtlichkeiten für die Feier des Glaubens und der Verkündigung,
die nach Selbstverständnis und rechtlicher Selbstbindung erst im
Dreiklang eine untrennbare Einheit von Kirche bilden.•Deshalb: Der Garten repräsentiert die unaufgebbare Einheit der
drei Grundfunktionen und integriert die Wesensvollzüge der
Diakonie, der Verkündigung (martyria) und der Feier des
Glaubens (leiturgia) wechselseitig.
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Der Standpunkt
DIAKONIA
MARTYRIA
LEITURGIA
„Kirche ist nur dann Kirche wenn sie für andere da ist“ (Dietrich Bonhoeffer)
„Keiner sage: Ich kann nicht Märtyrer sein, weil heute keine Christenverfolgung herrscht.“ (Augustinus)
„Heilig wird der Raum durch die Feier des Herrengedächtnisses“ (Romano Guardini)
Das Wesen•Die Versammlung und der Dialog sind die zentralen
Komponenten der Feier des Glaubens (leiturgia), das
gemeinsame Gebet in der Gemeinde mit den
Mitchristen, die Begegnung und der Dialog mit Gott.
•Deshalb ist das Elementare des christlichen Gartens
primär eine Frage, wo dieses Gemeinsame gefeiert
werden kann.
•Christentum ist universell, ist zu allen Zeiten und
weltweit zahlreichen, ganz unterschiedlichen Kulturen
mit verschiedenen ästhetischen Wahrnehmungen,
Ausprägungen und Ausdrucksformen begegnet.
•Deshalb: Es gibt kein statisches Gartenbild einer
christlichen „Referenzzeit“.
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Der Garten
Der Grundriss
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Der Garten
Die Annäherung•In unserer weitgehend säkularisierten Gesellschaft,
aber auch in der globalen Begegnung mit fremden
Menschen und Gesellschaften öffnet sich das
christliche Wesen primär in der tätigen Nächstenliebe,
mit den diakonischen Angeboten der Heilung, Bildung
und Ausbildung.
•Deshalb ist die vorrangig angebotene Begegnung,
sozusagen der Eintritt in den Garten über das Wasser
und durch gärtnerische Gestaltmerkmale der Heilung
und Segnung, der Reinigung und Salbung
gekennzeichnet.
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Impression
Der Garten
•Das Raumkonzept ermöglicht dem Besucher auch eine allseitige Annäherung, auf jeden Fall einen „niederschwelligen“
Zugang zum Garten, der Einblicke und Ahnungen erlaubt, aber nicht begrenzt.
•Die versetzten Halbbögen und Abstände der Stahlstelen deuten je nach Standpunkt und Perspektive eine Wand an, die die
Grenze zwischen einem architektonischen Innenraum und einem transzendenten Vorstellungsraum (Rudolf Schwarz)
widerspiegelt.
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Der Garten
Diakonia
Heilsdienst im Glauben
Die Wesensmerkmale
Der Garten Erläuterung
Der Eintritt in den christlichen Garten ist im Westen vorgesehen, wobei die erste Begegnung in einer Art Olivenhain erfolgt.
Der weitere Zutritt ist über eine Glasplatte möglich, die fast auf Niveau des Wassers das Becken überspannt.
Die gärtnerische Gestaltung weiterer Gartenbereiche ist mit Pflanzen vorgesehen, die typischerweise für die körperliche Genesung und Ernährung stehen.
Die „karitative Diakonie“ gilt allen Menschen und beinhaltet sowohl die leiblich-personale Hilfe als auch die seelische Begleitung.
Nicht nur die medizinische und materielle Hilfe, sondern auch Gespräche, Fortbildung und Beratung können Hilfe bei der Suche nach individuellem Lebenssinn und der Einbindung an die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Umwelt sein.
Das Wasser steht hier für Reinigung und Heilung, nicht zuletzt auch für die Taufe, über die Christen in die Gemeinschaft eingebunden werden.
diakonia - der Heilsdienst im Glauben
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Der Garten
Martyria
Verkündigung und Bekenntnis
Die Wesensmerkmale
martyria - die Verkündigung des Glaubens Der Garten Erläuterung
Die gärtnerische Gestaltung des Gartenteils ist geprägt durch Elemente, die die Beschwernisse des Glaubensbekenntnisses und des Zeugnisgebens exemplarisch verdeutlichen.
Hier kommen vorzugsweise Stauden und Gehölze zur Auswahl, die ungenießbar, giftig oder dornenreich diesen Aspekt christlicher Wesensäußerung repräsentieren.
Das Ja zu Gott ist für viele Menschen ein steiniger, ein dorniger Weg (gewesen), ein Martyrium, das auch bis in den Tod getragen wurde.
Aber auch das „alltägliche“ Glaubensbekenntnis setzt die Erkenntnis und die Erfahrung der eigenen Beschränktheiten voraus.
Mutter Theresa: „Momente der Zweifel“ (Briefe)
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Der Garten
Die Wesensmerkmale
martyria - die Verkündigung des Glaubens Der Garten Erläuterung
Im östlichen Bereich leitet der Garten über zu einer kleinen Architektur, in der Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge, Musik usw. stattfinden können.
Dieser Ort steht für die Verkündigung, für die Lehre des Christentums, wie es vor allem nach der Reformation durch den Buchdrucks rasante Ausweitung gefunden hat. Die individuelle und gesell. Lesekompetenz hatte seit dem 16. Jhrdt. auch dazu geführt, dass nachhaltige Einflüsse auf die politischen, wissenschaftlichen und soziokulturellen Entwicklungen genommen wurden. Diese fundamentalen Folgewirkungen werden hier durch die Verwendung von Holz und einer umweltgerechten Bleilegierung (Bleisatz) widergespiegelt.
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Impression
Der Garten
•Es ist ein Ort des Zuhörens und des Dialogs
•die Offenheit erlaubt gleichzeitig aber auch eine distanzierte Wahrnehmung.
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Der Garten
Die Wesensmerkmale
Leiturgia
Feier des Glaubens
Der Garten Erläuterung
Eine freie Wiesenfläche, ein Raum, der lediglich begrenzt wird durch den Halbbogen der Stahlstelen.
Der Tisch ist für die Gläubigen der einende Mittelpunkt für das gemeinsame Feiern. Die Materialauswahl (Bleilegierung) nimmt Bezug auf die Materialien im Bereich der Verkündigung. Für den distanzierten Betrachter ist der kultisch unbestimmte Tisch ein Blickfang, der zur informellen Annäherung einlädt, aber auch eine distanzierte Betrachtung und Wahrnehmung der Raumatmosphäre und des Geschehens erlaubt.
Durch das gläubige Handeln, durch die Feier des Glaubens wird Gott gegenwärtig.
Die versammelte Gemeinde selbst ist bereits das wichtigste liturgische Zeichen für dieAhnung göttlicher Gegenwart.
Die Liturgie der Versammelten grenzt nicht aus, sondern spiegelt eine soziale Verantwortung wider, die die Welt und den Nächsten bewusst mit einbezieht. Insofern ist die Feier des Glaubens eine Kommunikation zwischen Gott und Mensch einerseits sowie zwischen den Menschen andererseits.
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Impression
Der Garten
Es ist für Glaubende ein Ort der Liturgie, aber auch eine Möglichkeit, die Menschlichkeit von Liturgie (Klemens Richter) nach
Sprache und Form in einer säkularisierten Lebensumwelt zu beweisen.
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JÜRGEN HILL [email protected]
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VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
Der Christliche Garten