16
Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes. Von Dr. reed. S. O. Romm. (Aus dem Physiologischen Laboratorium der Universit/~t Kiew.) Mit 5 Textabbildungen. (Einfegangen am 19. Dezember 1923). I. Der Einflu[3 der Blutdruclcschwankungen und der Puls/requenz. Nach der Modifikation der Stewartschen elektrischen Methode der Bestimmung der Umlaufszeit des Blutes im Kreislaui 1) stellten wir vor allen Dingen Forschungen fiber die Abh~ngigkeit der Dauer des Lungenkreislaufes yon den inneren dynamisehen Bedingungen des B]utumlaufs und im speziellen des Blutdrucks im groI3en Kreislauf an. Da die Zeitdauer des Lungenkreislaufs haupts~iehlich vom Blutdrucke im kleinen Kreislauf abh5ngt, so handelte es sich um das Studium des Einflusses des Druekes im groBen auf den Druck im kleinen Kreislauf. Eine ganze Reihe Autoren hat darfiber Untersuchungen angestel]t [Lichtheim, Beutner, Goltz, Chauveau, Marey, Brad/ort und ;Dean usw.~)] und diese Frage verschiedenartig gel6st. Die Mehrzahl derselben hat die Druekschwankungen im kleinen Kreis]auf auf verschiedene Art hervorgerufen, wie dutch Reizung der sensiblen Nerven, Unterbinden der Aorta, Asphyxie usw., wodureh es unmSglich wurde, eine bestimmte Wechselbeziehung des Drucks im groBen auf den ira kleinen Kreislauf festzustellen. Da bei diesen Versuchen der Blutdruek im groBen Kreislauf betriiehtlich schwankt, w~hrend in der A. pulmon, die Schw~nk~ngen sieh bedeutend gemi~Bigter und unprop~rtional zu den Blutdruckschwankungen im groBen Kreis]auf erwiesen, so hielten sic es ffir m6glich, dab der Blutdruck im kleinen Kreislauf nur unbedeutend yore Blutdruck im groBen abh~ngig sei. Mit ttilfe unserer Methode kann man an die Frage der Abhangigkeit des Drucks im kleinen Kreisl~uf yore Druck im groBen durch Feststellung des Zusammenhangs zwisehen der Zeitdauer des Blutkreislaufs im kleinen und dem Blutdrucke im grol~en Kreislauf herantreten, da sich diese Zeitdauer unter im fibrigen gleichen ]~edingungen in unmittelbarer Abhhngigkeit yore Blutdruck befindet. 1) Pfltigers Arch. f. d. ges. Physiol. ~0~. 14. 1924. e) Journ. of physiol. 11. 1890. PfliigersArchiv f. d. ges.Physiol. Bd. 203. S

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes.

Von Dr. reed. S. O. Romm.

(Aus dem Physiologischen Laboratorium der Universit/~t Kiew.)

Mit 5 T e x t a b b i l d u n g e n .

(Einfegangen am 19. Dezember 1923).

I. Der Einflu[3 der Blutdruclcschwankungen und der Puls/requenz.

Nach der Modifikation der Stewartschen elektrischen Methode der Bestimmung der Umlaufszeit des Blutes im Kreislaui 1) stellten wir vor allen Dingen Forschungen fiber die Abh~ngigkeit der Dauer des Lungenkreislaufes yon den inneren dynamisehen Bedingungen des B]utumlaufs und im speziellen des Blutdrucks im groI3en Kreislauf an. Da die Zeitdauer des Lungenkreislaufs haupts~iehlich vom Blutdrucke im kleinen Kreislauf abh5ngt, so handelte es sich um das Studium des Einflusses des Druekes im groBen auf den Druck im kleinen Kreislauf.

Eine ganze Reihe Autoren hat darfiber Untersuchungen angestel]t [Lichtheim, Beutner, Goltz, Chauveau, Marey, Brad/ort und ;Dean usw.~)] und diese Frage verschiedenartig gel6st. Die Mehrzahl derselben hat die Druekschwankungen im kleinen Kreis]auf auf verschiedene Art hervorgerufen, wie dutch Reizung der sensiblen Nerven, Unterbinden der Aorta, Asphyxie usw., wodureh es unmSglich wurde, eine best immte Wechselbeziehung des Drucks im groBen auf den ira kleinen Kreislauf festzustellen. Da bei diesen Versuchen der Blutdruek im groBen Kreislauf betriiehtlich schwankt, w~hrend in der A. pulmon, die Schw~nk~ngen sieh bedeutend gemi~Bigter und unprop~rtional zu den Blutdruckschwankungen im groBen Kreis]auf erwiesen, so hielten sic es ffir m6glich, dab der Blutdruck im kleinen Kreislauf nur unbedeutend yore Blutdruck im groBen abh~ngig sei.

Mit ttilfe unserer Methode kann man an die Frage der Abhangigkeit des Drucks im kleinen Kreisl~uf yore Druck im groBen durch Feststellung des Zusammenhangs zwisehen der Zeitdauer des Blutkreislaufs im kleinen und dem Blutdrucke im grol~en Kreislauf herantreten, da sich diese Zeitdauer unter im fibrigen gleichen ]~edingungen in unmittelbarer Abhhngigkeit yore Blutdruck befindet.

1) Pfltigers Arch. f. d. ges. Physiol. ~0~. 14. 1924. e) Journ. of physiol. 11. 1890.

Pfliigers Archiv f. d. ges. Physiol. Bd. 203. S

Page 2: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

114 S.O. Romm :

Der Druck in der A. pulmon, ist n ich t nur von dem Drucke im

groBen Krcislauf, sondern auch yon den mTglichen Tonusschwankungen

der LungengefgBe ~bhgngig. Dabei bemtihten wir, uns zwecks Be-

s t immung des mech.~nischen Einflusses des Druckes in der Aor ta nur

solche Druckschwankungen in derselben hervorzurufen, bei denen wo-

mSglich ein Einf lug der v e r m u t e t e n Lungenvasomoto ren auf den

Druck im kleinen Kreis lauf ausgeschlosseD wgre.

Die Blu tdrucks te igerung im grogen Kreis lauf wurde entweder

dureh periodisch angewandte In j ek t ionen mi t 200~800 ccm bis

auf 40 ~ e rwgrmter physiologischer SalzlOsung in die Vena femoralis

oder durch kurzen, 10 15 Sekunden anha l tenden Druck mi t der

H a n d auf die Aor ta abdominal is sub scrobiculo cordis hervor-

gerufen. Die Blu td ruckherabse tzung wurde durch rasche Aderlgsse

aus der A. cruralis mi t jemMiger En tz i ehung yon 100--300 ccm Blur

b m ~ k t . Alle Expe r imen te wurden an t t u n d e n ira Gewicht von ca. 20 kg in

einer gemischten Morphinchloroformnarkose ausgefiihrt. E ine I{eihe

von Best immunger, der Zei tdauer des Lungenkreis laufs wurden sowohl

vor aIs auch wghrend der Blu tdrucks te igerung oder -herabsetzung im

groBen Kreis lauf vorgenommen.

Hie r ffihre ich einige Beispiele yon Messungen der Zei tdauer des

Lungenkreislaufs vor und nach der int ravenTsen In jek t ion der NaC1-

LOsung und der Aderliisse aus der A. cruralis an.

Tabelle I.

P u l s - J Z e i t d a u e r I S c h w a n k . d B l u t - Resl~ira- mutafuck des]31ut-/Zeitdauer druek-

Nl'. des t i o n s - D y s ~ o i - z a h l . " k r e i s - I des B l u t - s e h w a n -

E x p e r i - z a h l d l a s to l . ) ~ l a u f e s k r e i s l a u f e s k u i l g e n

in Min. i n Min . I in m m - H g I i n Sek . i n P r o z . i i l P r o z .

X X X I Kiinstliche Respiration . . 60 X X X I Ktinstliche Respiration 60 XXXI Blur en~nommen aus der A.

crural.. 200 ecru . . . . 60 XXXI Kiins~liche Respiration . . 60 XXXI [njektion yon 300 ccm phy-

siologischer SalzlTsung . . 60 X X X [ Kfinstliehe Respiration . . 60 XXXV Ktinstliche Respiration . . 48 XXXV Ktinstliche Respiration . . 48 XXXV Blutentnahme aus der V. eru-

ral., 300 cem . . . . . . 48 XXXV Kiinstliche Respiration . . 48 XXXV ]njektion yon 800 ecru phy-

siologischer SalzlTsung . . 48 X XXV Ktinsthche Respiration 48

180 117 105 [ 180 137~128[

168 6 1 4 8 156 6 4 4 7

168 99--90 168 !134--121 168 84--73 156 73--62

132 48~38 132 46--32

144 88---76 156 89 81

5,8 5,6

8,6 9,0

6,6 4,6 6,0 6,4

9,8 10,0

5,0 4,8

+ 53,6 q- 60,7

-- 26,7 - - 48,9

+53,1 56,3

- - 50,0 --52,0

- - 58,9 - - 59,3

@ 75,9 @ 140,7

- 38,2 42,6

L

-~- 110,3 J- 130,8

Page 3: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes. 115

I m ganzen wurden periodisch (bei 4 Versuchen) 29 intravenSse SalzlOsungsinjektionen (100--800 cem) in die V. femoral, vorgenommen. Bei gutem Zustande des kardiovaseul~ren Systems rief gewShnlich die Infusion auch einer verhMtnism~Big geringen Menge physiologischer SalzlSsung in die Vene eine bedeutende Blutdrueksteigerung im groBeu Kreislauf mit naehfolgender Verminderung der Zeitdauer des Lungen. kreislaufs hervor. Letztere konnte in diesem Falle nur yon der Blutdruck- steigerung in der A. pulmon, abhi~ngen. Es ist anzunehmen, dab die Druck- steigerung im groBen Kreislauf aueh eine darauffolgende Blutdrucksteige- rung in der A. pulmon, durch Verst~r- kung des Blutzuflusses zur reehten Herzkammer geffihrt hat.

In kurzer Zeit nach der Infusion kehrte der Druck im groBen Kreislauf sowie die Zeitdauer des Blutkreislaufs im kleinen allm~hlich bis zu ihrer an- f~nglichen ZahlenhShe zuriiek (Abb. 1).

Aus Tab. I I ersieht man die Ab- hi~ngigkeitsbeziehungen der Menge der in die Vene injizierten SalzlSsung zum Grade der Blutdrucksteigerung im gro- l~en Kreislauf und dem Grade der Ver- minderung der Zeitdauer des Lungen- kreislaufs. Es erwies sieh, dab eine gr5- Abb. 1. Der EinfluB der intravenSsen

Salzl i i sungsinjekt ionen auf die Umlaufs - Bere Menge SalzlSsung im Durchsehnitt zeit im kle inen Kreis lauf (resp. in den

eine verhMtnismaf~ig starkere Blu~5- Lungen). A = A b ~ z i s s e ; B = Z d t in Sek.; = Blutdruvk; D = Resp i ra t ionsk u rve ;

steigerung im groBen Kreislauf und B~elektrometrische Kurve; F=elektro- magne t i s ches Signal; ab =3,8 Sek. = U m -

eine darauffolgende starkere Vermin- launzeit (vor SalzlSsungsinj~ktion); derung der Blutkreislaufsdauer im klei- cd=8,2 Sek.=Umlaufszeit (nach Injekt. nen Kreise hervorrief. 100 ccm SalzlSsung).

TabeUe II.

Durchschni t tssSeige- D u r c h s c h n i t t l . u Menge der in die Vena rung des B lu td rucks r u n g der Ze i tdauer des

inj iz ier ten SalzlOsung i m g r o f l e n K r e i s l a u f Luugenkre i s l au f s in ccm in Proz. in Proz.

100 200 300 400 500 800

+ 6,1 + 11,1 ~- 37,3 ~- 24,6 + 47,7 + 130,8

- - 10,8 - - 9,4 - - 22,6 - - 25,3 - - 29,4 - - 52,0

8*

Page 4: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

116 S.O. Romm:

Abb: 2. Der EinfluB der Aderl~sse aus der Art. femo- raUs a uf die Umlaufsze i t im kleinen Kre is lauf (resp. i~ den Lunger~). Eik l i i rungen wie bei Abb. L ab = 6,0 S C k . = Umlaufsze i t (vor den Aderl~issen); cd = 7,2 Sek. = Umlaufszei~ (nach den Aderl~issen

- - 1 5 0 cm Blur).

Das Fehlen bestimmter Zahlenbeziehungen des Grades der Druck- steigerung im grol~en Kreislauf zum Grade der Verminderung der Zeit- dauer des Lungenkreislaufs hang~ augenscheinlich vom jemaligen Zu- stande der Herzt~tigkeit und des Gef~Btonus in jedem einzelnen Falle ab.

Bei den Versuchen mit SalzlSsungsinjektion haben wir zu gleicher Zeit auch abwechselnd rasche Aderlgsse aus der A. crttral, ausgeffihrt. Im gan- zen wurden bei 3 Versuchen 16 Aderli~sse mit jemaliger Blutentnahme yon

100--300 ccm vorgenommen. In Abh~ngigkei~ yon der

Menge des entnommenen Blu- tes entstand im groi~en Kreis- lauf in der Regel eine mehr oder weniger betr~chtliche Druckherabsetzung und par- allel eine Steigerung der Zeit- dauer des Lungenkreislaufs (s. Tab. I).

Bei diesen Versuchen er- wiesen sich ebenfalls keine be- stimmten Zahlenbeziehungen des Grades der Blutdruck- herabsetzung im grol~en Kreis- lauf zum Grade der Steigerung der Zeitdauer des Lungenkreis- laufs, wahrscheinlich infolge der verschiedenartigen Ge- schwindigkeit und des An- passungsvermSgens des Her- zens und der Gef~Be an die verminderte Blutfiillung der- selben (Abb. 2).

Die Versuche mit Druc]c au] die Aorta abdom, wurden sowohl vor als auch nach Vagotomie am Halse angestellt. Im ganzen wurden 93 Zeitmessungen (56 vet der Vagotomie bei 7 Versuehen und 37 nach derse]ben bei 4 Versuehen) vorgenommen.

In der Tab. I H sind einige Beispiele yon Messungen der Zeitdauer des Lungenkreislaufs vor und w~hrend des Drucks auf die Aorta abdom. sowie vor als auch naeh der Vagotomie angefiihrt.

Vor der Vagotomie zeigte sich wahrend des Drucks auf die Aorta abdom. (73,2 ~ eine Verminderung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs yon 3,3--44,4% (durchschnittlich yon 17,2~o); dabei steigerte sieh stets der ]~]utdruck im grol~en Kreislauf um 0,8--100% (durchschnittlich um 29,7~/o), und zu gleicher Zeit wurde gewShnlieh eine Pulsverlang-

Page 5: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes.

Tabelle III .

117

Respi- Zeit- !8chwank [ Blut- I Blutdruck dauer iderZeitd" Puls- i Be druek- Nr. des rati~ I l'uls" ! (syst~ d Blur- d. But- schwan- athwart-[ ms Experi- zahl I zahl diastol.) kreislfs, kreislfs. I kungen kungenlkungen

�9 i l n e n t s in ~/][in. l i l l Mill . i i l l mm-~[g [ in Sek. i n Proz . I in Proz. in Proz. ]

XXVII XXVII

XXXI XXXI

XXXI XXXI

XXXII I XXXII I

XXXI XXXI

X X X I XXXI

XXXIII XXXII I

XXXII I XXXII I

Kfinstl, Respirat. 54 ,, Druck auf die

A. abdom.. 54 Kiinstl. Respirat. 54 ,, Druck auf die

A. abdom.. 54 Kfinstl. Respirat. 60 ,, Druck auf die

A. abdom.. 60 KtinstL Respirat.. 52 ,, Druck auf die

A. abdom.. 52 Kiinstl. Respirat. 48 ,, Druck auf die

A. abdom.. 48 Kiinstl. Respirat. 46 ,, Druck auf die

168 i129--116 5,8

132 154--120 4,8 144 45--27 6,4

132 77--60 4,8 180 147--134 3,2

108 192~146 4 , 2 180 108--96 8,6

144 150--132 5,6 108 43--16 5,6

102 51--23 4,8 120 45--16 5,0

- -17 ,2 !d - 11,4

- -25,0 -~[91,6

-~ 31,3

- -34,9

- - 14,3

- - 2 1 , 4 . ~

- - 8 , 3 ~ .

-~ 19,9 ~ 40,0

-~ 38,2[ 20,0

+:i;i ~ + - - 1 -v A. abdom..

Kiinstl. Respirat. ,, Druck auf die

A. t~bdom.. Kfinstl. Respirat. ,, Druck auf die

A. abdom..

46 108 60 168

60 196 56 156

56 ]44

62--33 39--15

107--93 47--32

104--77

4,o 7,0

4,2 6,4

4,4

- - 20,0

- - 40,0 ~- 270,3!+ 16,7 I

--31,2 -~ 127,5 ~ 7,7

samung yon 6,7--50% (durchschnittlich yon 21,9%) wahrgenommen. AuBerdem steigerte sich bedeutend die Energie der Herzkontraktionen, was aus der Steigerung des Pulsdrueks zu ersehen ist.

Nach der zweiseitigen Vagotomie war die BIutdrucksteigerung im groBen Kreis]auf w~hrend des Drueks auf die Aorta natiirlich nieht, mehr yon e iaer merk l iehen B r a d y k a r d i e begle i te t , da ref lektor isehe R e i z u n g e n der h e m m e n d e n F a s e r n des Herzvagus n ieh t mehr v o r h a n d e n sein konn ten . Desha lb er re ichte aueh die B lu td rueks t e ige rung n a c h der Vagotomie einen hOheren Grad, indem sie zwisehen 5 ,4- - 328,6 ~/o v-ari ier te (durchschni t t l ich 82,1%) ; eine Verminderung der Ze i tdauer des L u n g e n - kreis laufs l a n d 0fret s t a r t (in 97,3% aller F~lle), und zwar in grSBerem Umfange - - yon 3 ,3- - 40 % (durchsehni t t l ieh 22,6 % ) - - als un t e r dense lben Umst,~nden vor der Vagotomie .

I n einigen F~l len Yerblieb w~hrend des Drueks auf die A o r t a d ie Ze i tdaue r des Kre is laufs im kie inen Kre is lauf en tweder ohne merk l iche Ver/~nderung oder aber s te iger te sich sogar, was tei lweise yon dem G r a d e der Blur im groBen Kre is lauf und haupts~chl ieh yon

r

Page 6: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

118 S.O. Romm :

dem Zustande der Herzt~tigkei~ abhing. Offenbar wurde in diesen FMlen zufolge yon Blutstauung im ]inken Vorhofe eine Drucksteigerung in den Lungenvenen erzeugt, wobei die Differenz des I)rucks am Ein- und Ausgange des kleinen Kreislaufs sich unver~ndert, in seltenen F~llen sogar als herabgesetzt erwies.

Im allgemeinen bewiesen alle unsere Versuche mit Infusionen sowie mit Aderl~ssen und Druck auf die Aorta eine unbedingte und be- tr~chtliehe Abh~tngigkeit der Zeitdauer des Lungenkreislaufs (des Blut- drucks im kleinen Kreislauf) yore Blutdruck im groBen Kreislauf. Es zeigte sich, dab parallel mit der Blutdrucksteigerung oder -herabsetzung im groBen Kreislauf in der Regel eine bedeutende Verminderung oder Steigerung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs einhergeht (resp. eine Blutdrucksteigerung oder -herabsetzung im kleinen Kreislauf). Das Fehlen pr~ziser Zahlenbeziehungen ist, teilweise wenigstens, auf die unregelm[iBige Herzt~tigkeit, sowohl der rechten Herzkammer, welche in jedem einzelnen Falle verschiedenartig auf die Schwankungen des Blutzuflusses reagiert, als auch der linken Herzkammer, bei deren funktionellen Abschw/~chung die Entleerung w~hrend der Systole unvollst~ndig vor sich geht, zuriickzuffihren, wodurch Blutstauungen nachfolgend im linken Vorhofe und in den Lungenvenen entstehen.

Die Frage betreffs des Einflusses der Pulszahl auf die Zeitdauer des Blutkreislaufs ist durchaus nicht neu.

Eine ganze t~eihe Autoren [Heringl), Vierordt~), Bernsteina), Valentin3), Vol]~mann4), Stewart~), SteinhausS)] haben dieselbe einem Studium unterwoffen, sind aber zu verschiedenen hleinungen gelangt. So meinten die einen, dal~ die Pulsbeschleunigung die Zeitdauer des Blutkreislaufs vermindert, die anderen dagegen, da]~ letzterer sich durch dieselbe absolut nicht ver~ndert. Dennoch fiel es den Physiologen schwer, sich yon der aprioristischen Vorstellung, dal~ die Pulsbeschleuni- gung, z. B. bei Fieber, eine Beschleunigung der Blutzirkulation hervor- rufen miisse, zu trennen. Diese Erw~gungen veranlal~ten die Physiologen zu wiederholtem Studium dieser Frage.

Durch unsere Methode wurden wir zu einer Nachuntersuchung des Einflusses der Pulsbeschleunigung auf die Zeitdauer des Lungenkreis- laufs (resp. die Zeitdauer des Blutkreislaufs im kleinen Kreise) gelenkt..

Um eine Pulsbeschleunigung bei Hunden hervorzurufen, haben wir Reizung des zentralen Endes des N. ischiadici mit InduktionsstrSmen

1) Zeitschr. f. Physiol. 5. 1833. 3) ,,Die Erscheinungen und Gesetze der Stromgeschwindigkeit des Blutes naeh

Versuchen." Frankfurt a.M. 1858. 3) It. Tigerstedt, ,,Die Physiologie des Kreislaufs." Leipzig 1893. S. 493. a) ,,Die H~modynamik nach Versuchen." Leipzig 1850. 5) Journ. of physiol. 2~. 1897. 6) Arch. internat, de physiol. 5. 1907.

Page 7: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die lmagenkreislaufsdauer des Blutes.

Tabelle I V .

119

l~r. des Experi- meDts

XX1 XXI

XXI XXI

XXVIII XXVII]

XXVII] XXVIII

! I I zo t- o waok. 4 lut

Puls- BIu tdruck dauer t der Ze td druok. Puls- ' (systol.. ' ' schwan- zahl zahl . d. Blut- d. Blut- schwan-

dtastol.) kreislfs, kreislfs, kung kungen in Min. in Min. in mm-Hg in Sek. in rroz. inProz, inProz.

Kiinstl. l~espiration 60 132 96 69 4,0 ,, Reizung des zen-

tralen Endes des N. ischiad. 60 192 132 118 3,6

Kiinstl. Respiration 60 132 9 6 ~ 9 4,0 ,,Reizung des zen-

tralen Endes des Iq. ischiad. . . 60 216 172 150 3,0

Ktinstl. Respiration 32 144 89 61 3,8 ,,Reizung des zen-

tralen Endes des N. ischiad. . . 32 216 140---105 2,4

Ktinstl. Respiration 42 72 139 118 6,0 ,,Reizung des zen-

tralen Endes des ~T. ischiad. 42 108 2 1 3 2 0 7 3,4

Rolh~n- a b s t a a d

10,0 -- 50,6 4- 45,5 20

- - 25.0 -- 94.0 -]- 63,6 10

36,8 4- 64,0 4- 50,0 ]0

- - 4 3 , 3 4- 66,7 + 50,0 15

(103 Messungen bei 11 Versuchen) und die zweiseitige Vagotomie am

Halse (15 Versuche) angewandt . I n der Tab. I V sind Beispiele yon Messungen der Zei tdauer des

Lungenkreis laufs vor und w~hrend der Reizung des zentra len Endes

des N. ischiad, durch Indukt ionss t rSme verschiedener St~rke (bei einem

Rol lenabs tand von 20 - - 15 10 cm des Du-Bois -Reymondschen Schli t ten-

apparats) angef i ihr t (s. Abb. 3). Es ergab sich in 79,9% aller F~Ile eine Pulsbeschleunigung ~on

1 - -73 ,3% (durchschni t t l ieh yon 21,5%); der B lu td ruck im groBen Kreis-

lauf s te iger te sich in 84, 9 % der FMle yon 11,1 - - 130,2 ~o ( durch schnit t l ich auf 40,7 %); dagegen ve rminder te sieh die Ze i tdauer des Lungenkreis laufs

fast in allen F~llen (94,5%) in den Grenzen yon 3 , 2 - - 7 5 % (dureh-

schm'ttlieh auf 18,8%).

Tabelle V.

Schwan- Schwan- Schwankungen Schwan- Sehwan- S c h w a n k u a g e n kungen der k u n g e n des der Ze i tdauer k u n g e n der k u n g e n des der Ze i tdauer

Pulszahl B lu td rucks I desBlu tkre i s l f s . Pa l szah l B lu td rucks des Blutkreis l ls .

in Proz. in Proz. in Proz, in Proz. in Proz. in Proz.

7,7 4- 6,3 ~- 14,3 Jr 14,3 H- 17,6

-~ 1,6 4- 35,8 § 2,2 -~- 33,8 4- 48,5

- - 3,4 - - 37,7 - - 4,0 - - 12,9 - - 26,0

+ 55,6 50,0

+ 46,2 -r 70,0 4- 77,8

4- 41,2 66,7

4- 130,2 4- 32,1 -~ 58,4

-- 22,2 - - 43,3 - - 75,0 - - 14,2 - - 26,9

Page 8: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

120 S.O. Romm:

Die Tab. V zeigt Beispiele der Wechselbeziehungen des Grades der Pulsbesehleunigung, der Blutdrucksteigerung im grol~en Kreislauf und der Verminderung der Zeitdauer des Lungenl~'eislaufs bei Reizungen des zentralen Endes des N. ischiadici.

Wie aus derselben ersichtlich, entstand p~rallel mit der Pulsbe- schleunigung in der Regel eine Blutdrucksteigerung im grol~en Kreislauf; dementsprechend verminderte sich in der Regel die Zeitdauer des

Abb, 3. Der Einflul3 der Re izung des zentr. Endes des N. ischiad. (nach zweise i t iger Vago tomie ) auf die Umlaufsze i t im kleinen Kre i s lauf (resp. in den Lungen) . Erkl~irungen wie bei Abb. 1. ab = 4,4 Sek. = Umlaufsze i t (vor der Re izung des N. ischiadic.); c d = 3,4 Sek. = Umlau f sze i t (W~hrend der Re i zung des N. ischiad. ---

Ro l l enabs t and 15 era).

Lungenkreislaufs. D~bei stimmte der Grad der Verminderung der Zeit- dauer des Lungenkreislaufs in den meisten Fgllen mit dem Grad der Blutdrucksteigerung im grol~en Kreislauf, unabhgngig vom Grade der Pulsbesehleunigung, iiberein.

Die beiderseitige Vagotomie am Halse nahmen wir bei 15 Versuchen vor, Die Zeitmessungen des Blu~kreislaufs wurden unmittelbar vor und naeh der Vagotomie, attfgenommen.

Aus Tab. VI ersieht man den Einflul~ der Vagotomie auf die Zeit- d~mer des Lungenkreislaufs. Es erwies sich, dab bei guter Herzti~tigkeit in der Regel eine Pulsbesehleunigung yon 9,1--182,7 ~ (durchschnittlich von 79,2%) sich bemerkbar machte, welche yon der fiblichen Blu~druck-

Page 9: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes.

Tabelle FI.

121

! Ze i t - ] D u t c h - I D u r c h - I Sehwank. Blut- dauer ~ schnittl. Isehnittl. I dor Zeitd, druok- Pul~-

Nr. des Respi- d.Blut-[ Blur- ] Puls- / des Blut- schwan- schwan- Experi- ration ~ kreislls.~ druck za.hl / kreislfs, kungea kungen ments in Sek. iinmm-Hg in Min. I in l~roz, inProz, in Froz.

XLII ktinstl. Vor der Vago- tomie . . . . 5,0

XLI1 ,, Nach der Vago- tomie . . . . 4,3

XLVIII ,, Vor der Vago- tomie . . . . 4,1

XLVIII ,, Nach der Vago- tomie . . . . 2,6

XLVII ,, Vor der Vago- tomie . . . 4,8

XLVII ,, Nach der Vago- tomie . . . . 4,9

XXVI ,, Vor der Vago- tomie . . . . 6,4

XXVI ,, Nach der Vago- tomie . . . . 4,9

XLV natiirl. Vor der Vago- tomie . . . . 6,0

XLV ,, Nach der Vago- tomie . . . . 3,4

XLVI kiinstl. Vor der Vago- tomie . . . . 7,4

XLVt ,, Nach der Vago- tomie . . . . 5,6

126

131

122

107

110

113

129

97

147

133

148

148

184 - - 14,0

96

174 - - 36,6

108

177 + 2,1

84

178 I --23,4

6O

168 - - 43,3

75

212 - - 24,3

-~ 4,0

@ 29,5

+ 2,8

~- 11,5

+ ~1,5

+ 11,3

+ 24,3

+ 81,3

@ 63,9

+ 111,9

@ 180,0

-5 182,7

steigerung im groBen Kreis lauf yon 2 ,8 - -51 ,5% (durchschnit t l ieh yon

22,1%) begleitet war ; es ergab sich in der Regel eine mehr oder weniger

bedeutende Verminderung der Zei tdauer des Lungenkreis laufs yon

3,1 43,3% (durehschni%tlieh yon 22,9%). Bei den wenigen Versuchen, bei denen die Herzta t igkei$ bereits vor

der Vagotomie herabgesetz t war, oder aber nach derselben raseh sank,

wurde sehon keine mehr oder weniger bedeutende Pulsbeschleunigung

und Blutdrueks te igerung im groBen Kreis lauf beobachte t . H i n und

wieder zeigte sich sogar eine kleine Verminderung desselben; in diesen

F~llen wurde in der Regel auch keine bedeutende Verminderung der

Zei tdauer des Lungenkreis laufs beobaehte t .

Aus den in Tab. VI angefi ihrten Wechselbeziehungen des Grades

der Pulsbeschleunigung, der Blu tdrucks te igerung und der Verminderung

der Zei tdauer des Lungenkreislaufes wird ersichtlich, dab der Grad der

Verminderung der Zei tdauer des Lungenkreis laufs sich nicht in Uber-

e ins t immung mi t dem Grade der Pulsbeschleunigung befand, sondern

Page 10: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

122 S.O. Return:

mehr mit dem Grade der Blutsteigerung im groBen Kreislauf. Daraus folgt, daB, obwohl die Pulsbesehleunigung bei den Versuehen mit der Reizung des N. isehiad, und der Vagotomie in der Regel yon einer Ver- minderung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs begleitet war, sie dieselbe jedoeh nieht unmittelbar hervorrief; aus allen diesen Versuehen kann man den Schlul~ ziehen, dab die Pulsbesehleunigung eine Verminderung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs nur insofern hervorruft, als sich dabei der Blutdruek steigert.

II. Der Einflufl der Atembeweffungen und deren Rhythmue. Die Atembewegungen miissen a priori auf rein mechanisehem Wege

einen EinfluB auf die Zeitdauer des Lungenkreislaufs ausfiben. Der EinfluI] der Erweiterung der Lungen bei der Inspiration und des Zu- sammensinkens derselben bei der Exspiration auf die Lungengef~Be ~uSert sieh scheinbar in periodisehen Sehwankungen ihrer Weite. Daher miissen die Atembewegungen, indem sie die Bedingungen der Blutzirkulation in den Lungengefi~Ben ~ndern, einen Einflui~ auf die zeitdauer des Lungenkreislaufs ausfiben.

Den Einflul~ der Atembewegungen auf die Zeitdauer des Lungen- kreislaufs haben wir sowohl bei natiirlicher, als auch bei kfinstlicher Respiration des Tieres untersucht. Zu diesem Zweeke wurde der Hnnd tracheotomiert und in die LuftrShre ehle mit einem Hahn versehene Kaniile eingebunden. B e i natfirlicher Respiration atmete er durch diese Kanfile, bei kfinstlicher, nach einer Injektion yon Curare und nach Verbindung der Kanfile durch einen Gummischlauch mit dem Blasebalg, welcher mit der Hand oder durch einen Motor in Bewegung gesetzt war, wurde die Inspiration dutch aktives Lufteinblasen in die Lungen und die Exspiration passiv dutch Verengerung des Brustkorbes bewerkstelligt.

Dutch Sehliel3en des Hahns der Traehealkanfile auf dem HShepunkte der In- oder ]~xspiration wurde uns die MSglichkeit gegeben, einen ver- sehiedenen Grad der Erweiterung oder der Verengerung der Lungen zu erzielen und diese Zust~nde w~hrend der ffir die Zeitmessungen des Lungenkreislaufs n6tigen D~uer zu fixieren. Bei kiinstlicher Respiration gelang dies mit Leichtigkeit, dagegen bei natiirlicher verhMtnismi~l~ig selten, da oft noch vor Beendigung der Zeitmessung beim Hunde krampf- hafte A~mungsbewegungen eintraten, welehe die normalen Bedingungen der Versuehe beeintr~ehtigten.

In der Regel wurde die Zeitdauer des Lungenkreislaufs vet und sofort nach der Atemstockung bestimmt. Unmittelbar nach Beendigung der Zeitmessung wurde die nattirliche oder kiinstliehe Respiration dureh 0ffnen des Hahns der Traehealkaniile wieder hervorgerufen. Der Atem wurde gew6hnlich angehalten bei Beginn, ca. auf der H~lfte und auf

Page 11: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes.

Tabel le V I I .

123

Respi Zeit- Schwank. Nr. des " Puls- B lu td ruck dauer der Zeitd. l~xperi- rations-J zahl (systo].- d. Blur- d. Blur- ] meri ts zahl I diasto].) kreislfs, kreislfs. I

in Min. l in Min. in m m - H g in Sek. in Proz. '

XVI XVI

XV

XV XXI XXI

XXI XXI

XXII XXII

XXII XXII

XXII XXlI

XXII XXII

Kiins~liche Respiration ,, Atem aufgehalten bei

Inspiration Kiinstliche Respiration ,, Atem aufgeh~lten bei

Exspiration . Kiinstliche Respiration , Atem aufgeh~lten bei

Inspiration . Kiinstliche Respiration ,, Atem aufgehalten bei

Exspiration Natiirliche Respiration

,, Atem aufgehalten bei Inspiration

Natiirliche Respiration ,, Atem aufgeha]ten bei

Exspiration . NatiiIliche Respiration ,, Atem aufgehalten bei

Inspiration Natiirliche Respiration , ,Atem aufgehalten bei

Exspiration

54

54

4O

5o

10

1 0

11

10

182 131 73 4,6

170 97 76 5,8 192 87 66 5,4

192 107 71 4,6 114 130 104 5.4

120 106 88 7,2 192 84 56 6,4

168 100 53 5,0 84 130 42 5,2

72 104---34 6,6 78 123-41 5,6

84 126 63 5,0 72 93--60 7,0

72 81 53 7,8 72 91 -49 7,4

78 96 60 6,0

Blur- Schwan- druck- , km~gen

schwan- der kungen IPulszald

in Proz. in Proz .

26,0 14,7 6.6

14.8 -- 15,6 0

~-33,3 --17,1 -- 5.3

21,8 -a 10,0 12,5

~- 26,9 - - 19,8 - - 14,3

11,5 -b 15,9 -~ 7,7,

11,4 13,0 0

18,9 ~- 11,4 F+ 8,3

dem H 5 h e p u n k t e der Insp i ra t ion . Bei k i ins t l icher Resp i r a t i on wurden ca. 400 ccm Luf t (bei Resp i ra t ion mi t t l e r e r Tiefe) oder 800 ccm (bei t iefer) eingeblasen.

I n Tab. V I I s ind die Beispiele von Ze i tmessungen des Lungen- kreis laufs w~hrend der In- und Exsp i r a t i on bei kf inst l icher Resp i ra t ion (82 Ze i tmessungen bei 10 Versuchen) als auch bei na t i i r l icher (68 Zeit- messungen bei l0 Versuchen) angef i ihr t (Tab. VII ) . Es erwies sich, dab bei schwachem und m i t t l e r e m Grade k f ins t l i che r I n sp i r a t i on die Zeit- dauer des Lungenkre is laufs nur u n b e d e u t e n d e n Schwankungen unter lag, welehe im a l lgemeinen die Grenzen de r f ibl ichen ind iv idue l len Schwan- kungen n ich t f iberschr i t ten . Auf der H6he der k i ins t l ichen I n s p i r a t i o n (bei A$mung mi t t l e r e r Tiefe) wurde bei 27 Ze i tmessungen (bei 7 Ver- suchen) ausnahmslos (100%) eine Ste igerung der Ze i tdaue r des Lungen- kreis laufs yon 5 , 3 - - 5 8 , 6 % (durchschni t t l i ch yon 20,4%) befunden; der B lu td ruck im grol~en Kre i s lauf v e r m i n d e r t sich dabe i ebenfal ls ohne Ausnahme auf 2 ,7 - -32 ,5% (durchschni t t l ich auf 11,9%).

Page 12: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

124 S.O. Romra :

Bei tiefer Respiration ergab die volle kiinstliche Inspiration ungefghr eine ebensolche Steigerung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs (durch- schnittlich yon 18,3~ W~hrend der vollen Exspiration bei kiinstlicher Atmung mittlerer Tiefe ergab sich bei 34 Zeitmessungen (bei 10 Ver- suchen) in. der Mehrzahl der F~tlle (88,5%) eine Zeitverminderung des Lungenkreislaufs yon 2,7--32,5% (durchschnittlich yon 14,8%) bei einer Blutdrucksteigerung im groSen Kreislauf yon 1,3--57,7 ~o (durch- schnittlich yon 13,3%). Bei tiefer kiinstlicher Atmung fand w~hrend der vollen Exspiration eine Verminderung der Zeitdauer des Lungen-

Abb. 4, Der Einflut3 der A tembewegungen (inspiratorische Erwei te rung der Longen) auf die Urnlaufszeit im kleinen Kreis lauf (resp. in den Lungen) bei kiinstlicher t~espiration. Erkl~trungen wie bei Abb. 1. ab = 5,8 Sek. = Umlaufszei$ normal ;

cd = 7,2 Sek. = Umlaufszei t (sofort nach der A tems tockung bei Inspirat ion)

kreislaufs in nngefahr demselben Mal]e start (durchschnitthch auf 15,6 %). Schwache und mitteltiefe, natiirliche Inspirationen beeinflul]ten die Zeit- dauer des Lungenkreislaufes sehr wenig. Bei roller natiirlicher In- spiration bei 22 Zeitmessungen (bei 8 Versuchen) gelang es nut bei 14, den Atem fiir die zur Messung ben6tigte Zeitdauer aufzuhalten; bei den iibrigen wurden krampfhafte Atmungsbewegungen bei geschlossener Tra- chea wahrgenommen, wahrscheinlich infolge der beginnenden Asphyxie.

Als Ergebnis erwies sich in der Mehrzahl der gelungenen Messungen (92,9%) w~hrend der vollen kiinstlichen Inspiration in der Regel eine Steigerung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs yon 4,1--48% (durch- schnittlich yon 22,2~ bei einer Blutdruckherabsetzung ira groSen Kreislauf yon 2,9--25,9% (durchschnittlich yon 13,8%) (s. Abb. 4).

Page 13: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes. 125

Auf der HShe der Exspiration bei kfinstlicher Atmung bei 29 vor- genommenen Zeitmessungen (bei 9 Versuchen) gelang es uns, den Atem flit die zur Messung benStigte Zeitdauer 15 real (bei 4 Versuchen) auf- zuhalC~n. In den fibrigen Fgllen wurden die ~flr die Versuche n6tigen normalen Bedingungen durch krampfhaffe Atmungsbewegungen gestOr~. Als Ergebnis erwies sich auf der tt6he der natfirlichen Exspiration in der Regel (93,3%)eine Verminderung der Zeitdaucr des Lungenkreislaufs yon 6,6--29,7% (ira Durchschnitt yon 16,5%), wobei ausnahmslos eine

Abb. 5. Der Einflul~ der A t e m b e w e g u n g e n (exspira tor isches Z u s a m m e n - fa l len der Lungen) auf die Umlaufsze i t im kle inen Kreis lauf (resp. in den Lungen) bei k i ins t l icher Respira t ion. Erkl~trungen wie bci Abb. ] . ab = 5,8 Sek. = Umlaufsze i t (normal) ; c d = 4,6 Sek. = Umlaufsze i t (sofort

u a c h der A t e m s t o e k u n g bei Exspira t ion) .

unbedeutende Blutdrucksteigerung im gro•en Kreislauf yon 2,4--15,9% (durchschnittlich von 7,5%) stattfand (s. Abb. 5).

So erwiesen sich sowohl bei natfirlicher ~ls auch bei kfinstlicher Atmung des Hundes w~hrend schwacher und mitteltiefer Inspirationen ~ul~erst geringe Zeitd~uerschwankungen des Lungenkreislaufs; bei voller kiinstlicher Inspiration, ~ls Regel, verl~ngerte sich die Zeitdauer im Durchschnitt um 200/0 bei ~usnahmsloser Herabsetzung des Blutdrucks ira grol~en Kreislauf (durchschnittlich um 10%); die volle Inspiration bei natfirlicher Atmung ergab ebenfalls eine ausnahmslose Zeitdauer- steigerung des Lungenkreislaufs (durchschnittlich auf 22,2%) bei iiblicher Blutdruckherabsetzung im groBen Kreislauf (auf 13,8% im Durchschnitt). Bei kiinstlicher Atmung setzt die Exspiration in der Regel die Zeitdauer des Lungenkreislaufs herab (durchschnittlich auf

Page 14: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

126 S. 0. Romm:

15%), und bei natfirlicher t r i t t ebenfalls eineZeitdauerverminderung ein (durehsehnittlieh auf 16,5%); in bdden Fgllen steigert sich ein wenig der Blutdruek im grol~en Kreislauf (bei kiinstlicher Respiration durch. schnittlich auf 13,3% und bei natiirlicher auf 10%).

Derart wirkte sowohl bei natiirlicher als auch bei kfinstlieher Atmung die volle Inspiration hemmend, die volle Exspiration dagegen beschleunigend au/ die Blutzirkulation in den Lungen, wobei sich die Hemmung ver- h~ltnismi~l~ig ein wenig sti~rker (20--22%) erwies als die Beschleunigung (15--16%).

Zwecks Erforschung des Einflusses der Schwankungen des Atem- rhythmus auf die Zeitdauer des Lungenkreislaufs wandten wir beim Hunde periodisch Besehleunigung der kiinstl ichenAtmung versehiedener Grade an (yon 20--800 %). Die Zeitmessungen des Blutumlaufs wurden sowohl unmit telbar vor, als auch wghrend der Atembeschleunigung (ira ganzen 73, wovon 46 bei Respiration mittlerer Tiefe und 27 bei tiefer Atmung) ermittelt.

Als Beispiel fiihre ich in Tab. V I I I einige Zeitmessungeu wghrend versehiedener Rhythmen der ktinstlichen Atmung (tiefen Typus) an.

Tabelle VIII.

Nr. des Experi- ments

XXI XXI

XXI:II XXiII

XXXIII XXXIII XXXIII XXXlII

Kiinstl. Respirat.

Zeit- Schwank. Blur- iSchwan" P ~ e s p i - P a l s - BlUtdruck dauer derZeitd.! druck- !kangen

rations- zahl (systol.- Id. Blut-] d. Blut- schwan- der zahl Min ~ diastol.) i kreislfs" I kreislfs, kungen Pulszahl

in Min. in . in mm-Hg , in Sek. in Proz. in Proz. in Proz.

156 156 180 168 204 2O4 204 204

144--133 144--132 147--128 95--85

130--123 122--113 92--83 69--59

I

I 4,4 5,0 6,2 9,2 5,0 5,6 6,2 7,2

24 42 28 60 28 42 90

144

~- 13,6

-~ 48,4

q- 12,0 ~- 24,0 q- 44,0

2,2

- - 34,8

- - 7,1 - - 30,7 - - 49,6

0

--6,7

0 0 0

Schwank. des Atem- rhythmus

in Proz.

-k 75

-q- 114

§ 50 q- 221

414

Der Atemrhythmus beschleunigte sich bei der kiinstlichen l~e- spiration mittlerer Tiefe yon 20-- 340 ~o. Bei normalem Zustande ergaben sich 18--54 Atembewegungen in der Minute, bei kiinstlieh beschleunigter Respiration stiegen sie bis 156 in der Minute. Bei der Rhythmus- beschleunigung der kiinsthchen Respiration mittlerer Tie~e erwiesen sich gul~erst unbedeutende Schwankungen der Zeitdauer des Lungen- kreislaufs und des Blutdrueks im grol~en Kreislauf, welehe im allgemeinen nicht die Grenzen der fibliehenindividuellen Sehwankungen fiberschritten. Bei der Beschleunigung der kfinstlichen Respiration tiefen Typus haben wir den Atemrhythmus bedeutend verstgrkb (VOI1 7--800%). In der Norm war er gleich 12--30 Atemziigerl in der Minnte~ bei Beschlemfigung

Page 15: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes. 127

der Respiration hob er sieh bis 144 in 1 Minute. Bei tiefem Typus kiinstlicher Respiration ergab die Rhythmussteigerung in den meisten F~llen (92,6%) eine Steigerung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs yon 3,2--48% (durehsehnittlich yon 21,6%); dabei waren die 1)ulszahl- sehwankungen unbedeutend, w~hrend in der Mehrzahl der Fiille (96,3 %) eine mittelmaBige Blutdruckherabsetzung im groBen Kreislauf yon 2,2--56,7% (durchsehnittlich yon 17,8%) stattfand.

Der Grund der VerzSgerung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs bestand darin, dug dureh die Beschleunigung der kiinstliehen Respiration ein sozusagen verlangerter Inspirationszustand der Lungen hervor- gerufen wurde. In Wirklichkeit verkiirzt sich je naeh dem Grade der Atembeschleunigung die Exspiration immer mehr, wahrend die aktive Inspiration wie vordem im vollen Umfange vor sich geht. Derart erweisen sich die Lungeu bei der Besehleunigung des Atemrhythmus eine l~ngere Zeit in inspiratorischem als in exspiratorisehem Zustande. Daraus, wie aueh bei der Einzelinspiration aus der bei der Besehleunigung des Atemrhythmus beobaehteten Steigerung der Zeitdauer des Lungen- kreislaufs folgt, wie es seheint, daft dieselbe yon der Kompression der Lungengefafe abhangt, wodureh aueh die maBige Blutdruckherab- setzung im grol~en Kreislauf zu erklaren ware, da die Kompression der LungengefaBe den Blutstrom aus dem rechten in das linke l~Ierz hemmt.

Der Grad der VerzSgerung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs und parallel der Blutdruckherabsetzung im gro6en Kreislauf befindet s ich im allgemeinen in l~bereinstimmung mit dem Grade der Besehleunigung des Atemrhythmus. Nicht selten fehlte diese •bereinstimmung iufolge individuell verschiedener Reaktion seitens des Herzens in jedem einzelnen Falle der Atembesehleunigung und der Vermehrung der StSrungen fiir die Herzarbeit.

Die Ergebnisse unserer Versuehe fiihren zu nachstehenden Schlufl- ]olgerungen:

I. Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes (resp. der Blutdruek im kleinen Kreislauf) befindet sich zweifellos in betrachtlicher Abhangigkeit vom Blutdruck im grol~en Kreislauf; die Druekschwankungen in letzterem rufen im allgemeinen bedeutende, iibereinstimmende Zeit- dauerschwankungen des Lungenkreislaufs (resp. des Blutdrueks im kleinen Kreislauf) hervor; eine bestimmte, proportionale Abhangigkeit hat sich nieht ergeben.

II. Die Sehwankungen der Pulsfrequenz an und fiir sich fiben keinen unmittelbaren Einflu8 auf die Zeitdauer des Lungenkreislaufs aus; die Steigerung der Pulsfrequenz ruft eine Verminderung der Zeitdauer des Lungenkreislaufs nur indirekt, im Falle einer gleichzeitigen Blutdruck- steigerung, hervor.

Page 16: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes

128 S. O. Romm: Die Lungenkreislaufsdauer des Blutes.

III. Die Atembewegungen des ttundes (resp. inspiratorische Er- weiterung und exspiratorische Verengerung der Lungen) bei natiirlicher oder kfinstlicher Respiration rufen bestimmte Zeitdauerschwankungen des Lungenkreislaufs hervor, und zwar: die Inspiration eine Steigerung, die Exspiration dagegen eine Verminderung der Zeitdauer des Lungen- kreislaufs.

IV. Nur eine mehr oder weniger betr~chtliche Beschleunigung und Vertiefung der Atembewegungen bei kiinstlicher Respiration iibt einen hemmenden Einflul~ auf die Zeitdauer des Lungenkreislaufs aus.

An dieser Stelle spreche ich dem hochgeehrten Herrn Prof. Dr. Tschagowetz, der mir bei der Abfassung vorliegender Arbeit mit seinem Rat beistand, meinen besten Dank aus.